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Aus der Heimat, 1932, März, [Nr. 1]

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Academic year: 2022

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yiacijötud: ber Origiiml-iiufläge verboten.

paftor Kosmala f

Sonnerstog, ben 11. fyebruar 1932, vormittags j/bll ilßr burd>eilte bie Srauerfunbe bie Gtabt Kreugburg, baß Spaftor Kosmala bie klugen für immer gefeßtoffen ßabe. SlUgemein roar bie Seilnaßme. Senn Spaftot Kosmala mar nidtjt nur ein ©eiftlicßer unb Seelforger, ber bei feinen pfarrfinbern ßöcßfte Bereßrung unb SBertfcfjätjnng genoß, er mar ein Wann, ber in Stabt unb Sanb Bertrauen befaß unb fid) allgemeiner Beliebtßeit erfreute. Ser ßervorftedjenbfte 3ug feines ©ßarafters mar feine fyriebfertigfeit. Wäßrettb feiner Kinber- unb Stubentengeit ßatte er mit „fyrau Sorge" Befanntfcßaft gemacht, unb fo ßatte er für bie 9li3te gerabe bes Meinen Wannes ftets verjtönbnisvollen 9tat unb ermunternbes Wort. 3n feiner familie ßat er aud) (Bottes fernere ipanb füß=

len müffen; er ftanb an ben ©räbern feiner erften ©attin unb gmeier Kinber.

Unb fo oerftanb ber leibgeprüfte Wann mit feinen Pfarrfinbern Seßmerg gu feilen, unb fein tröftenbes Wort tarn aus mitempfinbenbem Ipergen unb ging gu $ergen. 9t 1s Kreugburger Kinb ßing er mit inniger Siebe an feiner Spei­

mat unb ßatte für bie befonberen 6d)önßeiten ber roeiten ©bene unb ber Ra- belroätber tiefes Berftänbnis. 9tn ber ©ntmidelung ber Stabt Kreugburg unb feines ßumuniftifeßen ©pmnafiutns, bas er felbft bcfudjt ßat, naßtn er regen 5ln=

teil. Befonberes ßntereffe braeßte er bem tulturelien Seben entgegen, mie iß nt beim aud) bas Wieberaufleben ber ©uftav=5:ret)tug--©e|ellfcßaft nad) bem Kriege gu oerbanfen ift. Wit fein Berbienft ift es, baß unfer roürbiges Senfmal für bie im Weltfrieg gefallenen Sößne unferer Stabt an ber Stelle erridjtet tver-- ben tonnte, roo es jeßt floßt, er ßat bei ber ©ntßiiüung bie Weißerebe gehalten.

9lls eßemaliger ©arnifongeiftlicßer von Kreugburg mibmete er fid) ber Betreu­

ung ber Kriegergräber unb mar 2. Borfißenber bes Bolfsbunbes Seutfeßer Sxnegsgiäberfürforge. 9lun rußt er auf bem füllen ©ottesaefer, beffen Berroal-- tung iß nt im Seben oblag, ©ott ber Sperr feßenfe ißm ben einigen fjriebenl Sein Stnbenfen mirb im Segen bleiben.

Sebenslauf.

©ottlieb Kosmala mürbe am 27. 3uli 1865 in Gd)loß--ßllgutß bei Kreug- bürg geboren, ©r befueßte gunäd)ft bie Gcßule feines Ipeintatsortes unb bann bas ©pmnafium gu Kreugburg, too er Dftern 1885 bie Reifeprüfung beftanb.

©r mibmete fieß bem Stubium ber Sßeologie an ber Unioerfität in Breslau.

9lacß ben beftattberten Prüfungen mürbe er Berroalter bes Siafonats Konftabt, ein 9lmt, bas er burd) 19 3aßre, vom 24. Oftober 1890 bis gum 15. 3uli 1909, verrvaltete. hierauf mürbe er gum 2. ©eiftlidjen ber eoangeüfdjeit Pfarrge- meinbe in Kreugburg gemößlt unb mar Seelforger bes öftlicßen Stabtteils unb ber ©emeinben 6d)loß--©Ilgutß, Ober ©Ilgutß, Wiittenborf unb ©ottersborf.

3m Rebenamt mar er ©eiftlidter an ber ßiefigen provingial-^eiLRnftalt. So­

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lange Hreugburg ©arnifon Tratte, roar er aud) ©arnifongeiftIid)er. ©eitgefjenb befruchtete er aud) bas firdjlitfje Śereinsleben unb roar langjähriger 93orfißenber bes eoangelifd)cn Stänner=93ereins.

Am 6. 11. 1895 oerljeiratete er fid) mit 93erta Segelet). Siefer ©he ent- fprang 1897 ein Sohn Startin. Am 21. 3uli 1897 entriß ihm ber ©ob feine föuitin. Am 5. 9. 1899 ging er mit ©ertrub Sedert bie groeite ©he ein, ber oier Stinber entfproffen: 1900 ein Sohn 9BaIter, 1001 eine Sodjter 9tutl), 1904 eine Sorter ©bitl) unb 1907 eine Socßter Słatlje. Sei ber Sd)arlad)=©pibemie im 3ahre 1906 rourben ihm fein Sohn Startin unb feine Sodjter ©bith burd) ben Sob entriffen.

Sa ft or fi o s m a I a s l e ß t e 5 a ß r t.

Am Sonntag, ben 14. ^ebruar fanb bie feierliche Seftattung bes heim- gegangenen Saflors Äosmala ftatt. Sie Beidje rourbe mittags V2I Utjr aus Dem Srauerijaufe nach ber R'irdje überführt unb oor bem Altar aufgebaßrt,

©ine uniiberfehbare Stenge Stittrauernber hatte fid) in unb oor bem ©ottes- häufe, foroie in bet Safriftei eingefunben, als um 3 Upr bie j^eier begann, gu beiben Seiten bes Sarges hatten bie trauernben gamilienglieber, foroie bie

©eiftlidgfeit ißlaß genommen unb oor bem Altarraum bie gahnenträger bes Striegeroereins, ©oang. Stänneroereins, ©oang. 3ugenboereins unb ber Stuben- tenoerbinbung 2BingoIf fid) aufgeftellt. Sad) bem gemeinfam gefungenen ©fjorol:

„©hriftus, ber ift mein Beben" h^It Saftor Banger eine Hauptliturgie mit Sd)riftoerlefungen unb ©ebet. Sarauf fang ber S\ird)end)or unter Seitung bes Herrn ©ßorreftor Stühlid) ben ©horal aus ber 9Sad)’fd)en 3oi)annes=Saffion:

„Bld) Herr, laß bein lieb ©ngelein". Herr Superintenbent Stüüer hielt barauf auf ©runb bes Sdjriftroortes 3ol). 11, S. 25 bis 26 (3d) bin bie Auferjtehung unb bas Beben ...) bie Srauerrebe, in roeld)er er bie gefegnete Sßirtfamfeit unb ben feften ©tauben, foroie bie lebenbige ©hriftenßoffnung bes ©ntfcßlafenen mit anfaffenbem 9Bort 3um Ausbrud brachte, unb im Anfcßluß baran bie Aus-- fegnung. ©5 folgte ber gemeinfame ©efang bes Bicbes: „Stich herein, füßer Schein fel’ger ©roigfeit"!

Sur fehr allmählich tonnte fid) bei ber gülle ber Seilnel)menben ber Sei- tf)engug formieren. Soran gingen unter Srauermufif ber Stabtfapelie bie oben ermähnten Sereine unb bie Äonfirmanben. 3hnen folgten bie ©eiftlidjen bes Hirdjeafreifes, eingereiht in ihnen Herr ©eiftl. 9tat Stofchef, unb ber ©emein- befirdjenrat, hinter bem Sarge bie trauernben Angehörigen unb eine überaus große gaßt Stittrauernber aus Stabt unb Banb, foroie aud) aus ber itonftäbter ßirdhengemeinbe. Unter bem Srauergeläut ber eoangelifchen foroie fatholifdjen Äirdje feßte fid) ber gug nad) bem griebßof in Seroegung. §ier erflang bas Sieb bes Ütird)end)ores: „©inft geh’ ich ohne Seben", roorauf Herr ^aftor 3Be>

geIt-9Biirbiß, als befonberer ^reunb bes Srauerhaufes, ben tröftenben 9ßorten bie Sdjriftftelle bes Sßfalm 112, 93. 4 gugrunbe legte: „Sen frommen gehet bas Bicht auf in ber ^infternis oon bem ©näbigen, 93armf)ergigen unb ©ered)ten".

Aisbann fprad)en Herr Sßaftor Sdjroengner-Slonftabt namens ber Ronftübtcr Kirchengemeinbe, roeldjer ber Heimgegangene 19 Saßre ßinburd) gebient hatte, unb ipert Sßaftor ©ocßloüius-Schönmalb, namens ber Stubentenoerbinbung Sßingolf 9Borte ber ©ßrung unb bes ©antes für ben ©ntfd)lafenen. 9tad) ber burd) Herrn Superintenbent ooügogenen ©infegnung unb nad) ben oon je bem

©entließen beim ©nbruf gefproeßenen 9öorten fd)loß bie freier mit bem Siebe Des üirdjendjores: „9öie fie fo fanft ruhn ..."

