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Philosophie und Leben. Jg. 6, H. 9 (1930)

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Academic year: 2022

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(1)

6. JA H R G A N G + 9. H EFT + SEPTEMBER 1930

„ 3 m iDtenfte Der IDolhßcmtjett erftrcbt u nfere 5 e i t f # r t f t etne fad)*

iid&e 2üu0 f p r a $ e Der öerfdjteöenen t o e lt a n f c ^ a u li^ e n E i c h u n g e n . “

3 um 30. ©e&enffage r>on 9Xids[d)e£ X o 5

33on 21 u g u ft 3 K e f [ c r

21m 25. Sluguft 1900 ift grtebrid) 9tief3fche nach mehr als elfjähriger geiftiger Umnachtung in Sßeimar geftorben, in bem £aufe, in bem er feine Iel3ten ßebensjahre unter ber bingebenben pflege feiner ©d>wefter t>erbrad)t hatte unb in bem jet$t bas „ 9tiefefche=2lrchiD" feine ©tätte gefunben hat.

S a nach ben gefe&lichen 33eftimmungen mit Slblauf einer bretj3ig=

jährigen grift Dom Tobe eines Slutors an beffen Sßerfe für Srud unb Verlag frei werben, fo Jönnte unb follte ber biesmalige ©ebenttag ben Einfang einer neuen (Epoche in ber Söirffamfeit 9rtiet3fches bilben. Senn feine SBerfe fönnen nunmehr 311 ir>ett billigeren greifen ber 2lllgemein=

heit augängltch gemacht werben.

(Einer Slufforberung bes 9tiet3fcf)e=33erlag5, 2llfreb Fröner, Seip^ig, folgenb, höbe ich eine gweibänbtge Auswahl aus 91iet3fd)es Sßerfen (bie übrigens ben 3 arathuftra oollftänbig enthält) Deranftaltet. 2luf fte möchte ich hierburd) b i t Slufmerffamfeit unferer Sefer lenfen. ©ie ift bereits er=

fchienen unb fann burch alle 33uchhanblungen bejogen werben.

über bie leitenben ©ebanfen meiner Slusgabe gebe ich im „Vorwort"

^lusfunft, bas ich W * folgen laffe.

„Siefe Ausgabe umfaßt oon 9Ziet3fd)es SBerfen alles SBichtige, alles, was in 2Beltanfd)auung unb Sßeltliteratur fortlebt. S a eine tiefere unb weitere SBirfung Jttefefches, t>or allem in ber jungen ©eneration, am

^Beginnen ift, war eine Ausgabe nötig, bie 9tie(3fches SBerf j e b e m S e f e r 3 u g ä n g I i ch macht. Sem bienen bie (Einleitung, bie <23er=

beutfehung ber frembfprachigen ©teilen unb bie (Erläuterung alles gernerliegenben.

35urd) bie genauen 9tad)weife am ©chlujs bes aweiten 23anbes wirb bie Ausgabe auch für wiffenfchaftliche 3tt>ecte brauchbar, ©ie 2iteratur=

überficht wirb bem Sßeiterftrebenben willfommen fein. S as Siegifter läßt leicht alle wefentlichen ©teilen aufftnben.

9Kögen biefe beiben überreichen Siänbe recht Diele ber 2efer finben, für bie fie beftimmt finb, unb fo mitwirfen an ber (Erneuerung bes SÖlen*

fchen in unferer 3eit."

^bilofopbi« unb £«ben. VI. 17

(2)

242 g r i e b r i c f ) S'tieftlcfre u n b 31 f r i t a n 6 p i r

^riebricf) 9lid*fcf)e unb Stfrifan © p ir1)

Von f) e l e n e ( £ l a p a r e b e - 6 p t r

3 m grühjahr 1914, ir>cnigc SKonate oor bem Slusbruch bcr 3Belt=

fataftrophe, begleitete ich meinen SKann nacf) ©eutfchlanb au einem

^fpchologen^ongrejj unb machte bet biefer ©elegenheit einen 2Ibfted)er nach 3ena unb 3Beimar. 3 d) sollte nid)t nur bamals bas ttmnberoolle

© o e t h c = S0t u f e u m befuchen, fonbern aucf) unb t>or altem jenes anbere, in jeber f>inftcf)t fehr t>erfcf)iebene SKufeum ‘JBeimars, nämlich bas bem 6d)öpfer bes 3 ^ l'^^uftra getmbmete 91 i e ft f d) e = 21 r d) i t>.

(Es tt>ar bereits eine ?BalIfahrtsftätfe geworben, tx>ohin t>om 3 n= unb Sluslanb 3 ünger unb Verehrer bes SCReifters wanberten.

3d) meinerfeits ging feineswegs hin als SIbeptin Stieftfches, ba id) glaubte, baft beffen Theorien im ©egenfaft au benjenigen meines Katers, bes ^tnlofopben 2Ifrifan ©pir, ftünben — tr>as mid) natürlich nicht hinberte, bie SKacht Jeines fd)öpferifd)en ©elftes au bewunbern unb fei=

nem prächtigen ©ichtergenie au bulbigen. (Es waren gana befonbere

©rünbe,bie mid) bewogen, bas §aus bes berühmten ©enfers aufaufuchen.

9tämlich, einige 3ahre auoor war id) oon ber mir f)öd)ft unerwarteten

3Tatfacf>e in Kenntnis gefeftt worben, bafe Slieftfche fid> feineraeit mit 6pirs grunblegcnbem 3Berf w5) e n f e n u n b 20 i r ! I i d) f e i t" be=

frf)äftigt hatte, unb es fogar in ber ‘23ücf>erfifte mitaunehmen pflegte, bie ihn ftets auf feinen Steifen begleitete. ®iefe SOtitteilung hatte mid) be=

gretflicberweife lebhaft intereffiert unb in mir ben SBunfch erwedt, ©e=

naueres barüber au erfahren. 3d) befchlofe baher, mich bireft an bie

©rünberin unb Leiterin bes 9Ite6fd)e=2lrd)tt)5 au wenben, um fie um

3Zad)rid)t au bitten, ob in ben in if)rer Obhut gebliebenen ©ofumenten unb (Schriften 9liet3fd)es irgenbwelche f)inweife ober 2Inmerfungen über fein Verhältnis au Spir au finben feien.

3n einem fehr freunblichen 23rtef t>om 14. Oftober 1909 erflärte fid) grau goerfter=9Iiet3fd)e gerne bereit, meine gragen nad) SERöglichfeit au

*) $lfrifan 6 pir ift 1837 bet (Elifabctbgrab in bcr Ufraine geboren als 6 of)n eines Tebr angefe^enen unb toof)ll)abcnben Grates, eines Vorläufers bcr 9taturl)eilfunbe.

9Iad) furaer glänaenber militärifcf>er 2aufbal)n roibmete er fid) — oor allem bureb ftants „Siritif ber reinen Vernunft" angeregt — gana pt)ilofopbifcl)en 6 tubien unb Arbeiten. (Seit 1867 lebte er als ^rioatgelcbrter in $)eutfd)lanb, too 1873 fein §>aupt=

toerf ,/Denfen unb ^Birflicbfeit" in erfter Auflage erfd)ien. (Seine Ie(3ten £cbensjal)rc oerbrad)te er in unermüblicf)em 6 cf)affen in 2aufanne unb (Senf, too er 1890 ftarb.

(Vgl. £)elenc (£laparebe=6 pir, „U n Precureur: A . Sp ir“ . ^aris, ^Papot, 1920.) (Sine

^Inaeige eines 9Rcrfes oon S p ir f. unten 6 . 269.

