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Philosophie und Leben. Jg. 5, H. 4 (1929)

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(1)

Iptyttotop^ie mb Heben

^ J A H R G A N G + 4. H E F T + A P R I L 1929

» 3 m 2 > t en f t e Der I D o i f t s e t n ^ e t t e r f t r c b t u n t e r e J e i t f i ^ r i f t e i ne fat^ =

• i ^ e 2 * u g f p r a $ e b e r ö e t f t f c t e b en e n t o e l t a n f $ a u l i $ e n E i ^ t u n g e n . “

„ H e f t d e r J u g e n d “

fr< a & < m fjd > e © e & a n f e 5?on2luguft SDc c } f c r

®as einjigartige gugenbfeft auf bem f>oi)en SD^eifener bei Slaffel am 11. unb 12. Offober 1913 beaeicfjnet ben beginn ber „freibeutfd)en"

Sugenbbetoegung. $ie gtoeite afteifcnertagung (oom 30. Sluguft bis 2. September 1923 auf bem ßubtoigftein unb bem |?of>en SReifjner) barf

°ls tyr (£nbe angefel>en roerben1).

33ei ben Vorberatungen für bas geft non 1913 mar oon einem '2Banber»ogelfüf)rer ber 9tame „freibeutfcfy" geprägt toorben. (£r follte Magen: „2) e u t f c|> ift bie neue Sugenb bis ins innerfte f>era, f r e i fcalte fie ficf) in tfjren ©emeinfd)aften »on äufeeren 'Sinbunaen unb non innerem ©etoiffensaroang." Qenes geft aber follte fein eine Srinnerungs=

feier ber ßeipjiger 33ölferfcf)lacf)t oon 1813, bie bie neue 5ugenb ifjrer Eigenart entfpredjenb, of>ne 2llfof)ol unb 9tifotin, ofjne bie f>of)en

$öne offtjieller geftreben Reiter unb fjarmfos in ©ottes Statur begehen Sollte.

3Ber aber it>ar bie „neue 3ugenb", £>je 5 amai5 jn grojjen <5d)aren 3 um ,,f)of)en SReifener" aufammenftrömte unb für bie bas geft su einem toirf=

lid) unoergefjlidjen „Erlebnis" tourbe?

<Sie ftammte »oraiegenb aus atoci 3ugenbbünben: bem „ S2Ö a n b e r = 13 o g e I", ber in ben letjten Sauren bes 19. 3af>rf)unberts unfex <gcf)ülern

?>öf)erer 6cf)ufen in 33erfin=<Steg[it5 entftanben toar unb ber ficf) balb über $>eutfcf)lanb oerbreitet f>atte, unb aus bem 1905 in Hamburg begrün*

keten „20 a n b e r o e r e i n".

3m 3 ö a n b e r o o g e l roaltete oor bas 9taturl)aft=2nebmäj3ige, bas

^nbemu6t=3nftin!tit>e, bas ficf) empörte gegen ben S^ang bes <£Itern=

Kaufes unb ben ®rucf ber 6cf)ule, if>ren SBiffensballaft, if)re 6d)ematifie=

’) ®er ganae Verlauf ift bargeffellt in meiner ©djiift „®ie fxcibeutfrf>e 3ugenb=

bc»egung." gangenfalja, 93eper. 5. Slufl. 1924. 179 6. 3.20 3Rarf.

‘OWoloptKe unb geben. V . 7

(2)

92 ® e r f teibeutfcfj e © c b a n l e

rung, bas fich hetausfehnte aus einer melfach überfeinerten, nüchtern=

materialiftifchen, unwahr unb »erlogen geworbenen ©rofcftabtfultur ä«r 9tatur, jur (£d)theit, 3 um (Einfachen, 33obenftänbigen, Volfstümlichen, wobei ein romantijcher 3 ug 3 um gernen, 2 lbenteuerlid)en, jum un=

gebunben=freien=berben €>d)olarenleben nach 2 lrt bev „fahrenben Schüler" bes ausgelpenben 9Jtittelalters nicht fehlte.

3m Hamburger „ 20a n b e r o e r e i n " unb in ben oon „2öanberern"

feit 1906 begrünbeten „2lfabemifchen greifbaren" war oon Slnfang an nie! mehr bewußtes unb planmäßiges 9teform= unb ‘Silbungsftreben, wobei eine wertvolle Umgeftaltung ber 2ebensfüt>rung grofoftäbtifcher Sugenb als 3W oorfd)Webte.

6 o «>ar es benn au<$ ein funausgefjen über bas 2 lbfichtslofe, Un=

bewufjte ber 5Banbert>ogel=2Irt, bafe bei ben gührerberatungen auf ber 33urg fmnftein, bie bas SReijjnerfeft t>on 1913 begleiteten, bas 33ebürf*

nis ficf) regte, bas, was gefühlsmäßig biefe 3 ugenbfd)aren 3 ufammen=

geführt batte unb ihnen bas beglüdenbe (Erlebnis innerer 33erbunben=

beit fc^enfte, burch begrifflid)e gormulierung ins Seroufetfein 3 U heben.

$)as erwies fid) auch aus einem praftifd)en ©runbe wünfchenswert. 35er=

treter ber oerfchiebenften 9leformbeffrebungen ( 2 Ibftinenten, 2 ebens=

reformer, Schulreformen SSobenreformer ufw.) batten ficf) auf bem 3Retfener eingefunben, um biefe innerlich bewegte unb geiftig allem ?ßert=

Pollen aufgefd)loffene Qugenb für i l) r e Obeale ju begeiftern, für bie Slrbeit an ihren 3 wecfen su gewinnen. Slber man hatte bod) bie (Emp=

finbung, bajj folche 3 t»ede unb Aufgaben, mochten fie an fich nod) fo wertooll fein, bocf) ju !ontret unb bamit ju wenig umfaffenb waren, um bas ©rofte unb f>ohe »öllig 311 umfchliefjen, was biefe ganse 3 ugenb als ihr gemeinfames Streben fühlte. Um nun aber gerabe biefen freibeutfchen

©runbwillen feinem 3nbalt nach 3 U faffen, prägte man bie „ 95 teif 3 ner=

gormel": „S ie freibeutfdjc Sugenb will aus eigner '33efttmmung r>or eigner Verantwortung, mit innerer SBahrhaftigfeit ihr geben geftalten".

SBas tft nun ber Sinn unb bie ‘Sebeutung biefer „aTCeifener^gormel", biefes „freibeutfchen ©ebanfens"?

3Jtir will fcheinen, bafe hier jene innere 33erfaffung als gebantliches 3 iel bes 2 Bollens Dorfdjwebt, bie Äant mit einem grunblegenben ‘Segriff feiner <$tt>if als „21 u 10 n 0 m i e" (Selbftgefefcgebung) beseichnet hat-

9Jtan will — fo helfet es ja in jener gormel — oor allem „a u s e i g n e r 35 e ft i m m u n g" fein 2eben geftalten. ©as bebeutet: man wtll heraus aus ber 33et>ormunbung unb ©ängelung burch (Eltern, Schule unb Kirche unb bamit heraus aus „f>eteronomie" (grembgefeö=

gebung). Slber bei biefem fjinauswollen begehrt man nicht lebiglich feffel»

(3)

® er f r e i b e u t f d j e © e b a n t c 93

unb aügcllofc greiljeit; nid)t ein geben nad) 5cm ©elüfte bes 2 lugenblids fd)tt>ebt als ber tbeale Suftanb t>or, fonbern man ift gewillt, „t>or ei g e n e r V e r a n t w o r t u n g , mi t i n n e r e r 3 B a l ) r l ) a f t t g = f e i t" fein Seben ju gehalten. Stad) 2 lblel>nung aller äufceren Slutoritäten tft bod) ein Gtmas oorausgefefct, »or bem man feine Sebensgeftaltung 3 U Verantworten" bereit ift, unb jwar ol)ne alle ©elbftbelügung in »oller

®f)rlid)feit, in innerer 3öal)rf)aftigfeit. Siefes „Stw as" fann aber nid)ts anberes fein als bas eigene fittlid)e ^öercufjtfein, bas „©ewiffe*".

©omit t>at in ber „3Reifener=gormel" ein jugenblid)es Söollen gleid)=

[am flaffifdjen Slusbrud gefunben, bas aus fittlicber Unmünbigfeit f)in=

über füf>rt 3 U innerer 99tünbigfett, ©elbftänbigfeit, aus bem ©tabium bes

©et)orfams gegenüber 2 lutoritäten äur 6 elbftr>erantmortlid)feit, jur Sreil>eit im ©inne ber Autonomie.

@0 ift alfo jene gormel nid>t ein 3Mlensausbrud, ber nur jener ein=

maligen gefd>xd)tlid)en Sage Dom ^erbft 1913 angepajjt gewefen märe, fonbern ein foldjer oon übergefd)id)tlid)er unb barum bl e i benbe r 35e=

Deutung. Se^er su wirflidjem „©eiftesleben", au bewufcter „ 6 ittlid)feit"

fief) entwidelnbe Sftenfd) mufe einmal — in welchem 2 ebensjal)r ift babei 9leid)gülttg — bas tiefe Erlebnis biefes 3Billens Ijaben, beffen ©inn in jener gormel miebergegeben ift.

©ewifö ift jener (Sinn ein fel)r allgemeiner, infofern unbeftimmter. 3n feinem Stammen finb barum aujjerorbentlid) mele unb t>erfd)iebenarfige ßebensgeftaltungen, 3beale, 3iele, 3roede möglid). ©eforbert ift nur, fcafj fte uns nid)t non fremben Slutoritäten aufgenöttgt, fonbern aus eig=

ner getoiffenljafter Prüfung unb Sntfdmbung oon uns bejaht unb tnner=

lid) ergriffen »erben.

