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Die Zukunft, 7. August, Jahrg. XXIII, Bd. 92, Nr 45.

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xx111.-Jahrg. gute-,den 7.yugukt1915. zu.45.

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Waximilian THIer

Inhalt:

Seit Zweik- Epistrl ........... ...............157

Uachdruck verboten.

II

Erscheint jedensonnabend.

Preisbierteljähklich5Mark,dieeinzelne Nummer 50Pis-

Berlin.

Verlag der Zukunft.

Wilhelmftraße8a.

1915.

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Berlin, den 7.August 1915.

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Zweite Epistel.

AnHerrn PoincareH

«inerder vielenDichter,denen,inJhrem und inunseremLand,

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derKriegdas Talent gelähmt hat, HerrEdmond Rostand, gab«vor fünf Jahren, indemetwas langwierigen undkünstlich verschnörkeiten,dochvonGeistreichthum funkelndenunddurchdie FeinheitdesFormenspieles liebenswürdigenThierstück»cl1an- teclersseinen guten GrundriszvongallischemWesensbau. Sieht JhrGedächtnißnochdenGipfelpunktder sanften,ineinemdurch- wärmtenGlashaus der douce France,allzunahdemHotelRam- bouillet, gezüchtetenSatire? ZwiesprachezwischendemHaupt- hahnund derFasanin. »Wenn ich nicht krähe,wirdnichtTag.

Meine Stimme stürztdieNacht,wle einJericho,inTrümmer.Sie öffnetdie tüthe,dasAuge,dieSeele,das Fenster.Vonihrem hellen,stolzen Geschmetter zittertderHorizont;rosigüberläufts ihn:ermuszg(horchen.Jnmir istderMuthzuderFurcht,daß ohnemeinen RufderOsteninträgemDunkel bliebe. Singen ist mir SchlachtUndGlaubensbekenntniß. Etsi detousles chants Tonchant estleplus fier,c’estquejechante clairafinqu’ilfasseclair.

Stiegdie Sonne auf, ehe ichsie rief,dann war inderLuft noch einNachhall meines Sanges von gestern,dersieweckte.Wenn ich schweige, sindalleEulen froh.UndisteineSonne mirunge- horsam :ichbin derHahnfernerer Sonnen und desGlaubens voll, daß«einesTagesnie wieder Nachtwerden wird.«Jsts nicht,unge-

IF) S.»Zukunft«vom einunddreißigsten Juli 1915.

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158 DieZukunft.

fähr,dieMeinung,dleFrankreichvonsich-hatund,seiiJahrhundrr-s tenschon,derMenschheiteinreden möchte?Gallus: derphrygische Fluß,aus dessen WassererregendeKraftinNerven undSinne wirkt;derkeltischeKrieger; derHahn,den dieHäupterder Revolu- tionzumWaPpenthier wählten.Nicht nachNeuem nurgierig sind dieGallierz auch überzeugt,daßnurvonihnenwohlthätigeNeuer- ungkommenkönne.Einstdünkten siesichdasvonGoitauserwählte Werkzeug;dann die Vereiter undDiener einernoch gottlosaller- höchstenVernunst.»Wennich nicht krähe,wirdnicht Tag!«Hinaus zuhorchen,insWeite zuspähen, schien ihnenimmer unnöthigz thörichtdieHoffnung,daEtwas zulernen. Eheeines Zornes Flamme alleSicherungenund Hemmungen des Empfindens durchfraß,denHahnkamminGlutherbeben ließund demWillcns- gesäßdeannsch nach stärkenderGenossenschafteinbrannte,fand derFranzos fremdeVölkerselten ernsterBeachtung,ostnur un- wirscherVerachtungwerth.Unbequeme hießerBarbaren und Strolchezbequemen,zuSchmeicheleientschlossenenstand seine Schule offen.Erhat,trotzTaine,nichts vomnahenVritanien,trotz Maistre, Turgenjew,Vogüe nichtsvomfernenRußlandgewußt.

