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Philosophie und Leben. Jg. 5, H. 5 (1929)

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Academic year: 2022

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(1)

5. JAHRGANG + 5. HEFT + MAI 1929

„3m SDienfte öer Ool&eein^ett erftrebt uttfere J e i t f ^ n f t eine fad)*

Httye äugfpracbe Der öerf^ieDenen toeltanftbattltcben S ich tu ngen .“

(§>offesb<m><a[e unb (§>offe<5f)offntmg

93on 2JI i ch a c l g i l l

B o r b e m e r f u n g

33or <3abren las ich einmal in ber 3e[uitcnaeit[cf)rift „Stimmen aus SJtaria ßaacb", ben gegenwärtigen ,Stimmen ber bas ‘Dafein ©ottes (et „ftreng unb un- toiberleglicb betüiefen". ^ a mid) bie grage gerabe befd)äftigte, bat ich ben 93er-

faffer bes Elrtifels in einem Briefe, mir anjugeben, freieren Don ben ©ottesbetoeifen er für io ftreng unb untoiberleglich f?alte. 3n [einer Elntroort gab er mir ben ©runb- gebanfen bes Betoeifes, ben er oor allem meinte, an unb oerroies mich für bie roeitere

^Xusfü^rung auf bas lateinijcbe ßebrbuch ber Sbcobißee oon <3ofepb §>ontbeim, bas unter bem $itel „Institutiones Theodicaeae“ in ber Sammlung pbilofopbifd)cr Lehr­

bücher „Philosophia Lacensis“ 1893 bei §erber in greiburg erfebienen ift. ‘Söäbrenb ich biefes Bud) unb be(onbers ben angegebenen Betoeis burdpftubierte, rourbe mir ber

©ebanfe, ben ich ^>ier barlegen möchte unb ber mid) febon lange an ben fd>olaftifcben

©ottesbetoeifen unb überhaupt an ber fcf)olafti{d)en ^bilofopbie irre gemacht batte, erft recht flar. Seither ^abe id> ben ©ebanfen nach allen Dichtungen oerfolgt; aber bas ift ein toeites gelb.

3bn vorläufig möglichft fnapp baraulegen, oeranlafete mid) oor allem bie Behaup­

tung bes fonft mobern benfenben 3obann ^eter Steffes in feiner Deligionspbilofopbie, Kempten, bei Slöfel & duftet 1925, Seite 186: „Dilles in allem fcheint auch heute noch ettoas befinitio $urcbfd)lagenbes gegen bie ©ottesbetoeife nicht oorgebracht toerben au lönnen. S ie bleiben in ihrem guten Rechte toeiter befteben."

Soeben erft, nachbem ich bie folgcnben Seiten fd>on niebergefchrieben hatte, las ich bas flare unb tluge Buch oon grana Saroidi: $)te ©ottesberoeife, Schöningh in ^aber- born 1926. Saroidi gibt manche unhaltbare Stellung ber Scbolaftifer auf, ben £>aupt- punft aber, bie Kontingenj, bie gufälligfeit ber SBelt, fucht auch er feftaubalten. SDZeinen

£auptgebanfen, ber mir fo nahe au liegen fcheint, berührt auch ** in feiner 2Beife. 3d) fab mich baher au feiner Slnberung oeranlafet.

Saft überall, befonbers aber im atoeiten, bem pofitioen Seile biefes Eluffafoes, mufete ich mich auf Einbeulungen befchränfen. <3d) hoffe aber, biefe ©ebanfen einmal ausführlicher barlegen au fönnen.

3cb hoffe auch, man toirb finben, bafo meine Ausführungen, bie auf langjährigem, geioiffenhaftem 9Zad)benfen, unb foroeit es oon hier aus möglich toar, auch auf getoiHen-

baftem prüfen ber einfchlägigen alten unb neuen Schriften beruhen, ein ernftes (Ein­

gehen barauf oerbienen. Oebe Belehrung, ja auch SBiberlegung toerbe ich banfbar an­

nehmen. ,

Dbilofopbie unb Ccben. V .

(2)

122 © o t t c s b c t D c i f c unb © o t t e s f c o f f n u n g

I. Über ©oftesbetoetfe.

® ic ©runblage jenes ©ottesberoeifes, ber mir in bem ^Briefe an=

gebeutet tourbe unb ber in bem Söerfe Hontheims, ©eite 111 unb folgenbe, roeitläufig geführt toirb, unb überhaupt bie ©runblage aller ©ottes*

betoeife ift bie Untertreibung 3toifd)en „ens a sc" unb „ens ab alio".

Ens a se t>eifet ettoas, bas ben ©runb Jeines ©eins in ficf> felbft bat.

Ens

ab alio helfet eftoas, bas Don einem anbern ift, bas ben ©runb feines

©eins in einem anbern bat. ® as ens a se ift burd) fein eigenes 2Befen, es f)at ein toefenbaftes ©ein, ift ein ens per essentiam; bas ens ab alio bat fein ©ein Don einem anbern erhalten, es bat ein mitgeteiltes ©ein, ift

ein ens participatum. ©as ens a se ift ein ens necessarium, ettoas

9totroenbiges, Unbebingtes, tt>eil es in fid) ben ©runb feines ©eins hat, burd) nichts anberes beftimmt ober bebingt, Don nichts anberem abbä-ngig ift; bas

ens ab alio

ift ein

ens contingens,

ettoas Zufälliges, ‘Sebingtes, toeil es in fid) nicht ben ©runb feines ©eins hat, feinem 2Befen nach Diel=

mehr fotoohl fein als auch nicht fein fann, baher Don einem anbern ab=

hängig, burd) etw as anberes bebingt ift.

®ie ©cbolaftifer behaupten nun, alles, toas ift, fei enttoeber Don fief) felbft ober oon einem anbern, habe enttoeber ein toefenhaftes, not=

toenbiges, unbebingtes ©ein ober ein mitgeteiltes, zufälliges, bebingtes:

quidquid

est,

aut a

se

aut

ab

alio

est.

Sin Sein Don fid) felbft, ein

ens

a

se,

nähmen tmr nicht bireft toahr, aber toir erfd)löffen es. 2lUe

®inge, bie tmr toabrnehmen, feien oon einem anberen,

ab alio,

feien

entia contingentia. 2Iber eben bestiegen atoängen fie uns, als ben

©runb ihres ©eins ettoas gans anberes, ein ©ing, bas oon fich felbft ift, ein

ens

a

se,

anjunehmen. ®iefes

ens

a

se

fei ©ott. E s toerben Diele 2Borte, auch öiel 33erftanbesfd)ärfe Dertoenbet, um aus bem Oberfake, alles, toas ift, fei enttoeber Don fich felbft ober Don einem anbern,

quidquid est, aut a se aut ab alio est,

alles folgenbe bis 3ur 2lnerfen=

nung eines ©ottes mit feinen f)aupteigenfd)aften abauleiten, 3u betoeifen.

2>enen Oberfafc aber ftnbe ich überall nur als felbftoerftänblich Doraus=

gefegt. S r fcheint mir aber nicht felbftoerftänblich 3U fein, fonbern gerabeau ber Erfahrung, Don ber auch bie fcholaftifche ^hilofophie aus3ugef)en be=

bauptet, au toiberfpreeben. ® ie ©cbolaftifer fagen alfo, bie Erfahrung

3eige uns lauter 55inge, bie ihr 6ein oon einem anbern hätten, bie ein mitgeteiltes ©ein befäfeen, bie

entia ab

alio feien. 3n Sßirfltchfeit 3eigt uns bie Erfahrung fein einiges folches ©ing. ®ie Erfahrung fagt, alles, toas ift, ift foroohl Don fich felbft aus als auch t>on anbern ®ingen,

quidquid est, et

a

se et ab alio est.

