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Ostsee-Handel : Wirtschaftszeitschrift für der Wirtschaftsgebiet des Gaues Pommern und der Ostsee und Südostländer. Jg. 16, 1936 Nr. 19

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(1)

NUMMER 19 i. Oktober 1936 16. JAHRG.

L

Aus dem Inhalt:

Das 100jährige Jubiläum des Börsengebäudes.

Karl Meister: Stettins Kaufmannschaft und ihr Börsenbau 1836.

Reichsbahnoberbaurat Daub: Zur Eröffnung der Reichsautobahnlinie Berlin-Stettin.

Reichsbahndirektionspräsident Lohse.

Reichsbahnrat Dr. Hans-Hilm ar Goebel:

Die wirtschaftliche Bedeutung des Rügendammes.

Die Ausstellung „Pommern, wie es strebt und schafft".

T J S C H E R V E R L A G G. M. B. H.. S T E T T I N .

(2)

Nummer 19 O S T S E E - H A N D E L Jahrgang 1936

/

Rud. Christ. ürLef Steffin

Regelmäßige Fradtldamplerlinien

zwischen

Stettin

und allen hauptsächlichen deutschen und aus­

ländischen Häfen der O st- und Nordsee.

D urchfrachten n ach B innenplätzen und U ebersee.

Dam pfer für Massentransporte in der europäisch. Fahrt.

S pezialschiffe zur B eförderung von langem Eisen.

Dampfer m it Kühlräumen für Butter-Transporte usw .

Regelmäßige Passagierdampferlinien

zw isch en

Stettin—Tallinn (Reval)—Helsingfors Stettin—Tallinn (Reval) —Wiborg

Stettin—W isby—Stockholm Stettin—Riga

W öch en tliche Abfahrten in allen Richtungen.

B equem e G elegenheiten zu Rundreisen auf der Ostsee bei B enutzung obiger Linien.

Gesellschafts- und Pauschalreisen nach Finnland, Estland, Lettland, Schw eden, Norwegen.

Auskünfte in allen Fracht- und Passageangelegenheiten sow ie Fahrpläne durch die Reederei

Rud.Christ.Gribel,Stettin

UNION

Actien-Gesellschaft für See- und Fluss-Versicherungen in

STETTIN

G e g r ü n d e t 1 8 5 7

p * >

Fernsprecher Nr. 2 7 0 6 0 Drahtanschrift: „Seeunion“

(9oron«emi«e( 1. 1. 1935:

39,2 m\\\onen

© r o fje 3 ( u ö ( o n ^ ö u f f ) o b e n

0 d?oi)en 3 o( ?( ungen 1924—1934:

91,2 OTMonen JW .

J t f t t i t t u i J - S f c t ’f i i & a ’t m d « S t e t t i n

ü c ftm tttd 4 8 4 5

‘D entbav Keffer #erficftertinö$fcftut*

Srone(por^33crfid?crung tfnfa((:$erfidKruti 0

£affpflicf)f=2krjtcf)eruttg 8raftfaf>r$eug = 2Jerfid)erung

6in6rud>f>icbiTafi( = 2Jcrfidjcrung ffiaffer(eif.=©c&ä&.=:8erftdjerung :Reifegepäcf=:JJerftcf>erung

2Wufrutyr=2krft<f>erung

Stomfnnierfe Jeuer= u. 6in6rud)bie6ftafjf'6autffja(te03erfkf)erung

£e6cnöDerficf)crung mit unb otjne ärjffidje Knferfudjuttg Sefonöcrö jcifgcmö^: ABC=#erfidjerung Ü6er fieine (Summen

Sesirföbircffioncti in öctt ©rofjjläMen — Agenturen an offen pfäfcen Qeuffcfjfan&ö

A c i f t u n a ö f ä b i ö c i t t i t t ttotft ott a i l e t t ö c t e t t fiefttdtf»

(3)

j ö f t f e e - $ a t i d e l

WirisdiaflszeHung für aas Osldeufsdie WirisdiaHsgebief und die Osfseeländer

A M T L I C H E S ORGAN DER I N D U S T R I E - UND H A N D E L S K A M M E R ZU S T E T T I N A M T L I C H E S O R G A N D E R W I R T S C H A F T S K A M M E R F Ü R P O M M E R N .

M I T T E I L U N G E N :

der Wirtschaftsgruppe Groß-, Ein- und Ausfuhrhandel, Bezirksgruppe Pommern der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel, Bezirksgruppe Pommern

der Bezirksgruppe Pommern des Vereins zur Wahrung der Oderschiffahrtsinteressen, Sitz Stettin, des Vereins zur Förderung überseeischer Handelsbeziehungen e .V . zu Stettin

des Deutsch-Finnländischen Vereins e. V. zu Stettin der Deutsch-Schwedischen Vereinigung zu Stettin

Deutsch-schwedischer Nachrichtendienstder Deutschen Gesellschaft zum Studium Schwedens zu Greifswald, bearbeitet unter Mitwirkung der Nordischen Ausland-Institute der Universität Greifswald.

Herausgegeben von Dr. H. S c h r ä d e r , Syndikus der Industrie- und Handelskammer.

H auptscliriftleiter und verantwortlich für die Berichte über das Ausland W. v. B u l m e r i n c q , verantwortlich für die Berichte über D r . E . S c h o e n e , für den A nzeigenteil W. W i n k e l m a n n , alle in Stettin, Börse, Fernspr. 35341 II. Vj. 2883.

das Inland

ftr.1 9 Stettin, 1. Oktober 1936 16. Jah re.

Das 100jährige Jubiläum des Börsengebäudes.

A m 19. S eptem ber 1936, dem T age, an dem sich zum H undertsten M ale die In b e trie b n ah m e des im Ja h re 1833 begon n en en , im Ja h re 1836 v o llen d eten Börsen*

Heubaues jäh rte, w aren V o rsta n d u n d B eirat der

^ d u s tr ie * u n d H a n d elsk am m er zu S tettin zu einer A rb eitssitzu n g , v e rb u n d e n m it ein er G ed en k feier, nn Sitzungssaale d er B örse versam m elt. A u f jedem -Platze lag die S onderau sg ab e des „ O stse e^ H a n d el“

,,100 Ja h re B ö rsen g e b äu d e“ , die allgem ein A n k la n g fand.

P rä sid e n t D r. Lange erö ffn ete die S itzung m it d er E rk läru n g , d a ß sich V o rs ta n d u n d B eirat d er K am m er entgegen der U e b u n g an einem S o n n ab en d versam*

G elten, w eil der 19. S eptem ber d er T ag sei, an dem vor 100 J a h re n das B örsen g eb äu d e, d er Sitz der alten K o rp o ra tio n d er K a u fm an n sch a ft u n d ih rer Nach*

folgerin, d er Industrie* u n d H an d elsk am m er zu

^ tettin , seiner B estim m ung üb erg eb en w o rd e n sei.

D r. Lange b e g rü ß te die E rschienenen, in sb eso n d ere das E h ren m itg lied d er Industrie* u n d H an d elsk am m er zu S tettin, den letzten O b e rv o rste h e r u n d S enior d er M ettiner K aufm an n sch aft, G eh eim rat G rib e l. S odann sPra^ er dem H e rau sg eb e r des „O stse e* H an d e l“ ,

^ y n d ik u s D r. Schräder, im N am en d er K am m er den

^ a n k fü r schön ausgestattete S onderau sg ab e der Z eitsch rift aus.

In den d an n fo lg en d en A u sfü h ru n g e n w ies D r. Lange d arau f hin, d a ß die T atsache, d a ß die S tettiner Kauf*

n iannschaft v o r 100 J a h re n aus eigener K ra ft ein s? stolzes gediegenes B auw erk au fg erich tet habe, als eir[ R eichen v o rb ild lic h en G em einschafts* u n d U nter*

nehm ungsgeistes zu w erten sei. Es sei zu bed en k en , d a ß S tettin in den 30 er J a h re n des vorigen Jahr*

H underts eine kleine S ta d t von etw a 30 000 Einw oh*

n ern gew esen sei, die hauptsächlich als G a rn iso n u n d V e rw altu n g sstad t, als F estung, B ed eu tu n g g eh ab t habe, u n d deren K a u fm an n sch aft sich dam als von den schw eren W u n d e n , die die F ranzosenzeit ge*

schlagen habe, erst langsam w ieder zu erh o len be*

gönnen habe. W e n n trotzdem die K au fm an n sch aft dieser S ta d t — die h eute so b ed e u te n d e In d u strie Stettins sei dam als noch gar n ich t o d er n u r w enig en tw ick elt gew esen — aus freien Stücken den Ent*

Schluß zu r D u rc h fü h ru n g eines so g ro ß e n Bauvor*

habens g e fa ß t u n d die d a fü r erfo rd erlich en M itte l au fg eb rach t habe, so m üsse dies n ich t n u r ho ch an*

erk an n t, so n d ern auch als eine V e rp flic h tu n g fü r die N a ch fo lg er je n e r M ä n n e r fü r alle Z e it verstan d en w erden. D e r B au des B ö rsengebäudes habe, w enn m an das übliche U m re ch n u n g sv erh ä ltn is des T alers zu g ru n d e lege, ü b e r 450 000 M a rk geko stet; am heu*

tigen G e ld w erte gem essen, d ü rfte es sich aber um etw a den dreifachen B etrag g eh a n d elt hab en , um eine n ich t n u r fü r dam alige V erhältnisse, so n d ern auch fü r heu tig e Z e it gew altige Sum m e also.

