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Philosophie und Leben. Jg. 4, H. 9 (1928)

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Academic year: 2022

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*|p>i)tiofopi)te unb Heben

4. JAHRGANG + 9. HEFT + SEPTEMBER 1928

„ 3 m iDtettße bet tDolfegetnheit erftrebt untere Je itfd jrtft eine fad)«

lOft Stusfprachc ber öerfd^tebenen toeltanf^aulichen S tiftu n g e n .“

D er ©eiff, fein 28eg unb feine brei 53erroan5- hingen

Von (Eugen Oert el (gorffefcung aus §eft 8)

6 . Abfdinitt VWlensfreibeit

Aber alles bisher ©efagte hat nur bann einen ©inn, wenn bet SSRenfch nicht bas Opfer feiner Staturanlage ober fonftiger übermächtiger ©e=

»alten ift, fonbern fich frei beftimmen tann.

®amit finb toir bei einer ber umftrittenften fragen, bei ber grage ber menfchlichen SBillensfreiheit angelangt.

©ie richtige ßöfung läfet fid) nur finben, toenn toir uns »ergegenwär- tigen, bafe ber SJlenfch feinem Söefen nad) göttlichen Urfprungs unb baju beftimmt ift, ein richtiges Kinb ©ottes 3 U toerben, bas feinem Vater ähn­

lich ift, oor allem alfo auch gottähnlid>e greiheit befifct.

Söenn toir uns nun weiter oergegenwärtigen, bafe biefes Siel wefent- lid) burd) eigene Arbeit erreicht toerben foll, fo ertennen toir, bafe biefe Gnttoidlungsarbeit unmöglich jtoangsläufig oor fid) gehen fann, fonbern freie Sat bes feinem Siele jueilenben freien ©elftes fein mufe.

©etoife ift bas Siel gottgewollt unb wahrfcheinlid) ift es fein Söille, bafe jebes Atom ber ©d)öpfung wieber einmal ben Suftanb ber Vergeiftigung erreicht, aber bie Vergeiftigung ber einaelnen menfdjlichen ^Perfönlichfeit ift Aufgabe unb Arbeit bes feiner felbft, feines Sieles unb feiner Verant­

wortlichfeit bewufet geworbenen 3d>s. 93ei ben ©dritten, bie er auf bie­

fem Sßege tut, bei ben Sntfchlüffen, bie feine Sntwidlung jum ©uten, 3 um ©eiftigen hin förbern, mufe er frei fein unb ift er frei.

Saran wirb felbftoerftänblid) aud) burd) ben Umftanb nichts geänbert, bafe gnabenoolte f>änbe bem guten Söerfe bauernb ihren ©egen fpenben unb wo es nottut aud) mit jugreifen.

Oft ber 9Dtenfd) aber aud) frei ba, wo er fid) nicht für bas ©ute, fon­

bern für bas 25öfe entfdjeibet?

SBer böfe, bas ift felbftfüd)tig, hanbelt, „fud)t fid) felbft", er geht nicht weiter auf bem gottgewollten (Entwidlungsweg, fonbern tritt fojufagen

^tyH oIopbie unb Seben. 1 Y . 1 7

(2)

2 4 6 S e r © e i f t , { e i n 3B e g u n b f e i n e b r e i 9 3 e r » a n b l u n g e n

auf bet ©teile: ©elbftfüchtige Kräfte, oor allem bie ©iet nach Befifo »on

©aefjen unb SUtenfcben, Übergebung, Eitelfeit, §>afe, ©djabenfreube, Netb,

©innlichfeit, aber auch Vorurteile unb gurcht jeber Art, bie mit ber Ent­

widlung bes 3d) ebenfalls herangewachfen finb, haben oon ihm Befifo er­

griffen unb halten ihn feft.

©ie geben auch bie Beweggrünbe für feine Entjcfjeibungen ab.

3ebe Entfcheibung, welche aus einem f e l b f t f ü c h t i g e n B e w e g - g r u n b e getroffen wirb, ift u n f r e i , benn fie fteht unter bem Swänge bes felbftfüchtigen 3d). 3ebe Entfcheibung bagegen, welche aus bem Be- weggrunbe ber © o 11 e s l i e b e ober ber 91 ä d) ft e n l i e b e ge­

troffen wirb, ift f r e i , benn fie bebeutet einen ©chritt »orwärts auf bem SBege 3 um Siele ber Vergeiftigung unb bebeutet zugleich eine Abfage an bas {elbftfüchtige 3ch unb eine Verneinung feiner f>errfd)aftsanfprüche.

Bin ich nun aber in ber Auswahl ober richtiger ausgebrüdt in ber S ö e r t u n g ber B e w e g g r ü n b e frei ober unfrei?

Auch hier fann bie Antwort nur lauten:

SBer einen felbftfüchtigen Beweggrunb für fein f)anbeln beftimmenb fein läfet, gibt eben baburd) au erfennen, bafe er unfrei tft; wer einen Be- weggrunb ber ©ottesliebe ober ber Nächftenliebe oorgieht, befunbet eben baburd) Me greiheit feiner Entfcheibung.

Etwas anberes ift bte grage ber V e r a n t w o r t l i c h f e i t , gür fmnblungen aus felbftfüd) tigern Beweggrünbe wirb ber fjanbelnbe trofo feiner Unfreiheit bann oerantwortlid) fein, wenn er wufete, bafe er felbftfüchtig, bas helfet aus unberechtigter Eigenliebe hanbelte. Senn wer bewufet aus unberechtigter Eigenliebe hanbelt, begeht ©ünbe. Auf feine Unfreiheit fann er fich 8 U feiner Entfchulbigung nicht berufen, unb 3 War beswegen nicht, weil er bas Unberechtigte feines felbftfüchtigen Übergriffes gefannt hat unb bte P f l i d j t h a t t e , burd) f >a nbl ungen ber

© o t t e s - unb Nä c h f t e n l i e b e bie gut e n K r ä f t e f e i n e r

©e e l e fo 3 U f t e i g e r n , bafe fi e über bie böf en K r ä f t e ber ©el bf t f ucht bte O b e r h a n b g e w i n n e n unb w e i l er bi ef e P f l i c h t nicht e r f ü l l t hat-

Sie Nichterfüllung ber Pflicht 3 ur Entwidlung bes ©uten in uns begrünbet eine Verantwortlichfeit aud) bann, wenn ein pofitioes fünbhaftes fjanbeln nicht bamit oerbunben war. Aus biefem ©runbe hat Efjriftus im ©letchnis ben Knecht verurteilt, ber bas ihm anoertraute

‘’Pfunb nicht oermehrt hatte, fonbern es 3 urüdgab, wie es ihm oon feinem

§>errn übergeben worben war1).

9ftit ber Unterfcheibung swifdjen ben fjanblungen aus felbft f ü d) t i g e n Veweggrünben einerfeits unb ben f>anblungen aus felbft l o f e n Beweg-

J) Sufas 19,13—26.

(3)

® e r © e i f t , f e i n 3B e g u n b f e i n e b r e i V e r w a n b l u n g e n 2 4 7

grünben anbererfetts tjaben toir bic beiben ^ole gewonnen, jwifchen benen bie Willensentfcf)eibungen bes 2Renfd)en liegen.

©er eine ^3ol Reifet: Unfreiheit, ber anbere: greiheit.

©ie (Entwidlung bes SRenfdjen befteht in einer Wanberung oom “^ol ber Unfreiheit jum ‘’Pol ber greiheit. 2 Ran fann aud) fagen: Oe »etter unfere (Entwidlung fortfchreitet, um fo mehr entwachfen » ir ber Unfrei­

heit unb wachfen in bie greiheit hinein.

©te grage, ob ber SRenfd) Willensfreiheit befifot ober nicht, fann baher nicht allgemein, fonbern nur mit Nüdficht auf einen beftimmten einzelnen SUlenfchen beantwortet werben, unb jwar bahtn:

S r befttj t W i l l e n s f r e i h e i t tn bem gl ei chen SJtafje, i n b e m erfi ch oon b e n g e f f e l n ber © e l b ft f u ch t f r e i ge*

m a ch t h a t.

©te ©renje jwifchen greiheit unb Unfreiheit ift alfo abhängig oon bem jeweiligen (Entwidlungsftanbe unb oerfchiebt fich mit biefem. ©o ift 3 . 23.

bie Nahrungsaufnahme bes Urmenfchen zweifellos als eine triebhafte un*

freie Hanblung anjufehen, währenb ber fortgefdjritetne SJRenfch jwar auch Hunger unb ©urft ftillen will, barüber hinaus aber beftrebt ift, burch ©peife unb Sranf feinen Körper als Wohnfifc unb Werfjeug feiner

©ott entftammenben ©eelen* unb ©eiftesfräfte in einem angemeffenen unb würbigen ©tanbe ju erhalten. Hier fehen wir, wie im Saufe ber (Ent»

widlung ein finfterer Srieb bem Sichte einer geläuterten (Erfenntnis ge*

wichen unb jwangsläuftges Sun ju freiem Hanbeln gereift ift.