(£s bürfte oon 3ntereffe fein, bajj bie „Slant^efellfcfjaft" oor einiger Seit ein

^reisausfebreiben über bie ‘W lofopbie 6 ptrs erlaffen bat. ‘Die Arbeiten finb bis (Enbe bes 3al>res einaureicfjen. (Vgl. unten 6 . 267 f.) 51. 9R.

(3)

g r i e b r i c f ) 9t i e | d) e u n b 31 f r i f a n 6 p i r 243

beantworten, ^ebenfalls fönne fie oerfichern, bafe ihr ‘Sruber c n =

^3urf> 3um ©eburtstag gefcf>enft, unb er muß ein wahres 3ntereffe für Spir an ben Sag gelegt haben, benn fie erinnerte fid) noch feiner ©e=

fpräd;e über meinen 33ater. 3 eboch oermod)te fie nid)t 3u fagen, ob er auch bie anberen Schriften Spirs gelefen hatte, unb it>re fcf)tr>acf>en 2lugen oerboten es ihr, felber 9tachfud)ungen 3U unternehmen. Sie t>er=

fprad) aber, 3wei ihrer SETlitarbeiter am 9Ziet3fcf)e=2Irchit> für bie Sad)e 3u intereffieren; unb fomit burfte ich hoffen, mit ber 3^it weitere 2Ius=

funft 3U erhalten.

Stach jahrelangem, vergeblichem Söarten entfchlofe ich mich, bie erfte (öelegenheit 31t ergreifen, um womöglich an Ort unb Stelle felbft gor=

fchungen an3uftellen. 60 gefchah es, bafo ich eines Sages — Don meinem

©atten sProf. Sbouarb Ctlaparebe begleitet — ohne weiteres am 9liet3fche=2Ird)io flingelte, bas in einer 53iHa auf ber f)öhe fid) beftn=

Spannung betraten wir bie (Schwelle bes geweihten 9iaumes, beffen Herrin uns entgegenfam unb uns auf bas liebenswürbigfte begrüßte.

3 n ihrem langen, fd>war3en Seibenfletb, ein Spifcentud) auf bem öaar, fab §rau Slifabeth 3oerfter=9tiet3fd)e fehr patri3ifd> aus; fie befunbete einen äußerft regen ©eift unb fprach fliefeenb fran3Öftfd).

Stach fur3er Unterhaltung führte fie uns oor bas fchöne 'Süb 9tiet3=

fches, mit bem tiefen, ergreifenben Slttf, welches bie f>auptwanb bes Simmers fchmüdte — jenes grofeen, fonnigen 3inimers, in bem ber 2in=

fame bie lebten melancholifchen 3 ahre feines Gebens oerbrachte1). ®ann fafete fie mich bei ber f>anb unb geleitete mid) in bie 91 ähe bes glügels, an beffen Seite ber ‘23ibliothcf ein (Ehrenplafe eingeräumt war. §>ier ftanben bie meiften 33ücber betfammen, bie Stiefcfche befaß, alle bie=

jenigen wenigftens, auf bie er befonberen 2Bert legte unb bie feine

©chwefter, in pietätvollem ©ebenfen, mit gleichen ^rachteinbänben hatte oerfehen laffen.

*) ^rofeiJor §>enri 2id)tenberger, oon ber Sorbonne, einer ber feltenen 33efucber oon auswärts, benen es geftattet war, 9tte(3[d)e in ber lebten 3 cit [eines oegetatioen ßebens au [eben, unb ber 1898 mehrere Jag e im 9tiefcfd)e*5(rd)iD oerbrad)te, fcf>rieb über ibn in feiner Einleitung 3ur franaöfi[d>en Ausgabe ber Aphorismen: .. Son front est toujours admirable. Son regard, qui semble comme tourne vers le de- dans, a une expression indefinissable et profondem ent emouvante. Que se passe-t-il en lu i? O n ne sait. Peut-etre a-t-il conserve un vague Souvenir de sa vie de penseur et de poete.

17*

(4)

244 f t r i c b r i d ) 9Zi e ft f ch e un b 31 f r i f a n 6 p i r

Ohne bas geringfte 3°gern ergriff fie aus einem ber legale bas ßyemplar t>on R e n t e n u n b 3B i r f 1 i d )! e i t", xr>elrf>es fie ihrem trüber einft gefd>enft t>atte — feinem 2öunfd>e entfprecbenb, jenes 33ud)

3U beftfcen, bas er mehrmals ber 23afler <23ibIiotf>ef entließen t>atte.

3 d) nahm ben mir bargebotenen eleganten 23anb in meine f)änbe unb fd)Iug ihn auf mit tieffter innerer ‘Belegung, ©od) grofe war meine 'Seftür3ung, als id) wabrnahm, bafe bie barin befinblicben 3tanbbemer=

fungen erbarmungslos, faft oöllig abgefrf>nitten waren! 3n feinem Eifer batte ber 33ud)binber wabrfcfjeinlicf) geglaubt, ber Symmetrie wegen, bas 33üd)erformat gleichförmig geftalten 3U muffen. 60 allein ift es au erflären, bafe t>on allen 2lnmerfungen unb Kommentaren, welche 3liet3fd)e l>ier mit l23letftift nieberfd)rieb, nur nod) m eißelte 33ucbftaben ober einzelne Sßörter ftebengeblieben waren — obwohl basfelbe Sd)id=

fal bamals nod) anberen, t>on ben fcf)on eingebunbenen 23ücbern toiber=

fahren ift? . . . 2lber biefe übriggebitebenen ©puren beweifen febon bin=

länglich, bafe 9Iiet3fcbe fid) mit 6pirs ßrfenntnislebre eingehenb bcfd)äf=

tigt hat1).

Sine 2atfacf)e, bie übrigens noch eine weitere ‘öeftätigung finbet, benn an manchen 6eiten trifft man mit ‘Bleiftift unterftrirf>ene Stellen, auf anbern finb am 9lanb fette, mitunter 3Wei, brei ober fogar r>ier parallele Striche 311 t>er3etchnen, je nach ber 23ebeutung, bie 9tie&fd)e biefen Stellen beimafe; hic unb ba ftebt ein grage3eid;en ober ein N. B.;

fur3, es ergibt fich baraus ein höchft intereffantes SKaterial, bem bis jefet {einerlei 2lufmerffamfeit gefchenft würbe, bas aber oerbient, eines Sages

©egenftanb genauer Hnterfuchungen 311 werben.

2ßie fehnlichft hätte ich gewünfeht, lange in ber Betrachtung unb in bem Stubium biefer Seiten oerweilen 31t fönnen, bie mein 33ater einft gefd)rieben, unb bie griebrich 9Iiet5fd)e unterftrichen unb 3um ©egenftanb feines 9laci)benfens gemadjt hatte..., boch leiber, bie geftattete es

nicht2).

*) 3m Sabre 1908 febrieb mir ^rofeffor Stöhle aus SBüraburg, t>on bem ein

6 d)üler feine ©oftorarbeit über meines Katers SOtoralpbtlofopbie gemacht batte, unb ber mit ^rof. 3oel einer ber erften mar, melcber mir ^Ziefcfdjes 3ntcrefie für meinen 33ater mitteilte: .. (£s märe toobl mal einer Prüfung wert, ob unb toiemeit 6 pir etroa auf 9Zie(5|Cbe gcruirft bat." (Seither febeint ein anberer beutfd)cr ‘''Pbilofopb, Dr. (£rid)

£>ods, eine berartige Prüfung unternommen au bciben unb au einem pofitioen (£r=

gebnis gelangt au fein. 3n feiner ,,S) a r ft e 11 u n g b e r ( H r f e n n t n i s l e b t e 9Z i e I3 f d) e 5" (ßeipaig 1914) behauptet biefer 53crfaffer fogar, 6 puren eines lang-

anbaltcnbcn (£influfies 6 pirs auf üKte{}fd)e feftftellen 3U fönnen.