D as B örsen g eb äu d e sei ein volles J a h rh u n d e rt M ittel*

p u n k t zuerst d er S tettiner K au fm an n sch aft u n d später d er gesam ten U n tern eh m ersc h aft des R egierungs*

bezirkes S tettin gew esen. H ie rü b e r b erichteten des N ä h eren die beid en A ufsätze der v orliegenden Fest*

ausgabe des „O stse e* H an d e l“ ; auch w erde d e r Vize*

P räsid en t d er K am m er, K o n su l C arl M eister, in seinem F estv o rtrag e noch n äh er h iera u f eingehen.

In Z u k u n ft w erde das B ö rsengebäude noch erwei*

terten A u fg a b e n dienen m üssen. B ekanntlich m ü ß te n

die regionalen O rg a n isatio n e n d er W irtsc h a ftsg ru p p e n ,

die nach dem Erlasse des Reichs* u n d P reu ß isch e n

W irtsch a ftsm in isters vom 7. J u li 1936 als A b teilu n g en

(4)

2 O S T S E E - H A N D E L Nummer 19

o d er U n te ra b te ilu n g e n d er W irtsch a ftsk am m ern zu*

sam m engefaßt seien, auch räum lich m it diesen ver*

ein ig t w erden. D ies b ed eu te, d a ß das S tettiner Bor*

sengebäude als Sitz d er W irtsch a ftsk am m er fü r Pom*

m ern eine R eihe B ezirksgruppen aufn eh m en u n d ihnen geeignete B ü ro räu m e zur V e rfü g u n g stellen m üsse. D ie v o rb e reiten d en A rb e ite n h ie rfü r seien im G a n g e; die A b te ilu n g In d u strie d er W irtschafts*

kam m er fü r P o m m e rn h ab e ihre G esch äftsräu m e be*

reits in das B ö rsen g eb äu d e verlegt.

D r. L ange b eto n te so d an n , d a ß das B eispiel d er V or*

fahren den h eu tig en T rä g ern der K am m er die Ver*

p flich tu n g auferlege, das v o r 100 J a h re n u n ter schwie*

rigsten V erh ältn isse n u n d g rö ß te n O p fe rn G eschaffene zu erhalten u n d zu pflegen. K rieg, In fla tio n u n d W irtsc h a ftsk rise h ätten in dieser H in sic h t h em m end gew irkt. E rst seit der M ac h te rg re ifu n g d u rc h den N a tio n also zialism u s sei w ieder m anches fü r die In*

stan d setzu n g u n d V e rsc h ö n e ru n g des G e b ä u d e s ge*

tan w o rd e n . So seien d er g ro ß e F estsaal, d er Sitzungs*

saal, das L oitzenzim m er u n d die Sekretariats* u n d B ü ro rä u m e ern eu ert w o rd e n . A b e r n o ch b leibe Ent*

scheidendes zu tu n ü b rig . So b efän d en sich T reppen*

h au s u n d V e stib ü l sow ie d er g ro ß e B örsensaal u n d die um ih n h eru m lieg en d en R äum e no ch in einem Z u sta n d e , d er d rin g e n d d er A b h ilfe b ed ü rfe. D ie V o ra rb e ite n h ierzu seien seit den B eschlüssen d er K am m er im H e rb ste des vergangenen Ja h re s be*

trächtlich g e fö rd e rt w o rd e n u n d jetzt ihrem A b sc h lu ß nahe. D ie P län e fü r die b eabsichtigten U m b a u te n seien fertiggestellt w o rd e n . H ie rz u w erde S y n d ik u s B erger am Schlüsse der F estsitzu n g sprechen. W e n n die P läne der K am m er n ich t schon eher v o rgelegt w o rd e n seien, so sei dies d a ra u f z u rü ck zu fü h ren , d a ß die G rü n d u n g des G e b äu d es, das b ek a n n tlich zum T eil au f m oorigem B o d en stände, so rg fä ltig h ab e u n te rsu c h t w erd en m üssen. Inzw ischen sei dies d u rch zw ei h erv o rrag e n d e S achverständige geschehen. H ier*

bei sei festgestellt w o rd e n , d a ß die G rü n d u n g fü r ab*

sehbare Z e it als gesichert angesehen w erd en kö n n e.

A u f G ru n d dieser F eststellungen k ö n n te n n u n m e h r die g eplanten B auten, nach deren V o lle n d u n g sich das G e b ä u d e w ieder d u rch w eg in w ü rd ig e r F orm zeigen u n d au f lange Z e it allen zu stellenden A nfor*

d eru n g en w erde genügen k ö n n en , in A n g riff ge*

no m m en w erden. D ie K osten dieser B auten w ü rd e n n ich t u n erh eb lich sein, stän d en aber in keinem Ver*

hältn is zu den A u fw e n d u n g e n , die die zahlenm äßig viel geringere K a u fm an n sch a ft S tettins v o r 100 Jah ren gem acht h ätte. Im ü b rig en stän d en die M itte l dan k sparsam er W irtsc h a ftsfü h ru n g bereit. B esondere Um*

lagen seien n ich t erfo rd erlich . Es w erde in K ürze ein A u ssc h u ß eingesetzt w erden, der die P läne u n d die m it d er D u rc h fü h ru n g d er A rb e ite n v e rb u n d en en K osten so rgfältig d u rc h p rü fe n solle, d am it die er*

ford erlich e G e n eh m ig u n g d er Vorgesetzten D ienst*

b eh ö rd e, des Reichs* u n d P reu ß isch e n W irtsch afts*

m inisterium s, alsbald ein g eh o lt w erd en kö n n e.

A u f G ru n d der A u sfü h ru n g e n des P räsid en ten sprachen sich V o rs ta n d u n d B eirat der Industrie*

u n d H an d elsk am m er zu S tettin ein m ü tig d ah in aus, d a ß nach P rü fu n g u n d B illigung d er P lä n e d u rc h den

h ie rfü r einzusetzenden A u ssc h u ß u n d nach erfolg*

ter G e n eh m ig u n g d u rch das Reichs* u n d P reu ß isch e W irtsch a ftsm in isteriu m das B au v o rh a b en ohne w eitere V e rzö g eru n g d u rc h g e fü h rt w erd en solle. D r. Lange d an k te fü r die Z u stim m u n g u n d schloß seine Aus*

fü h ru n g en m it einem T re u eg elö b n is an den F ü h rer.

Im A n sc h lu ß hieran ü b erreichte V iz e p rä sid e n t Kon*

sul G rib e l in seiner E igenschaft als V o rsitze n d er des V e rein s zu r F ö rd e ru n g überseeischer H andelsbe*

Ziehungen e. V . eine G lück w u n sch ad resse dieses Ver*

eins als des ältesten M ieters im B ö rsenhause u n d verlas die A dresse, die folg en d en W o r tla u t h at:

,,100 Ja h re steh t h eute das G e b ä u d e d er Stettiner B örse. In Z eiten des A ufstieg es u n d in trü b en J a h re n w ar es die Z en trale, aus der H an seaten g eist zum G em ein w o h le u n d R u h m e S tettins w irkte.

M ag das G e b ä u d e noch lange B u rg u n d H o r t achtu n g sg eb ieten d en d eutschen K aufm an n sfleiß es sein. D a s w ü n sch t der Industrie* u n d H andels*

k am m er zu S tettin der älteste M ieter in ihrer h u n d e rtjä h rig e n B örse.

S tettin, 19. S eptem ber 1936.

V e rein zur F ö rd e ru n g überseeischer H andelsbe*

Ziehungen e. V .

E d. G rib e l. E. B ublitz. K ortm an n . R ad tk e. C . M eister. L o h ren tz.“

M it d er U e b e rm ittlu n g der G lü ck w u n sch ad resse gab er gleichzeitig dem W u n sc h e A u sd ru c k , d a ß die enge V e rb in d u n g , die stets zw ischen d e r K am m er u n d dem V e rein b estan d e n habe, auch w eiterh in er*

h alten b leib en m öge. D ies gelte in sb eso n d ere auch in räum licher H in sich t. D r. Lange n ah m die Glück*

w unschadresse des V ereins fü r die K am m er m it D a n k entgegen u n d erklärte, d a ß d er V e rein zur F ö rd e ru n g überseeischer H a n d elsb ezieh u n g e n e. V . im m er ge*

w isserm aßen als ein G lie d der K am m er von dieser angesehen w o rd e n sei, u n d d a ß alles im B ereiche des M ög lich en liegende geschehen w erde, um die engen freund sch aftlich en B eziehungen zw ischen dem V e rein u n d d er K am m er wie b ish er aufrechtzuer*

halten.

