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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 17. Dezember 1928, Nr 12.

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UNSER BU

ÄLTERENBLATT DES BUNDES DEUTSCHER JUGENDVERElNE

RAE

17. JAHR DEZEMBER 1928 CHRISTMOND NR. 12

Postvekssncl Jen-

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Beachtet bitte, was unter ,,Umschau« steht;

Unser Bund

herausgegebenvom Bund Deutscher JugendvereineL.V.

Bundesleitung: ProfessorD. Dr.WilhelmStählimMünsteri.W., Paul- stkaßessXPfarrerRudolf Goethe, darmstadt,Kahlertstkaßeu.

KanzleieGöttingen, Vüsterer Eichwegse.

Rasch-isten-

Schriftleitung: Jörg Erb, Lehrer-, Saslachi.K.(Baden).

Bestellung-

Bei der Postund beim Post-Verlag: Thüringer Verlagsanstalt und Druckerei G.m.b.H» Jena.

Preis-

JedesHeft50Pfg., viertelsåhrlich1.50Mk.

Bezahlung-

Beider Postoder beiderThüringer Verlagsanstalt und Druckerei G.m.b.H» Jena, Postscheckkonto Erqu 3933.

Inhalt dieses heftet-:

Leitwort Xstiedensarbeit derJugendXWelt-singend-skiedenskongreß inEcrdeAugustx928 XstiedensarbeitderKirchen- Aussprach:Unser erstesWort XBerichtaus HessemNassauXJnternationales Manisest gegen dieWehrpflicht-»UnserBund« und »Evangelische Jugend- führung«-Umschau: HinweiseXAnregungen-Buchund Bild - ZumBeschlußXFreudenspiegelXAnzeigen.

Anschriftea der mitarbeiten

Ludwig Metzger, Darmstadt, Beckerstraße-Gertrud Geß, Barmer GasstraßeXWilhelm Stählin,Münster,Paulstraßexö XPaulRoese, Solingen, Kölnstraßcs XRudolfGoethe, Darnistadt, Kahlcrtstraße34.

Gelingen-

Bibellesetafel Xllund Xlll XBilliges Bücher-Angebotvon Siedlung Habertshof - DievierRomane xgzs des VerlagsC.Bertelsmann in Güterslob -Choral-Dame von Dr.sritz stiedner, herausgegebenvon derBuchhandlung desNordbundes inHamburg.

DenBeilag endieses Heftesbitten wirBeachtungzuschenken.Vorallemprüfe

man dasAngebotdesHaberrshofes

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x7.Jahr Dezember sozss Christmond Heftse

Unser Bund

Aelterenblatt des Bundes Deutscher Jugendvereine

Bein Wort unsre Wehr, Sein Hanf unsre Ertr, Sein Gnad Unser Licht-

Ekikjst,fürchte Wandern-Kalender 17279

sriedensarbeit der Jugend.

DieJugendbewegung haterkannt, daßderMensch nichtallein aufsich gestellt, sondern daßerGlied einer übergeordnetenGemeinschaft ist, daßersichineine höhere Ganzhei-t,diemehralseineSumme von Einzel-Jchs ist,organischein- fügt.sür sichlalleinbedeutet derMensch nichts,haterkeinewahreLebensmög- lichkeit.Erstin seinerGliedhaftigkeit kommt er zusinneirfülltemWirken.

