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Die Zukunft, 27. Januar, Jahrg. XX, Bd. 78, Nr 17.

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nachdruck verboten.

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ErscheintjedenSonnabend.

PreisvterteljäbruthssMachdieeinzeer Nummer 50Pf-

Berlin.

VerlagsdexrZukunft.

WilhelmstraßeSA.

1912.

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Berlin, den 27.Januar 1912.

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Jnventur-Ausverkauf.

»«-’·XierTagevorderHauptwahlbatmichderberliner Vertreter

TITXder(fürdiePariserStimmung wichtigsten) ZeitungLeMatin, ihmzusagen,wieichmirdasWahlergebnißunddasAntlitzdes

neuen Reichstages vorstelle.Nie(antwortete ich ihm) habe ich

Neigungnoch BerufzumProphetenamt gefühlt.Und diesmaldie Wahlbilanzahnen?Das wärenoch schwereralsdieEnträthse- lungderSymbolikerdramen, dieJhr Sarcey undurchsichtigwie eineTintenflaschesand.Aberauch ohne Prophetengabe, meinen Sie,könneman ungesährvermuthen,welchenEindruckdieKämpfe um dieReformen despreußischenWahlrechtesundderReichs- sinanzen,dieTheuerungderLebensmittel, derMarokkohandel unddieanglo-deutschenFriktionen indieVolksseele gemachtha- ben.Hier stock’ich schon.Kann diese Volksseeledenndurchdie Ab- gabevonStimmzettelnzu klarem Ausdruck kommen? Wirhaben dasliberalste(im alten, schon ein Vischen altmodischenSinn des Wortes)Wahlsystem:allgemeinesundgleichesStimmrecht,di- rekteundgeheime Wahl. Doch unsereWahlkreisesindeinander an

Größenichtgleich,sindnoch,wie sievorvierJahrzehnten waren:

undSie wissen ja auchinFrankreich,wiesichseit dieserZeitdie VolkszahlunddieNeichsstrukturveränderthat. (JmfünstenPa- ragraphen desWahlgesetzesfürdenReichstag desNorddeut- schenBundes,dasam einunddreißigstenMai1869inKraft trat, wargesagtwordem »JnjedemVundesstaatwirdausdurchschnitts

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lich hunderttausend Seelen derjenigenBevölkerungzahl,welche denWahlenzumVerfassunggebendenReichstagzuGrunde ge- legen hat,einAbgeordnetergewählt.EinUeberschußvonmin- destens fünfzigtausendSeelen derGesammtbevölkerungeines Bundesstaates wird vollen hunderttausendSeelen gleichge- rechnet.-Jneinem Bundesstaat, dessenBevölkerunghundert- tausend Seelen nicht erreicht,wird einAbgeordnetergewählt- Eine Vermehrung derZahlderAbgeordneteninFolgederstei- genden BevölkerungwirddurchdasGesetzbestimmt.«)Die Ab- sicht auf dieseVermehrungistbisheute nicht ausgeführtwof- den. Wir haben Abgeordnete, dievon achttausend,undandere- dievon fastzweihunderttausendStimmengewähltsind. Alsoeine Demokratie, derenMachtbereich durch einefrommeLügebegrenzt ist. Durcheine jeder Regirung, dienichtzuGunstenderMasse abdanken will, schwer entbehrliche.Denn daindenstädtischen Wahlkreisen,indeandustriecentren, indie immer neue AGREE-«

heerevon derAckerscholle hereindringen,die Volkszahlvielhöher alsindenländlichenVezirkengestiegen ist,würdediezeitgemäße Abgrenzung derWahlkreise heutenur Denen nützen,deren Ziel dieuneingeschränkteVolksherrschaft ist.DahabenSie schoneine Fehlerquelle. Zweite:Das DeutscheReichkennt keine Pro- portionalwahl. DieMinderheitensindimReichstag nichtver- treten; und sind oft doch sehr groß.Wer inunserenIndustrie- städten nicht füreinen Sozialdemokraten zustimmenvermag, ist eigentlichWahlrechtle; denndieMehrheit desrothenKandidas ten ist meist so großundso sicher, daßdieAbgabeeines nicht fiir ihn stimmenden Zettels zur werthlosen Demonstraiion wird.

