• Nie Znaleziono Wyników

Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 18. Februar 1929, Nr 2.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 18. Februar 1929, Nr 2."

Copied!
40
0
0

Pełen tekst

(1)

UNSER BU

ÅLTERENBLATT DES BUNDES DEUTSCHER JUGENDVERElNE

(lnhalt: »Evangelische Jugendkührung« 1)

ALL-

18.JAHR FEBRUAR1929HORNUNG NR.2

PosTvEnsANDJEM

(2)

EVANGELlscHE JUGENDFÜHRUNG

MirrteliahrsschriftfiirdieprarisderevangelischenJugendarbeit

»

HERAIJSGEBER: prof.D.Dr.Leopold Tordiey OießemOr.Iteinwrg15, pfarrerLic.Hermann schafft,Kassel,Mönchebergstroßees,prof.D. Dr.Milhelm Möhlin, Münsteri.M., poulstraße15.

scHRlFTLElTERZ pastorMalterUhsodel,HamburgIz,Grindelberg44 ERSCHElNUNGsWEISE: viermal jährlich,jeweilsimzweiten Monat»eines Uierteliahresimumfangvonzeseitemdeginn deserstenJahrgongs-zebruor1929.

BEZUGSBEDINGUNGEN : DieZeitschrift,Et1ongesischeJugendführung'ist durchalleBuchhandlungenoder unmittelbar vomVerlagzubeziehen.Bezugspreis jährlichMk.z.6o,JustellgrbührMk. o.4o. preis desEinzelheftesMk.o.po.Zahlun- grnfcir dieZeitschriftwerden auf das postschecktontodesBärenreitwllierlages Frankfurto.M.Nr.53112unter Angabe ,,8iir:EvangelischeJugendsiihrung'erbeten.

ANZElGENIzEDlNGUNGENZNäheres durch denUerlog. Btellenanzeigen ermafzigter TarifDerVerlag behältftchvor,ungeeigneteAnzeigen abzulehnen.

ZUSCHRlFTEN : AlledieBchriftleitung betreffendenMitteilungenFndanPastor Malter UhsadrbljamburgIz,Grindelberg44zurichten-AllsgeschultlichevMit- teilungen westellungem Anzeigem JahlungensandenBårrnreitevtllrrlagKassel- Milhelmshohe,Rasenallee77-79.

MlTARBEITER UND FREIJNDE DlEsER ZElTscHRlFT slNDJ

pfarrer Venfeg-Göttingen-psarrer Blum-Habertshof, Htudienrat V.Massen- Hamburg, Htadtpfarrer Dour-Reutlingen, JugendpastorDonndorf-Hamburg, Vberstudiendirektor Ellenbeck-Diisseldorf, Lehrer Erb-Hasloch, prof.Dr.8litner- Firl- prof.D. Dr.FrickiGießempsarrer Goethe-Darmstadt, pastorHagemeisteri Hamburg,Dr.med.Dr.phil. Hormsemberlim prof.D.Dr.Hauer-Tübingen,pastor D.HeitmonniHamburg, Direktor derHtädtischenBucherhallenw. Hofmann- Leipzig,pfarrerJacobi-Magdeburg,PaulKammer-HeimvolkshochschuleHohen- solms, Jugendpastor Holler-Hagen,RektorKricke-Gottesberg,Btrasanstultsleek sorgerinBophieKuhnert-Hamburg- pfarrer Langensasz-Miinchen,psorrerD.Le seuritljainsteinbeiEisenach,PfarrerLit.Eoew-Traben-Trarbach, OeheimtutProf.

D.Mohling-Verlin,Lit. Anna paulsemlöerlimpsrrer Dr.praetortusibarmem pfarrer Dr.Ritter-Marburg, BezirlksjugendpstegerinMothildeRohrbathckiasseh QbrrstudiendirektorBchlemmerkssranksurta.IV»Dir.Lit. Dr.Bchtefnekkspsllclllly prof.D.Hiegmund-Hchultze-Berlin,pastorspieker-Hamburg-HindtektratDr.

