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Museum, Blätter für bildende Kunst, Nr. 13, 1 April 1833, 1 Jhrg.

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M 13. J a h r g a n g I. 1833

V on d ie s e m B la tle e r s c h e in t w ü ch en tlir h 1I5»g. in Q uarto, so oft es d ie V e r s tä n d lic h k e it d e s T e x te s e rf o r d e rt, w ir d e in e

B e ila g e g e g e b e n .

D e r P r e is d es Jahrg. ist 5 tlil.

der lies halb. - -

un d w ir d das Abonnem ent pr;i- num erando e n trirh let.M a n u n­

t e r z e ic h n e t a u f d ies IJIattj au s­

s e r bei dem V e r leg e r , aul a lle n K. P r. Postäm tern und in jeder

so lid e a B u ch handlung.

M u s e u m,

B l ä t t e r f ü r b i ld e n d e K u n s t .

Be r l i n, den 1. Apri l .

Redacteur Dr. F . Kugler. Verleger George Gropius.

U teantr Studien.

G i o t t o .

( F o r t s e t z u n g .)

W a r auch Boccaccio’s N ovelle eben n ic h t geeig­

n e t, uns über den gerühm ten W itz und die Bil­

dung G iotto s einen besonderen Aufschluss zu geben, so lernen w ir dennoch daraus, in w elchem A nsehen G iotto bei seinen Zeitgenossen sta n d , und w ie ein so geistreicher Mann, w ie Boccaccio, von ihm dach­

te. — E in z w e ite r N o v ellist, F r a n c o S a c c h e t t i , d e r ungefähr um die Z e it, als G iotto ßtarb? geboren w u r d e , erzählt ebenfalls ein P aar A necdoten von G io tto , und dass auch dieser von ihm noch als von dem ersten M aler d er W e lt sp rich t, v erdient um so m ehr beach tet zu w erden, als unm ittelbar nach G iotto

eine so grosse Menge berühm ter M eister in allen S tädten Italiens aufl raten. W ir w ollen beide No­

vellen S a c c h e t t i ’s h ie r einschalten.

D r e i u n d s e c h z i g s t e N o v e l l e .

B e i d e m g r o s s e n M a le r G i o t t o w i r d v o b

e i n e m M a n n e v o n g e r i n g e r H e r k u n f t e i n S c h i l d b e s t e l l t . D i e s e r m a l t e s a u s S c h e r z a u f e i n e W e i s e , w o d u r c h d e r M a n n i n V e r ­ w i r r u n g g e r ä t h ,

Jederm ann dürfte w o h l gehört haben, w e r G i o t t o w a r , und w ie er als grösser Maler jeden anderen übertraf. E in gem einer H andw erker, der von seinem Rufe gehört h atte und d e r, vielleicht um ein hohes A m t zu erlangen, sich ein S child w o llte m alen las­

sen, kam m it einem , der ihm das B rett tru g , in G iotto’s W e r k s tta tt, und als er ihn gefunden, sagte er: G o tt griiss D ich, Meister, ich w ünschte, dass D u

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test. G io tto , der sich den M ann und sein W esen an sah , sagte w e ite r n ic h ts, als: zu w an n begehrst D u es? Je n e r bestim m t die Z eit und G iotto sagte:

lass m ich n u r m achen! w o ra u f jen er ging. G iotto, d er zurückblieb, dachte bei sich selbst: W a s soll dies? h at m an m ir diesen M ann gesch ick t, um m ich zu n ecken? w ie dem auch sein m ag, noch ist von m ir niemals ein S child zu m alen verlangt w orden.

D e r E infaltspinsel, d er es m ir gebracht h a t, sagte m ir, ich soll ihm sein W appen m alen, als w en n er von den französischen P alatinen E in e r w ar. W a h r­

haftig! ic h w ill ihm ein ganz neues W a p p en m alen!

Also bei sich d en k e n d , nahm er das S child vor, zeichnete darauf, w as ihm gut d ünkte und übergab es einem seiner S ch ü ler zum Ausmalen. D ie M alerei bestand in einem H elm , R ingkragen, ein P a a r A rm ­ stü c k e n , ein P a a r eisernen H andschuhen, ein P a a r B rustharnischen, ein P a a r Schenkelstücken, ein P a a r B einschienen, einem S ch w ert, einem D olch und einer L anze. Als d er E hrenm ann nun an k am , frug er, ohne zu w isse n , w ie es stan d : „M eister, ist das S ch ild fe rtig ? “ Ja w o h l sagte G io tto , und liess es holen. Als das S child an k am , und d er neue E d el­

m ann es in A ugenschein genom m en, sagte er zu G io tto : O ! w elc h e S udelei h ast D u m ir gem alt!

S agte d arauf G io tto : und die S udelei w ird D ir noch grösser sch ein en , w e n n es an das Bezahlen gehn w ir d ; sagte je n e r: N ich t vier Pfennige w e rd e ich bezahlen! Sagte G io tto : Und w as hast D u bei m ir bestellt? Mein W a p p e n , an tw o rte te jener. Sagte G io tto : Ist es das n ic h t? fehlt auch n u r ein S tü ck ? S e h r w ohl! sagte jener. S e h r schlimm! sagte G io tto ; dass D ich die P est, D u bist ja eine leibhafte b estia;

denn w en n D ich E in er fra g t: w o h e r köm m st D u ? w e is st D u qs kaum zu sagen und D u köm m st hier­

h e r und sagst zu m ir: male m ir m ein W appen.