Trotzdem hatderWahlkampsdesJahres1907 denSozialdemo- kratenVerlustegebracht? Sitzverluste;ihreStiintnenzahlist auch damals gestiegen. Sitzehaben sieverloren, WeildieAnmeran teien,von denennurdasCentrum ausgeschlossenwar, gethan ha- ben,alstrenne siekeinZwistzweilsieinEintrachtgkgendenFeind

derVourgeoisiefochten.Mit solchemKriegsplänchenist stetsein Erfolgzuholen-WennKonservativeundLiberale,Landvolkund Jndustrievolk,dieeinander sonstschmähenund schonunglosbe- kämpfen,sichzurtreugadeientschließenundgemeinsamstimmen»

könnensieinmanchem Wahlkkeis denSozialdemokratendas Mandatwegkapern. DochdieNachwirkungdesKniffes währt

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Jnv entur-Ausv erkauf. 105

nichtlange; dieerkünstelteEinheitkannkeineernsteProbe beste- hen.Diesmal wendet dieWuthderKampslustigen sichwiderdie Konservativenund dasCentrum ;undwirmüssenmitderMög- lichkeit rechnen, daßviele Liberale schonamTagderHauptwahkt füreinen Sozialistenstimmen werden,weilsie ihndemAgrarier oderCentrumsmannvorziehen.JmJanuar1907warderReichstag unter demFeldgeschrei:»Gegen NothundSchwarz« gewählt worden ;Schwarz hatte sich gehalten,NothdasSpielverloren- DieMehrheit(Konservative und’Liberale)konnte nichts Rechtes leisten,weil sienur durchSchlagwörter,nicht durchdieEinheit desWollens zusammengehaltenwar. DerStreit um dieFinanz- reform hatdas alteVündnißderKonservativenmitdem Centrum wiederhergestellt.Nur dieseKoalition bot eineMehrheit fürdie

neuen Neichssteuernz undinihrlebtenatürlichderWunsch,sich

imNeichstag dieHerrschaftzuwahren.Das istihrraschgelungew Kein Wunder also, daszdieLiberalen,diegehofft hatten, auch einmal das behaglicheund einträglicheLeben einer mitregiren- denPartei zuführen, grimmigenttäuschtwaren. Siezeternüber ,,Neaklion« (von der,da demVolke keinRechtgeraubt ward,im Ernstbei uns nicht geredetwerden kann) undselbstdie National- liberalen, derenAufgabedoch ist, einstdiekonservativeJndustrie- partei zuwerden und,als Vertreterin städtischerIntelligenz und Kultur, dienochallzurustikal rauhenSitten derGrund- besitzerundBauern imKampfum dieErhaltung deswohlthätig Bestehenden zusänftigen, selbst sie scheinen entschlossen,der So- zialdemokratievorwärts zuhelfen.Das RotheGespenst ängstet sie also nicht; sie fürchten nicht, daßdieSozialdemokraten ihre Programmforderungen durchsetzemdieExpropriateurs (nach MarxensAusdruck) expropriiren, dieDiktatur desProletariates schaffen,das Reich schwächenunddieGrundmauer seiner Pri- vatwirthschaft zerstörenwerden« Hätteichdas Glück,mitmeiner Ueberzeugungander-LehrederSozialdemokratiezuhängen,dann würdeich diesesSchauspieles nichtfroh.DieBourgeois,di"efür Nothe stimmen, beweisendadurchja,daßsiederenRachedrohung nichternst nehmen. Thäten sies,fingensie jezufürchtenan,die rotheFluthkönne dieReichsmauer lockern: nochinderGeburt- stunde dieserFurchtwären sie, alle, geeint, auchdieKatholiken nicht mehrausgeschlossen;und solcheKampfgenossenschaft wäre

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festergeschmiedetalsdievomBedürfnißeinesMinisters bewirkte.

