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Die Zukunft, 10. Mai, Jahrg. XXI, Bd. 83, Nr 32.

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XXLJahrg. Berlin,den 10.Mai1913. Ir.32.

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Inhalt

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Uachdruck verboten.

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ErscheintjedenSonn abend- Preiövierteljährlich5Mart,die einzeer Nummer 50Pf.

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zuverlässlsste vertraulich-e Ermittelungen und Beobachtungen jede- Akt.

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Berlin W. 9. Potsåamekstk. 134 a.

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Berlin, den 10. Mai 1913.

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ValkamMemoriaL

Das Ziel.

äfroszbritaniensKraftquellentspringtzwischendenHimalaya--

-,-- firnenund derPalkstraße.Dieser Quell, der,wiederPaktolos einstinsLyderland,indas größte Reichuns bekannter Erdge- schichteGoldschwemmt,mußversiechen,wennOstindiennichtmehr dem Willen Vritaniens gehorcht.SeitdenTagenderCliveund Warren Hastings ist deshalb Jndien derAngelpunktbritischer Politik;derPivot jederdenlondoner Taktikern nothwendig schei- nenden Schwenkung. WermitübermächtigerKriegsflotte inden Golfvon Bombay,indie BaivonVengalen vorzudringenoder auftrockenem Wegeinstarkes Heer nach Haidarabad zuführen vermag, bedrohtdie Aorta imLeibdesBritenimperiums Der Absicht aussolcheVedrohungwirdaber auchJederverdächtig,der insden ScheindesWunschesgelangt,sichund seine Großmacht festundwarm indieGunst desKhalifen zu betten. Denandien wirdunhaltbar,wenn gegendasHäuflein weißerMenschen,das eineBiertelmilliarde dunkelhäutigerHindu beherrscht,inFron- undTributpflicht hält,diefünfundsechzigMillionen Mohammeg daner sich wafsnen,dieauf anglo-indischemBoden leben,und, aufden Wink ihresGlaubenshauptes, desSultans vonKon- stantinopel,dasimJochknirschendeGewimmel derWedagläu- bigenin wilden Aufruhr mitreißen.Weilnur dieGewißheitzin

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172 DieZukunft.

jeder Entscheidungstundeden Arm unddieZungedesKhalifen lenken zukönnen,denBesitzIndienssicherverbürgtund weilsolche Bürgschast mitdemhöchstenPreis nichtzutheuerbezahlt ist,waren D’JsraeliundSalisburybereit, fürdenOsmanensultan zufechten.

Weil das Deutsche Reich (besonders seitdesKaisers Reise nach undRedeinDamaskus) von demTrieb bestimmt schien,inder islamischenWeltEnglandzuüberbietenundsich,ungehemmtvon derRücksichtaufeine große Schaar mohammedanischer Unter- thanen,denMusulmanen alsSchutzmachtundHoffnunghortzu empfehlen, mußtezwischenBritanien undDeutschlandderSpalt sichweiten undbis indeanrzelboden derVolksthumsempfin- dungsichtiefen.Diewachsende SchwierigkeitimHandelswett- bewerbwäre dem Vriten erträglichgewesen«EineKriegsflottq deren Kohlenfassungraum Über den Aermelkanal kaumhinaus- reichtunddieebendeshalb, ehe ihrüberseeischeKohlenstationen offen stehen,nurimKampfgegenEnglandverwendbar ist,einan

ZahlundZucht gewaltigesHeer,dasvomEndstiickdesBagdad- bahnstrangesausnach Jndienmarschirenkönnte,unddies-wund- schaftdesKhalifen, der,mitso kräftiger Hilfe,inAsienundAfrika hundertHindernisse,selbstdemunterderGoldsarbe geschmeidigen Britenleun unüberspringbare,zuschichtenvermag: dieseHäufung derSchädigungmöglichkeitenschienunerträglich-DasWachsthum deutscher Menschen-undVermögenszifser,derNeubau deutscher Kriegsschiffewar vonEnglandausnichtzuhemmen.Wasblieb?

