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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 18. September 1929, Nr 9.

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UNSER BU

ÄLTERENBLÄTT DESBUNDES DEUTSCHER JUGENDVEREINE

Akt

IZJÄHP ZEPTEMBER 1929 ZCHEIDING NR.«9

Postveksancl Jena

(2)

Unser Bund

herausgegebenvom Bund Deutscher JugendvereineL.V.

Bundesleitung:ProfessorD. VrsWilhelmStäblin,Mü-tsteri.Paul- strcßeisGern-us 20397).

Bundeokanzleie Bunde-wart AugustdeHaar-, Bundesgeschästssührer Geokg Brust, Göttingen, DüstereEichenwegge(sernruf est-U.

PostscheckiKontodeoBundes: Berlin und.

Hchristleitnug:

Jörg Erb, Lehrer-,Haolachi.K.(Baden).

Bestellung-

BeiderPost,oder beiderKanzleidesBVJ. Göttingen, Postsachzo4.

Preis-

Jedeo Heft50Pfg., vierteljährlich1.50Mk.

Bezahlung-

Bei der Postoder beimBund Deutscher Jugendvereine, Göttingen, PostscheckkontoeBerlin 32sei-.

Inhalt dieses HefteN ,

JnderLorenzkirchezumsnihgotteodienst-Unsere Haltungund unser KampfX Wao heißt evangelische Lebensgestaltungs-DerBund und diesPolitikX AusBrieer -Umschau XBuchund Bild -DieEcke Anzeigen.

Fuss-stiften der mitarbeiten

Wilhelm Geyetz Nürnberg-Hermann Schafft,Kassel, Möncheberg- straßeXGotthold Donndots, Hamburg z,Alsiektorz X D.Ludwig Heitmanm Hamburgzo,Ludolfstraßedo-derbert Goltzen,Solingen, Beckmannsttaße-Hang "Ikyermann,Augvburg XHerbei-i Seckel, HamburgXu.a.

Stellenvevmitilung. .

J.süreinen inderJugendpflege ersahrenen älterenJugesdpfcegey dkkschoninDek-

ssänedeäetnliHroßstädtengearbeitetbatund sehrgute Zeugnissebesitzt,Imhcy wir

eite e e.

Z.sürostdeutscheGroßstadtmit BDJ.-Mädchengruppenzum z.Okkohkk Jus-up- pflegersiu gesucht Gehalt etwa RM. xzo.-.

Z.Jungerstrebsamek Bim- uud Möbelcchreiner sucht baldiin Stellung.

Aueführliche AngeboteundMitteilungen sindzurichtenandie

Bundeskcmzleides BDJ., Göttingen,Postfachzo4.

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ze.Jahr September3929 -Scheiding Heft9

Unser Bund

Aelterenblatt des Bandes Deutscher Jugendvereine

Jnder Lorenzkirchezum sriihgottesdienst.

Eswar keine»Morgenfeier«und keineigener Jugendgottesdienst, sondernwir

waren um 8UhrinderLorenzkirchezum Frühgotte-sdienst,derim Chorraum

gehaltenwird. Das war richtig,daß wir inderGemeinde feierten,dieuns soauch im Raum umgab;denn hinter uns undim alten Chorgestühlum uns

waren dieLorenzer Kirchengänger,denen wie uns diePredigt galt,dieüber

das Wort aus der Bergpredigt ging, wo Christus sagt:,,Laßdeine linke Hand nichtwissen, was dierechte tut« (Matth. 6,3).

DerPrediger zeigteindiesemWort eineGrundbestimmtheit derevangeli- schen Haltungund nahmdas Wort nichtnur als eineAnweisungüberdas Almosengeben, sondern als die Art alles evangelischenWesens und Tuns.

Nicht was von außen hergefordert, durchGebot oder Rücksicht nahegelegt ist,istevangelische Tat, sondern sie istselbstverständliche Lebensäußerung, notwendige Ausstrahlung einer bestimmten Wesensart, unwillkürlich eintre- tende Reaktion, diean dieserStelle und indieserLage sokommen mußaus innersten Voraussetzungen heraus. Jhr eignet das Kindhafte, Unbewußte, Selbstverständliche,Ursprüngliche.Sie rechnetnicht, sie überlegt nicht,sie denktnicht.DieseTatistgetan,eheman sietut;sie geht nichtdurch denKopf, siekommt aus dem Herzen.Sie ist freivon demsluch,der demMenschen- wesen anhaftet, seitdemer vom Baum des Erkennens genommen hat;

wie sieinAdam alleverfluchtworden sind,denken zumüssen, so sind siein Christus erlöstvom Denken, befreitzurursprünglichen Tat,dienichtaus dem Bewußtenkommt undnichtimBewußten beschaut wird; siehat keinenSpiegel, weder außer sich nochinsich,dielinkeHandweiß nicht,was dierechtetut.