Vis dieseStunde schlägt,können wir abernoch langewarten.

DasAusland weißwenig vomWesen unserer Parteien. Und einem Franzosenbrauchtman nicht erstzusagen,inwelchenüb- lenRufdas Geschreider Nadikalen überall die im Staat undin derGesellschaft Herrschenden bringt. Manche deutscheZeitung (derenBesitzer seitdemJahrderReichsgründungvielleicht fünf DutzendMillionen erworben hat) fuchtdasAuslandin den Glau- ben zuüberreden,dasdeutscheVolkächzeineinemkaum.nocher- träglichenJoch,das die dem Klerus verbündetenJunkerihm auf- gezwungen habenunddas jede freie EntwickelungderWissen- schaft, KunstundKultur hemme.Diese Schauermär soll aufdie Galerie wirken-,wodieWählerschaarengepsercht sind; hütenSie sich,auchnureinWortdavon zuglauben-Längstist unsere Konser- vative Partei, diefastnur in denpreußischenLandbezirken starke Wurzelnhat,indie Defensivegedrängt;istihrganzesHandelnvon demeineannsch bestimmt,sichdenZollschutzzubewahren, ohne den,aufundankbaremBoden,derdeutscheLandmannsichimWett- bewerb mitergiebigerenLändern nicht haltenkönnte. Kein Red- licher darf leugnen, daßdiese Partei (deren politischeRolle nicht geeignet ist,Massenbeifall hervorzulocken)diegroßenZeichender Zeitoftverkannt unddem modernen Empfinden sichnicht soan-

gepaßthat,wieweitsichtige Klugheitempfahl.DenAufstiegder Stadtbürgerschafthat siedennoch nichtznhindernvermocht.Geld, Industrie, Presse:dieseGewalten sindderBourgeoisie unter- than.SieleitetdieVanken,Fabriken,Hi’itten-,Zechen,läßtdrucken undspielen,was ihr just beliebt,undhat sich, seitWilhelm der ZweiteaufdemThronsitzt,sogar Titel, hohe Orden,Hofehrenin reichlicherFüllezusichern verstanden. Die Kommerzienräthes oderGeheimräthe,diebuntbebänderten, mitKronen,Adlern oder (trotzderManchem unbequemen Erinnerungan Golgos tha)Kreuzen behängtenHerren,dieum Festtafeln sitzen,ähneln inkeinemZug hörigen Schächern. Großindustrielle,Vankdireks toren, Professoren, Künstler, Schriftsteller von Rufund statt- lichemEinkommen darfderFremdeden Nationalliberalen zu- zählen;dieSöhnederselbenSchicht,diesichnoch nichtemporge- arbeitet haben, gehörenderFortschrittlichenVolkspartei. Rechts dieMänner,diedemaltenPreußendenKraftwerthschuer;links

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JnventursA usverkauf. It-?

dieBereiter derWirthschaftmacht, die dasneueNeich nährt.Die beidenGruppenhabenverschiedeneJnteressen.VonAaturrechtes wegen: werseinenAckerbestellt, hatandere Bedürfnisse,braucht aucheinen anderen Arbeitertypus alseinStadtmensch,einFa- brikant oderKausmanmeporteur oderExporteur, derbequeme Verkehrsbedingungen undbilligePreise ersehnt.Wer diePoli- tischeMachtals einenBerg sieht,kannwachen Auges nicht zwei- feln:die Städter steigen hinauf,dieLandleute (langsam) herab.Die Liberalen aber,dienicht so dicht zusammenhockenwieaufdem Lande dieTaglöhner,in derJndustriestadt dieArbeiter,können deren Stimmzettelhaufen,unter derHerrschaftdes Kreiswah"- systems,nichtleichtüberthürmen.Deshalbwerdensieungeduldig, heischendieihrer intellektuellenund ökonomischenLeistung gebüh- rende MachtimStaatsleben, imHeer, aufdenHöhender Ver- waltung; und knirschen,weil der Adel ihnen noch nichtdieletzte Zinneräumenwill.Draußen hörtman denWiderhall der unge- duldigforderndenundderhöhnischabwehrendenStimmen und wähnt,demjungenReichdroheLebensgefahr.Auch dieserGlaube trügt.UnserempolitischenLebenfehltfreilichmancher,,Komfortder Neuzeit«.Straffe3ucht, Ordnung,Unterordnung: so lautet, noch immer, dieLosung. JederVorschrift sollblindgehorcht,vor je- derAutorität, auchderverjährten,derRücken gekrümmtwerden.

