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Hamburgifche
—D«ca«matnglc.
,
Fünf nnd nierzisstes Stück.
«Den 2ten Oktober, 1767.
2-.
Nicht weniger bequem hat es sichder-Herr
«
von Boltaire mit der Einbeirder Zeit
· . «
gemacht. Man denkesichs einmal al- les das, »was
erin seiner Merope vorgehen läßt-»
an
Einem Tage geschehenen-Wsage, wie viel Ungereimtheiten man sich dabey denke-n muß.
Man nehme immer einen völligen, natürlichen Tag; smangebsejhm immerdiedreyßig Stun- den, auf die Corneilleihn anszndehuen erlau- ben will. Es ist wahr, ich sehezwar keine phy-
»sikalische Hindernisse
,warumalle die Begeben- heiten in diesem Zeitranme nicht hätten gesche- hen können; aber desto mehrnkeralifche. Ez- ist fkeylich nicht unmöglich,
»daß man innerhalb zwölf Stunden
umein Frauenzimmeranhalten nnd-mit ihr getranet sinkt kann-;»besonders,
wenn
manes mit Gewalt vor, den Priester«
schleppen darf. Aber wenn es geschieht,
ver-.Y k) iangi
"354«
« »set-
langt man nicht eine« so gewaltsatne Beschleuni- gung durch die allertriftigcten und dringendsten Ursachen gerechtfertiget zu wissen?
-Finder sich hingegen auch kein Schatten
VonsolchenUrsa- chen, wodurch soll uns- was blos-physikalischst- Weisemoglich ist«denn wahrscheinlich werden?
Der Staat will sich einen König wählen-;Pp- lyphont und der abwesendeAegisth können al- leindabey in Betrachtung kommen z·
umdie An- sprüche des Aegisth zu Vereiteln, will Polyphont die Mutter desselbenheyrathen; an eben demsel- ben Tage, da die Wahl geschehensoll, macht
er
ihr den Antrag; sie weiset ihn ab; die Wahl gehtvor sich, nnd fällt für ihn aus-; Polyphont ist also König, und
mansollte glauben, Aegisth möge nunmehr erscheinen,
wenn erwolle, der nenerwåhlteKönig könne es, vors erste, mit- ihm ansehen. Nichtswenigerz
er«bestehet aus der Hehrath, und-bestehn daraus« daß sie nochdest
,
selbenTages
,voll-zogenwerden .-f0ll; eben des Tages,,«z.an er Meropen Zum erstenmale seine Hand angetragen; eben des Tages, da ihn
s.
das Volk zum Königeausgerastet-. Ein so alter Soldat, und ein- sohihiger Freher! Aber seine Freyeren," ist nichts aks Politik. sDesto schlim- mer-; diejenige," die
er-in sein Interesse ver- wickeln will, so zit mißhandelt-!Merope hatte ihnksizhre Hand-verweigert, als
ernoch nicht laKönig enge-, als
·sie glauben mußte,daß ihn ihre«
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·-Hand
Hand Vornehmlich auf den Thrdn verhelfenfoll- tr; aber nunist
erKönig, und ist"es geworden, Ohnesichauf den Titel ihresGemahls zu grün- den;
erwiederhole seinsnxAmkagki und Viel- leicht giebt sie estnaherz ·er«lasseihr- Zeit, den Abstand zu vergessm,s der ssichi ehedem:zwischeu Ihnen-befand »sich zu gewöhnen, ihnsalossilyoes gleichen zn betrachten, und
«
Vielleichtist«
mise-kurze Zeitsdaszndchig. Wenn ersie nicht gei winnen kann
,Wasshilst
esihn-,-«He zu zwingen?
Wird
«esEssen-Anhängern unbekannt fbleibend-s
«
da
-sie gewungemwordenst Weiden-ice ihn nicht auch darum hassen Izu mjkfensiglauhetiz
.-Werden lsieDnicht fauch-darum demiAegfsth ,—:.iso-
Esbald
ersichzeigt-;beyznwatenx und M Einer-Sächsf zugleich die Sache- feiner Meter-Its betreiben- sichfür verbunden dachten?
