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Philosophie und Leben. Jg. 4, H. 10 (1928)

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Academic year: 2022

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(1)

*jt>i)üofopl)te unb Heben

4. JAHRGANG + 10. HEFT + OKTOBER 1928

„3tn Stcnfte bet; Oolksemljett erftrebt unfere Jeitfd jrtft eine fad)»

ltd)e 2tuöfprache Der öerfdjttöenen mdtanfthaultchcn Etchtungen.“

©emmctr für SkbcsproMeme

nach HetittichSehmel1)

(Ein feltfamer STttcl, aber ein burdjaus ernft ju nehmenbes Buch! ©eine

©runbabfid)t ift biefe: bas unenblich »eite unb tiefe ©ebiet ber 2iebe foll nicht länger bem unfid)eren menfchlichen 3nftinft überlaffen bleiben.

Surd) Klärung unb Verklärung foll es ju einer Weisheit unb Wiffen=

fd>aft geführt toerben, bie ben bumpfen STrteb bes Onftinltes jur be=

toufeten Kraft eines ficheren unb einbeutigen ßiebestoillens förbert unb baburd) bem urfprünglidjen 3nftinft boch 3 um ©iege oerhilft.

Unter „ S i e b e" aber foll oerftanben toerben nicht nur bas ©efd)lecht=

liehe, nicht nur bas Erotifche, fonbern bie hatmonifche 2uft, 2etbenfchaft unb greubenfehaft, b. h- „bas harmonifche 3ufammenfltngen oon förper=

lieber, feelifcher unb geiftiger ©ehnfucht 3 U einem stoeiten SJtenfdjen."

33orausgefet$t toirb als gültiges Werturteil, „bafe jebe Siebe, bie nicht lefeten Enbes jur Vollenbung oon Kinb unb Werf im toeiteften ©inne führt, finnlos unb im immanenten ©inne tragifch ju nennen ift."

Stoei pä ba go g i f c h e ©runbfäfce toerben aufgeftellt: 1. Slufflärung über bie f e e l i f ch e n Singe o o r ber über f e y u e l l e Einjelbinge („bte hefte unb toirffamfte gorm ber Slufflärung in feelifchen Singen befteht in bem Beifpiel, bas eine gute Sh® ben Ktnbern in ber gamilie gibt"). J

2. Sie 2lufflärung über bas 2iebesleben beginne in frühefter Kinb=

heit, freilich unter Behütung oor allen fejuellen ^Plumpheiten. Slber ja feine ^rüberie! „^rüberie ift nichts weiter als ber Slusbrucf ber Slngft oor eigener ©chamlofigfeit. Sarum ift ^Prüberie in gragen ber 2luf=

flärung genau fo fchäblich toie ©chamlofigfeit." 2luch Radtheit ift a n f i cf) nie ©chamlofigfeit, toohl aber, toenn mit Radtheit betoufet ©cf>inb=

luber getrieben toirb. Es gibt auch eine Radtheit ber ©eele, auch fie fann jur ©chamlofigfeit toerben. (Eine Warnung für ‘’Pfpchoanalptifer!)

Ser W e r t ber S l u f f l ä r u n g ift junächft ein theoretifcher: Be=

freiung oon Unficherheit unb ©etoinnung eines ©tanbpunftes, oon bem aus Urteilen unb Hanbeln beftimmt gelenft toerben fann. Sam it ift ge­

*) SRefetat übet bas fo betitelte 33u<fc; etfdjienen im Verlag §>enfe[, 93et[inNW7.

(1927) 64 6. geb. 2.— 50t.

^)feUofopbie unb £eben. I V . 19

(2)

2 7 6 S e m i n a r f ü t S i e b e s p r o b l e m e

geben ein praftifcber A5ert: bas Siebesleben toirb befreit aus feiner in=

ftinftioen Sumpfbeit; erftrebt totrb eine flare, bewußte SSMlensberrfcbaff auf bem ©ebiet ber Siebesfragen.

Sarutn aber bocb fein einfettiger Nationalismus! Vielmehr ©pntbefe gwtfcben Nationalismus unb irbtfcb=frommer Verehrung ber großen Sie*

besiounber, berubenb auf ber (Einficbt, baß alles ©efdjeben, aud) bas ge=

fefclicbfte unb flarfte, im leßten ©runbe unerflärlid), infofern „tounber=

bar" ift. Sas führt gu einer neuen „SUlpftif ber Klarheit" — gang oer=

fcbieben oon ber „SSKpftif ber bunten Kircbenfenfter, jener SJtpftif finnlicb oerfärbter Seibenfcbaftlicbfeit unb cbaotifcber Verfenfung." —

„ K i n b unb 2öerf finb Sinn unb 3iel jeber echten Siebesgemein- fd>aft", finb „Vrüde gur Gcwigfeit unb Unfterblicbfett".Sas ift Kraft unb SBert ber Shegemeinfchaft, baß fie gleichseitig Siebes- unb 3Berfgetnein=

fcbaft fein fann.

9Kit bem „Kinbe" ift hier nicht nur bas neue erftebenbe SKenfchenftnb gemeint, oielmebr ift in jebem Spanne ein Kinb oerftedt, bas fpielen toill1); jebe echte grau liebt biefes „Kinb", bas fie hegen unb pflegen fann, im ©runbe mehr als ben „fieghaften" SRann; benn fie ift im tief=

ften immer nur oerliebt in bas Kinbbafte — worin ja ber ©inn ihres Safeins liegt, toie auch ber echte SDtann bas Ktnbbafte, 3Jläbd)enbafte in ber grau liebt, Solche fcbeue, ehrfürchtige unb garte Siebe wäre jeben=

falls weit „mannhafter als jene unbeberrfcbte 3erftörungswut, mit ber fo oiele SJlänner auf bas Kinb=3Räbd)enbafte ber grau losftürmen."

Sas K i n b ift bas „3öerf" ber grau, bas 20 e r f bas „Kinb" bes SRamtes; „ber ed)te SDtann fann auf ©runb feines ureigenften SBefens nichts anberes lieben als bas, was er felbft geftaltet." Sarin liegt freilich eine große ©efahr! Saß ber 3Kann nämltch in ber grau fein eigenftes SBerf fiebt unb baburcb oon feiner wtrflicben SSerfaufgabe abgegogen wirb. Söobl aber läßt es fid) jebe ed)t liebenbe grau gern gefallen, „baß ber SRann fie geftaltet, inbem er fie gur Scbafefammer feiner innerften 3been unb Arbeiten macht."

VMe bie grau, nur auf eigenes SBachstum geftellt, fubjeftio blumen=

baft fein muß, fo ber 9Kann, aufs SBerf gerichtet, objeftio, fachlich.

„Siefes SBerfbafte, Sachliche liebt bie grau mit berfelben €>d)eu unb Verehrung, wie ber SJlann bas Kinbltdje in ber grau liebt unb oerehrt."

Alfo SRann unb grau haben ftets gemetnfatn gu wirfen am 9öad)fen unb ©ebeiben oon SBerf unb Kinb. Siefe beiben finb nicht gwei 2ßefen=

beiten, bie fremb unb unabhängig ooneinanber aufwachfen, fonbern eine polare Einheit, bie als Vrüde oon ber ©egenwart gut 3ufunft führt, gu=

gleich eine gwiefad)e Vinbung gwifchen 9Jtann unb grau.

') 60 Stiefcfdje in „3aratf>uftra", aber fd)on 'Platon [pridjt pon bem „Kinb in u n s".

(3)

S e m i n a r f ü r S f e b e s p t o b l e m e 2 7 7

Sie bloße „Srgänjung" jroifdjen biefen ift nicht fchon „©emeinfehaft";

3 U folcher fommt es nur, wo fie etwas Reues, drittes bilben, fo bafe

„3ch" unb „S u " im „2ß i r" erlöft werben. Sies ^utunftsibeal' ber ,,©emeinfd)aft 5 =Ehe" barf freilich nicht eerwechfelt werben mit ber heu­

tigen Ehe, ber noch 3 uoiel oon ber Raub- unb Kaufehe anhaftet. Von jenem 3beal aus ergibt fich auch ein negatioes Söerturteil über gleich- gefthlechtliche Siebe unb über alle Orbensgemeinfchaften, bie nur aus SRännern ober nur aus grauen beftehen.

Unfere Aufgabe ift, echte ©emeinfehaften 3 U bilben; unb bie erfte Seil­

aufgabe ba 3 u ift, Ehen als höchfte gorm ber Ciebesgemeinfchaft ent- toicfeln 3 u helfen.

©ie (Ehe in biefem ©inne ift aber nur ei ne gorm ber Siebesgemein- famfeit. greilid) ift fie bie höchfte, aber auch 3 wet anbere, primitioere gormen (bie noch bei allen „SMturoölfern" reiflich oertreten finb) bürfen an fich nicht oerworfen werben.

Sie erfte ift bas reine S u f t o e r h ä l t n i s . Es beruht hauptfächlich auf ben ©innen; befonbers bem Verhältnis oon f>aut 3 u £>aut. Sies Verhältnis, fchon bei Steren unb f>erbenntenfd)en 3 U beobachten, wirb oon jebem höher Sifferen 3 terten in ber 3ugenb, 3 umal in ber Pubertäts­

zeit, burchgemacht. SRandje Onfantile unb Reurotifer bleiben barin fteefen. 3n ihm ift ber SRenfd) wefentlich auf bie Vefrtebigung bes eignen 3cf)s eingeftellt. Sas fann 3 U finnlofer ©elbftbefriebigung, 3 U Vergewal­

tigung unb ©efualoerbrechen ausarten.

