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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 17. August 1928, Nr 8.

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UNSER BU

ALTERENBLATT DEs BuNDEs DEuTscHER JuGENDVEREtNE

Akt

17. JÄHR AUGUST 1928 ERNTING NR 8

Postvekssad Jena

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Unserisnud

herausgegebenvom Bund Deutscher JugendvereineL.V.

Bundesleitung:ProfessorD. Dr.WilhelmStählin, Münsteri.W., Paul- stragessXPfarrerRudolf Goethe, Darmstadt,Kahlertstraßeu.

KanzleirGöttingen,VüstererEichwegIs.

ist-schritten-

Sschriftleitung: Jörg Erb, Lehrer, Haslachi.K.(Baden).

sürWerk undAufgabe: ProfessorD.Dr.Wilhelm Stühlin.

Bestellung-

Bei derPostund beimPost-Verlag: ThüringerVerlagsanstaltund DruckereiG.Jm.b.is» Jena. Neubestellungennur noch bei derPost.

Preis-

JedesHeftföo Pfg., vierteljährlich1.50 Mk.

Bezahlung-

Bei der Post oder beiderThüringer Verlagsanstalt und Vruckerei G.m.b.H» Jena, PostscheckkontoErfurt sog-.

Inhalt dieses tiefres-

Leitwort XMorgendämmerungXLebensgestaltungXRationalisierung und LebensgestaltungXRationalisierungimHaushalt XFreundschaft und LiebeXAussprach: Schweizer BriefXBerichtaus Baden - Großbodunger Mädchenfreizeit- Gedanken zu denLeitsägenXUmschau:

steudenspiegel-Hinweise- AusBünden undVerhänden XAnregungen- Buchund Bild X Die Ecke -Anzeigen.

Zeitschriftender Mitarbeiter-

Prof. Wilhelm Srählin, Münster- K. E.Kunze,Darmstadt,Michaeliss straßexd Xsrau Jngehorg Langmaack, Hamburg, Rothenbaumchaussee- srauAnna Wolfs,Telle, Sannoversche Straße-SeinzKloppenhurg,

"z.Zi.Akofa, Geandhotet -Ekich Kühn,Karlsruhe -watbukg Just- Helmur Boeckh,stud. theol., ErlangenXMax Bürck,Steinen im Wiesental,Baden.

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7.Jahr August xgze Ernting Hefte

Unser Bund

Aelterenblatt des Bundes Deutscher Jugendvereine

Banmeister sei,wer du auchhist- DerBanner-r Gott gabdirs Gerüst-

Und was zum Bauen nötigist,

In dir Und Um dichliegt's bereit, Hastetwa vierzig fahre Zeit- Uun baue dichempor- SchiffUndUmgang, Turm UndTor.

Ichhoffe,du bistnichtso gemein,

Willst met-Itals Stall und Hcheune sein. Sternum-)

Morgendämmerung·’)s

,,Wohl dir, daßduerwachendarfstaus derholden, blütenreichenaber unfrucht- baren Unmittelbarkeit deiner Jugendzeit. Segenüber dieKämpfe,diedeiner

wart-en Und dich daran verhindern, dein Leben imSchatten einigerBlüten-

bäusme zu verträumenl sreue dich, Jugend unsererTage, daßeinealte Welt hinterdirzerbricht,Undvor direinunbekannt-es Neuland dein-eeigenen Kräfte zur Betätigung ausruftl ,,Schwer hat esdieJugend von heutzutage-, so rufen besorgteVäter und Mütter siesoll esschwer haben, sie sollihre ganze Kraft ineigenemWagemut aufbi-et-en;denn soallein wird esihrge- lingen, denererbt-en Fluchderbloßen Routine, derschwer aufihrlastet,ab- zusch-ütteln.Sieh, gercadedies bequeme Dahinsahren aufdenWogen des All- tags, das .,vernünfrige«Karriiere machen und Geld verdienen, der klugeGe- schäftsgeist,das willigeMitlaufen, das »Machenwieesallemachen«, derfeige Gehorsam gegen alles,was Brauch und Mode ist,das bloß-e Zeitung- und Roman-Lesen,das politischeundsoziale Kannegxießermdas inEhrfurchtersterben vor jedemSportrelord, das Leben und Lebenlass·en,das Mitverdächtigenund Bespöttelnvon allem Außergewöhnliichemdas verächtliche Achselzuckenüsber sanns-Was nichtsofortalsfsertiges Resultat herausspringt, derSchreckenvor dem eigenen Denken,derTaumel derBesinnungslosigkeitzdas weibische Beherrscht- werden vom Bubikopßdas verliebte Puppenfpielmitdem anderen Geschlecht, alles inallem: »Na-rkeinJdealismus«! —- Das istdieNacht, inderunsere Jugend zuerwachen beginnt. Und eskommt,das Erwachem Wohl dir, wenn seineStunde indieersteDämmerungdeines Lebens hineinplatztl sreUe dich-Wenn deinSeelempfinden ssichzuregen beginnt,bevor duangefangen, dich indas ZUschicken,was dirdeineBrüder,Vettern und Basen anpreisenzwenn

