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Aus der Heimat, 1934, März

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Academic year: 2022

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(1)

OUtß Aw

&t«wf6twt^, ‘Mvwf '1934

2)er Vertag befjält fid) ba§ augfdflie&licfje 3teä)t ber Veroielfältigung mtb Verbreitung ber in biefer Veitage gum 9tbbruc! gelangettben Originalbeiträge cor.

Die (Befd)We bes Dorfes Keinersborf*

Son 91b o 1 f $ I u s f e.

9leu bearbeitet unb ergänzt non tp e i n r i d) © a ro e I.

(gortfeßung.)

Sa fuß nun bie Srben bes ©rafen non ^ottutinsfi über oen Sefiß bes

©utes nicfjt einigen tonnten, fo mürbe es burd) einen Sdjroiegerfoßn bes Ser- ftorbenen, Start ©ßriftian oon prittroiß, bis 1760 abminiftrirt. ©er Ser- faff er ber „Defonomifd)en ©efeßießte" ftßitbert bie bamaligen Serßältniffe fotgenbermaßen: ,,©urd) bie lOjäßrige 91bminiftration unb, ba jeber oon ben

©tben eine Äutfcße ßaben, bagegen nießts gur Untergattung, nießts gum Sau anroenben rooltte, ift alles in ben größten Serfotl geraten." 3Befentticß mag aud) ßiergu ber 1756 ausgebrodjene Strieg mit feinen ungeheueren Sieferun- gen unb unfäglidjen ©rangfalen beigetragen haben. So mürbe ber Ort — um nur einen galt angufüßren — 1757 oon ben Hofafen ausgeraubt unb ge- ptünbert. 91 tie biefe ungiinftigen Umftänbe ließen ben Serfouf bes ©utes als bringenb notroenbig erfeßeinen, unb ba fid) aud) ßiergu in bem SJ3äd)ter ber pring iRurlänöifcßen $errfd)aft Skrtcnberg, bem 9lmtsrate Sigismunb griebrieß gifd)er ein Käufer fanb, fo mürbe ber ^aufoertrag am 24. Sanuar 1760 gefeßtoffen unb bas ©ut an ißn für 44 800 ©ßt. Stourant-Stauf-- unb 300 ©ßlr. 6 dßlüff eigelber übertaffen, ©ies mar in Jener ßeit ein feßr ßoßer

‘preis, ber fid) bloß burd) bie Stutturfäßigfeit bes ©utes, roelcße ber Käufer mit in 91nfcßtag braeßte, reößtfertigen ließ, ©a Jebod) ber 91mtsrat gifeßer als Sürgerticßer nießt befißfäßig mar, fo ließ er bas ©ut inbeffen auf feine

©emaßtin Sultane ©otttiebe geb. oon ©resfi u. SDterßborf gerießttid) trąbie- ren, unb erft, naeßbem er bas Sncotat burd) ben Siplorn, b. b. Sertin, ben 29. 3Jlärg 1763 erßatten unb boburd) befißfäßig geroorben mar, oon ber Rö- nigt. Ober-9lmts-9tegierung auf ftd) überfd)reiben. ©ie Seetengaßt bes ©or- fes betrug bamals 221.

lieber ben bamaligen guftanb bes Ortes entroirft bie „Oefonomifcße

©efeßießte" fotgenbes ©emälbe: „91 tie SBoßngebäube bes ©orfes maren im äußerften Serfatt. 9111 e 10 Säuern ßatten 16 pferbe unb aud) biefe maren räubig unb ßaben erft curirt merben müffen. ©iejenigen, roelcße nießt gu ßeiten maren, ftnb fogleid) totgeftoeßen roorben, oon öiefen !!! unheilbaren Pfeoben ßaben bie görfter für bie gücßfe unb 2B ö I f e gteifcß genommen.

Sie Siere, bie baoon gefreffen ßatten, ftnb aud) räubig geroorben unb oer- enbeten.

(2)

Wit 'ber Uebernaßme bes ©utes burd) i)en Slmtsrat begann für bas

©orf eine neue gett, obrooßl er bis 1765 feinen geroößnlicßen Slufentßalt in Wartenberg beibeßalten ßatte. ©ein ipauptbeftreben mar unabläffig herauf geriäjtet, biefes gefunfene ©ut, fo roeit es bie bamaligen Slriegsoerßältniffe geftatteten, in ©tanb gu feßen. gunädßft mürbe ber 93ießbeftanb bes ©omi- niums roie ber Säuern ergänzt, ©en hinter über mürbe $o!g angefaßren, um fogleid) mit bem Seginn bes grüßlings bie nötigften Sauten in Eingriff neljmen gu tönnen. Sobalb es anging, mürben alle ©räben auf ben Wiefen, roelcße gugegraft maren, geräumt, unter bie fcßabßaften ©ebäube bes ©orfes unb bem ©ominial-ipofe 3000 ©IIen ©cßroellen untergogen, alle ßenfter bes

©orfes inftanbgefeßt, ba es foft lein eingiges gab, roo bas ©ageslicßt burd)- bringen tonnte. Sie giegeiei mürbe in ©ang gebracht unb in dürften tour- ben ©cßinbeln gefertigt, ©a ein feßöner ©arten gu ben Lieblingsroünfcßen bes Sehers gehörte, fo mar er aueß alsbalb auf bie Einlage eines folcßen bebaeßt geroefen unb nahm gu biefem frnfe ben giergärtner R. g. ©tidßling an. ©ie ©teile, roo ber jetzige giergarten ift, mar früher größtenteils ©rlen- brud) unb Sumpf, bas ©errain mußte bemnaöß erft geebnet unb entroäffert roerben. 3m 3aßre 1761 ift bamit ber Anfang gemad)t roorben, naößbem

©tid)Iing abgegangen, unb ber ^ürftenbifcßöflicße Hunftgärtner Slurßner aus Sreslau, ein feßr gefdjidter Wann, an feine ©teile genommen roorben mar.

gu bemerfen ift hierbei, baß bis baßin bie Straße oon Ronftabt nach Kempen in geraber Sticßtung, roie fie oom Wüßlteicß fommt, burd) ben jeßigen gier=

garten ging, fo baß bie Slirdje rechts liegen blieb. Sin bie Stelle bes Weges mürbe bie fogenannte Slircßegaffe am Sdjülgarten, roo früher bloß ein ein- father $ußroeg gur Slircße führte, oon einem fjreigutsbeftßer 3. ©. Wilbe, laut ©ofument, b. b. Sleinersborf, ben 27. Slooember 1761 oßue Sergütü gung abgetreten. 3n Segießung auf bie geitoerßältniffe ßat bas 3aßr 1760 unter Dielen ©rangfalen, unter Slngft unb ©cßreden, bie ber graufame Brieg oerurfaeßte, gugebraeßt roerben müffen, roogu bie großen Lieferungen an bie Bönigl. Wagagine unb bie unaufßörlicßen Sransportfußren roefentlid) bei- trugen. Slucß bas 3aßr 1761 ift ber immer ßerumftreifenben Bofafen roegen in großer Jurdjt unb immerroäßrenben ©Freden oerlebt roorben. Sie ftreiften gu etlidfjen Wann umßer unb raubten alles roeg, roeffen fte ßahßaft roerben tonnten, ©a es meift nur abgeftreifte Warobeurs maren, aueß oon bem gelbmarfcßoü Suturlin bafür erllärt unb fieß gegen fte oon ißm gu roe'ß- reu erlaubt roorben, fo ßatten bie ©inrooßner ber ©egenb befd)Ioffen, fiel) gegen bie gu oerteibigen. gu biefem groed mürben bie ©inrooßner bes Or­

tes, roelcße mit ©eroeßren umßergeßen oerftanben, — es gab berer 26 — oom Slmtsrat mit biefer Waffe ne’bft 20 feßarfen Patronen oerfeßen; bie übri­

gen hatten gerabegeftedte ©enfen, Heugabeln, Siegte, Sßrügel, ober roas fonft jeher auftreiben tonnte. Sin alle ©ingänge im ©orf mürben ©cßlagbäume angebracht, an bie man ftarfe ©orlegefcßlöffer ßing, bereu ©cßlüffel man bem näcßften ©inrooßner mit bem Sluftrage übergeben ßatte, nur bann gu öffnen, menu es nötig märe. Sin jebem biefer ©djlagbäume ftanben bes Slacßts groei Wänner mit ©eroeßren Wocße. Slußerbem mürben Sltarmpläße heftimmt, bie Leute in ebenfo oielen Raufen geteilt unb ein jeber bebeutet, roo er fidj bei entfteßenbem Lärme mit feiner Waffe eingufinben ßabe. ©ie ©refeßgärtner, roelcße ©eroeßre ßatten, naßmen biefelhen gur ©rntegeit mit aufs ^elb. ©er

©ominial-^of mürbe immer oerfbßloffen gehalten unb auf bem ßerrfcßaftlicßen Woßnßaufe befanb fieß beftänbig ein Wäcßter, ber bureß einen gTintenjcßuß

(3)

anbeuten muffte, baff fid) Gef ah r nahte, auf welches Signal in ber Siegel auf bem Sirdjturme bie Sturmglode ertönte, roorauf ein feber nad) feinem Sam- melpla&e eilte.

