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Das „Gesetz“ von A ngebot und Nachfrage

Die Preisbildung der städtischen Bodenwerte

6. Das „Gesetz“ von A ngebot und Nachfrage

§ 27. Zu den schlim m sten V erschleierungen, die auf dem G ebiet der P re isb ild u n g d er B odenw erte an g ew an d t w erden, z äh lt die beliebte

F orm el von dem G esetz von A n g eb o t und N achfrage, das fü r die G e­

s ta ltu n g d e r B o d en w erte entsch eid en d sei. D en K e rn p u n k t b ild et h ie r­

bei die B eh a u p tu n g , daß es sich um ein „G esetz“ h an d e le , d. h. um tlie fo rm u lierte V erk n ü p fu n g b estim m ter K räfte und W irk u n g en . D ie B eru fu n g auf ein w irtschaftliches G esetz wie d e r V orw urf d e r N icht­

b ea ch tu n g eines solchen G esetzes können des E in d ru c k s n ich t verfehlen.

E in G esetz, es sei n a tu rw issen sch aftlich er, philo so p h isch er oder ju ristisc h e r A rt, m uß einen I n h a lt h aben. D e r T itel o d er die Ü b e r­

schrift allein g e n ü g t nicht. K ein J u r is t w ird au f die F ra g e , was das röm ische X II-T afelg esetz b e d e u te , die A n tw o rt g e b e n : eben die X II T afeln. K ein N atu rfo rsc h er w ird a u f die F rag e, worin das G esetz d er S chw ere b e ste h e , e rw id ern : eben in d e r Schw ere. Bei dem „G esetz von A ng eb o t und N achfrage“ a b e r h a t sich in d er E rö rte ru n g der In h a lt vollständig v erflü ch tig t, u n d es is t nich ts geblieben als die Ü berschrift. W as eigentlich in dem G esetz b eh a u p te t wird, ist au s d er n eu eren nationalökonom isclien L ite ra tu r n ich t zu e rm itteln . E s g ilt deshalb, zu n äch st den In h a lt w ieder klarzu stellen .

F ü r die ä ltere, klassische nationalökonom ische L ite ra tu r h atte das G esetz von A n g eb o t und N achfrage eine g ru n d leg en d e B edeutung.

G eg en ü b er d e r K ü n stlich k eit des M erk an tilsy ste m s, das den gesam ten W irtsch aftsap p arat bis in s einzelne zu o rdnen u n te rn a h m , verw ies die klassische N ationalökonom ie auf so g en an n te N a t u r g e s e t z e , die die V olksw irtschaft in n a tü rlic h e r W eise re g u lieren . E in solches G ru n d ­ gesetz w ar dasjenige, das zw ar nicht den T itel von A n g eb o t u n d N ach­

frage, wohl a b e r — u n d dies is t schon ein b ed e u te n d e r U n tersc h ied — von „ Z u f u h r und N achfrage“ (supply an d dem and) tru g .

D ie F o rm u lie ru n g dieses G esetzes, gleich b ed eutend fü r die älte re T heorie wie fü r die p rak tisch e N u tzan w en d u n g in d e r G egenw art, b e sa g t, daß in ein er freien und von k ein en E in g riffen b eh in d erten W irtschaft — h ierau f lie g t d e r N achdruck — die P re ise d e r W irtsc h a fts­

g ü te r sich von selb er reg eln und in s G leichgew icht setzen m üßten.

E in e g e ste ig e rte N achfrage m ü sse die P re ise steig ern u n d h ierd u rch eine v e rm e h rte Z ufuhr h e rv o rru fe n ; die v e rstä rk te Z u fu h r w ürde die P re ise v erb illig en ; steig ere sich die Z ufuhr dag eg en bis zum Ü berm aß, so w ü rd e sie von se lb st, da sie fü r die P ro d u z e n te n unlohnend wird, au f das richtige M aß zurück g eh en . — W ü rd en a n d e re rse its die P re ise zu sta rk g e ste ig e rt, so w ürde die N achfrage d er K äufer aufhören und hierd u rch w erden die P ro d u z e n te n z u r P re ise rm ä ß ig u n g gezw ungen.

