Neue Folge
Mitthkilungen
Gewerbe
-Vereins
fürdas
Königreich Hannover.
Redak t io n: .
ProfessorHeeren. —- ProfessorNählmann. —- RegierungsrathG. Niemeyer.
VondieserZeitschrift erscheinenjährlichsechsLieferungen, jede3bis4Druckbogenenthaltend,unterBeigabedernöthigenKupfertafeln—-sOerJahrgangkostet im Buchhandel2Thlr., ein einzelnes Heft12Ngr.MitgliederdesGewerbe-Vereins empfangen gegenihrenJahresbeitragvon2Thlr.die Zeitschrift heftweisekkavco
zugesandt; andereAbnehmer wollenihre Bestellungen bei der Heliving’schenHof-Buchhandlung mHannovermachen- Beiträe,welche inOriginal-AufsätzenbestehenBbittetmanandieRedaktioneinzusenden, welche überderenAufnahme entscheidetunddieaufgenommenen nach dem aßstabevon16Thlr.fürdengedruckten
auch für die
oenhonorirt.DieAuszahlungderHonorare findetregelmäßigamSchlussedesJahrg-anges,aufVerlanen
derMitarbeiter aberauchsogleich nach Abdruckdes eitraJeesnachStatt.demInErmessenFallen,derwoReduktionzahlreichereeineoderVergütung geleisteetxoasschwierg.
ereZeichnungeneinen eitragbegleiten,wkd
Angelegenheitender Vereine
Direktiondes Gewerbe-Vereins fürdas König- reich Banne-vers FünfteSitzungfür1861.
Hannover- den30. Juli 1861.
Gegenwärtig:
HerrVize-Präfident»,Direktor Dr·Karmarsch,
» KommerzrathAuge rstei n,
» General-Konsu! Hausmanu-
,, MaschinendirektorKirchwegek-
» Senator Roese, und««
"
derUnterzeichnete, , inVertretungdesHerrnRegierungsrathsNiemeher.
Seitens deshiesigen Lokal-Gewerbe-VereinsderPräsi- dentdesselben:HerrHofbronzefabrikantEichwede.
-
(Die Juni-Sitzung istwegenderindiesenMonat ein- fallenden General-Versammlungdes Gewerbe-Vereins für dasKönigreichHannover ausgefallen.)
1) 150. Reskript desKöniglichenMini- steriums des Innern vom 2.-8.Juli,wodurchdasselbe sich geneigterklärt, dieBestreitungderKosten,welchevdurch
denHin-nndRücktransportvon zurAusstellung aufder LondonerIndustrie-nndKunst-AnsstellungbestimmtenGegen- ständen,durchdieAufstellungundBeaufsichtigung derselben
Mitth.d.Gew.-Vereins. —- NeueFolge,1861, Heft5.
imAusstellmigsgebäudete.veranlaßtwerden,ganzoderdoch theilweisebis zumBetragevon höchstens1000 up auf öffentlicheMittelzuübernehmen.
Eswurde beschlossen,diese ministerielleVerfügungder fürdieLondoner Ansstellung niedergesetztenKommissionzu überweisen.
2) 155. Schreiben des Vorstandes des hiesigen Lokal-Gewerbevereins Vom 11.f16.Juli d.J., worinderselbeumdieBewilligungeinerBeihülfe voni 150 ntzzur Erweiterungund Vervollständigungder ihm angehörlgenMusterblättersammlungbittet.
In dem Schreiben istdarauf hingewiesen, daßder VereinindenbeidenletztenJahreneinenhöchsterfreulichen Aufschwung genommen-habeunddaßderVorstandaufalle Weise bemüht seinwerde,demselbendas erwachteregere Lebenzuerhalten.
EinsderjenigenMittel,welchebesondersgeeignet seien, hierauf einzuwirken,seidieVervollständigungundErweite- rungderMusterfammlung,einesInstituts,welchesfürden GewerbestandderhiesigenStadt uachgrade unentbehrlichge- worden seiund demVereine stetsneue Theilnehmeraus dem Stande zuführe,der stetsdenKerndesselbenbilden müsse.
