Montag, 18. Februar-. MI.
Die Verfassung.
Wechenblatt für das Welle
P
Erscheint jeden Montag früh. Preis pierteljahrlich
beiallenPreuß. Postanstalten 472 Sgr.,
beidenaußerpreußischen Ppstanstalkm 7314 Sgr.,
in Berlin beiallenZeitungssSpediteuren
incl.Botenlohn
6Sgr.,
inderExpedition, Taubenstr. 27,
4die
Zeile
2Sgr. XI Ssks Jnserate
Die Berichte über die Verhandlungen des norddeutschen Parlamentes
Vor uns liegt eine großeAnzahl
vonZuschriften, welche freundliche nnd wohlwollende Leser unseres Blat- tes
anuns gerichtet haben. Alle finden es unrecht
vonuns, daß wir in unserem letzten Wochenbericht gesagt haben, »die Presse befinde sich jetzt, nachdem der Gesetz- Entwurf betreffend den Schuß wahrheitsgetreuer durch die Presse erftatteter Berichte über die parlameiitarischen Verhandlungen des Reichstages des norddeutschen Bun- des verworfen sei, nicht in der Lage,ausführliche Berichte über die Verhandlungen des norddeutschen Parlamentes zu bringen, sie
werdesich einfach niit Veröffentlichung der Beschlüsse des Parlamentes begnugen mussen.« Wir fühlen uns dem in jenen Zuschriften trotz alles Wohl- wollens enthaltenen Vorwurf gegenüber verpflichtet, die Gründe, mit welchen
manuns
vondem Jrrigen unserer Ansicht zu überzeugen sucht, hier offen zu widerlegen.
Die Mehrzahl der Schreiber betont
vorAllem das Interesse, welches das Publikum
aneiner möglichst vollständi
enWiedergabe der Verhandlungen des Par- lamentes at, meint, mittelst sorgfältiger Redaktion werde
esgelingen, jede Gefahr zu vermeiden und
ver-weist fchließlich auf die Haltung der Blätter,welche der Regierung nahe stehen, in dieser Frage,
umzu beweisen, daß die Sache in der Praxis nicht so schlimm sein werde, als
manim ersten Augenblickgeglaubt habe.
Wir wollen erst diese Gründe, mit welchen
manunsere Ansichten erschütternwill, besprechen, und sie auf ihre wahre Bedeutungzurückführen, ehe wir den Hauptsturm, den einige der geehrten Schreiber auf uns machen, zu- rückzuschlagen versuchen werden.
Was das Interesse des Publikums anbelangt, so.hat uns die rege Betheiliguiig bei den Wahlen die freudi
eGewißheitgegeben,daß dasselbe in Wahrheit ein sle
lebhaftes ist, und müssen wir natürlich wünschen, daß jede Zeitung dieses Interesse in dem Verhältniß zu berück- slchktgensucht, als es ihr Raum eftattet.
