Montag, 25. Februar. JW ss 1867.
—-4. Jahrgang.
Die Verfassung.
Wechenhlatt stie- Ziis Welle
Ekscheint jeden Montag früh. Preis vierteljährlich
beiallenPreuß. Postanstalten 472 Sgr.,
beidenaußerpreußischeu Ppstanstaktxs
734
Sgr.,
inBerlinbeiallenZeitungssSpediteuren
incl.Votenlohn
die SSgr.,
inderExpedition, Taubenstr. 27, 4V2 Sgk, Jnscrate Zeile
2Sgr.
Der Verfassungs-Entwurf des norddeutschen Bundes.
Wenn unsere Leser dieses Blatt in die Hand nehmen,
dann ist der Reichstag des norddeutschen Bundes»bereit»s zusammengetreten,
umsein Urtheil abzugeben uber die Vorlage, welche, aus den Verhandlungen der Vertreter
der norddeutschen Regierungen hervorgegangen, »ihm zur Berathung und zur Beschlußfassung vorgelegt wird. Wie dieses Urtheil der Vertreter des- Volkes ausfallen wird,
können wir heut noch nicht wissen, aber, lmag es aus- fallen wie es will, mögen dieselbenerklären,daß die Vorlage nicht den Ansprüchen genügt, welche eine Volks-
vertretung
an eineVerfa sung stellen muß, immer bleibt, und daß ist nicht außer Acht zu«lassen, die milis tairische Einheit, die Zusammenfassung der gesamm- ten Militairmacht Norddeutschlands unter preußischezn Oberbefehl,ges ichert, so daß iii dieser Beziehung kein nachtheiliger Einfluß
von eineretwaigen Ablehnung zu
befürchtenist.
' « ·Die Jersassuiig, deren wesentliche» Bestimmungen
wir in der vorigen Nummer
unerenLesern
imAuszuge mitgetheilt haben, ist jetzt ihrem Wortlaut nachveroffent- licht worden, und wir können deshalb setzt untersuchen, in wie weit sie dem entspricht, was
mannach unserer Ansicht
voneiner Verfassung verlangen kann. Wir wollen uns,
umunser Urtheil
vorden Augen unserer Leser zu motiviren, nicht auf eine weitläufige Kritik der einzelnen Paragraphen einlassen, sondern wir .wolflen
nur
einige Punkte aufstellen, welche
wirals wesentliche Bedingungen einer Verfassung betrachten, und dann sehen, wie dieselbennach der Regierungsvorlage zur-Aus- führung gelangen sollen. In
einemkonstztutionell regierten Staat muß,
wenndas verfassungsmaßige Leben zur Wahrheit werden soll, die Verfassung unter anderem auch folgendes bestimmen:
· »1) Die Volksvertketung muß nicht wkukukiich, sondern in bestimmten regelmäßig wiederkehren-
den Fristen zusammentreten
»Der Abschnitt V. der Vorlage, welcher
vomReichs- tag handelt, erhält keine Bestimmung über diesen Gegen-
stand. Wie wichtig derselbeist, das wollen wir unsern Lesern
nurdurch Anführung der Thatsache ins Gedächtniß zurückrufen, daß der vereinigte Landtag die ihm nicht bewilligte Periodität mit solcher Entschiedenheitforderte, daß
ernurin Rücksicht darauf, daßihm diese nicht zu- stand, die Gelder zu dem Bau der so dringend noth- wendigen Ostbahn nicht bewilligte.
2) Das Volk muß die Gewißheit,daß seine Ver- treter
anden Beräthun
enTheil nehmen können, dadurch
frhgltem daß diese gesetzlich
vorVerhaftung geschützt
in.
In den Regierungsvorlagenfindet sich keine solche Bestimmung
Z) Die Volksvertretung muß das Recht der Ein- nahme-
undAus· abe-Bewilligung haben.
Jn dieser Beziehung heißt es in der Regierungs- vorlage: Art. 65. Abzesehen
vondem durch Art. 58.
bestimmten Aufwande sür das Bundesheer und die zu demselben gehörigen Einrichtungen, sowie
vondein Auf- wande für die Marine (Art. 50) werden die gemein-.
schaftlichenAusgaben im Wege der Bundesgesetzgebung und, sofern sie nicht eine
nureinmalige Aufwendung betreffen,für die Dauer der LegislaturxPeriode festge- stellt.
