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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 17. September 1928, Nr 9.

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(1)

UNSER

ÄLTERENBLATT DESBUNDES DEUTSCHER

BU

JUGENDVERETNE

Akt-

-

I7.JAHR SEPTEMBER 1928 sCHEIDING NR. 9

Postvekssml Jen-

(2)

Unser Bund

herausgegebenvom Bund Deutscher Jugendvereinec.V.

Bundesleitung: ProfessorD. Dr.WilhelmStäbcin,Münsteri.W., Paul- straßeso XPfarrer Rudolf Goethe, Dakmstadt, Kahlertskkaße34.

Kanzleie Göttingen, DüstererEichwegYe.

Rasch-isten-

Schristleitu ng: Jörg Erb, Lehrer, Haslachi. K.(Baden).

Bestellung-

Beider Postund beim Post-Verlag:Thüringer Verlagsanstalt und DruckereiG.m.b.Jena. Neubestellungennurnoch bei derPost.

Preis-

Jedes Heft50Pfg., vierteljährlich 1.50Mk.

Bezahlung-

Bei der Postoder bei derThüringer Verlagsanstalt und Druckerei G.m.b.H» Jena, Postscheckkonto erurt satz.

Inhalt dieses bestes-:

Leitwott X Gedanken zursürsorgearbeitxDasAutoalssozialesProblem- Neues Wohnen X Aus sprach: EineLücke inderGruppenarbeie- Die deutschesrauentagunginKöln-Soesterberg-Bericht-Politischer Brief: WahleninDeutschlandX Umschau:steudenspiegel- Ausandern Bünden und VerbändenXAnregungen- Die EckeXAnzeigen.

keusch-isten der mitarbeiten

Kätbe Dettling, NürnbergXGustavRauterberg,Bardewischb.Bremen X Architekt Gerhard Langmaack, Hamburg, Rothenbaumchaussee -Paul Roese, Solingen, Kölner StraßeJ X Gertrud Geß, Karmen, Gasstr.- Karl Auras,HöhscheidbeiSolingenXHeinzKloppenburg,z.Zt.Arosa, Grandhotei.

Heile-gen- Bibellese

Bestellkarte sürdasTagungsheftvon Eberswalde.

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7.Jahr September xgzs Scheiding Hefto

Unser Bund

Aeltcrenblatt des Bandes Deutscher Jugendvctcivc

Zu spat ?

Esgibt kein .,zuspät« Solange dein lebender Atemgeht, Solang nocham Pflnge dieHand sich strasst, Solang es nack- ninter derStirne schafft, Solang nocheinfunken Wille glüht, Solang dich nocls Sehnsucht ins Weite zieht, Solang wir noch Erdensteige wandern, Wir und dieandern,

denen wir freade schnlden und welsgetan,

Deren Augen hoffendinUnsresahn,

Solange wir nochansdieserWelt Wieder gntinaclsen können, was wir gefehlt, Solang es nochKinder nnd Einsame gibt, die daraus warten, daßman sieliebt

Solang, wo and-sderZeigersteht,

Solange gibtes kein »Huspät'·. Hansweisser

Gedanken zur sürsorgearbeit.

Jnunseren Tagen,indenen das stolzeGebäude dersozialen Fürsorgeimmer mehrausgebaut wird, indenen diesozialeGesetzgebungmitneu-en Fürsorge- maßnahmenwetteifert und eineOrganisation geschaffen ist,diedieErfüllung aller sozialenBestrebungenzuseinscheint,daregen sichallenthalben warnende Stimmen, überdemäußerenAufbaunichtdeneigentlichen-Jnhalt derFürsorge zuvergessen. Mehrdenn jewird dieFragenachdemSinn und Wert derge- samtenFürsorge laut, qusälendwird von vielen ihr-eFragwürdigkeitemp- funden-,ehrlichwerden Wegeihrer Sinnserfüllung gesucht.