Aber welches Interesse kann
erLeser an Berichten haben, in denen sich die Lebhaftigkeit der Debatte nicht
skönnen wir
vonunserem Standpunkte aus wiederspiegelt? Wie kann
manverlangen, daß
erauf- merksam die Reden liest, mit welchen ein Minister sich und alle Beamten seines Ressorts gegen Angriffe recht- fertigt, iwelche der Leser nicht kennt, denn die Rücksicht auf Art. 100 und 101 unseres Strafgesetzbuches wird den Redakteur wohl in den meisten Fällen bestimmen müssen, alle etwaigen Angiisfe ans Behörden und allen Tadel einzelner Maßregeln der Regierung sorgfältig auszumer- zen, ehe
erdie Sitzungs-Berichte zum Druck giebt. So muß das Interesse der Leser
anjenen Berichten, so leb-
haft, es auch
vonAnfang
ansein mag, nothwendiger Weise durch die »sorgfältige Redaktion«,welche
manverlangt, abgeschwächt werden-
»
Man sagt
uns nun,daß eine so sorgfältige Redak- tion gar nicht nothwendig sein werde, denn die offiziösen Blätter versichernja, daß trotzdem, daß kein Gese die wahrheitsgetreuen Berichte schützt,doch »die Verband-
lungen des Reichstagsin derselbenWeise und mit der-
sel»ben·Freiheit der Oeffentlichkeit anheimfallen werden, wie diejenigen des preußischen Landtags-« Die Sache liegt aber nach unserer Ansicht anders. Fallen bei den
Verhandlungen des Reichstags, z. B. bei den Wahl- prufuiigen Aeußerungen, welche eine Beleidigung gegen
preußische Beamte enthalten, so muß,
wenneine Zeitung diese Aeußerungen in ihrem Berichte aufnimmt, bei Er- hebung einer Anklage der betreffende Richter auf Schuldig erkennen, denn die Straflosigkeit ist jetzt durch kein Ge- setz gesichert. Die Hinweisun auf eine ,,milderePraxis«
« ,
nicht als
berechtigt anerkennen, denn das heißt dochstreng ge-
nommen
weiter nichts, als die Hoffnung aussprechen,
daßddie Beamten nicht streng nach dem Gesetze handeln
weren.Das kann und darf aber kein Mensch, der es gut mit seinem Vaterlande meint, wünschen.
Es scheint
nunauch, als ob die Verfasser der
anuns gerichteten Schreiben meist selbst die Hinfälligkeit
ihrer Gründe erkannt haben, denn sie s ließen mit der
anuns gerichteten Aufforderung, wir ollten in dem
Kampf für Recht und Wahrheit, den wir seit Jahren
mit so großer Ausdauer geführthaben, nicht erlahmen;
wir und alle·unsere-·Kollegen··»sollten uns dochnicht durch drohendeks Gcfghxgxxjschxccktnp,lcissen;4vürde wirklich ein-Nachthei! daraus für uns
etwasen so würden
ja in dem Bewußtsein, dem V
««
"ßt zu ha
,einen reichen Ersa
«z en,
,DtefK
aIzu-re
. .«
e n
»F
gestehenIF
o,;,-,:j"eill»
«Ins-Essai Legt dem UUsTIYAKicküz Y-
« .
LesensjseirsslL Wir echt,
.ss » edtidkru ziroe
«wo diese
inwenigen Wortensi ge
en.Seit Techs Jahren fuhrt eine kleine Schaar
vonhan« se
se
Männern mit den größten AnstrengungendenKampfj für das, was sie als. gut nnd nützlich für das Volk«
erkannt haben. Daßdiszeser Kampf kein-leichter gewesen,-- dafür-liefern die zahlreichenPreßprozesse ein laut- sprechendesZeugniß,sund
wenntrotz so mancher harten Strafe doch Männer wie Hasenkamp, Dumas
n.s. f. in dem Kampfe nicht erlahmten, so darf
manihnen gewiß nicht den Vorwurf der Muthlosigkeit machen. Sie, die wir so eben genannt, haben diese Strafen erduldet, andere, wie Oppenheim, der Redak- teur der deutschenJahrbücher, und Walesrode, der Redakteur des Fortschritts, haben wiederholt in Folge ihrer journalistischen Thätigteit Preußen verlassenmüssen.
Alle diese Männer haben gewiß den Kampf nicht
umäußerer V ortheile willen geführt, sondern weil siedas,s
wassie für recht hielten, allgemein als solches anerkannt sehenwollten, aber,
wennsie für das Volk und sein Recht stritten, so mußten sie hoffen, sich eine bleibende Stätte im Herzen des Volkes zu sichern. Jst dies geschehen? Heut, wenigeTage nach dem Wahltage,
wo
das ganze Volk seine Stimme abgegebenhat, müssen wir dem Volke den Vorwurf machen, daß es auch nicht eines Einzigen dieser Streiter gedacht hat. Nirgends hat
mandaran gedacht, diese Männer als Kandidaten aufzustellen, damit fie, die so lange in der Presse für das Volksrecht gekämpft haben, auch in dem Parlamente diesen Kampf fortsetzen.
