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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 16. Septemnber/Oktober 1927, Nr 9/10.

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UNSER BU

ÄLTERENBLATT DES BUNDES DEUTSCHER JUGENDVERElNE

fixi-

«

16. JAHR NR. 9X10

SEPTEMBERXOKTOBER 1927 scHElDINGXGlLBHART

Postveksancl Jena

(2)

Unter Bund

herausgegebenvom Bund Deutscher JugendvereineIX.V.

Bundesleitung:ProfessorD. Dr.WilhelmStöhlimMüsisteri.W., Paul- straßexd XPfarrerRudolfGoethe, Varinstadt, Kahlerrftraßez4.

Weis Göttingen- Werks Eichwegz-.

W-

Schriftleitunge Jörg Erb, Lehrer, Haslachi. K.(Baden).

sürWerk undAufgabe: ProfessorD.Dr.Wilhelm Stahlim Bestellung-

Bei derPost,beimBuchhandel,beimPost-Verlag: ThüringerVerlags- anstaltundDruckerei G.m.b.Jena.

preis-

Jedes HeftsoPfg-, vierteljährlichHo Mk.

veis di sDo bestes 1.- Mk.

Bezahlung-

BeiBuchhandeloder Postodit beiderThäringer Verlagsanftalr und DruckereiG.is.b.H» Jena, PostfcheckkontoErfurt 2932»

Inhalt dieses Heiles-

Leitwort XDrutschlands neue Politik- Wer brichtdieVerfassungs- BDJ. und PolitikXWcsther ClassensOrt -ZumKampfum das ReichsschulgesttzX UmdasReichsfchulgesetz- Wir unddiefozialiftifche JugendXTagungsgkdankennndsbedenken (ZurAusspracheinHan- novcrsch-Mündenx., z., Z,4., s.) XUmscham Hinweife- DieEcke- Werk und Aufgabe-: landakbeitz Volk und Politik-Buch Und Bild XAnzcigem

Inschrifteu der mitarbeiten

Walther Classen, Hamburg, ObenBorgfelde04 -MaxBükchSteinen imWiesentalX Riedel Platz, Berlin-Treptow, Parkstr.- Otto Roland, GrötzingenbeiKarlsruhe X KurtDietrichSchmidt,Göttingen, Stumpfe- biehl3-Philipp Hördt, Heidelberg, Rol)rbachekstk,zo- HeinzZwka Karlsruhe-Rüppur, Aiistk.- Paul Demke, Bunzlau-skauAmm Wolfs, Stade,Schiffmovstr. 28XHeinzKloppenburg,Elsflkkh(Oldknhukg)-

·G«ust1wKiste-gW «(Südharzi).

Beitr-gen-

Die Bibellefe fürSeptember-Oktober- Bildbeilage,entnommen aus ,,Bekenner«von IdaC.Strövcr,erschienenimTreue-Verlag lViilsinge- rode-Sollstedt.

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lö. Jahr September-Oktober x937ScheidingsGilbhart Heftgsxo

Unser Bund

Aelterenblatt des Bundes Deutscher Jugendvereine

Wer inder Sonne kämpft,ein Sol-Inder Erde, Und feurig geiszeltdas Gespann der Pferde, Wer brünstig ringt nach eines Zieles ferne,

Dom Staub nmwölkt wie glaubte der die Sterne?

Dochdas Gespann erlahmt, die Pfade dunkeln, die ew'gen Lichter fangen an Zufunkeln, Die heiligen Gesetze werden sichtbar. ·

das Kampfgeschrei verstummt der Tag istachwar-

C. f. Meyer.

Deutschlands neue Politik.

DerdeutschenJugend gewidmet.

Von Walther Classen.

»IchtueBuße für michnndEuchandItalien.Für dieses seiner stolzen FrevelundungewöhnlichenSünden wegen,an deneneszuGrundegehenwird...

«ZwarestragtdiestrahlendeUmpeldesGeistes-, doches hatsich aufgelehntinderunbändigen Lasteinesstrotzenden Daseinsgegenewige Gesetze.«

(C. F. Meyer-: Versuchungdespescara.) Was soderDichtervon dem Italien desZo. Jahrhunderts spricht, sollman dem heutigen Deutschland zurufen.Wollen wir uns wirklichselbst zugrunde richten?

