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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 16. August 1927, Nr 8.

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UNSER BU

ÄLTERENBLATT DES BUNDES DEUTSCHER JUGENDVEREkNE

Dei-Ä

IHJÄHP AUGUST 1927 ERNTlNG NR. 8

Postvekssacl Jena

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Unser Bund

herausgegebenvom Bund Deutscher JugendvereineE.V.

Bundeoleitung:ProfessorD. Dr.WilhelmStählin, Münsteri.W» Paul- straßeso XPfarrer Rudolf Goethe, Darmstadt, Kahlertstraße24.

Kanzleix Göttingen, Düsterer Eichwegze.

ist-schritten-

Schriftleitung: Jörg Erb, Lehrer, Haolachi.K.(Baden).

FürWerk und Aufgabe:ProfessorD.Dr.wichetm Seen-tins

Bestellung-

Bei derPost,beimBuchhandel,beimVerlag: ThüringerVerlagoanstalt undDruckereiG.m.b.H» Jena.

Preis-

Jedeo HeftdoPfg., vierteljährlichHzoMk.

Bezahlung:

BeiBuchhandel oder Postoder beiderThüringer Verlagoanstaltund DruckereiG.m.b.H» Jena, PostscheckkontoErfurt 2922.

Inhalt dieses bestes-

Suchen undFinden- Erlebnis JundDenkenXAus-sprach :Gedanken zurBurschenetziehungin unsermGruppen-Werbung eineMädchen- aufgabeXSittliche Selbstbestimmungund sittlicheWertung- Volks- hochschule Hohensolms XUmschau: Hinweife-FreudenspiegelX Zeit- weiser-Zeitspiegel - Werk und Aufgabe: Bund und FamilieX Buchund Bild X DieEckeXAnzeigen.

Anschrifteu der mitarbeiten

Otto Neumann,Freiburgi.Br., Hebelstraßeex -PaulStern, Freiburg i.Br., Runzstraße63XHeinrich Arneth,Nürnberg,Menschelstraßeoo- stattAMICIW01ss-Stabe (Niedckkfachsm)XErnst Steinhauer,Winde- bach(Ba7em)-Hermavn Gtaefe- Sohensolms-Rudolf winket-nann, Frankfurta.M., Gutleutstraße.

Beilagen3:

DieBibellefe fürdenErntingXEinladungund Anmeldungokartezum BesuchderAuestellung»Das junge Deutschland«.

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zo. Jahr August x927 XErnting Hefks

Unser Bund

Aelterenblatt des Bundes Deutscher Jugendvereine

Jchweiß:an irgendeinemfernen Tag wird alles Gute,das in mir gefangen an stillen Ketten miid und tatlos lag, zuLichtund Tat und Herrlichkeit gelangen.

Jch weiß:dann wird tot und vergangen sein der welke Wintertraum, in dem ichkranke, dann wird mein Schlaf voll süßen Trostes sein und voll verklärten Wissens mein Gedanke.

Jch weiß:dann wird Er,den ich oft geahnt, der unbekannte Gott mir still begegnen und aufdie Stirn mir legen seine Hand

und gütig michmit seinemstieden segnen. Hex-imm- Hessp

Suchen und Finden.

Einen ersten Schriebzur Aelterenfrage hatte ich JörgErbübersandt,er blieb liegen,weil schon zuviel»Stofs« vorhanden war und eswar gut so;denn erhätte wohlinanderer Weise dasselbe gesagt,was indemAeltersenheftwon

»UnserBund« von verschiedenenSeiten ausgesprochen wurde. Aber keins mußdoch nocheinmal gesagtwerden und eswird mir inder freienklaren HohederTessiner Berge nochvieldeutlicher:DieTatsache nämlich, daßwir suchende Menschen sind,und daß eigentlichdas Merkmal jedesAelteren istund sein soll, daßersichalssolcheinSuchender empfindet.