Leidersei jedochdieKassedesLokalvereins kaumim Stande,dienothdürftigstenAnfchaffnngenfürdas wichtige InstitutzubestreitenundderVorstand sehe sichdaher ge- zwungen,dieBewilligungeinerBeihillfeaus derDirektions- kassenachzusuchen.
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1861, Heft5.
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Nach eingehender BesprechungdesGegenstandesnnd nachdem allerseitsdie hoheBedeutungeiner vollständigen MustersammlunginderhiesigenStadt anerkannt war,wurde«
beschlossen,demhiesigenLokal-GewerbevereinedieerbeteneBei- hülfevon150 IHzubewilligen.
Z) M 160. Reskript des KöniglichenMini- steriu msdes Innern vom17.s20.Juli d. J»wodurchdie auf denLauddrosteuFreiherrnvon Bülow gefallene Wahl zumPräsidenten,sowiedieaufdeuRegierungsrathNiemeher
»gefalleneWahlzumSekretalr desVereins bestätigtwird.
4) 138. Schreibender KöniglichenLand- drosteizuHildesheimvom12.s18.Juni d.J»betreffend denVondemFabrikanten Rudolf Koch begonnenenBetrieb einerKnochenleim-nndGelatine-FabrikinderStadt Goslars Der Magistratder gedachtenStadt hatdem Fabri- kantenKochdenBetriebeiner KuochenleimioderGelatine- FabrikimBezirkeder Stadt anfGrund dess.25der Gewerbe-Ordnung untersagt,weildiegedachteFabrik durch dieAnhäufungVonKnochenschädlicheGerücheverbreite und somitderGesundheitderNachbaren nachtheiligwerde.
Da nun der2c. Kochdie gesnndheitsuachtheiligen Folgen seiner Anlageund dieSachknndederbisherver- nomine-neu Sachverständigenbestreitet,so wird dieDirektion nmeineBegutachtungdereinschlagendeuFragen ersucht.
DieHerren Kominerzrath Angerstein und Professor Dr. Heeren, welche direktionsseitigum nähere Prüfung derAngelegenheitersuchtwaren, hattenineinein an die Direktion erstatteten schriftlichenVortrage ihre Ansichtnieder- gelegt.
Dieselben sind übereinstimmendderMeinung, daßdie Fabrikation größererMassen Knochenleim,dasie ohneeinen dieNachbarschaft belästigendeuGeruchnichtabgehen könne, innerhalbder Stadt Goslar nicht gestattetwerden dürfe, daß jedochgegen dieAnfertigung eigentlicherzuSpeisen bestimmterGelatine inmitten einer Stadt aus gesundheitsis -polizeilichen Rücksichtennichtszuerinnern gefundenwerden
könne.
Die Magazinirung größererKnochenvorräthein zu- samineuhängendgebauteuOrtenmüsseunterallenUmständen für höchst bedenklich erachtetund könneaus hhgtenifchen
·
Rücksichtennicht geduldetwerden.
Nachweiterer ErörterungdesGegenstandestraten die übrigen Mitgliederder Direktion dieserAnsichtbeinnd wurde beschlossen,derKöniglichenLanddrosteizuHildesheim das GntachtenderHerren Kommerzrath Angerstein nnd ProfessorDr. Heeren mit deinBemerken zuüberseudeu, daßdieDirektionmitdemInhalte desselbeneinverstandensei.
5) 161. Schreiben des Fabrikanten Schroeter zuEinbeck vom22.-24.Julid.J., dieBe- willigungeinerBeihülfe fürdiedortigeWebeschule.
In VeranlassungdiesesSchreibenswurde beschlossen, demHrn. Schroeter fürdieWebefchulezu Einbeck ein
AngelegenheitendesVereins. 228
ziuslosesDarlehnvon150 bis200»OunterderBedingung terminlicherRückzahlunginJahresraten von je50 Hzu bewilligen.