Sas 3 Weüe, bas S e i b e n f c h a f t s o e r h ä l t n i s , bie „Siebfchaft"

hat als 3entralorgan bas £>er 3 mit bem anfchliefeenben < 23lutfpftem unb ben „fpmpathifchen" Reroen. Es umfaßt auch bas Suftoerhältnis, ift aber reicher unb ftärfer als biefes. Sie Siebe 3 um 3ch, ber retne Egois­

mus wirb auf biefer ©tufe abgelöft burd) bie Siebe 3 um Su. „E s ent- fteht bie ©ehnfucht unb mit ihr bie Anreicherung fpannenber Kräfte, bie bann beim enblid>en 3ufammenfommen ber Siebenben jene elementare Entlabung mit fid) bringt, bie ben SRenfchen bis 3 ur oollfommenen Ver- geffenheit feiner felbft über fid) hinaus fteigern fann. Siefe ©tufe ber Siebesentwidlung gilt bisher in Sichtung unb ©ehnfucht faft überall als bie höchfte unb ftärffte gorm ber Siebe" (27 f.).

Unb boch gibt es barüber hinaus nod) eine höhere unb reichere gorm, eben bie fchon erwähnte eigentliche „S ie b e s g e m e t n f ch a f t", bie

<£ h e. fjier fteigt ber SRenfch nach bem großen Kampf unb Raufd) ber Seibenfchaft auf „in bie £>öhen reiner unb 3 Wedentfleibeter 33egeifterung, bte ihn ju hohen unb reinen Säten unb tiefinnerfter Erfenntnis bereit tmb fähig machen." §ier gehen „3 d>" unb „S u " auf im „VM r" ber ©e- meinfd)aft, wiffen fich Eins unb gelangen allmählid) in ben Suftanb

19*

(4)

2 7 8 @ e m i n a r f ü r S i e b e s p t o b l e m e

gegenfeitiger f>ellfid)tigfett unb geiftiger Klarheit" über bie tiefften ßebensgefetje. Sann erft erfennen bie SEKenfchen, bafe bas 3d) unb bas Su ßeibensftattonen unferes Safeins finb unb überwunben werben muffen, um ber innerften göttlichen ©emeinfchaft näher gu fommen"

(28). (Erft hier oerwirflidjt fich lebenbige (Einheit oon K ö r p e r (unb feiner Suff), oon © e e I e (unb ihrer ßeibenfchaft) unb oon © e i ft (mit feiner (Erfenntnis). «Solche innerfte ©emeinfchaft aber ftrebt mit Not- wenbigfeit nad) Kinb unb 2öerf.

S a auch in «Sinnenluft unb ßeibenfchaft bie Entwidlungsftufen au bem Roheren fteden, fo mufe um ber SBahrhaftigfeit unb (Echtheit willen gu=

nächft geforbert werben, bafe bie brei gormen ber ßiebesgemeinfamfeit öffentlich als gleichberechtigt anerfannt unb gefellfchaftlich gefehlt wer=

ben. Nur bann wirb bie Käuflichfeit ber Siebe allmählich oerfchwinben, unb „bie ‘’Proftitution unb bas .Verhältnis’ werben oollfommen unb neu entwidlungsfähige unb immer mehr gefunbenbe gormen annehmen fönnen." greilich follten aus reinen ßuft= unb ßeibenfd)aftsoerhältniffen bei SERenfchen, bie gu ber höheren ßiebesftufe gelangen fönnen, feine Kinber heroorgehen. Sie 9EReinung, ßeibenfchaftsftnber feien bie wert*

»ollften SERenfchen, ift unfinnig.

3Benn nad) bem ©efefc nur ber einen „(E h e b r u d)" begeht, ber mit einem Sritten eine beifchlafähnliche £>anblung oollgieht, fo geigt bies,.

bafe ber heutige Staat bie (Ehe nur als reine ©efd)led>ts=, nicht als ßiebes»

gemeinfehaft anfieht. f>infid)tlich ber Treue finb SERann unb grau gleicf)3- oiel Ned)te unb Pflichten gugubilligen. Keine „hoppelte" SERoral alfo,.

wohl aber eine „polare" 3RoraI, bte ber oerfdjiebenen Sßefenheit ber

©efchlechter entfpridjt..

3n ber grau überwiegt mehr bie „K ö r p e r feele", im SERann mehr bte „© e i ft feele". Seshalb gilt bte Siebe bes SERannes mehr bem Kör­

per, bie ber grau mehr bem ©eifte: ber 3Rann ift mehr f e j u e l l , bte grau mehr e r o t i f d> eeranlagt.

93ei Treu= unb Ehebruch geigt fich biefe Verfchiebenheit barin, „bafe bie grau gunächft feeltfd) unb geiftig ergriffen unb oerwirrt wirb unb bann erft ihren Körper gang felbftoerftänblich bagufchenft; ber SERann hingegen wirb im allgemeinen gunächft finnlid)=förperlid) fafgintert unb fdjenft er nachträglid) feine feelifche unb geiftige Eigenart bagu." Seshalb wiegt bei ber grau bte förperliche Untreue, beim SERann bte feelifche fchwerer. Unoollftänbige Treubrüche aber — ber förperliche beim SERann, ber feelifche bet ber grau — finb oft leicht ausheilbar. SBenn man aber ben Ehebruch bes SRamtes oft mit beffen „polpgamer" Natur ent=

fdjulbigt, „fo follte man bod) °ud) fonfequenterweife erwarten, bafe jene

polpgamen Herren bet Schöpfung oon ihren oerfchiebenen grauen eine

große Schar oon Ktnbern empfangen unb fü r bi ef e f o r g t e n " .

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© r a f K e p f e r l i n g ü b e t b e n S i n n b e t 6 b e 2 7 9

Aber baoon frört man ntcfrts. Übrigens „finb toir leine Stere mefrr unb oermefrren uns nicfrt mefrr toafrllos, toie bie 33runft es uns befiehlt".

Sie „E fr e f cfr e i b u n g" ift bie natürliche golge eines Efreirrtums ober eines Efrebrucfrs, alfo fein Vergefren, fonbern nur bie äufeere Kon»

fequens eines inneren Unglücfs. Stauer unb Sftitgefüfrl follte fie in uns erregen, nicfrt Entrüftung, Klatfcfrfucfrt unb ricfrteriicfren f>ocfrmut. Sie Efrefcfreibung follte formal=juriftifcfr erleichtert »erben, aber bte Efre- partner follten ficfr bte ©cfreibung diel ernfter überlegen, als bies freut»

zutage oft gefcfriefrt. Es follte alfo mefrr Hemmungen i n n e r e r unb weniger ci u fe e r e r Art für bie Efrefcfreibung geben. Sine „Steuerfrei*

licfr, bie nicfrts »etter ift als '23equemlicfrfeit unb gurcfrt oor peinlicfren Auseinanberfefcungen, ift mel minbertoertiger als eine faubere Efre*

fcfreibung. SBer anbererfeits § r e i fr e i t in ber Siebe fo auffafet, bafe er lebiglicfr feiner Suft nacfrgefren bürfe, ber ift auf falfcfretn 2öeg. „SBer in ber Siebe ftcfrer fafrren unb ftcfr gut oeranfern will, ber mufe innerlich felbft gefeftigt fein unb mit einem einzigen 2Renfcfren oerroacfrfen. Ricfrt jeber ift baju geboren; aber er früte ftcfr, anbere in feine Rufrelofigfeit unb Oberfläcfrlicfrfeit mit bineinzuziefren."

Viele fucfren freute frampffraft unb franffraft nacfr Erlöfung im Erotifcfr-

©ejuellen. Aucfr unfere heutige überfteigerte ©efrnfucfrt, ewtg jung zu bleiben, ftammt bafrer. Aber gefchlechtlkhe Siebe fann feine lefcte Er»

löfung ober 53efriebigung bieten. On ber grofeen Aufgabe, zur fr ö cfr ft e n Siebe zu gelangen, finb toir allein ben Sieren überlegen, ^ebocfr biefe fröcfrfte Siebe ift nicht gebunben an gefcfrlecfrtlicfre Sifferenzierung. Saher bie Anficht oon ben gefcfrlecfrtlofen Engeln. Rur ber ift reif zur ewigen Siebe, ber nicfrt mefrr gefcfrlecfrtlicfr gebunben ift. „Siefe fröcfrfte gorm ber Siebe ift gleicfrbebeutenb mit ber reinen Sebensfreube."

Sas ©efcfrlecfrtlicfre ift alfo fein letjter 5öert, fonbern „nur eine 3wi»

fcfrenform, eine 55rücfe zu Siebe unb ©dwpfung, unb faffen mir Siebe unb ©cböpfung in biefem allerinnerften ©inne auf, fo erfcfreinen uns Kinber unb SBerfe auch nur als ©pmbol bes lebten, ewigen, unoer»

ftänblichen SBunbers."

©raf ^eyferUng1) über bm ©inn 5er

„S ie ©emeinfefraftsform ber Ehe mufe einen befonberen unb f e l b - f t ä n b i g e n © i n n haben. Siebe, gortpflanzungs- unb ©elbfterfral»

iungstrieb fönnen nur Komponenten ihrer bebeuten. Sie Einfamfeit bes Och mufe innerhalb ihrer grunbfäfclicfr gewäfrrleiftet bleiben. Eine folcfre Art oon fröfrerer Einfreit ift nun als gorm wtrfltcfr oorftellbar: f i e

*) ® a s (Efecbucf). Sine neue Sinngebung tm gufammenflang ber Stimmen füferenber geitgenoffen. <£elle, Verlag Niels Kampmann 1925. 429 S .