Gewiß, ldiesesnun elend daniedergeworfeneLand hatte einetüchtige, kluge Beamtenschaft.Da gabesnichtBestechlichkeitund bequemes Wohlleben, son- dern eswurde energisch regiertbis indieentlegensten Landeseckem daß jeder K-anal, jedesstüßleinreinundfahrbar, jedesBettimKrankenhausesauberwar Undjeder Eisenbahnzugzurechter Zeit ankam. DieserStaat konnteseinenBe- amten dasGehaltinblanken Goldstücken auszahlen.

Alsotun wir zuerstdieSünde ab, daßwir auf diesen sauberen, fürsorg- Iichendeutschen Staat, dessen Einwohner von Jahr zuJahr vor dem Kriege Wohlhabender wurden,schimpfen,als wäre erein schmutziges ZuchthaUSge- wesen.Dann aberwollen wir eingestehen, daß unserehoheBeamtienschastund Unset stolz-esOffizierkorpsihregroßen Fehlerhatten. So viele ehrenwerte, innerlichdemütigeMänner darunter waren, sielebten dochalsGesamtheitin einem Standes-fehlen siewaren volksfremdz ja selbst,wenn mancheinihrem AmtssdistriktLand und Leutegründlich kannten,wenn sieVaterland undHeimat glühendliebten man war dochvon Standes wegen volksfremd. ,,Volk ist dieMasse,dieDienstboten stellt,dieschweren Dinge besorgtund nicht Reserve- ossiziekWerden kann« dieserTonklang durchdieGesellschaftder Edlen und Großen unsererNation.

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Wie konnte dieserGeist mächtig sein,wo docheinso fleißiges, gediegenes Bürgertumarbeitete? AmspätenAbend kam der Kaufmann und Fabrikherr nachHaufe;derGelehrtebewältigtedurch Gründlichkeit undEnergie Aufgaben, vor denen diedadraußenbewundernd und kopfschüttelndstanden.Die Feind- schaftder anderen Völker entsprang zum Teil einfachdaraus, weil unsere Arbeit so tüchtigwar. Und dieArt unsererKaufleute, Beamten, Kolonial- pioniere, mit den ,,Wilden« umzugehen, war nicht schlimmerals die der anderen. Wo immer die fleißigen Deutschen hinkamen, pflegtenLand und Menschenzugedeihen.Aber indem das deutscheBürgertumreich wurde,verfiel esdemselben Fehlerwie dieDeutschen schoneinmal im x6.Jahrhundert; sie lernten für sichallein genießenimGroben und imseinen. Dadurch wurden sie selbstsüchtig.Immer größerund schönerwurden die Villen der reichen Bürger,die Schlösserder großen Landwirte. Man staunt, wieviel Zimmer daauf jedes samilienmitglied kommen müssen.Schmuckund Kunstwaren ja darin, zuerstprotzigund dumm,zuletztauchwirklich schön. Bücherwaren genug darin,aber obmehredleund tiefe Bücher gelesenwurden als inder armen Biedermeierzeit,oder nicht vielmehr gar viele frech-e, grobe,sinnliche oder dochoberflächlicheBücher? Auchder akademische Bürgerund Beamte gestaltete sein Hauswesen stattlicheralsjezuvor. Sein Wissenwar oftge- waltig; obfreilichdiegroßen,welt- und lebenumfassendenGedanken ihmdie Seeleso bewegtenwie denVorfahren? Aberjedenfalls verdorben, trägeund nur genießerischwar das deutsche Bürgertum nicht. Sie schafften und arbeiteten.

Aber siesaheneineseinfachnicht: dieTausendeengerWohnungen derSechs- stockwerkhäuser,indenen dieRasse unseresVolkes aussterbenmußte und die VolksseeleindumpferLuft vergiftet wurde. Sie sahen auchnicht dieKaten um dieSchlösserder Landwirte,diefoblieben,wie fievor xooJahren ge- wesenwaren. Und diedort wohnten, entbehrtenderbestenTeile desBürger- rechts: siewaren weder für Kirche, Schule,noch als politischeOrtschaftGe- meinde. AlldieseDinge besorgtederGutsherr, derzugleichihrArbeitgeberwar.

Die Führen-denderNation beruhigten sich dabei,daßDeutschlanddiebeste soziale Gesetzgebunghabe. Manche haben auch beim sestessen mit den Standesgenossenarg geschimpft auf diese wirklichgute Gesetzgebung, weildieIndustrie durch diese Lasten zugrunde gehe.