DerVersuch, ohne aufs cheuchendes GeräuschdieTragbalkendeut- scherMachtinSüdeuropaabzusägenunddemDeutschen Reich deanlamso völligzuentfremden, daßsortan nicht mehr zusürch- tenwar,er werdedenTaganglo-deutschenKriegesnützen,umin

EgyptenundJndien sichausbritischerVormundschastzulösen.

Eduard derSiebentehatteim engenVerkehrmitklugenKauf- leuten gelernt, daßdieSucht,denGeschäftspartnerum ihmver- heißenenGewinn zuprellen,inderWelt großenHandelsstils längst,alsaltmodischundabschreckend,verrufenist:und hatdrum HauptsundStaatsgrundsätze seiner Heimath (keine starkeMiti- tärmacht darfam EinganginsMittelmeer, keinealsLandnach- bareiner wichtigenBritensiedlunggeduldet werden) ohnezau- derndes BedenkenausdemKodexenglischenReichsbrauchesge- strichen. Diesergemächlichrechnende König,indemnichtsvom

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ValkamMemoriaL 178

WesengenialerSchöpferkraftwar,hatdieGenossenschaft,dieihn nothwendig dünkte,barstets,wieeininGenieland Gezeugter, bezahlt.Statt,wiePalmerston denFranzosen,Veaconsfield den Russen, jeden Kolonialgebietsfetzen,wenns irgend ging,ausden Zähnenzureißen, haterderFranzösischenRepublikdenWeg nach Fez gewiesenund demHerrnallerNeussenimVerserland einenfruchtbarenWeideplatz eingeräumt.WeilerinWestundOst einSchwertundeinenSchildgegen deutscheVedrohungzubrau- chenglaubteund dieNothhelfer gesättigtunddurchdenvonseiner Gnade gewährtenMachtzuwachsdemDeutschen Reich erst recht verseindetsehenwollte.Er kannte auch,nichtnur aus Erzählun- gendesihm langeintim geselltenEisenbahngründersHirsch,den Türkenund wußte, welchen StoffdessenKirchenstaatsgehäus herbergen könne,von welchemesgesprengtwerden müsse.Des Mohammedaners metaphysisches Wesen saugt seinenLebenssast aus derUeberzeugung, daß deszlam einenbesseren, seelischund sittlich edlerenMens chenschlag ums chließtalsdieRajah, dieHeerde -derEhristenvölker,der er,beiTodesgefahr, deshalbniemals das uneingeschränkteRechtdes Herrenvolkes gewähren dürfe.Am letztenAugusttagdesJahres 1907war vonGreyundszolskij deranglo-russischeVertrag(über Versien, Afghanistan, Tibet) unterzeichnet worden,demschon1901derPräsident Loubet, als erinEompiågnedenKaiser NikolaiAlexandrowitsch bewirthete, dann,inAlgesiras,dieserrenArthurAicolsomDonaldMackenzie Wallace undderRussengesandteGrafEassinivorgearbeitet hat- ten. Amvierten Juni1908sprichtSirEdward GreyimParla- ment: ,,Jchbindafür, daß England und Nußland sich aufder BasisderVernunft undderEhrlichkeitÜber alleFragen,die ein gemeinsames Jnteresse berühren,verständigen,undwerde mit diesem Wunsch fallen,wenn das Unterhaus ihmdieErfüllung versagt.«DieMehrheitstimmt ihmzu.Amzehnten Juniankert dieYacht»Victoria andAlbert«(Über derenLebensalter, Bau- und ReparaturkostenHerrvonTirpitzdemDeutschenReichstagnoch Auskunftschuldet)vorReval Nikolai empfängt (mit Frauund Mutter)denKönigunddieKöniginvonEngland;dieNegirungen sind durchszolskij undSirEharlesHardingevertreten. Eduard spricht: »C’chbingewiß, daßderneueVertrag dasVand, dasdie beiden Völkerumschlingt, noch fester knüpfenunduns gestatten

