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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 21. April 1932, Nr 4.

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UNSER BUND

ÄLTERENBLÄTT DES BUNDES DEUTSCHER lUGENDVEREINE

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21.JAHR EJJX-sAAPRILLxxx»I«,..x 1932OSTERMOND HEFT 4

-·.

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UnserBund

herausgegebenvom Bund DeutscherJugendvereinee.V.

Bundesleitert Prof.D. Dr.WilhelmStühlin,Münsteri.Westf., Paul- stkaßeis(sernrufed597).

Bundeskanzlei undBundes-Geschäftsstelle:Göttingen,Weendcr Straße so,1 (Postfach 204), sernruf Göttingenersi.

Schristleitung:

»UnserBund« wirdinständigerVerbindungmitPastorKarlPeterAdams- Hamburgund PastorKurt Vangerowsliegnitzherausgegebenvon Järg Erb, Hauptlehrey Gersbach Amt Schopfheim (Baden).

Inhalt dieses Heftesx

Die neue Schöpfung.—- Woll’n predigenund sprechenvom heil’gen deutschen Reich. Politisierte Nation,Bund derAelterenschaft. An- spruchdesVolkesanMädchenundFrauen. Union derfesten Hand.—- Vom Tage. BuchundBild. Die Ecke.—- Anzkigem

AnscheiftenderMitarbeiter:

AdolfBrandineyer,Gelfenlirchem Prof. D.Dr. Wilhelm Stahlim Münsteri.W.,Paulstr. zö.«- HilfspredigerHeinz«Kloppenburg,Bad Zwischenahn(Oldenburg).—- srauAnnaWolfs, Telle, HehlenerStr. 54.

Hauptlehrer Jörg Erb, Gersbach,AmtSchopfheimi.B.

Kasus Isml Zu wissen

Bundescanzlei.

Freiwi ll i gezumArbeitsdienst Westerburgkönnensich noch umgehendbei derBun- desanzlei Göttingen melden,von woman nähere Nachrichten erhält.Einberufungekkoigk voraussichtlichMitte April.

Diean dieTU k n-UndSpokt g i l de angeschlossenenGruppenwerden hiermit

gebeten,sich mit-ihrenWünschen fürdieGestaltungdes"SportbetriebesbeimBundestag mögli stbaldanihre Landesoerbands-Sportwarte zu wenden. Diese mögenbiszumI. Mai ihre ünschean dieBundesturnwarte melden. Dabei istvorallem andieVorarbeit für die inWeimar festzulegenden Spielregelnzu denken.FürdieBesprechungundArbeitbleibt zunächstdasEichenkreuzgesetzVorbild.

DerGan Hardenberg beabsichtigt,vom 5.bisZ. Mai eineBibelfreizeit fürAeltere inBadLauterberg (Harz)zuveranstalten.Bundesmitgliederaus benachbarten Gauensind herzlich willkommen. Anfragenan dieBundeskanzlei.

DerBunde swartbesuchtimMai denOstgau Thüringens,denGauAnhalt,das PfingstlagerHannoverund dieobenerwähnte Bibelfreizeit.AnfangJuniister in Braunschweig

FürdieGestaltungdesJahrbuchs1 9 3 3beginnen jetzt schondieVorarbeiten.

Mithilfe durchdieBenutzerdesJahgbüchleinsjstlehrerwünschtMitteilungenhierzu gehen andieBundeskanzlei. -««-»f-r"-«-«·--,;;,; LL.« - ———-«;;J»»«

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Die neue Schöpfung.

Jst jemandinChristo, soistereineneue Kreatur-.

Wieder kommt uns derFrühlingentgegen. Die Saat keimtaus derErde. Der Vogelsang erfreut HerzundSinn. Dielachende Sonne hat dasweißeLeichen- tuch desWinters aufgehoben.UmdieseZeit erwachenden Lebens machen die Kleinstenihrenersten Schulgang,um vom kindlichenSpielin denAnfangdes lernenden Schaffenszuwandern. EinigenderJüngstenimBunde istestrotz derungünstigen Zeitverhältnissegelungen, einenArbeitsplatzzufinden.Nun spannen sich SehnenUndNerven,nun weitet sichderBlick in dasLeben beihar- tem Schaffensdrang.DerDenkerundDichter ringtmitderForm,inderenGe- häuseergießenwill,was anneuem Lebenin ihmquillt.Aberwielangewirds dauern, bisdersrühlingwieder imWinterschlaf endet? Wie langewirds dau- ern,daßdieJugendvom Arbeitsschicksal verzehrtundverbraucht ist, daß sie müde undaltist?Wann wirddas sorschungsergebnisdesGelehrtenvon den Nachfahren überholtsein?Das alles kann die neue Schöpfung nicht sein. SieistkeineentwicklungsmäßigeJdec,dieam natürlichenund menschlichen Werden,imFrühling,inderJugend,imSchaffensdrang anschau- lich wird.