EinErbtheiloom altenPreußenstaat, der, nach BismarcksWort, wieeineWolljackekratzte,aberwarm hielt. Daßsichsineinem Prunkhotelbehaglicher alsineinemFeldlager lebt,brauchtman nichtzubeweisen. DieseFeldlagerordnung aber, diesenKrieger-—- geist,diese strenge Disziplin,die denSchaffnerzurirdischenVor- sehungdesReisenden macht, müssenwirzuerhalten trachten.

Warum? Weil wir,alsNation, noch nichtgesättigtsind;weil wiraufdemErdball nochnichtdeneinem so rasch wachsenden VolknöthigenRaum habenundeines nahenoderfernenTages gezwungen werden können, ihnuns zuerkämpfen.

DaßdieSozialdemokratiediesmal sehrvieleSitzebelegen wird,istgewiß.Einundachtzighattesieschon;wenn sie jetzt hun- dert,garhundertzwanzigerobert: die Räder derNeichsmaschine werden weiterklappern. Der deutscheArbeiter machtkeine Ne- volution. ErhatAllerlei zuverlieren, istderStimmung eines Verzweifelndensehr fernunderhofft,alsstramm gläubigerMar-

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xist,das Heilvon der»Entwickelung«,dieseinmetaphysisches Bedürfnißins Wolkenreich derReligionen erhoben hat. Jm sStraßenkampf sichmodernem Geschützals Zielscheibe aussetzen?

So dumm isternicht. JnderinnerstenHerzkammer sogar sehr .stolz auf seinVaterland und bereit,esmitseinemBlut zuver-

theidigen.JnjederStunde ernsterReichsgefahr wirdderPartei- zank verstummenundWillenseinhcit die ganzeNation waffnen.

Werdaraufrechnet,daßderGruppenzwist(überdenderBetrachter eines mitTreibhausgeschwindigkeitindustrialisirtenBauern-und Soldatenstaates sichdoch nichtwundern dürfte)dieWehrkraft,die Angriffswucht schwächenwerde, hat DeutschlandsWesennieer- kannt.DasReichstehtauffestemGrund undiststark.Drum verlangt esaucheinestarke Politik;stille,stetige,tapfere.Das deutscheVolk sehnt sichnicht nach verblüffenden GestenundPrahlerfanfarenz nichtnach GeräuschundGrimasse. DemErtrag seinerAlltagsarbeit soll endlich auch derNeichsgewinn aus deminternationalen Ge- schäftentsprechen.Das willes;findetdiebeiden Bilanzen(der WirthschaftundderPolitik)einander zuungleichundlangt nach demRecht,an derGestaltungdesNeichsschicksals mitzuwirken Gern wahrtesdenFrieden undbleibt beiderArbeit,dieihm reichlichzinst.Kommt esaufder Erde abernicht vorwärts, muß derfleißige, friedliche, doch auch muthigeDeutscheimmer wieder sehen, daß ihm stets Unerlangbares nichtvonBriten undFran- zosennur,sondernsogarvonNussenunthalienern erlangtwird, dannkönnteder furorteutonicusnoch einmalaufglühen,das Feuer der Kampflustdie Hirne entflammenund dieNation sicherinnern, daßihrkeineJndustrieso vieleingebrachthatwie derKrieg.Keiner hättedieKraft, dieseFlammezulöschen.Jmweiten Reich nicht Einer. Drum mußman (nichtbei unsnur) wünschen,daßdem Deutschen ReichbaldeineRegirung beschiedenwerdezdie, ohne GesuchtelundBluff,dienationale Arbeit imBezirkinternatio- naler Politiknutzbar machtundimBolk dieFreudeamNeichs- leben,diezuwelken anfängt,zuneuer Blüthe bringt. Stärkere Friedensbürgschaftward bisheute nochnirgendserdacht.

