• Nie Znaleziono Wyników

Philosophie und Leben. Jg. 5, H. 9 (1929)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Philosophie und Leben. Jg. 5, H. 9 (1929)"

Copied!
32
0
0

Pełen tekst

(1)

ip^iioCop^te tm ö H e b en

5. J A H R G A N G + 9. H E F T + SEP TEMBER 1929

„31m D ie n fte öer D o lb sctn ^ e tt e rftrrb t un fcre 5 cttfd )rtft etne fadj*

ltdje 2 lu g fp ra $ e öer berf^teöenen toeUanfcbaultthen K td jtu n g e n .“

Die Aufgabe unjerer 3 ^

?3on 5 g o n (£ o f> n

$ )ie c in g e w u r je ltc §>eud)elei d o i betn 2 e b e n 311 b cfieg e n , ift »icllcicfjt bic fiofje 33efttmmung un(cret Seit.

Ss war lurj nach Krieg unb 9ie»otution, man erinnert ftd) gewifo noch, als §>einrid) Widert, ber fjeibelberger ‘phifofoph/ ber lefete grofte

©pftematüer auf ©eutfchlanbs hohen Schulen, feine Streitfchrift wiber bie ^P^tlofopfjie bes Sebens hinausgehen liefe, gür bas ftrenge 5)enfen, für eine ejafte ^^ilofop^iie foltte biefe Schrift ben 3öeg Don neuem frei machen, fie richtete fid) gegen ben übermächtigen ßinflufe, jumal bei ber Ougenb, eines 9lie6fd)e unb 33ergfon, ®ilti>ep unb (Simmel. 3n ben

©rünben t>atte 3lidert gewijj 3led)t, n i d) t in ber Sache. 5)enn biefe

^P^ilofop^ie bes Sehens war nid>t 3ufall, fie entfprang oielmehr inner- fter STtotroenbigfeit. liefert ftanb am (£nbe einer langen Sntwidlungs»

reihe, nid>t am Stnfang, er nerteibigte eine Situation, bie brüchig unb unhaltbar geworben mar. 6r überfah bie Krifis ber Kultur, bie uns feit langem offenbar geworben; er glaubte an ‘ffierte ber Kultur, bie längft fragwürbig geworben. ®em ©enfen räumte er o o r bem 2eben einen

^Platj ein. 3ßir nun bemühen uns um einen neuen Slusgleid) jwifchen Kultur unb 2ebensgefüf)[; wir wiffen, bafe bie europäifdje ©eiftesgefdnd)te bie ©efchichte einer fortfehreitenben ©ifferenjierung jwtfchen Kultur unb Seben toar, bie fchliefolid) mit einer oölligen Trennung unb (Entgegen- fefcung geenbet hat.

2Iud) bie ^ptjilofoptjie fteht am Scheibewege, bie reine Vernunft fann bas 2ebcn nicht erfetjen. ,,'ffiir fehen beute flar, baft Sofrates unb bie auf ihn folgenben Oaf>rf)unberte in einem Orrtum, wenn auch einem fruchtbaren, befangen waren. — Sofrates erblidte bie Sinic, an ber bie 2Jlad)t ber Vernunft beginnt; uns im ©egenteil ift bie 2inie fichtbar geworben, wo fie enbet. f>tnter ber Nationalität haben wir bie Spon- taneität wieber entbedt. S)te Vernunft ift nur eine gorm unb gunftion bes 2ebens; fie ift auf ihren 'Plafc unb ihr 2lmt ju befchränfen. 3n einigen 3af>ren würbe es abfurb erfefjeinen, bafj man einmal oom Sehen oerlangte, e s folle ber Kultur bienen, ^ie ‘Seftimmung bes neuen 3^tt=

Dbilofopbie unb Ccben. V. 18

(2)

250

® i c 21 u f g a b e u n j e r e r S e i t

alters ift es, bas 23erl)ältnts umguteliren unb ju geigen, bafo bie Kultur, bie Vernunft, bie Kunft, bte Etln! iijrcrfetts bem 2 e b e n bienen follen. — Sie reine Vernunft mufe abbanfen gugunften ber oitalen."

(£s ift ein Spanier, 3ofe O r t e g a p © a f f e t , ber alfo bte 2 lufgabe

unferer Seit formuliert, ‘’Profeffor ber 3ftetapl)pfif an ber SSRabribet Unioerfität, beffen 33cfanntfd>aft uns ber Verlag ber bleuen SdoDeijer 3vunb}d)au, 3üricf), oermittelt. (Sort finb mit einer (Einleitung non (£. 91. Eurtius feine gefammelten Sffaps unter bem 2itel „ S i e 21 uf- g a b e u n f e r e r 3 e 11 " in einer ausgezeichneten beutfdjen Überfeftung oon fielene 3öepl crfc^ienen.) Sin freier ©eift, ein untoerfeller Kopj, für ben bie Vielfalt bes ßebens 21usgangspuntt feines Senfens ge=

toorben. ßr betennt felbft: „Ser ©ebanfe oon ber 33ielgeftalt bes Uni=

oerfutns als reiner STatfadje, als Srfd^etnung, ift bie grofoe Steuljeit in ber europmfdjen Kultur. 3f>m ift es 311 ban!en, bafo bie gegenwärtige 3Biffenfd)aft im ©egenfat? ju faft allen übrigen i)iftortfd)en ‘’Potengen — 3öirtfd>aft, ^olitif, Kunft — unenblic^e ‘’Perfpeftioen eröffnet unb eine beifpiellofe (Erweiterung tl)res f>origontes feiert."

2llle bisherige ^Ijilofop^ie ift utopifd) geroefen, jebes Spftern oermajj fid), für alle Seiten unb alle 9Kenfd)cn gu gelten. Stidjt als ob Ortega einem billigen 9felatit>ismus hulbigte, ben befämpft er genau fo wie ben Nationalismus — was er forbert, ift, wenn man es mit einem ßon il)m geprägten Sd)lagtDort begetcf)nert will, ein ^ e r f p e f t t o t s mu s .

„Sie “^erfpefttoe ift eine ber Komponenten ber 2ßirflid)feit. 6 ie ift ntd)t ibre 23ergerrung; fie ift ibr Orbnungsfd)ema." Ortega wirb nid)t mübc, immer oon neuem barauf htngutoetfen, bafe jebe 2 ßal)rf)ett gebunben ift an eine Stelle im 9laum ober in ber 3ctt- Siefe Srtenntnis ift getmfs nid)t neu; neu aber ift bie Klarheit, mit ber fie I)ter, aud) fpradjlid) oon ftarfer Sinbringlid)feit, oertreten wirb, bie fdjarfe Kennzeichnung unb bk pofitioe 2 ßertung bes mobernen 2 ebensgefül)ls. 2 öir follen toieber 9lac(>=

bar »erben ber näd)ften Singe, wie Stietjfdje einft mahnte, mir follen bie 2lugen auftun für bie Umwelt: bas Scben foll geiftig, aber ber ©eift foll lebenbig fein.

Ortega ift fein Spftematifer, er ift 2lpI)ortftt!er, jeber 2lbftraltion ab=

Ijolb. ©ein 33ltcf ift fogiologtfd) gefd)ult, oon 5Bette unb Siefe, feiner geiftigen Bewegung ber Seit oerfcf>loffen. Ein Kulturp^ilofopl) grofjen (Stils, ber um eine Sinngebung fid) müljt, ber ebenfo nad) ber gunltion ber Kunft in unferer Seit fragt, rote er bie 2lufgabe ber fiiftorie in einet fritifdjen 2Iuseinanberfeöung mit Spengler=grobenius unterfud)t. Si(tf)et) äl)nlid) fagt aud) Ortega: „Sie ©efd>ic£>te toill nid>t erflären, fie toill o e r ft e l) e n."

3n Sinjelfjeiten mag man tf)tn oft toiberfpred)en — bod) was tut bas?

9]ur am 2ßiberfprucb entgünbet fid) bie 3ßal)rf)eit. Ortegas 2ßeltoffen*

(3)

S i c „ © o t t e s b o t j d j a f t " 3 a t o b S o r b e t s 251

beit unb fein 33efennermut, fie erinnern an Berber unb S'liefefc^e. Unb wie biefe beiben, fo gibt er uns ein ©tiid „gröblicher 9 Btffenfcbaft."

Semertung bes Herausgebers

®as abfpred>enbe Urteil Dr. (£ol)ns über 9liderts ©d>rift „2)ie ^l)ilD=

jopf)te bes ßebens" tann id) burdjaus ntd)t teilen. 3d) möchte »ielmeljr wünfdjen, bajj alle fog. „ßebenspbilofopben", mögen fie nun im 3nlanb ober 5luslanb auftreten, erft einmal grünblicf) 9liderfs 53rofcbüre ftu=

bierten. 9lid)t bas ift beren ©runbtenbens, bem ®enfen einen ^3Iatj »or bem 2 eben einjuräumen, fonbern barjulegen, bafs ßeben als bloß »italer

^rojefe erft 6 i n n befommt baburd), bafe es ber 93erwirflid)ung »on

^Berten (wie ©ittticbfeit, ßrfenntnis, Slunft, unb bamit ber Kultur bient.

®enn Ortega behauptet, baß biefe 9öerte, bie in ihrer ©efamtheit ja bie Kultur ausmacben, ibrerfeits „bem Sehen 31 t bienen" Ratten, fo müfjte befti'mmter gejagt werben, was bas Ejcifecn foll.

33tetleid)t foll es nur Reißen, bafo ein »on folcben Hulturwerten er=

fülltes ßeben eben ein wertvolleres Sehen fei als ein fie entbehrenbes, unb bajj in biefem ©inne bie Slulturwerte bem Sehen bienen, infofern fie ihm finnoolleren 3nhalt geben. ®ann märe bas eine „ßebensp^ilofo- pf>ie", wie fie — Widert felbft oertritt. 91. SK.

