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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 20. September 1931, Nr 9.

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UNSER BUND

ÄLTERENBLATT DES BUNDES DELITSCHER JUGENDVEREINE

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20.JAHR sEPTEMBER NR oCHEIDING NR. 9

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UnserBund

herausgegebenvom Bund Deutscher Jugendnereinee.V.

Bundesleiter: Prof.D.Dr.Wilhelm Stäl)lin,Münster i.Westf., Paul- straße35(sernruf26397).

Bundeskanzlei Und Bandes-Geschäftsstelle:Göttingen,lVeendee Land- straße 8,1 (Postfach zo4), sernruf Göttingen385x.

Bundeswart AugustdeHatte-, BundesgeschäftgfiihrerGeorg Brust,Göt- tingen,Postfach 204.

PostschecklontodesBundes: Berlin Nr.23236

Schristleitung:

Jörg Erb, Sauptlehreg Gersbacl),AmtSchopfhcim (Baden).

Das Jahrbuch

1932

bringtWieder wiefrüherdieGruppenaiisel)t·ifte11.Austerden biblischenLVochensprüchenerhält jede lVoche imKalendariuni

einenBin-»Prde AugdemInhalt seien erwähnt: Aus der

GeschichtedesBDJ,ÜberdasSportabzeichen,VomZweierlei Lied,LaienspielimJahreslauf, Vogelstimmen,Blüten im VJinteyZeltgescl)icl)ten,Neuere Dichtung. DeutscheinEu- ropa usw.

Preis RUL Z.-Beigrößerer Bestellung billiger-. ErscheintimOktober.

SofortigeBestellunqsspjsrldeten «

Bund DeutscherJugendvereinee Göttingen

Postfach304

—- Inhalt dieses seftesx

Nathan S«" " 4 «DerWerktaqderKirche.--—Kirche-undPolitik-.

Umsch-« Leitseileund Steigen-ein Eine steizeit

fjks Viilsingero.-e.-—— BuchnndBild. Die

easze xs HugoSpechtJScljdpfbeini,

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Johann-exk,CI «Alarien Ed.llbbelobde.lVManerode«

Beilage: sk.-

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Nathan Soederblom T.

Nathan Soederblom isttot. lVir könnenesnochkaumfassen. Dieser Tage kam dieEinladung zuder lVeltkonferenz des Bundes fiirsreundfchafts- arbeitderKirchen,diein denerstenTagendesMonats SeptemberinCambridge sichversammelnfoll,undbeidernebenandern wichtigen Fragenbesondersauch iiberdenAusgleichdernationalen undinter nationalenVe rp fli ch- tungen geredetwird. Und geradeiiberdieses Thema sollteals erster Nathan Soederblom sprechen»Nun werden wir ihm nichtmehrbegegnen,den teuren Mann nichtmehrsehen,derauf allendengroßenKirchenkonferenzenderletzten ZwölfJahre imMittelpunkt standund derBeweglichste,derGläubigste,der sreudigstewar, derfiir jeden ein gutesLVort undjenesbezauberndg liebens- wiirdige Lächeln hatte, hinter dem seinimbefchreiblich

giitiIHerzstand.

Nun sollenwir ihnnichtmehr fragen, nichtmehr bitten,1 «t mehr seine Vermittlung anrufen können. Seit langemhatuns solcheinSchmerz nicht mehr getroffen. Und erhatuns Deutsche getroffen ineiner Stunde, inder wir meinten,. asznun alles zusammenbrechenmüsse. lVie konnte er uns in solchenStu ntröstenund uns beisteheninseiner unendlichen Liebeund

ssilföbkkkikschksilIchchißnicht,Obsein Lebenanseinem lVerksPerbrannt ist, weisznicht,obersichverzehrthat inderSorge umdie KircheChristioderoh durchirgendeine tragische siigung derTodihn,auch wenn ereinanderer ge- wesenwar’e,dernursiehkannte, geforderthatte. Aberichweiß,daß fiiruns

alles-Je reibt-ndverehrten undihmallergrößteLebenswerte verdanken, sein-Him»ui »seinlVerk eineunlösbare Einheit ist,unt Osss füruns darum