—Art. 66. Zur Bestreitung aller gemeinschaft- lichen Ausgaben dienen zunächst die aus den Zöllen, den gemeinsamen Steuern und dein Post- und Telegraphen- wesen fließendengemeinschaftlichen Einnahmen. Jn so- weit dieselben durch diese Einnahmen nicht gedeckt
wer-den, sind sie durch Beiträge der einzelnen Bundesstaaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung aufzubringen, welche
vondem Präsidium nach dem Bedarf ausgeschrieben werden.
·
Nun heißt aber der angezogene Art. 58: ,,Zur Be-
streitung des Aufwandes für das gesammte Bundesheer
und die zu demselben gehörigenEinrichtungen sind dem
Bundesfeldherrn jährlich so viel Mal 225 Thaler, in
Worten zwei hundert fünf und zwanzig Thaler, als die
Kopfzahl der Friedensstärle des Heeres nach Art. 56 be-
trä t, zur Verfügung zu stellen. Die Zahlung dieser
Beiträge beginnt mit dem ersten des Monats nach PU-
blikation der Bundesverfassung
—-Da
nundas Heer
1 Proc. der Bevölkerung, also
-ca.-300,000 Mann betragen soll, so beträgt das Militärbudget, welches so der Volksvertretung entzogen wir-d, 67,500,000 lr.
Man sieht, das Budgetrecht der Volksvertretung oll nach der Regierungsvorlage kein allzu ausgedehntessein.
4) Zur vollständigen Sicherung des Budgetrechtes der Volksvertretung gehört das Recht der Finanz-
kontrolle.
»« «
In dieser Beziehung heißt es in Art. 67: Ueber die Verwendung der gemeinschaftlichen Einnahmen und der
,Beiträge der Einzelstaaten ist
vondem Präsidium dern Bundesrathe und dem Reichstage Rechnung zu le
en.—
Nun ist aber zwischen»Rechnnngslegung« und
em,Recht der Kontrolle-« ein so großerUnterschied, daß wir diese Verpflichtung der Regierung zur Rechnungs- legung ganz unmöglich als einen Ersatz für jenes für das konstitutionelle Staatsleben so unbedingt nothwen- dige Recht sehen können.
5) Jn dem konstitutionellen Staate muß der Volks- vertretung einverantwortliches Ministerium gegen- überstehen, und diese Verantwortlichkeit muß durch ein Ministerverantwortlichkeitsgesetz geregelt sein.
Jn der Regierungsvorlage findet sich keine Andeu- tung einer solchen Verantwortlichkeit des Ministeriums,
und esist eine solcheVerantwortlichkeit auch eine Un- möglichkeit, weil nirgends
voneinem Bundesministerium
die Rede ist.
, s.VII-Dr haben hier fünf Bestimmungen angeführt,welche ein wesentlicher Theil jeder Verfassung sein müssen, und wir haben gesehen, daß die Regierungsvorlage dieseFor- derungen entweder garnicht berücksichtigt, oder sie doch
nurin einer sehr ungenügenden Form erfüllt. Daß wir unter solchenUmständennicht als Vertheidiger dieser Verfassung austreten können, das werden unsere ULefer begreiflichfinden, und
esbleibt
nurnoch der Werth der Vorlage als Biindnißvertrag
Als solche enthält sie viele- gute Bestimmungen, in-
demsie eine große Anzahl
vonVerkehrs- und Verwal- tungszweigen, so wie die gesammte Land- und Seemacht Norddeutschlands in eine Hand vereinigt, und so lange aufgestellte
undberechtigteForderungen erfüllt. Anderer- seits aber erinnert die Art und Weise, wie der Bundes- rath gebildet werden soll, zu sehr
anden Bundestag, dessen Zusammensetzungbekanntlich derart war, daß
vonihm auch beim besten Willen keine schnelle Förderung der Volksinteressen zu erwarten
war.Es muß also diese Vorlage, soll sie wirklich den Character einer Verfassung erhalten, eine vollständige Umänderung erfahren, aber sie muß auch,
wennsie
nurals Hündnißoertrag betrachtet werden und als solche allen Anforderungen entsprechen soll, in wesent- lichen Punkten verbessert
werden.Politische Wochenschau.