Gnbe 3uli 1761 riidte bie ganje rufftfcfje Slrmee burd) 3Bartenberg in Sdjleften ein unb ber gelbmarfdjall Buturlin notjm in bem Sdjlojf p Har­

tenberg fein Hauptquartier. Stun fä>roärmten bie Hofafen allenthalben Her­

um. Sim 25. 3uli morgens urn 5 Ul)r rourbe oom SBädjter gefdjoffen, unb nach ber Snftruttion alsbalb Sturm geläutet. Silles eilte p feinen Sllarm- pläien; ba man aber erfuhr, baff nur 2 Rofafen p ber Slltoorroerfer Schä­

ferei gefommen, bort ein Schaf genommen unb bamit fortgejagt feien, fo be­

gab man ftd) roieber nad) Haufe.

©od) noĄ bes felbigen Sages nachmittags um 2 Uhr melbete ber 2Bäd)ter 8 ^ofafen, welche auf ben Sd)Iagbaum bei ber 5Urd)e pritten. Sic oerfuchten mit ihren Sßiden bas Sd)Ioh oom Sdjlagibaume lospfcfjlagen. Slls ihnen bas jeboch nid)t gelang, fo roanbten fie fiel) rechts an ben gäunen gegen bas ©orwerf ©alattau unb trieben färntlidjes ©ominiaI-©ieh, bas aus ©or=

fid)t auf bem ©eid)el ©abimors, gleich hinter bem Schäferhaufe, gehütet rour­

be, weg. ©er Slmtsrat hatte für ben gall, bah bie Uofalen in friedlicher Slb- ftdjt Giniah in bas ©orf begehren foUten, ©efel)I erteilt, fie freunblidj auf- pnehmen, unb mit ©ranntwein unb ©ier p bewirten, ©a fie Jeboch bas

©ich weggetrieben, fo würben fie p ißferbe unb p griff oerfolgt, wie ein jeher getonnt, ©ie Gärtner, welche in ben Glowwifen mit Äornhouen be=

fdjäftigt waren, tarnen, ba fie ihren H^rn mit bem Säger unb einigen an­

deren ben Stäubern nad)jagen fallen, mit ihren Gewehren p Hilfe. SBeil aber bie ©erfolgung nicht augenblidlid) beginnen tonnte, fo hatten bie Stäu­

ber einen bebeutenben ©orfprung gewonnen unb hätten mit ihrer ©eute ben 3Mb halb erreicht, wenn ihnen nid)t gang unerwartet ein eigentümliches Hinbernis in ben 3Beg getreten wäre, ©as ©iel) mochte ihnen nämlich nidjt über ben fßfaffenteid)-©amm gehen, fooiel fie es auch fd)Iugen unb ftadjen, fonbern ging immer in ber Stunbe. ©iefem Umftanbe hatten es bie ©erfol­

get p banten, bah fie bie greibeuter einholten. Gs würbe nun oon beiden Seiten fcharf gefdjoffen, bis enblid) bie Uofafen bie glud)t ergriffen, ihre

©eute im Stich laffenb. Glüdlidjerroeife würbe hier niemanb bleffiert; nur oorher, ehe man bie Lofoten oerfolgte, Ijdben wir ben Gärtner SOüdjael ©o=

rowta, welcher ben ^ornmät)ern 3Baffer trug, burd) einen Schuh in ben Un­

terleib geftreift, welche ©erletpngen jeboch fd)on in fßitfdjen ausgeheilt wür­

ben. Schwebte man bis jei)t in fteter gurdjt unb in immerwährenber ©e- forgnis, fo würben biefe bis pm gröhten Schreden gefteigert, als ftd) bie oerbürgte Slachricfjt oerbreitet hatte, bah eine rufftfdje Kolonne bis Slamslau oorgerüdt fei, nur p halb empfand aud) Steinersborf bie Ginwirtungen unb ben Ginfluh ber oerberblidjen Stähe biefes barbarifd)en geinbes; benn nun war bes Slaubens, bes ^lünberns unb anberer Gewalttätigfeiten oon Seiten ber überall heenmfdjwärmenben Lofoten fein Gnbe mehr. 3Ber wollte es alfo bem Slmtsrate oerargen, bah er in biefer böfen geit, wo felbft bas Ge­

ben jeben Slugenblid auf bem Spiel ftanb, mit feiner gamilie nad) Sßitfdjen flüchtete, ben ©emohnern bes ©orfes feine ernfte SBarnung überlaffenb, auf ihre ©erteibigung burdjaus nur im gröhten unb äuherften Slotfalle bebadjt p fein unb oor allen ©Ingen ftd) gegen fein 5tommanbo p wehren. Seiber hatte man biefen wohlmeinenben ©orfdjlag nidjt befolgt. 9lm 28. 3uli pg

(4)

eine frieblicge Patrouille Rofafen con 7 Wann bungs Sorf. Sie Peroogner, melcge fid) hinter bie gäune geftellt gaben, fielen über biefelben unb fatten biefe, ogne Sagmifcgenfunft bes Wirtfdgaftsfcgreibers, ums Beben gebraut.

ERicgt fo oernünftig benagrn fidg ber EJlmtsrat Dpolfa, melctjer bie Patrouitten- Wannfcgaft, nadgbem man fie oöltig 'beraubt gatte, unbefonnener 9Beife bin- ben unb in einen Retter werfen lieg. Sie böfen folgen blieben nicgt lang aus. ERocg an bemfetben Sage naigmittags gog ein Rommanbo Sonifcger Rofafen burcg ben Ort, metcges bie (Befangenen befreite. Sa erfcgien benn am 27. Suti ein Offizier mit einem Rommanbo Rofafen in EReinersborf, plünberte guerft bas gerrfdgaftlid)e Wogngaus rein aus unb bemolierte alles, was ftcg nid)t mitnegmen lieg, hierauf mürbe ber gange SominiaI-£of aus- geplünbert, oom EBieg aber blog 13 (2d)meine benommen, bas anbere Iebenbige Snoentar mar in Sicgergeit gebracht. (Einem gleicgen ©cgidfale unterlag nun bas gange Sorf; es mürbe burdgucgt unb altes geraubt, roas nur irgenb mit- negmensroert erfd)ien. 91m ©nbe roottte man ben Sominiat-$of abbrennen unb gatte gu biefem EBegufe unter bie Rücge, bie an bem gerrfd>aftlid)en Wogngaufe etwas ergaben auf Pfäglen geftanben, gu gmei Waten Jeuer ge­

worfen, metcges aber nicgt halb fagte, unb burd) ben £>eibetäufer Wartin Geibel, ber ftd) im $ofe oerborgen gegolten gat, ausgelöfcgt werben tonnte.

ERacgbem bie ptünberer mit bem gangen Sorfe waren fertig geworben, forfegten fie naeg bem ©runbgerrn, unb als ignen ber ©cgolge mitteilte, bag er in pitfdgen fei, fo marfegierte bas Rommanbo bortgin, Satisfaction oon igm oertangenb. Siefer, um nicgt fd)led)terbings gur ERrmee geftgleppt gu werben, wie igm gebrogt würbe, mugte fid) burd) ERusgaglung oon 214 Sa­

lem feiner Sränger entlebigen. ©o mütenb bie (Einroogner gegen bie Pa­

trouillen gemefen, fo oergogt unb mutlos benagmen fie fid) mägrenb bes eben gefegilberten Vorganges. Sas gange Sorf mar roüfte unb öbe, fein lebenbes

©efegöpf war gu fegen, unb nur in ber ERacgt unterbraeg bann unb wann bie ©rabesftilte ein ipagngefcgrei. 9lus bem Sominiolgofe waren ber 9lmts=

mann, ber ©egreiber unb fämtlid)es ©efinbe baoon gelaufen, nur ber oben genannte Wartin Geibel war geblieben. Wägrenb bas Sfdgernitfcgewfdge

©orps bei ERamsIau ftanb, fam ein ©orps oon 6000 Wann ERuffen na cg Wie­

luń in polen, gu biefem jmb oon ber $auptarmee beftänbig, manegen Sag fogar megrere fleine Rommonbos bureg EReinersborf gegangen, unb jeber Srupp raubte, meffen er nur gabgaft werben tonnte. Go fam aucg ein Rom­

manbo Srogoner an, beffen Offigier bie Sominial-Gdgiittboben auff(gingen unb wenig (Betreibe auf bie oorgefunbenen Sominial-Wagen loben unb gur 9lrmee nadg ERamsIau abfügren lieg. Sie Wagenfnetgte finb ogne Pferb unb ogne Wagen gu gug nad) ipaufe gefommen, ba ignen igre 12 Pferbe mit allem ©eftgirr ne'bft ben 3 befegtagenen Wogen abgenommen würben.