«,ax«srl)"« seinSterbeneinStiickseinesopferreichenLebens,oiehöchsteOffenbarung seineslebendigen Lebens istundbleibenwird.

lVas dieser Mann fiir einen langen,reicheniVegdiirchandekkk Am Jä.JJYfiuardiesesJahres waren es65Jahre,daszergeborenwurde in-j,alsing- Wd,-d·em-rei«chenBauerntand Nordschwedens, derSohn einesevangelischen Pfgrkhauses

--Erwar einganzer Schwede,ganz inschwedischer Heimatverwurzelt. Die Schwedentrauern um ihn wieum einenVater undumeinenihrerallergrößten Elle-innen Ich habe indiesenTagen schwedischeStudenten gesprochen.Sie alle kamen mir wieebenVerwaistevor. ,,SolcheinenUkann habenwir nicht mehr und werden nzirlangenichtmehr haben.«Einer der,.'Jlel)tzehn«,eineraus jenersichimmer ivdodererneuernden Schar der lebendigen, geistige-n sichrer diesesVolkes,zudenenheute Sven Bedin,Verner afsfzeidenstannmderDichter am lViitternsee, dieSelma Lager-losinlVermland undandere gehören.Nun werden die Glocken von derRidderholmskirche, jener seltsamenKirche,inder

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«einGustavAdolfUndeinKarl XlL begraben sind,dienur beimTodeeines

«

dieserAchtzehn ihr Geläuteerklingen lassen, anheben. EsgibtgenugSchweden, die Nathan Soederblom kritisch gegenüberstanden,aber lieben mußtensie ihn alle. »Erhat diegroße schwedische Seele,« sagtemireinmal einjunger Student, alsichmitihm durchJämtland wanderte und wirmiteinander in diegroße schwedische Landschaftund Geschichteeintauchten. Zwischendem Auszug aus dem ländlichenPfarrhaus unddenökumenischenTaten fürden stiedenderWelt undfüreineinheitliches Handelnderchristlichen Kirche liegt ein weltweites Schaffen,dasdieserMann unermüdlichundrastlos,aberimmer frohundgetrostvollbracht hat.

Dersorscherbohrtesich«tief hineinin dasreligiöseLebenund Erleben aller Religionenund widmete sichganz besondersdemSinnen undGlauben der primitivenVölker. Ein großes, grundlegendesWerk über»DasWerden des Gottesglaubens«regte vielesorscheran,ihm auf dieseninDämmerungen sich verlierenden Pfadenzufolgen.

Nicht minder lebendigwar derPfarrer. ErpredigtealsjungerMann seinen Schweden inParis und in denfranzösischen Hafenstadtem einem jeden dieser derGefahrderGroßstadtundderSeeplätze preisgegebenen jungen Menschenein FreundundSeelsorger,sowieerheutenochderSeelsorger seiner Schweden vonTrelleborg bis hinauf inden hohen Norden Lapplandsals ihr Erz- bischofwar.

Der lutherische Theologe grub sichin dieTiefeund denReichtumderGlau- bensglut unddes LiebeseifersMartin Luthers hineinund istbis zuseinem Ende einbegeisterterKünder und Vermittler des srömmigkeitstypus’,derden Namen Lutherstrug,geblieben.Erhat einmal in einem Vortragerzählt,wie vielerderlutherischen Reformationverdanke.

»Aufmeinen kindlichenSinn machte nichtseinen tieferenEindruck inder Kircheundim Hausealsdas Singen derKirchenlieder,das derEinbildungs- kraftund derAndacht Flügel gab. srageichmich,warum solche Anbetung, die auch die SeeledesKindesentwickelte underhöhte,nicht überallsich findet, erhalte ichvon derGeschichteAntwort: Martin LutherunddieReformation.

Ichwurde von derGrößederBibelgepackt,wiesieim Haus,inderSchule, in»derKircheinder Muttersprache gelesenund gelerntwurde und wie sie unsereLiteratur durchdrungen hat. Woher solcheKenntnis desBuchesder Menschheit?Antwort: Martin Lutherundseine Jüngerin derReformation.