®am it nämlich jener Oberfat$, alles, roas ift, ift entroeber oon fich ober Don einem anberen, betoeisfräffig für bas ®afein eines aufeertoeltlicben ©ottes roäre, müfete er ben ©inn haben, alles, tDas ift, ift enttoeber Don fich allein, ober es ift oollftänbig Don einem

(3)

(S o 11 e 5 b e tt> e i j c unb © o 11 c 5 f) o f [ n u n g> 123

anbern, ber ©runb feines ©eins liegt gana in ihm felber ober gana in einem anbern, fein ©ein ift enttoeber gana roefenhaft ober gana Don einem anbern mitgeteilt.

6

oId)e ©inge finb uns nun in ber (Erfahrung nid)t gegeben. ®ie ©inge ber (Erfahrung finb in ihrem (Sein aum 3TeiI burd>

bie anbern ©inge beftimmt, jebes einaelne 5)ing ift aber auch felbft etroas, es beftimmt fein

6

ein felbft, aber auch nur aum

2

eil.

2

Ran barf aber nicf>t etwa fagen: „Jöenn bie einadnen ®inge

et a se et ab alio

finb, fo ift bie ©efamtbeit ber

2

)inge

a se,

alfo (Sott/' ®as roürbe richtig fein, roenn uns bie (Erfahrung fagte, bafe toir alle einaelnen

©inge roabrnäbmen,

xoenn

uns alfo bie ©efamtbeit irgenbtoie gegeben toäre unb

wir

babei feftftellen fönnten, baft biefe ©inge tn ihrer ©efamt=

beit einanber üollftä'nbig in ihrem

6

ein beftimmten. SIber bie (Er=

fabrung

3

eigt uns feine ©renacn, jenfeits beren roir nirf>t toieber etroas erfahren fönnten. 3Bir nehmen nur eine aufammenbängenbe 9teibe t>on ßinaelbingen roabr, auch bafe bie 9?eibe in getmffen Stiftungen weiter*

geben mu(

3

, tt>eil bie ®inge bort nirf>t einbeutig beftimmt finb; aber bann hört unfere Erfahrung auf. (Sine ©efamtbeit ift uns nid)t gegeben.

5Ber ftatt ens ab alio lieber ens contingens, bebingtes ©ein, fagt, mufe natürlich auch fagen, bafe alle (Erfabrungsbinge entia contingentia,

bebingte ®inge, feien, aber nid)t in bem (Sinne, tr>ie bie

6

d)olaftifer behaupten, ©iefe jagen nämlich, bas 2Befen ber (Erfabrungsbinge fchlöffe bas ®afetn ntd)t ein, bie (Erfabrungsbinge feien ibrem 2Befen nach gleich=

gültig gegenüber bem

6

ein ober bem Slichtfein, fie fönnten ihrem SBefen nach fotoohl ba fein als auch nicht ba fein, bas ®afein müffe alfo au ihrem

2

Befen

Don

aufeen,

ab alio,

baaufommen. 3d) mujj gefteben, ba& mir biefe Sluffaffung immer unbegreiflich toar. 9tein, aum 3Befen eines ©inges gehört, baß es ba fei.

6

ogar in ben begriff eines ®inges mufe ich bas

©afein aufnehmen ober vielmehr, ich barf es nicht baoon ausfcbliefeen.

freilich muß besiegen, tt>eil ich mir ben ^Begriff eines Singes bilbe, bas Sing noch nicht ba fein; aber falls bas ?Befen eines Singes ba ift, ift auch bas $)ing ba. Sin nur gebautes ^ferb ift gar fein ^ferb1).

2

Benn

jemanb fich einen ^egafus benft, fo befteht eben ein $enft>organg, aber fein ‘’Pegafus.

(Ein $ing ift bebingt,

contingens,

beifet alfo nichts anberes als: es ift nicht bureb fein eigenes ?öefen allein, fonbern auch burch anbere Singe

beftimmt, es ift et a se et ab alio.

Zufällig aber barf ich bie ®inge im pbilofopbifcben

6

inne überhaupt nicht nennen. Sufällig nenne ich ein ®ing im Verhältnis au einem

*) (£s ift fein toirfficbes ^Pfcrb. 5Iber bas gebaute ^ferb f>at bic „Söefenbeit"

^ferb, niebt aber bic 5ßefenf)eit £irfcf). 5öenn bie $Befenf)eit ba ift — bier: gebaut roirb — , ift be?l?alb noef) nicfyt bas $)ing — roirflicf) — ba. 6 o fcf>ir>ebt etroa einem (frfinber bie (2öefenf)eit einer neuen 2Rafd)ine t>or; er bat aber melleicf)t fein (Selb, um ffe 3u Dewirf licken [ ?>g.].

9 «

(4)

124 © o t t e s b e t u e i f e unb © o t t e s f c o f f n u n g

anbern, wenn id) Don bem faufalen 3ufammenl)ang ber beibcn $tnge abfet)e, fei cs, bafe id) it>n nid)t fenne, ober bafe er mir fct>r entfernt 3u [ein fd)eint. 5Benn \d) aber ben 3 uIamment>ang 3wifd)en 3Wei ©ingen genauer verfolge, fo fann td) ifrn überall feftftellen. 3m p£)ilofopf)ifcf)en

6 inne finb alfo alle ©tnge notwenbig, benn fie finb teils burd) ibr eigenes 3Befen, teils burd) bie anberen Singe einbeutig beftimmt.

2

Iber nid)t nur in i^rem gegenwärtigen ©ein, in \ i ) i m 9tebeneinanbcr, fonbern aud) in i^rem Sttad)cinanber, in if)rem SBerben finb bie ©inge teils burd) fid) felbft, teils burd) bie anberen ©inge beftimmt. ©enn bas 2Berben ift, wie bie (Erfahrung aeigt, nid^t ein Übergeben Dom Doll*

ftänbigen 9lid)tfein aum (Sein, fonbern immer nur ein 6 td)Deränbern, ein 2Inberstoerben. ©as 23erf)ältnts ber ©inge aueinanber ift eben nid)t fonftant, fonbern tDcd)felt fortwäbrenb, bie ©inge Dcrfd)ieben fid). ©abei wirfen immer wteber anbere ©inge aufeinanber ein. 3Bir wtffen niefjt immer, welche Singe auf ein anberes wirfen, aber Don Dielen nehmen wir cs unmittelbar wal)r. ©ie einaclnen faufalen gaftoren finb uns tr>o^l nie Dollftänbig bewujjt, aber bafo bie ©inge faufal 3ufammenbängen, nehmen wir beutlid) wafcr.

©te

6

d)olaftifer geben fid) fcfjr Diel 9ftüt>e, um 3U bewetfen, bafo man

Don ben gegebenen

entia ab

alio auf ein

ens a sc

fd)ltefecn muffe.

65

^elfe ba aud) feine enblofc 9teil)e Don

entia ab alio,

es wäre bas

nur

eine unenblid) lange Kette, bie obne f>alt in ber ßuft f)inge. ©afe eine fd)were CEifenfette, aud) wenn fic nod) fo lang ift, nid)t in ber 2uft Rän­

gen fann, ficl)t man leicht ein.

2

lber bie ßrfa^rungsbingc geben fid) uns nid)t als ©lieber einer Kette, bie o^ne eigene

6

cf)webefraft ineinanber=

Rängen, fonbern als ©lieber eines ^Planetenfpftcms, bie cinanber mef)r ober iDcniger im Oleic^>geir>trf)t fd)webenb erhalten. 2ßunberbar ift frci=

lief)

aud) btes, aber bie (Erfahrung aeigt bie ©inge fo. $ene Kette würbe übrigens ja wirflid) fd)weben, wenn fie nur Dom SDtittelpunft ber (Srbc genügenb entfernt unb feinem anberen

2

ln

3

ief)ungs

3

cntrum

3

U nal)e wäre.