Selbft ber Watb bot feine ftdjete guflmgtsftätte bar, ba tgn bie Rofafen naeg allen ERicgtungen gin burcgfmgten. EBiel benaegbarte Sörfer gatten es ftd) bei bem ERmtsrat ausgebeten, in feinen gorften mit igren ipabfeligfeiten

©cgug fudjen gu bürfen, allein fte gaben halb anbere guflucgtsörter fudgen muffen, als fie wagrnagmen, bag barinnen feine Sicgergeit ntegr fei. ßinige igrer jlücgtlinge gatten igre ©oegen in ben Sacgslöcgern, ferner in Ralono (Watbftätte an ber Ronftäbter ©trage) oerftedt, unb biefe blieben ignen er­

gattern Wit ben ©djafen gaben fid) bie ©tgäfer in bie grögten Sidungen ber £auen, wo fein Wenfcg gu Eßferb buregfommen fonnte, oerftedt; bas ERinboieg aber unb bie Pferbe befan'ben ft dg Sag unb ERacgt in bem EBrucge

(5)

groifeßen Dmecßau und ‘ißrofcßltß, tote aucf) in ben Selten an bet Omeeßauer

©renge, unb biefes oerfteette Sielt mürbe ebenfalls glüefließ erhalten.

60 ging nun alles brünier unb drüber, an die 3Birtfct)aft unb ©rnte tonnte nießt gebadjt roerben, auch roar bas (Betreibe burd) bte Kommandos größtenteils abgeßütet unb vertreten. Sod) mäßrenb bet Sauer biefer iiber=

aus traurigen geitperiobe tarn eine öfterreießifeße Serorbnung, roonaeß oorn Greife oßne 93ergug 1000 fl. Kontribution an ben Leutenant o. ©fd) in Kreug=

bürg gegafjlt roerben feilten. Ser Defterreießifeße Dbrift, ber mit 1500 spfer=

ben in Kreugbitrg ftanb, ßatte in Sbroefenßeit des geflücßteten 6teuer--9lmtes, ben Kreis-Seputierten iperrn o. ©labis non 6d)irosIaroiß ßolen laffen, roel=

eßer biefe die Kontribution gu repariren, eingießen unb abfüßren mußte, gu biefer Auflage gu ben bieferßalb geforderten ©pefutiom-Koften ßat ber Kreis groei monatIid)e Steuern in Seinetsborf für feinen Seil 103 Sßlr. 28 Sgr.

beitragen muffen.

©nbließ tarn ben 3. Suguft die Sadjrießt, baß die SuffemSrmee oen Samslau aufgebroeßen und ißren Starfeß auf Sreslau gu eingefcßlogen ßabc.

Sun fdjien alles wieder rußiger roerben gu wollen, die Scute fanden fuß nad) und nad) roieber ein, unb es tonnte roieber einige Ordnung ßergeftellt roerben.

Sie feinblicßen Srmeen gogen allmäßlicß weiter und der Störungen wurden immer weniger, außer, baß ßin und wieder Storobeurs ftd) ßerumtrieben, raubten und oielen Unfug und ©raufamfeiten ausübten.

Um die oerfpätete (Ernte gu beftreiten, entnaßm ber Smtsrat oon fei=

nen ÜBartenbergifeßen ‘ipaeßtgütern 20 Staun mit Senfen, roeld)e ßier ad)t Sage lang befcßäftigt waren. Ser Ausfall ber ©rnte roar aber ein erbärnv ließet, wie bies nießt anders gu erwarten ftanb. Sie ruffifeßen Slrmeen tarnen gerade in bie ©egenb, als bas ©etreide gu reifen begann. Sidjts ßat gut reeßten geit eingebroeßt roerben tönnen. Sie Kofaten und Kommandos teßr- ten fieß an feine Straße, fonbern marfeßierten bureßs ©etreide unb fudjten, ob brinnen etwas oerfteeft märe, und ßiiteten dort. Sies gefeßaß tägließ, fo lange das ©orps bei Samslau ftanb. ©nbließ würbe bas ©etreide aueß über=

reif, ber SBeigen, ipirfe und Seinfamen fielen aus unb ber $afer nebft der

©erfte braeßen ein, furg, man ßatte oon allem faurn die Sad)Iefe. Stan fueßte fieß nun, foroeit es anging, oon ben überftanbenen Srangfalen unb Seßreefen gu erßolen. SKein das ©lend roar und blieb groß unb naßm nur eine andere

©eftalt an, das wenige, bas ber geinb übrig gelaffen, naßm unerbittlitßer 9Beife bie Königl. Kammer. 6s wurden unerftßroingliöße Lieferungen bei der fcßmerften ©jefution ausgefeßrieben. So ßat g. 33. bas Sominium 1761 lie=

fern müffen:

234 Scßeffel Soggen, 18 Scßfl. Zeigen, 160 gtr. Sleßl, 74 Scßfl.

©erfte, 417 Scßfl. $afer, 75 Scßfl. $eideforn, 596 gtr. §eu, 35Vs Sdfoct Stroß.

Sa bas ©ut gar nießts ßergeben tonnte, fo ßat alles in %3oIen getauft roerben müffen unb foftete 4691 Sßl. 14 Sgr.

Siefe enorme Kontribution allein inaeßte feßon eine 9jäßrige Steuer aus; und bleibt bas, was dem grind gegaßlt werden mußte, was er raubt, was burdß ißn gu ©runde ging, und wofür nießt geringfte Sergütigung er=

folgte. 3Bas die Sot und ben Sruct dem Sominium nocß erträglitßer maeßte, roar, baß die ©emeinbe nießts im Stande gu liefern roar unb feßleeßterbings oom Sominium oertreten werden mußte. 3lueß 1762 dauerte die Srängnis fort. 6s find entfeßlidje Lieferungen gu ben Königl. Slagaginen ausgefeßrie--

(6)

ben unb oßne bie geringfte 9^acf>ficf)t beigetrieben roorben — fäßrt bte ,,Oeto=

nomifcße ©efcßicßte" fort — unb Diele Stänbe ftrtb in bas äußerfte Unoer=

mögen geraten, fo, baß einige gar nicßt meßr aufgutreiben unb liefern im Staube maren, hierauf mürbe oerorbnet, baß Entrepreneurs angenommen mürben, roelcße bie Lieferungen besorgen füllen, unb bereu ßorberung auf bie

©üter berer, bie mißt gaßlen tonnten, intabulirt roerben füllten. 3m ßalle aber biefes nicht gu ermöglichen märe, fo füllten biejenigen, bie bas ihrige ab-- geliefert ßaben, bie Geflauten übertragen, unb bas, roas ße für biefe leifteten,

#nen auf ber SReftanten ©üter oom Ober=5lmte oerficßert roerben. 2lber bas Königl. Dber-^mt unb befonbers fein bamaliger mürbiger Sßräfibent, fpätercr

©roßtangier, feßte ßcß baroiber unb ertlärte feierlich, baß es teine bergleicßen Stßülben intabuliren mürbe. Sem ungeachtet ging man fo roeit, baß ber ba=

mats in Kreugburg fteßenbe Obrift o. Loffau Orbre betam, biejenigen, bie ißre Lieferungen ßßon abgetragen hätten, mit ber ßärteften Egetution angu-- halten, bie SRefte berjenigen, bie ße fcßulbig geblieben maren, abgufüßren.

Obrift o. Loffau erfdjrat über bie harte StRaßnaßme unb teilte ße bem Lanb-- rat ©aron o. Kittliß mit. Siefer roürbige ©reis geriet barüber in bie äu-- ßerfte ©erlegenheit unb oeranlaßte am 24. SRärg 1762 in Kreugburg eine 3U-*

fammentunft aller Stäube bes hrefigcn Greifes.

Ser Umtsrat ^ifcßer, einer ber angefeßenften unb geacßtetften 2Rän-- ner im Streife, oom Lanbrat um fein ©utacßten in biefer Ölngelegenßeit ge=

fragt unb um feine ©ermittlung gebeten, begab ßcß gum Obrift o. Loffau, mit bem er 10 3aßre bei einem ^Regiment geftanben, unb fein „großer ©ön=

ner unb greunb" mar, geigt ißm an, baß bie Stäube nichts für bie ‘•Reftanten liefern mürben, unb bat gleicßgeitig, er möchte mit ber Egetution bis baßin gögern, roo ber Kreis auf feine biesfäüige ©orfteHung ©ntroort erßalten ßa-- ben mürbe. Ser Obrift ging barauf ein, unb ber 'łlmtsrat feßte eine ener=

gifcße fcßriftlicße Erfläntng auf, bie er bem Lanbrat übergab. Sie mürbe einftimmig für oortrefflicß gefunben, oon allen 91nroefenben unterfcßridben, unb bem Lanbrate gur weiteren ©eranlaffung empfoßlen. Sief er Scßritt hatte ben guten Erfolg, baß man ben Kreis nun nidßt meßr mit ähnlichen ßumutungen befcßroerte unb ängftigte. gu biefen SReftgütern gehörten aber:

Ober--Kungenborf, ©ittenborf, Olaffabel, Kreugburg-^reigut, Scßmarbt, ©ois=

laroiß, Kleim-Scßroeinern unb Koftau.