2) 9Jiein 33cfud) im 9ttcftfcbc=$lrcbio erinnert micb lebhaft an einen anberen benf=

mürbigen 33ejud), ben ich aebn 3abre früber oon SDlosfau aus mit meinem SWann ge­

macht hatte, nach bem internationalen Sirate-ftongrefe, nämlich &cn bet Solftoi in

3 afnaja W ja n a , bas heute ein Solftoi-'SIrcbio ift.

Slnlä&licb ber Zentenarfeier bcs großen ruffifchen Centers befchrieb ich biefes (£r-

(5)

g r i e b r i ch N i e ft f d) e u n b 51 f r t ! a n 6 p i r 245

3um ©lüd machte mir im letjten 2Iugenblicf grau goerfter=9liet$fcbe

— bic toobl erraten mochte, toie unenblicb id) es bebauerte, nict)t einmal einige Stellen ber für mid) fo wertvollen Slnmerfitngen 9Zieftfd)es in

2lbfd)rtft mitnebmen 3U fönnen — ben 33orfd)lag, am barauffolgenben

3Tag lieb er l)er3ufommen unb mid) gan3 biefer 2lufgabe 311 toibmen, tt>as id) natürlich mit greuben annabm.

2Inbern Xags — am 27. 2lprif 1914 — reifte id) benn aufs neue oon Sena1), tt>o id) nochmals übernad)ten mußte, herüber nad) 5öeimar unb traf, mit einem f)eft oerfeben, pünftlid) im 9tief3fd)C=2lrd)it> ein. Sllsbalb it>urbe id) in einem fleinen,ftillen, rings mit 25üd)ern ausgeftatteten

mer untergebraebt unb machte mid) fieberhaft an bie 2lrbeit, befürebtenb, biefe nicht rechtseitig beenben 3U fönnen; baber mußte ich mid) be=

fchrä'nfen, nur bie 6ticf)tt>örter ab3ufd)reiben, um fpä'ter eine 3ufammen=

ftellung 3U ermöglichen, mittels bes entfprechenben (Exemplars Don

5) e n f e n u n b 3Ö t r f l i d) f e i t", bas ficb in meiner 23ibliotbef in

©enf befinbet2).

lebnis in Le Mo n d e N o u v e a u (^aris, 5luguft 1928) unter bem Xitel: „Une journce chez Leon Tolstoi“. S)em 5luffat3 ift im gatfimile ber fd)önc 53ricf bci=

gefügt, ben Solftoi mir fanbte über meinen 53atcr — bfefen ßanbsmann, ben er fo jetjr bebauerte, nicht getannt au fcaben, unb beffen 5Bcrfe einen fo tiefen (Einbrucf auf ihn machten, befonbers „S)enfen unb 5Birflichfcit". Dasfelbc 53ucf), merfraürbiger=

toeife, welches gleichfalls auf Nicfjfche großen (£inbrucf gemacht au haben fcheint...

unb in bas, faft aur felben 3eit rote lefcterer, in 5Imerifa 5Billiam 3ames fid) t>er=

tiefte, foit>te in §ollanb ber oor furaem oerftorbcnc ^fpchologe f>epmans.

!) 3n 3ena bot ficb mir bie ©clcgcnbeit, ^rof. Nubolf (Eucfcns pcrfönliche 53efannt=

fdjaft au machen — an beffen $ifd) mir toenige Jag e fpäter ^rof. 53outrouj, unferen oerebrten, alten greunb aus ^Paris, getroffen hätten, ben man in 3ena bamals er=

roartete.

53on Sucfen erfuhr id), baft, als er an bic llnioerfität 53afel fam, als Nachfolger Niefcfches, biefer fid) fofort bei ihm erfunbigte, ob er 6 pir fenne unb ihm etwas über ihn mitteilen fönne; jebod) (fuefen oermoebte btefen 5Bunfd) nicht au erfüllen, ßeiber roufote bamals niemanb etwas über 6 pir, ber in feiner äufeerften 53efcbeibcnheit feinem Verleger unterfagte, oon ihm au fprcdjen. Allein feine ^bilofopbie oerbiente 5lufmerffamfcit, meinte er, nicht aber feine oergängliche ^erfon. N ur auf bie görbc=

rung unb Verbreitung ber Cebren, bie fid) ihm geoffenbart hatten, fam es ihm an;

benn er hegte bie uncrfd>ütferlid)e iiberaeugung, bafe biefe helfen tonnten, bie geiftige unb moralifche Unaulängltchfeit unb Verworrenheit au überroinben, bic fich au feiner

3 eit fchon bemerfbar machte unb beren oerbängnisoolle golgen für bic 3 ufunft er

mit lan g en oorausfaf).

53gl. „51.6pirs Eebcn unb 2ebre", Einleitung a- © e f a m m c 11 e 58 c r f c (3. 51.

53arth); foioie U n P r e c u r s e u r : A. S p i r (‘’Papot, 1920).

2) Das mit Nicftfchcs Nanbbcmerfungen oerfehene Sjcm plar ift batiert 00m

3abrc 1877 (2. 5lufl.). 3in 3ahre 1885 gab 6 pir bic erftc 5Iuflage feiner © c f a m « m e 11 c n 5ß e r t c in 4 53an ben heraus, beren Neuausgabc in 2 ^öänben 1908 (2eipaig, 3. 51. 53artb) crfchien. ^rof 51. s13cnjons franaöfifchc Überfcfoung oon „Denfcn unb 5Birflich(eit// („P e n s e e e t R e a l i t e“ ) tourbe 1896 oon ber Uniocrfität ßillc ocröffentlicht. 3n ben „ E s q u i s s e s‘‘ (1. 5Xuflagc 1887 f. u. 6 . 269) unb ben

„ N o u v e l l e s E s q u i s s e s d e P h i l o s o p h i e c r i t i q u e " (^PartS, 5llcan) hat 6 pir felbft eine 'fearftellung feiner £el>re auf franaöfifd) oerfafet.

(6)

246 g r i e b r i d ) 911 c ft I cf) e un b 5 l f r i f a n 6 p i r

3u meinem Srftaunen ftellte ft cf) hernach bet ber näheren Unter=

fuchung heraus, bafe Stiefcfche 3 been 6pirs augeftimmt gu hoben fc^eint, Don benen man nief)t im geringften hotte vermuten fönnen, bafe fie fid) mit ben feinen vertrügen.

®iefer unerwartete Satfachenbefunb hot mich feltfam bewegt. . . $as=

felbe ©efühl innerer Ergriffenheit bemächtigte fid> meiner fd)on 3ut>or, als ich auf ber 9tü<freife, allein im Sifenbahncoupe, bie 3wet {[einen

33änbe burchlas, bie mir grau goerfter=9tiet3fd)e beim 2lbfd)ieb über=

reicht h^tte, — hinaufügenb, bafe fid) bartn einige noch unveröffentlichte

23rtefe unb SEUitteilungen befänben, foroie 6d)ilberungen wenig befannter Einaelheiten aus ihres 53rubers Alltagsleben, bie benfelben in einem neuen Sicht erbltden liefeen1).