SWan fagt freilid), bas Kalb fei Don ber Kul), bie Uf)r Dom Uljrmadjer, ber gauft Don ©oetf)e, ber 6 o£>n Dom 33ater, als ob bas eine fein ganjes

©ein bem anberen Derbanfte, cs burd) bas anbere ins ©afetn gerufen würbe, alfo aud) nid)t 3U einem 3Teile Don fid) felbft fein fönnte. ©ie[e

‘Slusbrudsweife genügt für bas praftifd)e ßeben unb 1)at it)ren guten

6 inn, aber für eine pI)ilo[opl)ifd)c Beweisführung ift fie au ungenau. Um genau ansugeben, Don wem Kalb, Ul)r, gauft unb 6 ol)n feien, müfete man alles angeben, was bas 6 ein unb bas SBcrben biefer ©inge be=

ftimmt. ©amit man Kalb, Uf)r, gauft unb 6 of)n als Dollftänbige entia

ab alio anfefjen fönnte, müfeten fie xi)x ganaes SBcfen fiy unb fertig Don bem betreffenben anberen Sßcfen befommen, mitgeteilt erhalten f)aben.

greilid) gab es einmal einen 3 uftanb, bei bem jene fpäteren ©inge nicfyt

(5)

© o 11 c

y

5 b c tü c t f c unb ( ö o t t c s ^ o f f n u n g 125

oorhanben tr>arcn. 2lber bas, was jene Singe jefct finb, war bod) fchon bamals irgenbwie. ßs war in anberen Singen, unb 3War in mehreren.

2

Bas jefet Slalb ift, war nid)t nur in ber Äuh, fonbern aud) im

6

tier, im

©rafe unb in Dielen anberen Singen; was jeftt eine Uhr ift, war in ben oerfchtebenen 9Ketallen unb in ben ©ebanfen unb gähigfctten bes Uhr=

machers unb wer weiß, wo fonft nod). Sas (Entfielen bes halbes, ber Ut>r ufw. gefchieht bann nicht fo, bafe bas 55ater» ober SKutterroefen einem Nichts ober einem blofe möglichen Singe bas

6

ein „mitteilte", fonbern nad) bem ©efefce ber Slaufalität, jenes wunberbaren, aber gana Har wahrgenommenen Sufammenhanges ber Singe, gef)t ein Suftanb ber Singe in ben anberen über, biefer wieber in einen anberen unb fo immer fort, gür jeben Suftanb unb für jeben

2

Bed)fel gilt bcr

6

at$, bafo ber Suftanb unb aud) bie 53era'nberung jebes einseinen Singes fott>ot)I

buref) bas Sing felbft als aud) burch bie anberen Singe beftimmt ift.

Vielleicht wirft man ein: „Sann geht alfo ein Suftanb bem anberen Dorier unb beftimmt ihn faufal, biefern gebt wieber ein anberer oorher unb fo weiter. Sas fann aber nicht ins Unenbltche

3

urütfgehen. Senn eine wirflich unenbltche 3Renge oon beftehenben Singen ift unmöglich, weil ber begriff einen 2Btberfprud) enthält. Multitudo actu infinita

rerum

existentium repugnat." Sie ©cholafttfer ftnb fid) barüber atoar nicht einig. Sornas oon Slquin lehrt, ber seitliche

2

lnfang ber

2

Belt

ergebe fid) aus ber Offenbarung, Iaffe fid) aber nicht aus ber Vernunft

betoeifen. „Mundum non semper fuissc, sola fide tenetur et demon­

strative probari non potest.“ Summa Theologica, 1 qu. 46 a. 2.

3lriftoteles f)atte ja gelehrt, bie 3Belt fei ewig rote ihr unbewegter Be«

roeger, ©ott.

3d) behaupte nun, bafe fowohl ein Slnfangsauftanb ber 5Belt als aud) eine unenbltche 9tet'he oon

2

Belt

3

uftä'nbcn, alfo fowohl ein 3Beltanfang als aud) ein ewiges 33eftehen ber 3Belt, oollftänbig außerhalb unferer (Erfahrung liegen. Unb oon bem, was außerhalb ber (Erfahrung liegt, was man nicht irgenbwie, unmittelbar ober mittelbar, erfahren t)at, fann man gar nirf)ts behaupten, weber, baft es ift, noch bafe es fein fann, aller«

bings aud) nid)t, bafe es nid)t ift ober nid)t fein fann. Sßir erfahren oon Der 5ßelt nur eine 9teibe oon aufeinander folgenben

3

uftänben.

2

ßir

abftrahieren aber bann oon biefen aud) bie Vorftellung einer Dichtung oon ber ©egenwart in bie Vergangenheit. 3n biefer 9lid)tung fönnen toir bann bie 9lcit)c ber

3

Belt

3

uftänbe in ber Vorftellung über bie ßr=

fahrung hinaus oerlängern.

6

o fommen wtr au bem Begriffe einer un=

enbltchen 9lethe oon

2

Belt

3

uftä'nben unb

31

t bem eines

2

lnfangs

3

uftanbes

ber SBelt. CEinen 2lnfang nehmen wir bei otelen Leihen oon Singen wahr. Von biefen übertragen wir ben ^Begriff auf bie 5?eihe ber SBelt«

3

uftänbe. Sies gefchieht aber ohne Berechtigung, benn bie ein

3

elnen ge=

(6)

126 (5 o 11 c s b c

xo

e i f c unb © o 11 c s b o ff n u n g

gebenen Singe unb bie ©efamtheit, btc uns in feiner “Keife gegeben ift, fönnen gerabe aud) in biefer ‘Sejiehung nicht oerglichen »erben. Set

^Begriff einer unenblichen 9leihe r>on SBeltjuftänben, fomeit er ber (Er=

fahrung gcmäfe ift, fagt nur, bafe toir in ber 33orftellung biefer 3iei^c an lein (Enbe fommen. 3öir fommen au feinem Suftanbe, »or bem wir uns nicht wieber einen anberen

3

uftanb »orftcllcn fönnten.

Se r Seutlichfeit falber nod) ein paar ‘JBorte über meine Sluffaffung Don ber (Erfahrung. Silles, was uns überhaupt gegeben ift, ift uns als (Erfahrungsoorgang1) gegeben. 3n biefem

6

inne fage id) aud):

esse est

percipi. Seber (Erfaljrungsßorgang ift et a se et ab alio beftimmt, b. &.

buref) €>ubjeft unb Objeft. 3Bir fönnen aber überhaupt bei feinem Sing genau bas Sing felbft »on ben anberen Singen fdjeiben, fo beutlich wir bie einzelnen Singe aud) unterfchetben; fonft wäre es ja nicht in feinem gangen 2öefen burdj bie anberen Singe, ab alio, beftimmt. So unter- fd)eiben mir aud) in bem (Erfahrungsoorgange fetjr tr>ot>l Subjeft unb Qb=

jeft, aber mir fönnen biefe awei niefet genau nach ihrem Sßefen feheiben.

2

llles, was id) an mir als etwas (Subjeftiocs wahrnchme, ift aud) burd) etwas Objeftitjes beftimmt, unb alles, was id) aufeer mir als etwas Ob=

jeftioes wahrnehme, ift aud) bitrd) etwas Subjeftioes, etwas an mir, be- ftimmt.

SSRan fagt r>ielleid?t: „Siefer Stuhl ftebt bod) ba, unabhängig bacon, ob ihn jemanb fief)t ober nicht." 3d) antworte: Sief) fo ausaubrüefen genügt für bas praftifdje ßeben, philofophifd) ift cs nidjt. Sie (Eigen*

fchaften biefes Stuhles, wie id) fic wahrnchme, entfielen erft burd) Me SBahmehmung, unb wenn bie betreffenbe

2

Bahrnef)mung nidjt auftanbe fommt, entftchen fie eben nicht, finb alfo nidjt oorhanben. 3n biefem Sinne entftetjt ber Stuhl erft, wenn ich hinfdjaue, unb ift nicht ba, wenn id) nid)t hinfehaue. 5Bas ift aber ba? Se r objeftioe STeil jener 2Bahr=

nehmung, ber mit bem fubjeftioen jufammen bie Söafjrne^mung „biefer

©tut)!" gibt, ber aber allein, ohne ben fubjeftioen, auf feine SBeife er=

fennbar ift.