DesEinzelnenStimme verhallt.Seit indenZeitungen,die sichdergrößtenKundschaft rühmen, täglichzweimalerzähltwird, dieBerdoppelung dersozialdemokratischenMandateseieinstm- melssegen fürsarme Neichl,dasbald nun,spätestensindernäch-

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Jnv entur-Ausv erkauf. 109

stenWoche,einevölligeWesenswandlungerleoeu werde,glaubt

man draußen wieder, derTeutonenteufel seilosund Deutschland könnesich,auf morschender«Grundmauer,kaumnochvor demZu- sammenbruchretten. Muß draußendranglauben.»Der Kampf istinersterLiniedaraufgerichtet,dieMacht jenes Ueberagrarier- thumeszubrechen,dasindenletztenJahrzehntenverstandenhat, durchdieeinseitigsteJnteressenpolitikalleStaatslastenvonsichab- zuwälzen, unseremerwerbthätigenBürgerthum dagegenVürden überBürden aufzuhalsenundihmseinestaatsbürgerlichenRechte, unter ständiger-Bevorzugungeinerjunkerlichen Kaste,zuverküm- mern. «Gött!Eins eitige, einseitigere,einseitigsteJnteressenpolitiks Ueberagrarier, die,,alle«Staatslasten von sich abgewälzt haben- alsowederdirektenochindirekteSteuern zahlen.Und einBürger- thnm mitverkümmertenNechten.)»EineUnsummevonEmpörung undErbitterung hat sichgegen dieses Ueberagrarierthum ange- häuft,dasallenWünschendesVolkes nachsteuerlicher Gerechtig- keitundnachsozialemAusgleichhohnlachte,dasdemdringenden Bedürfniß nachVorwärtsbewegungaufwirthschaftpolitischem undkulturellem Gebiet, nachinneremZusammenschlußdes deut- schenHandels,Gewerbes undderJndustrie ständigneue Hinder- nisse inden Weglegte.« Görtl UngerechteSteuern; keinWille

zusozialemAusgleichzWirthschaftundKulturschrumpftz Handel, Gewerbe, Industriestöhnenunter striemenderJunkerpeitsche.

Neben demBild dieses Gräuelstaates scheintdasFrankreichder Lilienlouis ein Eden. Undwerzeigtuns das Schreckbild?Ein . am Straßenrand lungernder Strolch? Hört!)»DienächsteZeit wirdüber dieZukunftdesBürgerthumsentscheiden.Unddes- halbtreten wir heutean Sie heran, nichtals Bittende, son- dern als Mahnrufer Jhres Gewissens, Jhre Pflicht zu thun gegenüberJ hrem eigenenStand durch LeistungeinesJhrenVer- mögensverhältnissenentsprechenden Beitrages zumWahlfonds desHansabundes(Außerder,,UnsummevonEmpörungund-Er- bitterung«ist also nocheinevonMarkstücken nöthig. DaßdieGe- meinschaftmitdiesemeklenKram denErben Miquels undBen- nigsensgeschadethat,istbegreiflich. Unbegreislichnur, daßMän- -ner von SelbstachtungbedürfnißfürdieVerbrämung so schnöder DemagogieihreNamen hergeben.)Das isteinPröbchen.Jneiner großen Volksparteizeitung stand,derErtrag derNeichsfinanz-