6) 172. Schreiben der Kronanwaltschaft deshiesigen Königlicheu Obergerichts v.29s30.Juli d.J., betreffenddieiinhiesigenLandevorhandenen Papierfabriken.
Beschlossen: ein Verzeichnißderselbenanfstellenzu lassenunddasselbederKöniglichenKronauwaltschaftzu über- senden.
DasonstigeGegenständezurBerathung nicht vorlagen, istdieSitzung geschlossen.
Zur Beglanbigung Marcard.
SechsteSitzungfür1861.
Hannover, deu27. August1861.
Gegenwärtig:
HerrDirektor Dr. Karmarsch,
» KommerzrathAngerstein, HosbronzefabrikantBe rnstorff,
» General-Konsu!Haustnaun,
» ProfessorDr. Heeren,
» Senator Roese,
» ProfessorDr.Rühlmann, nnd derunterzeichneteSekretär.
(Erste XII-. 173, letzte 209.) 1) 181. Schreiben des Komitcs fürdas Ernst-August-Denkmal vöm1.s5.d.M.,worin die Uebersendungvon dreiEinladuugskartenfüreineDeputation der Direktion des Gewerbe-Vereins zUkEilthüllungsfeier verheißenwird.
In die Depntationwurden gewählt:berProfessor Dr. Heeren, der KommerzrathAngerstein und der Unterzeichnete.,
2) 192. Reskript des KöniglicheuMini- sterinms des Innern vom 15.s17.d.M»iu welchem dieDirektion des Gewerbe-Vereins veranlaßt wird,Vor- schriftenüber dieEinführungeines gleichenSchraubenge- windes beiFenerspritzennäherzubearbeiten. (ef.diePro- tokolleM I.undIII. für 1861.) .
DieSachewurde zurweiterenVorbereitungderbereits bestellten Kommissionüberwiesen.
Der übrige Theilder Sitzungwar einer Berathung überverschiedeneAngelegenheiteninBeziehung aufdienächst- jährigeLondonerAnsstellung gewidmet,worüberdas Betref- fendeadact-aseparate-. erledigt ist.
Zur Beglanbigung Niemei)er.
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229 Ueberdie Ventilation geschlossenerWohnräume. 230
GewerblicyetlltriginalJllittheilungennndfreieBearbeitungen
Ueber dieVentilation geschlossenerWohnriinme.
VortragdesHerrn RegierungsassessorsMarcard imLokal- Gewerbe-Vereine zuHannoveram 21.Januar 1861.
DerRednerbemerkte znvörderft,daßerderVentila- tionsfrage, soweit sieindas medizinischeGebietnndindie Baukunst einschlage,als Laiegegenüberstehe,und daßes daher lediglichseineAbsicht fei,mit«besondererBeziehung aufdieausgezeichneteSchriftdesProfessorsMax Pettenk koferzuMünchenüberdenLuftwechselinWohngebänden (München 1858)einBild derjenigenFortschrittezuent- werfen, welchein neuerer Zeit ans diesem fürdieGesund- heitspflegesoäußerstwichtigenGebietegemachtseien.—-
DieatmosphärischeLuft isidieerstenndnothwendigste BedingungzurErhaltungdesanimalischenLebens.
Dienormalen Besiandtheile derselben sind:Sauerstoff, Stickstoff,WassernndKohlensäureineinembestimmtenMi- schungsverhältnisse.Der menschlicheOrganismusistauf dieseZusammensetzungderLuft berechnet.
Sind derselbenfremdartige Bestandtheile beigemischt oderenthältsiedienormalen Bestandtheileineinemabnor- men Mischnngsverhältnisse,sobezeichnenwir siemit detn Ausdruck: ,,unreineLuft«.