Sene „freibeutfcl>e" Sugenb, bie bamals im Oftober 1913 bie t>er=

fd)iebenen 9teform= unb überhaupt ,„ 3 wedt>erbänbe" als p eng ab=

leimte, f>at fid) nid)t felbft wiberfprodjen, wenn fte fid) fpäter folgen anfdilofe. „greibeutfd)" blieb fte bod), »enn jener 2 lnfd>lu| aus eigner Veftimmung, oor eigner Verantwortung unb mit innerer 3Bal)rf)aftig=

feit fief) »olljog. ©ittlicfje „Autonomie", innere ©elbftänbigfeit unb

©elbft»erantwortlid)feif fann man nämlid) in ben allemrfd>iebenften berufen, Stiftungen, Sagen, 35erf)altungsroetfen unb 2öillensentfd)ei=

Zungen beweifen. SBenn aber fo ber in ber „SOteifper-gormel" ausge=

fcrüdte „fretbeutfd)e" ©ebanfe eine übergefd)id)tlid)e, ewige 53ebeutung l)at, eine im 5Befen Dollentwidelten ©eifteslebens begrünbete gorberung ausbrüdt, fo wirb es nid)t wunber nefjmen, menn er nicf)t nur mit ben Gegriffen fantifdjer (£tl)if roiebergegeben werben fann, fonbern wenn er uns audi — jwar nid)t bem Söortlaut, fo bod) &em ©inn nad) — bei

«nberen ^Ijilofopljen begegnet. SBir begnügen uns f)ier mit bem |>in=

(4)

94 ® e r frei beut[d&e © e b a n l e

roeis auf einen ©enfer, ber in pielem als ©egenpol &ants

crfcf>ctneit

fann: grtebrich Jtiefcfche1)-

3n jenem Kapitel Don ben „brei 33ermanblungen bes ©elftes", bem er ben widrigen ‘’Plafc am Einfang ber „Sieben 3a™tl)uftras" angeroiefen hat, unterfcheibet er brei ©tufen ber inneren Sntroid'lung. ©te erfte, bie

©tufe bes ehrfürchtigen ©ehorfams gegenüber Slutoritäten, E>at ihr ©pm=

bol an bem ^ a m e l , bas fid) gebulbig Saften auferlegen läjjt. Stuf ber gmeiten, feeren ©pmbol ber 2 ö ro e ift, erfämpft ftdb ber SSRenfch greihett pon ber ^>crrfrf>aft ber Slutoritäten, er bringt es jum „Sttem" auch gegen- über ben bisher heilig gehaltenen ^Pflidjten, foroeit fie heteronomfinb, b. h- fotoeit fie noch nicht in eigner Prüfung als gültig unb mirflich perbin=

benb mit innerer 3öahrhaftigfeit anerlannt »erben fönnen. ®te britte

©tufe enbltd), fpmbolifiert bureb bas SH n b , ftellt bar ein Sleubeginnen, ein 5öieberanfangen. ©er innerlich r»on ben Slutoritäten freigemorbene 35lenfd) ftetlt fid? nun autonom in ben ©ienft felbftgemählter Slufgaben, ge^t neue l23inbungen ein, fchliefet fich ©emeinfdjaften an, legt ftch ‘’PfHd?3 ten auf, beten Söert unb ©eltung er mit innerer Söahrhaftigfeit bejahen

!ann.

(£s ift leicht erfichflid), bafe bas „freibeutfehe" ©tabium, bas in ber

„SReiftner-gormel" fein 33efenntnis gefunben hat, am meiften mit ber

^weiten ©tufe S'liefefches, beren ©pmbol ber 2öwe ift, fid) bedt. IJtur tritt bei SKiefefche mehr bie negatiße ©eite: bas „S^ein" gegenüber ben heteronomen Pflichten, ber SBefreiungsfampf gegen bie Slutoritäten in ben 33orbergrunb. ©ie SKeifener=gormeI betont nicht nur biefes ^egatioe in ber gorberung, nicht mehr nach f r e m b e r , fonbern nach e i g n e r SSeftimmung gu leben, fonbern auch bas ^ofitioe, nämlich bas Seben 3U geftalten „Por eigner 'Serantmortung", mithin fo, bafj man es oor bem eignen ©eroiffen perantworten fann. ©iefe Betonung bes ‘’Pofitfoen beim Übergang aus ber £>eteronomie gur Autonomie ift aber burdjaus im

©inne üftietsfehes. 9Ran benfe nur an Slusfprüche tote btefe: „grei w o » p o n ; was fchiert bas 3^rathuftra? 2lber hell fall mir bein 2luge fün=

ben: frei

io d 3

u !" ober: „©einen herrfdjenben ©ebanfen mill ich b^en, unb ntd)t, bajj bu einem Qod) entronnen bift."

SBenn es richtig ift, bafc in bem „freibeutfehen" ©ebanfen fich bie 3bee einer r o e f e n s n o t m e n b i g e n ©tufe geiftig=ftttlid)er 2Renfd)en=

entroidlung geltenb macht, fo mürbe es eine berechtigte unb bebeutfame päbagogifd>e gorberung fein, bajj für unfere 3ugenb überhaupt ©tätten ba feien, in benen ihr günftige 33ebingungen bafür geboten mären, bie

a) ©afs 3licf;fd)c aber troft allen ©pottes über bie „©ufen unb ©cremten" unb bet Siebe non „moralinfreier" Sugenb mit Äant jenes ßtreben naef) fiftlidjer £öf>e gemein tjat, bas ben $ern bes fittlid)en 3bea(ismus bitbet, jeigen meine „(Erlaufe- rungen p S'tiefjfcfjes garattjuftra". Stuttgart, ©treder & 6d>röber. 13. bis 15 Saul-

(5)

© e r freibeutfcfye © e b a n l e 95

,,frexbcutfd)c" Snttoidlungsftufc bu burd>Icben. An einer folgen ©tättemüfjte es ihr oor allem möglich fein, bie oerfdnebenenfmuptrichtungen in Religion, 3Beltanfd)auung, ^^ilojopljie, ^olitif, S?unft ufw., bie unfer Kulturleben beherrfchen unb bie um unfere öugenb werben, burd) eigne Vertreter, oon fachlicher (nicht agitatorifcher) Ginftellung fennenaulernen, um nach rut)i=

ger Prüfung baau Stellung au nehmen. G i n e folche ©tätte ift aus ber freibeutfdhen 3 ugenbbewegung felbft heroorgegangen: es ift bas »on einem freibeutfdjen gührer Dr. med. S?nub Ahlborn organifierte unb geleitete, am ©tranb bes nörblichen 6 plt wunberooll gelegene £ager Ä I a p p h o 111 a l1), wo auch bas ganae ©emeinfchaftsleben nach bem fretbeutfehen Sebensftil fid) abfpielt, ber fich in ber Bewegung felbft herausgebilbet hat-

©elbftßerftänblicf) braud)en mir — foll es ber g a n 3 e n Sugenb unferes Voltes erleichtert werben, bie „freibeutfehe" (Entwidlungsftufe au burd)=

leben, eine grofje 3ahl foldjer (Stätten. «Solche follten 3 . 23. bie p 1 ) i 10 - f 0 p f> i f d) e n gatultäten baw. Abteilungen unferer f>ocf)fchulen barftellen.

5)afe fie es meift n i d) t finb, hat man fd)on längft als 3Riftftanb empfun*

ben. 3n älteren Setten ift bie philofophifche (ober wie fie früher hiefe:

„arttftifche") gafultät in ber $af bie 33orfd)ule für bie bret anbern ga!ul=

täten gewefen, in bie a l l e (Stubierenben aunächft eintraten unb beren Unterricht barum einen allgemein bilbenben Gljarafter hatte. Om 19.3ahr=

hunbert ift fie felbft immer fad)Iid>er, fpeataliftifcher geworben. «Sie ift infolgebeffen an wiffenfchaftlichem Anfehen ebenbürtig neben bie anberen gafultäten getreten, ja, hat biefe aeitweife überflügelt, aber ihren allgemein bilbenben Eharafter hat fie barüber aum guten Seil eingebüfet. Ss war barum fachlich nicht unbegrünbet, wenn man bei ben lebhaften 9teform=

beftrebungen nach Abfchlufo bes SBelffriegs auch eine „humaniftifche"

pafultät an unferen |>od)fchulen forberte, beren Hauptaufgabe es wäre, jene oielfeitige unb fachliche Orientierung in unferem ©eiftes= unb 5?ul=

turleben au geben, bie wir als ©runberforbernis ber „freibeutfdjen" (£nt=

widlungsftufe aufgewiefen haben.

Onbeffen, es bebarf hierau nicht ber S'leufdjaffung einer gafultät. ©ie Philofophifche fann biefe ihre urfprüngliche Aufgabe auch heute noch fchr Wohl wieber übernehmen, görberlid) wäre bafür, wenn aus ben Greifen ber ©tubierenben felbft Söünfcbe hinfichtlich beftimmter 23orlefungen unb Öbungen »on allgemein*menfd)lid)em Ontereffe laut werben. 33or allem

&ie allgemein=ftubentifchen Vertretungen follten ihre oornehmfte Aufgabe

&arin fehen, folche 2 öünfd)e ber ©oaentenfehaft au übermitteln; fie wür­

den fxd>er 33ea<fytung finben.

') S'lätjcrcs barüber in ben „Älappfjolffaler SDtiffeilungen" (9tr. 1 1928), non benen

?le erflen 4 Hummern gegen 2Jt. 2.— bezogen roerben fßnnen (‘•poftf^eeffonto: grei- Deut{(j)cs Ougenblager Klappholttal auf 6plt, Hamburg 100 61).

I

(6)

96 © e w i f f e n s - C & a o s

Zieles nad) ber gleiten 3tid)tung fönnte aud) fd)on oon philofopbifcben 2lrbeitsgemeinfd)aften an ben b ö s e r e n ©dmlen gcletftet werben.