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2 8 0 © t a f K e p f c t l i n g ü b e t b e n @ i n n b e t S & e

e n t f p r i d) t genau bem B i l b e i ne s e 11 i p t i f d) e n H r af t*

f e I b e s. Sin folches hat atoei felbftänbige Brennpunfte, welche nie ineinanber aufgehen, nie »erfchmelgen fönnen, beten polares ©pan- nungsoerhältnis unaufhaltbar ift, wenn bas Straftfelb als folches be=

ftehen foll" (17).

„3n ber (Ehe gewinnen ©efchled)ts=, gortpflangungs=, 3Birtfchafts=, fogiale, perfönliche unb ©chidfalsgemeinfchaft einen bef o n b e r e n neuen 6 i n n" (18): 3ur 3ch=unb=Su=©pannung im weiteften 33er*

ftanb gibt bie Ehe bie Urform. 3n ihr gehen fosmijche Bebingtheit unb perfönliche greifjeit, bie ihre Aufgaben felbft fefet, eine unauflösliche

©pnthefe ein. 3n ihr oerfcfjmilat bie SBelt ber jatfachen mit ber SBelt ber SBerte" (19).

„B e i ben allermetften SRenfchen bominiert ber Sßille gunt 2eben im

©inne ber Statur. Siefen allen weift bie Ehe ben für fie beftmöglichen SBeg gur Vollenbung. 3n ber Ehe fönnen fie ihr triebhaftes mit ihrem

©eiftigen am eheften, wenn nicht allein, gu höherer Einheit Der*

fchmelgen" (20).

Sie Ehe wirb mi f e oe r f t a nbe n, wenn man in ihr lebiglich ein SKittel fieht, g l ü cf l i d) gu werben. „Eine glücfliche Ehe im felbftfüch*

tigen ©inne beffen, was Verliebte erhoffen, ift feiten." „9Jtit ber Ehe enben nicht, mit ihr beginnen bie eigentlichen Schwierigkeiten bes 2e*

bens. Bewufötes Auf=fich=3tehmen bes 2ebens aber bebeutet ein Auf=

fich=9tehmen oon 2eib" (20 f.). 2Ber bies tut, für ben gibt es ein ^ofi- tipes oberhalb con greube unb 2eib .. ."„San n »erliert bas 2eben burch fein Unglücf feinen ©inn." „Se r Eheftanb ift alfo oon §>aufe aus fein glüdlicher, fonbern ein t r a g i f ch e r 3uftanb. ,2ragifd)‘ nennen wir ben S?onflift, für ben es feine benfbare 2öfung gibt. 3nfofern ift fd)led)t=

hin alles geiftbewujjte 2eben tragifd), benn beffen ganger “’Progefo baut fich auf ber ©törung unb 3erftörung beftehenben ©leichgewichts unb ben fich baraus ergebenben, immer neu entfiehenben ©pannungen auf" (23).

„S ie Ehe ift gerabe beshalb ber 9Dtenfchheit allgemeines 3beal, weil fie, richtig erfafet unb oerwirflicht, Befriebigtheit auf n i e b e r e m 9ti- peau ausfcbliefet unb ebenbaburch ein höheres begrünbet; ihr ©inn ift nicht gu entfpannen, fonbern gu fteigern. Saher rührt es, bafe unglüdlid) Verheiratete an ihrer ©eele feltener ©chaben nehmen als an ber Ehe Befriebigte. Sticht nur wirft Eheunglüd auf bie ©elbftentwidlung poft=

tiner, als burch Erlebnismangel bebingte 2eiblofigfeit — es führt eher gu bem inneren ©lüd, welches bie notwenbtge golge ed)ter Erfüllung ift als jebe nicht lebenftetgernbe Harmonie" (27).

„Se r tieffte ©inn ber Ehe Pom ©tanbpunft bes Eingelnen ift eben

©t e i g e r u n g . SBoraus bann wohl enbgülttg flar wirb, wie finnwibrig

(7)

© r a f K e p f e r l t n g ü b e r b e n 6 i n n b e t <S l) e 2 8 1

bie Vorftellung ber Ehe als eines fixeren Hafens, fowie jebe Ehe- iDtrflidjfett ift, welche im Seichen ber Sattheit fteht" (27).

Es ift barum auch nicht ein Seichen bes H0(hftehens, fonbern bes Sief*

ftanbes, toenn man einer blofeen 2eibenf<haft geborcbenb eine Ehe ein­

geht ober fie aerftört" (26).

Sie Ehe als bipolares Verhältnis ift nur „bei Rioeaugleichheit bet

^Jole" haltbar. Sarin liegt Sinn unb Recht bes überlieferten ©ebotes, bafe ©atten „ e b e n b ü r t i g " fein follen. greilich ©erlangt biefe „Eben»

bürtigfeit" nicht ©leichheit oon Befift unb fojialet Stellung, fonbern geiftig-feelifche Rioeaugleichheit.

Sinnooll ift auch bas ©ebot ber E i n e h e. Sn einem bipolaren Span- nungsDerhältnts fann ein Rlenfd) gan 3 unmöglich mit mehr als ei nem ftehen" (29). „S e r Harem bebeutet, oom SRanne aus betrachtet, je nach Umftänben, ein multipliziertes .Verhältnis', eine Brutanftalt ober ein

^rioatborbell; oom Stanbpunft ber grau jeboct) ein ähnliches wie ber Slmaaonenftaat" (30).

Ein briites, altes ©ebot oerlangt bie U n a u f l ö s l i c h f e i t ber Ehe. Wenn ein Verhältnis feinem W e f e n nad) in ber Einheit zweier

^ole befteht, fo wiberfprid)t „Scheibung" feinem eigenften Begriff. Oeboch p r a 11 i f ch erwetft fid) btes ©ebot als immer fchwerer burchführbar.

„Aber nicht, weil es wiberfinnig wäre, fonbern weil es unter fompli- iierten Verhältntffen immer fchwerer gelingt, eine Ehe, b ie i h r e n R a m e n o e r b i e n t e , 3 u realifieren" (30). So ift bei einer fchlechten

®he S <h e t b u n g fehr oft bas geringere Übel, greilich follte auch alles leichtfertige greien als unmoralifch gelten.

Ehe ift nach allebem lein „ein für allemal feftftehenber S u ft a n b , fonbern eine immer wieber neu ju erfüllenbe Aufgabe"; fie ift leine R a t u r form, fonbern eine K u 11 u rform, beren Sinn nur oom freien SRenfchen oerwtrflidjt werben fann (32).

Unter primitioen Verhältntffen ift barum bas Problem ber r i <h - t i gen © a 11 e n w a h l nicht fchwer ju löfen: je naturnäher bie 3Jlen- fd>en, um fo mehr geht alles „oon felbft", um fo geringere Bebeutung fommmt ihrer Onbioibualität, b. h- ihrer Einjigfeit ju. 9Rit wachfenber Vergeiftigung unb Sifferenjierung ber Onbioibuen wirb bas Problem immer fchwerer lösbar. Om Höchftfall ftellt es fid) fo inbioibuell, bafe bie Vorftellung oom „einjigmöglichen" ©atten wirflidje Berechtigung gewinnt.

Oe nach ber fonfreten Eigenart ber ©atten fann bann aber auch ber Sinn bet Ehe in ber alleroerfchiebenften Weife Erfüllung finben.

Eine minbeftens ebenfo wichtige Kunft wie bie richtige ©attenwahl ift bie bes Verheiratet f e i n s. „W o einmal fo ober anbers bewufet ge­

worben ift, bafe bie Ehe einen tragifchen Spannungs 3 uftanb bebeutet,

(8)

2 8 2 © r a f K e p j e r l i n g ü b e r b e n S i n n b e r £ b e

bort fann biefer ohne immerbar wache Kunft nicht als ein (Erfreuliches unb görberlicbes aufrechterhalten toerben" (35).

2 lls o b e r ft e t ©runbfafe für biefe Kunft ergibt fid) bas ©ebot,

„bie erforberlicbe 55 i ft a n 3 gu pflegen," ba ja bie (Ehe ihrem Sßefen nad) «ein bauernbes ©pannungsoerbältnis gwifcben gtoet unoerfcbmelg=

baren ^olen" fein foll (37). f>ier gilt alfo „bas genaue ©egenteil" beffen, toas Siebespaare fi($ träumen. 3e mebr ein Verhältnis nämlich an fich 3ntimität bebingt, befto mehr bebarf es felbft gefegter Siftangierung.

„3u bem (Enbe fagten fich Ntann unb grau in grantreicbs gebilbetfter Seit nicht ,Su ‘, fonbern ,©ie‘" (38).

