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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 21. Januar 1932, Nr 1.

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UNSER BUND

ÄLTERENBLATT DES BUNDES DEUTSCHER IUGENDVERElNE

Wir-(

ZI.JAHR JANUAR 1932 HARTUNG HEFT 1

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Æwtskigd-«Cid««ttingen.

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Unser Bund

herausgegebenvom Bund Deutscher Jugendvereinee.V.

Bundesleiter: Prof.D.Dr.Wilhelm Stählin,Münsteri.Westf., Paul- straßexs(sernruf26397).

Bundeskanzlei und Bundes-Geschäftsstelle:Göttingen,Weender Straße 50,1 (Postfach zo4), setnruf Göttingen2853.

Bundeswart AugustdeHaar-, Bundesgeschäftsführer Georg Brust,Göt- tingen, Postfachzo4. PostschecktontodesBundes: Berlin Nr.22226

Schristleitung:

»UnserBund« wirdinständigerVerbindungmitPastorKarlPeterAdams- HamburgundPastorKurt Vangcrow-Licgnitz herausgegebenvon JörgErb, Hauptlehrey Gersbach Amt Schopfheim (Baden).

,,Kundund zuwissen«

Bundeskanzlei:

z.AuchandieserStelle sei daraufhingewiesen, daßdieJugend pflege r-

F reizeit am 3x.Januar 9933inReiffenhausen, Göttingen-Land, beginnt, siedauert biseinschließlich4.Februar3932. Derö.Februarsoll Abreisetag sein.AllesNähere ist durchdieBundeskanzleizuerfahren.

z.Wir denken,etwa EndeFebruareinArbeitsl age rfür erwerbsloseBun- desbrüder aufderWesterburg beginnenzukönnen.Genauer Planfolgt mög- lichstbald. WerdieAbsicht hat, sichzubeteiligen,meldesichbei derBundes- kanzleiinGöttingen,von wo erauchallesNähere erfahrenkann.

Inhalt dieses Heftes:

Friedeauf Erden. —— Epiphanias. Was sollenwir imJahre x933 tun? EinKapitel Geopolitil. Franzosen. Troladero. —- Franzö- sische Jugend. UnddieFrontkämpfers Aelterenbrief.—- VomTage.

Buchund Bild. DieEcke. Anzeigen.

Anschriftender Mitarbeiter-

Wilhelm Thomas,Bremke (Göttingen-Land). AdolfBrandmeyer,Gel- senkircl)en-Schalle. Hans Preusch,Weil a.Rh. (Baden). Rudolf Goethe, Darmstadt, Kahlertstr.—- Kurt Vangerow,Liegnitz, Schützenstr.

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Friede auf Erden DadieHirten ihre Herde Lieben unddesEngelsWorte Tragendurch dieniedre Pforte ZuderMutter unddemKind, Fuhr dashimmlische Gesind Fortimsternenraum zusingen, Fuhr derHimmel fortzuklingen- ,,Friede, Friedel aufderErdel«

seitdieEngelsogeraten, 0wieviele blut«ge Taten Hatderstreit aufwildem Pferde, Derseharnischte, vollbrachtl Inwiemancher heil«8en Nacht SangderChor derGeister zagend, Dringlichflehend leisverklagendx

»Friede, Friedel ...aufderErde

Dochesisteinew«gerGlaube, Daliderschwache nichtzum Raube Jeder frechen Mordgebärde Werde fallen allezeit- Etwas wieGerechtigkeit Wehrundwirkt inMord undGrauen, UndeinReichwillsicherbauen, DasdenFrieden suchtderErde- Mählich wirdessichgestalten, seines heil«genAmtes walten, Wackenschmieden ohneFährde, Flammenschwerter für das Recht, und einköniglich Geschlecht Wird erblühnmitstarken Söhnen, Dessen helleTuhendröhnen- Friede,Friede aufderErdel

Conrad Ferdinand Meyer

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Epiphanias.