Je nnreiner dieLuftist,desto nachtheiliger mußsie aufdenathmenden Menschenwirken;biszu einemgewissen Gradeverunreinigt,kann siedasLebennicht längerfristen und wirkt daher tödtlich.DerEinflußdauernd eingeath- meternnreinek Luft äußert sichentweder durch chronisches Siechthmnoder durchdenEintritt gewisserakuterKrank- heiten:Skropheln,Tuberkeln,Typhusu.s.W»·—- Der Redner erinnert auchan dieansteckendenAugenentzundnngeninKa- sernen,Gefängnissenu.s.w.,das Kerker- nndLazarethfieber, denSchiffstyphns,dasKindbettfteberu.s.w. «
DieVerunreinigungderatmosphärischenLuftimFreien hateineVerhältnißmäßiggeringere Bedeutung,dadieselbe durchdieReinigungsprozesseder-Natur raschwiederbeseitigt wird. Nurda,wo dieVernnreinigung zubedeutendist undzunnansgesetztStatt findet,z.B.indenengen Stra- ßen großerStädte nndinSumpfgegenden,kann sichden VorgängeninderNatur gegenübereinesogenannte Lokal-»
atmosphärehalten, welche durch spezifischeKrankheiten ihre nachtheiligenWirkungen äußert(z.B.dieintermittirenden FieberinunsernMarschen)oderdochdieWidersiandsfähig- steitderMenschengegenjedeArtvon Krankheitschwächt.
Von ungleich größererBedeutung istdieVernnreinigung derLuftingeschlossenenRäumen,wojeneReinignngs- prozessederNatur nur mangelhaftwirken können.Die geschlossenenRäumesindeinesTheilszumdauernden Aufent- halte dcrMenschenbestimmtnnd enthaltenanderen Theils allejene Momente,welcheimStande sind,dieLuftzuver- nnreinigeuundfürdenMenschennachtheiligzumachen.
Es fragt sich, welcheMittel geeignet sind, hiereine gesunde Luftzuerhalten.
Manwird zudiesem Zwecke zunächstnnd vor allen
Dingen bemühtseinmüssen,dieQuellenderVerunreinigung sovielwiemöglichznversiopfen,alle fremdartigen Stoffe, welchedieAtmosphäreverderben können,zuentfernen,oder sieznhindern, ihren Weg durchdieLuftdesbewohnten Raumes zunehmen.
«
So einfachundnatürlichdieserRatherscheint,sowenig wirderbefolgt; beispielsweiseentsprechendieKloaken,Gossen- steine,Kanälen.s. w.,wie sie sichinunserenöffentlichen nndPrivatgebäudenvorsinden,indenseltenstenFällenden AnforderungenderGesundheitspflege.
Jndesz jene Maßregelnallein genügennicht,dieLuft einesbewohntenRanmes Vollkommenrein znerhalten;sie vermögennichtsgegendieVernnreiniguugderLuft, welche.
durchdenAthmungsprozeßderBewohner, durchdieAus- scheidungenderLungennndderHautderMenschenherbei- geführtwird.
GegendiehierdurchveranlaßteLuftverderbnißkannnur derLuftwechsel,dieLufterneuernng schützen.
BefindetsicheinMenschineinemgeschlossenenRaume, so verändertsichdieihn nmgebende Luftmitjedem Augen-
»blicke,denn derMenschgibtderLuft nichtdas zurück,was
ervon ihrempfängt;ernimmt denSauerstoffderLuftin sich aus,nnd gibt ihr namentlich Kohleusänrennd Wasser nnd geringeMengen organischerStoffe zurück.
NachdemResultatederangestelltenErmittelungenoth- meteinMenschiuittlerer GrößeinderMinute 5Liter aus, welche4Prozent Kohlensänreenthaltene hierausberechnet sich,daßeinMenschbeizweistündigemAufenthalteineinem Zimmer1KubikfußKohlensäuredurchden Athemindie LustdesZimmersübergibt.
DurchdieRespirationundPerspirationderMenschen ingeschlossenenRäumen muß hiernacheinabnormes Mi- schungsverhältnißderLuft entstehen,derSauerstoffderLuft ab- nnddieKohlensänrezunehmen,wenn nicht durch fort- währendenZutritteinerberhältuißtnäßiggroßen Mengerei- ner LuftdieVernnreinigungwiederausgeglichenwird.