Ebensobekommt das VolkerstinseinerBeziehungzudenandern Völkern,in seinerEingliederung ineineübergeordnseteGanzheit,dieMenschheit, seinewahre Bedeutung. DieMenschheitalsdieSummierung allerMenschenzusehen,wäre unwirklich,einabstrakterblutleerer Begriff.Abersie bestehtinihrenGliedern, deneinzelnenVölkern. Siekannebensowie jede wenn auchnoch sounvoll- kommene geistigeGemeinschaftnur organisch, gliedhaftund nichtmechanisch gedachtwerden. Das heißt also:dieMenschheit istnichtmöglichohnedieein- zelnenVölker. Wenn wir dieMenschheitbesahen,müssenwir das Volk in seiner Eigenständigkeit,inseiner Eigenart besahen.Das heißtaberauchzugleich, daß dasVolknichtSelbstzweck ist, sondern daßesalsGlied auchdenanderen Gliedern zudienen hat.DieseErkenntnis schütztuns vor völkifchemHochmut, vor Ueberschätzungund Absolutsetzung des eigenenVolkes. Sie zeigtuns diePflicht,andere Völker und ihreMensch-enkennen und verstehenzulernen.

Gerade die Jugend mit ihrer größeren Aufgeschlossenheithathier einebe- sondereAufgabe.

Jn Deutschlandbestehen große Jugendvserbände,diez.T.schon langeVer- bindung mit Jugendanderer Länder haben.Der Reichsverbandder evange- lischen Jungmännervereine stehtindemimJahre 3855inParis gegründeten Weltbund der christlichen Jun-gmännervereine.NachUnterbrechung derArbeit durchden Kriegnahm der Reichsverband allmählich,nach zum Teil schwie- rigen Verhandlungen, dieArbeit im Weltbund wieder auf.JmAugust xgzö hatteder Weltbund eine große Tagung inHelsingsforqan der der Reichs- verband mitzoo Vertretern hervorragenden Anteil nahm. DieDeutschchristliche Studenten-Vereinigung (DCSV.) gehörtdemseitxsgö bestehenden christlichen Studentenweltbund an. Ebenso istder EvangelischeVerband fürdieweibliche Jugend seitsego einem weiche-nd fürdie weibliche Jugend angeschlossen DerkatholischeJungmännerverband,diestärkste katholische Jugendorganisation inDeutschland, stehtinder»Juventuscatholica« (katholischeJugend), diein

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denletzten Jahren große KongresseimHaag,inJnnsbruck und Romabhielt.Jm Anschlußan denKongreßinRom war einTreffenkatholischer Jugend aus ZoNation-en mit Zooo Teilnehmern. Der Deutsche Pfadfinderbund, der teils seineEntstehung denAnregung-ender»Boy scouts Association« in England verdankt, gehörtevor dem Krieg dem Weltpfadfinderbund an. Durch den Kriegwurden seine Auslandsbeziehungsen völlig abgebrochen. Bis heute hat erdieVerbindung mit demWeltpfadfinderbund nochnichtaufgenommen. Er lehntjede Zusammenarbeit mitPfadfindern ehemals feindlicherLänderab,so- langenochfremde Besatzungam Rhein ist.Dagegennahm er seit3939die Verbindung mit Oesterreich,Ungarn, Schweden, Schweiz und Holland auf.

Die Neudeutschsenund dieRingpfadfin.der,diexgzobzw.xgzz aus dem deut- schen Pfiadfinderbund ausschiedettzbetrieben ihreAufnahme indenWeltpfad- finderbund. Sie nahm-enx924 an der Welttagung derPfadfinder inKopen- hagen,diedooo Jung-en-aus 54Nationen der5Erdteile in xzoo—xzoo Zel- ten versammselte,—m-itzoo Mitgliedern teil. Auchhier wurde einDurchbruch jugendlich-erGemeinschaftmitderJugend anderer Völker erlebt. Mit denFran- zosenwurde eineAussprache vereinbart, dieimMai 3935inAaehenstattfand.