»Vengebeny daß das Schicksal
-dem Tyrannen Fde ssgazizev funfzchn Sah-r sonst.so:bedächtkichzu« -'Werkesi.gegasngm,- dieer Aegisthstnun selbstinsdie"Handk liefeskg und-ihm dadnrch sein M—ittel««,sszd’e«åle)wn ohne- alleAuspkxüche zaibqitzcn«anbieket-, dass weit kükzvk, weit unfehkbmeriistss als-die Ver-hinz- dnng mit feiner-Mutter- sesfsbilund-mißgehen- mhset seyn, und noch-heute, und noch-diesen Abend; der-neue König will-· header-alten Kö- nigitm noch diese Nacht schlafen, oder. es geht nicht guts-« Kann
man-tTch-gtwassksosnischeress denken? -7Inde-r«-Vorstellnng- meinseichzs denn--
«
V
2daß
L356
daß es einem Menschen-;der-unreinen Funken vonVerstande hat, einkommen könne, wirklich so zu handeln, widerlegt sich? von selbst. Was hilft es nun also dem Dichte-k- daß die. besondern Handlungen eines-jedenAkrssznihrer wirklichen Eräugung nagefehr nicht Viel mehr Zeit brau- chen würden-» awaufdierrikellUvg dieses At- teaxgehu nnd daß diese Zeit mit det- welche auf die Zwischennktesgerechnet werden muß, rwch
«banges-«keinen Vdlligen Umlauf ider Sonne erso-
«
dem hat
erdarum die Einheit der Zeit beobach- tet? Die Worte dieserRegel hat
ererfüllt, aber nicht ihrenGeist.v Denn was
eranEinetn Tage thun släßt,« kann zwar an EinemTage gethan werden-, aber-kein vernünftigerMensch wird es ais-Einem Tage-thun-. Es ist
ander physischen Einheit der Zeit nicht.genng; es muß auch die moralische-dazu kommen, deren Verletzung allen txnd jeden-.emrsindlich ist-, anstatt daß-dieVer-«
letznng der erstern, ob sie gleich meistens eine Ukkmdgtichfeisinvolviret, dennoch nicht immer
»
G allgem-ein anstößig ist, weil dieseUnmöglich- keit Vielen unbekannt bieiben kann. Wenn z. Er in eines-m Stücke, von einem-Orte znm andern ge-.
neiset wird, nnddiese Reise allein mehr
als· einen«
ganzen Tag erfodert,. so ist der Fehler
nurdenen
merklich, welche den Abstand
den«einen Ortes
dem- andern wissen. Nun aber wissen nicht
Mk
«Menschen die. geographischen gDistanågn
er;’aber alle Menschen können es
ansichselbst-mer- ken, zu weichen Handlungen
mansich Einen Tag- Und zu welchen
mansichmehrere nehmen sollte. Weicher Dichter also die physische Eine heit der Zeit-nicht ander-s als durchVerletzung der moralischen zubeobachten Verstehet, nnd sich kein Bedenken macht, diesejener anfzuopferm der verstehetsichsehrschlechtauf seinenVorcheil,"
und opferti das Wesentlichere dem Zufälligen anf. —-"Massei nimmt doch wenigstensnoch eine Rache zu Hei-ist -;- die-Verm.ckhliing, die Poe lyphont dedUeroperhenceandeuret-- wir-d erst den- MorgesMuf voller-Wem Auch ist es« bey
«
ihm nicht der-Tagwerk weweinswnnhont den Thron besteigen-;die-Begebenheiten Dressensich folglich weniger
;«ssie eilen, aber sie übereilen sich nichts Boteairenssspolnphontift ein Epheme- ron
noneinetnFKönigh versehen darum den zwenten Tag-nichtHei-regieren vekdiency weil ek; den ersten seine Sache fegar albern und der-inne anfängt.— z
« -""
Z. Massei;. sagt Lindelle, llieerbindeöfters die See-neu nicht
,«·«Usåddas Theater bleibe leer; ein
»
Fehler, bereuend-heut zu Tage auch den gering- sten Poeten nicht Verzeihe." »Die Verbindung
»der Scenen, sagt Corneille, isst eine große ,«,Zierde eines Gedichts, und nichts kann uns
-«,,Vontder' Stetigkeit der HandlungTbesser versii
«chern, ais die
Stetigkeiyt der Vorstellung. Sie
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«ist
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,-,i.si aber doch
nureine Zierde, und keine Regel;
»denn die Alten habensichihr nicht immer
unter-«worfen
u.s. w.,, -"Wie.?. ist«-diesTragddie bey
.
