N U M M E R 16
15. A u g u s t 193616. J A H R G .
OSTSEE-
Aus dem Inhalt:
Erlaß des R eichs- und P reuß ischen W irtsch aftsm inisters über die Reform d er O rganisation d er gew erblich en W irtschaft.
A u fru f des Präsidenten d er Ind u strie- und H a nd elskam m er.
Otto M ost: V erkehrsfragen des O sten s vom W este n aus g eseh en . D r.-In g . Karl B eg er: S ch iffah rtskan äle — W irtsch aftskanäle.
D e r D e vise n b erate r.
B A L T I S C H E R V E R L A G G. M. B. H.. S T E T T I N . L
Nummer 16 O S T S E E - H A N D E L Jahrgang 1936
E ig e n e U m sch la g ste lle in S tettin
In- und ausländische Industrie- u. Bunkerkohlen Betriebsstoffe, Schmieröle
HugoStinnesG.m.b.H.
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A M T L I C H E S O R G A N D E R I N D U S T R I E - U N D H A N D E L S K A M M E R Z U S T E T T I N A M T L I C H E S O R G A N D E R W I R T S C H A F T S K A M M E R F Ü R P O M M E R N .
M I T T E I L U N G E N :
der W irtsch aftsgrup p e G ro ß-, Ein- und A u sfu h rh an d el, B ezirksgrupoe Pom m ern der W irtsch aftsgrup p e E inzelhandel, B ezirksgrup p e Pom m ern
der B ezirksgruppe Pom m ern des V erein s zur W ahrung d er O d ersch iffah rtsin teressen , Sitz Stettin, des V erein s zur Förderung ü berse eisc h e r H an d els b e zie h u n g e n e .V . zu Stettin
des D eutsch -Fin nlän d isch en V erein s e. V. zu Stettin der D e u ts ch -S ch w ed is ch en Verein ig un g zu Stettin
D euts ch -sc h w ed isch e r N a c h ric h te n d ie n s td e r D eutsch en G es ells ch aft zum Studium S ch w ed en s zu G reifsw ald , b earbeitet unter M itwirkung d er N o rd isch en A u slan d -In stitu te d er U niversität G reifsw ald.
H e ra u s g e g e b e n von Dr. H. S c h r ä d e r , S yn d ik u s d er In d u strie- und H a n d els kam m e r.
Hauptschriftleiter und verantw ortlich für die Berichte über das Ausland W. v. B u l m e r i n c q , verantw ortlich für die Berichte über das Inland Dr. E. S c h o e n e , für den A nzeigenteil W. W i n k e l m a n n , alle in Stettin, Börse, Fernspr. 35341 II. Vj. 2885.
tlr. 16_______Stettin, 15. Zkugust1936 16. y«fcrg.
Erlaß des Reichs- und Preußischen Wirtschafts- ministers über die Reform der Organisation der 9ewerblichen Wirtschaft.
Berlin W 8, den 7. Juli 1936.
B ehrenstr. 43.
D er Reichs- und Preußische W irtschaftsm inister.
IV 18631/36. ' An
ReichsW irtschaftskam m er Berlin NW 7,
Neue W ilhelm str. 9/11.
I.
dem grundlegenden G esetz vom 27. F eb ru ar 1934 und
^ e r .E r s te n und Zw eiten D urchführungsverordnung vom 27.
November 1934 und 25. S eptem ber 1935 w aren die gesetz
lichen G rundlagen geschaffen, um das bisherige freie V er
bandswesen d er gew erblichen W irtschaft in die neue O rgani
sation zu überführen und eine V erbindung zw ischen H andels
kam m ern und G ruppen anzubahnen. D iese V erbindung soll nunm ehr unter Anwendung d er hierfür in der E rsten D u rch führungsverordnung vorgesehenen M öglichkeiten vollendet Werden. Gleichzeitig sollen gew isse M ängel, welche sich aus
^em auf das . Prinzip der Pflichtm itgliedschaft gründenden
^°talitätsan sp ru ch durch zu sta rk e Inanspruchnahm e der Mit-,
§heder d er O rganisationen ergeben und auf die ich in meiner Rede vom 5. D ezem ber 1935 vor d er B ezirksw irtschaftskam - j^er B erlin-B randenburg program m atisch hinge wiesen habe, ehoben w erden. Schließlich ist es erw ünscht, die U eber-
° rdnungs- und XJnterordnungsVerhältnisse im Aufbau der g e werblichen W irtschaft d e ra rt klarzustellen, daß sich für die elen d e n Persönlichkeiten k la re V erantw ortung und zugleich le Befugnisse zur E rfüllung ihrer V erantw ortung gegenüber
Ten U ntergliederungen ergeben.
s . " 7ar selbstverständlich, daß bei d er im Zuge d er natjo- nalsoziali stischen Revolution erfolgenden raschen U eberfüh-
rung des früheren System s d er freien V erbände in einen g e schlossenen um fassenden A ufbau W achstum sstörungen und M ängel in die E rscheinung traten. Ich h ab e m ehrfach meine B edenken - g egen eine schon vorhandene oder droihendjei U eberorganisation zum A usdruck gebracht.
D ie w irtschaftliche Selbstverw altung ist im nationalsozialisti
schen S taat nicht zu entbehren. Das Bedürfnis, W ünsche aus d&i am w irtschaftlichen Aufbau tätigen U nternehm ungen — und zw ar au s d er G esam theit gleichartiger U nternehm ungen, nicht aus einem zufälligen Ausschnitt — der R eichsregierung d urch die O rganisation nahezubringen und : die M itarbeit der an der F ront des w irtschaftlichen G eschehens tätigen M en
schen zu sichern, bildet den G rundgedanken deä vom F ü h re r und R eichskanzler erlassen en G esetzes.
Alle A rbeiten an -der O rganisation d er gew erblichen Wirt-' schaft m üssen einen einfachen, übersichtlichen Aufbau zum Ziel haben, w elcher zwischen K am m ern und; Gruppen, b ez irk lichen und fachlichen A ufgaben k lare G renzen zieht und die verschiedenen G esichtspunkte organisch zusam m enbringt. Die gewerbliche-, W irtschaft zerfällt nicht in regionale und fach
liche U nternehm ungen; sie ist vielmehr eine Einheit. D em gem äß muß auch ihr organisatorischer U eberbau einheitlich sein. G ruppen und K am m ern bilden die einheitliche O rgani
sation d er gew erblichen W irtschaft.
D ieser Aufbau kann nur e r r e ic h t werden, wenn ihm das E ig e n leben einzelner O rganisationA i, die zum Teil auf eine gute T radition zurückblicken, untergeordnet wird. D as soll keinen V erzicht auf jedes E igenleben bedeuten. Wie wir bei S chaf
fung des E inheitsstaates stärk eres Gewicht auf kulturelles E igenleben d er verschiedenen Landschaften legen, so soll auch in den W irtschaftsbezirken ihre P rägung im m er wieder
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O S T S E E - H A N D E L Nummer 16
z,um A usdruck kom m en. D ieser G rundsatz wird durch eine Z usam m enfassung landschaftlicher O rganisationen nur g efö r
d ert. Soweit dabei von O rganisationen und den in ihnen tä ti
gen P ersonen Z urückstellung eigener W ünsche und Verzicht auf alte Bezeichnungen gefordert wird, m üssen solche Opfer willig im Sinne des A ufbauw erkes gebracht werden.
Die nachstehenden A nordnungen lasse ich nicht hinausgehen, ohne allen meinen M itarbeitern in der W irtschaft für ihre A rbeit zu danken und sie zu w eiterer bereitw illiger D ienst
leistung an dem neuen W erk aufzurufen. D arüber hinaus spreche ich allen Persönlichkeiten, die in Führung und M it
arbeit in d er O rganisation d er gew erblichen W irtschaft oft in entsagungsvoller und nicht im m er hinreichend an erk an n ter W eise tätig gew esen sind, für ihre V erdienste um diese O rg a nisation m einen D ank und meine A nerkennung aus. Auch sie haben mit ih rer A rbeit an dem A ufbauw erk des F ührers mitgeholfen, für das die nationalsozialistische O rganisation d er gew erblichen W irtschaft w ertvolle B eiträge geleistet hat und auch w eiterhin zu leisten verpflichtet ist.