(Jnteressant und bezeichnend ist, daßdanach indeutschenRechtsblättern von Vaterlandsverrat geschriebenwurde.) Die mangelnde Geschlossenheitinnerhalb derdeutschen PfadfinderschaftistzumTeil daran schuld,daßsichderAufnahme indenWeltpfadfinderbund immer neue HindernisseindenWeg.stellten. Schließ- lich schlossen sichdieNeu- und Ringpfadfinder,wie bekannt,mitverschiedenen Wandervogelbiinden zur Deutschen srieischasr zusammen. Damit istvorerst auchvon dieserSeite dieVerbindung mit dem Weltbund aufgegeben. Auch dieinternationalen Beziehungen dersozialistischen Jugend, dienaturgemäß schon lange bestanden,wurden durch denKrieggelöst.Nur diesozialistische Jugend der neutralen Länder kam xgzöin Bern zusammenund beschloß, selbständige Politik für schnelle Beendigungdes Kriegeszutreiben. Hierwurde derKeim fürdiespätere kommunistische Jugendinternationale, die x9x9 inBerlin ge- gründet wurde, gelegt.Jm Jahre zng entstand die Arbieiteriugendin.ter- nationale. EinigeWochen später schlossen-ssichdsiesozialistischen Jugendorgani- sationen, dieweder zur kommunistischennochzur Arbeitersugendinternationale gehörten,zur Jnternationalen Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Jugendorgani- ssationen zusammen. Dieseund dieArbeiterjugendinternationale vereinigten sich Pfingsten 3923inHamburg zurSozialistischen Jugendinternationale, deraußer- dem diedeutschen sozialistischenStudenten und dieJungsozialisten angehören.

Pfingsten 3927 war inAmsterdam eine großeinternationale Jugendtagun-g1, währendderSooo Jugendliche in500 großen Zelten zussammenwohnten undi—

lebten.

Bei diesen großen Jugendverbändsenhandelt es sich allerdings immer nur um ganz bestimmte Schichten aus derJugend derverschiedenen Völker,diesich aus gleicheroder ähnlich-er religiöser, weltanschaulicher oder politischer Haltung her-ausbildet-en.

Der Wandervogel, wsieüberhauptdie Bünde der ursprünglichen Jugend- bewegung,hattevor dem Kriegkeineinternationalen Beziehungen. Aufdeut- schiemBoden entstanden und seinemganzen Wesennach reindeutsch,hatte er keine Parallele im Ausland. Heut-e stehtaber auchdie sogenanntebünidische Jugendim regen VerkehrmitJugend anderer LänderdurchGroßfahrten,Aus- tausch usw.AuchunserBund hattevor demKrieg keine,nachdemKriegkaum

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Verbindung mit ausländischer Jugend. Auchhiergabeskeine ausländischen Bünde,dieseinerGeschichteundArt entsprachenSeit etwa 6Jahren stehter mit dem ,,Vl’yzinnig Christelyke Jongcren ·B0n(1« unid dem fk·eichtistlichen internationalen Leidener Bureau inHolland inFühlung.

Es seihier noch derinternationale Friedenskongreß,dervon der,,Jeune Re- pUbIICIUS« (jU11JgeRepublik)in Frankreichgetragen wird, erwähnt.Sein geistigerLeiter istMarc Sangnsieir.Vor allem katholische Jugend ist beteiligt.

3936veranstaltete er in Bierville (F-rankreich)einpazifistiissches Massenla.ger.

JmVorigen Jahr wurde mitdemWeltjugendtreffen aufderFreusburgvom Zo—Juli bis 7.Augustdererstegroßzügige Versuchunternommen-, Jugend-v vertreter möglichstall-erRichtungen aus möglichstallen Ländernzuvereinigen.