Neue Schöpfung!Wie erfahrenwir das mit dergeplagten Menschheit?

Nichtnur aufdemGütermarkt desLebensziehtdasNeueunheimlichdieMen- schenan. Nein, jeder erhofftetwas von derne ue nWirtschaft, vom ne uen Staat,von derne ue nKirche.Wir haben allemehr oderwenigerdasGefühl:

sokann esnicht bleiben. Dawill und mußNeues werden! Neuwerkl Wir packendaallezuinhingebender Gestaltungsarbeit andenAufgabendesTages.

Aberwir ahnenundwissenes: das Ende jedergeschichtlichen Neugestaltung undNeuschöpfung istderTod. Das alles kann die neue Schöpfung nicht sein.DasWesen dieserWelt vergehet.

NeueKreatur,dasist:neue Schöpfung!DasWort wendet sichandenMen- schen,anuns. DerMensch darfneue Schöpfung sein. Daswar derbeseligende RufderJugendbewegung, daswar dasBekenntnis desJungsozialismus. Hier liegtdietiefsteNot unseres WesensundderMenschheit,was daheuteaus den dunklen Hintergründendes Menschenhervorbricht analter Art. »Der soziali- stische Menschhatdas heiße VerlangennachVervollkommnung, unddeshalb stehtihm auch derWegzuderselben offen....Erbetetnicht mehrum dieEr- lösung,erschafft sie sich selbstmitdemBewußtseinderSicherheit. Sein Ge- bethatsichineinenSchöpfungsaktverwandelt.« Und Gerrit Engelke singt:

,,Menschenl Alle! DrängtzurHerzbereitschaftlDrängtzurKrönungEurer undderErde! Einzig große Menschheitsfreude,Welt und Gottgemeinschaft Werdel« Aberwirbesitzennicht dieKraftzumNeuwerden. Wir habenaus

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unserenAlltagserfahrungen nicht dieKraftzumNeuwerden, nicht den Glau- benandieschöpferischeKraftdesMenschen. Natürlichkönnenwiruns bilden, können wiruns selbst erziehen,könnenunsereAnlagen sich entfalten. Wir brau- chen undsollendasalleswahrlich nichtgering schätzen.Aberwenn mehr nicht geschieht, so istdaskeineNeuschöpfung.Soentstehtder,,Gebildete«,derab- gesondert seinen aristokratischen Höhenweggeht.So zeigt sichder»Dort-imp- fereinerJdee«,derherabschaut aufdieZurückbleibenden.Hierwird derMensch das MaßallerDinge.Ermaßt sichanSchöpferzusein,unddientdoch dem Geschöpf (sich selbst)mehr alsdemSchöpfer.Das istdersichersteWeg, auf demwirdieNeuschöpfung verhindern.

Solautet dieBotschaftderBibel: Die neue Schöpfun gistda,ge- schaf fe nundgesetz t!Jesus Christus istdieneue Schöpfung, »welcher ist das Ebenbild desunsichtbaren Gottes,derErstgeborenevor allenKreaturen.«

DieleibhaftegeschichtlicheWirklichkeit Jesus istderOrtderneuen Schöpfung Gottes. Man kannvor dieserTatsacheblindsein,esgibtkeineäußereGaran- tie, siezuerkennen. Man kanndaeinenHeros,einenHeldensehen.Man kannda einePersönlichkeitschauen,zuderman sich ,,emporentwickeln«will. Aberdas isteineVerkennungderNeuschöpfung,diein ihmgeschehenist.Man kannauch Jesusals Sinnbild einerJdeesehen,unddann ziehtman diekühneSchluß- folgerung: Werdie wahreJdee in ihmerkennt,derwird wieer. Aberwirsind nichtEr,und wirwerden nicht Er. DieJüngerverkünden esuns. Dieneue SchöpfunginihmistkeinMantel,nachdemwirgierigoderbegeistert greifen dürfen,um ihnuns umzuhängen,damit erdas staubige Alltagsgewand nur verdeckt. Wir tragendieneue Schöpfung nichtanuns undnicht inuns. Wir maßenuns sonstetwas an,was ihmallein zusteht.Wir ehrenso seine Serr- lichkeit nicht.