N ach E rled ig u n g d er lau fen d en A rb e ite n h ielt Vize*

P räsid en t K onsul C arl M eister seinen F estv o rtrag ü b er die S tettiner K au fm an n sch aft u n d ihren Börsen*

b au im Ja h re 1836, d er n ach steh en d g eso n d e rt zum A b d ru c k g eb rach t ist.

Z u m A b sc h lu ß d er S itzung m achte S y n d ik u s B erger n och längere A u sfü h ru n g e n ü b e r den In h a lt der U m b au p län e . In sb e so n d e re b eh a n d elte er an H a n d d er P läne eingehend die A e n d eru n g en , die im g ro ß e n B örsensaal u n d den um liegenden R äum en sow ie im E ingang zur B örse u n d in ihrem T re p p e n h a u s vor*

zunehm en seien. A u ch m achte er ausfü h rlich e Dar*

legungen ü b er die W ic h tig k e it d er S chaffung n eu er Sitzungs* u n d A rb e itsräu m e, die d u rc h die O rgani*

sation der W irtsc h a ftsk a m m e r fü r P o m m ern u n d die A u fn a h m e ih rer A b teilu n g en u n d U n te ra b te ilu n g e n in das B ö rsen g eb äu d e n o tw e n d ig gew o rd en seien.

N ach d er F estsitzu n g vereinigte ein einfaches M ittag*

essen im P re u ß e n h o f die M itg lied e r des V o rsta n d e s

u n d B eirats sow ie V e rtre te r d er G e sc h äftsfü h ru n g

u n d des B üros d er K am m er.

(5)

1. Oktober 1936 O S T S E E . H A N D E L 3

Stettins Kaufmannschaft und ihr Börsenbau 1836.

V o rtra g , gehalten auf der F estsitzung der In d u s trie , u n d H a n d elsk am m er anläßlich des 100 jährigen Ju b ilä u m s des B ö rsengebäudes am 19. S eptem ber 1936 von C a r l M e i s t e r , S tettin, V ize p räsid en t

d er In d u strie , u n d H an d elsk am m er.

Bei B etrac h tu n g unseres S tettiner B örsengebäudes, das w ir in u n serer K am m eizeitsch rift „ O stse e .H a n d e l zu E hren seines h u n d e rtjä h rig e n Ju b ilä u m s abge.

b ild e t u n d beschrieben fin d en , erg ib t sich die F rage nach den geistigen u n d w irtschaftlichen V o r b e d i n . g u n g e n u n d B egleitum ständen des B aues b einahe von selbst; h ie rü b e r sollen einige A u sfü h ru n g e n fo l.

gen, um zu zeigen, w ie m an in u nserer V a te rsta d t S tettin v o r 100 J a h re n ein solches B au v o rh ab en b e . w ältigte.

G en au b etra ch tet liegt d er feste E n t s c h l u ß z u m ß a u des n euen B örsen g eb äu d es bereits 106 Ja h re z u . n ick , d o ch vergingen 3 Ja h re bis zur F ertig stellu n g der B aupläne u n d erst nach w eiteren 3 Ja h re n k o n n te unser B ö rsen g eb äu d e d er B en u tzu n g ü b erg eb en w e r.

den. W ill m an den E n tsch lu ß unserer A m tsv o rg än g e r richtig w ü rd ig e n , so m u ß m an v o r allem die T a t.

sache b erücksichtigen, d a ß S tettin im Ja h re 1830, also zur Z e it des B auentschluszes, nach dem dam aligen A d re ß b u c h n u r e t w a 2 9 0 0 0 „ S e e l e n “ — (e in . schließlich G a rn iso n ) in seinen M au e rn b eh e rb erg te ; 9n i n er die P ro v in z P o m m e rn um diese Z e it ganze

0 km fest^chaussierte S traßen besaß. M an w ollte also

b e w u ß t — im Sinne der H o ra z .O d e „exegi m o n u . m en t“ — einen m o n u m en talen B au errichten als S in n , b ild k au fm ä n n isc h .h a n sisc h er Stärke u n d B edeutung.

H a b e n w ir h eu te einen scharfen W e ttb e w e rb gegen die O stseehäfen w estlich u n d östlich von S tettin a u s.

zutragen, so w ar es in dam aliger Z e it hauptsäch lich die K o n k u rren z von F ra n k fu rt a. O d e r u n d S tral.

su n d , die die S tettiner K au fm an n sch aft zur V e rte id i.

g u n g d er heim ischen Interessen au f den P lan rief.

Es w ird auch m itgesprochen haben, d a ß K aufleute, deren N am e n heu te noch in W o h lfa h rtsstiftu n g e n u n d S traß en unseres S tettin festgehalten sin d u n d die H a n . delshäuser von sehr b ed e u te n d em U m fa n g u n ter H a f . tu n g ihres P riv atv erm ö g en s b esaß en u n d leiteten, eine gew isse R ep rä sen tatio n d urch ein gro ß es, a rch itek . tonisch edel u n d w irksam gegliedertes G e b ä u d e als S in n b ild d er B ed eu tu n g des K a u fm an n stan d es zu b e . sitzen w ünschten.

D ie P o rtra its b e k a n n te r hiesiger K au fleu te aus d a . m aliger Z e it lassen die N e ig u n g zu d ek o rativ er, s ta tt, licher A u fm a c h u n g u n d H a ltu n g d u rc h au s erkennen,

— einige B eispiele lege ich zur B etrac h tu n g v o r;

ferner sei d aran erin n e rt, d a ß z. B. die B ö rsen b a u te n

Die Börse in Stettin Zeichnung und Stahlstich von Roßmäkler um 1840

(6)

4 O S T S E E * H A N D E L Nummer 19

von B erlin u n d H a m b u rg in die Z e it v o n 1840 bis 1850 fielen, d a ß also der K a u fm an n sstan d o ffen b ar au f E x p an sio n b e d a c h t u n d h ierbei b e stre b t w ar, das ihm E igentüm liche d er A u ß e n w e lt erk en n b ar her*

au szuarbeiten. L iterarisch w irk te sich dies d ah in aus, d a ß G u stav F rey tag die B ilanz d er Z e it in seinem be*

rü h m te n K a u fm an n sro m an zog.

N ic h t im m er ist d er S tettiner K a u fm an n d u rch Rei*

sende v o n R uf, W e itb lic k u n d B ild u n g g u t k ritisie rt w o rd e n . A u s d er Z e it um 1800 liegen uns Reise*

b esch reib u n g en von R ellstab aus B erlin, von Pro*

fessor Seil, D ire k to r des M arien stifts* G y m n asiu m s, vom O b e rk o n sisto ria lra t Z ö lln e r u n d W ilh e lm von H u m b o ld t vor. A u szü g e aus des letzteren T ag eb u ch b rin g t auch H e rr P ro fe sso r W e h rm a n n in seiner G eschichte von Stettin. Z ö lln ers B riefe w ü rd ig t un*

sere H e im atsc h riftste lle rin K arla K ö n ig in ihrem B uch ü b e r P o m m ern . T ro tzd e m m öchte ich das T ag eb u ch W ilh e lm von H u m b o ld ts h ier zum E in b lick auslegen, d am it Sie selbst sehen k ö n n en , w ie d er geniale M a n n dam als aus einzelnen B eo b ach tu n g en sich ein Gesam t*

b ild zusam m enstellt. E r sagt d o rt an einer Stelle fo lg e n d e s:

„ D e r L u x u s soll u n ter den K au fleu ten sehr g ro ß seyn, er scheint indes d och klein städ tisch . W enig*

stens träg t nichts das A n seh n einer g ro ß e n u n d lu x u riö sen S tad t an sich, die W irts h ä u s e r sin d ganz g ut, aber n ich t g ro ß u n d schlecht m eu b lirt. M ieths*

w agen sin d n u r ein P aar, u n d auch die erst seit ein ig en Ja h re n , dagegen sehr viel E q u ip ag en , da je d e r n u r irg en d bem ittelte K a u fm an n eine hält.

D e r g rö ß te A u fw a n d soll im Essen u n d T rin k e n gem acht w erden. N äch std em in K leidern, w eniger in M e u b le n .“

F o rsc h t m an den U rsach en , die zum B ö rsen b au ge*

fü h rt hab en , tiefer nach, g elangt m an alsb ald in die G edanken* u n d A rb e itssp h ä re des w eitsichtigen O ber*

P r ä s i d e n t e n

S a c k , des u n erm ü d lich e n S chutzherrn d er dam aligen S tettiner u n d P om m erschen Interessen.

