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Der Bauingenieur : Zeitschrift für das gesamte Bauwesen, Jg. 8, Heft 8

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Academic year: 2022

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DER BAUINGENIEUR

8. Jahrgang 19. Februar 1 9 2 7 Heft 8

IN G E N IE U R A U FG A B E N IN C H IN A , R Ü C K B L IC K E U N D A U S B L IC K E 1).

Von D r.-Ing. A lfred B errer aus Woosung, China.

Stud ieren d e und ju n ge In gen ieu re rich ten heute m ehr als je ihre B lic k e nach dem A uslan de, wo sie hoffen, ein w eiteres A rbeitsfeld zu finden als daheim . D er ferne Osten, und ins­

besondere China, ist eine der Gegenden, in denen noch u n­

geheuer vie l In gen ieu rarb eit gebrau ch t w erden könnte. G egen­

w ärtig sind die A u ssich ten dort allerdin gs sehr schlecht, doch es finden gew altige U m w älzungen sta tt, die d as B ild in wenigen Ja h re n durch au s änd ern können. E in Ü b erb lick über das bisher im Ingen ieu rbau in C h in a G eleistete soll, die G ru n dlage geben zum V erstän d n is dessen, w as noch zu tun ist.

Schon aus vorgeschich tlichen Zeiten w ird über gew altige Ingen ieurbauten b erich tet. D er K a m p f m it den H ochw assern der großen und kleineren Flü sse ist so a lt als d ie G eschichte des L an d es. E in e r der d rei gottgleichen K a ise r, Y ü ,

erw arb u n sterb ­ lichen Ruhm durch das E in d äm m en der F lu te n des H oangho. M eh­

rere Jahrhunderte v . Ch. ist im I n ­ nern des R eich es ein In gen ieu r­

w erk au sgefü h rt worden, dessen segensreiche W ir­

k u n g sein esglei­

chen sucht. Die Ingenieure Li-Ping und sein Sohn e r­

rich teten in der P ro vin z Szet- schuan eine B e ­ w ässeru ngsan­

lage, welche die vo rh er öde E b en e von T schengtu in d as fru ch tb arste L a n d C hinas v e r­

w andelte, das je tz t rund 600 -Menschen je Q u adratk ilom eter ern äh rt. Zu erw ähnen ist w eiter, der zur M ongolenzeit gebau te K a ise rk a n a l, d er auch h eute noch längste K a n a l, der neben V erkehrszw ecken in einzelnen Teilen auch die A u fgab e d er H och w asserab fü h ru n g h atte.

So a lt d er K a m p f m it T r o c k e n h e i t u n d H o c h ­ w a s s e r auch ist, er ist noch lange nicht a u sg e k ä m p ft. A ll­

jährlich w ird von gew altigen H ochw asserschäden b erich tet und alle 3 bis 4 Ja h r e e rfäh rt die W elt von einer jen er ersch ü ttern ­ den K atastro p h en , wie zu letzt eine im Ja h r e 19 24 in der P ro vin z Chihli a u ftra t. Im Som m er d ie s e s . Ja h re s w aren nach einer M itteilung' der intl. K o m m ission zur H ilfe bei H ungersnöten etwa 25 000 km 2 L a n d überschw em m t und im D ezem ber stan d das W asser noch a u f über d er H älfte der F lä c h e . D ie B e v ö l­

kerung flieh t in solchen F ä lle n zü den höher gelegenen S täd ten und verkom m t dort in E rm a n ge lu n g selb st der küm m erlichsten

') Nach einem Vorträge, gehalten in Karlsruhe vor Studierenden der Technischen Hochschule und Mitgliedern der Deutschen Gesell­

schaft für Bauingenieurwesen.

Abb. 1. Überschwemmungsgebiet der Provinz Tshili.

E xisten zm ö glich k eiten . E s sei fern er d aran erinnert, daß vor w eniger als 80 Ja h re n d er H oangh o zum letzten M al seinen U n terla u f a u f m ehrere 10 0 km L ä n g e vö llig ve rlegte und seither in einen ganz anderen M eercsteil m ündet. W elche V erheerungen der m ehrere K ilo m eter breite Flu ß d abei in dem d ich t b e v ö l­

kerten L a n d anrich tete, b is er ein end gü ltiges B e t t gefunden h a tte und eingedeicht w ar, ist schw er vo ll zu erm essen.

Die zahlreichen o ft m ächtigen U fersch u tzb au ten an den verschiedenen F lü ssen w aren m eist system lo s errich tet und unvollkom m en. M it dem B estreb en zur M odernisierung der V erw altu n g nach der chinesischen R e vo lu tio n ist im Ja h r e 19 2 3 ein n ation ales F lu ß b a u a m t in P e k in g errich tet worden, d as sich jed och den provin zialen V erw altu n gen gegenüber noch nicht durchsetzen konnte, die nach w ie v o r nach eigenem E r ­ m essen schalten, ohne etw as D u rch greifend es leisten zu können.

F ü r die E n tw ässe ru n g der P ro vin z C h ih li ist nach dem erw ähnten H ochw asser vom Ja h r e 1924 ein groß zügiger P la n au fg etau ch t.

A lle F lü sse dieser P ro vin z fließen au s w aldlosen B ergen k on­

zen trisch a u f T ien tsin zu, wo sie sich zu einem schm alen, ge­

wundenen und flachen A b flu ß , dem Peih o, vereinigen, dessen P ro fil bei H och w asser nich t ausreich t, trotz der v ie r D u rch ­ stiche, welche die F lu ß lä n g e schon von 90 a u f 66 km v e rk ü rz t haben. N un soll oberhalb T ien tsin ein großer K a n a l vo n 15 0 m B re ite und 45 km L ä n g e gegraben w erden, der dem w asser­

reichsten der F lü sse einen u n m ittelbaren A u slaß zum M eer sch a fft. D as P ro je k t ru h t aber seith er in der V ersenkun g, was nicht w eiter w undernim m t, d a die P ro v in z in den letzten Ja h re n S ch au p latz der inneren K rie g e Ch inas ist.

Im Süden des chinesischen R eich es bestehen ähnliche V erh ältn isse in der einzigen größeren E b e n e, näm lich dem Cantond elta, wo sich der W estfluß (Sikian g), N ordfluß und O stfluß zu einem verzw eigten D e lta vereinigen. D ie unter einem schw edischen In gen ieu r arbeitend e F lu ß b a u ve rw a ltu n g konnte schon einige A rb e it leisten, tro tz des teilw eisen W id er­

stand es der am A lten klebenden L a n d b evö lk eru n g. Vor wenigen M onaten h a t sie einen um fassenden E n tw u rf fü r den H och­

w asserschutz im ganzen D elta a u fg estellt. E s w aren in B e ­ trach t gezogen:

1. A u ffo rstu n g des E in zu gsgeb ietes,

2. D urch stiche fü r W est- und O stfluß oberhalb der M ündungs­

ebene u n m ittelb ar zur See,

3. T alsp erren im O berlau f der Flüsse,

4 . S ystem atisch e F o rtfü h ru n g der bisherigen M ethoden, n äm ­ lich K o rrek tio n und E in d eich u n g der F lu ß lä u fe im M ün­

dungsgebiet.

Die d rei ersten V o rschläge m ußten verw orfen w erden, denn die A u ffo rstu n g w ird erst nach Ja h rz eh n ten w irksam und au f so w eite S ich t kann im O sten nicht g e arb eitet werden, für D urch stiche sind B odenerhebungen zwischen den F lu ß läu fen und dem Meer zu hoch und d ie T alsp erren w ürden zu k o st­

spielig. N u r der v ie rte V o rsch lag blieb d aher zur näheren E r ­ w ägun g übrig. D ie B au k o sten des au fgestellten P ro je k ts sind zu 35 M ill. chinesischen D o llar (rd. 75 M ill. G oldm ark) v e ra n ­ sch lagt. A u f ein M öw (Vi Morgen) berechnet betrag en „sie 4,60 S, w ährend der W ert einer einzigen R e isern te *25 b is 30 S beträg t. T ro tz des offensich tlichen N utzen s d e r'A n la g e besteht wegen der ungeklärten politischen L a g e w en ig A ussich t, daß die A rbeiten in abseh barer Zeit zur A u sfü h ru n g kom men:

H a u 19-27. 12

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126 B E R R E R , IN G EN IEU R A U FG A BEN IN CHINA, R Ü C K B LIC K E UND A U SBLIC K E.

gelang, eine fü r K ü sten sch iffe genügende F ah rrin n e vom Meer b is T ientsin zu schaffen. D urch die B egradigu n g ist die W ir­

kung der Gezeiten d erart erhöht, daß F lu t und E b b e selbst durch ihre spülende W irkun g fü r A u frech terhaltu ng des F lu ß ­ querschnittes sorgen. (Abb. 2.)