W ä re s t D u ein H err von B ardi, so w a r’ das genug gew esen. W elches W a p p en führest D u? w o h e r stam m st D u ? w e r w aren D eine A hnherren? von w a n ­ n e n , w en n D u D ich n ic h t schäm st, bist D u in die _ * 7 W e lt gekommen, dass D u ein W appen führen w illst, als ob D u der H erzog von B aierland w ä rst? Ich habe D ir eine ganze A rm atur auf D ein Schild ge­

m a lt; ist D ir’s n ic h t genug, sag’ es, und ich w ill D ir noch m ehr m alen lassen. W o ra u f je n er: D u sagst m ir G robheiten, und hast m ir m ein S child v er­

dorben. E r ging fort und liess G iotto vor G ericht

M alerei und liess jenen fragen, w as er von ihm v er­

lange? N achdem die R ich te r die G ründe vernom ­ m en , w elch e G iotto w e it besser v o rtru g , erkannten sie für R echt, dass der K läger das so gem alte Schild annehm e u n d sechs' L ire an G iotto zahle, w eil dieser R e ch t habe. So m usste jener m it seinem S childe abziehen nnd zahlen, und so w u rd e der, w e lc h e r sich selbst n ic h t zu mässigen w u sste , ge­

messen. E in jed er arm e S chlucker w ill sich ein W a p p en m alen lassen, und einen F am iliennam en an­

n eh m en , und am m eisten so lc h e, deren V äter im S pital gefunden w urden.

F ü n f u n d s i e b z i g s t e N o v e l l e .

D e r M a l e r G i o t t o h a t t e , a l s e r m i t e i n i ­ g e n F r e u n j d e n e i n e L u s t p a r t h i e m a c h t e , d a s U n g l ü c k , d a s s e i n S c h w e i n i h n z u m F a l l e n b r i n g t ; e r m a c h t e i n e n W i t z u n d w e g e n e i ­ n e r a n d e r e n S a c h e b e f r a g t , m a c h t e r e i n e n z w e i t e n .

W e r in F lorenz bek an n t ist, w eiss, dass M änner un d F rauen jeden ersten S onntag im M onat gem ein­

schaftlich n ach St. Gallo gehen, und zw a r m eh r des V ergnügens, als des Ablasses halber. A uch G iotto entschloss sich, a n einem dieser Sonntage m it seiner G esellschaft dahin zu gehen, und als e r in d e r Me­

lonenstrasse etw as anhielt, um irgend ein G eschicht- chen zu erzäh len , kam en einige S chw eine des heil.

A ntonius des W eges u n d eines davon ran n te so u n ­ gestüm dem G iotto durch die B eine, dass er zur E rde fiel. Als er m it eigner und m it Hülfe seiner G efährten w ied e r aufgestanden w a r , und sich gesäu­

b e rt h a tte , v erw ünschte er die S chw eine nicht, un d sagte k ein böses W o rt gegen sie; allein gegen seine F reunde gew endet, sagte e r halblächelnd: haben di,e T hiere n ich t R echt? Tausende von G ulden habe ich durch ihre B orsten gew o n n en , und habe ihnen noch n ic h t einen N apf S uppe gegeben. W ie die F reunde dies hörten, lachten sie und sprachen: w as soll man sagen, G iotto ist M eister in allen D in g en ! aber keine G eschichte hast D u so augenscheinlich gem alt, als diesen F all m it den S chw einen. So gingen sie nach S t. Gallo und als sie darauf n ach St. Marco und den S ervitcn zurückkehrten, und w ie es B rauch ist, d o rt die Bilder besahen, sagte E in e r bei einer D arstellung der Maria m it Jo se p h , zu G io tto : Sage m ir doch, G io tto , w eshalb w ird doch Joseph beständig m it so

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trübseliger Miene gem alt? Und G iotto a n tw o rte te :

„ n o n ha egli ragione, che vede pregna la m oglie, e non sa di c u i? “ Alle w en d eten sich gegeneinander u n d v ersic h erte n , dass G iotto nich t n u r ein grösser M eister in der Malerei, sondern auch Magister in den sieben freien K ünsten sei. N ach ih rer R ü c k k eh r er­

zählten sie vielen die beiden Novellen von G iotto, w elche von verständigen Menschen für d ie , eines P hilosophen w ürdigen, W o rte gehalten w u rd e n ; gross ist die K lugheit eines tugendhaften M annes, w ie je­

n e r es w ar. V iele kom m en und schauen m ehr m it offenem M unde, als m it körperlichen und geistigen A ugen; w e r sich aber der letzteren b ed ien t, w ird n ic h t irren und im m er an E insicht zunehm en. —

W e n n die Novelle B occaccio’s uns m ehr dar­

ü b er u n te rric h te t, w elch e Meinung m an von G iotto als K ünstler h a tte , so geben uns die von S acch etti m eh r ein Bild von dem Manne selbst, d e r, w ie es sch ein t, sich bis in sein A lter einen heiteren Sinn und einen frischen H um or, d er sogar m it dem H ei­

ligsten zu scherzen w agen d u rfte , erhielt. V er­

schonte sein W itz aber, w ie w ir sahen, die H eiligen nicht, so h atten die Pfaffen und M önche an ihm ge­

w iss keinen allzugrossen V erehrer. Im Umgänge m it D an te und P e tra rc a h atte e r die x'Vnsichten dieser M änner, die für H erstellung d er K irch en - und K lö­