Jchkannja,wenn ichschreibe,nur von unseren badischen Verhältnissenaus- gehenUnd sehen,was sichdain denAelteren regt und zum Lichte ringt, aberes wird anderswo nichtvielanders liegenunddakannichnur feststellen, daßsicheingewisserPessimismus (Schwarzsehen) in unseren Reihenbreit- gemachk hat,derja natürlichinderallgemeinenLagederJugendbewegung zu Vetstehsen ist,der aber dochunsereSchwung-kraftso lähmt, daßwir immer indenAnfängen steckenbleiben und nichtzudem kommen,was uns weiter- fiihkmkann an Unserem Wegevom Bund in das Leben hinein. Wieviel

wurde angefangenund versucht,wie hatman getastetund daund dort mit dekSonde des Verstehens angeklopft,um schließlicheinzusehen, daßman den DingendOch nichtaufdenGrund gekommenwar, und daßesauch inden ReihenderJugend undihrer Aelteren nichtan Enttäuschungen fehltim ASSM- seitigen Ver-stehenundinderZusammenarbeit.

Mußman sich nicht fragenbeimaufmerksamen Betrachten unsererAelteren,

warum esdenn zukeinemZusammenschlußkommt,warum esaufTagungen

und Treffenimmer ganz schön klapptund dieAussprache durchaus angeregt 339

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zusein scheint, währen-d späterwieder alles schweigtund von denAnregungen so wenigLeben ausgeht inden Bund und indieGemeinschaft derAelteren.

Seht,das ist eigentlichjedesmalmein ganz starkerEindruck gewesen, daßes beimWollen bliebund sogarnichtzum Vollbringen führte.Und das muß zunächsteinmal aus der praktischen Lag-eheraus gesagtwerden, bevor wir wieder überdenAelterenstand und überdasVerbleiben oder Nichtverbleiben derAelteren in denBünden reden. Gewiß sindauchdieseFragenwichtig,mich bewegtaber vielmehr die Not dessen,der zuschauenmuß, wie soviel guter Wille vom Einzelnen daist,und wiedieserWille nicht denWeg findetzu einem gemeinsamen Wollen. Mit dem Urteil: DieWelle der Jugend- bewegung, dieuns ingroßerZeit getragen hat, ist abgeflaut und wir stehen betrübtan denUfernundschauenihr nachund bemühenuns emsig,nochetwas von dieserWelle aufzufangen und ihrenGeist auf Flaschenzuziehen, istnun und nimmer etwas getan.Freilich ist diese Feststellung richtig,keinerzweifelt daran, aber damit kommen wir nichtvorwärts,wir müssen jetztden Weg finden zu dem Aelterenkreis,der uns als Menschender Jugendbewegung hineinführtindieLebenskreise,indiewir gestellt sind.

Oder und nun kommen wir andenAnfang unserer Ausführung zurück liegtnichtgeradedarin, daßwir im Aelteren vor allem einen suchenden Menschen sehen müssen,der Grund für dieses Auseinanderstreben, für dieses Alleinbleiben mitten imKreise derer,diebisherdenselbenWeg gegangen sind imBund? Was verstehenwir unter diesem Suchen? Und warum macht es einen Menschenanders als er vielleicht in dem Alter zwischen 34 Und 37 Jahren gewesen ist?JnjenerZeit,dadieJungen inunsereBünde kommen, sind sie beglückt,ausgehenzukönnen in dergroßen Masse-der Bund kann da- beisehrkleinsein! sie empfindenetwas davon, was esheißt,zum Bund zugehören, siedenken auchnochnichtviel nach überdieFragen,die immer wieder inunseremBund aufTagungen undLehsrgängenbesprochen werden, sie sindauch noch nichtreligiös eingestelltund man sollte sich hüten, voreilighier

etwas machenzuwollen, was langsam werden soll. Die Gefahr dazuliegt

jedenfalls nahe.Aber dann kommt dieZeit,ob früheroder später, hängtan der Veranlagung desEinzelnen, da ister mitder bloßen Zugehörigkeitzum Bund nichtzufrieden,damerkt er,daßer selber angeredet ist, wenn überdenBund und seineZielegesprochen wird, daßesbeiihmum dieEnk-«

scheidung gehtinseinemLeben,dawird ereigentlich erst recht»bewegt«von soviel Fragen,dieaufihneinstürmen, daßer darunter zu erstickendroht.

Ohnedaßereseigentlichrechtweiß, isteraus derScharder fraglosenund unbekümmerten Bündler ausgeschieden,erwandert ganzallein oderhöchstenszu zweien,erverspürtdieHerrlichkeitwahrer und echterFreundschaftund tiefen Verstehens und Verstandenwerdens, er mußjemanden haben,der zuhören kann, wenn das zum Vorscheinkommt, was ihnsoheißund stürmendbe- wegt,daßesihnaus dergesichertenBahn desLebenswirft.