Wir gestehen offen, daß eine solche Erfahrung nicht dazu beitragen kann, den Opfermuth derjenigen zu steigern,
vondenen
manihn fortwährend verlangt,
umnachher,
wennsie eine mehr oder weniger starke Strafe erleiden müssen, die Achseln zu zucken und zu sagen:
ja, weßhalb hat
erauch so unvorsichtig geschrieben!
Unter solchen Verhältnissen soll
manaber auch nicht verlangen, daß ein Redakteur bei der Mittheilung der Verhandlungen des norddeutschen Parlamentes sich Ge- fahren aussetzt, für deren Erdulden ihn nicht einmal die dankbare Gesinnung des Volkes-« entschädigt.
Politische Wochenschau.
Preußen. Wie in den vergangenen Wochen die Vor- bereitungen zu den ,Wahlen vorzugsweise die Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, so
wares in dieserWoche die Wahl selbst und das Resultat, welches
dasInteresse in Anspruchnahm-.- Die Wahlen sind
am12. mit —einer"·smusterhsaften. Ord- nung und unter sehrre
erBetheiligung des Volkes-vors sich gegangen Wenn» das efultat auch inl Großen und Gan- zen nicht den Hoffnungen entspricht,welche die liberale-Par-
xtei an, dieseWahlen knüpfte, sogeigtjdoch die-·in allen Landestheis len gleichmäßigstarke Betheiligung, daß das Interesse des
Volkes
ander V des Staates allg
«ei
derMhrhei tes
lJ
te
·«
.-. «.
ß
.«
'
g ..:.
« d
Recht
»·«
eichr «"·"gs«--«
- den e
athun «fehlen wird. sir
nennenhier
nurzwei
vondiesen ännern, Männer,
derenStimmen schwer wiegen im Rathe
desVolke
v.Fozrcke«nbeck,
derPräsident des preußischen Abgeordneteüihaufesznnd .-Wilhelm Löwe- -Calbe, der letzte Präsident der deutschen Nationalversammlung, dessen-Stimme eigentlich nirgends fehlen sollte,
wodas deut- sche Volk über seine Angelegenheitenberäth.
Jn Bezug auf die Wahlen selbst liegen allerhand Nach- richten
vor,welche zei
en,wie wenig bis jetzt
derBegriff
derWahlfreiheit und der orzü
eder geheimenWahl Allgemein-
ut
geworden ist. Wir hoffer daß alle solcheFälle iin Par-
anientselbst werden zur Sprache gebracht werden,
unddaß
mannicht verabsäumenwird, da,
wo esnöthig ist, eine Korrektur eintreten zu lassen.
Das Parlament ist auf den 24. d. M. einberufen, möge dasselbe trotz aller ungünstigenAussicht die Hoffnungen erfüllen, welche
man vonAnfang
anandessenZusammen- tritt geknüpfthat.
Während die allgemeine Aufmerksamkeitsich den Wahlen zuwandte," veröffentlichte ein französisches Blatt eitlen Auszug
aus deinVerfassungsentwurf für Nord- deutschland,
unddabis jetzt
von keinerSeite
dieRichtig-
keit
jener Mittheilung
iuAbredegestellt ist, so müssen
wirsie
alsgenau ansehen. Es bringt dieseVeröffentlichung nichts Neues, und geben wir daher
nureinigewichtigeMittheilungen
ausderselben. Das weite Kapitel (Bundes-Gesetz- gebung) ordnet
an,daß der Bund auf seinem Gebiete Ge- setzeerlassen kann und diese über den Lokalgesetzen siehenz jeder
ineinem der Bundesstaaien gebotene Staatsbiirger bat das Bürgerrecht
injedem der Bundesstaaten. Die Bandes-Gesetzgebungumfaßt: l) das Heimathsrecht
nnddie Auswanderung, 2) Zölle und zHandeL Z) Gewicht, Maß, Münze
undPapiergeld, 4) die Bankeu, 5)
dieErfindungs- Patente, 6)
dasEigenthumsrecht
derKünstler
undSchrift- steller, 7) Kollektivschutzfiir Handel und Flagge deutscher Nation im Auslande, gemeinsamesSchiffsahrtss
undKonsular- wesen, 8) Eisenbahnen, 9) Schifffahrt
lindAbgaben auf allen verschiedenen Staaten angehörendenGewässern, 10) Post- und Telegraphenwesen,11) zivil- und handelsgericht- liches Verfahren. Der Bundesrath und die Bundesversamms lung üben die Bundesgesetzgebung geineinschaftlich
aus.Sobald beide Versammlungen über ein Gesetz einig sind, hat das- selbeGefetzeskraft.
