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Ostsee-Handel : Wirtschaftszeitschrift für der Wirtschaftsgebiet des Gaues Pommern und der Ostsee und Südostländer. Jg. 17, 1937 Nr. 15

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NUMMER 15 1 . August 1937 17. JAHRG.

Aus dem Inhalt:

B

Reden der Präsidenten Abraham Frowein und Dr. F. H. Fentener van Vlissingen auf dem IX. Kongreß der Internationalen Handelskammer in Berlin.

Wehrpflicht und Wirtschaft.

Regierungsrat Dr. Kümper: Was muß der Kaufmann von der Preisstop- verordnung wissen?

Der Stettiner Hafen im ersten Halbjahr 1937.

H E R V E R L A G G.

UG. 1337

M. B -H.,

S T E T T I N .

(2)

Nummer 15 O S T S E E - H A N D E L Tahrgang 1937

UNION

Actien-G esellschaft für See- und Fluss-Versicherungen in

G e g r ü n d e t 1 8 5 7

STETTIN

£

Fernsprecher Nr. 2 7 0 6 0 Drahtanschrift: „Seeunion"

R u n d r e i s e n

z u r S e e VOn Stettin nach

Finnland, Estland, Lettland Schweden und Norwegen

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S tettin —Riga—S t e t t i n ...RM 81,—

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D. .W artburg“ und D. „Straßburg“

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In V erb in d u n g m it d en regelm äßigen P a ssag ierd am p fe rlin ien z w i s c h e n diesen Hüfen.

Die P re ise sc hließen D am pferfahrt, V erpflegung u n d K abin en p latz ein.

Auskunft und Fahrpläne durch die Reederei

R n«. C h r is t f ir lb e l / S ie d ln

Gr. Lastadie 56, II Passage-A bteilung T e l e f o n N r . 35531

^ o l t o n ö l

Stettin

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(3)

WirfsdiaftszeUung für das Ostdeutsche Wirtschaftsgebiet und die Osisceländer

A M T L I C H E S O R G A N D E R I N D U S T R I E - U N D H A N D E L S K A M M E R Z U S T E T T I N O R G A N D E R W I R T S C H A F T S K A M M E R F Ü R P O M M E R N .

M I T T E I L U N G E N :

der Bezirksgruppe Pommern des Vereins zur Wahrung der Oderschiffahrtsinteressen, Sitz Stettin, des Vereins zur Förderung überseeischer Handelsbeziehungen e.V . zu Stettin

des Deutsch-Finnländischen Vereins e. V. zu Stettin der Deutsch-Schwedischen Vereinigung zu Stettin

Deutsch-schwedischer Nachrichtendienstder Deutschen Gesellschaft zum Studium Schwedens zu Greifswald, bearbeitet unter Mitwirkung der Nordischen Ausland-fnstitute der Universität Greifswald.

t lr . 15 S te ttin , 1. A u g u st 1937 17. J a h r «r.

Rede des Präsidenten Abraham Frowein

'gehalten auf dem IX. K ongreß der Internationalen H andelskam m er in Berlin (28- Juni bis 3. Juli 1937) *

^tein F ührer, E xzellenzen, meine D am en und H erren!

^ Nam en der D eutschen G ruppe d er Internationalen H a n ­ delskammer begrüße ich den N eunten K ongreß d er In te r- Nationalen H andelskam m er und die aus 40 Landesgruppen erschienenen D elegierten a u f das herzlichste. Ich freue mich ganz besonders, daß Sie in so g ro ß er Z a h l'm it Ihren Dam en

^ach Berlin gekom m en sind und daß Sie alle Gelegenheit aben w erden, das neue D eutschland mit eigenen Augen 2U sehen.

^ er N eunte K ongreß der Internationalen H andelskam m er das kann m an wohl oh n e U ebertreibung sagen, zu icinem günstigen Z eitpunkt zusamm en. N icht nur haben sich seit ern letzten K ongreß die P roduktionen der m eisten natio ­ nalen. Wirtschaften vergrößert, auch d er Austausch von Utern zwischen* den V ölkern ist g rö ß e r gew orden. Diese ergrößerung d er P roduktion d er N ationalw irtschaften halte lch um so m ehr für den Beginn d er eigentlichen Ueberw in- . Ung der W irtschaftskrise, als ich w ährend dieser Krisis

^ n i e r wieder gegen die T endenzen Stellung genom m en a e> die die V erringerung d er Produktion anstrebten, um le Krisis zu überw inden.

le Industrielle P roduktion in ih rer heutigen F o rm hat ihren tan,g Zu Beginn des 19. Ja h rh u n d e rts genom m en. Seit eser Zeit h at es w iederholt schw ere K risen gegeben, und lp diesen K risen h a t man im m er w ieder geglaubt, daß die Deduktionen zu groß gew esen seien, und daß die Krisis

*■ durch. V erringerung d er P roduktion überw unden w erden k°nnte.

Welt lande

In einer d er schw ersten W irtschaftskrisen, die die jemals erlebt hat, im J a h re 1830 hat d er große Eng-

^ er M acaulay über die dam alige Krisis gesprochen und argelegt, wie falsch es sei, zu glauben, daß eine Krisis ctl Einschränkung d er P roduktion überw unden w erden

*) Vgl. O stsee-H andel vom 15. 7. 1937 S. 10 ff. — U eber die der Schlußtagung des K ongresses gefaßten Beschlüsse 1Td in der nächsten A usgabe dieser Zeitschrift berichtet Werden.

könne. E r h a t im J a h re 1830 g esag t: „W enn wir heute p ro ­ phezeien w ürden, daß im Ja h re 19.30 eine B evölkerung von 50 Millionen mit besserer N ahrung, besserer Kleidung und besseren W ohnungen als die E n g län d er u n serer Zeit sie h a ­ ben, auf unseren Inseln leben wird, daß m an in jedem H eim M aschinen hat, die heute noch nicht erfunden sind, daß es keine L andstraßen m ehr, sondern E isenbahnen gibt, daß man allgem ein in F ahrzeugen reist, die von D am pf getrieben w er­

den, daß u n sere V erschuldung, so bedeutend sie u ns auch 'er­

scheint, für u n se re U renkel n u r eine B agatelle ist, die leicht in ein bis zwei Ja h re n zurückzuzahlen ist, dann w ürden uns

sehr viele Leute als Irrsinnige bezeichnen.“

Auch heute liegt es nicht anders. D ie W eltw irtschaftskrisis kann nicht überw unden w erden durch eine V erringerung der Produktion, sie muß überw unden w erden dadurch, daß im m er m ehr V erbrauchsgüter erzeugt w erden fü r die M enschen, die auf der W elt leben, V erbrauchsgüter im w eitesten Sinne die­

ses W ortes. N ur so können im m er m ehr und 'm eh r M enschen teilhaftig w erden d er F o rtsch ritte d e r K ultur und d er T ec h ­ nik. N ur so ist eine H ebung des L ebensstandards möglich.

Auch die Auffassung, daß die E ntw icklung d er M aschinen dazu geführt hat, daß zuviel G üter erzeugt würden, 'halte ich für falsch. Auch diese B etrachtungsw eise ist nicht gß.nz neu.

In einem W iener Almanach aus dem Ja h re 1793, also einem Ja h r, in dem es noch kaum D am pfm aschinen gab, w urde un ter d er U eberschrift „M aschine und M enschenhände“ diese F ra g e beinahe genau so behandelt wie sie heute behandelt wird, und zw ar, was mich persönlich besonders interessiert hat, ausgehend von d er alten Band.’ und Flechtw arenindustrie meiner H eim at. D er A rtikelschreiber laus dem J a h re 1793 kam zu dem selben E rgebnis, zu dem ich auch heute noch kom m e, näm lich, daß die M aschine zw ar M enschenhände verdrängt, a b e r gleichzeitig für viele M enschenhände neue Beschäftigung schafft.