sterzu ch t m it gleich scharfer Zunge, w ie es dreihun­

d e rt J a h r n ach ihnen L u th e r th a t, zu Felde zogen, angenom m en und w ie D an te so m anchen C ardinal in der Hölle braten liess, so haben« auch die Maler dem T eufel diese w ohlgenährten Spiessgesellen n ich t entzogen. E ine Hölle m alte G iotto m it dergleichen Gegenständen in P adua*), jedoch ist auch von ihm ein Bild in Assisi vorhanden, auf w elchem die Mönche den entgegengesetzten W e g nehm en, und von dem heil. Franciscus an einem G ü rtelslrick in den Him­

m el gezogen w e rd e n ; allein selbst in diesem Bilde lässt sich G iotto’s S ch alk h eit nich t v erk e n n en , denn bevor m an sich näh eren A ufschluss über diese D ar­

ste llu n g verschafft, m eint m an eher, ein H ochgcricht als eine H im m elfahrt zu se h e n , so kopfhängerisch zappeln die M önche in der Schlinge des gew eiheten O rdensstranges. D ass G iotto das schon verderbte

) In der Kirche dcll’ Arena, um das Jahr 1306, wohin ihn Dante begleitete, und ihm selbst die Angaben da­

zu gemacht haben soll. Vergl. Rossetti Pitt, di Pa- (Lova- p. 10.

M önchsleben seiner Z eit k a n n te , und eben n ic h t P a rth e i für dasselbe n ah m , geh t aus einer von ihm verfassten Canzone hervor, die handschriftlich in d e r Mediceo L aurenziana B ibliothek in F lorenz aufbe­

w a h rt w ird. D a die Spräche unverständlich, der Zusam m enhang zuw eilen etw as lose, und die In ter­

p u n ktion schw ierig is t, so w ill ich w enigstens den In h a lt im A llgem einen m ittheilen. D ie ganze C an­

zone ist offenbar gegen den O rden des heil. F ra n ­ ciscus g eric h tet; da G iotto längere Z eit zu Assisi beschäftigt w a r , fehlte es ihm nich t an G elegenheit, das T reiben d er dortigen B ettel-M önche genau k en ­ n en zu lernen. „ V ie le ,“ so heb t er an, „ lie b e n die A rm uth und sagen, dass sie ein vollkom m ener Zu­

stand se i, w e n n sie von uns freiw illig übernom m en w e rd e ,“ w o b ei er darauf anspielt, dass u n te r denen, w elch e die A rm u th so hoch rü h m en , n ic h t E in er gefunden w e rd e , der freiw illig arm sei. Es w ird h ierau f ein langes S ündenregister d erer aufgezählt, die bei strenger O bservanz ih rer R egel sich dennoch viele böse S treiche e rla u b ten , w eshalb G iotto das­

jenige n ic h t Tugend nennen w ill, w o d u rc h das G ute getilgt und viel Böses gestiftet w ird . — D enen, w elch e sich darauf berufen, dass unser H err und M eister die A rm uth empfiehlt, an tw o rte te e r: „ se id auf eu re r H u t und m issversteht ihn n ic h t; seine W o rte sind tie f und haben einen doppelten S in n , er w ill aber, dass w ir den heilbringenden w ä h le n , das W a h re, w elches darin verborgen lie g t, herausfinden und be­

denken sollen, dass e r m anches m it R ücksicht auf O rt und Z eit gesprochen.“ Z uletzt w ird m it einer S trafrede gegen die H euchler und W ölfe in Schaafs- k le id em geschlossen. — D e r Ton d er Canzone ist durchw eg ern st gehalten und e rw e c k t zu G iotto das Z u trau e n , dass er ebenso w ie seine grossen Zeit­

genossen D an te und P e tra rc a vor dem G reuel- und H eidenleben, dem sich die C lerisey ergeben, gerech­

te n A bscheu hatte.

(Fortsetzung folgt.)

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Ucber

Urzeit ircr lüttmgt in &cr 9Lt\t

aus Veranlassung der B e r l i n e r K u n s t - A u s s t e l l u n g im Herbst 1832.

( F o r t s e t z u n g . )

D e u t s c h e L a n d s c h a f t .

A n der S pitze dieser schönen Klasse ste h t J o h . W i l h . S c h i r m e r aus J ü l i c h . — W e n n es noch erlaubt w ä r e , an Elfen und A lderm änner und an S eelenw anderung zu glauben, so w ü rd e ich behaup­

te n , dieser junge M eister sei, bevor er der com plete M ensch und Mann g ew o rd en , als wrelchen ich ih n m it V ergnügen gesehen, ein d er A rt B usch- und F eldgeist gew esen, habe an W a ld w eg e n und W a sse r­

b rü ch e n , B aum w erk und G eslein in H öh’ und Tiefe b e w o h n t, w o n ic h t gar selbst gem acht und for- m irt. W clclie Stäm m e auf seinen B ildern, die dem Auge ordentlich einen T astsinn abnöthigen! W elche B odengew ächse, W u rz elk n o rrc n , G räser, dass m ich im A nschauen ein E idechsenbehagen ankom m t, drin h erum zuw ühlen! U nd w ie w ird doch w ied e r die ganze B etrachtung in der S chw ebe gehalten durch die Zusanm ienstim m ung, in w clclier das durchaus in- dividualisirte L ic h t die gediegensten Massen und Lo­

caltöne leich t und ruhig trä g t! Im m er B ew egung in d er R uhe und R uhe in der B ew egung; dieses ele- m entarischc und organische Leben und W eben in seiner S ättigung und seiner U nerm üdlichkeit; im m er ein R eichthum an M om enten, aber an den m otivir- te s te n !

