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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Montag, 28. Januar, Nr 4, 1867

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Januar. 4. 1867. 4.Jahrgang.

Die Verfassung.

sacheiitilattfettdass Wolle

Erscheintjeden Montag früh.

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PreisvierteljährltchbeiallenPreuß. Postanstalten 41X2Sgr., beidenanßerpreußischenPostanstalten 7s,4 SgkinBerlin bei allenZeitungs-Spediteurenincl.

ZoteäiliohanSSgHinderExpedition, Taubenstr.27, 41X2 Sgk,

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Jnscrate

Der Fall derWuchcrgcsetze.

ZudenfürdenVerkehrhochivtchtigenFragen,deren Entscheidungim Sinne des FortschrittsJetztnach langemKampfeendlich bevoisteht, gehort auchdieFrage

wegen derFreigebungdesGeldverkehrs »

DieEreignissedesletzten Sommers, welche soviele mittelalteilichenVorm-Weilegebrochenhaben, haben auch inPreußenden erstenSteinaus demscheinbaruner- schütterlichenGebäudeder«Wuchergesetzeheransgerissenz dieeingetretene Geschäftssteckungmit dem drohenden Gespensteines allgemeinenBankeretts inunserer Han- delewelt bestimmte dieRegierung, durch eineoktroyirte Verordnung dieZinsbelchränkungen»aufzuhebenewelche auf demGeldverkehr lasteten, soweitderselbesich»nicht aufdenHypothekenoerlehrerstreckt.Die»woh»lthatigen Folgen dieser Maßregel machtensichsogleichsur1eden,

dermitdemVerhaltnißdesGeschäftsverkehrszum Geld- marktvertraut ist, bemerkbar,undNiemand dachte daran, daßderalteZustandwiederhergestelltwerdenkönne.

Dies ist auch nichtgeschehen.Allerdings»versuchtedas Herrenhaus,diemitlelallellichenZinsbeschrankungennoch

einmal zur Geltung zubringen,aberdieMajoritat

konnte sichdoch schließsichnichtgegendieNotwenko- keitverschließen,den AnforderungenderNeuzeitRechnung zutragennnd so istinPreußen dieserTheilderWucher-

gesetzefürimmer gefallen. P

Wennaber nun durchAufhebungderWuchekgesetze fürden nichthypothezirtenGeldverkehrdieLageder Darlehnssucher,welchekein unbeweglichesPfand fur das ihnenbewilligteDarlehn geben konnten,einesehr wesentlichgegenfrüherverbessertewar, sobefanden jetztdieGrundbesitzer-,welcheDarlehnegegenVerwan- dungihres Grundbesinessuchten,in einer nochviel

chlechtekenLagealsfrühenindemdieflussigenGelder

iichUmso mehrdemfreienVerkehrzuwandten,»alsdie LagedesGeldmarktesesziemlichleicht machte,fur»ganz sichereDarlehne7——8Prozentzu erhalten, Während man beiHypotheken nicht mehrals5Proz.nehmen durfte, ohneGefahrzulaufen,als ,Wucherer«mit Zuchthausstrafebelegtzuwerden,

DieWirkung solcherVerhältnissezeigtesichauchsehr schnell aufdemGeldmarkt,undinderkurzenZeitvon nichtganz achtMonaten, welche seitAufhebungder Wuchergesetzeverflossenist, hatfich,währendimAllge-

meinen dieLagedesGeldmarktes besser gewordenist, dieLagederGrundbesitzer,undganzbesondersderländ- lichen,sosehrverschlimmert, daßman sie fasteinever- zweifeltenennen kann.

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Von allenSeiten find Hypothekengekündigtwor- den,weil dieDarleiherihrGeldanderweitig voriheil- hafter anlegenwollten,denEigenthümernwar esnur mitschwerstenKapitalsverlusteu möglich,sichdasGeld u verschaffen, und so manchervon ihnensah seinen iuiuvor Augen, ohne daßesihm möglichschien,den- selbenabzuwenden