Jtaliener, Spanier, Vortugiesem Nebenschößlingeam Lateiner- stamm,dielängstgewelkt wären,wennaus derWurzelnichtinje- demLenzderbesondere SaftdesFranzosengeistesquölle,dersie mitspeistundüberihnendasWipfelwunder himmelan reckt. Ost- europa: einNibelland mitVären undWölfenWas esanCivilis sation hat, liehes ausFrankreich. JnundvondessenGeist lebten Katharina undFriedrich; alleirgendwie Großen. KeinDämmern einerVorstellungvon derEigenartdeutschenWesenszvon seiner VielfachheitundFarbensülle,nordischenNaturfrommheitundun- verchristlichtenWucht. Durchjedes Frühgraukräht(,,singt«:sagt Ihr)derHahn,allestarkenGedanken seienderMenschheitaus FrankreichsErde geborenworden. Viele. Mancheaberwaren schon greisundschwach,alsdasVaterland eitelnoch ihre zeugung- fähige Jugend pries.War auf deutschemBoden nichteineKultur-, nichtHeldenleistung, VildnersinnundGestalterkraft,ehe Euchdie Sonne des vierzehntenLouis ausging,den sogarderAnan- zweislerVoltaire als einJahrhundertgestirn bestaunte?Davon wollte Frankreich nichtshören; seinem Ohr war, freilich,die Symphonie desWiderhalles auch nicht so leicht erlangbarwie

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Zweite EpisteL 159 seineStimme demDeutschlands.»Wir führenimGrunde doch, Alle,einisolittes armsäliges Lebenl Aus demeigentlichenBolke kommt uns sehr wenigKultur entgegen; undunsere sämmtlichen Talente undguten Köpfe sindüber ganzDeutschlandausgesät.

PersönlicheBerührung,PersönlicherAustauschvon Gedanken gehörtzu denSeltenheiten. Nun aberdenkenSiesicheineStadt wieParis, wodievorzüglichstenKöpfeeines großenNeiches aus einemFleck beisammensindundintäglichemBerkehr,Kamvsund Wetteifereinander belehrenundsteigern,wodasBesteausallen ReichenderNatur und Kunstdes ganzen Erdbodens dertäg- lichenAnschauungoffen steht!WirDeutschesindvongestern.Wir

haben zwar seiteinem Jahrhundert ganztüchtig kultivirt; aber eskönnennrcheinpaarJahrhunderte hingehen, ehebeiunseren Landsleuten so vielGeistundhöhereKultur eindringeundallge- mein w«erde,daß sie, gleichdenGriechen,der Schönheithuldigen, daßsiesich süreinhübschesLiedbegeisternundman von ihnen wirdsagen können,esseilangeher, daß sieBarbaren gewesen«

Sospricht, noch 1827, nachHerderundLessing,der vom Besuch desjungenAmpårebeglückteGoethe;sobescheidenzwischen zwei Seufzern. Kennen SieseinThiergedicht? WissenSieauchnur, daßereins schuf(um sich,nachdersinrichtunthres sechzehnten Louis,von derBetrachtung widrigerWelthändelzuerholen)?

Unwahrscheinlich.Und doch hat seinNeineke einebehäbigeHeiter- keit,majestätischeEinfalt,einenHort erlebterWeisheit,einen aus homerischerWürde,wieaus bedächtigschreitender Heerdeein Böcklein,keckvorspringenden Schalksgeist,dieihmLaFontaine neiden müßte.KeineKritikdesHahnstückessprichtdavon. Der DeutschekenntNostand. DerFranzos nichteinmal Goethe.

Weil erreicherist?Siehatten Pascal undDiderot,Moliec-e undNabelais, Corneille undRacine, Montaigne undBossuet, Boltaire undRousseau,Lamartine undMussehLaFontaineund Beranger,BusfonundBalzac,Måkimåe undMaupass ant,Sten- dhalundFlaubert, Taine undRenamHugoundZola.Manchen Beträchtlichennoch.BonPoussin bisaufManet,Renoir,Degas, Denis,vonHoudonbiszuRodinundMayoleinedichte Schaar malender undmeißelnderBisionäre. Zehntausend Deutscheken- nen sie.SchonGoethe, schonEckermann kannte,was damals in Frankreichgewordenwar. »Ich lesevonMoliere injedem Jahr

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160 DieZukunft-·

einige Stücke.Eristso groß,daßman immervonNeuem erstaunt.