B etrachten w ir S c h i r m e r ’ s H e r b s t u r m ! E in m assig-grosses B ild; aber w ie w ird der B eschauer gepackt und h ineingew irbelt in diese gekraus’te Scene, w o rin selbst das R auschen sich h a t m üssen malen lassen! J a , das R auschen; und n ic h t e tw a durch M ittel stark w o g en d er W a sse r- oder L aubm assen;

n e in , in lc ich ten , ricochctirenden Zügen, die um ei­

nige P arth ieen des Bildes herum und in seine Tiefe hineinfahren. E in B lick über das schlam m ige, zer­

w ü h lte B ett des W a ld b a ch s, der schief am V order­

grund hinfliesst, über das bew egte Schilfgras vorn, den licrcingcfallenen Baum m it gesträubten W urzeln, zerführtem Laub, nach der obern S eite, w o von der W aldesötTnung h er das Häuflein H irsche theils den B ach ü b ersch ritten h a t, theils am R ande stutzend,

Hals und bekröntes H aupt halbstolz aufw ärts dreh t und halbbefrem det durch den plötzlichen W indstoss

— n u r ein solcher B lick durch das Bild hin, und cs w ird uns von selbst e i n A nblick zum ändern führen, von dem dunkelgrünen U nterholz am vordem W a ld ­ rand, das ruhiger un ter dem D ach und trüben S ch at­

te n der E iche s te h t, von der E iche selbst und ih rer durch den R egenw ind beunruhigten K rone zu der noch trü b e re n , noch m ehr vom W in d bestreiften W aldesbiegung, aus der das R othw ild hervorkam , und von da w ied e r nebenab zur ändern W aklscite, w o B uchen, schon ganz vom H erbst geröthet, heller neben dem fliegenden S chatten stehen, der dem L uft­

zug in’s Innere des W aldes folgt. D er A them und G eist des H erbstes selbst w e h t uns aus diesem nass­

k a lte n , abcndlichdüstcrn W a ld stü ck an. In einer jenen stutzigen H irschköpfen w ahlv erw an d ten S tim ­ m ung fühlen w ir ganz den halhbangcn, halbtrotzigen S ch au d e r, w om it w ir auch sonst die bitlcrlicbcn S cherze des S p ätja h rs, diese V erfärbungen und E n t­

blätterungen gethcilt h ab en , die der S turm u n lc r klingendem Spiele vornim m t. Es ist e i n solcher Zug durch das Bild, trü b ’ und hell zugleich, w ie diese Ja h re sz e it; er reisst uns m it und w ie ein v e r­

klingender S ch rei rein ig t er sich selbst in der düstern S chönheit des Bildes.

N un die W a s s e r m ü h l e ! W ie traurig ist h ie r alles, und doch, bei dieser krystallhcllen D arstellung, w ie h eile r! E in übelgelegner P la tz , gar für eine Mühle, zw a r n ic h t ohne W asser; aber es ist nur ge­

standener Regen, ohne Fall. Alles feu c h t, öde^ und doch so liebevoll ausgesprochen, dass cs vergnügt.

An der S eite vorn ein alle r, d ü strer Baum ; an ihm vorbei fü h rt ein lo tlerh afte r S teg nach dem M ühlhof hinüber. H ier das Gebäude, aus grauem , triefendem G estein und m it schiefrichtem D ac h w e rk ziemlich hoch und th u rm artig ausgebaut. Es sieht abgedauert und lo ck er aus; w ie zum B eistand lehnen ein paar M ühlsteine an seiner S eite. E in W indstoss fegt eben vom D ach herab einen dicken W isch R egenw asser;

die W än d e sind m it Nässe b ek leid et; d er Hofgrund ist au fg ew eich t; W a sse r steht u n te r und W a sse r auf dem Steg. An der ändern S eite läuft ein kleiner, grasbew achsner Abhang h in , m it dunkelgrünen, ab- gew asclinen T annen besteckt. Z w ischen ih ren S täm ­ m en b lic k t nian hindurch auf die G egend h in te r der M ühle; ein dunkles, unheim liches Geflld. — W e r k an n hier w o h n en w o lle n ? Und doch sitzen am

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M ühlthiirm chen Tauben vor ihrem S chlag; und m it­

te n auf dem S teg sie h t in ungestörten G edanken d er M üllcrhund. D ie Mühle selbst ab er, in ih re r frosti­

gen Lage auf dem seichtcn W assergrund, h a t einen m ilden, m atten Glanz, etw as Froschfarbiges, w ie aus A ssim ilation m it den Tüm peln und Spiegeln um sie h e r ; es h errsch t zw ischen ih r und ih rer trübhellen Umgebung ein vollkom m enes Einverständniss, und in d er freudenlosen E insam keit ru h t ein G eist zufrie­

dener Beschauung.

Aus der feuchten A tm osphäre dieses Bildes kön­

n en w ir zur E rholung uns an der Ilan d desselben M eisters in die lc ichlcste Bergluft erheben. E in kleines B ildchen, voll schlichter A nm uth, versetzt uns an den obern Theil einer Gcbirgskrone. D a ist eine P a rth ie nachbarlicher Kuppen und Felsw ände, die m iteinander in die W e tte steigen, und theils k a h l, theils m it G estrüpp bew achsen, sich licht und le ich t vor dem B eschauer gruppiren, der gleichsam au f einer ganz nahen Höhe steht. E iner dieser Berg­

rü ck en ist durch eine m enschliche G ruppe belebt, eine Com pagnie junger L andschafter in leichten Rei- sek leid ern , Mappen u n te r’m A rm , Stöcke zur Hand.

