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Die jüngste Bauperiode

Entwicklung der städtischen Bauweise

2. Die jüngste Bauperiode

§ 18. S chärfer tre te n seit den 4 0 e r J a h re n des 19. J a h rh u n d e rts die in n eren P roblem e des neuen Z eitalters hervor. D ie w irtschaftlichen U m w andlungen m achen ihre F o lg en , die politischen U m w älzungen m achen in stürm ischen A usbrüchen ih re F o rd eru n g en geltend. Auch auf u nserem G ebiet n a h t die Ü b erg an g sp erio d e d e r V o rbereitungen und E rw äg u n g en ih rem E n d e ; die Z e it kom m t heran, die die entscheidenden G rundlagen ein er neuen E ntw icklung h e rste llt u n d einen neu en A b­

sch n itt des S täd teb au es, den d ritten in d er R eihenfolge u n se re s S tä d te ­ w esens, einleitet.

D ie F ü h ru n g des neuen städtebaulichen A b sch n itts fiel in den festländischen S taa ten — wie oft g en u g bei d e r R egelung u n se re r V erw altu n g sein rich tu n g en — an F rankreich. W äh ren d m an au s E n g ­ land die T echnik d er S tädtehygiene en tn ah m , w urde fü r die äu ß ere G e sta ltu n g d er S ta d ta n lag e und d er H ausform en F ran k reich m aßgebend, d as in den 5 0 e r J a h re n des 19. Ja h rh u n d e rts ein geschlossenes System des neu en S täd te b au es entw ickelte. B ereits seit den 4 0 e r J a h re n h a tte sich die N o tw endigkeit städtebaulichen E in g reifen s in P a r is , Lyon und den französischen In d u strie b e z irk en im m er m eh r h erau sg estellt. D ie S an ieru n g d er schlechtesten S tad tteile u n te r A nw endung d e r N ied er­

leg u n g und E n te ig n u n g — übrig en s eine alte, schon im 18. J a h rh u n d e rt au fg estellte F o rd e ru n g — w urde e rö rte rt. D u rch die S äu b eru n g ver­

w ahrloster und u n te rw e rtig gew o rd en er W ohnbezirke sollte eine B e sse ru n g des K leinw ohnungsw esens a n g e b a h n t w erden. W enn es im übrigen zu n ä ch st die tra u rig e n san itäre n Z u stän d e d e r A rb e ite rb e zirk e w aren , die die allgem eine A ufm erksam keit auf die W oh n u n g sfrag e ge­

le n k t hatten, so g esellten sich je tz t noch politische M om ente hinzu, um die S täd teb au b ew eg u n g in F lu ß zu bringen. Die A rb eitersch aft hatte sich o rg an isie rt u n d tr a t als S t a n d , als g e so n d e rte K lasse au f, ihre F o rd e ru n g e n in politischen B estreb u n g en verfechtend. V olksw irtschaft­

liche, politische u n d hygienische F ak to re n d rän g ten som it a u f eine N e u g e sta ltu n g im S tädtebau.

E b e r s t a d t , Ha nd bu ch des W ohn ung swe sen s. 3. Aufl. 0

V o rb ereiten d e und einleitende S ch ritte w urden noch u n te r L ouis P hilipp un tern o m m en . D as allgem eine, den n e u e n F o rd e ru n g e n nicht g en ü g en d e E n te ig n u n g sre c h t w urde neu g e re g e lt d u rc h ein G esetz vom 3. M ärz 1 8 4 1 , das das G esam tg eb iet d e r E n te ig n u n g zu sam m en faß t u n d den B egriff und die G renzen des öffentlichen In te re s s e s bei E ig e n tu m se n tz ie h u n g behandelt. Zu g rö ß eren U n tern e h m u n g e n im B e­

reich des W ohnungsw esens und des S täd te b au es kam es in d es e rs t u n te r Napoleon I I I . Bei m einen U n tersu ch u n g e n ü b er den n e u z e it­

lichen S täd teb au w erde ich im m er w ieder auf den E in flu ß dieses m erk w ü rd ig en , in seinen städ teb au lich en B e streb u n g en lan g e nicht g enug beachteten M annes hingew iesen. Ob es sich h a n d e lt um die U n tern eh m u n g en d e r In n e n sta d tsa n ie ru n g , um das System d er S ta d t­

e rw eiteru n g , um die B o d en k ap italisieru n g ; ob um die A n re g u n g zum B au von A rb eite rv ie rte ln , z u r E rric h tu n g von W erk sw eh n u n g en , zu r B eg rü n d u n g g em ein n ü tzig er B augesellschaften — im m er geh en die F äd en auf die Z eit und die U m g eb u n g N apoleons I I I . zurück.