I L
Auf G rund d er §§ 3 Abs. 4, 15 Abs. 6, 30 Abs;. 2,3 und 42 d e r E rsten V erordnung zur D urchführung des G esetzes zur V orbereitung des organischen Aufbaues d er deutschen W irt
schaft vom 27. N ovem ber 1934 (Reichsgesetzbl. I, S. 1194 fj) wird folgendes an geordnet:
A. M itgliedschaft, B eitrags- und H aushalts
regelung bei den G ruppen.
1. D urch meine allgem einen Anordnungen, welche zur B e
stim m ung d er G ruppen und zur A bgrenzung ihres F ach g e
biets gem äß § 8 d er E rsten D urchführungsverordnung e r
lassen w erden, w erden die U nternehm ungen (natürliche und juristische Personen), die auf dem • Fachgebiet selbständig tätig sind o d er eine solche T ätigkeit beginnen, H auptm itglied d erjenigen zuständigen W irtschaftsgruppe, in deren R ahm en d as S chw ergew icht ih rer fachlichen B etätigung liegt (Be- treuurigsgruppe). E rs tre c k t sich der G eschäftsbereich einer U nternehm ung au ß er auf die B etreuungsgruppe auf eine oder m eh rere w eitere W irtschaftsgruppen, so wird sie Fachm itglied bei diesen w eiteren G ruppen. Dies gilt nicht, w enn die W irt
sc haftsgruppe auf die E rfassung als Fachm itglied verzichtet o d e r wenn die Z ugehörigkeit sich lediglich aus einem Hilfs- betrieb (Ziff. 2) o d er aus unerheblicher gew erblicher N eb en tätig k eit (Ziff. 3) ergeben würde. In diesen F ällen können die U nternehm ungen als Listenm itglieder erfaßt w erden oder freiw illig beitreten. T re te n sie freiw illig bei, so sind sie zur B eitragszahlung verpflichtet.
2. H ilfsbetriebe sind B etriebe o d er Betriebsteile, die in einer fü r gleich g eartete B etriebe typischen W eise in erster Linie fü r den B edarf diesier U nternehm ung, für den freien M arkt aber n u r ausnahm sw eise od er höchstens in einem U m fang tätig sind, d er im V erhältnis zu dem G eschäftsbereich der g esam ten U nternehm ung und im V erhältnis zu dem m ittleren U m satz d er B etriebe des hilfsbetrieblichen W irtschafszw eiges unbedeutend ist; B etriebe mit eigener R echtspersönlichkeit können nicht H ilfsbetriebe sein.
3. U nerhebliche gew erbliche N ebentätigkeit ist jede g ew e rb liche B etätigung, w elche neben d er die H auptm itgliedschaft b egründenden B etätigung au sg eü b t wird und
1. iein ziffernm äßiges E rgebnis (z. B. U m satz, W ert der E rzeugung) hat, das innerhalb einer U nerheblichkeits- g ren z e liegt, od er
2. zusam m en mit den übrigen Betätigungen einschließ
lich d er die H auptm itgliedschaft begründenden T ätig keit ein steuerpflichtiges Jahreseinkom m en unter 3000 RM. erbringt.
U nerheblichkeitsgrenzen w erden von den Leitern der R eichs- gruppen, bei Beteiligung m ehrerer R eichsgruppen, sofern dies erforderlich ist und die beteiligten R eichsgruppen sich nicht einigen, von dem Leiter der R eichsw irtsehaftskam m er b e stimmt. D iese Bestim m ungen sind mir jeweils mitzuteilen.
4. Die B etreuungsgruppe h a t neben d er fachlichen B etreu
ung auch die allgem eine B etreuung auf ihrem Gebiet zu übernehm en. Die übrigen G ruppen betreuen das Mitglied nur in ihren besonderen F achfragen.
5. D ie M itglieder d er W irtschaftsgruppe w erden von der W irtschaftsgruppe den F achgruppen, F achuntergruppen und bezirklichen G ruppen zugewiesen. D abei finden Ziff. 1—4 sinngem äß A nwendung.
6. Die H aushaltspläne einer W irtschaftsgruppe und ihrer U ntergliederungen (der zur W irtschaftsgruppe g e h ö r e n d e m G ruppen einschließlich d er bezirklichen G ruppen) sind nach einheitlichen G rundsätzen aufzustellen, welche von der R eichsgruppe od er d er W irtschaftsgruppe festgelegt w e r d e n . 7. Innerhalb jed er W irtschaftsgruppe darf nur ein B eitrag erhoben werden, d er sich je nach d er Zugehörigkeit zu v er
schiedenen fachlichen o d er bezirklichen G liederungen aus m ehreren B eitragsanteilen zusam m ensetzen kann. Innerhalb je d er W irtschaftsgruppe soll der gleiche B eitragsm aßstab (z. B. U m satz, Zahl d er Beschäftigten usw.) a n g e w e n d e t
w erden. D ie W irtschaftsgruppe soll den B eitrag nach näheret' W eisung ihres Leiters einziehen und die V erteilung d er Bei
träg e regeln. Will eine W irtschaftsgruppe von den in den beiden letzten Sätzen enthaltenen Sollvorschriften abweiehen, so h at sie alsbald, spätestens bis 1. O ktober 1936 eine ent
sprechende A usnahm e bei der zuständigen R eichsgruppe zu b ean trag en ; die R eichsgruppen berichten mir über das Aus
maß d er bew illigten A usnahm en jährlich einmal, zum ersten
mal zum 1. N ovem ber 1936. D ie E rhebung besonderer Bei
träg e durch die U ntergliederungen der W irtschaftsgruppen ist unzulässig. In A usnahm efällen kanin die übergeordnete G ruppe genehm igen, daß eine U ntergliederung für besondere Zw ecke, die unm ittelbar mit den A ufgaben der U ntergliede
rung Zusammenhängen und eine A ussonderung aus ih r e m allgem einen B eitragsanteil rechtfertigen, von ihren M itglie
d ern eine Sonderum lage erhebt. D iese Sonderum lage muß im H aushaltsplan d er U ntergliederung veranschlagt sein u n d
darf nu r in d er darin vorgesehenen H öhe eingezogen un d zu den im H aushaltsplan bestim m ten Z w ecken v e r w a n d t
w erden.
8. Bei Z ugehörigkeit zu m ehreren G ruppen als H aupt- und F achm itglied ( Z if f . 1 S atz 2) darf jede G ruppe ihren B e itr a g n u r n ach dem Anteil d er gew erblichen T ätigkeit berechnen, d er auf ihr F a c h g e b ie t entfällt. Anteile aus H ilfs b e tr ie b e n o d er gew erblicher N ebentätigkeit w erden dem Beitrag der B etreuungsgruppe zugerechnet, es sei denn, daß freiwillige Listenm itgliedschaft ( Z if f . 1 S atz 5 ) vorliegt. Bei E r h e b u n g von M indestbeiträgen sind auf V erlangen die Mindestbeitrag®
anteilig herabzusetzen o d er A nerkennungsgebühren zu er*
heben.
9. D er H aushaltsbedarf d er R eichsgruppen wird nach einem vom L eiter d er R eichsgruppe n ach A nhörung d er Leiter der schaftsgruppen festgesetzten Schlüssel auf die W irtschaft*' g ru p p en um gelegt.
15. August 1936 O S T S E E . H A N D E L 3
10. Alle G ruppen sind zu sparsam er und w irtschaftlicher F inanzgebarung verpflichtet. Sie haben die L eistungskraft ihrer M itglieder pfleglich zu behandeln und in G renzfällen die H eranziehung zu m ehrfacher Beitragsleistung u n te r B e rücksichtigung der vorstehend aufgestellten G rundsätze nach Möglichkeit zu verm eiden. Beschw erden über die H öhe der M itgliedsbeiträge sind, sofern ihnen nicht alsbald statt- g egeben wird, dem Beirat vorzulegen, der ihre B earbeitung einen Ausschuß übertrag en kann.
11. E s m üssen genehm igt w erden die H aushaltspläne der R eichsgruppen von mir, die H aushaltspläne der W irtschafts
gruppen von den R eichsgruppen, die H aushaltspläne der U n tergliederungen der W irtschaftsgruppen von den Wirtschafts/- gruppen.
12. Die R eichsw irtschaftskam m er errichtet eine Prüfstelle für den B ereich der O rganisation der gew erblichen W irt
schaft. Sie prüft auf meine A nordnung o d er auf A ntrag von G ruppen od er K am m ern deren Finanzgebarung und R e ch nungslegung und erstattet hierüber Bericht. Alle G ruppen und K am m ern sind ihr g egenüber zu A uskünften aller Art verpflichtet.