Weihnachten undEpiphanias stehen ähnlichzueinanderwie Karwocheund Ostern.Wenn nun schonderProtestantismus aus dem,,Stillen steitag«in weiten Gebieten einensesttag gemacht hat,derankirchlicher Bedeutung Ostern zuüberstrahlen droht, sohat das ganzeAbendland dieBegehungderGeburt Christiam zö. Dezember fast völligan dieStelle desaus demgriechischen Morgenland (Aegypten?)stammendenEpiphanienfestestreten lassen.In beiden sällen istderTag,andemman dieHerrlichkeit Christi feierte, ersetztdurch den Tag,andemman seineErniedrigung begehr.Esgehörtaberbeideszueinander, und sounentbehrlich dieBegehungder»NiedrigkeitGottes« ist derGlanz dessestes gehörtdoch wohleigentlichdemTage,derdenDurchbruchderHerr- lichkeitGottes alssrucht jener Erniedrigung verkündet.

Epiphanias ist,wiederName sagt,das FestderErscheinungGottes (darum auchTheophania genannt), derTagdes Offenbarwerdens seiner Kraft und Güte aufErden. ZurDarstellung dieserGottesoffenbarung gebrauchtnoch Lutherinseinem Epiphanienliede »Was fürchtst du, seind Herodes, sehr«drei biblischc Ereignisse:dieAuffindungdes Gott-KönigsimStalle zuBeth- lehem durch dieMagier,dieTaufe JesuimJordan alsseineBerufungzum WerkderErlösungunddieHochzeitzuKana als»das erste Zeichen«,mitdem Jesusaktiv »seine Herrlichkeit offenbarte«.

Heute istWei hnachte nweithinnichtnur zumEpiphaniasfest geworden, sondernwird überhauptalsdas größte christliche sest gefeiert.Epipha-

nias dagegen istinvielenGegenden Deutschlands abgeschafftoderaufeinen Sonntag verlegt,z.T.alsMissionstag,undderkatholischeVolksteil begeht

esstattalsHerrenfestalsHeiligenfest, nämlichunter demEinflußderinder ErzbischofsstadtKölnbeheimateten Verehrungder,,heiligendreiKönige«als

»Dreikönigstag«.

Aber diese Entstellung undVerkümmerungdesEpiphanienfestes entspricht nicht unserer geistigen LageundGlaubenshaltung. Hinteruns liegteineZeit, diegroße Mühe daraufverwendet hat,Christus nichtnur imWunder der Weihnacht und desErlösertodeszusehen, sondern seine Bedeutung füruns geradein derganzen Breite seinesirdischenWirkens indenMannesjahren zu erkennen. Dies Bemühen gingaus von denNöten undZweifeln, die dem Menschenvon heutzutage geradedieWeihnachtsbotschaft und dieOster- botschaftbereiten. Man blickte indas NeueTestamentundfanddort denZim- mermannssohn und Rabbi-Propheten JesusdenNazoräer,den»geschichtlichen Jesus«. Zuerst hatteman versucht,dieKulturbedeutung dieses Jesus aufden Schildzuerheben;alsman abergeradedaran irrewurde —- sriedrichNan- mann sahdieschlechten WegeinPalästina,zuderen Besserung Jesus nichts getan,und das Evangeliumvon demsozialenWohltäter derMenschheiter- starbihmaufdenLippen—,dazeigte sichein ganz anderer Sinndieser Heilun- gen undWundertaten, dieser GleichnisredenundKultstiftungemman erfuhrdie Wahrheit desjohanneischenWortes »Wermichsiehet,dersiehetdenVater«.

MachtundLiebeGottes,dieman einst vergeblichandenisolierten ,,Tatsachrn«

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von Weihnachten undOsternzuerkennenversucht,leuchtetennun hinterjedem Wort, hinterjederHilfeleistung Jesu auf, sodaßschließlichauch dieBotschaft derWeihnachtunddesOstertages in ihrer altensorm,wiesiederKatechismus verkündet,wieder durchsichtigwurde.

JmGrunde war janichts Neues geschehen.Esgehörtebenzwischen Weih- nachten undPassionszeitdieEpiphanienzeit nicht alseinAbbild deshisto- rischenVerlaufs desLebens Jesu,aberalseinsestderErfüllun gdessen, was in derKrippe begonnen:des Offenbarwerdens Gottes indemMenschen JesusChristus, übergehendindas Vorfe stderAuferstehung Christi,wiees indenSonntagen dersastenzeitmitihrenLesungenvon dem Siege Christi über die Dämonen deutlich wird. Darum istsnot,daß wiraufsneue anfangen, Epiphaniasernsthaftzufeiern.Welcheeinzelnensestereignissewirderganzen Epiphaniaszeitzuschreibenundwiewirsie verteilen, istdabeieinezweite·srage:

allebiblischen Berichte stehenindiesen Wochenvor uns alsVerkündigungder

»Zeichen« Gottes,alsdas Vollkommenwerden desWeihnachtswunders »Gott ist erschienen«.Denken wiretwa andie dreiimAbendland üblichensestlesun- gen,sobedeutet dieAnbetung Christidurch dieWeisen,daß dieSonderstellung desVolkes Israelaufgehoben, alsowirHeidenchristen gleichihmzurAnbetung Gottes inChristo berufen sind,nichtzuletzt auch,daß wir mitdenVölkern,die wir missionieren,vor Gott zusammengehören.Dann bedeutet dieTaufe Jesu dieOffenbarung seines Heilandsberufes, bedeutet dieHochzeitzuKana (oder, wie eineandere Ueberlieferungesverkündet,dieAuferweckungdes Lazarus) dieKraftChristi,Todund NichtigkeitinLebenundReichtumzuverwandeln.

Linsogefeiertes Epiphaniasfest wird aufs stärkstevorbereitet durch die Ad- ventssonntage,dieja gerade nicht aufdieErniedrigungChristiimStalle vor-

bereiten,sondern aufdenAnbruchseiner Herrlichkeit;verbunden sindbeide Zeiten auch durch ihreBlickwendungin dieZukunft, aufdasEnde derDinge hin,dasichvollenden soll,was hier indieserWelt begonnen dasistin den alten Epiphaniasliturgien durchausdeutlich.

Manches steht freilicheinersolchenEpiphaniasfeierheute imWege.Esfehlt uns sehrandendazugehörigenLiedern. LuthersLiedistzubruchstückhaft;

einige stärkere Ansätze finden sichbei denBöhmischenBrüdern. Lin größeres Hindernis aber bildet unsereKurzatmigkeitimsestefeiern.Wer will denn heutenoch,wie esfrüher geschah,biszuLichtmeß Weihnachtslieder hören?

Daran ist freilich schuld,daß wirzufrühanfangen,Weihnachtenzufeiern.

DamüßteAdvent wieder stillerwerden unddenernstenKlang zurückgewinnen, deneseinst besaß dann wäreesnichtzuviel,diezwölf heiligenNächteab- ZuschließenmiteinemkrönendensestderGnadeGottes,wiesieinderMannes- tat desöffentlichenWirkens Christi offenbar geworden. Jedenfalls erscheint uns das richtiger,alsdas,was Epiphaniaseinstwar, durch einKönig-Chri- stus-Festim Herbstezuersetzen,wie dierömische Kircheesneuerdingstut.

Wir glauben nichtmehrandieErlösungdurch dieArbeit,darum müssenwir dierationalistischeAbschaffungdersestewieder aufhebenund demLichtaus derHöheRaum gebeninunserm Leben,daßes uns leuchtenichtnur zum Kindin derKrippe, sondern zugleichzumRabbi-Propheten undHeiland-König

Jn ihmwerden wir denVater erkennen. Wilhelm Thomas.

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Was sollenwir imJahre 1932 tun:i

Vom Schriftleiter binichaufgefordert, »einWort zur Lage«zuschreiben imZusammenhangmitdem,was dieses Heftsagenwill. Mit denbesonderen AufgabendesBundes fürdasneue Jahrwenigvertraut, willichdasWagnis auf michnehmen.

DerbegrenzteRaum,indem dieGeburtsstunde derKreuzritterbewegung liegt,derdieses Heft besondere Aufmerksamkeit schenkt, istdasRuhrland. »Es tauchtvor mirauf...derunsagbareDreckeinesNovembernachmittags in denArbeitervierteln von Dortmund, Essen, Bochumoder Gelsenkirchen,wo das Stimmengewirr derindenGassen spielendenKinder fastdieGeräusche desVerkehrsunddersabriken übertönt,« so schreibtJ.s.Laun imVorwort desBuches: »GottimGroßstadtelend« (VerlagL.Klotz, Gotha, x93x).Da- mitistnebenvielentypischen BesonderheitendesRuhrlandes nur einallgemeiner Wirklichkeitseindruck bezeichnet.Zwei politische Ereignisse gewaltigen Aus- maßeshaben dieAufmerksamkeit Deutschlandsnnd derWelt aufdasRuhr- gebiet gelenktin derNachkriegszeit:DerAusstandderroten Armee nachdem Kapp-PutschunddieHerrschaft französischer BaionetteinderBesatzungszeit.