A uf d er nächsten F elsplatte sind einige zusam m en­

g etreten und blickcn aufrecht und frei in b rü d er­

licher F rö h lich k eit hinaus auf eine A ussicht; E iner, d er etw as zurückgeblieben is t, klim m t in geringer E ntfernung eifrig den K am eraden nach. D ie ganze F orm ation der Bergspilzen giebt den E in d ru ck eines freien S tre b c n s ; die K unstjünger und rings der reine, scclig-heitrc A cth e r, in den sie em porgetaucht sind, bilden eine G egenw art genussreicher T h ätigkeit und frischer Befriedigung.

D agegen fühlt man sich v o r einer ändern k lei­

nen L andschaft S c h i r m e r ’s in der Stim m ung eines verspäteten W anderers. W e r näm lich vom langen G ehen aufgeregt durch eine Abendlandschaft streicht, in dessen gespannten Sinnen v erstä rk t sich noch der ohnehin phantastische E indruck, den ein tiefes Abend­

lic h t den G egenständen leiht. Mit solchen tiefen T önen leu ch tet uns diese p itto re sk e Burg au f dem A bhang, m it dem b reiten Brückenbogen u n te r ihr, entgegen; an der S eite hin au f schattige W ald u n g ; zur R ech ten der Burg in der F ern e ein B ergrücken und der offene A bendhim m el; der ganze V ordergrund in dunkler D äm m erung, aus w e lc h e r das W asse r eines gew undenen Strom es aufglänzt und funkelt.

A ugenscheinlicher aber und u nw iderstehlicher legt S chirm er’s M eisterschaft kein anderes Gemälde d a r , als die g r o s s e L a n d s c h a f t , die gewiss kei­

nem B esucher der Ausstellung entgangen ist. S c h i r ­ m e r h a t eine besondere K raft in der A rt, w ie er sein Bild d icht und b reit an uns rü c k t und die P han­

tasie gefangen nim m t; h ie r w ird diess doppelt fühl­

b ar durch die F ülle des G egenstandes, das grosse Maass des G emäldes und die um so stä rk e r hervor- treten d c V ollkom m enheit der A usführung. Am un­

te rsten V ordergrund heben aus offener W asserfläche ein ig e, maii muss sagen, aus dem Bild hcrausgrei- fende, gedrungensaftige R ohrstengel ihre sam m tenen B liithcnkolben empor. Z ur S e ite , uns zur R ech­

te n , drängt sich die üppige V egetation eines Insel- ufers heraus. D iesem n äh e rt sich ein N achen; ein Mädchen sitzt d rin , w ohlgew achsen, in bräunlichem G ew and, ein knappes H äubchen am geflochtenen H a a r; über ihr steht in dem K ahn ein junger Manu im vveissen Slaubnianlel; das R uder hat er hingclegt, und m it ausgcstrccktcm Arm ergreift er einen über­

hängenden B uchenzw eig, um den N achen, der sich zu drehen anfängt, an’s Land zu treiben. Es ist ein w undervolles, grünes L ab y rin th , w o die beiden jun­

gen L eute landen w ollen; vielleicht, dass cs in sei­

nem Innern Pfade und offene P lätzchen b irg t; hier am Ufer w erden sie Mühe haben, sich durchzuw in­

d en , solch ein w ildes Gehege bilden Baum zweige, S trä u ch e , w uchernde S uinpfgew ächse, W u rzeln und Gräser. N icht n u r die W asserpflanzen, die auf dem dunkelklaren Spiegel ru h en , und das dichte R ohr, w o zw ischen derben Bliitlicn die Libelle gaukelt; auch die B odenblätter und Pflanzen des Ufers, Laub und Bäume glänzen und strotzen von der nährenden Nähe des W assers und von frischer M orgenfeuchte. Z w ei hohe W7eissbuchen am V orsprung lehnen gleielisam auf dem phantastischen A nw uchs um sie h e r; ihre blinkende R inde ist m it dichtem , lichtgrünem Moose bew achsen. A uch das w 'eiterzurückliegende Ufer des W aldsees ist m it einem b reiten G ürtel von R ied und Binsen g erändet, und eine m ächtige W aldung von E ichen und Buchen zieht sich m it dichten Schat­

te n um den Bogen des einsam en WTassers. Muthig muss das junge P a a r sein, w ie denn auch beider Aussehen kräftig ist, dass sie in diese abgeschlossene W ildniss sich w agen. Und am frühen Morgen haben sie den See befahren; denn noch liegen auf seiner tieftönigen F läche schw ere Nebelmasscn, und feuchte

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D ü n ste v e rsc h ied e n einen T heil seiner bew aldeten B ucht. S o , u n te r der Umschliessung grüner S ch at­

te n , und v erd ic h tet vom D u ft, liegt das Velare M or­

g en lich t auf dem bläulichen W a sserp lan und au f dem b eth au te n Pflanzenreich d er In se l, gleichm ässig ein­

gesogen von jenem, stellenw eise schim m ernd auf die­

se m , doch so gesättigt ü b erall, dass die F orm en des U fers und die B ildungen dieser V egetation in der ge­

diegensten W a h rh e it, d er vollsten Lebensfarbe er­

scheinen. D as M ädchen, das ruhig im N achen sitzt, sie h t vor sich h in , erfüllt von gegenw ärtiger A n­

schauung, fast ohne das B estreben ihres Begleiters zu m e rk e n , d er einen neuen M oment der L ustfah rt v o rb e re ite t; ja e r selbst scheint, w äh ren d seiner B e­

m ühung, m it ein er F ülle von E in d rü ck en beschäftigt.

