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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 21. Juni 1932, Nr 6.

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Academic year: 2021

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UNSER BUND

ÄLTERENBLATT DES BUNDES DEUTSCHER JUGENDVEREINE

strick

Zl.JAl-IR JUNl 1932·BRACHET HEFT 6

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UnserBund

herausgegebenvom Bund DeutscherJugendvereinee.V.

Bundesleiter: Prof.D.Dr.Wilhelm Stählin, Münsteri.Wests., Paul- straße(sernrus zip397).

Bundeskanzlei undBundesgeschäftsstelle:Göttingen,Weender Str. 56,I (Postfach zo4),sernruf Göttingen285x.

Bundeswart AugustdeHaar-, BundesgeschåftsfiihrerGeorg Brust,Göt- tingen, Postsachzo4. PostscheckkontodesBundes: Berlin Nr.zzzzo.

Schristleitung:

»UnserBund« wirdinständigerVerbindungmitPastorKarlPeter Adams, Hamburg, undPastorKurt Vangerow,Liegnitz, herausgegebenvon Jörg Erb, Hauptlehreh Gersbach Amt Schopfheim (Baden).

Bestellung-

BeiderPostoderbei derKanzleidesBDJ., Göttingen, Postsachzo4.

Kasus ater zu wissest

Bundeskanzlei.

DieEinladungen zur Bundestagung inWeimar sind Mitte Mai an die GruppenundEinzelmitglieder gegangen. BeachtetdieAnmeldetermine und sendetdievorläusige Anmeldung pünktlichzum xo. Juniein.

Eine herzlicheBitte habenwir anunsereMitgliederindieserZeit. Zahlt Beiträgeund Zeitschriftengelderimmer möglichst schnellein. Dieöffentlichen UnterstützungenunsererBundesarbeit gehenmehr undmehr zurück. Wenn wir nichtinernstlicheSchwierigkeitenkommen wollen, müssenunsalleMitglieder nachbesten Krästen unterstützen. BeachtetdieZahlungssristenundschicktuns diesälligenGelderpünktlich!Unser PostscheckkontmBerlin 22326.

Inhalt dieses Hosia-

Gedicht. Wir wissennicht,was Kircheist. Bemeuchener steizeitem

DielämpsendeKirche. —- Kircheund Volk. Der Aeltereund die Kirchengemeinde. Gottesdienst -Bundesgottesdicnst. Kircheunterm Kreuz. BuchundBild. DieEcke. Anzeigen.

AnschriftenderMitarbeiter:

Klaus Seimburger. GünterHowe. lVilhelm Stählin, Münster i.Westf., Paulstraßezö. AdolfBrandmeyer,Gelsenlirchen-Schalle, Berliner StraßeEx.-— CarlPeter Adams, Hamburg, Adolphstraßeso.

Rudolf Spieler,Hansburg-,so;.«Teweswegzo.

»Es-I-»in-k- ,-,

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Weise:Lobt Gott getrostmitSingen. xs44.

Laß dich durch nichts erschrecken, O duchristgläubigeSchar.

Gott wird dirHilferwecken Undselbstdeinnehmen wahr.

HatERdichdochgezeichnet, GegrabeninSEJN Händ’.

DeinNam’ stetsvor JHM leuchtet, DaßIXR dirSEJNIZ Hilfe send’.

EstutJHN nichtgereuen, Was ERvorlängst gedeut’t, SEJN Kirchezuerneuen Jndieser gfährlichZeit.

DER wird herzlichanschauen DeinJammer undElend, Dich herrlich auferbauen Durch SEJN reinWort undSakrament.

Gott sollnwirbillig loben, Dersichaus großerGnad Durch SIEJNE milden Gaben Uns kundgegebenhat.

ISR wird uns aucherhalten JnLieb undEinigkeit Undunser freundlichwalten Sieund auchdort inEwigkeit.

BöhmischeBrüder (MichaelWeiße ?)x534.

Wir wissen nicht,was Kircheist.

z.

Dasisteinestumme Frage,die vielenunter uns Not bringt.Esistuns,als seiesunsere Schuld, dieses Nichtwissen unddarum bleibtdieseFrage stumm.

Wir spüren,dasistnicht in derOrdnung, unddaher kommtdie Not. Irgend- woher kommt einAnspruch,dem möchtenwir standhalten; aberwir ver- nehmenihnundeutlichund wissen nicht,wer ruft.