Jn derViolksfremdhseitwaren sichdiealten Herrschendem »die Junker«und das neue, reicheBürgertumunddiehochstudiertenLeutegleich.Undunter sich waren diesebeiden auchkeinerechteEinheit.

Unddieneuentstandene Jndustri-earbeiterfchaft?»Sie istdervaterlandslosen Sozialdemokratie verfallen!«So hießes vor dem Kriege,und so klingt’s nsoch heute. Daßesauch großenichtsozialdemsokmtischeArbeiterorganisationen gibt, weißder stolze Bürgersohn erstmalnicht. Davon wurde indenhöheren Schulen nichtsgelehrt. Aber zunächst mußeinmal ebensowie vom Beamten und Bürgertum zugegeben werden, daßauch in der deutschen sozialdemo- kratischen Arbeiterschaft viel gediegene Tüchtigkeit steckte.Es hatZeiten ge- geben,wo inungeheuren Stadtquartieren keinanständiges Buch zukaufen war kaum im Papierladen ein Gefangbuch —, sondern»Ur gemeine- Schmutzliteratur, von dervielleicht,,ehrbare«Bürgersleutereich wurden. Aber die sozialdemokratische Flugschriftkam dorthin. Durch sielernten die Leute überdenZusammenhang derDinge nachdenken.DieSozialdemokratie erzog

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die Arbeiterschaftzu gemeinsamer Selbsthilfe, daß sie sich Tarifverträge, kürzere Arbeitszeit erkämpfte.Millionen Volksgenossenwurden sowirtschaftlich besser gestellt.Aus MenschenliebehabenJndustrie undHandel diese Zugeständ- Uisse nicht gemacht.

Abergesünidigthatauch dieArbeiterschaft. GeradezumitWut undWonne habenvieleihrer führen-denKöpfeeineWeltanschauung, dievölligohneEhr- furchtwar, insichaufgenommen und verbreitet. Eswar dieplatte, hoch- mütige Denkweisedermaterialistischen Philosophie,wie sie bürgerlich-philister- liche Philosophen ausgebeutet hatten. Aber deutscheArbeiter haben sichin dieser gottverachtenden Weltanschauungblind und taub getrunken. Das Ge- mütsleben verarmte, um einesülledesEdelstenwurde dadurch unserVolk betrogen.

»Und siewurden international« —- auchdies nun eineunserer deutschen Sünden, Beschuldigungen hinzuschleudern,ohnezuprüfen.Als dieBürger- söhnedem englischen Sport sich hingaben,beim Rudern und Lawntennis zeit- weiseenglischkommandierten und zählten,habendie Arbeiterturnvereine die deutschere Turnkunstgepflegtund sich langegegen denangelsächsischenSport gewehrt.

»AberdieSozialdemokraten habendieRevolution gemacht«.Dies nun ein geschichtlicherIrrtum. Wie sagtedoch mein junger sozialdemokratischer Freund, dermitHerzund VerstandinderBewegung stand,alswir nachdenRevo- lutionstagenuns wiedersahen:»Ach,Sieglauben nicht,was esfüreineArbeit war, erstmal Ordnung indieGeschichtezubringen. AufRevolution waren wir jagar nichtvorbereitet.«

Nein,dieSozialdemokraten habenden SiegDeutschlands gewünschtund erhofft. JhrePresse hatgetan, was sie konnte,denMut hoch-zuhalten.Und wo jetzt deutsch-es Grenzland bedrohtund gequält wird, sinddieArbeiter die Reichstreuen. Denn sie wissen,was der deutscheStaat mit feiner sozialen Fürsorgewert ist.

Aber freilich ein Teilder Sozialdemokratie istx9x4 sofort aus den Reihen ausgebrochen. Diese erhofftenaus einem allgemein-en europäischenZu- sammmbruchgroßartiges Völkerglückz siehabenvom erstenTageanwider das deutsche Heer gewühlt.Jhr Feldwar dieArbeiterjugenddaheim. Gerade da- mals beganndieganz unsoziale,reinpersönlichgenießenwollende Moral oder Vielmehr Unmoral aus überinsdivisdualistischenbürgerlichen Kreisenin diese Sozialdemokratie einzudringen:Jeder entfalteseine persönlicheNatur, Jungen wie Mädchen!DsahabendieJo-und Ufähkigen Jungen und Mädchenzu Tausendenum dieGroßstädteindenWäldern gelegen:eineentsetzlicheZer- stöklmclder Jugendblütel »Die Geilheitdes Tanzbodens istindieWälder verlegtl« riefdaeinkernhaster Sozialdemokrat alten Stils. Unddahintrugen dieUnentwegkenihreheeresfeindliche Agitation. zojährigeMädchenhabenden Ufährigen Jungen gepredigt.