Bei zw eiseitigem , gleichw ertigem u n d u n b eh in d ertem W ettbew erb — n u r u n te r solcher V orau ssetzu n g — folgt dann aus dem freien F u n k tio n ieren d e r w irtschaftlichen K räfte die G esetzm äßigkeit von A n g eb o t und N achfrage.

K einesw egs ab e r w ar die klassische L e h re d er A nsicht, daß das G esetz von A ngebot und N achfrage auf die tatsächlich vorhandenen B eziehungen an g ew an d t w erden k ö n n e ; auf je d em G ebiet — W ert, P re is , A rb eitslo h n — w ird vielm ehr dem an zu stre b e n d en n atü rlich en V erh ältn is das tatsächliche M ark tv erh ältn is e n tg e g e n g e ste llt, dessen

„K ünstlichkeit*4 den E in tr itt d e r w ohltätigen natü rlich en R egelung v er­

hin d ert. D ie klassische L e h re w ar sich k lar d arü b er, daß das w ünschens­

w erte n atü rlich e W irtsch aftsg esetz n u r in einem freien, durch keinerlei S chranken b elasteten V e rk eh r wirken könne (s. oben S. 95) und gerade deshalb w ar sie die entschiedene G egnerin je d e r R eg elu n g und je d e r O rganisation im W irtschaftsleben. D aß d urch w illkürliche E ingriffe und In stitu tio n e n die W irk sam k eit des N a tu rg esetz es s te ts aufgehoben w erde, w ar j a g e rad ezu die V o r a u s s e t z u n g des S ystem s d er klassischen N ationalökonom ie. B ei dem B estehen von H em m ungen kann von d er W irk u n g u n se re s G esetzes ü b e rh a u p t nicht gesprochen w erden.

D as G esetz von A n g eb o t u n d N achfrage ist an kein Z eitalter g e b u n d e n ; e s g i l t h e u t e g e n a u i n d e r s e l b e n W e i s e w i e z u r Z e i t d e r K l a s s i k e r . D as G esetz kann an sich n u r an gerufen w erden u n te r d e r ihm g estellten k la re n V o rb ed in g u n g , näm lich bei zw eiseitigem , gleichw ertigem u n d u n b e h in d ertem W ettbew erb. Je d e an d e re A nw endung is t ein M ißbrauch. I n u n s e re r heu tig en W irtsch afts­

fü h ru n g , in sb eso n d ere in D eutschland, treffen je n e V orau ssetzu n g en indes allgem ein n ich t m eh r z u ; wir scheinen allm ählich, schon lä n g st vo r dem K rie g sau sb ru ch , au s d e r P e rio d e d er freien W irtsch aft in die d er ge­

b u ndenen W irtsc h a ft ü b erg eg an g en zu sein. B ei den m eisten d e r leicht v erm eh rb aren u n d bew eglichen W irtsc h a ftsg ü te r, von d e r K ohle und dem E ise n bis zum Z e itu n g sp a p ie r, vom N äh g arn bis zum Ziegelstein w issen w ir, daß die P re isg e sta ltu n g n i c h t au f G ru n d je n e s G esetzes von A ngebot und N achfrage erfolgt. Bei dem G rund und B oden, dem n eben se in e r U n v e rm e h rb a rk e it noch die b e d eu tsam sten V erw altu n g s­

ein rich tu n g en u n d die stä rk ste n O rg an isatio n en zu r Seite stehen, sollte es eines en tsp rec h en d en N achw eises kaum bedürfen. Von einem

„G e se tz“ von A n g eb o t und N achfrage im Sinne d er N ationalökonom ie k ann h ie r n ich t die R ede sein. N i c h t d a s G e s e t z i s t f a l s c h , so n d ern die V o rau ssetzu n g en fü r seine A nw endung sind nicht gegeben.