SMe „®offesbofjcf)aff“ 3afob Sorbers

5Bcn 21 u g u ft 9JI e [ f e r

3 u ben religiöfen Bereinigungen ber ©egenwart geboren aud) bie ©e=

meinben, bie fid) an »erfd)tebenen Orten ©eutfchlanbs pfammengefchlof*

fen haben um bie religiöfe 23otfcbaft 3afob Sorbers.

©eboren 1800 in bem 2)orfe Slanifcba bei SDlarburg in ©teiermarf, mar Sorbet (oon f>aus aus Äatbolif) junäcbft in biefer ©tabt aum Sehrer ausgebilbet morben, wobei er aud) eifrig 5Molin=, Slla»ier= unb Orgel- fpiel trieb. (Er hatte bann nod) in ©raj ftubiert unb 1829 ein Sehramts=

jeugnis für fmuptfchulen erworben. 9lls aber 1830 feine Bewerbung um eine Sehrerftelle febeiterte, würbe er ©efangs= unb SRufiflehrer in ©raj.

3n feinen StRufeeftunben ftubierte er nun neben ber 33ibel manche otfuI=

tiftifebe unb mpftifebe 9Berfe, fo »on 53öf)me, ©webenborg, 3ung=©til=

ling, Ouftinus ferner, 3ohann Jennharbt unb 3. SHerning. 3m 3ahre 1840 würbe ibm unter günftigen 33ebingungen eine Hapellmeifterftellung in Irieft angeboten. Sr war entfchloffen fie anjunebmen.

$a, am 15. SDtära 1840 um 6 Hf>r morgens, er batte (wie er feinen greunben nachher erjagte) gerabe fein SRorgengebet »errichtet unb war im begriff, fein 33ett ju »erlaffen, ba hörte er linfs in feiner 93ruft an

18

(4)

252 ® i e „© o 11 e s b o t j d> a J t" 3 a f o b f i o t b c r s

bcr Stelle bes Hebens bcutlic^ eine Stimme, bic ihm surief: „Steh auf, nimm beinen ©riffel unb fd)rcibc!"

<£r geborgte unb fcfmeb bas, was et innerlid) hörte, 'ffiort für ‘ 2 ßort

nicbcr. 60 cntftanb bas ‘3Berf „©efdnchtc ber Urfd)öpfung ber ©elfter»

unb Sinneswelt fowie ber Urpatriarchen" ober „Haushaltung ©ottes".

Sr beginnt mit ben ‘Jöorten: „So fprach ber Herr ju mir unb in mir für jebermann, unb bas ift wahr unb getreu unb gewife."

33on nun an biente er, bie angebotene Stellung ablehncnb, biefem „le*

benbigen 3ßort", wie er bie Stimme nannte, bis au feinem $obe 1861.

©ewöhnlich begann er gleich in ber grüfje ju fd>reiben ober au biftieten.

$abei benufete er {einerlei Hilfsmittel, blieb unaufhörlich im glufj, eer=

befferte nie etwas, gleid) als wenn ihm felbft bittiert toürbe. Unb wenn er auch fürjere ober längere unterbrochen würbe, fo oermocf)te ct, ohne bas ©efchriebenc nachaulefen, bem Sinne entfprechenb fortäufahren.

Unb wenn er fertig roar, brach er manchmal, bie 2tebe ©ottes laut preifenb, oor tiefer Führung in Sränen aus.

Seinen bürftigen Unterhalt gewann ct burd) 2Rufitunterricf)t unb SHaoierftimmen; nur 1845/46 war er einige 3^it bei gweien feiner Stü­

ber in Oberlärnten gefchäftlid) tätig unb 1857 machte er als 33iolin=

fpieler eine Äonjertreife burd) mehrere öfterreichifche Sänber.

Seine ©cftalt oerriet ben berben ‘Bauernfohn. 2luch noch im Filter Toll er ein guter ©efellfchafter gewefen fein, ber es liebte, mit 53efreunbe- ten bei einem ©lafe 3Bcin bie Slbenbe 31 t oerbringen. „©rchte fich babei bas ©efpräch um weltliche ®tnge, fo eräählte er oft bie brolligften 6 t=

lebniffe, fo bafo fid) bie 3 uhörer aufs befte unterhielten. S'lahm bas ©e=

fpräd) aber unter ©Icichgefinntcn eine bebeutfame 5öenbung, fo waten balb ber tieffte (Ernft unb eine wahrhaft überirbifche 9lube über ihn gebreitet, unb bie tieffinnigften unb erhabenften ©ebanten unb 2 ef)ten

entftrömten feinen berebten ßippen, fo bafe bie aufmerffamen §)örer nicht feiten ein heiliger Schauer überfam." ßr foll aud) als fiellfcher fich be­

tätigt unb SERaterialifationen (33erftorbener) erlebt haben.

5Btr haben es alfo mit einer ^erfon oon ftarfen mebialen gähigleiten ju tun. Seine ^robuftioität als mebialer Schriftfteller war eine ganj aufjcrorbcntlichc. ®ie 9tieberfd)riftcn, bie gwifchen 1840 unb 1864 ent- ftanben, ergaben gebrudt 25 ftattlid)C 93änbe.

®ie „Haushaltung ©ottes" füllt brei 'SSänbe; bas Hauptwerf „3o- hannes, bas grofee Soangelium" gar gehn 33änbe. ©enannt feien nod):

„®ie getftige Sonne" (gwei 55änbe), Belehrungen über 3u[tänbe im Oenfeits enthaltenb; „®ie Ougenb 3efu" (ein “Sanb), bic „Freitages*

faene", eine türgere Schrift, bic Unterhaltungen bes awölfjährigen 3cfus mit ben Schriftgelehrten im Tempel wiebergebenb; „“Bifchof SERartin"

(ein ‘Banb), Erlebniffe unb gortentwidlung bcr Seele eines (fonft un--

(5)

$> i e „© o 11 e s b o t ( d) a f t" 3 a ! o b S o r b e t s 253

betannten) ‘23ifd)ofs 3Rartin im 3enfeits fcbilbernb; „Robert Slum"

( 3 wei 33änbe), Srlebniffe bes 1848 erfcboffenen 9leoolutionärs im 3enfeits entbaltenb,----ufw.1).

3Bir tjaben nun auch fonft fcljt reichhaltige mebiale 33e!unbungen — man oergleicbe 3 . S . bas intereffante 33ud) bes ©enfer ‘’Pfpdjologen glournop, „Sie 6 ebertn r>on ©enf" (Seipsig, Sfteiner) — unb aud) Sichter unb Scbriftfteller, oon benen uns mebiale gä'bigfeiten nicht be=

fannt finb, berichten nid)t feiten, baß fie glcicbfam nur meebanifd) nieber- febrieben, was fie inncrHcf) ohne ibr 3 utun hörten ober fdjaufen. 60

febilbert 3 . 33. 9ließfd)c bie 2lrt, wie er ben 3aratbuf*™ fcf>uf alfo:

„— f>at jemanb, (£nbe bes neunjetjnten 3abrbunberts, einen beut=

lieben 33egriff baoon, was Sichter ftarfer Zeitalter 3 n f p i r a t i 0 n

nannten? 3m anberen galle will icb’s befebreiben. — SDiit bem gering=

ften 9teft non Slberglauben in ficf> mürbe man in ber STat bie 33orfteltung, btofe 3nfarnation, blofe SJtunbftüd, bloß SSRebium übermächtiger ©e- walten 3 U fein, faum absuweifen wiffen. Ser 33egriff Offenbarung in bem (Sinne, baß plö^Ifcf) mit unfäglicfjer Sicherheit unb geinbeit, (Etwas f i cb t b a r , hörbar wirb, (Etwas, bas einen im Siefften crfdjüttcrt unb umwirft, befcbreibt einfad) ben latbeftanb. SDtan i)ört, man fiebt nicht;

man nimmt, man fragt mcfjt, wer ba gibt" ufw.2).

Südlich fcbilbertc Sari |)auptmann, feine 2lrt 3 U febretben, einem 53e=

fueber alfo;;): „21m 9Rorgen arbeite id>. Sie wiffen ja, baß id) nie plane.

Nichts ift in meinem ?ßer! Seutung. Silles Sein unb Schau. 23ei allem, was id) fcbrxeb, babe icb »om erften bis 3 um lebten Jon niemals gewußt, toas werben follte, nod) tourbe. Ss !am mir alles nachher. Unb wie im 9iaufd). Unb wie in freubiger Sefturjung.

©eben (Sie, fo fd?uf id) meine letjten 2 ßer!e: ben „©aufler", ben

„Suntfcbub", „SKufif". 3d) plante feine Srilogie, fie war plößlicb ba.

(Eines Tages erfebten mir bas 23ilb einer ©gene. 9teue Silber fcbloffen an: es würbe ein erfter 2Ift. Unb ©lieb für ©lieb wuchs bas ©ebilbe nur nach eigenen, geheimen ©efeßen. 3d) braud)te nichts ba 3 u 3 utun. 3cb mußte nur bie Slüte büten, bie ibren &eld) entfalten wollte ... Sas 5ßerf würbe immer größer unb breiter. Unb obne baß oorber etwas oorbanben gewefen war ober baß icb je früher baran gebad)t batte."

(Es ift nun gewiß oon bobem pfpd)ologifd)cm 3ntereffe, bas Sßirfen literarifeber ©cbopfungen aus bem Unbewußten heraus, ihr gletdjfam

*) <?>rcts»cr3cid)nifTe finb foffenlos ju crl>alten oon bem 3atob Sorbet 53erlag, 33ietig- beim, SBürttemberg.