O hne Arbeit kann nicht produziert werden. Ich bin der letzte, der bestreiten wollte, daß in d er ersten Periode d er industriel­

len E ntw icklung die 'm enschliche A rbeitskraft in unzulässiger

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2 O S T S E E H A N D E L Nummer 15

und un trag b arer F orm ausgenutzt w orden ist. M an muß sich a b e r klar sein, daß auch die V erkürzung der A rbeitszeit ihre G renzen h aben muß. W enn ies eine zu lange A rbeitszeit gibt, so gibt es auch eine zu kurze, eine zu kurzie, wierin man davon ausgeht, daß es im Interesse der M enschen n o t­

wendig, ist, m öglichst viele K onsum güter zu erzeugen. W enn die A rbeitszeit so weit h era b g ese tzt wird, daß die G üter­

erzeugung nicht m ehr steigt — ‘auch einen Stillstand in der G ütererzeugung w ürde ich für leimen R ückgang halten —, so w ürde ein erheblicher Teil d er auf dem P rogram m dieses K ongresses stehenden B eratungsgegenstände überflüssig w er­

den, denn was w ir u. a. beraten wollen, ist doch die V e r­

m ehrung des Güterau stau sch s zw ischen den N ationalw irt­

schaften.

Auch für die E inteilung des täglichen Lebens muß es einen goldenen Schnitt geben.

Entschuldigen Sie diesen E xkurs, d er über den R ahm en einer B egrüßung hinausging, a b e r es lag m ir sehr am H e r z e n -

Ich w ünsche den A rbeiten des K ongresses den besten Erfolg und Ihnen allen, meine D am en und H erren, einen schönen A ufenthalt in unserem neuen D eutschland.

D er N eunte K ongreß der Internationalen H andelskam m er ist

eröffnet . .

Rede des Präsidenten der IHK.

Dr F. H. Fentener van Vlissingen

gehalten auf dem IX. K ongreß der Internationalen H andelskam m er in Berlin (28. Ju n i—3. Juli 1937).

M eine H erren!

Ich bin sicher, in Ih re r aller N am en zu sprechen, wenn ich zunächst dem H errn R eichskanzler unseren ehrerbietigen D ank dafür zum A usdruck bringe, daß er durch seine p e r­

sönliche T eilnahm e an u nserer heutigen Eröffnungssitzung das Interesse bekundet, das ier den A rbeiten d er Intern atio ­ nalen H andelskam m er entgegenbringt. E benso dan k e ich den M itgliedern d er R eichsregierung sowie den M itgliedern des D iplom atischen K orps für ihr Erscheinen. Schließlich danke ich auf das herzlichste unserer D eutschen G ruppe in der P erson ihres P räsidenten — H errn F row ein — für den freund­

schaftlichen E m pfang, der uns hier zuteil wird, und d er d ie­

sem K ongreß in d e r'g a n z e n W elt starken W iderhall sichert.

Sie haben die R ede von H errn F row ein gehört, die sich durch W eite des Blicks und U nparteilichkeit auszeichnet. Ich freue mich, ihn, aus dessen H änden ich das Amt des P rä si­

denten der IH K übernom m en habe, das er als mein V or­

g än g e r mit soviel Sachkunde und A utorität w ahrgenom m en hat, nunm ehr als P räsidenten unseres K ongresses begrüßen zu können.

Sie h aben sodann die A usführungen vernom m en, die Mini­

sterpräsident G eneraloberst G öring und Reichswirtschafts- minist'er Dr. Schacht in ihren von starker politischer Schw ung­

k raft g etra g en e n B egrüßungsansprachen gem acht haben.

Ich kann Ihnen versichern, H e rr Ministierpräsident und H err R eichsw irtschaftsm inister, daß Ih re W orte auf uns Alle tief­

sten E indruck gem acht haben, und daß wir Ihnen aufrichtig dan k b ar dafür sind, daß Sie uns in so bedeutsam en Aus­

führungen die Ziele d e r R eichsregierung auf den Gebieten, die uns allen am H erzen liegen, dargelegt haben.

Ich m öchte nun m einerseits über die Problem e des W irt­

schaftslebens zu Ihnen sprechen, denen unsere S orge gilt, und die auf diesem K ongreß mit d er ih n e n 'g e b ü h re n d en Auf­

m erksam keit behandelt -werden sollen.

Ich h a b e vier J a h re hindurch das Präsidium der IH K inne­

g ehabt. W enn ich das w irtschaftliche G eschehen w ährend dieser Zeit beurteile, so h ab e ich nicht die Absicht, A n­

klagen zu erheben, V erantw ortungen zu betonen und meine persönlichen Ansichten d arüber vorzutragen, was man hätte tun sollen, was man h ätte tun können, und w as man nicht getan hat.

Ich m öchte Ihnen aber, der ich die w irtschaftlichen V o r g ä n g e

aus nächster N ähe verfolgen konnte, vor Ablauf meiner Am tszeit eine G esam tübersicht geben, wie sie sich a u s ü*1"

seren U ntersuchungen, unseren U m fragen und unserer engen täglichen Zusam m enarbeit .ergibt, ünd die als A u s g a n g s p u n k t

für die Arbeiten, die Ih re r auf diesem K ongreß h a r r e n ,

dienen kann.

Im J a h re 1933, als ich zum P räsidenten der I n t e r n a t i o n a l e n

H andelskam m er berufen w urde, hatte die K rise soeben i h r e n

H öhepunkt erreicht.

W ir vereinigten uns in W ien m it einem Gefühl des Pessi­

mismus, bew ahrten uns freilich -eine gew isse H offnung in die Londoner W irtschafts- und Finanzkonferenz, die einige ^ chen n ach unserem K ongreß eröffnet w erden s o l l t e .

Aus dieser E instellung heraus h atten wir für die K o n f e r e n z

eine R eihe von E m pfehlungen aufgestellt, die — wenn si,e auch von den m eisten N ationen grundsätzlich g e b i l l i g t v>r° t ' den w aren — dann ab e r leider nicht in die T at u m g e s e t z t

w orden sind.

Die Hindernisse der internationalen-Zusammenarbeit.

D ieser M ißerfolg beruht nach m einer Ansicht in d er Haupt' sache auf zwei G ründen:

E rstens auf dem zu jener Zeit noch bestehenden allgem ein16?

M ißverhältnis zwischen A grar- und Industriepreisen, z w i s c h e n

den Preisen d er Rohstoffe und d er F ertigw aren, zwischen den V erkaufspreisen und der K aufkraft d er V erbraucher ein M ißverhältnis, das der V erw irklichung eines Sofortpr0 gram m s für den w irtschaftlichen W iederaufbau e n t g e g e n s t a n d -

Zw eitens auf d er außerordentlich g ro ß e n V e r s c h i e d e n h e i

in der dam aligen L age d er einzelnen Länder. D ie einen 'va‘

ren noch bem üht, sich d er Senkung d er W eltpreise anzU"

passen und ihr m onetäres und finanzielles Gleichgewicht d u r c h

deflatorische M aßnahm en w iederherzustellen. Die anderen, die von der K rise länger verschont geblieben w aren, h a t t e n

mit den erforderlichen A npassungsm aßnahm en noch nicht begonnen. A ndere w iederum sahen sich zur A bw ertung ° d er aber zur K ontingentierung, zur D evisenkontrolle und a n d e r e 11

B eschränkungen gezw ungen, sei es mit dem Ziele d er Be schleunigung der notw endigen W iederanpassung, sei es, durch die A ufrechterhaltung der W ährung den letzten Ke w irtschaftlicher Aktivität auf den heim ischen M ä r k t e n z ü

sichern.

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1- August 1937 O S T S E E * H A N D E L 3

Es w aren also nicht lediglich die F eh le t der Menschen, Hoch — wie m itunter behauptet wird — eine V erkennung der tatsächlichen Lage, die zu dem M ißerfolg der Londoner Konferenz geführt haben. Schuld d aran w aren mit an erster Stelle die U m stände, deren Zusam m entreffen u n sere Bem ü­

hungen vereitelt hat.

^*e Z usam m enarbeit zwischen den Ländern erfo rd ert, genau wie diejenige zw ischen den M enschen, eine m ehr o d er weni­

ger gro ß e A ehnlichkeit d er L age und d e r K räfte d er B etei­

ligten. D iese Bedingung w ar w eder bei d er Londoner K onfe­

renz, noch zur Zeit d er früheren K onferenzen g eg eb en und gerade in dieser U ngleichheit der L age und d er in A nw en­

dung g ebrachten Mittel ist die H auptursache des M ißerfolges dieser K onferenzen zu suchen.

l- lange h atten einzelne Länder eine wirkliche od er schein­

bare P rosperität zu verzeichnen, w ährend an d ere sich be- reits in Schw ierigkeiten befanden. Zunächst kam der F ehler der R eparations- und K riegsschuldenpolitik, die die Schuld-

^erländer zur T ilgung ihrer Schulden in ein er E poche zwang, ln der sich gleichzeitig ihre natürlichen E x p o rim ärk te v er­

schlossen. D ieser F ehler konnte eine Zeitlang durch die neuen Kredite verschleiert w erden, welche die G läubiger ihren Schuldnern w eiter einräum ten, und die diesen die M öglichkeit Saben, vorübergehend ihren V erpflichtungen durch In an ­ spruchnahme dieser neuen K redite nachzukom m en, bis dann das ganze G ebäude eines T ag es unter dem unw iderstehlichen Üruck d er wirtschaftlichen T atsachen zusam m enbrach.