DieserZustand mußte nothwendigdieAufmerksam- keitaller derer auf sichziehen,diesichmitöffentlichen Angelegenheitenbeschäftigen,und allgemeinwurde der Wunschlauf,denHypothekenverkehrdurchAufhebung derfür ihn nochinKraft bestehendenWuchergesetzevon den auf ihn lastenden Fesselnzubefreien,undihmdie flüssigenKapitalienwieder zuzuwenden. DieStaatsre- gierung hattesich schon früher dahin ausgesprochen,daß siegegeneinensolchenSchritt nichtseinzuwendenhabe, undnachdemdasHerrenhausdieerste Verordnungüber AufhebungderWuchergesetzegenehmigt hatte,war zu hoffen, daßesauch nocheinenSchrittweiter gehen und dieWuchergesetzevollständigbeseitigenwerde. Es war alsogegründeteHoffnungvorhanden, daßeinAntrag aufAufhebungderZinsbeschränkungauchfürdenfzI·Hy- pothekenverkehrdieZustimmungsänimtlicherFaktorender Gesetzgebungerlangen würde,und derAbg.Lasker brachtebeidemAbgeordneteuhausfolgendenAntragein:

Wiru.s.f.verordnen,wasfolgt:

§·1.DiebestehendenBeschränkungendesvertragsmäßigen ZinsfußesundderHöhederKonventionalstraer-welchestatt derZinsenfür den Fall der zurbestimmtenZeitNichterfol- genden RückzahlungeinesDarlehnebedungenwerden, find auch für Darlehne,zu derenSicherheit unbeweglichesEigen- thum verpfändetwird,aufgehoben -

§.2.WirddieZahlungeinessolchenKapitals——»§. l.

—- verzögert,so bleibt,wenn einhöherer,alsderfurdie

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ZögerungszinsenbestehendeZinsfatzbedungenwird, dieserhöhere Zinssatzauch fürdieZögerungszinsenmaßgebend.

§.3. Das Rechtdes Schuldners, einDarlehn, für welchesmehrals sechsProzentZinsenoderKonventional- strafeverabredet sind,jederzeit auch,wenn einesoäiereZal)i-"

lungsfristverabredet ist,zukündigenundnachAblaufeiner dreimonatlichenFristzurückzuzahlen §.1.Alin.2.der Verordnungüber dievertragsmaszigenZinsenvom 12.Mai 1866 wirdhierdurchaufgehoben·

DasAbgeordnetenhaushatdiesem Gesetzentwurfefast einstimmigzugestimmt,nur hatesaufdenWunschder Regierungden§. 3 dahinabgeändert,daß.-uchfür Hypothekendarlehnejenes KündigungsrechtdesSchuldners beibehaltenwird,welches durchdieMai-Verordnungfür andere Darlehnebewilligt ist, daß dasselbeaber ftatt auf3 Monate auf6Monate festgesetztwird. DieRe- ierung motivirte ihren Wunsch wesentlich damit, daß

siehoffenkönne,demGesetzemitsolcher Aenderungdie AnnahmeimHerrenhausezusichern.Wirwollen wün- schen,daß dieseHoffnungderRegierung sichnichtals trügerischerweisenmöge,und daß somitnoch in der turzenFrist, welche fürdiejetzigeSesfiondesLandtages nochinAussichtgenommen ist,oieWuchergesetzefür Preußen vollständigfallen.

Wir habenalso hierwieder einBeispiel,wieeine Institution,diesichüberlebthat,unaufhaltsam zusammen- stül·zt,wenn ersteinmaldieUnrichtigteit ihres Prinzipes insoweiterkannt ist, daßman angefangen hat, siein einem ihrer Theilezubeseitigen.

Politische

Preußen.DasAbgeordnetenhaus setzteamDienstag dieBerathungenwegenAufhebung derSchuldbaft fort·

Obgleich.sich diemeistenRedner für dieUnzweckmäscigkeit derSchuldhaft ausfprachen,nahmdasHaus dochden Kom- missions-O-lntragaufeinfacheTagesordnungan. Möglich,daß viele zudiesemVotum durch dieAusführungendes als Juristen so hochgeachtetenProf.Gneist bestimmtworden sind,aber-, wiederAbg. Laster sehr richtigimLaufe der Diskussion aussührte, Fragen solcherArtimmer am schlech- testenvonJuristen behandelt.Diesestehen aufdemBoden derpositiven Gesetzgebungundindem siealles von diesem einenGesichtspunktausbetrachten,fehltihnenoftderoffene .Blickfürdiesozialen SehädenderGesellschaft

DerAntrag,«betreffenddenSchutzderZeitungsberichte über dieVersammlungendesnorddeutschenPailaments wurde ohne Diskussionangenommen.