Das Neue in Jesus Christus istkeine Kultivierung un-

seres religiösen und sittlichen Strebens. Es ist wirklichneu, alsneuer Anfang gesetztvon Gott,nichtnur anzustaunen, nichtnur in unnah- barer Ferne. »Kommetherzumir!« Er gibtuns dieNeuschöpfunginihm selbst,indemeruns zusich ruft,wenn eruns zumGlauben weckt. Durchihn vollziehtsichGottes Neuschöpfunganuns. »Er schaffeineuch,was vor ihm gefällig ist,durchJesum Christum« Gebr. 33,23).Jesus gestaltet nichtdas Lebennachaußenhin neu,sondernerhebt im Zentrum derinnerweltlichenGe- schichtean: beimMenschen.DieimGlauben gewirkteNeuschöpfungist nicht allein innere Beseligung,nichtallein neue äußere Haltung,nicht allein eine neue Lehre undErkenntnis, sondern sie umspannt unsereganzeTotalität,nimmt uns insich hinein, so daß unserSein undLebennun wird ein»Im-Christo- Sein«. DieNeuschöpfung istam Christen oft genau so wenigvon außenzu sehenwiebeiChristus selbst.Undwo sie sichtbar wird,daist sienie ganzrein, immer istnoch ein Atom feinster Selbstsuchtvorhanden,aber dasJch istnicht mehr dieGrundlagedesLebens.

Was Gott uns mitChristusalsNeuschöpfungtäglich gibt,dasdarfnun unsereGabe an Gott werden. Christus istderAnfangder Neuschöpfung.

»Was unserGott geschaffen hat,daswill erauch erhalten.« Dabei begnügt

ersichanuns nicht mitinnerseelischerSelbstkultur. Dabei wird dasNeue zu 74

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einemtiefen stillen Müsseninuns, das nachLebensgestaltung drängt.Wenn dieneue Schöpfung sichauchäußerlichnievollkommen dokumentiert,sowird siedochanschaulich sichtbarinderneuen Gemeinschaft,inderKirche.Heute baut sichdieGemeinschaft auf gemeinsamen menschlichen Ueberzeugungen, auf gemeinsamer soziologischer Lage (Klasse), aufbiologischer Grundbestimmtheit (Rasse), auf national-volklicher Bindung, auf irgendeiner Jnteressenverbunden- heitauf.Aber neue SchöpfungalsKirche? Hierwird dietiefeNot unserer Kirche sichtbar,die nicht mehr verhüllt undanschaulichdieneue Schöpfungbe- zeugt.Sieist selbst soziologische Größe geworden,sie sichertundwahrtnur ihre Belange,undwie? Siefreut sich,wenn ihre Glieder »untersich« sind.Sie kannnicht mehr hörenaufdieBotschaft,dieauch ihrgesagt ist: »Jn Christo Jesugiltweder Beschneidungnochunbeschnittenseinetwas, sonderneineneue Kreatur« (Gal.ö,x5).Darum ist sieauchunfähig,esblutig ernstzunehmen,

»daß Jesus Christusaus zweieneinen neuen Menscheninihmselber schüfe undFriedenmachte«(Eph.z,35).Darum sindNotundAufgabederKirchedas dringendste Anliegen,das wirheute imGehorsamgegen diefroheBotschaft habendürfenundmüssen.