esdiknochsangstUndbangezuMute sein kann,wenn duvon einem Zimmer ins andere rennst,deine Unruhe los zuwerdenl Laß dichden-Spotk nicht anfechten.Sie spottmmitschlafbeschwmek Zunge,duaber darfstwachsein undZeit gewinnen. DubistderRealist, siedie ,,Jdealistien«,dieihresing Faulheit idealisieren, währendduschonan derArbeit bist.«

ejsee-»san« Aus-»- psoto und wit. Ch. Kaki-:vekiug,manches-,geh.Ink.6.50undme8.20.

Dieses Buchwendetsichka AllemCndieJugend-.Jneinerlebendigen zupackenden SpracheversuchtderVer- fasserdieLehreplutosdurchAlleViele-ge hindurchzudemgeistigenLebendesmodernen MenscheninBe- ziehungzusetzen nndsodas»Unbedingte«zurGeltungznbringen. Wurm empfohlen.KnrwehL

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Lebensgestaltungals Bekenntnis.

(Nacheinem inHamburg gehaltenenVortrag)«) VonWilhelm Stählin.

z.Die religiöse Frage,diesragenachGott, istvon verschiedenenZeitenan einem verschiedenen PunktdesLebens und ineiner verschiedenen sorm erfahren worden, und dementsprechendhaben auch diegefundenenund geglaubtenLösun- gen eineverschiedene Form, sich darzustellenund zubezeugen.Dersrage nach derUnsterblichkeit entsprachdas Mysterium alsdieVergewisscrungder Todes- überwindung;dem-Hunger nach Erkenntnis des Jenseitisgenentsprach das Dogma als diegültigeLehre der Wahrheit; dem Verlangen nachErlösung von der(wesentlichalsSinnlichkeit verstanden) Welt entsprachdas Mönchtum, der Fragenachdem gnädig-enGott dieBotschaft von derRechtfertigung des Sünders. Die besonderesorm,inder unser gegenwärtiges Geschlechtvon der Gottesfrage bedrängt wird, istdiesragenachdem Sinn desErdenschicksals und dasLeidenunter einer Sinnlosigkeit, dienotwendig jedeVerantwortung aufhebtundjedenWillen lähmt.DieserNot gegsenüberisteinebloß theoretische Rede übereinen Lebenssinns ohnmächtig;vielmehr kann Hilfenur kommen aus einer Gestaltung derWirklichkeit,die selberein Bekenntnis und Zeugnis von dem Sinn desLebens indieserWirklichkeit ist;diebesondersuns dadurch ge- stellteAufgabe läßt sich also so beschreiben: LebensgestaltungalsBekenntnis.