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174 DieZukunft-

wird, wichtigenZukunftfrageninFreundschafteinebefriedigende Antwort zufinden.«Damals sagte ich hier: »AuchüberMake- donien werden szolskij undGrey einig.Mit demGouverneur unddersichtbarenAutonomie kannman noch einWeilchenwar- tenundinzwischen dievBalkanerbschaftgenau reguliren;wichtig istjetztnur,demSultanjeden Zweifeldaranzunehmen, daßBriten undAussenzufammengehemdann optirterimNothfall nicht für denvereinsamtenblonden Kaiser.England, Frankreich, Nuß- land: einneuer Dreibund. Einlängst vorauszusehender. Nur vonDenen nicht vorausgesehen,diesichvon demwidrigenRum- melderZeitungmacher-, Bürgermeistersund Pfarrer-Besuche blenden ließenundhofften,Über desKönigs Haupt hinwegin dieGunstdesJnselvolkeskletternzu können.(Schämt sichheute denn Keiner vondenBersöhnungschlemmern,die beiLachsund RoastbeefHammelund PuddingWeltgeschichtezumachenwähn- tenundnicht merkten, daßVerachtung sieschlingenundschlürfen sah ?)Einungeheures Ereigniß.Wers vorzwanzigJahren,noch

anWilhelmsvSarg, prophezeit hätte,wäreausgelachtworden.

Dennochgeschahes ; wurde möglich,seitimDeutschen Reichdie lärmvollsteund sinnloseste Politik aufkam ;wurdenothwendig. Die alteKluft zwischen russischerundbritischer Orientpolitik istüber- brückt;dreißig Jahre nachdemBerliner Kongreß. Jetzt läßtSir Edward Greymitsich handeln. Meint irgendein Wacher, daß esden beiden Edwards um dieGendarmerie, umMakedoniens RuheundFriedenzuthunwar? Seithans undMaximilians, seitLeopoldsundPetersTagen sindderTürkeiReformenimmer nur empfohlen worden,wenn eineGroßmachtoder Koalition den,

HerrschaftbereichderMondsichelverengen wollte. Rußland muß vonasiatischemBerlustinEuropaentschädigt,Italien demalten Bund entfremdet,Oesterreichdemneuen Eoncern gewonnenwer- den;unddieJmperien,diemitBuddhisten, Shintoisten,Sonnen- anbetern zurechnenhaben, müssendieSchwächungdesnoch allzu

bündnißfähigenJslamwünschen.«Dawar(derdurchfüanahres- kreiserückwärts schweifendeBlicksiehtesbestätigt)dasZiel.Da mußteesJeder ahnen,derEurzonsWort nicht vergessen hatte:

»Jndien istdas Centrum desBritenreiches,dessen Werth und Weltstellungman ersterkennen kann,wenn man denStandpunkt östlichvomSuezkanalgewählthat.Warum mußtenwirEgypten

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haben? Weils aufdemWegnachJndien liegt.Warum lassen wir unsdenEinflußinPersien sovielkosten?Weil dasWasser desPersischenGolfes sichmitdemdesJndischenOzeans mischt- Warum durftenwirdie Türkeinicht einerunsfeindlichen Groß- machtgönnen?WeilsieJndien bedrohenkönnte.«Warum(durfte man 1908 hinzufügen)mußtenwirBriten inGemeinschaftmit Nußlanddem Sultan fürMakedonien einReformprogramm auf- zwingen, dessen Ausführung erals allmächtigerGroßherr nicht überleben konnte? Weil erdemDeutschen Reich zugethan schien unddesWillens verdächtigwar, inderStunde englischerNoth dieindischenMuiulmanen widerVritaniens Ostflankezuhetzen Dreiunddreißig Tage nach Eduards Abfahrtausderreda- lerBucht,woauszweiNesormplänenfürMakedonien einer,der anglo-russische, geworden war,kommts imTürkenhcerzuoffenem Aufruhr.JmDritten Eorvs: inMakedonienVon Saloniki und Monastir frißtdasFeuer raschweiter. »Die TürkeidenTürken«:

.

wirddieLosungAus derbehutsamen HanddesSultans gleitet dieMacht denFührerndesJungtürkenkomiteesfürEinheitund Fortschrittzu.Patriotische,doch vor dem in derWirklichkeitihrer verwesendenHeimathNothwendigenundnoch Möglichenblinde Offiziere;einpaar schlaue,inParis undLondon aufgefütterte Jakobiner; ehrgeizigeund eitleKaffeehausvolitikerz Gesindel.