8) ®ie »eitere 6d)ilberung mag man natfjtefen bei ®. görfter-STlieöfdje, ®et ein- iame 9tiefc[cbe. ßeipjig, firöner, 1914. 6. 214 f.

s) 55gl. bas geuilleton oon SBalfer SOtecbauer ,,3d) plane niemals" (übet bie 2Irbeitsmetbobe oon Sari §>aupimann) in ber granffurfer 8«itung pom 20. 7. 1928.

(6)

254 5) je „© o 11 e s b o t j d) a f t" 3 a t o b S o r b e t s

organifches “Jöachfen ohne bewufjte 2 lbficf)t unb planoolle ßeitung bes Schöpfers im einzelnen p »erfolgen.

Slber als in fic$ einleuchtenb batf bod) tr>ot)I ber ©aft aufgeftellt roer*

ben: bie 2 lrt ber ßntftebung eines “ffierfes entfebeibet nid)t übet feinen 5öert.

3 öa 5 nun insbefonbere bie Meinung angelt, irgenbtoel^e 9Jtitteilun=

gen bäw. 9tieberfchriften enthielten göttliche Offenbarung, fo !ann bas wenig ober »tel befagen. Ss hängt bas nämlich t>on unferer 2 Iuffaffung bes Sßerhältniffes bes ©öttlichen pm 3BeItgefd)ef)en ab. Jetten wir bie pantbeiftifche 2 lnfid)t, bafj a l l e s ©efebehen Sluswirfen eines göttlichen

^rtngips fei, fo befagt ber Slnfprucb auf Offenbarungscharafter fcfjr wenig. 2 Inbers wenn wir annehmen, baft ein perfönlid)er ©ott einselnen Sluserwählten fid> in gans befonberer 3öeife offenbare. Sann werben loir, ba tx?ir in einem folchen ©ott bocf) gugleict) ben Inbegriff aller 2 ßerte in böchfter 93ollfomment)eit au erbltden gewöhnt finb, aud) mit ben höchften (Erwartungen an angebliche Offenbarungen herantreten. ßr=

füllen fie biefe (Erwartungen nicht, fo werben mir jenen Slnfprud) ab=

lehnen: ®ie blofte STatfac^e ber immerhin ungewöhnlichen Sntftehung eines ^robuftes aus unbewußter €>d)öpfertraft, aus einer 2 lrt „3nfpira=

tion" heraus, fo pfpcfjologifd? beachtenswert fie fein mag, wirb uns an fich nicht berechtigen, in ihm göttlid)e Offenbarung im engeren unb eigentlichen Sinne ^u fehen.

©ne Sntfdmbung wirb freilich in hohem SRafce fubjefttcen (^haraftcr tragen; fie wirb abhängen »on bem SERajjftab, mit bem ber Sinjelne ben Unterfd)ieb bes ©örtlichen unb SKenfchlichen abmifjt, unb biefer Sütafc ftab wirb fehr t>erfd)ieben fein.

Um bem fiefer felbft einen Sinbrud oon ben Schriften Sorbets su geben, laffe icb 3Wei groben folgen. ®ie erfte Stelle ift entnommen bem 33uche über ben „5Sijcf)of 35t a r t i n".

„(6age 3d>, b er § e r r , ju “Bifchof SOtartin): „ S a fiebe gu biefern genfter tjtnaus!

9Bas fiebft bu bort in einiger gerne oon hier gegen 3Jiitternac^t bin?"

Spricht 33 i f o f SOI a 111 n : ,,3d) Tet>e mehrere, überaus jerlumpte SStenfdjen gar entfeöliefe langfamen, tnnfenben Schritts wanbeln! 6ie fd>etnen fein Obbach ju haben, unb wahtfcheinlid) toerben fie aud) im 3Rogen eine febr bebeutenbe Cccre haben, unb ihr §>ers bürfte gerabe aud) nicht t>on ber fjeiterften Stimmung fein!

greunb, mich erbarmen biefe armfeltgffen SBanberer; lafe es mir ju, bnfj itb bin- gehe unb fie hierher fübre, fie bier aufnebme unb fooiel als möglich gut oerforge! 6mb biefe Stnimer auch l<hmutjig, fo toerben fie ihnen aber bennod) fidjer bienliifter fein als jene froffigen unb fehr trüb ausfehenben bolprichten ‘pfabe nach jener mir betannte'n Jtichtung, bei beten Verfölge cs immer fd)led)tet toirb!"

9tebe 3 cf) : ,,©ut, redit gut, gehe unb tue, was bir betn fierj gebeut. SIber bas rnujj bic^> nicht abfehreden, fo bu finben wirft, bafj jene 3BanbIer niefjt beiner, fonbern lutherifdier Stonfeffion finb."

Spricht 331 f d> o f 9K a r t i n : „® a s ift mir freilich wohl ein wenig pwiber; aber nun ift |d)on alles eins, ob Suther, SJtohammeb, 3ube ober (übinefe! Äurj, toas SWenfd) ift, bem foll |>ilfe werben!"

33tfd>of SKartin, noch in ber gemeinen ßanbtnannsfleibung, empfiehlt fid) nun unb

(7)

® i e „© o 11 e s b o t f ch a f t" 3 a f o b C o t b e t s 255 eilt ben SBanbletn nad) unb ruft unb fd)teif, bajj fie feiner bauen (ollen, —• »orauf bie 3BanbIer ftc^enbleibcn unb auf unfern Sifcbof SDiartin »arten, um ju erfahren, was er mit ibnen wolle. ©enn biefe ftnb eben aud) erft oon ber (£rbe in ber ©elfter»

»eit angelangt unb »iffen nun aud) nicht, wo aus, »o ein.

9Jun bat unfer 33 i f ch o f S J l a r t i n eben biefe traurige ©ejellfcbaft erreicht unb fpriebt ju ibr in einem febt fteunbltcben Sone alfo: „Siebe greunbe, »obin, »obin wollet ibr eud) benn ba begeben? 3d) bitte eueb, um ©ottes willen, febret um unb folget mir nad), fonft gebet ibr alle jugrunbe! ®enn bie 9iid)tung, bie ibr oerfolgt, führt febnurgerabe ju einem Slbgrunb, ber eud) alle oerjd)Iingen toirb! — 3d) aber bin hier mit noeb jtoei lieben greunben anjäffig, eine geraume 3eit febon, unb weijj, wie bieje ©egenb biet befebaffen ift, baber id) eud) benn aud) »amen tann.

Sehet aber bortbin gegen SDiittag! S)afelbft »erbet tf)r einen ‘'Palaft erfdjauen, bet freilich oon aufjen fd)öner als oon innen ausfiebt, aber bas mad)t oorberbanb nichts!

ttin Obbad) unb etn Stüddjen 33rot »erben » ir brinnen bennoeb finben, »as boeb auf jeben galt beffer fein »irb, als biefen ins fid)cre Skrberben fübrenben 2Beg fortwanbeln! 33efinnet eud) baber nid)t lange, fonbern tebret fogleid) um unb folget mit; bei ©ott, es joll bas euer Schabe nicht fein!"

( E i n e r o o n ben S B a n b l e r n fpridjt: ,,©ut, » ir »ollen bir folgen; aber bas bemerten » ir bir im ootaus, bafj bu uns in tetn tatbolifches §>aus bringft! Senn ba

»äte für uns feines S3ieibens, inbem » ir gegen nichts einen fo ftarten 3Biber»illen baben, als eben gegen ben über alle ‘■peft ftinfenben römifeben Katboliätsmus, unb namentlich gegen ben ‘'Papft, gegen feine 33tfd)öfe unb gegen bas über alles fd)Ied)te 5Jtön<f)Stum ber römifeben |>ure."

«Spricht ber 35 i f cb o f 2Jt a r t i n : „SBas 'Papft, »as Sifcfjof, »as SRöncb, »as Sutber, »as Saloin, »as SJtobammeb, »as SSJlofes, »as 33rabma, »as goroafter? ®as gilt nur auf ber bummen SBelt et»as; hier im 3teid)e ber Seelen unb ©elfter hören alle biefe irbifchen bummen Unterfcbiebe fo gut »ie ganj rein auf! §>ier gibt es nur e i n e ßöfung, unb biefe bei&t S i e b e ! SSJUt biefer a l l e i n lommt man hier »eitet;

alles anbere säblt jooiel als n i ch t s !

2lls id) auf bet SBelt »ar, » a t ich ein römijeber 33ifd)of unb bilbete mit »as Un- gebeutes barauf ein; aber t>ier angelangt, lernte id) es alsbalb fennen, »ie ganj unb gar nidjts baran gelegen ift, »as man auf bet SBelt »ar, — fonbern alles liegt batan,

»as man auf ber SBelt g e t a n bat, unb »ie unb unter »eichen 23ebingungen! ©aber lafjt aueb ibt eueb »ebet bureb Sutber, noch burd) <£a!oin beirren, fonbern folget mir!

SBabrlid), ibr follt es niebt bereuen! SBitb es eud) bei mir aber nidjt bebagen, — na, fo ftebt eud) biefer 2ßeg noeb immer offen!"

Spricht b e r A n f ü h r e r biefer ©efellfd)aft: „9iun gut, bu fcheinft mit ein jiem- lieb gefcheiter SDtann ju fein, baber wollen » ir bir benn auch folgen bin in betne 33cbau[ung! Slber bas bitten » ir uns fefjon im ooraus aus, bafe ba unter uns ja nie oon bet Religion gefprodjen »itb, benn uns efelt alles, »as 9teligion beifst, auf bas allerroibrigfte an."