13. D as E rgebnis d er durch § 19 Abs. 1 d er E rsten D urch
führungsverordnung vorgeschriebenen P rüfung der Ivassen- ünd R echnungsführung und d er für die Erteilung* der E n t
lastung m aßgebenden U nterlagen ist in einem B ericht zu
sam m enzufassen und d er übergeordneten G ruppe mitzuteilen.
Dem P rüfungsbericht ist eine Revision durch einen öffentlich bestellten W irtschaftsprüfer zugrunde zu legen. Die Prüfung hat m indestens einmal jährlich zu erfolgen.
14. B ezirksgruppen von R eichsgruppen dürfen vom 1. O k tober 1936 ab besondere B eiträge nicht m ehr erheben; die Einziehung rückständiger Beiträge bleibt unberührt. D ie Bei- träge zu den gem äß A bschnitt II B Ziff. 2 dieses E rlasses an die Stelle d er B ezirksgruppen tretenden Abteilungen der
’W irtschaftskam m em w erden gem äß II B Ziff. 6 b als Z u schläge zu den K am m erbeiträgen erhoben.
15. Mit Zustim m ung d er R eichsw irtschaftskam m er können für das laufende H aushaltsjahr B eitragsregelungen, welche auf Grund d er bisherigen V orschriften od er auf G rund von Vereinbarungen zwischen den G ruppen abw eichend von den A nordnungen unter 1—13 getroffen sind, in K raft bleiben.
B, V erbindung von G ruppen und Kam m ern.
1* Die B ezirksgruppen d er R eichsgruppe Industrie und der
^Ur R eichsgruppe H andel gehörenden W irtschaftsgruppen Werden in d er durch die Ziffern 2—6 dieses A bschnittes b e stimmten W eise mit den W irtschaftskam m ern verbunden.
• Bis zum 1 . 'O ktober 1936 w erden die B ezirksgruppen der eichsgruppe Industrie in Industrie-A bteilungen der W irt- ßchaftskam m ern und die B ezirksgruppen der zur Reichs*
&ruppe H andel gehörigen W irtschaftsgruppen in Groß-, Ein*
ünd Ausfuhr-, Einzelhandels- usw . U nterabteilungen der W irt- Schaftskam m ern überg efü h rt; die genannten U nterabteilun
gen, können, sofern M ehrkosten nicht dadurch entstehen, in einer H andelsabteilung der W irtschaftskam m er zusam m en
gefaßt w erden. D er L eiter d er W irtschaftskam m er errichtet erner zur B earbeitung d er den Industrie- und H andelskam mern des Bezirks gem einschaftlichen A ufgaben eine Abtei- ng für Industrie- und H andelskam m ern (K äm m erabteilung).
^ eiterhin k a n n d er L eiter d er W irtschaftskam m er für die eaibeitung von fachlichen A ngelegenheiten nach B edarf im
£invernehm en mit d er zuständigen R eichsgruppe A bteilun
gen für H andw erk, Banken, V ersicherungen und E n erg ie
w irtschaft errichten.
Mit m einer Zustim m ung kann eine Abteilung oder U n te r
abteilung bestim m te A ufgaben für m ehrere W irtschaftskam m ern übernehm en.
3. D ie A bteilungen erhalten, einen Leiter, einen B eirat und einen G eschäftsführer.
D er Leiter wird vom Leiter der W irtschaftskam m er auf V orschlag des Leiters d er zuständigen R eichsgruppe ern annt und mit dessen E inverständnis abberufen. Leiter der K am m erabteilung ist d er P räsident d er als Geschäftsstelle b e stim m ten Industrie- und H andelskam m er.
D en Beirat bilden die dem betreffenden W irtschaftszw eig angehörenden M itglieder des B eirats d er W irtschaftskam m er, bei d er K am m erabteilung die P räsidenten der Industrie- und H andelskam m ern d es-W irtsch aftsb ezirk s; d er Leiter d er A b
teilung kann mit Zustim m ung des Leiters d er W irschaftskam m er w eitere M itglieder a u s den für die Abteilung in F ra g e kom m enden W irtschaftszw eigen berufen.
D er G eschäftsführer wird auf V orschlag des Leiters d er A b
teilung vom L eiter d er W irtschaftskam m er bestellt; er soll zugleich die B earbeitung bestim m ter Sachaufgaben bei der als G eschäftsstelle bestim m ten Industrie- und H andelskam m er übernehm en. G eschäftsführer der K am m erabteilung ist der E rs te G eschäftsführer d er als G eschäftsstelle bestim m ten Industrie- und H andelskam m er. D ie G eschäftsführer d er A b
teilungen vertreten den E rsten G eschäftsführer der als G e
schäftsstelle bestim m ten Industrie- und H andelskam m er, der H auptgeschäftsführer d er W irtschaftskam m er ist, für den G eschäftsbereich ihrer A bteilungen.
4. In d er W irtschaftskam m er w erden die fachlichen A nge
legenheiten von den zuständigen A bteilungen bearbeitet, die insoweit an die W eisungen d er zuständigen R eichsgruppen gebunden sind. D ie K am m erabteilungen übernehm en die Aufgaben d er bisherigen landschaftlichen K am m ertage und Z w eckverbände von Industrie- und H andelskam m ern. Diese sind aufzulösen. Soweit es zur Auflösung gesetzlicher V or
schriften bedarf, w erden sie alsbald erlassen werden.
Ich behalte m ir vor, über die A bgrenzung der A ufgaben in den W irtschaftskam m ern n äh e re A nordnungen zu treffen.
Ich ersuche die R eichsw irtschaftskam m er, zur V orbereitung dieser A nordnungen einen Ausschuß von höchstens 9 M itglie
dern einzuberufen, d er ein G utachten erstattet.
5. D er L eiter d er W irtschaftskam m er bildet einen engeren Beirat von höchstens 5 M itgliedern. D er Leiter d er W irt
schaftskam m er soll dem en g e ren B eirat G elegenheit zur A eußerung in allen Angeleigenheiten geben, die für die M it
glieder von besonderer B edeutung sind, insbesondere vor F eststellung des H aushaltsplanes, F estsezung d er Beiträgje und Bestellung von G eschäftsführern.
6. a) U ebersteigt d er eigentliche H aushaltsbedarf d er W irt
schaf tskam m er, wie er sich aus d er T ätigkeit als G e
schäftsstelle fü r die dazu bestim m te Industrie- und H a n delskam m er erg ib t und den sie gem äß § 31 Abs. 2 Satz 2 d er E rsten D urchführungsverordnung trägt, den B etrag von 6000 RM . jährlich, so können die zur W irtschafts
kam m er gehörigen Industrie- und H andelskam m ern zur anteiligen A ufbringung dieser K osten herangezogen w erden. Ich ersuche die als Geschäftsstelle bestim m ten Industrie- und H andelskam m ern, die übrigen Industrie*
und H andelskam m ern ihres B ezirks so rechtzeitig über A rt und U m fang ih rer B eitragspflicht zu unterrichten,
4 O S T S E E ^ H A N D E L Nummer 16
daß die 'entsprechenden B eiträge jeweils in die H au s
h altspläne d er K am m ern eingesetzt w erden könnten.
b) D er besondere H aushaltsbedarf der A bteilungen wird durch B eiträge gedeckt, welche zusätzlich zu den K am m erbeiträgen gem einschaftlich mit diesen durch die K am m ern erhoben werden. Beitragspflichtig sind d ie
jenigen Betriebe, welche H aupt- od er Fachm itglied einer W irtschaftsgruppe sind, die einer d er Abteilung e n t
sprechenden R eichsgruppe angehört. Die R eichsgruppen und, sofern diese keine Bestim m ung treffen, die W irt
schaftskam m ern, können durch allgem eine A nordnung B etriebe bis zu einer bestim m ten G röße von der Bei
tragspflicht freisteilen.
D er besondere H aushaltsbedarf der K am m erabteilung Wird auf die Kam m ern, welche in ihrem Beirat v er
treten 'sind, um gelegt.
