• Nie Znaleziono Wyników

Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 16. November 1927, Nr 11.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 16. November 1927, Nr 11."

Copied!
42
0
0

Pełen tekst

(1)

UNSER

ÄLTERENBLATT DES BUNDES DEUTSCHER

BU

JUGENDVEREINE

Akt

IGJÄHR NOVEMBER1927 NEBLUNG NR. JI

Postveksstul Jena

(2)

quer Bund

herausgegebenvom Bund Deutscher JugendvereineE.V.

Bundeeleitung:ProfessorD. Dr.WilhelmStählin,Münsteri.W., Paul- ftraßess XPfarrerRudolf Goethe,Darmstadr,KahleristraßeU.

KanzleieGöttingen, Düfterer Eichwegze.

Busch-isten-

Schriftleitunge Jörg Erh, Lehrer, Haolachi.K.(Baden).

sürWerk undAufgabe: ProfessorD.Dr.withetm Stehn-»

Bestellung-

BeiderPost,beimBuchhandel,beimPost-Verlag: Thüringer Verlags- anftaltundDruckereiG.m.h.H» Jena.

Preis-

Jedeo HeftsoPfg., vierteljährlich»soMk.

Bezahlung-

BeiBuchhandeloderPostoder hei derThüringer Verlagoanftaltund DruckereiG.m.b.H» Jena, PostscheckkontoErfurt29u.

Inhalt dieses Heftegg

Luther -Wir unddie Andern X DuundderAndere X DerAndere in deinem Bruder - Wir und dieanderm Bunde -Bewegteund unbe- wegteJugend- Konkordat undKirche- Daojunge Deutschland- Die ökumenischeBewegungXAussprach: KörperertüchtigungXAufruf- Wende XUmscham steudenfpiegelXHinweife-DieEcke-Werk und Aufgabe: SingarbeitimBund -Buch und Bild XAnzang keusch-isten der Mitarbeiter-

iZ. Rahm,Brennen, Kirchbachstraße7XRudolf Goethe,Darmftadt, Kahlertftraße34 X D. KarlHesselbachetzBaden-Baden -Heinz Kloppem burg, Münster, Krummertingen59 -RudolfWintermann,Frankfurt a.M., GutleutstraßeXSang Schlemmer, srankfurt (Oder), Kleistfchule- Gustav Rauterberg, Bardewisch (Oldenburg) - Wilhelm Skähljm Münster,Paulstraßexö X Erwin Weniger, Frankfurt,Bekgerstkqße- PaulRoefe, Solingen,KölnerSrnz XJörg Erb, Haslachi.K.(Baden).

Beilage-I-

DieBihellefe fürNovember.

Ein Werheblatt desBundeo dersreunde christlicher Bücher.

—cilH

-

hhx

«kurz-,-- ««-J·.-;-X

LQx.tfx.«XN4(ItsB D E:- .

J .:x ( »I-

(3)

x0.Jahr Novemberx927 J Neblung Heftxx

Unser Bund

Aelterenblatt des Bandes Deutscher Jugendvereine

Luther-

«fe schwerer sicheinErdensohn befreit, Je mächt'ger rührternnsreMenschlichleeit Der selber ich derZelle frülj entsprang, mir grant, wielang derLutherdrinnen rang!

Ertrng inseinerBrustden Kampf verhüllt, der ietztderErde halben Kreis erfüllt- Erbrach inTodesnot den Klosterbann - das Größte tutnur, wer nichtanders kann!

ErsüliltderZeiten nngebenren Bruch Und festntnlclammert ersein Bibelbnch.

In seiner Seele kämpft,was wird nnd war, Ein keuchend hart verschlungen Ringen-nar- Sein Geist isi ZweierZeiten Hchlachtgebiet Mich wunderks nicht« daßerDämonen siebt!

