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Entwicklung der städtischen Bauweise

2. Der Straßenbau

§ 8. D ie m ittelalterlich en S täd te sind teils auf einen Z ug und p la n ­ m äß ig an g eleg t w orden, teils haben sie sich allm ählich entw ickelt. Daß die allm ähliche E n tw ick lu n g n ich t schlechterdings gegen je d e P la n ­ m äß ig k eit spricht, w urde b ere its oben (S. 13) b em erk t. F ü r eine städte- bauteclm isch b rau ch b are K lassifikation des m ittelalterlichen S tad tp lan s b ietet sich als allgem ein a n w e n d b arer G esich tsp u n k t die F ü h ru n g d er S traß en , au s d e r sich ste ts die G e sta ltu n g d e r S tad tan lag e erg ib t. Je d e an d ere Scheidung, etw a nach d e r A rt d er e rste n G rü ndung, nach der F o rm d er U m w allung u. ähnl. fü h rt zu keinen allgem ein befriedigenden Schlüssen. Ich scheide d arnach die S traß en in

A bb. 7. S tra ß e n g e rü st (P a ra lle lstra ß e ) L ü b eck .

1. K a rd in alstraß en o d er H a u p tstra ß e n , die das G e rü st d e r S tad t bilden,

2. A u fteilu n g sstra ß en od er N eb en straß en , die d er A u fteilu n g des üb rig en B augeländes dienen.

F ü r das System d e r K a rd in alstraß en , die fü r den S tad tp lan e n t­

scheidend sind, kom m en verschiedene U m stän d e — teils örtliche]1, teils allg em ein er A rt — in B etracht. M aßgebend sind zu n äch st ö rtlich ältere B auw erke, wie eine B urg, eine Pfalz, von d e r die H a u p tstra ß e ihren U r­

sp ru n g n im m t (s. R o th e n b u rg ), oder es sind A nlagen ä lte re r Z eitabschnitte v orhanden, in die sich die m ittelalterlich e S ta d t ein fü g t (röm ische C astra: s. oben S. 25). D ie S tra ß e n ric h tu n g w ird fern er b estim m t durch G eländeverhältnisse, denen sich die S tra ß e n fü h ru n g anzupassen h a t (Lage auf einem B ergrücken, in ein er T alsohle, s. T an g erm ü n d e, B rem en).

In zahlreichen F ällen e rg ib t sich d e r H a u p tstra ß e n z u g d urch den A nbau an ein er b ed e u ten d e n H e e rs tra ß e od er d urch deren E in fü h ru n g und D u rc h fü h ru n g d u rch die S ta d t (s. O chsenfurt). E ndlich kann bei n e u ­ b e g rü n d e te n S täd ten das S tra ß e n g e rü s t durch freie P la n u n g fe stg esetz t w erden.

F ü r die F ü h ru n g d er K ard in alstraß en sind verschiedene A n o rd n u n g en zu n ennen. D ie F o rm d e r sich rechtw inklig schneidenden H a u p tstra ß e n wird oft angewra n d t u n d g ib t d e r S tad tp lan u n g ih r festes G epräge (oben R o th en b u rg S. 31). H äufig fin d et sich die A n o rd n u n g von zwei P a ra lle l­

straßen, die von einem gem einsam en P u n k te au sg eh en u n d sich am en tg eg en g esetzten E n d e d e r S ta d t w ieder v erein ig en (Lübeck, T a n g e r­

m ü n d e; vgl. Abb. 7). Im einzelnen b ie te t die g ern angew andte F o rm d e r S traß en g ab elu n g und V erzw eigung G elegenheit zu trefflichen W ir­

kungen.

S tädtebautechnisch von nicht m in d ere r B e d e u tu n g sind indes die N eb en straß en , die ich ih re r technischen A ufgabe gem äß als A u f t e i l u n g s ­ s t r a ß e n bezeichne. D ie B estim m ung dieser S traß en und G assen ist, die grö ß eren G rundbesitzflächen fü r die B eb au u n g aufzuteilen. Zu diesem Zweck w urden solche m eist schm al g eh alten en S traß e n in das städtische B auland h in ein g etrieb e n als S eitengassen, Q u erstraß en , H o f­

straß en , Sackgassen. D ie scheinbare W illkür d er m ittelalterlich en S ta d t­