Diese LufterneuerungimAllgemeinenbegreiftman unter « demAusdruck »Ventilation«.
Man unterscheidetdiefreitvillige (spontane)Verni- lation, welche sich ohneabsichtlichesZnthunderMenschen von selbst herstellt,unddiekünstliche, welche durch eigens dazu geschaffeneBorrichtungenvermittelt werden soll.
1.Diefreiwillige Ventilation beruht ansdendurch TemperatnrunterschiedehervorgerufeneitLuftströmnngern
Bis VorKurzemwar man nochaußerStande, die Luftznfnhrin unseregeschlossenenRäume vermittelstder freiwilligenVentilation irgendwiezubestimmen; so Viel dem Rednerbekannt ist, hat erst Pettenkofer dieseFrage gelöst.
AlsMaßstabzurBerechnungdesLufiwechselsnimmt man gegenwärtigdieAbnahmederKohlensänrein einer Zimmerluftan. Der ziemlich konstante Gehaltder reinen atmosphärischenLuftanKohlensäurebeträgtdemVolunien nach1j2000;eben so viel wird sichiueinem längereZeit hindurch vollständiggeliifteten Zimmer vorfinden.Hält sich
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einMenschineinemsolchenZimmereineZeit lang auf,- so produzirter einegenau zubestimmendeQuantitätKohlen- säure.Esmüßtedemnach ohne Luftzufuhr nach dieser Zeit derursprünglicheKohlensäuregehaltundderdurchdenAth- mungsprozeßneu eutstandene vereinigtinderZimmerluft erscheinen.Wennsichaber weniger Kohlensäure,als diese Stimme ergibt, vorfindet, sokann dieAbnahmenur durch Luftwechselentstandensein.
Es kommt hiernachnur noch aufdie nuschwerzu lösendeFragean, wie vielLuftzufuhr erforderlich ist,um dieDifferenzdesKohlensäuregehaltszubewirken.
Die vielfältigen Untersuchungenzur Ermittelnngder Größedesfreiwilligen Luftwechselshaben,wiesicherwarten ließ, je nachden einwirkendenUmständeneinsoverschiedenes Resultat ergeben, daßes unmöglichist,eiuen allgemeinen Maßstabanzulegen.UmjedocheineIdeedavon zugeben, wird«dasResultat einigerBeobachtungendesProfessors
Petteukofer mitgetheilt. . .
Am7.März1857 beobachtetePettenkofer insei- nem Arbeitszimmervon 3000 KubikfußInhaltbei einer durchschnittlichenTetuperaturdifferenzvon 200 C. zwischen derZimmerluftundderLuftimFreieneinestündlicheLuft- znfuhrvon 3819,3 Kubikfußsam 9.März daselbstbei- einerdurchschnittlichenTemperaturdifferenzvon 190C.eine siündlicheVentilation von 3006,6Knbikfußzam 20.Oktober ergab sichbei210.C.Temperaturdifferenzeinestündliche Ventilation von 889,5Kubikfuß;bei einem Versucheam 11.Dezember1857 waren zuvorallezufälligenOeffnungen anFensternundThüren sorgfältigverklebt,’diestündliche Ventilation betrugbei einem Temveraturtmterschiedevon 190C.2159,7 Kubikfuß
Vermehreudoderverminderud aufdenfreiwilligenLuft- wechselinunseren WohnränmenwirktzunächstdieDifferenz derTemperaturimZimmerundimFreienein."
«·
«Je größerdieWärme imZimmer, desto größer ist selbstverständlichderDruckeinerkaltenLuftvonaußen.
·
Sodann kommt diegrößereodergeringeresPorosität desBaumaterials unsererWohnungeninBetracht.
. DieumfassendenUntersuchungendesProfessors Pet- tenkofer, welchevon demRednerimEinzelnen beschrieben wurden,habenergeben, daßinsbesondereSandsteine Ziegel- steineund Mörtel dieLuftmit unglaublicher Leichtigkeit durchlassen.