W en ig sten s h e rrsc h t ü ber das ganze Bild eine solche ruhige F eie r der gesundesten S chöpfung, dass tro tz aller quellenden K raft seiner einzelnen T heile doch n u r e i n tiefer T raum unsere B etrachtung hin- nim m t. E s ist d er w un d erb are T raum der N atur, die alles, w as sie herausbildet und schafft, doch n u r in sich schafft, und bei unerschöpflicher Bildung in tiefsinnige Selbstanscliauung versunken bleibt.

E inen vollen E ichenkranz h ä tte fü r diess B ild allein spin tüch tig er M eister verdient!

(F ortsetzung folgt.)

ü u n g t ^ l J c m c r f t t t n g c n

a u f e i n e r R e i s e in D e u t s c h l a n d , im S o m m e r 1832*

( F o r ts e t z u n g .)

H a l b e r s t a d t .

(H ie r z u e in lilh o g ra p h irter U m r is s .)

Ic h sah die L icbfraucnkirche in ihrem w üsten, baufälligen Z ustan d e, der keine F eier des G ottes­

dienstes m ehr zuliess. Sie w a r voller S taub und S ch m u tz , die Stühle w acklich und zum T heil zer­

b ro ch e n , m ehrere G räber auTgerissen; eine w id e r­

w ärtig e Kcllcrluft herrsch te darin. Zu m einer grossen F reu d e aber en td ec k te ich an den W änden, w elche die A rm e des K reuzes von dem m ittleren R aum e tre n ­ nen un d an denen, auf der inneren S e ite , die Chor­

s t ü h l e'befindlich sind, sehr a lte , aber schüngearbci- Iclc grosse Reliefs. Ich zeichnete eines derselben.

D iese, aus einer G ypsm asse gearbeiteten Reliefs bestehen au f jed er S eite aus sieben Bogenstellungen, w elc h e durchaus den C h arak ter der byzantinischen A rc h ite k tu r tra g e n ; in den also angedeuteten N ischen sind die F iguren von H eiligen en th alten : und zw a r auf der südlichen W a n d Maria m it dem K inde und zu ih ren S eiten je drei A postel, auf der nördlichen C hristus m it den übrigen sechs Aposteln. Maria ist in dem K ostüm d er röm ischen M atronen, w ie ge­

w öhnlich in frü h erer Z eit, dargestellt, doch m it blos­

sem H aa r, w elches in zw ei la n g e, vorn h ernieder­

hängende Zöpfe geflochten is t; das K ind ist beklei­

det. D ie F igur C hristi auf der nördlichen W a n d ist ebenfalls in d er gew öhnlichen S tellung, in d er L inken ein B u ch , die schw örende R echte offen v o r d er B rust haltend. D iese nördliche S eite en th ält die w ahrscheinlich gleich alte Bemalung d er R eliefs, auf d er südlichen S eite sind dieselben dick w eiss ü ber­

tüncht. Es fällt uns an diesen F iguren v orerst ein gewisses längeres V erhältniss auf, zuw eilen auch eine A ndeutung je n er e ig e n tü m lic h e n V erschrobenheit in den S tellungen und jen er sonderbaren D ickbäuchig- k e it, w elch e als besondere M erkm ale an den K unst­

w e rk e n des eilften Jah rh u n d erts zu betrach ten sind.

S odann aber zeichnen sie sich v o r anderen W e rk e n d er Z eit d urch den A usdruck eines fre ieren , w ü r­

digeren C h a ra k te rs, durch eine gew isse W e ic h h eit d er F o rm e n , durch lebendigere L inien in der G e­

w andung und feinere A usführung derselben, und end­

lich durch reineres Ebenm aass und grösseren A del in den erh alten en K öpfen, vornehm lich in dem K opfe C hristi, sehr v ortheilhaft aus.

W a s nun eine nähere B estim m ung des. A lters dieser Reliefs betrifft, so sind sie w enigstens älter als je n e, im Ja h re 1146 vorgenom m ene R estauration der K irch e ; denn die W an d p feiler, w elch e die Ge- w ölbgurten in der M itte des K reuzes trag e n , sind, jene B ogenslellungen der Reliefs durchschueidend, ü ber dieselben bereits vorgebaut. So finden sich auch noch einige, obschon spätere V orbaue: auf der nördlichen S eite näm lich ein A ltar, w elch er die F i­

gur C hristi, von den Kniecn a b w ä rts, v erd e c k t; und a u f der S üdseite ein A ltar m it drüberstehendem gros- sem gothischem la b e ru a k c l, dessen zw ei hintere P fe ile r vor den b eid en , der Maria zunächst befind­

lichen A postel stehen und dieselben auf diese W eise v o r Beschädigungen des Kopfes geschützt haben. — Z u bem erken ist endlich noch das sehr schöne

(7)

i'.ßjugferdcZ'.

(8)
(9)

103

S ch n itz w erk an den C horstühlen der L iebfrauen­

kirche.

(F o rtsetzu n g folgt.)

S t u n s t l i t c r a t t t r *

Leben und Werke des Dänischen Bildhauers B e r t e l T h o r w a l d s e n , dargestellt von J. M. Thiele, Prof. und Secretär an der Königl. Akademie der Künste zu Kopen­

hagen. I. Thl. mit 80 Kupfertafeln und einem facsimile. Leipzig, 1832. B erlin bei S ch en k und G erstäcker.