Anihmist nichtsverbogenundverbildet.8ch kenneihn seitmeiner Jugend und habe währendmeines ganzen Lebens vonihmge- lernt. Der großeGriecheMenander istdereinzigeMensch,der mitMoliåre zuvergleichen gewesenwäre.JnVoltaire undLouis demBierzehnten hat sichdie ganze französischeNationspezifizirt.

NichtalleFrechheitenVoltaires möchteich geltenlassen;eigent- lichaberistAlles gut,was einso großes Talent schreibt.Veran- gersLiedersindalsdasBesteinihrerArtanzusehen.Er erinnert michimmer anHorazundHafis.Seine politischen Gedichte rich- teten,nachdemEinmarschderVerbündeten,dieFranzosen durch vielfacheErinnerungan denRuhm derWaffen unter demKaiser auf, dessen großeEigenschaftenderDichter liebt, ohnedocheine Fortsetzungseiner despotischenHerrschaftzuwünschen. Jetzt,unter denVourbons, scheintesihm nichtzubehagen;esistfreilichein schwach gewordenes Geschlecht.DieMeisterwerkederfranzösi- schenBühnebleiben Meisterwerkefürimmer. Wünschenwir uns einen neuen Racine, selbstmitdenFehlerndesalten! Diderots Erzählungen:wieklargedacht,wietief empfunden,wiekernig, kräftig,anmuthigausgesprochenlVictorHugo,dervonEhateaus briand herkommt,besitztausgezeichneteFähigkeiten;ohneZweifel erneut underfrischterdiefranzösischePoesie.Aberman mußfürch- ten, daß(wennnichter,so doch) seine SchülerundNachahmerzu weitgehenwerden. DiefranzösischeNationistdieNation derEx- treme; siekenntinnichts MaßMitseiner gewaltigen moralischen undphysischen KraftkönntediesesVolkdieWelt heben,wenn es denEentralpunkt zufinden vermöchte;esscheintaber nichtzu wissen,daß,werschwere Lastenhebenwill, ihreMitte auffinden muß.EsistdaseinzigeVolkauf Erden,indessen Geschichtewir dieBartholomäusnachtund dieFeierder,Vernunft«,den De- spotismusLudwigsdesBierzehntenunddieOrgienderSans- culoites,beinaheindemselbenJahrdieEinnahmevonMoskau unddieKavitulation vonParis finden. Deshalb mußmanfürch- ten,daß auchin derLiteraturnach demDespotismus einesBoileau ZügellosigkeitundVerwerfung allerGesetzeeintrete. DiePhilo- sophie,dieEousininF rankreichals etwasNeues ausbietet,kenne ich,weil ich,zuseinem Schaden, einDeutscher bin, seit langen Jahrengründlich.SeitBoltaire, Bufsonund Diderot hattendie

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ZweiteEpister. 161 FranzosendocheigentlichkeinenSchriftstellerersterGröße,keinen vongenialer Kraftundmit einerLöwentatze.Wennsiesichmausig machen, sowillichesihnen nochvormeinem seligenEnde recht derbund deutlich vorsagen.Wenn man so lange gelebt hatwie ichundüber einhalbes JahrhundertmitklaremBewußtseinzu- rückschaut,dann wird Einem dasZeug,das jetztgeschriebenwird, ekelhaft.« (Nach»Hernani«.) Wenn,alsaufeinMusterteuto- nischerUngerechtigkeit,aufLessings(gewißnichtdurchauslöbliche, dochaus französelnder Zeiterklärliche,inihr vielleicht nothwen- dige)Urtheileüber Corneille undNacine gewiesenwird: warum nieaufGoethes,der durchdiesteifeFormin diezarteSeele sah?