DerGedanke dabei war, dieVorbereitungen fürdieGründungein-esWelt- bundes derJugend fürden«Friedenzutreffen.Ergingvon eineramerikanischen Jugendschar, der ,,Fellowship of Yonth for Peace«, besonders von ihrem Sekretär Thomas Hartisom deraus Quäkerkreisenstammt,aus. Erkämpfte gegen denamerikanischen Jmperialismus, denVersailler Vertragund dieBe- hauptung der AlleinschuldDeutschlands am Weltkrieg. Jn England setzt sich die ,,Brili811Federation ok Youth«,ein Zusammenschlußvon zx Jugend- bünden mitzusammenüberxooooo Mitgliedern, fürdenWeltbund ein. Jhir Führer ist Hat-old Bing Aufdersreusburg waren deutscherseitsAngehörige derproletarischen Jugendgruppen bis hinüberzum Jungnationalen Bund an- wesend. Vier Arbseitsgemeinschastemeine psolitisch-sozial-wsirtschaftlicheunt-er Dr. Oppenheimer und Dr. Reinemann, eine pädagogischeunter Professor Honigsheim, eineweltanschaulich-religiöseunt-er Eberhard Arnold und Niko- laus Ehlen und ein-elebensreformerischeunter Walter Fränzelund Wernser Zimmermann bildete dasGerippe.Das Treffenwar nichtohneSpannungen.

Am Abenddes Z.August,als man am Feuerdes Kriegsbseginns gedenken- wollte, kam eszuAuseinandersetzungem als eineGruppedes Junignationaletr Bundes msitihrer Bundesfath der alten Kriegsmarineflasggie,erschien.Von sozialistischerSeit-e wurde Protest erhoben. Schließlichsiegtedergute Wille zum Vertrauen und Selfen ausbeiden Seiten, trotzder vorhandenen Gegen- sätze.Ueberdie offenbarsehr interessanteTagung kann inihrenEinzelheiten hsier nicht geschriebenwerden. Jetzt. erschieneineBroschüre: »Füreinen Welt- bund derJugend« E),diejederAeltere und Aelteste lesen sollte.Die Leiter der ArbseitsgemeinschaftemMensch-en verschiedenerBünde und sonstige führende Mensch-enkommen darin zum Wort. Wenn dieVertreter derBünde auch nicht bundesoffiziellschreiben, so istesdochwesentlich,Stimmen aus denverschie- densten Lsagernzuhören. Man ist erstaunt, und erfreut, wieviel Uebserein- stimmen-desstrsotzderverschieden-enMeinungengesagtwird. Es wird klar,wie starkdiejunge Generation, geradeauch in denRechtskreisen,zudenalten Ord- nungen inOpposition stehtund sichim Wollen des Neu-en,wenn auchoft

mit verschiedenen Worten, nahe kommt. Zum Beispiel der Satz aus den Thesender politisch-sozisal-w-i-rtschaftlichenArbseitsgemeinschaft,dieähnlichwie beiderpädagogischen Arbeitsgemeinschaft alsErgebnis der gemeinsamenAus- sprachenformuliert wurden: »Die Ueberwindung des Jmperialismus setztdie Umwandlung der heutigen kapitalistischen Wirtschaft in ein-eausbeustungs- freieWirtschaft voraus« klingtimmer wieder an.

«)FüreinenWeltbund derJugend.BerichtüberdasWeltjagendtreffen aufderFreusblltg,Wegezueinem

Weltbund derJugendfürdenFrieden,eineüb U Vl Lotbar Schmidt, ranlart .M.

Weißfrauenhof.preisx.50Mk.

etunliche llssptache· etag « F f a «

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Wir Aelteren habendie Pflicht,uns um dieDinge,diehiervorgehen, zu kümmern. Mir scheintesrichtig, daß unserBund beidenVeranstaltungen für denWeltbund vertreten ist,und,soweitirgend möglich-,mit-arbeitet. Dochnicht nur unsereVertreter sollen sichum die zuigrundeliegendenFragen bemühen, sondernwir allemüssenan unseremTeilund ingemeinsamerArbeit (Aelteren- kreisel) helfen,diegeistigenund wirtschaftlichen Grundlagen und dieVoraus- setzungen füreingegenseitiges VerstehenderVölkerund denFriedenderWelt zuerkennen undzuschaffen. Jnsbesondere auch· diepraktische Arbeit,wieAus- landsfahrtem persönliche Berührung mit Menschen anderer Völker usw., mußvon Bundes wegen nochi viel stärker gefördertund gepflegt werden.