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meine Erinnerungen on ben Bettfrieg.

Von Paftor Sosmalo t, Hreugburg OS.

Sdjon im Sabre 1931 Ijat fidj Spaftor Sosmola auf uietfadjes Srängett entftfjloffen, feine (Erinnerungen an ben 2Mtfrieg ;n oer»

öffentlichen. 9to<b im 9cjetnber ijat er uns bie erften Gelten bes 9J£anuftriptes übergeben, bann aber nerbot ihm feine Hrantheit bie $Bei=

terarbeit. 9er Gntmurf ber (Erinnerungen ift aber non feiner $anb fo _ roeit geförbert morben, ba| ber 9rud bod) nod) erfolgen tann.

Seiber tann er fein SEßerf nun nicht mehr fetbft in ber §eimatbcilage lefen. 9ie Schriftleitung.

greitag, ben 31. 3uii 1914, mürbe ber Velagerungsguftanb proflamiert.

Vom Valfon bes 9tathaufes würben burd) ben Vegirfsabjutanten bie einfd)Iä=

gigen Verfügungen ber 93ürgerfd)aft befanntgegeben. Oie Sdpoabron fd)idte bie erften Patrouillen nad) ber ©renge. 3n ber 9iad)t gum 1. Vuguft erhielt bie Stabt eiu_ Vataiiion 157er aus Vrieg mit 93lafdjinengewehren ais ©reną fd)u^. Oer Sonnobenb, ber nod) foIgenfd)mere Verijanbiungen mit ber ruf»

ftfdjen Regierung braute, fat) am 9M)mittag einen großen Seil ber Veoölfe*

rung auf bem 9Jtarfte in banger Erwartung ber fommenben Ereigniffe oerfam«

melt. Um 6 Uhr traf bie 9iadjrid)t oon ber Hriegserflärung an Vußianb ein.

©Ieid)geitig würbe bie 9)lobilmad)ung burd) Vnfdjiag befanntgegeben. Es war ein weItI)iftorifdE)er Vugeublid als bie ©renge, bie fonft fdjarf beroadjte politifd)e Sdjeibelinie groeier mächtiger Staaten aufl)örte gu fein, oon ber bie 9t uff eit unter Verbrennung il)rer 9Badjthäufer fidj ins 3nnete guriidgogen. 2Beil man in ber fommenben 9tadjt einen Ueberfali befürchtete, würben bie ßugänge ber Stabt burd) eilenbs umgetjauene Väume auf ber Vromenabe, burd) gufammen»

gehobene SBagen unb Oraf)toerf)aue oerfperrt. 9luf ben Hird)türmen würben älusgudpoften ausgeftellt. 9Werf)anb ©erüdjte fdjmirrten im Ort. ^etrtblicfje Hofofen foHten bie ©renge überfdjritten haben, unb was bie phantafiebegabte ßama fonft nod) gtt ergäben muhte.

9lm Sonntag nachmittag oereinigten fidj bie Offiziere ber Sdjwabron gum heiligen Vbenbrnai)!. Eine erhebende geierl Um 8 Uhr abenbs traute id) ben Ceutnant ©rafen Veti)ufi)--£>uc aus Vanfau mit ©räfin Pfeil aus 2Bilb»

fd)üh, bie eigens bagu mit ihrer Vtutter im Vuto eingetroffen war. Es war ihr letftes Sufammenfeitt. Sdjon im Vuguft bei bem Vormarfd) auf Paris fiel ber ©raf burd) eine englifdje Hügel. Seine fterblidje £üile würbe am Sitoefter nach ber §eimot überführt unb hier mit allen Ehren unter 'Begleitung unga- rifd)er ^ntforen beigefeßt. 3Ą burfte auf SBunfd) ber jungen 9Bitwe bem (be­

fallenen einige 9Borte in ber Hird)e nad)rufen.

Vtontaa, ben 3. Vuguft, rüdte bie Sd)wabron ins gelb. 9tad) bem be- fannten 9tüdguge oon Paris fam fie wegen Erfranfung ber Pferbe in 9tui)e- ftellung, um bann nad) bem Often gefdjoben gu werben, wo fie bis je# fämpft.

2BeId)e Verlufte fie erlitten, ift nid)t befannt. Vtandjen, ber in ber Hafernen- ftunbe oor mir faß, werbe id) faum wieberfeljm.

2lm 9J?ontag gogen mit ©efang bie £anbwef)rleute, meift Vreslnuer, ein.

Sie würben hier eingefleibet unb gum 3. VataiHon Canbrneljr 9tegt. 9lr. 10 formiert. 2Rit ber gührung würbe ber hiefige Vegirfsfommanbeur Oberftleut«

nant oon Pofer betraut.

9Kittwod), ben 5. Vuguft, war allgemeiner Vuß» upb Vettag. 9ladjmit- tags beutfeher unb polnifcber ©ottesbienft. Oie Hirdbe bis auf ben lebten Plah

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befeßt. Oie ©emetnbe unter 5em Ohtbrud Der großen Stimbc fteßenb. Um 1 Uf)r f)ielt id) an bie 2anbmei)r eine furze Rnfpracße unb teilte an Die, roeldje wollten, bas heilige 9lbetibmaI)I aus. Os maren über 200 mit ben Offizieren.

Selten mar mir bas Iper; fo bewegt. 2lm ©onnerstag rücEten fte aus unb haben oiel Sdjroeres burd)gemadjt. Oie ©d)Iac^t bei Sarnarofa hat fie hart mitgenom*

men unb tnand)en in bie ©efangenfcßaft Sibiriens geführt. Soweit fie fd)tci*

ben, berichten fie alles Oute, ^öffentlich tun fte es nid)t gezwungen. Oer Raifer hat bie Scßlefifcbe 2anbroeijr fd)on öfters ausgezeichnet. 3ßr Rührer, Der ©eneral oon Woprfdj, mürbe 3um Oeneraloberften heförbert.

2lm 10. 2tuguft fam bas 2anbroel)r=3nf.=Regt. Rr. 51 ins Quartier. 91 m 11. ja Wittag traute id) ben 9lbfutanten 2t. Or. ©roffer mit ftrl. 9lbam, einer Wagbeburgerin. Oer junge Ohemann mürbe im September oon ben Muffen gefangen unb nad) 3rfutsf in Sibirien oerfd)leppt. 34 habe fd)on lange über fein Sdßdfal nid)ts gehört.

lieber bie weiteren Wochen ift nichts Wefentlicßes zu berichten. Oie Raffen tömpften in Oftpreußen unb ©alizien. Oie große Qffenftoe auf Sdjlc*

i"ien mar noch in Vorbereitung. Wären fie Damals gefommen, and) mir hätten Die Oräue! Oftpreußens fennen gelernt. Wenigftens fchien hier für eine mir!-- fame Vcrteibigung faßt alles @u fehlen, ©ing bod) Der ^3lan bafjin, erft jjranf' retd) zu erbrüden, um bann mit Rußlanb abzured)tten. So oft ©efaßr Drohte, mürben Die in ben ©renzgarnifonen oerfügbaren Referoen nad) Der Orcnzc geworfen.

Oegen Onbe September fdjob tpinbenburg bas 17. Rorps unter Wadern fcn. Der Die ©Gnnenbergfcbladjt hatte gewinnen helfen, zu einer Offenftoe auf Warfdjau oon ©zenftocßan aus oor. Verfcßiebene Regimenter paffierten ben Vahnhof. Os mar nod) erlaubt, fid) mit 2iebesgaben unter bie ©ruppen, bie hier oortt Roten Rreuz oerpflegt mürben, zu mifd)en. Oie Veoölferung, audi aus Der Umgcgenb, hat burd) Diele Wodjen ben burebfabrenben Solbaten gigar^

reit, Oßtraren, Rleibungsftiide gratis oerabreid)t. Später mit Orridjtung Der Speifeanftalt mürbe im 3ntereffe Des ;n roaljrcnbcn ©eheimniffcs Der gutritt Zum Vußnfteig oerhoten, überhaupt jebe Verüljrung Des Wilitärs mit Dem Vu-- hlifum unterfagt. 91HenfaIIs erhielten Ottern ober ©cfd)roifter bie Orlaubnis, ihre 9lngehörigen zu fpredjen. Wäßreitb Der ©ruppenoerfdjiebungen mürbe Der VoftoerEeßr gefperrt unb feine fßoftfacben nad) auswärts beförbert. Oamols.

als ©ruppen ans Weftpreußen burd)Eamen, habe id) Die erften eifernen Rreuge and) bei Waunfdjaften gefehen unb mir oon mancher tapferen ©at erzählen laffen.