Spricht bet 33 i f ch o f 3R a r f i n : „9lo, no, ift ja auch 9U*! 3tebet, »ooon ihr teben »ollt; nad) unb nach werben wir uns »obl hoffentlich noch beffer fennenletnen, unb ihr »erbet an mit butchaus nie etwas entbeden, »a s eud) nur irgenb im aller­

geringsten tufchieren foll! ©aber nun munteren unb beiteten ©elftes aufgebrochen, unb in meiner unb befonbers meiner greunbe unb 53rübet 33ebaufung “$10(3 genom­

men ..

3n ber 6 cf)rift: „3)ie S ) r e i t a g c s f 3 cneim 2empel ju Oerufalem"

wirb er 3 äf)If, bafe bie ^rieftet in ber 3^acf)t, bie auf bas erfte Sluftreten bes Oefusfnaben folgte, fief) beraten Ratten. $)abei f)abe ein junger Semte affo gefproefjen: „SERit biefem Knaben »erbet tJ)r alte ntdjts ausrid)ten!

3d) babe in Siasaretf) n?at)rlicb 3öunberbinge t>on feiner SSerebfamfeit

gehört, unb ba gibt es gar feinen ©elefjrten, ber biefem Unaben je etioas

abgeroonnen ^ätte! fage es aud) gana offen: ®iefes Knaben 3 unge

(8)

256 ® i e „© o 11 e s b o t f d) a f t" 3' atob S o r b e t s

unb (eines greunbes [eines römifdjen Richters] unbegreifliche SBillens- traft finb mächtig jur ©enüge, um bie ganje ‘S e it ju unterjochen! Unb mir haben uns mit biefem Knaben eine ganj mächtige Saus in ben ‘’Pelj gefetjt, bie wir ohne Schaben nicht Ieicfjtlich toswerben!

Daher roäre meine freilich immerhin unmaßgebliche SSReinung biefe;

3Ran taffe ihn bei feiner Meinung, bafe wenigstens möglichertoeife jener

?öunberfnabe (oon bem Oefus gerebet hatte) ber oerheifeene SIReffias ift, ober mit ber 3eit werben fann, ba bann bod) bie Söeisfagungen bei Propheten fo giemlich auf ihn tote auf biefe 3ett hinbeuten!

2Rtt was immer für 3Biber(prud) fommen mir mit ihm nicht weitet,

— unb ihn ärgerlich machen burd) irgenbeine Drohung, wäre meinet 2Infid)t nach fogar bebenflich; benn er weife um alles auf bas genauefte, unb nid)t fremb fcheinen ihm unfere tiefften Jempelgeheimniffe ju fein!

S s wäre ba fchon rein bes ‘Seeljebubs au werben, fo er aber eon unferen ganj befonberen ©eheimntffen offen oor bem . . . römifdien dichter ausäuplaubern anfinge!"

... „®aber beifet es ba febr llug fein, it>n bei feinem Jbema laffen, ibn batin ebet nod) beftärfen, als »on (einer 3bee abwenbig machen 3U wollen!

3Bas liegt benn baran für uns, bie wir alle Me alten <5d)riffglaubensfacben fdjon lange über 23otb ins SReer ber 33ergeffenbeit geworfen haben, ob ein Stejfias ober ob feiner?! Sonbern llug (ein unb baburd) betrieben unb babei auf Soften ber blinben unb bummen SDtenfdjenmenge fef>r gut leben, ift beffer, als fid) allerlei ©ewalt, bie wir am Snbe bod) nid)t baben, anmajjen unb fid) mit allerlei unnötiger Sorge unb 2Ingft jernagen laffen!" ...

6agte bet ft e t s » a d) e Oberpriefter: „3a, ja, id) bin mit bit ganj ein- oerftanben; es bürfte alfo fdjier am beften fein! Siebe unb Slntwort müffen wir bem Knaben geben... Stur bin id) ber SJteinung, bajj wir ibm morgen ein anberes Kollegium geben aus uns, bas ibm ba günffiget als wir geffetn Siebe fteben [oll! — 3Bas meint ibr ba?"

Sagte bet junge Stebner: „Der SOteinung bin id) wteber nidjt! Sin frembes Kollegium müfjte informiert »erben, um jo reebt ju »erfteben, wen es in bem Knaben cor fid) hat. 28tr aber fennen it>n nun unb wiffen, was er eigentlich will; wir Ijaben ibm fonad) leid)t Siebe au fteben. Sin frembes Kollegium würbe morgen »or bem Knaben bafteben wie ein junges 'Paar gugodjfen »or einem Serge unb wüftte ifem felbft bei einer beften Information niefct 33efd)eib ju geben..."

Die oorftehenben Slbfchnitte finb unter bem ©efichtspunft ausgeiüätjlt, befonbers wertvolle Stüde ju bieten. Unb bod)! Sollten fie mirflid) bei Unbefangenen unb Urteilsfähigen ben (Einbrud erweden: fner liegt gött­

liche Offenbarung oor? Nun ift aber bas mcifte, foweit ich aus 6tid)=

proben urteilen fann, nod) nicht einmal auf biefem Nioeau. 33ei aller Slnerfennung ber gerabeju unerfchöpflid)en Suft unb Kraft bes „gabu=

lierens" bei Sorber, mufe id) bod) offen geftehen, bafe meles oon einet [d>wcr ju ertragenben Breite unb einer lähmenben Sangweiligfeit ift.

©ewiffe ©runbgebanfen finb ja erfennbar; fo liegt allen metapht)=

fifc^en Sehren ber ©ebanfe augrunbe, bafe bie gefamte 2BirfIichfeit aus

(9)

S i e „© o 11 e s b o t f cf) a f t" 3 a f o b S o r b e t s 257

bem ©öttlichen ©eifte ftammt unb felbft geiftiger 2 Irt ift, unb altes CSt^ifcfjc ift burcfjwaltct »on bem Siebesgeift CE^rifti.

s 2 lucf) ben mitgeteilten 6 tüden fehlt nidjt eine gewiffe leitenbe 3bee:

in bem erften wirb engherjiger Äonfeffionalismus gegeißelt, im 5 Weiten

ein ffrupeIIo 5 herrfchenbes ‘^rieftertum djarafterifiert. 2luch bas fei an»

geführt, bafo bie Anhänger Sorbets mit einiger Berechtigung geltenb machen fönnen, bafe er gewiffe moberne Srfenntniffe (fo hegüglicf) ber

6 tru!tur ber 2ltome unb ber Quantentheorie oortoeggenommen habe1).

2 lber folche geniale 23ort»egnaf)me gewiffer Sinfid>ten, bie erft weit fpäter burch bie empirifche gorfchung erarbeitet werben, finbet ficf) auch fonft bei intuiti» gerichteten phitofophifd>en Köpfen. ®ahei haben aber biefe Ontuitionen meift noch eine fo wenig beftimmte unb greifbare gaf=

jung, bafj fie bod) erft burd) bie eyaftc wiffenfchaftlidje 2 lrbeit nicht nur empirifche 53eftätigung, fonbern auch jene gorm erhalten, bie fie 3 ur

ßinorbnung in unfer wiffenfchaftliches Sßeltbilb geeignet machen.

^ören wir übrigens, wie ein 3 ur 3eit führenber Anhänger »on Sor=

ber aufammenfaffenb über beffen „9Zeubotfchaft ©ottes" urteilt: „35cr=

mag einerfeits ber wiffenfchaftlid) gebilbete 33erftanbesmenfch in ber

?taturlehre Sorbers fein ©enüge 3 U finben, fo werben burch feine allum=

faffenbe ®iesfeits= unb Oenfeitslehre »or allem bie ©emüter ber r e l i = g i ö s empfinbenben SD'tenfdjen geflärt unb hefriebet, bie fid) ja leiber oft genug in hangen 3 tt>cifcln unb gragen mühen. 3hnen bietet fid) hier ein »olles, allumfaffenbes ©anses. 3öas uns bisher nur in 23rud)ftüden ober unoollfommen überliefert war — bie allgemeine Urreligion ber SJlenfchheit unb bie wahre ©ottes=, Sehens* unb Siebeslehre 3efu —, bas »ernimmt ber ©ottfucher Sorber in einem einheitlichen Srguffe bes göttlichen SBortes mad)t»oll unb überreich. Ss fann bemnacb wirflid) gefagt werben, bajj in biefem Sichte a l l e bebeutfamen gragen bes menfd)lid)en 33erftanbes unb f>er 3 ens ihre Söfung finben."

9iad) bem früher Semerften hraudje id) wohl nid>t befonbers 3 u

fagen, bajj id) mich biefem 3Berturteil nid>t »öllxg an 3 ufd)ltefeen »ermag.

33on hefonberem religionspft)d)ologifd)em 3ntereffe fcheint mir übrigens

3 u fein, wie fid) ein anberer Irägcr neuer „©ottesbotfchaft" O. 6 . 35ern=

harbt ($ufting) genannt 2 lbbrufd)in (ihn behanbein wir fpäter) auf

"Befragen über Sorber äufeert2): „ 6 eine Söcrfc las ich nie (!), aber id) weife (! woher?!), bafo er ein ^Begbereitcr fein follte für bcn ' 2 Bahrf)cits- bringer (wer ift bics? 2 )och wohl für SIbbrufchin?). “ 2 ßenn er perfönlid)

*) 33gl. 3ßalfer S u t?, S a s SHeicf) bes Strngen. Sübret burd) bie 9Berfe 3. Sorbers.

‘öictigbeim 1924. 1. 23anb, 1. §>cft, ®. 67 ff. — Sufi ift aucf) bet ©dpriftleiter ber Seitfcbriff ber £orber-2lnbänger, „S a s SBorf", 8. 3abrgang, 1928. 3leu-@alems-25erlag,

‘öietigbeim.