» - - - -
DieBaumaterialien verlieren übrigensdiese Eigenschaft, sobaldsievomWasser benetztunddurchdrungen sind;die Poren, welche sonstderLustdenZugang gestatten,werden durchdasWasser verschlossen,woraus erhelltj wekcheuEin- fluß nasseWändeinunserenWohngebäudenaufdenLuft- wechselindenWohuräumeuund· damitaufdieGesundheit derBewohner haben müssen.
Einferneres sehr erheblichesMoment fürdenUmfang desLuftwechselsistdieSchnelligkeitderLuftströmungeuim«
Freien. «
JederWindstoßaufdieAußeufeiteeiner Wand ruft eineBewegung aufderinnern SeiteimZimmer hervor.-
EndlichübtauchdasFeuereinesOfens,der von innengeheiztwird, einennichtunerheblichenEinflußaufden
Luftwechselans. « .
Ueber dieVentilationgeschlossenerWohnräume. « 232
MitHülfedesAnemometers sindgenaueBerechnungen darüberangestellt,wievielLuft durchZimmeröfenbefördert, verzehrtwird.
Bei großen,stark erhitzten Oefenwurde eineZufuhr von 90 Kubikmeter Luftper Stunde wahrgenommen-bei kleinerenOefeukaum40Kubikmeter.
EinesolcheVentilation hatfürschwachbewohnteRäume ihren hohen Werth, für starkbevölkertedagegen ist sieun- erheblichundbedeutungslos. -
2.Man wirdzur künstlichenVeutilationso lange nicht schreiten,alsdiefreiwilligeVentilation ausreicht.
Obdieszutrifftodernicht, muß nachdenVerhältnissen deseinzelnenOrts beurtheiltwerden; aber selbstunter ge- gebenen Verhältnissenzubestimmen,ob derZustandder Luftineinem LokalederkünstlichenVentilation bedarfoder nicht, hat seine großen Schwierigkeiten.
Es fragt sich,wieläßt sichdieGrenze zwischenguter undschlechterLuft bestimmen,wann fängtdieLuftan, nach- theilig aufdenmenschlichenOrganismuszuwirken?
Als relativ sicher-ster·undderAualhseeinzig zugäng- licher Maßstab fürdenGrad der Luftverunreiniguuggilt längstderjeweilige KohleusäuregehalteinerLuft. Zwarist dieKohleusäurenichtdereinzige, ja nichteinmal dergefähr- lichsteunreine Bestandtheil,welcherdurchdieRespiration undPerspirationder Menschender Lustbeigefügtwird, jedoch ist· anzunehmen, daßalleanderen unreinen Bestand- theilederKohlensäureproportional gehenundder letztere alleinist quantitativ meßbar.
Das Verdienst Pettenkofer’s. istes.eineMethode erfundenzuhaben, durch welche sichderKohlensäuregehalt einerZinuuerluft sehr einfach»undsicher ermittelu·iäßt.
DiereineatmosphärischeLuft enthält konstant mitsehr geringenSchwankungenljzooo Kohlensäurezesfragt sich, wievielKohleusäuregehaltim Zimmerzugelassenwerden darf?» Pettenkofer, gestütztauf sehrsorgfältlgeUnter- s snchungen, setztdieGrenzeaufIX10003französischeAerzte, wieGrassi u.A»gehenetwas weiter undgestatten höch-
stens2s1000Koh.leusä1u«egehalt. .
Hiernach bestimmt sich,wann imeinzelnen Falleeine künstlicheVentilation eintreten muß;imAllgemeinenläßt sich jedochbehaupten, daßallezumdauernden Aufenthalteeiner Mehrzahlvon Menschen bestimmte Räume-,wiez.B.Ge- fängnisseundStrafanstalten, Hospitäler,Kaserneu,Schulen, Fabriken,Armen- und Waisenhäuser,wiewir sie besitzen, derkünstlichenVentilation nicht entbehrenkönnen,wenn eine
reineLuft darin erhaltenwerden soll. , ,
Zum-Beweise mag dienen,daß nachdenResultaten der genauesten BeobachtungendieLufteines geschlossenen Raumes nur dann rein erhaltenwerden kann, wennvfür jeden einzelnen Bewohner stündlich60Knbikmeter frischer Luft zugeführtwerden. «
DieserAufgabe istbei einer größerenMehrzahlVOU MenschendiefreiwilligeVentilationsiu keinerWeisegewachsew
-BeiderkünstlichenVentilation hatman zweiSysteme voneinander zuunterscheiden.