Schon J u l . F a u c h e r — d er entschiedene V e rtre te r der individua­

listischen N ationalökonom ie — h a tte m it g rößter Schärfe hervorgehoben, daß das G esetz von A ngebot und N achfrage auf den B o d e n n ich t an­

w endbar sei und daß hier besonders g e a rte te V erh ältn isse bestehen:

„E s h ilft der B evölkerung nichts, sich im W ohnungsbedürfnis einzu­

schränken, durch E rsp a rn is an der A usdehnung des G rund und Bodens, der fü r das W ohnungsgelaß b ean sp ru ch t w'ird. B e i m G r u n d b e s i t z h a b e n A n g e b o t u n d N a c h f r a g e i h r b e s o n d e r e s G e s e t z . “ D ie

B ew egung fü r W ohnungsreform , V ierteljahrschr. f. V olksw irtschaft und K ulturgeschichte, herausgeg. von J u l . F a u c h e r und O t t o M i c h a e l i s , I I I . Ja h rg ., B d. IV , S. 197, B erlin 1866. —

Im S prachgebrauch des täglichen L ebens — allerdings m itu n ter auch in der W isse n sc h aft — w ird die hier zu erö rtern d e Form el häufig noch w eiter v erk ü rzt; man sa g t n ic h t: die P reise regeln sich nach dem G esetz von A ngebot und N achfrage, sondern schlechtw eg: die P reise regeln sich nach A ngebot und N achfrage. Die beiden A ussprüche sind w esentlich verschieden. In dem ersten F a ll geben w ir die feste H egel fü r einen kausalen, m it gesetzm äßiger W irk u n g ein treten d en Zusam m en­

hang. Im zweiten F a ll gebrauchen w ir eine gänzlich bedeutungslose Form el, die ihren In h a lt vollständig verloren h at. D as verstüm m elte W o rt; „D ie P reise regeln sich nach A ngebot und N a ch frag e“ e n th ä lt eine ebenso tiefe W e ish eit wie d er A usspruch: „D ie P re ise regeln sich nach F orderung und Z a h lu n g .“ D en letzten, uns ungew ohnten S atz er­

kennen w ir sofort als eine inhaltlose P h ra se ; d er erste, uns geläufige S atz besagt indes das gleiche.

§ 28. D ie F rage, ob die P re isb ild u n g d e r B o d en w erte sich h eute durch das G e s e t z von A n g eb o t u n d N achfrage b estim m t, m u ß nach d er positiven und negativen Seite au f das g e n au e ste g e p rü ft w erden. D enn g erad e die U rsachen, die die A u s s c h a l t u n g je n e s n a tü rlic h e n G esetzes bew irken, b ean sp ru ch en u n ser In tere sse.

N atu rg em äß erw eise m ü ssen die B o d en w erte am n ie d rig ste n stehen auf reichlich vorhandenem , leicht zugänglichem u n d leicht b eb au b arem G elände; am höchsten dagegen dort, wo die B o d en v erh ältn isse u n ­ g ü n stig sind und die S ta d terw eiteru n g auf G eländeschw ierigkeiten stößt.

D ie v e rm e h rte Z u fu h r an B augelände m uß nach dem obigen G esetz von A n g eb o t und N achfrage die P re ise verbilligen. In W irk lich k eit tr itt indes nach beiden R ichtungen das g e rad e G egenteil je n e r A nnahm e ein. W ir wissen zunächst, daß die B odenpreise da am höchsten stehen, wo die w eitesten G eländeflächen z u r V erfügung sind und die S ta d t­

erw e ite ru n g sich in nahezu u n g e h in d e rte r W eise vollziehen kann.