ä) 3n ber geitfdjrift „55er 9tuf", 1. 3af>rgang, £eft 8/9, ©. 322 f. (93erlag bes

©ratsblattes lufeing.)

(10)

258 Ü b e t bi c A u t o n o m i e bet m o b e i n e n S u l t u t

firf) gang in ben Sienft biefer 2 lufgabe (teilte, jo befleißigen fid) nun bic

2 lnf)änger jebo«ä), biefc jum Seil freubig erfüllte 3Riffion ju jerftöicn (woher weife bas 2lbbrufcf)in?). (Er wollte fuchenbe SRenfchenbcm “2öabr=

heitsbringer e n t g e g e n f ü l j r e n , nicht aber felbft ber 2 öabrbcit 5 -

bringet fein (?!). 23iele feiner 2lnhänger jebod) oerfchlteßen ihre 2lugen unb Obren allem anberen unb galten bas, was er gebraut hat, für bas Höchfte (empfiehlt 21 . feinen eigenen 2 Inl)ängcrn niebt basfelbe Verhalten in bejug auf bie eigene ßehre?).

Solches ©efchehen aber ift nid)t neu, fonbern es finbet fid) heute übet*

all, ob es nun 33ahai ift ober bie 2lnthropofophte unb alle übrigen 33e- toegungen fleinen ober großen ©tils, fo baß es für diele beffer geroefen wäre, cs würben feine Vorläufer gefommen fein!"

23on reIigionspfpd)ologifrf)cm ©tanbpunft wäre l)ier wobl folgenbcs feftjuftellen: 2Benn eine „©timme" ober „23otfd)aft" als göttliche „Offen- barung" oon jemanb erlebt wirb, fo entftefjt aus ber Bewertung bes St­

iebten, als eines abfolut 2 öertoollen, bic lenbeng, alles anbete 3 U »et-

werfen ober wenigftens jur relatio nieberen 23orftufe ^erabjubrüden.

'Sarin liegt aber eine tiefe Sßurjel für bie intolerante Haltung fo Dielet

©laubigen. Sin ©egen ift cs barum, wenn wenigftens bcr Onbalt bcr 23otfchaft fo tolerant unb menfchenfreunblid) ift wie bei Sorbet!

Über bic Siufonomte 5er modernen S ulfur

33on £ e o f> e r l a

n

b

(Sch lu ß aus Heft 8)

I I I . $ ie moberne Sultur.

Unb wie fielet benn biefes neue ^lulturibeal aus? St, cs ift oon et- nüd)tcrnber, beraufchenber (Einfachheit! 2Ille haben Meibung, Obbad), Nahrung, baf)er burcbfchnittlid) erträgliche äußere ßebensumftänbe unb

©efunbheit, — fertig!

2 Bie, bies ift ja aber 23egeticren! 2 öcber Kultur, nod) Religion, nod) 3Rcnfd)enwürbe! (Erfchlaffung ber 3Jlenfd)t)ctt, erft recht 23erfin!cn in bie Sierheit!

91ein! 2>em wäre nur fo, wenn bie Befreiung oon bes 2ebens 3tot- burft ein Cups wäre. 2 öas aber ift bann üftotburft unb was Surus?

Stein, es wäre nur ^erftellung eines gemäßigten Klimas, gleid) »eit entfernt oon ben Siswüften bes (Elenbs ber 3Raffen wie oon ber tro- pifd)en Treibhausluft ber Profitjäger unb ihrer metaphpfifchcn 2 lus=

beuter unb Helfershelfer, bei benen jeberjeit ber wahre Cups ju Haufe war. 23iel eher finb ßangeweile unb Cups ijcimifd) in einem H'mmcl ber ©eligen, worin jeber nichts ju tun hätte, als in alle (Ewigfeit oer*

jiiett unb begeiftert 311 fein. 2 Jber wenn bort jeber ©elige neu Ceben trintt

(11)

Über bie 2 t u t o n o m i e bei m o b e t n e n K u l t u r 259

aus bem unenblid)en geben, warum füllten bie SÖtenfcben, blofo weil fie nicht mehr burcf) einen allgemeinen Sllpbrud gepeinigt finb, fiel) nicht ebenfalls bem Urquell nahe füllen unb aus ihm fiel) jebergeit oerjüngen unb begeiftern?

3ft bod) fefjon bas Seben ber mobernen Slrbeit mannigfaltig genug, treten wir bod) ber 9latur in oielen ihrer ©eheimniffe bis au einer 33er=

traulid)feit nahe, bie an fich fdjon an 2 lnbacf)t ftreift. ©teilen uns bod) bie ßebensnotwenbigfeiten, bie (Erzeugung ber ^robufte jum blojjen Stuften fchon »or eine Vielheit ber (Einbrüde unb Aufgaben, »or benen mancher geierabenb oerblaftt! Slllerbings, bie alte 3ntimität bes §>anb- Werfers mit feinem SERafertal ift fo gut gelodert wie bie 3ntimität ber Hausfrau mit ©pinnen, Sßeben unb Höchen. Sie 3Jtafd)ine hat fich ba=

jwifchengebrängt als Unecht unb SERagb, unb bie Arbeit befchränft fich jum grojjen le il auf „SSebienung" unb Kontrolle ber SOtafchine. ®ie (Eintönigfeit biefer Arbeiten geht aber bei entfpredjenber 2lrbeitsfonäen=

tratton mit einer SBerfüraung ber Slrbeitsgeit einher, welche aufs befte p r 2lbwed)flung ausgenüftt werben fann. (Es ift fein Sufall, bafe gerabe ber Slrbetfer an ber SKafcbine eine gewiffe 2eere ber (Entfrembung oon ben Materialien empfinbet, bie er früher unmittelbar bearbeitete, ©ie

^lage am (Stoff war eben augleich eine ftoffliche ^lage, oerfchlang bie phpfifchen Strafte bes SSRenfchen unb trieb ihm bas Senfen aus: heute nod) nimmt ber Heine f)anbwerfer unb Krämer feine menfehenunwürbige Sage am ftumpfften h>u- ®er Arbeiter an ber SRafchine aber, beffen

£)irn leer läuft unb nicht mehr oon ber Slrbeit feiner f>anb gebannt ift, wenn es auch an fie gefeffelt ift, hat in all feiner bumpfen 2 But SDtufee

3 U neuen, gefährlichen ©ebanfen. 3a, an ber SOtafchine ftehenb, lernte ber Arbeiter benfen, ba oerflog ihm mit ber “’Poefie bes fjanbwerfs auch ber kaufet) über beffen golbenen 33oben. 3e mehr aber ber Slllfag mecha=

nifiert wirb, befto beffer fann fich bie Buntheit bes ßebens für ben geier=

abenb auffparen.

3öas fängt man mit bem angebrochenen 2 lbenb an? Stun, bas Seben geht ja weiter feinen ©ang, bie menfd)lichen Serhältniffe ftehen ge=

läutert ba. ©ewife, bie gamilie ift aus ihrer bürgerlichen (Enge aufgeftört, aufgelodert. 5)ie Sntimität bes Kaufes ift nicht mehr fo fehr an bie Hüdje, an bie SERahläeit, an bie häuslichen Verrichtungen gebunben, ba=

für aber entfällt auch bie ^erftörung biefer Sntimität burch bie 9tot unb

6 orge um ©efchäft unb ©elb. 9lod) immer ift bie gamilte ba, noch immer fennen Hinber ihre (Eltern unb fennen fie beffer als bisher, ba bie Slutofratie ber älteren ©eneration in ber gamilie ebenfo aufgehört hat wie bie Slutofratie ber Oberfchicht im 6 taat. 2 ln ©teile bes blinben

©ehorfams unb bes launenhaften 23efef)ls tritt auch in ber gamilie,

auch 3 toifd)en Hinbern unb (Eltern bie hersliche gremtbfehaft bes gegen»

(12)

260 Ü b e t bie A u t o n o m i e bet m o b e r n e n K u l t u r

fettigen ©ebens unb ßmpfangens, unb gewifo ift bie 33olfsgefamtyett ber gamilie ein näherer §>intergrunb geworben als bisher, ba bte fiüge oerfd)tDunben ift, welche ben ‘öegriff bes 33olfs oerfchleierte unb feine 3ntereffen mit benen ber Kncchtenben gleichfefcte. 3nfofern fpielt bie ganze ältere ©eneration bie elterliche Nolle gegenüber ber jüngeren, — ganz flar, benn jeftt erft fönnen alle ohne §>intergebanfen trüber unb

6 cf)weftern fein.

Unb noch fteht bie Siebe ber ©efchlechter, gereinigt oon allem Unflat, mit bem eine herrfd)füd>tige Niännerwelt bie 6 ejualocrhältniffe »erfc^rt hat, bie Scanner fejuell cntfeffelt unb bie grauen fejuell gefnebelt hat, bie erfteren zu 6 d>weinen, bie lefoteren zu launenhaften, armfelig eitlen

©efchöpfen machenb, eben noch gut genug, um ben höchften (Einzelnen, oieileicht ben Sichtern, eine fchönere 5ßelt oorzugaufcln. finnweg bamit!

?Bar bas 3Beib eine fd)öne 3llufion, fo wollen tüir es zu einer fchöneten 3öirüid)fett geftalten, gleich fern oom Objeft ber sl)etn, ber Sangewrile unb bes Sujus. Sann werben bie Seibenfchaften in all ihrer 33efeligung unb all ihrer Sragt! reiner unb überreicher als je bie Seere bes 2ebens ausfüllen, oor ber ja bas unenblichc Seben, toenn es nicht fünftlid) fern- gehalten wirb, ebenfolche 6 cheu hegt wie bie Natur v>or ber Seere über*

haupt.