Zielbewußt setzte diese Bewegung aufder Hochseeflotte sich fort. Der Marinerevolte- sindwir erlegen. Aber wir fragen: Wie konnten den Offi- ziermsolche Agitation, jaOrganisation, die auch nochvon Sowjetrußland aus genährtwurde, unbemerkt bleiben? Hier istdieschwerste Schuld unserer alten sührerschicht. Habt ihr zuviel in der Offiziersmesse gesessen und getrunken?

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Dann sanken erstaunlichschnell unsere bisherigen Häupterund Meister dahin. Auchdiealten Generäle wollten nichtdieMonarchie durchBürger- krieg verteidigen. Vielleicht war das einSegen für unserVolk. Jedenfalls habennun diealten Sozialdemokraten mit großer Charakterkraft an dem fest- gehalten,was ihr Ideal war (überdas Jdeal kann man ja streiten):

Deutschland solleinnationaler Volksstaat seinmit einer demokratischenVer- fassungbis injedeGemeinde und jeden Verwaltungszweig hinein ähnlich etwa der Schweiz. In solchem Volksstaat glaubten sie,würde dieEntwick- lung,die sie wünschten, sichvollziehen: »Die Produktionswerkzeugewerden Besitzder Arbeiter«. Man kann sehrdarüber streiten,obdiesZielerreichbar und auchnur wünschenswert sei.Abserdaßdiealten Sozialdemokraten, alssie dochdas Ungetümeines Sowietstaates schaffen konnten, für allgemeineVolks- wahlm sich einsetzten,um einen neuen gesetzlichen Zustandzuschaffen,war eine nationale Tat.

Ihre Schuld isteineandere: Sie habennun mehrereJahre großen Anteil anderMachtimStaate. Undnun sind sie sittlichnochschwächeralsvorher das Bürgertum. Rauschgifte,die greulichste Schnapsfabrikation, gemeinste Literatur vergiftet unserVolk; elende Vergnügungslokale jederArt blühen.

Auch nichteinVersuch,dieZügel sittlicher Zuchtwieder anzuziehenl Solche Weichheit ist unsozial,volksverderbend. Wer nichtan einen Gott seinGe- wissen gebunden fühlt,kannvielleicht sanatikerwerden wie dieKommunisten, abererkann nichtaus Liebehartsein.

Unddas deutsche Bauerntum, derUrboden desVolkstums? Gewiß,auchsie habenunsere deutscheTugend,denFleiß, bewährt, jaeineheroische Energiezu arbeiten,wo KräfteundMittel während desKriegesimmer schwächerwurden.

Großartigwar auchvor dem Kriege alles,was diedeutscheLandwirtschafts- gesellschaft wirkte;alles,was an Organisation und systematischerArbeitsart in die Landwirtschaft hineingetragen wurde. Aber auch sie istwie unser ganzes Volk dermaterialistischen Denkweiseerlegen.Schon darin zeigtes sich, wie derGlaube an dieChemieund dieKraft des Düngers sich vordrängte;

die feinste Beobachtung der lebendigen Natur, dieSaatzucht und Rassen-.

beobachtunginhöchster sorm soll erstkommen. Aber viel schlimmerwar’s, daßdieLandwirte, vom Staat geschütztund unterstützt,nichtstaatsbürgerlich denken lernten. Der Bund der Landwirte erzog zur Selbstüberhebungund zurMinderachtungderanderen,imVaterland geleistetenArbeit. Vomschweren Ringendes anderen Volksteils,derKaufleute, Industriellen, Arbeiter,das doch auch den Landwirt erstreichmachte,malten sie sicheinvöllig falschesBild.