Unsistinalten Schriften Gewaltiges gesagtvon derKirche.Und soweit kennenwirauch dieGeschichteunseresVolkes,daß wir wissen:ohne dieKirche

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wärenwirheutenichtdasdeutscheVolk,daswirsind. OhnedieKirche istdas heilige deutsche Reich nichtzu»begreifen«. Ja, dieses heilige deutscheReich gewinntfüruns Züge,diewir demBilde leihenmöchten,das wir inuns tragenvon einerKirche.sürGott streitetderKaiserundseineRitter inEisen, Schirmer derChristenheit ister,Gottes Retterscharen seineRitter imKampfe gegen dieHeiden.Gott istmitihnen undmitihnen derSieg. DieStreiter selbstaber sind überwältigtvon derGrößeund Machtdes Christus. Der Kaiser«nimmt dieKrone vom Hauptund legtdenMantel derHerrschaftab und singt:

Nimm DumeinAmt, HerrJesu Christ, DerDuHerrallerHerrenbist.

DerKönige König ich erwähle, DieWelt ichDeiner Gnad befehlel

RitterlicherKampf fürGottes Sache,Demut und HingabeandenHerrnder ErdeunddesHimmels.

Wir wissenaucheinigesaus derGeschichtederKircheundbewundern die Märtyrer.Wir wissenvom SchicksalderevangelischenSalzburgerundscheuen uns, ihreNotimSpielzugestalten,weilwir nichts wissenvon derMacht, diestärker istalsdieHeimat,diedieseMenschen Mühsal, Verfolgungundun-

säglichesLeidauf sichnehmenund willigtragenheißt.Wie großmußtediese Macht sein,wielebendiginjedem einzelnen, daßerfreiwilligsich soentschied!

Welche Jnnenkraft,welcheHerrschaft,diesolchenGehorsamfindet! Wie arm und klein, nebensächlichund nichtig, armseligund imSande verlaufend er- scheintuns unserLeben,weil keinesolcheSterne überihmleuchten,weil keine heilige Größeuns zwingt und unsern freiwilligen Gehorsam erringt. Wir tragen SehnsuchtnachsolchemGehorsam,und wirstreckenuns nachsolcher Größe. DaßderStern aufgingeundderRuf erschölledurchHerzenundLande.

Brennenden Auges schauenwiraus in dasDunkel,dasüberuns liegt. Heute müßte sichdieJnnenkraft derKirche zeigen. Nicht,indem sie äußereGeltung sich verschafft, nicht,indemsieProgrammeentwickelt, nicht,daßsiedaunddort

etwas tut. Nein,alsJnnenkraft, dievon innen her dieWelt, dieMenschen

formt,daß sieanders denken,anders handelnmüssen,daßsieneu geformt werden undAugenundOhrenbekommen fürdieWegweisungen Gottes,die derEwigeuns Menschen hereinschreibtinunsereWelt derNachtundNot. Auf wen solltenwirnoch hoffen,wenn nichtaufdie Kirche?DieParteien schaffens nicht;auchnichtdieSysteme;imMenschenmuß dieWendunganheben. Die Wendungkannnichtvon derWelt kommen.

Aberdiedurchdringende, durchsäuernde,erneuende KraftderKirche istnicht spürbar.Sieerreichtuns Menschen,diewir willigseinmöchten, nicht; sie kommt andieStrömungen, SystemeundParteien,dietaub sindundsichver- zweifeltwehrenwürden gegen eineBesitzergreifung durch göttliche Macht, erst recht nicht heran. DurchJahrhunderte heristdasSchwinden dieserKraftzu spüren.Aus ihrerüberweltlichenund überzeitlichen Macht sinktdieKirche mehr undmehr, stehtneben undzwischen, ja auch schonhinterund unter den

«Spielvom AntichristundKaiserreich.

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weltlichen Dingen, Strömungen, Parteien. Von ihrem göttlichen Auftrag wirdnichts mehrverspürt.Erwird verstandenalseinweltliches, persönliches Wollen,alseinVereinszweckneben tausendandern. DieKirche wird säkula- risiert, eingezogen,wieeinstderGrundbesitzdergeistlichen Fürsten unddem weltlichenBesitz eingeordnet.DieKirchedientwiejeneGüterdemWeltlichen zurVergrößerung, Abrundung, Bereicherung, Ausschmüekung,Verbrämung.

DieKirche wird aufgesaugtvon denGrößenderWelt.