D er H afen der früher bedeutendsten H an d elsstadt Chinas, C a n t o n , ist fast noch im selben Z ustan de w ie vo r E in fü h ru n g der D am pfsch iffah rt. Selbst K ü sten dam pfer können ihn nicht m ehr erreichen, sondern sich au f dem Flu ß nur so w e it nähern, als dessen natürliche W assertiefe es erlau bt. D as Feh len eines künstlichen A usbaues erk ärt sich d am it, daß in Canton kein Zw ang d ie zweifellos vorhandenen K r ä fte zur A u sbau arbeit zusam m enfaßt, w ie er in anderen Städ ten durch die verhaßten Sonderrechte der Frem d en ausgeübt w ird.

Ton den alten F lu ß h äfen kann nur der von S c h a n g h a i durch fa st alle O stasien anlaufenden S ch iffe erreicht werden.

Im V ertrag, der die B oxerunru hen beendete, verp flich tete sich

rend eines großen T eils des Ja h re s k an n diese S ta d t infolge des W asserreichtum s des Strom es, der nu r vo n dem des A m a ­ zonenstrom s übertro ffen w ird, durch H och seesch iffe b is zu 10 000 t angelaufen werden. "Untiefen und eine ste ts wechselnde Fah rrin n e m achen die N a vig a tio n allerdin gs schw ierig. E in e R egulierung, d erart, daß auch b ei N .W . eine fü r H och seesch iffe genügende F a h rrin n e vorh and en w äre, ve ru rsa ch t aber nach einem S ach verstän d igen gu tach ten so riesig e K o sten , daß sie nich t zu rech tfertigen sei.

D em besprochenen spezifischen chinesischen T y p u s der F lu ß h äfen steh t derjenige der K ü sten h ä fen gegenüber, die unter A usnutzung guter n atü rlich er V orbed ingu ngen von Frem dm ächten in P ach tgeb ieten bzw . K o lo n ien ausgebau t wurden. E r is t ve rtre te n durch H ongkong, T sin g ta u und D airen. H o n g k o n g h atte infolge der m an gelh aften H afen-

!) Aus Clünese Economic bulletin, Peking 1924,

3) Nach Unterlagen des Whangpoo Conservancy Board.

China zur H erstellung einer genügenden F ah rrin n e im W hangpoo einem N ebenfluß des Ja n g-tse -k ia n g, der Sch an gh ai m it diesem R iesen strom und dem M eer verb in d et. D ie beistehende A b b il­

dung 3 zeigt den F lu ß la u f v o r B eginn des A usbaues, 1 9 1 1 und 19 2 4 2). S e it 1 9 1 1 werden d ie A rbeiten vo n dem noch bestehen­

den Flu ß b au am t, dem W hangpoo C o n servan cy B o a rd , a u s­

gefü hrt, das sich unter der L e itu n g des Chefingenieurs von H eidenstam durch seine p raktisch en und w issensch aftlich en Leistu n g en einen vorzüglichen R u f erw orben h a t. W ie aus den Sch au bild ern (siehe A b b . 4) hervorgeht, in denen Sch angh ais Sch iffsv erk eh r m it dem der übrigen großen W elth äfen v e r­

glichen w ird 3), ste ig t der H and el von S ch an gh ai ste tig . (Der kleine R ü ck sch la g im Ja h r e 19 24 ist au f d ie W elth and elskrise und lokale U nruhen zurückzuführen.) Schon je tz t genügen die p rim itiven H afenanlagen nur n o td ü rftig, denn es sind nur die F lu ß u fer durch vo rgeb au te H olzkonstruktion en zu A n lege­

stellen ausgebaut, die sich säm tlich in P riv a tb e sitz befinden, während alle m odernen E in rich tu n gen w ie K ra n e und B a h n ­ anschluß fehlen. N ach den E n tw ü rfe n einer intl. K om m ission hervorragender F ach leu te soll u n terh alb Sch an gh ais a u f dem bei der Flu ß regu lieru n g gewonnenen G elände ein m oderner öffentlich er H afen allm äh lich au sgeb au t w erden. D ie B e ­ schaffu n g der B au k o sten durch S ch iffah rtsab g a b en ist zw ar gesichert, doch können selb st die als d rin glich st bezeichneten B au te n nich t au sgefü h rt werden, w eil d ie G enehm igung der chinesischen R egieru n g, w elche je d er E rw e iteru n g der unter frem der K o n tro lle stehenden A n lagen abgeneigt ist, schon seit

Ja h re n au f sich w arten läßt.

Sch angh ai kann als der gegebene Seeh afen fü r d as gesam te Ja n g tse g e b ie t, d as vo n einem Zehntel der gesam ten M ensch­

h eit bewohnt w ird , angesehen w erden, neuerdings w ird a lle r­

d ings ein T e il des Ü berseehandels vo n H a n k a u abgenom m en, das etw a 1000 km flu ß au fw ärts am Ja n g -tse -k ia n g liegt. W äh-

13!* rszs Abb. 4. Abb. 3.

A u f dem G ebiet des H a f e n b a u e s ist bish er nur dort etw as geleistet worden, wo A uslän der m aßgebenden E in flu ß h atten, also in P ach tgebieten und in den sogenannten V e rtra g s­

häfen, in denen sich die Frem d m äch te neben anderen R ech ten auch das des H afenau sbaues erzwungen h atten . F ü r die frühere S ch iffsform , d ie Dschunken, genügten d ie M ündungen der größeren F lü sse als H äfen. D ort entw ickelten sich die H andels­

städ te, die z. T. auch nach E in fü h ru n g der D am p fsch iffah rt ih re B ed eu tun g behielten, sow eit näm lich die W assertiefe der F lü sse genügte. Tientsin, Sch angh ai und Canton sind d erartig entstandene H afenplätze. T i e n t s i n w ar früh er nur fü r L e ich te r­

schiffe erreichbar. In den neunziger Ja h re n des vorigen J a h r ­ hunderts versan d ete der Flu ß d erart, daß auch Leich tersch iffe

ihn’ nicht m ehr befahren konnten. Zu A n fan g dieses Ja h rh u n ­ derts wurde eine Flu ß b au verw altu n g un ter europäischer L e i­

tung eingesetzt, welcher es durch B egrad igu n g des Flu ß lau fes

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D E R B A U IN G E N IE U R

1927 H E F T S. B E R R E R , IN G E N IE U R A U F G A B E N IN CHINA, R Ü C K B LIC K E UND A U SB LIC K E . 127

anlagen des nahen Canton v ie l von dessen H an d el an sich ge­

zogen. S e it dem B egin n des B o y k o tts des englischen H andels durch die Chinesen im Ja h r e 19 2 5 h at es zw ar Ungeheuern Schaden erlitten , doch w ird an einem zu rund 1 M ill. £ ve ra n ­ schlagten H afen au sb au p lan vo m Ja h r e 19 2 1 dauernd w eiter­

gearbeitet.

T s i n g t a u s H afen w ar von vornherein so großzügig a u s­

gebaut, daß die vo n den Chinesen neuerdings aufgestellten E r ­ w eiterungspläne keinem B ed ü rfn is entsprechen. U m so m ehr als seit der R ü c k ­ gabe des ehe- m aligcn P acht- gebictes durch d ie Ja p a n e r im Ja h r e 19 22 der Handel eher ab- als zunim m t.

D er 1898 vo n den R u s ­ sen angelegte, seit 1904 von den Ja p a n e rn ta tk r ä ftig w ei­

te r au sgebau te H afen von D a i r e n ent­

w ic k elt sich dagegen außer­

ordentlich rasch w eiter.

E r ist a u ß e r'' H ongkon g der einzige H afen, an dem sy s te ­ m atisch w eiter­

geb au t w ird.