Preußen. Jn diesemAugenblick nimmt die Eröffnung des norddeutschen Parlamentes
vorallem die Auf- merksamkeit in Anspruch. Dasselbe
wurde am 24.d.M.
vom
Könige persönlich im weißen Saale mit folgender
Jbronrede eröffnet:Erlauchte, edle und geehrte Herren
vomReichs- tage
desNorddeutschen Bundes!
»Es ist ein erhebender Augenblick, in welchemJch in Jhre Mitte trete; mächtige Ereignisse haben ihn herbeigeführt, große Hoffnungen knüpfensich
andenselben. Daß
esMir vergönntist, in Gemeinschaft mit einer Versammlung, wie sie seit Jahrhunderten keinen deutschenFürsten umgeben hat, diesen Hoffnungen Ausdruck zu geben, dafür danke Jch
dergöttlichenVorsehung, welche Deutschland dem
vonseinem Volke ersehnten Ziele auf Wegen zuführt, die wir nicht wählen oder voraussehen Im Vertrauen auf dieseFührung werden wir jenes Ziel
untso früher erreichen, je klarer
wirdie Ursachen, welche
unsund unsere Vorfahren
von dem-selben entfernt haben, im Rückblick auf die Geschichte Deutsch- lands erkennen.
Einst mächtig, groß und geehrt, weil einig
undvonstarken Händen geleitet, sank
dasdeutsche Reich nicht ohne Mitschuld
vonHaupt und Gliedern in Zerrissenheit und Ohnmacht. Des Gewichtes im» Rathe Europas,
desEin- flusses auf die eigenen Geschicke beraubt, ward Deutschland zur Wahlstatt der Kämpfe fremder Mächte, fiic welche
es dasBlut seiner Kinder, die Schlachtfelder und die Kampf- preife hergab.
Niemals aber hat die Sehnsucht des deutschen Volkes nach seinen
verlorenenGütern aufgehört, und die Geschichte unserer Zeit ist erfüllt
vonden Bestrebungen, Deutschland und« dem deutschen Volke die Größe seiner Vergangenheit wieder zu erringen.
».
Wenn diese Bestrebungen bisher nicht zum Ziele geführt,
wenn
sie
dieZerrissenheit, anstatt sie
zuheilen,
nurgesteigert haben, weil
mansich durch Hoffnungen oder Erinnerungen über den Werth der Gegenwart, durch Jdeale über die Be- deutung der Thatsachentäuschenließ, so erkenne-n wir
darausdie Nothwendigkeit, die Einigung des deutschen Volkes
ander Hand der Thatsachen zu suchen,
undnicht wieder
dasErreich- bare dem Wünschenswerthen
zuopfern.
Jn diesem Sinn haben die verbündeten Regierungen, irn Anschlusse
angewohnte frühereVerhältnisse,sich über eine Anzahl bestimmter
undbegrenzten aber praktisch bedeutsamer Einrichtungen verständigt,welche ebenso im Bereiche der unmittelbaren Möglichkeit, wie des zweifellosenBedürfnisses
liegen.
-Der Ihnen vorzulegende Verfassungs-Entwurf muthet der Selbstständigkeit
derEinzelstaaten zu Gunsten
derGe- sammtheit
nurdiejenigenOpfer zu, welche unentbehrlich sind,
umden Frieden zu schützen, die Sicherheit des Bundesgebietes und die Entwickelung der Wohlfahrt seiner Bewohner
zugewährleisten
" ·Meinen hohen Verbündeten habe Jch für»d1e«Bereit- willigkeit zu danken, mit welcher sie
denYedllrfmssen des gemeinsamen Vaterlandes entgegengekommen sind. Jch spreche diesen Dank in dem Bewußtsein aus, daß Jch zu derselben Hingebung für das Gesammtwohl Deutschlands auch
dann bereitgewesen sein würde,
wenndie Vorsehung Mich nicht
an
die Spitze des mächtigsten und
ausdiesem Grunde zur Leitung
desGemeinwesens berufenen Bundesstaatesgestellt hätte. Als Erbe
derPreußischen Krone aber fühle ich Mich stark in dem Bewußtsein,daß alle Erfolge Preußenszugleich Stufen zur Wiederherstellung und Erhöhung der deutschen
Macht
undEhre geworden sind.