—-Das fünfte kapitel handelt
vonder ,Bundesversammlung, welche nach allgemeinem Stimm-
rechte gewählt wird. Bis zur Annahme
einesBundeswahl- gesetzes wird die Bundesverfanimlung»nach dem preußischen Wahlverfahren gewählt. Oeffentliche Beamte find nicht wäh"lbar. Die Sitzuxgkn sind öffentlich. Die Wahlen sind-für drei Jahre gultlg und die Versammlung ernennt ihr Bureau selber. ·Abgestimmt wird nach absoluter Stimmenmehrheit.«s Die-Mitglieder haben auf Taggelder keinen Anfpruch,"-können wegen ihrer Vorträge und Ab- stimmungen
niZt verfolgt werden
unddürfen kein Mandat
zu bestimmten -wecken annehmen.»— Das elfte Kapitel be-
handelt die»mi,li,tä.rische Organisation Jeder Be-
wohner der· Nordftaaten ist zum Militärdiensteverpflichtet,
one i ere en
Lassen zu können. Dies Vundesstaaten
ftläuernsckerhäiltkiißmäßig zum Kriegsbudget bei.
·Jeder Ve- wohner dient
vorn 20.bis 22. Lebensjahre, und ist Mitglied der Landmehrxscbis zum
32.Der EffektivsBestand der Bundesarrnee ist währendzehn Jahren auf
1pEt
derBe-.
völkerung festgesetzt. Für jeden Mann
desEffektiv-Bestandes erhält
derKönig
voiiPreußen 22»5Ther Der König-von Preußen führt den Oberbefehl
uverdie Armee;
erliber- wacht sie zu jeder Zeit;
ersetzt sie aufKriegsfusz
undbestimmt ihre Höhe. Er empfängt
denEid
derTruppen.
,Er ernennt die Geuekgle
und dieKominaiidanten der Festungeri. Er kann Festiingen
bauen.Die übrigen Offiziere
werden»von
deiiVundessürsten ernannt, die ihr Kontingeiit koiumandiren.
Der König
vonPreußen kann
denBelagerungszustand proklamiren. (Während des Kriegszustandesgehd
dieO»ber-
ewalt
auf dein
anzenBundesierritoriuin
inseine Hande iiber; die Zivilbesörden stehen
alsdannebeiifalls unter ihm.
Aus anderweitigen Nachrichten geht»hervor, daß.die«Be- ftiminungen
desfünften Kapitels schon
indeinursprünglichen preußischen. Entwurf vorhanden waren, also Forderungen sind, welche die preußischeRegierung gestellt hat.