Os ift befannt, baß £>inbenburg oon außerorbentlid) ftarfen Rräften, bie aus Warfdjau beroorbradjen, bebroßt, ben Rüdgng auf Schießen befaßt. Um ben Ruffen bas Radßfolgen zu erfd)roeren, mürben alle Wege unb Oifenbaßnen Zerftört unb unbrauchbar gemodjt. 21 m 5. Rooember Earn Die 67. Vrigabe hier ins Quartier. 3d) felbft beherbergte einen Oberleutnant unb einen Eatßolifchen fVelbgeiftlüßen. 3ener mürbe nid)t lange Darauf feßroer oerrounbet unb nach

©raubenz zu feinen Schwiegereltern in pflege gebracht. Wir freuten uns, zum erften Wale gegen Wanner, bie aus Dem fjelbe famen, ©aftfreunbfdjnft zu üben unb ißnen ben furzen 2lufenthalt in nuferem Spaufe fo heßaglid) als möglich Zu madjen. 9!benbs tranfen mir im Rreife oon Offizieren, Darunter zroei ©e=

neralen, einen Scßoppen beutfdjen Vieres. Raum jemanb in Der Stabt aßitte, baß mir bangen Sagen entgegen gingen, ßreitag, als id) Des Racßnrittags jum

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©ottesbienf) midi fertig modjte, rüdten ftc gur 95aßn ob, um bet jenem fyitm- fenftoß mitguroirfen, ber non Sorben auf bie oorriidenben ruffifd)en SDlaffen ausgefüßrt rourbe.

3d) höbe öamals bas erfte 9CRaI eine Sruppe im Siidgug gefeßen, bet üiitlig georbrtei oonftatten ging. Unb boeß flauten ftd) bie Kolonnen in ben Straßen. _ 2Bie groß mag bas ©ebränge, bie 33erroirrung fein, roenn bei getnb ißnen auf ben fferfen ift, roenn bas fauoe, gut pent bie ßöfung aller ift.

©ie näcßfte 9Botiße oerging oßne befonbere Sorfommniffe. Sur auf ber burd) bie Stabt fiiljrenben ©tappenftraße flutete ber Serfeßr. ^reiltd), baß roir gefäßrbet roaren, baß roir an jebem Sage mit einem ©infall redjnen mußten, bas oerßeßlte ftd) feiner, ©inige ßamilien brachten if)re Kinber in Sidjerßeit.

Sie Koftbarfeiten, bie einer ßatte, mürben fortgefeßafft ober oergraben. Sie Santen gaben ißre Sepofiten an bie Spauptfteflen roeitcr. Sas SBegirfsfonv manbo ßielt feine Elften bereit, ^irmenfcf)iltier ber Kaffen rourben entfernt.

Kurg, fo gut es ging, bereitete ber einzelne bie etroa notroenbig roerbenbe giucßt oor. Ser ßanbrat maßnte burd) 91nfd)Iäge gur Süße. 9luf gagßafte Saluten ßats fd)roerlicß einen ©inbruef gemadjt. Śłon fannte bie ©räuei oon Oftpreu ßen unb roar gcroarnt. 3dß felbft ßabe meine Kinber nadß Scßroeibntß gefcßidv id) moeßte es nidit rerantroorten, roenn fie in roße ipänbe fielen. Steine ^tau blieb gurüti. 9®ir ßofften, baß es nießt gum 9leußerften fame. 3d) für meine Setfon gebadjte gu bleiben. 3m Sommer ßatte id) etroas Suffifcß gelernt, baß id) mid) gut Sot ßatte oerftänbigen tonnen. Son Sag gu Sag ftieg bie ©efaßr.

2Sir ßatten jenfeits ber ©renge nur ßonbfturm. 91m Sonnabenb, ben 14. So- oember, rourbe bie ipeil= unb Sflegeanftalt geräumt unb bie Krauten im Son- bergug, etroa 700, naeß Stmglau beförbert." 3n aller ffrüße, teils gu 9öagett, teils gu $uß, roar ber Sransport ber aufgeregten Patienten nidßt oßne Stüße oor ftd) gegangen, ©in gindßtoerfucß breier männlicßer ‘Pfleglinge rourbe recßt- geitig bemerft unb oereitelt.

Sie leere 9lnftalt trug nießt bogu bei, bie Seoölferung gu berußigen.

3d) felbft bin am Storgen brin geroefen unb ßatte beim 9Inbtid ber offenen Suren, bie fonft aufs forgfarnfte geßiitet roerben, meine ©ebanfen. Saß man fteß gu ber iOtaßregel entfeßloß, roar oernünftig. ©ine gleicße 9lnftalt in Oft*

preußen ßatte beim ©infall ber Stiffen arg gelitten.

91m 91tenb um 6 Ußr tarn $ilfe. Unter ben Klängen einer Segiments- mußt gogen bie eifien Ungarn ein. ©s roar bas 4. Korps, roie man uns fogte,

©litetruppen. Sie tarnen aus Serbien unb ßatten fdjon im fetter geftanben.

Oßne gu ßatten, leibet and) oßne begrüßt gu roerben, eilten fie ber ©renge gu.

©s roaren bie elften öfterreidjifdfen Sruppen, bie Kreugburg jemals gefeßen ßat.

©ine Serftänbigung mit ißnen roar unmöglid): 91uf jebe 91nrebe nur immer biefelbe 9lntroort: „Ungar, nij beutfiß". 91ber oon uns fiel ein 911b. Sun wa­

ren boeß reguläre Sruppen, bie fid) auf meßreren §eerftraßen naeß ber ©renge bewegten, gu unferem Scßitße ba. Sie gogen fajft ununterbrodßen Sag unb Sadjt bureß bie Stabt. Snfanterie, fmfaren, 9lrtiKerie mit ißren fupfernen, roeitleudßtenben ©efeßüßen, Slafcßineitgeroeßre, oon fteinen, unfdjetnbaren Sferbdßen getragen, Srüdentrain, Slunitions- unb ‘prooiantfolonnen, ©ulafdß*

fanonen. Oft ftanb id) auf ber Straße unb ließ ben 3ug an mir oorbeigeßen.

3d) werbe bas Silb nidßt oergeffen, itß ßöre jte nodß jaueßgen, als icß ißnen gu­

tter: „©Ijen, 9Sagjar."

91m Sonnabenb abenb faß id) im „iBismard", im Kreiße öfterreidßifcßcr

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Offiziere, Iouipr nette, liebensroürbige SSlänner, bie mandjes 3ntcreffante ergal)!»

ten, roöfjrenb unter ben genftern Sosniafen mit intern d)arafteriftifd)en gez auf bem Hopfe nad) ber ©iHjelrnftraße ins Quartier zogen. ßum ßobe fei ben Oruppcit nadjgefagt, baff fie fid) mufter^aft fjielten unb für bie Oufnahme nidf)t oft genug bauten tonnten.

SOtontag früh mürben bie 3ungmannen aus ©tobt unb ßanb jum Ob­

transport nad) bem ©eften pr Oatjn geleitet. Oberlehrer Solsburg oom ©pm- nafiunt rief ißnen am Sismardbenfmal ein Obfdfiebsroort gu. Sie mürben im

©eften alle gaftlid) aufgenommen unb haben meift ein fd)önes Stüd beutfd)er Heimat gefeljen. Sie ©pmnafiaften mürben ;. S. nad) gulba birigiert, roo fie ben Unterricht ber betreffenben HIaffen befitd)ten. ipanbroerfer unb ßanbroirte mürben bementfpretijenb untergebrad)t. ©ären bie Stuffen gefommen, fie hät­

ten alte mitgenommen. §>eute fteljt fo mancher im tpeere unb ift bem Sater=

lanbe non Oußen. 3m gebritar, nad)bem bie ©efaljr oorüber mar, finb fie roieber prüdgefommen.

Sie nun angeljenbe ©odfc bes Outages mar roofjl bie aufregenbfte, bie mir fjier erlebt hohen. Sie Bfterreid)ifd)en Oruppen maren halb hinter ber

©renze mit ruffifdfen Scripten ins ©efed)t gefommen. Ous ber gerne hotten mir ben Hanonenbonner roie bas ©rollen eines abjie^enben ©emitters. Ottf Dem griebljof ober roo fonft bie affuftifcfjen Oertjältniffe giinftig maren, tonnte man ihn beutlid) roahrnehmen. Om Sonnabenb not bem Ooten'feft, als mir mit einer Seerbigung Ijinauspgen, hörten tip oiele unterroegs beim ©eben.

9J?ittlerroeile mar ein Sßionierfommanbo angerücft, bas ben Ouftrag batte, fämtlidje Sifenbalpbrüden, roie ben Salpljof mit feinen Onlagen beim Sialjen ber Stuffen in bie ßuft p fprengen. Ouf eine %)robefprengung am Sonntage füllte bie Sürgerfdfaft burd) Onfd)lag oorbereitet roerben. Sie ift bann auf Seranlaffung ber Sürgerfdpft erft am SRontag in ber Stöße non Sdjmarbt pt Ousfüljrung gelangt. 3d) Ipho ben £>auptmann perfönlid) ge=

fprod)en. Sr fagte, mir mären rechtzeitig oon ber ©efaljr ocrftänbigt roorben, aud) ein 3U9 hätte fid) pr Stettung eingefurtben. Ober roas märe ber unter fo oiele geroefen! Sie Oaufenbe unb ein paar Sßerfonenzüge. Setlpnien batte fid) ben 3f)ttgen für bie 3n|"affen bei ber Sireftion in Hattoroiß fdfon gefiebert.