EinePetitionausFrankfurta.M.,betreffend-dieRück- erstattungdergezahltenKriegskontribution,giebtzulebhaften Debatten Anlaß.DasHaus gingauf-AntragderKommis- sioninBerücksichtigungdaß dieRegierung begründeteAn- trägederfrankfurterBehörde berücksichtigenwerde,undin Erwägung,daß Petent nicht legitimirtsei,imNamen der Stadt FrankqutzUsprechen,zurTages-Ordnungüber. Am Freitag interpellirte zuerstderAbg. Waligorski dieRegie- rungwegen verschiedenerVorkommnisseanderrussisch-preu- ßifchen Grenze.Der Minister-PräsidentGr. Vismarck antwortete, daßdieRegierungdenjetzigenZustand keines- wegsbillige,aberihn selbständigzuändernständenichtin ihrer Macht,daRußland feineinneren Verhältnisseselbst- ständigregele.Dereinzige Weg fei,dierufstfche Regierung zuüberzeugen,daßdieAufhebungdesProhibitivsSystemsin

EIN-V

Wochensetimu

ihrem eigenen Interesse liege. AllerdingskönnePreußen sehr schnelleineAenderung herbeiführen,wenn es mitRußland ein Zollkartelabschließt-,aberdieserPreis würdedochwohl allgemeinalszuhoch erachtetwerden.

DerzweiteGegenstandderTagesordnungwar derAntrag aufVerlegungdesCtatsjahres aufdieZeitvom l.Julibis zum30.Juni. DerGrund dafür ist,daßdies Kammer als- dann,wenn siewiegewöhnlichim Winter zusammentritt,das Budget rechtzeitigzuEndeberathenkann. DieKommission hattebeantragt,dieRegierungnun aufzufordern,dasBudget demHausemindestens 4Monate vorBeginndesEtatsjahres vorzulegen.DasHaus verwarfalleVorschläge,sodaßes fürs erstebeimAltenbleibt.

DasHaustrittdarauf in dieBerathungeiner Petition wegenSteuxrübeibürdnngEinBäckerPiggart zu Linden- bergimKreise Niederbarnim, welcheralsWahlmannstets denliberalenKandidaten seine Stimme gegeben,istinden Jahren 1859—1866 von6Thlr.Klassensteiterund6Thltk Gewerbesteuer,auf30Thlr. Einkommensteuerund20Thlr.

Gewerbesteuerallmählig erhöhtworden. Die stärksteErhö- hungvon 12Thlr. Gewerbesteuerauf20Thlr.undvon 12thn Klassensteuerauf30Thlr. Einkommensteuerfand Ende1865sta1t, nachdemdasAbgeordnetenhausam14.«Juni 1865 einefrüherePetitiondesselbenMannes wegenSteuer- überbürdungunterZustimmung sämmtlicherAbgeordnetenund derRegierung selbstderletzteren zurUntersuchungundAb- hilfeüberwiesenhatte. Mit dieserUntersuchungwurde das- selbe Landraihsamt beauftragt, welchesdieSteuerfchraube gegen denPetenten angezogen hatt- und der betrlffende Kreissekretär genirtesich auchnicht,demReklamanten zuer- widern: »Warum sindSie aberauchso scharfvorgegangen?«

FrüherhattederselbeBeamte einmal denSchulzendesOrtes beiRevisionderSteuerlisteüberdiepolitische Stimmung imOrtebefragt,und als diesererwiderte,esstündegut, wenn nur dieser Piggart nichtdawäre, ansgerusent»den Kerlwollen wir,denMann müssenwirsteig-.-·rn«.Ftugs wurde dieKlassensteuermiteinemFederstrichvon 8auf12 Thlr. erhöht.Dabei istnochzu bemerken,daßderPiggart inseinen VermögensverhältnissenindenJahren fortgesetzter Steuerirhöhungandauernd zurückgegangenist. Die Kom- missionbeantragt,imWiderspruchemitderStaatsregierung, welchedieEinschätzungsachlich angemessenerachtet,diePe- titionderRegierungzurgerichtlichenUntersuchung und Abhilfezuüberweisen.

iach sehrlebhaftenDebatten nimmt dasHauseinevom Abg.v.Berlin vorgeschlagenemotivirte Tagesordnungan.