Sack erkannte, d a ß n u r Z u s a m m e n a r b e i t m it seinen in d er V o lk sw irtsc h a ft tätigen P o m m e rn das G e sa m tw o h l d er P ro v in z b ed e u te u n d h a t sich allen Q u e rtreib ereien zum T ro tz v o n dieser Linie n ich t ab b rin g e n lassen. F ü r seine E in stellu n g u n d seine restlose B etätig u n g zum W o h le d er pom m erschen W irts c h a ft sei h ier folgende Stelle seines B riefes an den R eichsfreiherrn vom Stein zitiert:

„M eisten s d u rch Im m ediat*V orträge bei dem Kö*

nige h ab e ich es durchgesetzt, d a ß v o n B erlin nach S tettin ü b e r N e u sta d t usw . eine C haussee u n d d a ß der S w in em ü n d er H a fen g e b a u t w erd en so ll.“

W e ite re P ro b lem e, ü b er die Sack in diesem B rief be*

richtet, sin d : A u ffo rs tu n g bei P een em ü n d e, F ö rd e ru n g des H erin g sfan g es, G rü n d u n g d er „W estindien*C om * p ag n ie“ , B eschaffung eines D a m p fsch lep p ers, eines D a m p fb ag g ers, sow ie G rü n d u n g je einer

Bürger*, Steuerm anns*, Schiffahrts*, G ew erks* u n d H a n d lu n g ssc h u le .

D as sin d w a h rh a ft w irtsch aftsfreu n d lich e P läne, u n d m an k an n sich vorstellen, d a ß K aufleute, die in solchen G ed an k en g ä n g en g eschult w aren, den W u n sc h hegten, auch äu ß erlich in der heim ischen H a fe n sta d t ihre Interessen u n d B ed eu tu n g d urch ein im posantes eigenes A m tsg eb äu d e zu d o k u m en tieren . D e u tlich versp ü ren w ir es, d a ß der D a n k d er K o rp o ra tio n der K a u fm an n sch aft an Sack, d er seinen A u sd ru c k in der E rric h tu n g des b ek a n n te n E hrenm als in den G ra b o w e r A nlag en fand, v o n H erzen gekom m en sein m u ß ! In den 30 iger Ja h re n des v origen J a h rh u n d e rts w ar es in unserem V ate rlan d e, in sb eso n d ere in P reu ß e n , einer sparsam en u n d tatk räftig en F in a n z p o litik ge*

lungen, die Schäden u n d S chulden des N apoleoni*

sehen Z eitalters zu ü b erw in d en u n d die V oraus*

Setzungen fü r einen starken w irtschaftlichen A u fstieg

zu schaffen. A u f allen G e b ieten regte sich so lid er

b ü rg erlich er Fleiß', die in d u strielle E n tw ick elu n g setzte leb h aft ein. E ine B esserung der V e rk eh rsv e rh ältn isse ging h ierm it H a n d in H a n d . D ie S ee*H andlung g rü n d e te eine R eihe w ichtiger bis zum h eu tig en T age b e d e u te n d e r In d u strie* W erk e. D e r Z o llv erein , u n ter P re u ß e n s F ü h ru n g geg rü n d et, w ar W e g b e re ite r fü r eine V e rb in d u n g zw ischen den zerstreuten preußi*

sehen L andesteilen u n d fü r eine V erein h eitlic h u n g des g ro ß d e u tsc h en W irtsch a ftsg eb ietes. Es ist sicher kein Z u fa ll, d a ß die E rric h tu n g unseres B örsenhauses in diese E poche fällt, in w elcher gleichzeitig d er B au der ersten d eutschen E isenbahn, das E rscheinen der ersten D a m p fsch iffe auf der O d e r (K ro n p rin zessin E lisabeth u n d R eg en b o g en ) F ü h rerp ersö n lich k eiten w ie F r i e d r i c h L i s t , den E iniger in unserem E isenbahnw esen, u n d den In sp ira to r der p re u ß isch en In d u strie P e t e r B e u t h , ins helle L icht d er O effent*

iichkeit stellte.

D a ß d u rch die enge F re u n d sc h a ft des letzteren m it dem b ed e u te n d ste n B aum eister P re u ß e n s C a r l F r i e d r i c h S c h i n k e l h ö ch st w ertvolle A nregun*

gen ausgetauscht w erd en k o n n ten , leuchtet o hne wei*

teres ein u n d e rfä h rt d u rch das S tu d iu m des Brief*

Wechsels zw ischen B euth u n d Schinkel eine um*

fassende B estätigung.

D ie V e rfle c h tu n g zw ischen B au k u n st u n d B lüte der W irts c h a ft zieht sich w ie ein ro ter F ad en d u rc h die W e ltg esch ich te bis in unsere T age h in ein , u n d es ist recht in teressant, diesen Z u sam m en h ä n g en auch an H a n d des B ö rsen*N eubaues nachzugehen.

D e n Schlüssel zu r G e sta ltu n g d er F assade unseres H a u se s erh ält m an m. E. w o h l am ersten d u rc h eine B etrac h tu n g des klein en S tahlstiches von R osm äsler, aus d er Z e it um 1840. H ie rb e i sp ü rt m an das Be*;

streb e n des A rc h ite k ten , die F ro n t des Börsenge*

b ä u d e s in b ezu g auf G e sta ltu n g der F en ster u n d T ü re n , auf A b setz u n g d er Q u a d e rn u n d au f Gesam t*

p ro p o rtio n dem b en ach b arte n W a c h g e b ä u d e der K o m m a n d a n tu r (vgl. T ite lb ild ) anzugleichen, um dem in d er A rc h ite k tu r etw as u n ru h ig e n H eu*

m ark t einen R u h e p u n k t fü r das A u g e zu geben.

F ü r b eid e B auten ist charakteristisch das F ehlen des G ieb e ls u n d S atteldaches; statt dessen ist d er Ab*

Schluß d u rc h eine A ttik a (G e sim s) w ie bei den Pa*

lazzi d er italienischen V o rren aissan c e gew ählt. D ieser

(7)

1. Oktober 1936 O S T S E E . H A N D E L 5

Stil, d er in den A u g en V ieler als schem atisch gilt, ist h ier vom E rb a u er variiert: das alte W a c h g e b ä u d e droh en d * em st, das B örsenhaus festlich*heiter.

D ie Z e it d er edlen G ie b e lfo rm u n g g e h ö rt um 1830

— dem S pätbied erm eier — bereits der V e rg an g en h e it an; am H e u m a rk t erblicken w ir noch h eu te das frü h ere M o n in sch e H a u s u n d das alte R ath au s als V e rtre te r dieser B au g attu n g m it schönen, in reich*

gegliederten V o lu te n geschw ungenen, G ieb eln . D ie K an d elab er v o r dem B örsenhaus w erden von Re*

g ie ru n g sb a u ra t R ittersh au sen u n d D r. B ethe vom L andesm useum Schinkel p ersönlich zugeschrieben, der ja ein F ö rd e re r des Z in k g u sses w ar u n d die M anu*

fa k tu r v o n M o ritz G e iß in B erlin w ie d e rh o lt fü r die A u s fü h ru n g seiner E n tw ü rfe b esch äftig t hat. A u ch das bei den F u n d ie ru n g sa rb e ite n der Jo h a n n is k irc h e v o r einigen Ja h re n au fg efu n d e n e T au fb eck e n stam m t aus dieser G ieß erei.

Ein g u ter K enner pom m erscher B auten, H e rr Re*

gierungs* u n d B au rat K o th e h a t in den M onats*

b lättern d er P om m erschen G esellschaft fü r G eschichte u n d A lte rtu m sk u n d e im Ja h re 1933 das B ö rsenhaus u n d das M arienstifts*G y'm nasium , b eid e v o n der H a n d des G eh eim en O b e rb a u ra ts M atth ias en tw o rfen , den B auten des „H elle n ism u s S chinkel’scher Auf*

£assung“ zugezählt, u n d er trifft d am it w o h l das R ichtige. B ean tw o rte t doch dies H a u s, in dem w ir unsere A rb e it zum B esten der W irtsc h a ft leisten, die Frage, ob es ein Ideal in d er B a u k u n st gäbe, d u rch seine täglichen D ien ste s o treffen d , w ie sie Schinkel dem K ro n p rin zen von B ayern im Ja h re 1834 schrift*

lieh gleichfalls b e a n tw o rte t hat, näm lich:

» P a s Id eal in d er B au k u n st ist n u r d an n völlig er*

reicht, w enn ein G e b ä u d e in allen seinen Teilten seinem Z w eck in geistiger u n d p h y sischer H in sic h t v o llk o m m en en tsp rich t.“

D ies k ö n n e n w ir m it A n e rk e n n u n g u n d D a n k von der w o h lg elu n g en en S ch ö p fu n g des H e rrn M atth ias b e h a u p te n , w en n auch dem A u g e des B etrachters die V e rb in d u n g zum N a ch b arg e b äu d e d er W a c h e seit Jah rzeh n ten verlorengegangen ist.