Aber nur keine Neuschöpfung im spirituellen, abstrakt-

theologischen, luftleeren Raum! »Denndas ängstliche Harrender Kreatur wartet aufdieOffenbarungderKinder Gottes« (Rö.8,x9).Die neueSchöpfungwillin allenindividuellen undsozialenLebenszusammenhängen Gestalt gewinnen.Wenn wiresheute alsWirklichkeit erleben, daßallunse re Neuschöpfungenaus innerweltlicher Eigenmächtigkeitans Endekommen,dann istdieStunde da, daßwirdie inChristo empfangeneGabegehorsamunddienst- willigdemLeben undderWselthingeben.Hatdas Sinn? Kann man mir ChristusinPolitikundWirtschaft etwas machen?Ach,wirhabendajanichts zumachen. Wir habendanachErfolgenkeineSelunde zufragen.Sichertau- chen dagroße Fragen auf,aberwirdürfen nicht abwarten, bisuns eine»Not- maltheologie«alleSchwierigkeiten geklärtoderbehoben hat. Alsobsiedasje könnte!Wir werden auch durchunsere ,,biblische Haltung«dieneue Schöp- fungnichtschaffen.Wir dürfenund sollenaber fest bleiben, ohne klugeEr- wägungenüberdenAusgang anzustellen,imDienstdeswagendenGlaubens:

»DasVolkGottes muß immer das Evangelium festhalten:Vonheutean ist

alles Gottes.« AdolfBrandmeyer.

Woll’n predigenund sprechen

vom heil’gendeutschen Reich.

Wenn einerdie innere Geschichte unseresBundes schreiben wollte,müßteer ausführlich erzählenvon denStunden, indenen derBundesrat oderderAr- beitsausschußüberdenAufbauund dasThemaderjeweilsnächstenBundes- tagung beraten hat.InderErinnerungandieseStunden drängt sichmirdas Bild von deminneren Weg unseresBundes zusammen.Niewerden wirdie Stunden in der,,Goldenen Kugel«zuHalle vergessen,wo wirzum erstenmal

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überDarmstadt redeten. Jn derSachewar uns ganz klar,wovon wir in Darmstadt würden sprechen müssen:DieLagederJugend seitdenJahren der Jugendbewegung gründlich verändert;nicht mehrdieFreiheitvon äußerem Zwang bedroht, sondernalleOrdnung desLebensin Willkür undChaosauf- gelöst; müssenwirnun nichtgeradereden von dem,was uns Menschenals heiligeOrdnung gesetzt ist, alsodie wahresreiheitin ihrerBindunganGesetz undGehorsamneu begründen?Es wurden eineReihevon Themenvorge- schlagenund plötzlichwar dieeineLosungda, diesofortinaller Herzenund aufaller Lippen heimischwar: »sreier Gehorsam!«Das war dann unsere guteLosung für Darmstadt.

Was solltedieLosung sein fürWeimar? Es waren zweiThemen vor-

geschlagen: »Vertrauen«und»Gottund Volk«. Scheinbar ganzverschiedener Artzieltendoch beideVorschlägeindiegleicheRichtung. »Gottund Volk«·, damit solltediesragebezeichnetsein,dieuns heutevor allem andern bedrängt, beunruhigt undverpflichtet;aberauchwer dasThema»Vertrauen« vorschlug, wollte nichtso sehrdarnachfragen,wiedereinzelne MenschinseinemLeben zueiner ruhigen Zuversicht kommt, sondern darnach, wiewir jenseitsaller Aufgeregtheitenund Träumereien zueinerklaren HoffnungfürdenZukunfts- weg unseresVolkes kommen können.·«

AberalsLosung schieddasWort »Vertrauen«baldaus. Esklingtzuper- sönlich,essprichtdiejungen Menschenzuweniganundvor allem,esläßtden Zusammenhangmitdersachlichensrage,um diees uns ging,zuweniger- kennen. Aber auch»Gottund Volk«schienuns keinerichtigeLosung fürdas junge Volk,daszumBundestagzusammenströmt.Dasistein»Thema··,über dasman sich besinnenundüber dasman ernsthaftmiteinander redenkann,aber

esistkeineLosung,dieinderStunde derEntscheidung denWeg weist.»Jn derStunde derEntscheidiing,«dieses Stichwort fielund zündete.Dasmusz irgendwielaut werden,daßdieganzeWelt undvielleichtvor anderen Völkern unserVolksichvor ungeheure Entscheidungengestellt siehtunddaß Jugend nur imBlickauf diese EntscheidungenundmitdemMut zudiesen Entschei- dungenihr Lebenbegreifenund erfüllenkann. Aber »DieStunde derEnt- scheidung«,das istnochzuallgemein.Sind wirnicht immer undüberall »vor dieEntscheidung gestellt«?Eswar uns allen bewußt,daßheutediePolitik, diepolitischeAufgabeim weitestenSinne, dieGestaltungdes öffentlichen Lebens,aberauch diePolitikimengeren Sinne,derKampfum dieGestaltund diesreiheitdesdeutschen Reiches,dereigentlicheOrtderEntscheidung ist. Hier wissenwir uns zuverantwortungsvollem Handeln aufgerufenzhierfallen Entscheidungen.