Hinsichtlich des besonderen H aushaltsbedarfs der U n te r
abteilungen s. u n ter e.
c) D ie als Geschäftsstelle bestim m te Industrie- und H andels
kam m er stellt zukünftig gesondert von ihrem eigenen H aushaltsplan einen H aushaltsplan für die W irtschafts
kam m er auf. Innerhalb dieses H aushaltsplans sind wie
derum gesonderte H aushaltspläne für den eigentlichen H aushaltsbedarf der W irtschaftskam m er (Ziff. 6 a) und den H aushaltsbedarf der Abteilungen (Ziff. 6 b) aufzu
stellen. D er H aushaltsplan einer Abteilung wird zunächst von ihrem Leiter festgestellt. Stimmt der Leiter der W irtschaftskam m er diesem H aushaltsplan nicht zu, so h a t er die' abw eichende M einungsäußerung des Leiters der Abteilung mir bei V orlegung des G esam thaushalts
planes der W irtschaftskam m er mitzuteilen. Ich behalte mir die endgültige Entscheidung für den Einzelfall vor.
d) Die in A bteilungen und U nterabteilungen überführten B ezirksgruppen sollen auch räum lich mit den W irtschafts
kam m ern vereinigt werden. Ich ersuche die W irtschafts
kam m ern, mir zum 1. N ovem ber 1936 einen P lan h ie r
für vorzulegen.
e) Auf die U nterabteilungen finden die Bestim m ungen der Ziffern 3—5, 6 a, c und d sinngem äß Anwendung. An die Stelle , der zuständige^ R eichsgruppe tritt die zu ständige . W irtschaftsgruppe. D er besondere H aushalts
bedarf d er U nterabteilungen wird bis zum E rlaß a n d e r
w eitiger R egelung durch U eberw eisungen d er zuständi
gen W irtschaftsgruppen gedeckt.
7. In gleicher W eise, wie unter Z iffer 2—6 aufgeführt, sind m öglichst bald bezirkliche G ruppen der W irtschaftsgruppen und ihrer U ntergliederungen als U nterabteilungen der W irt
schaftskam m ern mit ihnen zu verbinden. D ie V erbindung bedarf m einer Zustim m ung. Ich ersuche die W irtschafts
kammern, im E invernehm en mit den betreffenden W irtschafts
gruppen V orschläge hierfür aufzustellen und mir zum 1. D e zem ber 1936 einzureichen.
8. Hinsichtlich der V erbindung von B ezirksuntergruppen einer B ezirksorganisation und von Zw eigstellen der bisherigen B e
zirksgruppen der R eichsgruppen mit Industrie- und H an d els
kam m ern behalte ich mir besondere A nordnungen vor. Bis zu ihrem E rlaß bleiben die Z w eigstellen in ihrer bisherigen F o rm und mit ihren bisherigen B ezirksgrenzen als Z w eig
stellen d er zuständigen A bteilungen bestehen.
9. D as A ufgabengebiet der A ußenhandelsstellen (Gesetz über M aßnahm en zur F örderung des A ußenhandels vom 18. O k
tober 1933) bleibt unberührt; über eine V erbindung der Außenhandelsstellen mit den W irtschaftskam m ern behalte ich mir besondere A nordnung vor.
C. Vereinfachung und Erhöhung des W irkungsgrades der O rganisation.
1. Die D urchführung der unter A und B getroffenen A nord
nungen wird die O rganisation d er gew erblichen W irtschaft in erheblichem U m fange vereinfachen. D arüber hinaus können die G ruppen selbst bei ihrer O rganisationsarbeit hierzu «er
heblich beitragen. D en R eichsgruppen und W irtschaftsgruppen ist mit dem Recht, ihre fachliche und bezirkliche U nterglie
derung im W ege der Selbstverw altung zü bestimm en, eine verantw ortungsvolle A ufgabe gestellt worden. E s muß a n erkannt werden, daß in weiten Bereichen durch Zusam m en
legung und Auflösung von früheren V erbänden der früher z. T. sehr undurchsichtige Aufbau vereinfacht w orden ist.
Gleichwohl „bleibt noch manches zu tun übrig. D abei muß Richtschnur sein erstens, daß die O rganisationen als solche stets Mittel zum Zw eck und niem als Selbstzw eck sind, und zweitens, daß U ebersichtlichkeit des Aufbaues nicht nur E r sparnisse mit sich bringt, sondern auch den M itgliedern es erleichtert, sich mit ihren S orgen- und W ünschen an die O rganisationen zu wenden und daß somit ein übersichtlicher Aufbau V oraussetzung für die Erfüllung des eigentlichen Zw eckes der O rganisationen, der B eratung und Betreuung ist. U ebersichtlichkeit aber erfordert V erm eidung übertrie
bener Spezialisierung, welche U eberschneidungen und m ehr
fache M itgliedschaft und Inanspruchnahm e der U n ter n e h m ungen mit sich bringt.
Ich ersuche die R e ich sg r u p p en und W irtschaftsgruppen, ihre O rganisation und diejenige ihrer U ntergliederungen unter diesen G esichtspunkten zu überprüfen. Ich bitte, dabei ins
besondere auf die M öglichkeiten der V ereinfachung von D ienststellen und der Zusam m enlegung von F achgruppen und F achuntergruppen sowie von fachlich-bezirklichen G ruppen zu achten. V orzugsw eise w erden solche bezirklichen Gruppen, welche einer gem einschaftlichen W irtschaftsgruppe angehören, zusam m engelegt w erden können. Vielfach wird die zeit
weilige o d er dauernde Bildung vo n V erw altungs- oder A r
beitsgem einschaften den oben gekennzeichneten Zielen dien en können. Soweit es sich um n ich t selbständige und daher g e”
m aß § 5 der E rsten D urchführungsverordnung n ich t r e c h ts
fähige G ruppen handelt, erm ächtige ich die R e ich sg ru p p en und W irtschaftsgruppen zur Auflösung und übertrage ihnen insow eit die mir zustehenden Befugnisse aus § 25 der E rsten D u rc h fü h r u n g sv ero r d n u n g . Ich ersuche d ie R eich sg r u p p en , mir halbjährlich v o m 1. Ja n u a r 1937 ab über das E r g e b n is der U eberprüfung zu berichten und gegebenenfalls V o r sc h lä g e für w eitere O rganisationsvereinfachung zu machen.
2. Die E rrichtung bezirklicher G ruppen gem äß § 3 Abs. 2
$ atz 1 der E rsten D urchführungsverordnung bedarf je w e ils der Zustim m ung der zuständigen R eichsgruppe. N eue bezirk
liche G ruppen sollen regelm äßig nur mit B ezirksgrenzen der W irtschaftsbezirke od er von Teilen der W irtschaftsbezirke errichtet werden.
3. Vor der E rrichtung neuer fachlicher und f a c h l i c h - b e z i r k
licher U ntergliederungen (Fachgruppen, Fachuntergruppen und deren bezirkliche G ruppen) ist in Zukunft meine Zu
stimmung einzuholen.
4. Gelegentlich auftretende Zweifel geben mir V eranlassung*
darauf hinzu weisen, daß auf Grund des § 16 Abs. 2 Satz 2 der E rsten D urchführungsverordnung die R e ich sg r u p p en den
15. August 1956 O S T S E E * H A N D E L 5
W irtschaftsgruppen und ihren U ntergliederungen, die W irt
schaftsgruppen den F achgruppen und deren U ntergliederun- gen und die F achgruppen den F achuntergruppen und deren U ntergliederungen übergeordnet sind. Auf Grund dieses U eberordnungsverhältnisses sind die Leiter der G ruppen im Rahm en ihrer Aufgaben befugt, ihren nachgeordneten G rup
pen W eisungen zu erteilen und A uskünfte einzufordern. In diesem Z usam m enhang wird noch besonders auf die neuen Bestim mungen der Ziffern 7 und 11 des Abschnittes II A dieses E rlasses über B eiträge und H aushaltspläne hingewiesen.
5. Um eine zu stark e Inanspruchnahm e der U nternehm ungen durch statistische B efragungen und D oppelerhebungen zu vermeiden, ordne ich an, daß statistische E rhebungen der F achgruppen und F achuntergruppen der Zustim m ung der zu
ständigen W irtschaftsgruppen bedürfen.
6. Gemäß § 27 der E rsten D urchführungsverordnung sind die B ezirksgruppen der W irtschaftsgruppen, die Industrie- und H andelskam m ern und die H andw erkskam m ern des W irt
schaftsbezirks M itglieder der W irtschaftskam m er. D araus -er
gibt sich für die W irtschaftskam m er das R echt, von diesen ihren M itgliedern im R ahm en ihrer A ufgaben Auskünfte aller Art 'einzufordern. Bei der B ehandlung von F ra g en von grundsätzlicher Bedeutung gegenüber Reichs- und L andes
behörden und solchen D ienststellen der Partei, deren räu m licher V erw altungsbereich w enigstens dem W irtschaftsbezirk entspricht, ist die W irtschaftskam m er rechtzeitig zu unterrich
ten und, sofern die F ra g e auch andere W irtschaftsbezirke berührt, vorheriges E invernehm en mit ihr herzustellen.