Sie auf ben ßießgen Kreis ausgefcßriebene Lieferung betrug:

700 Sch fl. ©eigen, 5000 Scßfl. SRoggen, 5000 3tr. SOleßl, 1500 Scßfl. ©erfte, 8000 Sdjfl. &afer, 3000 3tr. $eu, 1200 Scßcf. Stroß.

$iergu ßatte bas Sominium 9teinersborf beigutragen:

31 Scßfl. 4 2Rß. ©eigen, ä 7 Sßl.

223 Scßfl. 3 3Rß. ©oggen, ä 6 Sßl.

223 3tr. 3ReßI, ä 6 Sßlr. 15 Sgr.

67 Scßfl. 9 3Rß. ©erfte, ä 5 Sßlr.

344 Scßfl. 4 ©ß. §afer, ä 3 Sßlr.

(7)

bie ©emeinbe ober:

8 Sd)fl. 9Beigen,

59 Sd)fl. 8 3% Koggen, 59 3tr. 66 Sßfb. Ktet)I, 17 Sdjfl. 7 2% ©erfte, 93 Sdjfl. frnfer,

93 8tr. ipett,

14 Sdjod' 17 93b. Stroi). (^ortfetjung folgt.)

Die älfeffen Börgermeiffer äreu$burgs,

Kon tßrof. Sr. ©. Kt e n g = Ceipgig.

9Böt)renb ßriebrid) Klbert Simmermann, beffen 1783 erfctjienene 33c=

fdjreibung bes Greifes Hreugburg [etnerjeit f)ier erneut abgebrudt roorben ift, für ißitfdjen eine 1576 beginnende Keibe ber bärtigen 93ürgermeifter auf' führen tonnte, fehlen bei it)m für ßonftobt überhaupt alle Eingaben barüber unb für Hreugburg alle oor 1740, bem 93eginn ber preufjifdjen §errfd)aft in 6d)leften. Ronftabt roar SCRebiatftabt. $ier ift bas Sdjroeigen gimmermanns alfo oermutlid) baraus gu erllären. Sie Selbftoerroaltung tjatte bort nid)t fo fclbftänbige Kebeutung. Knbers in Slreugburg. £ier Ijätte er fetjr rooI)I Kamen and) oor 1740 fdjon nennen tonnen, groor ift es tjeut nid)t metjr möglich, eine lücfenlofe Keibe feftgufteüen. Kber bas ältefte Stabtbud) unb bie Urfunben geben bod) Kamen genug. Sie führen fogar roeit über ben für 5ßitfd)en bekannten Knfang guriid, faft bis unmittelbar in bie ©rünbungs=

geil der Stabt.

3m 13. unb 14. 3at)rl)unbert fdfeint ein befonberer Kürgermeifter aüerbings aus bem ©efamtrat nod) nid)t berausgetjoben geroefen gu fein, nid)t einmal als primus inter pares. Selbft bie gabt ber Katsmitglieber t)Qt oiet=

Ieid)t nod) nid)t feftgeftanben. 9Bir finben 2, 5 unb 4 genannt. Sie gabt 4 roirb fd)Iic|Iid) für bas 15. 3abti)unbert unb bie ^olgegeit bis in bie pmn fjifcbe nadj 1740 bie Kegel. Sie erften Kamen flammen aus bem 3obr 1323.

©ine Urfunbe aus biefem 3al)r nennt bie beiben Katsberrn (consules) Km biger ben Kader unb Kitolaus ben Koier. 6s finb ł>eut[d)e Kamen. 1340 erfdjeinen groei Sö'bne jenes Kübiger: Kitolaus unb Sßeter, ferner ein $ein-- rid) (ober ipeibenreid)) oon Sobriftn (©uttentag) unb ein Seibelmann, Sdjulg oon Kofen(ou).

Kon einem befonberen Kürgermeifter an ber Spiije bes Kates — freu­

nd) nod) ot)ne ben Kamen gu nennen — ift gum erften Ktat Knfong bes 15.

3abrt)unberts bie Kebe. (1422). 6s ift die Seit, in ber bie Kusgeftaltung ber Stabtgemeinbe gum Kbfd)Iuf3 fommt. Sie Kürgerfdjaft ift nun fd)on fo gatjtreiä) unb entroictelt, baff fid) im Sinne ber batnals allgemeinen Keroegung ber ©eifter and) in Hreugburg eine „Kruberfd)aft" bilben tanu, unb fte ift fo rooI)Itjabenb geworben, baß die Stabt als ©egenleiftung für entfpredjenbc Unterftüfeung bes üanbestjerrn bie Kogteired)te ermerben tanu. KHerbings trifft fte in jenen Satjren nod) einmal ein fd)roerer Stoß. Ser Kanbenfütjrer So'jfe ‘ißudjala bemädjtigte fid) in ben 9Birren ber £uffttenberoegung ihettg-- burgs unb felfte fid) für einige Sotjre bort feft. 1434 roirb er oertrieben, unb

(8)

in biefem 3nßre, juft alfo nor einem ßalben 3aßrtaufenb, ßören mir nun and) ben erften Damen eines 93ürgermeifters oon Slreugburg: Wartin 93et)cgin.

Weßr miff en mir nid)t oon tßm. Sie lateinifdße 93egetcßnung für bas Dmt ift in jener Seit magister civium ober prothoconsul ober proconsul.

Dus bcn nöcßften 100 3aßren ift eine gange Dngaßl oon Stamen be-- fannt. Set Dat roecßfelte jäßtlicß. Sie Dusroaßl geeigneter ^erfönlicßteiten roar in bcr fleinen Stabt aber bod) nießt fo groß, baß nießt feßt ßäufig bie=

felöcrr Beute roieberteßren mußten. Dod) roar aucß bas 93iirgermeifteram:

nicßt fo ftart ßerausgeßoben, baß nid)t, roer in bem einen 3aßr ben 93ürger=

meifter maeßte, im näcßften roteber einfoeßer Datsßerr ßätte fein tonnen.

Weift roerben nur bie 93ornamen unb bie 93etufsbegeicßnung gegeben. Sie letzteren finb im Banfe ber geil auf biefe Weife gu Familiennamen geworben, ebenfo roic bie 93etnamen ober ipertunftsbegeießnung, bie ftd) ebenfalls oft finben, um bie gteießen 93ornamen (Saufnamen) unterfeßeiben gu fönnen Siefe gunamen fteßen bamals aber nod) fetnesroegs feft unb oererben ftd) vorläufig and) nießt. Dadjfteßenb eine Bifte ber 93ürgermeifternamen, bie mir hießet gu ermitteln oermoeßten: 1445 (aucß 1460 unb 1465) Dicfel ^unatfd) ber Düttner (93öttcßer), 1447 Difolaus Sbilub, 1454 (1463) jpans Hamiensft), 1458 (1461) Watßias ber Scßumacßer, 1462 3oßann Flobar (ber 93ogt:

wlodar), 1464 Soßann ber Krämer, 1472 (1479 unb 1482—85) Dmbroftus Scßubert (ber Scßumaißer, amß Wros ober Wrofag genannt), 1474 Simon SiguKa, 1482 Wacget Rraroieg (Watßias ber Scßneiber), i486 Soßann ?)a=

ron, 1488 Siemens Sutor (ber Scßufter), 1489 (1490, 1491, 1494, 1495, 1496, 1498, 1501, 1502) Wicßel Wlobar, 1503 Stengel (Stanislaus) Seß=

mann, 1504 Witlas (Wicßael) Wargorgatß, 1508 93enebift gapberlißfa, 1510 Wid)ael ©olpan, 1515 Wifulas (Wid)ael) Hormansft), 1520 ßücas Sßlofta.

93on ben roenigften rotffen roir and) in biefer geit nod) meßr als ben Damen.