(Enblicb fottten b i e V o l f s b o c b f c b u l e n bemüht fein, in bcr genannten 3öeife in unfer Kulturleben unb feine ^roblemati! eingufübten unb eine fachlich begrünbete Stellungnahme 3 u {einen |>auptrid)tungen ben ein=

Seinen 3 u ermöglichen1).

2Ber aber einmal bas „freibeutfct)e ©tabium" bes Übergangs 3 U auto»

nomer, felbftoerantwortlicher 2ebensgeftaltung unb ber Stellungnahme 3 u ben großen Sebensfragen auf ©runb ruhiger, fad>Iic^er Prüfung tief burdjlebt bat, für ben wirb es niemals ju einem fd)led)tbin erlebigten unb abgetanen ßebensabfehnitt »erben: er wirb »ielmebr als bauernben (£r=

trag mitnebmen bie innere 33ereitfd)aft 3 u immer erneuter Prüfung ber eignen unb fremben ©tanbpuriEte, wenn fachliche ©rünbe für foIct>e

^Prüfung neu bert>ortreten, unb bie menfd)lid)e Sichtung gegenüber benen, bie „nad) eigner 93eftimmung, t>or eigner Verantwortung" ficb 9tich' tungen anfcbliefeen, bie man felbft nidit billigen fann.

© e r r u f j e n s - C ^ a o # 33 o n ei nem © t u b e n t e n (?>. St)

®ie Vergtoeiflung ber ©egenwart bat bie grage nach bem ©inn bes Sebens unb nad) gut unb böfe mit großer ®ringlid)feit neu geftellt. ©ie bat bie grage nüchtern philofopbifd) geftellt unb babei eine neue aotptben*

bid)tung als unmöglich ausgejcbloffen.

®ie Slntwort fdjeint leicht 3 u fein. 3n uns allen lebt eine ©timme, bie uns fagt, was gut unb böfe fei, bie uns befiehlt unb »erbietet, lobt unb tabelt unb in bem ©uten, bas fie uns befiehlt, ben ©inn bes ßebens feben beißt: unfer „©ewtffen" ober — fofern es ficb nur um Srfenntnis oon gut unb böfe, nicht um Beurteilung unfer felbft banbeit — unfere fittlicben 2Bertfd)äöungen. ©ut ift ein SEHenfcb alfo bann, wenn er tut, was fein

©ewtffen ibm befiehlt, (£s fragt ftcb nur: barf ich wirflid) meinem ©e=

wiffen fo ohne weiteres trauen? ® a r f i d) m e i n e m © e t o i f f e n t r a u e n ? ©iefe grage fcheint feltfam nur fo lange, als man ben unenb=

lidien Söiberftreit ber ©ewiffensforberungen noch nicht feben gelernt bat- Slber felbft ber 9iait>=9tefleftierenbe mujj fofort barauf ftojjen, wenn er nur überhaupt nachsubenfen beginnt. 3Jtan hat ber Religion oorge=

worfen, bafe fie leicht 3U 9teligionswabn führe unb bie SUienfcben 3 U fd)Ie<f>ten, fanatifd)en fmnblungen (Äe^eroerfolgungen, Sleligtonsfrtegen) oerlette. ©od) ber “iHeligionswabn tritt »erbältnismäjjig feiten auf. Viel

»erbreiteter, mel fdjlimmer ift ber SBabnftnn bes ©ewiffens, bet fchon unenbliches 2eib auf bie Söelt gebracht hat unb heute fo alltäglich, fo all=

*) ©afe aud) unfere Scttfc^rtft fid> in ben $ienft biejer bebeutfamen Aufgabe ge­

teilt bat, bebarf für if>re ßefer toofjl feiner näheren 33egrünbung.

(7)

© e » i f f e n s - £ & a o s 97

9c9entoärtig ift, bajj wir uns fct>on beinahe fataliftifd) mit ihm abge=

fanben haben unb er als befeitigensmerte (£rfd)einung uns faum nod) 3 um

^etoufetfctn fommt.

?öenn ber granaofe gegen ben ©eutfchen in ben IHrieg steht, fo folgt er feinem ©eroiffen, unb toenn ber ©eutfche bann ben granpfen nieber=

Hriejjt, fo folgt er auch feinem ©eroiffen. 3Benn im innerpolttifchen Äampf oie eine Partei fic^> burd) Slleinfaliberfcbiefjen auf ‘’ßutfd) unb 33ürger=

ftieg oorbereitet, fo folgt fie ihrem ©eroiffen, wenn bie ©egenfeite fid) ebenfo jur 2 Ibtoe$r rüftet, fo folgt fie auch ihrem ©emiffen. 2 lls t>or einigen fahren ^ommuniften in einer bulgarifcben Hathebrale eine f>ollenmafd)ine jur Sjplofton brauten, folgten fie ihrem ©eroiffen, unb als fte für biefe Sat öffentlid) gehenft würben, folgte bie Regierung, bie kies anorbnete, aud) ihrem ©eroiffen. ©as alles finb nur 33eifpiele oon S^orb unb STotfdjlag. 2Bie unenblicf) triel häufiger gefchieht es, baft 2ften=

fd)en einanber benachteiligen, tränten, 2 etb antun, toobei bod) jeber im 3^cd>t 3 U fein glaubt, jeber feinem ©eroiffen folgt. (Sicher fpielt bei allem

©treit unb allem Unred)t, bas gefchieht, aud) häufig Bosheit unb nadter Egoismus mit. ©od) bafe firf) biefe ‘33osf>eit unb biefer Egoismus fo roett=

öebenb ausroirfen fönnen, baran ift roieber ber SBahnfinn bes ©eroiffens fcfjulb. O f f e n e Bosheit, o f f e n e r Egoismus tonnen fid) nämlich nicfjt auf bie ©auer im ©emeinfchaftsleben behaupten. 6 te fänben alsbalb eine ftarfe ©egnerfdjaft unb mürben binnen turjer unterbrücft fein. 60 ober oerfteden fie fid) hinter fcheinbaren fittlichen gorberungen. ©a nun

&er 5Btberftreit ber ©eroiffensforberungen beftet>t, unb man mithin burd)

©emiffensüberlegungen nicht entfdjeiben fann, roeldje ©eroiffensforberung richtig, welche falfcf), roeldje ed)t unb welche unecht ift, fo wirb eine Seit bie allein burd) ©ewiffensüberlegung (fittliche 3öertfd>äfcungen) bas ©ute erfennen 3 u fönnen glaubt, auch nicht mit Sicherheit bie echten ©ewiffens»

forberungen oon ben fcheinbaren fcheiben fönnen, hinter benen ftch nur Bosheit ober Egoismus Derbergen, unb Bosheit unb Egoismus werben heimlich Triumphe feiern. 60 hätten wir mahrfdjeinlid) fdjon längft eine gerechte, fo 3 ialiftifd)e Orbnung unferer < 2 ßirtfd)aft unb eine fittliche, frieb=

lid)e ©eftaltung ber politifd)en 35erhältniffe, wenn fid) ber Egoismus ber Unternehmerflaffen ber einjelnen Hölter nicht hinter fcheinbaren ©ewiffens»

forberungen wie impertaltfttfd>e f>errfd>aft bes 23aterlanbes 311 2anbe unb 3ur 6 ee („Unfere Sufunft liegt auf bem Söaffer!"), 9le»anchefrieg, 33or=

herrfchaft ber eigenen 9taffe, Äaifertum oon ©ottes ©naben, anbererfeits

£>eiligfeit bes ^rioateigentums, freies (Spiel ber Kräfte, f>eiltgfeit bes Erbrechts ufw. verbergen fönnte. (Srfcbwerenb fommt babei hin 3 U, bafj mitunter biejenigen, beren Sgoismus fid) oerbtrgt, felbft an bie fittlichen

©cheinforberungen glauben unb fo ihren eigenen Ggoismus nicht einmal

Mampfen fönnen, weil fie felbft ihn nid)t fehen.

(8)

98 © e w i ü e n s - S ^ a o s

2Iber nicht nur im öffenttichn geben ber SJlenfchen untereinanber geigen fid) bie furchtbaren golgen besöetoiffenstoahns, minbeftens ebenjo furd)t=

bar toir!f er fid) im perfönlichen Verhältnis t>on 9ftenfd) au SDlenfci) aus, alfo oor allem im Verhältnis non SRann unb grau, (Sltern unb Kinbern.

Ss ift in ber lebten Seit Mel über ben 3ufammenbrud> ber (£he gesagt unb getrieben toorben. SJtan fragte nach bem ©runb unb fanb ihn in einer allgemeinen Soderung ber Sitten, ober gar in ber ^Degeneration bes abenblänbifchen 9Jtenfd)en überhaupt (Untergang bes Slbenblanbes), ober enblich in bem £>erannaf)en einer neuen Seitepoche, in ber ein phantafti=

fdjer Kommunismus ober fonft etwas bie (£he, bie ftärffte unb innerlichfte 93ejiehung oom 3cf) jurn ®u, überflüffig machen »erbe, ©ie ßöfung ift oiet einfacher. Vkber fteht eine »errüdte (Epoche »or ber Jü r, noch finb bie SRenfchen toefentlid) fd)led)ter getoorben, aber jeber folgt heute feinem

©etoiffen. 3Bie fönnen SSRenfchen in grteben beieinanber leben, gefd)toeige benn fid) »erftehen unb über alles lieben, rote es bie ©he »erlangt, wenn jeber oon ihnen auf anbersartigen, fcheinbar fittlidjen ©etoiffensforberun=

gen befteht, beren ©urchfefcung gegenüber bem anberen er für fein gutes 9iecht, ja jogar für feine unbedingte Pflicht hält! ‘Stuch hier vernichtet ber ©etotffenstoahn alle ©emeinfchaft, auch hier oerführen Egoismus unb 33osheit unter ber SDtasfe ber (Sittlichfeit bie SDtenfchen, fid) gegenfettig nichts als 2eib aujufügcn. ähnliches gilt für bas Verhältnis oon Äinbern ju (Eltern, oon ©efd)toiftern, Vertoanbten, greunben untereinanber.