Und vor dem Kriege dank der reichendeutschenIndustrie,die ein kauf- kräftigesVolkschuf, wohlhabend geworden, nahmen dieLandwirte imKriege sehroft,ohnedaßihnendas Herzzitterte,denreichenGewinn, derihnenzu- floß.als Millionen hungerten. Nun tritt auchan des Landwikts Tür die Sorge, als eine Botin Gottes, fundmahnt ihn: »Auchdein Leben und Wirken istnur dann gesegnet,wenn alleGlieder deines Volkes lebenkönnen-C

»So sind siedenn allzumalSünder und mangelndesRuhms, densievor Gott habensollten«, dieseWorte müssenwir Deutsch-en zuerstüberuns aus- sprechen,wenn wir impolitischenDenken zur Klarheitkommen wollen.

Noch verirrt sichder eingeborene deutsch-e Jdealismus, indem sichdie Herzenandiesenoderjenen Plan hängenund in derPredigtdesHassesgegen andere trunken werden. Junge Menschenwüten und schreienwieeinHaufen

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fanatischer Greise.DieNation vernichtet sich sittlich,wenn siedenpolitischen Mord billigt,und körperlich,indemdieGeburtenabtreibung von HauszuHaus gelobtund geübtwird.

Und wie finden wir nun politische Ziele? Unsererster Satz sollsein:

Schützt die-Familie; denn nur aus ihr wächstdas Volk. Was an vergiftendem SchmutzinunserenLäden, aufden Straßen,inden Theatern ausgeboten wird, muß verschwinden.Wir habeneinGesetz ZUMSchutzder Republik.Wir sollteneines habenzum Schutz unseres Volkstums.

Schwer istzuentscheiden,obeinWerk einKunstwerkseioder nicht. Aber,ob esdieWürde der Familieund derMutter bedroht,obesdiePhantasie mit verbrecherischenBildern erfüllt,das läßt sich entscheiden. Dazu gehörtnur der Mut, dassLeben desVolkes höherzu stellenals die lieben und süßen Wünschedeseinzelnen.

Solches Gesetzwird zugleichdieDenkmäler unserer Geschichte,dieTiere der Heim-at,dieVögelunter dem Himmel,dieBlumen aufdenAlpenfelsenund dieBlumen am Strom, kurz dieSchönheitdesVaterlandes schirmen.Ja,auch die Ströme, seuchtigkeit, Wälder, die Wind abwehrenden Hecken, insekten- fressenden Vögel müssenvor kurzsichtig gieriger Industrie und Landwirtschaft, vor Bier- und Schnapswirtschaften und Vergnügungsindustrie geschütztwerden.

Gesetze sind freilich unmöglichohne dieGesinnung, aus dersie geborenund erhalten werden. Da müssenwir nun einmal pietätlos sprechen:es sollder Primsanerund der Geschäftsjünglingnichtmehrdas Wort nachsprechen,was erleidervom Vater-Philister oftmals hört: »erlaubt ist,was Geldeinbringt«, oder etwas »gebildeter« ausgedrückt: »volkswirtschaftlich nützlich ist alles, wobei Geld umgesetztwird«. Nein,volkswirtschaftlich nützlich istnur solche Tätigkeit,die gutebrauchbare Dinge schafftoder siedenen zuführt,die sie nötig haben. Schmutzliteratur, Hilfsmittel desLastersundderAusschweifung herzustellenund zuverkaufen ist Verbrechen.

Aber fastebenso schlimmistdieandere Denkweise,dieaus Schlaffheit, Dummheit und Eigennutzentspringt:Was einer Gesamtheitgehört,brauche ichnichtzuschonen.Von dem vielen,was diesirma hat,nehmeichhübsch etwas nachHause,demStaate dieSteuern voll bezahlen,wenn ich unbemerkt

etwas abknappen kann,wäre Dummheit.

Philsosophisch begründetwird jasogar die Denkart: ichmuß michnur dUtchsktzemmeine Persönlichkeitentfalten inderFamilie,inderKunst,im Geschäftsleben,in der Politik —, soreden disegroßen Apostel. Und die kleinen Geister befolgendieLehreim sreibad, inderEisenbahnund mach-en das Vaterland zueinem rechtunerquicklichen Aufenthalt. Das Ende istdas politische Verbrechen: Aufruhr, geplünderte Läden,Mord des politisch gehaßtcn Gegners. Die Lehredes geheiligten Egoismus erlaubt und verteidigtalles.

Solange Wir diese Denkweise nichtaus unseremgesellschaftlichenVerkehr ausrotten, istkeineHoffnung, daßwir dienotwendigsteReform durchsetzen.