Ommer mehr aus bem ginfteren tn bas Helle, aus ber Unfreiheit in bie greiheit 3 U gehen ift Aufgabe bes 9Renfd)en. geftjuftellen, auf welchem fünfte biefes feines Weges ber (Einseine im gegebenen Augenblid gerabe angelangt ift, eine äufeerft fchwterige Aufgabe, ©enn nur feiten wirb ein einjiger 33eweggrunb mafegebenb fein, meiftens gehen mehrere neben*

einanber her; häufig werben fie nicht alle bewußt, fonbern ein Seil oon ihnen wirft im Unterbewufetfein; ja es fann fein, bafe ber bewufete 33e*

weggrunb, ber im guten ©lauben für ausfdjlaggebenb gehalten wirb, es gar nicht ift, fonbern ein anberer unbewufeter; nicht feiten auch wirb ber eine 33eweggrunb ein felbftfüdjtiger, ber anbere ein felbftlofer fein, ober ein 33eweggrunb ift in fich gemifcht, 8 - 33. ein Hanbeln aus einem teils felbftfüdjtigen, teils felbftlofen Stebesgefühl heraus.

On oielen gälten fommt es jur 33ilbung eines bewufeten Willensent*

fchluffes überhaupt nicht, fo namentlich bei Hanblungen, bie gewohnheits*

mäfeig, mechanifch ober aus ©pteleret oorgenommen werben.

On oielen anberen gälten enblich ift jwar ein Willensentfdjlufe oorhan*

ben, wtr finb aber nicht imftanbe, feftjuftellen, bafe ber 33eweggrunb felbftfüchtig ober aber felbftlos gefärbt ift, fonbern halten ihn für farb­

los unb bie Hanblung infolgebeffen für gleichgültig. Hier wirb bennoch

1 7 *

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2 4 8 © e r © e t f t , f e i n SB e g u n b f e i n e b r e i S S e r w a n b i u n g e n

meift eine gärbung in einer ber beiben Dichtungen oorbanben fein, bod) ift fie uns beswegen »erborgen, toeil fie aus ben unterbewußten Schichten ber Seele ftammt. 3n folcben gälten bleibt alfo nur übrig, auf bie allge- meine Siegel aurüdaugreifen:

S e r 2 ö t l l e b e s 3 R e n f d > e n t f t f r e i , f o w e i t e r i m f t a n b e i f t , f e i n e S e l b f t f u d > t a u ü b e r w i n b e n .

7. Abfcbnitt

Ser 5Beg unb bie brei Verwanblungett bes ©eiftes

Ser große fosmifcbe Vorgang, mit bem wir uns bier befdjäftigen, läßt ficb in wenigen SBorten tennaeicbnen: (Es banbelt ficb um eine oon ©ott ausgebenbe unb wieber au tbnt aurüdfebrenbe Bewegung bes ©eiftes, wobei ber ©eift in (Stoff unb biefer wieber tn ©eift aurüdoerwanbelt wirb. 33erftofflid>ung bes ©eiftes — Vergeiftigung bes Stoffes, fo lauten bie 3nfd)riften ber Safeln, welche bem ©etfte bie Stiftung feines f>in=

unb 3tüdweges weifen.

Aber er febrt anbers aurüd als er gegangen ift. Auf bem 9tüdweg er=

lebt er ein awettes unb ein brtttes Abenteuer: er wirb nod) aweimal oer- wanbelt. Unb fo fommen wir au einer Srittelung bes ‘ffieges. Sas erfte Stüd ift ber 5öeg bes ©eiftes in bie SERaterie, ficb baburd) »ollaiebenb, baß bie geiftigen Kräfte anfangen ftofflicb au fcbwtngen, wie wir gefeben haben auerft ätberifd), bann feurig-gasförmig, barauf feurig=flüffig, enb- Iid) feft, 3 um Seil erftarrt, mit gana geringen Spuren feelifdjen ßebens, bas ©etftige, wenn aucb gewiß nod) »orbanben, fo bod) ©erborgen, fcblafenb unb nicbt erfennbar: ein tiefer galt, ein Verluft oon Abel unb 2 Bürbe, eine Verftoßung in bie ginfternis — fcheint es nicbt ein un- finniges Spiel au fein, mit bem ein fdjrullenbafter, gefübllofer, übermäcb- tiger ©eift ficb bier beluftigt?

Aber was tut ber Verftoßene? Sr beginnt ficb ?u regen, aetgt, baß et nodb lebt, fängt an au arbeiten, wenn aucb sunäcbft im Stenfte ber 3Ra=

terie, empfinbet fid) mebr unb mebr als eigenes 3cb unb gewinnt fcbließ- lid) bas flare Sewußtfein feiner felbft. Sam it bat er bas aweite Srittel feines 2 öeges aurüdgelegt unb wir erfennen nun, baß jene graufame (Ent­

fernung, jene Verbannung aus bem 33aterbaufe für ben ©eift notwenbig war, bamit er ficb aur Selbftänbigfeit, aum Sonberwefen, aum 3cb ent­

wideln fonnte. Sas ift feine aweite Verwanblung.

Unb nun macbt er fidb an bas lefcte 3Beg=Srittel: Sie Sftüdfebr in bas Vaterhaus. Sas ift aber nicbt mebr eine VSanberung, fonbern ein Höhen­

flug. Sie Schwingen baau warfen ibm, inbem er fein 3cb aus einem

bloßen Seelenwefen (3d)=ßiebe) tn ein geiftiges SBefen (©ottes- unb

Slädjftenliebe) umgeftaltet. Surd) biefe feine britte Verwanblung fcbafft

er fid) bie 3Röglid)!eit ber Vereinigung mit bem Vater.

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© e r © e i f t , f e i n SB e g u n b f e i n e b r e i V e r r o a n b l u n g e n 2 4 9

©o ift er als namenlofe geiftige Kraft com Vater ausgegangen, als geiftige ^erfönlichfeit, als Kinb ©ottes teljrt er jurüd.

Siefe 9tüdfebr hat aber nicht ein Untertaueben, ein fich Auflöfen in ber ©ottheit 3 ur golge, benn bie ihrer felbft bewußte 3d)=^erfönlid)teit ift eine geiftige Errungenfchaft, bie, einmal erlangt, nicht mehr oerloren gehen fann.

8 . Abfchnitt

Sie ©enbung Ebriftt

Sinftweilen aber hat es mit biefer 3tüdfehr nod) gute Sßege.

Als bas öd) erwachte unb anfing fid) als ein felbftänbiges SBefen ju empfinben, oergaß es auf feinen Urfprung unb oon bem naturgemäßen

©treben ber ©elbftbehauptung oöllig in Anfprud) genommen, hörte es bie leife ©ottesftimme in feinem 3nnern nicht mehr unb in immer ftärfer unb rüdfichtslofer werbenber Schriebe griff es über bie oom göttlichen 3Billen gesogenen ©rennen hinaus, brach in bie 5ted)te ber SSJtitmenfchen unb bie 9ted)te ber 3Tier= unb ^Pflanjenwefen ein unb eröffnete baburd) ben Kampf ums Safein, ber unfere Sebensorbnung heute noch beherrfcht.

Samit war basjenige gefd)ehen, was bie Vibel als bie Vertreibung aus bem ^arabiefe fchilbert, nur mit bem Unterfchiebe, baß bie Vertreibung nicht burd) einen Engel erfolgt ift, fonbern baß ber SKenfch fid) felbft Der- trieben, bas heißt, eine geiftige Haltung in fich ausgebilbet hatte, bie notwenbig ju Verfehlungen gegen bas göttliche ©ebot unb bamit jur Veenbigung bes parabiefifchen 3 uftanbes führen mußte.

9lur in wenigen SÜRenfchen blieb bie Erinnerung an ben U r f p r u n g aus göttlichen Kräften lebenbig. 9licht anbers ging es mit bem 3ftenfd)=

heits 3 i e l e : 9lur wenigen blieb es bewußt, baß bas 3 iel ihres ßebens abfeits oom 3d) unb jenfeits bes gegenwärtigen Safeins in ber Ver- geiftigung liege. Vkitaus bie meiften SERenfchen erblidten es in ber mög- lichften ©tärfung bes 3ch unb in ber ausgiebigen 33efrtebigung feiner materiellen SSebürfniffe, ohne 9tüdfid)t auf bas SBohl unb SBehe ber SRitmenfchen unb erft red)t ohne 9tüdfid)t auf bie ©ebote einer über ber Söelt ftehenben, biefe leitenben unb fittlidjen fielen 3 uführenben ©ottheit.

SBenn bas fo weiter ging, mußte bie Entfrembung bes SSRenfchen oon ber

©ottheit immer größer unb bie Ausfid)f, baß bie SDtenfdjen fid) 3 u rich­

tigen Kinbern ©ottes entwtdeln, immer geringer werben.

Sin foldjer Verlauf ber Singe aber wäre im VMberfpruch mit bem göttlichen f>etlsplane geftanben, ber nicht will, baß ein einiger oon ihnen oerlorengehe.

fjier beburfte es bes Eingreifens einer höheren SRacht. 3 e f u s

E h r i ft u s war es, ber bie Aufgabe übernahm, ben SKenfchen bie not-

wenbigen Srfenntniffe 3 u übermitteln:

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2 5 0 S e r © e i f t , f e i n SB e g u n b f e i n e b r e i 3 3 e r t o a n b l u n g e n

bafe fie göttlichen Urfprungs — ©ott ihr Vater unb fie feine Kinber — finb;

bafe ihr Siel bie Stüdfehr gu ©ott ift;

bafe fie btefes Siel nur burcf) Befämpfung ihrer Selbftliebe unb beren Einfchränfung auf bas berechtigte SEftafe unb burd) ein oon ©ottesliebe unb Nächftenltebe erfülltes Seben erreichen fönnen.

SBas bie (Schrift über bie Slusgiefeung bes heiligen ©eiftes berichtet, bebeutet eine fiilfe oon oben gur Umbtlbung ber feelifchen 3<he in geiftige.