7. Es wird vielfach über eine zu große Belastung d er W irt
schaft durch B eiträge zur O rganisation d er gew erblichen W irtschaft geklagt. Bei der N achprüfung ergibt sich dann häufig, daß ein erheblicher Teil d er Belastung von solchen Organisationen o h n e Zw angsm itgliedschaft, wie z. B. m a rk t
regelnden V erbänden (Kartellen) o d er technisch-wissenschaft- üchen Vereinen herrü h rt, denen beizutreten oder fernzubleiben den U nternehm ungen freisteht, die sie ab er von den G ruppen nicht zu unterscheiden wissen. Um solchen V erw echslungen ln Z ukunft vorzubeugen, müssen die Bezeichnungen der bei
den O rganisationsarten scharf voneinander unterschieden werden. Bezeichnungen wie F achschaft oder G ruppe für ttiarktregelnde oder sonstige V erbände im Bereich der g e werblichen W irtschaft, welche nicht der O rganisation der gewerblichen W irtschaft eingeordnet sind, sind irreführend,
^ie können umso w eniger geduldet werden, als sie den E in druck zu erw ecken geeignet sind, als käm en diesen V erb än den öffentliche B efugnisse zu. D erartige Bezeichnungen Müssen durch andere einw andfreie Bezeichnungen ersetzt werden. Ich ersuche die G ruppen und Kam m ern, sofern ihnen solche irreführenden Benennungen bekannt werden, jeweils sofort die betreffende O rganisation zur Aenderung
!hres N am ens aufzufordern und, falls diese A ufforderung nicht 111 eindeutiger W eise befolgt wird, mir hierüber um gehend zu berichten.
8 Ti *
• Die O rganisation der gew erblichen W irtschaft ist wie jede j rganisation lebensnotw endig darauf angew iesen, engste Füh-
Ung mit ihren M itgliedern zu suchen und zu halten. Ich rilache es den L eitern und G eschäftsführern säm tlicher G rup
pen 2Ur Pflicht, im m er w ieder von neuem in unm ittelbarer egenüberstellung und Aussprache den M itgliedern die W irt
schaftspolitik des D ritten Reichs, ihre Schw ierigkeiten und r olge im G roßen vor Augen zu führen und von den Mit- ledern W ünsche und S orgen entgegenzunehm en. Dabei
wird dem V erkehr mit den m ittleren und kleinen U n te r
nehm ungen und ihrer B eratung und B etreuung in allen Glie
derungen besondere S orgfalt zu widmen sein. W o die G röße d er O rganisation 'jährliche G esam tm itgliederversam m lungen nicht angezeigt erscheinen läßt und wo durch § 21 der E rsten D urchführungsverordnung sowie meinen ergänzenden E rlaß vom 4. M ärz 1935 — IV 3486 — Freistellung von der Pflicht d er jährlichen M itgliederversam m lung erfolgt ist, müssen andere F orm en gesucht und gefunden werden, welche die unm ittelbare Fühlung mit den M itgliedern sicherstellen.
M öglichkeiten hierzu ergeben sich z. B. dadurch, daß die Beiratsm itglieder verpflichtet werden, die E rgebnisse der Beiratssitzungen jew eils in ihrem engeren landschaftlichen W irkungskreis den M itgliedern unm ittelbar od er d u rch unter- bezirkliche O bm änner zu überm itteln. F ern er können vielfach in g rößerem U m fang ohne zusätzlichen K ostenaufw and''ehren
amtliche' O bm änner oder V ertrauensm änner bestellt werden, die unter Teilnahm e des L eiters und des G eschäftsführers d er G ruppe oder eines von ihnen bezirkliche V ersam m lungen auch in T eilbezirken abhalten, wobei alle bürom äßigen V or
bereitungen, wie E inladungen usw. von der Geschäftsstelle der B ezirksgruppe o d er der Fach- o d er Fachuntergruppe erledigt w erden können. In dieser A rt können o hne nennens
w erte U nkosten bezirkliche M itgliederversam m lungen nach vorher festgelegtem Plan von den G ruppen in einem Um fang abgehalten werden, daß jedes Mitglied in kurzen zeitlichen A bständen auch ohne die N otw endigkeit einer weiten Reise G elegenheit zur T eilnahm e an einer V ersam m lung seiner O r
ganisation erhält. Ich behalte mir vor, nach F ühlungnahm e mit der R eichsw irtschaftskam m er ausdrücklich A nordnungen hierüber zu treffen, sofern nicht schon diese A nregungen den G ruppen V eranlassung geben, in hinreichender W eise die F ühlungnahm e zu suchen und zu halten.
9. Die Aufgaben der G ruppen sind in d er E rsten D urchfüh
rungsverordnung in § 16 Abs. 1 allgem ein um schrieben. Von einer gesetzlichen Festlegung im einzelnen hat man absicht
lich A bstand genom m en. Auch heute gilt d er G rundsatz, daß die Aufgaben einer O rganisation wie derjenigen d e r G ruppen d er gew erblichen W irtschaft m ehr durch das Leben und die T agesarbeit als durch gesetzliche Festlegung erzeugt werden.
U eberdies ergeben sich einige Aufgaben, wie diejenige, die V erbindung der R eichsregierung mit den U nternehm ungen der gew erblichen W irtschaft zu sichern, aus d er Stellung der G ruppen von selbst. Im m erhin erscheint es mir angezeigt, darüber hinaus die Aufgaben, welche im V ordergrund der A rbeit stehen sollen, nachstehend stichw ortartig aufzuführen, ohne daß diese Aufzählung erschöpfend sein, die G ruppen in ihrer A rbeit beschränken o der die Z uständigkeit d er In dustrie- und H andelskam m ern berühren soll:
1. Technische U nterrichtung und A ufklärung der M itglie
der, U nterrichtung über E inführung neuer technischer , V erfahren, über neue W erkstoffe und über die techni
schen F ortschritte auf N achbargebieten.
2. W irtschaftliche U nterrichtung der M itglieder über die wesentlichen w irtschaftlichen F ragen ihres Fachzw eigs (M arktlage der V orprodukte und d er w ichtigsten R o h stoffe für ihre E rzeugnisse).
3. Betreuung der M itglieder mit dem Ziel d er V erbesse
rung der Arbeitsw eise und d er B etriebsführung zur E r höhung der W irtschaftlichkeit (betriebsw irtschaftliche F örderung d er M itglieder, K alkulations wesen.).'
6 O S T S E E - H A N D E L Nummer 16
4. B etreuung in K artellfragen, jedoch mit d er M aßgabe, daß die O rganisation d er gew erblichen W irtschaft bis zum E rlaß anderw eitiger A nordnungen m arktregelnde M aßnahm en nicht durchführen darf.
5. B ehandlung steuerpolitischer Fachfragein.
6. Behandlung von V erkehrstariffragen von m ehr als ö rt
licher Bedeutung.
7. B ehandlung von handelspolitischen und D evisenfragen.
8. F örderung von Forschungs- und Schulungsinstituten, deren-Arbeit dem betreffenden F achzw eig zugute kommt.
9. Behandlung w ehrw irtschaftlicher und Luftschutzfragen.
10. E rstattu n g von G utachten über A ngelegenheiten ihres Fachzw eiges.
11. B etreuung in allen sonstigen w irtschaftsrechtlichen und sozial wirtschaftlichen F rag en des Fachgebiets.
12. M itw irkung bei Ausbildung des N achwuchses.
13- M itwirkung im Ausstellungs- und M essewesen.
10, Ich beabsichtige, für den gesam ten Bereich d er g ew e rb lichen W irtschaft eine E hrengerichtsbarkeit durch E rrichtung von E hrengerichten erster Instanz bei den W irtschaftskam m ern und eines E hrengerichtshofs d er deutschen gew erblichen W irt
schaft in letzter Instanz bei d er R eichsw irtschaftskam m er einzuführen. Ich lege W ert darauf, daß hierbei die mit den freiwilligen bei den Industrie- und H andelskam m ern g ebil
d e ten 'E h re n g erich ten gem achten E rfahrungen verw endet w er
den. Ich ersuche die R eichsw irtschaftskam m er, einen Aus
schuß zur A usarbeitung von V orschlägen für die Zuständig1- keit, das V erfahren und die Befugnisse d er zukünftigen gesetzlichen E hren g erich te zu schaffen. Als L eiter des Aus
schusses h abe ich den R echtsanw alt G raf von der G oltz in Aussicht genom m en.