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ZunächstdiesogenanntenatürlichePeUtllakawelche darauf Bedachtnimmt,durchApparatedIefreiwilligeLuft- zufuhrzuverstärken, "
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233 «
« UeberdieVentilation geschlossenerWohnräume. « .
234
undimGegensatzedazu:dieVeutilaiion mitmechani- scherKraft.
AufdemGebiete der natürlichenVentilation sind allerOrten, namentlichaber in EnglandundFrankreich, unzähligeVersuchegemacht. .
Der Rednerbeschränktsich darauf,zunächstdie hier gebräuchlichenVentilationsapparatevon·sden einfachenFenster- undThüröffnuugenbis zuder unter Auderm imhiesigen städtischenKrankenhauseund im Eutbindungshospitalezu Celleangewandten Röhrenvorrichtung,sodanndasimallge- meinen Krankenhauseundimneuen GebärhauseinMünchen angewandte Häberl’sche System,deninEngland sehr ge- bräuchlichenMuir’schenVierrichtuugs-Ventilator,denRöhren- Veutilator M’Kiuuel’s und das imSpitaleLariboisiåre inderVorstadtPoissounidrezuParisausgeführteSystem vonLöon, Dnvoir, Leblanc mitZugkaminenundWarm- wasserheizung näherzubeschreibenund durch Zeichnungen
zuerläutern. -
MitdenUntersuchungenüber dasResultatder natür- lichenVentilation istman nochnichtganzzum Abschluß gekommen,indeßläßt sichFolgendesalsziemlichunbestritten
annehmen. .. . .
DienatürlicheVentilation beruht,wie diefreiwillige, anfdemUnterschiedederTemperaturindemzu ventilirenden Raume undderäußerenLuft;sieistdaher auchvondiesem Unterschiedeabhängig,wirktverschiedenundunregelmäßig.
ManchederApparate fernererzeugennachtheiligeKälte
undZugwind. - ,
Für Institute endlich,welcheeingrößeresLuftbediirfniß haben, fürbevölkerteAnstalten,z.B.Gefängnisse,Straf- « anstalten,Schulen, Hospitäleru.s.w.-genügtkeinsder bis- her aufgestellten SystemedernatürlichenVentilation.
DieVentilation mit mechanischeraKrastunter- scheidetsichdarin von demSysteme der uaturlichenVeuti- lation,daß siederAbhängigkeitvon denTeniper·atm«untek- schiedenimZimmerundinderfreien Lust gänzlicheutsagt..
Sie bezweckt,demzuveutilirendenRaume einebeliebige Quantitätfrischer Luftmit mechanischerKraftentweder zu- zuführen(einzutreiben)oderzunehmen (anfznsaugen),[Stoß- oderSangsystenis.
· - -
»
Die erstenVersuchemitdermechanischenVentilation stammen ansder neuestenZeitnnd fallenetwa insJahr .1848;sovielbekannt,hatman sie zuerstim neuenParla- mentshauseinLondon undineinerAbtheilungdesSpitals Lariboisibrseirr-Paris angewandt.f ·
" " -
Seitdem ist diese Ventilationsart erheblichvervollkomrn- net;von ganzbesonderer WichtigkeitaberistdieErfindung desDr.van HeckezuBrüssel, welcher sichin demvon ihm konstrnirten Ventilatiousapparateanstattdesbisherge- bräuchlichenZentrifugalventilators eines.eiufachen, leichtbe- weglichenFlügelventilators,ganzähnlichderSchranve eines Dampfschiffes,bediente. , ,
« DieserVan Hecke’scheApparat,wie er im Jahre 1856.imSpitalBeaujornspäterimSpitalNeckerinParis, fernerimKindekhospitalinBasel,inder protestantischeu SchuleinMünchennnd-an anderenOrten zurAusführung gekommenist,leistetbeiverhältnißrnäßiggeringer Kraftver-
weudunginderThat Alles, wasvoneiner gutenVentilation gefordertwerden muß.