^ a n n kam die Zusam m enhanglosigkeit der W ährungspolitik.

-'ährend einzelne Länder den W iederaufbau m ittels d er w e­

n iger W iderstand hervorrufenden A bw ertungspolitik betrieben, strebten an d e re danach, durch eine einschneidende Politik der D eflation 2u r V orkriegs-G oldparität zurückzukehren.

^*e H andelspolitik endlich war in sich selbst eb e n falls. w ider­

spruchsvoll. W ährend w enigstens einige Zeit hindurch m anche ander ein aufrichtiges V erlangen nach w irtschaftlichem L ibe­

ralismus zeigten, verm ehrten sich in an d eren die Eingriffe es Staates, konsolidierten die einmal 'erw orbenen Positionen ünd lähm ten die V ersuche .einer W iederanpassung.

Rückblickend k a n n m an also b eu te feststellen, daß zu keinem Zeitpunkt vom E n d e des K rieges ab bis zur L ondoner K onfe­

renz und auch w ährend der ersten dieser K onferenz .folgenden re die internationale L age sich fü r die M öglichkeit einer wirtschaftlichen Zusam m enarbeit eignete. D er K rieg hatte auf psychologischem wie auf m ateriellem G ebiet — den lnen M echanismus, auf dem die wirtschaftlichen Beziehun­

gen zwischen den V ölkern beruhen, zu sehr in U nordnung gebracht, um eine schnelle R e p aratu r zu erm öglichen. E rst u te vielleicht verm ag man die unerm eßlichen Schäden die­

ser W' eltkatastrophe des letzten K rieges in ihrem ganzen ÜiU- nge zu erkennen, und ich glaube, in Ih re r aller N am en zu sprechen, wenn ich der H offnung A usdruck gebe, daß wir mals wieder ein so furchtbares E reignis erleben möchten.

j^er wirtschaftliche Nationalismus.

_ s Scheitern d er Londoner K onferenz w ar fü r das internatio-

^a e W irtschaftsleben ein E reignis von g ro ß er Tragw eite.

,le V ölker sahen sich — nachdem die H offnung auf ein Sunstiges E r g ebnjs zerschlagen w ar — durch eine A rt Fata- . au f einen W eg gedrängt, d er unseren E m pfehlungen zu- v iderlief, d er sie zur V erm ehrung d e r H em m nisse im inter-

^ lonalen G üteraustausch und zu im m er stä rk e rer gegenseiti- eT Isolierung in finanzieller und w irtschaftlicher wie in

psycholgoischer und politischer H insicht führt.

Angesichts des M ißlingens der internationalen Z usam m enar­

beit h atten die N ationen die W ahl zw ischen drei System en:

— zw isc h e n . dem. alten System des „laisser-faire“ und der F reiheit des H andels, w as für viele u n te r ihnen die zeitweise V erm ehrung d er A rbeitslosigkeit und ern ste A npassungs­

schw ierigkeiten bedeutete;

— dem herköm m lichen, rein defensiven P rotektionism us von früher, der darin bestand, den ausländischen W ettbew erb von F all zu F all durch individuelle Schutzm aßnahm en zugunsten eines bestim m ten W irtschaftszw eiges zu bekäm pfen;

— und dem system atischen aktiven W irtschaftsnationalism us, dessen Tendenz dahingeht, die nationale W irtschaft auf dem .W ege d er D urchführung um fassender P rogram m e u n ter schar­

fer K ontrolle d er E infuhr und gleichzeitiger M aßnahm en zur A usfuhrsteigerung zu fördern.

D ieser d ritte W eg ist es, auf den nach und nach d ie m eisten Länder ged rän g t wurden.

D iese Entw icklung, so unheilvoll sie auch gew esen sein mag, w ar jedoch • verständlich. D a die internationale Z usam m en­

arbeit auf unendliche Schw ierigkeiten stieß, w ar es natürlich, daß die B em ühungen der Länder sich in d er F o lg e m ehr und m ehr auf das begrenzte G ebiet d e r einzelnen N ational­

w irtschaften richteten. D a die alten M ittel nicht m ehr aus- reichten, w ar es begreiflich, ’daß m an n eu e w irksam ere M e­

thoden zur system atischen B ekäm pfung d er in allen L ändern herrschenden K rise suchte.,

Das U nglück bestand darin, d aß in dem M aße, in dem die Länder — alle denselben W eg beschreibend — gleichzeitig die Einfuhr zu verringern u n d ih re Ausfuhr zu fö rd ern such- ten, ihre B em ühungen sich gegenseitig aufheben und- u n ­ fruchtbar w erden m ußten. Ausfuhr und E infuhr sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Je d em Ausfuhrland muß ein E infuhrland gegenüberstehen- D ie fortschreitende A b­

schließung der M ärkte für frem de W aren m u ß te zwangsläufig die Ausfuhr lahm legen und die Isolierung d er N ationen v er­

stärken.

Aber seien wir gerech t: teilen wir die W elt nicht in schwarze und in w eiße Schafe, in Schuldige und bloße Opfer, in S ta a ­ ten, die zur nationalistischen W irtschaft übergegangen und diejenigen* die dem liberaleren System d er w eltw irtschaft­

lichen Z usam m enarbeit treu geblieben sind. Die staatliche W irtschaftslenkung w ar nicht einzelnen Ländern o d e r R e ­ gierungsform en eigentüm lich, sondern sie bildete die a llg e ­ meine E rscheinung einer Zeit, in d er alles zu ihrer V erstä r­

kung beitrug. '

N acheinander sind alle Länder dazu gelangt, A grar- oder Industrieprotektionism us zu treiben. Prohibitivzölle o d e r K on­

tingente einzuführen, E xpo rtp räm ien zu zahlen o d e r W äh­

rungsdum ping zu treiben. D ie Ziele w aren ähnlich, die M e­

thoden w aren je nach d er S chw ere d er Lage, zu deren A b­

hilfe sie bestim m t w aren, zw ar m ehr o d e r w eniger stark betont, ihrem W esen nach a b e r doch die gleichen.

W enn diese allgem eine W elle des wirtschaftlichen N ationalis­

mus nach den m ißlungenen V ersuchen einer internationalen Zusam m enarbeit ziemlich begreiflich und natürlich war, so lä ß t sich dies für eine zweite E rscheinung weit w eniger sagen: die allgem eine T endenz zum w irtschaftlichen B ilate­

ralism us.

Ich will noch zugeben, daß sie für diejenigen L änder e rk lä r­

lich ist, die bei ih r e n . A uslandszahlungen T ransferschw ierig­

(6)

4 O S T S E E * H A N D E L Nummer 15

keiten hatten, zur E inführung einer D evisenkontrolle schreiten m ußten und infolge der C learing-A bkom m en m ehr und m ehr zu einem streng zw eiseitigen Ausgleich ihrer Ein- und Aus­

fuhr gezw ungen wurden.

Nicht kann, ich dagegen verstehen, daß auch andere Staaten, und d arunter sogar G läubigerländer, dem W ahn d e r au s­

geglichenen H andelsbilanz zum O pfer fielen, o d e r daß. L än­

der mit einer international -normal funktionierenden W ährung sich dem B ilateralism us verschrieben.

E ine Z eitlang schien es, als h ä tte jedes Land nur noch eine Sorge: die H andelsbilanz mit jedem anderen L ande auszu­

gleichen und w enn m öglich aktiv zu gestalten. Mit dem S chlagw ort: „Ic h kaufe nur von dem , d er von mir k au ft“

w ar man w ieder bei den M ethoden des M erkantilism us a n g e ­ langt, d er Zeit, in d er die L änder nur eine einzige Quelle des • Reichtum s kannten: näm lich den E rw e rb von Gold m it­

tels Ausfuhrüberschüssen.