den Franzosenseit ihrem grdßm Eserneille so viei vollkommener-geworden,« daß das-; neas dieser
Los für eine mangelndeZierde hielt-nunmehr ein imverzeihlicherkFehleriß ? Oder haben dies-ran- zysen sei-r ihm das Wesentliche dersTragddiemch
«
mehr verkennen gelernt, daß· sieans Dingeeineq so großen Werth legen, die im Grunde keinen ha- bet-? Bis uns diese Frage entschiedenist, magEor- neille immer wenigstens eben sogianbwürdig seyn, als Lindelle; und was, nach jenem,- alse eben noch kein ausgemachter Fehler-Den dem Massei ist, mag gegen
»den minderstreitigen des Vol- taire aufgehen, nach welche-m er das Theater ös-
,.ters langer-Vollläßt,als esjzleibensellta Wenn z. E» in demersien Akte, Polyphene zu der Königinn.kömmt, nnd die Kdniginn mit-»der dritte-n Seene abgeht-»mit-WsskasRechk kamt Polyphonr in dem Zimmer der Königinn Ver- weilen?- Jst diesesZimmer der"Ort, we
ersich gegen seinen Vertrauten soffeey sheeanslassen sollte?
,Das Bedürfniß des Dichters verreith sich in der vierten Scene gar zu deutlich-, in der ivir zwar Dinge erfahren
,-dies wir nothwendig wissen müssen,
Enurdaß wie sie an einem Orte
»Okfai)ren., we wir esnimmermehr erwartet hat«-«
tem-
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4. Mas-
U- - k.
359
4s Massei motivirt das Auftreten und Abge- hen seiner Personen ost gar nicht: —-und Volk
taire motivirt es eben so oft falsch; welches wohl noch schlimmerist. Es ist nicht genug-daß eine Person sagt,
warumsie kommt,
manmußauch aus der Verbindung einsehen, daß sie darum kommen müssen. Es ist nicht genug, daß ste sagt, warum sie-abgeht,
manmußauch in dem Folgendensehen-«daß sie wirklich darum abge-
gangen ist. Denn sonst ist das, was ihr der Dichtersdessalls in den-Mund legt, ein bloßer BRUNO- Unds keine Ursache-T
.Wenn z. Es Eurikleo in »der dritten Seene deoizweyten Alto- abgeht, um, wie-
ersagt-— die Freunde der Ko- uiginn zu versammeln; so müßte
main vondiesen Freunden und
vondieser»ihrer Versammlung auch hernach etwas hören. Da wir aber nichts davon zu hörenbekommen, tso ist sein Vorgehen ein schülerhafteo Peto
vemamexeundi, mir der erstenbestenLügen, die dem Knaben einfällt;
Ergeht nichtab,
umdas zu thun,
-was
ersagt;
sondern um, ein Paar Zeilen daraus, mir einer
-Nachricht wiederkommen zu können, die. dek Poet durch keinen andern ertheilen zu lassen wußte. Noch ungeschickter geht Voltaire mit dem Schlusse ganzer Akte zu« Werke. Am Ende des dritten sagt Polyphem zu Meinen-, daß der Altar ihrer erwarte- daß zu ihrerseyerlichen Verbindung schon alles bereit sey;
«und sogeht
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er
er
mit einem Venez, Madame ab.· Madame aberf folgt ihm nicht, sondern geht mit einer Erklamation zu einer andern zCoulisse hinein;
weran Polyphdnt den Vierten Akt wieder-an- fängt, und nicht etwa seinen Unwillen äußert, daß ihm dieKöniginn nicht in den Tempel ge- folgt ist, (denn
erirrte«sich, es hat mit der Trau- ung noch Zeit,) sondern wiederum« mit seinem Equ Ding-e plaudeit, über die«
ernicht hier, über die
erzu Hause in seinem Gemache, mit ihm hätte schwatzensollen. Nun schließtauch der Vierte Akt, und schließt vollkommen wie der dritte.,- Polylphont citirt die Königinnnochmals nach dem Tempel, Merope selbstschreyet,
«Courons rous
versle«temple
oum’attend
-«—
mon
outrage ;
.und zu den Opferpriestern, die siedahin ahholen
sollen, sagt sie,
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Vousvenez å kaute-l entrainer In viäime.
Folglich wer-den sie doch gewiß zu Anfange des fünften Akte in demTempel seyn, wo sienicht
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