«'Man muß gestehen, daß dieseVerfassung sehr wenig dein entspricht,
wasdie liberale Partei wünscht. Sie wird
vor-aiissichtlich in dem Parlament selbst zu heftigen Debatten Veranlassung geben,
undwenn sich, was»
wirtrotz aller ungünstigen Nachrichten über
dieWahlen nicht erwarten,
in deinParlament
eineMehrheit fur diesen Entwurf ergeben sollte, so wird sich
dasoreußische Abgeordnetenhausgewiß nicht entschließen, einer Verfassung zuzustimmeu, welche der preußischen Jolksvertretung wesentlicheRechteentzieht, ohne sie
indie Hände einer Körperschaft zu legen, der
manein ebenso großes Vertrauen schenkt, wie unserem Abgeordneten-
clUE.
h an
denneuenProvinzen sind
inNassau
dieWahlen
durchgehende liberal ausgefallen, in Hannover ist auch die Mehrzahl
derliberalen Kandidaten gewählt
worden.Die Wahlen in den übrigen Staaten des norddeut- scheii Bandes sind, soweit sie bekannt sind, in ihrer Mehr- zahl liberal ausgefallen, selbst«inMecklenburg haben sämmtlichesechs Kandidaten der liberalen Partei gesiegt.
Russland. Die Russificirnng Polens geht unaufhaltsam vorwärts;
vom 1.März
cr.wird
esin der amtlichen Sprache kein Königreich Polen mehr geben, sondern
nurnoch
einMilitärgouvernenientWarschau.
Türkei. Es scheint,
alsob
esder Türkei wirklich ge-l lungen wäre, noch einmal die drohendeGesahr diskZekiküm.
nieruiig zu beseitigen; Kaudia ist whing h. Pulver und Blei haben die vor-lauten Schreier zum Schweigen gebt-acht,
nndanch
ansEpirus hört
mannichts mehr
vonden Auf-
ständischen.
» , · »England.- Nachdem die Ferner
eineZeithindurch ganz verschwunden
zusein schienen,sind sieplötzlich
inder Gegend
von
Cork,
600Mann stark,anfgetclucht, und haben
einenVersuch gemklchbsich des dortigen Schlosses,
wogroße Waffenoorräthe ’lagern,
zubemächtigen Der Versuch ist iuißglückt, Und ·sle haben sich in die Berge zurückgezogen, Obgleich also eigentlich keine Gefahr für England vorhanden ist, so dürfte sichdochvielleicht ein sehr langivierigerKainpf in-
denSchluchtenund-Engpässeii des Gebirges daraus
ent-Wlckth welcher Jrland selbst noch lange Zeit in Aufregung erhalten wird.
·
Amerika. Jn den Vereinigten Staaten nimm-t»
augenblicklich —-die—Anklage-sgegerrsp denspPräsideiiteTi
«thfiso
nDgs Interesse vorwiegend in Anspruch Dieselbe ist noch mcht formulirt, abei unterdeßtreffen Senat und Repräsen-
tantenhaus alle nothwendigeMaßregelnkuin die Politik des
IT-Präsidenten, welcher die vollständige Emaiieipation der«
Sclaven nicht dulden will, unschädlich zu machen.
. «Die letzten Nachrichten
ausMexico lauten scheinbar für den Kaiser Max
etwasgünstiger,dochdürfte
erschließlich doch wohl sehr bald seinem Reiche
denRücken kehrenmüssen.
Neueste Nachrichten.
Wie wir hören, wird die «Giiltigkeit der Wahl
vonMoritz Wiggers angefochten werden, weil derselbe in seiner Heimath kein aktives Wahlrecht besitzt.
Die .»Rheinische Zeitung-«veröffentlicht einen Brief des Herrn
v.Schweinen
inwelchem die sozialistische Partei auffordert, in Düsseldorf bei
derengeren Wahl für
denAbg. Groote zu stimmen Eine Stelle in dein Briefe scheint anzudeuten, daß Herr
v.Schweitzer für Elberfeld nicht die gleiche Taktik wünscht.
-Florenz-, Sonnabend,
16.Februar, Abends. Die Neu-
-bildung des Miiiisteriuins hat in folgender Weise stattge- funden: Ricasoli Präsidinin Und Jnneres, Visconti- Veiiosta auswärtigeAngelegenheiten, Depretis Finanzen, Deoincenzi öffentlicheArbeiten, Brancheri Manne, Correnti Unterricht, Cugia Krieg. Mart übernimmt wahrscheinlich das Portefenille der Justiz.