Worin bestehennun die besonderm äußerenund inneren Schwierigkeiten der Fürsorgsearbeit;wo biegendie Grenzen fürFürsorger ich wähleder Kürze halberfürall-e in-derFürsorgearbeit Tätigen diesenSammelausdruck und Hilfsbedürfitigtzwie kann den Schwierigkeitenbegegnetwerden? Nicht willkürlichgeschaffen, sondernaus denGegebenheitendergegenwärtigen Lag-e heraus istdas heutigeGefügedersozialenFürsorge entstanden.Wir sehenuns Massetnwtständen gegenüber,zuderen Behebung nachbarlichse Hilf-eallein nicht mehrimstandewäre. Damit aber hatsichdieArtderFürsorge wesentlichgle- änder-t.Derbeamtete Fürsorgertritt an dieStelle derfreiwilligen nachbarlichen Hilfe. Wenn damit auch nichtgesagtwerden soll, daß Menschen,diediese Arbeit berufsmäßig ieisten, sie nichtaus innerem Getriebenseintun,so isteben dadurchdieStellung zwischenFürsorgerund Silfsbedürftigiem gemeint ist jeder,der sinirgsendeiner Not,dieimmer äußereund innere Not zugleich ist, Hilfe sucht einewesentlichandere geworden. DerHilfsbedürftige weiß sich zunächstnichteinem mitfühlenden Mensch-en,sonderneinem bezahltenBeamten gegenüber,der noch dazumit einer gewiss-en Machtbefugnis ausgestattetist

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und,wenn er helfen soll,ein»Recht auf Einmischung«insein-e Verhältnisse hat;derFürsorger ist fürihnebennichtderFreund,derseineNot Inittragsen will,und dem er deshalb rückhaltlosvertrauen darfund ohneinnere Hem- musnsgen sagen kann,wo ihnderSchuh drückt.Wenn aber von vornherein das Vertrauensverhältnis fehlt,istdie Grundlage jedersozialen Fürsorgeer- schüttert.Jn anderer Weisewirkt sichdie Tatsacheder beamteten Stellung beimFürsorgeraus. DurchdieVielzahlder»Fälle«,-dieerzu»bearbeiten-«hat, kann ertrotzbestenWillens sichmitdem Einzelnen nichtsobeschäftigen,wie eswohl nötig wäre;erwird zuschematischerArbeit geradezugezwungen, und dieGefahr, das Ziel,das persönlich-eWirkens von Mensch zuMensch,das warmherzige Eingehen aufdieNot derHilfesuchendenaus demAugezuver- lieren, istgroß. DserFürsorgerhattäglichdenKampf gegen dieEntpersön- lichungderArbeit aufzunehmen; er hatimmer von neuem denAktenstaubab- zuschütteln,der ihnzuerstickendroht.

Zu diesemmehräußeren Hemmnis»aber kommt noch eineinnere Schwierig- keit.Wer täglichvon neuem gezwungen ist,indietiefsten Schichten mensch- licherNot und Sünde hinabzusteigen, wandelt sich selbstganz unmerklich-;

Nietzsche sagteinmal: »Wer lang-einden Abgrund hineinblicktzin denblickt der Abgrund selbsthinein-I« Und inder Tat, die Gefahr derAbstumpfung und derGleichgsültigkeitbesteht; sie istals ein-eArtSelbsthilfedermenschlichen Natur gegen dieVielfältigkeitderhäßlichenEindrückenur zuverständlich.Und die Arbeit bringtesmitsich, daßder Fürsorgermit Ding-en,andiezudenken er sich nicht wünscht, sich beschäftigen muß, daßer übermanchesreden und vieles aussprechenmuß,was ihm immer von neuem schwerwird, wo ersich des Ekels nicht immer erwehren kann. Mit derZeitist auchhiereinegewisse Abstumpfung kaum zu vermeiden-;etwas von der inneren Zartheit und der feinen Unberührtheitzdieman besondersbeiFrauenbewahrt sehen will, geht auf Kostendes erbarmungslosens Wissens um die Abgründeverloren. Ein-eandere Frage allerdingsbleibt es,obesnichteine innere Feinheitund Reinheit gibt,dieeben,weil sieum Tiefen weiß, für unsere Zeitum sonot- wendigeristalsdiewelt- und gegenwartsferne Unberührtheit. Die Gefahr istnichtgering,und siekannsich sehrzumSchaden derHilfsbedürftigenaus- wirken. Gerade Takt und innere Feinfühligkeit sind Dinge, diederFürsorgor am wenigstenentbehren kann,um indem besonderen Fallimmer das rechte Wort und denrechten Ton zutreffen.