AlsoeinRufzupolitischer Entscheidung? Ja undnein. DiepolitischeEnt- wicklung drängt unaufhaltsam zum Machtkampf zwischenzweisronten,

»rechts«und»links«.Was dazwischen ist,wird zerrieben. Man mußsichent- scheiden.Wer nichtzurnationalen Oppositionoderzum »Regierungssystem«

»EsistkeinZufall,daßin einemderersten Heftederneugegründeten christlich-deut- schen Monatsschrift »GlaubeundVolk«derHerausgeber,dermecklenburgischeLandes- bischofD.Rendtorffuber»surchtundVertrauen« schreibt.

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bedingungslos Ja sagt, sondern hierunddaseinesragenundBedenken hat:

»Ja,aber...«, erscheintalseiner derSchwächlinge,diesichnichtentscheiden können. Politischmag eszuZeiteneinfach notwendig sein,daß indieser Weise klare, eindeutige sconten sich bilden;wer politischhandelnwill,kann dann nicht zugleich theoretischallessürUndWider überlegen,sondernermuß denMut zurEntscheidung aufbringen. Esistgut,wenn diesesGrundanliegen politischen Handelns(und damit jederWahl!) soklarhervortritt, wieesheute dersall ist.Man mußdann auchdas inKauf nehmen, daßbeisolcherEnt- scheidungimmer auchmenschliche Ungerechtigkeitdabei ist.Man muß,wie imKriege,denMut haben,denGegner,obwohlermenschlich sehr anständig seinmag, alsGegnerzubekämpfen.Man mußunerbittlich diesrontauf- richten gegen denseind,undman mußdieDisziplin haben, sichmitMenschen, dienicht ,,sreunde« sind,alssront-und Kampfgenossen zusammenzuordnen.

Man muß um dieses schlimmeWort positivzu nehmen »Parteinehmen«.

Wer das nicht will, solldiesingervon derPolitik lassen.

DieGefahr,diegroße Gefahr dieser Lage liegtnicht in denmenschlichenUn- gerechtigkeitenund Härten,diedabei unterlaufen. Die Gefahr liegtinder Bildung falscher sronten. Sind esdennwirklichklare, eindeutige Gegensätze, undvor allem, sindeswirklichdieentscheidendenGegensätze,die einander ge- genüberstehen?JstderpolitischeGegensatz zwischenrechtsund links,der heuteausbrichtund derdurchgekämpftwerden muß,denn wirklichderent- scheidende Kampf,um denesheutegeht?Läßt sichdereigentliche Entschei- dungscharakter unserer Zeit überhauptalsnur politischer Gegensatz begreifen?

Brichtnicht heuteeinGegensatzinganz anderen Tiefendimensionenum uns her und inuns selber auf? Jhr kennt GoethesWort: DerKampf zwischen Glaube undUnglaube seidas eigentliche ThemaderWeltgeschichte. Unglaube aberbedeutet heute denVersuch,dasLebenvon dermenschlichenratio,von ver- standesmäßigemDenkenaus zubegreifenundmitdenMitteln derTechnikund derOrganisation zubeherrschenundzumeistern.Da stehtnun aufdereinen Seite dieAlleinherrschaftdes menschlichen Verstandes,dernaive Glaube an dieMöglichkeiten,das Leben zu,,rationalisieren«und zuorganisieren,der Glaube andieErlösungskraftderMaschine,dieAnbetungderZahlund der Glaube andieMachtdesMenschen;aufderandern Seite dieAhnung, daß alleswirklich gesundeLebenjenseitsdesVerstandes wurzelt,dasSich-Zurück- tastenzudenverlorengegangenen Schöpfungskräften,das Bluthafte stattdes GedanklichemdasehrfürchtigeJazu dengeheimnisvollen Bindungen,in denen wir stehen, überhauptdasWissenum dasGeheimnisdesLebens, ebensoim Liebesschicksalwiein derGeschichtederNationen,undeinHandelnaus diesen Hintergrundenherausstattaus derimmer vordergründigenundoberflächlichen ratio. Jenesistuns verkörpertimAmerikanismus einerseits,imBolschewis- mus andererseits; oder,umeszusammenzuschauen:injener Weltentwicklung, dieman Säkularismus nennt,das heißtradikale Verweltlichung;das istder Versuch,dasLebenalsreindiesseitigzubegreifenundmitdenKräftendes VerstandesundderzweckmäßigenOrganisationzueinerhöherenStufeempor- zufiihren.Dagegen brichtheutevielleichtnirgendsso sehrwie indem ge- quältendeutschenVolkdieEmpörungaus derTiefe,aus derletzten Tiefeempor;