Madtid, Sonnabend
16.Februar, Abends. Eine Or- donnanz des Generalkapitäns erklärt
dieRedakteure und Trucker geheimer Druckschriften, sowie die Kapitalisten, welche die Mittel dazu liefern,
derTodesstrafe schuldig.
Paris, Sonnabend
16.Februar, Abends. In dem Vudget sür das Jahr 1868 belaufen sich die Gesammtein- nahmen auf 1954,525,244, die Gesamintansgabenauf 1954, 342,114 Fres. Ueberschuß 188,130 Fres.
.
Aus Berlin.
=
Aus deni Berliner Vereinsleben. Unsere
Leser
werdenbegreifen, daß wir in dieser Woche keine bedeu- tenden Mittheilungen
ausdeinBerliner Vereinslebeii liefern können. Gleichwohlhat
am 12.Februar die Thätigkeit und Regsamkeit, ivelche
dieBerliner Bezirksvereine entfalten,
denglänzendftenTriumph gefeiert. Dieselbe Hauptstadt, welche in
denSepteinbertagen des vorigen Jahres den be- rechtigten Jubel über die »glänzendenSiege« unserer Heere einen so lebhaften Ausdruck verlieh, hat durch die Wahlen
vonLaster, Walderk, Moritz Wiggers, Riinge, Franz Duncker
undSchulze-Delitzsch bewiesen, daß sie nicht gesonnen, im ge-
glebenen Moment ihre verfassungsmäßige Freiheit
ausden
sugen zu lassen, daß sie wohl die Einigkeit Deutschlands
er-strebt, aber sie zugleichauf
deinfesten Fiiiidamente der Frei- heit errichtet haben will. Das Wahlresultat ist doppelt
er-freulich durch die lebhafte Betheiliguiig, die in
derThat
vor-züglich
derVereinsthätigkeit zu danken ist," die
amAnfang diesenWoche sich noch zu den letzten energischen Anftrengungen
"·
aufrasfte,
um dieWahlvorbereitungen zn vollenden." Fast sämmtlicheBezirksvereine hielten mehr
oderweniger allge- meine, aber stets zahlreich besuchte Versammlungen ab, in denen noch einmal
dasganze Verhalten
amWahltage gründ- .lich besprochen wurde. Größere Versammlungen fanden
amSonntag noch im V Reichsivahlbezirke statt,
wodiekoni servative Partei
zueinerEinigung über die Kandidaturen des Grafen
v.Bismarck und des General Steinnietz nicht
-
Adang konnte. Die
vondem konservativen Wahikomikz stif..SiiiJJitag..Vornntt-ig »in-die Waespwufene Versamm,«
..lung nagm einen gerader komischenVerlauf. Der früher
liberale abrikbesitzerSchwarzkopf hatte sich in den Kopf ge-
setzt, den Grafen Bismarck gegenüber dein General Stein-
i
metz durchzubringen und die Rivalität
derAnhänger beider Donatare brachte die Gemütherso in Hitze, daß
essogar zu Beschuldigungen der Fälschung kain und·schließlich der Vor-
lsißende der, übrigens zum größten .Theil
ausSchulzianern estehenden Versammlung, Hilfe in
feinerNoth durch die Auf-
lösung derselben Seiten suchte und fand.