Bis zum E rlaß m einer V orschriften dürfen Industrie- und H andelskam m ern n eu e -E h ren g e rich te nicht errichten.
11. D ie O rganisation d er gew erblichen W irtschaft ist ebenso wie auf enge Fühlung m it ihren M itgliedern auf fortlaufende Z usam m enarbeit mit der R egierung und d er Partei a n g e wiesen. E s kom m t hierbei im w esentlichen darauf an, daß d er O rganisation insbesondere von d er R eichsregierung in haltsreiche A ufgaben gestellt werden. Ich w erde die O r
ganisation in stärkerem U m fang als bisher in die T agesarbeit der W irtschaftspolitik einschalten. Viele E inzelanträge, die bislang unm ittelbar a n d as Reichs- und P reußische W irtschafts
ministerium gelangen, können von G ruppen und K am m ern vorgeprüft o d e r sogar sachlich erledigt werden. Ich behalte m ir vor, durch E rla ß an mein M inisterium Richtlinien für die Behandlung derartig er Fälle aufzustellen. Bis zu ihrem E rlaß ersuche ich die K am m ern und Gruppen, schon jetzt auf ih r e M itgliedsfirm en dahin .einzuwirken, daß sie E inzel
an träg e nach M öglichkeit nur über die O rganisation an das Reichs- und Preußische W irtschaftsm inisterium leiten.
D. Schlußbestim m ungen,
Soweit die vorstehenden A nordnungen die Bestim m ungen der E rsten D urchführungsverordnung abändern, treten die Bestim m ungen d er E rsten D urchführungsverordnung au ß e r Kraft.
D ie Leiter der Abteilungen der W irtschaftskam m ern gehören dem B eirat ihrer zuständigen R eichsgruppe an entsprechend der Z ugehörigkeit der bisherigen Leiter d er B e z i r k s g r u p p e n
(gemäß § 18 Abs. 2 Satz 3 der E rsten D urchführungsverord
nung; die Leiter der U nterabteilungen gelten als Leiter b e zirklicher G ruppen im Sinne des § 18 Abs. 3 Satz 2 der E rsten D urchführungsverordnung.
Mit der Führung der G eschäfte beauftragt:
D r. H jalm ar S c h a c h t ,
Präsident des Reichsbank-D irektorium s.
Verkehrsfragen des Ostens vom Westen aus gesehen.}
Von O 11 o M o s t.
I n h a l t s ü b e r s i c h t . I, Verkehrsw irtschaft u n d Bevölkerungspolitik. Der Strom die Seele der Grenzmark. — II. A u s fu h r u n d Stromschiffahrt. Die drei A u fg a b e n einer nationalwirtschaftlich ausgerichteten Wasserverkehrspolitik. — III. Die p rak«
tischen Folgerungen. — IV. Wettbewerb u n d Sta ndortsverlagerungen als Folgen neuer Verkehrswege. Der Mittelland-Kanal- I.
G roße S tröm e sind m ehr als nur V erkehrsw ege. Siedlung- bestim m end und staatenbildend, A usfalltore in die W elt und zugleich E ingangspforten für W aren und Menschen, geben sie von je h er d er K ra ft des einzelnen V olkes einen starken R ück
halt, weisen ihr oft schicksalhaft die E ntfaltungsrichtung zu.
W as für die L änder des Nils, des Mississippi, d er W olga und noch fü r viele andere gilt, hat für den deutschen R aum seine ganz besondere B edeutung: D er g ro ß e Zug seiner Ström e
D er Aufsatz beruht auf einem V ortrag, den der V erfasser auf d er O der-T agung in S tettin am 26. 6. d. J. gehalten hat.
E r w urde nachträglich niedergeschrieben und gibt darum den genannten V ortrag nicht wörtlich, wohl ab e r seinen wesentlichen G edankengang in g ek ü rz ter F orm wieder. In d er besonderen Zielrichtung des V ortrages ist es begründet, daß er nicht den G esam tbereich d er ostdeutschen V erk eh rs
w irtschaft, sondern insbesondere die um die O der kreisenden F ra g en behandelt. D arum lautete und lautet d er Titel auch nicht „iDi e V erkehrsproblem e des O stens“, sondern ohne den bestim m ten und bestim m enden A rtikel „V erkehrsproblem e des O stens“ .
von Süd nach N ord hat dem G esam treich die A usrichtung g e geben. Die bis zum R heinknie sich lang hinziehende W est
front und der schlesische Zipfel im Südosten passen sich die
ser Strom verbundenheit an. H ier ist es die Oder, dort der Rhein, die wie die innere so auch die äu ß ere G estaltung des Reichs entscheidend beeinflußt h ab en : d er R h e i n , fewige Quelle deutschen Volkstum s, darin bew ährt auch in sc h w er sten Z eiten; die O d e r , großer, auch schw erer E rin n eru n gen voll, L ebensader der O stm ark und nun, da die W e ic h se l aus d er unm ittelbaren H u t des Reiches ging, östlichster in der stolzen R eihe deutscher Ström e, die einer parallel dem ande
ren d er Ost- und N ordsee zueilen.
W ie d er R hein ist die O der lebendiges Bollwerk, zu g le ic h au ch B rückenpfeiler inm itten d er großen V erbindung O stp reu ßen-P om m ern-W esteibisches Land. D as verleiht vor allem Stettin E ig en art und Aufgabe.
Im deutschen O sten w erden die engen Z usam m enhänge zwi
schen B e v ö l k e r u n g s u n d V e r k e h r s w e s e n , B e
völkerungs- und Verkiehrspolitik ganz besonders deutlich.
Q uantität und Q ualität d er M enschen bestim m en weitgehend das V erkehrsbedürfnis und die A rt seiner Befriedigung- I^ie
15. August 1936 O S T S E E ^ H A N D E L 7
A ltersgliederung, die w irtschaftliche und soziale S truktur, die Siedlungsweise spielen eine wichtige Rolle. Sehr wesentlich ist es auch, ob die B evölkerungsentw icklung kom m ender Z ei
ten sicher voraussehbar ist o d er nicht; wir befinden uns heute m itten in einer Zeit entscheidungsvollen U m bruchs d er n a tü r
lichen B evölkerungs- wie auch der W anderungsbewegungf.
In solchen Zeiten muß dem e l a s t i s c h e n V e r k e i l r s - m i t t e l g an z von selbst erhöhte B edeutung zukom m en; und dam it auch den R e i c h s a u t o b a h n e n , die bei o b e r
flächlichem H inschauen ähnlich sta rr wie Eisenbahnlinien erscheinen mögen, tatsächlich aber ebenso elastisch sind wie die sie benutzenden K r a f t w a g e n selbst, und zw ar d es
halb, weil sie nicht isoliert für sich im G elände hinziehen, sondern weil sie Schlagadern eines vielgestaltigen V erk eh rs
netzes sind, das nach Bedarf zusamm en- oder auseinander
zuziehen, aus- und um zugestalten ist.
Verkehrswirtschaft ist, a b e r nicht nur Folge, sondern auch V oraussetzung aller V olksentw icklung. O hne geeignete V er
kehrsm öglichkeit gibt es keinen Lebens- und Schaffensraum für w achsende Bevölkerung. Ohne eine gute V erkehrsvor- sorge ist eine erfolgreiche B evölkerungspolitik undenkbar.
D er deutsche O s te n . erw eist die W ahrheit des W ortes „D ie Lage ist das Schicksal des V olkes“, aber m indestens ebenso eindringlich lehrt er: „D ie M enschen sind das Schicksal des Staates“. D ort, wo die B odengestaltung die natürliche M auer gegenüber frem den A nsturm versagt hat, muß ein M enschen
wall deren A ufgabe übernehm en: ein W all von bodenfesten, tüchtigen und zukunftsfrohen V olksgenossen.