S elb std ie G eld ­ nöte Ja p a n s, nach dem großen E rd b e b e n im J a h r e 19 2 3 , haben keine S tockung in der planm äßigen A u sfü h ru n gd esB au p ro gram m s gebracht, das b is 19 3 7 festg elegt ist. T rotzd em kan n der A u sbau mit den E rford ern issen des H and els k au m S c h ritt h alten . A u s­

schlaggebend fü r diesen ist d ie A u sfu h r vo n Sojabo h n en und Köhlen. 50 % der W elterzeu gung an eiw eißreichen Sojaboh nen stam men aus der M andsch urei und ihre A u sfu h r über D airen h at sich in zehn Ja h re n verfü n fzeh n fach t. F ü r den K o h len u m sch lag ist in vergangenen Ja h re n eine V erlad eein rich tu n g m it W agen ­ kippen (durch d ie F irm a M eguin in B u tzb ach ) fertig g estellt worden, w elche b e i einer S tu n d en leistu n g vo n 1000 t zu den größten und m odernsten E in rich tu n gen d ieser A rt gehört.

Im G egensatz zu den Flu ß - und H afen b au ten ist die Geschichte der E i s e n b a h n e n Chinas noch sehr ju n g . V o r genau 50 Ja h re n w urde zw ar im Ja h r e 18 76 d ie erste E ise n ­ bahn Chinas, eine S ch m alsp u rbah n vo n S ch a n g h a i nach Woo- sung eröffnet, doch schon ein J a h r sp ä ter m ußte sie a u f D rängen der Bevölkerung,^ w elche fü r d ie R u h e der in B ah n n äh e b e­

statteten T o ten fü rch tete, en tfern t w erden. E r s t im Ja h r e 1900 setzte eine regere B a h n b a u tä tig k e it ein. E s begann ein regel­

rechter W e ttlau f d er G roß m ächte E u ro p a s um d ie E rla n g u n g von Bahnbaukonzessionen. N ach dem chinesisch -japanisch en K rieg im Ja h r e 1896 w ar näm lich C hina d era rtig geschw ächt, daß man an seiner L e b en sfä h ig k e it als selb stän d iger S ta a t zweifelte, und m an glau b te d ie E in flu ß g eb ie te der B ah n e n im Laufe der Z e it zu S ch u tzgeb ieten oder vielle ic h t ga r K olonien

machen zu können.

In der M andschurei bau ten d ie R u ssen die A nschlußlinien an die S ib irisch e B ah n , d ie E n g lä n d e r sich erten sich den E in ­ fluß auf d ie bereits bestehenden B ah n en durch A nleihen, die Schantungbahn w urde durch d ie D eutsch en ge b a u t und im Süden streckten d ie F ran zo sen von In d o ch in a ausgehend, die Gleise in die P ro vin z Jü n n a n vo r.

Abb. 5. Hafen von Tsingtau.

D as E in d rin gen der Frem d en veru rsach te die B o x e r­

unruhen. D iese h a tten zur F o lge, daß C hina zw ar große L asten au ferlegt w urden, daß m an aber m ehr R ü c k sic h t au f das E m p fin d en der. Chinesen nahm . M an räu m te ihnen R e ch te ein, und durch d ie fab e lh a fte G esch ick lich keit der Chinesen in ge­

schäftlich en D ingen gelang es diesen, d ie V e rträ g e im m er gün stiger fü r sich zu gestalten . Schon im Ja h r e 1908 w ar die V erw altu n g aller B ah n en o ffiziell in H än d en der chinesischen R egieru n g. D ie leitenden S tellen blieben allerdings durch A u slän d er besetzt, so daß p ra k tisch noch ein w e rtvo lle r E in flu ß verb lieb . E r s t als F o lg e des W eltk rieges san k aber d as A nsehen der W eißen so sehr, daß ihre A n w esen h eit in B eam ten stellen je tz t k au m m ehr eine p olitische B ed e u tu n g h a t. A usnehm en muß ich h ierb ei die B ah n en in der M andschurei, d ie im Süden v o llstä n d ig von den Ja p a n e rn , im N orden von den R u ssen v e r­

w altet und ausgebeutet werden.

G leich zeitig m it der Ü bernah m e der B ah n en in eigene V erw altu n g stren gte sich C h in a selb st an, B ah n en zu bauen.

D iese A n strengu ngen fü hrten aber nich t zu einem erfreulichen E rg e b n is, wegen einer besonderen E ig e n a rt des chinesischen B eam tenw esens. E s bestehen keine Gesetzesbestim m ungen, w elche höhere B ea m te n zur strik te n V e ran tw o rtu n g fü r die ihnen zur V e rfü gu n g stehenden G eld m ittel anh alten würden.

Die G elder flössen daher n ur teilw eise ihrer eigentlichen B e ­ stim m u ng zu und d ie B a u fo rtsc h ritte w aren so m an gelhaft, daß ein k aiserlich er E rla ß alle B ah n b a u ten der Z en tralregieru n g in P e k in g u n terstellte. D ieser E in g riff in die R e ch te der in China sehr selbständigen P ro vin ze n fü h rte m it zur E rh eb u n g gegen d as K a ise rh a u s und zum Stu rz der M an d sch u d yn astie im Ja h r e 1 9 1 1 .

U n ter der R e p u b lik w urde neben einer V erein h eitlich u n g der V erw altu n g zunächst eine beträch tlich e E rw e iteru n g des B ah n n ctzes angestrebt, und zw ar w äh lte m an den b ew ährten W eg der K onzessionen. In den letzten zw ei Ja h re n v o r dem W eltk riege w urden so ganz bedeutende A rb eiten vergeben und D eutsch lan d h a tte d a ra n einen erfreu lichen A n teil. In fo lge des K rie g e s kam en diese A rb eiten nie zur A u sfüh ru ng.

A ls G egenleistung fü r die E rte ilu n g von B ah n b a u k o n ­ zessionen erh ielt C hina A nleih en von den M ächten. D er G eld­

h unger w uchs m it den im m er stä rk e r w erdenden inneren U n ­ ruhen, und d aher sind

in der F o lge ze it im m er 12000 w eitere K onzessionen vergeben w orden. A n- iqooo

d ererseits h atten die U nru hen aber ein v o ll­

stän d ig es S to ck en der B a u a rb e ite n zur Folge;

w ie es d as S ch au bild (siehe A b b . 6) deutlich erkennen läß t. D ie ge­

strich elte L in ie , w elche d ie G esam tlän ge d er ‘km b is zu den einzelnen

Ja h re n konzessionier­

ten B ah n en w iedergib t, konnte n u r b is 1 9 1 7

ein getragen werden, denn von d a an sind die nur m ehr der A n leih ebeschaffu ng dienenden Konzessionen z. T . in recht unbestim m ter F o rm e rte ilt worden. D er B a u der B ah n en selbst w ar N ebensache gew orden.

W as außer den Fluß -, H afen- und B ah n b au ten in C h ina an In gen ieu rbau ten vo rh an d en ist, ist k au m erw ähnensw ert.

Im Zuge d er E isen b ah n en sind zahlreich e B rü ck e n gebau t worden, vo n denen d ie durch d ie M .A .N ., W erk G u stavsb u rg, errich tete H oanghobrücke b ei T sin an fu d ie bedeuten dste ist.

In den Frem denniederlassu ngen w erden stä d tisch e In gen ieu r­

bauten, Straß en brü cken und große G esch äftsh äu ser m it H och­

h au sch arak ter gebau t, d ie durchaus m odern, den V ergleich m it A rb eiten in E u ro p a seh r w ohl au sh alten , a b er n ich ts auß er­

gewöhnliches darstellen. D ie H ochhäuser — 7 b is 10 S to ck ­

6000

2000

0 /

v.

11

- / 4/

-- //

<4

ms isoo OOS 010 W S Abb. 6.

12

*

(4)

128 B E R R E R , IN G EN IEU R A U FG A BEN IN CHINA, R Ü C K B LIC K E UND A U SB LIC K E . D E R B A U IN G E N IE U R 1927 H E F T 8.

werke sind im G esch äftsviertel Schanghais d ie R egel — werden vielfach als reine E isenbauten m it Q uaderverkleidung errichtet, und zw ar m eist von englischen oder am erikanischen A rc h i­

tekten. B em erkensw ert ist, daß neuerdings die E isen beton ­ bauw eise im m er m ehr E in g an g, besonders für m ittlere B au ten , findet. D er Eisenbeton bau hat den großen Vorzug, daß die B au sto ffe im L an d e h ergestellt und schnell b esch afft werden können, während d ie großprofiligen T räg er der E isen k o n stru k ­ tion m eist f ix und fertig abgelängt und gebohrt von Übersee bezogen w erden müssen, w as schon m it R ü c k sich t au f die B au z e it oft zu U nzuträglich keiten führt.