Aberdasindwirzuunserer eigenen Verwunderung nicht mehrteilnahmslos.

Gegen solcheAufsaugungwehrenwiruns. Nicht alsKirchenpolitiker,nicht alsKirchentreue, nicht alsklugeTaktiker vielmehr alsMenschen,dievom Evangeliumher lebenwollen,die beten: DeinReichkomme. Wir wissen, daß dieses Reich nichtdieKirche ist,aberwirahnen, daßimKommen desReiches Gottes dieKirche Entscheidendesbedeutet. Wenn siederLeibChristi ist,dann sindwir aus derVereinzelung,aus denBedenken,denVorurteilen,demAb- wägenundAbwarten herausgerufenzurEinordnung. Dasistabermehrals politische Entscheidung fürdieKirche, daßman ihr die Stimme gibtunddie Steuer-,von ihrenEinrichtungen Gebrauch machtUndsichihrenSitten fügt.

Das ist mehr,alsdaßman sicheiner,,christlichen«Partei anschließtund somit dieGottlosenbewegung bekämpft. Unsere Einordnung indieKirche,das ist unserFragennachihr undunserRingenum sie, daß siewerde. Bittenichtmiß- verstehen:eineKirche,wiewir sieuns denken,eineKirche nach unsermGe- schmack.Nein: eineKircheGottes und seinesWortes. Sowie dasheilige deutsche Reich seinenSinn, seine BerechtigungundseineAufgabenur vonGott her hat. Undvon daher kommt undmußkommen unserFragenundKämpfen.

z.

EinigeErlebnisse derletztenZeitsollen diesesFragen aufzeigen.

JmerstenWahlgang hat einevangelischer Pfarrer aus unsererGegendim ganzen BezirkAbend fürAbend seineReden für HitlerindenDörfern gehalten.

Immer heißtesindenAnzeigen: Parteigenosse Pfarrer X. UnterdenLeuten entstehtUnruhe: dassollteernicht machen.Ausgerechnetin derWochevor der Konfirmation! Wenn ersichin derPredigt soandenLadenlegenwollte! Es werden mirUnterschriften füreineEingabeandiezuständigekirchlicheStelle angeboten.Ich halte michverpflichtet, meineBeobachtungenundmeinegrund- sätzlichenBedenken dorthin mitzuteilen. Eine Wochenach dem zweiten Wahlgang wird mirauch eineAntwort: Das kirchlicheLebenhatnirgends Schadengelitten.JmGegenteil: Parteigenossen sindwiederholt mitLastkraft- wagen zumPfarrerin denGottesdienst gefahren.DieParteidemonstration, die garnicht derevangelischen Kirche, sonderndemParteigenossen PfarrerX.galt undgegendasdortige Zentrum gerichtetwar, wirdhierfreudigalsFörderung deskirchlichenLebensgewertet. Laßtuns mitsegeln,wir haben dannvielleicht auch Wind indenSegeln!Nicht bedachtwird,daß damit dieKirchefürviele evangelische Christen, fürdenKatholiken und erstrechtfür Religionsgegner einfachindenNationalsozialismus hineingeschlittert ist.Undesisteinesehr ernste Frage,wieweit dastatsächlichderFall ist. Sicher drohtdiestärkste GefahrderSäkularisierungvon dieserSeite. -Siewissen nicht,was Kirche ist.

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Wenn wirauf dieseGefahr hinweisen, sowerden wiraufdasVerhältnis:

Katholische Kirche Zentrum verwiesen; und oftgenug wird der Kampf gegendasZentrum,gegendasKatholische,zumWerber fiirdenNationalsozia- lismus. AberesisteineFrage,ob dasheute dergrößte seindeiner evangelischen Kirche istundob daskeinefalscheFront bedeutet, heute,inderZeit der Glau- bensverteidigung Zudem liegtdersallindiesemVerhältnisanders. Niemand wird behaupten, daßdiekatholische Kirchein das Zentrumhineinsich auflöst.

DasZentrumhat Glauben undGesinnungvon derKirche,undvon ihr nimmt esdieRichtlinienfiir sein Handeln. Wer möchte dasEntsprechendevom Na- tionalsozialismus behaupten?

Aberwenn nun schondavon dieRedeist, sollhier ein Urteilzudiesensragen stehen,daszumNachdenkenzwingt: »JnderWahlniederlagedesChristl.-Soz.