Als eine Illustration kann die-Herbergsmutter dienen,die wir vielleichtaus Anna Schiebers Geschichte ,,KeinRaum inder Herberge«kennen. Ehesie sichhatüberlegen können,was füreineDummheit siedamit begeht,hatsie einen verspäteten Handwerksburscheninderheiligen Nacht inihrsauberge- tichtetes Gastzimmergeführt;das Herz istmit ihrdurchgegangenehesieden- ken- Wissen,ja auchnur wollen konnte,und daswar dasEvangelischeihrer Tat.

Hieraber wollen wir denken undBedenken einschalten:Jstesnicht lebens- gefähklich-dasHerz durchgehenzulassen? ,,Jndem Herzenwohnen arge Ge- danke-«-Und«das Ursprünglichekommen lassen,das heißtinWirklichkeit nicht immer dieLiebe herauskommen lassen,wie es dort bei der Herbergsmutter einmal war, sonderndakommt ebenindenmeisten sällenSelbstsuchtundHaß und Wollust und Lügeund dergleichenund richtet großesUnheilan. Daist esam Endedoch rechtglücklich,daßeineguteSchranke desGesetzes,derSitte und allerlei Rücksichtdaist,diesichtendund läuternd wirkt. Es istbeides kichtiggedacht,daß dieBestieinuns ist,unddaßman sienichtloslassen darf, sondernsiehinter den Gittern äußerer Ordnungen von Gesetzund Moral

ZU

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haltenmuß, aber evangelisch istesnicht gedacht.Eshandeltsich nichtum einenStier, der an Kopfund Knien gesichertvorgeführt wird, sondern um dieFreiheit geht’s,um das grundhaftEchte,um dasLebendige.Das Bild des Evangeliums istnichtdie Schranke, dieKette und das Gesetz, sondern die Geburt,dasWachstum, das Kind. AufdemWegederBändigungkommen wir nicht ins Reich des Evangeliums und nie zuevangelischer Haltung;

hier istdiehöchsteerreichbare Stufe einegutekatholische Beherrschung. Wir haben uns in einer reaktionären Zeitdavor zu hüten,die Worte »Form«-.

,,«"Zucht«,»Ordnung« äußerlich,dasheißtvon außen herzunehmen,evange- lischhabensieeinen Sinn nur inderumgekehrten Richtung,nicht alsDruck, sondern alsQuelle. Die Quellkraft ist Christus. Er istdie Lebensmacht,die von innen her gestaltet,eristdieWesensart, dievon innen herbestimmtmit einer wachstümlichen, freudevollen, leuchtenden, sieghaftenNotwendigkeit; er

ist unserLeben, unsere Liebe, unsere sreude unserHerr!Wo er inuns ist und wir in ihmsind,da könnenwir’s wagen, loszulassem uns selberlos- zulassen,können eswagen, zuleben, daßdielinkeHandnichtweiß,was die rechtetut.

Undwenn doch einmal dieBestie herauskommt unduns einen Streichspielt?

Dann sindwirtieferdrunten alsdieGerechteninderSicherung ihrerGesetze.

Dann sindwir Sünder vor ihnenund Sünder vor Gott, unser Gutes,unser ganzer Mensch,alles istinsrage gestellt, zerschmissen, umsonst;wir erschrecken, dawir sehen,wer wir sind. SolcheErkenntnis istuns zuunerträglich,wir können sie nicht leiden,wir wollen uns ihrentwinden und sie vermeiden,wo wir können,und wieder ruft uns, nun schierverlockend,dieBändigungdes Gesetzes.Aberesisteintrügerischer Ruf. Hierwird jaunsere Bestienicht getötet, siewird nur vor uns versteckt;im Wesen wird nichtsgeändert;die unschönenAeußerungenderKrankheit werden beseitigt,derHerd schwältweiter.