Z.Dabei isteszunächst notwendig, sichvon dem stereotypen Gebrauchdes Wortes »Bekenntnis« füreine feierlicheForm lehrhafter Glaubensaussagen innerlich freizuniachetn Etwas ,,·bekennen«(=bekannt machen)heißt, sein eigenes Wissenum eineWahrheit indem eigen-en Handelnbewähren; sichzuetwas bekennen heißtdas ganze Leben unter dieAufgabe stellen, diese Wahrheit zu bezeugen.DieseAufgabe schreibenwir nichteinem isolierten kirchlichen Han- deln, sondernder gesamtenLebensgestaltungzu.

z. Unsere Lebensgestaltungistzunächst Selbstd·arstellung; unbewußt in unseren leiblichen Organismus, inHaltung, Gang, Geste, Stimme; aber auch inLebensformenwieSchrift und Redeweise; bewußtinder persönlichenEcht- heitder Bewegung, Kleidung,Wohnung, Geselligkseit.Die Aufgabe, sichin allen solchen Lebenssformenzusich selberzubekennen statt sich selberinäußerer Sitte, Scheinwesen oder Verkrampfung zuverleugnen, isteine immer wieder neu zuergreifende Pflicht persönlicherLebensgestalwng.

Dem stehtdas ,,Bekenntnis«in einer gewiss-enSpannung gegenüber,als Ausdruck und Verkündigung nicht sowohl der eigenen Art,alsvielmehreiner überpersönlichenOrdnung, einer Wahrheit, der wir selberverpflichtetsind.

Bekenntnis istimmer Bekenntnis zueinem Reichvon Werten uIndKräften,die nichteinfach»alsTatbestand unseresLebens aufzuweisensind, sondern »gelten«.

Darin liegtimmer das Doppelte, daßmir einerseitsuns dies-enzubekennenden Werten zugehörigund verpflichtet wissen,andererseits bereit sind,uns mit unseremLebenunter das Urteil dieserWahrheit zubeugenund siealsMaß- stabund Gericht unseresLeben-s anzuerkennen Man kannsichdas etwa andem Bekenntnis zum Deutschtusmoder zudem Jdeal sittlicherReinheit oder zur Jugendbewegung klarmachen

IFElDieRaumnot unseresBlattes zwingtmich,dieGedanken desVOUMSSfu«-·SWZ»Icle insondemenden Lettsiitzenwiederzugeben.Sparenmüssen istauchhierbeiunerfreulich-Ub« Wem daran hegt«wirdverstehen konnen,was ichmeine.

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4.Als Bekenntnis wirkt darum eine Lebmsgestialtung,wenn in ihrnicht nur irgendein-e Ueberzeugung ausgesprochenoder »durchgiefühk«t«Wikdssondfkn eineinnere bekennende undverpflichtende Haltung zum Ausdruck kommt. Nicht alle Lebenstrmen sindindiesemSinne einBekenntnis. Es gibtLebensformem dienur von ihrem Zweckhergestaltet sind, L·ebensformen,dienur technisch sindund seinwollen und alssolche höchstenseinBekenntnis zudervollendeten Herrschaft sachlicher Zwecke sind.Eben-sogibtes Lebensformen,dierein ästhetisch gestaltet sind,indenendiesormund ihrsubjektiverAusdruckswert entscheidend

sind und eben darum einwirklich sachlicherErnst, Wahrheitsanspruch, Sin-

gsabe, Verkündigung fehlt.Dem stehtdieLebensgestaltung»ausdemGlauben heraus« gegenüber;das heißteineLebensgestaltung, dievon ein-ergeglaubten und innerlich ergriffenen Wahrheit aus bestimmt istund ebendiesenGlauben in allen ihren Beziehungen aussprechen,verkündigen, darstellen möchte und sichselbstunter das Urteil dieserWahrheit beugt.Dabei gibsteskeineLebens- formen,dieals solcheeinfür allemal ein-ensolchen Bekenntnischarakter hätten;

derZeugniswert irgendwelcherLebensforinenistaneinebestimmteZeit undeine bestimmteUmwelt gebunden;das LebenalseinBekenntnis zugestalten isteine Aufgabe,diejedemGeschlechtimmer neu gestellt ist.