Zu gleicher Zeit fand eine
ausmehr als 2000 Wählern des v1. Reichstagswahlkreises besuchte Versammlun in
derAlhainbra statt,
woSchlitzeleißsch noch einmal
ineinem län
eerVortrag seinen bekannten politischen Standpunkt date
teund unter endlosem Jubel zum Kandidaten des VI. ahlkreises proklainirt
wurde.Nachdem jetzt die Wahlakten fiir Berlin definitiv
geschloxsen sind
— nurim
Il.Wahlkreise dürfte für Waldeck eine O achwahl in Aussicht stehen
—so wird die Vereins- thätigkeit in den nächsten Wochen wohl bereits ihre gewohnten Geleise wandeln,
ausdenen sie durch die Wahlagitation zeit- weise gedrängt
war.Heute können wir
nun auseinem Bezirksverein(der Stadtbezirke 5——8)berichten, in welchem eine besondere Commissiou Bericht über die Abänderung des Statuts
derstädtischen Sparkasse erstatten-. Die Kommission stellte
einenAntrag auf Zustimmung zu dem Beschlusse der Stadtverordnetenversammlung
vom 24.De- zember 1866, wünschte aber zugleich
dendringenden Wunsch ausgesprochen zu sehen, daß die Mitglieder sich mehr für die
vonSchulze-Delitzsch in"s Leben gernfenen Vorschuß-
undSparvereine interessiren sollten. (Die Anträge auf Aenderung des Statuts der Sparkasse bezweckten Herabsetzung des«Zins- fußes und Verlängerung
derKündigungsfrist Sie sind her-
vorerufen durch die Krisis dieses Soinmers.) Der Verein bes äftigte sich ferner mit der
vornMagistrat beantragten Erhöhung der Mieths-
undHaussteuer, für welche
sichl
u.A.dieStadtverordnetenReichenheim
undFriedlander
erärten, während Stadtverordneter Zacharias eine vorherige Reform der Miethssteuer wünschte.Nach sehr lebhafter De- batte wurde die Beschlußfassungausgesetzt.
=
Von den Unternehmungen, welche in
denletzten Jahren im Interesse
desBerliner Publikums ins Leben
getreten sind, hat wohl keins so großeHoffnungen erweckt, wie ie Berlin-Charlottenburger Pferdebahn. Leider hat die jetzt abgehalteneGeneralversammlung den Aktionären die Gewißheitgegeben,daß sie nicht
nurfür das vergangene Jahr keine Dividende erhalten, sondern auch sobald noch keine erwarten können, denn
essind noch etwa 50,000 Thlr.
außerordentliche Ausgaben
umachen, welche allerdings bei einiger Vorsicht beim Abschiuß des Anlaufes der Bahn hätten vermieden werden können.
=
Die Berliner Omnibusgesellschaft wird
vom 1.März
anein
neuesExperiment machen!
=
Die seit
dem 1.d.M. eingeführten Stadttele- graphen erfreuen sich einer sehr zahlreichen Benutzung, und wird dieselbe gewiß sich noch ganz unverbältnißmäßig
steigern,
wennmit allen Postexpeditionen Telegrapheu·
üreaus verbunden sind, wie dies im Plane liegt.
=
Jn der nächsten Zeit sollen einige der dringendsten Forderungen in Betreff der Pflasterung mehrerer Straßen befriedigt werden; über den leichfalls schon seit Jahren notwendigen Umbau der önigsbrücke, welchen der Fis
szu besorgen hat, verlautet noch nichts.
=
Wie Wir Verlies-Men- ioll der Elephant im zoolo- ischen Garten
amDienstag, ·19. d. M. vergiftet werden,
falls bis dahin keine Besserung seines Zustandeseingetretenist.
des
anwesenden Polizeihauptmanns.
Vermischtes.
j- Wir werden
umden Abdruck folgenderAnspracheersucht:
New- York, den 25. Januar 1867.
An sämmtliche Arbeiter-Klassen Von dem Verein der vereinigtenTischlerNew-Bocks.