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resorm sei »den,Aermstender Armen« abgepreßtworden. (Eine halbeMilliarde. Glückliches Reich,wonochdenAllerärmstenso vielzuerpressen ist!)Das lesen,TagvorTag,dieFremdennnd Fernenzundmüssenglauben:,, DieRäuberbande,diedendeutschen Bürgerplündertundanspeit, weichtnur derGewalt; alsokommts zumBürgerkrieg,wenn DeutschlanddenVolkszorn nicht nach außenkehrt.«DieRechnung stimmtnicht,liebeNachbarn; wathr aufgetischtseht,istBettelsupPeund Quark.DenwichtigstenSteuer- undZollgesetzenhat dieNationalliberale Partei zugestimmt.Der Grundbesitzer zahltdemStaat mindestens eben sovielwieder Geldbesitzer.KeinVürgerrechtistverkümmert. Der»sozialeAus- gleich«weiter gediehenalsin dengrößtenRepubliken derErde.

IndustrieundHandel sind manchmal durchdumme Chicanege- ärgert worden, doch so schnell erstarkt, daß siedieälterenKonkur- renten zurückdrängenkonnten undweder diedeutscheLandwirth- schast nochdieRepublikanerAmerikas undFrankreichs beneiden, die keineJunkerunddennochhoheSchutzzöllehaben.Wäre der Neichszustand, wiedieHansahetzerihnschildern,dann könnten nurFeiglinge, dieTribunenruhmeinheimsen,auch aufOrdenund Titelaber nicht verzichtenmöchten,denKampfgegenParteien, nichtgegen dieallein für diesen Zustand verantwortliche Regi- rung führen. (DaßeinePartei ihrJnteresse wahrt, istam Ende verzeihlichzinfamaber dieNegirung,dievon Parteiwillkürdas Landverwüstenläßt.Die erbärmlichePfiffigkeit, die,um hof-

-fähigzu bleiben undanMinistertischen schmatzenzudürfen,thut, alsseiallesUnheil dasWerkeinerFraktion,ist nachgerade doch fadenscheiniggeworden.) Einvon MißgeschickBerfolgter, ein Darbender, nie andie Quellen-der MachtZugelassenermagdie Mängel eines ihm lästigenStaatswesens ins Ungeheure ver- zerren. Von Millionären,Günstlingen Fortunens undanderer Majestät, müßte,wenn siedasBild derHeimathinsVerächtliche sälschen,derDeutschesichinAbscheuundEkelwegwenden.

Diese traurigeFälschung,dieDeutschlandsFeindenneuen Muthgiebt,wird,überdieWochendesWahlgekläsfshinaus,als Neichsgesährdungfortwirken.Undwas wird»anders«werden?

Dieliberalen Fraktionen haben SitzeundAnsehenverloren. Le- bennur vonder Gnade desFeindes; von dergrimmigen Laune, die einenAnderen ärgernwollte. Wenn derPhrasenrausch aus