N apoleon I I I . erk a n n te im S täd teb au das G e b ie t, das seinen w irtschaftspolitischen, wie seinen staatsp o litisch en B estreb u n g en die w eiteste E n tfaltu n g g e sta tte te. E s is t n ich t rich tig , wenn nach viel­

v e rb re ite te r A nnahm e E u g e n H a u ß m an n als d e r eigentliche Schöpfer des neuen P a ris angeseh en w ird ; e r war n u r d e r, allerd in g s v e rstä n d ­ nisvolle und ta tk rä ftig e Gehilfe des K aisers. D e r U rh e b e r des g e ­

w altigen W erk es is t N apoleon I I I . se lb e r; d er P la n d e r städtebaulichen N eu g estaltu n g w ar entw orfen, die g ru n d le g en d en e rste n M aßnahm en

w aren b ere its verfügt, als H au ß m an n z u r D u rc h fü h ru n g berufen w urde.

D ie F o rm e n , u n te r denen d er N eu b au von P a ris u n tern o m m en w urde,

— es h an d elt sich um ein v o llstän d ig es System d er B odenpolitik — en tsp rech en d u rch au s d e r napoleonischen M axime, die dahin g in g : eine dünne soziale O berschicht, die m an reichlich u n d freigebig v erdienen ließ, m it ih ren In te re sse n an die R e g ieru n g zu k e tte n ; d urch F ö rd e ru n g d e r kapitalistischen U n tern eh m u n g a b e r d er arb eiten d en K lasse G e­

leg en h eit zu A rb eit und G eld v erd ien st zu schaffen. An den eigentlichen bautechnischen B etrieb schlossen sich die erg ä n zen d en E in ric h tu n g e n , die fü r den neueren S täd teb au auf dem F estla n d e kennzeichnend sind, die H ypothekenbanken, die G ru n d stü ck su n tern eh m u n g en , die F in a n z in sti­

tu te ; E in ric h tu n g e n , die sp äterh in als Z ubehör des n eu en S tä d te b a u ­ system s von an d eren L än d ern übernom m en w urden. E in Z eitab sch n itt re g s te r sp ek u lativ er B e tä tig u n g im S täd teb au setzte ein , w enn au ch in F ra n k reich bei d er g e rin g eren Schärfe des französischen H y p o th ek en ­ rech ts die o rg an isierte G ru n d stü ck ssp ek u latio n n ich t den U m fan g a n ­ nehm en konnte, wie sp äterh in in D eutschland.

D en e rste n S ch ritt z u r A u sfü h ru n g des neuen P ro g ram m s be­

d e u te te das D e k re t vom 10. M ärz 1852, das den D urchbruch einer 30 m b reiten V erk e h rsstra ß e q u e r d u rch den P a ris e r S tad tk ern v e r­

fügte, das b ed eu tsam e D écret relatif aux ru e s de P aris, das den neuen A b sc h n itt des P a ris e r S täd teb au e s ein leitet und die T ä tig k e it H au ß - m anns v o rb ereitet. D as D e k re t v erleih t je d e r französischen S tadt, die ein e n tsp rech e n d es Gesuch s te llt, ein w eitgehendes E n te ig n u n g sre c h t zu dem Zweck d e r V e rb re ite ru n g , N e u fü h ru n g od er A n leg u n g von S traß en . Zweifellos h an d elt es sich bei dem D e k re t um ein S anierungs­

g e se tz ; sein Ziel ist n ich t die S ta d te rw e ite ru n g , sondern die U m ­ g e staltu n g in n en städ tisch e r und a ltstä d tisc h e r B ezirke. A uf d e r durch das D e k re t von 1852 h erg estellten G rundlage begann die N eu g estaltu n g von P a ris. M it S taunen sah m an , was hier untern o m m en w u rd e; wie die alte B aum asse e in er M illionenstadt durch N ied e rleg u n g und A ufbau, durch ein w eitgreifendes System von V erkehrsw egen neu g e sta lte t w u rd e; wie in einem gigantischen W erk U nsum m en von W e rten u m ­ gew andelt u n d , durch den S täd teb au um ein Vielfaches v e rm e h rt, n e u ­ geschaffen w urden. An die N eu an leg u n g d e r A ltsta d t schloß sich die S tad terw eiteru n g , die sich k o n zen trisch um die In n e n s ta d t lagerte, von baum bepflanzton w eiten R in g stra ß en durchzogen und durchw eg, gleich den In n e n b e z irk en , die stattlich sten b reiten S traß en zü g e auf weisend.