Jn engem Zusammenhang damit steht jeneunseligeUeberheblichkeit injeder Form: »Mein Gott, ichdanke Dir,daß ichnicht bin wiediesel«Nichts aber verletzt tieferals Mißachtungund GeringschätzungAuchder Mensch,der völligverkommen scheint,hattiefeingewurzelt das Verlangen, daß ihm mit Achtung begegnetwerde. Nichts trifftihn vielleichtinseinerNot mehr alseine Mißachtung,diesichinFragen äußert,wie sie mangelnde Ehrfurcht gegenüber dem anderm eingibt. Hierscheintmir auch dieschwerste Gefahr derpsychoi analytischsenund individualpsychologiischenMethode zuliegen, die,wenn sie nichtUnheilstiften soll,inganz besonderem Maß-e feinfühlige,taktvolle Für- sorgser voraussetzt.

Das BewußtseindesFürsorgers,esinvielen Fällenmitirgendwiekranken (psychopathischen) Menschenzutun zuhaben, erschwertesihm nochmehr,die rechteEinst-ellungzufindenund dierechteBehandlung anzuwenden. Umdiese Dinge wissen,unddoch injedemeinzelnenHilfsbedürftigendiemenschlicheEhre

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nichtzuverletzen-,ihm aberauch nichtUnmöglicheszuzumuten, etwa eineVer- antwortung, dieernicht tragen kann,das istdiegroße Kunst. ·

Daßinderweitaus größten UeberzahldersürsorgereinergehobmmnBU- dungsschicht angehörtalsderHilfsbedürftige, trägt ebenfallBZUrErschwespng

derArbeit und zurVerschärfungder Gegensätze, besondersinunsererpolitisch erregtenZeit,beiundisteineGefahr mehr,denErfolg derArbeit zugeschde Selbst einsüksorger,demdieGabe des SicheinfühlensinhohemGrade ge- geben ist,vermag diese Schrankenichtohneweiteres niederzureißenEs steheFI sichinder Tat äußerlichund innerlich zweiWelten gegenüber,dienur mtt Müheund invielen Fällenniemals eineVerbindtengssbrücke zueinander finden lassen. Dies-e Tatsache bedingt ein A.neinandervorbeireden, und trotz besten Willens sind »Mißverständnisseunvermeidlich. Nur wer diestäglich erlebt,kann ermessen,wie einschneide diseAuswirkung fürdiesürsorgearbeit ist. Schlag- lichtartig bringtoft einWort, eineunerwartete AeußerungdesHilfsbedürftiigen zumBewußtsein,wie tief dieKluftklafft,wie grundlegendsichGedanken- und Empfindungswelt scheiden.Besondersauss diesemGrunde scheintes mir sehr wichtig,daß dieAusbildungsstätten fürdensozialenBeruf Bewerber und Be- werberinnen aus demArbeiterstand,wenn sie Begabung zeigenund dienötige Eignung haben,zulassen.