Europa ( dem LondonsstilleineOeffentliche Meinung macht) jauchztzweilderBölkerfreiheiteinneuerMorgen dämmert..Trif- tigenGrund zurFreude hatdieTriple-Entente: AbdulHamid, der»Freund«desDeutschen Reiches, ist entmachtet.Ermußdie Verfassungvon 1876,diekaum füanochen lang gegolten hatte, wiederinKraftsetzenzdieVerfassung Midhats, denerinderara- bischen Festung Taifeinkerkern underwürgen, dessen Schädeler (ineiner Kiste,deren BegleitadressedieAngabe trug: »Japani-

;schesElfenbein, KunstwerkefürSeine MajestätdenSultan«) sichindenYildizKioskschickenließ.DieVerfassung,derenfiebew zehnterArtikel allen BürgerndesOsmanenreiches, widerMo- hammeds Gebot, gleiche Rechteund Pflichten, ohnedurchdas Glaubensbekenntniß bedingte Unterschiede, zuwies. Schwindel; Sand in dieAugenderaltenTopfguckerin Europa.Nocheinmal entringtderlistigeHamidsichdenumschnürendenStricken; für kurzeZeit.Dann wirdergezwungen, aufdenThronzuverzich--

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ten,nachSaloniki verschleppt,einvon ihminTrunksuchtGeno- thigter,vonAlkoholVerwüsteter auf seinen Stuhl gesetzt. Einer, der mitgefalteten HändendieBitte stammelt, ihn,der zum Sul- tannicht tauge, inRuhezulassen,dendieEnver undNiazi, SchewketundEssad aberalsKhalifenpuppe just brauchen.Eine demokratische Türkei,derenHäuptervondenWestmächtenGeld undLehre empfangen haben, muß, so lange siezu lebenvermag, unter derBormundschast dieser Mächtebleiben undkann nicht daran denken,derberliner PolitikdenKreis derProfitgelegen- heitzu weiten. Kannsichaberausdie Dauer überhauptnichthalten.

DieRevolution, die unter denKlängenderMarseillaisebegon- nen unddurchgeführtward,bereitet inEuropaderTürkenherr- schaftdasGrab.Danach? Südofteuropa fälltdenSlaven zu, die demdeutschenDrangnachOsteinenWall entgegenthürmen,und Oesterreich-Ungarnwird vordieFrage gestellt,obesimaltenBund noch auf seine Kostenkomme. (Herr Ernst Lemonon,derinsei- nem gutenBuch »L’Europeetlapolitique britannique«meinelauten Warnungenaus demJuniundJuli1908 erwähnt, sagt offen:

»HerrHarden hat nicht geirrt.Dieanglo-russische Verständigung isteineGefahr fürBerlin. Jhr Zweckwar,demder Entente Cor- djaleähnlich,mindestensnachdemWillenderlondonerNegirung, Deutschland einzuschüchtcrnundihm ausdemWeg aufdieHöhe derWelthegemonieneueHindernissezubereiten.DiepolitischeGe- meinschastwird geradeaufderBalkanhalbinselsichtbar. Unddeut- licher nochalsinAsienrichtetin Europa dieFrontder dreiMächte England,Frankreich,Nußland sichgegen dasDeutscheNeich.«) Aehrenthal mindert füreineWeile dieErntehoffnung der paxbritannica. SchonimJanuar haben seine Bahnbauplänebe- unruhigtund auscRom undAthen,BelgradundSofiaandere Berkehrsprojekte hervorgelockt.Amdritten Oktober1908läßter dieAnnexion Bosniens und derHerzegowinadenSignatar- mächtendes Berliner Vertrages melden. Warum wirdFranz Josephs BotschaftervonEduard,derihm fast befreundet ist,an diesemTaginBalmoral soübelempfangenundso rasch, ohnedie gewohnteEinladungzurTafel, verabschiedet?Warum sagtder King ärgerlich,schondie Anrede als»lieberFreund«,dieFranz Josephsonstniegewählt habe, zeige, daßderBrief ihm diktirt worden sei?Weildiese wienerPostdieRuhederJungen Türkei