U n ser B ö rsenhaus, feierlich in M a ß u n d H a ltu n g , v erb in d e t P ro p o rtio n u n d O rd n u n g in seiner wir*

k u ngsvollen F assade m it ein d ru ck sv o ller Schönheit, u n d w ir m öchten eine w eitere P flic h t der D a n k b a rk e it am heu tig en T age erfüllen, in d em w ir der Beziehun*

Sen S chinkels zu u n serer S tettiner K au fm an n sch aft gedenken, w ar d och seine F rau die T o c h te r des hiesigen K a u fm an n s G e o rg e F ried rich B e r g e r , d er m der F ran zo sen zeit u n v ersch u ld et in B an k ero tt geriet.

D Je bis 1829 zu rü ck reich en d en A d re ß b ü c h e r erb rin g en nichts ü b e r den K a u fm an n B erger; das ü b er die vor*

g utgehende Z e it h an d sc h riftlic h g efü h rte S tettiner ß urg erb u ch n e n n t

1802 den M ü h len m eister B erger u n d

1805 F red eric B erger, filius civis, S chiffskapitän.

ehinkels S chw ager w ar d er S tettin er K a u fm an n u n d e in h än d ler G o ttlie b B o n av en tu ra K u h b e r g , essen N am e h eu te no ch so m anchem S tettiner ge*

läufig ist!

ü r das J a h r 1836 zäh lt die — gleichfalls h ier aus*

egte M itg lied sliste d er C o rp o ra tio n d er Kauf*

m an n sch aft 249 P erso n en auf, die fü r die G esam t*

b au su m m e v o n ru n d 465 000 M ark gerade zu stehen h atten . E in E xem pel, das allein schon die M är v o n den selbstsüchtigen „P fe ffersäck e n “ zu ersch ü ttern verm öchte! — D e n k en w ir in diesem Z u sam m en h an g :— u n te r k u rz er A b sch w eifu n g vom T h em a — auch d aran , d a ß das S tattheater 12 Ja h re später aus f r e i * w i l l i g e n S penden S tettiner K au fleu te erb au t w u rd e u n d d a ß ferner S tiftu n g en u n d A ltersheim e, die auch bis in unsere T age segenw irkend sich erhalten haben, g rö ß te n te ils E rinn eru n g sm ale fü r hochherzige kauf*

m ännische W o h ltä te r sind, m it N am en w ie:

K u h b erg , Salingre, Sanne*Stolle, Schw enn, Her*

m ann, M arch an d , T ielebein, u n d n ich t zu ver*

gessen das H a n d lu n g s* A rm en * In stitu t der Kauf*

m annschaft, das v o r d er In fla tio n ein V erm ögen v on ru n d 8A M illio n en M a rk besaß.

W ir w ollen am S chluß dieser k urzen B etrachtungen un s d a n k b a r vergegenw ärtigen, w elcher A rt die F irm en w aren, deren In h a b e r als V ä te r des Baues an*

zusprechen sind. D e r B egriff In d u strie w ar dam als in S tettin k aum b ek a n n t. Bis au f einzelne B rennereien.

Z uckersied ereien usw . zählten sich die E rw erb sstän d e fast säm tlich dem H a n d e l u n d H a n d w e rk zu. Kauf*

leute g rü n d e te n , von w enigen A u sn ah m e n abgesehen, erst in den fünfzig er J a h re n die ersten „Industrie*

E tab lissem en ts“ d urch A k tienzeichnung.

In den M itgliedsverzeichnissen der im B ö rsen b a u ja h r k o rp o rie rte n K aufleute fin d en w ir leider ^ n u r ihre N am en u n d F irm a verzeichnet, hingegen nichts ü b er den C h a ra k te r ih rer B etriebe. H ie r w u ß te mein- S tettin er A d re ß b u c h aus jen er Z e it R at.

D ie N am en der V o rste h e r des Ju b ilä u m sja h re s 1836 u n d d er am B au M eistb eteilig ten fü h rt H e rr P ro fe sso r W e h rm a n n in d er F estsch rift au f; ich m öchte Ih n e n als E rgän zu n g dazu die entsprech en d en V erm erk e aus dem „A llgem einen W o h n u n g sa n z e ig e r fü r S te ttin “ als klein en A u ssc h n itt aus dem dam aligen Alltags*

b etrieb b eifü g e n :

D a n . W i l h . S c h u l t z e , K au fm an n , C om m erzien*

rath, R uss. P rodukte,*) R hed erei, C om m iss. u n d Sped., kl. D o m str. 772.

F r i e d r. W i n k e l s e s s e r , W e in * C o m m issio n u.

S ped. G eschäft, B reitestr. 365, F irm a F. S. W in k elsesser.

K a r l M ü l l e r , K o n su l u n d K au fm an n , M aterial*

u n d F arbw aren*G eschäft engros et detail, H eu*

m ark t 45.

A . L e m o n i u s , K önigl. G e n e r a lk o n s u l b e id e r Sicilien fü r das K önigreich P re u ß e n , K au fm ., Speditions* u n d C om m issions*G eschäft. Bevoll*

m ächtigter der D am pfsch iffah rts* G esellsch aften , H a u p ta g e n t d er B erliner Renten* u n d Lebens*, u n d der E lb erfeld er F euerversicherungs*G esell*

schaft, F rau e n str. 921.

C a r l A u g . G o t t f r . S i m o n , K önigl. B elgischer C o n su l, K aufm . W aaren* u. H eringsgesch. en gros, R hederei, C o m m issio n u n d S p ed itio n , H e u m a rk t 28, Fa. S im on &. C o m p .

*) R u ssische Produkte waren beisp ielsw eise: Astrachaner Zuckersclioten Anis, gelber Senf, Leinsaat.

(8)

6 O S T S E E - H A N D E L Nummer 19

A . F r . W i l h . W i s s m a n n , K önigl. C o m m e rzien . R ath , S ta d trath u. K aufm ., R hed erei, H o lz ., H e rin g s., S p e d itio n s. u n d C o m m issio n s.G e sch äft, K u h str. 288.

J o a c h i m S t a v e n h a g e n (v ielleich t a u ß e rh alb w o h n h a ft? ), fe h lt in den A d re ß b ü c h e rn je n e t Z eit.

C a r l A n t o n B a r a n d o n , K a u fm an n , G e tre id e , geschäft, B o llw erk 1094. F irm a H o ffm a n n & B a.

ra n d o n .

C a r l E d . G o l t d a m m e r , K aufm . W a ren g esch äfte en gros &. en detail, R hederei, C o m m issio n u n d S p ed itio n , K ö n ig str. 185. Fa. G o ltd a m m e r &.

Schleich.

J o h . L i n a u , K aufm ., W ein g e sch äft, S chulzen, straß e 337.

F r . W i l h . G r i b e l , C om m erz. R ath , R uss. P r o . d u k te, W a r e n , u n d E isengeschäft, gr. O d e rstr. 11.

F a. R u d . C h rist. G rib e l.

A d . A u g . B o d e , K a u fm an n , o. d. S chuhstr. 623.

C a r l W i l h . M e i s t e r , K aufm ., E isen ., Stahl u n d k u rz e W a a re n .H a n d lu n g , M ö n ch e n str. 464. ( G e . schäftslokal, G ra p en g ieß e rstr. 167.)

F irm a G . E. M eisters Söhne.

J o h . F r a n z H e i n r. F r a i s s i n e t , K aufm ., B au . u n d N u tzh o lzg e sch äft u n d R hederei, F ra u e n , straß e 869. F irm a: F. H . F raissinet.

Es ist: ein k o stb are s V e rm äch tn is, das w ir v o n diesen M ä n n e rn u n d ih ren dam aligen S tettiner B eru fs, kolleg en ü b ern o m m e n h a b e n ; w ir w ollen geloben, es in H o c h a c h tu n g u n d getreu dem so o ft v o n fü h ren d en M ä n n e rn un serer Z e it b e k u n d e te n S inn fü r geschieht, lieh G e w o rd en e s u n d B ew ährtes w eiterh in zu h ü ten u n d zu pflegen, — als D e z e rn e n t fü r das B örsenhaus halte ich m ich h ierzu fü r b eso n d e rs v erpflichtet.

M ö g e ein gütiges Schicksal es fügen, d a ß d er A u s . spru ch W o lfg a n g von G o e th e s

,,Sieht m an am H a u se d o ch gleich so deutlich, W e s Sinnes d er H e rr se il“

in b ez u g auf G e g en w art u n d Z u k u n ft des B ö rsen , h au ses seinen Sinn behalte. D ie V o rb e d in g u n g e n h ie rfü r h a t uns das D ritte R eich A d o lf H itlerä ge.

[Schaffen: N u tz e n w ir sie w eise, indem w ir im Sinne seiner vom h ö ch sten ausgereiften Id ealism us ge.

tragenen, soeben in N ü rn b e rg gehaltenen K u ltu rre d e leben u n d h a n d e l n .