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aus dieser Empörung zieht unserenationale Bewegung ihrebeste Kraft. Das istdieeigentliche Entscheidung: JstderWegderfortschreitendenRationali- sierung unserunentrinnbares Schicksaloderdürfenwir uns noch einmal ver- bündenmitdenMutterkräftendesLebens,zudenennichtderVerstand,,aber dieEhrfurcht denZugang findet,undwird uns aus diesen Quellgründeneine ErneuerungdesLebensgeschenkt?

Täuschenwiruns darüber nicht, daßesauch in derPolitikimletztenGrunde darum undum nichts anderes geht.DieErkenntnis,daßman mitdembloßen Verstande,ohneVerwurzelungundBindung, auchpolitischimGrunde lauter Torheiten begeht, dieseErkenntnis istdieeigentliche Triebfeder jeder »konserva- tiven« Politik;dasWort natürlichabseitsallerparteimäßigen Bindung ver- standen.Diebloßrationale Politik istunter anderem dadurchgekennzeichnet, daszsieinBegriffendenkt und daß sievon diesenBegriffenimwesentlichen instemdwörternredet. Mir istdas vor Jahren erschütterndklargeworden, alsichinNürnbergdengroßen sestzugdersozialistischen Arbeiterjugendan mirvorüberziehenließ. Prachtvolle Menschen;aber dieschauderhaften Lieder, diesie sangen, verherrlichten lauter sremdwörter:dieRepublik,dieInter- nationale,das Proletariat. sremdwörterabersindin derPolitikwiesonstder Ausdruck dieses Hirndenkens inBegriffenohneEhrfurcht und ohneTiefe.

Diese Begriffederratio sinddieheutigenGötzen,diedemlebendigenGott seine Ehrerauben.

Von diesemGedanken aus tauchtefürWeimar derVorschlag auf: »Re- publikoder Reich?«Aber wir habendiesenGedanken sofortwieder fallen lassen.Erkönnteja nochparteipolitisch mißverstandenwerden, alsobes(in erster Linie)um dieStaatsform ginge;alsobwir lächerlicheVorstellung!

—- zumKampfgegen dieRepublik ausrufenwollten. Andererseits istesfreilich keinZufall, daßdasformalverstandesmäßigeDenkensein politisches Ideal in einem sremdwortausdrückt,während diepolitischeVerantwortung derer,die um das irrationale Geheimnis derGeschichte wissen, sichausdrückt in einem Wort, das begrifflich überhauptnichtzufassenund mitdenletzten Hinter- griinden geladen ist. »Das Reich«, dieses Wort, daswirklich jenseitseiner infalschen srontenkämpfenden Parteipolitik ist, diesesWort sollte auf jeden sallindemWeimarer Themavorkommen. Das Reich:damit rühren wir an diegeschichtlicheSendungunseres Volkes;damit meinen wirdieZusammen- fassungderimmer wieder auseinanderstrebenden Kräfte,damit meinen wirdie Ausgabe,über die Jahrhunderte hinweg anzuknüpfenandieUrkräfte,aus denen imdeutschenMittelalter dieIdeederdeutschen Nation und ihrerpolitischen Sendungerwachsen ist.Vorallem aber: DasWort istnoch nicht entleertund mißbraucht.Esist nichtnur derformale Staatsgedanke,esistnoch vielwe- nigerdas anspruchsvolle Jmperium, dasandere unterjochtundvergewaltigt:

dasWorthatvielmehreinen deutlichenreligiösen Unterton;dasReich ist—- unbeschadet seinerStaatsform von Gottes Gnaden und inderVerant- wortung vor Gott. Jn demaus derZeit Barbarossas (xx60) stammenden Spielvom Kaiserreichund demAntichristhatdieser christliche Reichsgedanke einen unerhörtstarkenAusdruck gefunden. Da klangeninunsereRunde hineindieSchlußzeilendesLiedes,das alsBundeslied unseraltes,,Schließt