Jchnehme beideEreignissealsZeicheneinerLage,die auch 1933 noch alssü- gungundAufgabevor uns liegt.Was damals aufgeleuchtet ist,das istheute noch nichtliquidiert. Bewußt will ich michaufdas Ruhrland beschränken, weil imengen Wirklichkeitsraum sichweltweites Geschehen wiederspiegelt.

Wer seineAntwort auf unsere srage sucht,derdarfnichtzueinerblutleeren Theoriekommen. DieAntwortmuß zugewandt seindemHierund Jetztmit allseinen Konkretheiten.

z. Die soziale Lage.

Das Schwergewichtunserer sozialenLage ist aufgebrochen,derMenschheit mehroder wenigerdeutlichzum Bewußtsein gekommenmitdemEntstehen derArbeiterbewegung. DasmußalsTatsacheunbeirrbar festgehaltenwerden«

DieökonomischeGrundlage unseres gegenwärtigen Lebensschicksalsistderindu- strielle Kapitalismus. Wenn auchimmer mehrMenschendes Mittelstandes zerrieben werden,wenn esauchstellenloseAkademiker gibt,wenn auch die Ge- werkschaftsbewegungeingroßer Machtfaktor wirtschaftlichen undpolitischen Lebensgeworden ist,wenn auch dieArbeiterbewegung teilweise verbürgerlicht oder garinihrersührung »verbonzt« ist, soändert das alles niichtsan der unaufhebbaren Tatsache, daßdiesozialesrage unauflöslichmitdemSchicksal derindustriellenArbeiterschaftverbunden ist.DalebtinderTiefeeinSeufzen und Stöhnen,einSich-Qualen und -Plagen. Das fieberhafteTempo,die materielle Zweckhaftigkeit,dieerstorbene Natur, dietechnischenKonstruktionen lassenkeineZeitzurReifederPersönlichkeitundderGemeinschaft.DieTöne des-Lebensliedes schreien: Miserere! Angesichts dieser Tatsache ist klar, daßder Patriarchalismus undalleseineAbarten mitihrenkünstlichenWiederbelebungs- versuchen endgültigdahinsind.»ZweiVölker ineinemVolk« das istdie Lage-.Es wird beiderzunehmenden Verarmung immer deutlicher,was die

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Scheidung hervorruft: das materielle Gut. Das Volk zerfälltinBesitzende und Nichtbesitzende,insolche,dieAnteil am Lebenundseinen mannigfachen Gütern haben,undinsolche,die davon ausgeschlossenund ausgestoßen sind.

Wir erleben täglich Zuspitzungund ungeheuere VerschärfungderKlassen- gegensätze.

Es wird immer deutlicher, daßdertechnische FortschrittzuEndeist.Tau- sendederarbeitslosen VäterundJugendlichenwerden niewieder indentech- nisch-industriellen Arbeitsprozeß hineinkommen. »Der technischeAusbau und dietechnische AusrüstungderWirtschaft istbeendet. Neue grundlegendeEr- findungensindnicht mehrzuerwarten.« Rußland istin derGegenwartnoch dietypische VerkörperungdestechnischenOptimismus, aberseine geschichtlichen Voraussetzungenund Möglichkeitenim Hinblick aufdieNaturbedingungen und dasMenschenmaterial sindganz anders alsbeiuns. Wir sindbereits wissend gewordeninderungeheuerenNot: Menschund Maschine.Undder technischeMythos inderJugend istnur das LiedderJungen,das einstdie alten Spatzen gepfiffenhaben. Wir erkennen überall deutlichdas,was ,,zu Ende«geht, ohneeine klareEinsichtzuhaben indas,was werden will. Das macht unsere Lage so bedrohlich,daßjederrationale Optimismus, derdieSirn- sphäre ausfüllen kann,vor derLebenswirklichkeit zerbricht,daßjedersentimen- taleOptimismus, dernur psychischeTreibhauspflanzen züchtet,versagt.