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Valkan-9Nemorial. 177 störtundden Glauben weckt, Oesterreich wolle,ÜberMitrowitza hinaus,nachSaloniki marschiren. Nein: esverzichtet(leider, wurde, schon damals, hier, dreimal,gesagt)auf den Sandschak NowibazanNimmt aberderTürkei zweiProvinzen,die ihr, nach formalemRecht,nochangehörtenzbeleidigtdadurchdasislamische NationalgefühlundläßtdieFrage entstehen,ob dieRückkehrin denZustandderhamidischenZeit,dersoschmerzlichjäheUeber- raschung erspart hätte, nichtzuerstrebenwäre. Die Männer des Komitees für EinheitundFortschritt heuleninWuth auf und in ihrem ,,Tanin«wird geprahlt,derTag,dereinTürkenheervor Wiens Mauern sah,könnebald wiederdämmern. Voykott öster- reichifcherWaaren in derTürkri. Vulgariemunabhängiges,vom letzten Vasallenband gelöstes Königreich.Kreta: Proklamirtsich als einenTheildesHellenenstaatesMontenegrmentkettetsichder Sp errpflicht,die Artikel29 desBerliner Vertrages ihm aufzwang.

VrichtdasChaos herein?KrachtderNothbau desJungtürken- staates schoninallenJugen? DuellAehrenthalstwolskij.Nuß- landkannnochnicht,Frankreichwillnichtfechten(,,Erst,lwennSie uns einLandheer stellen; JhreFlotteschütztunsnicht vorJnva- sion«,sagtClemenceau inKarlsbad zuEduard). Aehrenthals ruhige Umsichtund Bülows leise, doch kräftig zugreifendeTaktik sichernden verbündeten Kaiserreicheneinendiplomatischen Sieg.

DieTriple-Entente weichtundratifizirt Oesterreichs Handel.

PflanztansGrab altersofortaberdas Panierneuer Hoffnung Eduard schmunzelt:»Ilkaut,quelquefojs,reculer pourmjeux sauter·«

(DiePosedesausgeplünderten Spielers:nennt es dieimmersie- gesgewisseHammannei.)szolskij,dernach derNiederlagesichals einenungemein klugen, zähen,odyssischvers chlagenen Diplomaten entpuppt, tröstetdiesüdslavischenBrüder,dieihrenTraum vom Großserbien zerrinnen sehen,undweist sie ausdenSchleichpfadin einenValkanbund, dem,unteranglo-russischemPatronat,mehrge- lin gen könne als einemeinzelnen,inallerlei Sippenfeindschaftver- stricktenHaemusstaaL(Unsinn,meckertsbeiuns;Totfeindesollen sich,VulgarenundGriechen,KarageorgewitschundNjegos,ver- bünden?Derdümmste Bluff,dendieserGeckjeerdachthat-) Jn England istman frühwieder ruhig geworden.JnderGuildhall hatAsquith ausgesprochen,welchenNutzendielückenloseEinig- keitEnglands undNußlandsüberallein Südosteuropaschwebens

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178 DiesZukunft.

denProbleme gebracht habe.OesterreichsVotfchafteristinSand- ringham mehrmals mitbesonderer Huld aufgenommenworden und hat selbstinderHofburgberichtet,wie gernderKingder wiener Politik über dieentstandenen Schwierigkeiten hinweg- helfenwürde. London hatdenaustrostürkischenFrieden gemacht, derdenOsmanen vierzigMillionen Mark und das Recht zur’

Zollerhöhung,denOesterreicherndieBestätigungderAnnexion einbrachte. Auf diese LeistungwarEduard besonders ftolz..Seine vorletzte istdasdeutsch-französischeFebruarabkommenüberMa- rokko(das Wilhelm schnell fertig haben will,um demOnkel,der ihnendlich besucht,mitdemErweis bonae voluntatis eineFreude zumachen).So. DieTürkei deutschemBordrang verriegelt,Frank- reichderAngstledig, hinterdemWandschirmdes Scherifen- zwistes Deutschlands Geiselzuwerden, OefterreichsUngarnüber- zeugt,daßesohneBritaniensFreundschaft nicht rechtvorwärts komme.Was bleibtnoch? Auchvon Westher mußWien sichin seinenBalkanwünschengefährdetsehen.JmOktober«1909istder Zar,derOefterreichsGebiet wieeinenPestbezirkgemiedenhat, mitszolfkij inRacconigi.(Bülow ist nicht mehr Kanzler.)Und mählichwirdnun offenbar,wasTittoni meinte,alserimPar- lament rief: »Die italosruffifcheVerständigungisteinEreigniß, dessenganze WichtigkeiterstdieZukunft entfchleiernwird.«