5.Wir suchenuns zunächst Beispieleaus demBereichderpersönlichen Lebensgestaltung

Es isteinUnterschied,derauchin derSitte seinenAusdruck findet,obEssen und Trinken nur dieBefriedigung einesphysiologischen Bedürfnisses istoder obwirdarin dieAufgabe ergreifen,einenNaturzusammenhang ineinenhöheren Sinnzusammenhang zurücken: »Daßer’suns erkennen lasseund wir mit Danksagungempfangen unser täglichBrot.« Das Tischgebetund dieTisch- gemeinschaftsind, ernstgenommen, ein gestaltetesZeugnisdiesergläubigen Betrachtung des täglichen Essens und Trinkens. Es gibteinebekenntnis- hafte leiblicheHaltung; inihr kommt zum Ausdruck,daß der Leibnicht ein gleichgültig-es,uns nur als Werkzeug unentbehrliches StückNatur ist;an ihr wird sichtbar,obderLeibals sündlöseNatur oder als einOrt dämonischer Zweideutigkeit und Zwiespältiigkeiterlebt wird; Zucht, Haltung, Scham ist das Bekenntnis zudiesem so verstandenen Sinn desLeibes. Gerade hier wird deutlich,wie einesolche bekenntnishafte Lebensgestaltung stärkerund eindring- licher als theoretischeBelehrung denwahren Sinn des leiblich-en Lebens ver- kündet. Auch dieKleidungkann Bekenntnischarakter tragen; dann nämlich, wenn sienichtnur unter dem Gesichtspunktder Mode oder despersönlich-en Geschmacks steht,sondern eineverpflichtendeErkenntnis von der Würde des Leib-esimGleichnis ausdrückt.

d.Nochdeutlicheristesan denBeziehungen zwischen uns Men- schen ZUschm-Was es heißt, daß sieals einBekenntnis gestaltetwerden können und sollen.Es istauchhier keineswegs selbstverständlich,daß Leb-ens- gestaltung Bekenntnis ist.Die Art,wie wir einander gegenüberstehen,istin weit-aus den meisten sällendurchdie Gewohnheit und ihreForm-en geregelt oder rseindurchdieRücksicht auf äußeren Nutzen bestimmt;oder aber,unsere Lebensformen drückenüberhauptnichtirgendeineArtvon Verbundenheit, son- dern stemdheit-Abwehr und Gleich-gültigkeitaus. Die bekenntnishafte Ge- staltung unsererBeziehungen spiegeltdenGlauben, daß wir aufeinander ange- wiesen,füreinander bestimmt sind,und daßdieseunsereBeziehungen einen ewigenSinn insich schließen. Beiall denLebensformsemdie wir aus der

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Jugendbewegung bewußtoder unbewußtübernommen haben,ist im tiefsten Grund solcheinBekenntnis gemeint;und sie sindnur daecht,wo sie diesen Bekenntnischarakter haben. Die Art,wie wir einander begegnen,aber auch dieäußereHöflichkeit,diewir einander nichtschuldigbleiben wollen, sinddas Bekenntnis von einer Verpflichtung,diewir aneinander haben,und dieauch dann und geradedann inKraft bleibt,wo wir sieinderWirklichkeit anein- ander nichterfüllen. GanzbesondersdieBeziehungen der Geschlechterver- wildern, wenn sienur unter das Gebot persönlicherEchtheit undWahrhaftig- keitgestellt werden;vielmehr istuns geradehier imbesonderen MaßedieAuf- gabe gestellt,denGlauben an eineheilige Ordnung des Lebens,aneinegött- licheBestimmungauchdes geschlechtlichsenLebensdurchunsere Haltung zuver- kündigen.DieLebensformenderEhe,von der sormderTrauung biszuder häuslichenSitte simAlltagsleben derEhe, sindentweder derAusdruck gemein- samenLebensgenussesoder aber das Bekenntnis zueiner Lebensordnung,die den einzelnenauch mit seinem GlücksstrebeninihrenDienst stelltund an der vollen Gemeinschaftder Geschlechtereine unendliche Berufung des Menschen über alles Lebensbehagenhinaus sichtbarmachenwill. Gerade an Ehe und Familie wird, wie kausmauf irgendeine-manderm Lebensgebiet,deutlich, wozu sichderMensch letztlichbekennt und unter welchenoberst-enUrteilsspruchersein- Leben selbst stellt.