D e r vom F ü h re r geprägte Satz, d a ß k ein M ensch eine innere B eziehung zu einer k u ltu rellen L eistung b e . sitzen k an n , die n ich t im W e se n seiner eigenen H e r.

k u n ft w urzelt, h a t u nvergänglichen W e rt u n d soll auch un s in dieser S tu n d e L eitstern sein.

Zur Eröffnung der Reichsautobahnlinie Berlin-Stettin*

i

Von R eichsbahnoberbaurat D a u b , Stettin.

Am 27. Sept. ds. Js. sind an verschiedenen Stellen D eutsch­

lands T eilstrecken der R eichsautobahnen eröffnet worden, mit denen im Ganzen nunm ehr 1000 B etriebskilom eter für den V erkehr freigegeben sind. D er F ührer nahm selbst die E röffnung der ersten T eilstrecke der schlesischen A utobahn vor. Am gleichen T age und zur selben S tunde w urde der zw eite A bschnitt der B erlin—-Stettiner S trecke durch den H errn G auleiter Schw ede-K oburg feierlich eröffnet. D am it ist nach knapp 21/2 jä h rig er Bauzeit die gesam te Strecke B erlin—S tettin in B enutzung genom m en worden.

Verkehrsbecteutung und Linienführung.

U nsere Autobahnlinie nim m t eine bedeutende Stellung im G esam tnetz der deutschen R eichsautobahnen ein, von dem wir in A bbildung 1 'eine D arstellung geben. Sie verbindet die R eichshauptstadt mit dem alten Stam m sitz der pom m erschen H erzöge, der, heute zur G roßstadt angew achsen, m it den zu seinem W irtschaftsgebiet hinzuzuzählenden O rtschaften ein Siedlungsgebiet von über 400 000 M enschen um faßt und den grö ß ten H afen im O stseebecken besitzt. E s ist b ea b ­ sichtigt, die Linie von Stettin aus nach H interpom m ern, vo r­

aussichtlich bis zum polnischen K orridor zu verlängern, um später u n ter B enutzung von polnischen S taatsstraß en eine gute V erbindung nach O stpreußen zu schaffen.

D ie V erkehrsbedeutung d er Linie Berlin—Stettin liegt nicht nur in d er Schaffung einer w esentlich besseren und kürzeren V erbindung zwischen den beiden S tädten, sondern auch darin, daß nunm ehr die R eichshauptstadt für K raftw agen einen besseren Z ugang zur O stsee erhält, d er nicht nur für den H andel Stettins, sondern auch für den Besuch der meisten

pom m erschen S eebäder von g rö ß ter Bedeutung ist. D ie O st­

see und das ganze pom m ersche H interland sind gleichsam n äh e r an Berlin und durch V erm ittlung der von d ort ajus- strahlenden anderen A utobahnlinien auch an das übrige D eutschland herangerückt. Auch w erden bisher ganz u n b e ­ kannte und schlecht zugängliche, dafür landschaftlich aber umso reizvollere Teile d er nördlichen M ark B randenburg, der U ckerm ark und V orpom m erns dem K raftfahrer erschlossen.

D ie S traß e beginnt bei S chw anebeck (vergl. Abb. 2), süd­

lich B ernau am Berliner A utobahnring, d er im weiten Bogen das ganze Siedlungsgebiet der R eichshauptstadt um faßt und läuft von dort zunächst in fast rein nördlicher Richtung, die Eisenbahnlinie Berlin—Stettin überschreitend, das ro ­ m antische alte H ussitenstädtchen Bernau östlich liegen lassend, durch weite Kiefern- und B uchenw älder hindurch, wendet sich alsbald nach N ordosten u nd überschreitet bei km 16,7 die landschaftlich besonders reizvolle S enke des O bersees bei Lanke mit Hilfe einer w eitgespannten eisernen Brücke- N ach U eberw indung w eiterer g rö ß erer W aldgebiete erreicht sie bei km 28 das weite Finow tal, in dem sie a u ß er v er­

s c h ie d e n e n anderen V erkehrsw egen den alten, noch aus der friderizianisehen Zeit stam m enden Finow kanal und den m o­

dernen, b reit ausgebauten H ohenzollernkanal ü b ersch reitet.

D urch eine Landschaft, die durch den W echsel von Hügeln, eingebetteten Seen und W aldstücken besonders r eiz v o ll er-

*) Die in dieser A usgabe des „O .-H .“ verw andten Bilder und Pläne sind von d er V erw altung d er R eichsautobahnen Stettin aufgenom m en bzw. gezeichnet worden.

(9)

1. O k to b e r 1956_________________________ O S T S E E . H A N D E L

STAND OER BAUARBEITEN A N DER REICHSAUTOBAHN

scheint, geht es weiter bis km 36, wo der Anschluß an das Gebiet des W erbellinsees erreicht wird. Es folgen w eitere schöne W aldgebiete, bis, unm ittelbar nach der Durchschnei- dung einer großen E n dm oräne aus d er Eiszeit, das Becken des G rim nitzsees und die A nschlußstelle Joachim sthal a n -d e r Landstraße Joachim sthal—A ngerm ünde erreicht wird. W eiter geht es zunächst durch offenes Land, dann wieder durch große F orsten, vorbei an einsam en W aldseen. Bei km 65

^ lrd die E isenbahnstrecke A ngerm ünde—P asew alk—Stralsund überquert, bis die A utobahn schließlich, kurz nach Ueber- Sc reiten der tiefen Rinne des R atsburgsees, die durch einen großen. D am m überw unden wird, etw a bei km 75 das Wald- e iet verläßt und von nun an hauptsächlich durch die fru c h t­

baren F elder der U ckerm ark führt. E tw a bei km 90 wird das tief eingeschnittene U rstrom tal der Randow und dam it die G renze P om m erns erreicht. In kühnem Schwung senkt sich die D oppelstraße bis fast auf den T alboden, um aüf der anderen Seite die H öhe rasch wieder zu erklimmenj.

An dieser Stelle biegt die Linie noch m ehr nach O sten und verläuft dann in ziemlich gerad er Richtung, an den Ortien Penkun, S torkow und Pom ellen vorbeigehend, bis Col- bitzow, wo sie bei km 113, kurz nach nochm aliger K re u ­ zung mit der Eisenbahnlinie S tettin—Berlin, die F ern v er­

k eh rsstra ß e 2, die alte V erbindung zwischen der Reicl^shaupt- stadt und S tettin erreicht, mit der sie durch die dort a n ­ gelegte A nschlußstelle verbunden ist.

KÖNIGSBERGS

a l i o nAo STETT

BERLIN

KASSEL

BRESLAU DRESDEN

FRANKFURT

NURNBER1

STU TTG ART

MUNCHEI

S TA N D VOM ZJ.9.36 ___ GRUNDNETZ 7 0 0 C KM _ _ ERGÄNZUNGEN ___ ZUM BAU FREiGEGEBEN a n s BAU BEFINDLICH _ DEM VERKEHR ÜBERGEBEN

Abb. 1.

(10)

8 O S T S E E * H A N D E L Nummer 19

Abb. 2.

Die F ortsetzung der S trecke, deren vorläufiges E nde bei H ornskrug mit einem Anschluß an die B äderstrecke vorge­

sehen ist, befindet sich noch im Bau und wird erst im F rü h ­ jahr 1937 eröffnet.

Technische Grundsätze.

D ie technischen G rundsätze, ;n$ch denen die R eichsauto­

bahnen gebaut sind, stellen etwas vollkom men N eues dar.

Sie haben mit den E isenbahnen — w enigstens mit den H aupt- schnellzugsstrecken — sowie ipit den bisherigen L andstraßen erster O rdnung m anches gem einsam , unterscheiden sich aber wieder in wesentlichen Punkten von beiden.

Mit den H auptbahnlinien haben sie gem einsam die „Z w ei­

gleisigkeit“ und die schlanke Linienführung sowie die voll­

kom m en „kreuzungsfreie“ D urchführung unabhängig von allen übrigen V erkehrsw egen. Mit den L andstraßen haben sie gem einsam die wesentlich stärkeren Steigungen, die die H aupteisenbahnlinien erheblich übersteigen sowie die bessere Anschm iegung ans Gelände.

Die Zweigleisigkeit, d. h. die Anlage von zwei durch einen G rünstreifen vollständig getrennten F ahrbahnen, von denen jede nur für eine R ichtung bestim m t ist, unterscheidet sie ganz wesentlich von den bisherigen L andstraßen und v er­

m ehrt die Leistungsfähigkeit im gleichen Ausmaß wie sie die B etriebssicherheit erhöht. D asselbe gilt von der T a t­

sache, daß kein V erkehrsw eg die Autobahn in F ah rb ah n ­ höhe kreuzt, daß vielmehr sämtliche unter- od er überführt sind.

D a auf diese W eise die A utobahn ohne jede V erbindung mit dem allgem einen Straßen- und W egenetz des Landes bleibt, muß sie an gewissen Stellen mit diesem durch besondere A n­

lagen verbunden werden. Diese, Anschlußstellen oder Auf­

fahrten genannt, w erden in der Regel an den K reuzungs­

punkten mit den wichtigeren Landstraßen angelegt (vergl.

