BAUWIRTSCHAFT
UND BAURECHT ^
F IN A N Z IE R U N G •W O H N U N G S W IR TS C H A FT 64 B AU IN D USTRIE UND BAUGEWERBE 64 JAHR ,ÖÜU j a h r 1930
RECHTSFRAGEN UND CHRONIK 2 9 . J A N U A R
B E IL A G E Z U R D E U T S C H E N B A U Z E IT U N G N R . 9
II R NR.
H E R A U S G E B E R
R E G IE R U N G S -B A U M E IS T E R F R IT Z E IS E L E N
A L L E R E C H T E V O R B E H A L T E N • F Ü R N IC H T V E R L A N G T E B E IT R A G E K E IN E G E W Ä H R
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B E R L IN S W 4 8
VON DER KOMMUNALEN BODENWIRTSCHAFT
VO N DR. K. VON M A N G O L D T , BERLIN
F ü r u n se re B auw irtschaft, sow ohl f ü r die U n te r
n eh m e r w ie fü r die A rc h ite k ten usw., ist es eine der w ichtigsten F ra g en , von w em u nd u n te r w elchen Be
d in g u n g e n sie den G ru n d u nd Boden fü r ih re B au
tä tig k e it bekom m en. D a n u n u n se re G em einden, u nd zw a r nicht n u r die großen S tädte, so n d e rn auch viele m ittle re und k le in e re O rte, je tz t vielfach ein e h e rv o r
ra g e n d e R olle au f diesem G ebiete spielen, w ird es v ie l
leicht von In teresse sein, ü b e r ih re B odenw irtschaft, ü b e r d ie je tz t ziem lich viel M a teria l vorlieg t, einm al etw as N äh e re s und Z usam m enfassendes zu h ö ren — ü b e r ih re B odenw irtschaft, d. h. ü b e r d en E rw e rb und die W ied e rv e rw en d u n g von Boden durch sie. U nsere B etrachtung b esch rän k t sich d ab e i a u f d en u n b e b a u te n Boden in den S ta d te rw e ite ru n g sg e b ie te n und au f die B e friedigung d e r nicht-lan d w irtsch aftlich en B e d ü rfn isse;
in diesem S in n e w ird h ie r vo n k o m m u n a le r B o d e n w irt
schaft gesprochen. A u ß erd em ste h t b ei u n s e re r Be
trac h tu n g die B eschaffung u n d V erw en d u n g des L andes fü r d en W o h n u n g s b a u d u rch au s in e rs te r L inie.
1. D i e E n t w i c k l u n g d e r k o m m u n a l e n B o d e n w i r t s c h a f t .
D aß ein e ganze A n z a h l u n s e re r G em ein d en k o m m u n a le B o d en w irtsch aft tre ib e n , ist b e k a n n t, a b e r es ist doch ü b erra sc h e n d zu sehen, w elch’ großen U m fang diese B e tä tig u n g m e h r u n d m e h r an g en o m m en hat.
Aus e in e r T a b e lle im S tatistisch en Ja h rb u c h d eutscher S tä d te 1928 (S. 78) k a n n m a n als w ahrscheinliches E r gebnis a b le ite n , daß d ie ganz ü b e rw ie g e n d e M eh rzah l u n s e re r S tä d te ü b e r 50 000 E in w o h n e r 1926 o d er 1927 üb er e in e n rech t b e d e u te n d e n Besitz a n W o h n u n g sb au land v e rfü g te , e in ze ln e sogar ü b e r ganz g ew altig e M engen; d aß dies in d e r Z w ischenzeit w esentlich an d e rs gew orden sein sollte, ist w enig w ahrscheinlich. Bei einer A n za h l d ie se r S ta a te la g freilich auch n u r ein sehr g e rin g e r solcher B esitz vor. M it dem a lle n stim m t auch ü b e re in , d aß nach d em selb en S tatistischen J a h r
buch von 82 S tä d te n ü b e r 50 000 E in w o h n er 44 ein F ü n ftel u n d m e h r ih re s g esam ten W eichbildes in eigenem stä d tisc h en B esitz h a tte n , w obei S tra ß en , W ege und B ah n en von d e r B esitzfläche ausgeschlossen sind, der b e b a u te G ru n d b e sitz d ag e g en eingeschlossen ist;
24 S täd te d ag e g e n h a tte n n u r 10 bis 20 v. H. un d 14 u n te r 10 v. H. in eig en e m B esitz. Z ur richtigen W ü rd i
gung d ie se r Z iffe rn m uß m a n sich a b e r noch v e rg e g e n w ärtig e n , d aß b e i v ie le n d ie se r S tä d te noch erh e b lich e B esitzflächen a u ß e rh a lb des W eichbildes h in z u tra te n . Auch fü r v ie le M itte lstä d te von 10 000 bis 50 000 E in w o h n e rn u n d eb en so auch fü r im m erh in , ab so lu t ge
nom m en, z a h lre ic h e G em e in d e n u n te r 10 000 E in w o h n e rn lä ß t sich nach gew issen N achrichten v erm u te n , daß sie e b e n fa lls erh e b lic h e n L a n d b e sitz fü r Zwecke des S ied lu n g sw esen s h a b e n ; a n d e re rs e its ist a b e r o ffe n b a r auch b ei d ie se n b e id e n O rts k la s s e n d ie se L age k e in e s wegs allg em ein .
D a b e i h a n d e lt es sich im g an zen um ein en s ta rk fo rtsc h re ite n d e n V organg. In L au fe des 19. J a h r h u n d e rts h a b e n u n s e re G em e in d e n u n te r dem E influß der d a m a lig e n m e h r m an eh esterlich en A nschauungen vielfach ih r e n von f rü h e r h e - v o rh a n d e n e n , oft recht an seh n lich en G ru n d b e sitz in w eitem U m fan g e v e r äu ß e rt. A b e r schon g e ra u m e Z eit v o r dem K riege h a tte sich a llm ä h lic h d ie e n tg eg e n g ese tzte T en d en z w ied er
s ta rk durchgesetzt. D ie E rfa h ru n g e n , d ie m an b ei d e r D eck u n g des sta rk e n k o m m u n a le n E ig e n b ed arfs an G ru n d stü ck en fü r Schulen, V erw altu n g sg eb ä u d e, P a r k flächen usw. m achen m ußte, w enn d ie ser B ed arf e rst im A ugenblick des a k tu e lle n B edürfnisses gedeckt w erd en sollte, w a re n doch zu schm erzlich; a u ß e rd em tra te n d rin g e n d e soziale G rü n d e fü r d ie A ufnahm e e in e r p o sitiven k o m m u n a le n B odenw irtschaft hinzu.
In d e r N achkriegszeit h ab en sich d ie G rü n d e fü r eine solche B odenw irtschaft noch se h r v e rs tä rk t: die b is
h e rig e A rt un d W eise d e r L andbeschaffung u n d A uf
schließung v ersa g te in großem U m fange, u n d in diese Lücke m u ß te n d ie G em einden ein sp rin g e n ; es g alt auch, den ohnedies so te u re n W o h n u n g sb au durch D a r b ie tu n g m öglichst w ohlfeilen G elän d es zu v erb illig en , d ie zu so s ta rk e r G eltung gekom m enen sozialistischen und b o denreform erischen A nschauungen und die sta rk e D e m o k ra tisie ru n g d e r W ah lrechte trie b e n gleichfalls zu einem solchen V orgehen, und infolge des S tu rzes d e r B odenpreise n ac h dem K riege sow ie au c h u n te r dem E in flu ß d e r großen land w irtsch aftlich en K rise je tz t bot sich im allg em ein e n auch G eleg en h eit fü r d ie G e
m ein d en zu v erh ä ltn ism äß ig billigem L an d e rw e rb . U n te r solchen U m ständen h a t sich d a n n eben die k o m m u n a le B odenw irtschaft seh r e n tfa lte t. In dem von S ta d tb a u ra t D r. G u t , M ünchen, 1928 h e ra u sg e g e b e n e n großen S am m elw erk „D er W ohnungsbau in D eutsch
la n d nach dem W e ltk rie g e “ te ilt S ta d tra t D r. F u c h s , B reslau , in e in e r A b h a n d lu n g „D ie B eschaffung von B a u g e lä n d e “ u. a. m it, daß von d en 123 S täd te n , die nach d e r V olkszählung von 1910 m e h r als 25 000 E in w o h n er h a tte n , in d en J a h re n 1901—1913 zusam m en n u r 1 2 5 L and fü r den W o h n u n g sb au z u r V erfü g u n g g estellt w o rd en seien, daß d ag eg en 1919— 1926 von 173 S täd ten , d ie au f e in e fü r d ie Fuchssche A b h a n d lu n g v e ra n s ta lte te F ra g e b o g e n e rh e b u n g g e a n tw o rte t b a tte n , fast 4600 fü r d en W o h nungsbau b e re itg e s te llt w o rd e n sind. F reilich ist h ie rb e i zu beachten, daß vor dem K rieg e d e r S chw erpunkt d er k o m m u n a le n B o d e n w irt
schaft nicht in d e r B eschaffung von L an d fü r d en W o hnungsbau, so n d e rn in d e r L an d b esch affu n g fü r öffentliche Zwecke lag. F a s t noch e rsta u n lic h e r ist d e r re la tiv e U m fang, in dem in d e r N ach k rieg szeit in v ie le n O rte n d e r B edarf a n W o h n u n g sb au la n d durch d ie G e
m e in d en gedeckt w o rd e n ist. Nach Fuchs h a b e n von 1919—1926 in 92 S tä d te n u n te r 50 000 E in w o h n e rn d e r eb en e rw ä h n te n F ra g e b o g e n e rh e b u n g d ie G em einden nicht w en ig e r als durchschnittlich 62 v. H. des A re als, das vom S tad tg e b ie t fü r d en W o h n u n g sb au in A nspruch genom m en w u rd e , au s sta d te ig en e m Besitz b e r e it
g estellt, u n d auch in einem großen T eil d e r 74 S tä d te ü b e r 50 000 E in w o h n er d ie ser E rh e b u n g w a r d e r P ro z e n tsa tz des fü r d en W o h n u n g sb au z u r V erw en d u n g g ek o m m en en L andes, den d ie G em e in d e n g e s te llt h a tte n , au ß e ro rd e n tlic h hoch.