G roßzügige, auf die äu ß e re P ra c h te n tfa ltu n g angelegte S tädtebilder boten sich allgem ein dar.

P a ris w ar die b ew u n d erte neuzeitliche G roßstadt. W e n n , wie oben b e m e rk t, E n g lan d die neue T echnik d e r S tädtehygiene darbot.

so w urde fü r die äu ß e re A nlage d e r S tad t, fü r den S tra ß e n b a u , die H ausform en u n d die m onum entale G estaltu n g P a ris das einflußreiche V orbild d e r festländischen G ro ß stad t. D as „Im p o sa n te “, die xYufwen- d u n g g ro ß e r M ittel in d er S traß en an lag e, in d e r P la tz g e sta ltu n g und in den H ausfassaden w u rd e z u r G eschm acksrichtung im S tädtebau, die in Cöln wie in B erlin , in A m sterd am wie in W ien übernom m en und fo rtg e b ild e t w urde. „ G ro ß stä d tisch “ w urde fü r den festländischen S täd te­

bau gleich b ed eu ten d m it großen H au sfo rm en und äuß erem Aufwand.

W ohnungspolitisch u n d städ teb au lich w aren die E igenheiten dieses S ystem s d urch die gegebenen U m stän d e bestim m t. D en A u sg an g sp u n k t bildete die In n e n sta d tsa n ie ru n g , b erech tig terw eise eine A ufgabe des I n g e n i e u r s . H ie r galt e s, rü ck sich tslo s d u rch das G elände d u rch ­ zuschneiden, b re ite kostspielige S traß en z ü g e zu schaffen, dem V erkehr leistungsfähige W ege zu bieten. H ie r allerd in g s w ar d e r S traßenbau die H auptsache. D as G elände w ar fe rn e r infolge se in e r Lage hoch­

w ertig ; d e r P re is ste ig e rte sich nochm als durch die hohen K osten d er S traß e n an lag e; h ier w aren die Stockw erkshäufung u n d die großen H a n s­

es

form en ang eb rach t. D er F e h le r b e stan d d a rin , daß m an dieses im ­ p o n ieren d e n n d allgem ein b ew u n d erte S ystem z u r Schablone des S tä d te ­ baues m achte und es gedankenlos auf die S t a d t e r w e i t e r u n g und die N eubau bezirke ü b ertru g .

Z u n äch st w urde h ie rd u rch d er n a tu rg e m ä ß e , s te ts festz u h alten d e U n terschied zwischen In n e n s ta d t u n d S ta d te rw e ite ru n g verw ischt. D ie S tad terw eiteru n g w urde nichts a n d ere s als ein m in d e rw e rtig e r A bklatsch d er In n en b ezirk e. D as S tra ß en n etz w iederholte sich in den A u ß en ­ b e z irk en ; ein B eb auungsplan w ar zum eist nichts w eiter als ein Schem a von B aublockfiguren. F e rn e r w urde d e r notw endige G eg en satz in d er B ehandlung d e r G roßw ohnung und d er K leinw ohnung aufgehoben. A ls die N orm d er B o d en au fteilu n g g alt lediglich das G ro ß g ru n d stü c k , das fü r die g roßen und herrsch aftlich en W ohnungen b ra u c h b a r, fü r die K leinw ohnung dagegen völlig u n g e eig n et is t u n d n u r in d e r F o rm des V ielw ohnungshauses g e n u tz t w erden kann.

A ls w esentlicher G ru n d zu g ersch ein t in dem h ier g esch ild erten System d e r „K u ltu s d e r S tra ß e “. Von d e r S traß e au s u n d fü r die S traß e w urden die S täd te gebaut. D e r g ro ß städ tisch e S täd teb au war n u n m eh r eigentlich n u r S traß en b au . D am it a b e r w urde die S tra ß e ein er ih re r w ichtigsten A ufgaben e n tfre m d e t, d e r v o rte ilh a fte ste n , b esten, billigsten A ufteilung von W o h n g elän d e zu dienen.