9. Slbfchnitt SBieberoerförperung

SBir bürfen bas Seben eines SEftenfchen nicht mit feinem biesmaligen Safein gleich fefeen, fonbern müffen uns oergegenwärtigen, bafe er f)ö<hft=

toahrfcheinlich oor biefem Safein bereits in einer materiellen SBelt gelebt hat unb nach biefem Safein wieberholt in einer materiellen SBelt leben toirb.

Senn als mir oben ben SBeg betrachteten, ben ber ©eift gurüdlegen mufe: fein (Eintauchen in bie SJtaterie, fein Slufenthalt in ihr unb fein fierausioachfen aus ihr, haben mir uns übergeugt, nicht nur bafe biefer SBeg langwierig, fonbern auch bafe er höchft fd)toierig ift, ba er auf eine innere, bem natürlichen 3d) wiberftrebenbe Umftellung hinausläuft unb biefe Umftellung nur burch eigne Slrbeit herbeigeführt werben fann.

(Es ift wenig wahrfcheinlich, bafe ©ott uns in bas Seben gerufen hat, bamit wir ihm ober uns bie Sangeweile möglichft angenehm oertreiben follen, oielmehr bürften faum Swetfel barüber beftehen, bafe bas ge=

fchehen ift, um jene Slrbeit gu »ollbrtngen unb bafe bie Sebensumftänbe unb Verhältniffe, in benen wir uns befinben, feinen anberen 3 wed haben als ben, uns Slufgaben gu ftellen, bie wir gu löfen hoben unb burch beren Söfung wir jene (Entwicklungsarbeit oerrichten fönnen.

Saher wirb auch in allen gälten nur eine Söfung richtig fein, burch bie unfere Seele unb bie Seelen ber übrigen Beteiligten in ihrer (Entwidlung geförbert werben. Eine fold>e Söfung fann nur erwartet werben, wenn wir oon unberechtigter Selbftliebe frei uns Dom ©eifte ber ©ottes* unb Nächftenliebe leiten laffen.

3ft bas aber nicht gefchehen, h<*t bas eingeförperte ©eiftwefen bie Sebensaufgaben feines gegenwärtigen materiellen Safeins nur oom ©e=

fichtspunfte ber Selbftfucht aus behanbelt unb gu löfen »crfurfjt, fo mufe ihm in einem erneuerten materiellen Safein ©elegenheit gegeben werben, eine beffere Einficht gu betätigen unb bas SJerfäumte nachguholen.

Siefer Schlußfolgerung ausguweichen bürfte faum möglich fein. Samit

aber werben wir gur Sinnahme ber SBieberoerförperung gebrängt. Safe

biefe gerabe auf unferer Erbe ftattgufinben höbe, ift nicht gejagt. SBir

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D e r ( Se i ft, f e i n 5B e g u n b f e i n e b t e i 3 3 e r » a n b l u n g e n 25 1

»erben annehmen müffen, bafe bie Seele nad) bem lobe 33er»anblungen burchgumachen bat, beren Zahl unb Befchaffenheit abhängig ift oon bem Mafe ihres guten SBülens gum 33or»ärtsfommen. Bei ben Ver»anb=

lungen »irb bie Seele bie oerfchiebenften Erfcheinungsformen annehmen unb fie »irb auf grobftofflichen unb feinftofflichen Ebenen auftreten. 3m allgemeinen »irb angunehmen fein, bafe mit fortfchreitenber Entroidlung ein 2 lufftieg gu immer feinerer Stofflichfeit ftattfinbet. Eine Ausnahme btlben gälle, »o ein höherer ©eift in bejonberer Senbung auf einer grob materiellen SBelt fich oertörpert, »ie es bei 3efus Ehriftus unb anberen Menfchheitslehrern ber gall »ar.

10 . Slbfchnitt Sie 2 lufgabe bes Menfchen

3e »eiter bie Ent»idlung eines ©eift»efens fortfdjreitet, um fo fchärfer prägt ftch feine Eigenart, bie Befonberheif feines 3ch, aus.

3ebes Kraftatom befitjt bereits eine Eigenart, »eil es heroorgegangen ift aus bem unermeßlichen Reichtum ber göttlichen Schöpferfraft, bte ebenfo »enig g»ei oöllig gleite Singe heroorbringt, »ie bas SBeltmeer 3 »ei oöllig gleiche SBogen erzeugt, noch in ben unermeßlichen Zeiträumen, feit es ben Erbball umfchlingt, je erzeugt hat.

2lber bie Eigenart bes Sltoms ift nur einem göttlichen Sluge erfennbar.

Seutlicher tritt fie heroor im Organismus ber Pflange unb bes Sieres unb noch beutlidjer im Menfchen: Safe es nicht 3 »ei einanber gang gleiche Menfchen auf ber Erbe gibt, fann »ohl auch einem oberflächlichen Beob=

achter nicfjt perborgen bleiben. Safe bte Sonberart immer beutlidjer er=

fennbar »irb, ift oerftänblid), benn je höher ein SBefen organtfiert ift, um fo feinftoffli«her fch»ingen feine förperltdjen, feeltfdjen unb geiftigen Kräfte unb um fo mehr finb fie geeignet, auch bie leifeften Schattierungen ihrer förperlichen, feelifchen unb geiftigen Befchaffenheit jum Slusbrud gu bringen.

So fann man bie Seele Dergleichen mit einem ©emälbe, einem Bilbe unferer felbft, bas ber Künftler urfprünglich nur mit »entgen Strichen in rohen Umriffen angelegt hat, bas er aber immer mehr ausführt, bis es fchliefelich in allen Eingelbeiten fertig ift unb nun »eift es unoerfennbar unfere 3 üge auf, fogar folcfje, bie uns felbft lange Zeit gar nicht befannt

»aren. Unfere Eigenart ift oöllig herausgearbeitet, fo bafe ber Einbrud einer gewiffen Vollfommenheit entfteht.

Stur einer ge»iffen, benn erreicht ift nicht bie Vollfommenheit an fich,

fonbern nur eine oerhältnismäfeige, nämlich b i e j e n i g e 93 o 11 f o m -

m e n h e i t , » ei c he mi t ben uns gur V e r f ü g u n g ft e h e n =

ben K r ä f t e n e r r e i c h b a r » a r . Saher finb bie ©eift»efen auch

am Enbe ihres Ent»idlungs»eges fich nicht gteichge»orben, jebes hat

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2 5 2 © e t © e t f t , f e i n SB e g u n b f e i n e b r e i 5 3 e r r o a n b l u n g e n

feine 2Befensaüge bewahrt, aber bie felbftfüchtige Einteilung unb bie baraus entfprungenen geiler finb »erfdjwunben unb toenn roir an bem Silbe bie Süge ber perföniid)en (Eigenart uns ausgelßfdjt benfen, fo fchaut uns bas etoige Slntlife ©ottes entgegen.

Damit tritt uns bie Aufgabe, bie bem 3Renfd>en gefteltt ift, flar oor Slugen: © o t t t oi l l j eben a l s — in feiner 2lrt — » o l l f o m m e - nes ©onberi oef en f e h e n ; er w i l l a ber a u ^ i n jebem f i c h f e l b e r f e h e n .

©ewife: Äein 9Renfd) toirb bas 5Mlb ©ottes anbers als in un»orftel!=

bar totnjtger - ö e r f l e i n e r u n g in fiih tragen fönnen — bennoch:

5ßas er in fid) trägt, wirb ettoas unoorftellbar © r o fe e s fein, benn es toirb bas 33 i l b © o t t e s fein!

Folgerungen: Der 5Beg pm ©lüd

3Bas uns einen (Schlag bes

©dudfals

befonbers fcE)toer empfinben läfet, ift ber ilmftanb, bafe uns auf bie taufenbmal gefteltte grage: Söarum?

SBarum mufete mid) biefes Unglüd treffen? feine Slntwort toirb. 3Bürbe es uns gelingen, bie tieferen ©rünbe, bie hinter bem Ereignis ftehen, ju erfennen, fo toäre ihm bereits bie jermalmenbe 5?raft genommen.

Der fjinweis auf ben „unerforfchlichen 9tatfd)Iufe ©ottes", hinter ben ber um (Erflärung unb Sroft angegangene ©eelenarjt fid) aurüdaieht, ift freilich feine Erflärung unb fein STroft, fonbern nur bas »erlegene Ein*

geftänbnis bes 9lid)ttoiffens.

3Bir haben gefehen, bafe bas Entwidlungsaiel befteht in ber Slbfehr

»on ber ©elbftfucht unb in ber Verwirflichung ber ©ottes= unb 9täd)ften=

liebe, tooburd) bas feelifche 3d) allmählich in ein geiftigee Och umgetoan=

beit toirb. Da bies eine »öllige innere Umftellung bebeutet, fo erforbert bie Erretd)ung bes Sieles 2lrbeit. Seicht aber erforbert fie nottoenbig 2ei=

ben. Seiben unb 6d)merjen finb nid)t bie SB eggenoffen bes feinem Siele a u fd)reitenben SERenfchen, fonbern besjenigen, ber .auf bem SBege ftehen bleibt, ober einen Umweg einfchlägt.

©ott hat bod) nur ©utes mit uns im 6inne, er liebt uns unb will baher, bafe wir glüdlich werben follen; bas wirflid)e unb wahre ©lüd liegt in jener 33ergeiftigung, benn burd) fie wirb bie 33orbebingung bafür gefchaffen, bafe wir aurüdfehren fönnen au ihm, ber bie Quelle allen

©iüdes ift.