baupläne e rk lä rt sich durch diese A u fteilu n g sstraß en , die d e r P a rz e l­

lie ru n g d er in n erh alb d e r M auer liegenden g rö ß eren G run d stü ck e, wie Höfe, Ä cker, W ein b erg e uswr. dienten u n d deren A nlage u n d V erkauf vielfach d urch die G estalt u n d G röße des aufzuteilenden G ru n d stü ck s bestim m t war. D ie A u fteilu n g ih re r a b seits d e r H a u p tstra ß e n z ü g e be- legenen G rundstückskom plexe blieb (wo nicht eine vollständige p la n ­ m äßige N eu g rü n d u n g vorlag) den G ru n d b esitzern selb er ü b e rla sse n ; wie es den G renzen u n d dem U m fange des a u szu n u tzen d en G ru n d stü ck s entsprach, verliefen dann diese oft krum m en, w inkeligen od er in einem Sack end ig en d en „A u fte ilu n g sstraß e n “. G ro ß b ü rg er, P a triz ie r, A dlige, K lö ster bew irkten auf diese W eise die P a rz e llie ru n g und g ev 'in n b rin g en d e V e n v e rtu n g ih re s bebauungsfähigen G rundbesitzes.

D as S tudium d er E rsch ließ u n g d er B innenflächen des städtischen G eländes b ild et ein H au p tstü ck — und zweifellos einen d er leh rreich sten Teile — d er U n te rsu c h u n g des m ittelalterlich en S täd teb au es. D ie M an­

nig faltig k eit d e r A ufschließungsform en ist im M ittelalter eine a u ß e r­

ordentliche. Zu den verschiedenen G attu n g en d er W o h n straß e tr itt als eine vielfach angew andte F o rm d er G eländenutzung d er W o h n h o f , dem das M ittelalter eine fü r W ohnzw ecke g ü n stig e A u sg e sta ltu n g verleiht.

D ie von K leinhäusern u m b a u ten , reg elm äß ig m it G artenflächen a u s ­ g e statteten W ohnhöfe bieten zahlreiche B eispiele g u te r A n lagen fü r das K lein W ohnungswesen.

Ü ber W o h n s t r a ß e n und W o h n h ö f e vgl. E b e r s t a d t , S tä d te b a u in H olland und N eue Studien über S täd teb au und W ohnungsw esen, Bd. I (Belgien), m it A bbildungen m itte lalterlich er und (w eniger g ü n stig ) n eu ­ zeitlicher A nlagen auf B innengelände, Hofland und H in te rla n d ; s. auch die A ngaben über nach träg lich e B ebauung von B innenflächen, a._a. 0 .

W enn von ein er P la n lo sig k e it des m ittelalterlichen S täd teb au es gesprochen wird, so kann sich dies im m er n u r au f die A u f t e i l u n g s ­ s t r a ß e n beziehen. E in R e st dieser m angelnden E in h eitlich k eit findet sich noch in d er G eg en w art da, wo die A u fteilu n g des G eländes dem p riv aten G ru n d b e sitz e r se lb e r ü b erlassen ist, wie in E n g lan d . A uch in den m ittelalterlich en S tä d te n sind die G ru n d b esitzv erh ältn isse fü r die

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A nlage d e r A u fte ilu n g sstraß e n m aßgebend. In denjenigen m ittelalterlichen S tädten, in denen d e r B e g rü n d e r die A u fteilu n g sstraß en selb er an legte oder absteckte, erscheinen auch die N eb en stra ß en , die h äu fig n u r eh e­

m alige H in terg assen od er W irtschaftsw ege sind, vielfach in gerad em Zug u n d m it rechtw inkeligen S ch n ittp u n k te n g eführt.

D e r S täd teb au d e r G egenw art g elan g t nach ein er Z eit schw erer I r r tü m e r zu d e r E rk e n n tn is, w elche B e d e u tu n g dem S traß en b a u für die städ tisch e B o d en au fteilu n g zukom m t. D as M ittelalter sch ein t e h e r den u m g ek eh rten W eg g egangen zu sein. D ie u n m itte lb a re L eistu n g fü r die G elän d eersch ließ u n g sta n d bei d e r S tra ß e n a n le g u n g in e rs te r R eihe;

e rs t allm ählich w urden die ü b rig e n A ufgaben des S tra ß en b au es gen au er b eh a n d e lt und in den K reis d e r behördlichen R eg elu n g einbezogen.