Contad kerdinaad Meyer, HuttensletzteTage-

»Wirund dieAndern«

LeitsätzeeinesnichtgehaltenenVortragesausderLandestagung desBadischen Jugendbundes imBDJ.

I.

s.Um Mißverständnissen vorzubeugen: wir denken bei unseremThema nichtandieanderen Verbände, sondernganz einfachan dieanderen Menschen Umuns,andenLebenslreis,indem wirstehen durchGeburt, Beruf, Schicksal.

z.Das Thema,aus dem Bunde heraus gestellt, isteinerfreuliches Zeichen siirdasWeiterschreiten aufdem Weg, deraus selbstischer Absonderungzum Erkennen derUmwelt, aus derJsoliertheit ins Leben derGemeinschaftund des Vollsganzen führt.Wir kommen aus der Problematikdes Jchund Wir ZUMPtaktifchen Ernstnehmen derWirklichkeit.

z. Wir und die Andern —- darin liegt die Erfahrung ein-esganz be- stimmten Gegensatzes.DieserGegensatz äußert sichin derLebenssorm und Lebensgestaltungund beruhtaufeiner grundsätzlichanderen Anstellung zum Leben. Der Bund formt und bildet äußerlichund innerlich eine besondere Art,ergibt besonderesGepräge,Charakter.

4.Daraus ergibtsich notwendig eineSpannung. Andersseinerregt Auf- sehen, Spott, Widerspruch, Anifeindung. Anderssein nötigt auchzum Kampf inVerteidigungoderAngriff.

ZU

(4)

W

ö.Schafft soder Bund seinenGliedern Not, sohater auchdieVer- pflichtung,siezustärkenund zufestigen fürihreHaltung im Leben.»Der Bund unserGewissen«.

II.

J.Wir und dieAndern diedarin liegende Spannung kann nichtgelöst werden. Wir müssenund wollen sie besahenund tragen um der eigenen Wahrhaftigkeit willen und um derBerufung willen, uns hineinzustellenins Werden neuer Gemeinschaft.

z. Satte Selbstzufriedenheit ebensowie pharisäische Ueberhebungbleibt inderSonderung stecken. Sondettmg aber istSünde. Spannungen allerArt könnennur mit »Liebe«überwunden werden. Das zwingt uns zur »evange- lischenLebenshaltung-Z zu der wir als evangelische Christen auch innerlich genötigt sind.

s.Das Evangelium stelltuns unter dieletzteund höchste Verantwortung,

unter Gott. Das bedeutet dasAufhören jeglicher Sonderung und Ueberhebung..

Denn vor Gott stehenwir gleicherweisealle unter gemeinsamerSchuld und

unter der gleichenGnade. Das Evangelium stelltuns unter das Kreuz,d.h.

eszeigtuns dieWirklichkeitunsererWelt und unseresLebensinunerbittlicher Schärfeund weistuns auf denWegderChristusnachfolge.

4.Der Weg der Nachfolgse istder Weg dienender Einordnung in den Lebenszusammenhang,in dem wir stehen; nichtauflösen, sondern erfüllen.

Erfüllungdurch Dienen kommt aus Gehorsamgegen denRufderWahrheit, aus Hingabe indieNot unsererLebensbeziehungen,aus derBereitschaft, den Willen Gottes zutun und zuerleiden. Wir sind gefordertzur »heldenhaften Formdes Daseins«.

s. Habt den freudigen,stolzenMut, anders zu sein!Stärkt euch durch dasBewußtseinder »Bundes«-genossenschaft,in derwir stehen! »Wemes nicht einGenuß ist,einer Minderheit anzugehören,welchedieWahrheit ver- fichtund fürdie Wahrheit leidet,der verdient nie zusiegen« (Lagarde).

Unser istdieBereitfchaft, dieKraft istGottes.

Pfarrer H.Rahm,Bremem

»Duund der Andere«.

Vortragauf demHamburger Landesverbandsfest inStadt,am ex.August3937.

(Ueberarbeitet.)