W e n n von bedeutenden A esthetikern die O bjek­

tiv itä t eines K unstw erkes m it R e ch t als eine der ersten F orderungen an dasselbe hervorgehoben w ird , und m an die A ntiken so w ie R aphael ihrethalb vor­

züglich b ew undern w ill, so haben w ir dennoch erst n euerlich bei dem letzteren gesehen, w ie durch D ar­

stellung der Um stände und L ebensverhältnisse, u n te r w elch en seine W e rk e entstan d en , auch diese selbst an Bedeutung gew innen können. J e ferner uns die L ebenszeit eines K ünstlers lie g t, desto schw ieriger w ird die U ntersuchung; um so m ehr m üssen w ir es dem H errn V erfasser D an k w isse n , dass er keine M ühe gespart h a t, schon je tz t die einzelnen, zum l l i c i l dunklen M omente im L eben des grossen Tlior- w aldsen aufzuklären und zusammenzufassen, w ährend dieser selbst noch in rüstigster T hätigkeit fortschreitct.

D as Beginnen w a r um so schw ieriger, da T horw ald- sen bekanntlich einst e rk lä rte , dass er lieber zw ei B üsten m odellire als einen B rief schreibe, und er dem Verf. k einen Aufschluss über seine Jugendzeit p e r­

sönlich zu geben verm ochte, sondern n u r au f die E rinnerungen alter F reunde verw iess. Mit grösser Hingebung für sejnen X w c c k verschaffte sich der erf. nun durch m ündliche N achrichten, durch Briefe, A rchivnachrichten, und durch Znsam m enstellung der versc le ensten über den K ünstler erschienenen No­

tiz e n , einen genauen U eberblick des ganzen Lebens- ganges, und th e ilt uns in dem vorliegenden W e rk e die ausführlichen R esultate seiner Forschungen mit.

M der h ohen A ch tu n g, w e lc h e f e K ^ U c r auch unter uns g e n ie sst, denen seine W erk e m eist nur

durch Abbildungen bek an n t w u rd e n , w ird es n ic h t unerw ü n sch t sein, w en n w ir einen kurzen Abriss seines Lebens nach dem vorliegenden W e rk e m it­

theilen.

B ertel T horw aldsen w a rd am 19. Novbr. 1770 zu K openhagen geboren, w o sein V ater als Schiffs­

bildhauer ein dürftiges Leben führte. D erselbe w a r k u rz zuvor aus Islan d , seinem väterlichen S tam m ­ lan d e, nach der dänischen H auptstadt gekommen.

Seine V orfahren lassen sich auf Island bis ins vier­

zehnte Ja h rh u n d e rt hinaufverfolgen, und nim m t m an die Stam m bäum e der N ebenlinien h in z u , so stehen an der S pitze die Könige H arold H ildetand von D ä ­ nem ark im sechsten Ja h rh u n d e rt und Magnus B arfod im zw ölften. N icht w en ig er glänzen darin die be­

rühm ten Sam m ler der altern und jüngern E dda und d er prachtliebende H äuptling in den T h älern , O luf P a a , von dessen reichem , m it B ildw erk geschm ück­

tem Festsaale die Sagen erzählen. D ennoch ist selbst d er G eburtstag unseres K ünstlers zw eifelhaft, und er selbst sagte auf Befragen: „ d a s w eiss ich n ic h t; am 8. März kam ich aber nach R om .“ N u r nach vie­

lem Z uredeu erlaubte es der V ate r, dass sein S ohn vom I l t e n Ja h re an die A kadem ie besuchen durfte, und w ünschte sich eigentlich h ierdurch n u r einen Gehülfcn zu erziehen, w ie er denn auch erst zw ei Ja h re darauf, durch Hülfe des S ohnes, anfing die Schiffsschnäbel zu verzieren. Man erzählt, dass Ber­

te l, w elc h er dem V ater stets das Essen auf die W e rfte b ra c h te , häufig den Meissei ergriff, w äh ren d dieser beim Essen abw esend w a r , und schw eigend seine Figuren verbesserte.

Iin Ja h re 1786 tr a t er in die M odcllschule ein, w o er zuerst u n te r L eitung des Professors Abild- g aard , der sich seiner v äterlich annahm , und den w esentlichsten Einfluss auf ihn ausübte, in T hon zu m odelliren anfing, und bald darauf die kleine silberne Medaille erhielt. S ein damaliger C harakter w ird uns als sanft und gutm iithig geschildert, zugleich aber auch in sich gekehrt und schweigsam. Seine W o rte w aren k u rz , und in gerader N atürlichkeit drollig treffend. N och lieber an tw o rte te er w äh ren d der A rbeit durch N icken oder S chütteln des Kopfes.

W u rd e sein R alli bei einer Z eichnung verlangt, so gab er sein U rtheil nach einem kurzen Blicke auf den G egenstand, n u r durch einen Fingerzeig. Mit liebender Seele lebte er in seinen W erk en , w äh ren d ihm Alles um her frem d und gleichgültig blieb. M it

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dem selben ruhigen Flcisse führte er seine Z eichnun­

gen vom S ch eitel bis zur Fusssolile aus; ihre Um­

risse w a re n so schw ach angelegt, dass sie kaum sich tb ar w urden.