Darauf erledigtedas Haus am Sonnabend noch eine Anzahlvon eingegangenenPetitionen, genehmigtedenVer- tragwegen derDonaufchifffahrt,und verweigertedievon derRegierung geforderte ErlaubnißzurgerichtlichenVerfol- gungdes»Bürger-undBauernfreundes.«

DasHerrenhaus hatkeine Sitzunggehalten AusdenKommissiondesAbgeordnetenhausestheilenwir mit,daßinBezugaufdenEberty’schenAntrag, betreffenddie BeschlagnahmevonDruckfchriften,dieKommissiondieAnnahme

desfolgenden Gesetz-Entwurfes vorschlägt:»Dievorläusigk Befchlagnahmevon Drucksachen,Platten undFormendarf mitAusnahmedergegen dieBestimmungen der§§. 7und 24desPreßgesetzeövom 12.Mai 1851 verstoßendenFälle nur auf Grund einesBeschlussesderGerichtsabtheilungresp.

derRathskammererfolgen.DurcheinederartigeBetchlags nahmeallein wird keinGerichtsstand begrundet.« (Dutch letztereBestimmungsollfestgesetztwerden,»daßAnklagenegen

Druckfchriftennur dorterhobenwerdenkonnen,wodiesielen

erschienensind). AußerdemschlägtdieKommissiondie Au-

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nahme folgenderResolutionvor:»»Esist AufgabederGesetz- gebung,alledieFreiheitderPressebeschrankendenPraventrvs maßkegelu,nämlichdie Zeitungssteuer,dieKonzeisronirung derPreßgewetbe,dieVerpflichtung derKautions-Bestellundg,

jedeArt vonBeschlagnahme,sowiedieStrafeder Verm tungvon Preßerzeugnissen,zubeseitigen.«

DieVerhandlungenderBevollmächtigtendernorddeutschen RegierungenzurFeststellungderVerfassungdessnorddeutschen BundessindindenletztenWochengarnichtgefordertworden;

wieman sagt, machendiekleinenHöfeallenur moglichen Anstrengungen,umihreSouverainität soweitzu retten,als

nur möglich.Wenn nun auchbeiihren Unterthanenwenig Neigung vorhanden seinwird,sieindiesenBestrebungenzu unterstützen,sosuchen sie dochdieseNeigungdadurch zu erwecken,daß sie darauf hinweisen,wiebei einemUebertragen

derMilitärhoheitan Preußen die Steuern in den»kleinen Staaten ganz bedeutend steigenwürden.Dasift richtig,ab»’er

esistnur eineFolgedavon,daß dieseStaaten und Stat- chenbisjetztvon Preußengeschütztwurden,ohne«daßsie etwas zudenKostenbeitrugenDas wirdjetztein Ende haben, unddieHerrenmögensich sträubenso vielsie wollen, siewerdenPreußen nichtderimJahre 1866 blutigerwor- benenFrüchteberauben.

WieinBerlin jetztvorzugsweisedieParlamentswahlen dieöffentlicheAufmerksamkeitinAnspruchnehmen (vergl.:

Aus demBerliner Bezirksleben), so auchim ganzenLande.

Von allenOrten liegenNachrichtendarübervor, wiedie TheilnahmefürdieWahlen fortwährendimSteigen begriffen ist.—- Der Raum unseres Blattes gestattetuns nicht,alle einzelnenKandidatenauszuführen,wir wolltenhiernur zweier Ablehnuugengedenken,dervonSeite desDr. Jacoby, welcher sichnicht bei denBerathungendesnorddeutschenPar- laments betheiligen will,undderdes.Grafenv.Bismarck, welcher seinevielen Geschäfteund seine gefchwächteGesund- heitalsGrund angiebt.

JnHannover ist dieDeutsche Volkszeitung unter- drücktworden. Esistzubedauern,daß dieRegierungdieses quan, welchessichauf dieunnatürlicheKoalition derDe- mokraten, Partikularisten,. Reaktionäre, Pietistenu. dgl.

stützte,nicht hateinesnatürlichenTodessterbenlassen:

JnNassau solldievielbesprocheneDomainenfrage endlichihrem Abschlußnahesein»Der frühereHerzog erhalt

nur eineRente,nichtdieDonriuiaigüter selbst.

Süddeutschland. DiefüddentschenStaaten scheinenjetzt ernstlichan eineVereinigungihrermilitärischenKräftezu denken,ohnedaßman aberdabeidieschließlicheVereinigung mitPreußenaußer Augenläßt.JnBayern hat sichder Ministerpräsidentbei EröffnungderKammerganzoffenin diesemSinne atisgesprochkii,·undauchinDarmstadt fängt man an,diese Eventualitatins Auge fzu fassen.