Unb wahrlich, biefer „anbere Stiefefche", welcher fid) mir auf einmal offenbarte, biefer fd)ltd)te, herzensgute SDZenfd), ber manchen ‘Beweis t>on

©anftmut, SSJtitleib unb Uneigennüfeigfeit geigte, ben feine Nachbarn in

©enua fogar i l p i c c o l o s a n t o nannten — welch fchroffer Äontraft mit bem felbftberrlid)cn, gebieterifchen Stiefefche, bem SOlachtbejaher unb SRoraloerneiner, als welchen man ihn bis auf unfere Sage meift bar=

geftellt hot!

®a fam mir plöftltd) in ben 6inn, baf3 ber fooiel mißbrauchte ßehrer bes Sorathuftra im ©runbe vielleicht auch ein großer 3?erfannter ge=

wefen fein fönnte; unb warb begreiflich, baf3 bie 6eele grtebrid)

31iet3fches fid) von ber 6eele Slfrifan 6pirs ange3ogen fühlen fonnte.

3 a, 3Wtfchen biefen betben anfdjetnenb grunbverfchiebenen SDtenfchen, bie jeboch in 3Birflid)feit manche gemeinfamen 3üge aufweifen, bie bie glei=

chen, erhabenen, burd) SQtufif, Statur unb ^3oefie ausgelöften ©emüts=

bewegungen empfanben, unb auch 3um Seil bie gleichen moralifchen 2ei=

ben — 3toifd>en biefen t x o e i Sluserwählten tonnte tatfdchlich eine 2lrt von ©eiftesverwanbtfchaft beftehen.

3m „(£ i n f a m eit 91 i e (3 f ch e" entbedte ich aufeerbem gewiffe 31uf=

tlärungen unb §>inweife, bie einen nicht minber unerwarteten, gewaltigen (Sinbrucf auf mich gemacht hoben, wie 3. 33. bie folgenbe, von ber 35er=

fafferin bes Ruches ftammenbe Äußerung2):

„SDtit bem SBorte „Übermenjch" ift ein wahrhaft empörenber Un=

fug getrieben worben, abfichtlich unb unabfichtlich hot man ihn mife=

verftanben. ©efabente Staturen, bie fid) nicht im 3oum holten tonnten, bie nichts bavon ahnten, welche ftrenge 6elbft3ud)t Stieftfche Don ben höheren SDtenfchen verlangt unb welch vollfommenes 33er=

*) CSHfabetb goerfter-^tieftfefre: ^3b. I: 3) e r j u n g e SRtefcfcfre; 33b. II: ' Der e i n f a m c 9Z i e | d) c (3llfreb Fröner Verlag, ßeip^ig 1914).

2) Cclifabctl) goerfter=9Iiet5fcbe: ^ e t e t n | et m e S'Z i e t3 f cf> e (6 . 284— 285).

(7)

g r t e b r i d ) 9t i e fc f cf) e un b 51 f r i f a n 6 p i r 247

3id)tleiften auf ©lüd unb ©enuft er beren f)öcf)ftem ©ipfel, bem Übermenfcben, 3ufd)reibt, glaubten aus bem 3aratl)uftra, biefem f)of)en 2teb eines ftol^en unb reinen ©elftes, unbegreiflid)erir>eife bie (Erlaubnis heraus 31t lefen, fid) ihren ßüften unb 33egierben 3Ügellos überlaffen 3U bürfen. SInbere, grobgeartete, plumpe

9laturen, bie feine (Empftnbung bafür Ratten, tme unbefd>reiblid>

eine 3artgefinnte, i ) o i ) Z ©eele unter bem SÖtitleib leiben fann, be=

fafoen bie Slninafeung, ansunebmen, baft bie 2ebre Dom übermen=

td>en für fie ©eltung f)abe, unb ibre barte, grobe, gefüf>lslofe ©e=

finnungsart rechtfertige, ©iefe falfcf>en Sluffaffungen 3eigten fid) r>on Slnfang an unb entrcürbigten in ben 2lugen bes Slutors fein

2Berf unb feine eigene ^erfönlictjteit. Sr x v a x barüber entfett."

gene unb ähnliche Don 9ttefcfcbe felbft abgegebene (Srflärungen haben firf) tief in mein ©ebäcbtnis geprägt unb fcbroebten mir fetter oftmals oor. 3eborf) beute brängen fie fiel) mit gan3 befonberem 9tad)brud mei=

nem ©eifte auf in biefer ernften ©tunbe, w o bie 3 at>l berer antt>äcbft, welche barauf ausgeben, unter ber Sgibe bes „übermenfcben" t>erbäng=

nisoolle 2)iad)t= unb ©etr>altprin3ipien in ber 5Belt 31t Derbreiten. . . toätjrenbbeffen anbere ibrerfeits babin ftreben, bie SDtenfcbbeit 3U er=

retten, tnbem fie ihr neue, oernunftgemäfee 33abnen antr>eifen.

„SDcir macht ber ©ebanfe ©cbreden, it>as für Unberechtigte unb gän3lid) Ungeeignete ficb einmal auf meine Autorität berufen it>er=

ben. Slber bas ift bie Qual jebes grofeen 2ebrers ber SCRenfc^^eit:

er it>eife, bafe er unter Umftänben unb Unfällen ber SDJenfcbbeit 311m Verhängnis tt>erben f a n n , fo gut als 311m ©egen."1)

©iefes feierliche 33efenntnis einer aus ber Stefe bes ©rabes ertönen=

ben ©timme follte beute mehr benn je überall gebüfyrenbes ©ebör finben unb als SKabnung gelten an bie fd)tt>ere Verantwortung oor ber Sufunft!2)

2Inf)ang

2ßir geben i ) \ c x einige ber ©teilen aus ©pirs 3Berf „®enfen unb

5öirflid)feit" lieber, bie 9tiet3fd)es befonbere 33ead)tung gefunben h a b e n .

*) $Ius einem B rie f 3^ict3fcf)c5 an feine 6 d)tt»cfter, ben britten $eil bes 3 aratt>uftra betreffenb, 3unt 1884 (6 . 273).

l ) ‘’Prof. £ans 33aif)inger bat in [einer Schrift: 9t i e fe f d) e a l s ^ t> i l of 0 p ^

(B e rlin 1905) Befürchtungen befunbet, inbem er fagte: „ 6 ie (bie 2el)re STCieöfc&es) ift auf ber einen (Seite fuboerfio unb fann in ber f>anb ber Unt>orfid)tigen unb Un­

reifen toie intelleftuelles unb morali|d)es $)pnamtt wirten/' Unb 3um ©djlufe: „Obne grünblidjes Berftänbnis (ber ^ofition ^ te ö fie s) feine SDtöglid)feit, bafe bie ©efabren, bie aus biefer iJebre broben, fiegreid) befämpft merben. 9tur wenn reife (Seifter fid) mit biefer 3Bclt unb 2ebensanfd)auung grünblicf) befannt machen, finb fie imftanbe, ben SDtifebraud), ben unreife ©eifter mit ibr treiben fönnen, au Derbüten."

(8)

248 ß r i e b r i c b i e {3 f cf) e u n b 21 f r i f a n ( S p i r

©te 6tricf)e, bie 9licfe}cf)e am 3ianb ober unter einseinen Söorten an=

gebraut f)at, finb getreu tr>iebergegeben.