Volksdienstes(beidenPreußenwahlen) spiegelt sichdieerschütternde Niederlage, diederdeutsche Protestantismus politischindemAugenblick erleidet,indem derdeutsche Katholizismus politisch auseinervorher noch nicht erreichtenHöhe seiner Machtsteht.Dieses Mißverhältniswird heutevon einsichtigenKatho- likenfast stärker empfundenalsvom Protestantismus selber.Eineprotestan- tischeKirche,die in denNationalsozialismus sich auflöstund säkularisiertund damit einemverkapptenund getarnten Liberalismus zum Opfer wird, kann niemals derdeutschen Rechtendas sundament desGlaubens undderGesin-, nung geben,aus demheraus allein einechtesund unabdingbares Zusammen- gehenmiteiner politischen Gruppemöglich ist,diewie das Zentrum aus solchemLebensgrundelebt.« (,,VolkskonservativeStimmen« vom Zo.4.xgzzJ

«-

Vorkurzem tagtedieLandessynode.Es kommtzueinerAuseinandersetzung grundsätzlicherArtzwischenderRechtenunddenreligiösen Sozialisten.Bevor derSprecherderreligiösen SozialistendasWort ergreift,erklärtdieRechte, daß sie nichtin derLage sei,denRedner anzuhörenunddarum denSaal ver-

lasse.Wäre das nur eineNachahmungnationalsozialistischer Methoden, so könnte man sichum den Geschmack streiten.Aber das ist schlimmer: diese Männer undsrauenwaren nicht alseinweltliches Parlament zusammen, sie waren versammeltalsGemeinde imAngesichtderKircheundhatten zuhandeln siiberganzentscheidende kirchliche Dinge.Unddavermögendie einendie andern

nicht mehrzuhören, erklären,daßsiegar nicht denWillen haben, ihnanzu- hören, geschweigezuverstehen!Wie willdiese Kircheweiter dasEvangelium verkünden? Liebeteinander! Diener einander! Einer tragedesandern Last!

Fürwahr, sie wissen nicht,was Kircheist.

Aus diesem Auftaktwird auch diefolgende,nochschmerzlichereTatsachever- ständlich:Diereligiösen Sozialisten erklärenam EndederSynode, siekönnten sicham gemeinsamen Gottesdienst nicht beteiligen,weil ihnen der Glaube ab- gesprochenworden sei; siewürden einen eigenen Gottesdienstineinerandern Kirche halten. Also Aufkündigungdergottesdienstlichen Gemeinschaft!Sie werden gebeten,mitzukommen zum gemeinsamen Gottesdienst;dieKirche fiir dengeplanten eigenen Gottesdienst wird verweigert; dieTrennungbleibt:

Siewissen nicht,was Kirche ist.Das giltauchvon denreligiösen Sozialisten.

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IhrSchritt isteinegroße Verirrung. Abererzeigtdeutlichauf,wie wenig ,,kirchlich«,brüderlich, christlichliebendundverbunden diese Auseinandersetzun- gengewesen sein müssen.Esisteinemüßige Frage,wo diegrößere Schuld liegt.Siewissennicht,was Kirche ist.Das istderEindruck,denman ge- winnt aus denBerichten,die denLaienerreichen.Was Wunder, wenn dem Kirchenvolk diesesWissenauchverlorengeht!

Ein drittes Erlebnis: AmSonntag Kantate binichauswärts imGottes- dienstgewesen miteinem schlechtenGewissen,denn eigentlich hätteich doch mitdenKindern in derHeimatkirchesingen müssen.AberdieKirche muß jaeinenauch imfremden Gotteshaus umfangen.Aberdawar eineLeere. Nichts war zuspürenvon Kantate, nischtsvon derfrohensestzeit,dievon Osternüber HimmelfahrtzuPfingsten führt.DiePredigtwandte sich nichtan eineGe- meinde,sondernan die,,Zuhörer«.Siewar bewußteinVortrag über Mas- dasnan. NachdemGottesdienst besprachenwir uns imkleinenKreise.Der Pfarrer erklärte,derWunschzudiesen Vorträgen seiaus derGemeinde ge- kommen. DieReihe seiüberOstern ausgesetzt gewesen,erhätte in der Ge- meindeschon fünfmalüber dasSingen gepredigtundkönnte dasThema nicht zuTodereiten. DieLeuteseien erfreutüber dieVorträgeunddieZahlderZu- hörer habessichvermehrt. Essei zuzugeben,daß dergottesdienstlicheCharakter verschobenund dieratio vornehmlich angesprochen werde,aber das gehöre auchzur AufgabedesGottesdienstes. Auchdiejungen sreundehatten inter- essiert zugehört, sie wußten aufeinmal mitdemGottesdienstetwas anzufangen.