Sieben bem »eiteren unb bem engen Verhältnis ber 3Renfd)en 3 uetn=

anber jerftört ber ©etoiffenstoahn als brittes ßebensgebiet bas Verhält nis bes Och 3U fid) felbft. Von toiberfprechenben ©eroiffensforberungen hin unb her geriffen, uneins mit fid) felbft quält fo mancher fich heute burd) feine Jage. „Sßar es gut, toas ich joeben auf ©runb meines

©etotffens getan habe, ober toar es oielletchf gerabe böfe?" Unb tote oft toar es böfe! 3 et 3 t toiffen toir bie 21 n t to o r t auf bie grage: ©arf ich meinem ©etoiffen trauen?

Stein, lautet fie, nei n, nei n, nei n! ©as ©etoiffen ift fidjer ein überaus nottoenbtger Sftahner gum Srnft, jum unbebingten ©ienft am

©uten, aber als (Erfenntnisorgan gebraust, führt es ju Sluflöfung unb Chaos auf alten ©ebieten bes Sebens unb bamit jugleid) ju Egoismus unb SSosheit; benn in Sluflöfung unb (Ehaos gebeihen Egoismus unb Bosheit, btefes lichtfcheue ©efinbel, am beften. SBer bie grage: barf id) meinem

©etoiffen trauen, bejaht, mujj auch bas ©etotffenschaos, bas ‘Söfe im 3Renfcf)en unb enblid) all bas 2eib bejahen, bas bie SDtenfdjen fich infolge»

beffcn gegenfettig antun. ©as aber fann ntemanb. — 2ln bem SBahnfinn bes ©etotffens aeigt fid) bie Veratoeiflung ber ©egentoart in ihrer un=

mittelbarften naioften gorm.

(9)

© e t ü i l f e n s - C & a o s 99

SKan hat nun in ber neueren c^3I)iIofopt)ie manntgfad>e Verfuche unter- nommen, bie Verjmeiflung 3 U heben. ^unächft fchien es ja auf ber f>anb

?u liegen, irgenbeinen ober einige ber ©ewiffensforberungen für bas eigentlich Sittliche 3 U erflären unb auf ihnen eine Sthif aufsubauen 3 u perfuchen. ©o gehen Somte unb anbere oom 2 lltruismus aus; gut ift nach ihm ber SJRenfd), wenn er für anbere lebt, ©tirner bagegen lehrt, baft ber ©inn bes Sebens im fchranfenlofen 3d) beftehe unb aud) altruiftifche f>anblungen nur bann finnooll feien, wenn fie bas 3d), bas fie ausführt, erfreuen. 33enthams Sthil ift ein Huger unb barum fo 3 ialer Subaimonis*

nius. ©chopenhauer bagegen glaubt nicht an bie SRöglichfeit wirtlichen

©lüds unb fieht gerabe in ber Slbtötung bes Suftftrebens, bes Willens 3um Seben, bas letjte Siel. 3hn eint mit geuerbad) bie 9Renfd)enliebe, bie tiefer allerbings mit einer mel bafeinsfreubigeren Sebensanfd)auung »er=

binbet, währenb 9tiefefd)e in ber 9Renfchenliebe gerabe nur ©chwäche fieht. Sr liebt bas Sitanifche, ©pnamifch-Sro&e, ©entale. garathuftras Siebe !ann beshalb nur gernftenliebe (Siebe 3 u „höheren" Sftenfchen) ober fchenfenbe Siebe (alfo Siebe 3 um ©d>enten als höherer Sigenfchaft), ober enblid) Siebe 3 U ©chülern fein, bie er bas Obeal bes itbermenfdjen 3 U lehren fud)t. ©d)on btefe wenigen 33eifpiele 3 eigen, bajj ein philofophi*

fches ©ichfeftlegen auf irgenbwelche mehr ober weniger einfeitige 2 Bert=

fdjäfeungen nod) feine Söfung ber ethifchen Stage bringt, fonbern höch=

ftens bie 3 unäd)ft natoe Versweiflung 3 u einer pf)ilofophifd)en macht.

Sinen wirflid) bebeutenben ©djritt 3 U beren Überwindung tat erft bie m o b e r n e S B e r t p h i l o f o p h i e . ©ie fah bas £haos ber ©ewiffens­

forberungen. Slber ftatt fich irgenbwie einfeitig feftsulegen, oerfuchte fie im ©egenteil gerabe buref) eifriges ©ammein unb Örbnen aller nur mög=

liehen SBertfchäfeungen eine ©pnthefe, ein großes ©pftem aller SBerte 3 U entwerfen, in bem j'ebe 3Bertfd)äfcung (©ewiffensforberung) ihren be=

ftimmten ^lafs hat- ®ie SSJtannigfaltigleit ber ©ewiffensforberungen wirb bann ben einseinen nicht mehr oerwirren. S r wirb bie relatioe 35ered>- tigung aller SBertfchäftungen einfehen unb an ber f>anb bes ©pftems aller

?Berte lebiglid) ihre oerfchiebene |)öhe feftsuftellen perfuchen, um ben jeweils höchften Sßert »erwtrflichen 3 U fönnen; benn fittlich hanbelt bann ber 3Kenfd), ber ben jeweils höd)ftmöglid)en SBert »erwirfltcht.

5)urd) bas ©ammein aller möglichen 3öertfd)äfeungen hat bie 2 Bert=

Philofophie ftdjer alter weiteren ethifd)en gorfdjung einen ungemein wid)=

tigen ©ienft erwiefen. ©ie hat anbererfeits bie moralifche Sßillfür über*

Wunben unb bie Sthif burch ihre planpolle SRethobe allererft wieber 3 u

einer 2 Biffenfd>aft gemacht, deshalb wirb fie in ber ©efchidjte ber

philofophie als eine wichtige unb wertpolle Gpod)e ber gorfdjung ftets

einen ruhmoollen ^lafc einnehmen. 2 lber ben lebten ©d>ritt 3 ur oölligen

Klärung bes ethifchen Problems permag fie — wenigftens ohne weitere

(10)

100 ©en>iffens = £h<ios

grgängung — nicht gu tun. ®r geht über ihre 5?raft. ®enn mag aud) ber ©ebanfe einer ©pnthefe aller möglichen Söertfchäftungen ungemein richtig unb frud)tbar fein, ber ©efichtspunft, nach bem bie ©pnthefe ge=

fchloffen wirb, nad) bem bas 3öertfpftem georbnet wirb, btefer ©efid)ts=

punft muf 3 für bie SBertphilofophie willfürlid) bleiben, benn er bleibt abhängig pon einer SBertfchä^ung bes etn 3 elnen gorfcfjers unb ift bamit bem £h<ws bes ©ewiffenstoahns unterworfen. 2 lucf) wenn ber gorfcher auf ben ©ebanfen fäme, nicht felbft bie ©pnthefe 3 U pollstehen, fonbern bie ©efdjichte nach ©pnthefen um 9lat 3 U fragen, nüfete bies ihm nichts, benn erftens ift es ja gleichgültig, ob ber gorfcher felbft ober eine gefehlt*

liehe Einheit bie wilHürlichen ©efichtspunfte ber ©pnthefe beftimmt; unb gweitens entfommt ber gorfcher auch hier nicht ber Söillfür feiner prtoaten SBertfchä^ung; benn enttoeber mufe er btejenige gerichtliche

©pnthefe herausgreifen, bie er für am wertpollften hält, ober er muß bie gerichtlichen ©pnthefen burd) eine übergeorbnete ©pnthefe per=

binben, beren oberfte ©efichtspunfte fein unficheres ©ewiffen wählt, ©

p

fd)letcht fid) bet ber 33eftimmung bes oberften ©efid)tspunftes für bie 5ßertfpnthefe bas alte ©ewtffenschaos aud) in bie SBertphilofopfne ein.

Unb tatfä(f)Iid) h^ fa aud) jeber 5DBertpt)iIofoph etne befonbere, pon ben anberen »erfd)iebene Söerttafel, ein befonberes Söertfpftem aufgeftellt.

®abei finb biefe ^hifofaphen boch ficher burd) gemeinfame Vorurteile ihres ©tanbes unb noch fiel mehr gemeinfame Vorurteile ihrer 3 eit unb ihrer 9taffe miteinanber perbunben. Slufeerbem hobelt es fid) in ihren 3öerttafeln meift um fehr allgemeine begriffe, bie noch einen weiten ©pielraum ber ©eutung gulaffen. SBenn bei allebem bie heutigen 2 Bertphilofophen bennod) lauter oerfchiebene 2 öerttafeln auf*

ftellen, fo 3 eigt bas, wie grofe bie VMllfür, bie Unficherheit ber 3Bert=

phtlofophie ift. 3tt>ifd)en SO^enfdjen oerfd)iebenen ©tanbes, perfchtebener 3 ett unb oerfd)iebener 9laffe wäre alfo erft recht feine gemeinfame 3öert=

ethif möglich.

SJemertungen bes Herausgebers.

6d)ilberte mein erfter Auffafc bas §>inftreben bet bürgerlichen 55 o r Iriegsjugenb jur Autonomie, jo betennt f)ier ein Angehöriger ber IR a dj Iriegsjugenb fein Verjagen gegenüber ber Autonomie unb bamit bie 93ereitfd>aft jur Unterwerfung unter Autoritäten.

©er erfte (Einbrucf bes SSorftehenben brängt jebenfalls 3Borte auf toie: SSerätoetftung,

©feptijismus, Spiritismus.