„E lle SOZetaphpfif befielt tf>at|äd)Kcf) aus fjppothefcn, aus bloßen 23cr=

muthungen, was fd)on aus ihrer 23erfcf)iebcnheit unb ihrem gcgcnfcitigcn SBibcrfprud) crt>cllt. SOZan will nun fchlcchterbings nid>t begreifen, baß bas

2Iufftellen oon §>ppothcfcn über basjenige, was jenfeit aller (Erfahrung liegt, ein oollfommen müßiges ©efchäft ift. Unb bod) ift es flar, baß folcfje §ppo- thefen feine 23erificatton aulaffen, alfo oon pornberein baau oerurthcilt finb, ewig unb immer im 3 uftanbe bloßer §ppothefcn au bleiben, ohne je einen

©runb auftreiben au fönnen, m elier bcnfclbcn auch nur ben fchwächftcn 21n=

ftrid) pon 2Bahrfd)cinltd)fcit au perlenen im 6 tanbe märe, ©egen ben ©e=

brauch pon §>ppott)cfen in ber SSKetaphpfif bat fid) bat>er ftant mit (£nt=

fchicbcnheit unb flarcr (£infid)t ausgefprochen."

(5). u. 2B., (Einleitung, 23b. I, 6 . 2.)

„<Der ganac Stunftgriff ber SDtetaphpfifcr beftebt inbeffen gerabe barin, bie gemeine (Erfahrung in bie Legionen bes 2Ib[oluten au ocrfefecn. 3d> muß ge=

fteben, baß id) bie metaphpfifc&e Dichtung in ber ^ilofopbie für eine 2lrt

geiftiger ftranfheit balte, welche nicht burd) Argumente au befeitigen ift. $>enn mas fönnen Argumente bei 2Kcn[chcn ausrid)ten, welche febr gut feben, wie in allen 3 roeigen ber 2Biffen[chaft wirfltche (Erfenntnifie erworben werben unb trofjbem im Cfrnfte glauben, baß auf bem pon ben SJcetaphpfifern eingefchla- genen 3Bege aud) nur ein 2ltom wirtlichen SBiffens geroonnen werben fönne?"

( E i n l e i t u n g , 6 . 4.)

„SQZan follte benn bocf) bebenfen, baß mir bie äußeren 'Dinge als (Segen*

ftänbe erfennen, welche gana u n a b h ä n g i g oon uns unb unferer (Erfenntniß an ficb außerhalb aller 33eaiehung au unferer (Erfahrung eyiftiren. 6 tän«

ben nun bie erfannten <Dinge ibrer 5latur nach mirflid) außer aller 33c- aiebung au uns, wie fönnte es bann fommen, baß mir trot3bcm pon §>aufe aus auf bie (Erfenntniß berfelben eingerichtet mären? 2[Ran müßte bann, wie Des=

cartes unb ßeibnia, einen Oott oorausfefcen, welcher un[er (Erfenntnisocr- mögen unb bie äußeren ©egenftänbe aneinanberpaßt, bie einanber an fid) fremben unb gana gleichgültigen 'Dinge äußerlich in eine porherbeftimmte 33c»

aiehung au einanber fefct. Söenn nun irgenb etwas unmiffenfchaftlicf) ift, fo ift cs unftreitig biefcs Verfahren, über welches hinweggefommen au (ein Slants großes 23erbienft war

((E inleitung, 6.10.)

„(Es ift fonnenflar, baß alle 23erjuche, bas Übel au befcf)önigen unb au rechtfertigen, ihren ©runb unb Einlaß lebiglich in bem Sßorurtbeil haben, bas Unbcbingte enthalte ben aurcichcnben ©runb ber 2ßelt unb bicfc müffe fid)

aus ihm ablciten laffcn. Zieles Vorurteil ift in ber Meinung ber 9JZenfd)cn fclfcnfcft eingewuraelt, muß aber auch mit &cr 2Burael ausgerottet werben, weil cs fowohl bie religiöfc als bie wiffcnfchaftlid)c Betrachtung ber 'Dinge oer- fälfeht unb in bie traurigften 3rrtf)ümcr führt."

(I. <8b., 6 . 383.)

(9)

g r i e b r i d) 9t i e t3 f d) e u n b A f r i f a n 6 p i r 249

„$<15 religiöfe ^ewufetfein erhält burd) bie ^Pbifofopbie [eine tx>iffcnfd>aftlid>c 33egrünbung unb Erläuterung, unb bas pbilofopbifchc 33cwuf3tfein erhält burd) bic 9teligiofität bie l>öt)crc 3Beihe bes ©emüths. daraus erwächft uns ber unfdjätjbare 33ortbcil, 3Wifd)en ben gorberungen bes K en ten s unb benen bes

©emüths, 3wifd)en ^BifTenfctjaft unb Religion eine oollfommene Harmonie t)cr*

[teilen 3U fönnen.

Aber bic erfte 53ebingung ba3U ift, bafc man bie gewöhnliche, in 533at)rt>eit unt)eil[d)tocre 33orftellung fallen läfet, nad) welcher bas Unbebingte irgenb einem empirifchen Objeft ähnlich ift unb ben 3ureid)cnbcn ©runb ber 3Belt ber Er=

t'ahrung enthält. E s gibt (eine 33orftellung, rr>elcf>e fo t>iel 3rrtt>um unb Elenb angeftiftet hätte, rr>ie biefe. Das Verhältnis 3tüifd>en bem Unbebingten unb bem 33ebingten ift nicht basjenge oon ©runb unb golge ober oon Ur»

fache unb ffBirfung, fonbern basjenige oon „Ding an fid)" unb „Erfd)ei=

nung", um fid) bes Slant’fchcn Ausbruds 3U bebienen; bas fjeifot, cs ift bas Verhältnis bes Normalen 3um Abnormen, bes 2Bahren, gellen, ßauteren

3um Unwahren, mit 6 d)ein unb fremben Elementen Durchwirften, ber höheren, unroanbelbaren 33cfcbaffenbeit ber Dinge 3U einer niebrigeren Dar=

ftellungsroeife berfelben, welche überall oom SBechfel ergriffen ift unb burd) ben %Bed)fel fid) felbft oerurtfreilt. Drei Elemente haben roir bis jefct in ber 5Belt ber Erfahrung tennen gelernt, toelcbe gleichfana fd)on an ber 6 tirne

bas äeugnife tragen, bafe fie nicht 3U bem eigenen, normalen, unbebingten Söefen ber 'Singe gehören. Das finb bie 9telatioität, bie Veränberung unb bas Uebel. 3eber Verfucf), biefe Elemente aus bem Unbebingten abau»

leiten, ift baher für bas wiffenfchaftliche 423crt>ufetfein eine Ungereimtheit (ein logtfcher 2Biberfpruch) unb für bas religiöfe ^öeipufetfein eine 3mpietät, eine Verunreinigung bes ©ottesbegriffs burd) ben 6 cf)mut3 ber gemeinen 5Birf=

liebfeit."

(D. u. 5B., 93b. I, 6.225— 226.)

„D a alles ^Bollen unb 6 treben, roie ich in einem weiteren Kapitel 3eigen

tuerbe, feinen anberen ©runb hat unb haben fann, als bas Vorhanbenfein oon

3 uftänben in uns, welche fid) felbft nicht gleich bleiben fönnen, alfo einen fötangel an innerer Obentität mit fid), einen realen 3Biberfprud) implicicrcn, ben roir unmittelbar als 6 chmer3 unb Unluft fühlen, fo fann ber Enbsroed bes menfd)lid)en SBollens unb 6 trebcns nichts Anberes, als möglichfte Annäherung an innere 3bentität mit fid) fein, welche lefctere glcichbcbeutenb ift mit bem

©uten (1 e B i e n ) unb ber Vollfommenbeit. Aber biefe Annäherung ift nur burd) bie Befolgung bes moralifchen ©efefces 3U oerwirflichen, wie ich weiter unten anbeuten werbe. 3Jtan fann baher mit Slant bie moralifche Ausbilbung unb Verooüfommnung ber SOZenfchen als ben böchften ober ben Enb-3wcd ber menfchltchen Entwtdlung betrachten."