So sind zunächst alle erfolgversprechenden V ersuche zur Lö
sung d er Verkehrsprobleme des. deutschen O stens als B au
steine zu solchem M enschenwall zu w erten. D as g ilt m utatis tnutandis auch fü r den R hein, wo zw ar der M enschen mehr, aber die zur geistigen, w irtschaftlichen und auch im N otfälle militärischen V erteidigung d er W estm ark gestellten A ufgaben nicht w eniger schwer und gew ichtig sind. D araus ergibt sich^
daß vom W esten wie vom O sten das, was jed er für „seinen“
Strom und damit die Seele seines L andes erstrebt, nicht lmmer -nur angesehen w erden darf unter dem Gesichtswinkel gegenseitigen f W ettbew erbs und kleiner E inzelbeschw erden, sondern in d er B lickrichtung g e m e i n s a m e r Z i e l e . W enn die deutsche O stm ark bricht, h at die W estm ark die R ücken
deckung verloren; wenn die W estm ark schwach wird, setzt der Herzschlag des Reiches aus. D as eine hat das Russen- Jahr
1914
# d as an d e re das B esatzungsjahr 1923 erwiesen. Bei- es soll sich nicht w iederholen. U nd dazu helfe uns hier wie do*t der Strom .IL
^ i r wissen alle: A u s f u h r i s t n o t . W as die R heinstraße Ur den deutschen E x p o rt bedeutet, ist allerw ärts bekannt
°der sollte es wenigstens sein; vielleicht kann dem nächst auch zum, ersten Mal einwandfreies Zahlenm aterial d arüber ver- entlicht w erden, dessen G rößenordnung m anchen üb er
g e h e n wird. Im W esten w ehrt m an sich darum gegen alle eisuche, dem R hein künstlich V erkehr zu nehm en. D as Nichtigste a b e r ist, daß die deutsche A usfuhr als G anzes ge- tut. D arum darf keine M öglichkeit ausgelassen, keine vor- . ene ^ r a f t unausgenutzt bleiben, den W eltm arkt zu ge- en. G erade wer die L ebensbelange des Rheins um seines gewaltigen G ew ichtes für die N ationalw irtschaft unangetastet H a ^ erk ennt besonders klar die Bedeutung von E m den,
^ am b u rg und Brem en für das deutsche A usfuhrgeschäft, muß vor allem auch erkennen die B edeutung S tettins fü r das
G etreide bauende, gew erbefleißige, bergbau- und industrie,- tüchtige O derland.
B i n n e n s c h i f f a h r t und S e e s c h i f f a h r t gehören eng zusam m en. Ih r gleich ausgerichteter Auf- und Ausbau in R ichtung zum Ausland ist eines der wichtigsten Glieder ziel
bew ußter E x p ortpolitik; » Stettins D oppelantlitz g eh ö rt der Binnen- ebenso wie der Seeschiffahrt. Im W esen d er S trom schiffahrt liegt es, w e n d i g z u s e i n , d. h. den besonderen Bedürfnissen des V erladers sich anschmiegend,* b i 11 i g und für den U m s c h l a g d e r G ü t e r in den S eehäfen beson
ders geeignet. U nd so ist es ein besonderes G eschenk für D eutschland, in seinen gro ß en Flüssen und in den sich a n schließenden N etzen natürlicher W asserw ege günstigste V or
aussetzungen zur Ausbildung dieser Schiffahrt zu haben.
Besitzt aber eine V olksw irtschaft ein derartiges von N atur aus billiges V erkehrsm ittel, so m uß es auch, wie es einmal der Leiter d er deutschen B innenschiffahrt zum Ausdruck brachte, zur N iederhaltung des U nkostenfaktors F rach t vol) ausgenutzt werden. Je d e andere H altung bedeutet F ra c h t
verteuerung, Preiserhöhung und dam it Schw ächung der deut
schen W irtschaft im W ettbew erb mit dem Ausland.
Vollste A nerkennung g eb ü h rt der deutschen R e i c h s b a h n , wie sie zur H ebung g uter und schneller B eförderungsm ög
lichkeiten zur G renze und darüber hinw eg den A ußenhandel w irksam fördert. E s bedeutet a b e r einen V erstoß gegen den Geist rationeller und auch nationaler V erkehrspolitik, wenn sie eindringt in das natürliche Gebiet an d erer V erkehrsm ittel und insbesondere etw a stören sollte die organische V erbin
dung zw ischen Binnen- und Seeschiffahrt. H ier w irkt sich die Richtung d er deutschen Ström e wieder schicksalhaft aus.
Sie haben der deutschen W are den W eg in die W elt g e öffnet; sie halten ihn offen, selbst w enn die L andw ege durch künstliche M auern g esp errt w erden. D as M eer bleibt dann die Brücke, die verbindet, was sich sonst schw er oder g ar nicht m ehr trifft. Beispiele sind g era d e im O sten m it der H and zu greifen.
D am it ergibt sich die d r e i f a c h e A u f g a b e für eine im Zeichen der A usfuhrförderung n a t i o n a l w i r t s c h a f t l i c h a u s g e r i c h t e t e W a s s e r v e r k e h r s p o l i t i k : 1. U eberw achung und S tärk u n g d er ausfuhrfördernden K raft der deutschen S t r ö m e ; 2. S tärkung und F örderung der H ä f e n , in die diese Ström e m ünden, F ö rd eru n g auch d er Schienen- und L andstraßenw ege, die neben d er W asserstraß e den V erkehr dorthin bringen; 3. Ausbau und Schaffung von K a n ä l e n , um abgelegene S eitengebiete zum S trom h in
zuziehen und darüber hinaus ein W asserstraßennetz zu g e stalten, das im m er m ehr den gesam ten deutschen Raum solcher ausfuhrfördernden K räfte teilhaftig m achen soll.
III.
D ie praktischen F olgerungen ergeben sich für das O derland von selbst. E s handelt sich um die Schaffung und E rhaltung einer wirklich leistungsfähigen, w achsenden A nsprücnen e n t
sprechenden O d e r - G r o ß s c h i f f a h r t s s t r a ß e , um die Schaffung von K a n ä l e n , die verkehrlich abseits gelegene, aber produktionsw ichtige Gebiete ihr angliedern, ih r zugleich die A usfalltore nach W esten und Süden g eben (w as hier wie d o rt an Planung, g eg enw ärtiger A rbeit und schon Voll
endetem zu nennen w äre, ist allgem ein b ekannt); ferner um eine R e i c h s b a h n - T a r i f p o l i t i k , die den V erkehr zur W a sserstraß e fördert, ihn a b e r nicht in U eberspitzung des S taffeltarifgedankens- und etw aiger V ersagung notwen-
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O S T S E E * H A N D E L Nummer 16
diger B innenum schlagstarife hem m t; schließlich um eine S t r a ß e n b a u - u n d S t r a ß e n v e r k e h r s p o l i t i k , die das L andw egenetz den N etzen d er W asser- und S chienen
straßen ein- und anfügt. Man h a t sich d aran gew öhnt, nur E isenbahn und K raftw agen in einem Atem zu nennen, als einander entgegenstehend und doch einander zugehörig. Man wird bald erkennen, eine wie g ro ß e Bedeutung auch die Relation K raftw agen-B innenschiffahrt für die A usgestaltung und Z usam m enarbeit der beiden V erkehrsm ittel in sich träg t* * ).
Im Grunde gilt all dies auch für den Rhein wie für die O der.
H ier wie dort h a t die Binnenschiffahrt gleichgerichtete W ünsche und gleichgerichtete Sorgen. Sollte da einer d a nach trachten, auf K osten des anderen zu leben? Die W irt
schaft im deutschen W esten, nam entlich am N iederrhein, hat noch schw er zu käm pfen, und die A rbeitslosigkeit ist noch g ro ß ; aber die D uisburg-R uhrorter H äfen und die W e rk stätten des N iederrhein-R uhr-G ebietes sind doch w ieder in tüchtigem Gange. U nd man weiß dort, daß die rheinische W irtschaft nur gedeihen kan n mit der gew altigen deutschen G esam tw irtschaft im R ücken und daß die L ebensadern dieser G esam tw irtschaft wie im W esten so auch im Osten schlagen;
daß also, w er die ostdeutsche W irtschaft stark macht, auch dem w estlichen Teil des L andes den Lebensraum sichert.
Dies wird aber umso eher d er F all sein, je m ehr die Grenz>- m ark verkehrspolitisch an den K ern des Reiches h era n g e
holt, ihre M arktferne überw unden wird.
IV.