DerRednerverweilte hierauf längerbei derBeschrei- bungdervonPettenkofer selbsteingerichtetenmechanischen Veutilatiou improtestantischenSchulhausezuMünchen,in- demerbeiläufighervorhob,von welcher Bedeutungesfür dieGesundheitspfiegeseinmüßte,wenn esmöglichwäre, in unseren Schulen füreinebessereVentilation zusorgen.
Jn gedachtemSchulhanse befindet sichderetwa3Fuß langeund an denEnden Is2-FußbreiteFlügelventilator imSonterraiu des Hauses;er empfängtdiefrische Luft durcheineneinfachen hölzernenSchlauch, welcheriu« einem geöffnetenSouterrainfenstermündetund treibtsieineinen gleichfallsimSouterrain besindlicheugemauertenKanal,an dessen äußerstemEnde sichein5Fuß hoher gewöhnlicher Kanoneuofen befindet. AuseinerWölbungüberletzterem trittsenkrechteineBlechröhreaus, durch-welchedieLuftin 3übereinanderliegendeSchulzinnnerderverschiedenenEtagen geführtwird. DieBlechröhrehatunten.21s2 Fuß Durch- messer,nachoben zuverengt sie sichbis auf 11s2 Fuß Durchmesser;injedemderSchulzimmerhatsieeineOeffnung, durchwelchedieLuft ausströmt. -
DieseEinrichtung ist äußersteinfachundmitgeringen Kosten herzustellen; sie bezwecktzugleichdieVentilation und dieHeiznngderSchulzimmer.
DerVentilator ist sehr leichtinBewegungzusetzen;.- einMannfördertnach anemometrischenMessungenin«1Stunde 3000 Kubikmeter oder120000 KubikfußLuft;inMünchen benutzteman früherdenSchniwärterzudiesem Geschäfte.
Anfangs fürchteteman,daßdie.Heizungdreier Schrit- ziuuner,jedes 27ls2 Fußlang,241s2Fußbreit und121s2Fuß hoch, vermittelsteines noch dazu ziemlichkleinenKanonen- osensunvollkommenbleiben müsse,nnd daß sie unverhält- nißnräßigeKosten veranlassenwerde; in beidenRichtungensind dieUntersuchungengünstigausgefallen.·
Bei—100’R. imFreien brachteman nach21s2stün- digerVentilation (vonMorgens5bis-71s2Uhr)zuebener ErdeeineTemperaturvon—s—11—120 R.,"imersten Stock 130,imzweiten Stock140R.hervor.
Die Größe desLuftwechsels anlangeud, so hatsich diese Einrichtungals vollkommen gelungen herausgestellt;«
vonZugoderHitze ist—selbstinderNähederOeffnnugen nichts fühlbar.
Die Bedenken, welchegegen Luftheizung überhaupt geltend-gemachtwerdeukdürftenbeibevölkertenSchulenim Allgemeinen weniger zutreffen, auchist zuerwägen,daßdie ausströmendeLuftniemals eineübermäßighoheTemperatur annimmt; äußerstenFalls istessehr einfach, dieselbe durch Anlageeines Wasserbassins indem Veutiiationskanale vor- ihremEintritte indieWohnräumezubefeuchtemspwiedenn dahin zielende Einrichtungenbereits inverschiedenenSpitälern, namentlichinParismitErfolg getroffen sind.
Bemerkenswerthistferner,daßes besondererAbfüh-.
rungskanäleDissur dieLuftüberallnicht bedarf;einigever- schließbareOeffnuugeninder Wand oderden Fenstern
genügenhierzuvollkommen. — -
Neuerdings hatman denvan Decke-schenVentila-