3d) glaube, oiele hätten fid) in bie ©älber geflüchtet, p guff, p ©agen, ju Stabe. Sine mächtige Sölferroanberung nad) bem linfen Oberufer hätte fid) entroideli. Ob fie alle fid) geborgen hätten, ob nid)t ber geinb fo mand)en überrafdjt unb ißm ben ©eg oerlegt hätte? ©er mili bas fagen? Unb bas giüd)tlingslos. ©eld)es Sleitb.

Om greitag nad) bem Sußtage, fo gegen Sftittag, tarn ein gaBigifches ßanbfturmbataiHon in unfere Sdjule ins Quartier, meift ältere ßeute, $o!en, 3uben, Stutßenen. 3d) felbft nahm einen Hompagniefüljrer, oon Seruf gorft=

beamtet, mit feinem Surfäjen, ober, roie es bort beißt, Siener, auf. 3n allen SUaffenjimmern, auf ben Horriboren maren Strohlager gured)tgemad)t. Sis 50 nahmen in einem Staunt %Slaß. Sine bide, von Sabafsbunft gefd)roängerte ßuft fd)lug einem entgegen, menu man eine Sür aufmad)te. ©enn man bes Obenbs gegen neun Uhr bies SSIaffenguartier betrat, boten fiel) Silber roie aus ©al=

ienfteins ßager. $ier fnieten einige unb beteten. Saneben lag eine ©ruppe, ladfenb unb fdhergenb. $ier lagen auf bem Stroh Iangausgeftredt ungarifd)e

$ufaren, baß man über ße ftolperte. Sort lauerten anbere an ber ©anb unb lafen. Sor bem £>aufe hielt ein Soppelpoften mit aufgepflanztem Sajonett

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üBacfje. Bliemals bis bal)in unb niemals roieber wirb meinem §aufe fo eine Sf)re wieberfafjren. Sie Oefterreidjer hoben im ©ergleid) gu uns fpahhafte Slommanbos, fo bei bet Blblöfung bet Soften: ©often einanber angeraut, habt ad)t!

Bluf bem Sdjulfjofe fochten fie in btei mächtigen Ueffeln f^Ieifd) unb Bleis. Sie Btinbsoiertel, tabellofes ßleifd), befamen fte fertig geliefert. Sit führten gange gerben non Sdjladjtoieh mit. Sa trieben fie eines Zages eine BJtenge Dd)fen unb #üf)e burd) bie Stabt. 34 höbe mid) gemuntert, baff bie Ziere nicht, geblenbet burd) bas <Baslicf)t, mit ihren Römern in bie Spiegel*

fdjeiben ber ©efdjäfte rannten. Böar bas f^leifd) gar geworben, mürbe es auf improoifierten Zifdjen in Portionen gerteilt. Geber tonnte an feinem Zeile fatt werben. BBir burften non ber Suppe foften unb fanben fie tabeitos. Sa id) Spolnifd) fann, f)abe id) mid) mit ben Beuten gut oerftänbigt. Selbft bie Bht- ttjenen maren mir feine Barbaren, ba mir gut ©erftänbigung meine ruffifdjen Spradjbroden gu $ilfe tarnen. Sie Guben fpradjen ausnahmslos Seutfd), wenn aud) nur bas jiibifĄe Seutfd). Sie brängten fid) aud) meift oor, boten einem felbftgebreljte gigaretten an, für bie unfereiner tjöflidf) bantte, unb ga­

ben jebe Blusfunft.

Sie maren alle, id) meine bie gange SSetegfdjaft, oerlauft. Bim Sonn- abenb hielten fte (Beneralreinigung. BRein £of unb Stall maren bas reine

„Baufoleum". Sas furchtbare Ungegiefer, unter bem bie Beute, befonbers im Often, leiben, finb bie Rteiberläufe, gegen bie es fo gut wie fein Blbweljrmittel gibt. Ob Offigier ober (Gemeiner, fte werben alle gepeinigt. Bleuerbings hat man an ber (Brenge Sntlaufungsftationen eingerichtet, wo bie Beute, wenn fte in bie tpeimat wollen, am Mörper unb an ber Reibung gefäubcrt werben. Sie ergäben ausnahmslos, bafj fie ftd) wie neugeboren fühlen, wenn fie bie ©läge- geifter losgeworben finb unb ihren Sntlaufungsfd)ein in ber Zafd)e haben.

Unfre braoen (Baligier werben noch manches biefet Gnfeften mitgenom­

men hoben, als fie am Zctenfonntag abrüdten. Biber fie fahen im übrigen gang manierlich aus. ©iele fdjleppten mehrere ©rote mit fid). Blud) anberen BRitnboorrat nahmen fie mit. 3n ben Zagen ber Surd)güge gefchal) es baher nicht feiten, bah ben ©ädern bie BBare ausging unb baß fie mitten am Zage bie (Befd)äfte fd)Ioffen. Blur bie ^leifcher hielten ben Blnfturm wader aus, wä'h*

rcnb bcifpielswctfe bie gigarrengefd)äfte in einzelnen Zabafsforten oöllig aus*

oerfauft würben. Sie unb oiele anbere (Befd)äfte ber Stabt haben in jener Seit glängenbe llmfätje ergielt unb fid) einen hübfd)en (Bewinn gutge|d)rieben.

Sogar bie Obftftänbe am Bitarft hotten rei#enben Blbfa|, obfdjon bie Beute rohes Obft burdjaus meiben foHten.

BRit ben (Baligiern oerlieh ber letzte einheitliche Zruppenförper oon Oefterreidjern unfere Stabt, gwar bie Stoppe blieb nod) öfterreidjifd). Ser Rommanbant war ein öfterreid)ifd)er Oberft, namens BBagner, ein alter, präd)-- tiger $err. Sr hot fid) oor bem gefte bann oon mir oerabfchiebet, als er, irre id) nicht, nad) BBielun fein ©üro oerlegen muhte. Ungarifd)e ffetbgenbarmen mit ihrem fteibfamen ffeberbufd) fah man noch lange. Ghnen lag bie Orbnung ber Stappenftrafje ob.

Bim Sonnerstag, ben 26. Blooember, rüdte bie 48. Sioifion ein. Ss wa­

ren Reffen, bie aus ben Sd)ühengräben oon Bitte famen unb nod) fid)tbare Spuren bes Sehmbobens an ihren BRänteln trugen. Sie waren nach 80ftün=

biger, ununterbrochener Sifenbahnfahrt hier ausgelaben worben. 3n ber 3n=

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fanterie maren piele freimütige, meift Stubenten aus ©iejjen. Wan merfte es an ben Biebern, bie fte fangen. 3d) burfte einen 9Imtsrid)ter unb einen Spaftor beherbergen, ßefderet biente als Sigefelbroebel mit ber ©affe, roie überhaupt niete meiner 9Imtsbrüber ben Satar mit bes Inifers 9tod oertaufd)- ten, unb als Unteroffiziere ober Offiziere üriegsbienft tun. (Sine ganze 9tei!)C fjat fdjon ben £etbentob gefunben.

©ir hotten faum bas Wittagbrot gegeffen unb uns einen friebens*

tabaf angezünbet, als fd)on ber Sefeht gum 2Iusrücfen tarn. Sie Beute bauer­

ten mid). ©ie rooht hotte ihnen eine Heine 9hü)e getan. 91 ber ber feinb brängte noch immer nad) ber ©renge. 3<h höbe fpäter gehört, bah fte oom 30.

9tonember an ftänbig im freuet maren. Sei ©ibaroa muhten fie eine ftarfe ruffifdfe Stellung ftürmen, bie freimütigen hielten fid) babei über altes Bob

moder. (fortfe#ung folgt.)

2lus ber (BefdhWe ber eocmgelifdjen ftitoje $u fionffabf.

©».$. ®«»ei.

(fortfetjung)

3m folgenben 3ahr fttrbt am 27. Sprit 1770 ber greife ©odjlooius.

Bange gett hotte ihn fd)cn bie ©id)t geplagt. Sun mar biefe plötjlid) gurüd»

getreten unb hotte feinem Beben ein ©nbe bereitet. 3m 76. Bebensfahr, im 55. Slmtsfahr roirb er am 30. Sprit nach einem befonberen Srauergottesbienft in ber Stirdje, um bie herum fd)on bie Wauern ber neuen Kirche ftehen, gu förabe getragen. Sas "patronat mahlt in ©inmiitigfeit mit ber ©emeinbe ben aüfeitig beliebten ©eorge frcgtag gum Paftor unb Senior ber Sxonftäbler Parodjie, ben man als einen eifrigen befähigten Wann erfannt hotte. Sun gab es für fregtag unb feine frau einen fröhlichen Umgug. ©ar f regtag guerft oom Siafonatsgebäube ins Stantorshaus, um feine frau gu boten, gegangen unb oon bort mieber ins Siafonatsgebäube, um mit ihr ba 5 3at)re gu root)nen, fo ging es nun gum britten ©eg ins I. Pfarrhaus. Sas mar bod) etmas gong onberes. Sas I. Pfarrhaus mar ein neuer Sau. Ser tag gmifdfen ber Wülflftraße, ber feßigen Sübfeite bes Stirdfptaßes, unb ber Sabergaffe, ber jetzigen Wiihtftraße. Sort tonnte fregtag eine große BanbmirtfĄaft betrei­

ben. Sos 3ohr 1771 mar überhaupt ein jpöhepunft feines Schaffens. 9tod) oor feinem Umgug roirb ein Södjtertein geboren, bas ben Samen ©hriftiane,

©ithetmine erhält, unb bei bem ber Wajor ber Sonftäbter Sdjtoaöron unb ber paftor Sabartt) aus bem Biibener Streife Pate ftehen. 3m £>erbft 1771 roirb auf ber Stonftäbter Pfarre bie erfte ©rnte eingeholt. Wit Stotg lieht frau Snna fregtag bie ©rnteroagen oom fetbe tommen. Sie Scheuern roerben gefüllt. 3m Dftober, am 20., ober tann Senior ©eorge fregtag mit Stotg bie Stonftiibter Rirdje einroeilfen. Ser müheootte Sau mar ooltenbet.