3Ran fagt wohl aud»: „Safe 2 X 2 = 4 ift, bas gilt boch unabhängig oon ber (Erfahrung." 3d) antworte: 9Wn, bas gilt nur innerhalb ber (Erfahrung. Sfnfoweit unb fooft bas Sahknoerhältnis 2 X 2 wahrgcnom=

men ober irgenbwie porgefteilt wirb, gilt aud), bafe bamit bas

3

a^Icn-

oerhältnis 4 gleidjbebeutenb ift. 2lufeerhalb ber 55orftellung ift 2 X 2 gewife nicht etwa 5, fonbern hat biefes Urteil feinen Sinn.

Sogar ber Saft A = A gilt nur, infofern es jur (Erfahrung irgend­

eines ©leichhcitsocrhältniffes fommt. Slufeerhalb biefer (Erfahrung ift ber Safc gewife nid)t falfcf), fonbern er hat feinen

6

inn. 3ch fage nicht etwa

*) 33ielmct)r als (Erfafcrungs-föcgenftanb! [$). f>g.]

(7)

S t a t e s 2 B H f e n f c f ) a f t s l e f ) r e Don 1810 unb bi e T r i n i t ä t 127

nur, es fommf in biefem galle nicht jum Urteil, fonbern id> fage aus=

brütflic^), cs hat feinen ©inn, es gilt nicht.

S?ura, alle begriffe, alle Urteile ftnb aus ber (Erfahrung gewonnen, gelten für jebe gleichartige (Erfahrung unb nur für biefe. Silles, roas uns irgenbroie gegeben ift, was wir irgenbroic erleben, ift (Erfahrung, unb buref) (Erfahrung Jommen toir aus bem einheitlichen, aufammenhängenben

©ebiete ber (Erfahrung, aus ber (Erfahrungswelt, nicht hinaus. ®as ift fo felbftnerftänblich toie ber

6

a

{3

bes Sßiberfpruchs2).

(gortfefeung folgt.)

51 cf)fes 2Biflenfd)aff<5tef)re Don 1810 un5 bie Xrimfaf

33on (£ r i d> © o 11 f cfc l i n g

33efannt ift bie STrxnitätsIe^rc Don f>cgel. 91icht befannt aber ift, bafe fchon oor ihm gichte in fernem Umrife ber 2Btffenfd>aftsIebre oon 1810, in bem er einen abfchliefoenben Überblid über ben fmuptteil feiner ^fcilo- fop^ie gibt, Sogleich mit biefer ©arftellung, allerbings ohne es beabftch=

tigt

3

u haben, ben trinitarifchen ©ebanfen ins ^^ilofopljifdje überfetjt unb bamit bem erftarrten ©ogma neues ßeben gegeben unb jene alte einft ^eife umftrittene ßehre gerechtfertigt t)at.

9tachbem ich im golgenben ein, toie id) hoffe, troft ber mir burd? ben

^Raummangel gebotenen Äurafaffung t>erftä'nblid>es 33ilb ber ©ebanfen jenes Umriffes gegeben höbe, toerbe ich zeigen, rote jene in fich oollenbete Sehre gichtes mit bem leiber oft mifeoerftanbenen theologifdpen trini=

tarifchen ©ebanfen innerlich oöllig übereinftimmt, fo bafe uns eine eroige 3Bahrheit enthüllt toirb, bie uns über ben ©runb bes SBeltalls unb ben

3

toecf unferes Sebens fichere ©eroifeheit öibt.

®as urfachlofe, nichtgeroorbene, aus fich felbft feienbe

6

ein ift bas eine unb unoeränberliche ©ein ober ©ott an fich. ®iefes

6

ein ift nicht ettoas Objeftioes, ©egenftänbliches (au toelcher SInficht ber

2

Iusbrucf

6

etn" oerführt), fonbern reine Slftualität, ßebenbigfeit, Sätigfeit. SEJtit gichtes SBorten: „©ott ift in fich felbft lauter ßeben." „

6

ein unb

2

eben

ift ein unb basfelbe." SBoher fäme auch bas

2

eben, roenn nicht bas

2

Ib=

folute felbft es roäre? Slann bas ßebenbe oon 9lid)tlebenbem gefchaffen fein?

*) $)ie Ausführungen ber lefoten brei 21bfd)nitte baTtc id) für falfd). ©erabe bafo uns 6äöe toie ber bes 3Biberfprud)s ober matbematifdje Don

2x2=4

„felbftoerftänb-

lieb" finb, aeigt, bafe fie in itjrer ©e l t ung nid)t auf (Erfahrung rufcen. 5ßäre bies ber gall, fo müßten totr immer bamit rechnen, baß fie burd) toiberftreibenbe (Erfahrung erfcfcüttert roerben fönnten. ‘Dies ift aber a priori ausgefd)Ioffen. [<D. £>g.].

(8)

128 g i d j t e s S B i f f e n f c f c a f t s l e b r e » o n 1810 u nb bi c T r i n i t ä t

Soch bas abfolute ©ein beharrt nid>t verborgen in fiel) (es ift nid)t nur), fonbern t>on Stmgfeit her ift es aud) b a. (

2

Iud) ju jebem anberen

©ein, nicht nur

3

um abfoluten, gehört fein Safein). Siefes göttliche t a ­ feln nennt gicf)te aud) „Söiffen" (in ber Sarftellung oon 1810 nur nod) fo). 3ebes 2Bij]en ift ein Unterfchciben. S a s abfolute SBiffen ift bas ©icf)»

Unterfcheiben Don f i d) f e l b ft. ©onad) ift bas SBtffen ober Safein

3

ir>ar ©ottes ©ein, benn ein anberes reales ©ein gibt es nid)t, aber es ift ©ottes ©ein „a u fe e r" feinem ©ein. Es ift mithin eine „ ‘Stufeerung"

©ottes. ©ott tritt aus fid) heraus, fo, tote er in fich ift. 3n fid> aber ift er lauter ßeben.

Sufammengefafet: „S a s Safein bes abfoluten ©eins ober bas abfolute SBiffen ift ein

5

>etr>uf

3

ffctn bes ©eins oon ficf> felbft ober „bas ©elbft*

betoufetfein feiner (nämlich bes Safeins) felbft als biofeen <23ilbcs t>on bem in fid) felber feienben abfoluten ©ein." (

6

. 333. V, 441.)

Sie ^lufeerung ©ottes (t>gl. aud) Äußerung = 6id)=2lusfpred)en

= SBort = Logos), alfo bas göttliche Safcin ober bas Söiffen, ift fonaef) bie u n m i

11

e

1

b a r e g

0

l g e bes abfoluten

6

eins, nicht ettoa beffen 5Bir!ung. Eine SBirfung würbe eine Skränberung ©ottes felbft bebeuten (er ift aber bas u n & e r ä n b e r l i d j e 1) abfolute ©ein). 9tfd)t toie ilr»

fache unb Sßirfung, fonbern wie ©runb unb golge verhalten fid) inneres

©ein unb Safein (SBiffen).

Sßeil ©ott im SBiffen ober Safein ganj fo heraustritt, toie er in fid) ift, wirb biefes göttliche ©ein außerhalb feiner t>on girf>te aud)

bas

„ ‘Stlb " (f. aud) bas 3 itat oben) ©ottes genannt. Es ift ein ibentifefjes 53ilb, weil es bem inneren göttlichen ©ein im SBefen völlig gleich ift. ©ott

unterfcheibet fich oon fid) felbft, alfo entfteht fein 33ilb.