Ser 3 to e i t e ©runbfatj ber (Ebefunft forbert, „bafe bas polare ©pan=

nungsoerbältnis auf ber richtigen Ertenntnis bes © 0 n b e r cbaratters ber beiben ^ole aufgebaut werbe unter Vorausfefeung ihrer 0 0 11! 0 m * me n e n ©l e i d ) be r e <h t i gu n g. "

„Sa s 2 ß e i b ift oon Natur ber oerantwortlicbe, auf bas ©emeinwobl bebacbte unb arbeitsfreubige SDtenfcbentppus." 2 lnbererfeits beruht aller SUanneswert auf bem, toas er als „Eingiger", mitbin a u ß e r h a l b ber (Ebebe 3 iebung, leiftet (39). (Es follte als felbftoerftänblicbe Pflicht bes SERannes gelten, bie grau geiftig 3 U befruchten unb berangugieben, ober, too bies unmöglich ift, ihre geiftige (Entwidlung boch nach Kräften 3 U förbern, anftatt ihr babei gu wehren (34). —

Bei ber (Ehe banbelt es fid) nad) all bem ©efagten nicht um eine

„Kongeffion an bas Jcbwadbe unb fünbige gleifcb" (wie bas häufig tbeo=

logifd)es SKifeoerftänbnis ift), fonbern um ein Nlittel böcbfter ©tnnoer=

wirtlicbung. Saraus ergibt fich bie S u t u n f t s p r o g n o f e , „bafe bie Ehe, fern baoon,,überholt* gu werben, mit ber fwberentwidlung ber SIRenfcben oiel mehr an B e b e u t u n g gunebmen wirb" (31).

greilicb folgt aud) aus ber (Eingigartigfeit ber (Ehe unb wacbfenben

©cbwierigteit, ihren ©tnn auf geiftig hoher (Stufe wirtlich gu erfüllen, bafe fie, je weiter bie (Entwidlung fortfcbreitet, „nicht immer mehr, fonbern immer w e n i g e r als bas emsig mögliche Verhältnis ber ©e=

fcblecbter gelten wirb." (Es tommen ja nod) a n b e r e ©etneinfcbafts*

formen in grage. Safe bie Ehe „unter a l l e n Umftänben" bie „b e ft • mögliche Begiebung" fei — biefes Vorurteil mufe enbltd) aud) öffentlich fallen gelaffen werben. 9Bte trofe ber im Vkfen ber Ehe liegenben gor=

berung ber Unauflöslicbteit bod) bie ©cbeibung oft bas geringere Übel ift, als „ein Banb, bas bie Slneinanbergebunbenen erftidt", „fo finb bie Nachteile illegaler Verhältniffe gegenüber fcblecbten Eben bie geringeren, wenn nur bas Verantwortungsgefühl ber Beteiligten grofe genug ift, um jene allein auf ficb 3 U nehmen" (43 f.).

Noch ein SBort über bas ©ebot ber 3! r e u e in ber Ehe. „3e reicher

oeranlagt ein SKenfd) ift, befto oielfältigerer ©efühle ift er fähig,

8U

befto

(9)

g u n a t f c b a r s f p ü b e t ® h e > 8 a m i l » e u n b f e g u e H e g r a g e 2 8 3

mehr 2Renfd)en unb Singen fann unb batf er in ‘öegiebung treten. 3Iber 93ebingung bagu ift, bafe er burd) bas eine bas anbere nicht fcbäbige.

2Bie Diele grauen glauben ftatt beffen aller 93erfcbulbung bar gu fein, wenn fie nur nadjweifen fönnen, bafe fie bem ©atten im üblichen ©inne bie Treue gehalten haben!

f)ier gilt es flar unb rücffidjtslos benfen: Sie gefcf)l ed)tl i d)e Treue bebeutet in begug auf ben magren ©tnn ber Ehe Diel weniger als bie Treue biitjid>tltch ber ©d)icffalsgemetn}cf)aft. 3öer ben Sufammen=

flang ber ©eelen nur gefährbet, bat bereits eine fcbwere ©ünbe auf ficb gelaben. „ 2 Ber eine ©d)idfalsgemeinfd)aft um einer Siebfcfyaft willen ger=

ftört, ber bricht bie Ehe", fei es, bafe er als SERann bie grau oerläfet ober als grau um einer Entgleifung willen ©Reibung oerlangt (45).

Sunaffcfjarefy über Satmlte un b Jeanette

g r a g e 1)

3n bet jüngften Seit lenfen oolfsfunbliche gragen bte grofete 2luf=

merffamfeit ber ©efellfchaft auf fid). Sas ift gang natürlich- Sn bet erften Seit nach ber Oftoberreoolutton batten wir mit ber geftigung unferer reDolutionären Errungenfchaften gu tun. 2lber eine politifche Ne=

oolution ift nicht ©elbftgwed; fie gibt bem 'Proletariat nur ein Söerfgeug in bte f>änbe, mit beffen fjilfe bie ©efellfchaft umgebaut, ber ©ogialis- mus Derwirflicht werben fann. Unter ©ogialismus oerfteljen wir oor allem bie 93ergefellfcbaftlid>ung ber 3ßirtfd)aft. Slber aud) bie öfonomif ift nur ein 9Rittel gur Erlangung beftimmter ©üter, bie bie SERögticbfeit ber Entfaltung aller im 3Renfd)en liegenben gähigfeiten gewähren.

Sem SRenfdjen bie 33lüte bes Sebens — burd) Unterorbnung ber SRaturfräfte unter ibn — 3 U fiebern, bas ift ber Swed ber 3Birtfd>aft.

SBeiter folgt eine höhere Etage, bie Etage bes 33olfslebens. f)ier ent=

fteht bie grage: 3öie foll man bie erreichten ©üter ausnütjen? Stuf biefe grage wollen wir im weiteren eine Antwort fud)en.

Nur ei ne grage braucht man nicht aufguwerfen: SBogu ift bas 2 e=

ben, wogu — bie Siebe ba? Sas ift eine finnlofe grage. 3ßtr empfinben bas Seben als freubebringenbes ©ut. Unb oolles Sebensglüd fönnen wir nur erlangen, wenn wir ben ©ogialismus erreicht haben. (£)ier folgen nun einige Ausführungen über gragen ber 33oIfswirtfd)aft, bte wir auslaffen.)

©er ruffiföe Kuttusminifter, ber „Sommijlat für Volfsaufflärung" 2. befugte

1927

bie beutfeben Kolonien an ber 9Bofga. 93ei biefer ©elegenbeit biett er über bas oben gen. $b«tta einen Vorfrag, ben » ir gefürjt nach bem „9BolgabeutI<hen Scbulbtatt"

(hg. t). Volfsfommiflariat ber Slufflärung u. 2lutonomen ©ojialiftifchen 9täte-9tepub[if ber SBoIgabeuffchen) SJunifKft

1927, ©. 511—515,

»iebergeben.

(10)

2 8 4 S u n a f f c & a r s f p ü b e r £ & e , g a m i l i e u n b [ e j u e U e g r a g e

Sie erfte unb tmchtigfte grage bes 35 o 11 s I e b e n s ift eine toirt=

fchaftli<fte unb eine politifche gugleid): bas ift bie grage bes g a nt i = I i e n I e b e n s. 3öenn bie Reoolution nid)t imftanbe toäre, folche gor- men bes gamilienlebens gu fchaffen, bie ben natürlichen Sutoachs ber Beoölferung fieberten, toenn bet uns bte ©eburtsgiffern toeiterfänten, wie bas in ben erften 3af)ren toar, bann roäre bie Resolution ein Übel, bann bebeutete fie einen Selbftmorboerfuch ber B ö lle r...

greilief) toirb man auf bas Sorf hintoeifen: es fei fruchtbar unb Der- mehre firf) in althergebrachter 3Beife, es tönne bie Sage retten. 3lber bas toirb nur folange ber gall fein, bis getoiffe Softrinen auch in bas Sorf gelangen, tote bas g. B . im Slbenblanb gefchah- Sort hatte fich hinfichtlich ber gamilie bte pfpchologte bes Rentners eingebürgert. 5)te=

fer urteilt fo: Och brauche mir oon ben Kinbern mein Wohlergehen nicht gerftören gu laffen, mir genügen gtoei Ktnber; bis gu 50 Oahren toerbe ich arbeiten, mir ein genügenbes Sümmchen ©elb gufammenfparen, unb bann toerbe ich Kupons ( 3 insfcheine) abfehneiben unb meinem Ber- gnügen leben...

Bei uns ift eine noch gefährlichere Sottrin eingeriffen. Bei uns pre- bigen einige bie oöllige Bernichtung ber gamilie unb freien ©efchlechts«

Perfehr, bas ift natürlich u n fogialiftifch. ©ie fogialiftifche ©efellfchaft toirb bem Singeinen fagen: „(Es ift mir einerlei, toie bu beine (Ehe ein- richteft; ich intereffiere mich nur für bie (Ergiehung ber Ktnber, unb biefe Aufgabe übernehme ich felbft."

2luf biefes 3iel müffen toir jeftt fchon losfteuern. B is gu einem ge- totffen 3llter tönnen bie Kinber in ber gamilie ergogen toerben, toentr bie Eltern ihrer 2 lufgabe getoadjfen finb. 3eboch oon bem Sllter an, too fie gefellfchaftliche Ergiehung brauchen, müffen alle Kinber bie Schule unb fonftige Ergiehungsanftalten befuchen. Oeftt fönnen toir bas letber noch nicht alles beftreiten, toeil toir arm finb. Können toir g. B . fagen: „3eugt fo oiel Ktnber, toie ihr toollt, bie ©efellfchaft toirb fte ergiehen?" Rein, bas tönnen toir nicht! Unfer Staat unterhält 300 000 Ktnber. SDas foftef 50 Millionen Rubel im 3ahr. Unb gubem haben bie Kinberhetme anfangs unbrauchbare ©lieber ber ©efellfchaft ergogen.

Erft gang in ber jüngften Seit haben toir es gelernt, aus biefen Kinbern Menfchen gu machen. Siefe Staatstinber brüden als fchtoere Bürbe auf ben Staatshaushalt, inbem fie in getoiffen gällen über ein Biertel bes Bubgets Derfchlingen...