Dur in einigen feltenen Fällen taffen fieß roenigftens einige Singelßeiten er=

mittein. So rotffen roir, baß Dielet 93üttner ein $aus in Horcgmpn befeffen, baß $ans ^amiensft) ein 93orroerf in Scßmarbt in Sßacßt ßatte. Simon 6t-- guUa ftammte aus Hußnou unb roar 1446 93ütget oon ^reugburg geroorben, nadjbem er eine ipofftatt in ber Stabt erroorben ßatte. Dm meiften (21uf=

merffamteit oerfcient unter bcn genannten Wicßael Wlobar. Sr ßat 1467 bas Slreugburger 93iirgerred)t erroorben. Dm Scßmarbter unb 93reslauer Wege

„oor ber SIgot an ber fort" befaß er ©runb unb 93oben. 1493 trug er bie Dogteiurfunbe oon 1274 in bas Stobtbucß ein als ben ©rürtbungsbrief Streug- bnrgs, beffen 93efiß unb Decßt barin in ber Sat feftgelegt ift.

Weßr gufammenßängenbe unb inßaltsreicßere Eingaben roerben oon ber Witte bes 16. Soßrßunberts an nad) ber Deformation möglidß. Dudß bie Sßitfcßener Deiße ber 93iirgermeifter bei gimmermann beginnt ja 1576.

groeierlei fprid)t habet mit. Sinmal beginnt bamals aucß bie nießt meßr unterbroeßene Sanbesßerrlicßfeit ber 93rieger $ergöge für Jkeugburg--9ßitfd)en.

Ss fommt bamit im Sangen Orbnung unb Stetigfeit in bie Sntroicflung.

Williger aber ift gum anberen nod), baß bie Stabberfaffung bamals neu ge=

ftaltet roirb, unb groar gerabe in JjMnficßt auf bie Stellung bes Dates. Sie Dctsßerrn-- unb bamit and) bie Dürgermeifterroürbe roar bis baßin ein unbe-- gaßttes Sßrenamt. 3m Banfe ber geil ftellten ftd) habet Unguträglicßfeiten ßeraus. Sem 93iirgermeifter Wengei Rarminstp — bas ift ber leßte Dame ans jener geil — rourbe g. 93. in einem 1567 vor bem ipergog bureßgefüßr-- ten Streiberfaßren oon bet 93ürgerfcßaft oorgeroorfen, er ßabe fieß in oie!=

(9)

facßer $in]ld)t am gemeinen (Eigentum oergriffen unö in unbilliger Sßeife feinen ©igennuß auf Höften ber Stabt roaßrgenontmen. Sie Folge mar, baß ber Sanbesßerr eine ftrengere Suffidßt über bas ratßäuslicße SBefen einfüßrte.

Sie Stabtredjnung mürbe fünftig oon Sbgefanbten bes tperpgs abgenommen, nid)t meßr baß roie früher ber alte Sat einfad) bem neuen Secßnung legte unb bie ©efeßäftc übergab. Ser 9tot mußte infolge beffen feitbem fo lange amtieren, bis bie Prüfung unb ©ntlaftung burd) bie Sanbesregierung er- folgte. Sas führte p länger bauernben Smtsgeiten, fdjließlid) pr lebens­

länglichen SnfteUung. Sußerbem mürben Sürgermeifter unb Sat im gm fammenßang mit biefer llmgeftaltung auf feftes ©eßalt gefeßt in ©elb- unb Saturalbepgen. Sorübergeßenb beftanb ©nbe bes 16. Saßrßunberts für Hrengbnrg unb %Sitfd)en übrigens bie ©efaßt, baß |le roie Honftabi ßätten Stebiatftäbte merben tonnen. Sie follten an einen abligen ©runbßerrn oer- tauft merben Ser ©ebanfe mürbe aber gum ©Iüct oom $ergog roieber fal- len gelaffen.

Ser erfte Sürgermeifter Hreugburgs unter ben neuen Serßältniffen, ben mir tennen lernen, ift 1587 San (Soßaitn) Srointa, früher and) einfad) Sroin, fpäter Scßroinfe benannt, roeläßer Seiname mit bem roeitoerbreiteten Familiennamen Scßroinge gleicßgufeßen fein bürfte. ©r mar Säubener, bas ßeißt: er befaß eine Hrambaube unter ben „groötf Spofteln", ßatte 1591 aber aueß bas Sorroerf Stargsborf in %)ad)t. 6d)on 1570 mar er Stabtfäjreiber oon Hreugburg. ©elegentlidj ßat ber £erpg anerfannt, baß er fieß feßr oer- bient gemalt ßobe. 1600 muß er geftorben fein. Sein Sadßfolger mürbe S3engcl Stop, ber möglicßermeife bis 1626 amtiert ßat. ©enauere Sacßricß- ten liegen nid)t oor. Sie Familie Scßroinge ift übrigens im 17. unb 18.

Soßrßunbert in Hreugburg bann augenfdßeinlicß nießt meßr oertreten.

Sie pfammenßängenbe Steiße ber Sürgermeifter oon Hreugburg be­

ginnt naeß nuferer Henntnis 1637 mit Sbomas Sebitins. ber einer in ber Stabt pßlreicß oertretenen Familie angeßörte. Ob er feßon oorßer fein Smt angetreten ßat, ift nitißt p ermitteln, ©eftorben ift er 1675. groifcßemburcß mar oon 1656 bis 1658 ber Stiemer $ans SoHenßofer oorübergeßenb Sür- germeiftec, betannt bureß feine Stipenbienftiftung. (Er ftammte aus Stutt­

gart. Sn jener geit naeß bem 30jäßrigen Hrieg ßat Hreugburg eine gaßl- reteße guroanberung oon Seutfcßlanb erfaßten, fo baß es fogor p Streitig- feiten mit ben ©inßeimifd)en tarn.

Son 1675 bis 1719 mat Stengel Seeler Sürgermeifter oon Hreugburg, naeßbem er fd)on 1670 in ben 9tat eingetreten mar. Sn feine Smtsgeit faßt ber Uebergang unter ßabsburgifdße iperrfeßaft naeß bem Susfterben ber Stie­

ger Säften unb ber tonfeffioneüe Streit, ber mit bem Sltronftäbter F^i^Gn beenbet mürbe. Sud) er ßat feinen Samen burd) eine 1717 errießtete Stif­

tung oeremigt. Sas Sterberegifter ber eoangelifcßen Htrcße Hreugburg ent- ßält folgenbe (Eintragung über feinen Sebenslauf:

1719 gunius

b. 7 begraben ben ip. Stenceslaus Seeler Surgemeifter in ©reußburg S. (E.

pgetßan im 80 Saßt 38 Stodjen 11 Sage. Sein Sätet ift geroeft Soßann Seeler Saum elfter im Stautet tpanbroert Sein ©roß Sater ift geroeft ein Sfarrer in Sägernborf. Sie Stutter eine (Eontabin. (Er ßat freguentiert bie Sdjule in Sarnoroiß, baß ©pmnaftum in Stieg. Unb p SHttenberg

©t feine studia Juridica abfoloieret. Sei bem ©rafen ©elßorn unb tpr

(10)

gtcmfenberg in Sßtofd)Iih in Sienften gemefen. £entad) auf Sreußburg fommen, gefjegratfjet Sünna Suftinant £eußlerin unb mit if)r 2 Sohne unb 3 £öti)tev gegeuget. gum anbernmaf)I SZlnnam Sol). Sijpräus Sßfarrers in 9iofd)f:oroit; 9ßittib geheprathet. 3ft ©teuer Sinnehmer 37 Saht unb 1 9Jto=

natl), tapfer!. SBiirger goQeinnehmer 16% 3al)r, Staats SItefter 5 3a%r, Sanbfdjreiber 46 3ai)r 35 2Bod)en, SBurgermeifter 43 3apr 42 $Bod)en geroeft.

Kequiescat in Pace.

97ad)foIger Seelers mürbe 1720 Sofyann Sembeigh), ber 1712 bereits auf bin britte unb leigte 97atsf)errnftelle berufen roorben mar. Sr mar 1670 geboren unb gehörte feit 1717 als Süffeffor and) bem ^reugburger Sanbljof- gerid)t (Preisgericht) an. 3tt feinem SBemerbungsgefud) um bte SBürgermei- [terftefic hotte er fid) u. a. mit feiner Kenntnis ber polniftijen Sprache emp­

fohlen. 1737 hotte ber 66jährige nad) bem bamaligen großen SBranbunglüd Preughtrgs um feine (Enthebung oom SZlmt nad)gefud)t, mar aber bamit nid)t burd)gebntngen, ba man für ben SBieberoufbau gerate eine erfahrene, ein- gearbeitete Praft nötig gu hoben meinte. 6s mürbe ihm nur bie SJlnnahme einer jpilfsfroft gu feiner Sntlaftung beroiHigt. So erlebte Sembejghg and) nod) ben Uebcrgang unter preußifd)e <perrfd)aft im Sümt. 6r ftarb 1744.

Sie onfd)Iießenben SBürgermeifter ber preußifdgen geit, bie and) gim- mermann nennt, maren bann Smmerid) (1744—57), Seebad) (1757—62), SReugebauer (1762—64), oon Siesfelbt (1765—79), nad) huger groifcßengeit non 9Mfe 1764/5, unb £o!tgmann, mit bem gimmermonn fcßließt.