Solchesuchenden Menschen habenwir inunserem Bunde, jawirebnen ihnen eigentlichdenWeg,sichmit ihremSuchen nichtzuverstecken,wenn wir das Leitwort weltoffen auf unserenWimpel geschriebenhaben.Aber wir dürfen nichtvergessen,daßwir damit diejungen Menschenineineungeheure Not bringen, und hierwird sichdieStärkeunseresBundes erweisen,ob erim- stande ist, nichtnur dieNot zuschaffen, sondern auch Wegezuihrer frucht- baren Lösung aufzuzeigen. Und es sind nichtallein diejenigen,die sichals

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Studenten denkend mitdenFragendesgeistigenLebensbefassen müssen, sondern derBund öffnetallen seinenGliedern,diesehenwollen undkönnen,dieAugen überdieWirklichkeitendes Lebens und zwingt sie, sich innerlichstmit ihnen auseinanderzusetzen.

Was gibt esnUn aber fürWege, diederBund seinenAelteren zeigen kann indieserganz besonderen Lage,oder was könnenwir inder Aelteren- fragetun?

Einmal,diesmag zunächst sonderbar klingenund vielleichtnichtverstanden werden: JndemSuchen nacheinerGrundlage desLebens nichtzuschnellab- schließen.Die größte Gefahr dieser Entwicklungszeit liegtwohl darin, daß man nach einemfesten Halt sucht,noch bevor sichdas Suchenganz ausgewirkt hat. Das»Fieber«,dieKrankheit, muß aufdenHöhepunkt gelangen, mußihr e Zeit durchlaufen, sie darfnicht vorher durch beruhigendeGegenmittelunter- bunden werden,sonstbleibt das Gift imKörper.Die Fragendes Lebens,des persönlichenund die der Gemeinschaft, müssenganz ernstzuEnde gedacht werden,selbstdann,wenn liebeVorstellungen derKinder- undJugendzeit dabei zugrunde gehensollten.Wir könnendaandieWeltanschauungsfragen denken unddiedesreligiösen Lebens,wo derKinderglaubedemreifenMannesglauben weichenmuß.»Daich ein Kind war, redeteich wieeinKind,daich ein Mann war, tat ichaber,was kindlichwar«,sagtderApostelPaulus. ’Und hierin dürfenwir eineStärke unseresBundes sehen,daßerseinen Gliedern nicht feste Dogmen, kirchlicheoder parteipolitische, einfach vorsetzt,aufdie dann zu schwören ist, sondern daßerdas offeneAugehabenmöchte,das dieDinge so sieht,wie sie für jedenEinzelnen liegen. Hier brauchenwir dieFührer,von denen sovieldieRedeist,dieklares und tiefes Verständnis haben füralldas Suchen und Fragen, ichmeine nun nichtdieFührer unserer Jungen, sondern dieder Aelteren, Menschen,dieselbsteinmal dieganze Fragwürdigkeitdes Lebens durchgekostet habenund die nicht verzweifelten, sonderneinen festen Stand imLebengefunden haben.

Dies führtmitNotwendigkeit zum Zweiten:Das Suchen istnichtSelbsts- zweckund Eigenzweck, sondernes istnur der Weg, das Mittel,um« zum Ziel zu kommen.Esistim Lebenunmöglich,einStadium derEntwicklung für dieganzeEntwicklung geltenzulassen,unddasSuchen,von demwirsprachen, isteinsolcher Durchgangspunktz so gewißesist, daßwir immer suchendeund streben-de Menschen seinwerden nach dem Wort: »Nurwer sich wandelt, ist«

mitmir verwandt«: Zielder reisenden Menschen,und deshalb auchder Ael- teren kann aber nur sein, daßer fest gegründetin seinerLebens- und Welt- anschauungsmitten durchdie Schwierigkeiten hindurchschktitetUnd sodas Lebenmeistert.Es wird etwas Großesvom Bunde verlangt, wenn er dies feinenALIMM geben soll,aber esdarf nichtwenigerverlangt werden; das ist letztlichdieFrage,um dieesgeht,um dieindem Schrifttum unseresBundes- geistigAMMAM wird und diesichim LebenjedesEinzelnen tätigauswrrken MUßsDazu wird nun jederAeltere aufgerufen und eine hoheAnforderung an ihngestellt- sO hoch, daßwir vielfachden matten Ruf vernehmen, unser SchkifttUM imBund istzuhoch.Jchverstehedas beider geistigen Lage vielerunsererBündler,aberdieseArbeit muß doch immer wieder getanwerden von den geistigen FührerndesBundes und dieNacharbeit von denAelteren.