»
Wir halten
esfür Pflicht, in aller Arbeiter Jiitere
·e einenwahrheitsgetreuenBericht der hiesigenArbeitsverhäitni «e zur allgemeinenKenntniß zu bringen,
wouwir die efällige Mitwirkung aller öffentlichen Blätter zum
Dohle des rbeiters standes ersuchen, damit die so häusig bittern Täuschungen
undVerlockungen durch Vorspiegelungglänzender Verhältnisse abgewendet
werden.Beinahe alle Gewerke haben
zumge- meinsamen Wirken, ihre Verhältnisse und Existenz
zuver-bessern, Vereine gegründet. Der Tischler-(Schreiner-) Verein, schonlängereJahre bestehend,zählt jetzt nah
an2500 Mit- glieder, verbunden mit
denhieraus gebildetenZweig-vereinen
—
Kranken-Verein, Feuer Jnsurance
undLebens-Versicherung jeder Verein mit selbstständigem Fond. Die bestehenden Arbeitspreise der Tischler, PianofortesMacher, Bildhauer, Dreher, Zimmerleute, Lackirer
undPolsterer, haben einen Durchschnitt
von 13Dollars pr- Woche; und zerfällt in fokgendeKlassen: Gute gewöhnliche Arbeiter
von 9bis
12Doll. pr. Woche, solchewelche sich jede Vortheile angeeignet haben
von12 bis
15Doll. pr. Woche,
unddie beste Klasse Arbeiter, welche
inallem Vorkommenden erfahren sind,
von 15bis
18Doll. die Woche. Die besten Preise sinden größtentheils in diesen Shops statt,
woauf Wochenlohn ge- arbeitet wird,
undwonurSolche zugelassen werden, welche Vereins-Mitglieder sind, das Gleiche sindet in
denStück- Shops statt, und die schlechtestenPreise sind gewöhnlich
inden Slops,
wodie Arbeiter nicht
demVerein angehören.
Frühja
r3bis4Monat, sowie desgleichen
imSpäijahr, sind gewöhnlich Arbeitskräfte gesucht,
wennkeine Störung des Geschäftslebens, währenddem die Zwischenzeitflau ist,
undhäusig viele Arbeiter entlassen nnd ohne Beschäftigung sind. Der Arbeiter hat das Werkzeug sich selbst
zustellen, und Tischler und Pianosorte-Macher das ganze Werkzeug, Bank, Knecht, Zwingen
2c.Vorbenannte Gewerke sind den übrigen Gewerken
unPreis voraus, so daß circa eine Differenz
von272 bis
3Doll. pr. Woche entsteht. Die Lebensbedürfnisse,sowie Wohnung und Kleidung sind sehr theuer und bedarf ein Familien-Vater mit 2 Kindern wenigstens
10bis12Doll. pr. Woche. Ein einzelner Mann zahlt gewöhnlich· für Kost und Schlafstelle, welches Vieles zu wünschen ubrfig läßt,
5Doll. pr. Woche, besserverlangt zu höherem Preis. Wohnung
1Zimmer gewöhnlich
16Fuß bei ,14 Fuß und Schlafzimmer 10 Fuß bei 8 Fuß in Front 8 bis
10Doll. den Monat in Vorausbezahlung. Hinter- ziininer«.--«2.Doll. den Monat billiger, ebenso jede Wohnung, je «eine tStiege höher. Wir machen schließlich noch darauf aufmerksam, daß Jeder einem Gewerb Angehörende
beiseiner Ankunft sogleich dem betreffenden Verein beitreten sollte, indem ihm Schutz und Unterstützung in jeder Weise zu Theil werden.
Der Vorstand der vereinigten Tischler, Social-Reform-Halle Grand Str. Nr. 281.
Theater
amMontag.
sternhaus: Die Regimentstochter.
—-Schauspielhausst Spielt nicht
mitdemFeuer-. Freund
undFeind.
—Saal- theater:
Lomuri ei laonmpngna
—Friedrich-Wilhelm- stadt: Aus
beweterZeit.
— Wallner:Im Zaubersalon.
Ein
eiserner Chara
ter.Ein
Berliner inWien.Im Wartesalon
III.Klasse.
—Woltersdorff: 500,000 Teufel.
—Kroll:
Die Sphinx. Kalospintheohromokrene.
VerlagvonAlexander Jenas inBerlin.—DruckVon FranzDuncker inBerlin·—-serantwortL Redakteuru.HerausgebersDr.