Daßder Erfolg dersürsorgearbeit unmeßbasrund unwägbar ist, verstärkt noch bedeutend dieohnehin großeinnere Belastung dessürsorgers.Wer schöne Ergebnisse sehen will,wer daraufeingestellt ist, sichtbareErfolge seinerArbeit verbuchenzukönnen, istindersürsorgearbeit nichtam Platze. Wohl kaum in irgendeineranderen Arbeit läßt sichder Erfolg sowenig messenund mit Zahlen beweisen-. Wohl könnenZahlenüberdiesürsorgearbeitihr-enäußeren Umfang und ihre äußere Entwicklung im Laufeder Zeitaufzeigen; das WesentlichederArbeit,das,was anspersönlicher Hingabe geleistetworden, was an inneren Veränderungenvor sichgegangen ist,bleibt unaussprechbar und kann niemals festgestelltwerden. Es sindimmer nur vereinzeltesälle,indenen irgendeingreifbarer Erfolg verzeichnet werden kann,etwa eineTat,diedem Silfsbedürstigen aus einer augenfälligenNot geholfen hat, wie die Ver- pflanzung eines Kindes aus verwahrloster Umgebung in ein-en gesunden Lebensboden Ueber dieWirkung des Bemühensnichtnur äußerlich, sondern vielmehr innerlichzuhelfen, läßt sich seltenetwas sagen,derErfolg bleibt ver- borgen,wenn nichtgar invielen sällenalleHingabevergebensscheint.Ulnd wer mitten drinstehtindersüllederArbeit,verliert leichtdenfreienBlick,das BewußtseingroßerZusammenhängeunddasWissenum Wachsstumszseitemund Mutlosigkeitbemächtigtsiichdessürsorgsers. srohundzuversichtlichohnesicht- baren und greifbaren Erfolg kann aber nur der sürsorger sichinnner von

neuem an dieihmgestellte Aufgabe verschwenden, derweiß: ,,KeinSonnens-

strahl geht verloren;aberdas Grün,daserweckt,brauchtZeitzum Sprießen, und dem Säemanns istnichtimmer beschieden,dieErnte mitzuerleben. Alles wertvolle Wirken istTun aufGlauben« (AlbertSchweitzer).

Mit diesem letzten Hinweishabeichaber schondemvorgegriffen, was mm folgen sollt Wie.könnendieSchwierigkeitenüberwunden werden? Schwierig- keit-en,dieinderOrganisation liegen,diedurch dieGesetzgebungund sonstige Bestimmungen verursachtsind, sollenhiernichtberührt werden. Es handelt sich vielmehr um dieFrage:Was kann der sürsorgertun, um dieinneren SchwierigkeitenderArbeit zuverringernz wie gewinnt erdiie rechteBerufs-

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einstellungs Mit der Persönlichkeitdes sürsorgers stehtund fälltdieganze Arbeit. Damit sollnicht gesagtsein, daßer ein besonders vollkommener Mensch sein müßt-e wer könntedieseBedingung erfüllen?—, wohl aber, daßer einernsthaft suchenderund ringender Mensch sein muß,einMensch,der sichnichtvollkommen dünkt, sondern sichindieGesamtschuldseinesVolkes und seinerZeitmitverflochten weiß,deraber doch eineinnere Richtunghat, diesichbis insAeußerehineininKleidungundHaltung auswirkt. Wichtiger alsaslles Wissen sounentbehrlich esist iistdas gesamteSei-ndes Für- sorgers, von hierströmendiestärkstenheilenden und aufbauenden Kräfteaus.