F reilich lie g en die V e rh ä ltn isse — dies ist im m er w ie d e r zu b e to n e n — k ein esw e g s ü b e ra ll so. Es gibt o ffe n b ar auch noch v ie le G em e in d e n — große, m ittle re u n d k le in e —, in d e n e n d ie k o m m u n a le B o d e n w irt
schaft v iel w en ig e r un d zum T eil so g ar n u r ganz w en ig e n tfa lte t ist. Im m e rh in w ird m a n soviel w ohl m it S icherheit b e h a u p te n d ü rfe n , daß a n se h r v ie le n O rte n d ie G em e in d e n g eg e n w ä rtig die w ichtigsten, a n v ie le n a n d e re n w en ig sten s se h r w ichtige L ie fe ra n te n des B odens fü r d ie B a u tä tig k e it sind.
W eiter fällt noch ins Gewicht, daß neben den G e
m einden ia ein er größeren Zahl von O rten auch große gem einnützige B auuntern eh m u n g en und gem ischtw irt
schaftliche U nternehm ungen, zum großen i e ii m it U nterstützung d er Städte, gleidifalls ein gew isses Mal.
von Bodenw irtschaft treib en und h ierb ei vielfach je d e n falls ähnlid ie T endenzen verfolgen und ähnliche W ir
kungen erzielen wie die kom m unale B odenw irtschatt, so daß diese hierdurch nodi eine nicht unbeträchtliche E rgänzung erfäh rt.
2. D i e W i r k u n g e n .
Welches sind die W irkungen d ieser um fassenden kom m unalen B etätigung? W obei n u r die W irkungen auf das W ohnimgs- und Siedlungsw esen u nd a u t die Lage der G em einden als V erw altu n g sk ö rp ersch atten ins Auge gefaßt w erden sollen. E inerseits sind eine R eihe günstiger W irkungen festzustellen, an d e rerseits k a n n m an ab e r auch an gew issen N achteilen u n d Be
denken nicht Vorbeigehen.
Einm al h at die kom m unale B odenw irtschaft d e r N achkriegszeit offenbar erheblich zur B e l e b u n g d e r B a u t ä t i g k e i t , insbesondere der W olm iingsbau- tätigkeit, beigetragen, ja sie wohl in ein er R eihe von F ällen geradezu erst ermöglicht. W ie schon oben b e richtet, versagte das alte System der Beschaffung und Aufschließung des Baubodens durch T errain g esell- sdiaften, E inzelspekulanten und B auende, das vor dem K riege das nötige Land im w esentlidien g eliefert h atte, u n te r dem D rude der schweren V erhältnisse in der N achkriegszeit w eithin. Elier ist in erheblichem Um
fange die kom m unale Bodenw irtschaft eingesprungen und h at insow eit v e rh in d e rt, daß die B a u tä tig k eit stockte. W ie ab e r h at die kom m unale B odenw irtschaft die so außerordentlich wichtige F rag e d er Bem essung der P r e i s e beim Absatz des L andes an d ie B a u tä tig k eit behandelt? Man w ird h ier w ohl u n g efä h r das R ichtige treffen, w enn m an sagt, daß w enigstens beim W ohnungsbauland, soweit ü b e rh a u p t eine w esentliche kom m unale Bodenw irtschaft vorlag, zw ar einzelne G e
m einden sidi ziemlich i'iskalisdi v e rh a lte n haben, eine größere Zahl w eder ausgesprodien fiskalisch, noch au s
gesprochen im Sinne billig er P reise, daß ab e r eine sehr bedeutende Zahl großer, m ittle re r und k le in e r G e
m einden ein stark es V erbilligungsstreben in bezug auf das W ohnungsbauland betätig t hat. A llerdings ist d a mit die F rage, ob auf diese W eise t a t s ä c h l i c h eine V erbilligung der P reise gegenüber dem S tande, den sie ohne dieses kom m unale E ingreifen gehabt h aben w ürden, erzielt w orden ist, noch nicht b e a n tw o rtet. Mit völliger S icherheit und G enauigkeit ist n un fre ilic h diese F rage ü b erh a u p t nicht zu bean tw o rten , a b e r es ist doch, sowohl nach gewissen vorliegenden w ichtigen Zeugnissen wie aus theoretischen G ründen m it h oher W ahrsdieinlichkeit anzunehm en, daß w enigstens b ei der letzterw ähnten großen d ritte n G ruppe der d rei G ru p p en d er G em einden mit sta rk e r kom m unaler B odenw irt- sdiaft auch in dem h ier vorliegenden Sinne eine e r hebliche V erbilligung der P reise fü r das W ohnungs
b auland h erb e ig efü h rt w orden ist.
Mit den eigentlichen B odenpreisen sind nahezu u n tren n b a r verbunden die K o s t e n f ü r d i e A u f s c h l i e ß u n g , also fü r den S traßenbau, die V er
sorgungsleitungen usw. Jeder K enner weiß, von wie außerordentlich großer B edeutung d ieser F a k to r, möge er nun form ell in den B odenpreis eingeschlossen sein oder neben diesem stehen, fü r die G esam tkosten der fertig en B austellen ist. In der N achkriegszeit h a t auch diesen, vielfach sehr bedauerlich hohen Kosten gegen
ü b er ein starkes V erbilligungsstreben der G em einden sich geltend gemacht; es ist ab e r offen b ar au f diesem G ebiete doch noch recht viel zu tun.
In der A rt der B ebauung, in der B a u w e i s e , h at die kom m unale Bodenw irtschaft in der N achkriegs
zeit jedenfalls in w eitem U m fange zu zwei großen F ort- sd iritten beigetragen: nämlich zu der Sdiaffung der großen gesdrlossenen einheitlidien B auanlagen die w ir jetzt, im Gegensatz zu der zerrissenen und zerhackten Bauweise der V orkriegszeit, so vielfach an treffen und zu der soviel stä rk e ren V erbreitung des Flachbaues, des Klein- und M ittelhauses. In diesen beiden Rich
tungen du rften die Gem einden sehr vielfach neben anderen M itteln auch den stark en Einfluß, den ihnen ih r v erm ehrter Bodenbesitz gab, zur D urdisetzuim dieser Ziele benutzt haben. Diese Ä nderungen de?
l Ua*el46 ,er! .an Sldl einen seh r bedeutenden F o rt
schritt dar und bieten offenbar auch der B auw irtsdiaft große neue und sehr w iditige und reizvolle Aufgaben
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Was en d lid i die W i r k i m f j * a u f ’ dti? L a g e falte te n ko m m u n alen Bode u.-no-skörD erschatteri a n d e r G e m e i n d e n als > e r w a ^ “^ X ß d ie se W ir- geht, so k a n n w ohl k ein Z > w ob ei w ir k u n g en im allg em ein en se h r J 'u ti4 n sogleich zu er- h ie r alle rd in g s von d er se h r w ichtigen, », elie n . Ein ö rte rn d e n fin an z iellen S eite der c iaritP rw eite ru n g s- s ta rk e r eig en e r G r u n d b e s i t z im S t a d t e r w e U e r u n g s ^ g ebiete w i r d fü r d i e D u r c h s e t z u n g u n d fc^racJite ■ * z a h lre id ie r großer u n d k le in e r, von d e r vroßem fo lgter Zwecke a n und fü r sich nnm pn(fe r Re.
N utzen und nicht se lte n so g ar von e n tsch e id en d e r Be
d eu tu n g sein. .