«

Ich saßalsKindam großen Weihnachtstagein derHochmesse überwältigt inkderDorfkircheaus dem-x«2.Jahrhundertmitihren mittelalterlichen Malereien, BildschmuckundMonumenten. DerPriester,dermeineigenerVater war, leitete vordemAltar dieAnbetung,inAlbaundCasula gekleidet,undsangvon der Kanzelin derMitte derPredigtmitseinem hohen, scharfenTenorinweißem Meßkleid»Lobt Gott, ihr Christen allzugleich«,nachderMelodie einesalten Wiegenliedes,welche aberdurch dieWuchtderWorte einen besonders feier- lichenCharakterbekommen hat.Jchhatte keineVorstellung, daß evangelisches Christentumnicht-überallsolch ehrwürdigeundfeierlicheGebraucheim Gottes- dienstanwendet unddaßsie dochauch wieder ganzunwesentlich sindund nach verschiedenen Traditionen undverschiedenem Volkstemperamentinverschiedenen

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Ländern und Konfessionen verschieden sind.Woher solche seierlichkeitund solche Freiheit?DieAntwort lautet: Martin Luther.

Meine Mutter war meinerster Lehrer-,undderbeste,denichjemalsgehabt habe.GewisseStückedes Kleinen Katechismus waren schwierig auswendig zu lernen. Abersoweit zurück wie meinGedächtnis geht,habe ich einenSchauer inderSeeleempfunden,wenn ichdasBekenntnis Martin Luthersvon seinem Glauben anJesusChristus wiederholt und gehörthabe.Erst späterhabe ich erfahren, daß dieses Meisterstückdervollendetste Satzin derdeutschen Sprache genannt worden ist.

AlsichanderUniversität Upsala Theologie studierte, fandichesselbstver- ständlich,daß diehebräischeundgriechische Sprache obligatorisch sind,um den DienernderKirchedieMöglichkeitzubieten,zudenQuellenzugehenundselbst zuuntersuchen.DasStudium derReligionwirdinunseren evangelischenUni- versitätsfakultätenimvollen TageslichtderForschungUndGelehrsamkeitaus- geführtnachdenGrundsätzeneiner freienUniversität:dieWahrheit, und nur dieWahrheit in allenGebieten desDaseinsehrlichzusuchen. Derartig istder Grundsatz,wenn auchmenschliche Unvollkommenheit ihmbisweilen untreu wird. Erstvielspäter erfuhr ich, daßeinesolche Regel fürdieVorbereitung nicht injeder Priesterschaftundnichtin allenKirchengemeinschaftenanerkannt undangewandtwird. Fragtman, woherdieRegel stammt, so istdie Antwort deutlich:Martin Luther!«

Aberwie fernwar dieserMann aller konfessionellenEngherzigkeitl

»Wennwiruns mit demNamen einesGroßendeschristlichenGlaubens nennen odervon andern sogenanntwerden,können wirnichtsektiererischbleiben. Jene großen GestaltendesGottesumgangs undvor allem Martin Lutherheißenuns einmütig,mitdemTäufer, nicht auf sieoderaufuns selbstzublicken,sondern Christuszuerblicken. Sieladen uns mitPhilippusein:,Kommundsiehl«Jn dieser Weiseüberwinden siedasSektentum unddieallzumenschlichenGrenzen unsererTraditionen undAuffassungenundzwingenuns,ringsum dasKreuz vereint zusein,das höchste SymboldergöttlichenGnade Unddermensch- lichen Treuel«

Das istderLutheraner,derdiewundervoll klaresormulierungfand: »Die KircheistnichtEigentumeinesbesonderenLandesodereinerbesonderenKultur oder einer besonderen Nation, sonderndie Kirche istGottes Schöpfung,eine geistige Gemeinschaft.«Man kannnachihm darumnur von einer Kirchein Schweden,inDeutschland,inEngland reden, nichtvon derenglischen,derdeut- schen,derschwedischen Kirche.Oderman kannsagen:dieKirchein derluthe- rischenKonfession,in deranglikanischen Gestalt. Sieist ebensowenigwieein Körper geteilt, sonderneinOrganismus, durchdendielebenspendenden Kräfte frei strömen.

·

Aus dieser großenSchau und Erkenntnis heraus istNathan Soederblom aberauch derPropheteinerneuen Zeitgeworden. Erwar alleZeit Wächter aufdenZinnenderKircheChristiund sahdiesatanischeNotunddiegrausame KrisederKultur undderKirchevor demWeltkrieg schonund erstrecht im.