—Ungeachtet des allgemeinen Entgegenkommens und ob-
schon
diegewaltigen Ereignisse
desletzten Jahres
die Unent-behrlichkeit einer Neubildung
derdeutschen Verfassung zu
allseitiger Ueberzeugung gebracht und die Gemüther
fürdie
Annahmederselben empfänglicher gemacht hatten,
alssie
·
ren
und später vielleicht wiederum lein würden, Bä- doch in den Verhandlungen
vonNeuem
dieSchwere
derAufgabe empfunden,
einevolleUebereinstinimung zwischen so vielen unabhängigen Regierungcn zu» erzielen, welche bei ihren Zugeständnissen obenein
dieStimmungen ihrer Landstände zu beachten haben.
«- «« «Je mehr Sie, Meine Herren, sich diese Schwierigkeiten vergegenwärtigen,
umso vorsichtigerwerden Sie, davon
binich überzeugt, bei Prüfungdes VersassungsEntwurfes
dieschwer
wieaende Verantwortung für die Gefahren
imAuge behalten, welche für
diefriedliche und gesetzmäßige Durchführung
desbegonnenen Werkes entstehen könnten,
wenndas für die jetzige,
s« e er
etellte Einverständniß
derRegierungen für
dieägrtilasieichstxczigse begehrten Aenderungen nicht
wiedergewon-
nenwürde. Heute kommt es
vorAllem darauf an,
dengünstian Moment zur Errichtung
desGebauoes nicht
zuversanknenz
dervollendetere Ausbau desselbeii kannalsdann getrost
demferneren vereinten Wirken der deutschenFürsten
undVolksstänime überlassen bleiben.
Die Ordnung der nationalen Beziehungen des norddeut- schen Bandes zu unsern Landsleuten
imSuden des Main ist durch die Friedensschlüsfe des vergangenen Jahres dem freien Uebereinkommen beider Theile anheimgestellt Zur Herbeiführung dieses Einverständnisses wird unsere Hand den
süddeuischen Brüdern offen und entgegen-kommend rat-gereicht werden, sobald
dernorddeutsche«Biind·in Feststellung seiner Verfassung weit genug vorgeschritten sein wird,
umzur Ab- schließuug
vonVertragcn befahigt zu sein.
.. -Die Erhaltung
desZollvereins,
diegemeinsame ZPslege
der
Volkswirthschaft, die gemeinsame Berburgungfur die Sicherheit des deutschen Gebietes werden Grundbedingungen
derVerständigung bilden, welche vorausfichtlich
vonbeiden Theilen angestrebt
werden« ««.
Wie die Richtung des deutschen Geistes im Allgemeinen dem Frieden und seinen Arbeiten zugewandtist; sofwird
dieBundesgenossenschaft der deutschen Staaten wcejeutlich
einendefensivenCharakter tragen. Keine seindliche Lendenz gegen unsere Nachbarn, kein Streben nach Eroberung hat
diedeutsche Bewegung der letzten Jahrzehnte getragen, sondern lediglich
dasBedürfniß, den Welten Gebieten
vonden Alpen
bis
ziiinMeere die Grundbedingungen des staatlichen
Gedeiheus zu gewähren,Welche ihnen
derEntwicklungs-
gangfrüherer Jahrhunderten verkümmert hat: Nur-
zurAbwehr, nicht
zumAngriss einigen sich
Hedeutschen Stämme,
Unddaß ihre Verbriiderung auch
VonIhren Nachbaroölkern
indiesem Sinne aufgefaßt wird, beweist
diewohlwollende Haltung der mächtigsten europäischexi Staaten, welche ohne Beforgniß und ohne Mißgiinst Deutschland
vondenselben Vortheilen eines roßen»staatli»chen Gemeinwesens Besitz ergreifensehen, deren
iesichihrerseits bereits seitJahr- hunderten erfreuen. Nur
vonuns,
vonunserer Einigkeit,
vonunserer Vaterlandsliebe hängt
esdaher in diesem Augen- blicke ab, dem gefammten Deutschland die Biirgschaften
einerZukunft
zusichern,.in welcher es,
freivon
derGefahr, wieder
in
Zerrissenheit
undOhnmacht zu verfalle-m nach eigener Selbstbestimmung seine verfassungsmäßige Entwickelung »und seine Wohlfahrt pflegen und
indem Rathe
derVolker seinen sriedliebenden
·Beruf zu ersüllen vermag-
Jch hege das Vertrauen zu Gott, daß »die Nachwelt im stärkt-list auf unsere gemeinsamen Arbeiten nicht sagen werde,
dieErfahrungen der früherenmißlungenenVersuche
seienohne Nutzen für das deutsche Volk geblieben, daß vielmehr unsere Kinder smit Dank auf diesen Reichstag als den Begrunder
der
Deutschen Einheit, Freiheit und Macht zurückblicken i:erde:i.