F e rn e r h at es sich bei allen neu en S tad terw eiteru n g en und E in g e m e in ­ dungen ergeben, daß die reichliche Z ufuhr des B au lan d es zu ein er a l l g e m e i n e n — nicht bloß p artiellen — S te ig e ru n g d e r B o d en p reise g e fü h rt hat.

V gl. die S. 130 w iedergegebene D arlegung. — F ü r die T atsache, daß d e r reichlichste G eländebestand und die höchsten B odenpreise Z u ­

sam m entreffen, is t zu verw eisen auf G roß-B erlin, wo die w eitesten G e­

ländeflächen vorhanden und die besten V erkehrsbedingungen gegeben sind. F ü r die A usdehnungsm öglichkeit bestehen h ier ü b e rh a u p t keine natü rlich en G renzen. — H insichtlich des V erh ältn isses von s ta rk e r Ge­

ländezufuhr und steigendem B odenpreis haben die neueren großen S ta d t­

erw eiterungen, Eingem eindungen und F estungsauflassungen gezeigt, daß, sobald infolge der A usdehnung d er S ta d t und ih re s G ebietes große Ge­

ländeflächen an den M arkt kamen, die Boden w erte allgem ein, und n ich t

bloß in dem neu h in zu treten d en Gebiet, erh ö b t w urden. D ie V e r ­ m e h r u n g des A ngebots — genauer g e sa g t d er Z ufuhr — von B auland b ew irk te eine allgem eine E rhöhung der B odenpreise. Vgl. hierzu die E n tw ick lu n g der S ta d te rw e ite ru n g von P o sen , B e r n h a r d F r a n k e , D ie W ohnungsverhältnisse in Posen E nde 1910, Posen 1912 und die A ngaben ü b e r die N eubaubezirke, unten I I I . Teil.

Bei meinen U ntersuchungen der R heinischen W ohnverhältnisse fanden sich die höchsten B odenpreise und die te u ersten M ieten da, wo sich das B auland in re ic h ste r F ülle und in leic h teste r B e b a u b a rk e it darb ietet, in dem im w eiten F la ch la n d liegenden D üsseldorf. D ie niedrigsten M ieten und B odenw erte dagegen finden w ir da, wo w ir die teu ersten erw arten sollten, in dem hügeligen, schw ierigen G elände von E lberfeld und B arm en. — In N ürnberg h a t sich bis ca. 1895 das Bodengeschäft in ruhigen B ahnen bew egt. D urch große E inverleibungen w urde das S ta d tg e b ie t im J a h r e 1898 von 1 2 9 91j2 h a auf 5 4 4 4 h a verg rö ß ert und bis 1905 im ganzen auf 6418 h a Bodenfläche verm ehrt. In m itten dieser kom m unalpolitischen U m w älzungen setzte die B odenspekulation in immer stärkerem Maße ein. D ie Z ufuhr großer M engen neuen B aulandes brachte eine große V erstärk u n g der Spekulation und zugleich eine a u ß e r ­ o r d e n t l i c h e E r h ö h u n g der B odenpreise. An dem G eländeaufkauf sind in d er H au p tsach e k ap ita lk rä ftig e K reise b eteilig t, die in der L age sind, ihre G rundstücke durchzuhalten. (Z eitschr. f. W ohnungsw esen in B ayern, 1908, 6. Ja h rg ., S. 17.) V gl. auch E n s g r a b e r , E ntw icklung D arm stad ts, 1913. — E ine B estätig u n g durch G egenbeispiel b ie te t die S ta d te rw e ite ru n g von Ulm, wo die B odenspekulation auf dem größeren T eil des neuerschlossenen G eländes seitens d er S tadtgem einde grund­

sätzlich au sgeschaltet w u rd e; vgl. unten § 68 und V II. Teil.