Wie schnelldie Valkanvölker vondenJungtürken enttäuscht, wiegraufam sievon diesenVerkündern der Freiheitund Bruder- gleichheit gepeinigtwurden, hatderbulgarifche ProfessorundPo- litikerJwan GheorIowamzwölftenApril hier erzählt. JnMake- donien undAlbcrssäszminArabien undArmenien sogar machte, mitbethmännischcrGmsigkeihderregirende Klüngel jeden irgend- wo,irgendwie möglichenFehler.Und dieDiplomatie derver- bündeten Kaiserreiche,diedochdieErhaltungderEuropäischen Türkei wünschten,versäumte, ihn eindringlichzuwarnen. Dem Habsburgerreichhatteerärgere Schmach angethanalsjeeines anderen Staates Regirung »JnderStunde, die wir zuruhiger Arbeit brauchen, stürztOesterreich,.mitseiner gewohnten schmutzi- genGier, sich auf Bosnien unddieHerzegowina Keinerkaufe Oesterreichs schlechte Schleuderwaare! KeinOsmane darf auch nur einenParafür denekelhaftenSchundausgeben, denOefter- reichinunferemLand feilbietetzdenn diefesOesterreichtrittVer- träge undVölkerrechtfrechmitFüßen,will unsdurchRevoltenund

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BalkamMemoriaL 179

Krieglähmenund unsdenAbsolutismus zurückbringen,den wir durchdieHerrschaftdesRechtesundderGerechtigkeit ersetzt ha- ben.«Das standamzehntenOktober1908im,, Tanin«;Wochenlang danachAehnlichesindiesemOrganderNegirung Niehat,aus demfinsterstenWinkel,trunkener Moskowiterzorn unflätigerge- schimpftals hierdieinMohammeds NamenSchaltenden. Jn Wien wars raschvergessen.Wurde dieoffiziöseMeinung schon damals vonUngarn gemacht, die,weiljede Stärkungdesslavi- schen zugleicheineSchwächungdesmagyarischenElementes be- dingt,dieMachtsphärederMonarchie aufderBalkanhalbinsel nicht geweitet,dieTürkentyranneidrumso langewiemöglichge- stütztsehenwollten? DemMagyarenwunsch Verband sichder ga- lizischeRussenhaß,dersichgernmitderFarbederTürkenfreund- schaft gürtet,unddieunkluge Lust manchesAustrosDeutschenan jederKröte,die derTscheche,Serbe,Kroat schluckenmuß.Fastauf der ganzen Linie: blindeTurkophilie. Die Komiteemänner waren hehreund saubere Helden (unddenLeiterdes »Tanin« sah ich nochimDezember1912im wiener Hotel Bristol huldvoll Cercle halten). Füruns mühte Marschall sich redlich; nichtso redlich:

wäreredlicher gewesen.Er wollteflink erweisen, daßderhami- discheDuft,deraus denTagenderYildizgunstanihmhaftete, ihn nichthindere,auchdenneuen HerreneinLieblingzu·werden;

und-hütete sichdeshalb, siemitKritikund Warnungzubelästigen.

An dieStoßkraftundinnereTüchtigkeitderValkanstaaten glaubte erso wenigwieseinFeind Kiderlen, trotzdemBeide in Vülows JnstruktionendieSätze gelesen hatten: »Solange dieTürkeilebt, wollenwirausihrer ExistenzdengrößtmöglichenAutzen,politisch undwirthschaftlich, ziehen.Aberwirmüssenuns auchdieBalkan- völker,diesieeines Tagesbeerben werdens-freundlich stimmen.«