Ludwig Metzger.

Welt-Jugend-seiedenskongreßinEerde August1928.

Jn Herde,inHolland, tagtevom U. bis zö. Augustd.J. der Friedens- kongreß,an demichalsDelegiertserdes BDJ. teilnahm. Der Kongreß sollte, wenn irgend angängig,zurGründungeines Weltbundes derJugend fürden Frieden führen. Dazu istes nischt gekommen, glücklicherweise,darf man wohl sagen.Seit etwa 3Jahren istderKongreßindenverschieden-enLändern vor- bereitet wordenzinDeutschl-and wesentlichdurch dieFreusburgtagung imver- gangenen Jahr. Die sogen-. ,,Freusburgthesen«,in denen dieantikapitalistische Haltung breiter Schichten der deutschen Jugend, dieAblehnung von Kolonial- besttzund des Mandatssysimes und das Mißtrauengegen denVölkerbund in seiner derzeitigien Zusammensetzung undTätigkeitihrenAusdruck finden,waren die Grundlagen, diebestimmend aufdieMitarbeit der deutschen Delegation innerhalb desKongsresseswirkten.

Schon als ichinEerdeankam,wurde ich deutsch-ersei«tsdamit begrüßt, daß diemeistenDeutschen seitdem Morgendasei-en,bereits dreiSitzungen hinter sichhätten unddaß ernstlicherwogen werde,geschlossenwieder abzureisen.Zwar blieb die deutscheDelegation dann doch,aber diese Katastrophenatmosphäre blieb ebenfalls und wuchs rapide, bis zum letzten Tag. Anlaßzu diesen Protesthaltungwar das Mißtrauengegen dieenglischenund holt-indischenVer- treter imFühr-errat,dieangeblich nichtdas ihrefürdieZulassungderrussischen Kommunisten getanhatten. Diedeutscheund holländische Regierung hattedie Visa fürdieRussen verweigert, dieEmpörungdarüberrichtetesichnun gegen bestimmteLeut-eimFührerrat,dieman für ,,imperialistischorientiert« erklärte.

Mißtrauen Protest Aburteilen waren von Anfang an Kennzeichender deutschenDelegation, von Friedensbereitschaft im Sinne einer Achtungvor der ernst-enMeinung einesanderen, seier Deutscheroder Nichtdeutschcr,war nichtdas Geringstezuspüren.Der wesentlichsteGrund für diese Unfähigkeit zurAchtungvor dem andern lag,meines Erachtens, inderZusammensetzung der deutsch-enDelegsation.

Werner Jants-chke,der Sekretär der Deutschen,hatte den Wunsch, die deutscheJugendvon deräußerst-enRechtenbiszur äußerstenLinken, einschließ- lichder Vertreter der konfessionellen Jugendverbändeund der freien Jugend- bewegung, nach Holland zubringen.Da aber unter diesenbunt zusammen- gewürfeltenVertretern vorher keinerlei Berührung stattgefunden hatte, und

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es sichauch nichtum führende Persönlichkeitenaus den Bünden handelte, dieda entsandtworden waren, sondern zum groß-enTeil um beliebigeVer- ttetek, die sichUUk dUkchetschreckende Disziplinlosigkeitund ein überlebens- großes Mundwka auszeichnetemwaren die Konflikte zahllos. Viel Lärm, keineHaltung undkeinesührungl Jedenfalls habenwir Leuteaus derJugend- bewegung Uns pro Tagmehrmals bitter ges-chämt,zur deutsch-enDelegation zugehören.Das muß einmal sehrdeutlichgesagtwerden, damit jedeOrgani- sation sichinZukunftklardarüber ist, daßdas AnsehenderDeutsch-en schwer inMißkredic gerät,man einfachnicht mehr zuhört,wenn fieetwas zusagen haben,wenn aufinternationale Treffen Schreier, stattPersönlichkeitsenentsandt werden.