(D. u. 2B., II. 33b., 6 146.)

„3a, ber SJtenfd) gelangt enblich bahtn, bas empirifche ©runbgcfetj alles gebenben, welches auch bie ©runbbebingung feiner eigenen Snbioibualität bilbet, nämlich ben Egoismus, 3U prüfen unb an bem Söertb ber <3nbi- oibualität felbft 3U aweifeln. Unb je mehr ein 93ten[cf) fid) oon ben 33anben ber 3nbioibualität unb beren 33ebingungen befreit, je mehr er felbft fid) 3ur

(10)

250 f t r i e b r i d ) 9t i c f eb c un b 31 f r i f a n 6 p i r

3lllgemeinf)eit erweitert, um fo größere 31usbilbung unb ©elbftftänbigfeit erlangt er, als 3nbioibuum, um fo freier ftefrt er ber 9tatur gegenüber.

<Die böebftc Entfaltung bcr 3nbioibualität mürbe nur in einem 2Renfd)cn crrciebt toerben, mcld>cr bic allgemeinen, ben ganzen 3 ufammenbang bcr 'Dinge übcrfd)aucnbcn Einfiebtcn mit ben meiteften Sympathien unb bcr größten Unabbängigfcit oon ben Trieben feiner cmpirifd)cn 9Jatur in fid) oer=

einigte."

CD. u. SB., II. 33b., 6 . 166.)

/ „Unb roas nun gar bie metapbpfifebe Erflärung bcr 'Dinge, bic Ableitung bes 33ebingtcn aus bem Unbcbingtcn betrifft, fo haben mir in berfclbcn ben Ur= unb ©runbirrtbum erfannt, mclebcr ber ganzen Enttoidlung bes pbilo=

fopbifcben 'Denfcns eine falfcbe (bie bogmatifebe) 9\id)tung gegeben bat. 'Das Sueben nacb bcr metapbofifeben Erflärung bcr 'Dinge ift glcid) bem Sueben nad) ber Quabratur bes Eirfcls, bem Perpetuum mobile unb ber 33crtoanblung bcr (Stoffe. 3lllc biefe Aufgaben finb niebt allein unlösbar, fonbern bic ioirf=

liebe 3Biffcnfebaft fann fid) gar niebt conftituircn, fo lange beren ilnlösbarfett niebt aus bem ©runbe fclbft cingcfcbcn morben ift. 'Die anberen 3ßiffcnfd)aftcn baben bics nun auf ihrem ©ebiete fd)on längft getban, aber bic "'Pbtlofopbic quält fid) nod) in unferen Jagen mit ibrer Quabratur bes Eirfcls, bcr mcta=

pbpfifeben Erflärung bcr 'Dinge ab. 'Darum bat man oon bem, toas ein ftreng logifcbcs, toiffenfd)aftlid)cs 'Dcnfcn in bcr ^bilofopbic ift, bis jefet taum eine Ebnung gebabt, troftbem bafe bas logifcbc 'Denfcn in anberen ßtocigcn bes 3ßiffcns, oorncbmlid) in bcr SÜlatbcmatif, bcr matbematifeben ^bofif unb bcr 3Iftronomic, au fo grofecr 9Rad)t unb Vollcnbung gebracht morben ift."

((D. u. SB., II. 33b., 6 . 290.)

„•Die grage ift nur, ob bic hier cnttoidcltcn ^rincipicn fclbft Eingang unb Verbreitung finben. Schon längft babe icb ben naioen ©lauben abgelegt, bafe bas ©emiffe unb Eoibcntc notbtoenbig oon allen benfenben SWcnfcbcn anerfannt unb angccignct merben müffe. 'Die Erfahrung aeigt Icibcr, bafe bic meiften SRcnfcbcn in ibrem 'Dcnfcn nicht bureb ©rünbe, fonbern burd) Urfacbcn, nid)t burd) logifd)C, fonbern burd) pbpfifd)c Einflüffc geleitet merben. 9tatür=

liebe Neigung unb ©croobnbcit, bas finb bic £>auptfactorcn, toclcbc bic iXcbcr=

aeugung beftimmen; bie Sclbftfuffifancc ocrlcibt bem ^Probuctc berfclbcn einen unantaftbaren (£bara!tcr unb fo ift man gana aufricbcn, glcicbfam ein geiftiger Automat au fein, bcr, toie er einmal aufgeaogen toorben ift, feine 33abn bis ans Enbc abläuft. 'Dies ift eine bcr am tiefften bcfd)ämenbcn Eigenfcbaftcn ober oiclmcbr SDiängcl unfcrcs ©cfeblccbts. 3lber toir toollcn bennoeb an bcr SUenfebbeit niebt oeramcifcln. Unter bcr bumpfen SSKenge giebt cs gcn>if3 aueb

bellcrc ©ciftcr, loclcbc fid) gegen bie Eoibcna niebt gana oerfcblicftcn unb ibre 3lufmcrffamfeit einem 3Bcrf nid)t naeb bem 2ärm, ben cs in ber 3Bclt maebt, fonbern naeb bcr Sorgfalt, mit mclebcr bas barin behauptete bemiefen unb begrünbet toirb, aumeffen. *Durd) folebe oermanbte ©elfter mirb bic hier gc=

botcnc 3lnfcbauungstt>cifc cinft aum ©emeingut 3Ulcr gemaebt."

($>. u. 3B., Scblufeabfcbnitt bes II. 33anbes, S . 291/92.)

(11)

( ö r u n b l a g e n e i n e r ^ ^ i l o f o p b i e ber $ e cf) n i f 251

© runblagen einer ^Ü ofopftfe ber X e $ m f

33on S l u r t 3B. © e i s l e r

2Bir haben bis jeftt brei große 53erfuche, eine ^pi>tIofopI>ie ber Tccf)=

nt! 3U begrünben. Sie finb an bie tarnen K a p p,1) 3 f d) i m m c r /) g r . 5) e \ f a u c r3) gefnüpft. 3fd)immer unb ©effauer finb 3bcaliftcn, nid)t weit ab Don §egel ftehenb. 3 f>r Verfahren ift bebuftio unb fpefu=

latio. s2luch Kapp fteht weit oon einer Srfaf)rungspf)iIofopt)ie ab, wenn=

gleich es fein 53erbienft ift, bie 2 ed)ni! suerft unter btologtfchem ©efichts- punft betrachtet 3U haben. ^ e 13 o I b hat auf biefe fruchtbare Seite ber Kappfchen ^hilofophie t>or einigen 3 ahren narf)t)rücflict> hingetr>iefen.4)

sl)et3olb ift es auch, ber bei btefer ©elegenheit bie sl)f)ilofophie ber Tcchnif 00m bio(ogi[d)cn Stanbpunft, bem Stanbpunft ber neuaeitlichen Sntwidlungslehre, betrachtet hat. Seine ®arftellung enthält grunb=

legenbe Anregungen.

21 n ben Slnfang unferer philofophifchcn Betrachtung ber 3Tcd>nif ftellen wir bie Behauptung, baß cs nicht angängig ift, irgenbeinen 3TeiI

ber 2 ed>nif, etwa bie SÖtafchinentechni! ober bie Bautechnü, 3U ifolieren.

Ss wirb vielmehr notwenbig fein, 3unäcf)ft bie Xechnif fd)led)thin 31t unterfuchen.