D ie E n tw ick lu n g d e r R ech tssätze ü b er den S traß en b au ist n u r sch ritt­

weise erfolgt. D as M ittelalte r un tersch ied zwei G ebiete des S tra ß e n ­ b a u e s: die öffentlichen S traß en u n d die G elän d eersch ließ u n g des p ri­

vaten G ru n d b esitz ers. N u r hinsichtlich d e r öffentlichen S tra ß e b estand ein gem eines R echt, das d e r stä d tisc h e n B eh ö rd e bestim m te B efugnisse ü b e rtru g . A uf die A ufschließung des p riv aten G eländes w ar dieses R ech t n ic h t ohne w eiteres anw endbar.

B ei den v o rerw äh n ten F o rm en d e r G ru n d stü ck sau fteilu n g , u n te r den en die stückw eise erfolgende B e b a u u n g von B innengelände h e rv o r­

rag t, w ar nach d e r N a tu r d e r D in g e eine v orbeugende E in w irk u n g d er B eh ö rd e kaum m öglich. N u r allm ählich k o n n te die A u sbildung eines ü b e r die öffentlichen S traß en h in au sg e h e n d e n , allgem einen städtischen S tra ß e n re c h ts erfolgen; doch blieb bis zum A blauf des M ittelalters d er E in flu ß d e r städtischen B eh ö rd e auf die p riv aten A ufteilu n g sstraß en ein b e sc h rän k te r.

Ü b e r die städ tisch en S traß en s. H c h . G o tt.fr. G e n g l e r , D eutsche S ta d tre c h ts a lte rtü m e r, E rlan g en 1882, S. 79 f.; zu der A u s b ild u n g des S traß en rech ts vgl. m einen S tä d te b a u in H olland, S. 21 f.

D aß das M ittelalter die städ te b au lich en W irk u n g en im S tra ß en ­ b au k a n n te und z u r A n w en d u n g b ra c h te , u n te rlie g t keinem Zweifel.

In d er S tra ß e n fü h ru n g , wie in d e r G eb äu d estellu n g w urde auf den E ffek t h in g earb eitet. A llerd in g s is t die w illkürliche, w eder im G elände,

noch in den G rundstü ck sg ren zen b e g rü n d e te S tra ß e n V e r k r ü m m u n g in k ein er W eise m ittelalterlich. E in e bogenförm ig g efü h rte S traß e findet sich im M ittelalter, wenn sie nicht d urch die G elän d eg estaltu n g vorgeschrieben ist, regelm äßig n u r d a, wo bei e in e r S ta d te rw e ite ru n g d e r vorm alige W allring zu ein er S tra ß e g e n u tz t w urde; s. oben bei R o th en b u rg den S traß en zu g S ta d tg rab en bis J u d e n g a sse , der au f d er G renze d er alten In n e n sta d t verläuft. E in e wechselvolle G estaltu n g der S traß en an lag e e rg ib t sich dagegen von se lb st bei den A ufteilungs- stra ß e n , die u n te r den oben e rö rte rte n V o ra u ssetzu n g en den p riv ate n G rundstü ck sg ren zen folgen und dem gem äß häufig in B rech u n g en und W inkeln verlaufen.

E in e w issenschaftliche L eh re des m ittelalterlich en S traß e n b au es wird von L e o B a p t i s t a A l b e r t i (um 1450) gegeben. D as S treb en nach dem E ffek t im S täd teb au wird von A lb erti an den A n fan g g e ­ stellt. S tra ß en fü h ru n g und G eb äu d e stellu n g sollen d er H e rv o rb rin g u n g b estim m ter W irk u n g en dienen. D er E in d ru c k auf den B esch au er ist ein w esentliches Ziel des S täd teb au es. A lb erti v e rtritt h ie rb e i eine ästhetische F o rd eru n g , die ich als den „B lickw echsel“ bezeichnen m öchte, d. h. die M annigfaltigkeit d er S traßenanlage, die dem B esch au er nicht eine w eitgestreckte P e rsp e k tiv e , sondern ein auf S ch ritt u n d T r itt w echselndes Bild b ieten soll. D ie A n o rd n u n g d er G ebäude soll m it R ücksicht auf ih re w irkungsvolle E rsch ein u n g u n d auf das städ tisch e G esam tbild erfolgen. D iesem Zweck d ien t die Schw eifung u n d die wechselvolle G estaltu n g d er S tra ß e n fü h ru n g , wobei die G ebäude a b ­ s c h n i t t w e i s e h erv o rtre te n . Gleichwohl is t d er S traß e eine straffe, zielgerechte R ich tu n g zu g e b e n , fü r die die K larh eit d e r O rie n tie ru n g bestim m end ist.