H and in H and dam it m ußte der Z usam m enbruch des System s des m ehrseitigen H andels gehen, das im Laufe d er Ja h rh u n ­ d e r t e allm ählich durch die unaufhörliche V ervollkom m nung

des W ährungs- und K reditm echanism us ausgebaut worden . war. D ie W elt sah sich mit einem M ale um m ehrere J a h r ­

hunderte zurückversetzt, und ich w age zu behaupten, daß der w irtschaftliche Bilateralism us, d er glücklicherw eise heute abzuklingen beginnt, eine der bedenklichsten Seiten der in­

ternationalen W irtschaftspolitik w ährend d er K rise war.

W enn dieser M ißbrauch des w irtschaftlichen Bilateralism us also in dem M aße zu verw erfen ist, in dem er nicht in g e b ie ­ terischen und u nbestreitbaren N otw endigkeiten 'eine auf eine gew isse Zeit beschränkte R echtfertigung findet, so dürfte auch die A utarkie selber n u r eine vorübergehende N o tm a ß ­ nahm e und nicht eine dauerhafte Lösung d er gegenw ärtigen W irtschaftsproblem e darstellen.

Die internationale A rbeitsteilung ist keine utopische Politik mit in w eiter F ern e liegenden M öglichkeiten. Sie ist m ehr als ein bloßes Ideal: sie ist eine u n leugbare N otw endigkeit.

W arum soll m an sie nicht freiwillig anerkennen und sich b e­

mühen, sie durchzuführen, wie dies im Innern einer jeden N ation geschieht? Ist es w iderspruchsvoller, die A rbeit zwischen Industrie- und A grarländern, zwischen G etreidepro­

duzenten und M aschinenfabrikanten zu teilen, als zwischen M aurer und A potheker in derselben Stadt, so klein sie auch sein m ag?

W ir wissen alle n u r zu genau, wie sehr eine weit du rch g e­

führte und zw eckm äßige A rbeitseinteilung in unseren m oder­

nen W erkstätten unentbehrlich ist; könnten wir dann leugnen, daß auch in der internationalen W irtschaft eine H öchstleistung nur m ittels dieses System s erzielt w erden kan n ?

Gewiß, so lange die N ationen es noch nicht verstanden haben, harm onisch und friedlich zusam m enzuarbeiten, können autarkische M aßnahm en eine unliebsam e w irtschaftliche Ab­

hängigkeit von ändern verringern. W ir wollen uns a b e r klar darü b er sein, daß diese U nabhängigkeit erstens im m er eine beschränkte bleiben wird, und zweitens, daß sie teuer b e ­ zahlt w erden muß.

W enn man in dauernder F ühlung mit dem tatsächlichen W irt­

schaftsgeschehen der verschiedenen V ölker steht, wie es mir im Laufe dieser vier J a h re m öglich war, so wird man sich auch an d e rer G efahren bew ußt, die mit d er Politik d er A utar­

kie verbunden sind, m ögen sie au9h durch einen vorüberge­

henden Aufschwung der W irtschaftstätigkeit verschleiert werden.

Unsicherheit der Wirtschaftsbelefcung auf ausschließlich nationaler Grundlage.

D ie T atsache steht fest, daß in einer Reihe von L ändern seit ein oder zw ei Ja h re n eine außerordentlich starke W iederbe­

lebung ein gesetzt hat, die geeig n et ist, den Optimismus w ie­

der zu erw ecken.

D ie V ölker haben diesen W iederaufschw ung mit Hilfe sehr verschiedenartiger M ethoden herbeigeführt. N eben den F äl­

len einer W irtschafts- und Finanzpolitik, die man m ehr o d e r w eniger als „o rth o d o x “ bezeichnen kann, sind ebenso bem er­

k ensw erte E rgebnisse durch Anw endung genau e n t g e g e n ­

gesetzter M ethoden erzielt worden, und nur die Z u k u n f t/kann uns lehren, welche dieser E rgebnisse sich als die d a u e r h a f t e ­

sten erw eisen werden. Schon heute freilich m ahnen gewisse Anzeichen zur Vorsicht gegenüber d er Schlußfolgerung, daß

„A lle W ege nach R om fü h ren “ .

U nter welchen besonderen U m ständen diese rein national0 W iederbelebung in den einzelnen Ländern sich auch v o l l z o ­

gen h ab en mag, zwei F ak to ren w enigstens lassen ihre D a u e r

zweifelhaft erscheinen:

D er erste dieser F ak to re n ist die A nkurbelung d er W irt­

schaftstätigkeit durch die außerordentlich hohen A u s g a b e n ,

die viele Länder im Laufe d er letzten Ja h re für Rüstungs1' zw ecke gem acht haben. D iese A usgaben haben zur S t e i g e

rung gew isser R ohstoffpreise und zu dem raschen Aufschwung aller Industriezw eige geführt, die m ehr oder weniger un m ittelbar durch die S taatsaufträge berü h rt werden.

D er zw eite F ak to r, dessen W irkung häufig diejenige des ersten noch verstärkt, ist die Pjolle, w elche die A usgaben für öffentliche A rbeiten zum Z w eck der Krisenüberwindung g e‘

spielt haben. In Z eiten einer w irtschaftlichen D e p r e s s i o n

w ie der, die wir jetzt durchgem acht haben, sind diese Ar beiten unzw eifelh aft eine N otw endigkeit. T rotzdem begrün den sie dann eine künstliche und trügerische Aktivität, wenn sie w irklichen wirtschaftlichen N utzen nicht haben und kei nem anderen Ziel dienen, als dem, den A rbeitslosen vorüber1 geh en d Beschäftigung zu geben.

U nter diesem doppelten G esichtspunkt m u ß m an sich f r a

gen, was geschehen wird, wenn infolge eines A b k o m m e n -

z u r R üstungsbeschränkung, das wir alle w ünschen m ü s s e n ,

oder m angels finanzieller Mittel und im H inblick a u f die U *1 m öglichkeit einer w eiteren E rhöhung d er a u ß e r g e w ö h n l i c h

hohen S teuerlasten, die die W irtschaft aller L änder z u tra g e t hat, der öffentliche Bedarf einen R ückgang erfährt. E s gi dann, dem privaten Bedarf w ieder den Platz ' e i n z u r ä u m e n , der ihm als der norm alen Stütze d er W irtschaftstätigkeit z u k o m r n t -

Ob das leicht sein wird, s e i dahingestellt; eins s c h e i n t hier jedoch sicher: es wird nicht möglich sein, o hne daß man dem W elthandel wieder die Bedeutung gibt, die e r f r ü h e r b e s e s s e n

hat, und ihm wieder die K raft zuerkennt, Stabilität und inter nationalen F o rtschritt zu fördern, Reichtum und A r b e i t

schaffen und den L ebensstandard d er M assen zu v e r b e s s e n 1

K räfte, die m an ihm allzulange ab erk an n t hat. '

Ich h a b e schon zugegeben* daß die Tendenz zum w i r t s c h a t

liehen Nationalism us, die sich im Anschluß an das Mißlino en d er L ondoner K onferenz in d er W elt 'entwickelte, nach den E nttäuschungen, die die V ölker bei ihren V ersuchen in einer w irtschaftlichen Z usam m enarbeit erfahren hatten, begrei lieh war.

D ie W irtschaft befindet sich in ständiger Bew egung- L ösjn gen, die gestern noch gut waren, können m orgen Verhängnis voll sein. Heilm ittel, die sich in manchen Ländern bew ä r

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1- August 1937 O S T S E E - H A N D E L 5

haben, erw eisen sich in an d eren als unheilvoll- D eshalb muß man sich bei wirtschaftlichen E rö rte ru n g e n von aller D o g ­ matik fernhalten. D en W irtschaftsnationalism us kann m an in diesem Sinne infolge des Kam pfes, den er d er bloßen Routine und dem V orurteil angesagt hat, als ein E lem ent der Erneue-

rung betrachten.

Andererseits a b e r muß man anerkennen, daß selbst in den Fällen, in denen es den u n ter sehr ungünstigen V erhältnissen lebenden V ölkern gelang, sich durch eine energische Politik der A utarkie w ieder aufzurichten, die w ahre Belohnung für ihre A nstrengungen auf die D auer ihnen nu r durch eine fruchtbare Zusam m enarbeit mit den anderen V ölkern g e ­ sichert w erden kann.

Man muß sich darüber klar sein, daß wir es in der W elt mit emem W irtschaftssystem zu tun haben, in dem die natürlichen Hilfsquellen, die klim atischen V erhältnisse und die m ensch­

lichen F ähigkeiten zwischen den L ändern ungleich verteilt sind. D iese S trukturunterschiede zw ingen die Nationen, ihre Ei Zeugnisse auszutauschen, wenn sie ihren E rtra g und ihren Wohlstand — die wesentlichen Ziele jeder W irtschaftspolitik

steigiern Wollen.