Jhr Verstandwar angesprochen, siehörten einenaufklärenden Vortrag und paßten auf. JmGrunde istesderselbesallwiebei derGemeinde. Sieweiß nicht mehr,was betenist,darum keineLiturgie jaauch keinePredigt mehr, nur nochVortrag! Welche SäkularisierunglDieKirchehat auchnur Vorträge zuhalten,wiesieüberallundvon allengehaltenwerden! Aufsagunginnenund außen.Wir aber fühlenuns im,,elende«,imfremdenLand, spürenHeimweh, unddasKirchenjahr istwieeineErinnerung aneineHeimat,dieuns einst barg.

Was istdasfüreineErinnerung, undwas istdasfüreinHeimweh? Wiv fragen nachderKirche. Auch hier: sie wissen nicht,was Kirche ist.

Z.

Wir wissen nicht,was Kirche ist.Das ist unsereNot. Abermitdieser srage,mitdiesem Begehren strebenwir zur Kirche.,,AußerderKirchekein Heil.« Dieser Lehrsatzderkatholischen Kircheistuns alsfalsch bewiesenworden.

AbereinRuf ergehtheutean uns, in demsteckt ähnlich zwingendeund wer- bendeKraft. DerRufkönntevielleicht heißen:Wer heuteEvangelium will, muß Kirchewollen. Wer aberEvangelium nichtwill,derwillGottlosigkeit.

Zwischen Evangelium und Gottlosigkeitkann heute keineStellung bezogen werden. Das heißt, nicht sich zufrieden gebenmitderaugenblicklichenVerfas- sungderKirche.Aber wir könnenuns zu dergeglaubtenundkommenden Kirche nur bekennen,indem wir uns dergegenwärtigen nicht versagen.Das fällt schwer.Nochmüssenwirfragen:Was ist Kirche.UnddieAntwort, dieuns helfen kann, darf nichtinWorten bestehen, sonderninderTatundimWesen.

. Klaus Heimburgen

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Angesichts unsererinneren und äußeren Lebensunsicherheitmöchtees wohl alseineNot niederen Ranges erscheinen, daßwir keineBeziehungzurKirche haben. Aber vielleichtistes auchgerade umgekehrt,daß indieserNot der Schlüssel füralleanderen Nöteverborgen liegt.Eines müssenwir jedenfalls feststellen:obwir nun soetwas wie einreligiösesLebenhabenoder nicht, an derKirchesindwirvorübergegangen.Wir haben wohl ineinem verbor- genenWinkel unseres Herzensdas Gefühl,daß dieKirchemitanderen Maß- stäben gemessenund von anderen Standpunkten aus betrachtet werden muß, alswir esgewohnt sind,aber wir kennen den Maßstab nicht,wir wissen nicht,welchesderStandpunkt seinmuß.

Dieäußere LagederKirche scheint unseren Wegan ihrvorüber zurecht- fertigen. Geschirmtund finanziellgestütztvom Staate, gegründet aufdie Familie, soziologisch verwachsen mit derbürgerlichen Gesellschaft,getragen vom wissenschaftlichenJdealismus derZeit so standdieKirchenochvor wenigen Jahren da. Heuteistdas Verhältniszum Staate eingespanntes, diesamilie befindet sichinschwererKrise,daszerbrocheneBürgertum sammelt unter neuen ZielenjedenfallseherabseitsderKirche,derwissenschaftlicheIdea- lismus istdahin.

Was erhoffenwirnochvon derKirche, diesem Häuflein Menschen aufver- lorenem Posten? Wir habenuns heutedaran gewöhnen müssen,auchauf schwankendenBoden unsere Hoffnung zugründen,und sowollen wirdenn sagen,was wir von derKircheerwarten.

Die Kirche solluns einväterlicher,ratender und helfendersreundseinin dem"Wirrsal derZeit,mehrnoch,sie solluns zueiner religiösen Haltung führen,einer Haltung freilich,diesichindenuns bedräuenden sragenbe- währenmuß, sie soll unseres sußes LeuchteundeinLicht auf unserm Wege sein, sie solldastun,was sie allsonntäglichzutunangibt, sie solluns Gottes Wort verkündigen.