D iese B eu g u n g eines n atü rlich en G esetzes, wie sie in den obigen V orgängen h e rv o rtritt, fin d e t in d es eine einfache E rk lä ru n g ; sie lieg t lediglich in d er P re isa u ftre ib u n g und den b e so n d eren , für ih re T ätig­

k e it notw endigen V oraussetzungen. D as G ebiet d e r B odenspekulation sind die städtischen A u ß e n b e z i r k e od er allgem ein die S ta d terw eiteru n g s­

b ezirk e; die L eichtigkeit, m it d e r das A ußenland zusam m engekauft und festg eh alten w erden kann, ist deshalb b estim m end fü r die W irksam keit d er B odenspekulation. D ie w eiten G eländeflächen des Flachlandes, die G eländezufuhr durch eine S tad terw eiteru n g und durch E ingem eindung sind die g eeigneten G ru n d lag en d er spekulativen U n te rn e h m u n g 1). In solchem F alle sind die V orbedingungen gegeben fü r das E insetzen der S pekulation, die lediglich an d e r P re isä n d e ru n g d er gehandelten Sache, ohne R ücksicht auf die S u b stan zän d eru n g , einen G eldgew inn erzielen will.

G erade bei reichlichem G eländebestand und en tsp rech en d er A uf­

kaufsm öglichkeit finden w ir deshalb die sp ek u lativ e P re istre ib u n g am 1) D ie S p e k u la tio n g e b ra u c h t zu ih r e r B e tä tig u n g g leic h artig e , ty p is c h e und g ro ß e M e n g e n ; m it u n g leic h artig e n , au s k le in e n u n d v e rsch ie d en a rtig e n M engen z u ­ sam m en g esetzten B e stä n d e n k a n n sie n ic h t o p e rie re n . Vgl. Z e its c h rift f ü r W o h n u n g s­

w esen 1907, S. 298.

E b e r s t a d t , H andbuch d es W ohnungsw esens. 3. Aufl. 9

stä rk ste n entw ickelt; und so stehen die B od en p reise da am höchsten, wo sie nach dem an sich zw eifellos rich tig en G esetz von A ngebot und N ach­

frag e am nied rig sten steh en sollten. A us allgem einen W irtschaftsgesetzen sind diese V orgänge n ich t zu e rk lären , ebensow enig wie ihnen m it aus solchen G esetzen a b stra h ie rte n M aßnahm en irg en d w ie beizukom m en ist.

D ie Spekulation in unbew eglichen G ütern h a t ihre eigenen G ru n d ­ lag en ; sie b e ru h t in le tz te r In sta n z au f dem K re is v erw altu n g sm äß ig er E in rich tu n g e n , die D eutschland zu dem klassischen L an d d e r B oden­

spekulation g em acht haben. D er Satz: „ Je g rö ß e r d e r v erfü g b are G eländebestand, um so stä rk e r die spekulative P re isste ig e ru n g “, zeigt uns n u r eine b e so n d ere Seite des verw ickelten P ro zesses, die w ir h ie r h erv o rzu h eb en h atten .

D ie P ra x is des W ohn u n g sw esen s w e i ß l ä n g s t , daß u n te r d er H e rrsc h a ft d e r B o denspekulation die V e rm eh ru n g d e r G eländezufuhr keine V erbilligung, nach allg em ein er E rfa h ru n g vielm ehr eine S te ig e ru n g d e r B odenpreise bew irkt. In b e m erk en sw erten , schw erlich z u w ider­

legenden W orten w erden diese V erh ältn isse von einem an erk a n n ten F achm ann, dem V o rstan d e in er d er g rö ß ten B e rlin er B odengesellschaften g e sc h ild e rt:

„D e r G edanke, daß durch die Schaffung von m öglichst vielem baureifem G elände der G rund- und B odenpreis h erab g ed rü ck t w ird, g e h t von f a l s c h e n V o r a u s s e t z u n g e n aus. E s is t durchaus ric h tig und trifft auf die m eisten G ebiete des w irtschaftlichen L ebens zu, daß ein reichliches A ngebot einer bestim m ten W a re n g a ttu n g einen nennensw erten E influß auf die P reisb ild u n g ausübt. D er u n bebaute G rundbesitz m acht indessen von dieser R egel eine bem erkensw erte Ausnahm e. D ies liegt d arin, daß bei sonstigen H andelsobjekten eine E rhöhung ih res W e rte s n u r in seh r seltenen F ällen e in tritt, w ährend beim unbebauten G rund­

besitz in den S tä d te n sich d e r W e r t d e r W a re erfahrungsgem äß in den m eisten F ällen m it jedem J a h r e erh ö h t“ 1).