Seitdem istallesWichtigeübersetzt,inArtikeln, Einzelbe- trachtungen,Literaturgeschichteerörtert,sinthre Gemälde,gra- phischenundplastischenWetkeinGeschwadern demdeutschenAuge vorgeführtworden« Muß ichdas Lobausspreiten, das Schrei- bern,Malern,Skulptoren hier gespendetwurde? LassenSievon DurandsRuel dieVerkaufsquittungen ins Elysion bringen:seit dererstenJmpressionistenzeitist nicht wenigins Landder Boches gewandert.Manets herrlicherMaximilian ist inMannheim. Jn HamburgundFrankfurt fändenSie feineRenoirs JnDresden Daumier und Forain (überdenkeinFranzos aus anschmiegs samerem Empfinden geschriebenhatalsHerr Lehrs)sogutver- treten wie kaumineinem JhreröffentlichenKunstsäle.Das sind nur knappeBeispiele.Was Sie»Kultur«nennen: dieallgemeine DurchbildungzugleichmäßigsichererBeherrschung äußererForm: Das ist nicht so weithinverbreitet wieimaltenFrankreich,das vorundnachdenJakobinernseineconvention nationaie hatte.Der Franzose, sagt Vismarck, »hateinen Fondsvon Formalismus insich,an den wir unsschwergewöhnen.DieFurcht, sichirgend- eineVlöszezugeben,dasBedürfniß,stets,außenundinnen,sonn- täglich angethanzuerscheinen,la manje de poser: Alles machtden Umgang ungemüthlich.Man wirdniemals näher bekannt;und wenn mans versucht, soglaubendieLeute,manwollesieanpumpen oderheirathen oderdenehelichen Frieden stören.Unglaublich vielChinesenthum,vielPariser Provinzialismus stecktinden Leuten.« Nochder alteVjörnson, der, Nordschleswigs unddes

»Militarismus« wegen,Deutschland nicht liebte,hatFrankreich dasChinaEuropas genannt. JndenParken desGeistes sind

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162 DieZukunft

dortdieHecken zierlichverschnitten,dieNasenslächenvon der WalzscheeredemJdeal brüderlicherGleichheit angenähert,alle Wegevon derHarkehübschsauber gekämmt.Nur: diehohen, breiten, knorrigenStämme mitdertief gerunten, von Persön- lichkeit zeugendenRinde fehlen.Diehat Deutschland.Nichtdas

»Niveau«,denerschultenMassengeschmack,Massentakt, ausdie derFranzoseso stolz ist; doch Wipfel, Dünenwüsten,Mondges birge,dieernicht ahnt.Nicht ahnenwill. DieNibeiungenund dieLiedervonDietrichundHildebrand,Wolfram undWalther, Lutherund Eckard, Grimmelshausen undSachs, Scharnhorst undBlüthenStein undGneisenau,Grünewald undDürer, Hol- bein undPeter Vischer, SchlüterundKrüger, Goethe, Schiller, Herden Wieland, Kleist,Hebbel, Mörike, Kant,Schopenhauer, Nietzsche,Vismarck,Moltke,5elmholtz,Nanke,Treitschke:Daskann sichsehen lassen.AuchFrauAja nebenderStaäLFriedrichneben Bonaparte. Bach,Haendel, Haydn,Gluck,Mozart,Beethoven, Schubert,Schumann,Marschner,Wagner,Vrahms,Straußneben FrankreichsMusikanten vonLullybisaus Adam, Auber,Vizet, Voieldieu, Debussy, Thomas.Wo sindinJhrer DichtungKerle vom SchlagderGoetzundLerse,OranienundWillenFaustund Mephisto, HermannundKottwitz,Marbod undFriedrichWil- helm,HagenundHerodes?Kerle,dereneckiges GehäusdesTrau- mesund wunderlicher Gottheit sovollist?Von Alledem weiß Frankreichnichts. Von deutscher Landschaft,Gemüthsdünung, Naturempfindung. Wenn ich nicht krähe,wirdnichtTag.Nur dieerstenNomantiker haben,einWeilchen, danach ausgegucktz bald aber,weils besser gefiel, sichwieder nachaltem Brauchein- gerichtet-IstsnichtSchande,daß nichteinWerk Goethesauthren Schaubühnenheimisch ist, nichteinmal Schillers Jungfrauein- gelassen ward,nichtdreiDutzendPariserdieNamen Kleistund Hebbelkennen,imLuxembourg deutschenMalernkaum eineWand gegönntwird? Deutschland hatsichum dieEroberung geistiger, seelischerWerthe,derKunstund derWissenschaft,mitnichtge- ringerem Eifer bemühtals um dieBreitung seinerMachtauf FestlandundMeer. Frankreichs Hochmukhydek-aus Vvltaktes - Mund,denunermessenenShakespeare einenbesoffenenBarbaren schalt,wollte sichniemals bewegenundbücken,umausfernerOuelle zuschöpfen.DerHaufe,dieHennem mehrbrauchtChanteclernicht.