Eigentlich müßtedasThema heißen:»IchundderAnderes-,dann istesmehr unsereSache.

Wir denkenzurück:das Ichrecktesich schon früh.Esisteinegroße Sache, wenn derkleineMann nichtmehr in derdritten Personvon sichredet,sondern fagt: »Ichwill!«Daßereinen eigenenWillen hat,daswurde freilich schon früher deutlich,dieMutter war dann »Der Andere«,deranders wollte. Wer das Glück hat,ältereBrüder oder Schwestern zubesitzen,dieeinen erziehen wollen,oder jüngere Geschwister,denen man selbstgern befiehlt,derweißauch

etwas von dem »Ichund der Anderel« Die Spannung inder samilie

wird aberdaleichtüberwunden,wo einElternwille demganzen Hausedas Gepräge gibt,wo unsichtbareinguter Hausgeist alt undjung,ich und du, gemeinsam sich beugen heißtvor etwas, was größer istalssiealle. Oft i-st’s

338

(5)

freilichauchnur einäußerlicherMachtwille, deralles ineines zwingt, oder gar nur eine gelegentliche Regungdes Blutes, diebei Abschiednehmenund Wiederkommen,an Festen,oder wenn man ebengeradeeinmal gutgelauntist, dieverschiedenenWellen zusammenschlagen läßt.

Den Anderen lernen wir weiter inder Schule kennen. Wohl dem,der einen Lehrerhatte, der sichmit seiner Klassevor dem guten Klassengeist beugte.Wehe dem aber,der ganz anders war alsalle Lehrerund Schüler, demderSpott folgteundihnintieferBitterkeit sich abschließenhieß.Wenn dann noch dazu die ganze Einsamkeitdeswerdenden Mannes oderderwerden- denFraukam und esdeutete ihmkeinerdas Neue,das inihmwsurdeund er glaubte sichganz allein inunerhörtem Fehlenund Jrrenl

Noch tieferaber rißdieKluftauf, alsder Bub oder das Mädelin die Lehre kam. DieMeisteroder Meisterinnen,dieauchhier alles umschließen ineinem guten Hausgeist, sindwohlzuzählen,inderFabrik fast unmöglich.

Wie ganz anders sinddaaufeinmal dieGesprächeder anderen Lehrlinge und Gesellen,eineganz neue Welt politischer, religiöser, moralischer Ansichten tut sich auf,undwie bitter wird derverfolgt, derdanicht mittut.

Mitten hinein indas Erlebnis diesesganz anderen Seins trat fürvielevon uns derBund. Endlichwirklich eineEinheit! Wer eseinst jauchzendinsich erlebt-e,wie an einem schönenAbend imNestoder umss Feuer HandinHand brannte oder AuginAug sich senktebistiefinsHerz hinein, wieaufFahrt SeelesmitSeele zusammenklangim gemeinsamen Lied,wie LeibzuLeibhin- schwangimTanz,wie alt und jung,Bruder und Schwester sich fandenim großen, heiligen Du,der weiß,was ich meine. Jchwerde es nievergessen, wie seligdasmacht,einmal nur Menschunter Menschen seinzudürfen!Da kreuztemir imbunten Kittel unten imSchwarzwald einer denWeg: »Wo- her bist du,wo gehstduhin?« Schon schreitetman zusammen, schon findet sich HerzzuHerz,ganz schwerwird einemdasWiederauseinandergehen,noch lange hallt sein frischesLiedzum Abschiedsgrußenach. Wer soden Bund erlebt-e,vor demstehterwie einhohes,blaues Gebirge,das plötzlichaus dem Nebel «auftaucht,oder wie einwundersam-er, dichter, grüner Wald, voll stolzer geschlossener Kraft,volltiefenGeheimnisses.