2ßtr müffen fagen, bafe oorläuftg bas Schicffal ber gamilie in ben f>änben ber eingelnen Bürger liegt. 5)aher müffen toir, toie Senin bas fchon tat, mit Verachtung bie Theorie jener ablehnen, bie fagen: fjof- machen unb Siebe — bas feien alles Erfinbungen bürgerlicher dichter.

Sie ertennen nur etn phpftologifches Bebürfnis an, bas man fchranfen-

(11)

S u n a t f d i a r s f o ü b e r ® f) e , g a m i l i e u n b f e j c u e l l e g r a g e 28 5

los befriedigen bürfe. Sas ift in Wirflichfeit eine Ausbeuter» unb 55e=

brüdertheorie; bas ift bas 35eftreben, unter bem Sedmantel bes 2Ra=

tertalismus unb 9ftarjtsmus bie Verantwortung für bie (Eraiehung ber Kinber oon fich abauteälaen. Um bie Antoenbung einer foldjen Theorie in ber ^rayis au oerhinbern, hat unfer Staat bas ©efefc über bie Alt=

mente gefchaffen...

3Ran behauptet, biefes ©efefc befchüfee bie b ü r g e r l i c h e gorm ber (Ehe. Sas ift nicht wahr. Rach den bürgerlichen ©efefcen ift bie grau bie Stlaoin bes Spannes, ift fie restlos. Siejentge gorm ber (Ehe, bie toir für bie Übergangszeit empfehlen, hat rein gar nichts mit ber bür=

gerlichen gorm ber (Ehe gemein. Unfere ©efefee haben bie grau in ihren Rechten bem SSRanne gleidjgeftellt. greilich genügt ein biofees ©efefe noch nicht. (Es mufe aud) reftlos in bie Wirflichfeit umgefetjt toerben.

Sie bürgerliche gamilie beruht auf öfonomifcher Verfflaoung. Aber aud) bei uns fteht bie grau nod) unter bem Srud bes häuslichen Herbes, ber Küche, bes Wafdjtrogs unb ber Wiege. Sas alles macht bas Haus au einer Hölle für bie grau, oerurteilt fie au futtureller Rüdftänbigfeit.

Ratürliih fann bie Haustoirtfchaft — biefe Schmach ber SKenfchheit

— nur burch ihre Vergefellfchaftlichung oernichtet toerben. Sampf=

toäfchereien, öffentliche Küchen, Klubs — bas ift bie gront, an ber toir ber Haustoirtfchaft ben 2obesftofe oerfefcen toerben.

SRan toirb mir ertoibern: „Sa s liegt noch in wettern gelb; toas foll aber bis bahin gefchehen?" ©ewife genügt bas, toas toir bisher auf biefem ©ebiete erreicht haben, noch nicht. Aber folange bas (Erreichte noch nicht aulänglich ift, fann nur eine blofee 9Roral oorgefdjlagen toer=

ben: Oeber mufe oon ber (Einftcht burchbrungen fein, bafe man ber g r a u bie S R ö g l i c h f e i t au geben h a t , fid) g l e i c h mä ß i g mi t bem S R a n n e au e n t t o i d e l n , fogar aum Ra<hteile bes Rlannes.

(Einige Rlänner fragen: „S a follen toir toohl bie Wiege fdjaufeln?"

SatoohU (Ein fich gegenfettig liebenbes (Ehepaar mufe fich fo einrichten, bafe bte grau nicht im Rad)tetle bleibt.

Sine glüdltdje (Ehe au fchaffen, ift eine Kunft. Wenn man tn bte (Ehe treten teilt, mufe man auch wählen fönnen. Sie fünftigen (Eheleute müf=

fen Sorge tragen, bafe fie aueinanber paffen, bafe bas gamiltenleben au<h ein harmonifches fein fann. Rur berjenige oerhätt ficf) leichtfinnig aur (Ehe, ber bie baraus fltefeenbe Verantwortung für bie gamilie nicht tragen toill. Auch in ber fommuniftifchen gartet hat fi<h biefes Übet eingeniftet. (Es gibt nicht toenige “’Parteigenoffen, bte bie grau ohne Rot, nur um ihrer Vequemlichfeit willen, immerau bie grucht abtreiben taf­

fen, obgleich fie oor altem toiffen müffen, bafe jeber Abortus bte ©efunb*

heit ber grau aerftört, ja ihr 2 eben bebroht.

(12)

2 8 6 £ u n a t f < h a r s t p ü b e t ( Eh e , g a m i l i e u n b j e j u e 11 e g r a g e

Sluch unter ben 3ugenb»erbänblern gibt es folche fjelben. f>at ba fülltet) im ©ou»ernement Racfanj ein Ougenboerbänbler fogar ein Runbfchreiben an feine Ougenbgenoffen ergeben laffen, in bem er unter anberm ausfüfjrt: „Siebe unb f>ofmad)eret finb Kälberjärtlid)feiten"...

3d) möchte ben jungen Rtann fragen, inwiefern ein Kalb fcfylecfrter {ft als ein Komfomolift1). SBenn hier ein wirfücher Unterfchieb norliegt, bann juungunften bes lefeteren. 2 >as Kalb äufeert, feiner Ratur treu=

bleibenb, natürliche 3 ärtlid)teitsgefül)le.

©iefe 2lnfid)t eines Seils ber tommuniftifcfjen 3ugenb ift ein übler Rad)fiang bes Rihilistnus ber 60er 3ahre, ber nur eine naefte Phpfw=

logte anerfannte. ®as ift unwiffenfchaftlich. 3n ber Ratur, in ber Pflan=

3 en= unb Sierwelt ift bie gortpflanjung ein feierlicher 2 lft: bas ©uften ber Vlurnen, bie bunte SSefieberung ber Vögel — all bas finb 33egleit=

erfcheinungen bes gortpflanjungsaftes.

SBenn mir ber Konfomolift fagt, bafe er bie fejuelle grage einfach löfe, bafe er feine 3 ärtlid)feiten empftnbe, fo benfe ich mir, bafe er mit einer getoiffen Kranfheit (Rlännerfchwäche) behaftet ift, bafe er feine bio=

logifdje Potenj befifet ober fie »orjeitig »ergeubet hat.

©as „fwfmachen" bebeutet bas gegenfeitige ©uchen gweier 3Ren=

fchen, bas 6 treben, fich einen paffenben Partner ausjuwählen. Rtanche Konfomoliften halten bas f>ofmachen fogar für „Konterrevolution"; in ber Sat bleibt aber oon ihrer „freien" 33ehanblung ber grau nur nod) ein ©chritt bis jur Roheit...

Übel fteht es bei uns mit ben E j j ef c hei bungen. 6 s gibt ©e=

noffen, bie fid) bamit brüften, bafe fie fid) brei=, oiermal im 3ahre haben fcheiben laffen. (Solche häufigen ©cheibungen finb unjuläffig. Eine ga*

milie barf nur im äufeerften gall jerriffen werben, wenn ber Eharafter ber Eheleute wirtlich nicht ein weiteres Sufammenleben erlaubt. SKan mufe beffen eingebenf fein, bafe bie 2 luflöfung ber gamilie mit grofeen Seiben für bie fid) Srennenben oerbunben ift, unb bafe biefer ‘öruch »or allem eine tiefe ©pur in ben Kinbern jurüdläfet.

$te ©runbjäfee bes 2lufbaus unferes Volfslebens jtelen auf bie 93er=

gefellfd)aftlid)ung hin. 3um 33etfpiel: bie SBohnung ber 3ufunft fann man fid) als Kompleye »on Etnfamtlten=Sanbhäufern mit gemeinfamem Klub, gemeinfamer Küche, gemetnfamer Sßäfcherei ufw. »orftellen. ©chon jefct haben wir ©tüdchen eines foldjen neuen Volfslebens aufguweifen, welche ©tüdchen eines wtrfltchen ©osialismus barftellen. 3 um Veifpiel bas §>aus ber Sruderfommune in Rlosfau ober bie Slrbeiterfieblung bet 33afu...

r ) „ K om fo m o l" ift bie Bezeichnung eines [ehr oerbreiteten rufiijcbcn 3ugenbt>er- banbs, ber Augenblicke bis ju n t 23. Cebensjafer um faß t unb fie tm ©eifte bes Bolfcfee-

» is m u s erjieben fott. (® . £ g .) .

(13)

S i e g c b i l b e t e H a u s f r a u i n S t o r b a m e r U a 2 8 7

3um Schlufe nod) ein paar 3öorte über brei «richtige gaftoren bes Volfslebens: R e l i g i o n , 9Jt o r a l , S? u n ft. ®ie R e l i g i o n ift eines ber größten fnnberniffe beim Aufbau eines neuen Volfslebens.

Obre ©runbeigenfchaft ift, tröftenb auf bie 3Renfd)en gu toirfen. Sßenn bas geben fo gut geregelt fein toirb, bafe bie 9Jlenfd)en feines Sroftes oon biefer ©eite mehr bebürfen, bann toirb bie Religion oon felbft ab=

fterben. 33is baljin müffen toir jebod) antireligiöfe “’Propaganba treiben, um ben 'Progefe bes Übergangs gum neuen Volfsleben gu befd)leunigen.