©trahlen biefes ©lüdes treffen uns bereits, währenb wir nod) auf bem 2öeg au ihm finb. @te erleuchten ben 38eg unb erfüllen uns mit bem beglüdenben 53ewufetfein, bafe wir bas Siel ficher erreichen werben, Diefes 33ewufetfein wirb allmählid) unfer foftbarfter Befife, bemgegen=

über alle anberen Slngelegenheiten an 2öi<htigfeit »erlieren unb in bie

(9)

S e r © e i f t , f e i n 3B e g u n b f e i n e b t e i 9 3 e r r o a n b l u n g e n 2 5 3

aweite, britte, oterte, fünfte Reihe aurüdtreten. W ir lernen unterfcheiben awifchen ben Dingen nad) bem ©rab ihrer Wefentlichfeit. W ie nun aber, toenn toir ftehen bleiben ober oom Wege abbtegen? SSRag ber ©runb, toarum toir folches tun, fein welcher er toill, {ebenfalls fteht feft, bafe er nicht in ber Sinie unferer Entwicflung auf bie ©ottes- unb Rächftenliebe hin liegt, fonbern mit unferer ©elbftfucht aufammenhängt: aus einem felbftfüchtigen 35etoeggrunb heraus haben toir einer Angelegenheit jtoei=

ien, britten, oierten ober fünften Ranges eine 33ebeutung erften Ranges beigelegt.

W as ift bie golge? Am beften ift es noch, toenn toir blofe ftehen ge=

blieben finb: ba fehen wir toenigftens ben Weg noch oor uns unb brau­

chen blofe toieber weiteraufchreiten.

Wenn toir aber eine falfche Richtung eingefchlagen haben, fcheint bas Sicht nicht mehr auf unferen Weg, toir tappen im ginftern, ftofeen an, lommen au galt unb oeriefeen uns; toir fehen Singe um uns, bie toir nicht }u erfennen oermögen, ba fie fchief ober gar nicht beleuchtet finb;

toir fürchten fie baher unb oerbringen unfer Seben in Angft oor ihnen;

anberen legen toir einen Wert bei, ben fie nicht befifoen unb oerbrauchen unfere beften Kräfte, um fie au gewinnen unb müffen hinterher erfennen, bafe wir jrugbilbern nachgejagt finb.

Dennoch fönnen wir uns au ber notwenbigen Ri<htungsänberung nicht entfchliefeen; oielleicht auch aus bem ©runbe, weil wir materielle Erfolge fehen. Denn ba wir alle unfere Kräfte barauf oerwenben, felbftfüchtige Siele au erreichen, fo gelingt uns bas auch. Sie golge ift, bafe bie ©elbft- fucfjt immer oollftänbiger 33efife oon uns ergreift unb wfr uns mehr unb mehr ber SRaterie ausliefern, ©ebanfen unb fmnblungen ber ©ottes- unb Rächftenliebe werben immer feltener unb gelten uns ausfchltefelich als 33ef<häftigung wirflichfeitsfrember Rarren.

Aber bie Erfolge finb teuer erfauft mit innerer Unruhe unb Unaufrie- benheit ober aber hoffnungslofer Verflachung unb 3kröbung bes geifti- gen Sebens.

Solche ©eelen finb franf.

3hre Kranfheit überträgt fich aunächft auf bas Reroenfpftem als ben SDlittler aioifchen ©eele unb Körper. Reroofität unb bas ungeaählte Heer ber Reroenieiben finb bie golge; organifche Seiben fchliefeen fich an. Es ift nicht au fagen, wie fehr unb auf wieoiele oerfchiebene Arten eine franfe ©eele leiben unb wieoiele Seiben fie über ihren Körper bringen fann, gana au fchweigen oon bem Seib, bas anberen SKenfchen augefügt wirb, mit benen ber Kranfe in Berührung fommt.

Nebenbei fei bemerft, bafe eine franfe ©eele auch nicht imftanbe ift,

bem Körper bie ©chäblichfeiten überwinben au helfen, bie ihn auf ©chritt

unb Ir itt bebrohen, fo bafe eine gröfeere Empfänglichfeit für Anftecfun-

(10)

2 5 4 S e i © e i f t , f e i n 9B e g u n b f e i n e b t e i 9 3 e t » a n b l u n g e n

gen, Verlegungen, Grfältungen ufw. eintritt unb bte Teilung »on Kranf- feiten jeber Art »erzögert toirb.

Sine weitere golge ber ©ottentfrembung ift ber 2Renfd)enhaß unb bie 3Renfcf)enoerad)tung. SBeld) eine ergiebige Quelle bes Seibes burch biefe Regungen geöffnet totrb unb welch große fnnberniffe für wirflicfjen gori=

fchritt fie bilben, bebarf feiner näheren Ausführung. Steib, SRißgunft, Übelwollen ftefjen bamit in engem 3ufammenl)ang; aud) fie haben bas Seibensmaß ber SRenfchheit in unzähligen gällen oerntehrt.

gurcht unb Angft finb bie naturgemäßen Begleiter besjenigen, ber fein SBeggtel nicht fennt.

®aß felbftfüchtige Beftßgier nicht zum ©lüd führt, weiß jeber.

Aber auch bas ©treben nach 2Racf>t läßt ben baoon Befeffenen nicht zur SRuhe fommen, ja zwingt ihn nicht feiten um eines etngebilbeten SBertes willen fid) aufzureiben.

®te Sifte fönnte ins (Enblofe oermehrt werben; bas ©efagte genügt aber, um zu erfennen: Sie SRehrzahl ber menfchlichen Seiben ift offen=

funbtg auf bie Abfefjr oom richtigen SBege zurüdzufüfjren. ®ie Selben finb bie naturnotwenbigen golgen biefer Abfehr, wir hohen baher fein Stecht, uns über fie zu beflagen. ®te einzig richtige (Einftellung ihnen gegenüber ift »telmehr bie: fie als SBarnung unb Aufforberung zur Um=

fehr zu erfennen unb bementfprechenb zu hanbeln. ®as wirb uns frei»

lief) in ber Siegel außerorbentlid) erfdjwert burd) unfere ©ebanfenlofig=

feit unb ©elbftgerechtigfeit, welche bie ilrfache bes Selbes grunbfätjlid) nidjt zuerft bei uns felbft unb ben eigenen gehlern, fonbern bei irgenb*

wem anberen, unb wenn ein folcher nicht ausfinbig zu machen ift, bei einem bösartigen, heimtüdifchen ©d)idfal unb ber anerfannten Ungerech=

feit biefer trbifchen Verhältniffe fucht. ©erabe bas Umgefehrte ift aber wahr: ®as ber SBelt zugrunbe liegenbe ©efeß ift nicht Ungeredjtigfeit, fonbern »ölltge unb ausnahmslofe ©erecfjtigfeit!

Aber gibt es ni<ht gälle, in benen jemanb, ber ein grober SERaterialift ift unb oon ©ott unb ber Swigfeit nichts wiffen will, im ©lüd lebt unb anbererfetts gälte, wo ein frommer SERenfd), ber gewiß feine ©cfjulb auf fich gelaben hat, »om Unglüd »erfolgt wirb?

3m erften galle müffen wir »or allem genau zufehen, ob bie Tatfachen

auch wirflid) fo finb, benn fonft laufen wir ©efahr, jemanben für einen

SRaterialiften zu halten, ber es in SBirflichfeit gar nicht ift unb jemanb

für einen ©lüdspilz zu erflären, ber oielleid)t in glänzenben äußeren

Verhältniffen lebt, babei aber ein innerlich zerriffener unb beswegen

unglüdltiher SERenfch ift. Angenommen aber, wir haben es in ber Tat

mit einem SRaterialiften zu tun, fo wirb fein ©lüd, wenn bas SBort hier

überhaupt am ^Plafee ift, eben aud) in materiellen ©ingen fi<h erfchöpfen:

(11)

© e r © e i f t , f e i n 2B e g u n b f e i n e b i e i V e r r o a n b l u n g e n 2 5 5

(Er wirb ©elb haben unb fid) bamit ©enüffe oerfcbaffen tonnen, bie uns nicbt 8u ©ebote fteben unb um bie toir ibn baber beneiben.

Aber bei näherer Betrachtung geigt ficb, bafe feine feibftfücbtige (Ein- ftellung mit bem ©elbbefife eng jufammenbängt in ber 3öeife, bafe et ben

©elbbefift erlaufen mufete mit ber feelifeben SBertminberung, toelche in ber felbftfücbtigen (Einteilung liegt, ©eine Befifeoerbältniffe ftnb ja oon feinem Öd> nicht 3 u trennen, fonbern finb fogufagen eine Ausftrablung feines felbftfücbtigen Ochs. SBenn toir alfo fein ©elb uns toünfcben, fo muffen toir, toenn toir feinen Senffebler begehen wollen, gleichzeitig bereit fein, unfer 3d) bersugeben unb bafür bas feine einjutaufdjen. Siefe (Erfenntnis toirb uns rafcb oon unferen Steibgefüblen heilen, benn im (Ernfte benfen toir gar nicht baran, unfer 3<f> aufjugeben, fonbern toir wollen es behalten unb fein ©elb baju haben. Sas ift eben eine un=

mögliche unb ungerechte gorberung.

Auch ber zweite galt oerlangt gunäcbft eine genaue Prüfung, bamit wir nicht jemanben für einen grommen halten, ber es nicht ift, fonbern nur nach aufeen hin fcheint, wäbrenb er in Sßirflichfeit bie ihn treffen- ben ©cbitffalsfcbläge reichlich oerbient hot.

Befonbers ftrenge unb rücffichtslofe Prüfung ift am ‘’Plafee, wenn es fich um uns felbft banbelt.