Wenn die W elt,, wie wir hoffen, wollen, w ieder zu d er V e r­

nunft zurückkehrt, die die unentbehrliche V oraussetzung ihrer Prosperität ist, so w erden die d er R üstung dienenden W irt­

schaftszweige in dem M aße, in dem sich die R üstungsauf­

träge verringern, eine n eue O rientierung em pfangen müssen.

Ein Teil der freiw erdenden A rbeitskräfte kann zweifellos durch gem einnützige öffentliche A rbeiten in nationalen und und vielleicht sogar im internationalen R ahm en beschäftigt werden. E s w äre aber gefährlich, diese öffentlichen Arbei- ten w ährend einer P eriode des W iederaufschw ungs wie der gegenw ärtigen in zu g roßem U m fange zu betreiben; denn

^ a n muß um jeden Preis verm eide^, daß die gegenw ärtige lederbelebung in einen w irtschaftlichen „B oom “ ähnlich em von 1929, ausartet. E s ist d aher kaum vorstellbar, daß solche öffentlichen A rbeiten für sich allein alle durch die Ver- angsam ung der R üstungen freiw erdenden A rbeitskräfte auf- nehmen können. Viel eher w äre ihre A bsorbierung bei einer ortschreitenden Ausdehnung des W elthandels möglich. Frü- er oder später, w erden sich desw egen die N ationen dem e“ handel w ieder zu wenden m üssen; je frü h er dies g e ­ schieht, um so besser.

ucklicherweise haben sich die internationalen wirtschaft- 1 en. Beziehungen im Laufe des vergangenen Ja h re s gebes- Serf* Jch weise z. B. auf das zunächst zwischen den Ver- einigten S taaten von Am erika, F rankreich und G roßbritannien

^ustandegekom m ene W ährungsabkom m en hin, dem sich spä- einige an d e re L änder anschlossen, auf die M aßnahm en zum Abbau von H andelshem m nissen, die die W ährungsan- 8 cichung der Länder des Goldblocfks in m anchen Fällen be-

& eiteten, und auf die E rw eiterung des W elthandels, welche zwischen den V ereinigten S taaten von A m erika und 10 eren Ländern geschlossene H andelsverträge in die W ege ei eten. Auch das n eu e Oslo-A bkom m en soll in diesem Z u ­ sammenhang erw ähnt werden. D aß alle diese M aßnahm en, e erfreulich sie auch sind, n u r zu einem endgültigen E r- g führen können, und daß die seit so langer Zeit erstre b te k J1 ä* den W ährungsverbältnissen nu r zur T at werden .ann’ die internationalen Z ahlungen wieder in dem ein- kej^n ^ a^ un8 smittel von D auer, das im internationalen Ver- kön1* W aren und D ienstleistungen erfolgen

nnen, brauche ich wohl kaum zu erw ähnen.

Gründe ziur Hoffnung.

O bwohl die V erbesserungen in den internationalen w irtschaft­

lichen Beziehungen noch recht bescheiden sind und wir in dieser H insicht m anche E nttäuschungen erlebt haben, m öchte ich doch keinesw egs die H offnung auf die Zukunft aufgeben. Im G egenteil. Die Reisen, die ich in letzter Zeit unternom m en habe, und die Besprechungen, die ich mit hervorragenden P ersönlichkeiten vieler Länder, zu führen G e­

legenheit hatte, haben mich in der U eberzeugung bestärkt, daß sich seit dem letzten J a h re in der W elt ein recht e r ­ freulicher W andel vollzogen hat, und 'ich bin sogar zu d er U eberzeugung gelangt, daß die L age heute einem k o n stru k ti­

ven V orstoß auf dem Gebiet d er internationalen Z usam m en­

arbeit günstig ist, günstiger, als zu irgendw elchem anderen Z eitpunkt seit dem K riege.

H ierfür sind verschiedene G ründe m aßgebend:

Ich h ab e am Anfang m eines B erichtes die beiden H au p tu r­

sachen erw ähnt, die m einer Ansicht nach dem M ißerfolg der Londoner K onferenz zugrunde lieg en : D ie G leichgewichts­

störungen in d er w irtschaftlichen S truktur und die u n te r­

schiedliche L age der einzelnen Länder.

D iese beiden U rsachen dürften, w enn sie auch noch nicht völlig beseitigt sind, doch m indestens eine sta rk e A bschw ä­

chung erfahren haben. (

Zunächst ist nicht zu bestreiten, daß die Spanne zwischen A grar- und Industriepreisen, zwischen Rohstoff- und F e r ­ tigw arenpreisen durch die letzten P reissteigerungen w eit­

gehend verringert w orden ist.

E benso scheinen die U nterschiede in der w irtschaftlichen L age der einzelnen L änder eine M ilderung erfahren zu haben.

Infolge d er W ährungsangleichung, der K om pression einer­

seits und der E xpansion andererseits in den Ländern, die b e ­ sonders teuer, bezw.. besondes billig sind, (haben die L ebens­

haltungskosten in der ganzen W elt die T endenz, sich ein­

ander anzugleichen.

Gewiß sind diese beiden A rgum ente nicht dem Buchstaben nach zu verstehen. Ich m öchte lediglich eine allgem eine T e n ­ denz betonen, die für den A ugenblick charakteristisch ist, und aus der wir N utzen ziehen sollten.

Mit der W iederherstellung d er K aufkraft d er A grarländer in­

folge der Preissteigung für A g rarprodukte ist erneut die M öglichkeit des G üteraustausches zwischen diesen und den Industrieländern gegeben, der eine d er w esentlichen Achsen des W elthandels bildet.

So m ildem sich die G leichgew ichtsstörungen im m er mehr, w elche die K risen mit sich bringen.

Gewiß gib t es noch schwierige Problem e in bezug auf Gläubiger- und S chuldnerländer. In dieser H insicht ist je ­ doch dreierlei zu bem erken:

Zunächst h a t sich die Auslandsverschuldung gew isser H au p t­

schuldnerländer beträchtlich verringert.

In zw eiter Linie ist die B esserung des S tandes der internatio­

nalen V erschuldung durch die w esentliche V erringerung der kurzfristigen V erschuldung zu erw ähnen.

U nd drittens h a t sich in der Einstellung gew isser g ro ß er G läubigerländer eine erfreuliche W andlung vollzogen- Als Beispiel weise ich auf die am erikanische H an d elsv ertrag s­

politik hin, deren günstige F olgen sich in denjenigen L än­

dern, die neuerdings einen H andelsvertrag mit den V ereinig­

ten S taaten geschlossen haben, bereits fühlbar m achen, und deren überaus g ro ß e Bedeutung e rst dann voll in Erscheinung treten w ürde, wenn alle N ationen o d er wenigstens die in

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6 O S T S E E * H A N D E L Nummer 15

w irtschaftlicher H insicht bedeutenden .Länder d er W elt eine ähnliche P olitik verfolgten.

D ie von der IH K auf allen ihren K ongressen befürw ortete Klausel der unbedingten M eistbegünstigung könnte dabei als ein w irksam es Mittel zur Z ollabrüstung und zur Befriedi­

gung der W elt herv o rrag en d e D ienste leisten.

Schließlich m öchte ich noch betonen, daß die erh ö h te A kti­

vität der E rzeugung und die V erringerung d er Zahl d er A r­

beitslosen einen allm ählichen A bbau der Schutz- und U n ter­

stützungsm aßnahm en, auf denen die H andelshem m nisse viel­

fach aufgebaut sind, erleichtert.

Z u diesen praktisch-technischen V oraussetzungen, die von einem tiefgehenden W andel in der L age zeugen, treten psychologische V oraussetzungen, die einer internationalen Z usam m enarbeit besonders günstig sind.

Zunächst h errsch t das Em pfinden, daß wieder K äufer am W eltm arkt auftreten. A llzulange h a t es nu r V erkäufer g e ­ geben. H eute h a t sich die L age völlig geändert, und das h at in nicht geringem M aße zur Steigerung des V ertrauens und der U nternehm ungslust beigetragen. D er W eltm arkt steht nicht länger im Zeichen d er Schrum pfung, sondern in dem d er Ausweitung. D as ist -eine wichtige T atsache.