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Zweite EpisteL 163

Dennoch:erkräht. Urtheiltüber nieErlebtes,niemals auch nur nahGesehenes. »DeutschlandhatkeineKultur-,keineKunst, verachtetfrechallesausHerzundHirnderLateinerwelt Geborene, war stets, istundbleibtihrunversöhnlicherFeind.«Sovollvon

Verachtung,daßesjederpariserWinkelposse,Martyrbergskizze, FilmspektakeieigastlichHerbergebot. Sofeindsälig,daß es,ein Vierteljahrhundert lang,mit bedauerlicher Emsigkeit,immerwie- derVersöhnung ertastete. GestattetEureExcellenz,daran zuer- innern? DerSchauvlatzdesersten Sühnversucheswar die Ne- publikderGeister.DiezurJnternationalen Arbeiterschutzkonfes renzausFrankreichnachVerlinAbgeordneten werden durchbe- sondereZeichenkaiserlicherHuld geehrt.AufdemAerztekongreß bittetVirchowdiefranzösischenKollegen,denNachhall altenHa- ders aus demGedächtnißzutilgen.Des jungen KaisersMutter reist nachParis,um"selbst diefranzösischenMalerzurInternatio- nalen Kunstausstellung an denLehrter Bahnhofzu laden. Dem VotschafterHekbrttewird,zumTrost,gesagt,daßsiesichGräfinvon Lingennennen, alsZweckderFahrtdenKaufvonKunstwerken für ihr SchloßCrondergangebenundalleanhabern staatlicher Aemter undWürden fernbleibenwerde. Abersiewirdfeierlich, von deutschenundenglischen Diplomaten, empfangen, wohntin derDeutschen Botschaft,ladet denVritenbotschafter indie Rue deLille, fährtmitMünster nach Salnt-Cloud (wo1815Vlücher undWellingtondieKapitulation vonParis unterzeichneten,1870 das Schloß LudwigsdesVierzehnten durchdasFeuer der-Fest- ungsgeschützein Brand gerieth), frühstücktinVersailles dicht nebendem Palast,indessenSpiegelsaal1871 dieProklamation desDeutschenReichesverlesenward-Und offiziöseStimmen ru- fenausBerlin,dieReisederKaiserin-Witweseiein»historisches Ereigniß«,einunüberbietbares Zeichen unseres versöhnlichen Sinnes undmüssedieFranzosen zumVerzicht aufrachsüchtige Wünsche zwingen. »So istsgemeint?DieAtelierbesuche sindnur

Vorwände,diedenGimpelfang demAugeverbergen sollen--m SchnellumwölktsichderHimmel. JmWagramsaal beschließen dieHäupterdes Patriotenbundes, das Denkmal desimKrieg gefallenenMaiers HenriRegnault zukränzen;unddie zurHul- digung Erwähltenvereinen sichvor derStatue derStadtStraß- burgzumWeihegrußPaulDåroulåde mahnt,ineinem hitzigen

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164 DieZukunft.

Brief, seinen FreundDetaille andiePflicht,derberlinerLockung zuwiderstehen; undderMaler antwortet: »Ichbinüberrumpelt worden, geheabernicht hin.«Dievon Herbette gewarnteRegirs ungläßtdenKranz wegnehmen. WilhelmsMutter ist gesternin einem mitdemWappen derDeutschen Botschaft geschmückten Wagen durchdenParkvonSaintsCloud gefahren. Unerhörtt»Jn welchenRinnstein solldieKnechtseligkeit dieserRegirungunsnoch schleifen?«Freycinet undFloquet (MinistersundKammerpräs

«

sident)erwirkenvonDåroulådedieZurücknahmeeinerJnterpellas tion,die zugefährlicherErörterungAnlaß gäbe; verpflichten sich aber,denKranzwieder vorsNegnaultsDenkmal legenzulassen.