Aber gefefct ben galt, es wäre an bem oom Unglücf Betroffenen eine ausreichende pofitioe ©ebulb nicht 3 u finben, fo finb nod) immer »er- fchiebene SSRöglicbfeiten benfbar.

(E 5 f a n n f e i n , bafe i hm bas Ungl üc f a u f e r l e g t ift a l s ei ne t l f e f ü r f e i n e © e e l e, um fie aufeurütteln aus bem

©d)Iafe, in bem fie fid) otelleidjt feit Sabren befinbet unb fie jum Blühen unb ber Steife näher gu bringen.

(Es f a n n f e i n , bafe i hm bas U n g l ü d a u f e r l e g t ift a l s ei ne §> i l f e f ü r f e i n e ( S e e l e , um ihr, bie fchon aufgerüttelt ift,

©elegenbeit 3 U einem grofeen unb belbenbaften f>anbeln 3 U geben unb fo um ben ^reis einer oerhältnismäfeig fursen 2 eibens 3 eit einen gort- febritt 3 U erfaufen, ben fie ohne bas ßeiben erft in oiel längerer Seit hätte erreichen fönnen.

< E s f a n n f e i n , b a f e i b m b a s U n g l ü < f a u f e r l e g t i f t a l 5 ei ne f) i l f e f ü r f e i n e © e e l e, um fie ab 3 ulöfen oon irbifchen Binbungen an SDtenfdjen ober ©adjen, bie fie bisher für wichtiger ge­

halten hat als bie Anliegen ©ottes.

(Es f a n n f e i n , bafe i hm bas Ungl ücf a u f e r l e g t ift a l s

ei ne | j t l f e f ü r bte © e e l e n a n b e r e r , bie er burch bie Art,

wie er bas Unglüd gu tragen weife, ftärft, erhebt unb emporführt. (Ein

hochgemuter ©eift fann in einer fold)en Aufgabe reftlos glüdltcb fein,

(12)

2 5 6 © e i © e t f t , f e i n 3B e g u n b f e t n e b r e i V e r t o a n b l u n g e n

ganj abgefehen t»on ber gewaltigen görberung, bie er felbft baburd) erfährt.

S a fe bes com Unglüd betroffenen ift es, in unerbittlicher Selbft- beurteilung ju ermitteln, w eif es Siel bie V o r f e h u n g mi t ihm er r ei chen w i l l unb b i e f e s 3 >el f r e i w i l l i g j u f ei nem e i ge n e n 3 u machen.

Senn barin liegt bas e in 3 i g e , aber au f bas s u o e r l ä f f i g e SJtittel, um weiterem Unglüd Dorsubeugen.

Aber au f unfere begriffe oon ©lüd unb Unglüd bebürfen ber 9 tif=

tigfteHung.

©lüd wirb oon ben meiften SOtenff en für gleif bebeutenb gehalten mit ©efunbheit unb angenehmen häuslichen unb Vermögensoerhältnif- fen. 60 erwünfd)t biefe Singe finb, fo finb fie bof n ift entff eibenb.

Senn wir alle fennen SKenff en, bie über biefe Singe oerfügen unb bof n ift glüdlif finb.

3 u w irflif em ©lüd ift oielmehr eine gewiffe feeliff e Verfajfung not­

wenbig: Unfer 3 f mufe erfannt haben, welches fein gottgewolltes 3iel ift unb mufe biefem Siele bewufet unb unbeirrbar 3 uftreben. 3n biefer (Erfenntnis unb in biefem immerwährenben Streben finbet es fein ©lüd.

Siefes ©lüd ift oon feinen außerhalb bes 3 f s liegenben Umftänben irgenbwelf er Art abhängig.

gür einen fo lf en SÖtenff en gibt es nur ein einiges Unglüd: Sßenn er oom r if tigen Sßege abweif t unb nun bas ©efühl hat &en bisherigen lebenbigen Sufammenhang mit feinem ©ott oerloren 3 U haben. Alle an­

beren fogenannten Unglüde oerbienen biefen Flamen gar n ift, ba fie Singe 3 Weiten, britten, Gierten unb fünften langes betreffen.

So ll alfo au f ber Verluft eines geliebten anberen SÖtenffen fein w irflif es Unglüd fein? fner gibt uns gerabe bie ©röfee unferes Sfm er- 3 es einen heüfamen gingerseig. Unfer S f mer 3 wirb um fo gröfeer fein, je mehr Regungen ber Selbftliebe unferem ©efühle beigemengt waren.

3öäre unfere Siebe oöllig felbftlos gewefen, fo würbe fie einen ftarfen STroft barin finben, ben geliebten 9Jtenff en jefet allen trbiff en Sorgen, SHtütjen unb S f merjen entrüdt 3 u wiffen, ihm insbefonbere ben S f merj erfpart 3 U fehen, ben ihm u n f e r früherer Sob hätte bereiten müffen.

Surften wir n ift jahrelang um ben ©eliebten fein? Sie gleife Suft mit ihm atmen, feine ©ebanfen, feine Arbeit, feine greuben unb Seiben teilen, uns feiner SBefensart erfreuen, ihn betreuen, ihn pflegen, ihm bienen?

£>at uns bas S fid fa l baburf n ift taufenb glüdlife Stunben bereitet?

2Jlüffen wir bafür n ift banfbar fein? Sürfen wir beswegen, weil

bas ©lüd n ift länger bauerte, biefen Sanf in §>aber unb Verbitterung

wanbeln? SBoher nehmen wir bas 9tef t 3 u oerlangen, bafe bas ©lüd

bis an unfer (Enbe hätte währen müffen? (Er war ja n ift unfer (Eigen­

(13)

© e t © e i f t , f e i n 3B e g u n b f e i n e b t e i V e t t o a n b l u n g e n 2 5 7

tum, er mar eine felbftänbige ©eele, mit eigenem Entwidlungsweg unb Siel. SEßenn ber $öeg biefer ©eele »ollenbet mar, ift es nicht felbftfüchtige Sorheit, zu »erlangen, er hätte um unfertwillen länger bauern follen?

3ebes einzelnen SRenfchen ©d)icffal ift eingereiht in ben großen |jetls=

plan ber ©ottheit, es ift ihm fein beftimmter Plafc unb feine beftimmte Aufgabe jugeroiefen. 3ft es nicht Vermeffenheit unb ein finnlofes 35e=

ginnen, mit bem Urheber unb Senfer bes gewaltigen fosmifchen Entwid»

lungsoorganges, bem Sßeltfpfteme in ungezählter SSRenge unb f>eere non Seelen in unermeßlicher Sahl bienftbar gemacht finb, barüber rechten zu wollen, bafe er unferen 2öunfch nicht erfüllt hat, einen Söunfch, oon bem wir zugeben müffen, bafe er felbftfüchtig ift unb nur auf uns felbft unb nicht im geringften auf ben grofeen 3ufcunmenhang bes ©anzen Rüdficht nimmt? Sßenn alle biefe furzfichtigen 3Bünfche (Erfüllung finben würben, müfete nidjt ein hoffnungslofes Surcheinanber unb allgemeiner 3ufam=

menbruch bie unabweisbare alsbalbige golge fein?

$ätte aber ©ott nicht in u n f e r e m galle, in biefem e i n z i g e n galle eine Ausnahme machen müffen? ®er grofee ©chmerz bes gragen»

ben möge ber grage als Entfchulbigung bienen. 3ut Bejahung ber grage reicht aber bie ©röfee bes ©chmerzes nicht aus. ®a müfeten boch wohl befonbere Verbienfte um bas Reich ©ottes, ein befonberes Verftänbnis bafür unb eine befonbers ergiebige SQlitarbeit an feinen Sielen, eine reft=

lofe Ablehr oon ber ©elbftfucht unb eine oöllige Eingabe an ben Sienft ber ©ottes= unb Rächftenliebe ins gelb geführt werben fönnen. 9ßas würbe wohl eine nach biefen ©efidjtspunften burchgeführte rüdfichtslof

©elbftprüfung in ben meiften gälten zutage förbern? ‘ffienn wir aber unfere bisherige gänzliche Unzulängltchfeit in biefer firinficht mit 93 fchämung eingeftehen müffen, wie fönnen wir oerlangen, bafe au unfer

©unften eine Ausnahme gemacht wirb?

Angenommen jeboch, bie ©elbftprüfung hätte wiber Erwarten ein befferes Ergebnis, fo würbe bas bebeuten, bafe es fich um einen SSRenfchen hanbelt, ber auf feinem Entwicflungswege bereits weit oorgefdjritten ift.

3hm aber würbe bie grage „ ‘ffiarum für mich feine Ausnahme?" auf ben Sippen erfterben unb feine Sippen wüfeten feine anberen Söorte zu formen als bas ©ebet: „§>err, bein SBille gefchehe!"