D arü b er hinaus h a t sich’ die M entalität d er V ölker vielfach gew andelt. M an ist sich h eu te in der breiten Oeffepitlichkeit viel stärk er bew ußt, daß zwischen den wirtschaftlichen und den politischen Beziehungen der einzelnen N ationen ein e n g e r , Zusam m enhang besteht. M ehr als in d er V ergangen­

heit- wird h eu te die w echselseitige V erflechtung und der Einfluß, den jedes dieser beiden G ebiete auf das andere hat, erkannt. O hne politische V erständigung kein W irtschafts- .friede; o hne W irtschaftsfrieden und wirtschaftliche B efriedi­

gung keine politische E ntspannung.

E s scheint, daß paradoxerw eise die K rise und das W ett­

rüsten d er M enschheit einen D ienst erw iesen haben; die Krise, indem sie A npassungsm aßnahm en erzw ang, die ohne 'sie nicht hätten durchgeführt w erden können — das W e tt­

rüsten, indem es durch die drohenden G efahren, die es mit sich bringt, den W unsch nach einer Besserung d er in te r­

nationalen Beziehungen verstärkt.

D ie V erhältnisse sind som it .heute für eine internationale V erständigung auf wirtschaftlichem G ebiet wesentlich g ü n ­ stiger, als es in den le tzten -Jah ren d er F all war.

D as ist eine T atsache, deren Bedeutung wir g a r nicht hoch genug einschätzen können. D iese G elegenheit nicht mit beiden H änden zu ergreifen, h ie ß e einen F eh ler begehen, der für die Z ukunft d er M enschheit verhängnisvoll w erden könnte.

Viel zu lange schon w iederholen wir alle im Chor, daß etw as geschehen m üßte, um die w irtschaftlichen Beziehungen zwischen den N ationen zu verbessern-. E s wird höchste Zeit, daß wir T aten statt bloßer W o rte sehen. V erkennen wir nicht, daß der W eg, d er mit verpaßten G elegenheiten und g uten V orsätzen gepflastert ist, zum A bgrund führt, und daß wir diesem A bgrund vielleicht n ä h e r sind, als m ancher ahnt.

E s ist dringend erforderlich, daß; die jetzige günstige w irt­

sc h aftlic h e K onstellation ausgenutzt wird im Interesse des W eltfriedens, des W ohlstandes der V ölker und d er m ensch­

lichen Kultur.

D ie Internationale H andelskam m er sollte ihre ganze T at­

kraft, allen Einfluß, über den sie verfügt, -einsetzen, um j'etzt endlich das so lange ersehnte Ziel näherzubringen.

Diesem K ongreß liegt es ob, sich über die F ra g e schlüssig zu w erden, welche M ittel hierfür angew endet w erden sollen.

D ie F ü h re r des internationalen W irtschaftslebens sollen sich klar und deutlich darüber aussprechen, - wie wir wieder zur G esundung des W elthandels kom m en können. Sie sollen ihre R egierungen möglichst veranlassen, zur rechten Zeit die Beschlüsse zu fassen, die unseren gem einsam en Interessen und den Interessen d er G esam theit entsprechen, und sie sollen den R egierungen eindeutig sagen, daß sie bereit sind, ihnen zu folgen und sie auf dem W ege der internationalen w irtschaftlichen Zusam m enarbeit zu unterstützen.

M eine H erren, Ih re Arbeit beginnt. Mein g rö ß ter W u n s c h

ist der, daß sie erfolg- und segensreich sein möge.

D as h at zur V oraussetzung, daß Sie sich stets vor Augen halten, daß die W ohlfahrt des einen nicht ohne die des anderen bestehen kann- Auf w irtschaftlichem wie auf poim- schem G ebiet sind die V ölker auf Gedeih und V erderb mit­

einander verbunden, und eine d er w ichtigsten Lehren der K rise bestand g era d e darin,, klar zu zeigen, daß heute kein Land, so m ächtig es auch sei, m ehr im stande i s t , sich auf die D auer .einen V orteil auf K osten d er W o h l f a h r t der anderen V ölker zu verschaffen.

W as die M öglichkeiten der E rzeugung und des Transportes anbelangt, so sind wir im stande, allen K ontinenten in aus­

reichendem ' M aße diejenigen W aren zu verschaffen, die zur Sicherung eines befriedigenden L ebensstandards der V ölker nötig sind, und die Ausnutzung dieser M öglichkeit würde Arbeit für alle bedeuten.

D ie V erteilung d er erzeugten G üter bedingt jedoch eine zw eckm äßige und enge Zusam m enarbeit d er Völker- Hier liegt ein unerm eßlich großes Arbeitsfeld, das bis jetzt nui sehr, m angelhaft bestellt w orden ist und das, wenn die M enschheit zur V ernunft kom m en wollte, reichste Ernte trag e n würde.

Z ur V ernunft kom m en h eißt in diesem Falle, einsehen zu lernen, daß eine aufrichtige Zusam m enarbeit nicht z u s t a n d e

kom m en kann, wenn nicht alle Beteiligten, seien es Volks w irtschaften o d e r einzelne Glieder des W irtschaftslebens, bereit sind, O pfer zu bringen — O pfer, die übrigens, au lange Sicht gesehen, reiche Belohnung finden würden. Ls bedeutet, zu der Einsicht zu kom m en, daß eine Z u s a m m e n

arb eit nicht von D auer sein kann, w enn d er eine versucht, sich auf K osten d es: anderen V orteile zu v e r s c h a f f e n , un w enn nicht das E ndziel der gem einsam en Arbeit das ist, jedem eine gerechte Belohnung für' die von ihm geleistete A rbeit zu sichern.

Z um Schluß m öchte ich, der ich mein Amt dem nächst meinem N achfolger .übergebe, das w iederholen, was ich bereits bei m einer E inführung in dieses Amt auf dem W iener Kongre gesagt habe: „E s genügt nicht, auf unseren K ongressen Vor schläge aüszüarbeiten und E ntschließungen anzunehm en, wie vernünftig und inhaltsreich sie auch sein m ögen.“ U nsere Arbeit k a n n ! n u r E rfolg haben, w enn jed er von uns, wenn er in seine H eim at zürückgekehrt ist, sich in seiner eigenen S phäre nach besten K räften bem üht, diesen V orschlägen un G rundsätzen w eiteste praktische Anw endung zu sichern.

Auch w enn er den E igennutz vor d e m Gemeinnutz zurück stellen muß,; soll er mit T aten zeigen,! daß er an die Vor' schläge und die G rundsätze der IH K glaubt.

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1- August 1937 O S T S E E . H A N D E L ?

Wehrpflicht und Wirtschaft.

Zahlreiche G esetze und V erordnungen auf diesem Gebiet haben den B etriebsführer vor die schwierige A ufgabe g e ­ stellt, sich einen um fassenden U eberblick über die gesam te Materie zu verschaffen, wenn er allen A nforderungen gerecht werden will, die an ihn als P ersonalchef in d ie s e r. Beziehung gestellt werden. E s soll versucht w erden, einen kurzen Abriß der m aßgeblichen Bestim m ungen zu verm itteln und das G e­

setzes- und V erordnungsm aterial für d e n zusam m enzustel- len, der sich, n äher mit E inzelfragen z,u befassen beabsichtig«;.