Zuspät.DiePressederalten »bou1ange«tobt.Jm Helliotsaal fordert Herr Francis Laur diePariser auf,durchden Ausdruck ihres Unmuthes über dieAnwesenheitder Mutter zugleichdem Sohneinen Backenstreich(un soukflet)zugeben;und drückt den Beschluß durch: »Die Patrioten werden nicht dulden, daßWil- helmderZweite, KerkermeistervonElsaßsLothringen,nach Paris komme.«BierundzwanzigsterFebruar1891. Nunhageltsausden Ateliers Absagen.Amsiebenundzwanzigstenreist, morgens, die Kaiserin Friedrich still nachLondon ab.Einpaar Stunden da- nach hört Freycinet, derKaiser seiinhöchstemZornund habe amVorabend mitdemGeneralstabschef GrafenWalderseeein langesGespräch gehabt, nach dessen Schluß fürdenFallder MobilmachungBefehleandieCorpskommandos ergangenseien.

KeinfranzösischerKünstlerstelltinBerlinaus.JmMailäßtFreys cinet fünfzehn russischeNihilisteninParis verhaftenundabut- theilen. Jm Juli hörtAlexanderderDritte,alsGastdesvorKron- stadtankernden französischenGeschwaders, entblößten Hauptes dieMatseillaise (»Queveut cette horde d’esciaves,detraitres,de rojsconjures?«).szolskijs BemühungbeiNampolla wirdvon derfranzösischenDiplomatieunterstützt.Amzweiundzwanzigsten AugustinParis dererstefrankosrussischeVertragunterzeichnet.

AmdreiundzwanzigstenJanuar1903 sagtNibotinderKammer:

»Unmittelbar nachderAbreisederKaiserinFriedrichhatKaiser Alexanderuns dieAnerbietungengemacht,diewirangenommen haben.«Unversöhnlich.ZwischenderNepublikunddemDeutschen Reich istdieKluft tieferalsje seitderStunde, dadiesesReiches Krone imFeuerdesgroßen Krieges geschmiedetward.

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Zweite EpisteL 165s Sowars vor Zangen Danach? Zwei Beispielegenügen..

Jm März1907 hatte OberstGoepp,einElsässer,demdie Führung desSechsundzwanzigsten Jnfanterieregimentesanver- traut war,dieAltersgrenze erreicht. BeimAbschiedsfestriefer denKameraden zu:»Ihrseht mich traurig,weil ichnachfünfunds dreißigjährigerDienstzeitscheidenmuß, ohnedenRachekrieger- lebt zuhaben,den wirtäglicherwarten. Por zweiJahrenschien diegroßeStunde gekommen. DochmeinalterTraum wurde wie- dernichtWirklichkeit.Der Krieg mußkommen.Jetztkannichnur nochaufdenNachwuchsrechnen,aufFrankreichstapfereJugend..

DieSechsundzwanzigerwerden denDeutschenzeigen,daß unser NegimentaufderHöheseinerAufgabeist«EinjüngererKames rad hattemitnoch ungestümerer francisquefureur geantwortet.

Dann sprachGeneral Bailloud,derKommandant desZwanzig- sten Eorps. »Der Oberst hatdaran erinnert,daßwir1905dicht vor demKriegstanden.Das ist richtig.DiefelbeUrfacheoderein

neuer Porwand zwingtuns vielleichtbaldzurErfüllungdieser

Patriotenpflicht. DerKriegwirdkommen. Und ich habedieZu- versicht, daß Jhr Regiment, HerrOberft,dann fieghaftmitwirken wird,Frankreichdie verlorenen ProvinzenundJhnendieHei- maihwiederzugeben.«Das geschahinNancy, imKasinoder Sechsundzwanziger.KeinUngliick;unterKameradenfälltmanchs maleinraschesWort.AberdieReden werdenin diePressegebracht.