Oesterrcich.DieAussöhnung1nit»l1ngarnscheint jetzt ernstlichbetrieben zuwerden. isteinneuer Finapz.

ministerernannt; sein erstes GeschäftistderVersuch,eine neue Anleihezu Stande zubringen.

FrankreichDer Kaiser hatdas ,·,Gebäudegekrönt«, d.h.erhatdemVolkeverschiedene»Freiheitenä. laNapos leon«bewilligt.Wenn dieFranzöerdieseneue Freiheitbei Lichtansehenwerden, so wirdsiewohlder altenKnechtschaft gleichenwie ein. Eidemandern.

Italien. Es war in diesenTagendasGerüchtver- breitet,daßderKönigVictor Emanuel ermordet wordensei;

dasselbeentbehrtnachdenneuestenNachrichtenjedes Grundes;

esithnichteinmal eineSpur von einemAttentat entdeckt

wor en.

-

Neuestc Nachrichten-.

Die identischenNoten derverschiedenenMächte, durch welchedieAnerkennungderJnvestiturdesFürstenvonRumä- nien»desinitivgeregeltwird, sindmitAusnahmederrussischen, diein anderer Form schonerfolgtwar,voreinigen Tagen nachKonstantinopel abgegangen. -

London, Sonnabend,26.Januar Nachts. AusNew- York vom23.d.Abendswird gemeldet: Wechselkours auf LondoninGold109,Goldagio351-2,Bonds107Vg,Baum- Wolle 341-,2.

Paris,Sonntag»27.Januar,Morgens. Derheutige

»Moniteur«veröffentlichteinkaiserlichesDekretvom 25.d., durch welchesderSenat und der gesetzgebendeKörperzum 14.Februareinberufen werden,

Wien, Sonntag27.Januar, Morgens.GutemVerneh-

men nachwirdHerr Langrand-Dumonceau aus Brüssel hier erwartet, um mit der Regierungeinen Plan zur

Zlmortisationder österreichischenStaatsschuldzu verein- -aren.

Aus Berlin.

= Aus demBerliner Vereinsleben. Wirfahren heuteinunseren Berichtenüber die Berliner Wahlbewe- gung fort,die iuirnergroßartigereDimensionen anzunehmen beginntunddieThätigkeitderVereine vollständigabsorbirt.

Allmählig läßt sich auchindemanfänglichchaotischdurch- einander treibenden WogenderAgitationeinfesterKernin derdefinitiven Aufstellungvon Kandidaten fürdieeinzel- nenWahlbezirkeerkennen.

Dieselbstvon seinennäherenFreunden lebhaftbedauerte Ablehnung jederKandidatur von Seiten Jacoby’shateine Veränderungder inVorschlaggebrachtenKandidaturen noth- wendig gemacht. So wurde amSonntagineinerWählers versammlungdes zum Ul. Reichswahlbezirkgehörigen90.

Stadtbezirksfast einstimmigdieWahlRunge’s beschlossen, währendeineandemselbenTage stattgehabieWählerversamm- lungderzudemselbenReichswahlbezirkgehörigenStadtbe- zirke78,79und88sich—ebenfalls einstimmigfürdie Kandis datur von-MoritzWiggersentschied.Die Kandidatur von Runge ist aberauchvon denWählerndesIV.Reichswahls bezirksinAussichtgenommen. Nachdembereitsdie liberalen VertrauensmännerdesBezirks sichfür die Kandidatur Runge’s entschieden,wurde derselbeam Mittwochineinersehr zahl- reich besuchtenVersammlungdesIV. Reichswahlbezirksmit anEinstimmigkeit grenzender Majoritätals alleinigerlibe- raler Kandidat derliberalen Parteiproklamirt. Jneiner längerenRedehatte Rungevorher unter allgemeinemBeifall feineHaltungiinAbgeordnetenhausegerechtfertiggf:seine Ab-

stimmunggegen dieJndemnität,gegendas. ilitärbudget, für dieAnnexionsgesetze.Fernererklärte ersich füreine volksthümlicheVerfassung Norddeutschlandsundentschieden gegeneinNormalbudget.