Seitdem China zu einem L an d der Ü berraschungen ge­

worden ist, können A u s b l i c k e au f seine Z u k u n ft nur m it größter V orsich t eröffnet werden. Einzelne A ufgaben, die der L ösung harren, sind schon bei B esprech u ng der bestehenden A n lagen erw ähnt w orden; nun soll zunächst m it P länen au f w eite Sicht bekan n t gem acht werden, w ie sich die chinesische In telligenz m oderner E in stellu n g die E n tw ick lu n g des Lan d es m it H ilfe der T echnik denkt, sodann sollen d ie G ründe zusam ­ m engefaßt werden, welche einer solchen E n tw ick lu n g hindernd

im W ege stehen.

W eitausgreifende P län e fü r d ie p olitische und w irtsch aft­

liche A u sgestaltun g seines V aterlan d es sind von einem M anne ausgearbeitet worden, dessen E in flu ß a u f alles Geschehen in China w ohl k aum übersch ätzt w erden kann, näm lich von S u n - j a t s e n , dem V a te r der chinesischen R evo lu tio n . Sun- jatsen ist, w ie ein Chinese sich ausdrückte, kein politischer, sondern ein religiöser B eg riff. Seine Sch riften sind zur R ic h t­

schnur geworden nicht nur fü r seine politischen Parteigenossen, sondern fü r fast alle gebildeten Chinesen. Sein Program m für die w irtsch aftlich e E n tw icklu n g Chinas ist in chinesischer und englischer Sprach e erschienen4), also auch fü r D u rch sch n itts­

europäer zugänglich. Ganz offensichtlich schw ebten Sun -jatsen die Zustände vo n den Vereinigten S ta a te n als erstrebensw ertes V orbild vo r A ugen. China ist von N a tu r ein reiches L a n d und h at eine arbeitsam e äuß erst genügsam e B evö lk eru n g m it un­

geheurer L e b en sk ra ft und dem entsprechendem A usdehnungs­

bedürfnis. D ie M ittel der m odernen Technik sollen nur zur besseren A usnutzung des natürlichen R eich tu m s dienen, neue L ebensräum c erschließen und dem V olk einen vo rw ärtsstreb en ­ den W eg zeigen, der es höher b rin gt und eine gesunde E n t­

w icklung sch afft. D am it sollen nach Sun -jatsen die drei Grund- übel der W elt beseitig t werden, näm lich der W affenkrieg, der H andelskrieg und der K lassen k rieg, eine Folgerung, die uns E uropäern allerdings nicht rech t einleuchten will.

B auingenieurarbeiten sind es, d ie den breitesten R a u m in dem genannten Program m einnehmen. D as zu schaffende Verkehrsnetz soll d as G erüst bilden, um das sich alle w eitere industrielle E n tw icklu n g gru p p iert: also zunächst Eisenbahnen, W asserstraßen und als E ingan gspforten die Seehäfen, daneben H ochw asserschutz, B ew ässerung ganzer L an d strich e und A u s­

nutzung der W asserkräfte. Auch d ie übrigen Program m punkte bedürfen der M itw irkung des B au ingen ieurs in hohem Maße, näm lich S täd teb au , B erg- und H üttenbau, F ab rikan lagen für die verschiedensten Erzeugnisse, A u fforstu ng und K olon i­

sation.

In sechs Einzelprogram m en sind die A ufgaben im einzelnen erörtert, begründet und m it Kostenberechnungen belegt. Diese letzteren möchte ich allerdings nicht unterschreiben, denn sie sind reichlich überschläglich und optim istisch aufgestellt.

Als K ristallisation sp u n kte, an die sich aller w eitere A us­

bau ansetzt, sieht Sun die A nlage von d rei großen Seehäfen vor, den großen N ordhafen, den großen O sthafen und den großen Südhafen. E in e E n tw icklu n g dieser H afen städte bis zur Größe N ew -Y o rk s scheint ihm nicht unwahrscheinlich, und zw ar nicht nur hinsichtlich des S ch iffsverkeh rs, der vo n Schanghai, ja ohnehin nicht allzu sehr unterschritten w ird, sondern auch hinsichtlich der Zahl der Bew ohner, der w irtsch aftlich en und kulturellen B ed eu tun g. A ls N ord- und O sthafen sollen nicht 4) The International Development of China, N. Y . und London.

die je tz t bestehenden P lä tz e T ien tsin und Sch an gh ai au sgebau t werden, sondern sie sollen von den F lü ssen weg, an d ie M eeres­

k üste verlegt werden, an Stellen wo die W assertiefen gü n stig sind. D urch diese N eu anlagen an bish er unbedeutenden Stellen w ill Sun d ie B od en sp eku lation ausschalten, w as a b er m. E . ein ziem lich au ssichtsloses B eginnen ist b ei der F in d ig k e it der Chinesen in der A u fspü rung von G esch äftsm ö glich keiten . Den S ü d h afen ve rle g t Sun nach seiner V a te rsta d t Canton. E r b rach te es, scheints, nicht übers H erz, auch sie aufzugeben, trotzdem die S ch iffah rtsve rh ältn issc dort, w ie gezeigt, noch ungü nstiger liegen als in anderen H äfen.

V on den d rei O zeanhäfen sollen d ie großen B ah n lin ien strah lenförm ig ausgehen b is in die entlegensten P ro vin zen , nach Jü n n a n , T ib et, O sttu rkestan und in die M ongolei hinein.

D er B a u solcher L in ien erscheint m ir fü r den B esta n d Chinas in seinen jetzigen Grenzen die w ich tigste A u fgab e zu sein, denn sie würden die A uß enprovinzen fester an das Stam m land binden. E s besteht die M öglichkeit, daß diese G ebiete sonst durch m oderne V erkehrsw ege an d as angrenzende A usland angeschlossen werden, vo n wo sie z. T . je tz t schon v ie l leichter erreichbar sind. D as B e isp ie l der M ongolei, in w elcher der E in ­ fluß der S o w jets aussch laggebend gew orden ist, sollte zu denken geben.

E s w ürde zu w eit führen a u f E in zelh eiten der Pro gram m e einzugehen; w esentlich ist, daß der h eutige Chinese durchaus nicht das B estreb en h a t sich w ie frü h er gegen d ie w estliche K u ltu r abzuschließen, sondern daß er sie h ereinrufen w ill und in ihr d as H eil seiner Z u k u n ft sieh t. W esentlich fü r uns ist ferner, daß m an sich in C hina bew ußt ist, d ie erw achsenden A u fgab en nich t allein bew ältigen zu können. Z u r B esch affu n g der B äu k a p ita lie n regt Sun die G rü ndu ng eines in tern ation alen Riesenkonzerns an, der auch die O rganisation, V orarbeiten, P lan u n g und A u sfü h ru n g der B a u a rb eite n in d ie H and nehmen soll und dessen B e a u ftra g te d ie L e itu n g der fertiggestellten A nlagen übernehm en sollen. S ob ald die A n lagen sich aber bezahlt gem ach t haben, sollen sie in den ch inesischen S ta a ts ­ besitz übergehen und L e ite r w ie In gen ieu re können dann auch durch Chinesen ersetzt werden. D ie E in a rb e itu n g vo n solchen E rsatzleu ten soll sogar den Frem d en zu r P flic h t gem ach t werden.

W arum ist nun v o rlä u fig von der V e r w i r k l i c h u n g all der schönen P län e nich ts zu m erken ?

N ich t zuletzt sind d aran d ie ew igen i n n e r e n U n r u h e n Schuld, die seit der chinesischen R e vo lu tio n , also seit 1 9 1 1 in einem von J a h r zu J a h r steigend en M aß H andel und W andel stören. W enn m an h eute über C hina sprich t — und se i es in einem technischen V o rtra g — so kann m an an diesen D ingen nicht vorübergehen, und ich w ill sie im Z u sam m enh an g m it anderen E rsch einu ngen kurz behandeln, E rsch einu ngen, d ie uns deshalb besonders interessieren, w eil sie eine au sgedehnte B a u ­ tä tig k e it in C hina behindern.