2ßas bie SRoral betrifft, fo hat Senin beutlid) erflärt, bafe toir, bie 9te=

ligion ablehnenb, bie 2R o r a l bejahen. 2Bir finb feine Asfeten, toir finb für ben Sebensgenufe, aber biefer ©enufe barf ben Organismus nicht gerftören. Auch bürfen bie 33eftrebungen bes (Einzelnen ben 3n- tereffen ber ©emeinfehaft nicht gutoiberlaufen. ©a ift es bie Aufgabe ber & u n ft, unfere ©efühle gu organifieren, unfere SKeroen fo gu rich=

ten unb gu lenfen, toie es bie Ontereffen unferer Älaffe, ber Kampf um bie neue fogialiftfche ©efellfchaftsorbnung forbern. —

(Auf einige ber gabireichen gragegettel anttoortenb, ertoiberte Sunat»

fcharffp auf bie grage: „ 2 Bas ift Siebe?" folgenbermafeen: „Söenn ber gragefteller ein älterer 3Renfch ift, mag er fich beffen e r i n n e r n , toas Siebe ift; ift er jung, bann mufe er noch to a r t e n ; follte es aber ein Sftenfd) mittlerer Oahre fein, bann — tut er mir leib." — Allgemeines

©elächter!)

Dte geMföcfe ipausfrau in SJlor&amerifa

3n ben Vereinigten ©taaten oon 9torbamerifa hat fid) feit bem Kriege Me 3ahl ber ©tubentinnen ettoa oerboppelt. 3e mehr bie grauen bie 9Köglid)feit haben, fich felbft gu oerforgen, um fo toeniger bebürfen fie gur Verforgung ber Ehe. @o toirb es oerftänblid), bafe man im 3ntereffe ber Volfs= unb ©taatserhaltung unb ber Slaffeoerbefferung gerabe folcben grauen Ehe unb gamilte toieber angiehenber gu machen fud)t.

©o hat man ben beftehenben gafultäten neue 3nftitute angegliebert, in benen alles gelehrt toirb, toas eine mobern=benfenbe, gebilbete grau als SKutter unb Setterin bes f>aushalts toiffen mufe. SJtan befd)äftigt fich hier befonbers mit ber grage, toeld>es SERilieu unb welche Einflüffe bie phpfifdje, pfpchifche unb moralifche ßnttoidlung bes 3nbioibuums am meiften förbern; toas neben Vlut, Vererbung, Auslefe bie Sebensoer*

hältniffe unb bie Umgebung für bie f»ebung ber 9taffe bebeuten. SJlan macht bie ©tubentinnen auch befannt mit bem toirtfchaftlichen unb fo=

gialen ©ebiet, mit ben Verhältniffen ber ©emeinben, mit Schulen, 53iblto=

tbelen, SERufeen, öffentlichen Spielpläfeen, Krippen, fjorten, S?inber=

gärten, mit fird)lichen unb Sßohlfahrtseinrichtungen, 3ugenboereint-

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2 8 8 © i e g e b i l b e t e f j a t t s f r a u i n S t o r b a m e r i l a

gungen ufw. SSJtan betreibt aud) 9taturwiffenfcbaften, Nationalöfonomie unb ‘’Pfpcbologie, freilich lebiglicb im fiinblid auf bas, was für gamilte unb He'm baraus gu lernen ift. (So fud)t man bie Begiebungen gwifcben ffiiffenfcbaft unb Seben, |)ocbfcbuIe unb ^ rajis möglid)ft innig gu ge- ftalten.

3n Norbamerifa batte fdjon lange eine wabre glud)t oor bem Haus­

halt fid) oerbreitet, gamilienbotels, Klubbäufer unb Anftalten ähnlicher Art waren bem entgegengetommen. 3efet geigt fid) wieber als Nealtion bagegen ein entfprecbenber 3ug „gurüd ins eigene Heim". 60 breitet fid) aud) bie Übergeugung aus, bafe bie gäbigfeit, ein wirflicbes „Heim"

gu fcbaffen unb gu leiten, für jebe grau wertooll fei, gleichgültig, ob fie einmal beirate ober als Sebige im Berufsleben ftebe. greilid) „Sllaoe bes Heims" — wie es oielfad) bie Hausfrau alten Stils war — will man nicht wieber werben. Aber man erfennt bod), bafe „Heim" etwas bebeutet, was unabhängig ift oon ©rofee, Sage unb Einrichtung ber

^Bohnung, oon Bebienungsmöglicbfeiten unb SBochenarbeitspIan.

So finbet man benn beute in Amerifa, bafe grauen, bie als 9tebaf=

teurinnen, Bürochefs ufw. einflufereicbe Stellungen innehaben, mit ein­

facher Selbftoerftänblicbfeit unb ‘JBürbe — ohne falfcbe Scham ober ein SBort ber „Entfcbulbigung" gegenüber ©äften — bie Arbeiten bes 3u=

ricbtens, Kochens, Abtragens, Aufwafd)ens oerricbten.

gür bie grauen b 0 d) f d) u l e n bebeutet es eine wertoolle Erweite­

rung, bafe fie neben ben wiffenfcbaftlicb arbeitenben Stubentinnen aud) in fteigenbem SERafee folcben bienen, bie wefentlicb gum grauen- unb 2Rutterberuf fid) ausbilben wollen. Aber aud) ben Stubentinnen ber erften Art möchte man neben ihrem beruflichen 5tüftgeug gletcbfam einen allgemeinen Kulturbintergrunb mitgeben, einen weiteren Horigont, oon bem aus bie ‘'Probleme bes Alltagslebens angupaden finb unb fo etwas wie pbilofopbifcbe Ergiebung gum gamilienleben. So follen bie Stuben­

tinnen gu fogialem Verantwortlichfeitsgefübl ergogen werben unb An­

leitung erhalten, bie Verrichtungen ber Hausfrau oom höheren Stanb- punft aus gu betrachten. So follen fie bagu fommen, bem Einerlei ber Hausfrauenpflidjten oertieftes 3ntereffe entgegengubringen unb bie Häus- liebfeit fpftematifch unb mobernen Anfprücben entfprechenb gu geftalten.

Siefe Anleitung ift praftifch beshalb fo bebeutfam, weil bie Statiftif geigt, bafe 60 ^Progent ber Stubentinnen ber grauenbodjfcbulen fpäter heiraten, greilid) um in Amerifa — bei bem oölligen SKangel an „Sienftmäbcben"

in unferem Sinne — ein wirflicbes „Heim" gu fcbaffen, bebarf es nicht nur ber Verwenbung ber mobernen, arbettfparenben Haus- unb Küchen- einrichtungen, fonbern aud) jener inneren Höhe unb Selbftgudjt, bie bem SJtanne es oerbietet, ‘’Pafdja-Allüren gu geigen, unb ber grau, fich als

„^ufenärrin" gu betätigen.

(15)

St 1 3 11 i d) e 23 e r a t u ti g ddi bet £ i> e 289

S a unfere Verhältniffe oielfach bie STenbeng geigen, fid) ben amerifa*

nifchen angugleichen, fo toirb es gut fein, toenn toir bte (Entwidlung ber grauenbilbung brüben aufmerffam oerfolgen.

Beratung t>or 5er

(Eigentlich ift es eine felbffoerftänblicfye Wahrheit, unb bod) mufe fie immer toieber betont toerben: welch ungeheuere 23ebeutung bie (Ehe im ßeben ber beteiligten fpielt. 3ft in il>r alles, toie es fein foll, fo tann tm übrigen oiel Unglüd unb Seib ertragen toerben. Sie faft »idjtigfte Vor=

bebingung au einer glüdlichen (Ehe ift aber ©efunbheit, unb 3 toar Körper­

liche unb geiftige ©efunbheit beiber ©atten, unb eine möglichft fiebere

©etoäfjr für bie Vererbung biefer ©efunbheit auf bie Kinber. (Erftaun- licfjertoeife toirb aber t>on ben meiften SJtenfchen — aud) oon folgen, bie fonft nicht oberflächlich ober »eranttoortungslos finb — bie grage ber ©efunbheit als eine nebenfäcf)lid)e öielleid)t nicht gerabegu erflärt, aber bod) nur als eine nebenfä<hlt<he berüdfid>tigt. Statt bafe man mit aller ©rünblichfeit unb allem (Ernft fid) bie grage ber ausreidjenben förperlichen unb geiftigen ©efunbheit überlegte, läfet man fid) genügen, ettoa an bem gefunben 2 lusfehen bes Partners, ber bod) meift in einem 2 llter unb — als unoerljeiratet — in einer oerhältnismäfeig forgen»

freien Sage ift, fo bafe fogar fchwer erblich belaftete unb gefährbete ©e=

junbheit biefe paar fwhenjahre ftanbhält. W ie anbers aber, toenn biefe Scheinblüte nicht mehr oon ber erften Ougenbfraft aufrechtgehalten toirb, toenn bie Slnforberungen bes 23erufs unb bes Sebens toeber bie äufeere noch bie innere Wiberftanbsfraft finben? Vor allem toie bann, toenn törperliche ober geiftige Sefefte ber (Eltern ober ber gamilie an benKinbernberoortreten?!Ser Sammer ift oft nicht in Worte 3 u faffen.