Meine Herren! GanzDeuischland auch über die Grenzen unseres Bundes hinaus, harrt der Entscheidungen, die hier getroffen werden sollen.
Möge durch unser gemeinsames Werk der Traum
vonJahrhunderten,
dasSehnen und Ringen der jüngsten Ge- schlechter der Erfüllung entgegengeführt werden,
Jm Namen aller verbündeten Regierungen, im Namen Deutschlands fordere ich Sie vertrauensvoll auf: helfen Sie
unsdie große nationale Arbeit rasch und sicherdurchführen.
Der Se
enGottes aber,
anwelchem Alles gelegen ist, begleite
undördere das vaterländische Werk!«
Die Thronrede wurde
vonder Versammlung-besonders
anden
Stellen, welche
vonderWiederherstellung der Macht
unddes Ansehens
derdeutschen Nation
undvondem künf- tigen Verhältnisse zu Süddeutschlandhandelten, mit lebhaftem
Beifall begrüßt.
,Von Seiten Preiißens sind die Minister
vonder Heydt, v. Roon,
v.Jtzenplilz, Gr. Eulenburg und der Geheime Rath
v.Savigny beauftragt. iu Gemeinschaft mit den Be- vollmächtigten
derübrigen Regierungen die Verhandlungen mit
deniReichstag zu fuhren.
Neuefte Nachrichten.
München,
«Sonntag
24.Februar, Vormittags. Wie die »Baherfche Zeitung« meldet, wurden gestern die Be- schliisse
derStuttgarter Konferenz
vornIKönigegenehmi t.
Die betreffenden Ratisikationen sind
andie köni lichen
e-sandtfchaften zu Stuttgart, Karlsruhe und Darm tadt sahges fandt worden«
Paris-, Sonntag 24. Februar, Morgens. Der heutige
»Moiiitenr«meldet, dass
andem für die Eröffnung der Ausstellung festgesetzten Tage sämmtlicheEinrichtungen voll- ständig
beendetsein
werden. DerKaiser hat
beidenBe- sichtigungender Letzteren seine volle Befriedigung ausgedrückt.
Florenz, Sonnabend,
23.Februar. Die
vomSenate beschlosseneVertagung des Prozesses gegen den Admiral Pers
anowährt bis zum
27.März.
—Es sind Verhand- lungen eröffnet worden,
umdie Präliminarien eines italienisch- österreichischen Handels· und SchifffahrtsiVertrages festzu-
en.
Auf dem Posilipro bei Neapel ist eine Pulvermühle in die Luft geflogen. Es gab Todte und Verwundete.
London, Sonntag
den24.Februar, Morgens. Aus New-York
vom 23.d. Mittags wird per
atlant.Kabel gemeldet: (Anfangs-Course)Wechselcoursauf London in Gold
ls0h857457bsdåoldagio 381X2,Bonds 111«,«2, Illinois 116V2, Erte-
an .
Das Haus der Repräsentantenhat beschlossen, die Auf- lage auf Baiimwolle
vomSeptember
c.ab aufzuheben.
Oefterreich. Es scheint, als ob
manin Wien wirklich Ernst macht mit dem Eiiilenken in die konstitutionellen Bahnen. Die Wiederherstellung des guten Einvernehmens mit Ungarn ist eine vollständige. Hoffentlich haben die deut- schen Bewohner Oesterreichs
von denUngarn gelernt, daß ein zähes Festhalten
amRecht dochschließlich
vondem Sieg des Rechtes gekrönt wird.
Aus Berlin.