S3ei näherem 3ufef>en entbedt man aber, bafe bem 93erfaffer boch nid)t fd)fe<f>ter- bings altes im ©ebiet ber fittlichen SBcrte unb SRormen unfid)er geworben ift. Sroö all feines Magens über ben „©eioiffenstoahn" ertennt er bod) an, bafj bas ©etoiffen

„ein überaus notroenbiger SSRahner jum Srnft, äum unbebingfen SMenft am ©uten" fei.

gugeftanben ift bamit nid)t nur, bajj bas ©etoiffen „notroenbig" fei, fonbern baft es auch ein — bod) roof)! objeltiogültiges — „©utes" gibt, bem „unbebingter ©ienft" gebührt, bas mithin als „in fid) roertoolt", als fd)lechthin „fein follenb" (als „Jategorifdjer Snipera- tir>") au charaffertfieren ift, unb bem tm'r (um mit Äant su reben) reine Achtung ent- gegenjubringen haben.

(11)

©etoiffens*<Ebcios 101 3nbeffen, unfer Berfaffer toirb geltenb machen: als E r t e n n t n i s o r g a n fei

«ben bas ©etoiffen niefjt ju gebrauten, ba es aum <££>aos, ja aum Egoismus führe.

. SBenn aber bas ©etoiffen toirflid) ein „2Raf)ner aum ©uten" ift, fo mujj in ihm bo<&

«genbtoie ein Hinweis auf bas ©ute liegen, alfo ein Sffloment bes Erlennens.

gerner beurteilt tatjädjlid) aud) §>. S. getoiffe menfd)licf)e ‘Bertjaitungsroefen als fitt-

«(f> gut, anbere als bofe.

3t)m gilt bod) augenfcheinlich eine „geregte fojiale Orbnung" im ©emeinfdjafts- leben, unb ebenfo ©eredjtigfeit, griebfertigleit, gegenfettige göröerung unter ben <£in- Seinen als pofitioer SBert, Egoismus unb Bosheit als fittlicher Unwert. ®afs biefe oer- Werflichen ienbenaen fi<^ oft als fittlid) gut m a s f i e r e n , bas barf man boc^) xwirflt«^

»id)t bem ©etoiffen aur Saft legen; oielmehr liegt barin gerabeju eine Slnerfennung oon

©elbftlofigteit unb ©fite als objeltio gültiger SBerte. $ie §eud)elei ift befanntlich ber Tribut, ben bas 2after ber Sugenb aollt.

®afe ber „©etoiffenstoahn" alle „©emeinfdjaft oerntdjfet", ift eine aum minbeften fel)r etnfeitige Behauptung, ©ofern uns unfer ©etoiffen (toie bas ja auch f>. K. tatfä<$- Ud) Doraus[c(jt) ©erecl)tigteit unb Siebe gebietet, ift es gerabe3U gemetnfcbaftsbtlbenb.

Sreilicb, wenn eine ©emeinfdjaft ni(f)t einfadj — fjerbe fein foll, in ber alle ©lieber un- felbftänbig finb unb lebiglid) oon einer Autorität totllenlos geleitet »erben, fo muß mit ber SKöglidjfeit gerechnet werben, bafs um bes ©eroiffens willen einaelne gegen anbere

©lieber ber ©emeinfehaft ober gegen beren ßeitung auftreten. §ier gilt 3efus SüBort:

,,3d) bin nicht gelommen, ben grieben au bringen, fonbern bas ©d)»ert." <£s ift auch ju bebenten, bafj biefe ftete ©pannung amifdjen 3nbioibualismus unb Kolleftioismus bas ®afein ber ©emeinfehaft lebenbig erhält, greilid) empfinbe ich es — unb fieser S>. K. mit mir — als eoibente ©ewiffensforberung, baß ber „Kampf", ber um bes ©e»

wiffens willen atoifdjen Onbioibuen unb ©emeinfefjaften gelegentlich geforbert erfd)eint, immer mehr aus ber ©phäre bes fiaffes unb Krieges heraufgeboben wirb in ben 93e=

reich fachlich-geiftiger Sluseinanberfefcung. ©ann roirb bas „©eroiffensdjaos" (nämlicfc bie 2atfad>e, baß ber Einaelne in feinem ©etoiffen feine Seitung fief.i) unb ber baraus oft fid) ergebenbe Kampf nid)t mehr lebensaerftörenben, fonbern lebensförbernben <Eha- ralter tragen.

©ibt es benn aber einen Unterf&ieb a»ifd)en „echter" unb „fchetnbarer" ©etoiffens- forberung? ©arf id> meinem ©etoiffen trauen?

§. K. bat auf biefe gragen mit einem leibenfchaftlichen „9tein" geantioortet. 2lber fann er uns irgenbroie einen befferen g üb rer nennen? ©ewiß Jommen ©ewiffenstonflifte Cor, aber überwiegen nicht toeitaus bie 2agen, in benen uns bas ©ewiffen beftimmt unb einbeutig jagt: ,,©o follft bu hanbeln unb fo nicht." 3n folgen gälten erleben wir eben ben SBert eines Verhaltens bato. ben höhe r en 3Bert eines folcben gegenüber einem anberen ober aber ben Unwert eines fmnbelns mit (Eoibens. 3Bo wir aber oor einem Konflitt ftehen, reo oerfdjiebene, einanber toiberftreitenbe 3Berte ihr „©oll" uns aurufen, ba müffen toir ernft prüfen, ob nidjt boch bie eine ©eite als irgenbroie wert- Ooller fid> heratisftellt. 3n ber Siegel toerben toir richtig entfeheiben, toenn toir bas

©djtoerere bato. Unangenehmere wählen; bann haben toir wenigftens bie Sicherheit, baß nicht oerftedte ©elbftfud)t heimlich ihr ©ewid)t in bie SBagfi^ale legt. Oebenfalls bleibt uns nichts anberes übrig als — „nad) beftem 3Biffen unb ©etoiffen" au entfdjeiben, toie fd)on bie 3SoHstoeisheit fagt, unb aus jeber 2age bas „93eftmoglid)e" au madjen, b. h- ben jeweils mögli^en hofften 3Bert (ober geringften Untoert: bas „fleinfte flbel").

®as ift aui^ bas (Ergebnis, au bem bie moberne 9Bertpbilofopl)ie fommt. ©o erllärt 3. 33. 91. fmrtmann (Ethif 1926, ©. 270): „©er 3Jlenfd) lann gar nicht anbers als oon gall 3u gall — nach SDlafcgabe feines 3Berthöhenbetou&tfeins unb feines ©efübls für bie ©tärfe ber Beteiligung oerfdnebener SBerte in einer Situation (feines ©ituaftons- betoufetfeins) — Sntfdjeibungen 3u treffen." 3Benn f>. K. au^ fd>Iiefelich oon biefer 3Bertphilofophte ftd) abtoenbet, toetl audj fie bem „©etoiffenschaos" oerfalle, fo ift bas infofern oerftänblid), als bie Sffiertphilofopbie ja auf bas „©etoiffen", bas heifet bas naioe SBerffühlen fich grünbet unb beffen 3Bertfd>au lebiglich au Ilären bsto. fpftema- tifch 3U geftalten fud)t. 'Dabei ift es toichfig, bafj es biefer — erft in ben Anfängen ftehenben — Sßertphilofopfne noch nicht gelungen ift, ein einheitliches, allgemein an- erlanntes 3Bertfpftem auf3uftellen. 3a, fie mu§ mit ber 9Rögli$feit rechnen, baß es

(12)

102 Stuf aus bem <£&aos

pofitioe SBerte ge g e n f ä ö l i c h e r Art gibt, bie nicht in ein ©pftem roiberfprudjstos eingeorbnet werben tönnen, jwijifcen benen uns alfo nur „bie bange SBaljI" bleibt.

Unb bod>: 3Ber im ©ewtffen nur „SBahn" fiebt, bem bleibt nur zweierlei übrig: fid?

entweber jeber „©ewiffenbaftigteit" ju entjd)Iagen unb non bem jeweils ftärfften 2 rieb ober ber ftumpfen ©ewobnbeit fid) leiten au laffen obet — ju einer Autorität fi$ 3“

flüd)ten. Sut er bas nicht blinbltngs, fo wirb bie (Entfd>eibung, w e l k e r Autorität er fid) beugt, ebenfalls eine ©ewiffensentfcheibung fein, freilich eine fo(d)e, mit ber fid) bas

©ewifien gleid)iam felbft tötet. Unb fo mufe ihm bie grage entgegentreten: ift es für ihn nicht bod) ein eoibentes Söerturteil, bafj ber [einem ©ewtffen folgenbe 3Ken[cf) wert- noller fei als ber ©etoiffenlofe? SBoraus bann bas ©ebot fid; ergäbe, bem eigenen

©ewifien, b. f>. bem SBertbewufetfein ju trauen unb bafür au forgen, bafo es immer feinfühliger unb umfaffenber werbe; bamit unfere innere «Schau fid) weite für immer rnebr SBerfe unb unfer ©efüt)l fid) oerfeinere für bie 3langunterfd)iebe unb bie jeweilige

„^Beteiligung" ber 3Berte. —

3n ben leibenfchaftlichen Ausführungen f>. Ä.’s offenbart fid) in tppifd)er SBeife bas

<Erfd>reden bes jungen 2Renfd)en, ber aus ber autoritativen 2eitung burd) (Elternhaus, 6d)ule unb Kirche entwarfen, fi<h auf eigene güfee ju ftellen oecfucht hat unb nun mit einemmal inne wirb, wie unfagbar fdjwer wirtliche innere ©elbftänbigfeit, fittlidje Autonomie ift, welche ©efahren uns auf bem „Süßege bes ©d>affenben" (wie ihn bas garathuftra-Äapitel fo tiefwahr frfjilbcrt) bebrohen. Aber es hilf* nid)ts: nur hier geht für ben (Einseinen ber 3Bcg ju fid) felber, ju f e i n e r jitttichen Aufgabe. A. 3R.

* R u j a u s 5 e m ( S f j a o s 1) 93 o n Auguf t 3Bunr am

©turm fam unb jerrte an unferem ©ein, S)afj es in ben liebeln umhetfiog,

Urgrunbslos, hoffnungslos, 3m Söirbel bes tanjenben Chaos.