Unb bas Sebcn ber ©emeinfehaft, fängt es nicht eigentlich auf biefet

©tufc erft an? Unoollfommene Naffenfchüfeler, bte bas Unheil »on }old)er 'Skrbrüberung ber Ntenfchheit erwarten! “ffiir wollen euch bie Naffentheoric oolltommener bewähren! ‘ffiie entftanben noch ftets eble Naffen? Surch tüchtige 33ermtfchung »orerft unb nachherige 3nsud)t.

Nur ein Sor wirb behaupten, baft ohne ‘Slutmifchung reine Naffen ge=

Züchtet werben fönnen, unb befteht boch bie Sucht eben bartn, bafe jene 53lenbltnge, in weld)en bte gemachten Naffen einzeln wieber „heraus- menbeln", ausgefdjaltet werben. §>ter würbe Unebtes gemifdjt, unb bet Nttfchltng ift bas ßble, alfo ber umgefehrte Vorgang wie bei ber Slreu*

zung an fid) ebler, heterogener Naffen, wo bte 33aftarbc unebel finb.

Nun ift einmal Ntifchung an ber Seit unb einmal 3nzud)t. Unb 2oren, bie nicht bemerfen, bafe heute alle Naffen ber Ntenfchheit bet fortbauern*

ber bogmatifdjer 3nzucf)t in ©efahr geraten, auszuarten, chauoiniftifd), oon nationaler Tollheit befeffen, unb einig unb international nur in Kapitalismus unb Ntilitarismus, in gemeinfamer Knechtung ber eigenen 3Solfsgenoffen. 3n allen Sägern finb heutzutage bie nationaliftifdjen Sifenfreffer bie unebelften. Nein, heute fteht ber Seiger auf fretherzigffet Nltfchung, auf galt aller 6 d)ranfen! Sunächft auf geiftiger unb feelifcfjer 53ermifchung, als allburd)brtngenbe Siebe r>on Sanb zu Sanb, auf ge*

meinfamem 2lufftanb gegen bie gemeinfamen Unterbrüder, auf gemein*

famer ’Sluferftehung aus ihren Knechtesbanben. Stefe Ntifchung wenig*

(13)

it bet bie A u t o n o m i e bet m o b e t n e n K u l t u r 261

ftens baben tüir ju propagieren, fo gut wie bie Vernunft nur eine ift, wie bie moberne 3it>ilifation nur eine ift, bie ber alten Kultur, weldje ja ofjnebies bis jur ilnfenntlid>fcit entftellt ift, immerhin ben ©araus machen mag, nid)t of>ne bie (Erinnerung an fie aufs befte au fonfer- oieren. 5Bie roeit ber feelifd)en 9Rtfd>ung bie leibliche folgen fann, bilbet oiel weniger bas Problem ber ©efamtf)eit, es toirb buref) bie freie 2001)1

bcs (Einzelnen immer wieber entfd)ieben. 3lber nidjt bie 33aftarbe finb beute bie fd)limmften, unb in einer ©efellfd)aftsorbnung, roo fein fcf)änb=

Iirf)er egoiftifdjer (gljrgeis mef>r oon ebenfo fd)änbltd)en grämten ge=

fpornt unb geföbert wirb, weil ber 23erfucf) ausfid)tstos erfd)iene, oon bofjem ‘’Poften aus bie SERitmenfcben mit güßen 3 U treten, fann fein (Ein- aelner mebr ber Kultur gefäfjrlid) »erben. ®ie gange (Erbe ift, roenn bie alten Unfulturen jerftampft finb, reif, ein einziges, großes, fd)önes 2anb ju werben, mit einer Kultur, bie oon feinen menfd)lid)en 53eftien mel)r bebrobt ift, mit einer umfaffenben Organifation. (Erft wenn es fo weit, roenn bie SERifdjung in biefer 2lrt oolljogen ift, »erben bie 3n3udbtlinien ber 2eiblicf)feit, bes ©efd)mads unb ber 5Babloerwanbtfd)aft if)re mör- berifc^e ©efä'brlicbfeit für bie ©efamtfjeit toieber etngebüfet haben.

3ft uns unter folcfjen Umftänben, bei aller 9vationalifierung ber 3iußerlid)feiten bes 9Jlenfd)engefd)led)ts, um ©itten unb ©ebräuebe, um gefte unb geiern bange? 5Benn es aud) nur 2krbrüberungsfefte wären, fie würben für 3at)rbunberfe ausreidjen. 3eber 6d)ritt nortoärts auf bem neuen 2ßege ift ja eine feftlirf>e ©elegenl)eit, unter bem 3ubel ber SRaffen gefeiert. 2ßie wenig ferner bie Uniformierung ber äußeren Kul=

tur ber 2ebensbuntbeit Slbbrud) tut, gewahren tüir auf 6d)ritt unb 3Tritt.

‘JBiffen mir bod) fogar, baß bie bunten, fogenannten 23oIfstrad)ten in oielen gälten burdjaus nid)t fo urtümlich aus bem 23olf l)eroorgegangen, fonbern erftarrte iiberbleibfel längft oon §>errfd>aften abgelegter Kleiber unb Kulturformen finb, fo 3 . S . bie bollänbifcbe Traufe nur ein Aber- bleibfei ber fpanifdjen SERobe, ber lange 23auernrod ein 9telift ber

6 d>aube aus ber 2 Reifterfinger 3 eit. 6 ie waren einmal große SERobe, baben fid) aber in ben abgelegenen ^rooinapläßen am längften erhalten, fjeufe fleibet fid) bie SERaffe ber 3ßeißen in allen fünf 2Belffeilen gan 3

gleich nacb amerifanifeber SERobe, unb in unfrer gan 3 en äußeren Sebens*

baltung Rumpeln tüir als ^rooina ben Slmerifanern nad), welche in ber äußeren Kultur ben wahren (Stanbarb ber SERoberne barftellen, fowol)l was ^robuftion, als was Kleibung, als was 2lußen= unb 3nnenard)itef=

für anlangf. 3n ®eutfd)lanb beftrebte fid) Berlin feit langem, fid) ber amerifanifdjen, äußeren Kultur an 3 unäl)ern, unb bas äußere Seben

“SSiens bewegt fid) gegenwärtig in gans ähnlichen Sahnen. SERit bem

33 or 3 ug, baß bie große ©ebatfenfeife ber 2tmenfaner, i^re fosiologifdje

SRikfftänbigfeit nitfef ebenfo mif übernommen würbe. 'Dort mag noeb

(14)

262 Ü b e r bie S l u t o n o m i e bet m o b e t n e n K u l t u r

jcber ftolj fein auf ben Kampf aller gegen alle unb ben Sieg ber im alten Sinn ©cricbenften unb jücf)tigften, — nid)t überall finb alle $onv ponenten ber mobernen Kultur gleichmäfeig oertoirtlidjl. Slmcrifa hat feine äufeere 2 Jlad)t noc^» nid>t ausgefoftet, noch ntrfjt bie fjppertropbie feiner Onbuftrie, feines SIbfafces, alfo aud) nod) nicht bie wahre Konfur=

rens mit ebenbürtigen 9lioalcn erlebt, (Es fann feinen Slrbeitern nod) bösere ßöljne jahlcn, es ift nod) nicht oerfracht burd) unglüdlid)c Kriege unb blinbwütige Spcfulationen. 2ßir finb alt geworben unb erfahren nach biefer Seite h<n, uns finb bie Jd)önen 2lusfid)tcn aud) bes ®ol(at- lanbcs nicht mehr beftechenb. 9tie mehr wirb fid) ber (Europäer einftellen auf mcr 3 cl)nftünbigc Slrbcit an einer unb berfelben SDtafchine, bei nod) fo hohem ßohn unb noch fo fd)öner (Erfparnis fürs Sllter, für ein frühes Sllter. Unb wenn bie (Erlöfung ber 2Renfd)hcit aud) warten mufe, bis Slmcrifa mit feinen (Erfahrungen fo weit ift wie wir, fo ift bod) bie ßinie oorgejeichnet, unb bie anbere Komponente, bie menfchlichere, bie gefell=

frf)aftlic^>c, ift bei uns höher entwidelt. ®er (Eingclmcnfä) mag es in Slmerifa bequemer haben, — wenn er cs bequemer bat- $enn aud) in Slmcrifa gibt es 2lrme unb (Elenbc, — cs finb bie Untüd)tigen, fagt man. Slber es ift fchon fo in ber 3eit bes (Ellenbogenred)ts: fie »erfe^ten bie $üd)ttg!eit, unb wehe ben anberen, wenn fie ©lüd haben! Unbarm=

herzig treten fie ihnen auf ben 9taden! f>aben fie aber bas Unglüd, bafe eine Organifation fie fd)lägt, welche in ihrem 9taf)mcn jeben (Einjclncn fpielenb ertüchtigt, unb aufeerbem fo tüchtig ift, ihre ganäe alte Drbnung über ben Raufen au rennen, fo rufen fie Sich unb SBehe über bie Störenfriebe ihres ©efchäfts. fnnweg mit einer Orbnung, in ber man

»om Süd)tigften nichts anbres su erwarten hat, als bafe er bie anberen ju Sflaoen mad)t! So bequem es alfo mand)e (Einjelne in Slmertfa haben, fo ift bod) bei uns bie 2uft beffer, in ber bie SDlaffe unb baber aud) bie Seele bes (Einzelnen atmet. ®ie ^eft ber Vergangenheit, fie floriert übelriechenb aud) bei uns. 2 Iber bei uns finb mehr SKänner, weld)e uns bie ^eft befämpfen gelehrt haben, unb in unferm 'Sewufjt' fein finb wirffamere Schuftftoffe oorhanben. ®ie Kulturbebingungen bes (Einzelnen finb in Slmerifa manchmal beffer; bie Kulturrcfonans, unb bamit bie Steigerungsfähigfeit, ift in unfern Sänbern bei weitem t>orju=

Sichen.