=
Aus dem Berliner Vereinsleben. Die
energische- Anspannung der Vereinsthätigkeit,welche die Wahl-
vorbereituugen in den letzten Wochen herbeigeführt, ist einer
ebenso großenAbspannunggewichen, mit der sich eine durch
den unglücklichen Ausfall der Wahlen in den Provinzen und
den Inhalt
desendlich veröffentlichten sogenannten Ver-
fåsfungsentwurfs für den Norddeutschen Bund hinreichend
e
ärte Resi nation paart. Wir hoffen allerdings, daß die frohe Zuvericht auf
denendlichenSieg der Volksfreiheit, wie trübe auch gegenwärtig die Aussichten sein mögen, bald wieder zurückkehren und jene Spannkraft und Regsamkeit wieder erzeugen wird, durch welche sich die Bevölkerung Ber- lins
vonjeher ausgezeichnetund welche bei den letzten Wah- len einen so schönenSieg gefeiert hat.
Unter diesen Umständen aber wird
esnicht ausfallen,
wennwir
ausder vergangenen Woche
nurzwei politische Vorträge zu verzeichnenhaben, welche die deutsche Frage
Zug ihre Stellung zu dem sogenanntenParlamente behandelt
aen.
Am Montag hielt der Reichstagsabgeordnete Franz Duncker einen sehr beifällig aufgenommenen Vortrag über die deutschenEinheitsbestrebungen seit 1848, in welchem
ersich namentlich auf den Standpunkt der Reichsverfassung stellte. Am Freitag sprach Prof. Mich elet in dem Bezirks- verein der siidwestlichen Friedrichsstadt über das gleiche Thema. Die Vereinsthätigkeit,
wosolche außerdemhervor- trat,"war mehr den wirthschaftlichenInteressen zugewendet.
Mehrere Vorschußvereine, denen jetzt nach endlichem Zustandekommen des Genossenschaftsgesetzes ihre volle Ent- wicklung erst bevorsteht, konstituirten sich aufs Neue und hielten ihre Generalversammlung ab. Die Generalversamm- lung des VorschußvereinesAlt-Köln, welche
amSonnabend stattfand, stellte die Mitgliedschaft
von 153Mit liedern und 28 Theilnehinern mit einem GesammtsGutha
en von30Thlr. fest. Ausgezahlt wurden 270 Darlehne
von 4bis 200 Thlr. im Betrage
von8048 Thlr., davon allein circa 3000 Thlr. während der Kriegs- und Cholerawoche.
Am Dienstag fand die Generalversammlung
desVor- schußvereines Alt-Berlin statt, dessen Mitgliederzahl
aus 255Personen besteht. Jni vorigen Jahre erhielten hier
129Mitglieder 380 Vorschüsse im Betrage
von19054 Thlr. 15 Sgr.
9Pf. Jm Januar d. J. siud bereits 3000 Thlr.
Darlehne gegeben. Die Dividende
wurdeanf 40X0 festgesetzt.
Jn der letzten Sitzung
dervolkswirthschaftlichenGesell- schaft
amSonnabend sprach der Abg. Michaelis über die Weinzollfrage, über welche ge enwärtigzwischenPreußen, iFrankreich
undOesterreich Verhandlungen schweben und führte aus, daß die Herabsetzung
desWeinzolls in Folge der vermehrten Konsumtion keine Einbuße
anden Zollein- nahmen herbeiführen würde.
"
=
Endlich haben die
vonden berliner Stadtverordneten gewähltenStadträthe
von derRegierung die Bestätigung erhalten
undsind dieselben in ihr Amt eingeführt worden.
Die Mißstände,welche sich sowohl bei der Vakanz der Stellen,
alsauch beider kommissarischenVerwaltung her-
ausestellt haben, werden hoffentlich dazu beitragen,
dieAb-
schasfung der Bestimmung
derStädte-Ordnung,durch welche der Regierung das Recht der Nichtbestätigung gegeben wird, zu beschleunigen
=
Die Stadt Berlin hat zum Neubau des Friedrich- Werderschen Gymnasiums ein Grundstückangekauft, welches 150,000 Thlr. kostet. Rechnet
mandie Kosten
desNeubaus selbst auf etwa 80,000 Thlr., so stellt sich der Preis des Gymnasiums selbst auf 230,000 Thlr. Um dieses Kapital mit 50s0
zuverzinsen,braucht die Kommune jährlich 10,500 Thlr. Rechnet
mandie Zahl der Schüler des Gymiiasiums gleich 700,«so kostet vorweg jeder einzelne 163j7 Thlr.
nuran
Lokalmiethe. Wir meinen,
eswürde sich vielleicht
alszweckmäßiger herausstellen, die öffentlichen Schulen und Gin-
nasien nicht in solchenStraßen anzulegen, in welchen
weenihrer guten Lage
derGrund und Boden einen so hegen
Preis erreicht. Jn diesem Falle hätte
manvielleicht in
perGeorgenstraße für ein gleich großes Grundstück einen weit mäßigeren Preis bezahlt.