D iesen L ichtseiten d er k o m m u n a le n B o d e n w irtsch a tt ste h en a b e r, w ie ja oben schon b e m e rk t, auch S c h a t t e n s e i t e n g eg e n ü b er. A ngesichts d e r ott recht k ritik lo se n A n p re isu n g d e r k o m m u n a le n B oden
w irtschaft ist es vielleicht an g ezeig t, a u f d ie se m it etw a s m eh r als n u r m it zw ei W o rten einzugehem D a r a u t, daß es im m erh in w a h rsc h e in lic h ein e A n za h l G em ein d en gibt, die ih re n G ru n d b e sitz in f i s k a l i s c h e r Vy e l s e ausnutzen, ist b e re its h in g e w iese n w o rd e n u n d h a u tig e r noch d ü rfte d er V o rw u rf z u tre ffe n , daß d ie A u t s c h 1 i e ß u n g s k o s t e n , d e r g an ze A u fw a n d fü r S traß en , V e rso rg u n g sleitu n g en u. dgl., v on d e n G e
m einden zu hoch g eh a lte n w erd en . F e r n e r ist es ivohl auch nicht ausgeschlossen, daß in e in e r R eih e von F ä lle n w enigstens d e r k o m m u n a le G ru n d b e sitz auch im Sinne d er F ö rd e ru n g des H o c h b a u e s u n d de r g e d r ä n g t e n B a u w e i s e g e w irk t h at, sei es, d aß die b e tre ffe n d e n G em einden au s e ig e n e r A nschauung h e r aus diesen W eg einschlugen, sei es, d aß sie von I n te r e ssen te n k re ise n d azu g e d rä n g t w u rd e n . W e ite r ist es d e n k b a r, daß b ei d e r W ie d e ra b g a b e des L an d e s d u rc h d ie k o m m u n a le B oden w irtsch aft u nd auch b e i d e r Be
n u tzung des oft in d en A b g a b e v e rträ g e n fü r d ie G e
m einden b e g rü n d e te n lä n g e r a n d a u e rn d e n O b e re in flusses a u f die v e rä u ß e rte n G ru n d stü ck e ö fte r auch eine gew isse S ch w erfällig k eit u n d U m stän d lich k eit und F orm alism us, k u rz d e r b e k a n n te B ü r o k r a t i s m u s , g eherrscht hat. W ir sind freilich nicht in d e r Lage, h ie rü b e r tatsächliches M a teria l b e iz u b rin g e n ; es w äre indes se h r in te re ssa n t, g e ra d e ü b e r d ie sen P u n k t aus d en K reisen d e r B a u w irtsc h a ft N ä h e re s zu hö ren .
E in seh r e rn s te r P u n k t ist e n d lid i das f i n a n z i e l l e E r g e b n i s d e r k o m m u n a le n Bodenwirtscfaaft fü r die G em einden. D ie V orstellu n g , daß eine ausge
d eh n te k o m m u n ale B oden w irtsch aft u n te r allen Um
stä n d en auch fin an z iell günstig f ü r d ie b e tre ffe n d e Ge
m einde sein w erde, ist je d e n fa lls irrig . F ast imm er w erd en die E rw e rb sp re ise d e r G em ein d en sehr viel h ö h er sein, als durch die la u fe n d e n E rträ g e aus Pachten u. dgl. v erz in st w e rd e n k ö n n en , so la n g e das Land un
b e b a u t bleib t. Es la u fe n also zunächst erhebliche Sum m en an un g ed eck ten Z insen au f, zum al bei den g eg e n w ärtig e n hohen Z inssätzen. D azu treten die U n
k o sten fü r die V erw altu n g , in v ie le n F ällen auch Auf
schließungskosten, d ie die G em e in d e n üb ern eh m en oder vorschießen, und ö fter a u d i n o d i dies o d er jenes andere.
A uf diese W eise k ö n n en , w en n k au fm än n isch richtig
^ e re d in e t w ird , den G em ein d en le id it se h r bedeutende S elbstkosten fü r das L and e n tste h e n , u n d ob d an n beim A bsatz e n tsp re d ie n d h o h e P re ise ü b e r h a u p t zu erzielen sind, u nd w enn ja , ob dies au s so zialen Rücksichten zulässig ersd ie in t, d ü rfte in v ie le n F ä lle n dodi sehr zw eifelh aft sein. D iese L ag e ist a b e r in sb e so n d ere auch um desw illen bedenklich, w eil sie d ie G em ein d en leicht dazu a n tre ib e n k a n n , zu h o h en A b satzp reisen ü b e rz u gehen, w oraus sich d a n n d ie b e k a n n te n v e rh ä n g n is
vollen F olgen — M ie tk a sern e usw . — n otw endig e r geben w ürden. S elb stv e rstä n d lic h ist ein d e ra rtig e s finanzielles E rg e b n is m it d e r k o m m u n a le n B o d e n w irt
schaft keinesw egs n o tw en d ig und unausw eichlich v e r
bunden, das E rg e b n is k a n n v ie lm e h r se h r w ohl auch ein seh r viel b esseres sein. Es w ird im m er au f die n ä h e re n U m stän d e an k o m m en , in sb e so n d e re au f die H öhe d e r E rw e rb sp re ise u n d d e r A ufschließungskosten und au f die L änge d e r Zeit, d ie bis zum W ied e ra b satz des L andes v erstre ich t. A b er ein e se h r e r n s te G efah r liegt u n streitig vor u n d m uß scharf im A uge b e h a lte n w erden. Zum B elege d a fü r sei a u d i noch a u f d ie Aus- lü liru n g e n hin g ew iesen , d ie im S e p te m b e rh e ft 1929 des
„D eutschen W o h n ungs-A rchivs“ M a g is tra ts b a u ra t D r.
K n i p p i n g , B reslau , am Schlüsse sein es A ufsatzes ü b e r die B o d en w irtsch aft d e r S ta d t B re sla u gem acht hat. Es heiß t d a:
„ D ie G re n z e d e r städ tisc h e n B o d e n w irtsc h a ft is t d a n n e rre ic h t, ja schon ü b e rs c h ritte n , w en n d ie B o d e n v o rrü te d e r a r tig an g ew a c h se n
sin d , d a ß sie in b e stim m te r F r is t n ich t m e h r i h r e r e ig e n tlic h en B e
stim m u n g z u g e fü h rt w e rd e n k ö n n e n . B ei d e n h e u tig e n Z in ssätzen lie g t d ie se ä u ß e rs te F r is t b ei fü n f b is sech s J a h r e n . H a t d e r B oden n ich t in n e rh a lb d ie se r Z eit sein e e n d g ü ltig e V e rw e n d u n g g e fu n d e n , so w irk e n d ie a u fla u fe n d e n Z in sen u n d V e rw a ltu n g sk o s te n d e ra rtig p re is e r h ö h e n d , d aß o h n e g rö ß e re V e rlu s te nicht m e h r an e in e b illig e A b g a b e von B a u la n d gedacht w e rd e n k a n n . D a n n t r i t t d e r F a ll e in , d aß d ie S ta d tv e rw a ltu n g e n tg e g e n i h r e r u rsp rü n g lic h e n A b
sicht, se lb s t zum B o d e n s p e k u la n te n w ird , um n ich t zu g ro ß e V e r
lu ste zu e rle id e n . D a n n w ir d d a s G e g e n te il von dem e rre ic h t, w as e rre ic h t w e rd e n so llte .“
Auch d ie B efü rch tu n g ist nicht von d e r H an d zu w eisen, daß d ie V e rw e rtu n g des k o m m u n a le n L andes, w en n dieses se h r um fan g reich ist, m it d e r Zeit infolge des u n g e h e u re n A b falles u n s e re r G e b u rte n z iffe rn au f S ch w ierigkeilen stoßen k ö n n te , indem diese B evölke
ru n g sen tw ic k lu n g u n se re S tä d te m it d e r Zeit m it sta rk e r V erla n g sam u n g ih re s W achstum s, ja vielleicht m it S till
sta n d b e d ro h t.
3. D i e G r e n z e n d e r k o m m u n a l e n B o d e n w i r t s c h a f t .
Mit a ll dem V o rsteh e n d en soll d e r kom m u n alen B o d e n w irtsch a ft geg en ü b er, die w ir grundsätzlich fü r du rch au s n o tw en d ig h a lte n , keinesw egs fla u gem acht, a b e r es soll doch au f d ie S chw ierigkeiten au fm e rk sam gem acht w erd en . Im ü b rig e n sind d e r k o m m u n a le n B od en w irtsch aft a b e r, auch ab g e se h en von d e r F ra g e des fin a n z ie lle n R isikos, gew isse G re n ze n gesetzt. E ine A nzahl G em einden w e rd e n v o rd e rh a n d , etw a infolge zu a n g e s p a n n te r F in a n z la g e o d er zu g roßer Schw ierig
k e ite n d e r L an d e rla n g u n g oder u n g ü n stig e r persönlicher V e rh ä ltn isse g a r nicht in d e r L age sein, eine um fa sse n d e re k o m m u n a le B odenw irtschaft zu treib en . Ziem lich a llg em ein a b e r w ohl s te llt sich je tz t ein er w e ite re n s ta rk e n A u sdehnung d e r k o m m u n a le n B oden
w irtsch a ft die große S chw ierigkeit entgegen, d ie fü r sie e rfo rd e rlic h e n G eld m itte l au fz u b rin g e n , d a A nleihen f ü r diesen Zweck anscheinend se h r schwer möglich sind u n d die F in a n z ie ru n g aus S te u e rm itte ln n a tü rlic h auch ih r e se h r großen S chw ierigkeiten hat.
D az u tre te n gew isse sachliche B ed en k en dagegen, daß d ie k o m m u n a le B odenw irtschaft ein en g ar zu g ro ß en U m fang an n im m t od er g a r d ie A lle in h errsch a ft b esitz t. W ie w ir a lle w issen, ist in u n se re G em einde
v e rw a ltu n g e n m e h r u nd m e h r in einem g era d ezu e r sc h re ck e n d h o h en G ra d e die P a rte iw irts c h a ft, die so leicht m it K o rru p tio n v e rb u n d e n ist, eingezogen. Es b e s te h t d ie G efah r, daß diese P a rte iw irts c h a ft auch au f das G eb iet d e r k o m m u n a le n B odenw irtschaft ü b e rg re ift.