Abb. 3) und weisien getrennte Zu- und A bfahrtsstraßen zwischen der kreuzenden L andstraße und den beiden F a h r­

bahnen der Autobahn auf. U nter A uffahrten versteht man den Z ugang zu dem E ndpunkt eiiner Autobahnlinie, der in d er R egel einen einfachen U ebergang in eine großstädtische A usfallstraße oder eine L andstraße darstellt..

E ntsprechend den großen G eschwindigkeiten, die auf der A utobahn zugelassen sind und wohl erst in Zukunft richtig, ausgenutzt werden, ist die Linienführung sehr flach, d. h.

die H albm esser der Krüm m ungen betragen im allgem einen nicht weniger als 2000 m und w erden möglichst nocn grö ß er gew ählt. Sämtliche Kurven weisen an beiden Seiten so rg ­ fältig berechnete U ebergangsram pen auf, um eine bequem e Ein- und A usfahrt in od er aus der Kurve sicherzustellen.

W enn auch die S teigungen wesentlich stärker sind als bei den H auptbahnlinien, so sind doch die Ausrundungen der Gefällwechsel derartig sanft gestaltet, daß man auch bezüg­

lich der Höhenlinien von einer sehr schlanken Führung sprechen kann. Die Ausrundung der „K uppen“ beträgt in der R egel m indestens 10 000 m. Dieses ist nötig, dam it ein überholender, sehr schnell fahrender K raftw agen nicht zu plötzlich auf ein vor ihm liegendes F ahrzeug stößt, ohne es rechtzeitig sehen zu können. Die Ausrundung der Senken mit m indestens 5 000 m ist abgesehen davon, daß dadurch die F ahrt sehr angenehm und stoßfrei gestaltet wird, d es­

wegen vorgesehen, um die Federn der F ahrzeuge möglichst zu schonen.

D er Q uerschnitt der A utobahnen ist aus der Abbildung 4 zu ersehen. Die beiden, je 7,5 m breiten F ahrbahnen, die in der ersten Zeit teilweise aus K leinpflaster od er S chw arz­

decken hergestellt wurden, bestehen heute durchw eg aus Betondecken von 20 oder 25 cm Stärke. Die größere D ecken­

stärke wird da angew andt, wo der U ntergrund weniger zu­

verlässig ist. Die D ecke besteht bei der S trecke Berlin—

Stettin wie bei den meisten A utobahnstrecken aus 2 Schich­

ten, aus U nter- und O berbeton in 14 bezw:. 6 cm S tärke.

D er O berbeton hat einen Splittzusatz aus besonders hartem Gestein, der ihm eine erhöhte V erschleißfestigkeit geben soll. —' Beiderseits der eigentlichen F ahrbahnen befinden sich sogenannte Seitenstreifen, die heute durchw eg eb en ­ falls aus Beton mit einer A uflage von 2 cm G ußasphalt her- gestellt werden, sodaß sie auch den Nam en „S chw arzstreifen“

erhalten haben. Die Seitenstreifen sollen die Fahrsicherheit noch erhöhen, dergestalt, d aß ein Fahrer, der versehentlich einmal mit einem R ade über den R and der F ahrbahn gerät, nicht gleich in den weichen M utterboden hineinfährt, w as bei den hohen Fahrgeschw indigkeiten unw eigerlich zu einem Unfall führt. Beide, Fahrbahnen und Seitenstreifen, ruhen

ßf-rschnitt der ßutoöuhn m c/er Geraden M. f.'fOO.

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(12)

i ö O S T S E E . H A N D E L Nummer 19

auf einer sogenannten Ausgleichs- oder Sauberkeitsschicht aus Sand, die nur bei U ntergrund aus Lehm, Ton, grobem Kies und ähnlichem angew andt wird und die Aufgabe hat, eine vollkom m en gleichm äßige, satte und trockene A uflage­

rung d er F ahrbahnplatten und der Seitenstreifen zu g ew ä h r­

leisten. D er m ittlere und die beiden äu ß eren Grünstreifen, für die sich der A usdruck D am m schultern eingebürgert hat, w erden mit einer starken M utterbodenschicht bedeckt, um für die B epflanzung den erforderlichen N ährboden zu schaffen.

Mit den äußeren G rünstreifen erhält die A utobahn eine G e­

sam tbreite von 24,0 m.

Die B etonfahrbahnen können infolge der T em p eratu rein ­ flüsse sowie w egen der trotz sorgfältiger Ausführung n ie­

m als ganz verm eidlichen Setzungen des U ntergrundes nicht in einem Stück betoniert w erden, sondern müssen durch F ugen, die durch Bitum en a'usgegossen sind, in einzelne P latten aufgeteilt werden.

T rotzdem bilden die B etonfahrbahnen im Vergleich zu dem E isenbahnoberbau einerseits und zu der bisher üblichen B e­

festigung der L andstraßen andererseits (M akadam , Teer- m akadam und Pflasterung der verschiedenen Arten) eine verhältnism äßig starre und unnachgiebige Decke, die in ihrer H öhenlage n u r schwer reg ulierbar ist, wie dies z. B. bei dem • E isenbahnoberbau durch das N achs-opfen und -richten d er Gleise geschehen kann.

Erdarbeiten.

Infolgedessen m üssen die E rd arb eiten nach vorheriger R o ­ dung aller W aldstrecken (vergl. Abb. 5) wesentlich sorgfäl­

tiger ausgeführt w erden, als m an dies bisher gew öhnt war.

Insbesondere können die D äm m e nicht einfach in ganzer H öhe o d er in stärkeren L agen geschüttet w erden, vielmehr müssen sie in dünnen Schichten aufgebracht und sorgfältig gestam pft w erden (vergl. Abb. 6). Aus dem gleichen G runde kann m an . den A utobahndam m nicht einfach in Moore oder Seen mit m oorigem U ntergrund hineinschütten und es der Zeit überlassen, daß durch allm ähliche, jahrelange Setzungen schließlich ein G leichgewichtszustand eintritt, sondern man ist gezw ungen, allen unzuverlässigen U ntergrund wie Torf, Moor, Faulschlam m und ähnliches durch A usbaggerung (vergl.

Abb. 7) oder die neuerdings vielfach angew andte Sprengung zu beseitigen und durch eine D am m schüttung a u s 'z u v e rlä s si­

gen B odenarten zu ersetzen.

Abb. 6.

D ie interessantesten und grö ß ten A rbeiten dieser Art an der R eichsautobahnstrecke B erlin—Stettin erforderte der U eber- gang über das O dertal zwischen N iederzahden und Klütz;.

B ekanntlich ist das T al in ganzer B reite mit einer a u s Moor und Faulschlam m bestehenden Schicht von 8 —10 m S tärke bedeckt. D iese gänzlich untragfähigen B odenarten wurden auf maschinellem W ege durch einen m odernen Saugbagger von g ro ß er Leistungsfähigkeit (Abb. 8) herausgeholt und ■'auf die um liegenden Ländereien aufgespült. Dieses Gelände, das bisher aus nassen W iesen bestand, ist nunm ehr vollkom men grundw asserfrei und damit landw irtschaftlich erheblich w ert­

voller gew orden.

In den durch die A usbaggerung entstandenen W asserkanal von 8—10 m Tiefe w urden dann Sandm assen hineingespült, die sich in unerschöpflichem U m fang im U ntergrund des O dertals befinden (Abb. 9). Die Sandm assen w urden mit dem gleichen S augbagger aus g ro ß e r Tiefe unterhalb d er M oor­

schicht herausgeholt. Auf diese W eise ist es gelungen, einen vollkom m en festen Damm , der unm ittelbar auf dem tragfähigen U ntergrund aufruht, zu schaffen, auf den man unbesorgt sofort die B etonfahrbahn auflegen kann.

Kunstbauwerke.

D a alle K reuzungen mit den übrigen V erkehrsw egen v er­

mieden . werden, sind bei dem Bau der R eichsautobahnen außerordentlich viele K unstbauw erke: U nter- und Ueberfüh- rungen sowie B rücken erforderlich. T rotz der verhältnism äßig dünnen Besiedelung der L andstrecke, durch die unsere A uto­

bahn führt, sind in dem Abschnitt B erlin—Kolbitzow allein 100 B auw erke errichtet worden, von denen 7 als größere B rückenbauw erke angesprochen w erden können, w ährend die übrigen U nter- und U eberführungen üblicher A usm aße sind. Bei den K unstbauten überw iegen die reinen Beton- und E isenbetonausführungen; sobald g rößere Spannw eiten nötig sind, wird für den U eberbau Stahlkonstruktion angew andt, die neuerdings viel in rein geschw eißter F orm ausgeführt wird. So weisen z. B. auf unserer ^ tre c k e die Brücken über die E isenbahn bei B ernau und die S tra ß e B ernau—Z epernik Stahlkonstruktion auf, ebenso die grö ß ten B auw erke der fe r­

tigen S trecke, die Brücken über den O bersee und die iji starker Steigung schräg über den H ohenzollernkanal führende B rücke bei Finow furt (vergl. Abb. 10). D ie beiden Brücken haben, abgesehen von der ungefähr gleichen Länge, die P fei­

leraufteilung gem einsam , d. h. eine g rö ß ere Mittel- u(nd zwei kleinere Seitenöffnungen.