T 6x v i ] bebeutete ja ben ©riechen fomcl wie Kunft, Kunftfertigfeit,

gachfenntnis gan3 allgemein: t s x v c c i q beißt nichts anberes als ge=

fchidt geftalten, liftig erfinnen. Unb in biefen Bebeutungen treffen wir überall auf bas 2ßort Xechnif. 5Bir hören oon: Tcd)nif bcs S?lamer=

fpielens, STechnif ber SJlalerei ufw. unb wiffen, baß überall bamit <23er=

fahren gemeint finb, um irgendein möglichft gut unb oollftänbig 3u erreichen. s3öcnn roir einmal bie Slnftrengung eines SERenfchcn, ber im Befifc einer „guten Jechnif" ift, Dergleichen mit ber, bie ein 9Renfd)

machen muß, ber nicht über eine fo gute Jechnif Derfügt, fo finben wir, bafe jener mit guter Tcchnif ein für allemal mit geringerer Slnftrengung basfclbc 3 icl erreichen faitn als ber anbere. 3 a, nod) mehr, er wirb 3iele erreichen, bie bem anbern überhaupt nicht 3ugängig finb. (fr wirb alfo ben 3Birfungsfreis erweitern unb g l e i ch 3 c i 11 g mit geringerem Slufwanb ausfommen. Jechnif ift alfo ein £>anbeln, bei bem ein möglichft geringer Slufwanb einen möglichft großen (£rfolg bringt. 3 n bem geringen

2Iufwanb ftedt bas Sparfamfeitsprin3ip unb in bem großen CSrfolg bas

J) (£. Slapp, (Srunblinien einer ^hilofopbie ber Secfrnif. 33raunid)iüeig 1877.

2) (£. 3ld)immcr, W lofopbie ber Scdbnif, 3ena 1919.

8) gr. ‘Dcffaucr, ^bilofopbie ber 3Ted>nif, 192G.

4) Vortrag im berliner ^Bejirfsoerein ‘Deutfcber 3nflcnieure. Cfr[rf>iencn in ben Monatsheften bcs Vereins, 1926, 1. «Juni unb 1. Öuli.

(12)

252 ( S r u n b l a g e n e i n e r s'P t ) i l o [ o p b i c ber S e d) n i t

gortfebrittsmoment ber Secbnif5). ©otebes f>anbeln ift nid)t unbebingt ein 35ewußtfeinsbanbeln. 2Iucb eine Sriebbanblung fann ted)nifd)en gort=

febritt bringen. 3Ted)nifd>e5 §anbeln ift aud) nid)t unbebingt an ben SDIen=

feben gebunben. 2öir fönnen febr wobl von einer STec^nif ber 3Tiere unb ber ^flanäen, ja Dtelleicbt fogar Don einer STed^nif bes SInorganifcbcn reben11). ©an3 allgemein: J e i > n i ! i ft ö f o n o m i f d) e s f> a n b e l n.

SBie fcl)on angebeutet, finbet fid) folcb öfonomtfebes §>anbeln bereits in ber fogenannten l e b l o f e n S t a t u r . 6 a p p e r weift in feinem 2Iuffa(3 über bas SKinimumprinaip in ber SKecbanif) mit Sxecbt hierauf bin. E r füt>rt als ‘Seifpiel ben gebrod)enen 2id>tftrat>I an, ber in ber fünften 3 eit Don einem fünfte jum anbern eilt. Unenblicb Diele wei=

tere 23eifptele fönnten gegeben werben. 3 a, man fann fagen, baß alle SlaturDorgänge obne Ausnahme biefes ©efefc befolgen, (Es fd>eint t>ier gewiffermaßen eine Sluslefe ftattjufinben. 2111c „umftänblicben", niebt fparfamen Vorgänge vermögen fic^ nid)t 3U behaupten; nur bie „öfono=

mtfd) rid)tigen// fetjen fid) burd). Sßenn wir SDtetapbpfifcr wären, fo fönnten wir fagen, baß überhaupt Diele SIrten Don Staturgefefcen be=

fteben. 3ebod) nur jene fönnen fid) burd)fe(5en, nad) benen bie Vorgänge öfonomifd) ablaufen. (Es wäre eine 2lrt Darwinismus in ber ^bpftf. ®aß biefer ©ebanfe übrigens gar nid)t fo abwegig ift, bas 3eigen bie neueren Seftrebungen, bie in ber 2ltompf)pfif nur 2Babrfcbeinltd)feits=©efet3e anerfennen. 9Ran bat gezeigt, baß für bie 3Belt ber 2Itome gan3 anbre

©efefee gelten. ©efefte, bie eigentlid) wieber feine ftrengen ©efefee finb, inbem aud) Abweichungen unb Umleitungen (3Weiter f>auptfat3 ber Sbermobpnamif) benfbar finb. 2lber fo!d>e Abweichungen Dermögen wir nid)t 3u beobachten. 5ötr erfahren nur immer bie ftatiftifeben 2DZittel=

werte, ©enau fo, wie wir in ber ©tatiftif ber Dolfswirtfcbaftlicben <23er=

f)ältniffe gewiffe ©efel3mäßigfeiten als Ergebnis finben, wäl)renb ber ein3elne galt burebweg Don ber mittleren 2inie abweid)t.

Alle biefe Satfacben werben uns nid)t in ßrftaunen fet3en, wenn wir bie enge 33erwanbtfd)aft 3toifd>en ber anorganifeben unb ber organifeben Statur ins Auge faffen; insbefonbere wenn wir uns Dergegenwärtigen, baß weber anbre ©toffe, noch, wenn wir auf bas atomare Verhalten feben, anbre ©efefee in ber organifeben Statur 3U finben finb.

2Bir mögen alfo argwöhnen, baß bas große ©efet3 bes öfonomifeben

6) P. ©ottUOttlienfelb oerfennt in [einem fonft ganj ausgezeichneten 33ud)e ,,3Birt«

fc^ajt unb $cd)nif", bafe bie tedjnijcfje Aufgabe fid) g l e i d) 3 c i t i g mit ber 33cjcf)ra'n»

fung bes 5lufn>anbs oergröfeert. (£r perfennt jo bas ipafjre Sffiejen ber $ed)nif; er fiebt nur ben einjelnen tedjnifdjen Vorgang, nie aber $ed)nif jd)led)tt)in. $)as Öfonomie-

prinjip bat alfo tatfäcblid) bie oben angeführte gorm.

ö) 93gl. meine Ausführungen über „Natürliche ied>nif" in VDI=3eitfd>rift (1929), 6 . 16, 17 bis 19 unb „$ed>mt unb Kultur" (1930), 6 . 73 bis 77 unb 98 bis 103.

7) „Annalen ber ^ilofop& ie", ^ V III, §eft 3, 6 . 65 ff.

(13)

© r u n b l a g e n e i n e r ^ b i l o j o p b i c be r $ e d) n i f 253

Verhaltens, wie wir es suerft in ber organifdjen ?iatur als 2ntwidlungs=

gefet3 beobachtet haben, in ber anorganifchen 9latur in gleichem StRafec oorhanben ift.