$Uu6 bem Briefroed)fel 3 roifd)en (Buffao Jretjfag unb (Sraf unb Gräfin Bolf Baubifftn.

Witgeteilt non S)3rof. ©u ft an 223. ^reptag (Wünrf)eu).

föortfeßung) SSaubtffitt on greptog.

Sresben, Secember 70.

Sieber verehrter gteunb,

2Bcnn Sie mir bs S. mit Sßunften concebiren, merbe id) rool)I mit meinen eigenen brei Silben nid)t gnrüdhalten biirfen, unb bitte Sie bemnod) meine paar Steminifcengen mit bem ausgeschriebnen Stamen 2B. 93aubiffin gu Derfel)«.1) ferner glaube id) allerbings, baß bie Wittheilung noch lebenbiger u. aufd)aulid)er roirb, roenn Sie ben gangen 3nhnlt ber Unterrebung mit bem ruffifdjeu ©efanbten mit aufnehmen rooüen. 3d) fd)ide besßalb eine lieber- feßung berfelben mit. 6s liegt mir aber baran, baß bies nidjt mit bem aus- gefprodjnen Singeftänbniffe gefeßeße, id) habe bamals bie SepefĄe obgefdßrie- ben u gurüctbeßalten: bie 3uriften non ber alten Schule mürben mir’s als eine Ungebühr auslegen u. fcf)roer nergeihen. Ser Sefer mag ftd) alfo beuten H : iP ouf Strtitct youbifftnS für bie geiifcprifi ,gm neuen Meid)" (ug(.

(11)

es fei gu jener gett ein Sagebud) non mir geführt aus bem id) fte entnonv men ßabe. SebenfaHs muß im Sejt meiner ©rääßlung ein Sßaffus geänbert merben (Es roar, roie aus ber Sepefcße ßeroorgeßt nid)t fo roo!>I ©ußlanb, als (S n g I a n b bas guerft jene freigebigen Anerbietungen non beutfdjcn ßanbett gemacht, u. gemeint tjat, aus frember $aut fei gut 9Uemen fd)neiben.

llnb roas bie ©teile in Sßiers ©efd)id)tsroerf betrifft Ijalte id)’s nid)t für unmögliti) baff er roirflid) ©orroegen u. nid)t f^innlanb gemeint ßat. Ser

^ronprinj fal) non corn herein bie (Eroberung o. Jinnlanb als fetjr fdjroierig an. ©eitbem ©ußlanb im ©eftß ber AIanb=3nfeln ift läßt jtd) an eine 2an=

bung foum bcnfen, unb ber 2Beg über Sornea ift fefjr roeit. 3d) Eönnte mit alfo rooI)l oorftellen baß ©ernabotte nur feine ©litroirfung in Seutfd)Ianh angeboten, u. bafür bie (Eeffion oon ©orroegen ftipulirt Ijabe. Sebenfalls aber roirb Sßiers biefe ©erfton lieber geglaubt u. aufgenommen ßaben als bie mehlige; benn natürlid) mußte es ißm eßrenooller für ©apoleon fdjeinen bie ©titroirfung jur (Erroerbung oon ©orroegen, als bie gaßlung oon 6ub-- ftbien §u cerroeigern.

9hm nod) taufenb Sanf für 3ßren freunblicßen ©rief, auf ben id) fefjr

ftolg bin ©anj ber Sßrige

3B. ©aubifftn.

Sregtag an ©oubtfftns.

Setpgig, 4. 3an. 71.

©leine geliebten Jreunbe! Sie 3Beipad)tsfifte pt roieber einmal geugniß abgelegt non 3pem ©erpltniß jur ©tenfipeit. Siefer unbegroing-- lidje Stieb Anbern $reube gu mailen mürbe fep öeutlid) burd) ben plgernen ßubus. 3d) fd)Iug frößlid) auf u. padte aus, Meines unb ©roßes mürbe auf bem Sifd) georbnet, bie einzige 2Beipad)tsgruppe, bie mir uns in biefent 3ap auffteÜten, benn es mar fonft ein ftilles unb ernftpftes fteft. ©eien Sie prglid) bcbanft für große Siebe unb Sreue im alten 3ap unb bleiben Sie uns im ©euen. Senn Sie gepren gum roertpollften ipausfdjoß. 2Bel=

cßes bei ber 3noentur am neuen 3ap, mo alle Sieben gufammen unb ipe Stanbtilbec im ipergen abgebürftet unb behängt roerben, mit inniger fpeube oon 3pem ©etreuen empfunben mürbe.

3pen, mein tpurer $err ©raf, banfe id) nod) coKegialifd) für bas pitere ©ebicfjt, meines Sie mir überfanbten. 3d) fämpfte mit ber ©erfu-- d)ung, basfelbc pnter 3pem ©üden gu oerroertpn. 3m neuen ©eid) mar leibet fdfon ©erftficatorifcp ©ebanblung ber Sagesfragen gebrudt. Aber es mar ein ßübfcps ©efüßl, bas mir uns in biefer Art oon ©erroertpng polv tifdpr (Einbrüde begegnen. 2Begen 3pes Auffaps pbe id) nod) in groei Singen 3pe ©ergeipng gu erbitten. (Erftens pbe id) mit Selbftentfagung 3pc Anrebe im Anfänge meglaffen müffen. Sa nämlid) Sooe2) als jperausg.

auf bem Sitel fiep, rooüte id) ißm bie Allocution nicp gönnen, benn fte märe bod) auf ip gu beuten gemefen. ferner aber pbe id) bod) bie Sepefdje nid)t gang in Oratio obliqua bruden taffen, nur bie $auptfacp. Aus einem Ieibigen

©runbe, ber aber groingenb mar. Ser Sedel mußte epr gebrudt roerben als 2) Sßrof. Sllfreb 2ooe, ötfiorifer, mit peptag befmmbet, oon ipt gum erften ©djrift»

leitet ber neuen geitfditiit beftimmt.

(12)

bas Jpeft gefegt, ja benot alle Beiträge eingegangen waren. Sa ergab fid) ein foldjer Mangel an 9taum, baß in ben Heineren Mitteilungen oßnebies aus jeher ausgefdjnitten werben mußte, um nur alles ünge&eigte ßineinju=

quetfd)en. Gs ift mit fogenannten Probeheften ßalt immer eine fdjroierige

©efd)id)te. 'über id) meine, ber üuffaß madjt fid) recßt gut, unb id) habe eine red)t ftolje Gmpfinbung gehabt, baß mir bei ber erften 9fa. oergönnt war, Sie als Mitarbeiter anjumelben unb gwifdjen meine ürtifel ju feßen. Mö=

gen bem 93Iatt gute Sterne leuchten. Sooe ift ein feßr tiidjtiger Mann u. id) hoffe, er wirb fid) oortrefflid) einridjten.

3n ber Sßolitif leife Möglid)feiten einer 33eenbigung bes Krieges, üuf ben Scßneefelbern wirb ber ÜBibcrftanb granfteicßs fd)wäd)er. ^aris 1)°*

feinen Heroismus fatt, ber leßte Sßerfud) ber gran^. fdjeint ber gug 33urbafis gegen 3Berber. ©elingt es bort ben Surcßbrud) nad) bem GIfaß ju oeri)im been, fo wirb bas Gnbe @u hoffen fein. Ses Krieges Gnbe ift freilid) in bie=

fern ungliidlitßen Sanb nod) nid)t ber Triebe.

Mödjte 3ßnen bie unmäßige Hätte ber Meißnad)tswod)e nid)t gefd>abet haben. Senn Umherwanbetn in Bäben unb mit jäteten hot troß ÜUem bod) ftattgefunben, wie Hubus oerrietß. $3ie Seutfdjlanb fid) in bies neue 3aßr hineinleben wirb, baruin werben wir nod) oiel for gen, bas aber miffen wir, baß es in unferen iperjen warm bleiben wirb, patriotifd) unb ftolg.

Unb fo bie alte greunbfdßaft im neuen 3aßr Unb was wir wiinfd)en werbe waßr.

Meine grau empfiehlt fid) mit banfbarften ©efüßlen; id) aber bin in Siebe u. Sreue

3ßr gregtag.

SBaubifftit an gregtag.

Sresben, 6. 3onuar 71.