Weltkriegundnachdemselben.ErlittimKriegewiekaumeinerunter diesen furchtbaren OffenbarungendesBösen,abererlegtedarum nichttrauernd die

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HändeindenSchoß, wartend, bissichdasWetter ausgetobt habe,sondern

ergriff ein,wo erkonnte. Wie vielen haternoch währenddesKriegesim großen Bischofshofe inUpsalaeine Ruhestatt zur Genesungan Leibund Seelegewährt!Erhat indenberühmt gewordenen Vorlesungendernachdem SchülerLuthers,demschwedifchen Reformator Olaus Petrigenannten ,,Olaus- Petri-Stiftung«dendeutschenTheologen Gelegenheit gegeben, sich offenaus- zusprechenund vor derWelt, diesich sonst abgeschlossenhatte, zureden von ihrenNötenund sragestellungen. Vorallem aberspürteerdenRufundun-

geheurenAuftrag,dieKircheChristizuerweckenaus ihren Träumen undaus ihrerZerrissenheit.UndsostehterinderReihedergroßen Erweckungsprediger derWelt undKirchengeschichte,jaeristeinerdergrößtenunter ihnen.

Soward jene ökumenischeKirchenkonferenzinStockholm, dieingewissem Sinne das Lebenswerk des geradedem do. Lebensjahre entgegengehenden Mannes krönte. Es war keineWeltkirchenkonferenz,weil eineder größten Weltkirchen,dierömisch-katholische,nicht daran teilnahm. Abereswaren eben doch7X10derganzen Christenheit,diesichhierversammelten inihrenVer-

tretern und diezum erstenMal inder Geschichte zusammentraten, um die

großen, sittlichen, sozialenundinternationalen sragenundAufgaben,dieunge- heurenProbleme,die dieZerrissenheitderVölkerundderStämme,derKlassen undderRasseninsich birgt, gemeinsamzuerfassen. TrotzallerUnzulänglich- keitenwar daseinEreignisderKirchengeschichte,das niemand wegredenkann und einGliedinderKette dergroßenErweckungsbewegungen. DieStock- holmerKonferenz isteine derSchöpfungendesWeltbundes für sreundschafts- arbeit derKirchen,und darum muß hier nochdieses Werk,an demdlerErz- bischof besonderswirkungsvoll undtreu mitgearbeitet hat,erwähnt werden.

SiestehtimDienstedesFriedens,undwenigewaren wieerzusolcherFriedens- arbeit gerüstet.Ein Mann,der, wieer,gewohntwar, sichindasDenkender andern zuversenkenunddabeidoch deneigenen Besitzund dieeigenenGaben niezuverleugnen,dereinHerzhattefüralles Elend inderWelt und einse.

großeunermüdlicheEnergie, diesesMitleid inwirkungsvolleTatzuwandeln, derdarum imKriegeundnachdemKriegeUnendliches getan,um die Not in denhungerndenund verelendeten Ländern Mitteleuropas zustillen,einganz Ernsterund Wahrheitsliebender,derallen sriedensphrasenabholdwar und darum sichmit allerEnergiegegen denVersailler VertragundgegendieRuhr- besetzungwandte undimmer wieder Warnungsrufe hineinriefindie Zeitder Dämonien,derLügeund derVerleumdung,derbrutalen Gewalttat und der Machtpolitik,einMann,dereinewirklicheAbrüstung forderteinaller Welt unddarum noch einmal inPragohnejedes Zögern auf unsereSeite trat —-

wahrlich,erwar einehrlicherBote desFriedens.Wenn einem derFriedens- preisderNobelstiftung gebührt, sowar eres,und erhat ihznempfangenzu seinem65.Geburtstag unddamit auch derWeltbund, alsdessen treuester Sach- verwalter ergalt.