D e m g e g en ü b e r ist es ein G ebot d e r K lugheit, auch die p riv a te B oden w irtsch aft le istu n g sfä h ig zu e rh a lte n und durch ih re K o n k u rre n z g e ra d e auch a u f die kom m u
n a le B o denw irtschaft günstig e in zu w irk en . W e ite r ist se h r zu b ed e n k en , daß d ie richtige E n tfa ltu n g u n se re r S tä d te u n d die richtige V e rw e rtu n g d e r ein zeln en Stücke des noch u n b e b a u te n Bodens ih re r U m gebung ein h o h es Maß sa c h v e rstän d ig e r In itia tiv e , U n te r
n eh m u n g slu st, B ew eglichkeit un d A n p assu n g sfä h ig k eit e rfo rd e rt. Z ur richtigen E rfü llu n g d ie se r F o rd e ru n g e n w ird m a n die p r iv a te B odenw irtschaft n eb en d e r kom m u n a le n sc h lec h terd in g s n ic h t e n tb e h re n k ö n n en . M an d e n k e z. B. n u r a n die großen und g eg e n w ä rtig noch g a r nicht zu ü b e rse h e n d e n U m w älzungen, d ie allein schon d ie im m er w e ite re E ntw icklung d e r V e rk e h rs
m itte l u n d die m it ih r v e rb u n d e n e D e z e n tra lisa tio n d e r S ied lu n g m it sich b rin g e n u n d d ie v o rau ssich tlich e n G e
s ta ltu n g e n e rfo rd e rn w erd en , fü r d ie auch d ie P riv a t
in itia tiv e u n erlä ß lic h ist. Um a b e r d ie n ö tig e Be
w e g u n g sfre ih e it zu h ab e n , w ird diese P riv a tin itia tiv e u n d -U ntern eh m u n g auch in b eträchtlichem U m fange ü b e r eig en e n B oden zu v e rfü g e n in d e r L age sein m ü ssen u n d d a r f nicht lediglich a u f k o m m u n a le n a n gew iesen sein.
4. G e s a m t s c h l u ß u n d R e f o r m .
D aß d ie k o m m u n a le B oden w irtsch aft b ei uns eine so große A u sd e h n u n g gew o n n en hat, ist gew iß k e in Z ufall. D iese B o d en w irtsch aft h a t d am it eb en nicht n u r d en Z eitan sch au u n g en , so n d e rn sicher in w eitem U m fan g e auch w irk lic h v o rlie g e n d e n g ro ß en B ed ü rfn issen entsprochen, u n d in d e r T a t lie g en ja d ie großen A uf
gab en , d ie d ie k o m m u n a le B o d en w irtsch aft zu lösen hat, k la r zutag e. Sie soll fü r ein e b illig e u n d zw eck
m äßige D eckung des ja h e u tz u ta g e im allg e m e in e n recht b e d e u te n d e n k o m m u n a le n E ig e n b e d a rfe s a n L and so rg en u nd ebenso zw eckm äßig u nd b illig d en G e
m e in d e n L and v ersc h affe n f ü r d ie zah lreic h en son
stig en Zwecke, f ü r die sie L an d b rau ch en . Sie soll in s
b e s o n d e re a u f dem G e b ie te d e r W o h n u n g s b a u tä tig k e it
S icherheit schaffen, daß je d e rz e it ein au sre ich e n d es A n gebot u n d m äßige P re ise h errsc h e n ; sie soll d ie B au w eise gü n stig b ee in flu sse n , e in en d a u e rn d e n w o h l
tä tig e n E in flu ß auch a u f das b e b a u te G eb ie t fö rd e rn u n d sie soll d ie G em ein d en v o r allem auch in d en S tan d setzen, in d e r S ta d te rw e ite ru n g nicht n u r a n o rd n e n d u nd reg e ln d , so n d e rn auch in großem Zuge p o sitiv schaffend v o rzugehen.
D ie k o m m u n a le B odenw irtschaft ist also n o tw en d ig u n d es k a n n k e in e R ede dav o n sein, sie au fz u g eb en . A b er sie h a t fü r ein erfolgreiches W irk e n ih re G re n z e n un d B edingungen, d ie so rg fä ltig b each tet sein -wollen un d es ist n eb e n ih r auch fü r d ie p riv a te B oden Wirt
schaft, fü r d ie B eschaffung u nd A ufschliefiung des L andes sow ohl durch d ie p riv a te T e r ra in u n te rn e h m u n g w ie durch d ie B au en d en u nd die A ltb e sitz er des L andes ein nicht zu gerin g zu b em esse n d er S p ie lra u m zu lassen.
A ngesichts d e r großen S chw ierig k eiten a b e r, m it d en e n sow ohl d ie k o m m u n a le w ie d ie p riv a te B oden
w irtsch aft zu k ä m p fe n h ab e n , erscheinen a lle rd in g s w ichtige Ä n d e ru n g e n notw endig, um ein b efrie d ig e n d e s A rb e ite n d e r ein en w ie d e r a n d e re n A rt d e r B oden
w irtsch aft zu g ew ä h rleisten . In b eid en F ä lle n ist se lb st
v erstän d lich a lle rb e s te und geschickteste F ü h ru n g , fre i von V o ru rte ile n und v o rg efaß te n M e inungen e r fo rd e r
lich und ebenso auch V erw en d u n g q u a lifiz ie rte r u nd gut geschulter K räfte. Im ü b rig e n w ird es b e i d er k o m m u n a le n B odenw irtschaft in sb e so n d ere gelten, den e n tsch ied en e n W illen zu ih r noch w e ite r a u s z u b re ite n und zu stä rk e n und in v ie len F ä lle n ih re O rg a n isa tio n w esentlich zu v erb e ssern . N otw endig d ü rfte a b e r w e ite r w ahrscheinlich vor allem — w en n auch eine solche M aß
reg el im m er m it Vorsicht zu b e h a n d e ln ist — e i n e e r h e b l i c h e R e f o r m d e s E n t e i g n u n g s r e c h t e s sein, die die S icherheit gibt, daß d e r kom m u n a le n B odenw irtschaft das fü r d ie D u rc h fü h ru n g w ichtiger P lä n e notw en d ig e L and, auch w en n es e rs t im A ugenblicke des a k tu e lle n B ed ü rfn isses h e r a n gezogen w ird, zu r V erfügung ste h t und d ie fü r dieses L and ein en v ern ü n ftig e n , nam entlich auch nach d e r L eistu n g sfäh ig k e it d e r endlichen K o n su m en ten b e m essenen H öchstpreis festsetzt. D ab e i b ra u c h te ein e solche E rw e ite ru n g des E nteig n u n g srech tes je d e n fa lls nicht fü r den ganzen U m fang des Reiches, so n d e rn n u r fü r eine A nzahl O rte und B ezirk e dieses G eltu n g zu hab en . W ahrscheinlich w ird die k o m m u n a le B o d e n w irt
schaft in w eitem U m fange e rst a u f d ie ser G ru n d la g e im sta n d e sein, d a u e rn d die b ere ch tig ten A n fo rd e ru n g e n zu erfü lle n , die m an an sie ste lle n m uß. D ie p riv a te B o d e n w irtsch a ft w ird a b e r g leich falls in seh r w ich tig en B eziehungeu zu re fo rm ie re n sein. D as unselige B oden
sp e k u latio n ssy ste m a lte r A rt von vor dem K riege d a rf u id it w ied e r a u fle b en . D ie p riv a te B o d e n u n te rn e h m u n g w ird in Z u k u n ft w ahrscheinlich zu einem erh eb lich en Teil m it d e r B a u u n te rn e h m u n g v e re in ig t sein u n d m uß a u c h sonst w ese n tlich v e rä n d e rte G ru n d z ü g e a u f
w eisen. Auch ih re T ä tig k e it d ü r fte u n te r gew issen V o rsi.h tsm aß reg e ln w ahrscheinlich durch ein e rw e ite rte s E n teig n u n g srech t zu u n te rs tü tz e n sein, ebenso durch H an d -in -H a n d -A rb eiten m it d e r G e m e in d e v e rw a ltu n g und B egünstigung und E rle ic h te ru n g durch diese, nam entlich auch a u f dem G eb ie t d e r A ufschließungs
k osten . D em g e g en ü b e r a b e r w ü rd e n d a n n d urch scharfe B a u o rd n u n g e n u n d B eb au u n g sp län e , durch m öglichste K o n k u rre n z d e r p riv a te n B o d e n u n te r
n eh m u n g en u n te re in a n d e r sow ie m it d e r k o m m u n a le n B odenw irtschaft, durch d ir e k te v e rtra g lic h e A b
m achungen m it d e r G em einde u n d schließlich w a h r scheinlich auch durch das D ru c k m ittel d e r E n te ig n u n g s
m öglichkeit B ü rgschaften d a fü r zu schaffen sein, daß die p riv a te B o d e n u n te rn e h m u n g nicht a u s a r te t, so n d e rn im S inne des gem ein en B esten a rb e ite t. M it d e r k o m m u n a le n a b e r w ie m it d e r p riv a te n B o d en w irtsch aft w ird die m öglichste H e ra b d rü c k u n g d e r A ufschließungs
k o ste n u n d ein e p la n m äß ig e ö ffe n tlic h e F ü rso rg e f ü r eine g esu n d e B efried ig u n g d e r R e a lk re d itb e d ü rfn is s e d e r S iedlung zu v e rb in d e n sein.