Die W irk u n g slo sig k eit des G esetzes von A n g eb o t u n d N achfrage bei d e r B o d enpreisbildung ze ig t sich fe rn e r d a rin , daß P erio d en d er W i r t s c h a f t s k r i s e n und des allgem einen A bflauens d er B au tätig k eit ohne je d e n E influß auf den P re issta n d d e r B o d en w erte bleiben. Die einschlägigen V erh ältn isse sin d von R. G o I d S c h m i d t , B a u m eister u n d B au u n tern eh m er, in ein er U n te rsu c h u n g „D as B augew erbe und die K risis“, b eh an d elt w orden. D as E rg e b n is ist das folgende:

„ L e id e r h a tte die S chw ierigkeit d er B eschaffung d er B au g eld er g a r k e i n e n E i n f l u ß auf die T errain sp ek u latio n g eh ab t. Man h ä tte doch m einen sollen, d aß, da d e r A bsatz der G rundstücke ein ein­

g e sc h rän k terer gew orden, auch die P re ise nach dem G e s e t z v o n A n

-1) G e o r g H a b e r l a n d , D e r p re u ß isch e G e se tz e n tw u rf z u r V e rb esse ru n g d e r W o h n v erh ä ltn isse . B e rlin 1904, S. 10.

g e b o t u n d N a c h f r a g e h ä tte n h eru n terg eh en müssen. D as ist aber leider n ic h t geschehen. D iese T atsach e findet d arin ihre E rklärung, daß d er spekulative T e rra in b e sitz in B erlin in seiner M ehrheit in starken H änden sich befindet, die eben auf g ü n stig ere Z eiten w arten können.“

Schriften des V ereins für Sozialpolitik, B d. C X I, S. 359.

Die gleichen Z u stän d e sind für andere S tä d te , so z. B. D resden, N ürnberg, fe stg e ste llt w orden. „D er u n b ebaute G rundbesitz ist hier wie an anderen O rten von d er K risis so g u t wie g a r n ich t b e rü h rt w orden“ , Prof. S c h ä f e r , M itteilungen des D resdener statistisch en A m tes, 1906, H eft 15. Ü b er N ü rn b erg vgl. meine M itteilungen Z e it­

sch rift fü r W ohnungsw esen in B ayern, 1908, S. 18.

Ü ber die G r u n d s t ü c k s k r i s e n , die einen notw endigen B estan d ­ teil unseres Sjrstem s d er B oden k ap italisieru n g bilden, s. unten V. Teil R e a lk re d it und m eine Neuen Studien I, S. 134, wo die E inzelheiten der K rise von 1911 und des E ingreifens d er B eteiligten gesch ild ert sind.

Die sichere S tellu n g d e r B odenspekulation b e ru h t au f d er H öhe des S pekulationsgew inns, wie ihn die g e d rän g te B auw eise und in sb e­

sondere die M ietskaserne v e rb ü rg t; h ierd u rch w ird h eu te das F esth alten des B esitzes auch u n te r u n g ü n stig en A bsatz- und W irtsch aftsv e rh ält­

nissen erm öglicht. A ndernfalls m ü ß te die B odenspekulation, gleich je d e r an d eren H au ssep o sitio n , in ein er K risis zu sam m enbrechen, wie dies auch f r ü h e r d er F all war. I s t es ü b e rh a u p t m öglich, eine be­

stim m te abso lu te P re ish ö h e zu e rre ic h en , so wird m it H ilfe d er heu tig en kapitalistischen O rganisation das G elände durch g eh alten w ährend ein er K risis „bis auf g ü n stig ere Z eiten “.