7.Ein besonderesWort muß über diepädagogischen Bemühungen gesagtwerden. Hier liegtein-eeigentümlicheDoppelbeziehungvor. Vieltiefer als jede direkte,mündlicheund lehrhafte Mitteilung wirkt diebekenntnishafte Lebensgestaltung,unter deren Eindruck ein Menschgestelltwird. Gerade die- jenigeLebensgestaltung,dieselbstgar nichtmitderAbsicht, pädagogisch,vor- bildlichoder sonstirgendwiezu wirken,sondern rein mit jenerbekennenden Leidenschaft gepflegt wird, istdieallerwertvollste HilfeindergesamtenBil- dungsarbeit; eine Lebensgestaltung,dieohne vielWorte eine verpflichtende Verkündigungvon dem letztenSinn des Leben-svor dieAugenund vor das Gewiss-en jener Menschen hinstellt. Zugleichaber gilt umgekehrt, daßdie ge- samte Bildungsarbeit selbsteinBekenntnis zueinertiefstenVerbundenheit und Verantwortung füreinander ist;auchwo sie einesäußeren Erfolges keineswegs sicher ist, ist sieeinnotwendiger, bekenntnishafter Ausdruck einer von dersrage nachdem Erfolg ganz unabhängigen Grundhaltung.

8.AuchdieSachgestaltung kann Bekenntnischarakter gewinnen. Die Räume,in denen wir wohnen, arbeiten, feiern, sind keineswegs nur zweck- mäßig eingerichtete Räume, sondern Räume,dieeinenganz bestimmten Wesens- gehalthaben.Ein Kirchenbau istnichtnur deräußere Ort,wo einBekenntnis gesprochen wird, sonderner ist selbsteinBekenntnis, und wehe,wenn erdas nichtist.Undzwar istesdas Eigentümlsicheeines evangelischenKirchenbaues, daßerinderSprachederArchitekturdas bezeugtund bildhaft indieWelt stellt,was selbstnichtirgendwo unter uns gegenwärtig istals eineerfaßbare Wirklichkeit. Dieeinzelnen Fragender Gestaltung und Belebung des Raumes sind sragen nichtnur der architektonischenKonstruktion, vielmehr sragen des Bekenntnisses.Aber es giltnatürlichgenau sovon ganz »profanen«Raum- gestaltungen; dieSäle,diesehr verschiedenartigenSäle,indenen wir tagen, sind nichtnur Denkmäler verschieden-enGeschmacks, sonderneiner verschiedenen Einstellungzum Lebenüberhaupt;dieStraßeineiner Wohnsiedlung, das Ge- meindehaus, die Erholungsstätte,können der Ausdruck einer rein auf den

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äußerenSchein gerichteten Denkweise sein, siekönnen aber ebensoder Ver- kiindigungein-ertieferen Lebensbetrachtungdienen unddadurchselbstdemLeben indiesem tieferenSinn dienstbar werden. —- Wie besondersuns das Singen sowohlinderWahl der Liederwie inderArtdes Singens unter derVer- pflichtungein-essolchenBekennens steht,brauchtindiesemKreis am wenigsten ausgeführt zu werden.

g.Die großensormen unseres öffentlichen Gemeinschaftslebens sindebendarum so bedrückend,so weihelos,soohneletzteWürde und ver- Pflfchtende Kraft, weil siedurchbloßenüchtern rechnendeZweckhaftigkeitver- dorben und entstellt sindund kaum an irgendeiinem Punkt eingestaltetesBe- kenntnis zueinem höherenLebenssinn sind.Arbeit undAsrbeitsverfassung,heute fürweit-aus diemeisteneinsrondienst, der darum soschwerzuertrag-en ist, weil ermitmenschlichemSein und Wert kaum noch einenZusammenhang hat, könnten und solltendas klar verständlicheBekenntnis zu dem menschlichen Schicksal überhaupt enthalten und gerade »dieunaufhebbare Doppelseitigkeit unseres VerhältnisseszurWelt selber darstellen:dievollkommene Abhängigkeit, diedochzugleichdenBerufzueiner sich steigernden Herrschaft überdieNatur- kräftemeint. Besondersbrennend istindiesemSinn diesragenach demSinn derTechnik.Was uns an bestimmten technisch-enKonstruktionsformen so eigen- tümlichergreift, ist nichtnur dieKühnheitoder die reine Zweckmäßigkeit, sonderndieAhnungeinermenschlichenWürde undeiner menschlichen Not,die geradeinder Technikihren ihreigentümlichenAusdruck gefundenhat. Hier wächstein neuer Bekenntnischarakter aus dämmernder Unbewußtheit herauf, der ähnlichwie vor Jahrhunderten Dome so heuteBauten ganz anderer Art zu einem Bekenntnis menschlicherNot und Hoffnung gestaltet. Erstindem bekennenden Gestalten vollendet sichder Sinn der Technik.