JmvL undII.Reichswahlbezirksinddieselbstverständ- lichenKandidaturen von SchulzesDelitzsch undWaldeck desinitivalsgesichertzubetrachte-InVoreinerausmehrals

·tausend Wählernder zumVI. WahlbezirkegehörigenStadt- theile hielt Schulze-Delitzsch am Sonntag eineglänzende Redeüberseine StellungzumNorddeutschenParlament,in derer sichganzaufden Bodendervon derVolksversamm- lunginderTurnhalle beschlossenenResolutionen stellteund sichfür dieReichsverfassung erklärte. Ein Begleiter Schulze’s,AdvocatReitlinger ausParis, brachteeinHoch auf DeutschlandundaufSchulzeiDelitzsch,einenderwacker- sten Vorkämpfer deutscher Einheitaus. SchulzesDelitzsch

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wurdevonderVersammlung einstimmig alseinzigerlibe- ralerKandidat des Vl. Reichswahlbezirksproklamiri.

Ebensoeinstimmig wurden amDonnerstagAbendnach einer »länzendenRedeLaster’s,,den dieHerrenPflug, Dun er und Eberty in wirksamsterWeiseunterstützten, derehrwürdigeVeteran derpreußischenDemokratie,derleider durch Krankheitans ZimmergefesselteWaldeck voneiner aus fastdreitausendWählern bestehendenVersammlungim Tivolisaale aufdemKreuzbergezum einzigen liberalen Kandidaten des IF. Reichswahlbezirksproklamirt. Unter stürmischenHochrufen aufWaldeck trennte sichdieVer- sammlung nachzweistündigenVerhandlungenindermuster- hastesten Ordnung.

Nichtsoeinfach gestaltet sichdieWahlbewegungim

Berliner Wahlbezirk,wo gesterneine Versammlungder

IwällltenVertrauensmänner stattgefunden hat.Von zehn andidaten, welcheindervorigen Versammlung vorgeschlagen worden waren, hattennur dieHerren AssessorLaster und Stadtrichter Hierfemenzel dieKandidatur angenommen.

Eswurde beschlossen,überdieselbennachvorheriger Anhörung sofortabzustimmen.Von großemJnteressewaren die Er- klärungenbeiderKandidaten auf dieansie gestelltenInter- pellationen,wobeisichherausstellte, daß sichbeidewesentlich iauf demselben Standpunktebefinden,gegenAufnahmeeines Normal-Etats, wieüberhauptgeenjedeBundesverfassung stimmenwollen,welchedasohnehinspärlichzugemesseneMaßder Freiheiten beschränkt.Wir hebenfernernochhervor die Er- klärungdesAbgeordnetenLasker über seinen Austritt aus der Fortschrittsparteiund dieBildungdernationalen Frak-

«tion.Erbetonte,daßdie nationale Fraktiondurchausauf demBoden derFortschrittsparteisteheunddaßderAustritt rein durch persönliche Gründe,welchesichderöffentlichen Besprechung entziehen,bedingt gewesensei.DieAbstimmungen ergäben,daßdieliberale Partei nachderSonderungviel geschlosseneraufgetretensei,alsvorher.

Bei dernachfolgenden Abstimmung durch Stimmzettel entschied sichdieVersammlungderVertrauensmänner mit 107 gegen 96 Stimmen, welcheaufHerrnStadtrichter Hiersemenzelfielen,dafür, daß HerrLasker derdemnächst einzuberufendenallgemeinenVeesammlungder liberalen WahlerdesLReichswahlbezirksalsalleiniger Kandidat vorgeschlagenwerden soll.

= Die Stadtverordnetenversammlung hatdasGeldzu der beabsichtigten Anlage einer neuen Straße zwischen derWilhelmsstraßeundderAnhaltischenKommunikation ver- weigert. Wirkönnen denBeschlußnur billigen,denn die Stadt hat nicht nöthig,Geldauszugeben,damitEinzelne

roßen Vortheil haben.Wenn dieBesitzerderanliegenden rundstücke, welche durch AnlagederStraßeeineneue

Straßenfront gewinnen,derenGrundbesitzalsoganzbedeutend mehr werth wird,zuderAnlageeinenihremGewinn ent-«

sprechendenBeitragzahlen wollten, sowürdedie Stadt gewiß nicht zögern,denRest beizutragen. Hoffentlichwirdman, wenn dieFragewegenVeränderungdes»PotsdamersPlatzes zurSprache kommt, demselbenGrundsatz huldien,undnicht ungeheureSummen ausdemStadtsäckelhergeen,umein- zelnenHausbesitzer-neineStraßenfrontzuschaffen,welcheden

Wherähihrer GrundstückeüberNachtum 10—-20,000Thlr.

erö t.