Glauben wir nicht, daßwir mit einerseichten OberflächenarbeitdieFragen desLebensinihsrer Tiefe erfassen,und wirstehennur zusehrimBund inGe-

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fahr, beialler Anstrengung dochan der Oberflächezubleiben. Nur darin kann der Bund seine Berechtigung auch über die Jüngerenarbeithinaus haben, daßerseinenGliedern dieseGrundlage für ihrLebengibtnachzwei

Seiten hin, nach der gedanklich-grundlegenden und nach der

praktisch-tätigen Seite, beide sindwichtig und notwendig, nach beiden muß gearbeitetwerden. Es würde zuweit führen,hiernochmehr darüber zusagen,aberes mußteaufdiesenzentralen Punkthingewiesenwerden und wir dürfendieArbeit nichtscheuen,geradehierin fortzuschreiten.

Wenn aber Jso fürdenEinzelnen derGrund gelegt ist,und wenn er mit ganzer Kraft anderVerwirklichung diesesBundeszielesfiirseinLebenarbeitet, dann wird,jadann mußdas eintreten,was wir jetztnochvermissenundohne das wir nichtbestehenkönnen: dieGemeinschaftderer,diesoinnerlich zu- s-ammenge-hören,weil sie demselbenZielezustreben. Diese Gemeinschafthat wohl andere Formenund Auswirkungenals dasVerbundensein derJungen, abeirsie istnichtminder starkund fest,ja siekann und mußzudemBand werden,das Männer und Frauen auchüber ihsreJugendzeit nochzusammenhält.

Wird damit nicht dochderAelterenbund gefordert?Man kann das,was wir meinen, sonennen und esisteseigentlichdochnicht;denn diezuihmgehören, können räumlichund zeitlichkaum so zusammenkommen, wie es ein Bund erfordertunddieschriftlichen Bindungen sind gewöhnlichnichtvon allzu langer Dauer. Abersiebilden einen heimlichenBund von Menschen,diewissen,wo- hinderWeg fiihrtunddiedeshalb untereinander verbunden sindund bleiben, weil siean einen Größerenund Höheren gebunden sindmitihrem Lebenund mit ihrerTat.

Und damit stehenwirbeidemLetzten,das nun nicht nochhinzugefügt wird, weil wir das Leitwort fromm in unseremBunde zuverwirklichen suchen, sondernweil wir unserLebengar nicht anders denken können,als unter dem Gesichtswinkel des Ewigen. Nicht zu Unrecht wurde auf einer Aelteren- ausfprachein Karlsruhe mit allem Nachdruck verlangt, daßderAeltere eines haben muß, ohnedas seinLeben leerund unerfiillt bleibt: dieStille vor dem Ewigen.Wir gehennur allzusehrbeiunserer Betrachtungund Wertung der Dinge von denmenschlichen, allzumenschlichen Maßstäbenaus, uns fehltdie HöhenschamderBlickvon denBergenherunter. Das hatmir dasHochgebirge mit Ungeheurer Wucht gezeigt, daßimAnblick der gewaltigen Bergriesen der Mensch verschwindet, sich eingsliedertinseiner Kleinheit und Winzigkeit indas große Ganze,davon wir nur einTeilsind.So ist auch UnserWille nur einTeilvon dem großen Gotteswillen, deruns umschließtund durchsuns seine Verwirklichung sucht.an laßtuns demiiitigund gehorsamekkmnm Und dann hingebenunddas Erkannte und Geschautein dieTatdesLebensumsetzen.

«

Otto Neumann.

Erlebnis und Denken

(einBeitrag zur Aelterenfrage).

Von Paul Stern.