Denn sie begreiftnur der,der weiß:Volkes Wohl istdas erste Gesetz.

Aller Boden Untersteht der Aufsicht und dem Oberver-

fügungsrecht des Staates und der organischen Gemeinde.

Durchdie Steuern mußesunmöglich sein, daß jemandLand kauft, festhält, teuer werden läßtundesendlichweiterverkauft. DerStaat muß enteignen,wo esfürdieGesamtheit notwendig ist.DerLandmann nochsinddiemeisten

weit davon entfernt muß einsehen, daßauchfürihnsolche MachtdesGe-

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meinwesens heilbringend ist.Schlecht bewirtschafteter Boden wird enteignet und besseren Wirtschaftern gegeben.Güter könneninsolchem salle aufgeteilt werden und zwar nichtzufreiem Eigentum,sonderninErbpacht. süralle bestehen-denLandwirtschaftshöfe müssenwir wieder einSchutzgesetzhabenwie ZUZeitenFriedrichsdes Großm:der Hofdarfnichtgeteilt,noch miteinem anderen vereinigt werden. Das gierige Zusammenkaufenvon Höfen zerstört uns jadieLandwirtsfamilien, und das Erbteilen des Landes schafftschließlich hilflosklein-eBetriebe oder das französische Zweikindersystem. Die nach- geborenenSöhne derLandwirtschaftsfamilien aber werden vorzüglicheWirt- schafter seinasufjenen Siedlungsstelslendes schlechtbewirtschafteten ehemaligen Guoßgrunsdbesitzes.

Besitzerund Bebauer desstädtischenBodens, welcherder Privatspekulation entrissenwerden soll, sindam bestenGenossenschaftenundgemeinnützigeGesell- schaftenunter Staatsaufsicht. Behörden sindzum Bauen wenig geeignet,zu wenig geschäftsmäßig befähigt. GenossenschaftennachArt der menschlichen Natur verzankensichzuleicht.Ein kluger, starkerVertreter desStaates muß sie beaufsichtigenund erziehen.

Genossenschaften aber werden in dieser Zeit eine große Rolle spielen. Wir werden dem Mittelalter wieder ähnlich.Die Ge- schichte wiederholt sichzwar nicht.Aber sie bewegt sichineiner Spirale. Wir stehen jetztindieser Spiralevielleichtüber dem33. und x4.Jahrhundert. Land- wirte, Kleingärtner, Handwerksmeister zum Rohstoffeinkauf, Beamte, Ange- stellte,Arbeiter organisieren sich: gemeinsam besessenes Kapital wird wirksam und mächtig.Das ist notwendig; denn andererseits ist jadies Machtmittel indenHänden weniger angehäuft.

AusdemRingenund derSpannung zwischen diesenbeiden: denvielenizu- sammengeschlossenenKleinen und denWenigen,diegewaltigeMittel komman- dieren,beruht das wirtschaftlicheLebender nächstenJahrhunderte.

Man glaubenicht: dieWenigen könnten beseitigtwerden. Jm Gegenteil:

inseiner bescheidenen Weisemuß auchjederderKleinen seinwisediewenigen Großen.Er mußfür sichund dieSeinen streben,sparen,kämpfen. Dieser Trieb,von der Natur in uns gepflanzt, istniemals zuentbehren,um die menschlicheArtam Lebenzuerhalten. Wie dieEngelzuleben und nur aus Liebe zueinander fleißigzu arbeiten, istwider unsereNatur. Ein wirklich kommunistischerStaat müßtedie Seinen mit der Knute zur Arbeit treiben und siein der schmutzigstenArmut darnieder halten. Denn imWohlleben würden sie selbstzur sortpflanzung zuträgeund selbstsüchtigwerden.

Aberin Genossenschaftenzur wirtschaftlichenSelbsthilfeund Verteidigung verbunden, aber zugleichim eigenenKram und Garten wirtschaftend durch eigenenTrieb mit einer redlichenMassevon Freude, Aerger, Spannung und Hoffnung gesegnet,könnenwir einrechtesLeben führen.

Wieweit nun die großenbewundernswerten Arbeitsorganisationenvon dem genossenschaftlichen Wesen durchdrungen werden können,wieweit die Kommandogewalt des alles überschauendenLeiters herrschen muß,wird lang- samnichtohne Streit und Schmerzen ausgeprobt werden müssen.Das Jahr- hundert wird eserleben,und eswird gelingen,wenn wir uns nur mittler- weile gegenseitig dieMußeund Selbständigkeitinunserem eigenenKram, Wohnung, Gärtchen gönnen,wie es dem deutschenGemüt nötig ist.