Erschwert wurde dieLage unserer Delegation besonders durchdievierkom- munistifchenGäste,dieunter demDeckmantel derGastfreundschaftuns übrige Deutsch-edenunzierten und denAusländern erzählten,wir seienvon derRegie- rung bezahlt,obwohl fiegenau wußten,daßfürdieminderbemsisttelten Dele- gationsmitglieder lediglichReisegeldaus dem Jugsendpflegiefondszur Ver- fügung stand, aufdas nunmehr verzichtetwurde, um denstarkindieBrüche gehenden deutschen Ruf einigermaßenzuretten.

Die Kommunisten sindnichtDeutsche, sonderninternational sie legten selbstWert darauf,das festzustellen,und eswar ein groberOrganisations- fehler,daßsie innerhalbder deutschenDelegation standen, statt eineeigen-e internationale Delegation zubilden,zumal ihreZahl täglich wuchs und am Ende der Tagung aus den4Kommunisten mindestenszö,wenn nichtmehr, geworden waren. DieKommunisten kam-en mit bestimmtenpolitischen Auf- trägen ihr-er Jnternationale, sie brachtenihre gedruckten Programme mit und warben in kluger und leidenschaftlicherArbeit Freunde fürdie Zieleder Sowjet-Union. Sie wirkten durch ihrein hundert Variationen verteidigte Parole »sriedeallein durchKrieg«nichtnur faszinierendaufeinen Teil der jüngeren Kongreßteilnehmer, sonderntrugen durch ihre konsequente Haltung des Nein-Sagens insämtlichen Plenar- und Kommissionsfitzungm einesolche AtmosphäredesAufruhrs, jadesHassesindenKongr-eß, daßaneinefruchtbare Arbeit garnichtmehrzudenkenwar. UmeinHaarwäreesihnengelungen, denKongreßzusprengen.EinpaarJungens drückt-en diefurchtbare Spannung-, inder wir alle standen, fehr lrichtigaus indem Wort: »man hatdauernd das Gefühl,als ständeder Teufelhintereinem,wen-n ernur zupackte,dann hörteder zerreißendeDruck endlichauf,und man wäre eben g-eliefert«.

UndderKongreßwehrte sich nichtgegen densanatismus derKommunisten, diesich nicht scheuten, älteste Parteimarime zubenutzen-; wenn man fichin Abstimmungen überpolitische Ereignisse, die umfassendeKenntnissevoraus- setzenund unmöglichnach einersünf-Minuten-SchilderunginihrerTragweite zu übersehenwaren, der Stimme enthielt,soantworteten fieprompt mit:

»seiger Pazifist« »Gekaufter Jmperialist« besondersgegen dieDeutschen imallgemeinen, »diekeinen anderen zuWorte kommen lassen,immer schreien stattzureden,fchimpfenund mit derFaust drohen,stattHaltung und sorm zuwahren!«’Gewiß,dieanderen Delegationenwaren sicheinig,waren rein bürgerlich- für fie gabes Diskussionen,aber keine Existenzfragenin bezug auf Wirtschaft und politik, wiefüruns Deutsche,aberdieungenausem weit- fchwkifigenErläuterungenüberdieMannigfaltigkeit deirSpannungen inner- halbderdeutschen Delegation,diederdeutscheSekretär vor demPlenum abgab,

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trugen keineswegszur Klärung bei, sondern vertieftennur das Peinlicheder Situation. Wie oftbin ischvon Holländern imLaufder Tagung gefragt worden: »HabtJhr denn keineneinzigen FührerinEurer Delegationk Jstdas die vielgerühmttz deutsch-e Jugendbewegung?«Es wäre leichtergewesen,als Deutsch-eram Kongreßteilzunehmen, statt als Delegationsmitglied in einer Delegation, der der Führer fehlte,der all diekrassenGegensätzeunter den zirkaooMensch-enzumeistern verstandenhätte.