3ßohin follen toir SInler toerfen,

©afe fid) unfere ©tim nicht gerfchleubere 2ln ben feftgefügten ©teinen bet Söelt Unb ben ©rensen

Unb unfer ©ef)trn nid)t aerfprifce 3n bie wer Söinbe?

geben, gib uns beinen ©inn toieber — Unfere ßeiber finb öbe unb leer.

gaf)l hängt bie Stacht an unferen müben ©efid>tern.

2öir finb 3Rafd)ine, bie jum 3rrfal treibt.

©rab, ©räber, grab —

*) 93erfafjt ift bies ©ebicht oon einem jungen fatholifchen Arbeiter. ®ie ©ehnfud>t nach fjalt, nach etwas geftern, wie fie aus bem Auffafj „©ewiffenschaos" fpridjt, oerrät fich auch hier, ©ie brüdt fid) nod) beutlicher aus in folgenben Seiten eines anberen

©ebidjts:

® ir lehren ju feften formen jurüd — fiaffet bie geuer auf ben “Sergen flammen, Sraget bie Slefte ber 3Jtenfd)heif sufammen!

Äreuje follen auf ben girnen flehen, SBenn wir bie ©trafte um 9Kitiernad>t gehn, 8u ben Ufern bes ©eins. —

(13)

$ e b e u m / 21 u s f p r a d) e 103

£ c 5 < m m

^ °n § o n s 2 f>priot

2Rand)mal muß man aitternb in bie Knie bred)en Unb aum namenlofen ©ott, ben ntemanb nennt,

©arum, baß bie roilbe 3Belt nod) 3öunber fennt, fmßen £>eraens ©anfgebete }pred>en.

©aß uns 9?ad)t für SKadjt ein Sraum erfcf>cint,

©en wir lieben unb nicht beuten fönnen,

©aß wir ewig, ewig im ©ebeimnis brennen, 2Beld)es bid) mit mir unb uns mit ©oft meint.

©aß im Unbewußten gunfen überfpringen, SBelcbe magifcb, über 33erg unb ©trom

|jcra im SKieberlanb unb f)erj in 9tom 3n ben einen großen STaft ber Siebe aroingen.

©aß im ©renaenlofen SBellen fließen,

©ie, oon feinem ©enber ausgegangen Unb non feinem f)örer aufgefangen,

3auberbaft uns in ben ©tromfreis fließen.

©aß es ©inge gibt in unferm Seben,

©ie gefponnen finb aus (Engelshaaren, 2ßie Dom lieben © o tt oor oielen fahren SSRenfcbenfinbern aum ©efebenf gegeben.

^ u s [ p r a d ) e

® cifügc @ntt»icflung (2Ius bem Briefe eines jungen öfterreiifters)

£iebe, gnäbige grau!

53dE> bin auf meinen lebten 23rief orbentlid) eiferfüdjtig unb beneibe itm um bie Reifen, bie er tun barf. $)as empfinbe id) toabrfjaft als ben einigen Slangei meines fonft giüdlid)en ©afeins, bafj icf) fo abgefdmitfen t>on aller SBelt bin; id) meine bie

«Belt, in ber fid) su bewegen 6ie bas ©lücf tjaben. SBie förbernb, roie anregenb, roie

•tnmer oon neuem belebenb mu& bet Umgang mit „SR e n f d) e n" (ein. ©afe 6ie mir |o Diel 3Teilnai)me fd)enfen, beruhigt mid) fefjr; id) fiird)tete, bie (Einfamfeit t>abc weinen Überjeugungen eftoas (Eigenbrötelei beigemengt; um fo g!üdlid)er toar id), 3!>nen fo t>oII anflingen au lönnen. $as 3*el meiner Arbeit ift cöüigfte,

“frd)fid)tigfte 9teinf)eif unb Klarbeit, unb 6ie roerben roiffen, toas biefes formale oiel bebingt, roefdje ßauterfeit bes ®enlens. 3d) f>abe mid) oon neuem über K a n t 8.emad)t, feine üeineren ©griffen lefenb, fein Sßerben »erfolgenb. 3$ bin burc^aus

*inig mit feinen ©runbfäfcen, wenn \i> auch bemütjt bin, bas perfönlid) unb jeitlid) -oebingte com gcitlofen ju Iöfen...

3d) mujj Sbnen aber nod) etroas anoertrauen: auf meinem 2ebensroege ffefje id>

nun roieber cor eftoas feuern: oor ber r e l i g i ö f e n SBelf. 3d) fef>e fie in Um- tiffen geftaltet oor mir, fie ftieg fo fdjön unb ßcrrlic^) aus ben ©runblagen empor,

auf toeiten, grünen 3Biefen 93iumen ermaßen.

(14)

104 A u sf p r ac h e

2Bie rccit ift eigentlich ber 2Beg jut 9teligion? 2lus unoerftänblic^en ®ogmen bis 3um (Erlebnis!...

3e mehr es Sommer in mit loirb, befto mehr »erbe ich überjcugt, bafc auch ^'e unld>einbarften ®inge unb bas nebenfäd)lid)fte 2un ein innerliches Verhältnis ju uns SJlenfcfjen gewinnen, bafe alles, was jufällig berantommt in biefen Slugenbliden, 3U einer 33ebeutung erhoben wirb, bie uns innerlich angeht, bajj alfo bas Seben in [einem tiefften unb fc^önften Sinne ein einiger großer ©eftaltungsoorgang ift, aus*

gebenb oon einem unfichtbaren, unfüblbaren SJlittelpunft, ber [ein ®afein unb leine 2Irt eben in ben ©ingen unb im 2un enthüllt. ®iefes Sich-offenbaren, bem mir felbft wie cergnügliche Su}<^>aucr beiwohnen, ift bie einzige Quelle einer unt>erlierbaren greube, unb mögen wir auch niemals wiffen, welche Slusblide fid) uns öffnen werben, fo ift bod) e'ine Stimme, bie uns fagt, wenn wir in ©efahr finb ober oom SBege iommen. Öd> wüfjte nicht, welch anbere freunblid>e SBtacht ber SSRenfd) ju feinem

©lüde noch bebürfe; er oertraue feinem ©otte, ber ihn leitet, er horche allein auf jene Stimme, bie 9tid)tung unb Siel weijj. Silles anbere ift eitet.

SEßas ich hier fo bewufjt ausjpred>e, ift bie Summe meiner (Eiiftenj. ®a ich auf mein bisheriges ßeben surüdblicfe, werben Sufammenbänge beutlidj, oon Denen ich nie gewufot. 2aune unb ©piel meines SMlens fchien mir einft, toas ich jefet als finnoolles Entfalten feines SEßefens erfenne. Unb toäbrenb um mtd> alles Sebenbige reift unb wäcbft, bente ich Qn bas ähnliche in mir, weld>es — läd>elnb über bie 9leben eines Soren — basfelbe tat, in berfelben Unbeirrtbeit unb ©elaffenheit. Stenne id) bich nun ©ott, bu großes Unbefanntes, fo ift mir, als umfaßte id) mit SEHenfchen*

armen, worüber bie Theologen nid)t jurechtetommen.

Sinber unb Mnftler ftehen bem SBunber bes ©afetns näher als bie übrige SRenfchbeit.

3enen ift bie SESelterfahrung noch ein ilrerlebnis, bas fie mit Staunen in ib«

reine, oon 2eibenfd)aften unberührte Seele fchliefjen; ba fie gragen in fich auffteigen fühlen, toie ©efpenfier, angeficbts ber ffummen ©elaffenheit ber 9latur, unb nur 9tamen hören für bie ©inge, Anrufungen eines Unfagbaren.

©iefen blieb im Verlaufe ihrer 3Beltertennlnis eine treue Erinnerung an jene llrerlebniffe, unb inbem ihr ©eift früher ober jpäter einer bemütigeu 9lefignation oerfällt, wenbet fid) ihr ©emüt um fo heftiger jener Siebe ju, bie fich fraglos ben

©ingen hingibt unb in immer reineren ©efid)ten ihr Sntjüden finbet. Sie wanbern bie Erbe ab unb malen fie, unb werben nicht mübe; unb was fie äulefjt mit greifen, nitfrrnben öänben auf bie weifjen “Blätter ftammeln, ift ihnen teurer als bie beften griid>te ihres Könnens, benn einen reineren SBillen fühlen fie barin leben unb eine felbftlofere greube aus biefem Sorfo glühen, nur ihnen erlennbar, nur ju ihresgleichen rebenb.

So finb Äinber unb Äünftler ©renjen ber 3Renfd)heit. ©iesfeits oerbinbet fie bie Siebe unb macht, bafe fie feben, wofür anbere blinb geworben finb, unb bafs fie er­

tragen, worüber anbere oerjweifeln: bas 3enfeits, bie unenblichen 9läume ber Süßelt unb ihre füfjen, unbegreiflichen Sßunber. —

3n „^hilofophie unb Seben" lieft man oon 3f>nen faft nichts mehr! Sülir »er­

langt es auch, oon 3bren Srlebniffen, 3brem SBerben unb 3Badi)fen ju hören. Sie iönnen fid) bod) meine Sehnfucht benfen unb fie fühlen, oerbunben 3U fein mit allem Eblen! ...

2Bie feltfam, wie bunt bie 3BeIt ift! Unb gut, bafs fie fo ift. ©leichbeit wäre Sob. Aber fühlen, bafj es auweilen ©leidjcs gibt, ift holbes, tiefes ©lüd ...

(Aus bet Antwort)

... 3d> habe mtr bas 9lecht au biefem 23rief oon meinen Pflichten weggenom­

men, weggeriffen. ©enn ich will auch oon meinen lieben Pflichten nicht fo gefeffelt werben, bafs ich nicht plöfelid) einmal frei fein bürfte, alles hinwerfen, allgegen­

wärtig fein unb binausfehreiten über 9taum unb Seit 3u bem, was hinter aller „Sr- fd)einung" fteht.