2 lber, wie gefagt, felbft Slmerifa mit feinen innerlid) ungünftigeren 33ebingungen jeigt, bafe bie Uniformierung ber äufeeren ßebensoerhält- niffc bie Sebensbuntheit nicht bccinträd)tigt. 2 lllc 9lüdftänbigfcit 2 lmeri=

fas bcftcht im ©egenteil in einer mangelnbcn 9lationalificrung ber öfo- nomifd)en unb fogiologifchcn 3krl)ältniffc, in ber 9täuberromantif bes

‘^Privatbetriebs, ber wie eh unb je bas graufame Sktcribeal bes ‘Pluto»

traten mit einem gegen Darwin projeffierenben (Ehriftentum oereinbar

(15)

fl ber bte 2 I u t o n o m i e bet m o b e t n e n K u l t u r 263

finbet. Das ift nicht bie toabre Republif, bie amerifanifd)e, in ber bie

©taf)l=, ©utnmt- unb Robölfönige ben ‘’JJräfibenten im Sßeißen |?aufe als SSJlimifrp ausfteden.

Die »ieraebn fünfte Söilfons wären eine 3lrf Rationalifierung, 35er=

nünftigmadiung bes gefcUfd>aftItd>en 2ebens ber SOZenfcbbeit getoefen.

©ie finb »on Kant entnommen unb toieber au uns aurüdgefebrt. 2 Iud>

Kant prebigte ja bie Vernunft ber SEJlenfcbbeit, als reine Vernunft, als praftifcbe Vernunft. Kann bie Kantifdje ^btlofopbie bie 3Belt erlöfen, ift fie pielleid)t bas, toas an bie ©teile ber Religionen au treten bätte?

Damit fommen toir aum entfcbeibenben ^unft unfrer ‘Setracbtung, näm=

lieb toie es in ber ©retebenfrage mit unfrer neuen Kultur beftellt fei.

Sine ber geiftigen Komponenten unfrer Kultur, bie Kunft, maebt uns fein Kopfaerbrecben; fie blübt unb gebeibt in ibren Sinaelfünffen, um fo beffer, je ftrenger fie fid) »om reinen 3 t»edbanbt»erf 3 u fdjeiben roeife unb je mebr fie bie f)anb läßt »on unfrer rein äußeren Sebensfultur, bte nur burd) äußerffe Rationalifierung ben oerflucbten tierifdjen getnb, ben Kampf ums Dafein, au bannen oermag. Die 2lrd)iteftur bat ibren nadten, ftrengen unb bod) fo mtlben Stil oorgeaeidjnet. ©ie oeraiebtet auf Ornamente ebenfo tote bas fmnbtoerf unb ebenfo wie alle unfre Kultur. Denn auch bte Kunft foll fein bloßes Ornament bes Sehens fein, fonbern ein eigenes, burebgebilbetes Sehen aller Organe, fubjefti», unb SRaterialien, objefti», für fid), bte fid) bann gefcbroifterlicb miteinanber burebbringen mögen. Die 33ilbbauerfunft bat eine 93lüteaeit »or fid), ttt einem Zeitalter, in welchem fid) ber SJtenfcbenförper aus Surnpen unb get$en toieber ans ©onnenlid)t toagf. Die SKufif bat nad) ber freien ftarmontelebre ber Neueren unb ber »ölltgen gretbetf if>rcr äußeren gormen aud) ©ptelraum, ben freieften ©eelenregungen bes neueften S9Ienfd)en au folgen. Die Dicbtfunft bat niebts au tun, als bem reichen (Erleben all btefer Öabre unb feiner Sinwirfung auf ben (Einaelmenfcben mit reinem 2 luge au folgen, — allüberall nur bie Verlegenheit bes Reichtums. 2lber tote ftebt’s mit Religion unb ^htlofophte?

Damit febren toir 3 um 2lusgangspunft aurüd. Religion hat aufgehört, eine SKaffenangelegenbeit au fein, fie ift eine 2 lngelegenheit ßtnaelner, bas heißt eben „^rfoatfacbe" getoorben. Religion, bas ift bie Srfaffung bes Unenblichen in einem bppnotifdjen Slffeft, burd) ben Raufd) ber teilnebmenben 3Raffe gefteigert; allein, je größer biefe Nlaffe totrb, um fo mehr »on einer fcfjledjten Verbrängung ihrer armen, gepeinigten Körperlicbfeit begleitet. ©ie tröffet bppnotifch über ben ©cbmera bes ??er=

luftes »on geliebten “’Perfonen unb ©ütern, fie befeligt bppnotifd) burch

bas 33erfprecf)en »on Sluferftebung unb 3Bteberfeben, fie macht in betben

gälten bie 3Bucf)t ber ©egenroart in 3Tragtf unb ©enuß »erarmen. Denn

empfänben bie alfo ©etröffefen ihren 93erluft in feiner ganaen STragif,

(16)

264 Ü b e t bie S l u t o n o m i e bet r a o b e m e n K u l t u r

ben Verlujt ber ©eliebten tüte ben ber eigenen ^erfönlichteit im lobe, jo würben fie jid? nid)t mit jo primitiven Antworten sufricben geben, ßmpfänben fie ben ©enujj ber Sebensfreube in jeiner vollen ©rofee, jo batten fie nicht nötig, fid) ihn burch ein 6 a!rament atteftieren ober fid) bavon iosfprecben ju lafjen. SMe vollftänbig geglüdte Verbrängung bei Unvollfommenheit bes ßebens war auch in allen Kirchen unb Religionen ftets eine ßupsangelegenheit Sinjelner, bie SRaffenrefonanj im grofoen unb ganäen felbft eine unvollfommene. 2 öir haben es fchon ausgefprocf)cn:

wir erwarten STröft unb abäguate Antwort auf bie gragen bes 2 Ren=

[chenlebens nicht mehr von einem ©laüben, bet um fo unhaltbarer ge­

worben ift, als wir 3 U viel wiffen, fonbern von bet Vernunft, nicht Bon ber enblid)en, fonbern von einer unenblichen Vernunft, ©ibt es eine folche, unb fann fie unfre gragen beantworten, fann fie bie gunftionen ber Religion reftlos übernehmen, bei einer 3Renfd)heit, bie aus r>erminf=

tigen Sinjelnen beftehen wirb?

3ft es fo, bafj in biejen wichtigften Kulturbelangen bie moberne Kul*

tur verjagt unb wir uns wieber bem ßodruf ber 3efuiten aller Konfej=

fionen anheimgeben, in biefem einen, wichtigften ^unft jur abgcftan=

benen Sifterne ber STrabttion 3urüdfehren müffen? 3Bäre uns in biejen bebeutungsoollften gragen ber unenbliche, ewig frifche Quell bes ßcbens unmittelbar verfchloffen? ®ann allerbings bürften wir nur aud) gleid) bie übrige Kultur auf ben 6 d)inbanger werfen. Rein, es ift jum ©lüd anbers, unb bie ©öttlichfeit fprid)t mit einer Offenbarung 00m heutigen Tage 3U uns, fie verfagt fid) uns nid)t beshalh, weil wir nicht mehr Knechte irbifcher 3t»ingherren fein wollen, ba fie felher uns ben Sc­

honten eingab, unfre gefjeln 31t fprengen. Reu unb herrlich jpricht bie

©öttlid)feit 3U uns auch in Vernunft unb ‘’PhüofaPhie, ehenfo autonom in biejer Rejultierenben wie in allen übrigen Kulturfomponenten!

Kommt bas Sicht uns von Kant, gehört er jd)on biefem neuen Kultur- freis an, ift er vielleicht felbft fein 33ahnbred)er, fein Vorfämpfer? ©c=

wife 3 um STeil, ba er eben von Vernunft fpricht. 2 lher 3 ur ©änse war es fd)on beshalh unmöglich, weil er bie brei ftärfften Vernichter ber alten 2lbhängig!eit: SBiffenfchaft, 3Ted)ntf unb 6 o 3 toiogie ber SERoberne höd)=

ftens an ihrer ©chwellc erlebt hat, unb fo auch ben infernatifchften 2 lus=

wuchs bes alten Suftanbs, Kapitalismus unb 5ßeltlriegsahnung. Unb jo 3 eigt auch ^ant noch eine beutliche Sibhängigfeit von ben alten ©e=

walten, benn jeine reine Vernunft ift eine enbliche, feine unenbliche Ver=

nunft, eine, bie blofo imftanbe ift, einen 53 e 3 irf aus 3 umcffen, aber nicht bas Unenbliche 3 U erfennen, gans ebenfo wie 3 ur Seit, ba bie ^büo jophie bie SERagb ber Jhevlogie war. Unb feine praftifche Vernunft münbet in biefelbcn bogmatifch geiftigen ^oftulate wie ber ©laube;

Kants ©ott, greiheit unb Unfterblichfeit tragen benfelben in jalramen=

(17)