zo. Wir übergehendiepolitischenForm-enund wenden uns nochzu der Kirche als einer eigenenorganisatorischen Form. Die Kircheistnichtnur einRaum, innerhalb dessenssichirgendetwas absp-ielt,nichtnur Anlaßund Ge- legenheitzueinem ,,christlichenZeugniswort«.Die Kirche ist nichtnur Ort undRahmen derVerkündigung, sondern siehatselbstdenAuftrag,Zeugnis zu sein; ssiieistinihren Lebensformen»s-elbsteinBekenntnis. Das »Beke-nn-tnis«

istnichtnur ein an bestimmtemOrt einzufügender Bestandteil des Gottes- dienstses, sondernin diesem einzelnen-Stüek,dem«,,Credo«,tritt nur der Be- kenntnischarakter jedes Gottesdienstesund derInhalt dieses Bekenntnissesdeut- lich ins Licht;aber mindestensimgleichen Maßwird das echteBekenntnis zuChristusinderLiebesarbeit derGemeinde,inderZuchtishr-esgemeinsamen sLebens,indergegenseitigen siürbittespürbar. Unsere ernste SehnsuchtUndSoff- nUng geht gerade aufeineKirche,dieindiesemganzumfassendenSinn ihren eigenenBekenntnieauftragganz ernstnimmt. Nur dasz dieKirche keineswegs irgendein Monopolrecht an das christlicheBekenntnis innehat;eskann sein, daß profane Lebensformenein-estarke Symbolkraft füreine das Lebenselbst tragendeund erneuernde Geisteskriaft offenbar-en. Nichtdurcheinevom Leben losgselöstie»Vserkündigung«,sonderndurch dieeigenenaus dem Glauben ge- stalteten Lebensformen verkündet die Kirche,was ihraufgetragen ist,den neuen Schein,deraufdas GanzederWelt fällt,bekennt dadurchChristus und bekämpftdenfurchtbarenDämon derdas Lebenauflösenden Sinnlosigkseit

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Rationalisierung und Lebensgestaltunng

VonK.E.Konze, cand. dipl.-ing.

Ein-elange Einleitung kann ichmirsparen, stehtdochgeradein der letztenZeit dieRationalisierungsfrage imBrennpunktderallgemeinen Interessen. Nur die Grundidee derganzen Rationalisierung möchte ichvorausschicken:Es istnach

Taylor das Bestreben der gesamten, alle Gebiete um-

spannenden Rationalisierungsbemühungen, mit den ele-

gantesten und geringstmöglichsten Mitteln (Kräften) das Bestmöglichste zu leisten.

Nun istesaber eineEigenheitdesMenschen,daßerdenDingengewöhnlich AugenmierkundSorgfalt nur nachMaßgabeihresjeweiligenWertes fürihn zuwendet. Die wissenschaftlicheErforschung der Mittel zur Erhöhung der Leistungsfähigkeitdes allgemeinen menschlichen Schaffens läßtinihrerEnt- wicklung diesen Grundzug gleichfallserkennen. Mit zwingender Logik mußte der steigende Wert der menschlichen Arbeitskraft, zunächstin Amerika, dann aber auchsinDeutschland, zum planmäßigen Durch-

denken auch der menschlichen Arbeiit führen. Diebeider Durch-

sorschung mechanischerArbeitsvorgängegewonnene Erkenntnis, daßUeber- anstrengung derMenschenund vorzeitige AbnutzungderMaschinen vermieden

werden müssen,um den bestenWirkungsgsrad zuerzielen,verlangt in ihrer

Anwendung aufdieErforschungdermenschlichen Arbeitskraft,daß jeneGrenze festzustellen ist,beider der Mensch seine Höchstleistung hergebenkann,ohne Schaden anLeibundSeele zuerleiden. Das Zusätzlicheund Entscheidende, was menschlicheArbeit gegenüber mechanischerkennzeichnet: nämlich die im Wille n des Mensch-en sich äußernde seelische Mitbestimmung, ver- leihtder Feststellung jener Grenze besondere Bedeutung und Verantwortung«