Unterschieden w erden muß zw ischen der E inziehung zur Erfüllung d er a k t i v e n D i e n s t p f l i c h t , die sich jetzt

2 Ja h re erstre c k t und der E inberufung zu U e b u n g e n ln der W ehrm acht, denen E inberufungen zu k u r z f r i s t i ­ g e r A u s b i l d u n g gleichzusetzen sind. Diese U ebungen önnen in d er R egel eine D auer bis zU.4 M onaten, bei der uftwaffe bis zu 6 M onaten haben, sich unter U m ständen aber auch nu r auf wenige o d er sogar einzelne T ag e oder Stunden erstrecken. Die durch die T atsache der E inberufung einer U ebung o d er kurzfristiger Ausbildung geschaffene Rechtslage wird durch die V erschiedenheit d er D auer der

inziehungen nicht berührt.

s ist ferner zu unterscheiden zwischen Gefolgschaftsmjjt- gliedern der f r e i e n W i r t s c h a f t und Beam ten, A nge­

stellten und A rbeitern von B e h ö r d e n und D i e n s t s t e l ­ l e n des R e i c h s , der L ä n d e r und G e m e i n d e n , der e m e i n d e v e r b ä n d e und sonstiger K ö r p e r s c h a f - j 6 n d e s ö f f e n t l i c h e n R e c h t s sowie der ö f f e n t - 1 c h e n B e t r i e b e . D ie arbeitsrechtliche Stellung beider p u p p e n bei der E inziehung ist trotz übereinsJtimmendeir

E ndlinien im einzelnen doch sehr verschieden,

j^ie Einziehung zur E rfüllung d er a k t i v e n W e h r p f l i c h t eendigt n ach d er V erordnung über F ü rsorge für Soldaten Und A rbeitsm änner vom 30. 9. 36 (RGBl. I, S. 865) das Be- s° äftigungsverhältnis der A rbeiter, A ngestellten und Lehr- mge in d er f r e i e n W i r t s c h a f t mit dem T age, an d^rn sie nach § 8 des W ehrgesetzes vom 21. 5. 35 (RGBl. I, 619) zur E rfüllung der aktiven D ienstpflicht in der W e h r­

macht aus dem Betriebe ausscheiden. D as gleiche gilt, wenn Sl« .S*C^ vorzeitig, also freiw illig, zur Ableistung dieser Dienst;- P icht melden. Eine Pflicht zur W eiterzahlung von Löhnen oder . e Eltern über den genannten T erm in hinaus kom m t also nicht ln Betracht. D er G estellungsbefehl ist dem B etriebsführer verzüglich vorzulegen. N ach d er zitierten V erordnung über

^ rsorge für Soldaten und Arbeitsmämner sollen nach erfüllter

^ e n s tp fü c h t A rbeiter, A ngestellte und L ehrlinge der freien irtschaft in den Betrieb, in dem sie vor ihrer Einberufung eschäftigt gew esen sind, in d as frühere od er in ein gleich-

^ tig e s Beschäftigungsverhältnis wieder eintreten können. Die

^jed erein stellu n g muß jedoch rechtzeitig vor dem Ausschei- R aUS ^ em a ^tiven W ehrdienst b eantragt werden. Ein y60 tsanspruch zur W iedereinstellung besteht nicht. (§ 2 der S o M ^ 111111^ V° m ^ 1936.) Gelingt es nicht, die ehem aligen aten früheren Betrieb wieder unterzubringen, sind sie be"1 zusta'ndigen A rbeitsäm tern alsbald bevorzugt in A r­

beitsplätze an d erer B etriebe zu vermitteln. (V erordnung über E r b r in g u n g ausgeschiedener A rbeitsm änner und W e h r­

t e n 7 ^ V° m 26‘ 9 ' 36 RGB1' l ’ S ‘ 748‘) Bei R ückkehr in

^ ^ e n i f darf dem Soldaten aus der a u s dem aktiven Was f ienS* bedingten A bw esenheit kein N achteil erwachsen,

s m sbesondere dann zu beachten ist, w enn A nsprüche von

einer bestim m ten Zeit d er Berufs- o der B etriebszugehörigkeit abhängig sind. D em gem äß ist die Zeit d er erfüllten aktivein D ienstpflicht auf die B erufszugehörigkeit anzurechnen. Auf die B etriebszugehörigkeit wird die Zeit d er erfüllten aktiven D ienstpflicht nur dann angerechnet, wenn d er Soldat a n ­ schließend an den aktiven W ehrdienst in den früheren oder in einen anderein B etrieb eintritt. E in e A nrechnung auf die W artezeit für den E rw e rb des U rlaubsanspruchs findet jedoch nicht statt. Auch hinsichtlich d er K ündigungsfristen ist die Zeit d er erfüllten aktiven D ienstpflicht erst nach 3-m onatiger B etriebszugehörigkeit anzurechnen. E ntsprechendes gilt für die K lage auf W iderruf d er K ündigung n ach § 56 A bsatz 1 des G esetzes zur O rdnung d er nationalen A rbeit. Bei L e h r­

lingen ist d ie bisherige L ehrzeit n ach erfüllter aktiver Dienstl- pflicht auch dann zu berücksichtigen, w enn die L eh re nicht im früheren, sondern in einem anderen B etrieb fortgesetzt wird unter der V oraussetzung, daß er im gleichen Beruf w ei­

ter ausgebildet wird. Soldaten, die nach erfüllter aktiver D ienstpflicht erstm alig in einen B etrieb d er freien W irtschaft eintreten, sind nach 6-;monatiger Z ugehörigkeit zum B etrieb so zu behandeln, als wenn sie w ährend d er Zeit d er aktiven D ienstpflicht bereits in gleicher W eise beschäftigt gew esen wären. Die B estim m ungen über die Beendigung und die W iederherstellung des B eschäftigungsverhältnisses nach e r ­ füllter aktiver D ienstpflicht gelten sinngem äß auch für solche G efolgschaftsm itglieder, die n ach E intreffen bei dem vo rg e­

sehenen T ruppenteil infolge des E rgebnisses der m ilitärärzt­

lichen U ntersuchung nicht eingestellt w urden und in den Z i­

vilberuf zurückkehren.

Im ö f f e n t l i c h e n D i e n s t gelten für A rbeiter, A nge­

stellte und Lehrlinge die gleichen V orschriften wie sie für die G efolgschaftsm itglieder, d er freien W irtschaft m itgeteilt w orden sind. Beam te des Reichs, d er Länder, d er Gem einden und d er G em eindeverbände sowie der sonstigen K örperschaf­

ten des öffentlichen Rechts, die zur E rfüllung d er D ien st­

pflicht einberufen w erden o d er freiwillig eintreten, erhalten den erforderlichen U rlaub u n ter F ortfall der Bezüge. Die beurlaubten B eam ten k eh re n n ach erfüllter D ienstpflicht o d er wenn sie unverschuldet frü h er ausscheiden, unverzüglich in ihre letzte D ienststelle zurück. Sie können aber auch in ­ zwischen auf eine a n d e re D ienststelle versetzt sein. D as B e­

schäftigungsverhältnis bleibt bei dem beurlaubten Beam ten grundsätzlich das gleiche. Auch erleidet er bei Berechnung des D ienstalters durch die W ehrdienstpflicht keinen Nachteil.

F ü r die A nrechnung auf das Besoldungs- und D iätendienst­

alter sowie auf die außerplanm äßige D ienstzeit gelten b e ­ sondere B esoldungsvorschriften. Auf die Ausbildungs- und P robedienstzeit der B eam ten wird die Dienstpflicht jedoch nicht angerechnet.

Im G egensatz zur E inziehung zw ecks E rfüllung d er aktiven D ienstpflicht erlischt d as B eschäftigungsverhältnis bei der E inberufung zu U e b u n g e n d e r W e h r m a c h t od er zu k u r z f r i s t i g e r A u s b i l d u n g nicht, sondern jeder im R eichsgebiet i n d e r f r e i e n W i r t s c h a f t beschäftigte deutsche m ännliche A ngestellte o d er A rbeiter, d er nach § 2 A bsatz 1 d er V erordnung über die E inberufung zu U ebungen d er W ehrm acht vom 25. 11. 35 (RGBl. I, S. 1358) einberufen ist, muß von dem U nternehm er (A rbeitgeber) zur Ableistung d er U ebung beurlaubt w erden. D er A ngestellte oder A rbeiter h at den erhaltenen E inberufungsbefehl mit dem A ntrag auf

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8 O S T S E E - H A N D E L Nummer 15

U rlaub dem U nternehm er (A rbeitgeber) vorzulegen. D ie B e­

urlaubung zu einer U ebung d er W ehrm acht gibt dem B e­

triebsführer nicht d as Recht, das A rbeitsverhältnis z,u kün d i­

gen. D er A ngestellte o d e r A rbeiter h at jedoch andererseits g egenüber dem U nternehm er (A rbeitgeber) w ährend der D auer des U rlaubs keinen A nspruch auf Z ahlung von A r­

beitsentgelt und sonstigen B ezügen. D er U rlaub zur Teil- .. nähm e an einer U ebung d er W ehrm acht ist dem A ngestellten o d e r A rbeiter außerhalb des ihm bestim m ungsgem äß sonst zustehenden U rlaubs zu gew ähren. D er U nternehm er kann jedoch den sonst zustehenden E rholungsurlaub entw eder in dem gleichen o d er im nachfolgenden U rlaubsjahr um ein D rittel des U rlaubs, jedoch um nicht m ehr als 10 T age, k ü r­

zen, w enn er Hem A ngestellten od er A rbeiter fü r die D auer des U ebungsurlaubs d as A rbeitsentgelt in der bisherigen H öhe u nter A bzug d er nach § 5 a. a. 0 . ruhenden A rbeitnehm er- anteile a n den S ozialversicherungsbeiträgen w eiterzahlt. D au ­ ert die U ebung w eniger als 10 T age, so sind diese T a g e bis zu einem D rittel des Ja h re su rlau b s auf den E rholungsuif laub in A nrechnung zu bringen.