Sas „SBiffen" ift natürlich nicht unfer perfönliches, inbioibuelles SBiffen, fonbern bas

2

Biffen bes e i n e n unmittelbaren geiftigen ßebens, welches alle Erlernungen, auch bie 3d)e ber Onbioibuen, in fich be­

greift. Es ift bie fortwä'hrenbe refteftierenbe Sätigfeit bes Slbfoluten. Sas inbiotbuelle 3ch ift nur Erfcheinungsform bes abfoluten SBiffens.

§ert>orgehoben fei hier, toeil mir es fpäter brauchen: Se r Unterfchieb

3toifchen ©ein unb Safein (SBiffen), ben tr>ir foeben gemacht hoben, be*

fteht nur im begriffe, ift nur ein logifcher. 2In fich unb unmittelbar finb

©ottes ©ein unb ©ottes Safein miteinanber t>erfchmolaen. Senn ba

©ott an fich ober bas abfolute ©ein unmittelbar burd) fich unb oon fid) ift unb aufeerbem ba ift, fich äufoert, fo ift er als biefes Safein auch &urcf) fich unb oon fich unb unmittelbar. „3n ©ottes lebenbigem Sfiftieren be=

fteht feine unmittelbare Stiften}." (©. SB. 35, 452.)

*) 3ft fein 3Biberfprucf) mit 5er 2Tat[ad)C/ bafe bas göttliche Sein Ceben ift. SBenn bas SBerben foll gebaut tüerben fönnen, mufe cs einen roanbellofen, ewigen 3nf>alt I>aben. 9täfrere 53egrünbung 6 . 2B. 33b. II 6 . 681/83.

(9)

g i d ) t e s 3 B i | ( e n [ c f c a f t 5 l e b r e oon 1810 unb bi e T r i n i t ä t 129

2Bie bas innere Sein, fo fann auch bas Sßiffen nichts Starres ober

©egcnftänbltches fein (benn beibe finb ja im Sßefen basfelbe), fonbern es ift ßebenbigfeit unb $ätigfeit. Unb tr>eil bas 2ßtffen unb 25ilb ©ottes nichts ©egenftänbliches unb fertiges ift, muß es fid) erft t>ertoi rl - l i d) e n. 3)iefe 33ertotrflid)ung fann nicht burd) ©ott unmittelbar ge=

[chehen, benn er macht nicht felbft fein 93ilb (bas toäre eine feinem Söefen toiberfprechenbe ?3ercmberung feiner felbft). Vielmehr oollaicbt bas SBiffen aus eigner Slraft bas 53ilb ©ottes, b. h- es oerroirflicht fid) felbft.

2

Bot)er biefe felbftänbige Äraft? ©as Sßiffen hat biefe ^raft in fid), toeil es ja ibentifd)es S l b b t l b bes l e b e n b i g e n göttlichen Seins ift. ©as Sebenbige im 3öefen bes göttlichen Seins mufe in einer cntfprechenben gorm auch in feinem ibentifchen 33ilbe fein. ®iefes Sntfprechenbe nennt gichte „Vermögen". (Vermögen = können.) ®as 3Bifien i ft ein 33er=

mögen.

$as SBiffen t>at alfo bie 2Iufgabe, fid) felbft

3

U oertoirflichen. SWit anberen SBorten: $ie Aufgabe ift: ®as

2

Biffen foll fid) felbft fehen als 33tlb bes göttlichen 2ebens. 33et>or es aber fich felbft als 53ilb (tätiges 33ilb ober bilbenbe STätigfeit) einleuchten fann, mufe ihm ettoas als u n = m i

11

e l b a r e

2

öirfltd)fett einleuchten, bamit es fich Don biefer

2

öirf=

lichfeit unterfcheiben fann. 9tun ift aber aufeer bem Sßiffen nichts totrf=

lieh.

2

Ilfo fann bas 3Biffen nur feine eigne

2

ßirflid)feit unmittelbar t>or=

ftellen, ohne fich biefer feiner oorftellenben unb bilbenben Sätigfeit be=

toufet au fein. (Sine fold)e ihm unbetoufote Sätigfeit ift bie „reflejionslofe Selbftanfchauung" bes SBtffens.

®iefes refleyionslofe ober unbetoufete Slnfchauen ober „funfehauen"

ift bie erfte Sätigfeit bes 2öiffens. gichte legt in feinem Umriß bar, tote burch fie — bas Sßiffen fchaut feine eigne SBirffamfeit, als b l i n b e s Vermögen au toirfen, b. h- als ein „©etriebenroerben", als „STrieb" — bem SBiffen nachetnanber bie SBelt ber ßrfcheinung (9iautn,

3

eit,

SKaterie, Äörper, bie

2

Belt oon 3chen) entfteht, toas hier nur angebeutet fei. f>eroorgel)oben fei nur noch, bafe burd) gichtes Ausführungen auch flar toirb, toarum es oiele 3che, „eine SBelt oon 3d)en", geben ntufe.

$od) bas 2Biffen fann ntd)t in ber reflejionslofen Selbftanfchauung ftehen bleiben. (Es foll ja fich felbft als ‘Stlb ©ottes einleuchten. Ss muft fich alfo nunmehr oon feiner eigenen oon ihm gebilbeten „ ‘Slnfchauung"

unterfcheiben. SBeil nun bie

2

Infd)auung im Irtebe touraelt unb in ihm gefangen bleibt, fo ift ber

2

lft, burd) ben bas

2

Biffen fich Don ber

2

ln=

fchauung unterfcheibet, ein Sichlosreifeen oom STrtebe, b. h- ein Stcf)=

erheben über bie SKannigfaltigfeit ber 2lnfchauung.

0

e<

3

t fchaut bas 3Biffen unmittelbar fein eigenes

2

id)t; es f t e h t fid) ein.

®ie atoeite ^hafe bes Söirfens bes 5öiffens, bes Vermögens, ift alfo bas „Sich*2infeben" ober „bas reine ®enfen". Ss erfennt fid), inbom

(10)

130 g i d ) t e s $ B i f f e n f $ a f t s I e b r c oon 1810 unb bi c T r i n i t ä t

es, oon ber

2

lnfd)auung fid> unterfcheibenb, fich benfenb auffafet, als b a s e i ne 3

i)

in ber Vielheit ber 3che. Sas ?Biffen erblicft fich joftt als bic unmittelbare golge bes göttlichen ©eins, als ‘öilb ©ottes.

Samit ift aber bie Slufgabe bes 5Biffens nocf) nicf>t oollenbet. Es ift in biefem Erfennen („3ntelligieren") nur b l o fe e s Sßiffen, nur Vilb bes 33tlbes. Es bat jeftt erfannt, bafe es ®ilb ©ottes fein ! a n n. 3m Vermögen aber liegt, bafe es 53ilb ©ottes fein f o 11. 3nbem es nun feine Leerheit unb 9tichtigfeit, bie es als blofoes

2

Biffen ift, einfieht, befinnt es fid) auf fein toahres SBefen (auf feine Aufgabe, fid) als 33ilb ©ottes

311

oollaieben) unb erfaßt fein Können als ©ollen. Es entfteht nun „ein 2öij]en, beffen 3nf)alt toeber heroorgeht aus ber ©innenroelt, benn btefc ift oernichtet, no cf) aus ber ^Betrachtung ber leeren gorm bes 2ßijlens, benn auef) biefe habe trf) fallen laffen, fonbern bas ba ift burd) fid) felbft, rote es ift, fo toie bas göttliche Seben, beffen 33ilb ober ©cfeema es ift, burd) fid) felbft ift, toie es ift. 3cf) toeife nun, toas ich f o

11

".