B ek an n tlich bekäm pfen sich in China seit Ja h re n einzelne M achthaber in ste ts w echselnden K o m b in atio n en . Zahlreiche P rovin zen wechselten in den letzten zwei Ja h re n m ehrm als ihre Herren, und d am it w echselte natü rlich der gesam te B e a m te n ­ a p p arat. D ie U rsache dieser K ä m p fe e rk lä rt ein gu ter K enner des heutigen China, D r. M o h r , H am bu rg, in rech t überzeu­

gender W eise. N ach der konfuzianischen S ta a tsa u ffa ssu n g ist näm lich die R evo lu tio n gegen u n fähige H errscher d irek t P flich t des V olkes. Je d e m S tu rz eines K a ise rh a u ses gingen schwere K ä m p fe vo rau s und schw ere K ä m p fe folgten ihm, b is sich der T ü ch tigste als N ach folger a u f dem Th ron durch gesetzt hatte.

So soll auch gegen w ärtig eine B eru h igu n g des L a n d es erst möglich sein, wenn d ie A uslese den T ü ch tigsten a u f den ersten P latz gebracht h at, der dann m it s ta rk e r H an d Ordnung schafft.

A u f eine w eitere H em m ung, d ie sich der B ild u n g erfolg­

reicher Unternehm en entgegensetzt, h abe ich schon eingangs hingewiesen. E s ist d ie S itte , d ienstliche B efu g n isse zu persön­

lichen V orteilen auszunutzen, die jed er, der dazu in der Lage ist, als sein R ech t b etrach tet, wenn es auch nicht offiziell zu­

(5)

D ER B A U IN G E N IE U R

1927 H E F T S. PR A G ER . BERECH N U N G D ER EIGENSCH W INGU NGEN VON RAH M ENFUNDAM ENTEN. 129

gegeben w ird. E s m ag d ies d aher kom m en, daß früh er die Beam ten in dem w eiten R eich seh r selb stän d ig w aren, daß ihnen die Ä m te r gew isserm aßen ve rp ach tet w urden, und daß sie einerseits die H öhe ihrer Einnah m en, an d ererseits d ie A u s­

gaben an U nterbeam te und z. T . auch d ie nach oben abzu lie­

fernden Sum m en selbst bestim m en konnten. S ie k alk u lierten also ihren Gew inn, ähnlich w ie ein K a u fm a n n , selb st heraus, wie sie ihn sich selbst gegenüber veran tw o rten zu können glaubten. U nserem europäischen R e ch tsb eg riff, unserer d eu t­

schen A u ffa ssu n g vo n B eam ten eh re und -p flich t entsprechen solche Zustän de freilich nicht, und w ir sind leich t geneigt, sehr abfällig d arü ber zu u rteilen . D ie h isto risch e E n tw ick lu n g m acht sie aber etw as verstän d lich er. F reilich , m odernen G roßorganisationen werden solche S itte n verd erblich und es wird h ierin ein W andel cintreten m üssen, wenn Su n -jatsen s Pläne W irklich k eit w erden sollen.

D ie eben erw äh nte S elb stän d ig k e it der B ea m te n fü h rt auch zur Stellen b esetzun g durch A ngeh örige der L e ite r. So wird m eist die ganze F a m ilie eines D irek to rs in seiner F irm a untergebracht, gänzlich ohne R ü c k sic h t a u f E ig n u n g und Vorkenntnisse. W as dabei geleistet w ird, ist leicht zu erm essen.

Fü r diese Z u stän de ist d as uralte F am ilien - und K lan w esen verantw ortlich zu m achen. Die P flic h t gegenseitiger F ü rso rge

— die im übrigen d ie S tä rk e der chinesischen G esellsch afts­

ordnung und d a m it des S taatsw esen s ist — zeigt sich als u n­

gemein hem m end fü r die m oderne E n tw ick lu n g . E s m üßte so etwas w ie ein neuer K o n fu ziu s au fersteh en und eine den h eu ­ tigen A nforderungen gem äße M orallehre und G esellsch afts­

ordnung aufbauen.

D ie zuletzt genannten Ü b elstän d e w erden die In a n g riff­

nahme der vielen d rin genden B au a u fg a b e n aber n ich t v e rh in ­ dern, wenn die inneren K rie g e erst zu E n d e sein w erden. Ob das in M onaten oder Ja h re n e in tritt, kann niem and prophe­

zeien, doch scheint es m ir durch au s m öglich, daß in abseh barer Zeit eine E p o ch e le b h after B a u tä tig k e it ein setzt und d a m it der Bedarf an frem d er M itarb e it steigt.

A lis dem G esagten geh t w ohl jed em k la r verstän d lich hervor, daß die A u s s i c h t e n f ü r d e u t s c h e I n g e n i e u r e , in China eine au ssichtsreiche T ä tig k e it zu finden, seh r schlecht sind. In den ersten Ja h re n der T ä tig k e it stehende In gen ieu re werden im A uslan d ü b erh au p t k aum ve rla n g t, sondern eher Männer m it p raktisch en E rfa h ru n ge n a u f einem S p ezialgeb iet, die sich fü r leitend e Stellu n gen eignen. B e i den Chinesen b e­

sonders muß m an irgendw elche L eistu n g en vo r w eisen können, um sich G eltung, oder wie der Chinese sagt, ein großes G esicht zu verschaffen.

In den fa st durchw eg von A u slän dern geleiteten H a f e n - und F l u ß b a u ä m t e r n w erden allerdin gs auch jü n gere K r ä fte beschäftigt. D och sind ja bekan ntlich im K r ie g alle D eutschen aus solchen Stellun gen en tfern t worden, und es ist b ish er noch nicht gelungen, w ieder D eutsche h ineinzubringen. N och vo r zwei Ja h re n w äre ein Zu sam m enarbeiten m it E n glän d ern usw.

in solchen B eh örd en auch gar n ich t d en kbar gewesen. A ber deren H altun g h a t sich in au ffallen d er W eise geändert, se it der

frem denfeindlichen B ew egu n g im vo rigen Ja h re , die sich h a u p t­

sächlich gegen die E n glän d er rich tete und diesen durch die S tre ik s und B o y k o ttie ru n g der englischen W aren auß erordent­

lich peinlich w urde. E s w äre zu begrüßen, wenn auch diese, offiziell chinesischen, B eh örd en durch H eran zieh ung deu tscher M itarb eit endlich bew eisen w ollten, daß der K rie g sg e ist ge­

wichen ist.

V on den in O stasien bestehenden d e u t s c h e n F i r m e n können ebenfalls kaum deutsche In gen ieu re b e sch ä ftigt w er­

den. H öchstens .w en n sie einm al einen größeren B a u a u ftra g erhalten. S e it dem K rie g ist erst ein solcher A u ftra g h erein­

gekom m en, näm lich die W asserversorgu ng d er S ta d t A m oy, m it einer T alsperre, d ie durch Siem ens (Siem ens C hina Co.

Schanghai) au sgefü h rt w ird. In solchen F ä lle n a rb e iten n a tü r­

lich nur deu tsche In gen ieu re m it, d ie aber n ich t u n m ittelb ar von C hina aus an gestellt, sondern dem P erson al der S ta m m ­ firm a in D eutsch lan d entnom m en werden.

E s ist auch schon von .D eutschen versch iedentlich versu ch t worden, in einer der großen S tä d te ein I n g e n i e u r b ü r o a u f­

zum achen. D e r E rfo lg w ar jed esm al n e gativ. P ro je k te w ill der Chinese vo n der ausführenden F irm a um sonst haben, B a u ­ leitun gen durch sa ch verstän d ige V ertrauenspersonen h a lt er wohl fü r ü berflü ssig und die G u ta c h te rtä tig k e it haben wenige, b e i den Chinesen „b e rü h m te " L e u te in H änden.

Ab und zu finden In gen ieu re auch als L e h r k r ä f t e t e c h ­ n i s c h e r S c h u l e n Verw endung.

D ie Chinesen haben eine große A ch tu n g vo r G eleh rsam ­ k eit und Schulw esen, und selb st in den schlechtesten Zeiten sind fü r den S ch u lb etrieb (allerdings kärgliche) M ittel übrig gew esen. Schulen g ib t es eine U nm enge, Fach sch u len fü r alle m öglichen S p ezialgeb iete.