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Jnv entur-Ausverkauf. 1 ll demHirngeweht ist,werden sie selbstesspüren. NichtAlles darf man ungestraftdemWähler zumuthen. Anno 1907sollteermit jedererlangbarenWaffe fürdenKonservativen widerdenSozial- demokraten kämpfen.Jetzt? Jubekn,wenn einKonservativer er- schlagen,einemSozialdemokrateneinPlatzimReichstagerstritten ist.Nocham dreißigstenMärz1909(alsdieKonservativen sich schongegen dieerweiterte Erbschaftsteuerausgesprochen,also Todsünde auf ihreSeele geladen hatten) sagteHerrBassermanm ,,DieSozialdemokratenA1-minArmmitdenNationalliberalen zu sehen: ich muß sagen,Das isteineabsonderliche Auffassung Jch meine, wennderBlock einmal vergeht,dann mußderLiberalis- mus aufeigenenFüßenstehen,auf eigenenBeinenzerhat jazwei, einrechtesundeinlinkes,und brauchtdasdritte,sozialdemokra- tischeVein nichtdazu.DerUnwille desgesammten Vürgerthumes hatzu der-NiederlagederSozialdemokratiegeführt.Jchmeine,die- sesToddringende BündnißmitderSozialdemokratie wird der Liberalismus nicht abschließen«JmDezember1911 wars abge- schlossen;amzwanzigstenJanuar1912wurdeHerrVassermannvon sozialdemokratischenStimmen gewählt,am dreiundzwanzigsten einFreudenfeueuerangezündet,weilNationalliberaleinKölnden FalldestüchtigenJustizrathesTrimborn und denSiegeines noch unerprobtenSozialdemokraten erwirkt halten«Wer solchen Kost- wechsel verträgt, istum seinenMagenzu beneiden. Konservative undSozialdemokratenwaren 1907 und1909nichtumeinHaaran- ders,alssieheutesind.DurftenLiberalesichraubsüchtigenReichs- blutsaugernverbünden? Durstensie,dieseit vierzigJahrenden demokratischenSozialismus als dieschlimmsteReichssorgever- schreien,ihmnun inTriumphund Gloria helfen? Jhnsichauchnur alsHelferwünschen-HunddennochvonGrundsätzenundJdealen, vonUeberzeugung undManneswürde deklamiren2Dochsiespa- ßennur;selbstdiegroßeBergiftungszene:einSchauspiel nur.

JederNationalliberaleweiß,daßerinNothfällen sichmitdenHer- ren vonOldenburgundvonHertling,niemals mitHerrnStadt- hagenverständigenkann.Aberman wollteauch malseinFäustchen ballen; füreinesKarnevalsDauerNeichsschicksalspielenOb das Plaisirgutbekommenwird?JmMorgengrau desAschermittwochs reibtderWähler sichdieschmerzendeStirn undfängtzufragen an. »VinicheinRindvieh, dasdemRufdes Hirten stummund

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1 12 DieZukunft.

dummgehorchenmuß2GesternwarderNothederErzfeind,demein reinlicherPatriotnichtdiehand hinstreckendurfte-Heutesollichihn miralsGesetzgeberwünschen-Will ichs nicht,bleibezuhausoder wähle, nach kurzemZaudern,denAgrarieroder Centrumsmann (weilBeide mirdenLandesschutzunddenJndustriezollsicherm denderGenosseabschasfenwill), dannbinich einBerräther,Quer- treiberoderstreberischerWicht. Eigentlich ist mirs, trotz manchem Mißstand,bisher dochrechtgutgegangenzwarumsollichdaEinen wählen,derdenhöchstenunddenallerhöchstenHerrn,dasEigen- thumunddas Erbrecht,WehrundZollausmeiner Weltdekre- tiren will? Dermeine Partei geschimpft hatwieeinen räudigen Köter undaufderdeutschenErde imStaatsgebäudenichtsauch nur deskleinstenLobes würdigsindet?«ObdieserWählerfromm indieHürdezurückkehrt,wenn derWahnsinnssturmverbraust it? DieTollheithatte Methode; würdeaber nur demSiegerver- ziehen. HättendiezweiFraktionendesLiberalismusMandate ge- wonnen, dann spächeihrHaufewohlzuAllem,was geschehen ist, Jaund Amen. SiehabenMandate verloren; sind überhauptnur durchdielinks erkaufte, rechts erflehteHilfe lebensfähiggeworden·

Da bleibtFehlundSchuld wohl nicht ewig ungesühnt.

Auch Konservative und Katholiken haben Sitzeverloren.