W issenschaft u n d P ra x is h a b e n a u f diesem ganzen G eb ie te d e r städtischen B o d e n fra g e noch ein großes W e rk zu v e rric h te n . D u rc h e in d rin g e n d e g ew issen h a fte F orschung u n d durch im m er m e h r d en V e rh ä ltn isse n sich an p a sse n d e P ra x is , u n te rs tü tz t von d e r G esetz
g eb u n g u n d V erw altu n g , m uß es g elin g en , schließlich d ieses g roßen u nd so schicksalsschw eren P ro b le m s d e r städ tisch en B o d e n fra g e H e rr zu w erd e n . H ie rb e i ist a b e r sic h e r d ie k o m m u n a le B o d e n w irtsc h a ft zu e in e r h e rv o rra g e n d e n R olle b e ru fe n . —
DAS ZIMMERGEWERBE UND DER HOLZSKELETTBAU
VON DR. GERLAND, KASSEL
U nter den holzv erarb eiten d en G ew erben das Z i m m e r h a n d w e r k seit a lte rs eine wichtige Stellung ein. Es gehört zu den sog. k o n s t r u i e r e n - d e n Berufen, d. h. zu jen en , denen die w irtschaftliche Aufgabe zufällt, nicht allein den Rohstoff zu zweck
bestim m ter Form zu bearbeiten, sondern überdies die gew onnenen T eile nach m athem atischen und p h y sik a lischen G esetzen zu großen räum lichen G ebilden zu
sam m enzufügen. E n tw u rf und A usführung sind die unerläßlichen S tufen des A rbeitsvorganges. D ie E igen
a rt solcher B erufstätigkeit, nam entlich d e r d au ern d e Wechsel der k o n stru k tiv e n V oraussetzungen, nötigt den Zim m erm eister zu einem sp ek u lativ en N achsinnen und praktischem E rproben d er ausgedachten V erfahren.
Nach M aßgabe d er B edürfnisse des B aum arktes und zeitbedingter, betriebsw irtschaftlicher N otw endigkeiten ist so der f o r t s c h r i t t l i c h e und e r f i n d e r i s c h e G edanke im Zim m ergew erbe lebendig ge
blieben, w enn auch in der Geschichte d e r H olzbaukunst wie au f an d e ren K ultu rg eb ieten Zeiten schöpferischer Bewegung und Ja h re nachahm ender Selbstbescheidung einander abgelöst haben. B edenkt m an fern er, daß Holz der älteste B austoff ist, so w ird m an leicht e r messen können, daß d ie H olzkonstruktionen, in s
besondere die S ystem anordnungen und K noten p u n k ts
verbindungen, allm ählich in im m er volkom m enerer W eise ausgebildet w orden sind. Freilich h a t sich die W issenschaft erst im letzten Ja h rz eh n t der H olz
forschung mit größerem E ifer angenom m en, um den inneren A ufbau und die Eigenschaften des Holzes nach voru rteilsfreien G rundsätzen zu untersuchen.
Gleichwohl ist, da die Technik nim m er still steht, noch genügend Raum für k o n stru k tiv e und w irtschaft
liche V erbesserungen und E rgänzungen vorhanden.
Man versucht neuerdings z. B. m it Erfolg, durch zweck
m äßigere A usw ahl und V orbehandlung des Holzes, durch günstigere A usnutzung d er S tärk en d e r B alken und durch V erw endung g eleim ter und genagelter Bohlen als K onstruktionsteile S toffersparnisse zu e r
zielen und dam it die H erstellungskosten zu senken.
Man d arf dem Z im m ergew erbe nachsagen, daß es in dieser Hinsicht nichts u n terlassen hat. Nachdem m it dem Aufkom m en des Beton- und E isenbaues zugleich eine h o l z g e g n e r i s c h e S tröm ung in Baufach
kreisen eingesetzt h atte, die letzthin bei dem S treite ü b er die Dachformen und architektonischen F o rd e rungen der „neuen Sachlichkeit“ v o rübergehend w ieder aufgelebt ist, hat es das Zim m ergew erbe dennoch v e r
mocht, sich alte A rbeitsm ögliehkeiten zu e rh a lte n und der Holzbauw eise neue V erw endungsgebiete zu e r
schließen. Indu strielle W ünsdie, ü b er geräum ige, von Stützsäulen nicht unterbrochene W erk statt- und L ag e r
hallen zu verfügen, der Rohstoffm angel w äh ren d der K riegszeit und schließlich die ausgesprochene E ignung des Holzes für F ab rik atio n sstä tte n der chemischen Industrie, für E isenbahnbauten und F u n k statio n en haben den A nlaß zur E rfindung der f r e i t r a g e n d e n , w e i t g e s p a n n t e n H o l z k o n s t r u k t i o n e n gegeben. D iese B auw eise h a t sich fü r gew erb
liche und landw irtschaftliche B auten, für H allen, Türm e, Scheunen und Brücken bestens b ew äh rt und e rfre u t sidi allseitiger A nerkennung.
Seit K riegsende steht jedoch im M ittelpunkt des öffentlichen Interesses der W o h n u n g s b a u und seine P roblem atik. Wie ist es möglich, m it den ge
ringen G eldm itteln des B aum arktes der W ohnungsnot im w eitesten Um fange zu steu ern und gleichzeitig W ohnungen zu errichten, deren M ietsätze sich dem Ein”
kommen der bedü rftig eren Bevölkerungsschichten un
passen? So la u tete die F ragestellung. Man h at sidi um che verschiedenartigsten Lösungen bem üht, h at ro rsd iu n g sa n sta lte n ins Leben gerufen, B austoffe und Bauw eisen einer P rüfung unterw orfen und um eine neue A rchitektur gerungen M assenunternehm ungen sind ins W erk gesetzt w orden, B etonplatten-, Stahl- S S W Iuni sta h lb a u drohten das Holz gänzlich aus dem W ohnhause zu verdrängen, obschon es in der Vor- riegszeit bei der M assivbauweise der Städte lediglich f P ^ en U? d D a A e r beschränkt w urde, eider ist che K ritik an dem Baustoff Holz nicht im m er
dientea?f alsr Mitfe?“^ * ^ Worden> sondern
G eschäB sieklam e “ Zwedc fÜr eine geschickte
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D iese U m stände, die das Suchen n a d i N e u e ru n g e n im Z im m erh an d w erk zu e in e r e r s t e n L eb e n sfra g e m achten, h ab e n i n d e s s e n b e w irk t daß inan zw a r i S tille a b e r m it beh arrlich em M ute d a r a n ging, d a P K dem reichen S diatze p rak tisc h e r E rfa h ru n g a lle Mög
lichkeiten sp a rsa m e r und h a ltb a r e r
tionen zu ü b e rp rü fe n und das Y°idellha^ % a u von F ülle d er A n re g u n g en au szu w ah len . D en H au von k lein en und b illig en H o l z b a r a c k e n , w ie sie w a h rend des K rieges fü r F e ld la z a re tte . G e fa n g e n e n la g e r und F lüchtlingsheim e v e rw e n d e t w u rd e n le h n te m an aus w irtschaftlichen u n d sozialen R ücksichten g r u n d sätzlich ab. Man v e r tr a t die Ansicht, daß die W o h n u n g s
not nicht durch unzulängliche E rsatz - u n d B e h e lfsb a u te n beseitigt w erd en könne, so n d e rn daß n ia n g e ra d e in A nbetracht des k n a p p e n B a u k a p ita ls W o h n u n g en schaffen m üsse, d e re n B enutzung a u f la n g e bicht ge- w ä h rle iste t sei.
N ichtsdestow eniger h a t d e r fachm ännische H o l z - h a u s b a u , d e r m it den g e n a n n te n B ara ck e n n u r den Baustoff gem einsam hat, in d e r N ach k rieg szeit ein e e r staunliche A u fw ä rtsen tw ic k lu n g genom m en. Technisch und architektonisch bis ins k le in ste d u rch g e b ild et, ste h t das H olzhaus h e u te dem m assiv en B a u w e rk in k e in e r W eise m ehr nach, ja , es b esitz t als D a u e rw o h n u n g diesem g eg e n ü b er v ie lm e h r u n sc h ä tz b a re V o rteile (P reisw ü rd ig k eit, W ä rm e h a ltu n g , S challsicherheit). D ie k o n stru k tiv e F ä h ig k e it des Z im m erm eisters h a t es d a bei erreicht, B a u te ile fü r d ie W and- u n d D ecken
g estaltu n g zu no rm en , versch ied en e S ystem e h e r a u s zu a rb e ite n und so die M a sse n h e rste llu n g zu fö rd e rn . D ie G ru n d b e d in g u n g e n , d ie a n ein d e ra rtig e s H olz
w ohnhaus g estellt w erd en m üssen, sind von d e n zu stän d ig en B ehörden un d W irtsc h a fts v e rtre tu n g e n in den „G ütevorschriften fü r H o lz h ä u se r“1) n ie d e rg e le g t und von den B a u v e rw a ltu n g e n fa st säm tlich er deutschen L än d er angenom m en w orden. B ezeidinend fü r das V ertrau e n , das m an h e u te in die B e w äh ru n g von H olz
b a u te n setzt, ist die T a tsa d ie , daß H o lzh ä u se r d e r v o r
geschriebenen A rt m it H a u sz in sste u e rh y p o th e k e n b e
lieben w erd en k ö nnen. Auch d e r V e rb an d öffentlicher F eu erv e rsic h e ru n g sa n sta lte n , d e r V e rb a n d deutscher öffentlich-rechtlicher K re d ita n sta lte n sow ie d e r Reichs
verb an d d er W o h n u n g sfü rso rg eg e sellsch a fte n haben sich diese R ichtlinien zu eigen g em ad it. A ber nodi im m er scheint es nicht h in reich en d b e k a n n t zu sein, daß z. B. in den k ap ita lre ic h e n V erein ig ten S taaten von N o rd-A m erika e tw a 80 v. H. d e r B e v ö lk e ru n g in Holz
h ä u se rn w ohnen un d daß auch in d en europäischen N o rd staa ten d er H o lzh au sb au au f b e a d itlid ie r Höhe d e r E ntw icklung steht.