F ü r L e h rer höherer tech nischer Schulen ist natü rlich eine m eh rjährige p rak tisch e T ä tig k e it V orbed ingu ng. A ls U n ter­

rich tssp rach e kom m t m eist englisch in F ra g e , d as im ganzen fernen O sten die in tern ation ale V erk eh rssp rach e ist. D ie V e r­

h ältn isse sind nich t überall erfreu lich, d ie G eh älter sind oft unzureichend, die Sich erh eit fü r län gere D au er d er W irksam ­ k e it und fü r R e gelm äß igk eit d er G ehaltszah lungen ist fast d urchw eg gering. Je d e n fa lls sollte m an nich t von vornherein eine Leb en sstellu n g erw arten und v o r allem , im gegebenen F a ll E rk u n d igu n gen einziehen. W ir alle drauß en sind ja gerne b ereit A u sk ü n fte zu geben, sow eit w ir dazu in d er L a g e sind.

A ußerdem bestehen m ehrere O rganisationen in D eutschlan d, die gerne A u sk u n ft geben5).

V on dem über die Schulen G esagten muß die d eu tsch ­ chinesische T u n g c h i T e c h n i s c h e H o c h s c h u l e in W o o - s u n g b e i S ch a n g h a i ausgenom m en werden, w elche einen au s­

gezeichneten R u f b e sitz t und se it 19 2 3 den R a n g ein er s ta a t­

lichen U n iv e rsitä t h a t. Ü b er diese Plochschule ist an dieser S te lle schon versch ied en tlich b erich tet w orden, so daß sich eine W iedergabe des B e ric h ts über sie erüb rigt.

s) Ostasiat. Verein Hamburg, Hapaghaus.

SW 4S, Verl. Hafendammstr. 8.

Akotech. Berlin

DIE B E R E C H N U N G DER E I G E N S C H W I N G U N G E N V O N R A H M EN F U N D A M EN TE N . Von D r.-Ing. Willy Prager, Darmstadt.

B e i der Größe d er h eutigen T u rb in en aggregate ist m an gezwungen, die Fu n d am en te in au fgelö ster B au w eise herzu­

stellen, d a eine m assive A u sfü h ru n g n ich t m ehr in F r a g e kom m t.

Ein solches F u n d a m en t besteh t in der R e g e l aus einzelnen Querrahmen, d ie durch L ä n g strä g e r m iteinander verbun den sind. D ie F ü ß e der R ah m en sind in eine durchgehende G ru nd ­ platte eingespannt (A bb. 1). In fo lg e unverm eidlich er E x z e n tri­

zitäten der rotierenden M assen ü b e rträ g t d ie M aschine periodische K r ä fte a u f d as Fu n d am en t, die dieses in Schw ingung versetzen. L ie g t d ie D rehzahl der M aschine hinreichend w eit

unter der E igen sch w ingu n gszah l des Fu n d am en tes, so geben diese periodischen K r ä fte nur zu kleinen V ibration en Anlaß, die b ei der B erech n u n g des Fu n d am en tes durch einen E r ­ schü tteru n gszu sch lag b erü ck sich tigt werden können. Im F a lle der R esonanz jedoch, wenn also M aschinendrehzahl und E ig e n ­ schw ingungszahl des Fu n d am en tes einander gleich sind, en t­

stehen beträch tlich e A u ssch läge, die zum m indesten den ruhigen G an g der M aschine gefäh rden. M an v e rla n g t daher, daß die M aschinendrehzahl um m indestens 2 0 — 2 5 % klein er ist als die E igensch w ingu n gszah l des Fu n d am en tes,

(6)

130 PRAGER. BERECHNUNG D ER EIGENSCH W INGU NGEN VON RAHM ENFUNDAM ENTEN. D E R B A U IN G E N IE U R 1027 H E F T 8.

A ls sc h w in g e n d e , T eile kom m en im w esentlichen die einzelnen Q uerrahm en in B etrach t, da in der L än gsrich tu n g keine periodischen K r ä fte ü bertragen werden. U n ter dem E in flu ß einer vertik alen schwingungserregenden K r a ft , die in R iegelm itte angreift, entstehen sym m etrisch e Schw ingungen {Abb. 2), die Rahm enecken erfahren keine V erschiebung. In folgedessen können w ir jeden R ah m en fü r sich betrach ten , denn die V erbindung durch die T o rsio n ssteifigkeit der L ä n g s­

träger kann vern ach lässigt werden. D ie B ela stu n g des R ah m en s bestehe aus einer in R iegclm itte angreifenden E in z e llast P

solche D ifferentialgleichu ng. U n ter B erü ck sich tig u n g der Sym m etrie erhalten w ir also 8 In tegratio n sk o n stan ten . Zu ihrer B erech nu ng stehen zur V e rfü gu n g :

i . L agerbedin gu n geil; für Xh = o is t:

(0 (2)

> V 9 3'h 0x,

Xl<—

*k/t

(M aschinenlast) und einer über den R iegel gleichm äßig v e r­

teilten L a s t q (Eigengew icht des R iegels und der D eckplatte).

N ach dem V o rsch lag von D r. J . G e ig e r1) berechnet man zunächst die durch diese L a ste n h ervorgerufene statisch e D urchbiegung f in R iegclm itte. D ie ungefähre A nzahl der Eigenschw ingungen des R ah m ens in der M inute ist d ann:

300 n “ y r

wobei f in Zentim etern einzusetzen ist. In der vorliegenden A rb eit soll die Eigenschw ingun gszahl cinCs in der oben an­

gegebenen W eise belasteten R ah m ens genauer bestim m t w erden1. E s w erden folgende Bezeichnungen g e b ra u c h t:

h Rahm enhöhe, 2 1 R ahm enbreite,

J h, J [ Trägheitsm om ent der Pfosten bezw. des R iegels, Uh M asse der P fosten je Längeneinh eit,

Hj M asse des R iegels einschließlich der A u fla st q je Längeneinheit,

M M asse der L a s t P ,

E E lastizitätsm o d u l des R ah m enm aterials,

n A nzahl der Eigenschw ingungen je M inute, p = 2 n n 6o ' U n ter V ernachlässigung der R o tatio n strägh eit la u te t die D ifferentialgleichung fü r die freien T ransversalschw ingungen eines prism atischen S ta b e s:2)

0 3 y . _ , d 4 y

** 0 t 3 + J S x ‘ - 0 '

E in p artik u läres In te g ra l dieser G leichung ist:

y = cos p t j a cos m 'x + b sin m x -)- c Kof m x + d e in m x { wobei a, b, c und d In tegration sk on stan ten sind. Zwischen p und m besteht die B ezieh u n g:

m3 :

• i-

h E J

Zerlegen w ir den zu untersuchenden R ah m en durch Aufschneiden bei A , B , C und D (Abb. 3) in v ie r Teile, so gilt fü r jeden eine

') Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1923, Heft 26.

3) Es läßt sich zeigen, daß die neben den Transversalschwin- gungen auf tretenden Longitudinalschwingungen die Eigenschwingungs- zahl nur unwesentlich beeinflussen. Die Aufstellung der Frequenz­

determinante für einen ähnlichen Fall unter Berücksichtigung der Longitudinalschwingungen findet sich bei H. Reissner, Schwingungs­

aufgaben aus der Theorie des Fachwerks, Zeitschr. f. Bauwesen roos

S. 135. '

und infolge der Sym m etrie der Schw ingungsform fü r x h = h ;

(3) 3’h - P

und fü r x j — 1:

( 4 ) y t = o

M L . M

- Z l ~

2. Stetig keitsb ed in g u n gen ; f ü r x h= h und X) = 1 is t:

Abb. 3. (5) 90 X , Y h 9 Y|

0 X[

und infolge der Sym m etrie der Sch w ingu ngsform fü r x ( = o:

(6) 9 Yi

0 X ,

■ = 0

3. D yn am isch e B ed in g u n gen ; die an den Sch n itten B u.

C auf die M asse M ü bertragenen K r ä ft e müssen m it der nach dem d ’A lem bertsch en P rin zip anzubringenden T rä g h e itsk ra ft im G leichgew icht stehen, also für Xj = o:

(7 ) 2 E J 03 y,

1 0 X ,3 M92 Yl

0 P

und am S ch n itte A m üssen die vom P fo sten und R iegel ü bertragenen M om ente sich das G leich gew ich t h alten (da die T orsionsschw ingung der L ä n g strä g e r ve rn a c h lässig t w erden soll), also für x h = h und X| = 1:

02 v. 0 2 y .