Wenn nun heutezweideutschelutherische Theologen«ineinerschweren

«Hier istBezuggenommen aufdieErklärungderProfessorenAlthausundHirsch, diedieVerständigungs-·UndVersöhnungsarbeitverurteilen, weilsieüber dieWirklich- keitwegtäuschks»Angeflchtsdesschonzwölf Jahre währendenneuen furchtbarenKrieges

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Stunde demWerkbund indenRückenfielen,um seineArbeit alsunchristlich zubrandmarken, sohatesuns FreundenUndMitarbeitern desWeltbundes be- sondersauch darum soweh getan, weil dasgrobeNichtwissenund Nichtver- stehenderletztenMotive auch dasLebenswerk einesNathan Soederblom mit- treffen mußte. Wenn die beidenProfessorenzuallererst betonen, daßalleVer- ständigungund AnnäherungderVölkerauf strenger Klarheit undWahrheit iiber diewirklicheLage beruhe, so stimmen ihnendarin alledeutschen Welt- bundvertreter undbesondersauchNathan Soederblom zu.Jcherinnere mich derungezählten Zusammenkünftein kleinemKreise,dieoft gerade aufdesErz- bifchOfSInitiative zurückzuführenwaren, indenendieVertreter derimbitter- sten Kampfe stehendenVölkersichaussprechensollten,um zurWahrheit zu kommen. 'Undso schweresuns seinmag gerade für Cambridge isteineBe- sprechungderdeutschenundfranzösischen AbgeordnetenandenAnfang gesetzt, wahrlich nicht,um uns Liebenswürdigkeitenzusagen, sondern eben,um zur?

Klarheit,,durchzustoßen«.

Aberweiter! Was isteinwesentlichesStückdieserKlarheit undWahr- heit?Gewiß istderHinweis richtig aufdie NotderKriegsschuldlüge,aufden Versailler Vertrag, aufdieungeheure SchuldderSiegerstaaten,diediesedurch dieVerzögerungderAbrüstung auf sich geladenhaben undnochauf sichladen.

Aber gerade diesedrei Themata habenneben vielen anderen vom Ende des KriegesanimMittelpunktderWeltbundverhandlungengestandenundwerden uns beschäftigen,bissie gelöst sind.

Aberfreilichnichtso,wieesdie beidenProfessoren verlangen. Nicht dadurch, daß wir uns zuRichternaufwerfen Richter istallein derewigeGott —, sonderndadurch-daß Wir dUkchPflegederchristlichenGemeinschaftund des Sichtreffens aufdemBoden des Glaubens undGebets mitihnenunter das Gericht Gottes treten, könnenwir alsChristen diese FragenderLösungent- gegenführen.JefurchtbarerdieWelt sich austobt, um so Mehr istesunsere Aufgabe,miteinander einenanderen Geist anzurufen und uns mitdenanderm zuvereinen zudiesergemeinsamen Anrufung.Dann werden wir auch allein allmählich eine Wende undBußeindieserWelt sehen dürfen.AberzurBuße rufen darfvor demAngesichtdesewigenGottes nur, wer selberbereitist,vor ihmsichzubeugenundBußezu tun. Es gibtkeine Wende in derPolitik,ehe wir nicht miteinander dieandere Wende vollzogenhaben-dieWende zum ewigen Gott, vor demwiralleindiesenTagenimStaube liegen müssen.

Unddann das Dritte: »Einzelne Privatpersonen«dürfennach derMeinung Althaus-6irsch nochmit Menschenaus anderen Völkern zusammenkommen, aber Vertreter deutscherTheologieunddeutschen Kirchentums dürfenesnicht tun. Das isteinerderverhängnisvollsten Sätze,eineso absoluteBankrott- erklärungderTheologieunddesKirchentums,einVerzicht aufdie gottgewollte gibtesnachunsermUrteil keineandere Verständigung,alsihnen(den siegreichenNa- tionen) zubezeugen, daß während ihres fortgesetzten Kriegeswider uns eineVerstän- digung nicht möglich ist.Wer daglaubt,derVerständigung heuteanders dienen zu können alsso,derverleugnetdasdeutscheSchicksalundverwirrtdieGewissenimJn- lande undAuslande,weilerhierderWahrheitnichtdieEhre gibt.«

DerWortlaut derErklärung sowiedieGegenerklcikungdekProfessorenNiebergail

undRadeim»Na-wert« sz9zx. J.E.