Abersonderbar,wenn dudann langsamdurch den Wald schreitest, merkstdu, daßhierBaum neben Baum steht,einer anders alsderandere, daßdas Ge- birgeinWirklichkeit eineAnzahlvon Hügelnund Bergen istund unterein- ander getrennt durchtiefe Schluchten und Täler. Somerken wirauchlangsam denAnderen sim Bund. Aeltere undJüngerewollen sichnicht mehrsorecht verstehen, klagenüberSchroffheit oder Ungehorsam, Buben und Mädel stoßen sich ab-Zankensich, Klatsch macht sich breit, Ehrgeiztrennt. Währenddas Jch imeigenen Kreisevom anderen sich löst,siehtessich geradedurchdenBund von denanderen dadrauß-enindergroßenWelt oder inderFamilie tiefge- schieden.So wird das Jchaufs Neue einsam.

Was hilftda? Kein Klagen und keinPredigen. Wie ofthabenwir uns

vergeblich Liebe gepredigt! Wir hatten sie einfachnicht. Hier hilftnur ein ganzklares Schauen derGottesordnung inder Welt, eine,,neue Sachlich- keit«. Wie ist’sdenn inder Natur draußen? JsteineKreatur deranderen gleich- fa-auchnur einBlatt demanderen? Jstnicht alles verschiedenund macht nichtgeradediese VerschiedenheitdenReichtum des Ganzenaus? Da eines dasandere ergänzt,eines dem anderen dient,das Insekt,derWind der

339

(6)

Blüte,dieBlütederBiene? Wer diesen Zusammenhangeinmal studiert, staunt überdieverborgenen Fäden,mitdenen alldas Verschiedenezusammengehalten ist.Sollte eseigentlichbeidenMenschenanders sein?Wollen wir nicht ein- mal versuchen,wie Forscher,wisePfadfinder,dieineinen Urwald, ineinun- entdecktes Land eindringen, miteinander denPfad zufindenindieMannig- faltigkeitderMenschenkinder,dieVerschiedenheit nichtalseinLeidempfinden, sondernalseine interessante Sache,hinter diewir kommen müssen? Freilich darf man indies Neuland hinein nicht eineFährtetreten, wie etwa der Elefant imUrwald, sondernman muß behutsam Zweig um Zweigheben- vorsichtigschreiten,daß nichts zertreten wird, geduldig schauenwiederernste Forscher. RechteSachlichkeit mußimmer verbunden seinmit rechterEhr- furcht.

Ein Fachmannwird stetssachlichund ehrfürchtig sein.Aber sindwir sachleut e?Nichtwahr,ehewirdenPfadfindenkönneninandere Herzen, müssenwir den Pfad gefunden habenin unsereigenes Herz, müssenden Maßstab entdeckt haben,nach demwir denMenschen messen können, müssen denrechtenInstinkt,diefeine Witterung gefunden haben fürdas echt Mensch- liche.Das hatnur der,derinsich erhorchtedieheiligeStimme aus derTiefe, dieihm sprichtvon demBild,dasinihn gelegt ist,derimmer wieder gehor- sam dieserStimme folgtundan dasHeiligeinseinerSeeleglaubt durchLeid und Schuld hindurch,kurzum,der weiß, daßer Gott gehörtund nichtsich selbst.