(8) E J . - A = E J . -

J h 0 X h 3 1 0 X ,2

•Man e rh ä lt so die folgenden G leich ungen:

(>') ah + ch = o

(2') bh + d h m o

(3') a b co s mh h - f b|, sin m h h + c h (Si f m h h + dh © in m h h = o (4') aj c o s n i| 1 + b t sin m, 1 -f- c t Gnj m | 1 -j- di © in mi 1 = O (5') mh j— ah sin mh h - f bh cos mh h - f ch ©in mh h - f dh CSoj mh h|

= mi jaj sin nij 1 — bi cos mj 1 — c, ©in mi 1 — di Gof nq 1(

(6') bj -j- d, = 0

(70 2 E J j m3, jdi — bi|*= p3 M ja, 4- c,j

(80 E J h mh3 j - a h cos mh h — bh sin mhh + ch Goj mh h t dh©itl mhh(

= E J , m,3 aj cos inj 1 — bi sin m, 4- <q G.'f m, I - f di ©in mt I j .

D iese Gleichungen sind in bezug au f die In te g ra tio n s­

kon stanten homogen, sie haben nur dann vo n N u ll verschiedene Lösungen, wenn die D eterm inante der K o effizien ten v e r­

schw ind et. D urch E n tw ick eln dieser sog. Freq uen zd eterm inante e rh ält m an die folgende G leich u ng:

(7)

I ) E R 10B27Uh e f t 8 IE U R P SA G B R . BERECH N U N G D E R EIG EN SCH W IN GU N G EN VON RAH M ENFUNDAM ENTEN.

131

m b J h , .

2 cos l«! 1 ® o f m, 1 (cos mh h (£of mh h — i) — - - j - (sin mi 1 &of nq 1 + cos m, 1 ©in n^ 1) (sin mh h S of mh h — cos mh h ©in mhh) (sin m, 1 (5of mj 1 — cos nq 1 ©in m, 1) (cos mh h (Sof mh h — i) - f m j (cos m, mhJh 1 Gof nq 1 — i) (sin mh h <£pf mhh — cos mhh ©in mhh)

Nun ist: i , l / «, . l / _ j Fi h l / Fh J I l h = h | / p . ^ - = l | / p K j i • , • . Setzt man schließlich noch: V»

y \ =

\oiu /v /\. — a. v; . i l

, „ , mhJh l/M b Jh3 m .Iß und y = V - m - = a .

* ^ T m i J i f r UiF i J i3

V und n q l = A, so nimmt die Frequenzgleichung die Form a n : 2 1 n , ---11

2 cos X gnf X (cos ß X (Sei ß X — i) — q fsin X Sof X 4- cos X ©in X) (sin ß X (Sof ß X — cos ß X ©in ß X) (sin X Gof X — cos X ©in X) (cos ß X Gof ß X — i) + a (cos X (Söj X — i) (sin ß X Goj ß X— cos ß X ©in ß X)

A- mX-ito

Man findet:

Fh Jl Fi Jh

M

Z e ic h e n e rk lä ru n g • n o,6, —- Abb. 4.

Die Abzisse des Schnittpunktes der nach Augenmaß zu interpolierenden Kurve für a = 0,65 und ß = i,o r mit der Geraden 7= 0 ,4 9 5 liefert: X = 1,62. Die Eigenschwiu- gungszahl beträgt somit:

n = T ^ ( T ) [ / - - = 2640/mm.

wobei der Elastizitätsmodul des Eisenbetons mit 210000 kg/cm2 eingesetzt ist.

N ach dem G cigerschcn V erfah ren er­

h ä lt m an die statisch e D urch biegu n g z u : 4F f = 0 ,14 6 cm und som it d ie Schw ingungs-

Z ah l z u :

n -- - - - — = 24^0/m in.

y 0,0146

T rä g t man die rech te S eite dieser G leich un g als F u n k tio n von A auf, so erh ält m an fü r die versch iedenen W erte vo n a und ß eine R eih e vo n K u rv e n (Abb. 4 ); die A bszisse des Schnittpunktes der zu bestim m ten W erten a und ß gehörigen

K u rv e m it der G eraden y = y x lie fe rt den zugehörigen W ert vo n A. A u s diesem lä ß t sich p berechnen nach der F o rm e l:

M B A " ' . . / E j r P-\noookg

WOO kg/mv -

m m

Fi

D ie Anzahl d er Schw ingun gen je M inute is t:

60 p

n — —

2 K

Ein Beispiel möge das Verfahren erläutern (Abb. 5). Es ist:

1 , 0 ■ i , i 3 1 2

Abb. 5.

J h : 1 o . i i i m <

, 1,0 • 1,23

J , = = 0 ,14 4 m+

24OO • 1,0 • 1 ,1 . _o « Fb = —3— ^ ---= 270 kg m - sec2

2400 • 1,0 ■ 1,2 4- 4000 , , Hi = - — — — = 700 kg m sec3

9,Si 0

- r 170 00 , „

Al = — — = 1740 kg m 1 sec"

9,81 b

B ed e n k t m an, daß d as G eigersche V e rfa h ren schließlich nur eine w issen sch aftlich begrün dete S ch ä tz u n g ist, so is t die Ü bereinstim m u ng beider W erte als g u t zu bezeichnen.

D ie N ach rech n u n g einer größeren A n zah l von B eisp ielen ergab bezüglich des G cigerschen V erfah ren s folgendes. D ie A bw eichungen bew egen sich b e i den üblichen A u sfü h ru n gs­

arten und B elastu n g en in erträglich en G renzen (bis 7 % ) . B e i hohen P fo sten und kleiner L a s t P und A u fla s t q jed och m acht sich die M asse der P fo sten geltend, die in den G eigerschen Fo rm eln nur u n gefäh r b erü ck sich tigt ist, die A bw eich un g k an n dann bis zu 2 0 % b e trag en ; der nach den G eigerschen Form eln berechnete W e rt ist dann im a ll­

gem einen zu h o c h .

B eim G eb rau ch des h ier gegebenen D iagram m s ist noch d er E in flu ß der in der R e g e l au sgefü h rten E ck v ersteifu n g en (Vouten) zu berü cksich tigen. D ie schw ingende M asse w ird durch diese V ersteifu n gen nich t w esentlich vergröß ert, d a die E c k e n in R u h e bleiben, dagegen w ird die S te ifig k e it des S ystem s erhöht. D ie V o u ten w erden som it eine E rh ö h u n g der E ig e n ­ schw ingungszahl bedingen, so daß durch N ich tberück sich tigen der V o u ten die Sich erh eit des S ystem s erhöht w ird.

S elb stverstän d lich k an n d as V erfah ren in entsprechender W eise auch au f die an tisy m m etrisch en Schw ingungen infolge h orizontaler K r ä fte an gew an d t w erden. E s ist dies h ier nich t geschehen, da zu erw arten ist, daß die G eigerschen F o rm eln fü r diesen F a ll noch besser stim m en als fü r den oben un ter­

suchten.

(8)

132 SEBO LD T. S T R A S SE N BA U PRO BLEM E. D ER B A U IN G E N IE U R 1927 H E F T S.

STR ASSE NB AUPR OB L EM E . Von Regierungsbaumeister Seboldt, Halle a. S.

Die in H eft 32 und 33 der Zeitsch rift „ D e r B au in gen ieu r“ , 7. Ja h rga n g, gebrachten A u fsätze weisen verschiedene gegen­

sätzliche Meinungen in der B ehandlung m ancher P u n k te auf.

B ei der gründlichen und m it reichem Fachw issen gegebenen D arstellung der verschiedenen A utoren ist es eine lohnende und interessante A ufgabe, verschiedene M einungen zu v e r­

gleichen und aus dem Vergleich Schlüsse zu ziehen, w elche ge­

eignet sind, insbesondere die zwei H au p tfragen des S traß en ­ baues einer eindeutigen Lösung zuzuführen: r. W ie sollen die vorhandenen M ittel verw endet werden ? 2. W ie soll gebaut werden ?