Aber was sollen wir denn tun? Einschwärmerisches»Sozialapo- stolat«von dermenschlichen Gefühlsseite her,wieessichinhumanistischenund religiösen Gruppenimmer nochfindet,alle Lösungsversuchedurch einseitige AktivierungdesWillens, wie dasinverhärteten politischen Gruppenvor- herrscht,werden demErnstderLagenichtgerecht. Jn letzterRatlosigkeit spüren wir, daßesum dieGanzheitunsererExistenz geht.DerganzeMenschaber wird gerufen, beansprucht und, sofernerbereitist,auchbeseligtvon Gott zu tiefsterBindungundletzter Freiheit zugleich.Damit sindwirungewolltauf dieLagederKirchegestoßen.DieKirche istdaals Organisation, alssoziolo- gische Größe,aber esgehtnicht an, siedeshalbauchreligiöszurechtfertigen.

Wir sehenund erleiden sie,wie sie kleinbürgerlichabgekapselt ist.Es kann darum füruns imZusammenhang mitder sozialenLagekeinedringlichere Aufgabe gebenalsdie nach zentralerArbeit,aus dem,was derKirche gegeben ist,indem esihrzugleich aufgegeben ist:einRingenundSuchenum dieVer- gegenwärtigungdes,,Evangeliums«,das uns jazur ganzen und letztenLe- benserneuerung helfenwill,ohnedaßwir es deshalbals Mittel für unsere Zwecke benutzen dürften.Von derBibel aus fällteinhellerSchein aufalle uns bedrängendenLebensnöte. Wir könnenunmöglichwarten, biswir eine allebefriedigende Normaltheologie gefunden haben,dennunsereNotistzuele- mentar undpraktisch.

z.Die internationale Lage.

Siekannund darfgarnichtanders alsimZusammenhangmitdersozialen Lage gesehenwerden. Wir erlebentäglich ihre ungeheuere Verschärfungtrotz desKriegsendesund aller»sriedensverträge«.Enthusiastische sriedensappelle werden indie Welt posaunt. Wir lesen Berichtevon Ministerbesuchen,bei

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denen»sriedens-undVerständigungsreden« gehaltenwerden. DerVölkerbund bürgtunter demSchutzvon Frankreichs Militärmacht für zweifelhafte,inter- nationale »Sicherheiten«. Trotzaller beabsichtigtenPlanwirtschaft werden zwischendenStaaten hoheZollmauern errichtet,diezurAutarkie derNationen drängen. Angesichts dieser Lagerücktuns das Gespenst politischerund welt- wirtschaftlicher Anarchienur immer näheraufdenLeib. Daßdas sozialeund internationale ZusammenlebendesVolkes und derVölkernicht ohne»Macht«

sein kann, zeigt sichdemimmer deutlicher,derernsthaftumdieLage ringt,weil dieWelt schlechterdings nichtmitdemEvangelium regiertwerden kann.Un- gezügelte politischeMachtverhindert heutesogar, daßinderWirtschaft die mehr alsfragwürdige kapitalistischeVe r nunft regiert.

Nebendieserverworrenen Lage sehenwirhoffnungsvolleAnsätzeeinesneuen Werdens: Diesteundschaftsarbeit derKirchen, Stockholm, Lausanne,dasin- ternationale Sozialinstitut inGenf, dieKreuzritterbewegung, der Versöh- nungsbund. Der rationale Pazifismus und jede sentimentaleVerbrüderung sindamEnde. Wir erkennen auch hier: Esfehlt letzte BindunganGott,der uns über allen Programmen inseinen Dienst ruft. Je deutlicherwirihnver- nehmen,um soklarerwird uns, daß seinWort eineinderGeschichteund an uns sich durchsetzende Wirklichkeit ist, daßesnicht im luftleerenRaum ist, sondern unser sterbendesLebenmeint.

Z.Und die Jugend?