Wer sozusich selbst nach Haus gekommen ist, versteht auch dieAn- deren nun ganz anders. DerAndere istihmnun nicht mehrbloßderSpiegel, indem ersich selbstgefällig widerspiegelt, sonderndas Fenster,durchdas er hinausblickt ineinenungeheueren ReichtumdesLebens. Wunderbar, was man dafür Entdeckungenmacht! Gehtman dochnun nicht mehran ihn heranmit demblinden AugederSchwärmerei,dieiindenanderen hineinträgt,was nicht inihm ist,»aber auch nicht mehr mit demNein,mitdemwir uns sonstvonein- ander sooft abriegeln, sondernmit einem großen, starkenJa: Mit gläubigem Realismusl Mit sachmannsblick schautman das Wesenhafte, das inihnen Gestalt gewinnen will durchallen Gegenschein hindurch, schaut unbestechlich sachlichund gerecht, schaut ehrfürchtigund gütig.Der allgemeinekleine Lieb- ling offenbart sichdann oftals rechtunfertig und nochgehaltlos, während der tiefe,herbeBub, dasspröde Mädchen klingen,wie wenn derBergmann am hartenStein eineEdelmetallader anschlägt.Wie mancherBubistuns im Zeltlager erst rechtklargeworden,alswir Zeit hattenfüreinander.Esmußin jedemetwas zu finden sein,auch in dem körperlich Unschönenund Ge- hemmten, auchindem HinterhältigenundVerdrossencn, irgendeinStrahl vom Ebenbilde Gottes,derdarauf wartet, von uns mit rechten Augen angeschaut und erlöstzuwerden.

SolcheSachlichkeitunsdEhrfurcht Wird dekechtePfadfindernun auch im praktischen Handeln dem Anderen gegenüberwahren. Er brauchtihn nicht mehr,um glücklichzusein.Erwillüberhaupt nichtmehr»glücklich«sein, sondernnur denrechtenSinn inseinemund deranderm Lebenherausarbeiten.

Das ist erstrechte»Liebe«.So Wird er denAbstandeinhalten können, sich nicht mit einer vorgefaßtenMethode auf den Anderen stürzenund ihnzu irgendeinerArt von Frömmigkeitoder Lebensstilzurechtknetenwollen, sondern jeden Jahrgang, derihmzuwächst,neu studierenund dann versuchen,demzum

ZZO

(7)

Leben zu verhelfen,was dieNotwendigkeit dieser jungen Schar und jedes einzelnenunter ihnenist. Jchwill damit nichteinerweichlichenPassivitätdas Wort reden. Manchmal wird der sührer fest zugreifen müssen,wenn das werdende Gottesbild im Anderen ihnsehnsüchtigum Erlösung anfleht. Aber wir werden in unseremBund lernen müssen,mehrnochalsbisherder Art der Jungknappenvon xz—x4, der Knappenvon x4—38, der »J«i·Mgeren Aelteren« von 58—25Jahren undder Eigenart von Bub und Mädel gerecht zu werden. Persönliche UnterredungeninStade mit Walter Classenüber- ZkUgtMMich, daßwir von ihmund Clemens Schutznochviellernen können inder unvoreingenommenen, sachgemäßenBehandlung jugendlicher Menschen.

Auchdiegeistige Höhe unserer Tagungsvorträgemüßtegenauer aufdieZu- hörerfchafteingestelltwerden. Aberauch dieJungen werden denAlten, Reisen gegenübereineneue Geltung finden:Sie werden inVertrauen, Gehorsamund Zuchtsich beugenvor des FührersvollmächtigemWort. Sie werden die Formen unserer Organisationen bis indiekleinen geschäftlichen Dinge hinein- achtenund einhalten, weil aus ihnen der zusammengewachseneund Einheit schaffendeWille derVerschiedenenund das gemeinsameErleben derJahrgänge spricht.

Zuweilen wird derAbstand zumAnderen auchso gewahrtwerden müssen, daßwir ihnallein lassen können,allein mit seinem Buchoder seinerNot, damit nichtwerdendes, originelles Lebenvon der Gemeinschaftabgefchliffen undindenDutzenddurchschnitt hinuntergedrücktwird. Die GefahrderMasse, gegendie unsereJugendbewegung protestierte, istin unseremBund dadurch noch nichtüberwunden, daßdieMasseein anderes Kleid anhat. Schon der Baum hateineRuhezeitim Winter, in derer dieBlätter fallenläßt,mit denen erdieanderen berührtund mit den anderen Wald wird und seine LebenskraftiminnerstenStamm birgt. AuchdieRaupe zieht sichindiePuppe zurück-,ehe siezum Schmetterlingwird.