Slber noch b i n ich es nicht. Erft roenn bas ©einfollen

3

um ©eintoollen toirb, ift bas Vermögen bas to i r ! I i ch e SBilb ©ottes. Erft roenn id) mein roahres ©ein, bas göttlichen Urfprungs ift, realifiere, ift bas Silb

©ottes toirflich. Siefes ©eintoollen ober biefer „

2

B i

11

e" ift nun fein abfolut neues SKoment, fonbern ift im ©runbe bas Vermögen felbft.

Senn bas Vermögen, bas in bem m a n n i g f a c h e n ©ebiete ber

2

ln=

fchauung, ber ©innentoelt, noch eine unenbltche u n b e f t i m m t e Äraft ift, oerroanbelt fich in meinem t o a h r e n , e i n f a c h e n ©ein,

3

ufolge

ber Vernichtung bes u n b e ft i m m t e n Triebes (f. o.), in e i ne e i n =

31

g e, a b f o l u t e cBeftimmung, eben ben „abfolut einfachen 3öillen".

Ser 5Bille ift bas nunmehr nur noch nach e i n e r 3ticf)tung eingeftellte Vermögen. E r ift bas toirfliche Silb ©ottes.

Ser SBille im ©inne biefer 2ehre gichtes hat alfo nichts mit Energie ober bergleichen

3

u tun. E r ift, feiner Äußerung im SDtenfchen nach, gleichbebeutenb mit ©efinnungsrichtung, unb atoar berjenigen ©efin=

nungsriebtung, bie auf bas Eine, ©öttliche, 2Bahre hingeht, gür bie anbere, auf bas SRannigfaltige unb SKaterielle gerichtete ©efinnung hat gichte bie 'Zeichnung „blinber Srieb". ©einer metaphpfifchen Ve*

fchaffenheit nach ift biefer SBille nach bem ©efagten einheitlich, unteil=

bar, etoig, aufeer aller Seit unb aller Äaufalität, „fich felbft baltenb unb tragenb", „fich felbft burd)fcf)auenb".

9Jlan fann bas 33ilb ©ottes nur fein, betont gichte, roenn man cs l ebt. Es toirb gelebt in jenem lebenbigen, fich felbft treibenben Ver=

mögen, bem 2öillen. Ser feiner etoigen 33e f t i mmung getoiffeunb in ihr ruhenbe 5Bille ift bas unmittelbare Silb ©ottes.

Sie 5Biffenfchaftslef)re gichtes ift nicht nur eine ©ittenlehre. ©ie ift mehr, gichte felbft nennt fie eine

5

Beisheitslehre, benn fie gibt ben 9lat,

(11)

i cp t c 5 2 B i f f e n f d ) a f t s l e h t e Don 1810 u n ^ bi * T r i n i t ä t 131

nach ber burd) fic erlangten (£ r f e n n t n i s — bafe id) nämlich in ber innerften SBurael bas göttliche ®afetn bin — „fich wieber ^inaugeben bem w i r f l i d) e n ßeben", b. h- „bem an uns fichtbar werben follenben göttlichen Seben". Unb was fann ein folches

6

id)hingeben an bas gött=

liehe Seben anberes fein als ein wahrhaft feltges Ceben?

Sine ausführlichere ®arftellung ber Sßiffenfchaftslehre oon 1810 ift letber wegen bes Raummangels nicht möglich.

2

lber fo otel glaube ich wenigftens gefagt au hoben, als

311

m erften 33erftänbnis ber ßehre unbe«

bingt notwendig ift1).

Sie Sßiffenfchaftslehre ift eine Söeisheitslehre. 3d) weife nun, roas ich bin unb roas id) foll. $as ift ihre erfanntc ‘Bebeutung. 9toch nicht aber ift bisher erfannt worben, bafe biefe £ehre eine uralte Söahrheit be=

ftätigt, um bie bie größten ©eifter vergangener Oahrhunberte gerungen haben, eine

2

Babrf)ett, bie fie in bie ftarre

6

d)ale eines ®ogmas !Iei=

beten, roeil bie 9Kenfd)heit nicht fähig gewefen wäre, bie abftraft ausge=

fprochene SBahrhcit au oerftehen. 3d) meine bas SKpfterium ber Sf r i n i - t ä t , ber ® r e i e i n i g f e i t. Unb bafo gid)te bei 3Ibfaffung feines Um=

riffes oon 1810 nicht an bie STrinitä't gebacht h^t, noch weniger ihn ge*

fchrieben hat, um bie Irinität au bewetfen, macht biefe

2

ehre umfo wert»

voller für bie

2

ßahrheit ber faft immer unoerftanbenen STrinttat, bie letber oon oielen ©ebtlbeten als Slbfurbität, ober gormelfram ober als eine Antiquität abgetan wirb, mit ber fich ein moberner

2

Henfd) nicht abgebe.

6

te ahnen nicht, bafe in ber Trinität bas lefcte

2

ßelträtfel ein*

gefchloffen liegt. ®ie STrinität flärt uns über ben SBeltgrunb unb ben

2

öeltaroed auf unb augletd) über ben ©runb unb ben

^xoed

bes menfd)=

liehen ßebens.

Safe in unferer fogar religiös benfenbe SKenfchen in ber 3Trini=

tat

nichts anberes als ein erftarrtes Sogma aus alten t)en>or«

gebracht oon eifernben Kirchenvätern, fehen, ift bebauerlich, aber ver=

ftänblid). SKan hat uns nur bie äufeere

6

d)ale geben fönnen, ihren tiefen Wahrheitsgehalt haben toir nicht fennen gelernt. STatfache ift aber, bafe ber trinitarifche ©ebanfe voll lebenbigen ßebens ift. Unb follten bie

^h^ologen bes 3. bis 5. [fahrhunberts, bie SÖZänner oon tiefem ©eift,

©elehrfamfeit unb reltgiöfer Kraft waren — man benfe an jertullian, Origines, SIthanafius, Slugufttnus u. a. unb an alle bie Slonaile hierüber

— fid) mit fo oiel (Eifer unb

6

d)arffinn für eine

6

ache eingefefet haben, wenn fie nicht oon beren hoher ’Sebeutung überaeugt getoefen wären?

*) 3ch Derroeife baher ben ßefer auf bie t>erfcf)iebenen guten 5Berfe über gichtes Wlofophie. 3n meiner brudfertigen, bis jefot noch nicht oeröffentlichten 6 d)rtft: „©runb unb 3tr>ecf bes SOZenfcfjenlebens im ßichte bes trinitarifchen ©ebanfens. (Sine philo«

fophifdje Rechtfertigung ber $reieinigfeitslchre auf ©runb t>on gichtes SBifjenfchafts«

lehre", aus ber ber oorliegenbe 5Iusaug ftammt, !>obe id) eine ausführliche unb aus fid)

»erftänblidK 'Darftcllung ber SBiffenfchaftslehre oon 1810 gegeben.

(12)

132 g i dp t e s $ B i f f e n { c f e a f t s ( e f r T e oon 1810 unb bi c T r i n i t ä t

<;

//-

11 as Don grommen nur als SDZpfterium g e g l a u b t , Don anberen D e r w o r f e n wirb, liegt uns — burd) gicf)tes 3ßiffenfchaftslehre — nun b^ll unb flar Dor ber Vernunft, ßs ftnb anbere 2Borte, aber es ift biefelbe Söahrheit.

Um btes flar au aetgen, muß id), ba in unferer Seit aud) bet ©ebil=

beten unrichtige Vorftellungen über ben trinitarifchen ©ebanfen beftehen, biefen gana fura barlegen.