A b er noch ein zw eites E rg e b n is w urde h ie rd u rc h h e rb e ig e fü h rt;

es is t die A u ftreib u n g des B odenpreises. D e r K u ltu s d e r S traß e b ie te t das e rste M ittel, um — infolge d e r Ü b erw älzu n g d e r S traß en k o ste n auf die B au stelle — die V e rte u e ru n g des B odens und som it den Z w ang schlechter B auform en h erv o rzu b rin g en . D ie teu ere S traß e v e r­

la n g t als G egenleistung die Z u sam m en d rä n g u n g d e r B ev ö lk eru n g d u rch S tockw erkshäufung. W äh ren d äu ß erlich die S tra ß e eine stattlich e B a u ­ weise v o rtä u sc h te , en tstan d en das V ielw ohnungshaus u n d die M iets­

k ase rn e m it ih ren schlechten W o hnverhältnissen, den en als notw endige B egleiterscheinung die u n g ü n stig en W irk u n g en fü r die W o h n u n g sp ro ­ duktion u n d die B o d enw ertentw icklung h in zu traten .

§ 19. A n e rste r Stelle w urde B elgien in den E in flu ß b ereich des neu en französischen S täd teb au e s gezogen. D ie L an d e sh a u p tsta d t B rüssel h a tte seit la n g e r Z eit in P a ris das städ teb au lich e M u ster erb lick t;

zudem w aren in B rü ssel fü r die A ltsta d t und In n e n s ta d t en tsp rech en d e A ufgaben d e r S tä d te re in ig u n g u n d U m g e sta ltu n g d u rc h z u fü h re n , wie sie N apoleon in P a ris untern o m m en h atte. Mit H ilfe eines dem P a rise r D e k re t nachgebildeten E n te ig n u n g sg esetz es w urden um fangreiche U n tern eh m u n g e n d e r S an ieru n g von S tad tb ezirk en , d er N ied erleg u n g von H ä u serv ierte ln u n d d e r N eu an leg u n g von gro ß städ tisch en S traß en

-ziigen d u rch g efü h rt. E in e ähnliche P e rio d e d e r B a u tätig k eit, wie in P a ris , n u r im M aßstab en tsp rech en d v e rk le in e rt, entw ickelte sich in B rüssel.

In d e s w urden die w ohnungspolitischen Folgen dieses System s nier bald erk an n t. U n te r A u fw en d u n g g ew altiger M ittel an öffentlichen und p riv aten G eldern e n tstan d e n g ro ß e G esch äftsh äu ser, vornehm e K aufläden, w eltstädtische K affeeh äu ser, G asthöfe, T h e a te r und teuere, h errsch aftlich e W ohnungen. F ü r das K leinw ohnungsw esen dagegen w ar, wie es sich z eig te, in vielen B eziehungen eine offenkundige V er­

sch lech teru n g ein g etreten . Infolge d e r N ied erleg u n g altstäd tisch er B ezirke w ar eine g roße Zahl d er billigsten K leinw ohnungen in W eg­

fall g e ra te n ; das E rg e b n is w ar, daß in den a n g ren zen d en B ezirken sich die M ißstände d e r Z u sam m e n d rän g u n g u n d Ü b erfü llu n g bedenklich ste ig e rte n und zugleich d e r M angel an K leinw ohnungen sich verschärfte.

D ie Ü b e rz e u g u n g von d e r E in seitig k e it des seith erig en System s d ran g d urch u n d fü h rte zu ein er neu en M aßnahm e, dem G esetz vom 15. S ep tem b er 1867, das die E n teig n u n g sb efu g n isse, die man nach napoleonischem V orbild ein st fü r die alte In n e n s ta d t geschaffen h a tte , in erw eitertem U m fang au f die N e u b a u b e z i r k e ü b e rtru g . D as G esetz is t sym p to m a­

tisch und b e d e u te t insofern einen M arkstein d er E n tw ick lu n g , als es den Ü b e rg a n g d er V erw altungstechnik von d e r In n e n sta d t zu den lange v ern ach lässig ten , allerdings auch je tz t noch nicht vollständig erfaßten A ufgaben d er S ta d te rw e ite ru n g kennzeichnet.