= DieStadt hatdemKönigezurErinnerungandas glorreicheJahr1866 einkostbares,von Prof. Menzelaus-

geführtesGedenkblatt überreicht.

= DerKönigist indenletzten Tagenetwas unwohl gewesen, dochhatdieErkrankung nachdemAusspruchder AerzteinkeinerWeise einenbedenklichenCharakter.

= Mit großemBedauern bemerktman, daßdie Des- infektion, welcheim vorigenSommer aus Anlaßder Cholera ziemlichallgemein eingeführtwar, wieder fastganz aufgehörthat.Eswäre wohl eineAufgabefür die Sanitäts- polizei, dafürzusorgen, daß diesegegenalle Krankheiten zuempfehlendeMaßregelbeibehaltenwürde.

Vermischtes.

JmVerlagevon A.Schröter in Plauenistdieerste Lieferungeinesvon Dr. A.Rauch herausgegebenenPar- lamentarischen Taschenbuchs (2.Aufl.) erschienen.Das Buch soll sämmtliche Verfassungen,undaußerdemnocheine große AnzahlvonGesetzenundRoten enthalten,welche für dieEntwickelungderpreußischenund deutschenVerhältnisse von Wichtigkeitsind.DievorliegendeersteLieferungenthält dieVetfassungenvonNordamerika, Maine,Louisiana,Nor- wegen,Belgien, England, Neapel, Toscana,Piemont, Sar- dinien,unddenEntwurfdesdeutschenReichsgrundgesetzes Wir glauben, daßesfürjeden,dersichmitdenöffentlichen Angelegenheitenbeschäftigt,wichtigist,nichtnur dieVer- fassungseineseigenenVaterlandes zukennen, sonderndaßer auch wissen muß,wiesich dieselbevon denVerfassungenan- dererLänder unterscheidet, welche Vorzüge sievor densilben hatundinwelchenBestimmungen sie nach jenen verbessert werdenkönnen. ZusolchenVergleichungenbietetdasVorlie- gende BuchdieMöglichkeit,undeswird daherdasErscheinen desselben gewißvielen erwünschtsein.

-s- Jndem großennordarnerikanischenBürgerkriegewaren AnfangsbeiderNord-Armee vieleStrafmaßregelngegen De- serteureu.dgl. nothwendig,wassichaus demUmstand hin- länglicherklärt, daßdie Armeeeigentlichganzneu gebildet wurde,wobeisievieleunpassendeElemente insich aufnahm.

Deserteure,dereneseinegroßeAnzahl gab,wurdennatürlich zumTodeverurtheilt.BeidenExekutionenwurdenun eine, so vieluns bekannt, indenEuropäischenArmeen nichtbe- stehende Einrichtung eingeführt,welchevom Standpunkteder Humanitätausgewißnur gebilligtwerdenkann. Eswurden nämlichzujeder Exekution'10Soldaten kommandirt; die Flintenderselbenwurden alsdann vondemkommandirenden Offizier geladen,abernurneun davon scharf,diezehnteblind.

Darauferhielt jeder seinGewehrzurück,undNiemand wußte, ob dasseinigeeineKugel enthalteodernicht. Nachder Exekui tionkonnte nun jederderzehnSoldaten sichdemGlauben hingeben, daßernichtzumTodeseinesKameraden beigetragen habe,dasein Gewehrdasblindgeladenegewesensei.

Briefkasten.

HerrnO.P.inSt. Von demBetreffendenwirduns mitgetheilt,daßihmnur einigeältereJahrgangedes Blattes fehlen.= HerrnK. L.hier.Die-von Ihnen erwähnte Angelegenheitwerdenwirnächstensbesprechen.

Theater amMontag.

Opernhaus: Zauberflöte Schauspielhaus: Spielt nicht mitdemFeuer. Freund undFeind.—- Friedrich- Wilhelmstadt: AusbewegterZeit.— Viktoria: lltro-

vatore. Wallner: Unserebraven Landleute. Eine

Weinprobe. W.oltersdorff: GastspielderFrls.Delss

pierre. Teufelskrallen x VerlagvonAlexander Jenas inBerlin.DruckvonFranzDunckcr inBerlin. Verantwortl· Redakteur u.Herausgehen Dr.Lelvinstein inBerlin.

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