B e a m t e von B e h ö r d e n und D i e n s t s t e l l e n des R e i c h s , der L ä n d e r und G e m e i n d e n , der G e - m e i n d e v e r b ä n d « und sonstigen K ö r p e r s c h a f t e n d e s ö f f e n t l i c h e n R e c h t s und der ö f f e n t l i c h e n B e t r i e b e h ab en den A ntrag auf U rlaub zur Ableistung einer U ebung mit dem E inberufungsbefehl ihrer Vorgesetzten B ehörde oder D ienststelle vorzulegen. D er U rlaub ist zu b e ­ willigen, sofern nicht U nabköm m lichkeit aus dringenden dienstlichen G ründen vorliegt. D ie D ienstbezüge sind während des U rlaubs bis zu einer D auer d er U ebung von 4 Monatejn, bei d e r Luftw affe von 6 M onaten fortzuzahlen. D er E rh o ­ lungsurlaub ist in dem gleichen, o d er wenn in diesem J a h r E rholungsurlaub nicht m ehr zur V erfügung steht, in dem nachfolgenden U rlaubs jahr um ein D rittel dieses U rlaubs, jedoch nicht um m ehr als 10 T age, zu kürzen. D auert die U ebung w eniger als 10 T age, so sind diese T a g e bis zu teinelm D rittel des zustehenden Ja h re su rlau b s auf den E rh o lu n g su r­

laub in A nrechnung zu bringen. Auch A n g e s t e l l t e und A r b e i t e r ö f f e n t l i c h e r V e r w a l t u n g e n und B e - t r i e b e im Sinne des § 1 des G esetzes zur O rdnung der A rbeit in öffentlichen V erw altungen und B etrieben vom 23.

M ärz 1934 (RGBl. I S. 220) sind in gleicher W eise wie die A ngestellten und A rbeiter d er freien W irtschaft, die B eam ten von B ehörden usw. zum Z w ecke d er Ableistung von Uebun- gen in d er W ehrm acht zu beurlauben. Die für die B eam ten geltenden Bestim m ungen über die Fortzahlung der D ienst­

bezüge sind auch auf A ngestellte und A rbeiter d er ö ffent­

lichen V erw altungen und B etriebe anzuw enden, w enn sie einen eigenen H ausstand führen od er die U ebung länger als 4 W ochen dauert. D ie D ienstbezüge sind jedoch um die ruhenden A rbeitnehm eranteile an den Sozialversicherungsl- beiträgen zu kürzen. F ür an d e re als die eben bezeichneten A ngestellten und A rbeiter gelten die B eurlaubungsbestim m un­

gen mit d er M aßgabe, daß D ienstbezüge w ährend des U ebungs- urlaubs nicht gew ährt w erden. Insow eit sind die A ngestellten und A rbeiter von öffentlichen V erw altungen und Betrieben denen d er freien W irtschaft gleichgestellt. H insichtlich der U rlaubskürzung wird unterstellt, daß die A ngestellten und A r­

beiter im folgenden J a h r noch o d er wieder m it U rlau b s­

anspruch beschäftigt sind. Die Gültigkeit dieser R egelung ist durch die 1. V erordnung zur Aenderuing der Verordnung- über die E inberufung zu U ebungen d er W ehrm acht vom

28. 3. 36 über den zunächst vorgesehenen 31. M ärz 1936 hinaus ohne B egrenzung verlängert. E s ist in dieser Aende- rungsverordnung außerdem festgesetzt, daß m ehrere Beur­

laubungen in einem J a h r zusam m enzurechnen und auf den E rholungsurlaub nur im N ah m e n d er bereits genannten H öchstgrenzen anzurechnen sind, um H ärte n zu vermeiden, die sich im F alle d er Ableistung m ehrerer nicht z u s a m m e n ­ h än g e n d er U ebungen w ährend des U rlaubsjahres aus einer

w örtlichen Anw endung der gesetzlichen Bestim m ungen er- geben könnten.

D a nach dem G esagten die ganz überw iegende M ehr­

heit aller W ehrpflichtigen, und zw ar sowohl d er zur E r ­ f ü l l u n g d e r a k t i v e n D i e n s t p f l i c h t E i n g e ­ z o g e n e n wie auch d er zu U e b u n g e n o d e r k u r z ­ f r i s t i g e r A u s b i l d u n g E i n b e r u f e n e n wahrend d er Zeit der E inberufung in d er R egel keine Bezüge von den A rbeitgebern oder D ienststellen erhält, ist die F ra g e der V er­

sorgung der A ngehörigen durch das G esetz über die U nter­

stützung d er A ngehörigen der einberufen en Wehrpflichtiger*

und A rbeitsdienstpflichtigen ( F a m i l i e m m t e r s t ü t z u n g s g e s e t z )

vom 30. 3. 1936 (RGBl. I S. 327) sowie in den „ V o r s c h r i f t e n

zur D urchführung und E rgänzung des Familienunte'rstützungs- g esetzes“ (Fam ilienunterstützungsvorschriften) vom gleichen D atum (RGBl. 1 S. 329) geregelt. D anach ierhalten die An­

gehörigen zur Sicherung des notw endigen L e b e n s b e d a r f s

F a m i l i e n u n t e r s t ü t z u n g , und zw ar ohne Rück­

sicht darauf, ob der E inberufene sich . freiwillig g e m e l d e t

h at o d e r ordnungsgem äß eingezogen ist. Die s a c h l i c h e

V oraussetzung d er Fam ilienunterstützung ist das F ehlen aus­

reichender Sicherung des notw endigen Lebensbedarfs. Durc die E inberufung wird d er E inberufene von seiner U nter­

haltspflicht nicht befreit. Bei d er Prüfung, ob und wie w e i t

er w ährend d er D auer d er E inberufung zur Erfüllung dieser U nterhaltspflicht im stande ist, sind die von der W ehr­

m acht w ährend d er D auer d er E inberufung erhaltenen B e­

züge a u ß e r Ansatz zu lassen. D er P ersonenkreis d er E in ­ berufenen im Sinne d er Familien-Unterstützüngsvorschriftein umfaßt alle Soldaten ohne R ücksicht auf ihren militärischen R ang. Die F am ilienunterstützung ist keine Leistung der öffentlichen F ürsorge uund demnach nicht z u r ü c k z u e r s t a t t e n .

Die G ew ährung d er U nterstützung ist von^ der Stellung e i n e s

A ntrages abhängig. D ie in diesem Zusam m enhänge nicht n ä h e r interessierenden B estim m ungen über den K reis der unterstützungsberechtigten A ngehörigen können au ß er Acht gelassen w erden. F ür den B etriebsführer ist dagegen die F ra g e von g rö ß erer Bedeutung, in welchem V e r h ä l t n i s

eine etw aige freiw illige Zahlung o d er Z uw endung des ganzen o d er eines T eiles des bisherigen L ohnes o d er G ehalts an die zur E r f ü l l u n g d er aktiven Dienstpflicht o d er z u U e b u n g e n

o d er kurzfristiger A usbildung E inberufenen zu den auf g®

s e t z l i c h e r G rundlage beruhenden F a m i l i e n u n t e r s t ü t z u n g s b e -

trägen steht. D er R underlaß des Reichs- und P r e u ß i s c h e n

M inisters des In n e rn und des R eichsfinanzm inisters zur D urchführung d er Fam ilienunterstützung vom 28. 5- 193?

(Min.-Bl. d. R. u. Pr. M; d. I. N r. 22 vom; 2 . 6. 37) - sagt zU d ieser F rag e, daß n ac h § 15 A bsatz 1. Nr. 2 des Familien- u nterstützungsgesetzes freiw illige für die Zeit der Einbe rufung gew ährte Z uw endungen des A rbeitgebers des Ein berufenen bei Bestim m ung d er Art und des U m fan ges der Fam ilienunterstützung au ß e r Ansatz bleiben. D er Vorschrift liegt d er G edanke zugrunde, dem A rbeitgeber einen An reiz zu geben, durch zusätzliche Leistungen zur Familien

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