Sieber oereßrter greunb,

Gben roar id) im ©egriff 3f)nen gu fcßreiben, als id) Sßren lieben ©rief öom 4ten erhielt, für ben id) herglid)ft banie. ©or üllem wollte id) 3ßnen meine greube über bas erfte ipeft bes „üeuen ©eicßs" unb namentlid) über 3f)tc Haifer ©erfe3) ausfpred)en, für bie Sie einen pd)jt gIi'tcHid)en ©gthmus gewühlt haben, gerner lag mir ob 3t)nen eine oortrefflid)e Heine giugfcßrift gu gufenben, bie 3f)nen oielIeid)t nod) md)t befannt ift: märe fte oollenbs oon einem grangofen oerfaßt, roie man aus ber oollenbeten Sprache fdßließen möd)te, fo ließe fte nid)ts gu wüttfd)cn übrig: id) oermuthe aber, fte roirb aus ber gebet eines rooljlgefinnten Schweigers gefloffen fein. Sann hotte tdj 3ßnen nod) beifolgenben STfjeatecgettel mitgutheilen, beffen fcßönes Rapier aus ber Soge bes ©rafen ©laten fjerftammt, bet uns gu ber ©orftellung4) ein-- gelrben hatte. Siefe roar im ©angett gut, u. es roarb rafä) u. mit fount Minuten langen groifd)en ücten gefpielt: nur bie ügnes hätte beffer fein fönnen, u. ber hatte heftige Ggoift ürnolpfje weniger fentimentol angefaßt fein tnüffen. Ser 3ntenbant geht jeßt auch bamit um, ben eingebilbeten Hranfen auf bie ©üßne gu bringen.

3) ©ebictjt ßr'S „®ie Saiierfrone" in ®talogform, (pater roteber abgcbrucft in „$er fironpring unb bie beutjctje $tai)erfrone", £pg. 1889.

4) 9JJoliere§ „©efjule ber grauen" in S8aubi((in§ Iteberfeßung.

(13)

3u 3ßrer 93erußigung tßeile id) nod) mit baß ber Heine ^ädßerfcßranf bei Sfjaumetter ausgefudjt marb, u. baß mir SSeibe roenn bas thermometer auf 8' unter 9htll ftanb nid)t ausgegangen finb: bamit tjaben mir uns non aßen in früheren Sintern obligaten ©rippen unb ipalsleiben frei gehalten.

Unb für bie Stimmung bet Sßarifer mag bie fjeftige Spälte ganj giinftig ge=

mefen fein.

9Jtit nochmaligem $>an£ u. beften ©rußen an §irjel

Sßr treuergebener 2B. Saubiffin.

greqtag ait ©aubtffins.

StReine lieben ßreunbe!

Snnigen Sant für bie moralifdje Unterftüßung u. ftilles SOtitarbeiten am ©eid). S)er Seufel wollte, baß id) bie fd)öne Slnecbote oon ©ambetta nid)t meßr für biefe 2Bod)e oerroenben tonnte: „Sie haben uns bie Kunft geftoh- len" etc. 3e|t möd)te id) fie gern über 8 Sage bringen. Slber bafür wäre nötßig, baß fie in biefer geit nicßt in bie Leitungen tarne. 3ft es möglich, baß Sie nicßt nur mir fpenben, aud) anbern oerfagen, fo bitte id) tßun Sie es. ©ft! Sann bleibts oielleicßt bis baßin oerborgen, benn es ift gu hübf<h- ferner aber wage ict) an Sie, tßeurer $err ©raf, unter beftem Sanf für bie 3lo. Sßaps.5) bie fernere 33itte, falls Sie im Sauf ber SBocßen, bis jebesmal SRontag Slbenb etwas, was für ben Kriegsbericht braudjbar erfd)iene, feft er- fußren ober aus unbekannten Quellen erfinben, mir gang turg auf einem 3el=

tel, fo bequem für Sie als möglich, 3U fdjreiben, gu fd)ic£en: Slus Sßaqs, ©rie­

fen, gutes 3Jtünblid)es, gang nad) 3ßrer 2lnfid)t. Sin Sßlann hilft bem 9ln- bern u. ber Sournalift pußt fidj gern mit Setoil heraus. Sie würben mir burd) biefe fülle 2Ritarbeiterfd)aft eine rechte Siebe erweifen.

2Rit bem „9teid)" wirb fidjs wohl machen, bie erften §>efte ftnb immer fcßwer u. gerotßen feiten gang bem ipublico gitr ©efriebigung, aber es fommt u. wirb wohl fefthalten.

Sllfo wieber Sanf unb treue Siebe

Sßres ßreqtag.

8. 19. 1. 71.

Sophie ©oubiffin an greijtag.

©ereßrter ^reunb,

19. 1. 71.

©leid) an 5eli$ meinen Steffen gefcßrieben wegen bes Stüde geitung mit ber ©ambetta=9iebe, benn fjelij erhielt ben testen ©rief von ©ettp. 3dj hoffe er hat es aufbewahrt ober finbet es noth, bann folgt es gleid). Saraus mitgetheilt habe id) niemanb außer 3ßnen u. Sötte, bie aber in notier Saga- reth-Shätigteit beftimmt niemanb baoon gefprocßen hat. ©it wollen fünftig mäusd)enftiH fein u. Sides für Sie einheimfen. $ier folgt bas leßte Sßarjs mit einigem oieIIeid)t gu braudjenben SMhftift. ©ielen Sanf für Karte u.

©rief u. in alter Sreue bie Sßrigen

©. u. G.

5) grartgöf. Bettung.

(14)

9frct)tag on ©roftn Boubifftn.

(^oftfarte)

19. 1. 71.

©te banfbare u. gerüfjrte Antwort auf eine gewiffe $rage erfolgt in 9to. 3 bes neuen 9teid)s, 9lrt. I.6 7) 9tuboIf £>. befinbet jtd) beffer, nad) StRei=

nung ber ©ergte außer ©efafjr, oom 9lntliß bes ©aters ift ber ©ramesgug oerfdjwunben. 91n einen ßodjoereßrten Mitarbeiter bitte id) bie Antwort auf feinen 9teim gu abrefftren, baß id) ißm gang redjt gebe, 2 mal tßäte es nid)t, rooßl aber 3 mal unb öfter, ©aß bie roertße eigenfinnige ßteunbin in ßöln feinen 21rt. befonbers erfreulid) beßanbelt ßat, werben Sie roiffen. ©ie Slaiferproclamation fällt in ungiinftige geit/) Man ßätte bod) warten füllen, bis bas Sued Merber — ©ourbafi oßne wefentlidje (Einbuße für uns be=

enbigt gewefen wäre. 3n bem ^elbgugsbericßt ber näcßften 9to. empfehle id) ben leßten Saß gu geneigter Slenntnißname.8) (Er ift oorftdjtiger iüusbrucf einer nid)t abguleugnenben ©ßatfacße. ©ie ©efdjießung ßat er entfcßieben, inbem er felbftftänbig anfing, er gilt bei ber militär. Umgebung bes Königs u. Halfers für bas größte ©alent bes gangen ipeeres. gum 9Befen eines fefjr guten ©enerals gehört näntlid) bas ©alent fein ©alent ßaben gu wollen.

§ulbigung u. ßerglidje ©rüße

3ßres getreuen 5.

gregtag an ©aubifßns.

ßeipgig, 13. gebt. 71.

Siebe oereßrte greunbe! ©ie ©riefe an Sie fcßeinen mir mit einer bebeutenben Monotonie percnnirenb ©ariationen bes ©ßemas ©anf Sanf gu enthalten, menigftens bin id) mir bewußt, ftets in banfbarer Stimmung gu fein, wenn id) anfeße. ©ud) biesmal ßabe id) fo ein (Beflißt, oßne baß mir ber fpecielte ©runb flar ift, außer bem leßten ©riefe u. ber ©nlage, welcße banfbar guriid folgt. £>alt id) ßabs. Sa war biefes Paps oon ©orbeauj.

Somit ift es mir fcßlecßt gegangen, guerft ftaßl ^labberabatfd) ben fcßönften

©rillanten baraus, bann fam Sooe unb forberte wegen Ueberfütle bes in ein deft eingugwängenben Saßes jebe möglibße u. unmöglidße ©efcßränfung ber gelbgugsrapporte. So ßabe icß ben gewünfcßten ©ebraucß nur inbirect ba­

con gemacßt, aber bas §erg blieb in Sanfbarfeit eingefotten. 9la jeßt wirb bod) rnoßl griebe werben, obgleicß ße bas in ©erfailles and) nocß nicßt wiffen, ße neßmens aber an.9)

Mas nun bie ©etterei10) betrifft, fo freut mid) feßr, wenn meine Morte 3ßnen recßt waren, ©er ©rtifel wirb oiel ©nftoß erregen, woßl aud) oon mißgünftigen gremben ausgebeutet werben, ©ber er war nötßig, benn bie Unart oerbreitet ßd) im deere. gwar ben ‘parifern, Seutfdßen u. grangofen ßören wir oßne Mitgefüßl gu, bies frangößfcße ©eßnblein ßätte es gong an--

6) „HriegSftimmungen im beutfdjen 8olf unb £>eer" oon ©. g.