Für dieseVölkerhatte Marschall nur lächelndeGeringschätzung, Kiderlen gröbsten Schwabenhohn.Und weilMarschalls Bethu- lichkeitund Ubiquität schließlichdieEmporkömmlingeam Gol- denenHorn rührte,weilsie ihn,aus dessen Hirn jedeErinnerung

anAbdulHamid weggewischt schien,mitfreundlicher Ehrerbie-

stungbehandelten, streckteersichindenWahn,Deutschlandseiauch unter demneuenNegime»obenauf«. Schriebs nach Berlin;und fandbeiderdortwaltenden EinfaltGlauben. Briten, Russen, Franzosenabersprachenzu denstambulerKneipenherrem»Er- kenntJhr endlichnun, was Jhran denDeutschenhabt,diesich

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180 DieZukunft.

süberlautstets ihrer Selbstlofigkeitrühmen?EuremSultan haben

sie,wiedem vonMarokko, trotzallenVersprechungen jede Hilfe geweigertzim KampfgegenOesterreichunddenKoburger,wie1906 imStreit um dieOase Tabah, EuchimStich gelassen;undrennen Euch jetztnur hastignach,weilsie nachneuerGelegenheitzurAus- beutungEures Bodens hungert.«·Weilheute,mitnochniemals erschautem Mangel anScham,Alles gefälschtwird, mußandie Thatsacheerinnert werden,daß durch frühe Warnung (dieder Nachruhm des bosnischen Sieges stützenkonnte), durch ernste Mahnung zuweiserNachgiebigkeitundrascher Organisationdes HeeresundderVerwaltung die Türkeinochzu retten war.

Daßsie,nachviertrübenLenzen, völlig zusammenbrach,war eineFolgederDummheitvonAgadir,die uns zwang, denFran- zosendasVrotektorat über Marokko aufdemVräsentirbrettan- zubieten.JneinerStunde,die solchenAntrag strengeralsjeeine andere verbot (und jedem Auswärtigen Amt,in demnichtUn- wissenheitmitVsychosefauxmånage machte, schondenGedanken daran gewehrthätte).Daß, durch unsere Schuld,wieder einisla- mischesLandinendgiltigenEuropäerbesitzüberging,derKhalifat, den wirstärkenwollten, alsoabermals geschwächtwurde,warnoch nichtdasSchlimmste Seitzehn Jahren hatteFrankreicheinen VertragmitJtalien geschlossen;der(England hat ihm,unterDel- cassås geschickterEinwirkung,Ende1902zugestimmt)das König- reich verpflichtete,derNepublik,dieihm Tripolitanien unddie Kyrenaikaüberlasse,auf demWeg nachMarokko jedeerdenkliche Hilfezuleisten.DenGeheimvertrag, der inAlgesiras Jtaliens Haltung bestimmte.DaFrankreichnun HerrüberMarokko,die vonVerlin aus sechsJahrelang vervehmte»Tunisifikation«des ScherifenreichesaufberlinerAntragEreignißwerdensollte,muszte Italien zugreifen; sich, nachderErfüllungderPflicht,dasvom Vertrag ihmzugesprochene NechtsichermWartete es,dannkonnte dieJungeTürkei sichinnerlich stärken,Schützerwerben und sich auch inNordafrika fester verschanzen.Wer ihrLebenverlängern wollte,musztejedes erlangbareMittelbenutzen,um JtaliensFeld-- zug· zuhindern. England erleichterte ihnUndverbürgte,weiles türkischenTruppenundtürkischerMunitiondenWegdurch Egyps tennach Venghafi sperrte,denJtalienern denSieg.(Undwurde, trotzdemEgypten nachderStaatsrechtsfiktion nochSultansland ist,inKonstantinopelnicht verhaßt.Wie neidenswerth klugar-