§ 9. U n te r den binnenstädtischen P latzan lag en des M ittelalters is t d er M a r k t p l a t z die w ichtigste. B ei d e r B e d eu tu n g , die dem M arkt fü r den V erkehr u n d die V ersorgung d e r S ta d t zukom m t, b ed arf es jedoch d e r H erv o rh eb u n g , daß in den au s älteren S iedelungen h e r­

vorgew achsenen S täd ten zu d er Z eit, als die G ew erb etätig k eit sich in ihnen zu regen begann, M arktplätze innerhalb d e r S ta d t ü b e rh a u p t nicht oder nicht in hinreichendem U m fang v orhanden w aren. Noch in d e r M itte des 12. J a h rh u n d e rts m u ß te in Cöln d e r G ew an d m ark t d ad u rch geschaffen w erden, daß die beteiligten H an d w erk ersch aften einen R hein­

arm trocken legten und h ierd u rch den M ark tp latz h erste llten . In ähnlicher W eise w urde in A m sterdam d er R aum für den M arktplatz d urch A bdäm m ung des F lu ß b e tte s, in R otterdam und in Zw olle durch Ü berw ölbung eines F lußlaufes gew onnen.

H insichtlich d er m arktm äßigen V eran staltu n g en haben wir zu u n te r ­ scheiden ein erseits die g roßen Ja h rm ä rk te und die M esse, u n d a n d e re

r-seits den reg elm äß ig en W ochenm arkt. F e rn e r sind bezüglich d er M ark tan lag en se lb st die altentw ickelten S täd te von den neu en S tad t­

g rü n d u n g e n zu tre n n e n . In den alten S tadtsiedelungen war d e r dem W o ch en m ark t d ien en d e P la tz — wo e r ü b e rh a u p t vorhanden war und d e r V erk eh r n ich t vorzugsw eise in den H an d w erk sg assen stattfan d — n u r von kleinen A b m e s s u n g e n , die oft d u rc h ihren b esch rän k ten Um­

fan g ü b e rrasch en . A n d ers in den N e u g rü n d u n g en u n d K olonialstädten, wie sie nam entlich in D eu tsch lan d östlich d e r E lb e a n g eleg t w urden.

H ie r w urde dem M arktplatz ein stattlich e s A usm aß, selb st in kleineren M a rk tstäd ten au f 2 ha steigend, gegeben. In d e r M itte dieses weiten P latzes finden wir h e u te das R ath au s und eine A nzahl öffentlicher und p riv a te r G ebäude. Die in d e r L ite ra tu r zu m eist v e rtre te n e A nschauung g e h t dahin, daß in den n eu g e g rü n d e te n S täd ten die M ark tp lätze seitens d es G rü n d e rs viel zu groß angenom m en w orden se ie n ; das „ästhetische G efühl“ des M ittelalters habe den F e h le r n achträglich e rk a n n t u n d ihn d ad u rch zu beseitig en gesucht, daß die ü b e rg ro ß e Fläche m it G ebäuden b ese tz t w urde.

D ie A u ffassu n g ist irrtü m lic h . D ie M ark tp lätze g ro ß e r A bm essung w aren u rsp rü n g lich z u r A ufnahm e d er in den K olonialstädten b eso n d ers w ichtigen V iehm ärkte und d e r g ro ß en J a h rm ä rk te b e stim m t; V eran ­ s ta ltu n g e n , die einen b ed e u ten d en R aum b eanspruchen. M it d er S te ig e ru n g der eigenen städ tisch e n G ew erb etätig k eit und d e r relativ v e rrin g e rte n B e d e u tu n g d e r V ieh m ärk te w urden auf den w eiten M arkt­

flächen B aulichkeiten für d en re g elm äß ig e n (w öchentlichen) M ark tv er­

k e h r e rric h te t; es en tsta n d e n V erk au fsstän d e, die sich durch A nfügung von S tuben zu ständigen W ohn g eb äu d en ausw uchsen. Die M arktw age, die S ch augebäude fü r T ü ch er und W e b e r, das G ebäude fü r die R a ts­

verw altu n g tra te n hinzu, bis sich allm ählich ein G ebäudekom plex in d e r M itte d e r M arktfläche entw ickelte, m eist in je n e n m alerischen F orm en, die den stückw eise erfolgten A nbau b ekunden. In einzelnen w urde auch für einen infolge d e r Ü b e rb a u u n g v e rk lein erten M arkt durch A n ­ leg u n g ein er n eu en M arktfläche E rsa tz geschaffen.