Motten-Berlin, Uizepräsidenta.D.Dr.Maßnrr-Magseburg-Akademtedirektor prof.Dr.weidelslklbing,Dr.theol.Mendland-Hpandau- kafsVksReingewbe tingen,pfarrer Wibbelingstjellsteim

lNHALTZ wilhelmHtählim WasheißtevangelischeJugendfährung?(1)XLeo- poldEordieuDirneur Jugend(1o)-MalterUhsadekDieGestaltungeinesBundes- abends(15)XHammelberichtJugendlebemMilhelmFlitneu JugendundFamilie (25)-Hans Harmsem Jugendund seruelleFrage(27)-wilhelmstählim sasnacht iso)XBuchbesprechungen(Jo)-Mitteilungen(J1)

m ZXRENMITERWEMAG Zu KASSEL

(3)

PROFESSOR D.DE. MILHELM sTIHLIJV

Was heißtevangelischeJugendführungZ

WenndieFrage nachdemWesenund denWegeneiner evangelischen JugendführungmitwenigenWorten eindeutigund unwidersprechlich bkankwortenließe,so bedürfteesdieserZeitschrift nicht.Geradeweileskeine kmfacheundselbstverständlicheAntwort aufdieseFragegibt,sind dieseBlät- terals ein OrtderBesinnung begründetworden.

KeinesfallsistdieFragedamitzuerledigen, daßman sagt,eshandlesich

um diejenigeJugendführung,dievon derevangelischenKircheundihrenVer- tretern anderJugend dieserKirche getriebenwird.Esläßt sichfreilich nicht vermeiden,daßin demNebeneinander derverschiedenen,Jugendarbeittrei- bendenKreiseundVerbåndekurzvon der»evangelischen«Jugendführungge- redetund damit ganz unmißverständlichdiejenigeJugendarbeit bezeichnet wird,die imUnterschiedvon derkatholischenoderder»freien«oder der parteimåßigenJugendarbeitvon derevangelischenKircheoderdenevan-:

gelischenVerbänden getriebenwird. Aber damit ist wirklichnur der- Ort bezeichnet,an dem dieseArbeit derJugendführunggetan wird, und esistdamit nichts gesagtüber denSinn und denGeist;der Ar- beitselbst.Wir erleben auch aufganz anderen Gebieten immer wieder, wieverhängnisvollessichauswirkt,daßdas Wort ,,evangelis«einfachzur Bezeichnungeiner bestimmten geschichtlichenKonfession gewordenundda- durchdie in demWort liegendeNückbeziehungaufdas Evangeliumver- dunkeltundfast unsichtbargewordenist;genauso erschwertderGebrauchdes Ausdrucks »evangelischeJugendführung«füreineorganisatorischeGruppe diesehr nötigeErinnerungdaran,daßessichentscheidendum denZusammen- hangderJugendführungmitdem Evangelium handelt. Ebensowiedie SelbstbezeichnungeinerKirchealsevangelischeeinstetesBekenntnis zu dem AnspruchdesEvangeliums aufdiesobenannte Kirche enthält,so muß sich jede»evangelische«JugendführungdieFrage gefallen lassen,odermußviel- mehrselbstdieseFrage stellen,was siedenn im Grunde mitdemEvangelium zu tun hat.

AberwelcherArt kannundmußdieser Zusammenhang sein? Scheinbar bietetsicheinesehr einfacheAntwort: eineevangelischeJugendführunghat dasZiel- evtttlgelischeMenschenzuerziehen.Aberistdamit nicht dochdie Fragezueinfachbeantwortet? Eserheben sichsoforteine ganzeReiheder

(4)

2 Wilhelntstälilin -—————-————-——

schwerwiegendstenFragen.»DerevangelischeMens «:istdas einfestgefüg- terBegriff,einbestimmterTypus menschlicherPers önlichkeit,eineindeutiges Bildungsideal2Wenn einMenschwirklichvom Evangeliumseineent- scheidendePrägungerfahren hat, istesdannnicht gerade wesentlich,daßdie Prägung wirklichGottes Werk undnichtderErtrageinerklugenundziel- bewußtenmenschlichenErziehungsarbeitist?DasEvangeliumist nichteines unter verschiedenenmöglichenErziehungszielen,diewir uns und andern steckenkönnen;dasEntscheidendeist vielmehr,daßdasEvangeliumuns ker-

greift,uns will,uns treibt. Dann aberkannindemEvangelium nichtein- fachdas,,Ziel«unserer Erziehungsarbeitgesehenwerden;eshandelt sichviel- mehr someinenwirwenigstensunsereAufgabe umschreibenzumüssen um eineJugendführung,die inihrerganzenArt,inihrertreibenden Kraft undinihren Wegen ebensowieinihrem ZieldasEvangeliumernstnimmt undbezeugt,dieihreBegründungundihre Maßstäbeaus demEvangelium empfängt.EsgibtkeinLebensgebiehdasnichtvon derrichtenden, befreienden undgestaltenden KraftdesEvangeliums durchdrungenunderneuert werden sollte;was istüber dieAufgabederJugendführungzusagen,wenn mitallen unseren BeziehungenundAufgabenauch diese unsereAufgabein dasLicht desEvangeliums gerücktundvom Glauben aus angegriffenwerden soll?