Sie jebnen fich manchmal in 3hrem lleinen Sanbftäbtchen nach — SKenfchen-

©lauben Sie mir, wer einen einigen gefunben hat wie Sie an 3hrer Sraut, ber

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2Iusfpracf>e 105

&«t etwas beinahe Unroahrjcheinliches erhalten. „9Jlen[cf)en" ab S8icl3aE>[ gibt es für uns eigentlich nicht; bas finb nur — „Ceute". „SERenjchen" — bas finb immer nur Einseinen, bie Seltenen, benen 3u begegnen man nicht ermatten ober be»

anjprudjen fann, jonbern bie immer nur — als „©nabe" — Ijeilenb unb unfaßbar an uns corübergetjen. SJlan bejinnt ficf) bann unb erfennt plötjlid): „bas mar ja icf>!"

, 3d) empfinbe es sum äragijehften menfdjltdjer 93ejcf)ränttf)eit gehörig, baß man JJ'c5)t — allgegenwärtig (ein tann, baß man es nicf>t oerrnag, bewegt com ©efül)l oer gugefwrigfeit, cinfac^ bie £anb eines nahen SRenjchen, eines greunbestnenjehen

— unb lebte er in roeitefter gerne — 3U erfaffen, in jein 2iuge tief hineinsufehen unb Ju jagen: „ßieber SKenjcf), lieber, mir jo naher SDtenjcf)!"

lieb er hat es mich aus Syrern 58rief berart angeweht, baß meine 9lid)t*

«ßlgegenwart mir wef>e tut. Es ijört nie auf, beglüdenö ju fein, in einem Sfnberen jo natürlich, jo jelbftnerftcinblid), jo burch bejjen änbersjein »erjdjönt unb nid>t Der­

a rt, jein Eigenes wieber3ufinben. ©o Diel, roas ©ie als 3f>r Eigenjtes jdjreiben, ift mein Eigenjtes, felbft in seitlicher Entroidlungsreihe. 2lud> i cf) fomme immer mehr 3u jenem ruf>e»oll freubtgen §>innef)men eines fid) in mir Entrotdelnben, bas trojj Weiner glü^enben 2lftioität ruheooll unb gelaffen bleibt. 3mmer mehr unb immer tiefer {ehe ich &'e Dichtung menjd)licf)er Entfaltung im ©ich-93ewußtwerben, immer wehr unb mehr ein ©ich=33erwanbeln bes Unbewußten ins SSewußie unb bamit ins 33eherrjcf)bare, 33ejaf)bare, ins ©ewollte ober — SBegsulegenbe.

311s merfroürbiges ©egenergebnis roirb mix aber 3uglei<h mit biefer Steigerung ins 2Bißbare ein S’läherrücfen bes Unwißbaren suteil, ja ein 2lnfd>miegen bes Un- wißbaren an mich unb meiner an es. ©oll man btejes „Unroißbate" „Urjprung"

nennen ober „©oft"? ...

©er Unterjchieb swifdjen K i r n e n glaube unb mei nem ©lauben ift oielleicht nur ber, baß man in ber Kirche su i hr em ©ott fommt, außerhalb ber &ird>e aber ju j e i n e m ©ott. $as roirb nur ber »erftehen, ber weiß, baß man oon allen Gingen, bie man ausjagen tann, nur bie f>älfte ausjagen fann.

„Kinber unb Äünftler finb ©renjen ber 9Renj($heit!", jagen ©ie jo fein. 3a, mir fcheint, als ob ber Zünftler nicht bloß ©rense, jonbern giel ber SJttenjchheit jei.

Siel — als fertig geworbenes, oollenbetes, entfaltetes Äinb; gid — als ber umfaj- jenbjte SRenjd), ber fpnthetijdje, ber alles oerftehenbe, ber alles umarmenbe, alles iiebenbe unb barum als ber emsig jchöpferijdje 3Renjd) unter SDtenjch-SBerbenben.

3Ran<hmaf jehe ich in mir, oor mir immer umjajjenbere ffreije unb jtetgenb fühle id) wie ©ie: baß wirtliches ßeben ©teigen unb immer nur ©teigen ift unb ein

©ich-©teigern ohne Enbe — alfo eigentlich ein 3ubel ohne Enbe .. ‘’ß.

3 u r g r a g e ber SSolfsDcrJöfjmmg

SSremen, SKooember 1928.

©ehr geehrter Serr 'Profeffor!

SRad) bem Sejen bes SIrtifels — 2luseinanberfeßung swijehen beutfdjer unb fransö=

fifd>er 3ugenb (3g. 1928, S^oo.-^eft) — möge es mir erlaubt fein, eine beutfdje 3ugenb Su jeigen, bie fid) aud) herausfehnt aus alten 23anben, beren f>ers h^ß unb wahrhaft nad) bem Steuen ftrebt, bie glaubt, baß bies 9ieue fd>on irgenbwie ba ift. S3on einer 3krftänMgung mit ber 3ugenb jenjeits ber 33ogefen wollen wir nidjts roijjen. 3Bir glauben nicht, baß aus biejen Sluseinanberjeftungen etwas ©an3es unb Kräftiges ge­

boren wirb. ®ie 3ugenb hier unb bort ift oerjehiebenen ©tammes unb ©elftes, fie joll es bewußt fein. Eine gegenfeitige ^Befruchtung oerneinen wir. Verwerflich ift e 5 > *>aß junge Seute hinüber gehen, feurige Sieben halten, in benen fie »on “^olitif jprechen unb geiftiger Verftänbigung, sweds frieblidjer 9teu- unb Umformung unhaltbarer (poli- tijdjer) 3uftänbe. Sennen fie bie 2Renjd>en, lennen fie ben „SUtann" hüben unb brüben?

©ans unwürbig ift bas aber in einer Seit, in ber bie anbern unrechtmäßig unb oer- tragsroibrig beufjdje Eanbe bejefet halten, beutjdje Sanbe, über bie fie farbige 33ö!fer jefeten, Me bie Keule über uns jehroingen, ohne baß es brüben auch nur Einen gibt, ber gegen bieje ©chmad), bie nicht nur uns, nein, ber aansen weißen Stafje angetan roirb, machtvoll jeine ©timme erhebt unb gegen fie angeht.

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106 2l usfprache

Sur uns, bie wir uns aud) als „bewegte" 3ugenb willen, gibt es nur ein ©ebot, eine Wicht: ®as SBofcl unferes 93aterlanbes unb ihm ju bienen, foweit es in unferen Kräften fte^t. 3m größten ber Kriege finb wir groß geworben. Sßir taimten faum einen ßcbrer unb gührer, ber uns hätte hinweghelfen tonnen über 9löte, 3«>eifef unb S5er=

Innungen, bie über unb an uns tarnen in einer Seit bes SBahnfinns unb falben Unter»

gangs. Unfer 331ut aber toar noch rein unb unverbraucht, brum waten wir ftarf genug, uns jelbft au helfen, oon Sßegen abaufebren, bie in bie Stacht führten. Slter unb er­

fahrener, aber nicht traftlofer geworben (leibec haben oiele aus Kraftlofigfeit bas große »erloren), fanb mancher einen Sührer, ju bem er aufbliden tonnte, ber ihm ben 9iat ber ©tunbe gab, ber aeigte, was alt unb faul, ber ihm bas 3a unb 9lein fagen lehrte unb bie Siüelt anbers betrachten als nur mit ben gemeinen Slugen ber ftabgier unb bes ©ewinnftes; ber alles f)ohe unb Eble bes ßebens aus fleh heraus wieber neu fdjuf unb uns es ahnen unb fühlen läßt. SBer biefen ©eift in feiner ©röße auch nur erfennt, ift ihm oerfallen, fo wie wir es finb. Ob wir ftarl genug finb, ihm ganj au tmlbtgen, ob wir feiner würbig, barüber ent|d)eibet ganj allem bas 33Iut, bie 'Perjon jebes Sinaelnen. Er muß fiegen unb bienen, ober wirb jerbrechen unb Derlorengeben. $od) id> habe ihn nod) nicht genannt, ben 2Jtann, ber bie ‘öeften feines 95olfes um fid) fammelt, in feinen Kreis awingt unb wieber entläßt, bamit fie feinen

©eift weitertragen su allen, bie noch Ohren haben au hören unb eine große ©efjnfucht im f>er?en — er, ber ®id)ter com „©tern bes 33unbes" unb ber „Seiten ©efänge",

©tefan ©eorge, ber Künber unb geiftige f>errfd>er bes ©ritten Steiges.

9Bir laffen ab non allen fd)öngeiftigen 2>ingen unb wollen nicht für uns ein 2ebe»

in griebe unb Schönheit, trofcbem es unfere größte ©ebnfudjf fein mag. $as ©ebot bet ©tunbe lautet Kampf unb nod) einmal Kampf gegen anfefcenbe Elemente in »ieler- lei ©eftalt, bie uns t>on innen unb außen bebrohen. Niemals wirb ein 33olf aur wahren

©roße tommen, fid) felbft collenben, wenn nicht alle feine ©Richten »oin gegenfeitigen Vertrauen getragen werben, ein 3eber feine Slrbeit freubig »errichten fann, bie ihm bas

©chicffal gegeben; ber (Eine am ©d>raubfto<f, ber 2lnbere bei ben 23üchern. — 3lus un*

ferem 53lut wollen wir bas neue ^Reid) id)affen, aus unferem 531ut, bas nod) ftar! unb rein ift, wir brauchen nichts grembes, um es au weden unb bas Seben au formen.