Was bedeutet aberdann noch unserBunds Nichtdadurch finden wir ihnalso, daßwir uns bemühen,die Verschiedenheitender Menschenzuver- wischenoder uns überfiehinwegzutäuschen, sondernnur dadurch,daßwir sieachtenund jederzuerstlernt,insich selbstzuruhen,seineigenes Wesen zufinden. Wir brauchen uns dann letztenEndes gar nichtmehrum den Anderen zubemühen,denAnderen pädagogischzubehandeln: Wo Licht ist, dastrahlt es,wo Kraft ist,dawirkt sie fichaus. Jesus hatnieirgendetwas mitdenMenschenmachenwollen, sondernweil ersein eigenes Wesen soganz- gefunden hatt-e,darum besaßerjenen Sellblickindieandere ArtderAnderen,

darum wirkte erlösend auf ihr Wesen,niemand zuLeidund niemand zuLieb-,

»UrGott ZuLiebewandelte erseinenWegundderGott,derindemAnderen Gestalt gewinnen wollte,reckte sich,wenn er daherkamund streckte sichihm entgegen Undgrüßteihn und wuchsihmzu.Undder,dersoganz losvon sich selbst-nUk fürdieAnderen dawar, empfingimsachlichen Dienstrückwirkend vom anderen Gottes Kraftund nahm im Geben."So entstehtechte Gemein- schafksWir haben in unseremLagerAtemgymnastik getrieben,wir hielten uns an denlHändenimKreis und beugtenuns rückwärts beim Einatmem DieserKreis konnte nur stehen bleiben,wenn nicht eineran demAnderen riß, sondern seinen festenStand infich selbsthatteunddemAnderen das gabund von ihm dasnahm,was indieser Spannung notwendig war. So trugenwir alle das Ganze.Oder denkt an die Korallenriffe, dieim Meer aufsteigen,

sz

(8)

geradeweil sieruhen insich selbst, setzt sichdas Land an siean und ganz allmählich erstbildet sicheineBrückezum anderm Riffund damit langsam

neues Land. Oder habendieBäume imWald nichtihreletzte Verbindung

darin, daß siezwar im Abstand stehen, aber in der Tiefe mit ihren Wurzelgründen sichdort berühren?Der sunkebeim elektrischen Bogenlicht springt nur dann über,wenn positiver und negativer Pol nichtvereinigt werden,sondernden rechtenAbstandvoneinander behalten. So wachsenwir aus derVerschiedenheitzurEinheit, aus dem letzten Gegründetseindes Lebens der Vielheit, daim letztenGrund auchwieder nur das eine Du Gottes ist.

So bekommt das oftfalschgebrauchteDu inunseremBund einen tiefen Sinn, nicht alseinMalzeichen derer,diesichalsAuserwählte pharisäischvon den Anderen absondern, sondern als das Signal, das uns erinnert an die ArstBruderschaft, von der uns dersestprediger Uhsadelsotiefeindrucksvoll sprach:Es wird uns mahnsenan denGeist sachlicher Ehrfurcht, Gerechtigkeit undGüte,denwir unter uns zuverwalten haben.Wir stehendann um dies Du, um die inder Mannigfaltigkeit der vielen Jchs geschaute Einheit des Gott-Jchs herum,wie dieBäume droben aufderBastionum dasHeldenmal derer,die sich gaben füreinegemeinsame Sache. Wir müssendann auchdie Einheit wahren können,wenn einmal jemandaus unseremBund geht,weil sein Schicksal ihnandere Wegeweist,und wir müssenauchan dieEinheit glaubenmitdenen inanderen Bünden,mit der Familie,mit der Gemeinde,

und wer es sei.

Welch einLand reichster Schönheiten giltesdanochfüruns zuentdecken imUrwald desLebens: VerborgeneQuellen und bunte Wiesen!