Siewi ll, darfundmußinnüchterner Sachlichkeit diese Lage sehen.Darum ist sie so zurückhaltendund verschlossen. »Wirsind einsam,wie dieBäume einsam sind,nicht wiedervon seinem Herrn verjagte Hund,dermitgesenktem Kopfdurch dieGassen läuft,denVerlorenen zusuchen«(srank Matzke: Jugend bekennt, sosind wir). JhrJungenwartet aufeinesachlicheVerkündigung,die alleure NöteimpersönlichenLeben,inBeruf,Staat, GesellschaftundKirche ernstnimmt. Darum istdieAelterenschulung so notwendig, daman sich müht um Erkenntnis derLage. Je schärferderBlickwird,um so trostloserdie Aus- sichten.Jstdas dergeheime SegenderNot,daßwir dieWahrheit wieder glaubennach rasend, schwindelndem Aufstieg: »Das Wesen dieserWelt vergeht«?Wir fangenwieder anzuahnen, daßdieBibel rechthat,wenn sie das EndeallerZeiteneineKatastrophe sein läßt.Aberwir wissendieStunde nicht,wie Oswald Spenglerin»Der Menschund dieTechnik«.Denn wir dürfenesglauben, daßwirüberdemAbgrund gehaltenwerden von derletzten Gotteswirklichkeit, von deruns dieBibel zeugt. Nurdaraus kanndertapfere Schritt erwachsenvon Stunde zuStunde. NurdiesesGehaltensein läßtuns schreiten,ohnedaß unser irdischer Lebenswegklar geebnet ist,aber »Seitan Seite«. Wir sehendenandern,der,obgleichwir zuverschiedener soziologischer Schicht,zuverschiedenenVölkern gehören,doch mituns geliebt istund mit uns der Lösung bedarf.Die Verschiedenheit unserer sozialenund volklichen Lagekannnicht abgeschafft,kannnichtbedeutungslos werden,aberalldie zer- störenden Kräfte,diedaraus wachsen,könnennur gebändigtwerden durch Glauben undLiebe. Soschauenwiraus nachwirklichersührung auf diesem

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Weg, Führung,dienichterwächstaus äußerer Disziplin,nichtaus intellek- tueller Autorität, sondern Führung,inder selbst verborgendas Geheimnis einesGeführt-werdens liegt.

Sowagen wir unserLebeninFamilie, GruppeundGemeinde,inSpiel.

Arbeit und steizeitaus dem Gehorsamgegen dasWort, das wir wachen Herzensauchaus derLage3933vernehmen können,dennauch dagilt:Anno Do mini xgZz!Wir sindja nicht dazuda,das Lebenkonservativzubesahen oderesrevolutionär zuverneinen,sonderneswillbestanden sein. Jnsein er!

ganzen Hoffnungslosigkeit kann es nur bestanden wer-

den für Zeit und Ewigkeit aus den Kräften des gehorsa- men Glaubens!

Daswird uns g ege benunddasdürfenwirtunAnno Domini Zazzl Adolf Brandmeyer.

Ein Kapitel Geopolitik.

l.Warum Geopolitik?

Leuten,diegerneRomane lesen, pflege «zufagen, daßdieGeschichte,die deutschevor allem,dievorzüglichsten Romanstoffe liefert. Diese Stoffehaben überdies denVorzug, daß sieuns unmittelbar angehen;dennwirDeutschevon heutesind nichtnur das,was wir aus uns selbst machen, sondernweitmehr.

das,wozu uns unsere Vorfahrengemachthaben.Wir sindin einefehrpolitische Zeit hineingeborenund bedürfendarum mehr denn jeeingehender Gefchichts- kenntnisse.Geschichte,das ist erstarrte Politik,wenn man so sagen darf,und diePolitikvon heute wird alsGeschichtevor demkritischenAuge unsererNach- kommen zubestehenhaben.

Unsere deutsche Geschichte fordertimmer wieder zueinem Vergleichmitder französischenheraus,vor allem dann,wenn Deutscheund sranzosen ihreGe- gensätzemitdenWaffenaustragen, oderwenn, wieheute undvor etwas mehr als zoo Jahren, ein politisch mächtiges Frankreichüber einohnmächtiges Deutschland frohlockt.Dort stehtFrankreich,einepolitische, militärische,wirt- schaftliche,kulturelle Macht, straff zusammengefaßtund einheitlich eingesetzt durcheinestarke Zentralgewaltz hierDeutschland,ohneMittelpunktinirgend- einerBeziehung, auseinanderstrebend, eigenbrötlerisch,zerfallendin vieleVater- landchen,eineFarbenmusterkarteim Atlas. Woherkommendiefe Unterschiede?

Wielassensie sicherklären?