Freilichkanndem Wort EvangeliumnichtsSchlimmeres widerfahren,als wenn esalsSchlagwortim Streit derMeinungen mißbrauchtwird,ohne tiefereBesinnungundRechenschaft darüber,was dennunter dem,,Evange- lium«selbst verstandenwird.Nur einesolchegründlicheBesinnungkannvor derGefahr bewahren,daßirgendwelcheAusdrucksweisen,Gedankensysteme oderTheologienmitdemEvangelium selber verwechseltwerden. Das Wort ,,Evangelium«bezeichnetdasChristentum nach seinemwesentlichenGehalt:

Es istfrohe Botschaft, nämlichdieVerkündigungvon Christus;inder KnechtsgestaltdesSohnes istdieHerrlichkeit,nämlichdieHeiligkeitund BarmherzigkeitGottes ,,erschienen«unddieneue Schöpfung angebrochen.

JndemdasEvangeliumden Blickvon allemTun desMenschen Aufdas TunGottes lenkt,stelltesdenMenschenganzunter denHerrschaftsansprnch seiner Wahrheit, zerschlägtjede VerdienstlichkeitfrommerHaltung, macht ebendadurch wirklich getrostunderfülltmit einerunendlichenHoffnung Dieses Evangeliumistin derReformationals der radikaleGegensatzzujeder Art menschlicherSelbstsicherheitundÜberhebungneu entdecktWorden,und willvon uns heuteals diebefreiendeAntwort aufdiebesonderenFragen unserer Zeitmitneuen Ohrengehörtwerden. In demEvangeliumistder GegensatzzwischeneineroptimistischenundeinerpessimistischenWelkbekmch- tung überwunden; dasSchwankenzwischeneinerüberheblichenPersönlich- keitskultur undgänzlicherVerzagtheitistindemGlauben an dieVergebung der Sünden zurRuhe gekommen;derZwiespalt zwischenWeltseligkeittmd

(5)

Was lieixitssvangselischelugendjührung? 3 S

Weltfluchtist·in einergläubigenBetrachtungderWirklichkeitundin der daraus entspringendenKampfesaufgabeganztief verstandenundzugleich überwunden.Nur indieserlebendigenSpannungdesNicht-mehrunddes

NJch-mchk,«derBußfertigkeitunddesBegnadet-Seins,derillusionslosen Nuchternheitundderüber alleErfahrung hinausgreifendenHoffnungwird dFSEvangeliumwirklichvernommen undverkündigt.EineJugendführung, PWMS dkesemGlaubenerwächstundsichvorihmrechtfertigenwill,siehtden lIngknMenschenundseineWerdenöte imLichtdieserWahrheit; janur von dieserErkenntnisaus kanndiewiderspruchsvolleLagedesjungen Menschen

inderTiefeverstandenundernstgenommen werden. Jn dieserWerdenot desjungenMenschen siehtderGlaube diebesondereErscheinungsformdes menschlichenSchicksals,wieesuns imLichtdesEvangeliumserkennbar wird.

arum mußundkann eine,,evangelische«Jugendführungvor allem den jungenMenschen wirklichundvölligernst nehmen,weilsieglaubt,daßer vonGott ernstgenommen wird. Das schließtaus, daßdieJugendnur als Vorbereitungszeitauf bestimmtesachlicheLeistungenimwirtschaftlichenoder sozialenLebenangesehenund derjunge Menschnur daraufhin ,,geführt«