Vor einem muß nur gewarnt werben: Dor bem funeintragen einer teleologifchen 33etrachfungswei[e in bie Slrittf ber belebten unb un=

belebten Statur. S e r 9ftenfch ift ja baran gewöhnt, % k k 3U höben, bie er Dermittels feiner Jechntf erreicht. Sin % k l aber ift immer ein Dor=

geftelltes 3 tel. Sin nicht Dorgeftelltes % k l ift unmöglich. ®te grage nun ift, ob bie fonftige belebte unb unbelebte 9tatur ebenfalls Dorgeftelltc 3iele h^ben. % k k finb babei 3uftänbe fpäterer Sntwidlung, bie „fd)on jet3t/y auf ©runb bes bie ©egenftänbe 3ufammenbrängenben ©ebäd)t=

niffes*) erfahrbar finb. ® as „Vorftellen" eines % k k s ift ein abgefür^ter SntwidlungsDorgang. Ob ein folcher Vorgang außerhalb ber menfd)=

lid)en 2ed)nif unb ber 2echnif ber höheren Jiere an3utreffen ift, mag zweifelhaft fein. <2Bir mögen es 3ur Slbrunbung unferes SBeltbilbes r>iel=

leicht annehmen, wirflich bewetfen, b. h- erfahren, fönnen wir es nicht.

2tber bas ift auch nicht notwenbig, wenn wir einmal ber natürlichen Sechnif auf bem ‘Sßege über bas ©runbgefeft ber Beharrung beifommen (f>ert$fd)es ©runbgefe^; 2lDenarius=^et3olbtfches ©efeft ber 6tabilität):

alle 3 nftänbe beharren fo lange, bis fie Derbrängt werben. Glicht nur bas einseine STier, ber einseine 20tenfd>, bie einseinen ^flan3en beharren;

aud) bie gan3c 2lrt fucht fich 3U behaupten. 6 ie fucht fich mit allen mög=

liehen SUlittcln gegen Verdrängung 3« fchüfeen. 2)iefe SOItftel in weiteftem Sinne nennen wir Sechnif. Sßir wiffen aus ber £ntwidlungsgefd)ichte ber Organismen, baft eine 2lrt folange in harmonifchem (StnDernehmen ungeftört lebt, wie ihre Sebenstechnif ben Don auf3en anbrängenben Stn=

flüffen gewachfen ift. Snbern fid) bie äufeeren cBebtngungen aus einem nicht in ber betrachteten 2Irt liegenben ©runbe, fo wirb Dielleicht ihre 2echntf nicht mehr ben SInforberungen gewachfen fein: bie 2lrt erliegt mehr ober weniger fchnell.

S e c h n i f ift a l f o bi e © e f a m t h e i t a l l e r S Wi t t e l , mi t b e r U m w e l t f e r t i g 31t w e r b e n . Oeber Organismus ( o g y a r o v

5Berfseug) nimmt fich, wie ber Biologe Don Uejfüll9) seigt, fraft feiner Veranlagung, b. h- cilfo fraft ber Sed)nif, bie ihm 3ur Verfügung fteht, einen beftimmten, ihm angemeffenen Slusfchnitt aus ber „Umwelt'' heraus. 9ftan wirb hier fofort an bie ©runblagen ber Kantfchen Ärtfif erinnert.

Kann biefer 2Iusfchnitt, biefer 2ebensraum, infolge Veränberung ber Umwelt ober ber Xechnif bes Organismus nid)t mehr entftehen, fo finb

8) Vergleiche meine Ausführungen in „Annalen", 33anb V III, f>eft 3, 6 . 75 ff.

9) „Ummelt unb <3nnenn>elt ber Stere."

(14)

254 © r u n b l a g e n e i n e r ^ b tl o f o p b i e ber $ e cb n i f

bie 2ebensbebingungen unterbunben. ?ßie aueb fykx alles rclatit) ift, bas 3eigt bas ©cbulbeifpiel ©artoins Don ben Seifern auf SOtabagasfar: ber=

jenige Ääfer, xr>eld)er über bie befte Secbnif bes gliegens verfügte, ir>eld>er bie beften glugtoerfaeuge batte, tourbe Don ben Sanbtoinben ins

3Reer getrieben. 91ur bte Säfcr mit Derfümmerten glügeln blieben übrig unb tonnten ficb Dermebren. 6 0 fann bte Xedmtf 3um Verhängnis merben (bas mag auch ber 2Renfd) bebenfen), toenn feine barmonifebe

23e3tebung stotfeben ibrem Sräger unb ber ilmtoelt beftebt.

9tun noch einiges über bie 2 e d) n i f b e s StR e n f cb e n. 5Reift banbelt es fid), toenn tüir Don ber 2 ecbnif bes StRenfcben fpreeben, um

bte eigentliche 3Rafd)inentecbnif ober bie 93autecbnif. 6te ftellen bie

©efamtbeit aller jener 9Rittel unb SRafenabmen bar, bie ber SERenfcb über feinen eigenen Organismus hinaus benufct, um bte ilmtoelt in erhöhtem SOiafoe 3U meiftern. 2efttes ^ k l ift babet ftets „Öfonomie bes f>anbelns". ©as bebeutet: ber SERenfcb rr>ill fparfam banbeln, er will

iDeber menfd)liche 2lrbeitsfraft noch menjd)lid)e Seit Dergeitben. Vor allem tDtll er 3 e i * f P a r e n , bas 2eben, bas nun einmal nur eine getoiffe Spanne bat, fo intenfio geftalten, bafe bie ßreigniffe in fchneller golge ablaufen. ®er SRenfcb toill alfo toäbrenb biefer Sebensfpanne möglichft Diel banbeln, möglicbft Diel erleben. Um mit einem Dor allem bem STechnifer gebräuchlichem Slusbrud 31t reben: er toill ben 2B t r = f u n g s g r a b10) feiner eigenen ^erfon fotoeit toie möglich erhöben. ®er SOcenfch toill 3öerte febaffen, möglichft hohe unb möglichft oiele 3Berte.

5Benn toir einmal ben allgemeinen toirtfcbaftlicben 2Bertmeffer, bas (Selb, in bie Betrachtung einführen, fo bürfen toir fagen: ber SRenfd) toill mit feiner 3Ted>nif ©egenftänbe febaffen, bie möglichft Diel foften, bte hoch im greife finb. ®as aber fann er nur, toenn er fid) felbft mit feiner ^erfon aus bem Srseugungsprosefe möglichft aurüefaieht. Senn nur bte menfd)ltd)e 2lrbeits3eit ift es, bie toir letzten (£nbes an einem

©ute besablen11). ®arum foften alle jene ©üter, unb feien fie noch fo oertoidelt, bie unter toeitgehenber Slusfcbliefeung menfcblicher §>ilfe, alfo nur auf 9Rafd)tnen, bergeftellt finb, fo oerbältnismäfeig toenig. 6iebt man nämlich Don bem ben ergeugenben 5Ra}d)inen innetoobnenben 5Bert ein=

mal ab, fo finb ja bie ohne ober mit geringer menfcblicher Slrbeit ber=

geftellten Singe fogenannte freie ©üter, toie bie 9iationalöfonomie fagen

tDÜrbe. Sie flieften bem SSRenfcben getoiffermafeen frei 3U toie ßuft,

10) Vcrgleicbc meine Ausführungen in VDI=Nacbrid)tcn (1928) N r. 38 Dom 19. 6 cpt.

n ) Vergleiche meine Ausführungen in „Xccbnif unb Kultur" (1928) 6 . 33 ff. SSKan wirb hier bemerfen, bafe meine Ausführungen fein SOIaryismus finb. Denn ich weife

fehr wohl, bafe bie Seiteinheit bei ocrfcbicbcncn SDZenfchcn oerfcbicbcn wertvoll ift je naef) Art ber Ausbilbung unb Veranlagung bes einzelnen. “S e i befonbers „wertoollen"

2Rcn|djcn nutft bie 3 C^ bod) mit oeranfchlagt werben, welche bic Natur brauchen wirb, um einen ähnlichen 9Kenfcben wieber einmal 3U febaffen.

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