Jstesda,soniederschlagend,demütigend,leidvoll der sallauchist, istesda nichteinSegen im Elend,daß dieWahrheit an denTagkommt,daßdas LebendigedenUnrat herausschwärts Ja,esisteinSegen,daß wir da,wo wir das Lebenwagen, Kranke, Hilflose,Sünder werden; denn ihnen istderHei- land gesandt. Evangelische Haltung istdieHaltung der ganzen Wahrhaftig- keit: frei,rein,kindlich, frohund gewißin Christus; elend,hilfsbedükftig, flehend, schreiend, bittend,wo wir ohneihnsind.Weil wir aufErden indie menschlicheUnvollkommenheit geschlagen sind,und weil uns derRettende ge- geben ist, istbeides in uns: Jubelund sreudederErlöstenund Reue, Klage und Bitte des Sünders; wir sindReicheund Arme, Beschenkteund Bettler zugleich,aber inbeiden sindwir wahrhaftige, wagende, aus dem Innersten getriebenelebendige Menschen, die so leben, nicht weil siesodenken, rechnen, wollen, sondernweil sie müssen. »EvangelischeHaltung«,das heißt gehalten,getragen, getrieben, gedrängt,belebt seinvon Christusundohneihn nichtsseinund nichtskönnen,alswieder zuihmkriechen, daßeruns abgefal- leneund abgeirrteMenschenwieder aufnehmeund erfülle.So ganz ister unser Leben, daßwir dabei ausgeschaltet sindbis zur Unbewußtheit,inder dielinkeHand nicht weiß,was dierechtetut. Wo unserTun sich selbst nicht weiß,wo wir nichtswollen, sondernnur ebensotun müssen,dasindwir Lichterder Welt und Salz der Erde. Das Salz will nichtsalzen,es muß salzen,weil esSalzist;derChristwill nichtsschaffen, bessern, erhellen, heilen,

ermußestun, weil Christus inihmist.Darum istevangelischerKampfes- 333

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willenicht mehr,alsderKampfum denChristusin uns, denKampfgegen die Welt führtder, denGott hat selbst erkoren;eristderrechteMann,inihmist der·-WeltdieMachtder Heilung gegeben.

»Jn dich hinein Nimm’ allen Zwist, Der Welt sorg’nit!

Je,wiedurein Von Schlackebist, Wird sieesmit.«(Morgenstern.)

Unsere evangelische Haltung istdieWaffeimKampf:JestärkerderGegner ist, destowichtiger istes,daß unsere Waffe blank sei, festund klar.

So ungefährwaren dieGedanken der Predigt. Eine Predigt läßt sich ja nichtauffchkeibenzdenn siewird inihremEigentlichenaus einemHinundHer von Prediger und Gemeinde geboren; und daß eine lebendigeGemeinde da war, daswar schönindieserMorgenstundeund mag uns Freudigkeit gebenzu

unsermBund. Wilhelm Geyer.

Unsere Haltung und unser Kampf.

In dem Bericht eines Aelterenkreiseswird davon gesprochen,daßsieihrer Eigenart gemäßvon letzten sragen lieber schweigenund insolchemSchwei- genan ihrerArbeit stehen.Ichglaube,daß über alleUnterschiedeundEigen-

arten unsererGaue hinweg wir alle gleich empfinden;und dochgehörtauch

das Ringen um den rechtenAusdruck unferes Wollens mit zudem Dienst, denwir einander schuldig sind.

Ehewir dieAussprache,wie siein»UnserBund« seitEberswalde geführt wird, weiterspinnen, müssenwir uns mühenum Besinnung grundsätzlicher

Art überdas,was mit derneuen sormelin§xgemeint ist:Er dient keiner

kirchlichenoder politischen Partei, aber erkämpft fürdieDurchdringung und Erneuerung aller Lebensgebieteim Geistedes Evangeliums. Wie kommen wir dazu,dies Wort in unsere Satzungen hereinzusetzenund was bedeutet das für unsereArbeit?

Jchmöchteunter 3GesichtspunktenüberdieseFrage sprechen:z.überdie Grundlage und das Ziel, das indiesemWort ausgesprochen wird, z.über diepraktische Haltung, diesich füruns daraus ergibt,und

Z.was bedeutet der Bund für uns in diesem Zusammen-

hang, und was bedeutet diese Grundhaltung für den Bund im Blick aufdiegegenwärtige Lage?

I.