Verniifchtes.
si- Bei der Pariser Jndustrieausstellung ist für 'das persönliche Abonnement eine Neuerung eingeführt
worden, welche in ähnlichen Fällen nachgeahmt
zuwerden verdient. Statt nämlich eine Abonnementskarte auszugeben, drückt
dieDirektion
denAbonnementsstempel auf die photo- graphischeVisitenkarte des Abonnenten. Dadurch wird jeder Mißbrauch dieser Karten verhindert. Da bei Eisenbahneii
unddergl.,
wodie Einführung
vonpersönlichen Abonnes ments sowohl im Interesse
desPublikums
alsauch
derbe-treffenden Gesellschaften liegt, bis jetzt eigentlich
nurdie Furcht
vor demMißbrauch, der wegen der schwierigen Kon- trolle
mit denAbonnernentsbillets getrieben
werdenkann, die Einführung dieser Einrichtung verhindert hat« so
be-grüßen wir diese Neuerung mit Freuden, da sie alle solche Bedenken beseitigt.
"
f Man ist vielfach geneigt, die Anfänge des preußi- schen Verfassungs-Lebens auf
dasErscheinen des Pa- tentes
vom 3.Febr. 1847 zurückzuführen Um
daranzu erinnern, wie wenig das,
wasin jenem Patent gegeben,
denForderungen entsprach,welche
manin Preußen
aneine Ver- fassung stellen müßte, wird
esvielleichtzweckmäßig sein,
an daszu erinnern,
wasdamals Gervinus in seiner Kritik jene-JPatentes sagte. Preußen hat, so schreibt
er,»einFrag-
menteiner Verfassung gegeben, scheint sich aber mit ihr
ineinem Systeme
derErhaltung, ja des Rückschrittsbefestigen
zuwollen«
das manohne Verfassung befestigter glauben
würde.·Es
war-nur dieWahl, so hieß
esvorhin. zwischen Vollendung der Staatsideen
ausden Zeiten Steins durch eine freie Verfas ung, oder allmählige Vernichtung jener freieren Keime. Sreußen aber hat eine dritte Wahl
e-troffen:
eshat eine Verfassung ge eben, die weder frei ist, noch auch
nureine Verfassung hei t,
undeshat sie auf die Verkümmeruni eben «ener Keime gerichtet, deren kräftige Pflege jeder edanke früher als die eigentlicheAufgabe einer Verfassung angesehen hatte.
Daß
deinwirklichso ist, muß auch dem schlichtesten Ver- stande einkeuchteu, sobald
erdie Verfassun
,diejene Stein’sche Zeit
inAussicht stellte,
nur indenflachsten Außenlinien mit dem vergleicht,
wasin den Verordnungen
vom3. Februar in Erfüllung ging.«
Briefkasten.
Herrn Jngenieur R. J. Ihre Zuschrift
warfür
unsvongroßemJnteressez
wennwir das,
wasSie wünschen,»nicht thun, so bestimmen
unsdazu höchst gewichtige Grunde.
Ja,
wennwir viele so tüchtige Freunde hätten
wieSie sind, so hätten Sie wahrscheinlichnicht nöthig gehabt,
unsauf dieer Uebelstandaufmerksam zu machen.
Theater
amMontag.
«Opernhaus:
DieZauberflötT
—SchauspielhalkIT
Brutus undEollatinus.
—Friedrich-Wilhelinsstadt:
Orpheus.
— Wallner: DasMädchen
inBlau.Frühere
Ver-hältnisse.
EineWeinprobe. Fünfzehn
Minutenim·Zaubersalon.
— Viktoria:
Gefammtgastspiel
derFürst’schenLiederballe.
— Kroll: DieSphinx. Herrmann
undDorothee.
VonTreuund Nuglisch.
DieKalospintliockisomolcpsena
—Wvltersdorff:
500,000 Teufel.
—Vorstadt:
DasJahr
1539.VerlagvonAlex