Um dem V o rw u rfe d e r R ü ck stän d ig k eit vollends zu begegnen, h at sich das Z im m e rh a n d w e rk jü n g st in dem B estreben, a lth e rg e b ra d ite V e rfa h re n m it neuzeitlichen E rru n g e n sch a fte n zu v erb in d e n , e in e r B auw eise zu
gew endet, d ie m an als H o l z s k e l e t t b a u bezeichnet und d er noch eine große Z u k u n ft b esd iie d en sein d ü rfte . Es galt eine K o n stru k tio n zu ersin n e n , die den T a g e san fo rd eru n g en au f B illig k e it d e r H erstellu n g , W irtschaftlichkeit und H a ltb a rk e it d e r B austoffe sowie au f sd in e lle B e zieh b ark e it d e r H ä u se r gerecht w urde.
A u sgangspunkt b ild e te fü r d en Z im m erm eister das im W oh n h au sb au ja h rh u n d e rte la n g b e w ä h rte H o l z f a c h w e r k als G erü st o d er S k e le tt des G ebäudes, jedoch m it zahlreichen V erb esseru n g en . M ittels ein w a n d fre ie r statischer B erechnung w e rd e n d ie T ra g h ölzer n u r in M in d e ststärk en g ew ä h lt, so daß je d e r H olzverschw endung von v o rn h e re in v o rg e b e u g t w ird.
W ä h ren d frü h e r n u r d ie G efache m it L ehm w ickeln a u s
g efü llt bzw. mit Z ieg elstein en a u s g e m a u e rt w u rd e n , w obei eine innige V erb in d u n g zw isd ien H olz und M auerw erk oft n id it g elang, b e d ie n t m an sidi h eu te gew isser B au p latten , die, a u f das H olz a u fg e n a g e lt, die W a n dverkleidung d a rste lle n . D iese n eu e E rfin d u n g , aus H olzfasern m it chem ischem B in d ez u satz g ep re ß te, n a g e lb a re und säg efäh ig e P la tte n in e in e r D icke von q* ft 10 CI" ’ ’st ein dem N ° lz o rg a n isd i v e rw a n d te r
^ o t und besitzt ü b e rra s d ie n d g ü n stig e E ig e n sd iafte n . U ber die K o n stru k tio n des H o lz s k e le ttb a u e s seien hier noch die fo lg en d en B e m e rk u n g e n e in g e flo d ite n :
l V Y ' G ü te v o rs d ' r i fte n fü r H o lz h ä u s e r D IN 1990 u n d Sch reib en v u / \ eIld ls a rb e its m * n 'ste rs an d ie W o h n u n g sre s so rts d e r L ä n d e r
* b 4 N r. 8932/28 vom 20. A u g u st 1928.
Zum Schutze gegen a u fste ig e n d e G ru n d feu c h tig k e it w e rd e n d ie H oizgefache au f ein en m assiven Sockel aus Beton, Z iegel- o d er B ru ch ste in m a u e rw e rk aufgesetzt.
D a b e i s te llt m an d ie tra g e n d e n W a n d sä u le n en tw e d er au s zw ei H alb h ö lze rn o d er au s einem V ollholze h e r und f ü h rt sie zw eckm äßig u n g esto ß en bis zum D ach
g eb ä lk hindurch. D ie B a u p la tte n , von d en e n T e k t o n - u nd H e r a k l i t h p la tte n am g eb räuchlichsten sind, w erd en in K alk m ö rtel v e rse tz t und k ö n n en in n e n und außen au f das H o lzw erk b e fe stig t w erd en , doch g enügt fü r den W ärm eschutz lediglich d ie A u ß en v e rk leid u n g . G roße P la tte n d ü r fte n v o r k le in e re n den V orzug ge
nießen, w eil die durch sie u m g ren z ten F lächen w en ig er durch F u g en b ee in trä c h tig t w erd en . Auch ist w ohl ein Stoßen au f den B a lk e n nach M öglichkeit zu verm eid en , um eine R isseb ild u n g zu v e rh ü te n . B e m e rk e n sw ert in diesem Z usam m en h än g e sind die k ürzlich erschienenen A u sfü h ru n g e n von P ro fesso r D r. Falck, dem L e ite r des m ykologischen In s titu te s d e r Forsthochschule H ann.- M ünd en ; nach se in en U n tersu c h u n g en 2) k a n n das Reißen u nd W e rfe n des H olzes schon b ei d e r T rocknung durch einfache O b erflä c h e n b e h a n d lu n g m it G ly ze rin oder a n d e re n S to ffen äh n lich e r p h y sik a lisc h er B eschaffenheit v e r h in d e rt w erd en . S ah m an beim S k e le ttb a u u r sprü n g lich von e in e r A u sfü llu n g d e r F ach w erk e zw ischen d en P la tte n ab, d a m an d ie eingeschlossene Luftschicht als geeig n ete Iso lie ru n g b etrach tete, so n e ig t m an n e u e rd in g s w ied e r dazu, ein en leichten und p re is w e rte n F ü llsto ff an z u w en d en , d e r m öglichst u n te r A usschaltung von F eu ch tig k eit zugleich z u r A u ssteifung d er W ä n d e gegen W ind- und m echanischem D ruck b ei
trä g t. D e n n es b e s te h t bei b lo ß e r L u ftiso lieru n g die G efah r, daß d ie L uftschichten in den ein ze ln en K am m e rn in strö m e n d e B ew egung g e ra te n u n d d ie ihnen zu gedachte A u fg ab e nicht e rfü lle n . D as Z im m er
g ew e rb e h a t d ie m öglichen V erfa h ren e rp ro b t u nd ist tro tz des W id e rstre ite s von P re is u n d E ig n u n g des F ü ll
stoffes zu se h r b efrie d ig e n d e n E rg e b n isse n gelangt.
D ie B a u p la tte n sind in folge ih r e r n e tz a rtig d urch
b rochenen O b erfläch e ein g u te r P u tz trä g e r, so daß das ä u ß e re un d in n e re B ild des fe rtig g e ste llte n H au ses den gleichen E in d ru ck w ie ein M assivbau h e rv o rru ft.
D ie gesch ild erte b eq u e m e A u sfü liru n g sa rt des H olz
sk e le ttb a u e s b irg t jedoch gleichzeitig w e rtv o lle arch i
tektonische, technische u n d w irtschaftliche V orzüge in sich. D ie fa st u n b e g re n z te G e sta ltu n g sfä h ig k e it des H olzes lä ß t dem E rm esse n des e n tw e rfe n d e n A rchi
te k te n d en w eite ste n S pielraum . Es ist e b e n falls u n a b h ä n g ig von d e r K o n stru k tio n , ob das H au s ein S teil
o d er Flachdach e rh ä lt. Beides v erm a g m an in Holz gleich g u t u nd h a ltb a r a u sz u fü h re n . Ü ber h ö lz ern e F lachdächer schreibt M a g istra tsb a u ra t N o s b i s c h , F r a n k f u r t a. M.3) nach e in e r v erg leich en d en P rü fu n g d e r K osten und technischen G ru n d la g e n d e r D ac h arten :
„ F ü r d en n o rm a le n W o h n u n g sb au (besonders fü r den K lein w o h n u n g sb au ) v e rd ie n t das H olzdach w egen sein er B illig k e it u n d se in e r einfachen u nd zu v e rlässig en K on
s tru k tio n u n b e d in g t den V orzug. D as M assivdach ist w esentlich te u re r un d k a n n d esh alb aus w irtschaftlichen G rü n d e n n u r b esch rän k t zu r A nw en d u n g kom m en.“
D a n e b e n d ü rfe n d ie technischen V orzüge des H olz
s k e le ttb a u e s nicht u n e rw ä h n t bleiben. Es h a n d e lt sich
h ie r um ein e T r o c k e n b a u w e i s e , d ie es d a n k d e r ä u ß e rste n B eschränkung des W a sse rv e rb ra u c h e s ge
sta tte t, W o h n u n g en b in n e n k u rz e m b e z ie h b a r zu m achen. W itte ru n g se in flü sse w e rd e n w ä h re n d des In n e n a u sb a u e s d ad u rch fe rn g e h a lte n , daß m it d e r Dach- eindeckung b e re its b eg o n n e n w e rd e n k a n n , b ev o r die W ä n d e m it d en P la tte n v ersc h alt sind. D ie H e r ste llu n g sz eit des B aues ist n a h e zu a u f d ie H ä lfte d e r sonst üblichen A rb e itsz eit h era b g ed rü ck t. D ennoch b e sitzen d ie T ra g e le m e n te ein e solche F e s t i g k e i t , daß m an nicht n u r F lac h b au te n , so n d e rn auch d rei- bis viergeschossige W o h n h ä u se r ohne S ch w ierig k e ite n e r richten k a n n . W esentlich ist a b e r au ß e rd e m die R a u m e r s p a r n i s , d ie durch d ie n eu e K o n stru k tio n e rz ie lt w ird . E ine insgesam t 18cm s ta rk e A u ß en w an d b ie te t d en selb e n W ärm eschutz w ie ein e Z ieg elstein m a u e r von 3 8 cm S tä rk e (W ä rm e le itza h l b e i 0 G ra d C fü r Z ie g elm a u erw erk 0,75, b ei T ek to n - bzw. H e ra k lith p la tte n 0,056 bzw. 0,066). Auch die F e u e rsic h e rh e it u n d s ta rk schalldäm pfende W irk u n g d e r P la tte n b eg ü n stig e n d ie V e rw e n d b a rk e it im W ohnhause. Nicht z u le tz t in dessen kom m t dem g erin g e n G ew id ite d e r K o n stru k tio n steile eine k o s te n e rsp a re n d e B e d eu tu n g zu; die T ra n sp o rtk o ste n w erd en v e rm in d e rt, u nd se lb st a u f w’en ig er tra g fä h ig e m Boden verschlingen d ie G rü n d u n g s
arb e ite n nicht je n e Sum m en, w ie sie b ei M assiv b au ten e rfo rd e rlich sind.