Wer aber haltlosen Menschen Haltsein will, mußselbst festverankert sein, mußeineKraftquelle kennen,dienichtversiegt; erkann derHilflosigkeitund der inneren Zerrissenheit gerade unser-er Zeit,nur alsein Menschmit innerer Bindung, dersichgehaltenund getragen weiß, begegnen.Aus dieser Gesamt- haltung heraus, die eineSchuildverstrickung, aber aucheine Erlösung kennt, lassen sichimGrunde alleSchwierigkeiten überwinden. Versürsorger siehtnun indem Hilfsbedürftigen nichtmehrden ,,sürsorgefall«,den essoschnellals möglichzu»erledigens«gilt, sonderninjedem Einzelnen denBruder, demnach Kräftenzuhelfenihmaufgetragen ist. »Eskann uns nichtsretten in derWelt, solangewir esnicht wagen, indieTiefezustieigen«,»eshilftuns nichtsvor dem Elend,lalsderMut hindurchzugehen«und »eshilftuns nichts vor dem Ekel,alsdieLiebe«, diese tief-enWorte von GeorgStammler werden«nirgends wahrer als geradeindersürsorgearbeit.Bei dieserEinst-ellung ist jederUeber- heblichkeitvon vornherein der Boden entzogen-,und eswird möglich,jedem Einzelnen neu persönlicheTeilnahme entgegenzubringen. DerWegvon Mensch zuMensch istfreigeworden, dieUeberbrückungderGegensätze,dieunmöglich schien,kann dieLiebe bewerkstelligen;immer neu wird unmittelbares warm- herziges Handeln-,das Richtungdurch deninnerm Maßstab erhält, lebendige- Berührung bringenund Vertrauen«schaff-en.Nirgendsaberwirkt sichdieinnere Gebundenheit des sürsorgers stärkeraus als inder Hingabean dieArbeit selbst.Erwird sich nichtlin derArbeitverzehrenum sein-er eigenen Befriedigung willen,eskommt ihmletztlich nicht aufdenErfolgan, indemer sichselbstbe- spiegelnmöchte. Sein Jch istnicht mehrderMittelpunktalles Schaffens, son- dern ertritt selbst völlig zurückvor demWerk,das ertun darfund das ihm aufgetragenist.Er wird nur Gefäß sein«wollen,sin demsichdie Strahlen der Sonne brechen.Nirgends sonstaber istder Mensch größer,alswenn er sich selbst völlig aufgibt, wenn er esüber sich bringt,selbstloszuarbeiten, und nirgendssonstvermag erGrößeresund bleibendere Werte zuschaffen.Dann aber giltfürdiegesamte sürsorgearbeit,was Gustav Kochheim in seinem feinen Büchlein »Die SchutzaufsichtüberdieGefährdetenund ihrtiefsterSinn«

(Jugend und Gemeinde,Heft 5,Verlag Friedrich Bahn, Schwerin) von der Schutzaufsichtals ihremtiefstenSinn sagt, »daß sie Symbol sei,über sich hinausweisende Verkündigungdes ewigen Sinnes, nichtweniger kräftig,als einaus Glauben geborenes Kunstwerk,eingeistgewaltiges Wort odereineechte politischeTat esnur immer seinkönnen-L KätheDettling

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Das Auto als sozialesProblem.

Mein AUkaf in»UnserBund« Nr. Ei(x92,7)überAutounfällehatinden Vetschiedensten GegendendesReicheseinEchogefundenund eineReihe VOU Bundesgeschwistsern veranlaßt,ihreZeitungen aufmerksamerals bisher nach denWirkungen derheillosen Autoplagedurchzusehen. Aus Nürnberg,Karls- kUhe- HannovetzBraunschweig,Halle,Mecklenburgund Kiel habeich ZU- schkiftenUnd Zeitunigsausfchnitveerhalten, fürdieich allen Mitarbeitern auf diesem Wege herzlichdanke. Sicherlich bilden alledieseBelegenur einen ganz willkürlichen Ausschnitt,der inkeiner Beziehung systematische Vollständigkeit beanspruchenkann. Aber wenn auchzunächstweiter nichtserreichtist,alsdaß

wie einBundeswa aus demBraunfchweigifchen schrieb »wir merken, wie fehrman überdiese Dingehinwegläuftund wie gleichgültigeinem selbst einMenschenleben geworden ist«und daß »wirnoch immer unter dergroßen Entwertung stehen,diebeimGelde angefangen hat« soistdochschonetwas gewonnen, indem der Kreis verantwortungsbewußter Menschen größerge- worden ist,die dieAugen offenhaltenund diejetzigen verantwortungslosen Zu- ständenichtlängermehrertragen wollen.