Es MUßzunächstaller Verdunkelunggegenübernoch einmal ganz klaraus- gesprochenwerden: DerBund hat mitdiesersormelkeinneues Bekenntnis aus-

sprechenwollen. Erhatkeineneue Orientierung womöglichimBruch mit derVergangenheit vollziehen wollen. Diesesormel istnichtetwa Ausdruck desSiegessinktRichtung,dieimUnterschiedzudenalten Führernmehr Wert legt aufdas AussprechenreligiöserWorte. DerGrund zurEinfügung dieses Satzeswar durchaus praktischerArt. Der Bund hatsichinEberswalde im UntkkschiedVon del-·früheren Satzung als Lebens- und Erziehungsgemein- schaffvon Jungen undMädchen,Männern und Frauen neu verstanden.

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Nach dieser Veränderungdes alten §zerschienuns diealteNeutralitätserklä- rung, diezur Zeit derGründungihrenlebendigenSinn hatte,imgegenwär- tigenAugenblickzunegativ, und wir versuchtenpositivvon derüberpartei- licheninneren Mitte des Bundes und der sichdaraus ergebenden Kampfes- richtungzusprechen.Dabei hatsichdiesormulierunginihrergegenwärtigen sorm ergeben.Es mag das gewißkeinZufall sein, sondernAusdruck dergegen- wärtigen Lage,daßdieseWorte sichuns gleichsamanboten und wiruns dar- übereinigten; aber diese sormulierung ergab sich unmittelbar, um den prak- tischen Lebenswillen,derschonimmer fürdenBund Geltung hatte, stärkerund lebendiger auszusprechen. Eine besondere,von diesem Praktischen absehende Ueberlegung überden ,,dogmatischen«Gehalt des Wortes Evangelium ist denen,die esvorgeschlagen,damals gar nichtindenSinn gekommen.

DiesesWort sprichtvon einer ,,frohen Botschaft«,diean uns ergeht,und dieuns überuns selbst,überunserejugendliche Begeisterung,unsereneigenen religiösen, geistigen,kulturellen Besitzhinausweist aufeine uns tragende, fordernde,wandelnde, unseremLeben Sinn gebendeWirklichkeit. Von dieser Wirklichkeit,dieuns fördertund trägtund unseremLebendieRichtung gibt, könnenwir Menschennur stammeln wie dieKinder. AllunsereWorte sind ebenwirklichnur kümmerlicherHinweis auf das,was sie beschreiben wollen;

aberesistdeshalbdochnötig, daßauch inunseremSprechenvon dieserWirk- lichkeitdieZuchtundder ErnstderWahrhaftigkeit wirksam ist.

Es isteinTeil derAufgabe,zuderwirinunseremBund gerufen sind, daß wir zudenVersuchenderKirche, auf diese Wirklichkeit hinzuweisen, inein lebendigesVerhältnis kommen. Nur dadurch, daßdas unsereKraft hemmende, innerlichunwahre und unklare Verhältnis zuderkirchlichenSprache allmählich überwunden wird, sindauch wir inder Lage,indiesem BereichdesLebens und seiner Erneuerung kämpfend mitzuarbeiten.

Aber bevor ichversuche, aufdieArt einzugehen,wie innerhalb derKirche von dieser Wirklichkeit gesprochen wird, möchteich darauf nocheinmal mit Nachdruck hinweisen, daßinder ,,frohenBotschaft«dieeine grundlegende Erfahrung ausgesprochen wird,daß dieseWirklichkeit über allunserSuchen, Schwanken undsehlenalstragendeundbefreiende Kraft erfahrbarist.

Zueinem Lebenund Kämpfen,das immer neue srischeund Freudigkeitge- winnt, sindwir gerufen.Nicht aufdieFormel, sondern aufdas uns hieran-

gebotene Geschenkkommt esan.

Es handelt sich wahrhaftig nichtum einäußerliches Binden,wohlgar an

irgendwelcheveralteten kirchlichen Worte. Es sollhier gar nichtsuns stemdes von außenheranuns herangetragen werden; aber wir solltenuns durchdas vorläufige Nichtverstehen solcherWorte nichtdaran hindern lassen,uns den Zugang zubahnen zum lebendigenSinn.