D ie H o lzsk ele ttb a u w e ise ist k e in e m üß ig e S p iele rei ein ze ln er K o n stru k te u re und k e in e E rsatz b au w eise, so n d ern e rfü llt a lle A n fo rd eru n g e n , die u n se re Zeit an die B auw irtschaft stellt. M an ist b e re its zu r T a t ge
schritten u nd h a t p rak tisch e P ro b e n dieses K önnens a b gelegt. In d er S tu ttg a rte r W eißenhofsiecllung w a r d er H o lzsk ele ttb a u m it zw ei B eispielen (Haus P oelzig. H aus D r. D ocker) v e rtr e te n ; d e r B ericht d er R eichsforschungs
gesellschaft fü r W irtschaftlichkeit im Bau- u n d W oh
n un g sw esen 4) faßte d ie d o rt gesam m elten E rfa h ru n g e n in d er folgenden F estste llu n g zusam m en: „D ie A n w en d u n g von H olz- u nd E isen fach w erk en in d er W eißenhofsiedlung h a t zu E rg eb n issen g efü h rt, d ie so
w ohl die H olzfachw erk- w ie die E ise n fa ch w erk k o n s tru k tio n e n auch in d er neuzeitlich en B autechnik als entw icklungs- und anw 'endungsfähig erscheinen lassen.“
A uf d er B re sla u e r W e rk b u n d -A u sste llu n g H e rb st 1929 w u rd e n e rn e u t d e ra rtig e M u ste rh ä u se r (Wolfsehe S ied
lung) v o rg efü h rt. In D arm sta d t, H eid e lb e rg , Bad D ü rk heim und M ainz-W iesenau sind eine große A nzahl von H o lz sk ele ttg e b äu d e n a u s g e fü h rt und w e rd e n seit lä n gerem zu r größten Z u frie d en h e it d e r B ew ohner b en u tzt.
D ie H au sz in sste u e rm itte l sind d a fü r in v o lle r H öhe b e w illig t w orden, a u d i h at eine E rh ö h u n g d e r P rä m ie n f ü r d ie B ran d v e rsich e ru n g nicht sta ttg e fu n d e n .
Um schließlich die b re ite Ö ffentlichkeit m it d ie se r B auw eise ein g eh en d v e r tr a u t zu m achen, h a t d e r B und d eutscher Z im m erm eister, d e r R eichsfachverband des d eutschen Z im m ergew erbes, in K assel ein en W o h n h a u s
block u n te r g e n a u e ste r B eobachtung d e r B au v o rg än g e un d F estleg u n g d e r K osten in A n g riff n e h m e n lassen.
Es b le ib t zu w ünschen, daß m an auch in a n d e re n S täd te n diesem V orbilde folgen w ird u n d daß das Z im m ergew erbe G ele g en h e it e rh ä lt, bei d e r B ek äm p fu n g d e r W ohnungsnot se in erse its ta tk r ä f tig m itz u w irk e n . —
WELCHE PFLICHTEN HAT NACH MODERNEM ARBEITSRECHT DER ARBEITNEHMER ZU ERFÜLLEN?
V O N DR. JUR. H A N S -E R IC H B O N ESS, R O STO CK Es k a n n ein em Z w eifel nicht u n te rlie g e n , daß die so z ialpolitische G ese tz g eb u n g in D eutschland nach dem R e v o lu tio n s ja h r d ie T en d e n z au fw eist, d ie Rechte d e r A rb e itn e h m e r a u f K osten d e rje n ig e n , d ie d ie A rb e it beschaffen u n d das R isiko tra g e n , zu e rw e ite rn und gleichzeitig d en b ish e rig e n P flich te n k re is zu v ere n g ern . D iese T en d en z ze ig t sich in gleichem M aße a u f dem G eb ie t des (priv atrech tlich en ) A r b e i t s v e r t r a g s r e c h t s w ie a u f dem des (öffentlich - rechtlichen) A r b e i t s s c h u t z r e c h t s , u n d w e ite r n e ig t nicht
2) Vgl. F alck, V orsch lag z u r V e rb e ss e r u n g u n d V e re in fa ch u n g d e r H o lz tro c k n u n g sm eth o d e n , F o r s ta r d iiv N r. 13, J a h r g a n g 5.
3) Vgl. N osbisch, N e u ze itlic h e F la c h d a c h k o n s tru k tio n e n , Z e n tr a l
b la tt d e r B a u v e rw a ltu n g , J a h r g a n g 1929, N r. 28:
n u r das G esetz se lb st dazu, d en A rb e itn e h m e r m it a lle rle i n e u e n P riv ile g ie n a u s z u rü ste n , so n d e rn a u d i d ie E n tscheidungen d e r A r b e i t s g e r i c h t e leg en zum Teil die B efü rch tu n g n ah e , daß d ie e rk e n n e n d e n O rg a n e d ie an sich f ü r d en A rb e itg e b e r schon u n g ü n stig en G esetze w e ite r zum w irtsch aftlich en Schaden fü r ih n a u szu le g en und an z u w e n d e n g en e ig t sind. Bei d ie ser Sachlage k a n n es n id it b efrem d e n , w en n sich z u w eilen in K reisen d e r A rb e itg e b e r ein e s u b je k tiv d u rc h au s v erstä n d lic h e E rb itte ru n g zeigt, d ie schließlich in w enig h o ffn u n g sv o lle r R e sig n a tio n en d ig t u n d v e rm e in t,
4) V gl. R ek h sfo rsc h u n g sg e se llsc h a ft fü r W irts c h a ftlic h k e it im B au - u n d W o h n u n g sw e se n : B erich t ü b e r d ie S ie d lu n g in S tu ttg a r t am W eiß en h o f, S o n d e rh e ft 6.
daß h eute der A rbeitgeber schutzlos d er W illkür und den Launen seiner A ngestellten au sg ean tw o rtet sei, ihnen lediglidi Lohn zu zahlen h ab e und kein erlei P fliditen m ehr von ihnen verlan g en könne.
Wenn nun diese pessim istische A uffassung au d i gar zu offensiditlidi m it dem tatsädilich b estehenden Rechts
zustand in W iderspruch steht, so d ü rfte es doch an der Zeit sein, einm al k la rz u ste lle n , w a s h e u t e n o c h m e i n d e u t i g e r F o r m ü b r i g g e b l i e b e n i s t a n P f l i c h t e n , d i e d e r ' A r b e i t g e b e r f o r d e r n d a r f u n d d i e i h m , f a l l s s i e n i c h t v o m A r b e i t n e h m e r e r f ü l l t w e r d e n , e i n e n k l a g b a r e n S c h a d e n s e r s a t z s i c h e r n :
D ie h eute in T heorie und P ra x is herrschende A n
sicht g liedert die G esam theit der fü r den A rb eitn eh m er b estehenden V erpflichtungen in v ier G ruppen, und zw ar in die D i e n s t p f l i c h t , G e h o r s a m s p f l i c h t , T r e u p f l i c h t und in die — als etw aige F olge von V ertragsverletzungen erw achsende — H a f t p f l i c h t . Diese Pflichten des A rbeitnehm ers besteh en auch h eute noch k ra ft G esetzes in vollem U m fange, je d e r A rb e it
geber k ann die ihm durch das G esetz in die H and ge
spielten Rechte nach B elieben ausw erten, es m ag sogar im Interesse der gesam ten V olksw irtschaft eine sittliche Pflicht fü r ihn bestehen, au f die B efriedigung seiner Ansprüche zu sehen.
1. D i e D i e n s t p f l i c h t .
Es klin g t beinahe e t w a s z u s e l b s t v e r s t ä n d l i c h , w enn m an den wichtigen R echtsgrundsatz n ie d e r
schreibt: „D er A rbeitnehm er ist au f G ru n d seines A rbeitsvertrages zur Leistung der versprochenen D ienste verpflichtet“, und doch ist es notw endig, von d ieser S elbstverständlichkeit auszugehen, um von h ie r aus zu V ariationen zu gelangen, die d er kritischen B eurteilung schon gewisse Schw ierigkeiten entgegensetzen. Zunächst tu t m an gut, sich k larzum adien, daß der A rb e itn e h m er bei Abschluß des A rb eitsv ertrag es im gleichen Sinne eine Verpflichtung übernim m t, w ie w enn er etw a einen K aufvertrag abschließt und n un fü r ihn eine Ver- pfliditung zur Zahlung des K aufpreises erw ächst. D ie von ihm übernom m ene V erpflichtung, D ienste b e stim m ter A rt zu leisten, muß von ihm w ie je d e r a n d e re V ertrag erfü llt w erden, und er k an n , w enn er nicht e r
füllt, vor dem A rbeitsgericht v e rk la g t w erden, w obei allerdings eine Zw angsvollstreckung nicht in dem Sinne stattfindet, daß er durch den G eriditsvollzieher zur A rbeit geschleppt w ird, sondern er w ird zum S c h a d e n s e r s a t z v e ru rte ilt, und dieser Schadens
ersatz, der in Geld zu leisten ist, k a n n w irksam v o ll
streckt w erden.