Sie neue Sxirdje mar aufgeführt roorben, roährenb bie alte ftehen geblieben mar, unb erft als bie neue fertig mar, hot man bie alte innen abgebrod)en unb bas Wateriaf gu ben Siiren herausgefchafft. Sber roieoiet Schmeiß hat es and) fregtag getoftet, roieoiet neuen Śerger hat er erfahren? ©r tonnte fetbft

(9)

befennen: „SDceine Sorge, TDüi^e urtb Arbeit um ben 93qu ber Ktrdje ift unbe­

greiflich urtb ber Unbanf ber Mobiles unbefdjreiblid)!"

3eßt f)at er aber roieber mel)r freie gett. ©r fann ftd) feinen greunben imb 93efannten toibmen unb in bie ipäufer geben. Sei all ben freubigen ©r=

eigniffen im ^aufe bes alten greunbes, bes Organiften 3oI)ann 3akb Sdbotß in Stalling, ift er gu Safte unb als Spate. ©benfo ftef)t er in gutem SPerfebr mit bem Spoligeibürgermeifter oon Konftabt, greptag.

3m 3af)re 1774 mifcfjt fid) ibm Sind unb tieffter Sdjmerg. 2tm 18. 9.

1774 fćhentt ibm feine grau ben erften Sobn. ^aten finb ber Oberft ber Konftäbter Sdjroabron oon ©utbenau unb feine grau, ber ©oftor Obaibeim- bie ßrau Oberamtmann 6d)neiber aus Sßoblanb unb ber ©roßoater 3of)ann Oering. Oie greube ift gar groß über bas Söbnlein, bas bereinft ber 9Sater bes großen Otdjters ©uftao greptag merben follte. Sdber ber ©roßoater erlebte hier feine lebte greube. ©troa 14 Sage fpäter trifft ifjn auf ber Orgel' banf roäbrenb bes ©ottesbienftes ein Sd)lagfluß. 9BobI liegt er nod) einige

©age. gelähmt unb ohne fpreĄen gu tonnen. Surd) ipanbbrud gibt er nod]

feine ©ebonfen gu eriennen. Sdm 5. Oftober 1774 aber führt iljn ©ott bet f^err in bas f)tmmlifdf)e Sdeid). greptag Ijat feinen Sd)toiegeroater febr oer- cl)tt. So fd)Ioß biefes 3abr rcdjt traurig.

2 3abre fpäter, am 6. 4. 1776 ftirbt auch fein SBater.

Sdeues tritt an greptag heran. .Kolonien griebridjs bes ©roßen finb bei Konftabt entftanben. 3n Sopbiental hoben fid) eine Üteibe Siebter nteber- geloffen. ©in befonberer griebbof entftebt bort unb am 11. 3uni 1776 ro’rb bortfclbft als erftes ein 3 totdingspaar eines Kolcniften beigefeßt. — 9lm 20. SDlat 1777 fommt ein weiteres Oöd)tcrIein, Sophie, ins Spfarrbaus. 2 3cil)re fpäter aber 1779 hoppelte greube. 9lm 17. 3ult toirb ttn Konftäbter Spfatr- haus ein Söbnlein Karl ©tlbelm geboren. Oiefes ©reignts in ber gamilte aber toirb nod) überfdjattet oon einem bie gange Stabt mehr erregettben gad.

Oer große König griebriä) befud)te auf einer Sdüd'retfe oon Oberfdjlcfiett I)cr aud) Konftabt. Side bie, bie ißn bis babin nur nad) ©rgäblungen betounbetn tonnten, bie fafjeit ü)u hier in bem abgelegenen Stöbtdjen leibhaftig.

93on bem 3af)t 1779 ab aber oodgießt fief) Iangfam ein Umfd)toung im Seben biefes unermiiblid) fdjaffenben Stannes. ©ie 3abte bes ©Hides l)öreu auf unb eine 9teibe oon trüben 3obren beginnen. Sod) im 3aßre 1779 gebt fein greunb, ber Sßoligeibürgermeifter greptag. beim unb am 28. Sprit 1780 oerliert er and) feinen greuttb, ben Or. meb. ©halbem, ber bei 'mehreren feiner Kinber bie Sßatenfdjaft übernommen batte.

SBoßl fdjenft ©ott bem £>aufe greptag am 6. 3anuar 1782 nod) ein­

mal ein Söbnlein, Kart Senjamin, bas am 9. 3anuar oon bes Saters tpunb getauft toirb, aber nur nod) 2 Spaten bat. Oiefes Stal ift fein Spate aus ben Käufern ber Sßatrone gugegen. 3Jlit ben ©oflatoren bat greptag fo mandfen Serget gehabt, ©s roar bas lebte Kinb, bas ihm fein 2Beib geboren bat.

2 SOionale fpäter erfranft bes Seniors geliebtes 2Beib Snna an einer Stagen- trantbeit mit fel)r großen Scßmergen. ‘ 18 9Bod)en lang hält biefes Selben bie nod) junge grau an bas Kranfenlager gefeffelt. Oas Selben feiner grau nagte an greptags bergen. 3m 39. Sebensjaßr oerließ fie ißn unb bie 7 un- Grgogenen Kinber unb entfdilief felig am 12. 3uli 1782. Sitterftes Selb be-

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Beutete ber Serluft Biefer ffrau für Ben ftarfen Wann. Sm 14. 3utt fammelte ließ ein gewaltiger Scidjengug cor Bern Sßfarrßaus. iüodß nie roar aus allen Orten eine fo große Wenfd)enmenge ßierbet gefeßen, bie an Bern tiefen Gcßmerg Bes gearteten Gentors teilnaßm. Vormittags grotfdßen 10 unb 11 Ußr ßielt erft ber ©tafonus Halita eine polnifdße Srauerfeier, ßernaeß ber Ganbibat Gibing eine öeutfeße. Gämtlicße abligen $errfd)aften maren gugegen. hinter ber Sßfarrbanf, neben Bern breiten (Bang in ber Hircße würbe bie ffrau bes Gentors beigefeßt. 9Iocß lange ßat ben Wann ber Gdpnerg über btefen Serluft bewegt unb faft ein 3aßrgeßitt fdfjten es fo, als ob er fid) gu neuem Gtißaffen nidßt würbe aufraffen fönnen. ©agu traf tßn mandjerlei Gcßaben.

21m 3. ©egember 1786 rourbe bie Gtabt unb bas ©orf 3eroItfd)üß non einem Grbbeben ßeimgefud)t, bas aber feilten befonberen Gcßaben anrießtete.

Weit fcßlimmer waren bie Wafferfluten biefes 3aßres, bie non 3oßannis bis Wicßaelis ununterbrodjen bas 2anb ßeimfud)ten. ©as (Betreibe roueßs aus, bas £eu oerfaulte, bie (Ernte fonnte nid)t eingeßolt werben, benn bie Wagen fanfen auf ben Reibern ein. ©as traf ben Wann roirtfcßaftlid) fo rote alle feine ©emeinbeglteber. 1787 braeßen ©iebe in feine große Gtube ein unb beftaßlen ißn. 1788 erfuhr er bei feinen gaßrten über Sanb bie enorme Halte, bie ben Winter ausgeießnete, wobei niete Wenfdjen ißre (Blieber erfroren. 3m folgenben 3aßr brachte ffreptag gliid'Iid) feine Grnte in bie beiben eigenen Gcßeitetn, ba brennen fie ißm am 16. Geptember rooßlgefüüt ab. ©as llnglüd traf ißn umfo ßärter, als bie beiben folgenben 3aßre foltĄe gang befonberen Wißroad)fes waren berart, baß rnaneße Säuern ißt Siel) aus Wangei an gutter netfoufen mußten. 1791 ftirbt nun aud) nocß bie $rau feines eßemaltgen fyreunbes, bes ‘’ßoligeibürgermeifters ffreptag, unb nun wirb es immer ein­

famer um ben aiternben aber nodß rüftig bleibenben Wann.