Es ist allerdings meine Ueberzeugung, daß das,was uns indiesemWort gesagt wird,auch das deutet,was uns inunseremBunde verbindet,was uns inderZeitnach dem Kriegeinnerlichauch mit demaus derJugendbewegung durchgebrochenenLebengeeinthat.Jchbindavon überzeugt,daß mitdemneu eingefügten Satz eineHaltung beschrieben wird, eine gläubige Stellung im Lebenskampf,die uns mit den ernstesten Menschen in allen Bünden über UnterschiededesäußerenAusdrucks hinwegganz tiefverbindet. Das, was in der Jugendbewegung geschehen ist,und das, was uns dies Wort zuruft, gehört innerlichstzusammen.

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Das,was dort indenMenschen ausbrach,war eineneue Gläubigkeit,einneues Hörenund Sehen, einneues Entdecken letzten Lebenssinnes.Das Wort des saust: »Wir sehnenUns nachOffenbarung-ZnachSinndeutung, nach einer befreiendenUnddemLeben einelebendige Gestalt gehenden Wahrheit, lebte in ihnen.Eserging ihnen,wieesjenem Knechtimalten Märchenerging,dervon derWUndekbaken Speise aß,undzudemvon dieserStunde andas Lebenaufs neUesprach.Nun standdieJugendwieder ehrfürchtigvor demLeben,undman erlebte elementardieEinheit der Gruppeund das mit ihrgegebene Gesetz gegenseitigerbrüderlicherVerantwortung. Das bedeutet eineUeberwindung der ehkatchtBlosenArt,dasLebennur unter demGesichtspunktdeseigenenInter- esses anzuschauen,bedeutet eineUeberwindung desindividualistischenund selbst- süchtigenGeistesder vergangenen Epochein der Wiederentdeckung dieses Grundgesetzes,von demaus dieOrdnungen allerLebensbereicheeinerneuen Er- füllung entgegengeführtwerden können.

Es ist menschlich begreiflich,daß weithin dieTiefederErfahrung von der Jugend selbstnichtrechtgedeutet wurde; begreiflich,daßman dieeigeneBe- geisterung,das in uns selberbrennende seuer fürdentragenden Grund des eigenen Kampfesansah; daßman überder besonderen Verantwortung des eigenen Kreisesdieinnere Verbundenheit indergleichen Haltung mitMenschen, diedasselbeGrunderlebnis ihrer Aufgabeund Eigenart gemäßanders aus-

sprachen,nicht mehrdeutlich spürte.Aber die Ernstesten sind sichdochim Grunde einiger,als esvielleichtäußerlich scheint,über denSinn dieses Auf- bruchesund überunsere Stellung zuder,Wirklichkeit,diesichuns mit ihm neu erschlossenhat.Ein Lied,dasnicht derAnfangszeitentstammt, aber von allen Bünden gesungenwird, gibtdem deutlichAusdruck:

Undwenn wir marschieren, Undwenn wir imSturme

dann leuchtet ein Licht, dem Ziel uns genaht,

das Dunkel und Wolken dann ragt vor uns allen

strahlend durchbricht. Neuland derTat.

Undwenn wiruns finden Du Volkaus derTiefe, beimMarschdurchdas Land, duVolk inderNacht, dann glühtinuns allen vergißnicht das seuer,

heiligerBrand. bleibaufderWacht.

Derheilige Brand, von demhierdieRedeist, istnichtvon uns selbstinuns

entzündegsondernistzuuns gekommenwie einGeschenk.Es istnichtunser Vekdtensh daßwir aufgewacht sind, sondernaus dem Geschehen unserer Zeit, ausverborgenerTiefe sindwir durcheineWirklichkeit gerufen worden, deren Wlk nl»chtmächtig sind.Wir sind Empfangende, Erweckte,andieimmer aufs neue dlefkk RufzumDienstund Kampf ergeht.

«Wenn»wiram seuer stehen,dann istuns das seuernicht Ausdruck unserer Ugeneni»immerlebendigen Glut, sondernderHinweis aufdenBlitz,derin Uns gerndet hatUnd zündet;derHinweis aufeineGlut, dieuns erfaßtund Unstkkotes Und Oft soenges kleines Sein verzehrt,daß wir nichtanders könncnsalsdiesem Rufe folgen.Das Jnnewerden, dieErfahrung einer uns soimGewisseninnerlich beunruhigenden,vorwärts rufendenMacht,dieuns aufmancherleiWeiseimmer neu begegnet,dieunbedingtelebendige Hingabe fordert,die»Mitte« unseresLebens ist,das istes,was wir indenFormen

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unseres gemeinsamenLebensabbilden. Das Gesetz,das uns imRhythmusdes Tanzesoder beimSingen eines Liedesverbindet, istrechtverstanden Gleichnis undHinweis auf dieseMitte unseresLebens,von deraus wir um rechte Er- füllungund Gestaltung kämpfen.