„Vater, 6ohn unb b^ttiger ©eift finb brei ^erfonen1, aber e i n ©ott"

heißt: 6ie ftnb eine Söefenheit in brei f>ppoftafen. S e r Slusbrucf „tytx--

fon" ift eine ungenaue Überfefeung ins ßateinifche, bie Diel aum SJltfc t>erftct>en ber Srinität mit betgetragen hat. Om 2ateinifd)en gibt es feinen entfprechenben Slusbrud für ben Begriff, welchen man auf ber

©pnobe Don Sllejanbrien mit bem griechtfchen Sßorte hppoftafis Derbanb.

S e r Slusbrud |>ppoftafe hatte, wie £>arnad feftftellt, ben SRittelfinn awifchen ^erfönlichfeit unb ßigenfehaft ober 2lfaibena, nicht ben Begriff Don ‘’Perfon. (Siefen hatte man abfichtlich Dermieben.) 2Ils beutfdjen Slusbrud für biefen SRittelfinn habe ich in ber erwähnten SOZonographte

i r f f a m f e t t " Dorgefchlagen unb bies näher begrünbet.

Sas 9Befen ber STrtnität befteht bartn: ^ebe ber |) p p o ft a f e n — Vater,

6

ohn, heiliger ©eift — ift eine anbere, aber bas 5B e f e n

(usia)

einer jeben ift basfelbe. Sarum ift jebe ©ott, aber es ftnb nicht brei ©öt=

ter, fonbern eine ©ottheit. Sletne ber brei f)ppoftafen ift gefchaffen, jebe ift ewig, aber es ift nur ein ilngefchaffenes unb ßwtges. Sie an fid) etn=

aige ©ottheit muß als ein Sretfaches Derftanben werben, unb jebe ber brei §ppoftafen ift mit ben betben anberen wechfelfeitig Derfnüpft. Sie

©ottheit ift trinitarifch, heißt: Sebes ©lieb (jebe f>ppoftafe) ber einigen

©ottheit ift mit j e b e m ber beiben anberen im

2

B e f e n — nicht in ber

2

Birffamfeit — ibentifd). infolge biefer Obentität bes Sßefens finb bic brei in SBirflichfeit eins.

6

te ftnb eine notwenbige ßinheit unb ein un=

aertrennbares ©anaes, wenngleich auch thte

2

ßirffamfeiten (bie „^er*

fonen") etnaeln betrachtet werben fönnen unb müffen. — Sas genauere Verftänbnis erhalten wir unten, wenn wir bie Übereinftimmung biefer theologifchen ©ebanfen mit gichtes

2

Biffenfd)aftslehre fennenlernen

werben.

2

lls wichtig

31

t beachten ift enbltch:

2

ßirb bei Johannes noch Mm 5Borte ober 2ogos gerebet, ber bei ©ott unb ber eins mit bem Vater fei, fo tritt in ber Sogmenbtlbung an ©teile bes Slusbruds 2ogos ber 2lus=

brud Sohn. f)eißt es erft: Ser Vater, bas 28 o r t unb ber heilige ©eift ftnb eins (fo fchon bei ßpprian um 250 unb im ßomma ^ohanneum1), fo

*) ‘Jöört(id): ber 3of>annei[d}e ©afoabfcfjmtt. 6 o Reifet bcr 33ers 1.3o&. 5, 7: „$rei finb, bie 8 eucinis neben tm sptmmel, ber 33uter, bas ’iBort unb ber heilige ©eift, unb

biefe brei finb eins."

(13)

: i cf) t c 5 3B i ff e n f cfr'a f t s l e b y e oon 1810 unb bte T r i n i t ä t 133

I>cl{3t es fpäter: ©er 53ater, ber © o h n unb ber heilige ©eift finb eins.

55etbe Slusbrücfe be3cirf)ncn biefelbe ©ad)e. ©tatt Cogos Reifet es jefct auch ©ohn, weil ber 2ogos feiner 2öefenf)eit nach 3war gan$ wie bas göttliche ©ein ift, aber aus biefem erft heraustritt, ©er ©ebanfe bes f>eraustretens eines ©elbftänbigen unb Sffiefensgleichen aus einem an=

beren ift nid)t unautreffenb in bas 23ilb Don 33ater unb ©ohn gefleibet.

(2Ius bcrfelben (Erwägung, aus ber Don ber Geologie ber ßogos bas

„<£benbilb" bes 33aters [Origines: „bie Dollfommene 2Ibftrat)Iung bes 33aters"l genannt worben ift, nennt gid)te bas göttliche ©afetn bas

„33ilb" bes göttlichen ©eins.) 9tur ber ilmftanb, bafo nach ber ßehre ber SIpoftel unb ber Kirche in Oefus Ehnftus ber einjige gall gegeben war, in bem bas Sßort, alfo bie ©ottheit, menfchliche gorm angenommen hatte (Dgl.

3

. 33. $oh. 1, 14), ift ber ©runb für bie Obentifoierung bes Begriffes SBort mit öefus Qtyriftus in be3ug auf feine göttliche 9tatur.

©ie Trinität Don 33ater, ©ohn unb heiligem ©eift ift alfo bie Trinität Don 23ater, 2B 0 r t unb heiligem ©eift, unb feinesfalls barf ber SKenfch Oefus Don 9ta3areth als bie 3weite „^erfon" ber Trinität gebacht wer=

ben. (3n 3efu Don SRasareth IJerfon traten Dielmehr alle brei f)ppoftafen, alfo bie Trinität, in (Erfcheinung.)

5ßir h^ben in ber obigen ©arftellung ber gichtefchen

2

ßiffenfchafts=

lehre brei (Exponenten bes göttlichen ©elftes fennengelernt: © e i n ,

© a f e i n (5Ö i f f e n), 2B i 11 e. (Es wäre gewaltfam, in biefen brei (Ej>

ponenten eine Trinität analog ber theologifchen erbliden

3

U wollen, wenn fid) nicht infolge ihrer 3Befenheit unb ihrer inneren

33

c

3

icbungen

3

uein=

anber bie Übereinftimmung mit ber echten Trinität ober ©reieinheit im

©inne ber anerfannten Kirchenlehre (©pnobe Don Sllejanbrien,

Sym- bolum Quicumque)

mit (Eoiben

3

herausftellte.

2ßir fehen:

©em 33ater, a u s welchem alle ©inge gefchaffen finb (Dgl. 1. Kor.

8, 6), entfpricht in gichtes 3Biffenfd)aftslehre bas in fid) Derborgcne g ö 111 i ch e 6 e i n. (Es ift ber © r u n b , Don bem alles ausgeht.

©em ©ohne ober bem

2

ogos, b u r ch welchen alle ©inge gcfchaffen finb (1. Kor.

8

,

6

; Kol. 1, 16), entfpricht in gichtes ©prache bas göttliche

©afein ober bas

20

i f f e n. ©urd) feine refleyionslofe

2

lnfchauung bilbet fid) bie 2Belt ber (Erfcheinungen (9taum, Seit, SQtaterie, Organismen ufw.).

©0

auch finb burd) ben ßogos „alle ©inge gemacht, unb ohne ihn ift nichts gemacht, was gemacht ift". (Es erfennt feine (Einheit mit bem göttlichen ©ein, wie ber „©ohn", ber

2

ogos, ber im Slnfang bei ©ott war, ben 33ater erfennt.

©em heiligen ©eifte, ber Dom 33ater unb Dom ©ohne a u s g e h t , entfpricht jener „3ß i 11 e", b. h- jenes heilige, treibenbe ^rinsip, bas im höchften ©inne SRoralifche, bas auf 33erwirflid)ung bes Bilb es ©ottes

(14)

134 gi cf r t es S B i f f e n f c f c a f t s l e b r e oon 1810 unb bi e X r i n i t ä t

gerichtet ift. 65 geht Dom göttlichen ©ein u n b Safcin aus unb ft r e b t

3u feiner urfprüngfichen SBurael, bem inneren göttlichen ©ein, h i n.