V on w esentlichem E in flu ß auf die W ohnungs- u n d S iedelungs­

v erh ä ltn isse w urde die O rganisation d e r staatlichen V erkehrspolitik, die d u rch billige F a h rp re ise und geeignete V erbindungen die V erk eh rsein ­ rich tu n g en system atisch in den D ien st des K leinw ohnungsw esens stellte.

D em In d u s trie a rb e ite r sollte die M öglichkeit geboten w erd en , u n ter F e sth a ltu n g eines eigenen od er g ü n stig e M ietverhältnisse bietenden W ohnsitzes nach einem selbstgew ählten B e sch ä ftig u n g so rt auf A rb eit zu gehen und som it die vorteilhafte V e rw ertu n g se in e r A rb e itsk ra ft m it d e r W ah ru n g ein er erw ünschten W ohnw eise zu verbinden. Die W irk u n g dieser V erkehrspolitik is t eine fü r das Siedelungsw esen g ü n stig e ; d er einseitigen V e rteilu n g d e r B evölkerung w u rd e, tro tz d er sta rk e n E ntw icklung d er In d u strie , en tgegengew irkt. E in e allgem eine R eg e lu n g des belgischen K leinw ohnungsw esens erfolgte d urch das im J a h r e 1889 v e rk ü n d e te , seitdem durch verschiedene N achträge e r­

w eiterte W o h n u n g s g e s e t z , das sich in sb eso n d e re die F ö rd e ru n g des K leinw ohnungsbaues und d e r A n sied elu n g zum Ziele setzt. N ach beiden R ichtungen w urden b ed eu ten d e E rfo lg e erz ie lt, wenn auch noch e r­

hebliche M ißstände im K leinw ohnungsw esen zu beseitigen sind. Die von dem französischen S täd teb au beeinflußte B auw eise des S traß en

-Schemas und d e r S to ckw erkshäufung h a t n am en tlich in In n e r-B rü sse l und in A ntw erpen E in g an g g e fu n d e n ; in den ü b rig en G ro ß städ ten , wie in sb eso n d ere in d e r In d u s trie s ta d t G ent, b e h a u p te t sich das K leinhaus, w ährend d er D u rch sch n itt des ganzen L andes die n ied rig e B eh au su n g s­

ziffer von 5,03 E inw ohnern auf das H a u s aufw eist.

A uch in H o l l a n d g e rie t die G estaltu n g d e r städ tisch en A u s­

b re itu n g w ährend d e r sechziger J a h r e des le tz te n J a h rh u n d e rts in den G ro ß städ ten A m sterd am , R o tterd am u n d H a a g v o llstän d ig u n te r den E in flu ß d er in P a ris und B rüssel au sg eb ild eten A n schauungen. D as N etz d e r b reiten kostspieligen S traß en u n d d e r im p o san t gedachten R in g straß en g elangte vielfach zu r A nw endung. Bei d e r sich als n o t­

w endiges E rg eb n is hieran an schließenden E in fü h ru n g d e r g e d rä n g te n B auw eise w urde das ü b erlie ferte schm ale D re ife n ste rh au s in den G ro ß ­ städ ten durch A ufsetzen von Stockw erken zu einem M eh rw o h n u n g sh au s entw ickelt; eine U m w andlung, fü r die sich d e r alte G ru n d stü ck sty p u s kaum eignet. M ißstände erg ab en sich fü r das K leinw ohnungsw esen nach verschiedenen R ich tu n g en ; die H e rste llu n g d er K leinw ohnungen verlief vielfach in w enig b efriedigenden F o rm en . E in b ed eu tsam er U m schw ung im K leinw ohnungsw esen knüpf t sich an das im J a h r e 1901 e rlassen e, durch sp ä te re Z u sätze fo rtg e fü h rte W o h n u n g sg esetz, das zu den um fassendsten n eu eren R eg elu n g en des W ohnungsw esens z ä h lt und nach den v erschiedensten R ichtungen g ü n stig e W irk u n g en h e rv o r­

g eb rach t hat. D as F o rtsc h reiten d e r B e sseru n g auf dem G ebiet d er K leinw ohnungen — das n iederländische G esetz bezeichnet diesen H a u p t­

teil d e r W ohnungen zu treffen d erw eise als die „V olksw ohnungen“ — ist u n v erk en n b ar. N icht m in d er b ed eu tsam als die d urch das W o hnungs­