UmderGerechtigkeitwillen müssenwiraberauchfragen,wieweit wirzu Gliedern einer Kirche geeignet sind,und was dieKirchevon uns erwartet.

Bewegt sich unser religiösesLebeninirgendwelchennochsolockeren sormen oder istesvielmehr völlig chaotisch?Fehltihm nichtgeradedas Kernstück, das Gebet? Habenwir jemalsimGebete oder anderswo unsere Einsamkeit vorGott so erschreckend empfunden, daß wir zu einerGemeinschaftmit Genossen dieses Schicksals gedrängtwaren, zueiner Gemeinschaft,dienur Kircheheißenkann? Was will dieKirche mituns?

Die Kirche istgezwungen, aufuns jungeMenschenzuhoffenund von

uns vielzuerwarten. Das einzigeaber,was sievon uns erhofft,ist,daß

wirihre Not aufuns nehmenund siezuunserer eigenen machen,damit die Kirchewieder daswerde,was wir füruns selbstvon ihr erhoffen:EinLicht füralles Volk.

Indem wir abersodieAufgabederKirchenachunseren Wünschenzube- stimmen versuchten,habenwir aber dochnur aufdenSchein gesehenund nicht aufdas Licht,das daimDunkel derZeit leuchten soll. Vielleicht istes abergerade so, daßesin derKirchenochwenigeralssonstinderWelt auf unsere Wünsche ankommt,und mögen sie auchnochso bescheidenund noch

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soberechtigt sein. Vielleicht istesimGrunde ganz gleichgültig,obwirjungen Menschennochzueinemletzten Restvon bürgerlicher Existenz gelangenoder obunsere schwankendegeistige Haltung ganz zerbrichtodernicht.

Wenn wirdemWesenderKirchenäherkommenwollen, so müssenwiruns

andas halten,was dieKirchevon sich selbst behauptetundbehaupten muß, wenn sieeinBewußtseinihrer selbsthat,und wir müssendanachfragen aufdieGefahr hin,daßunsereStellung zurKirchenochschwierigerundun- klarerwird. DieKirche istGottes Haus; was in ihr verkündet wirdistGottes Wort. Damit istihreAufgabe eindeutig festgelegt:Sie hat Gottes Willen zutunundGottallein die Ehrezugeben. WelcheineLage! MenschlicheEitel- keitprallthieraufeinunerbittliches »AlleinGott in derHöh sei Ehrl«,und das »DeinWille geschehel«stehtinunauflöslichem Gegensatzzuklugenund törichtenMenschenwünschen.

Auf welcheinemGrunde istdieAutorität derKircheerbaut! JhreWorte derVerheißungunddesGerichtswerden Lügen gestraft durchdieSchwären, diesieanihremLeibe hat.

Eines sehenwir: dieKirche stehtanjenerGrenze,wo menschlicheKraftam Endeist,undsiekannauchnirgendssonst stehen,dennalles,was mächtigvor derWelt ist, istdoch wieGras,das desabends abgehauenwird undverdorrt.

Vielleichtwar das letzte Jahr,dasuns soviele Hoffnungen undJllusionen zerstört hat,einebitter ernsteVorbereitung auf unseren BerufalsWächter andieser Grenze,alsGlieder derKirche. sreilichnur eineVorbereitung.

Hiermußjene geheimnisvolle Rede,Gottes Wort, einsetzen,das Wort, das sichwohl menschlichenWortes bedient,aber dochabseitsvon mensch- lichem Worte für sich selbst redet,und ohnedas alles,was wir zusage-r haben,Schall und Rauchbleibt. DieeinzigeAntwort des Menschenherzens istderGlaube,von demwir freilich nichtswissen können,wenn ernichtje und jeinunserm Herzen lebendig ist. Hütenwiruns aber,daßunserAus- weichenvor derKirchenicht einAusweichen vor dieserRedeist.Herrhilf

unserm Unglaubenl Gün ter How e.

Berneuchener sreizeiten.