2

Bie nach ber SBiffcnfchaftslehre ©ein einerfeits unb 3Btffen unb 5BiUe anbererfeits nicht im 33erhältniffe Don Urfache unb 33etDtrftem ftehen, fo ift auch nach ber Irinitätslehre (Dgl. SIthanafianum ober

Syrabolum Quicumque)

toeber ber ©ohn noch ber fettige ©eift Dom

33ater gcfchaffen toorben, unb beibe finb nichts ©eringeres ober ©pä=

teres als ber 33ater. ©er ©ohn ift nicht jünger als ber 33ater, fonbern

Dom 5?ater Dor aller 3ett „geboren", tDte in ber 2Biffenfchaftslehre bas 3Biffen Don groigfeit h « bie „golge" bes göttlichen (Seins ift; unb ber

heilige ©eift ift Don beiben nur ausgehenb, toic ber „?Bilfe" Dom ©ein

unb ®afein.

21 Ue brei — ©ein, ®afein, 5öille finb t D c f e n s g l e i d ) , bennfie finb ber göttliche ©eift, ber nur in jebem ber brei d e r f d) i e b e n to i r f f a m ift, tote bie brei ©lieber ber theologifchen Irin itä t bem SBcfen nach gleich finb unb boch in ihren Äußerungen Derfchieben finb.

3Bo bas göttliche ©ein ift, ba ift auch fein ©afein (bas SBiffen) unb umgelehrt. 2)as helfet- ©ott an fich ift bas farblofe, geftaltlofe Slbfolutc.

(?s gehört immer noch fein $)afcin baau. (5öie bas 2Bort, bas im Anfang toar, bei ©ott toar.) ©ott an fich ift nicht benfbar ohne fein ©ein aufecr feinem ©ein, b. h- feinem ®afein. Unb roie ©ein unb ©afein in 3öabr=

heit eins finb unb boch befonbers betrachtet toerben müffen, fo ift ber 53ater unb ber ©ohn (©ohn = Logos) eins, obgleich fie atDei 2Birffam=

feiten finb. Unb ido ber „ <2Bille/y, bie ^eilige ©efinnung ift, ift aud) bas göttliche ©ein unb bas göttliche ®afein. (3Bo ber heilige ©eift tmrft, ift auch ^cr 33atcr unb ber ©ohn.) Unb idcü alle brei iDcfensgleich finb, finb fie eins.

©0 auch tDarnt bic Jrinitätslehre (SIthanafianum, 4 ff.), bas göttliche 3ßefen au aertrennen, benn obtoohl jebe ^erfon ©ott ift, ift ber 33ater,

ber ©ohn unb ber heilige ©eift ein einiger

(= u n u s)

©ott.

©as 2Biffen fönnte nicht toirfen, ohne Dom abfoluten ©ein bie 3Tätig=

feit au höben, nämlich bas Vermögen als formales SIbbilb bes ßebens bes göttlichen ©eins. Unb ber ‘JBille fönnte nicht tDirfen ohne bas 3W auf bas göttliche ©ein. $ebes ber brei ift in gleichem SÖtafee roichtig;

fehlte auch nur eins, fo toäre ©ott, fo tDäre bie 5ßclt nicht.

3n ber Trinität ift ©ott Dollenbet. ©ott ift bie ©pnthefe feiner felbft.

?B ir tDiffen nun, tote nach Siebtes 5Biffenfchaftslehre ©ott unb 5ßelt fich Derhalten; tDtr tDiffen, tDas ber ©runb unb ber S^ecf ber 3Belt finb.

2Bas ber trinttarifche ©ebanfe Dor alters ausbrüefen tr>olIte, fagt uns mit anberen SBorten in philofophifcher Klarheit bic 5Biffcnfd)aftslcbre.

2lber auch ber 3 ^ecf unfercs 2ebens, unfere ‘Seftimmung (unb biefe ift, ein tDahres, alfo feltges, ßeben au leben) toirb uns burch bic Trinität

(15)

gi cfctes 3 B i f l e n [ < f c a f t s l e b r e oon 1810 unb bi e T r i n i t ä t 135

offenbar. S ie Sreieinigfeit fifet nicht fern ber 2Belt auf einem bimm=

lifchen Simone, fie Dollenbet fid) in ber SBirflichfeit. 3m SSRenfchen mufe fie in ßrfcheinung treten. 2Bir finb in ber 2Burael bas göttliche ©ein unb Safein. ©ofern nun noch bie britte 2öirffamfeit bes göttlichen ©elftes

— bier lommt bie ‘Sebeutung bes heiligen ©elftes, ber ja ben beiben anberen göttlichen ?Birffamfeiten im 2öefen t>öllig gleich ift, t>oll aur

©eltung — , nämlich bie ©efinnungsrichtung im gichtcfcben ©inne uns au unferem mähren ©ein hinführt, bamit bas 33ilb ©ottes t>ern>trflicht toirb, bann tritt bie Irin itä t in uns in Srfcheinung. 2Bo fehen mir bas? 35ei ben — grommen. grömmigfeit heifet bas auf © o 11 gerichtete ©treben (ein einbeutiges unb Don ben Derfdpiebcnen ethifchen Theorien flar au unterfcheibenbes ©treben). S e r „3Bille" gichtes, ben mir fennengelernt haben, ift nichts anberes als bic auf © o 11 gerichtete ©efinnung.

fophie unb Iheologie aeigen uns hier basfclbc Siel, bas au erftreben uns nötig ift, um wahrhaft, b. h- felig au leben.

Sas

Comma Johanneum

(1. [fab- 5, 7) ift gerechtfertigt. 2Ber es aus teftfritifchen ©rünben nicht gelten laffen toill, toirb toenigftens bie

beutung bes 2lthanafianums

(Symbolum Quicumque)

augeben, bas ja auch in ben proteftantifchen Kirchen anerfannt ift. Eine 5leihe paralleler

©ebanfen bes 9ieuen Jeftaments, ebenfo toeitere philofophifche ^aral=

leien, bie bas ©efagte ftüfccn, fönnen hier leiber nicht ausgeführt merben.

9Zur auf

2

>ob.

1

,

1

— 4, noch ein

2

Iusblicf.

gichte hat in feiner „2Intoeifung aum feligen 2eben" bic erften 33erfe bes ÖohanneseDangeliums in feiner ©prachc, bie mir nun Derfteben, fo überfefet: „3m Anfänge toar bas Safcin, ebenfo urfprünglich als ©ottes inneres ©ein; unb bas lefctere ift Dom erfteren unaertrcnnlich unb ihm gana gleich; unb biefes göttliche Safein ift SBiffen, unb in biefem 2Biffen ift eine 2öelt unb alle Singe toirflich geworben." 2Bir fahren fort, nad)=

bem toir bie <2ßtffenfchaftslet>re Don 1810 fennengelernt haben: 3 n ihm (im 2ßi|fen) toar bas „ßcben", nämlich bas t o a h r h a f t i g e Ceben, bas Dom ©ein unb 5ßiffen ausgehenbe treibenbe ^rinaip, ber SBille. Unb bas ßeben (ber „ ‘Jß ille" ober ber heilige ©eift) tDar bas ßicht ber SKenfchen.

Sie eingehenbe Surchbringung nach allen ©eiten, bie bas ©anac noch flarer herausftellt, ift in meiner obcnertDäbnten ©chrift burchgeführt.

S ie Rheologie bes 4. [fabrbunberts ftimmt überein mit gichtes ^bifo3 fophie im 19. öahrhunbert. Unb babei beftebt feinerlet 2Ibhängigfeit Don=

einanber. 3Trot3 Derfcbiebener ©runbanfehauungen unb 2lusgangspunftc fommt hier unb bort biefelbe eine £2Baf)rbeit herDor. Kann es toobl einen belferen 33etDeis für bie SBabrheit einer ©ache geben als eine folcbc flbereinftimmung?

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