Es ist jaleider Tatsache, daß wohl diewenigsten von uns wissen,wie furchtbar schon rein zahlenmäßig die Opfer find,die wir Jahr für Jahr insteigender Anzahl aufdemAltar dieses Moloch völlig finnlos schlachten Darum zunächsthier einigeZahlen: Die »Nürnberger Zeitung«meldet insdem ein-en Monat Dezember 5927 nicht weniger als xoöAutounfälle, durch welchexxoPersonenverletztund 37Personen getötet wurden. JnBerlin betrugdieGesamtzahlderVerkehrsunfälleimletztenJahre 23926(g—egenx3728 im Jahre x926),wobei 344Personengetötetund 9023 verletztwurden. Jn Hamburg ereignetensichim z.Vierteljahr diesesJahres xosxVerkehrsuknfälltzwobei es Menschengetötetund 833verletztwurden.

Jn London kamen 3927beiStraßenunfällen zoox Menschenums Leben. Jn denVereinigten Staaten von Nordamerika sindx937allein durchAutounfälle 36bxsPersonen getötetund 798 ZooPerson-en verletztwordenl «). Solchen Zahlen gegenüber dürftewohl keinZweifelmehr darüber bestehen,daß das AUTOsichZUeineröffentlichen Gefahr entwickelt hat,der gegenüberwir ein- fachnichtlänger schweigen dürfen.

Das istdas Mindeste,was wir davon denverantwortlichen Stellen und Behörden verlangen müssen, daßman einer solchen Gefahr gegenübernicht längerdiefeigeV-ogel-S.trauß-Politiktreibt, sondernendlich einmal sich ernst- lichbemüht, Größeund Umfang dieser Gefahr möglichst einwandfrei festzu- stellen: also planmäßige Statistik überdas ganzeReich und gründ- lich-eDurcharbeitung desgewonnen-en Materials. Aufkeinen sallkann esge- nügen,wenn nur in dengroßenStädten solche Statistiken geführtwerden- Vielmehr bedürfendie Dörf-er,kleinen Ortschaften und freienLandstraßen ebensosehrderBeachtung,zumalhier dieVersuchungzurücksichtslosemsahren und damit zur GefährdungderAnwohner und Wanderer aus verschieden-en Gründen (mangelnde Kontrolle,freieStraßen, geringere Gefahr fürdas eigene Fahrzeug) besonders groß ist. Hierscheintdie amtliche Statistik nochganz zuversagen!

·4-)DieZahlenaus-Berlin, Hamburg,London,Amerika·entnehmeicbden,,SozialistifchenMonatsheften«vom Mai1928-WOeinUTUMaufSeite463sichmitdemproblemderGefahrenbekåmpfang befaßt.

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z.

Nochtrauriger siehtes aus, wenn wir nun weiter fragen: Was ge- schieht eigentlich zur planmäßigen Bekämpfung dieserGe- fahr? Man kann dieüblichenMaßnahmenim großenund ganzen einteilen indrei Gruppen: x.VerbesserungderWege- undVerkehrsverhältnisse,z.Be- lehrungdes Publikums, Z.Gesetzliche Vorschriften und Kontrolle dersahrer.

DerErfolg dieser Maßnahmen isteinjämmerliches Fiasko «), fürdas wir als Oeffentlichkeit,inersterLinieaber diedafür verantwortlichen öffentlichenBe- hörden und Volksvertretungen den ungezählten Opfern die Rechenschaft