Gegen menschlicheLeistungssteigerung auf Kosten vorzeitigier Abnutzung,d.h.

gegen denRaubbau an der menschlichen Arbeitskraft, sträubt

sich nichtnur dietechnische Vernunft, sondernauchunmittelbar und unzwei- deutigdieEigenschaftdesMenschenals willenbegabtes Wesen.

Wie istesnun aber inderWirklichkeit? Jchwill nun einmal hier alsBei- spieleinen siabrikbetrieb herausgreifen. Sehen wir uns dieMassenderArbeiter an, dienach Feierabendihresabrik verlassen.Einige eilen nachHause,andere schlenderngemächlichdahin. Einige bewegensichnur langsam und mitAn- strengungfort.Andere tragen denKopfimNacken,und auf ihr-en Gesichtern liegteinAusdruck derZufriedenheit. Wieder andere geh-en vornübergebeugt,und aufihren Gesichtern istzulesen-, daßdas Leben für siekeinen großen Wert, keine sreude besitzt. Wodurch unterscheidensichaber nun diese verschiedenen Gruppenvon Arbeitern voneinander? Nur durch den unterschiedlichen Grad von Ermüdung. Ermüdung istdieNachwirkungjeder Arbeit, ist daherein unvermeidliches »Nebenprodukt«aller Arbeit. Theoretisch sollte jeder einzelne dieserArbeiter denTagüberseinvolles MaßanArbeit geleistethaben.

Es müßten also eigentlich dieselben Ermüdungserscheinungenauf jedem Gesicht undindenBewegungenjederGestaltzuentdeckensein diesist jedochnichtdersali.

Worin bestehennun die Ursachen dieser Verschiedenheit?Das Problem der Ermüdung ist währendder letzten zwanzigJahre systematisch erforschtwor-

«)Eswürdemich freuen,wenn meineBandesbrüder eingehend StellungnehmenwürdenzudiesenZeilenUnd rnirihreAnsichten persönlichoderhierin»UnserBand«kundtunwürden.

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Dadurch wird es der Industrie möglich, die Arbeiterzahl in Zeiten der Konjunktur von heute auf morgen ohne Schwierig- keit zu vervielfachen, während bei Eintritt rückläufigerBewegung

ssolgerichtig muß eine Bewegung-, die sriedenshaltung um jeden Preis als durch das Evangelium gefordert (,,wird eine Handlung dadurch sittlich, daß sie notwendig ist?«) — von-

Es muß wissen, wie im Zeitalter des individuellen Denkens zunächst die alte Hauswirtschaft aufgelöst hat, wie es dann wohl äußerlich einen Aufstieg ohnegleichen gab, wie aber

· sk) Die Resolution selbst kann hier nicht abgedruckt werden. Jch uerweise auf den kurzen Bericht- Den Friedrich StegntattdsSelyultze unter dem Titel »Die Weltkirchetikonferenz

Aufgaben, die sie uns stellen und stellen müssen; entziehen wollten. Wohin sollten wir dann unsere Aelteren schicken-? Jn den Beruf? Gewiß, sie sollen sich in ihrem Beruf bewähren;

dürfen. Wahrlich, in mehr als seiner Beziehung hat Ragaz »I) recht, wenn er in grimmigem Humor dies ganze Gebaren mit einem modern-en Götzendienst ver- gleicht. Und es mag

Der Verfasser hat soeben unter dem Titel ,,Nachspiel« eine Aussprache Mit den V) Otto Dibelius: Das Jahrhundert der Kirche-. Furche-Verlag, Berlin 192?, 258 Seiten, Ganzleinevbcmd

Wettspiele eifertsen die Buben an. Unsere besten derartigen Jungscharens vergaßen auch das Singen, Tanzen und Wandern nicht. Dadurch, daß sie ihre Veran- staltung-en am