Unsere Stellung und unser Verhältnis zudieserMitte istsonderlichinder Begeisterungdes Anfangs weithin erfahren worden als eine spannungslose Einheit, alsetwas, was wir gleichsamwie von selbstinuns tragen, unddas inunseremLeben einen völlig lebendigenAusdruck fände.So kann esheute nichtmehrfüruns aussehen.Wir stehen,meine ich,allevor der Erkenntnis, daßdas Bild,indemsich unsere Grunderfahrung ausprägt,nichtvon uns er-

füllt wird, sondern daßwir immer wieder vor derTatsacheunseresVersagens und Versäumens stehen,alsMenschen,diegerichtet werden; und esmußuns auch immer klarer werden, daß dieArt,wie wir unsere letzte Grunderfahrung aussprechen, nicht allein und allgemein gültigist, sondern den Charakter menschlichenStückwerkes an sich trägt; daß andere mitanderen sormenund anderen Aufgabenaus der gleichen Grunderfahrung heraus leben und ihre Eigenart entwickeln. Das bedeutet,daß wir inbezugaufunser eigenesSein und Habenunserer Grenzeninne werden, und daß wir uns nichtmehr ein- bilden,aus unserer eigenen sülleherauszuleben. Aber indemselben Maße,als wir unserer Grenzen inne werden, kann uns dann das Verständnisaufgeben fürdieuns überallunserSchwanken hinwegimmer neu begegnendeund sich uns schenkende Wirklichkeit,dieuns geradedurch dieErfahrung unseres eigenen Gerichtetseinsdoch immer wieder neu zum Kampf und zur Arbeit ruft.Das istes,was dieGemeinde mitdemWort ,,Evangelium« gemeint hat, daßGott uns Menschen nahe ist, auchwenn wir ihmnochfern sindund immer wieder uns von ihmlösen; daß sein Geist weht, wo er will;daßer dievon ihm Gesonderten liebt;daßer mit seinemverzehrenden seuer siie beunruhigt und richtet;daß aber diesGericht,indem menschlichesStückwerk offenbarwird, nicht UntergangundVernichtungbedeutet, sondernimGegenteildenSinn hat, uns neu zuerwecken und zuentzünden. Das verzehrende seuerdesGerichtes istinWirklichkeit dasverzehrende seuereiner uns sich schenkendenGüte. Jesus hatdas zunächst widerspruchsvolleWort mitvollem Bewußtsein geprägt, daß derGeistderWahrheit unser Trösterund sührer seinwerde undwir von ihm inalleWahrheit geleitetwerden sollen.Wenn derGeistderWahrheit zuuns und unseremLeben imGewissenspricht,wird das zunächstalles andere eher seinalsTrost.Es bedeutet vielmehr das Erwachen desBewußtseins unserer Unzulänglichkeitund Mangelhaftigkeit. Aber gerade darauf kommt esan,daß wir verstehen,daßdieseuns innerlich durch unerbittliches sordernrichtende Wahrheit ja gerade dieMöglichkeit ist,derwir uns gläubig hingeben dürfen.

DieseWirklichkeit und ihre Macht istnäher und unmittelbarer füruns gegen- wärtigalsalles,was wir davon sagenund künden. DieVerbindungmitihr liegt tiefer,alsdaßsieauf die BrückeunsererWorte undBegriffe angewiesen wäre, Die Gemeinde hatdennochversucht,gleichsamdie,,Orte« aufzuzeigen,

an denen dieseWirklichkeit als sichuns schenkendeund befreiendeKraft sich offenbart undihr Wille füruns vernehmbar wird. Siehat davon gesprochen, daßHimmelund Erde,dieganze Schöpfung erzählevon demWillen, der inihrangelegt ist.Sie hatJesus verstandenals»das« ,,Wort«,d.h. als letzteOffenbarung, hatbezeugt,daß in ihmdas »Leben«erschienensei,inder kraft seiner, allen Haßund allen lVidrrspruch über-windenden,seindesliebe

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