werden sollte, nachherimLeben »seinenMansn zustehen«.Evangelischke Jugendführungmeintwirklichdenjungen Menscheninseinem besonderen undeinmaligenmenschlichenSchicksalundsuchtnicht seine sozialenInteres- sen, sondern seinHeil.Sie schütztihn dagegen,daß irgendeinemenschliche Instanz,essei FamilieoderParteioder Staat oder einebestimmteKirche, einenunbedingtenAnspruch aufdievollkommene HingabedesjungenMen- schenerhebt.SieschütztdieJugendgegen dasWort: »WerdieJugend hat, hatdieZukunft«,weil dieJugendgar niemandem als alleinGottundseinem Willen »gehört«.So selbstverständlichdiesklingt, so nahe liegtinder PraxisdieGefahr, daßsichauchwohlgemeinteJugendführungimmerwieder unter dieNachwuchsbedürfnissebestimmter Kreise, namentlich bestimmt-er Vereine oder Bündebeugtund damitdieAufgabedesschlichtenDienstesam Menschenverleugnet.

Einewirklich evangelischeJugendführungbedeutetalsopraktischden Ver- zicht aufeinen Jdealtypus, aufdenhinwir unsere jungenFreunde zuführenoder zuerziehenhätten;allediesefestgelegtenErziehungszieletra- gendiestarkeGefahrinsich,daß hier geschichtlichbedingte Kulturformen oderBegriffedavon,wie eine»Persönlichkeit«oder eine,,christlichePersön- lichkeit«beschaffensein sollte,andie Stelle desunmittelbaren Lebens mit seinenAnforderungenanwachenGehorsam gesetztwerden. Gewiß brauchen Wirsozusagenals HilfskonstruktionenbestimmtepädagogischeJdealbilderk diedemFührerundvor allem demjungen Menschenfüreinebestimmte WegstkeckkdieNichtungweisenzabersiekönnenimmernur einenbedingten Und darum auchvorübergehendenDiensttun.GegenalleKreise, diesichihrer

(6)

4 Wilhelmsstählin -

sehrklarenErziehungszielerühmen,istdarum (auchwenn esbetont christ- licheKreisemit betontchristlichenJdealensind)dieSorge begründet,daßsie dochimGrund dieMacht ihrer eigenenIdeeausbreiten wollen, stattganz bescheidenundganzehrlichdemjungen Menschen selbstzuhelfen, seinLeben zuerfüllen.

Wenn soeineJugendführung,deresernstlichum den Willen Gottes geht, denjungenMenschenvor jeder pädagogischenVergewaltigung bewahrt, so istesnichtmindernotwendig, jede Überforderungdes»Führers« und jede Überschätzungseiner Bemühungenzu vermeiden. Beide Gefahrensindmit derpädagogischenAufgabefastunvermeidlichgegebenunderscheinengerade dem,dervom Evangelium herkommt,alsbedenklicheAbwege.Evangelium undErziehungstehennichtin einergeradlinigenVerbindung, sodaßman ein- fachmit demEvangeliumwiemitirgendeinem anderenPrinzipandieJugend herantretenkönnte. Das EvangeliumalsdieVerkündigungvon derNeu- schöpfungGottes zwingtdenJugendführer(genausowie denReligions- lehreroder denPrediger), sehr bescheidenüber dieReichweiteseiner eigenen Unternehmungenzu denken.UndzwaristdieseBescheidenheitnichtetwa das ErgebnisderEnttäuschungen,diejeder ErzieherinreichlichemMaße erlebt, sonderneineZurückhaltung,die imZentrum begründetist.FührungistHilfe

am Werden,aberdiesesWerden isteingeheimnisvollesWalten Gottes.

DerMenschkommt zuseinemHeildadurch,daßerin dieHandGottesfällt, nichtdadurch, daßerin dieHandeinesgeschicktenPädagogengerät.»Wieder- geboren«werden,»vonobenhererzeugt«werden, istdasäußersteGegenteil jeder geistigenodergeistlichenDressur.Darum stehenjene Jugendführer,die sogenau zuwissenvorgeben,»wieman esmacht«,nämlichwieman die jungen MenschenzuevangelischemGlauben undevangelischemLeben zu führenvermag, unter demVerdacht, daßsieandie Stelle desGlaubens, daß Gott seinverborgenesWerk andenMenschentun mußundtun will,die SicherheiteinermenschlichenMethode gesetzthaben»