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Der Achtstundentag des Arbeiters in der sabrik ist menschennotwendig und daher mußer erstrebtwerden auchvon demJndustrieherrn,derwünscht, daß seineEnkelnoch ein VolkmitMuskeln, Nerven und Verstandvorfinden,dasinderFabrik nutzbringend schaffenkann.

SittlicherWille und wirtschaftliche Notwendigkeit gestaltendas Lebeneines Volkes. Seine Staatsverfassung muß diesenbeiden Mächten dienen.

FürdieimSittlichen wie imWirtschaftlichenaktive Natur desGermanen ist die absoluteMonarchie aufdieDauer keine lebensfördernde Staatsform. Die heuteim alldeutschen EiferdieMonarchie zurückfordern, sollen sich besinnen, daßdie altgermanische Volksgemeinde demokratischwar: siekürtedenDorf- richter,und sie erhobdenSeerkönig aufden Schild. Undden Verwandten der Germanen, Griechen wie Römern,war ebensodie Volksversammlung Schöpferinder staatlichen Macht. AuchCäsarhat daran festgehalten;nicht der Gewalt seinerLegionwollte er die monarchischeGewalt verdanken; er wollte auch nichtnachArtdes Orients von denGöttern eingesetzt sein, son- dern aus der Wahl der römischenBürgerversammlung als lebenslänglicher Volkstribun leitete er seineMachtab. Das germanischeMittelalter bliebsich immer dessenbewußt, daß KaiserundKönigeihr Amtvom Volkehaben,wenn auchnur nochAdel als Vertretung des Volkes wählt. Als die Päpsteden deutschen Königsetzenoder dochbestätigen wollten, trat derenglischeFranzis- kaniermönchWilhelm v. Ocam dem deutschen KaisermitderLehrezurSeite:

»AllesAmt weltlicher Obrigkeit wird vom Volke geschaffenund durch das Volk übertragen«.Das istdie urdemokratischegermanischeAuffassung vom Staate. Ein Königtum,von Gott verliehen, ist orientalisch.

Als Bismarck denpreußischenKönigzum deutschen Kaiser erhob,dahatte erdurchsallgemeine Wahlrecht denStrom desnationalen Willens zuvor ent- fesselt.Undnicht durch Waffenzwang erdieanderen deutschen Staaten, son- dern erließ durch ihre Fürsten,dieimmittelalterlichen Sinne als hoherAdel dieVolksstämmevertraten, König Wilhelm auffordern, dieKaiserwürdean-

zunehmen.

Hätte Wilhelm II.nichtindemTraum eines(orientalischen) gottgewollten Königtums gelebt, hättennicht dieAnhängerderMonarchiediepolitischeMacht diesernur aufdie oberen Zehntausend gründenwollen und die preußische Wahlrechtsreform, dieso nötige Gründungvon Landgemeindenauchaufden Gütern,denSchutzder Konsum-und Baugenossenschaften bekämpft,denGe- werkschaftender Arbeiter die moralischeAnerkennung verweigert vielleicht regiertendieHohenzollern heutenoch.

Nun sind siegestürzt.Das deutscheVolkmuß ebensowieSchweizer, Eng- länder,Amerikaner seitlangem seine politischen Führer selbererkennen und emporheben.So istheute dieLage.Dawird nun aber füruns verhängnisvoll eine ganzUnpolitische Vorstellung von Demokratie. Demokratie istnicht,daß überall Volksbeauftragtezusammenkommen und reden,reden, bis irgendso

etwas wie eine Meinung herausgekocht ist, nachder nun gehandeltwerden

soll. Demokratie ist nicht, daß vielköpfige Behördendasitzen, umgebenvon einer Wolke von Schreibern,und wer eigentlichindieserBehördeverantwort- lichschafft, istgar nichtzuerkennen;Demokratie ist nicht, daßallemöglichen Räte kritisierend fordern, schwatzendum dieBehörden herumsitzen.Demo- kratie heißtMänner wählen,ihnenAmt und Macht übertragen. Zu Athen war auchdergrößte besteStaatsmann jedenTag abhängigvon seinenlauni-

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