3Bir haben oben gefehen, wie eine falfche Sinftellung gegenüber ber 3Belt zu feelifchen Erfranfungen führt. ®ie 3Belt ift ein Organismus, ber oon feinem ©chöpfer auf ein beftimmtes Entwidlungsziel — bie Ver=

geiftigung — hin georbnet ift. Es ift flar, bafe ‘Jßefen, welche bewufet ober unbewufet bas gleiche Siel oerfolgen, fich bem Sehen biefes Orga=

nismus reibungslos etngliebern, währenb biejenigen, welche biefes Siel nicht fennen ober nicht fennen wollen, fonbern ihre felbftfüchtigen ©onber=

ziele »erfolgen, in bem Organismus wirfen wie ©anb, bet in bas Räber=

(14)

258 SK. SBeber u. SR. SBilbranbt üb. Slufg. b. 9Birt[cbaftstDiffenl<$aft

werf einer funftoollen SSJtafchine geraten ift: es entftetjt nicht nur ein mifetönenbes ©eräufd), fonbern aud) ©djaben an ben 3Hafd)inenteilen, unb erft toenn ber ©anb oöllig zerrieben ift, läuft bie 9Rafd)ine toieber glatt, ©o ift begreiflich, bafe ber SÜRenfd), ber fich ben göttlichen Abfichten entgegenftemmt, ba unb bort anftofeen rnufe, bafe er ©djaben unb Ver=

toirrung ftiftet, ben Wiberftanb ber leitenben Kräfte herausforbert unb im Kampfe mit biefen fdjliefelich unterliegen mufe, währenb anbererfeits berjenige, welcher fich auf ben göttlichen ‘■plan etnftellt, im grieben unb Sinoernehmen mit ben regierenben SÜRächten bleibt, oon biefen atlent=

halben unterftütjt toirb unb feinen Sntwirflungsweg jurüdlegen fann, ohne ben gufe an einen ©tein au ftofeen. ©djlimme Zufälle, „ ‘’Pech", oer=

fchtoinben; im ©egenteil, gute ©elfter fcheinen ihm au bienen, auf ©chritt unb STritt erhält er ‘Betoeife, bafe er im lebenbigen unb fchöpferifchen 3u=

fammenhang mit ben leitenben Kräften fteht; ©djtoierigfeiten gibt es atoar auch für ihn, aber fie toerben leicht übertounben, Verlufte mögen auch ihm nicht erfpart bleiben, aber ba ihm bie ©ottesliebe höher fteht als bas Verlorene, fönnen fie ihn nicht erfchüttern; Kranfheiten toerben, ba bie ©eele in ihrer erhaltenben unb toieberherftellenben Sätigfett un=

behinbert ift, feiten fein unb gut oerlaufen; bie unoermetblidje Auflöfung bes Körpers enblich toirb nicht in einen oeratoeifelten unb hoffnungslofen Kampf ausarten, fonbern ein frieboolles harmonifd)es Ausflingen fein.

Es bebarf feiner weiteren Worte: f>ier fehen wir ben richtigen Weg au wirflichem ©lüd offen oor uns liegen.

f D l a i SBeber un5 !Koberf 2Mbran5f über 2(u}--

gafcen 5er SÖirfJc^affsrDiJJenJc^ajf

55on 21 u g u ft SW e f f e r

SKan hatte es lange als oöllig felbftoerftänblich angefehen, bafe ber Volfswirt nicht nur Kenner bes Wtrtfchaftslebens fei, fonbern bafe er auch &ie gähigfeit unb ben Beruf habe, als Kritifer, ^Berater unb 5le=

former aufautreten. Sie alten 3Rerfantiliften wie ihre liberalen ©egner, bie Romantifer wie bie ©oaialiften, auleftt auch bie Vertreter ber hift»

rif«h=ethif<hen ©«hule: ©chmoller unb feine Anhänger: fie alle waren aud) p r a f t i f ch gerichtet, fie alle wollten nicht nur 2atfächlid>es feft=

ftellen unb erflären, fie wollten auch bas Vorhanbene nach feinem W e r t beurteilen, fie wollten aufaeigen, was einerfeits gut unb anbererfeits reformbebürftig fei, unb fie machten Vorf<hläge, wie biefes oerbeffert werben müffe.

2R a f W e b e r ift es gewefen, ber mit ber ganaen Wucht feiner

machtoollen ^erfönlidjfeit au einer erfenntnistheorettfehen Befinnung

(15)

SW. 3 B e b e r u. 9t. S B i l b t a n b t üb. 3lufg. b, 9 B i r t f * a f t s t o i n c n f * a f t 2 5 9

über bie Aufgaben ber 3Birtfd)aftstDiffenfd)aft nachhaltigften Slnftofe ge­

geben hat- (Er hat jum Be»ufetfein gebracht, bafe fie bis babin jtoet Zielen nachftrebte, bie roefentjaft coneinanber »erf(hieben finb. 2 lls Sr»

fahrungs»iffenfchaft hat bie 33olfs»irtf<haftslehre lebiglich Jatfachen feftauftelten, su orbnen unb 3 U erflären. So mufe fie als empmfche SBif- fenfd>aft in itjrcr f>altung burchaus theoret i f <h, b. f>. blofe erfennenb fein. Sie 2 atfad)en ju bewerten, fte für gut ober fehlest, eintoanbfrei ober oerbefferungsbebürfüg ju erflären, p r a f t i f cb Stellung baju ju nehmen in Ratfehlägen unb Reformplänen: bas ift nid)t Sache empi- rifdjer 9Birtfchafts»iffenfd)aft; bas ift überhaupt nicht Sache ber 3Bif«

fenfthaft, bas mufe vielmehr bem perfönltchen SBertgefühl, bem ©etoiffen unb ber fog. „5Beltanf<hauung" bes (Einzelnen überiaffen »erben. Sie SBiffenfchaft felbft hat na<h SBeber biefen ihren urfprünglichen praftifeben (Ebarafter »ie ein rubtmentäres Organ abjuioerfen; fie mufe, um »irflich ,,»iffenf<haftli<h" gu fein, auf 9Birtf<haftsgefcl)icf>te unb SBirtfcbaftstheorie, auf Haufalforfd)ung fich befchränfen; fie mufe fich enthalten jeglichen SBerturteils, jeglicher praftifiher Stellungnahme unb Raterteilung.

Begrünbet hat R taj SBeber biefe feine erfenntnistheoretifche 2ebte oon bem SBefen unb ber — rein tf)eoretif<hen — Aufgabe ber SBirt=

f<haftsn?iffenf<haft burcf) folgenbe ©ebanfen.

Praftifche (ober was hier basfelbe fagt: technifcfje) SBiffenfchaften finb an fich möglich unb — »irfli<h, rote bie Sifaiplinen zeigen, bie in ben me- bijinifchen gafultäten unb an ben ted)nifd)en §>ochf«hulen gepflegt »er- ben. 3hre Säfte beruhen auf ber Umfeljr oon Kaufalfäfeen: Söenn man einen faufalen Zufammenhang Jtoifdjen a unb b erfannt hat, fo fann man auch mit »iffenfdjaftlicher Sicherheit erflären, bafe es genügt, bie Urfadje a »irfen ju laffen, um ein getoolltes b herbeijuführen. Rlan ift fona<h roiffenfchaftlich berechtigt, bas SBerturteil ausjujprechen, bafe a für bie Herbeiführung oon b geeignet, brauchbar, nüftlid), „gut" fei.

2lber biefes SBerturteil ift nur l)9P0tf)etifch: a toirb nur für toertooll er­

flärt unter ber Bebingung, bafe b getoolit toirb. 2lber ob b getoollt toer- ben mufe, fann »iffenfcljaftlich nicht bargetan »erben.

3?amit nun in einer gangen Sifgiplin folcbe tecbnifdje Säfte auf ©runb bes (£rfahrungs»iffens oon ben faufalen Zufammenljängen aufgeftellt

»erben fönnen, mufe ein e i n b e u t i g b e f t i mmt e r Zn»ed ooraus- gefeftt »erben fönnen, »ie 3 . B . in ber SSRebigin: (Erhaltung unb SBieber- herftellung ber ©efunbheit.

2 lber für bie 2 ßirtfd)afts»if}enfchaft fann »eber ein einziger Zwed als bas allein ju »ollenbe Ziel (bej». Obeal) »iffenfdjaftlich be»tefen

»erben, noch ift es möglich, bie oerfchiebenen tatfä<hli<hen Zn>edfeftun-

gen ei ne m Obergiel (et»a ber „Kultur") unterguorbnen, in bem fie

alle jufammenlaufen müfeten. 5)ie Ziele ober Obeale, aus oerfchiebenen

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2 6 0 351. S B e b e t u. 5R. © i l b v a n b t üb. 2Iufg. b. S BirtJthafts w iffenlc& aft

©runbwertfchäöungen unb 3Beltanfd)auungen her»orgehenb, »ertragen fid) nicht miteinanber. ©o fönnen etwa öfonomifche Beurteilungen mit ethifchen ober religiöfen Söertungen in ©treit fommen.

Saraus folgerte ®eber für feine SBiffenfchaft, bafe fie weber fategorifd>e nod) bppot^etifd>e 3mperati»e aufftellen bürfe. 3i)re jünger müfeten alfo fo erzogen toerben, bafe fie im Slamen ihrer 3Biffenfd)aft nie gorberungen aufftellen ober Söerturteile abgäben ober aud) nur 9iat erteilten. —

SRunme^r hat es ber befannte Sübinger Unioerfitätsprofeffor Dr. 5t o = ber t “J ö i l b r a n b t unternommen, bie Sehre 3Jtaj 5Bebers unb feine Beweisführung einer grünblichen Nachprüfung unb fritifd>en SBürbi- gung ju unterziehen. Es bilbet bies eine wefentlid)e Aufgabe feines neueften SBerfes: „®er Volfswirt als Berater ber Volfswirtfchaft"

(„Erfenntnisfritifche unb methobologifche ©runblegung." ©tuttgart, 1928. Verlag Ernft §einrid) SRorife. X V I unb 453 ©.).

©ooiel er auch in ben Ausführungen SBebers als berechtigt anerfennt, fo hat er bocf) in überzeugenber Söeife ei ne 2üde feiner Beweisführung aufgezeigt: SBeber hat nicht bewiefen, bafe ein einbeutiger »orauszufefeen*

ber 3 wed für bie 5öirtfd)aftswiffenfd)aft unmöglich fei- 3ft aber ein foI=

d)er aufweisbar, bann ift aud) eine ihm bienenbe STechntf unb Äunftlehre möglich; kann ift es auch zuläffig, bafe ber Volfswirt auf ©runb feiner theoretifch-empirifchen SBiffenfchaft „praftifd)" als Berater unb „Argt"

ber ©efellfchaft auftrete.