©a rafft er fid) im leßten 3aßrgeßnt bes 3aßrßunberts nod) einmal p rüftigem Gcßaffen auf. Gin großer ©orfbranb gibt ißm (Belegenßeit, einp- greifen. Sränbe waren bamals nitßts feltenes. Gie beßnten fid) gleidß raptbe aus, ba nur wenige Käufer maffio gebaut waren, ©ie Gtabtßäufer, bie mit einem inafficen ©aeße oerfeßen finb, ftnb in ber Gtabt Honjtabt um bie Wenbe bes 3aßrßunberts nodß gu gäßlen. Wie faß es erft auf ben ©örfern aus! ©a brid)t 1794 in Seroltfdßüß ein großer ©orfbranb aus unb oernid)tet faft bas ßalbe ©orf. 2Incß bie erft 1778 neu erbaute Gdjule fällt ißm gum Opfer. $ter nimmt fid) ffreptag ber ©auangelegenßeit mit Gifer an unb 2 3aßre fpäter fonnte frßon bie neue Gcßute roieber begogen werben. 3m gleid)cn 3üßr fann er au di ben 91eubau ber Hircße in Gfalung leiten unb ooHenben. ©ort ßat er int gangen 29 3aßte mit Bern ^reunb unb Organiften 3oßonn 3a£ob Gcßolß gufammengenrbeitet. 9UIe Brei Wodßen ßielt ^reptag polntfcßcn (Bottesbienft unb bie beiben Gonntage bagtoifdßen las Gcßolß im Sefegottesbienft bie poI=

nifdjen ‘tßrebigten bes fei. ©ombrorosft, beffen Gpemplar fid) nodß ßeut in cer Gfnlunger Hirdße befinbet. ©ie Sefißerin bes ©ominiums, bie feßr fromme i?rau non Hobltnsfp, ftiftete gu Bern Sau 500 Steidßstaler unb ber 9taäßfoIger ber Sefißertn, Saron non $enneberg, war gwar fatßolifd), unterftüßte aber ben San fo feßr, baß er halb eingeweißt werben fonnte. ©as alte Hird)Iein, bas genau 100 3oßre bort geftanben ßatte, mid) nun Bern neuen, beffen Gin-- roeißung fyreptag am 1. Sboent bes 3oßres 1796 oorneßmen fonnte. ©as fommeube 3oßr gäßlte für ^reptag bas feeßgigfte ßebensjaßr. ©ie Hröfte ließen nadb, aber ber (Seift war nod) rege. Gein ffreuitö, 3n£ob 6d)oIß, ber

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Organift in ©faltmg, ein für fein Kird)lein begeifterfer SOtonn, brcing unermüb*

ltd) in gfregtog, bod) nod) eine Orgel p befd)offen. Sas mar eine müfifonte Arbeit. Sie Sßatrone Ratten bamals für Orgeln nod) roenig übrig. Koüeften in ber atmen burd) Diel fd)led)te 3af)te gefd)möd)ten ©emcinbe brachten roentg ein. Sas Hird)cnuermögen roar gering, f^reijtag honbeltc auf eigene ßauft unb befteüte 1799 bie Orgel in ber Hoffnung, bas ©elb mürbe fd)on pfammcn=

fontmen. Sod) bte Sd)roierigfeiten häuften ftd). Sie gufammenarbeit mit bem Siafor.its Sßarolif roar fdjroer. Siefer roar nidft pt f^riebfertigfeit unb Oerfo^nlidjfett geneigt. Sr roar aud) met)t ein titdjtiger Lanbroirt, eines

©djmiebes Sol)n unb fcljr rooljl^abenb, ber fein Sieben f)inburd) 3unggefeHe geblieben ift. 3n biefent 3ctl)r f)o!te ©ott feinen Siener heim. 91m Sonntag, ben 6. Ofteber 1799 Ipelt ffreptag nod) in ©falling bie polnifdje Srntebanf*

feftprebigt. 12 Sage fpäter ftarb er am ©tieffluff unb rourbe am 20. Oftober 1799 ftiil ofjne ©eläut beigefej)t.

Somit batte ber cielleidjt bebeutenbfte ©eiftlidje ber fßarod)te Konftaot feine Singen gefd)Ioffen. ^Ritten aus feiner Slrbeit roar er herausgeriffen mor=

ben burd) ben Sob. freilich bot fetter Orgelbau in ©falling nod) feinen Srbcn mand)e ©d)roierigfeit bereitet. Sie Orgel roar ebne ©enebmigttng bes OeIs=

nifd)en Koitfiftoriums erbaut. Sic Soften roaren pnädjft aus ber Kird)cnfaffe ohne Oorroiffen bes Konfiftoriums entnommen roorbett, aber nun reichten plöt)=

ltd) bie Kirchenfaffcngelber nidjt aus, um bie übrigen Soften, bantnter aud) ßinfev für ben Siafomts Sßorolif, p bed'en. Sie SRot roar groß. Sas herpg=

[id)e Konfiftorium »erlangte, baff bte f>reptagfd)en Srbcn pr Srfafdeiftung berangepgen roerben füllten. Gd)Ife#Ifd) aber rourbe barauf Oer&id)t geleifiet.

‘ ©o ftarb ©eorge ftveptag, ein $Rctmt nimmermiiben Sifers, ber unermüb*

lid) feiner ©emcinbe bas ÜBort ©ottes oerfünbigte, in glcidfer 2Betfe für ben 23au ber ^irefjen unb Sdplen forgte unb in gleicher 9Betfe in emfiger Mein, orbeit unphlige Slnspge aus ©driften unb Urftmben IjerfteHte, bie er auf bie 33Iätter ber Kirdjenbüdjet unb in befonbere £>efte febrieb. Siefem SDlanne, einem ber beften Konftäöter ©eiftlidjen, bem ©roffonter bes befannten ©uftau fjreptag roäre es roert geroefen, ein feierliches Leid)enbegöngnis p oeranftaltcn unb einen Senfflein p fetsen, ber non feiner geronltigen Lebensarbeit geugnts ablegte SRur eine einfache Safel am ©iibausgang ber Konftiibter Kirche fiinbet ooit biefent üRannc unb enthält bie 3nfd)tift:

ipier ruhet

©eorge fjreptag Sßaftor unb Senior,

geboren ben 6. Slpril 1737

geftorben ben 18. Oftober 1799 im oierjögften 3ohre feines hieftgen Lehramtes.

(Sortfebung folgt.)

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(Ein fircujburger Tpfacrfjcrr ols 2C(jn

eines girfUSbireffOrS. Son Sernlmrb Sfmmmel.

©eitoerbreitet mar in früheren Beiten in Schießen bas ©efd)led)t Stofd), bas im ©rafen--, Freiherren- unb Slbelftanbe Müßte. 91ns biefem ©efcßlecßte ftammt ber Lieberlieferung nad) and) ©eorg (Stof cß i u s, ber im 3al)te 1588 als Pfarrer 31t Rreugburg unb Senior im Oriegiftßen ^ürftentumc an ber Sßeft ftacb, gufammen mit feiner (Ehefrau fftebede, geb. fftößlerin. Denn als Oater biefes ©eorg Stofd; roirb angegeben ber Orbßerr $ans Stofd) 31t Gaßniß im Oppelrtfdjen, über beffen ßufammenßang mit bem altabeligen ©efd)Ied)te Stofd) allerbings nichts befannt ift, ber aber and) oom Oßroniften bes Slbelsgefcßletijts aufgefütjrt mirb. Os ift ja and) feine Seltenheit, baß ©lieber obeliger ©c- fd)Icdjter, bie fid) in ben Stabten feßßaft mad)ten, and) foltfje, bie fid) gelehr­

ten ober überhaupt bütgerlidjen Oerufen guroanbten, aus bem 91bel, ber ba- nuls ja oöüig Staub mar, ausfd)icben unb im Oürgertum aufgingen. So and) mohl biefer ©eorg Stofd) unb bann feine gahlteicfjen fRacßfommen, bie fpäter allerbings in mehreren ßmeigen roieber „2lbelsanerfenmmgen" erhielten.

Ueberblidt man bie ©ntroidlung biefes Stammes bes großen 6tofd)fd)cn

©efamtgefcßletijtes, fo finbet man feine ©lieber oornehmlid) in afabemifd)cn Óe- rufen, barunter roiebrr eine große fRnßaßl oon foldjen, bie bem Oerufe ihres Slhnljerrn, bes Rrengbntger 5j3farrl>errn, treu blieben. So mar fein Sohn O a n i e I Stofd), geboren 1561 in Rreugburg, guerft als Sdßulfollege in Rreugburg tätig, fpäter feit 1586 Ofotrer 3U Sd)merbt im Rreugburgifcßen.

Or ftarb bann als 9lrd)ibiafon 3U ©inßig unb fßißforfe. Oie Söhne Oaniels unb roieber beren fRacßfommen blieben gang im Scßleßfdjen feßhaft, auch meift roieber als fßfarrer, roie and) bie ©ödjter Oaniels ©eiftlid)e heirateten.

©er Oruber Oaniels aber, OartßolomäusStofd) (geboren 1566, geftorben 1625), ber als iReftor ber Stabtfdjule in Strehlen in Schlefien roirfte, mürbe ber Stammoater eines großen groeiges bes ©efcßlecßts, ber fid) gunädßt im Oranbenburgifcßen, bann aber and) üb fr bas übrige Orenßen oerbreitete.