So selbstverständlich es nun fe rn e r ist, daß der A rbeitnehm er diejenigen D ienste zu leisten hat, zu denen er sidi vertraglich verpflichtete, so zw eifelhaft ist es, ob er auch an d ere A rbeiten au sfü h ren muß, die nidit in seinen eigentlichen und den ursprünglich ge- daditen A ufgabenkreis gehören. D a heißt es b eispiels
weise ausdrücklich im § 121 der G ew erbeordnung, daß gew erblidie A rbeiter zu häuslichen A rbeiten nicht v e r pflichtet sind. H ier findet sich also schon eine G renze, d u rd i die das sonst ziemlich unbeschränkte D i r e k t i o n s r e c h t des A rbeitgebers beschränkt w ird, und hier schon taucht, da eine d e ra rtig e G renze nicht für alle die verschiedenen F älle der P ra x is in gleicher W eise v erlau fen kann, eine b u n te Reihe von Zw eifels
fragen auf. Trotz d er V orschrift in § 121 GO. w ird m an eine V erpflichtung auch zur L eistung von häuslichen A rbeiten dann anzunehm en haben, w enn es sidi um b e sondere N otfälle h an d e lt — etw a: der A rbeitgeber ist plötzlich e rk ra n k t — und der A rbeitnehm er in persön- ü d i engverbundener B eziehung zum H ause des D ienst
h errn steht. U nbedenklich w ird m an eine solche V er
pflichtung anzu erk en n en haben, w enn der A rbeitnehm er etw a zur häuslichen Gemeinschaft selbst gehört, und w as nun gar einen L ehrling betrifft, so d ü rfte als n ah e
zu u n b estritte n e M einung anzusehen sein, daß er A uf
träg e zur Leistung häuslicher V errichtungen — w enn solche A ufträge nicht etw a ü b ersp an n t w erden sollten — u n ter kein en U m ständen ablehnen darf.
G rundsätzlich ist aber d ara n festzuhalten, daß der A rbeitnehm er n u r soldie D ienste zu leisten braucht die ausdrücklich v erein b art w aren oder sich nach d e r ’A n des V ertragsabschlusses von selbst ergeben, fern er sind diese D ienste n u r dem eigentlichen A rbeitgeber geeen u ber persönlich zu leisten, so daß der V ertrag b e i S s weise dann w enn das Geschäft v erk a u ft oder W a c h t e t
n i d , erlischt. Eine A usnahm e besteht n u r f ü r d e n
30
m i i ~ o A r h p i t e e b e r s . W ä h re n d F a l l d e s T o d e s D ie n stle istu n g nicht ü b e r- sonst der A nspruch ■au f die.D ^ensüenP ^
übe® es “ ei denn, daß dem E rben, d ie F o rts e tz u n g des A rb e itsv e rtra g e s o hne w esentliche Ä n d e ru n g des In m s
nicht m öglidi ist. __
E ine in d e r P ra x is oft vo rk o m m en d e S < ^« tfrag e r gibt s i c h bei d en zu e rfü lle n d e n N e b e n . p f l i c h t e n , die m eistens nebensächlicher u nd n ie d e r , ¡4 ' D ah in g ehören A u fräu m u n g s- u nd R e in ig u n g sa rb e ite n , F o rttra g e n gew erblicher P ro d u k te L au fg an g e , Be
stellu n g en u. dgl. Ein v e rstä n d ig e r A rb e itn e h m e r w ird auch w enn ihm solche A rb e ite n nicht ausd rü ck lich von v o rn h erein zugew iesen sind, diese V errich tu n g en , w enn im B etrieb e b eso n d ere H ilfs k rä fte h ie rz u nicht vor- h an d e n sind, ohne w eiteres a u s fü h re n , es k o m m t a b e r hier, w enn das V erh ältn is zw isd ien dem A rb e itg e b e r und ihm a n sich schon g esp an n t ist, leicht zu D itie - renzen, und es ist d an n von V orteil, zu w issen, d aß d e r A r b e i t n e h m e r n i c h t b e r e c h t i g t i s t , d i e A u s f ü h r u n g d i e s e r A u f t r ä g e z u v e r w e i g e r n . Kom m t es in V erfolg d e r a rtig e r S tre itig k eiten zum Bruch, so ist d e r A rb e itg e b e r b erechtigt, S chadensersatz zu fo rd e rn .
Nicht m it d er gleichen S icherheit läßt sich d ie F ra g e entscheiden, w elche P flid ite n d e r A rb e itn e h m e r h i n s i c h t l i c h d e r Z e i t s e i n e r D i e n s t l e i s t u n g e n zu e rfü lle n hat. D ie A rb e itsz eit w ird in d e r Regel im A rb e itsv e rtra g festg e se tzt sein u n d ist im ü brigen durch das öffentlich-rechtliche A rb e itss c h u tz re d it, ins
besondere das A rb eitszeitn o tg esetz, k r a f t zw in g en d er V orschrift b eschränkt. T ro tzd e m erg e b e n sich S itu a
tionen, in d enen d e r A rb e itg e b e r, o hne sich s tr a fb a r zu machen, die L eistung von Ü b e rstu n d e n f o rd e rn darf.
I s t d e r A r b e i t n e h m e r v e r p f l i c h t e t , s o l c h e Ü b e r s t u n d e n z u l e i s t e n ?
U nseres E rachtens ist d ie F ra g e zu b e j a h e n , d enn d e r A rb e itn e h m er, d e r seinem D ie n s th e rrn — so
lange je d e n fa lls das V e rtra g s v e rh ä ltn is w ä h rt — re g e l
m äßig d ie E xistenz v e rd a n k t, h a t ihm auch seine D ienste zu w idm en, w enn in b eso n d e re n F ä lle n d e r B etrieb es v erla n g t. D as G esetz g e s ta tte t Ü b e rstu n d e n — z. B.
nach § 10 des A rb e itsz eitn o tg e setz es — näm lich n u r h ö c h s t u n g e r n u nd n u r d a n n , w e n n es w irklich n o t w e n d i g ist, u nd w en n in solchen F älle n der A rb e itn e h m er seinen D ie n s th e rrn im Stich läßt, v e r s t ö ß t e r g e g e n d e n e i g e n t l i c h e n S i n n d e s v e r t r a g l i c h e n V e r h ä l t n i s s e s , v erstö ß t er im groben S inne gegen seine D ien st- u n d G efolgschafts
pflicht: e r m acht sich nicht n u r schadensersatzpflichtig, so n d e rn gibt dem A rb e itg e b e r a u d i ein en G rund zur K ündigung in d ie H and.
c •
2. D i e G e h o r s a m s p f l i c h t .
Auch b ei d e r G eh o rsa m sp flid it h a n d e lt es sich um eine v e r t r a g l i c h ü b e r n o m m e n e V e r p f l i c h t u n g des A rb e itn e h m ers. E r h a t h ie rn a d i allen An
o rd n u n g en des A rb e itg e b ers, o h n e sidi über die Z w e c k m ä ß i g k e i t d ie se r W e isu n g e n eine Kritik e rla u b e n zu d ü rfe n , o h n e w e ite re s n adizukom m en. Audi h eu te nodi b este h t ein a n e r k a n n te s D i r e k t i o n s r e c h t des A rb eitg eb ers, das n u r d o rt eine Schranke findet, wo etw as o ffe n b ar U n b illig es o d e r gar S tra f
b ares v e rla n g t w ird. D as D ir e k tio n s re d it des A rb eit
gebers bezieht sidi je d o d i n id it n u r a u f d ie eigentlidie A rbeit, den eigentlichen D ie n s tb e trie b selbst, sondern es k an n u n te r U m ständen auch in d ie persönliche R echtssphäre des A rb e itn e h m e rs ein g re ife n .
i^\er A rb e itg e b er k a n n nicht n u r A nw eisu n g en be- zuglidi des V erh alten s an d e r B e trie b s s tä tte — audi w ah ren d der P au sen — e rte ile n , so n d e rn e r k a n n au d i bis zu einem gew issen G ra d e d as V e rh a lte n der i n e.. m e r u n t e r s i c h r e g e ln ; so w ird er u n te r Um ständen v e rb ie te n k ö n n e n , d aß u n p assen d e G esp rad ie g efü h rt w e rd e n o d e r d aß so ld ie A ngestellte, denen ein beso n d eres Maß von A u to ritä t zu teil w ird, Sl i i i ln a . , intim e V e rh ä ltn isse m it d en ih n e n U n te r
ste llten einlassen.
a i .G ehorsam spflicht g e h ö rt es fe rn e r, daß der A rbeitnehm er a u f a u s d r ü c k l i c h e s V e r l a n g e n j e d e A r b e i t f ü r D r i t t e u n t e r l ä ß t , un d es Konnte sidi vielleicht liier ein W eg b ie te n , um d e r sidi auch h eu te nodi im m er m e h r a u s d e h n e n d e n S c h w a r z - ,a .r ° e i t ein en R iegel v o rzuschieben. Zu beachten bleibt in diesem Z u sam m en h an g , d aß n a d i dem gegen
w ärtigen gesetzlichen S ta n d e es dem A rb e itn e h m e r