D ie Ü b erb au u n g von M arktflächen durch V erk au fsstän d e, denen die In h a b e r unbefugterw eise W ohnstuben an fügten, so daß allm ählich stän d ig e W ohngebäude e n tsta n d e n , is t im einzelnen in den U rkunden nachw eisbar. In den alten tw ick elten S tä d te n fand d er J a h rm a rk t häufig vor den Toren d er S ta d t oder auch in einer benachbarten Gemeinde s ta tt; oder es w aren auch in n erh alb d er S ta d t größere F reiflächen für die Messe V orbehalten. — D ie A uffassung, die die E n tste h u n g des S ta d t­

w esens oder des Z unftverbandes an den M arkt knüpf t , is t unzutreffend;

vgl. E b e r s t a d t , Z unftw esen, I I . Aufl., S. 281f. N euere städ teb au lich e U ntersuchungen von E . I. S i e d l e r , M ärkischer S tä d teb au des M ittel­

a lte rs 1914 und F r . M e u r e r , D er m ittelalterlich e S ta d tg ru n d riß 1915

scheinen von dieser fehlerhaften Theorie beeinflußt; vgl. indes eine sp ätere D arlegung von S i e d l e r , Z en tralb l. der B auverw altung, 36. J a h rg ., 1916,

S. 61 und 73 f.

A ußer den M arktplätzen e n th ä lt die m ittelalterlich e S ta d t in nicht g erin g e r Zahl kleine P lä tz e , die sich abse its des V erk eh rs o d er d er V erk eh rsstraß en befinden und stets eine städ teb au lich g ü n stig e W irk u n g bieten. D a m it R echt allgem ein angenom m en w ird, daß das M ittelalter in d er R egel n u r N utz- od er Zw eckplätze (wie den M ark t­

platz, K irchhof u. a.), nicht ab e r rein e Z ierp lätze a n leg te, haben sich diese kleinen P latzan lag en b ish e r d er D e u tu n g entzogen. E in e b e ­ friedigende A uslegung wird sich in d es unschw er geben la sse n ; ich g lau b e, daß es sich h ier um ehem alige B ru n n e n p lä tz e h a n d e lt, die in der alten S tad t allgem ein in gew issen A b stän d en v e rb re ite t w aren.

D e r kleine P latz e n tste h t durch Z urü ck rü ck en o d er d u rch E in b u c h tu n g der H ä u s e r; in d e r B litte, m itu n te r an d e r S eite, sta n d d e r dem öffentlichen G ebrauch d er U m w ohner dienende B ru n n e n , d e r h e u te zu m eist verschw unden is t; doch fin d et sich in einzelnen S täd ten , so in der A ltsta d t von F ra n k fu rt a. M., die B ru n n en an lag e noch an d e r alten Stelle als e rk e n n b a re r M ittelp u n k t des B ru n n en p lätzch en s.

D ie A n legung von L a u b e n , m it denen die den M a rk t um gebenden H ä u se r häufig v erseh en sin d , ist im einzelnen im M ittelalter n ach ­ w e isb ar; in d e r H au p tsac h e sind die p rä ch tig en L auben d e r deutschen S täd te in d es e rs t s e it dem 16. J a h rh u n d e rt e n tstan d en und zw ar z u ­ m eist durch V orsetzen e in er vollständig neuen, um die Tiefe d e r L aube v orgerückten H ausfassade. D ie A nfü g u n g d er L auben u n d die h ierdurch b ew irkte V o rrü ck u n g d e r H ä u se rfro n t is t in ein er R eihe von S tä d te n noch h eu te erk e n n b a r; so in H irsc h b e rg i. S ch l, G örlitz, L in d au i. B. u. a.