Obwir dieEinheit findenimDu des anderen,das istbedeutungsvoll für dieEntwicklungsgeschichtederWelt. Abraham wurde einst verheißen: »Jndir sollengesegnetwenden alle Geschlechter aufErden.« Das war einekosmische Verantwortung, die gilt auch uns. Wir grüßendich,Du Bruder, Du Schwesterl

N.achwort. JnBesprechungen,diedem Stader Vortrag folgten, wurde mir die Frage vorgelegt,ob unser Bund auch der wirklich proletarischen Jugend derGroßstadt gerechtwerden könne, ja, jederArtvon Jugend? Jch möchte miteinem Bild antworten: UnserBund gleichteinemDom,derseinen eigenenStil hatund seinen eigenenKultus. Eswerden darum nichtalleden- Weg zuihmfinden.Aber deresversuchtund inihneintritt,müßteetwas spürenvon einer Glut, diejedem gilt.Auchdarf beieinem rechtenDom das Bauen nieaufhören.JedeZeitmuß ihr Teilhinzutun. So wächstund wandelt sich seinStil und damit auchdieSchar derer,dieinseinenKreis

schreiten. RudolfGoethe.

Der »Andere«indeinem Bruder.

Was ihrwollt,daseuchdieLeutetun sollen, das tut ihrihnenauch. matkh.7,x2.

»Es gibtkeinewahre Liebeunter uns,« sagte srau Anna, ,,trotzdemes bald zweiJahrtausende sind, daß Jesus aufErden ging.«Undsieward dunkelrot imGesichtvor innerer Not. DieStimmen der Entrüstung,diesich erhoben,, bksachken sienichtaus ihrersassUnM »Was ihrLiebenennt, istnichtsals verkappteSelbstsucht. Ihr werft alle die Wurst nachder Speckseite.Der

533

(9)

Mann unsd dieFrau mußnochgefunden werden,dieLiebeaus sich strahlt wie dieSonne ihrLicht. Einfachum zubeglücken.Ohnezufragen:Was wird mir dafür?Undohnezurechnen,wieviel Glücksgefühl sie dafür eintauschtl«

»Sie sindeinestrengeRichterin,« gabder alte Geheimrat zur Antwort.

»Undestut uns immer gut, wenn einem dieMaske gründlichvom Gesicht gerissenwird. Sie habeninvielem recht:Der Name »Liebe«wird gewiß- brauchtwie seltenetwas inder Welt. Es hört sich schönan, wunderschön:

AlleDingelassetin der Liebe geschehen.Aber vieles,was schkinbaraus Liebegeschieht,hat denPferdefußbeisich,denman mehr oder wenigergeschickt zuverstecken sucht.AbereinessagenSie mir,meine liebeFrau Anna,wo finden Siedenn echteund lautere Liebe?«

Allesahengespannt ausfdieRednerin.

Sie richtetesicheinwenigausfund straffte dieSchultern, wie sieimmer

tat, wenn sieetwas aus dem tiefstenInnern sagte. So, als müsse sie sich

dazudurchringen, ihreletzten Heiligtümervor denanderen preiszugeben.Dann sag-te sie: »Liebe,das gibtes nur, wo einer den Anderen im Bruder liebtl.«

Ein großesSchweigen war überder ganzen Gesellschaft.Das verstand keiner. Aberdie Fraulächelteeinwenig und sagte nochmals: »Ja,dort ist Liebe,wo man denAnderen imBruder liebt.Der »Andere« das ist der, derer sein möchte,derer aber nichtist.Das istder,derersein müßte,abser nichtseinkann.Das ist der,nach dem einewigesHeimwehgehtdurchsein ganzes Leben hindurch.«

Sie schwiegennoch immer. Sieverstanden, aber sie fragtensichimstillen:

,,Wo ist dieseLiebe?«Und keinerwagte zusagen: »IchhabedieseLiebel«

Aber sie fühlten deutlich:das ist wirklich dieLiebe,dieaus Jesus heraus- leuchtet.Das ganz BesonderederLiebe,dieman Heilandsliebenennt. Undim Grunde genommen ist wirklich nur dieseLiebedes heiligenNamens Liebe wert,dennnur dieseLiebeistAbglanzundWiderscheinaus demHerzenGottes.