Aber SBilbranbf bleibt nicht ftehen bei einer negatioen Äritif Sßebers unb bei einer abftraften Erwägung oon SQtöglichfeiten, ber 2 Birtfd)afts=

wiffenfchaft bod) wieber eine prafttfdje Aufgabe zuzuweifen: er geht fiel*

mehr zum pofiticen Aufbau über, ©runblegenb ift babei für ihn folgenbe Erwägung: 5Bir gehen lebiglid) oon ber Jatfache aus, bafe bie Sötenfdjen oielerlei wollen, bafe fie bie mannigfachften 3 wede anftreben. Von bem oerfd)iebenartigen unb wechfelnben Dnhalt biefer SBollungen unb 3 wed=

fefeungen fönnen wir babei oöllig abfehen, unb bod) fönnen wir ganz allgemein behaupten: 3 n>ede a l l e r Art »erlangen nad) 9)t i 11 e l n.

3mmer bewährt fid) ber ©afc: „SBenn bu ben 3»ed willft, fo mufet bu aud» bie notwenbigen SRittel wollen." SERit bem 3öollen jeglichen Sieles ift „oernünftigerweife" mitgegeben bas Söollen beffen, was bie Er=

reidjung bes 3iels allein möglich macht. 2öo immer alfo Vorbebingungen, SDlittel nötig finb, um bas eigentlich ©ewollte zu erreichen, ba bebarf es fpeztftfd) wx r t f c ha f t l i c he r Vorforge. „@ie foll einen SRangel an bem, was jeweils für bas ©ewollte bie Ermöglichung ift, »erhüten. SBir bezeichnen fie als 3R a n g e I » e r h ü t u n g. Sftur foweit bie 2 Rangel=

»erhütung gelingt, ift bas eigentlich ©ewollte erreichbar, ©ie mufe baher

als weitere Vorbebinguitg m i t gewollt werben. 3Taffäcf>It<h begegnet uns

bies ©treben überall: ihm bient bie SBirtfdjaft."

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© e ft a 11 u n g 2 6 1

S a m i t i f t b e r » o n 3 R a j 3 8 e b e r o e r m i f e t e e i n b e u t i g e 3 ro e d , beffen bie 2 ßirtfd)aftswiffenfcbaft bebarf, um aud) tecbnifcb- praftifdje Sifgipltn gu fein, a u f g e to i e f e n. (Es ift ber mit unb in unferen Swecfen oon felbft mitgefefete 3 ed b et 3 K a n g e l o e r = b ü t u n g ; genauer: „einer tunlicbft bie (Ermöglichung bes ©ewollten ficbernben SRangeloerbütung". ‘ffiie oerfcbieben alfo aucb unfer ^Bollen, toie mannigfach unfere 3 »edfeöung fein mag: ftets finb toir babei auf folche SSRangeloerbütung angetoiefen. 3Bir werben unfere SBillensgiele nur erreichen in bem SRafee, als uns biefe SCdangeloerbütung gelingt.

Siefes — allem 3Bollen immanente — 3iel ber SERangeloerbütung ift alfo nicht erft als wertooller unb berechtigter 3 ®ed befonbers nacb=

guweifen: es ift oielmebr lebiglid) aus bem ©inn bes SBollens heraus gu analpfieren, es ift nur bewußt gu machen, es ift ein „analptifdjes 3 iel-"

Sam it ift ber entfcheibenbe Nachweis erbracht. 2 öas baraus weiter folgt, über ©pftem unb 3Jletbobe ber 3Birtfd)aftswiffenfcbaft unb über bie (Erhebung gum praftifcben Volfswirt, bas mag man in bem SEBerfe Sßilbranbts felbft nachlefen. Senn ber ©inn unferer Ausführungen ift ja nicht, biefe Seltüre überflüffig gu machen, fonbern fie aufs nacbbrüdlicbfte gu empfehlen, wegen ber hohen pringipielien Bebeutung, bie bem Buche gufommt. Behanbelt es ja boch nicht biefe ober jene oolfswirtfchaftlicbe Eingelfrage, fonbern bas gange grunblegenbe Problem, ob bie 33olfs=

toirtfcbaft lebiglid) eine t b e or e t i f c be unb bamit eine ben praftifcben Aufgaben unb 9töten bes Sebens relatio ferne SBiffenfcbaft fein müffe — wie bas 3Raj SBebers Anficbt war —, ober ob fie über ihre tbeoretifcbe Aufgabe hinaus auch nod) eine p r a f t i f d> e gu erfüllen habe.

©o wenig wir ben pofitioen Seil bes Buches auch nur in feinen fmuptgebanfen wiebergeben fönnen, fowenig haben wir ben tritifchen erfdjöpft, wenn wir auf bie Auseinanberfefeung mit 3Raj Sßeber bin=

wiefen; nicht minber lebrreid) unb fruchtbar ift bie Kritif, bie fid) gegen bie oon © d) m o 11 e r unb o b l e oertretenen Dichtungen wenbet.

Aber bie menfcbüd) einbrudsoollften finb bie Ausführungen über SJtaj:

2Beber: Bei allem greimut fachlicher Kritif finb fie boch getragen oon einer fo tiefen unb herglidjen Verehrung Sßebers, bafe fie gugleid) ein (Ebrenbenfmal biefes bämonifcben 3Renfd)en barftellen.

©effatfung

95on § e l c n e 3 3 u 1 1 c

Alles Seben braucht gorm, um wirflich gu werben, um fid) in feiner eigenen Art unb ©efefemäfeigfeit barguftellen, burch Kontur abgefonbert oom chaotifchen Urgrunb alles ©eins.

3ene 5Belt geiftiger formen, bie wir als fulturellen Überbau in bie 3Belt bes ©toffes hineinfonftruieren, ift nichts mehr als ein Komplex

^ b ilofop tiic unb Seben. I V . I S

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2 6 2 © e ft a 11 u n g

»on gormen, burch »eiche bas Sfjaos ©lieberung unb Prägung empfängt.

3m Siefften fließen alle Söerte aus einer Quelle, unb fo gefehen, ift alle 6 thif, infofern fie Orbnung ift, legten Snbes 3lfthetif.

Stile ethifchen Vkrte finb an jene rhpthmifchen ßinien gefnüpft unb oon ihnen abhängig, burd) bie toir finberhaft unb unficher bie ungeheure SBelt ber 6 rfd)einungen unferer eigenen Senfform anjupaffen oerfuchen, um fo ihrer f>err ju »erben.

Siefe taftenben ßinten, mit fd)»ad)er Kinberhanb gezogen, finb alles,

»as » ir »iffen unb erfennen, an fie ift unfer ganjer geiftiger Vefife gefnüpft, alle Kunft, alle SERoral. Auf biefe fd)»anfenben ßinien grünbet fid) ber Kontraft fojial. (Eine (Einigung auf eine als praftifd) erfannte Sftorm für »orübergehenbe Seit.

Swingenb »irb biefe 9torm, »enn fie im ©efühl t>on ©enerationen ueranfert, Srabition »irb, ber Atem einer ganjen Seit, ©ebärbe unb Sebensrhpthmus jebes (Einzelnen beftimmenb, bie intimfte Art fid) 3 U geben, bie fleinften Singe bes ßebens, Hausrat unb Kleibung, in eine beftimmte gorm jwingenb, eine fefte Schußwehr bauenb, burd) bie jebes (Einaelleben Sicherung unb SBurjelboben erhält, aber auch alle lofen triebe, bie ins SBette reichen »ollen, befchnitten »erben.

gefte, unerfd)ütterli(he Vierte gibt nur bie Jrabition. 9lur b i e 2 ßahr=

heiten finb unroiberlegbar, gefeit gegen Sweifel, »eld)e im Vlut leben, ein 3Teil ber ^er}önlid)feit felber geworben finb. ©leichgültig, ob ber Verftanb bie lüdenhafte Veroeisfraft biefer SBahrheiten burchfehaut.

Häufig finb fogar grabe bie Stormen unb 6 rfenntniffe, gegen bie ber Ver=

ftanb fid) fträubt, im unbewußten ©runb bes SBefens am tiefften oeranfert.

Alle rein intelleftuellen (Erfenntniffe finb wiberlegbar bem SBechfel unterworfen, beshalb leßten (Enbes unfähig, Srabition ju werben, einen S til ju bilben.

Sie beiben gegenfäßlichen ^ole haben faft immer red)t unb unrecht augletch, benn beibe werben erft bann SBahrheit, wenn fie t>om ©efühl ergriffen, Vlutwerte geworben finb, aus ber ßeibenfehaft heraus im lebenbigen Sein fid) auswirfen, alfo fchon im allerleßten objeftioen SBahrheitsgehalt getrübt finb.