Stählins Buch»Schickf-alUndSinn« (»Schs«) drängt, jemehr wir uns da- mitbeschäftigen,zur Aussprache. Abgesehen davon, daßbereits Heitmann in U. B. web-« sichzu kritischer Ergänzunggedrängt sah, bestätigendies Ruckdeschels Aeußerungen (U.B. 3927Xx)—Hierwird vor allem dieganz un- geklärteund schwierige LebenslagederAelteren offenbar,indieuns derBund

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und ,,Sch.« führen.Dies gilt natürlich,wie esauchaus Ruckdeschels Fragen hervorgeht,zuallererstvon derGruppeunter demHäufleinderAelteren,die um Klärungund praktische LösungdesProblems derLebensgestaltung, also des ethischen Problems, in aller Ernsthaftigkeit ringt, dienicht in einem Reichvielleicht großartiger religiöseroder gar theologischerGedanken und Begriffeoder ineinemReichderreinen Jnnerlichkeit undErlebnisseligkeit, also überoder neben derWelt, zulebenvermag; denn sie sieht sich,,dankihres weltlichenBerufes« zwischenandere Menschenund Dinge hineingestellt,denen gegenüberman sich einfach nicht ausschließlichverhalten kann. DieKernfrage unsererAussprachewird sein: Vermaguns Stähilins Bucheineletzte,d.h.

bindende Antwort zugeben,wenn wir dieGrundfragen desDaseins, nämlich dieFrageunserer Stellung zuWelt und Leben aufwerfen, um zu einem sicheren ethischenGrund zugelangen?Ruckdeschel findet offenbarinderAnt- wort Stählins,damit aber des Bundes, an dieAelteren nicht das Bindende, das ihnzwingt, Stählins Wegweisung anzuerkennen.Auch mirerwuchsen Schwierigkeiten,dieich imFolgenden herausstellenmöchte.

z. Wenn wir eine gründliche Besinnung übereinige entscheidende Punkt-e von »Sch.« eintreten, wird es gut sein, von vornherein im Augezu be- halten,wie wir andas Problem derEthik imGegensatzzuRuckdeschel her-antreten. Wir werden immer, auch wo wir’s nicht sagen, die Aet- terenfragemitten inderWelt, allgemeinunter MenschenundDingen,nüchtern in der Zeitlage sehen, damit wir uns unserer Kulturaufgabe (Magde- burgerLeitsätze!)bewußt seien!Aber geradeweil wir uns zuden aufsbe- wußte Handeln gerichteten Menschen zählen möchten,wollen wir, das köst- licheGeschenk unseresLebensfestineigenen Händen haltend,sesinKla rheit gest-alten. Deshalb werden wir uns nichtum den,,BaumderErkenntnis«

herumdrücken können. Das seiin allerSchärfedenengesagt,dieeineBesinnung dieserArt fürdengrößerenTeilderAelterenals ganz unmögliche Forderung betrachten. Wenn auchdievielen einst so Bewegten heute ihren Friedenmit der Welt machen,wir dürfennichtablassen,dieLösungder Aufgabe nur um so ernsthafter, weil stellvertretend, zubetreiben. Es istder Satz, daß unsere Zeit »vielzuseh-rvom Baum der Erkenntnis stattvom Baum des Lebens« lebe (sieheRuckdeschel!), grundfalschl Wo ist, selbstunter uns, gründliches Nachdenken? Jst nichtdieSeichtheit und Gedankenlosigkeit dieses Geschlechts himmelschreiend? Ja, wer ißtdenn mehralsdieMenschen unserer Zeit,weil keinNachdenkenvorhanden ist,vom Baum des»Lebens«?Aller- dings kranken und leiden wir geradeim Hinblick aufdieFragederEthikan demZwies palt, derzwischenDenken und Leben besteht.Weit davon ent- fernt,denJntellektualismus aufderanderen Seite predigenzuwollen, werden wir versuchenmüssen,obsich dieser Zwiespaltnicht mildern, ja aufheben lasse ineiner höheren Einheit. Darauf sei unserBlickgerichtet.

Z.Kann unsere bescheideneAntwort auf solcheFragen zunächstmehrseinals der Versucheiner ersten eigenen Orientierung,diesauseinemernsthaftenSuchenumden wesenseigenen Weg geboren seinwill? Ichbekennedankbar, daß nächstStählinein landerer Denker· desProtestantismus,Albert Schweitzer,diebewundernswiirdige ethische PecsönlichkeihMichaufsstärkste getroffenund beeinflußthat.Gerade anden entscheidendenPunkten,an denenmirStählin unklar undunbefriedigend blieb,verdanke ich seinen tiefen und,wie ichglaube, geistesgeschichtlichbe- deutsamenGedanken wesentlich einige Klarheit. Jch weißum dieSpannung,

ZZZ

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die zwischen Stählins und Schweitzers Gedankengängen sind. Weil ich Schweitzer für weitertragendhalte,glaubteich, diese Spannung inden Bundes- kreisstellenzumüssen, zumalmirdieKraft,mitderwir sie aufnehmen,kein Grad-mesfer fürdieunfektiererischeGeisteshaltungderAelteren zusein scheint.