GeneralBailloud (deri«nTientsimgegenVoxer,die internationale Schutztruvpe geführt, also auch Deutschenchefohlen hat) erklärt, erhabe nicht gesagt:La guerre sefera,sondern: La guerre peutse faire. Und veröffentlichtdenHauptinhaltseinerRede in einem ParolebefehL Sozialistische Abgeordnetekünden eineJnterpels lation an. DerKriegsministerPicquatt läßtden Kommandirens denGeneral nach Paris kommen undempfiehlt,dadieErklärung Baillouds ihm nichtgenügt,demKabinet,die Kommandanten des SechzehntenunddesZwanzigstenEorpsihrePlätzewechselnzu lassen.Amvierundzwanzigsten Märzerscheintdas Dekret,das Vailloud nachMonipellierversetzt.Nun interpellirtaußerdemGes nossen Constantauchderlothringische NationalistMaurice Bar- tes,damals nochderfeine DichterdesJardinde Bårånice undder Dåracinås »DerKriegsminifterkonntedenGeneralBailloud nach Paris rufenundzurRechenschaft ziehen; alserihnabergehört

(12)

166 DieZukunft-

hatte, mußteerihnumarmen undihmsagen:Siesind eintapferer Soldat!« (Zwischenrufdes MinisterpräsidentenElemenceau:

ll l"apeut-etre fait!) »UeberdieOstgrenze dringen oft heftigereRes deninunserOhr.DieDeutschen haben sichwegender nancyer Feier nicht aufgeregt.Jhr Oberbesehlshaber hatsieaneineviel schrofsereTonart gewöhnt;erPflegtvom scharfenSchwertund vom trockenenPulver zusprechen. AhntdieRegirungnicht,wie ihreMaßregelaufdieLothringer wirkenmußte,derenPatriotis- mus sehnsüchtigausdenTagharrt,der denhohenGlockenthurm derStadtMetz endlichwieder mitderTrikolore schmückenwird?«

Zuerstantwortet derKriegsminister; derselbe Picquart,dem un- sereliberale Pressealsdemwürdigsten ErbenVayards gehuldigt hatunddessenBild manchedeutscheMaid inihremPostkartens album bewahrt.»HerrB«arreshatdaran erinnert,daßichStraß- burgerbin.Jch vergesseesnicht;ebenso wenig aber,daßichfrans zösischerKriegsministerbin. EchterPatkiotismus braucht nicht Lärm zumachen.GeneralBailloudistdurchaus nichtinUngnadez wirhaben ihnnur in eine Garnisonversetzt,woerwenigerAn- laßzuNervosität hat. SeinNachfolger ist noch allgemeinemUr- theileiner dertüchtigstenOsfiziere unseres Heeres. Erwirdda- fürsorgen,daß sein Eorps schlagfertig ist,wennderTag anbricht, der...« Die radikalen ParteigenossenhinderndenMinister, in der Kammer undvorEuropa sozureden,wieBailloud imKasino geredethat.Dann kommtEiemenceau. Seine Hauptsätzemüssen wörtlichangeführt werden;dietreusteUebertragung könnte eine Anance verwischen.»Legouvernement s’est trouve dansune Situa- tiondouloureuse. sivous aviezpu entendre lesparolesparlesquelles j’ajaccueilli legeneralBailloud dansmon cabjnet.vous comprendriez que les sentiments quibattent danslecoeur dugeneralBailloud bat- tentaussidansle mien. Maisilestimpossibled’admettre qu'ungene- ralpuisseannoncer une guerre avec unpeupledetermine pourunob- jet determine; c'est l’akfaire duParlement.« DieseReden sindam

siebenundzwanzigstenMärz 1907 impariser Paiais Bourbon gehaltenworden«Habensie nichtkriegerischePlänegenährt?

EinfranzösischerGeneral sprichtmitüberschwingendersosfs nung vondemRachekrieg,derdenDeutschendas eroberte Reichs- land wieder nehmenwerde. DieRede wirdinLokalblättern,in der France Militaire,dannin einemCorpsbefehl (mitunwesentlich

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Ein Zeichen wohl, daß Msevissen selbst als oberste Forderung für den Wirthschaftler die richtige Kalkulation und vollendete techni- sche Herausbildung eines Unternehmens

Doch scheint es einer leider noch mächtigen reaktionären Partei in Rußland vorbehalten zu bleiben, die große soziale Abrechnung durch das Vorschieben der außenpolitischen

Bialolenkatrieben? Nur von der Preußenhilfe, die, hundert Jahre danach, dem Russengünstling Stanislaus Poniatowski auf den Thron half? Die Polen haben den Vertrag, der sie dem