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dieReihen fest zusammen« längst verdrängthat»Wennalleuntreu werden, sobleiben wirdochtr·eu«:

»Woll’n predigenundsprechen vom heil’gen deutschen Reich.«

Da hattenwir dieLosung fürWeimar.

Wenige Tage danacherhielticheinenBrief:»BehaltetdasGrundthema bei, aberwerft diepathetische sorm dieser Losung schleunigst fort! Heilig ist Gott,aber nichtdas deutsche Reich.Predigen wollen wir vom Evan- gelium,abernichtvom deutschen Reich.« Jchhabe demSinn nach folgendes geantwortet: Natürlich predigenkönnenunddürfenwirnur Gott und fein Evangelium. Aberdieses Evangelium stehtdoch nicht imleeren Raum,son- dern fein LichtgibtderWelt und damit allen unseren irdischenBeziehungen einenneuen Schein. Wir können undwollen gerade nicht abstrakt »dasEvan- gelium« predigen, sondernwir predigenüber(nämlichdas Evangelium über) unserekonkreteirdische Lage.Undindem wirvon Ehe,Familie,Arbeit oder Todpredigen,reden wirebendavon,wiewirindiesen irdischenLebensformen Gott dieEhre gebenundGottes Willen erfüllen sollen.Wir predigenwirk- lichnicht »das heilige deutsche Reich«,aberwirdürfenundwirsollen predigen vom heilgen deutschen Reich. Jawohl, vom heilgen deutschen Reich.

Gewiß,keineirdische Größe istansich heilig, sondernGott allein. Aberheilig wird nachgutbiblischerundchristlicher Lehreeineirdische Wirklichkeit dadurch, daß sie aufGott bezogenundunter Gottes Anspruch gebeugtwird. Nur so sindwir Christen »die HeiligenGottes« undunsere Kirche »die heilige christ- liche Kirche«.Wir wollen wirklichsprechenvom heilgen deutschen Reich,eben weilwir von unserem Reich nichtredenwollen, abgesehenvon Gott. Damit stehenwirin demnotwendigen Doppelkampf: Paul Tillichwürdesagen:gegen dieProfanisierung und gegendieDämonisierungderPolitik,dasheißteiner- seitsgegendenVersuch,diePolitikwiedasganzeLeben reininnerweltlich dies- seitig, »profan« aufzufassen und zubehandeln,und andererseits gegen den Versuch, Volk,Rasse,Nation alseineallerletzte »heilige« Größe aufzurichten.

dersichauch dieReligionunterordnen müßte.Wir werden dasWort »Pre- digt«nichtmißbrauchenunddas Wort »heilig« nicht verleugnen,wenn wir vom heilgen deutschen Reichpredigenundsprechen.

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Zur GestaltungderBundestagung hatJörgErbeinen gutenVorschlag gemacht. Nachdemvorläufigen Plan,den derArbeitsausschuß aufgestellt hatte, hatteJörgErbnicht ohneGrund dieSorge,esmöchte hier wieder dasBun- desvolk nur eineRede zuhören bekommen, statt selbstzugeistigerMitarbeit herangezogenzuwerden. »DasBundesvolk ist geistig überhaupt nicht mehr aktiv, bewegtnicht mehr dieHerzen, sondernnur dieBeine. Nirgendsmehr einAnsatzvon Arbeitsgemeinschaft,von gemeinsamem Bemühen. Dazuwird dasVolkvon denFührerngetrennt. SietageninAusschüssen,derweil führen OrtskundigedenBund durch Weimar. NirgendsistVorarbeit zuspüren auf denVortragdesBundesleiters. Man istdenganzen Tagimsreien, Sport,Ge- ländespiel,hält sichdann währenddesVortragsmühsam wach,um ihn dann

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