E in w esentliches M om ent is t hierbei das E in tre te n des G roß­

kapitals in die B odenspekulation. F ü r die kap italk räftig e Spekulation kom m t d e r Z in sv erlu st n ich t in B e tra c h t; d e r einzelne kapitalschw ache S pekulant m ag gezw ungen sein, sein G elände zu verkaufen, das dann in k rä ftig e re H än d e ü b e rg e h t und tro tz v e rm in d e rte r N achfrage durch­

g ehalten wird.

In d e r E ig en tü m lich k eit d e r B odenspekulation ist es fern er be­

grü n d et, daß auch d er Z usam m enbruch oder d er F eh lg riff eines ein­

zelnen S p ekulanten o h n e W irk u n g auf die P re isb ild u n g ist. Bei den bew eglichen S p ek u latio n sg ü tern G etreide, W ertpapiere, Zucker, Kaffee, ist die P re isb ild u n g eine allgem eine und gleichm äßige. Ein Z usam m en­

bruch in d e r P reisb e w eg u n g trifft je d e n in d er gleichen R ichtung Spekulierenden, und kom m t u n tersch ied slo s jed em an d e r G egenrichtung In te re s s ie rte n zugute. A nders in d e r B odenspekulation. D er Z usam m en­

bruch ein er einzelnen, selb st ein er g rö ß ere n U n tern eh m u n g , die ihre G ru n d stü ck e nicht durchhalten od er die rechnerisch angenom m ene B e­

bau u n g ih re r G ru n d stü ck e nicht erzielen kann, ist ohne je d e n allg e ­ m einen E in flu ß auf den B odenpreis. r

9*

Im einzelnen b le ib t das Fehlschlagen d er B odenspekulation selb st ohne E influß auf die u n m i t t e l b a r a n g r e n z e n d e n G ru n d stü ck e;

vgl. das in m einer „S pekulation im neuzeitlichen S tä d te b a u “ , S. 99 und 182 gegebene B eispiel. — Es ist an sich unzulässig, auf die F e h l­

schläge einzelner B odenspekulanten hinzuw eisen, als ob hierdurch der Schaden d er P re istre ib e re i als solcher gem indert w ürde. D aß einzelne B odenspekulanten sich verrechnen, is t bek an n t; auf die allgem eine P re is ­ b ildung is t dies aus den obenerw ähnten U rsachen ohne jeden Einfluß.

B esondere B eachtung v e rd ie n t hierzu eine aus führenden F ach k reisen stam m ende B eu rteilu n g : „Jed erm an n , der G rund und Boden entw eder e re rb t h a t oder d er denselben auf S pekulation kauft, behält ihn in d er sicheren V oraussicht, daß d er zur Z eit vorhandene G rundw ert sich m it jedem J a h re erhöhen w ird und daß er ein besseres G eschäft dabei m acht, als wenn er den zeitw eiligen G rundw ert zu G elde m acht und das K a p ita l in zinstragenden P ap ieren anlegt. W en n es auch zahlreiche

B esondere B eachtung v e rd ie n t hierzu eine aus führenden F ach k reisen stam m ende B eu rteilu n g : „Jed erm an n , der G rund und Boden entw eder e re rb t h a t oder d er denselben auf S pekulation kauft, behält ihn in d er sicheren V oraussicht, daß d er zur Z eit vorhandene G rundw ert sich m it jedem J a h re erhöhen w ird und daß er ein besseres G eschäft dabei m acht, als wenn er den zeitw eiligen G rundw ert zu G elde m acht und das K a p ita l in zinstragenden P ap ieren anlegt. W en n es auch zahlreiche