Damit istauch jeder ÜberschätzungderFührerpersönlichkeitgewehrt.Der junge Mensch nichtetwa nur dasMädchen, sondern gerade auchderher- anwachsendeKnabe empfängtseine entscheidendenEindrückevon geistigen WahrheitenundWerten aus demEindruck lebendiger Menschen;aufeine Zeitbleibtjeder, mancherbleibtfürvieleJahregebundenansolchepersönliche VermittlungundDarstellung.Darum istdieFragenachdengeeignetenFüh- rer-Persönlichkeiteneinesobrennende Frage, jadieeigentlicheExistenzfrage jedergeordnetenJugendführung.Das legt dem,derhier irgend einenAuftrag hat,einesehrgroßepersönlicheVerantwortung auf;erweiß,daßermitseinem ganzpersönlichenWesenwecken,fördern,pflegen,aberauch hemmen, aufhal- ten,zerstörenkann.AusdieserErkenntnis erwächsteinedauerndeGefahr,dem ,,Führer«eineLast aufzuladen,dieer garnichttragenkann, ihnaufeine

(7)

Was heijjteuangeiisohe JugendfrihrangP 5 Höhehinaufzusteigern,aufderernicht stehtundnicht stehenkann.Dieses Fühkekfelbijbefvußkseimdiese Führer-Romantik, diese Jdealisierung der Tühkekperspnllchkeitbedeutetaber eineernsteGefahr;dennesisteineVer- falschungderWirklichkeitDieWirklichkeit ist nämlich,daßderFührer lellfstkmfehllamerund irrender Menschist,dergeradedeswegenhelfenkann, WellXIVKampf-undWerde-Not ansichselber verspürt hatundverspürt.

DafmkIstnatürlichnicht geleugnet,daßderFührerwiejederErzieherin bestmekMMenschlichenDingen überlegenseinmuß,und essolldernot- wendigeAbstandkeineswegsverwischtwerden. AberimLetztenundInnersten IIIesunmöglich,dieVollmachtdesJugendführersaufseine menschliche Uberlegenheitzugründen;vielmehrkannerführenundförderngenauindem Maß,alser »transparent«gewordenist,dasheißtübersichselbsthinaus aufdieWahrheitzuweisenvermag.

Diese Erkenntnis,dieaus demGlauben erwächst,begründetnun eineeigen- tümlicheVerbundenheitdesJugendführersmitseinen jungenFreunden.Er gehörtmitihnen zusammen,weilermitihnen»unterGott ist«,wieJoses zuseinenBrüdern sagte;er stehtmitihnenunter demgleichenUrteil und unter dergleichenVerheißung,ingemeinsamerNot undSchulddesMensch- seins,undwas ihnvon denjungenMenschen unterscheidet,istnicht so sehr seinegrößeremenschlicheReife,alsvielmehrdies,daßerklarerdasfordernde, richtendeundhelfendeWort Gottes gehörthat. EvangelischeJugendführung weißimmer um diese letzteSicherunggegenjede Führerhybrisundwahrt geradedarinebensodietiefste VerbundenheitwiedenletztenAbstand zwi- schenFührerundJugend.

Jm Glauben istimmer mitdemVerhältniszu Gott gleichzeitigdasVer- hältniszumMitmenschen gemeint.Weil wirvorGott verantwortlich sind, sindwirfürden Bruder verantwortlich,deruns zumNächstengemachtist.

DieFührungsaufgabe,die der ÄlteredemJüngerengegenüberhat, istnur einSonderfallderVerantwortung, die wirüberhauptfüreinander tragen.

Diese Verantwortung,darum auchdieJugendführung,betrifftimmer den ganzenMenscheninallenseinen leiblichen,seelifchenundgeistigenBeziehun- gen.Weil Gott nichtnur einGott derJnnerlichkeit, sondernauch unserer leibhaftenErdenwirklichkeitist,weilernichtnur dieSeele,sondernden ganzen Menschenretten undauchandemLeib desMenschenseineMachtundGüte offenbaren will,darumkannman nichtetwa dieSeelsorgevon derFürsorge trennen;darumgibtesfürden,derum desEvangeliumswillenderFreund derJugendgeworden ist,keineäußere,«wirtschaftlicheodersozialeFürsorge, dienichtzugleichdemMenscheninseinem Wesenskern helfenwollte,und keinebesonderereligiöseErziehung,dienichtzugleich aufalleGebietedes Lebenserstreckte.Eine»evangelische«Jugendführung,die diereligiöseEr-

(8)