Oer erfte gleidptamige Soßn roar Rurfnrftlid) Oranbenburgifdjer §>ofprebiger, Roußftorial- unb Rircßenrat. Oon OI) r t ft 0 p h Stofd), bem jüngeren Soßne (geftorben 1659 gu 9veclfird)en in Sippe als Ofarrer) ftammen roieber gaßlreicße ©eiftlicße, Slergte, aber and) ßuriften unb Offigiere. Oefannter mür­

be ber O a r 0 n Sß h i I i p p 0 0 n Stofd), ein Onfel bes fReelfircßener Ofar- rets. Or lebte bie leßte geit feines Gebens in Italien, roo er and) 1757 in Floreng ftarb unb roar ein bebeutenber Renner unb Sammler antifer ©ent*

men unb anberer Runftgegenftänbe.

3n neuerer geit nun ßnb es 3roef 9Ränner bes ©efd)ted)ts, bie ben ta­

rnen Stofd) roieber befannter gemod)t haben, roenn and) auf cjärtgXich oerfcßie- bene ©eife. ©er eine ift ber ©eneral ber Snfanterie unb 2lbmirat 211 b r e d) t oon Stofd), ber erfte Chef ber beutfeßen Obmiralität unb Staatsminifter.

Oer anbere ift ber Oeßßer unb Setter bes großen beutfeßen girfusunternehmens Stofd)--Sarrafani, beffen 9tuf in alle ©eit erflingt, ©ireftor tpans Stofd) -6 arro fani.

3n bas Rreit3bnrger Ofartßaus gehen fo bie ©urgeln bes ©efd)Ied)ts gurüd, bem biefer KRann entfproffen. Oer fßfartherr bes 16. Sohrßunberts

(13)

uni) ber girkusunterneßmer unferer Sage, ©eich feltfame ©egeniiberftellung!

S>as ftitie Jtreugburger Sßfarrßaus unb ber große girfusbetrieb, meid) einaiv ber fo fern liegenbe ©eiten. Unb bod), ber iłreugburger Sßfarrßerr ©eorg Stofd) unb ber girkusbirettor $ans 6tofd)=Sarrafani in einer geraben gene- alogifdjen 9teiße. 3n ber langen Sxette ber ©entließen unb 3uriften, bie un=

fere ©tammreiße geigt, bridjt er ft ber ißater ab, er rnirb Kaufmann, ber ©oßn ober fpringt gang aus ber Sieiße unb fdßafft fid) felbft feine ©eit, ber er gang lebt, feinen girlus Stofd)=6arrafani. ©o oerbidjten ftd) in ißm bie ererbten Süßigkeiten feiner 2lßnen, fultioiert burcß 3aßrßunberte ßinbitrcß, gu einem Drganifationstalent unb einem Unterneßmungsgeift oon größtem Ausmaße,

©eorg ©tofćf) t 1588 ____________ Pfarrer gn Rreugburg

Santel Stojd) 3Barti)olomäus Sto|d)

Pfarrer f 1625

bltcßtöiafou in äBintpg SReftor ber ©tabtfcßule unb ißißforie_________ ju (Strebten

Stammreitje.

Sortbolomäns ©tolct) ttgri)topg 6to|d)

t 1686 f 1659

Stnrf. itiranbenb. £>of- $nftor 51t SReelfirdjen prebiger, donfiftorial« unb 1. Sippe

ftirdjenrat in SSertin

Wbolf Cliriftopb ©to|tb t 1691 1. prebiger auf betu 2Berber unb 9teuftabt

gu 93erltn gerbinanb Stojd)

t 1727 Agi. $r- £>ofprebiger

'Ptjińpp Stegmunb Stojd) f 1724

$r. meb. Agi. «ßr. £eib=

mebicug u. iöürgermeifter ___ gu Auftnn

‘ijlgUtpp Saron oon Stojd)

t Sloreng 1757 Agi. bioln. 9tat, Sammler unb Aunfttenner gerbhmnb Stojcb

t 1780

2>r. t£)eol. jboctjgrćtfl. Sipp.

Aonfiftorialrat,

£>ofprebiger unb ©etteral»

fuperintenbent git $etmolb gerbinanb Stoi*

i 1821 Agi. $r. ipofprcbiger

git Serlin

3ot)aiut Stoi*

t 1820 Agi. $r. AriegS. unb

©teuerrat, ©teuerbireftor in SJZagbeburg gerbinanb oon Stoi*

t 1857

Agi. W- Generalleutnant

9Ubert Stoi*

t 1866

©et). Obertribunalgrat gu Serlin gilbred)t oon Stofcb

i 1896 Gilbert Stoi*

t 1900 normals Seliger einer

©lagbüttc in Somnig

$ano Stofcb-Sarrafani Sefiger unb Seiler bes girlug-Unternebmeng

©tojcb-Earrafani

(14)

Betreibung bes fireifes fireujburg.

93on g e i e b e i d) 9t t b e e t gimmeemann.

3n ben nödjften Stummem unferer Setloge „9lus bet §eimat‘

mollett mir Sefctireibungen bes Steifes Äreugburg aus früfjeten Rei­

ten Detöffentiidien. 3Bir beginnen mit bem Storni bet Sejctjreibung non g. 9t. Rimmetmann, bet non 1745—1815 lebte unö im Setlag non 3ofyann Graft Stamp in Stieg in ben 3cf)ten 1783—96 ein brei=

geljnbänbiges 9BerI „Serjträge gut Sefcfjreibung non SdEjlefien" bet- ausgegeben ®er 2. Seil bes 1. Sanbes, bet 1783 erfdjienen ift, enthält bie „Schreibung bes jtreutsburgftfien Streifes". Sie Sdjrifb leitung.

I. Dom itreujlmrgfc&en Greife überhaupt

Set Steeusbuegfdje Slteis ift aus bem Sßitfdjenfdfen urtb StteusbuegfcEjen 2Beid)bitbe entftanben, 70051t nod) bee Sifttift um Slonftobt, meldfee geroöljnltd) bas Sxonftäbtiftije ßänbel fjeißt, gefdftagen mo7ben; ofjngeadjtet lefeteees 5am 5ütftentum Dels getötet, fo mieb bod) bee gange Sleets 5U 93tieg geteäjnet.

Seine ©eengen finb gegen Woegen unb Wittag Obeefdflefien1), unb 5roae bee 9rofenbeegfd)e Sie eis, gegen 9lbenb bas 93eestaufd)e fjütftentum unb gegen Witteenadjt bas Stönigeeid) Spolen.2)

Seine ©eöße ift beei Weiten lang unb beei Weilen beeit. 67 heftetet gegenroättig aus 3 Stabten, Slteugburg, Slonftabt unb Sßitfdjen, 52 altert Söt- feen, lfi neuen ootlenbeten unb 2 unoottenbeten Kolonien,

3n ben Sörfetn unb Kolonien befanben fidf: 3n ben 3at;ecn

1740 1756 1782

- ■■ - 38 92 Borwerte

24 24 ‘fßfarrpufer

--- 30 37 Sctjulpufer

—— 459 565 Bauern

—- • 890 1034 ©ärtner

—— 216 258 tpäusler

46 49 Wüller

—— 31 95 ©emeinpitjer

--- - 31 33 Scpiiebe

—— 1 3 BIeid)pufer

—— 2 Sßota|"ii)--6ieberf.ien

1402 1766 2183 fjeuerftellen ober Bedungen 837] 9063 10842 (£inwoi)iter.

St-1 Religion ber ©inmoßner ift größtenteils eoangeltfd), itjre Sprache aber pdnifd), unb auf 2 Kolonien wirb böfjmlfd) gerebet; burd) bie guten 3lnft alten ber ^anbesregierung aber fängt bie beutfcĘje Sprache an Ijin unc mieber etwas gewöhnlicher %u werben. Sas gemente Bolt ift trage unb fjäll ciel auf alte ©ewoljuheiten. Sie meßreften SBojjnuncjcn ber ^anbleute finb non Sdjrotßols. (Solche ©ebäube finb von lauteem $oIje, ein Balten über ben anberu gelegt unb bie SRi&e mit Woos ausgeftopft; man nennt es and) Sollwert); ja feibft in ben Stabten finbet man nod) oiele bergleidjen ©ebäube.

Ser 9ldet ift nidjt fruchtbar, man tann ii)tt füglicß in 3 £>auptarten obteilen, als;

(15)

a) Oer SBoben im eigentlidjen Rreugburgfcßen Rreifc ift ber fd)Ied)tefte, fdjutiernaß, fait unb fdßwargfanbigt, trägt etruan 3 Rorn.

b) 3m Sßitfcßenfcßen ift ber SBoben beffer, etwas Ieid)ter unb trodener, aud) gum Seit leßmid)t, unb fanrt etroan auf 4 Rorn gerechnet werben.

c) Oie Sieder im Ronftabtfdjen Oiftrift finb mit gutartigem Sanb unb Segm gemengt unb tragen 4 Rom, aud) ruof)l etwas brüber.

((Es ift fjier nur nom größten Seils bie Siebe; berm freilid) gibt es ßin mb wieber emgelne Sßlä&e, wo guter 23oben ift.)