Stählin und Schweitzer versuchen beide aus unserer Zeitlage, aus einer tiefgreifenden Kulturkrisis, Antwort zu geben auf das neu und brennend gestellte Problem der Weltanfchauung, auf die Grund- fragen des Daseins: »Was ist Wesenund Sinn derWelt, Stellung und Bestimmung der MenschheitUnd des Menschenin ihr?Was bedeutet dieGesellschaft,indetich lebe Undichselberinder Welt? Was wollen wir inihr? Was erhoffen wir von ihr? Was schuldenwir ihr?«

Wie kommen die beiden Denker zuihrer Fragestellung?Aus einer um- fassendenKulturkritik stellen sich fürSchweitzerdieGrundfragen desDaseins als solche Fragen,diean jeden einzelnen gerichtet sind,injedem einzeln-en wach werden müssen. Daher bezeichneter die Ueberorganisation, dieUeber- betriebsamkeitund Ueberbewegtheitals einesderstärksten Hemmnisstzdieheute den Menschen nicht zu sich selbst,d. h.zu ernsthafter eigenerBesinnung kommen lassen. Stähilin zeigt,wie indem tiefgreifendenErlebnis derJugend- bewegung ebenfalls(auchkulturkritisch)die Grundfragen erwachen. Grund- versschieden sinddieWege, aufdenen inbeidenFällenAntwort gesuchtwird.

DieGegenüberstellungderbeiden Denker erwuchs aus denSchwierigkeiten, diederWegStählins inentscheidenden Punktenbarg.Wir wollen siedarzu- legen versuchenunddabei zusehen,wieweit Schweitzeruns helfenkann. Wird seineAntwort aufdieGrundfragen zwingender alsdieStählins sein?

4.DerAeltere,dersich Menschenund Dingen gegenübernicht»exklusiv«(-aus- schließen-Vverhalten kann,stelltsichin die Welt hinein. Erstjenseitsdes tragenden Stromes des Bundeslebens entdeckt er voll und ganz, wie das Problem derWeltansichauung inganzer NüchternheitundWirklichkeit brennend wird. Das bedeutet das Erwachen eines elementaren Bedürfnissesnach Klar- heitund unbedingt sichererWahrheit. Was tut der Schiffer, der aufden Ozeanfahrenwill? Er untersuchtdas Schiff, das ihntragen soll, auf seine Tragfähigkeitund seine sestigkeitden Stürmen des Meeres gegenüber. Jn ähnlicher Lage istderAeltere,der indieWelt tritt. Das Erlebnis trug ihn bisher. Nunmehr wir-d eruntersuchen müssen,obihndiesesErlebnis inseiner

»jugendbewegten« Formdurchdas Leben zutragen vermag.

ö.Betrachten wir also,was Stählin überdieTragfähigkeitdesErlebnisses sagt.Er spricht bewußtzudenMenschen,dievom jugendbewegtenErlebnis her nach Antwort auf die erwachenden Grundfragen des Daseinssuchen.

Wenn ichihn irechtverstehe, so gehtesihm,daerdieJugendzueiner recht tiefen Erfassung ihsresSchicksals führen will, um eineVertiefung jenerge- fühlsmäßigen Erlebnisse. Das Tragische bei diesemUnternehmen ist, daß wir, jetieferwir ins Erfassen derWelt und desLebens hineingeführt werden,um somehrerschüttertwerden geradebeidentiefsten Fragen in der Selbstsicherheit dieser Erlebnisse.Jn dementscheidenden Kapitelüberdie Lagedes Menschenvor Gott muß Stählin gestehen:»WowirklichGott ge- suchtund um diezerstörteEinheit des Lebens gerungen wird, daerwacht das Mißtrauengegen alle starken Erlebnisse.«Das Buchbewirkt somit,daß Stück fiir Stückdie Unbedingtheitder »st—arkenErlebnisse-«inFrage gestellt wird, daßesStück fürStück»die Jllusionen versinken« läßt, daßhinterjedem

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