bisher schuldig geblieben sind. Das anklagendeGotteswort: Wo

istdein Bruder Abel? hatsdamit eine furchtbare Gegenwartsbedeutung be- kommen. Denn wer wollte behaupten, daß diesesallesunvermeidlich sei?Daß esbei dem gegenwärtig-enStande der kulturellen,wissenschaftlichenund tech- nischen Entwicklung unmöglich sei,die Zahl der Unfälle auf ein normales Maß zurückzuführen Es fehltnur an einem wirklich einheitlichen ernsten Willen der-Gesamtheit,desVolkes und seiner Behörden! DieserWille istge- schwächtund durchkreuzt von derAnschauung, als seidas Autofahren auch heute nochin ersterLinie »Privatangelegenheitder freien Staatsbürger«, währenddoch dieErfahrung täglich beweist(un«dwie!!), daß wir es beim Autoproblem mit einer öffentlich enFrage ersterOrdnung zutun haben.

Wir könnendieAutofrageehrlicherweise nichtmehransehenalseineFrage,die sichnach dem Gesetzvom ,,freien Spielder Kräfte«von selber reguliert,son- dern mitein-erGefahr,dieunter demDeckmantel dieses scheinbar freiheitlichen Gesetz-es geradediepersönlicheFreiheitaufdas Schlimimste bedroht. Das Auto istdas getreue Spiegelbild und »einSymbol des privatkapitalistischm, indivi- dualistischen Geistes, dessenFolgenwir nochaufsovielen anderen Gebieten heuteso verhänignisvoll spüren.

Z.

So konnne ichzudem Satz,der den Kern dieser Ausführungen bildet:

Das Auto ist wie dieganze gegenwärtige Wirtschaftsordnung zu

einem sozialen Problem geworden und istim Begriff, sichzu

ein-ersozialen Not auszuwachsen. Ein Blick auf zwei andere Verkehrs- werkzeugeder Gegenwart wird diesenSatz nur nochbestätigenund deutlicher machen. Das Flugzeugwesen ist gewiß auchnoch eingroßes Problem aber keinsoziales Problem, weil esbisheutenichtdieAllgemeinheit wesentlich und zwangsläufigberührt, sondernnur gewisse technischund sportlichinter- essierte Kreise.Diesetragenauch alleindas Risiko.DieUnfallbekämpfungregu- liert sichdaherhier imwesentlichen»vonselbst«,d.h.durch den reinen Selbst- erhaltusnsgstrieb Aufder anderen Seite istdieEisenbahn einVerkehrsmitteh

an demdieAllgemeinheit aufdas Stärkste interessiert ist,und zwar zwangs- läufigzdieEisenbahn isteine soziaile AngelegenheitersterOrdnung. Aber sie istreinalsVerkehrsmirtel keinsoziales Problem mehr vielmehr ein glänzendes Beispiel dafür,wie man es verstanden hat,aus einem sozialen Problem eine soziale Errungenschaft zumachen. Das Risikohin- sichtlichderFinanzierung wie derUnfälle trägtvoll und ganz dieAllgemein- heit. Und siekann es auchtragen. Denn durchdas Zusammenwirken von technischemFortschrittund zielbewußter Verantwortung derAllgemeinheit ist

H JnBerlin habensich seitdrinl.Upril1924dieVerkehrsunfälle verfünffacht,dieZahlderGetön-ten und Verletztenetwa vervierfacht, währenddieUnzahldei-zugclasscnenKraftfnhrzeuge nuruntetwas mehralsdas Doppeltegestiegen ist(lt. »Soz. Monatshefte«a.a.O.S.463).

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es gelungen,diesesRisiko aufeinen Stand herabzudrücken,derkaum höherist, als das Gefahren-risiko, das jeder Kulturmenschnun einmal alssolcher tägltch tragen muß.Demgegenüber istdasAuto noch einsoziales Problem. Der moderne Kulturmensch kann sich normalerweise selbstWenn ereswolltf