DsieArbeit des Kongresses vollzog sichin 5Kommissioncm Politik Wirtschaft Erziehung RassenundMinderheiten Religion.DieHaupt- frage,um dieesinallenKommissionen ging,war dieFragenaich derVerwirk- lichung des Friedensinnerhalb derNationen und inder ganzen Welt. Uns Deutschen erginges inallen Kommissionen grundsätzlichgleich,wir waren überall dieOpposition. Selbstinder religiösen Kommission, inder Nikolaus Ehlen mit einigenMitgliedern der Groß-deutschenJugend, Emil Blum vom Neuwerk, Sermann Lutzevon den Wandervösgselnund Pfadfindern und ich diedeutscheDelegation ver-traten, waren wir dieAbscitsstehenden,deren An- trag, nichtüberReligion und Friedenimallgem-einenzureden,sondern über diekommunistischen Thesengegen Religionund Kirche ernsthaftzudiskutieren-, kaum verstanden wurde. Besonders dieamerikanischen Kommissionsmitglieder

waren so sicher, daßihreKirchenalles fürden Friedentun, was sienur

können,und daßeine wachsendeHumanitätuns einem Friedenszustandnähere, daß sieesgar nichtfür nötig hielten,dieKommunisten oder sonstigeanti- religiöse Kreise für ernstzunehmen-. Das WesentlicheinderKommissionwar der Bericht eines Hinduüber Ghandi. Vielleicht dieeinzigeStunde während der ganzen Kongreßtage,inderdurch einen »sehrschlichten, gsüitigen Menschen einLicht und einereine Kraftaus einer anderen Welt spürbarwurde. Dieser Hindugehörtezudenganz wenigen Kongreßteilnehmern wir waren etwa doo—, die einlebendiges Friedenszeugniswaren; unbeirrbar durchHaßund Streit und Verfolgungschreitensieeinemrein-en Zielentgegen. Wir fragten-, obGandhi Christ geworden sei. »Nein-,aber erkenntdieBergpredigtund lebt nach ihr«. Dem Kongreßhatte Ghandi ein Telegramm geschickt: ,,O-bdie Welt Wahrheit und Friedenhaben wird oderLügeund Krieg,das wird von derJugendabhängen!«

Aber war das überhaupt ,,Jugend«,was daaufdem Kongreß zusammen- kam? Parteijugend ja,die ihrenMitgliedern mit Parteiausschlußdrohte undtatsächlichvollzogenhat—, wenn sieaus eigenerVerantwortung Stellung nahmen,aber istdas Jugend, die gestaltendan der Zukunftder Völkermit- zuarbeiten vermag? Und drückt sichnichtdie ganze politische Unfähigkeit dieser Jugend, ja,des GesamtkongressesindenzweiResolutsionenaus, fürdie in der Vollversammlung zuerst 965Stimmen eint-raten, ohne Gegenstimme, bei26Enthaltungen füreinenKampf,derdie,,voll-e politischeund ökonomische Unabhängigkeitaller Völker und Rassen«zum Zielhat und zMinuten später 82Stimmen, gegen 4o Stimmen, bei55 Enthaltung-en das Bekenntnis zur ,,vollkommenen Gewaltlosigkeit«annahmen.

Einige von uns habensichgegen diesResolutionssystem gewehrt, dennnach zoder 3erläutern-den Sätzenwurde da überdiemannigfachsten politischen Probleme»abgestimmst«.Wir war-en 35Leut-e,Kronach-er, Kö-ngener,Wander- vög-el, Katholsiken, Neuwerk, BDJ., die dem Kongreßein-eErklärungein- reichten,»daßwir uns grundsätzlichder Stimme enthalten müßtenbeiAb-

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