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Vialkan-Memorial. 181

beitetdieDiplomatie diesesNeichesyBerlin?Fand, wiederein- mal, »Deutschland seiandiesen Dingen nichtunmittelbar inter- essirt«;thatnichts,um denKriegzuhindern, nichts,umdieschmäh- lichblödePreßschimpsereiaufden,,Raubzug«unddie»Gräuel- thaten«dertapferethalersoldaten zuhemmen.(DieFolgen spürt der Deutsche heute noch zwischenTurinundPalermo.)AuchFrank- reich entgleistediesmal inplumpeFehler. Herr Poincarå, dessen Advokatenhand fürdieEntwirrunginternationaler Fädenunge- eignetist(auchinderVerhandlung mitSpanien, demEngland denmarokkanischen»Mittelmeerba.lkon«vorbehielt,hat sichsge- zeigt),ärgerteindemZanküber dasDurchsuchungrechtder ita- lischen SeepolizeidierömischenGiolittiner mitso zwecklosklein- licher Zähheit, daßim ganzen KönigreichwiederGroll gegendie Französische Republik entstand,dievonDelcassåundBarråre mühsamerneute fratellanza latinagefährdetschienundunsere offi- ziösen Gewohnheitlügner durchalleGassentuteten: »Totfeind- schaft zwischenFrankreichundJtalienl Hurra!« Episode. Haupt- sache:DieOhnmachtderTürkeiwurde,widerdiePhrophetieCol- mars vonderGoltzundtrotzder wackeren Arbeit der demHerrn Enver unterthanen Nuhmbrutanstaltzjedem Auge sichtbar;der Sultan verlordieletzte Parzelle afrikanischenBodens ;Italiener- warbeingroßes,Politischundwirthschaftlich wichtiges Gebiet,das aber,weils vonTunis undvomenglischenSudan ausbequeman- zugreisen,vomMutterland nur aufdemWegüber Malta zuer- reichen ist,denBesitzer,das Königreich, nochenger andie Seite derstärkstenWestmächtedrängt.AmVosporusschnelltdieWag- schale,die dasGewichtdeutschenAnsehenstrug,leer in dieHöhe.

Wieder habenwirnichtgeholfen; trotz derRedevonDamaskus, die eineVürgschaftgegenneue ZerstückungdesOsmanenreichs- körpersschien,hatjederunsererbeidenVundesgenossenderTürkei zweiProvinzen entrissen. »Ilsn’ontpassufaire«,sagtAbdulHamid

von denJungtürken; sindallzu täppischundinjedemSinn lüder- lich.Können sie (oderdie,,Liberalen«,diefüreinWeilchendie Macht errafsen) sichhalten? Vielleicht nochein PaarJahre lang;

wenn dieTriplesEntente ihn-enmitRathundGeldhilft.Die?

Jst jetzt ja,heißtsinBerlin,zerfallenwie einemorscheAlmhütte, über die eineLawine hinging. Potsdaml Baltisch-PortlWir! So innigwar uns Nußland nochniebefreundet. Draußen glaubts Keiner;und alsderneun Monate langimSchoß gehegteBer-

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und es war keine Schadenfreude. Denn auf beiden Seiten kam, bei Alten und Jungen, ein so starker Gemeinsinn zum Vorschein, daß man sich wie bei einem Zwist zwischen verliebten

(Ein alter Bauer, der sich das Erdenglück durch lautes Bekenntniß zuRom, die Himmelsseligkeit durch das Bekenntniß quittenberg und Augsburg erlisten will: so witzige Wendungen sind

Nicht zum Geringsten aber fanden sich in diesen Heeressäulen Deutsche aller Stämme zusammen. ,,Nie zuvor«, hat Moltke einmal gesagt, »in zwei Jahr- tausenden, seit man

Vor fünf, sechs Jahren. Nun sah er aber die Hügelzüge nicht. Es war ja Ende November. Die Fenster waren geschlossen, im Ofen brannte das Feuer. Wie lange mochte es noch bis zum

Schon einmal ist im letzten Menschenalter mit Hilfe von Centrum, Nationalliberalen und Freisinnigen regirt worden. Das war in den Zeiten Caprivis, der für den Liberalismus besten

Liebe erzeugt zwar durch- aus nicht immer Gegenliebe, um so öfter aber, wenn siegroß und opferwillig ist, Freundschaft; und wenn auch hier nicht, wie in echter gegenseitiger

Vielleicht wird einst sogar die Annahme widerlegt, der Rassenname sei von slovo (Wort) abzuleiten und stamme aus dem Wahn (der auch die Nordalbaner umfing, als siesich

Ueber das bisher Enthüllte kann, wie über Ungeahntes, nur ein Kindergemiith staunen.Der Erwachsene weiß,daß auf allen Her- den mit Wasser gekocht,ringsum eine Hand von der anderen