Sie ©ebunbenheit an bie Srabition gibt bem (Einzelnen Kontur unb

Haltung. SOtit bem ßoslöfen t>on jenen feftererbten formen nuanciert

fid) bie ‘’Perfßnlichfeit. Aud) gegenfäßltche Strömungen finben (Eingang

in bie Seele. Auch anbere Sphären als bie eigenen werben als berechtigt

anerfannt unb gelten gelaffen. Aber fd>on mit biefem ©eltenlajfen bes

gremben unb Vielfältigen beginnt bie ilnficherheit. 6 s loden bie grüchte

frember ©ärten unb fofort erwacht bie grage, warum reift biefe gülle

nicht auch für mich? 6 s loden bie greiheiten unb ‘’Prioilegien einer auf

anbere Vkrte eingeftellten, fojialen Schichtung. Vegierben, Sriebe un=

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( S e f t a l t u n g 263

ferer ‘ffiefenheit, welche bis bahin burch ben ftarfen Bann ber Trabition tn bas Unterbewufetfein gebrängt würben, »erlangen jeßt teiben}d)aftUd) Betätigung. Oe ftärfer bie gefiel war, bie gebroden würbe, um fo weiter ausfchwingenb ber ©rang nad) greiheit.

Vielleicht wirft bei ber f>ingegogenhett ber Seele gu bem gegenfäß*

licken y o l jenes ©efeß oon ber Ambioaleng ber Affefte mit, burd) bas erfannt würbe, bafe gerabe bie gegenfäßli^ften Affefte ein unb biefelbe SBurgel haben.

Es fcheint, bafe in Seiten überquellenber Sebensfraft bie Eingelperfön*

lid)feit eine fo weite (Spannung hatte, bafe fie fätjtg war, aud) gegenjäß- Hche 'Pole in fid) gu oerfd)melgen, mit einfacher 6elbftoerftänb(id)feit bem eigenen Akfen gu affimilieren.

3um Beifpiel lebte Eofimo oon SKebici jährlich eine Seit als SRönd) in tieffter Einfamfeit, Entfjaltfamfeit unb Armut im Klofter in 6t. SSRarco, um bann wieber in 'Prunf unb 'Pracht fid) gu beraufd)en.

Sionarbo arbeitete gu gleicher Seit an ben Entwürfen für ein Bab unb für bas Abenbmahl. Aud) ber moberne 9Renfd) fühlt in fid) taufenb SERöglid)feiten, fühlt bie gähigfeit, Seib unb Seligfeit frember ©efd)ide, anberer Sphären mit feinfter pfpdjifcher Empfänglichfeit nachempftnbenb in bas eigene Seben hineingubegiehen. Aber ihm, bem bie Nelatioität alles ©eins erfdjredenb aufgegangen ift, unb ber nicht bie Kraft befißt, biefe heterogenen Strömungen im Ning ber qPerfönIid)feit gufammen=

gufaffen, ihm wirb bie 'Preisgegebenheit an taufenb frembe Seben ein gefährlicher Reichtum, ber bie Seele gerreifet unb gu einem Setflattern ber 'Perfönlichfeit führt, fd>liefelid) alles perfönliche ©ein nur nod) ein 3Rebium für bie Neige ber Außenwelt, alle fichere Unmittelbarfeit bes fmnbelns unmöglich gemacht, weil alles f>anbeln ©tanbpunft oerlangt.

„AMr finb nicht mehr als ein Saubenfchlag" heifet es bei §>ofmannsthal.

Sie grage bleibt nun, wie gewinnt ber oon ber Srabition ©elöfte wieber fefte Sicherheiten, wieber f>eimats= unb £>errenred)te in einer entgötterten Söelt?

E r gewinnt fie nur burd) ein bewufetes Begrengen unb Einengen. Sie Begrengtheit, welcher früher bie Trabition fd>uf, gilt es jeßt burd) einen bewußten Vergibt auf eine erreichbare Nuancierung wieber gu gewinnen.

Es gilt, bas eigene Sein in all feinen pfpdjifchen unb phpfifd>en Be- bingtheiten gang fennengulernen unb gu oerftehen unb nad) fubtilfter 'Prüfung biefes Seins eine abäquate gorm gu finben.

Es gilt, einen Stanbpunft gu gewinnen auf alle gälte.

Bei biefer Entfdheibung ift höchfte Ehrlichfeit not, höchfte Ehrlichfeit im Senfen unb gühlen. geinftes Abwägen beffen, was in uns lebt an Blutwerten, an infommenfurabeln Beengtheiten unb Kräften, bie ent=

webet gurüdhalten unb binben, ober oorwärtsbrängen unb neu geftalten

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2 6 4 © e f t a l t u n g

wollen. On biefer 3öal)l unb (Entfcheibung faßt fid) unfere eigenfte, fitt*

lid)e gorberung äufammen.

fjebbel fagt einmal: „3eber ©laube ift (Entfdjluß." 3a, jeber nicht überfommene ©laube ift Sntfchluß, 5Bat)l, eigene Sntfdjeibung. Ser Sntfchluß ift unfere Sat. Aber nach bem (£ntfd)luß gehört biefe $at uns felbft nicht mehr, fonbern toir gefrören ifrr, unb nun gilt es, biefem ®nt=

jd)luß ju bienen, ungeteilt unb aus ooller ©eele. Siefe Singeftelltfreit bet 3Belt gegenüber unb bie golgen, bie fid) baraus ergeben, auf fid) ju nehmen, fid) willig in eine gorm gießen au laffen.

2ßas bis baf)in Pflicht war: ehrlichftes Prüfen jebet lleinen Ruance, wirb nad)her, nadjbem bie Sffiahl einmal getroffen ift, ©chwäche, Untreue an fich felbft. 3eßt gilt es nur ausjufcheiben alles, was beirren unb Zweifel erweden fönnte. £s gilt, fich ftarf au machen, ftarf befonbers gegen ben fd)limmften unb gefährlichften geinb, ben eigenen Verftanb.

3eßt fommt es nicht mehr barauf an, ben einmal gewonnenen ©tanb=

punft logifd) au begrünben. 3eber ©tanbpunft ift logifch begrünbbar unb wtberlegbar. 3eßt gilt es, biefen gewonnenen ©tanbpunft unerfd)ütter=

Itd> im ©efühl au eeranfern, bas ganae Seben auf ihn einauftellen, unb bie eigene ©ebärbe t»on ©runb aus ihm anaupaffen. (£s gilt, biefen

©tanbpunft fich im Seben bilbnerifch auswirfen au laffen, bamit bie Singe ber Umwelt, nach ihm geformt, eine ©ch umweht um uns bilben unb burd) ihre fuggeftioe Rüdwirfung bie Perfönlichfeit fteigern.

3ene oom Unbewußten her geübte Sprannei ber gorm macht einen fpäteren 3Bechfel, ober eine innere Umftellung faft unmöglich-

Seshalb auch bas Mißtrauen, welches alles Renegatentum, meift mit Recht, erfährt, gür eine fpäte 3Banblung funbamentaler 2ebensanfd)au=

ungen fteht niemals mehr bas ganae Kapitel feelifcher Sebensfräfte sur Verfügung unb ber einmal geprägten “JBefensform laffen fid) meift nicht wieber neue anbere gormen aufawingen. Unb fo oergewaltigt eine folche, burd) totes Senfen gewonnene neue Anfchauung bem bluthaften ©ein gegenüber meift eine innere, irrationale höhere 3öahrf)eit.

Es geht a. 33. nid)t, baß ein Priefter, ber gana unb mit ooller ©eele Priefter war, plößlid) burch überlegenbe <£infid)t greigeift wirb unb fein Prieftertum »erleugnet, bas geht beshalb nicht, weil burd) bas jahre=

lange feelifdje Eingeftelltfein auf bas Prieftertum feine Art fchon ge=

mobelt würbe, feine ©ebärben, feine ©prache, fein ©til finb priefterlich geworben, es wirb nicht möglich fein, bie gorm au aerbrechen, ohne ben SEBefensfern ber Perfönlichfeit au Perleßen.

Ser Seutfche neigt im allgemeinen baau, alles äußere als $iußer=

ltdjfeit für unwichtig 3 U holten, unb fich baburd) felbft bes wertoollften

Hilfsmittels 3 U berauben, ©til unb f>altung 3 u gewinnen, unb eine

haltlofe Preisgegebenheit an bas Seben 3 U oerhüten.

Cytaty

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SUteift beginnen unfere Erinnerungen mit bem erften (Schuljahr, Unb bod) aud) nur fümmerliche Riefte ber Erinnerung aus biefer Seit bleiben uns bewußt. 3Bic

niger ber geifttgen (Einheit aller gorfebung, im Säger ber ©eiftesroiffen- fchaften eine fehr abfällige SJleinung über bie f&gt;etlfunbe ausgebilbet, bie für bie

gionen unb Kulturen. Sie, welche Sftaffenangelegenhett 3 u fein oorgeben, finb in Söahrheit ^rioatfache bes Sinjelnen geworben. 3ötr fennen wohl bie ‘Begeiftcrung ber

Wifet ihr benn überhaupt fo genau, wie es in biefen Entfagenben ausfieht unb was fie erleben in fid)? Unb wifet ihr fo genau, ob bie Sebensfeinblichfeit, bie

rifche SBirfung bes „SERilieus&#34; bas 53erftänbnis für SERufif möglichft früh unbewufet aufgehen mufe unb bafe eine fpäte Saat nicht etwa eine fpäte Ernte, fonbern

©efunbheits 3 uftanb beiber Teile fann nur auf folche SEBeife erhalten werben. £&gt;ier burch Nachläffigfeit, Unwiffenheit ober burd) falfche 6 djam bas ©lüd sweier

Sriefcf) befiniert „Neligiofität&#34; als „©efühl ergebener freubiger Nuhe im Bewufetfein eines oollfommen abhängigen ©eborgenfeins&#34; (183). ©ie müffen es bann auch

begrünbet, bafe fie auf bie Sauer nicht umgangen werben fann. Selbft wer eine anbere ©runbanfchauung befifct, aber fich innerlich jung unb beweglich genug