»Wir wissen nicht,was Kirche ist.«Gerade imAnschlußandenvorstehen- denAufsatzüber dieKirchenlosigkeitundKirchenfremdheit darfundmuß ich ein Wort überunsereBerneuchener sreizeiten sagen.Von wievielen Menschen istuns durch alldiese Jahre hindurchdiese Klage entgegengebrachtworden:

Jchweiß nicht,was Kirche ist!Wie haben wir in alldiesen Jahren gelitten unter demEindruck, daßnichtnur dieUnkirchlichen,Kirchenlosen, sondern oft auch die Männer derKirche selbst,dieinderKirchedas großeWort führen, nichtzuwissen scheinen,was Kirche ist!Gerade das hatuns inunfereArbeit getrieben.Ein entscheidendesStückunsererArbeit sind unsere steizeiten,die wirBerneuchener seiteinerReihevon Jahrenhalten. Dieauf unseren steizeiten waren, könnennichtmehrsagen: »Wirwissen nicht,was Kirche ist.··Sie mögen selbst noch,vielleichtjetztum so mehr,unter derWirklichkeit unserer

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Kirche leiden, mögen schmerzlich beklagen, daß sieinihrergegebenen Pfarr- grmeindekeinekirchliche Heimat finden können;abersiehaben in dembeispiel- haftenGescheheneiner solchen Woche einmal erfahren,was Kirche ist,was Kirche sein sollteund seinkönnte.

DerBerneuchener KreisveranstaltetindiesemSommer eineReihevon Frei- 3eiten:dieviererstenin denvierWochendesAugust finden stattin demevan- gelischen Schulheim Kloster UrspringbeiSchelklingeninWürttemberg.Die beiden ersten Wochen leitetPfarrer Dr.Ritter,Marburg; das Thema ist für J. bis7.August »Die KircheimEpheserbriefundderProtestantismus«,vom s.bis x4.August »DieBedrohungderchristlichen Kirchedurchdieabend- ländischeZivilisation«.Die dritte undvierteWoche stehtunter meiner Leitung.

Dieersten dieserbeiden Wochen,x5. bis ze. August,halteich alseigentliche Jugendfreizeit und behandle indieserWoche das Thema »DerSinn der Kirche«;beidieserWochedenkeichbesondersauchandieAelteren aus unserm Bund und hoffe sehr,daßmanche,diesicheinesoweite sahrt leisten können, nachUrspringkommen werden; Mindestalter xsJahre. Die letzteWoche (22.bis 38. August) stehtauchunter meiner Leitung; Thema »Gleichnisse Jesu··. Außerdemwird unsersreund PfarrerLic.Wilhelm Thomas, Bremke beiGöttingen,imLaufdesMonats AugustinseinemPfarrdorf Bremke se- rienwochen,einePfarrer-und eineMännerwoche,halten.

Vom Z.biss.Oktober findetnocheine weitere sreizeitwoche,auchunter meiner Leitung, stattindem Erholungsheim Niederrödern beiRadeburg (Sachsen).DieseWoche solldiesrage »Lebensformungals Aufgabe der Kirche«beleuchten.

ZujedernäherenAuskunftbinichgerne bereit. DieKostenwerden überall so niedrigalsmöglich gehaltenundwerden wenigüberzoRM. fürdie ganze Wochebetragen; Anmeldungen fürdie Urspring-Wochen gehendirekt an Dr.Hell, Urspring, Post Blaubeuren-Land, Württemberg; fürdieWochen inBremkeanPfarrerLie.WilhelmThomasinBremke, Göttingen-Land, für diesächsischesteizeitanPfarrer Kurt Zeuschner, LeipzigSZ,Elisenstr.x59.

Wilhelm Stählin.

Die kämpfendeKirche.

»Du hastmitGott gekämpft«(x. Mos.52,29).DasistdieVoraussetzung, eineniezuübersehende Voraussetzung. Die KirchehatkeinenAuftragund keineWaffeinsich selbst,nur alsBesiegte,alsBeuteGottes,die nicht mehr sich selber will,darfsie kämpfeninderWelt. »Sich selbst bekriegen istder schwersteKrieg, sich selbst besiegen istder schönste Sieg.«Diekämpfende Kircheistdiebüßende,wo esgeschieht: »Ringet darnach, daßihr durch die engePforte eingehet« (Luk.Ja,24).Gott ruft sieallezumKampf,unddoch kann sich seineGnade versagen. Darum brauchenesdieGlieder derKirche, daß sie sich helfen, »daßihr mirhelfetkämpfenmitBeten fürmichzuGott, aufdaß icherrettet werde von denUngläubigen«(Röm.zö,Zo).Nehmen wir doch nichtnur unser persönliches GeschickinunserGebetsleben hinein,

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