Sarum follte jeber heranreifenbe 9Jtenfd) immer unb immer toieber barauf hingetoiefen toerben, toie fehr bei einer (Ehefchliefeung bie ©e=

funbheitsfrage ertoogen toerben mufe. Unb 3 toar ift es notig, bafe unfere 3ugenb nicht erft im heiratsfähigen Sllter barüber genauen 23efd)eib erhält, ober bie grage erft näher erwägt, toenn ihre Steigung fich fchon für jentanb entfliehen hat. Rein, bas Wiffen über biefe Singe mufe ihr 0 0 r h e r fchon 3 u einer Selbftoerftänblichfeit, ja 3 U einem fieberen 3n- ftinft geworben fein. Sas toirb fte feltener in ben tragifdjen Konflift bringen, 3 toifd)en Reigung unb ernfter Verantwortung wählen 3 U müffen.

Wann ift eine (Ehefchliefeung aus gefunbheitlidjen ©rünben 3 u wtber=

raten? 3n erfter Sinie ba, wo Seichen einer geiftigen Kranfheit fich be=

merfbar machen ober folche Kranfheit öfters tn ber gamilie fchon oor=

gefommen ift. S ie er bl t dj e 25e l a f t u ng einer gamilie mit för»

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290 $ t t a t l i c h e “B e r a t u n g ß o r b e t ® t) e

perlicher obet geiftiger Kranfheit läßt eine et)eltcf)e Verbinbung mit einer ihrer Angehörigen aufs bringenbfte roiberraten. (Erbitte Velaftung mit

© e i f t e s f r a n f h e t t , aber auch m i t E p i l e p f i e , T r u n f f u c h t , 9 R o r p h i n i s m u s , K o f a i n i s m u s ift nid)t nur fo furd)tbar, roeil fie ben Ehegatten bebroht, ber aus folget gamilie ftammt, fonbern toeil toieberum bie Kinber oon biefem Erbe aufs fdjwerfte gefährbet finb, ja, toeil fifton toährenb ihrer erften Entwidlung birefte ©chäbtgung 3 U befürchten ift. —

SBeiter gehören aud) fog. fonftitutionelle Selben, wie 3 u d e r = unb 3 3 l u t e r ! r a n ! h e i t ju benen, bie bie Nachfommen bebrohen.

Sas Sd)idfal, aus einer SSluterfamilie ju ftammen, bas helfet, 3 u ben 9Renfd)en gu gehören, bie fich bei geringfter Verlegung gu Tobe bluten, belaftet befonbers bie SRäbchen, toeil fie biefe Eigenfchaft weiter 3 u oer- erben fdjeinen. — Safe b e i t u b e r f u l ö f e r Erlranfung nicht geheiratet werben follte, ift fchon allgemeiner befannt. Es ift ja ohne weiteres flar, welche ungeheuere Slnftedungsgefahr für bie Umgebung in bem 2lus=

wurf ber Kranfen liegt, bie an offener Tuberfulofe ber Sungen- unb ßuftwege leiben. Sie Kinber fold)er Eltern finb nicht nur burch 2ln=

ftedung, fonbern auch burd) Vererbung natürlich boppelt bebroht. — 2lls ein Verbrechen aber mufe es begeidjnet werben, wenn eine Ehe gefchloffen wirb trofc einer fog. ©e f c h l e c h t s f r a n f h e i t . Siefe Kranfbeiten finb barum als fo befonbers oerhängnisooll ansufehen, weil ihre Erreger noch Oabre nad) ber fcheinbaren Teilung fid) im Körper wirfungs= unb anftedungsfähig erhalten. Nur bas Urteil eines gewiffen- haften 2 lr 3 tes oermag 3 U entfeheiben, ob geheiratet werben barf.

2luf ä r 3 t l i d) e B e r a t u n g oor ber E h e follte eigentlich im­

mer gebrungen werben. Sie fo notwenbige oöllige Klarheit über ben

©efunbheits 3 uftanb beiber Teile fann nur auf folche SEBeife erhalten werben. Ser f>ausar 3 t, ber oft mehrere ©enerationen einer gamilie fennt, ift wohl ber befte Verater bafür; er wirb bei befonberen gällen aud) entfeheiben fönnen, ob unb welker gad>ar 3 t 3 uge 3 ogen werben mufe. £>ier burch Nachläffigfeit, Unwiffenheit ober burd) falfche 6 djam bas ©lüd sweier unb mehr SERenfchen aufs Spiel 3 U fetjen, follte immer unmöglicher gemacht werben. Nichtige Ergiehung unb gefunbheitliche Slufflärung ber 3ugenb, ftarfes Verantwortungsbewufetfein ber Eltern müßte es oerhinbern, bafe junge Seute eine Ehe fd>liefeen, bie fchon ben Keim bes Unglüds unb ber fchwerften menfchlichen Tragöbien in fich fd)liefeen. 3u ben ernfteften Pflichten ber 3Rutter wirb es oor allem gehören, hier ben heranmachfenben Ktnbern ben SSillen 3 U oölliger ©e»

funbhett für fich unb bie sufünftige ©eneration ein 3 upflan 3 en. Senn

befonbers bie SERütter finb es ja oor allem, benen bas innere ©lüd, bas

förperliche unb geiftige ©ebeihen ihrer gamilie anoertraut ift. —

(17)

® a s „SBer!" b e t S t a u 291

£>as „Sßerf“ 5er grau

Von sp a u lo S ö le fic r- 'p ia fe , ©iejjen

3ch trage ein ©eheimnis. 3ch trage es immer mit mir, aud) bes Rachts. ©erabe bes Rachts, »eil fonft bie Rächte fo bunlel unb mübe machen. Unb bes Sags mufe ich es bei mir tragen, weil bie Sage fonft fo ruhelos finb unb fo freubearm. Riemanb tennt mein ©etjeimnis, nur man^e ahnen es. 34) barf meine Augen wohl nicht fo blau unb hell auffctjlagen, fonft fragt man mid): toas erlebft bu, beine Augen ftratjlen ja? Aber mein ©eheimnis ftrahlt. — Ob mein gefchloffener 2Runb in feiner wiffenb-heiteren Sinie es oerrät, weil man mid) fragt: ®u lädjelft unb es finb fo ernfte Seiten?! — 3a, aber nur fiftt mir ber (Ernft nicht im SRunbe, fonbern tief im Herjen, unb er fifot bort fo heimbered) tigt, bafe id) i^n längft niebt mehr bitte: ©eh! SERit wem tonnte ich fonft alle meine fragen unb «Sorgen befprechen! W ie ohne ihn nicht bie Rächte burchwachen, Auswege fud)enb, ftatt mid) ju mahnen: bleibe froh unb tapfer! Aber ich habe ein ©eheimnis. Anberen täme es oielleicht arm- felig oor, barum trage ich es ungeaetgt in mir. 3n ftiller Rächt tritt es heran, unb wir fchauen uns ftumm ins Angeficht. Unb je länger ich mein ©eheimnis betrachte, befto gröfeer wirb es, befto leuchtenber unb bebeutungsreicher. Rtein Alltag, ber mir alltäglich fd)ien, wirb ba feier­

lich, unb mein Sagewerf, bas tlein unb ärmlich neben mir liegt, erhält Schimmer unb ©röfee. greilich, in einem lefcten, heimlichen W in!el nagt unb {lagt es in mir: W as bift bu? Su bift Hausfrau, n u r Hausfrau!

Alte Probleme winfen, alte neue 3been, Entwürfe, Sinien, 3ufammen=

hänge, garben, Söfungen weinen ungelöft oorüber. 3ft es nicht Sünbe, fein ^Sfunb oergraben?! Sünbe, Sü n b e,---- wo ift mein W er!?

grüher, wollt’ ich da nicht einmal ein W erl fchaffen... irgenbeines?

Rur fagen follt’ es oom Unfagbaren; nur faffen follt’ es bas Unfaßbare, ob in garben, in Spftemen, in Sönen. gaffen wollt’ id) es, fagen wollt’

ich es, um bann gereift unb fertig au fterben. Hab’ id) nicht fo, gleich jebem fd)öpferifd)en Rtenfchen, mein W er! unb mein (Enbe oorausgewollt unb geplant? Unb nun? . . . .

Unb nun? 3n ftiller Rächt fehe ich meinem ©eheimnis ftumm ins An­

geficht, unb ich wälae meine (Einftcht unb mein Wollen unb mein ßebens- aiel um. 3<h habe jefct ein tieferes, ein innerlicheres. (Es heifet nicht: es faffen, es fagen unb fterben, fonbern es heifet: es faffen, fchweigen unb leben! gertig fein ift fd)ön---- aber es ift ber Sob; fertig we r b e n ift fchöner, benn es ift bas Seben. Ss ift Kraft, Sätigleit unb Sieg. Rur bewufet mufe bu betnes fchaffenben ©lüdes werben, grau unb Schwefter- feele. 5)u ! I a g ft: ich werbe nie fertig! Verfuche einmal au j u b e l n : ich werbe nie fertig! 5)o<h bu trauerft: mein W er!, mein Sebenswer!,

‘^bilofopbie unb Seben. I V . 2 0

(18)

292 2 l u s j p r a f e

bas ich oollbringen toollte, wo blieb bas? Sin SÜöerf, bas allen not tut, bas alle ergeben follte, alle ftärfen follte. Es blieb ungetan---- unb id) leibe. 3öo es blieb... toas fragft bu? ®u ftet)ft betnem Söerf fo nabe, bafe bu es nicht fiebft: ®u felber bift im Sßerben als bein ftilles, bein grofees Sebenstoerf. (Es gibt ©röfeeres als Schöpfungen in gar*

ben, in Spftemen, in tönen: aus fid) felber einen bienenben, herrfcfjen- ben SSRenfchen machen, ein gafebares com Unfafebaren. . . .

grau, fmusfrau, 3Rutlofe, (Entfagenbe, a l l e n Sienenbe, alles ßeiftenbe: haft bu gülle in bir unb Schöpferifches unb SPtittelpunft*

fehnfud)t, fo oergife ben Sch tour beiner Ougenb nicht, oergife bein 3B e r ! nicht in all beinern tagtoer! unb Klemmer!: arbeite an bir felber als an betnem grofeen 3öer! unb Sßeifpiel!