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Mitarbeit dieserbeiden anderbrennendstensragederGegenwart. Wer soll denn dasWort derBuße,dienottut,sagen?Nicht mehr dieKirche? Nicht mehr dieTheologie? Undwo sollenwir dennanknüpfen? Nichtmehr bei den Kirchen,nicht mehrbeidenTheologenderVölker,mitdenen wir imStreit lagen?Hierhört allesBegreifen auf.

Das Gegenteilvon demwar esgerade,was einNathan Soederblom er- kannte und wollte. Die KirchenUnddieTheologen,dieGottesgelehrten und Streiter fürGottes Reichmüssen sich treffenundmüssendenRufvernehmen und weitergehen:»Tut Buße.«Er war es,deram Ende des gewaltigen SchlußgottesdienstesinStockholmam Zo.Augustxgzöpredigteüber dieJesu- tatandemTaubstummen wienahelagdieAnwendung,dieerfand und derdadurchnichtetwa diesen Gottesdienstausklingen ließineinendithyram- bischenLobgesang aufdenGott, deralles soherrlichhabegelingen lassen, sondernderdas große Bußgebet sprachineigener tiefer Beugung vor dem Ewigen,vor demwiralleschuldig gewordenundschuldig geblieben sindtrotz dergroßen VersucheinjenendenkwürdigenWochen. DiePolitikbrauchteinen Heiland.Wersollihr denndassagen,wenn nicht dieKircheunddieTheologie?

Schließlich isteseinederunmöglichsten Unterstellungen,daß der Weltbund unddieökumenischeBewegung, weil sie fürdieVerständigung arbeiten,das deutsche Schicksal verleugnenund dieGewissenimJnland und Ausland ver- wirren. Das isteinhochmütigesAburteilen über dieletztenBestrebungenund dieinnerste Richtungvon vielentreuen Männern undFrauen,die wahrlichnicht zuihremVergnügen diese mühseligeundinnerliche Arbeit tun,sondernumder KircheGottes undum ihresVolkes willen. Undgeradevon demSchweden Nathan Soederblom muß indieserStunde bekannt werden,daßernieeinHehl gemachthatvon seinerLiebezumdeutschen Volke,indessen Mitte erbisfast zumKriegsanfang einige Jahre langalsdeutscher Theologieprofessorlebte.

Soistdiesdas Letzte,was wir beimTodediesesMannes zusagen haben, wieesauchdasErste ist.Hier hat einChristgewagt, Allergrößteszutunim Auftrage seines himmlischen Herrn. Erhatesgewagt zurrechtenStunde,das heißt: gleichundganz. Ergab der NotunddemVerlangenderZeitdasWort, dieStimme, und kündete inheiligerGlutdieBotschaftvon derHilfeunddem HeilGottes. Erhatesgetanunter denungeheuersten Schwierigkeitenundmit demEinsatzderletzten KraftdesLeibesundderSeele. Erhatesgetanin der ,,getrosten Verzweiflung«desrechtenLuthertums, hatesgetan alseinganz Demütiger,aber auch einganz Hoffender.DieKirche lagfür ihn nichtbloß hinteruns, sondernvor uns. Darum gingerandiesrontinheiliger Kraft, darum wollte ernicht inderEtappean armseligen seuernhocken bleiben und zweifelnundschelten.Darum isterauchandervordersten sront gestorben.

Heute wissenwirihm nichts als Dank undimmer wieder Dank,daß wirden ErzbischofNathan Soederblom gekannthabenunddaßwirihngehabthaben.

Erwar einWanderer Gottes,einfroher, tapferer, getroster Pilgerzurewigen Stadt. Eristdaheim. Wir aberwandern weiter soGott uns Kraft gibt, auf Wegen,dieerzeigte,weilsieihm imEvangelium gezeigtworden waren.

Hermann Maas.

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Der Werktagder Kirche.

I.

Wie ich dasTbmeabekommen habe, habe ich zuerstnur eineAntwort ge- wußt:Der WerktagderKirche istdiegeschlosseneKirche.Diemeistenevan- gelischen Kirchen sindam Werktagzu;derHungerndekannnichtzuihr hin- ein,undeskannkeineKraftvon ihrausströmen.Odersollman diegefchlosfene Kirche anders deuten? EinKirchengemeinderat sagtemireinmal: »Eine offene Kircheam Werktagist unevangelisch.Wir habendortkeinSakrament, son- dern Gott istnur darin,wenn Gottesdienst istund Gottes Wort gepredigt wird. AmWerktagsollenwirnicht in derKirche fein,dahaben wiraußer- halb derKirchezutun.« Jchhabe nichtzugestimmt,abereshat mirdoch Ein- druckgemacht.JndemProtestliegtallerlei Wahres.