Oie 33racße ift burcßgängig üblid), unb es geßet bamit foweit, baß bei mand)eu großen ©ütern außer ber SBracße beträcßtlicße Sänbereien, bie Säßben genannt werben, teils aus SJtangel ber Oiingung, teils aus anberen Urfad)en unbcnußt liegen bleiben. Oie SBeete werben im SBinterfelbe fcßmal gu 6—7,

$ur Sommerung aber breit gu 18 bis 20 ßußren geadert.

©eigen wirb wenig unb faum gur Stotburft, bagegen oiel Stoggen, Rartoffeln, ipeibeforn ufw. erbauet; $eu gewinnet man etwas über 5000 guber.

Sin Obftbäumen waren nad) ber leßten gößlung 22 617 Sind oorßan- beit. Oies ift wenig unb gibt einen 33eweis oon ber geringen SBetriebfamfeit ber gemeinen Banbiente.

SStaulbeerbäume ftnb nur oßne bie Stabte 500, bei ben Stabten aber über 6000 Stüd.

3m Sdßoße ber (Erbe finben ficß folgenbe Staturprobufte:

a) Steinbriicße gu Ooslau unb ©ilmsborf; im erftern Orte aber wirb nid)t meßr gebrochen; letzterer ift ergiebig unb liefert gute SStauerfteine.

b) (Eifenerggruben, gu 93anfau, Sltaßborf unb Ooslau. 3u Söilmsborf unb Stieber (Eilgut finbet fid) und) (Sifenerg; man ßat aber bei ben leßterti 2 Oörfern erft feit Rurgem biefe (Entbedung gemad)t unb bie geit wirb es leßren, ob biefe Orubeit ergiebig finb. Reine ßoßen Oefen, Buppen ober gfrifdffeuer gab es bisßer. Oas (Eifenerg würbe roß an bie naße gelegenen Oberfcßlefifcßen ipütten oerfauft. 3eßt ift gu SBanfau ein ßoßer Ofen erbauet unb bereits im Onnge; man arbeitet aud) über 2 gütfcßfeuern.

c) güüerbe, gu Bubewigsborf. Oie Sutßmmßer gu Rreugburg ßaben ficß berfelben bisßer bebienet; nun aber ift bei SSoblanb, Stofenbergfcßen Rrei«

fes eine beffere güüerbe entbedt worben.

3m 3aßre 1773 würbe ein Oamm bei Ober (Eügutß gefcßüttet, unb ber Sanb bagu oon einem nicßt weit oom SBauplaße gelegenen Sanbßiigel genom­

men; man fanb in ber Stefe fleine unb große Urnen oon Oon, worinnen Slfd)e unb in oerfcßiebenen oergolbete fupferne Rettd)en befinbltd) waren. (Einige oon biefen Urnen befißt gegenwärtig ber ßerr Rriegs- unb Oomänenrat Steuwerg.

Seicße gibt es Diele unb finb bie Jiföße gum SBebarf ber (Einwoßner meßr als ßinlünglid); ber Ueberfluß wirb teils nad) SßoIen in bie Rlöfter, teils nacß Breslau oerfaufet.

giüffe finb: bie Stoberau, SBriesniß, 93rawa unb Sartfcß; aber feiner ift fcßiffbar; fie liefern gute Rrebfe unb ©riinbcln.

Oie Sßälber finb anfeßnlicß, befteßen me ift aus Riefern, gicßten unb Jannenßolg. Oie Rlafter $ofg wirb in ben Stabten auf ben SMörften mit 10 bis 25 Silbergrofdjen begaßlet. SBei ber SJtenge oon SBalb ift an SBilbpret illerlei Slrt fein SJtangel, oorgiiglidß gibt es Steße, 0irfd)e unb Sdjweine.

(16)

3ii ben $ßnlbern ftnb hin unb wieber 98albbienen. dP.an gühO 53 SöalbbienemSdjwärme; ipausbienen werben 2241 nolle Stöcfe gefunben.

91n ipausoief) ift oorljanben 2318 Sßferbe, 2051 Ddjfeit, 30 630 Sdjafe unb 3579 Sdfweine. Sie $ferbe unb bas Stinboief) finb meift oon fleinem Sdjlage. Sie ©djafe liefern gute Sftittelwolle.

3n %nfel)ung ber Steuer gehört ber Rreis gur 3. klaffe, unb wegen ber 33iel}uffefurang gur 2. Sogietät.

Ser 91bel bes ^reugburg. unb Sßitfd)enfd)en Hreifes ift, bie ©inridjtung bei ber £anbfd)aft betreffenb, gum 93reslau--93riegfd)en, ber 'ilbel bes ^onftäbt«

fdjen Siftritts gum OeIsnifd)en Softem gefdjlagen; wie beim überhaupt bie (Einwohner bes lehren in Aird)en« unb 3uftigfad)en gu Dels, bie erftern aber gum Oberamt unb Qberfonfiftorium Breslau gehören.

Sen Stabten ift ein Steuerrat oorgefe&et, welker gu 9tamslau wohnet;

bem Greife aber, wie allen anbern, ein ßanbrat, in ber ‘perfon bes $errn 9lboIph Sploius oon Oljlen; ein SttarfdjEommiffarius, $err 3oI)ann ßrnft oon ^ßrittwi|, 2 Hreisbeputierte, bie Herren Sploius oon ^rantenberg unb Sploius C£I;rxft; fabian oon ©labis unb ein Steuereinnehmer, Sjerr 3of)ann'

©ottlieb ©lafer. Sie erftern 4 wählen bie Stäube bes Greifes, ber letztere aber wirb oon ber f)odf)IöbItcf)en 23reslaufd)en Krieges» unb Somänenfammer angefeht.

Sas Regiment oon garemba hat bie SBerbung im Greife unb in ben

Stabten. (^ortfetjung folgt.)

Sdjlefier bes 16. bis 19. 3af)tf)unberfs.

Sor furgem ift ber 4. $tanb bes Gammeiwertes „6d)lefifd)e tiebensbilber",

„Sdjlefier bes 16. bis 19. gohrhunberts", herausgegeben namens ber ipiftorifdjen Rommiffion für Gdjlefien oon fyriebrid) Snbreae, Grid) ©raber unb Staj £ippe (Verlag Sßriebatfdh=93reslau, geb. 7, —Jl), erfdjieneit. Ser mit gasreichen 'Silbern ausgeftattete Sanb enthält auf 441 Seiten 56 93iograpI)ten bebeutenber Sdjlefier bes 16. bis 19. gahrßunberts. Son engerem, örtlidjem 3ntereffe finb für uns im Rreife Rreugburg befonbers gwei tiebensbefd)reibungen: 3ohannes Sgiergon unb 3ol)ann Saoib ©rufdjwiß. Sie erfte Siographie ftammt aus ber fyeber bes Unioerfitätsprofeffors Sr. Stöbert ©ärtner--3ena unb geid)net fid) burd) befonbere Rlarfjeit unb Schlichtheit aus. Ser Serfaffer bes gmciten 2e*

bensbilbes Stabtard)ioar Wilhelm ©ottfjolb Sd)uIg--©Iogau ftüßt fid) auf bisher nod) nicht oeröffentlidjte Quellen. Gr fd)ilbert uns ben Sterbegang bes Śe=

grünbers ber f^irma ©rufchwiß, ber oon deinen Anfängen burd) unermitblidje, gäl)e unb el)rlid)c Srbeit beroiefen hat, baß „fjreie 93al)n bem Süchtigen" feine Grfinbung ber 9tad)friegsgeit ift, fonbern ftets gegolten tjai Sb er aud) bie am beren ^Biographien werben gern gelefen werben, ftärfen fie bod) in unferer troft=

lofen geit beim tiefer ben ©lauben baran, baß ein Solf, bas fo oiele tiid)tige tDtänner heroorgebrad)t hat, nid)t gum Untergang reif fein fann, fonbern wieber

ben Steg gum tiid)t finben wirb. Sr. <p. St.

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2) (Ebenfo nerorbnen roir, baß nad) bem fünfcßeiben unferer grau SOlutter non bemfelben gofpitale gum ^eile ber Seelen, nämlich ißrer unb unferer, burd) ben SMfter, ber

Nnbers war es nocß mit Vürgsborf. Siefes Sorf geßörte ßum ßerßog-- lidjen 21mt in Rreußburg, Rreußburg aber wieber war ein Seil bes fierßogtums Vtieg. $ier ßätte bie

Stun würbe fa pans oon Borfcßniß im 3aßre 1461 bureß ein peer ber Breslauer mit llntcrftüßung bes Delf er pergogs Conrad aus feinem SRaubneft ausgeräueßert unb oertrieben.

tergüter oon 3eroltfcßüß unb 9ßunbfcf)üß in ^rage. Run ift ja in 3eroltfd)üß bas Heine Kirdjlein urfprüngltd) nur eine Pegräbnisfapede geroefen, zu bereit Unterhaltung

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tennen geben. Schon Äreitgburg felber verbanft feinen Stamen gleichfalls biefen älteren natürlichen 93egießungen, nidfjt erft ben Äreugßerrn, nad) benen es ja auch eher roohl

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SBar ©dholh in feinem Sienft als Sd)ulf)altet außerorbenttid) gerotffen- haft, fo noch mehr in feinem Sienft an ber Stirdje, ben er mit alter Eingabe pflegte. 0on feinem ©djuthaus