3u bir aber, bu grau, bu fjausfrau, bu Schtoefterfeele, gu bir rebe id), gu bir, bie burd) Kleines grofe toerben foll. Su braudjft mein ©eheimnis, bir gebe id) mein ©eheimnis: tu e a l l e s f chei nbar ©etoöhn*

l i c h e u n ge t o ö hn l i d ) g u t ! —

2(usjprad)ß

9lod)tnals § 175 bes Strafgefetjbuches

3Jtotto: „3tebe id) »on fdjmuöigen Singen? Sas ift mit n ift bas © f limmfte.

S tift, toenn bie SBahrheit ffmutjig ift, fon=

betn wenn fie feift ift, fteigt ber Ertennenbe ungern in ihr SBaffer."

Stieöffe, garattjuftra.

SKanfen Sefern wirb es peintif fein, bafe id) nochmals füt eine 3lusfptafe über

§ 175 Jtaum gebe. 2tber meine 8u[age freier Stusfpraf e cerpftid)tet m if baju.

g te ilif t)abe id) barüber 3U wachen, bafe bie Slusfpraf e f a d) I i d) fei. Saturn mufete ich manche certefienben ©teilen bet Suffriften tilgen ober milbern. Stuf habe id) Unroefentlifes mit “Küdficht auf meine 9taumnot weggelaffen. 21.2Jt.

I.

3n (Erwiberung auf ben 2Ittifel ,,3u § 175 bes ©trafgefefjbuches" (3a£>rg. 1927, 9to».=|jeft ©. 378 f.) erlaube id) mir hiermit ju erlläten: 3cf) befenne mich ohne

©feu als einen »on benen, bie ber §err Einfenber bie „Partei bes unoerftänbigen Pöbels" ju nennen beliebt unb fotbere mit meinen Patteigenoffen bie Beibehaltung bes § 175, feine SSerff ätfung (gudjfljaus), feine Erweiterung (auf bie grauen), enb»

l i f bie rüdfidjlsloje Sachführung burd) bie ©taatsanwaltfchaft. (golgt |jintoeis auf einen einzelnen gall.)

3 f erinnere mich mit 2lbff eu bet Propaganba, bie füt biefe unfaubete S a fe »ot etwa 25 Sauren in ©jene gefegt würbe unb bie barauf abzielte, bas ffeufelife Saftet als ganz harmlos ^injufteUen. SRan hatte faft ben Einbtud, als follte es in unferem 33ol!e weiter »erbreitet werben.

3f betlage bie ©fanbalprojeffe, bie Seutfflanb in bet SBeltmeinung berabfefjten, meffe aber bie © fulb baran ben gürften unb ©rafen bei, bie in t£>rer äügellofen ©e- nufefuft unter bas Siet hetabgefunfen waren, unb nicht benen, bfe mit bem 23efen bes § 175 ben ©fall ausjumiften fuften.

3d> »erurteile bie Erpreffungen, weife aber ein ausgezeichnetes SKittel, fid) gegen fie äu (fügen: Sftan foll feinen tranthaften Stieben SBiberftanb leiften.

(19)

A u s f p r a c h e 29 3 Safe ber Schuft 6er 3ugenb in unferer geüfchrift für jelbftoerftänblid) gehalten

»irb, ftctlc td) mit Vefriebigung feft. Aber fraon ber 9came biefes ctelt>afteften aller ßafter f®äberaftte: Knabenliebe) lcl)tt uns, bafe biefe Verbreitet ficf> befonbers ju Knaben bingejogen füllen, unb je mefjr es fid) ausbreitet, befto mehr ift gerabe bie 3ugenb gefäbtbet . . .

©raf Kep|erling hält es für nüftlid), in feinem Kampf gegen § 175 ein „Iräftiges Sßörtlein" au gebrauten. (Er hätte es nicbt tun follen. (Eine „(Ethif", bie auch füt folche Singe foldjes Verftänbnis aufbringt, fann mir geftofjlen »erben.

S a s Verbot tcijc bie franfbaft Veranlagten jur Übertretung, fagt ©raf Kepfer- ling. Alfo fort mit bem ganzen ©trafgefeftbud), benn j e b e r ^Jaragrapb ceijt jur Übertretung, unb ü b e r a 11 ift, oon ber faufalen Seite aus gefehen, irgenbeine pbp- fiologifche ober pfpd)ifd)e SAwäche bie iltfadje ber Verfehlung! A b e r ber M e n f d) ift bod) f r e i , i ft p r a t t i f c f ) f r e i , behauptet berfelbe ©raf Kepferling (fietjc Oftoberbeft 1927, ©. 288), er fann bie Steigung bejahen ober oerneinen. Ober nur bie gefunbe, bie franfbafte nicbt? Ober foll bas nur für bie armen ‘■JJäberaften nicht gelten?

Unb es ift aud) gar nicht richtig, bafe biefes wiberwärtige ßafter ftets aus einer franlhaften Veranlagung hetoorgehf. 5Bie oft fehen toir, bafe Menjchen, beren ©enufe=

fähigteii burch Mi&braucb bes Sßetbes abgeftumpft ift, in ber ‘•päberaftie einen neuen Sinnenfiftel juchen — es finb meift reiche Müfeiggänger, bie oon ber Arbeit anberer leben unb baneben auch in „Kultur" machen. Auch gefunbe Menjchen fönnen burch Verführung, befonbers oor (Eintritt ber oollen Pubertät, au ^äberaften gemacht toerben.

3m Oftoberheft haben totr gelefen »on ber Urfraft ber ^rimitioen, religiöfe ©pm- bole 3U fetjen. ©ollte fid) biefe Urfraft nicht auch in bet ©efeung ethifdjer ©pmbole bewähren? Sann hätten toit ein folcbes ©pmbol in bet ©age »on ©obom unb

©omorrba. S e r unoerborbene Menfcb fann fid) ben fobomitifd>en greoel nur gefühnt benfen burd» bie furchtbarfte ©träfe, bie feine (Einbilbungsfraft ju finben »ermag:

Vertilgung burd) Seuer unb Schwefel »om Himmel!

Sie fatfjolifche Kirche fteht biefer Auffaffung nahe, toenn fie bie fobomitifcf)e ©ünbe ju ben himmelfchteienben rechnet, unb auf bas Sentrum fefce id) benn auch in biefer Sache meine Hoffnung.

Dixi et salvavi animam meam!

Dr. phil. 9lubolf ßetnen.

n.

Antwort bes Vrieffchieibers »om 3Jooember 1927.

3Benn ich bie (Erwiberung bes Hettn Dr. Jlubolf ßeinen Iefe, fo frage ich mich immer toieber: welche Volfsfd)id)ten wohl mehr SBahrheitsliebe unb ©ered)tigfeits- gefühl befiften, bie Arbeiterfreife, bie fich mit wahrem Heifehunger auf bie (Ergebniffe ber wiffenfchaftlichen gorfchung ftürjen, um ehrlicher- unb anftänbigerweife bie Kon- fequenjen baraus ju jiehen — ober bie fogenannten ©ebilbeten, bie an ben Wich*

tigften unb ernfteften (Erfenntnisrefultaten ber wiffenfchaftlichen Arbeit hochmütig »or- übergehen.

Siefe Menfdjen haben aus ber Vlütejeit griechifcher Kunft unb griechifchen Helfen»

tums nichts gelernt unb binben fich oor ber Satfadje, bafe bie mannmännliche ßiebe in biefer ©lanjepoche menfd)lid>et Schönheit unb menschlicher ©röfee ein Kulturfaftor erften Stanges war, wie alte Vetfchweftern oor bem Silbe eines nadten Mannes prübe bie Augen au. ©ie fönnen fich alle, bis au ben 9iegterungs=3uriften hinauf, bas 6<hu(gelb wiebergeben laffen, was für fie umfonft gejablt würbe an ben ©pmnafien unb an ben Unioerfitäten, wo fie nach gtiechifchem Vorbilbe ihre (Eraiebung genoffen haben unb wo fie taufenb Möglichfeiten haften, fich in bie Mpfterien bes (Eros au »er»

tiefen, bie biefer wunderbaren ^eriobe bes Menfchheitsfrühlings männlichen Sinn unb männlichen ©eift »erliehen unb bie ihrem überragenben gührertum bie göttliche gauber- fraft ewiger 3ugenb gaben!

(Es ift einfach eine Ungerechtigfeif, ben (Einjelfall einer gewiffenlofen Knabenoerfüh- rung, bie jeber anftänbige Knabenfreunb genau ebenfo oerurteilt unb »erbammt, wie jeber anftänbige Mäbchenfreunb M ä b <h e n oerführung, au » e r a l l g e m e i n e t n ,

20*

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6 tatt nach finnlofen ßeiben werben wir alfo allgemein nach finn- lofen 6 e($ungen negatioer SBcrte fragen. 3lber auch U)tr anberen müffen oerlangen, baß ©ott

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(Es hanbelt fich nicht um ein benfnot»en- biges Srfchliefeen ©ottes aus ber Welt als bem Werfe ©ottes, »ielmehr um eine Wahrnehmbarfeit ©ottes auf ©runb einer befonberen,