Die zitierten S ätz e au s den V eröffen tlich ungen w erden der E in fach h eit halber ohne A utorennennung in A nführungs­

zeichen ohne anderen H inw eis gegeben:

Daß w irtsch aftlich e V erh ältn isse U m fang und A rt des Straß enbaues bestim m en und im geldarm en D eutschland schon deshalb der Straß en bau ganz anders gehandhabt w erden muß, wie in A m erika, möge vorausgeschickt werden. „ D a s Studium ausländischer V erh ältnisse und V erfahren ist im m er von hohem Nutzen und muß fortgesetzt werden. B lin d e N achahm ung dagegen ' ist bald als falscher W eg erkannt. W ir müssen vielm ehr unseren W eg letztlich allein suchen und unseren Verhältnissen entsprechend eigene M ittel w ählen und au s­

bilden.“

D as einfachste w äre nun freilich, Straß enbaukosten bei uns nach M öglichkeit dadurch einzusparen, daß m an L a d e ­ gewicht und Geschw indigkeit der Fah rzeu ge durch Gesetzes­

bestim m ungen au f ein H öchstm aß beschränkt.

„D ie Geschw indigkeit au f freier L an d straß en streck e auf 56 km höchstens“ zu beschränken nach am erikanischem V o r­

bild, ist zweifellos anzustreben, weil der geringe Zeitgew inn durch höhere Geschw indigkeit w irtsch aftlich nahezu belanglos ist, zumal im Straß en -L astverk eh r die K u rzstrecke bei weitem überw iegt und der Zeitgew inn in keinem V erh ältn is zu den sonstigen Transportkosten steht. D agegen ist eine m öglichst hohe L ad efäh igkeit der L a sta u to s (Gum m ibereifung w ird als unerläßlich hierbei zu fordern sein) von größ ter w irtsch aftlich er Bedeutung. Deshalb ist die F ra g e : „W e r h at denn nun eigent­

lich au f den Landstraß en zu bestim m en, die Straß en verw altu ng oder die A utom obilisten und die A u to m ob ilin d u strie?“ doch in teilweisem Gegensatz zum Fragesteller dahin zu beant­

w orten: „D ie Straß e dient dem V erk eh r“ , d. h. sie ist wegen der Fah rzeuge da, nicht aber letztere wegen der Straß e. Wenn W irtschaftlichkeitsberechnungen ergaben, daß schwere Zu g­

m ittel und moderne G roßraum güterw agen den kostspieligen U m ­ bau des Unterbaues und der B rücken im E isen bahn verkeh r rechtfertigen, dann muß m an m indestens eher auch im Straß en­

bau die F rag e erörtern : „W ie passe ich die Straß e neueren Anforderungen an ?“ als die F ra g e : „W ie schränke ich den V e r­

kehr mit R ücksich t au f die Straß e ein ?“ E s ist indessen durch­

aus berechtigt, die H öhe der aufzuwendenden S traß en b au ­ kosten in ein V erh ältn is zu dem au s der Förderung des modernen K raftw agen verkeh rs erwachsenden N utzen von F a ll zu Fall zu setzen. Daß dieser sich noch erheblich steigern w ird, ist anzunehm en, besonders weil der K ra ftw a gen die L a s t von der Bezugs- unm ittelbar zur G ebrauchstelle bringt und die bedeutenden K o sten des U m schlags erspart. D ie A n gabe:

„ E s ist näm lich nicht der Fall, w ie allgem ein beh au ptet wird, daß der K raftw agen verkeh r im m er mehr zunim m t“ führt durch Verw echslung von U rsache und W irkung zu einer falschen Schlußfolgerung. Die augenblickliche W irtsch aftslage und der schlechte Zustan d der Straß en sind U rsache der E inschränkung des K raftw agen verkeh rs. E s muß gerade deshalb das mög­

lichste getan werden, um diesen V erkehr wieder zu steigern, nachdem seine V orteile w eltbekannt sind.

G enügt die gew öhnliche Chaussierung ?

„ H ie r h at sich gezeigt, daß sich durch sorgfältige U n ter­

haltung auch bei sta rk e r B elastu n g durch L a stk ra ftw a g e n ein befriedigender Zustan d der C haussierung besser aufrech t er­

halten läßt, als im allgem einen angenom m en w ird .“

Und ein anderer A u to r: „ A ls allgem eine Schlußfolgerung ist zu erwähnen, daß die gew öhnliche Steinschlagd ecke sich durch sorgfältige U n terh altun g auch bei sta rk e r B ela stu n g durch L a stk ra ftw a g en in einem m ehr befriedigenden Zustan d erhalten läßt, als im allgem einen angenom m en w ird .“

N ach ihrem W ortlaut stam m en beide B eh au ptu n gen au s einer Quelle. D agegen ste h t eine än dere B e h a u p tu n g : „D ie unter V erw endung vo n Sch o tter h ergesteilten, m it W asser ge­

bundenen Chausseen erweisen sich in zw eifacher H in sich t fü r K ra ftw a gen ungeeignet. S ie sind nicht genügend h altb ar und entwickeln d erart viel S tau b , daß . . . “ usw.

U m diese W idersprüche zu klären, ist die U rsache der Z e r­

störung der Straßendecken zu ergründen.

B e i jed er Straß endecke haben w ir zu untersch eiden : 1. D ie w iderstandsfähigen T eile aus m öglichst h artem Gestein in F o rm von P flasterstein en oder bei B eton - und A sp h a lt­

straßen in Fo rm von S ch o tter und K ies. 2. D ie B ind em ittel in Form von geschläm m tem G estein sstau b bei Chausseen und P flasterstraß en , A sp h alt und T eer bei bitum ierten Straß en , Zem ent bei B etonstraß en.

Ü ber den ersten Teil, das G estein, ist nur das eine zu sagen, daß es m öglichst h a rt und w id erstan d sfäh ig und m ög­

lichst dicht v e rk itte t sein soll. D enn d as G estein ist und bleibt für alle Straßendecken der H au p tb estan d teil, d ie „M a sse “ , wie sic ein A u to r zutreffend genannt h a t. J e w eniger B in d em ittel eine D ecke brauch t infolge dich ter Fu genlageru n g und gerin gster H ohlraum bildung, um so w id erstan d sfäh iger ist sie. D ie B in d e ­ m ittel haben dem nach nur sekundäre B ed eu tu n g. G leichw ohl stehen ausschließlich sie im B ren n p u n kt der E rö rteru n g , denn der ganze S tre it um die Vorzüge verschiedener S traß en b au ­ m ethoden ist ein S tre it um w irtsch aftlich e und technische V o r­

züge der B ind em ittel.

D ie Ford erung gerin gster H oh lraum bildung ist bei K ie s ­ beton län gst bekan n t und durch W ahl verschiedener K o rn ­ größen entsprechend gew ü rd igt. G leiches g ilt fü r A sp h alt- und Teerbeton, m it dem U nterschied, daß der bei Zem entbeton

„zem entfressende“ G estein sstau b h ier zur H oh lrau m fü llung verw end bar und sogar vo rteilh a ft ist. „ U m eine dichte d ruck­

feste A sph altschicht zu erzielen, ist es w ichtig, die M ineralstoffe so zu wählen, daß ein H ohlraum m in im um entsteht, und nur so viel B itu m en zuzusetzen, daß dieses lediglich zur V e rk ittu n g der M ineralstoffe, nicht ab er als T rä g e r d ie n t.“ (Technisches U ntersuchungsam t der S ta d t B erlin.)

Neben dichtem Fugenschluß spielen die E ige n sch afte n des B ind em ittels die H au p trolle und sind d as eigentliche Problem des Straßen baues.

N icht die Straß enbeanspruchung durch die V erk eh rslast, die doch von je h er w irkte, ist die H au p tu rsach e der seit E r ­ scheinen der gum m ibereiften K ra ftfa h rz eu g e in allen Länd ern in auffallendem M aße zunehm enden Zerstörun g der Straß en ­ decken, sondern die saugende W irku n g der G um m iräd er. N ur eine Straßendecke, welche durch A ussaugen des B in d em ittels

•aus den Fugen in ihre durch lockere L ageru n g dann allm ählich zerriebenen Sch o tterb estan dteile aufgelöst w ird, kann durch Stoßw irku ng dann zerstört w erden. O berste Fo rd eru n g ist dem nach dauernd dichter Fugenschluß m it einem Sto ff, der nicht infolge der Saugw irkun g des luftleeren R a u m es u n m ittel­

b ar unter und h in ter dem G um m ireifen h erausgesogen werden kann. Is t erst einm al an einer S te lle der V e rb a n d a u f diese W eise etw as gelockert, dann geschieht d as H erau ssau gen des

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