Übe r bie 2 l u t o n o m i e bet m o b e t n e n K u l t u r 265

tale Kontemplation münbenben Sharafter wie bic entfpredjcnben Pa»

rallelen im Shriftentum, fo baß man wohl fagen fann, Kants Philo=

fopfne fei feine oon Religion unabhängige ^tjilofop^ie, fonbern eher ein überfetjtes Shriftentum, fo fcljr fich nur Religion in ^hilofophie übertragen läßt, ähnlich trie Schopenhauers ^htfofophie ein ins Philo»

fophifche überfeßter 33ubbhtsmus ift. Kant gäijlt gu jenen ebelften Sin»

geinen, in benen bas Shriftentum nod) fraftooll belebte neue ©eftalt an*

gunehmen oermocht

i>at,

ähnlich rote ®ante, rote Kierfegaarb, rote ber SBagner bes Parfifal, jeber in einer anberen SEßeife, alle aber eben bod) fußenb auf alten, trabttionellen Kulturen, unb rote biefe beroährt un=

tauglich gur Srlöfung ber 3Jtenfchheit. 33eibe, Shriftentum unb 53ubbhis=

mus, lehnen biefe irbifdje Srfcheinungswelt ab unb fuchen eine über=

irbtfcfje Scligfeit. Sine foldjc fonftruiert bas Shriftentum als einen Himmel, fchließltd) gu beliebiger finnlidjer 2 lusftattung, nur baß alle ßuftbetonung ausfchließlid) oom ©eift in ber ©eftalt bes ©laubens be=

gogen ift; ber 23ubbhismus, etroas weniger bogmatifd), ftellt bie Slus^

geftaltung bes ewigen 2 ebens oöllig ins Unbefannte, eben baher es, im Vergleich gu allem 33efannten, als ein 9?id)ts begeichnenb. 3n beiben gälten aber, wie auch in &en entfprechenben philofophtfehen Slusbeu*

tungen wirb biefe Staumgcitwclt mit all ihrem finnlid)en Dnhalt als ®elt gweiten langes, als Srfcheinungswelt gewertet, bie unbefannte, unenb=

lid)e Sßelt aber als ber unerfennbare Quell bes 2ebens, als bas ®ing an fich, bem wir uns annähern fönnen nur im abfoluten ©eift. ®arin ift auch Kant bcr Trabition treu geblieben in feinen Poftulatcn bcr praf=

tifchen Vernunft. Sticht nur, baß bloß ber einfeitige unb baher f) 9 Pno=

tifdje ©eift imftanbe ift, bie Srfcheinungswelt gu überwinben, bie Unenb=

lichfeit bes 2ebens felber ift eine Verneinung bes Sinnlichen, bas Sehen ber Sinne ift oon ber befeligenben llnenblichfeit entleert, etwas abfolut Stüdftänbiges, etwas, was fchon an fich &te Skrbammnis in fich trägt.

Diefe 2lnfd>auung ift mit ber SOloberne unoerträglid), eins oon beiben ift unbrauchbar unb muß bem anberen weichen.

Senn uns ift bas 2eben bcr Sinne burdjaus nicht unter allen Um=

ftänben Srfcheinungswelt, weil, wie wir fdjon ausfprachen, bas ©ött=

liehe uns nicht bloß auf bem 2 ßeg bes abfoluten ©elftes, fonbern noch ungä'hligcr anberer 2 cbcnsformen, ja im Prtngip auf allen möglichen Sßegen gugänglich ift. Ser ©eift fpielt bei ben alten Kulturen bie Stolle bes oäterlichcn Tyrannen. Uns finb alle Sinne gleichberechtigt, ber ©eift oon oornhercin nur einer oon ihnen. 3a, er fann bie gührerrolle, bie ihm in bcr Sntwidlungsgefd)id)te oor ben anberen gähigfeiten bes SÖtenfchen gugebad)t ift, nur erringen, tnbem er auch btefen ihre gretheit wiebergtbt unb aufhört, auch nur fo bogmatifd) gu fein, wie er bei bem fritifchen Kant noch ift. Sine Steaftion gegen ben alten Stanbpunft

TJbi!ofopt>ic unb S?eben. V . 19

(18)

266 Ü b e t bie 2 l u t o n o m i e bet m o b e t n e n S u l t u r

machte fich ja fchon in SRieftfche geltenb, bem bas ßeben ber ©inne bas eigentliche ®ing an fich »or, ber poftulierenbe ©eift mit ©ott, greifet unb Unfterblichfeit aber 2 üge, blofec (Erlernung; in biefer Umfe^rung bes Verhältniffes oon (Erfd>etnung unb ®ing an fich befteht ja feine Umwertung aller Werte. 2lber SRiefofche mufjte, im entgegengefefoten

©inn bogmatifch, an bem inneren Wiberfpruch fcheitern, mit bem er ben alten Sprannen boch fortbeftehen liefe in feiner übermenfchlichen 93eftie, mit welcher er bas Wefen ber SRenfchheit fo fchr oerfennt, bafe et juft benen bie (Erlöfung oerfperrt, bie am bringenbften ihrer bebürfen, unb ben äbermenfehen fo 3 um allerrabifalften Sujustier macht, nicht bebenfenb, bafe cs in ber unenbltchen Sülle bes Sebens gar leine 53 tel= 3 u=' 33 ielen

geben fann. Wenn wir uns alfo 9liet;fche in ber 2trt feiner inbit>ibua=

liftifchen Slusbrucfsform ntd)t anfchliefeen fönnen, fo teilen wir boch »ot=

behaltlos feinen ©tanbpunft ber ^eiligfeit aller ©inne; wir geben ihnen

3 urüd, was bie geiftlichen ©aframente ihnen genommen haben.

$>te Buntheit bes (Sinnlichen ift es auch, was bie SERoberne fich in oiel höherem SRafj als alle Vorgett jum Objeft erforen hat. ®as finnlid) Wahrnehmbare ift bas Objeft ber Wiffenfdjaft, unfere Seibesglieber pro=

jigieren wir in ber 2 ed>nif als SWafchinen in bie Slufeenwelt. Slber aud) bas ©ubjeft hat uns aufgehört, ein »orwiegenb ©eiftiges ju fein, unb bie moberne ‘’Pfpchologte hat als ‘’Pfpchoanalpfe bie ßeiftungen aller

©inne unb ©lieber ber ©eele in ihre ^Rechte eingefeftt, ben bas 3nbtw=

buum allgu oorbringlich repräfentierenben ©eift, eine tlhnung ©chopen-- hauers beftätigenb (Primat bes Willens über ben Sntelleft), als eins blof 3 e Oberfchicht entlarnenb, unb bie 9iache ber oon unfrer SOloral, ßon unfrer bürgerlidjen SMtur oerbrängten übrigen ©inne aufgeigenb.

(Enblich aber, um bie Vorausfetjungen für eine neue ^bilofophie »oll

3 u machen, hat bie moberne ^fpdwlogie, im 2Rad)fchen ‘^Pofitiütsmus, bie gange Welt in ©inneselemente gerlegt, bie 2lnalpfc, welche bie ejaften Wiffenfchaften einleiteten, ber Vollenbung 3 uführenb. 3n be:

Ja t, jeftt erft haben wir alle (Elemente in ber fjanb, beren ein philo- fophifcher Semiurg 3 ur SRachfchaffung ber Welf bebarf, jet 3 t erft fann uns feine ©uggeftion etwas oortäufchen, ba wir gar nichts unbefehen, ununterfucht hinnehmen, ba wir gar nid>t mehr gläubig, fonbern, ben (Elementen unb bem ‘’Pringtp nach, gans wiffenb finb. SRun erft, ba wir oor feinem unanalpfierten Homplej halt 3 umad)en brauchen, in einer mifperftänblichen (Ehrfurcht, bie in Wahrheit nur SBpsantintsmus ßor

©chranfen ift, welche nicht bie Vernunft fich fclber aufrichtet, fonbern welche bie ^)riefterfd)aft aller Verfleibungen uns wie ein S 3 annfreu 5 ent­

gegenhält, nun erft fönnen wir fagen, bafe wir oernünftig geworben finb.

5)er ‘’Pofitioismus fagt, auf unfern 3 ufammenhang besüglich, aus, bajj

alle finnlichen (Elemente ber Welt »on unbe 3 wetfelbarer Wirfltcbfeit finb,

Cytaty

Powiązane dokumenty

bilbung einer beftimmten Sülethobe, bamtt aber bem ^fufchertum ein für allemal entriffen 3 U toerben1). 6 eit Kant ben Slriti 3 ismus gelehrt, haben toir, wenn

haltet barum aus, Slriftofraten bes ©eiftes.. Sen Sheologieprofeffor glaubt er feinem SBefen nach fo genau 3 U fennen, bafe er es für unmöglich erflärt, bafe

©efprädjen mit einem greunbe weiter. 3öir grübelten wirflid) übet fd)Wierige gragen nad). 9tod) weife id), wie wir uns einmal bis fpät in bie 9tad)t hinein

(Es ift mit oftmals ootgefommen, als wollten bie ©elehrfen nicht Berftanben werben Bon ber SÜtaffe, unb beswegen fchreiben fie mitunter auch fo

SUteift beginnen unfere Erinnerungen mit bem erften (Schuljahr, Unb bod) aud) nur fümmerliche Riefte ber Erinnerung aus biefer Seit bleiben uns bewußt. 3Bic

‘’Pfpchologie, b.. f)icr haben tr&gt;ir vielleicht ben ftärfften © egenfatj milieu=.. ®ie geiftige 2lufgcfd)loffenbeit ift eine erfreuliche Grfcbeinung für jeben

gablreichc Spfteme ringen heute in ber ^äbagogif um ©eltung unb $(nerfcnnung. 5luch in ihnen fpiegcln fid) ©egenfäfte unb Sclatioicrungcn wiber, fo baß fic ein

bewußten fortwirfenbe Sätigfeiten auf. Nun ift aber ber begriff einer einmal im 23ewußtfein sorhanben gewefenen unbewußten feelifchen lätigfeit ein 3Biberfpruch in