6 Wiliielmstähiin -

ziehungalseinSondergebiet isolierenwollte,wäreeineVerleugnungdes Schöpfungsglaubens.Alles,wasdemjungen MenscheninseinerEntwicklung bedeutsamundwichtigwird,geht zugleichdenreligiösenErzieheran.Dennin allendiesenLebensbeziehungenerfährtderjungeMenscheinenGotteswillen, derihm fordernd gegenübertritt.Darum gibtesin derevangelischenJugend- führungnicht eigentlichzentraleundperiphere Arbeitsgebiete.Vorallemistes ganzunerträglich,wenn sogenannte christlicheJugendvereineallemöglichen Dinge,die denjungen Menschen interessieren,auchbetreibenunddenjungen Menschen dadurchanlocke.n,umihndanninderBibelstundemit der»Haupt- sache«zuüberfallen.Wenn dieBildungsarbeitoderderSportoder dasBJam dern oderMusikundTanznur indiesemSinn indasArbeitsprogrammeines Jugendvereinsaufgenommensind, so liegtdarineinepeinlicheUnwahrhaftig- keit undeinMangelan ernsthafter VerantwortungfürdenLebensraum,in dein dasJugendleben abspielt;undderjungeMenschmerktsehrbald, daßerhier sozusagenmitList geködertundumworben,abernichtinseinen Lebensanliegenwirklichernstgenommen wird. Vielmehr giltesmit allem Ernst,dasLeben,sowieessichfürdenjungenMenschendarstellt,alsseinen wirklichenLebensraum zubejahen.DieFortschrittederJugendpsychologie habenuns mitdankenswerter Klarheitgezeigt,was fürdenjungen Menschen die Natur inihrer GesetzmäßigkeitundOrdnung,dieWelt derTechnik,die menschlicheUmwelt,derFreund,dasandere Geschlecht,was dereigeneLeib alsAusdruck despersönlichenWesensundinseinem unheimlichenEigen-

"leben bedeutet. Wer denjungen Menschenfördernwill,mußihmhelfen, dieseseineErlebniskreiseernstzunehmenund zubegreifen.Nicht abseitsvon diesenWirklichkeiteneineJnnerlichkeit,einePhantasiewelt auszubauen, son- dernindiesenKategorienderWirklichkeitdas Lebenselbstzuergreifenund sichdarinzuüben,istdieAufgabedesjungen Menschen.Wenn der Gottes- glaube nichteine ganzabstrakte»Jdee«·sein soll, sobedeutet er,daß-diese wirklicheWelt alsGottes Schöpfung gläubigbetrachtetwerden soll;wenn der Wille Gottes nichteineSumme von abstrakten »Geboten«sein soll,so isteseben derAnspruch,der in den konkretenBeziehungendesLebensaufuns

wartet und denesgehorsam anzuerkennengilt.Ebenso weniggibteseine

abstrakte»Sündhaftigkeit«,sonderneinensehrkonkreten Ungehorsam,der hierundjetztdasgöttlicheGebotübertrittzesgibtkeineabstrakteEntscheidung für Christus, sonderneine immer neue Bereitschaft, sichindenunmittelbaren LebensbeziehungenzuChristusals demHerrnzu bekennen. Deswegenek- weistman demjungen MenschendendenkbarschlechtestenDienst,wenn man

ihn dazu verführt,inseiner UnsicherheitundAbwehrstellungdenirdischen Lebensbeziehungengegenübersichin einereligiösePhantasieweltzuflüchten undeinSystem religöserGefühlealsErsatzfürdaswirklicheLebenauf- zubauen,demersichnicht gewachsenfühlt. Vielmehr giltes,denjungen

(9)

Was hcitheuangetischelugendjälnsungP 7

MenschenauffeinemWegin das Lebenhineinzu einergründlichenBeobach- knngUnd·znVerantwortlicherGestaltungzuermutigen.Der jungeMensch eklebk In uUkerschiedvomKind sein eigenes Jchals eineAufgabe,als esnUnfekklgesUndnochzuGestaltendes;aberdiesePers önlichkeitsbildunger- elgneksich·mchkin einerabstrakten religiösenGesinnungsbildung, sondernin derlehmdlgenBerührungmitden konkretenWirklichkeitendes Lebens.Nur der wird sichindieserZeitalswirklicher Führerbewähren,derdemheran- WachfendetlMenschen hilft, diese Aufgabenals einnotwendigesStück Menschwerdungganzernstzunehmen.