7) ©efd) rieben auf offener ^oftfarte am Sage banadjl

8) Sejießt fiep auf Kronprinz fpäter Honig, Stlbert oon ©acfjfen.

9) 26. gebruar 1871 2lbfd)luß beS $rälimmarfriebenS bafelbft.

10) Slrlifel g’§ über „$a§ dielten unb Stollen", gm neuen Steitf), 1871, Sir. 6, abqebr.

in ,$o!il. Stuffäße", SBerfe 8b. 15.

(15)

bers getrieben. 2ludj fmb bie flogen ber meiften ungerecht. ©aß Wies oer-- roiiftet ift — 2td)f eigneten. 933enn iljnen bie Wöbet fefjlen, fo biirfen wir immer gunöchft annehmen, bnß jte oerbronnt ober oertragen fmb. Senn bas ift itjr gewöhnliches Soos gewefen, fte würben bafjin oerfeßt, wo bie 93efat=

gung fte grabe brauchen tonnte, oft halbe Weilen weit in ein (Erbloch. ®Q mögen jeßt bie Wäufe ihren Winterfct)taf brittn hatten. Wenn fid) ‘ißring

©eorg ein gortep. in fein Quartier feßen lägt. Warum nicht?

9tber bas £>eimfenben. ©as ift bet Seufet. ©benfo bas 33erfaufert bort. Wid) bagu war Gelegenheit. Unb es ift merfmürbig, wie ber ßrieg and) foldje, bie baheim gang gartfiihtenb fmb, gleichgültig mad)t gegen biefe Uebergriffe. (Eine 5Ueinigfeit, auf bies nidjt anfommt, möchte fid) faft jeher als (Erinnerung heimbringen. Sa wirb bie RIeinigfeit guweiten groß. Unb wenn 300 000 Wann fo beuten, fo wirbs bod) eine riefige Wauferei. —

93orige Woche war id) gwei Sage in ^Berlin. 3n ©efcßäften, falte Sage aber warme Beutet. 3d) habe and) ©fn ganni) gefehen u. mict) über fte gefreut. Sie ift bod) ein braces Wäbdjen unb eine gute greunbin. 9tber es ift ßeit, baß unfere Beute gurüdfommen aus bem üerwünfd)ten granfreid), fie werben bort gu militärifd).

Weine grau empfiehlt fid) 3t)nen oon ipergett, ißaqs fenbe id) näd)=

ftens gurüd. Wteiben Sie gut

3hrem getreuen greptag.

greptag an Wmbiffins.

Seipgig, 2. Wprit 71.

Weine geliebten greunbe. Sie Slürbisferne fielen als Ießtes ©ewid)t in bie Wagfcfjalen, in welchen 3f)re freunbfchafttid)e 3tad)fid)t u. meine Schreibfaulheit batancirten; bie gautßeit fęhnettt in bie tpölje, bie Sanfbar- feit bleibt Sieger. xRämtid) es geht uns nid)t gang fd)Ied)t, trot; ber Schnee- ftoden, welche wieber um bie genfter taugen, and) meine gute grau freut fid) ber grühtingsafpecten. Unb beibe genießen mir bie 9tut)e bes griebens, als ob wir fetbft ber Srommet nacßgegogen wären. (Es ift bod) eine gute ftolge Seit, u. etwas werth, fie erlebt gu haben.

Wterbings mit bem grieben fteljts fofo. Sie Suftänbe in granfreid) fmb für uns bestjatb fo fd)limm, weil bie griebensftipulationen uns mehr als nött)ig in Witleibenfdjaft gieren, ©s ift fein gefunbes 5Bert)ättniß, baß jebe

^Brutalität oerrüdter grangofen auf bem oon uns befeßten Serrain uns gu

©ewaltsmaßregetn gwingen fann, welche ben grieben annutiren, unb es ift ein fehr ungefunber Suftanb für uns u. unfere Sruppen, baß wir an 500,000 W. in granfreid) halten tnüffen, beten Unterhalt fdjon jeßt oon ben frangöf.

SBetjörben für unmöglich erflärt wirb, u. bie unter einer tüdifdjen SBeoötfe- rung täglich ben härteften groben ihrer Sifciplin ausgefeßt finb u. bod) oer-- mitbern. ©inen neuen Rriegsgug ber grangofen haben mir nicht gu beforgen, für Sicherung ber 5 WiHiarbett, bie wir bod) rtid)t befommen werben, würbe bie 93efeßung oon Bothringen u. 33etfort ebenfalls reichen.

©s ift ein fd)limmer ©afus, in bem auch mit uns befinben, u. wie werben unfern 3tüdgug mit guter Wanier hoch fucfjen müffen. Sie Ungud)t in granfreidh wirb bod) wohl lange bauern. Unb man wirb jeßt häufig bie

(16)

Anficftt I)ier u. brüben ftiiren, für bte Sorte roar Napoleon nod) ein ©lüd.

Souis Sßfjtlipp feiner Seit and). Gs ift fef)r unroaftrfcfteinlid) geroorben, baft Stiers ber ©arifer §err roirb, fo lange es bort nod) gu effen, trinfen, plün-- bern giebt, roirb bas ©eftnbel roieber fteften; bie Sotbaten geneigt fein mit bem SOiob gu fraternifiren. f^aft eben fo jämmerlich als bie ©eroaitftaber oon

©aris ift bie ©erfamntlung in ©erfaities. Sumpige SßolitiEer.

Unterbeft ridjten mir uns in ©erlin reidjsmäftig ein. f^ürft ©ismarcf od) bat nod). Aber es ift im ©angen bod) eine angeneftme Sache, unfern Aeicftstag mit bem ftangöf. p Dergleichen. Obgleid) roir aud) einige 60 Gd)roatge barin haben, Siefe Sorte roirb jeftt rooftl gunädjft gu ^aftbalge=

reien groingen, u. es ift ftofte geit baft mit ihnen abgerechnet roirb. Sa roirb aud) bie neue 2Bod)enfd)rift baran miiffen.

©lit biefer geftt es gut oorroärts, fie hat bereits 300 Abonnenten meftr, als bie armen ©rengboten unter bem nötigen ©egime unb roirb, ba bie roöcftentlicfte gunahme nod) immer 30—40 ift, rooftl, roenn bas fo fortgeftt in biefem Saftre bis naftę an 2000 tommen. Sas roäre für biefe Art geitfcftrift aKerbings ein ungeroöftnlidjes ©Iüd. Gs feftlt iftr nur an ©aum, um recftt nielfeitig p roerben. Sie 40 Seiten roollen feine SBocfte für ben Stoff rei-- djen. Unb man fönnte gang bie £änbe in Scftooft legen, roenn niĄt bie Scgesintereffen immer p Grgängungen groängen. Aber Sone mad)t ficft recftt gut. Sein ©acftruf an ©erninus g. ©. roar ein Keines ©teifterftüd.

ßür bie Ueberfenbung ber ©ebe, roelcfte icft beilege, fage icft Sftnen, tfteurer $err ©raft meinen fterglicften Sauf. Sie ftaben biefelbe gang genau u. ricfttig dftarafterifirt. Aber ber ©ame bes ©erfaffers foil uns in guter Gr=

innerung bleiben.

3cft ftöre, tpettner11) roitt hierher, u. es fei im üßerfe, iftm eine ©ro-- feffur ber neuen Slunftgefdfticfttc gu grünben. Aufridjtig gefügt, füllte fo et=

roas im AJerte fein, fo roäre uns Springer12) aus ©onn unvergleichlich lieber. Gr ift ein roenig gu feftr problematifdje ©atur, aud) als Runftfenner.

Gs roar feftr ftübfcft von ©räfin f^annp, baft fie an bie ©etabrebung in ©erlin gebacftt ftat. ©3ir fpratijen von Sftnen, babei fanben roir uns oer=

gnügt einer Anfidftt, u. in ber ßreube barüber bat icft fie, micft roiffen gu laffen, roenn fie nach ©Sacftroift fommen roürbe. Sas foÜ gelten. Unb id) bitte unb flefte um ©efeftle. Seiner geit. Senn ad), ber liebe Jrüftling, er ift noch bet reine Äürbisfern, man möcftte gar nid)t glauben, baft fo ein fcftö-- nes Sing baraus roerben fann. Alfo ungeroöftnlicft abenteuerlich. 3d) bin feftr neugierig u. fenbe morgen an ©icftter. Seftt aber finis, ©leine ^rau empfiehlt fid) fterglid) id) aber bin um ^ortbauer fleftenb, in Siebe unb Sreue

Shr fjreptag.

u) Hermann Lettner, ftunft* unb Siterarijijiorifer, 1821—82, guleftt 3Jhtfeum§bireftor in SreSbeu.

12) Stuten Springer, 1825—73 Kunftfpftorifer unb 21rd)äoIoge, mit Q. befreunbet, guletjt ißrofeffor in Seipgig.

gortfeftung folgt.

Cytaty

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