Man magdamanchesanführenzurErklärungderdeutschen Zersplitterung:

Nichtzuletztdendeutscheneigenstolzen Charakter,dieKurzlebigkeitderdeutschen Kaisergeschlechter(Karolinger, Ottonen, salische Franken, Staufer jeweils wenig mehr alseinJahrhundert,ausgenommen dienur für ihre Hausmacht sorgenden Habsburger), diedurchOtto I.begonneneenge Verbindungvon Staat und Kircheinsormdergeistlichen Fürstentümerunddiedadurch bedingteGegner- schaft zwischen Kaisertumalsderweltlichen undPapsttumalsdergeistlichen Zentralgewalt, schließlichauch dieunglücklicheJtalienpolitikderbedeutendsten

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Kaiser,dieihre Gewalt inDeutschlandschwächteund das Machtstrebender Teilfürsten begünstigte.Während inDeutschlandeinemGipfelpunkt kaiserlicher Zentralgewalt (Karld.Gr.,Otto d.Gr., Heinrich 111., HeinrichVI.)immer wieder einjäher AbfallindieTiefe folgt,breitet das französischeKönigtum, gewißnicht ohneRückschläge,aberdochstetig seine Machtaus. DieHerrscher- geschlechterder Capetinger(330Jahre),der Valois (x7o),der Orleans (9o), derBourbon (überzoo) könnensich längerals diedeutschenan der Macht«- halten,diepolitische MachtderBischöfebleibtweit geringeralsinDeutschland, das Königtum findet frühzeitig Hilfegegen denauffässigenAdelimBürger- tum deraufblühendenStädte (x250BeendigungderAlbigenserkriege, Macht des südfranzösischenAdels gebrochen;xzoz erste Einberufung derEtats ge- neraux!). Hierdurchund durch die das französischeRittertum inseinemBe- tätigungsdrangnachaußenlenkenden Kreuzzüge, sowiedurchdieüber xzo Jahredauernden kriegerischenAuseinandersetzungenmit Englandbildete sich inFrankreich frühzeitigein bewundernswertes Nationalgefühl,dasauchschwerste innereWirren durchaußenpolitischeBetätigungstetszuüberwinden vermochte.

Aberallediese gewiß stichhaltigenGründe lasseneinenletzten RestdesUn- geklärten.TrotzderUngunstmancherVoraussetzungen hätteesauch inDeutsch- land zur Festigungeiner starkenZentralgewalt und zurBildung einesnicht nur geistigen, sondernauchpolitischen Nationalgefiihls kommen müssen,wenn dieslediglichvom deutschenMenschen abgehangenhätte.AmWillen dazu fehlteesinderdeutschen Geschichte nicht,wohl aberam günstigen Le- bensrauml Dessen Einwirkung aufdieGeschichte (oder Politik) eines Staates beleuchtetuns aber nichteigentlichdiepolitische Geschichte, sondern diepolitische Geographieinihrer praktischen Anwendung, dieGeopol i tik.

II.Was will die Geopolitik?

Sie isteinejunge Wissenschaft,oder bessergesagt:eine»Kunstlehre«,auf demWerk des großen Geographen Ratzel fußend,von dem schwedischen Staatsrechtslehrer Kjellån ausgehend (,»DerStaat alsLebensform«, ,,Grund- rißzueinemSystemderPolitik«),von namhaftenGeographenundHistorikern angewandt undvon denGeographen Haushofer, Maull undObst gemeinsam (,,Zeitschrift für Geopolitik«, »BausteinezurGeopolitik«)undinEinzelwerken umrissen, vertieftund praktisch erprobt. Lassenwirdie dreiHerausgeber der Zeitschrifthier in denwichtigsten SätzenihrergrundlegendenDarlegung selbst sprechen (»Bausteine«S.27):

»Die Geopolitik istdieLehrevon der Erdgebundenheitder politischen Vorgänge.

Siefußt aufderbreiten Grundlage derGeographie... Dievon derGeographie erfaßte Wesenheit derErdräume gibt fürdie GeopolitikdenRahmenab,innerhalb dessen sichderAblaufderpolitischen Vorgängevollziehenmuß,wenn ihnenDauererfolg beschiedensein muß... JmSinne dieserErkenntnis willdieGeopolitikRüstzeugzumpolitischen Handeln liefern...

DieGeopolitikwillundmußzum geographischen GewissendesStaates werden«

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vielgegliedertes Leben sehen lernen, in dem jedes Glied seinEigenrecht und seinen Eigen- dienst hat. So wird auch in der bewußten Gestaltung des Gemeindelebens diese Glic- derung

ssolgerichtig muß eine Bewegung-, die sriedenshaltung um jeden Preis als durch das Evangelium gefordert (,,wird eine Handlung dadurch sittlich, daß sie notwendig ist?«) — von-

füllt wird, sondern daß wir immer wieder vor der Tatsache unseres Versagens und Versäumens stehen, als Menschen, die gerichtet werden; und es muß uns auch immer klarer werden, daß

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