gesetz a n g e re g te B e tä tig u n g fü r das K leinw ohnungsw esen e rsch ein t in d es d er U m schw ung d e r A n schauungen, d e r sich in den F ach k reisen H ollands hinsichtlich d e r B eh an d lu n g des S täd teb au es n eu e rd in g s zu vollziehen beginnt. D e r schem atische S traß en b au m it sein er feh ler­

haften B o denaufteilung w ird seiten s d er n eu erem Schule d e r S tä d te ­ b au er u n d W ohnungspolitiker in H olland verw orfen. Dem V ordringen sch lech ter B auform en wird ta tk rä ftig e r W id e rsta n d en tg eg en g esetzt, und se lb st m itten im B ereich d e r S tock w erk sh äu fu n g u n d des ge­

ste ig e rte n B odenpreises wird die R ü ck k eh r zu g ü n stig en F o rm en des K leinw ohnungsbaues angebalm t.

§ 20. I n D e u t s c h l a n d se tz t in den sechziger J a h re n und n am en t­

lich seit 1870 ein stä rk e re r A ufschw ung ein, d e r zu n äc h st hauptsächlich den S tädten und den In d u strie z e n tre n zu g u te kom m t. D as W achstum d e r S täd te ist nach 1870 zeitw eise ein u n g estü m es. D eu tsc h lan d tr i t t in diese E ntw ick lu n g m it den ü b erliefe rten E in ric h tu n g e n und B auform en, die w ir frü h e r besprochen haben. W ä h re n d des jü n g s te n Z eitab sch n itts

g elan g t indes ein n e u es System des S tä d te b au es und des W ohnungs­

w esens z u r A u sb ild u n g , das die B oden v erh ältn isse völlig u m g estaltet u n d m it seinen m ächtigen W irk u n g en au t je d e s G ebiet d er w irtschaft­

lichen, sozialen u n d in nerpolitischen Z u stän d e hinübergreift.

D eutschland zeig t die vielb em erk te E igenheit, daß es, im G egen­

satz zu an d ere n L ä n d e rn , wie B elgien, H olland und E n g lan d bis in die jü n g s te Z eit kein eigentliches W ohnungsgesetz besessen hat.

D e r e rste E in d ru c k k ö n n te deshalb dahin gehen, daß die bodenpolitische G esetzg eb u n g h ier eine m inder um fangreiche w äre, als in den vor­

g en an n ten S taaten und daß die eig enartige, alles Ü b erlieferte um stü rzen d e E n tw ick lu n g sich frei von se lb e r ein g estellt habe. D as g erad e G egen­

teil is t jedoch d e r F all. D e r A p p arat d er G esetzg eb u n g und d er V er­

w altung is t vielm ehr in D eutschland im B ereich von W ohnungsw esen und S täd teb au in u m fassen d ster W eise entw ickelt und g e ste ig e rt worden.

D ie bestellen d e G esetzgebung ü b ertrifft h ie r sowohl an U m fang wie an Schärfe w eitaus die d e r zuvor e rö rte rte n L än d er; die v erw altungs­

technischen E in rich tu n g e n besitzen h ie r fern er eine A u sd eh n u n g , wie sie a n d erw ärts n ich t a n n ä h ern d b e k a n n t ist.

A uch d er U m stand, daß das W ohnungsw esen n ich t zu d er Z u­

stän d ig k eit des R eiches, sondern d e r E in zelstaaten g e h ö rt, is t, wenn auch im einzelnen von erh eb lich er B edeutung, doch fü r die allgem einen E ntw ick lu n g sten d en zen nicht von entscheidendem E influß gew esen.

G egensätze und U nterschiede d e r w ohnungspolitischen A u sg estaltu n g bestehen n atu rg em ä ß sowohl zwischen den einzelnen d eutschen S taaten wie auch nam entlich innerhalb dieser S taaten s e lb e r; schon durch die U ngleichheit d e r w irtschaftlichen V erhältnisse w erden solche örtlichen V erschiedenheiten bedingt. A n d ers dagegen die allgem einen bestim ­

G egensätze und U nterschiede d e r w ohnungspolitischen A u sg estaltu n g bestehen n atu rg em ä ß sowohl zwischen den einzelnen d eutschen S taaten wie auch nam entlich innerhalb dieser S taaten s e lb e r; schon durch die U ngleichheit d e r w irtschaftlichen V erhältnisse w erden solche örtlichen V erschiedenheiten bedingt. A n d ers dagegen die allgem einen bestim ­