D er Bau jeder V erk eh rsstra ß e verändert die Bedingungen des W irtschaftens, bringt fast in jedem Falle irgendw elche M öglichkeiten zur V erlagerung standortm äßiger B edingt
heiten mit sich. D as gilt insbesondere auch für den M i t t e l - l a n d - K a n a l , dessen nationale und w ehrw irtschaftliche B e
deutung hier nicht näher hervorgehoben zu w erden braucht.
E r beginnt in dem g rö ß ten R heinhafen des W estens, in D uisburg-R uhrort, und findet seinen O stauslauf zum d eu t
schen M eer in Stettin. Seine A usw irkungen nach F e rtig stellung auf die W irtschaft der einzelnen Reichsteile sind schwer vorauszusehen. Zweifellos ist d er M ittelland-K anal ebenso wie die g roßen S tröm e kein reiner Binnenschiff
fahrtsw eg, auch er muß eingestellt w erden mit in den R a h men deutscher A ußenw irtschaftspolitik. E r wird ohne Zweifel engere V erknüpfungen zwischen Elbe- und Rhein-Ruhr- Gebiet, auch m anchen neuen W ettbew erb zeitigen, d er sich von der E lb e her (nach den A usführungen des O b erb ü rg e r
m eisters M arkm ann-M agdeburg auf dem letzten Elbeschiff- fah rtstag 1934) schon rüstet, in das R heingebiet vorzustoßen,
„um den gesam ten zu erw artenden A enderungen d er Ver- keh rsstru k tu r gerecht w erden zu kön n en “ . Man wird freilich derartig e M einungen nicht überschätzen dürfen; über Wirt- schafts- und V erkehrsverlagerungen vom W esten nach M ittel
deutschland denkt m an 1936 doch -schon etw as anders als zwei J a h re zuvor. U eber die möglichen V erschiebungen des W ettbew erbsverhältnisses O sten-W esten aber als F olgen de?
M ittelland-Kanals gibt es heute kaum noch grundsätzliche
**) U eb er die Z usam m enhänge zwischen K raftw agen und B innenschiffahrt h at P räsident D r. Scholz vom Reichskraft- w agenbetriebsverband auf dem D uisburger Binnenschiff
fah rtsta g 1936 einen V ortrag gehalten (abgedruckt in „Z e it
schrift für B innenschiffahrt“ 68. Ja h rg . H eft 6/7 vom Ju n i/
Juli 1936, S. 247). E inen w eiteren B eitrag zur F ra g e wird V erfasser des obigen A ufsatzes dem nächst veröffentlichen.
M einungsverschiedenheiten. W enn S taatssek retär Königs m ehrfach zum Ausdruck g ebracht hat, daß die Kanal-Tarif- politik H andhabe genug biete, um unerw ünschte V erschie
bungen hintanzuhalten, so ist dem und dessen Motiven vom S tandpunkt des W estens auch nichts entgegenzuhalten. Nur muß solche H andhabung selbstverständlich in solchen G ren
zen bleiben, daß sie nicht schließlich den wirtschaftlichen N utzeffekt des mit riesigem K ostenaufwand gebauten W er
kes überhaupt illusorisch macht.
V.
Mit dem G esagten h ängt noch ein w eiteres Problem von gro ß er W ichtigkeit zusam m en: die F ra g e nach der E inw ir
kung des K anals auf den H a f e n v e r k e h r i n S t e t t i n . Di e B e z i e h u n g e n z w i s c h e n S t e t t i n u n d d e n R h e i n h ä f e n sind alte und enge, insbesondere auch mit den deutschen Rheinhäfen.
E s liegt in der streckenüberw indenden K raft der Schiffahrt begründet, daß sie sich vielfach auch dort rentabel e r w e is t , wo der Landw eg k ürzer ist. D as gilt beispielsweise für den W eg von E u ro p a nach Asien durch den Suezkanal. E s gilt nicht m inder für die V erbindung vom Rhein (Düsseldorf, Köln, D uisburg) nach Stettin, gutenteils w eiter nach Berlin und K önigsberg, sowie um gekehrt vom O dergebiet über Stettin nach dem Rhein. Kohle auf d er einen, G etreide auf der anderen Seite sind die w ichtigsten G üter; aber auch se h r viele andere A rten weist die S tatistik nach.
Seit vielen Jah rzeh n ten laufen Schiffahrtslinien nicht nur in der S trecke S tettin—R otterdam , Stettin—Am sterdam und S tettin—A ntw erpen mit dem U m laden der G üter in Rhein - kähne und um gekehrt, sondern auch in d i r e k t e m u n d r e g e l m ä ß i g e n R h e i n - S e e - D i e n s t mit für die B e
fahrung ebenso der See wie des S trom unterlaufs geeigneten Schiffen. D ieser R hein-See-V erkehr bedeutet einen lebens
w ichtigen Teil des Ein- und A usfuhrgutes im Seehafen Stettin, er bedeutet aber auch eine sehr bedeutsam e Seite des deutschen Schiffsverkehrs rheinabw ärts und um gekehrt, die ständig an Bedeutung zunimmt und für die die M otori
sierung wachsende Aussichten eröffnet. U nd auch in An
sehung der Rheinm ündungs-, insbesondere d er Hollandhäfen, darf nicht außer acht gelassen w erden, in wie großem , Ja bei R otterdam geradezu entscheidendem M aße, diese Plätze V orw erke deutscher W irtschafts- und allgem einer N ational
kraft sind. D arü b er weiß man im O sten vielleicht zu wenig Bescheid; es wird beispielsw eise nur w enigen bekannt sein, daß in H am burg über die H älfte der verkehrenden Schiffe frem de F laggen trä g t und um gekehrt in R otterdam die deutsche F lagge am Ein- und Auslauf am stärksten be teiligt ist.
Mit w achsenden 'M öglichkeiten des R hein-See-V erkehrs aber gew innt d er M ittelland-Kanal für ihn im m er größeres G e
wicht. D em nächst w erden für den Ost-W e s t-V erkehr ja zwei W ege zur V erfügung stehen, der eine über die Nord- un Ostsee, der andere über den M ittelland-Kanal. W elchen W eg der V erfrachter künftig wählt, wird abhängig sein einrna von der Güte, insbesondere Schnelligkeit der Leistung, zum anderen von der H öhe d er F rachtkosten. D iese wieder unter liegen negativer Beeinflussung durch die Schiffahrts-Abgaben auf dem Kanal und positiver durch M aßnahm en zur W ett bew erbsstärkung des Seehafens Stettin. W as in dieser Rie tung in B etracht kom m t, hat der „O stsee-H andel“ in er N um m er vom 15. 4. 1936 so ausgiebig und klar geschildert, daß ich darauf verweisen kann.
15. August 1936 O S T S E E - H A N D E L
J\n die Unternehmer
des < 8 ro 0 - 6 tetti'nec tt>irtföaßsbe 3 irPs!
t)om 25 . September bis 311m 4 . ßPtober 1936 findet in Stettin in den Ulejfel>allen die ftusftellung „Pommern, wie es ßrebt und off i "
ftatt. Den itttttelpunPt diefer S<f)au, die einen umfafjenden «EinblicP in das gefamte £eben unferer ^eimotprooinj geben mied, toted die Ausheilung der Stadt Stettin bilden. <£0 ift beabfid)tigt, im Rohmen der /tasftellung der Stadt Stettin aud) eine umfaffende Öar/TteUung der Stettiner ü)irt*
f<f)afi, insbefondere der 3 ndußrie des 0 rofcStettiner U)irtf<J)afisbe3irPs 3u geben. töenn da^er je^t an Stettiner Unternehmen oon juftändiger Stelle der Aufruf ergebt, aud) tyrerfeits durd) Beteiligung 3um Gelingen diefer /Ibjic^t beijutragen, fo follten Jie fid) diefer Aufforderung nid)t ent*
5iel>en. <£tne umfaflende Darftellung des mirtföaftlid^en Gebens Stettins und insbefondere der hier oortyandenen Ü)irtf<ftafis3weige, die als d)araPte- riftifet) für Stettin angefprod)en werden Ponnen, Pann nur erteilt werden, wenn niemand abfeits ftel)t.
3 d> bitte datier diejenigen Unternehmer, die um Beteiligung gebeten werden, die mit der Beteiligung oerbundenen d>pfer nid)t 3U freuen und noch UtoglidyPeit alles 3ur Verfügung ju ftellen und 3u tun, was 3ur Erfüllung der geftellten Aufgabe führen Pann.
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