Nur einer beugte sichvor, als ober sprechenwollte. Es war einjunger Mann, derzudenSchweigsamen imKreise gehörteund kaum wagte, ein-mal einWort in dieUnterhaltung zuwerfen.Die Hausfrau nickte ihmfreund- lichzu: »Nun, Herr Helfer,Sie wollen uns etwas sagen?«

Er wurde dunkelrot. Aberdann faßteersichdenMut und hoban: »Ich glaube, daßichdie-seLiebe erlebt habe.In dem Dorf, indem mein Vater Pfarrer war. Zuihmkameine Wirtsfrau, eines Abends spät.Sie bat ihn

unter Stock-en und Zaudern um ein kleines Darlehen. Denn siemußte eine

Zahlung für geliefertenWein machen,aber siehattenichts in der Kasse.

Obwohl ihr Mann einsehrtüchtiger Metzgerwar und einen schwunghaften Viehhandeltrieb,beidem sehrviel Geld verdient wurde. x

»Nicht wahr, es fällt Ihnen sehr schwer, liebe Frau Wirtin,« gabmein Vater zurAntwort aufihre leise gestammelte Bitte,,,Ihren Haushalt durch- zubringen?Bei Ihnen istesumgekehrtwie imSprüchlein. Sonst sagtman:

Was derMann mitzwei Händenverdient, wirft dieFraumit derSchürze hinaus. Aber bei Ihnen hilftalles Hausenund Sparen nichts, wenn der»

Mann esmit zweiHänden davonschleudert.«DieFrau richtete sich hoch auf:

»Herr Pfarrer, wozu hatdieFrau ihreSchürze?Die Alten habengesagt:

dazu, daß sieden Mann damit zudeckt. Ichwill meine Schütze sotragen.

Darum deckeich meinen Mann zu. Ich lasse nichtsüberihn kommen. Alle

ZZiZ X

Cytaty

Powiązane dokumenty

Aenneli nahm sich zusammen, festigte ihre gläubige Demut wieder, tat freundlicher als sonst und hatte für jeden ein gutes Wort. Was sie lange nicht getan, tat sie wieder, sie

Lebens in bewußter Verantwortung. Es scheint mir aber doch mit neuer häuslicher Geselligkeit noch nicht alles getan zu sein. Wir dürfen uns nicht verhehlen, daß es doch nur ein

illkommen in Köln, willkommen am Rhein, willkommen in unserer Westmark, Jhr Bundesbrüder und Schwestern! Was soll ich sagen in dieser Stunde? Die sarben unseres Landesverbandes

Wenn ich jetzt in dieser festlichen Stunde über die »geistigen Grundlagen der Spiel- und Liedbewegung in det Jugend« sprechen soll, so kann es sich für mich nicht darum

Durch diesen haben sie einen Beruf. Darum müssen wir sie als Glieder unseres Volksstaates mitzählen. Diejenigen dieser Fürsten können auch einmal als politische Führer eine

Sehen wir also einen Menschen gegen Gottes Willen und gegen seine göttliche Bestimmung handeln, so soll uns dies ein Ansporn sein, mit allen Kräften zur Er- kenntnis Gottes

vielgegliedertes Leben sehen lernen, in dem jedes Glied seinEigenrecht und seinen Eigen- dienst hat. So wird auch in der bewußten Gestaltung des Gemeindelebens diese Glic- derung

Aufgaben, die sie uns stellen und stellen müssen; entziehen wollten. Wohin sollten wir dann unsere Aelteren schicken-? Jn den Beruf? Gewiß, sie sollen sich in ihrem Beruf bewähren;