demAutoverkehr und seinen Wirkungen nicht entziehen. Das Auto iftlangst

überdas Stadium ein-er rein technischenoder sportlichen AngelegenheitbenaUSi dltnUk an bestimmte Kreise beschränktwäre. Es berührt ganz wesentlichUnd Zwangsläufigdie Allgemeinheit des Volkes. Die Allgemeinheit trägteinen WesentlichenTeil desGefahren- und sinanzrisikos«). DieAutounfälle fordern thkeOpferebennichtmehr bloß(wie etwa das slugwesen) aus denReihen derimengeren Sinne Jnteressiertenz sondernzueinem ganz hohenProzentsatz aus den Reihendes verhältnismäßig unbeteiligtsenund uninteressiertcn Publi- kums. Aus dem mir gerade vorliegenden Material aus der ,,Nürnberger Zeitung« ergibt sichz.B.,daß nicht ganz dieHälfteder verunglückten Per- sonen,,Unbeteiligte«waren. Vonden27Getön-ten waren sogarnichtweniger als 39völligUnbeteiligte (Passanten, Kinder). Das sinderschreckensdeZahlen- verhältnisse,an deren Beachtung und weiterer Erforschung dieAllgemeinheit doch wohl einganz dringendesInteressehat wenn sie sich überhauptgegen den berechtigten Vorwurf der Verantwortungslosigkeit endlich wehren will.

Das Problem liegtebendarin, daßdieAllgemeinheitzwar einen großen Teildes Risikos trägt,»aber bisheute noch nichtgewagt hat,auch einen der Größe des Risikos entsprechenden Teil der Verantwor- tun gzuübernehmen.

Ein sozialesProblem, dessenBitterkeit gelegentlichins Unerträgliche sich steigern kann, liegtauchinsofernbeimAuto in ganz besonderemSinne vor (ähnlichwie beim Alloholproblem Und beider Wohnungsnot), als jaden größtenTeildesRisikosund desangerichteten Schadens der sozialund wirt- schaftlichschlechter Gestelltetragen muß und zwar grundsätzlich,weil er bzw.seine aufdieStraße angewiesenen Kinder beijedemZusammenstoßinun- gleichhöheremMaßeals derAutofahrer selbstan Leib und Leben gefährdet sind.-Aufallesällehätte eineaus sozialer Verantwortung hervorgehende amt- licheStatistik ihrAugen-merkauchaufdiesen Punkt zurichten.Beiderjetzigen Handhabung desAutoverkehrs kannsich dem,derdiese Zuständeauchvon dieser Seite her einmal betrachtetund durchschaut, tatsächlichdiebittere Anklage auf- dränigen,dieeinBundesbruder aus Karlsruhe indieWort-e faßte: »Ichbin derAnsicht, daßdieRegierungenhierschoneingeschritten wären,wenn ihre einzelnenMitglieder nichtselbstim Auto sitzenwürden«. Es sind meistens

»nurProletsarierkinder«,dieman ihrenEltern zerqusetschtindas Hausbringt, was scheinbarnochnichtgenügt,um die Verantwortung der maßgebenden Stellen und dieGewissen wachzurütteln. AuchKäthe Kollwitz, dieBerliner Künstlerin und Weckerin sozial-et Verantwortung, hat mit einer grausig- wahren Zeichnung (,,Ueberfahren«)in diesedunklen und für unsere Gegen- wart tief beschämen-denZusammenhängehineingeleuchtet.

4.

Wie wenig man sichbei uns inDeutschlandan verantwortlicher Stelle nochüberdieseZusammenhängeklaristund wieviel nochgelerntwerden muß- biswirunsere soziale Verantwortung begriffen haben, beweistu.a.dieTendenz

itIDaßdiesletztere AuchdskFullist, dürftefeststehen. Zu untersuchen,inwelchemMaßeundinwelcher Weise dieAllgemeinheit durchdasUmsfinanziellbelastet wird,wäreeineverdienstvollevolkswirtschaftliche Ausgabe.

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füllt wird, sondern daß wir immer wieder vor der Tatsache unseres Versagens und Versäumens stehen, als Menschen, die gerichtet werden; und es muß uns auch immer klarer werden, daß

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