Um diese Z eit wTard er vom P ro b st H o y er zur Einsegnung vorbereitet, un d sass w eit unten zw ischen den übrigen arm en K indern. Eines Tags hö rte der P ro b st den N am en T horw aldsen und fragte: „ I s t cs e tw a B e in Bruder, der vor K urzem die Medaille ge­

w o n n en h a t ? “ Als dieser aber a n tw o rte te : „ ic h bin cs selbst,41 w u rd e der P ro b st so überrascht, dass er ihn sogleich oben h in se tz te, und nach h er im m er

„ M o n s i e u r T h o r w a l d s e n “ anredete. N ach den vielen später gehäuften Ehrenbezeugungen erin n e rt sich noch je tzt der K ünstler häufig dieser Jugcnd- geschichte.

D u rc h einen ruhenden A m or, der noch vorhan­

den und h ie r m itgetheilt w ird , erw arb e r 1789 die grosse silberne M edaille; doch blieb er auch je tz t n u r gegen den W unsch des V aters auf seiner kü n st­

lerischen L aufbahn, w ährend er für diesen, w ie die U m stände es erforderten, O rnam ente in Holz schnitzte, Basreliefs m odcllirte, P o rtraits zeichnete oder m it dem Meissei in S tein arbeitete. Von diesen A rbei­

te n sind noch m ehrere in K openhagen vorhanden.

Als die P reisbew erbung um die kleine goldene M edaille lie ran n ah tc, h a tte sich T horw aldsen m it drei F reunden zu w ö chentlichen Versam m lungen v er­

b u n d en , um sich durch freie C om positionen darauf vorzubereiten. W ährend die U ebrigen sich noch ü ber die Auffassung d er Aufgabe m it einander be­

sprachen, h atte er n icht selten diese schon vollendet, un d beschäftigte sich sodann w äh ren d des G espräches m it Z eichnen auf P apicrschnilzcln, m it M odelliren in T hon, oder auch in Erm anglung desselben in W eiss- brod. T rotz dessen h atte T horw aldsen eine innere S ch eu vor dieser P reisb ew erb u n g , und h ätten ihn seine F reunde n ic h t m it G ew alt hinzugezogen, so W'ürde er den Term in haben verstreichen lassen.

Am 1. Ju n i 17£)1 m usste jeder C oncurrent in ei­

n e r abgesonderten Loge di^, Skizze en tw e rfe n , nach w e lc h e r b eurtheilt w urde, ob er zur P reisbew erbung zugelassen w erd en sollte. N ach seiner sp ätem E rk lä­

rung w a r dieser M oment besonders ängstlich für ihn, da ih n einerseits der G edanke fürchterlich peinigte, dass e r zurückgew iesen w erd en k ö n n te , und andererseits

seine Eni w ürfe ihn selbst noch w enig befriedigten.

N achdem er bereits die Aufgabe erh a lten , soll er heim lich die Loge verlassen haben, um sich der Auf­

gabe zu en tzie h en , und durch eine N ebentreppe b e­

reits an den T horw eg gelangt sein , w o ihn zufällig ein Professor tr a f, und durch kräftiges Zureden zur R ü c k k ch r veranlasstc. In 4 S tunden e n tw a rf er nun die Z eichnung „ d e s a u s d e m T e m p e l v e r j a g t e n H c l i o d o r u s “ und vollendete das R elief in zw ei M onaten m it solchem Beifall, dass ihm am 15. Aug.

die kleine goldene Medaille zuerkannt w urde. Wreim in diesem R elief m ehrere R em inisccnzen an R aphael n ic h t zu verk en n en sin d , so spricht sich dennoch seine spätere E ig e n tü m lic h k e it hierin schon deutlich aus, und noch m ehr in den darauf folgenden Reliefs

„ A c h i l l e s u n d P r i a m u s “ so w ie „ H e r k u l e s u n d O m p h a l e “ durch nalürliche G ruppirung und grossartige Umrisse. D ies letztere W e rk arbeitete er auf A bildgaard's V eranlassung, gleichsam in Con- currenz m it dem R elief „ B a c c h u s u n d A r i a d n e 4t vom D irek to r G ottfried Schndow in Berlin, w elches derselbe 1792 bei seiner D urchreise durch K opea- liagen als R eceplionsstiick für die dortige A kadem ie m o d e llirte , nnd erh ielt den u n g e te ilte s te n Beifall,

(F ortsetzung folgt.)

K U N S T - A N Z E I G E N ,

Im Kunstverlag von W . Creuzbauer in Karlsruhe er­

scheinen nächstens:

Umrisse zu Dantes göttlicher Comedie,

in 3 Lieferungen: Hölle, Fegfeuer und Paradis# mit Text in italienischer, deutscher, englischer und französischer Sprache. Ungefährer Preis für die Liefrung, elegant ge­

bunden 1 Rthlr. 15 Sgr.

Bestellungen nimmt G e o r g e G r o p i u s an.

G e s c h i c h t e u n d T o p o g r a p h i e d e r R J ie in - U fe r v o n C ö ln b is M ^inz, mit den schönsten Ansichten, ge­

zeichnet von W , T o m b le s o n in L o n d o n , und von den ersten Künstlern daselbst in Stahl gestochen, ls bis 12s Heft, 24 Hefte werden erscheinen.

Subscriptionspreis für jedes mit 3 Ansichten und Text in deutscher, englischer und französischer Sprache Sgr.

auf ehin. Papier und in 4to 12£ jSgr. Nach Erscheinen des 12ten Heftes tritt der erhöhte Preis von 8^ und l7£

Sgr. ein. B e r l i n b e i G e o r g e G r o p i u s .

Gedruckt bei J. G. B r ü s c h e k e , Breite Strasse Nr. 9.

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