Natürlich: sie hattendieSteuerlastum eine halbeMilliarde er- höht,einen Kanzler gestützt,denimganzen Reich nicht hundert Menschen für seinAmt irgendwie tauglich finden, undsichmit anderer Thorheit belastet.Wider siesochtendie in der modernen Gesellschaft stärkstenMächte.DieKoalition (vonGwinner bis ZubeilderganzeVann)war derNothwendigkeitnatürlicherEnt- wickelung noch fernerals dievom Januar 1907;schien fürdie Schlachtstundeaberstärker.Nur WirrköpfeoderLügnerkönnen leugnen,daßdieVerluste derAngegriffenen kleiner sind,als ringsum erwartet wurde;zuklein,mußman fürchten,um an die PflichtzuernsterSelbstbesinnung zumahnen. Was vor fünf Jahrenverhindert werden sollte, istwieder Ereigniß geworden- ohnedas Centrum giebtskeineleistungfähigeMehrheit. Sieg des Liberalismus2 Derbraucht,alsPolitische Organisation von

TechnikundJndustrie,Gewerbe und Handel,·ernsterundfröh- licherWissenschaft,alsHauptvertreterderunaufhaltsam vorwärts drängendenStadtkulturmenschheit,nichtvorden altenGewalten, vorRitterschaftundKlerisei,zuzittern,denener, inachtLustren,

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Jnventur-Ausverkaus. 113 denHerrschbezirkschonüber allesErwartenhinaus verengt hat und bald,wenn erdieUngeduld zäumte,denFriedensvertrag diktiren könnte.Gefährlich ist ihm nurdieSozialdemokratie; wird mitjedemJahr ihmgefährlicher.Preistoderverdammt sie: jeder liberalen Partei musz siezumVerhängnißwerden. Nichtnur inderzerbeultenUrformderMarxistensektezauchals Instru- mentdesGewerkschaftwillens DemStaat undderKirche,dem zuNodbertus undVelcredi,zuWichernundStoecker bekehrten Grundbesitzer sogarkannsie sich eher versöhnenals demGroß- industriellenundGroßhändlerxdemungehemmter Jndividualis- mus undKapitalismus Lebensnothdurftist.Statt behutsamund sachtdie alten Gewalten inneue Interessenzulocken,inkluge Privilegienopfer zu überreden und durchsolcheVündnißvorbe- reitungdieNeichsmachtunddasBesitzrechtdesEinzelnenfester einzuwurzeln, waffnen unsereLiberalen deneinzigenFeind,den siezufürchtenhaben; düngenundpflügendasFeld,vondemer ernten wird;legen selbst ihmdieSichelindieschwieligeHand.

ErlachtderThoren, die,weil siein vierJahrzehntennoch nicht alleThürmchen erklettert·haben,denganzen Bau werthlos fin- den; läßt sich ihre Hilfeleistungaber gern gefallen.Und die zu Lehnsleuten Erniederten kreischen, ihreLageseibehaglicherals eine imTraum je erlebte;nndbetrillern den»Siegder Linken«.

Diegiebtsnicht;aufZeitungpapier, nichtinderWirklichkeit desDeutschenReiches NechterBloclIlinkerBlock: Spielzeugfür miißigeKinder. DieRechnereiundMehrheitschniiffelei warnicht ernsterzunehmenalsKurdchensundEvchensMühe,einVexir- bildzu enträthseln.ObzwischendenHerrenBassermannund Lede- bour mehrMannen sitzenals zwischendemErnstvonderLase und demvonMannheim, ist fürdieReichstagspraxis ohneVe- deutung DieFragen,denenNationalliberale undSozialdemo-»

kraten dieselbeAntwort fänden, sindandenFingern einerhand abzuzählen;undkeineLebensfrage desCReichesistdarunter.Die ,,Linke«,diegesiegthaben soll, sahniedas-LichtdeutscherSonne.

Und überdenSozialistenzuwachs werden dieLiberalen baldmehr trauern alsKonservativeund Centrum.Die werden noch weniger entbehrlich seinalsindervorigenLegislaturperiode. Zankund Stank wirds geben;wenn nichtentschlosseneMänner denMiß- brauch vehmen,allesMonate langinderPresse Eingespeichelte imHohenHaus nocheinmal durchzukauen. Sonst aber: all

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