J.WerktagderKirchebedeutet: Wirke ninde rWelt.Soll die Kirche warten, daß die Welt bei ihrdas Wort Gottes holt,odersollsieesinWort undTathinaustragen in dieWelt? Soll dieKirchenur einenSonntag haben odereinenWerktag?

Wenn man zwei Kerzenbat,von denen dieeinebrennt,dieandere nicht, sieaberauchangezündetwerden soll,welcheKerze bringtman zurandern hin?

Dochdienicht brennende zur brennenden? Sosollen alsodoch die Leuteam Sonntag zUk Kirchekommen-Undnicht dieKircheamWerktag zudenLeuten.

DieKirche hütetjaetwas seines, Zartes,etwas ganz unsagbar Tiefes:Die innerlicheVerbindung derMenschenmitGott;diegeheimnisvolle Berührung Gottes mitden Menschen.Das Evangelium istder Welt überlegen.Die Kirchehat nichtzustreitenumDinge,die heutebestehenundmorgen vergehen.

Man solldiePerlennichtvor dieSäuewerfen. Eskanndie Schwä cheder Kirchesein,wenn siezustarkinsGroßewirken undErfolg sehenwill.

DiesemWort stehtaberdoch ein anderes gegenüber: Dasselbe Evangelium, dasuns zumInnersten undHeiligsten ruft, sagtauch:»Ich sende Euch, geht hin in dieWelt, Jhr seiddasSalzderErde.« DasistdasEvangeliumvom Reich,daskommt. Das isteinOffenbarwerden derinnersten Kraft. Der verborgene Christuswillhinausin dieWelt,mußderWelt offenbarwerden.

DieBotschaftderKraft mußhinaus(2llso hatGottdieWelt geliebt).Darum darfesderKirchenichtgleichgültig sein,obdraußen dasEvangelium verleug- netwird. Darum muß sieimKampfgegendas UnrechtanderSpitze sein.

DieKircheistwieeinPlanetaus derSonne herausgeschleudert,dernun um dieSonne,um Christus kreisen muß;aber die Sonne mußauchdurch die Welt kreisen, sie steht nicht still.Das istdieersteSpannung,inderwir stehn.

z.Undweiter: DieKirche ist Heil für alle, sie öffnetdas Torfüralle.Wenn ich Gott wirklichglaube,sosindalle indiesemGlauben mit drin. Aber:

»Wernichtfüruns ist,deristwid eruns.« DasEvangeliumredetvon der Feindschaft zwischen sichund derWelt. Esrechnetdamit,daßnur eine kleine Herdegewonnen werde. Esweckt nichtnurGlauben, sondernauchUnglauben.

So bestehtauchFeindschaft zwischenderKirch eUnddei·W elt. DieGott- losenpropaganda mußdasein,wenn Kirchedaist.EsJsteinebange Frage,

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70.. und Schrift um die Mittel zum Ausbau der Arbeit. Es kam vor, daß nach seinem Vortrag im Teller sich Ringe und andere Schmucksachen fanden, weil die Leute glaubten, der Inhalt

Wer diese Strecke fährt, der sieht, wenn der Zug die Tunnels hinter sich hat, drüben jenseits des Flusses Gerüste ragen, Krane, Fördertürme, sieht Erdauf- wühlungen sich türmen

Und doch muß es gewagt werden, noch einmal den ganzen Ernst der Ver- antwortung gegenüber dieser Lebensseite herauszustellen und es mit aller Schärfe auszusprechen: Weil wir

ssolgerichtig muß eine Bewegung-, die sriedenshaltung um jeden Preis als durch das Evangelium gefordert (,,wird eine Handlung dadurch sittlich, daß sie notwendig ist?«) — von-

füllt wird, sondern daß wir immer wieder vor der Tatsache unseres Versagens und Versäumens stehen, als Menschen, die gerichtet werden; und es muß uns auch immer klarer werden, daß

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