Jederjunge Mensch stehtder konkreten Gestalt,in der dasLebenihmlent- gegentritt,mit einereigentümlichenZwiespältigkeitgegenüber.Aufder einen Seitegewinnen fürihn einzelneSeiten desLebens, seiesdieNatur,seiesdas Dudes anderen Menschen, insbesonderedes anderen Geschlechts,seiesdie eigne Leiblichkeit,einegroßeundpositive Bedeutung;ersteht ihnenmitbe- wundernder FreudeundungebrochenerGläubigkeitgegenüberundgewinnt vonhieraus überhaupteinegläubigeStellungdemLebensganzengegenüber.

Aufder anderen SeitekannsichdienatürlicheKritik,zuderdenjungenMen- schendieGegebenheitendesLebensreizen,insAbsolute steigern;die Enttäu- schungen,dieeranseiner menschlichenUmwelt,vor allemaberansichselber erlebt,erweckenihmeinenerstenstarkenEindruckvon derZwiespältigkeitund dendåmonischenTiefenderWelt. Entweder kanndannderMenschunter der Wirkung solcherEnttänschungden Glauben aneinengutenundverpflichten- den Sinn desLebensüberhauptverlieren unddadurchinweltschmerzlichen PessimismusundinvölligeVerantwortungslosigkeitverfallen;odererstei- gertsichumsomehrin einereligiösePhantasiewelt hinein,die imGrunde doch nichtsanderes istals eineFluchthaltung gegenüberdemwirklichenLeben.

GegenüberdieserLagemußsichinentscheidenderWeisebewähren,was evan-

gelischeJugendführungist.GegenüberderdrohendenSinnlosigkeit hat sie

vom Schöpfungsglaubenher dieseWelt alsdenuns gewiesen-enOrt zu be- zeugen, andem wirGottes Willen erkennenunderfüllensollen. Gegenüber denromantischenJllusionen,indeneneinjungerMenschsichsogerne der wirklichen Erfahrung entzieht,hat siedieWirklichkeitderSünde,denFluch- deraufdergefallenenWelt liegt,unddasGeheimnisderErlösungzuver- kündigen.Wenn eswahr ist,daßnur dasEvangeliumdenGegensatzzwischen eineroptimistischenundpessimistischenLebensbetrachtungwirklich überwindet- dannvermagauchnur eine indiesemEvangeliumorientierte Jugendführung denjungen Menschen wirklich hinauszuführenüber dieSchwankungenund ZwiespältigkeitenseinesLebensgefühlsundseinerWeltbetrachtung DabeiwirddasgesprocheneWort, die direkte Anredeimmernur einenTeil- dienstimGanzenderJugendführungleistenkönnen.Jeleichterderjunge

Cytaty

Powiązane dokumenty

Wir sind allmählich gewohnt, daß alle Werte und Formen in Frage ge- stellt werden; warum denn nicht auch die Einehe, die bislang geltenden Sitten, die das Geschlechtsleben regeltenP

vielgegliedertes Leben sehen lernen, in dem jedes Glied seinEigenrecht und seinen Eigen- dienst hat. So wird auch in der bewußten Gestaltung des Gemeindelebens diese Glic- derung

ssolgerichtig muß eine Bewegung-, die sriedenshaltung um jeden Preis als durch das Evangelium gefordert (,,wird eine Handlung dadurch sittlich, daß sie notwendig ist?«) — von-

füllt wird, sondern daß wir immer wieder vor der Tatsache unseres Versagens und Versäumens stehen, als Menschen, die gerichtet werden; und es muß uns auch immer klarer werden, daß

Es muß wissen, wie im Zeitalter des individuellen Denkens zunächst die alte Hauswirtschaft aufgelöst hat, wie es dann wohl äußerlich einen Aufstieg ohnegleichen gab, wie aber

Den größten Eindruck hat sicher der Verkehr Berlins hinterlassen. Alles was sich an Baudenkmälern und sonstigen Sehenswürdigkeiten darbot, trat zurück hinter dem am Tage

Woge htkk ZUgrcifen. Fiir uns heißt die Frage: Sollen wir Aeltercn in die 8-!.. Kirchenchöres Tatsache ist, daß überall die Ksirchenchöre in einer starken Krisis sind. Chöre

Die Lo- sung kann nicht allgemein ,,zurück zum guten Alten« lauten, sondern daß man ,,heute häu- fig andere Ausdrucksformen als in früheren Zeiten finden muß, liegt im Geist der