Sille, bie noch einen gunfen Ebrlicbleit hefigen, wifiet, wie es heute augebt, was gefünbigt wirb, um was es geht. 2öer aber hat fid) gana in ben ©ienft unjetes Voltes geftellt unb feiner oon redjts unb linfs, oon oben unb unten cnttöufchten, oerbeSten

©ohne? 3Bir hielten Slusfchau nad) SJJtännern, bie hier eingreifen wollen, bie ihrem SBollen bie Sat fcf>on folgen ließen. 9Bir fanben fie, fanben ein oon biefen feftum- riffenes 'Programm, aus beffen ©egebenbeiten unfer 2anb aus feinem großen Elenb entriffen werben fann, baß es frei werbe nad) außen, frei im innern. SMes Programm ift bie 2Beltan!d)auung bes „nationalen Sozialismus". 3ch fage euch, richtet ihn nicht nad) ben äußerlidjften Gegebenheiten, bie ihr gefehen, oon benen ihr gehört, richtet niefjt nach bem ©d)ein, ber oft trügt unb oeraerrt. 3d> möchte es ber ganaen beutfehen 3ugenb aurufen, gleich welchen ©tanbes unb Gerufes fie ift, gleich, welchem Gunb bie Etnaelnen angeboren: ©ammelt euch unter ber roten gähne mit fchwaraem Kreua auf weißem gelb. 3d) rufe euch, bie ihr cuern 9Beg bislang allein gegangen, bie ihr melleid)t bie 33eften feib unter uns, rafft euch auf, werbet Kämpfer, Satmenfchen, baß man euch nicht fpäter geiglinge fchelten muß.

Unfer gmchaiel ift in uns oergraben, feiten werben wir es funbtun, bie SHehraaht ber 2llfen fchüttelt bie Köpfe, Diele ber 3ungen grinfen uns an, wir lafien fie unb gehen an ihnen oorüber. SEßtr fennen wohl ben ©afc: „®as SBollen ift bas Himmel­

reich bes Sftenfchen, bas Vollbringen bas ber ©ötteT." 9ßas tut’s, wir wollen unb wir glauben on eine gufunft bes ®eutfd)en Reiches, wir glauben au eine gufunft bes beut?djen 3Hen!d)cn, wir glauben biefe gufunft fdjon au fein.

3<h fenne ©ie feit langem fchon, §err ‘profeffor, als Einen, ber nicht achtlos an ber 3ugenb oorübergegangen ift, ber oieles flarauiegen fud)t, ber mit leibet. 3ch hoffe, baß ber Grief nicht gar au oerworren ift, baß er r>ielleid)t etwas bleues fagt.

3hr ergebener

Hans C u r bes.

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2l usfpt adj e 107 SJtein lieber ficrt!

3u allen 3hreit p o j i t t o e n Sielen unb 3bealen fann ich freubig ja [agen. 2lber t<fr weine, ©ie follten fid) bemühen, in ben 93eftrebungen, ju einer 53erffanbigung mit unjeren franjöft|chen Nachbarn ju gelangen, auch bas ‘^ofitio-SBertoolle ju Jehen unb unbefangen au »ürbigen — wenigftens, was bas ^rinaipielle angebt, über geitpuntt, Mittel unb 2Bege im einjelnen fann man ja »erfd)iebener 2lnfid)t fein.

©oll es bas ©chtcffal biefer beiben hochbegabten ‘öölfer fein, bafo fie immer wiebet

»aih 2lblauf einiger 3af)raehnte in erbittertem Kampfe fid) jerfleifchen?!

©runbfäölich fcheint mir bas 93eftreben, jur 33erftänbtgung au gelangen, 33rüc!en 3u fchlagen, 23erbtnbung ju [ud>en, höher, ebler, oornehmer ju fein als bie gegen­

teilige Haltung; benn bort roirlt fid) Siebe aus, hier aber Öa£;.

©ie fittlid)e 2lufgabe, bie bamit gegeben ift unb für bie 3hnen jeftt ber 93lid ber

©eele noch t>er[d)Ioffen ift, wirb 3f>nen einmal aufgehen, ©ie wirb 3hnen oie!leirf)t bann aufgehen, roenn ©ie bie Erfahrung mad>en, toie ftar! auch innerhalb ber nationalen

©ruppe, ber ©ie angeboren, bie Kräfte ber ©onberung, ber 2lbftojjung, ber gcinb*

fd)aft aroifchen bem (finjelnen ficf) geltenb machen, unb baß ihnen gegenüber ftets toieber 33erftänbigung unb 23erbinbung gefugt roerben mufj. ®as filtliaje 3beal ift aber bas gleiche, ob es ftcf) um bie einjelnen einer ©ruppe ober um einjelne 2?ölter unb Staaten banbelt. ©tets gilt es unter 9Baf)rung ber (Eigenart, bas (Einjelne hinjuführen aum ©anjen; immer joll Siebe triumphieren über Jroö unb fiajj. ©ies als ©runb- gefeö anerfennen, ift nicht SSerrat am beutfchen SBefen, fonbern bebeutet: für ben feelifchen Reichtum, bie innere ©panmoeite unb fittlidje (Entfaltung beutfchen 3Befens fid) einfefeen.

aWit freunblichem ©rufe 21. SEReffer.

© cgcn ben Ä ric g (33on einem ©tubenten)

„©er SRenfch ift bas oollfommenfte ^Raubtier"; toie entfeftlid) flingt biefes 2Bort unb leiber, toie oiel SBahrheit birgt ftd> in ihm! 23etrad)ten mir bod) nur bie ganae menfeh- liche ©efd)iiä)te, ein SRorb neben bem anbern, Kriege folgen auf Kriege. Slod> nie War bie SBeltgefchichte in irgenbeinem uns befannten 3eillauf oon Kampf oerfchont geblieben. Saffen wir nur ben Sßeltfrieg mit feinem ganaen £eib unb SJtorben an uns ßorbeijiehen. §elbenmut unb Sapferfeit, roelifte 'Phrafen, toie Hingt es für manchen SKenföen, ber biefe beiben 3Borte lieft, fo ftola unb erhebenb; Dtetleid)t betommt er, unb bas oor allem ber jugenbltdje SRenfd), felbft ein ^rideln in ben 2lrm ober felbft Suff, auch helbenmütig unb tapfer au fein. 2Iber — innerlich ift biefem SKenfdjen gar ni<$l bewufjt, toas hier an feinen tiefften 3nftinften getoedt toirb, an Kräften, bie er mit bem 2ter unb oor allem mit bem Raubtier gemein hat. ©er fielbenmut unb bie fogenannte Sapferfeit im Kriege finb weiter nichts als SDlorbgier unb Staufluft in einem fchönen ©etoanb. 2Bie oft habe ich Seute aus allen 93erufsflaffen oom Kriege et3ähien hören — ich lonnte hier fo recht jroei Stjpen herausfehälen. ©ie einen be- geifterten fi<h, wenn fie eraählten, ba| ber geinb fo unb fooiel 33erlufte bamals ge­

habt hätte, ober toenn fie anbere (Eptfoben aus ihrem gronterlebnis berichteten, too immer beutfeher §elbenmut, toie fie es fo fchön ausbrüden, ben ©teg errungen hätte.

2lber ift biefes ©d)toelgen in aeitli^em ©iegestaumel unb biefes f>er»orheben bes

§elbenmuts, ber ja bod) ftets bei biefer ©elegenhett auf Koften oon 3>tenfd)enleben geht, nicht eigentlich nur ein f>eroorbred>en ber alten Staubtierinffinfte bes SKorbens unb Sötens? ©er Krieg ift ein gaftor ber ©elbfterhaltung, hörte ich in manchem Kreife biefe 2lrt Sftorben entfdjulbigen. 3d) möchte folgenbes barauf ermähnen: 2lls ntandje Stere merlten, bafe fie auch geinbe hatten, fd)Ioffen fie fid) au ©emeinfehaften aufammen, unb in ber ©emeinfd)aft fühlten fie fid) fid>er. 2Barum foll es einem 25otfc nidjt gelingen, toenn es fid) einem anberen gegenüber glaubt, bas ihm nicht fonberlich gefinnt ift, fich auch mit anberen roieber au einer ©emeinfdjaft aufammenaufthliefjen.

Siegt ber 23erfudj, ©treitigfeiten aroifdjen ben Stationen auf eine wirtliche, m e n f ch - I i d) e 2lrt unb SBeife au regeln, nicht fchon im 23ölferbunb oor? (Erft türaüch roieber bei bem Konflift awiföen ©olioien unb ^araguat) hat er ja beroiefen, bafe er audh

Vbilofopbte unb Ceben. V. g

Cytaty

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mittelbar aus feinen Sebenserfabrungen beraus feftftellen fann, bafe er mit anberen 3Renfd)en jufammenlebt, nicht nur äufeerlid), fonbern aucb innerlich; bafe er

‘’Pfpchologie, b.. f)icr haben tr&gt;ir vielleicht ben ftärfften © egenfatj milieu=.. ®ie geiftige 2lufgcfd)loffenbeit ift eine erfreuliche Grfcbeinung für jeben

bewußten fortwirfenbe Sätigfeiten auf. Nun ift aber ber begriff einer einmal im 23ewußtfein sorhanben gewefenen unbewußten feelifchen lätigfeit ein 3Biberfpruch in

Unb welche Söebingungen haben toir au erfüllen, um gegen bas (Ertoadjen bes 3®eifets in ber eignen ‘33ruft getoappnet au fein? hierauf fagt 20.. 3wei Erfcheinungen,

©elfte Berbunben ift: biefet glaubt an SBabrheit, als bewußte Teilnahme am SBelt- plan, wie weit, ober wie wenig »eit bie Srfenntnis auch oorgebrungen fei; ber

gionen unb Kulturen. Sie, welche Sftaffenangelegenhett 3 u fein oorgeben, finb in Söahrheit ^rioatfache bes Sinjelnen geworben. 3ötr fennen wohl bie ‘Begeiftcrung ber

rifche SBirfung bes „SERilieus&#34; bas 53erftänbnis für SERufif möglichft früh unbewufet aufgehen mufe unb bafe eine fpäte Saat nicht etwa eine fpäte Ernte, fonbern

©efunbheits 3 uftanb beiber Teile fann nur auf folche SEBeife erhalten werben. £&gt;ier burch Nachläffigfeit, Unwiffenheit ober burd) falfche 6 djam bas ©lüd sweier