An der S trecke K olbitzow —H ornskrug befinden sich die b e ­ deutendsten und schönsten B rückenbauw erke der ganzen S trecke, in erster Linie die beiden Brücken über die West- und O stoder, die einander sehr ähnlich sind. Die p e r s p e k t i ­

vische Skizze (vergl. Abb. 11) verm ittelt ein Bild von der fertigen W estoderbrücke, w ährend die Abb. 12 eine 'D a rstel­

lung aus dem Bau wiedergibt. Infolge des ungünstigen U n te r­

grundes im O dertal war der Bau d er B rückenpfeiler und der W iderlager besonders schwierig u,nd konnte zuverlässig nur mit H ilfe des D ruckluftverfahrens erfolgen. — Am w est­

lichen und nördlichen R ande der Buchheide m ußten 2 g rö ­ ß ere T äler überquert werden, das Isertal und das H öken- dorfer Tal, die beide zu längeren, viaduktartigen B rücken­

bauw erken V eranlassung gaben. W ährend der Isertalviadukt g anz aus Beton und E isenbeton besteht, weist der Höken- dorfer V iadukt Pfeiler in E isenbeton und eine F ah rb ah n aus geschw eißter S tahlkonstruktion auf (vergl. Abb. 13).

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A b b . 8.

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1. O ktober 1936 O S T S E E . H A N D E L 13

A bb. 11.

Abb. 10.

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14 O S T S E E . H A N D E L Nummer 19

Abb. 12. Fahrbahndecken.

Die H erstellung der B etondecken in diecem Ausmaß stellt fü r den deutschen Ingenieur n eu e und ungew ohnte Aufgaben dar. Sind doch z. B. allein fü r die S trecke bis K plbitzow, die rd; 2 Mill. qm B etondecken um faßt, 430 080 cbm Kies = 43 080 E isenbahnw agen zu je 10 cbm und 102 000 to Splitt — 13 600 E isenbahnw agen zu je 20 to und >112 000 to Z em ent = 7 500 W agen je 15 to verbraucht worden. U m einen rich ­ tigen Begriff von diesen M engen zu bekom m en, muß man sich säm tliche E isenbahnw agen mit Kies, Splitt und Zem ent aneinandergereiht vorstellen. D as ergibt eine Länge von 545 km .

D er T ran sp o rt d era rt riesiger B austoffm engen erforderte in dem verhältnism äßig verkehrsarm en Gebiet, durch das unsere S trecke hindurchführt, erhebliche E rw eiterungen vorhandener und die Schaffung neuer V erkehrs- und U m schlaganlagen (vergl. Abb. 14).

Die H erstellung d er B etondecken selbst ist in einem so gro ß en Ausmaß von H and kaum durchzuführen, vielm ehr g e ­ schieht dies mit H ilfe von M aschinen, die erst in den letzten Ja h re n zu der heutigen V ollkom m enheit entwickelt wordem sind. D a täglich etw a 300 lfd. M eter von einem M aschinen­

satz h ergestellt w erden, m üssen sie sich dauernd fortbew egen und rollen daher auf Schienen, die beiderseits der F ahrbahn auf dem vorher betonierten R andstreifen verlegt sind. Ein solcher M aschinensatz stellt eine um fangreiche Einrichtung d ar (vergl. Abb. 15) und besteht in der R egel aus folgenden E inzelm aschinen:

1. Planum sverdichter, 2. Betonm ischm aschine für den U n te r­

beton, 3. U nterbetonverteiler, 4. U nterbetonstam pfer, 5. Ober- betonm ischam schine, 6. O berbetonverteiler, 7. O berbeton- stam pfer. H inzu kom m en noch eine fahrbare B ühne für das N achziehen der Fugen, ein fah rb ares Baubüro mit Baustoff- prüfstelle und ähnliches m ehr. B esonders wichtig ist diei N achbehandlung des Betons, der, in so g ro ß en P latten a u f­

gebracht, besonders em pfindlich ist und vor allem gegen Sonne und S chlagregen g eschützt w erden m uß. Zu dem Z w eck laufen hinter jedem M aschinensatz eine g ro ß e A n­

zahl fah rb arer Schutzdächer, die den frischen B eton a u s­

reichend gegen Sonne und R egen schützen. Im Anschluß daran wird die nunm ehr bereits beg eh b are B etondecke auf viele hundert M eter mit Strohm atten abgedeckt, die ständig

n aß g eh alten w erden. A lsdann wird eine ebenfalls n aß z u ­ haltende S andschutzdecke aufgebracht, die solange darauf verbleiben m uß, bis d er Beton drei W ochen alt ist. N ach ­ dem nun noch die F u g en vergosseti sind (vergl. Abb. 10) und die O berfläche genau auf U nebenheiten o d er sonstige F ehler nachgesehen und nötigenfalls nachgeschliffen oder sonstwie nachbehandelt w orden ist, kann die F ah rb ah n dem V erkehr übergeben w erden.

Einfügung der Autobahn in die Landschaft;.

W ährend m an bisher bei d er Anlage d er H auptverkehrsw ege, der E isenbahnen und L andstraßen, auf die harm onische E in ­ fügung in die Landschaft und die Berücksichtigung beson­

d erer landschaftlicher Schönheiten zu G unsten w irtschaft­

licher od er verkehrstechnischer V orteile i n . d er R egel v er­

zichtete, sind diese G esichtspunkte beim Bau d er R eichs­

autobahnen wesentlich m ehr in den V ordergrund getreten.

M an ist bei der Planung darauf bedacht gew esen, das Bild d er u n berührten N atur nicht zu zerstören sondern womöglich durch die A nlage der A utobahnen neue Motive landschaft­

licher Schönheit zu schaffen- So wird z. B. die A utobahn absichtlich so geführt, daß sie einen Blick auf einen idyllischen W aldsee gew ährt (vergl. Abb. 17) oder dem K raftfahrer von einer H öhe den Ausblick in das weithin sich dehnende flache Land erm öglicht. Solche P unkte weist z. B. die S trecke K ol­

bitzow —H ornskrug oberhalb Podejuch und bei H ökendorf auf. An besonders schönen Stellen sind P ark- und R astplätze seitlich der A utobahn angelegt, die dem B enutzer der S traße G elegenheit zu einer R uhepause geben. In Fällen, wo diie A utobahn an einem B erghang entlang läuft, hat man die berg- seitige F ahrbahn höher gelegt, dam it m an auch von dort aus ungehindert den Genuß der schönen Aussicht hat.

D ie Schnittlinien d er E inschnitte und D am m böschungen mit dem natürlichen Gelände, die bisher in ih rer harten, geom e­

trischen G estalt einen F rem d k ö rp er in d er Landschaft d a r­

stellten, w erden beim Bau d er A utobahnen grundsätzlich verm ieden, dadurch, daß die O berkanten d er Einschnittsi- B öschungen ausgerundet w erden und dam it ein natürliches Aussehen erhalten. E benso w erden die D am m füße flach a u s­

gezogen, wodurch d er E indruck einer sehr viel innigeren V erbundenheit des S traßendam m s mit d er Landschaft e r­

zielt wird (Abb. 18).

Baum reihen, die an der gewöhnlichen L andstraße die Regel sind, w erden an den A utobahnen grundsätzlich vermieden, da sie fü r den F a h re r eine g ro ß e G efahr bedeuten. Stadtt- dessen ist man bestrebt, durch eine nach künstlerischen G e­

sichtspunkten sorgfältig ausgew ählte Bepflanzung die G e­

fah r der E intönigkeit der A utobahn zu bannen und d as L andschaftsbild möglichst noch zu verschönen. Die B epflan­

zung, zu d er in der R egel nur bodenständige G ew ächse:

Sträucher, Büsche, kleine Bäum e benutzt w erden, erstreck t sich nicht nur auf den M ittel- und die seitlichen G rün­

streifen, sondern auch auf das Gelände seitlich d er A uto­

bahnen. Die v o l l e W irkung d er Bepflanzung wird sich selbstverständlich erst in einigen Ja h re n zeigen, und erst dann wird der F ah rer den vollen E indruck der landschaft­

lichen Reize der A utobahn erhalten. A ber auch schon jetzt wird der Benutzer der A utobahnstrecke die U eberzeugung gew innen, daß die S traßen Adolf H itlers nicht nur die g ro ß ­ zügigsten, leistungsfähigsten und • sichersten, sondern auch die schönsten S traßen der W elt sind.

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1. Oktober 1936 O S T S E E . H A N D E L 15

Abb. 13.

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