UNSER BU
ALTERENBLATTDES BuNDEs DEuTscHER JuGENDVEREtNE
Atti
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18. JÄHR JUL11929 HEUERT NR.7
Postveksanel Jena
Uilser Bund
herausgegebenvom Bund Deutscher Jugendvereines.V.
Bundwleitung: ProfessorD. Dr.WilhelmStäblin, Münsteri.W» Paul- stcaßeislsemwf 20397).
Bundeokanzleiz Bandes-wart AugustdeHaao,Bundesgeschäftofübrer Georg Brust, Göttingen, Düstere EichenwegJeGeran est-U Postscheck-KontodesBundeot Berlin zz230.
Schriftleituage
Jörg Erb, Lehrer, Haolachi. K.(Baden).
Bestellung-
Bei derPost,oder bei der-KanzleidesBDJ. Göttingen, PostsachZo4.
Preis-
Jedeo Heft50Pfg., viertelsäbrlich1.50Mk.
Bezahlung-
Bei der Postoder beimBund Deutscher Jugendvereine,Göttingen, PostscheckkontoeBerlin 22Jed.
Inhalt dieses tiefres-
EvangelischeGrundhaltung und polit. BetätigungXstiedeund Pro- letariat - StrömungenimJungkatboliziemuoX§lder Satzung und FragenXUmschau-Buchund Bild- Die Ecke.
Aaschriftea der mitarbeiten
Kurt Koeppe,Berlin -Riedel Platz, Berlin-Treptow, Parkstraße3 srich Schöne, Berlin, EichtampXAugustdeHaar-, Göttingen, Post- fach204-HeinrichArneth.Zimmern beiPappenbeim(Mittelfranken) HerbertGolzen, Solingen, Beckmannstr.-D. Ludwig Heitmanm Ham- burgzo,LudolsstraßeOb XLudwig Metzger, Darmstadt, Beckerstraße Ludwig Antheo, Wieobaden, Kapellenstraße.
Zastellnag
Wir bitten allemitderVerteilungund ZustellungderHeftebetrauten Bundesgeschwisterfür rasche Zustellung dieses Hefteo besorgtzusein.
VerVersand erfolgtamzo.Juni.
Das lange erwartete
Tungenljederhucls
,,Htrampedemi, einLieder-auch von fangen, Trutzand Art«
herausgegeben von walttjer densel, imBärenreiterverlag erscheint im August
Preis 1,80 KIN- Bnadesvorzagsprels beiVorausbestellnag Mo Rut-
, Bestellaagea sind setzt schon zu richten an-
Bnnd Deutscher Jugendvereine Göttingen, Postsach 204
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ke.Jahr Juli xgzg ! Heuert Heft7
Unser Bund
Aelterenblatt des Bundes Deutscher Jugendvereine
Evangelische
Grundhaltungund politische Betätigung.
Aussprache.
Ludwig Hieiitmanns Aufsatzhatviel Staub au-fg-ewirbelt,und nichtnur in UnseremBund. Wir habendafür sogareineschlechteNote bekommen. ImBe- gleitschreibenzum Schriftenauswahlversand (März xgzg) heißtes:
»Wir findenindemAelterenblatt einesführ-endenBandes einenAufsatz,der einegeradezuverkrampfteAbwehr gegen dieWendungizur Politikführt.Wir legen diesen bezeichnenden Aufsatz unserer heutigen Lieferungbei (,,Unser Bund«, Heft z,vom März x929).Freilich sindwir überzeugt, daßdie politikfeindliche Haltung LudwigHeistmanns,dieletztenEndes dochentscheiden- den Gegenwartsfragen auszuweichen sucht,sich nichtwird durchsetzenkönnen.
MagHeitmann hinteraller Politik nur einen »satanischenGrundwillsen« er- kennenwollen, — dieinderGegenwart verwurzelten Menschenderevangelisch organisiertenJugendwerden sich aufdieDauer demvon Heitmannvölligver- kannten Ethos derPolitik nicht entziehen«
Aufsätzevon der Art Ludwiig Heitmanns sind heute nichstgangbar.Die Parole heißt: PolitischeAktivität. Die Bünde derJugendbewegung haben einen Wettlauf angetreten nach politischen EroberungemWir verkennen nicht, daßeine innere NötigungderGrund für diese Wendung zur Politik ist.Aber uns ist«
angst,daß dieser Anschlußan diePolitikmit falschenOpfern erkauftwird.
Man sist schon bereit,»dieJugendbewegung insichZuüberwindm« (was heißt das iibrigms?), usm denpolitischen Anschlußzugewinnen.Wenn wir aber kkstpolitisiertwerden undaufgeben müssen,was wiralswertvollsteErrungen- schaftderBundeserziehungverdanken-—eineam Evangelium ausgerichtete Hal- UJIIA—, und also nichtaus solcher Haltung schaffen können,was hatesdann fU·»keWenSinn, wenn wir Anschlußund Einflußan und asusfeine Partei hsttmUndselbstdieHälftederSitze unserwäre? Schlimmer noch:Die Par- mm stellensichgar nichtzum Kampf;sind aufeinmal unsreGönner gewor- dMOHsbmUns-reWort-e, unsre Ziele »iibernommsen«,verkünden unserWollen
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MEDIUdeuns dieWaffen,habenuns gefangen.
In dseseSituation imöm dasSignal von Heitmmm Achtung-, lauftIeicht nachfflschmZielen! — Dies-es Signal ist weithin nicht ver-standenworden«
Man Ypethöktdas»werdetwesentlich«undvernimmt nur einfalsches »werdet Unpoplklsch«tMan Versteht nicht, daßdas »Wesentli« schärfsteund reinste
»P01Mk« seMmuß, d. h.verantwortungsbewußtes Handelnaus ein-erfrommen Haltung heraus auch indenFragen,dieinbesonderer Weisedas Leben des Volkes unddervötrekbeides-senuns scheint,esmuß sichlohnen, darüberinein-e
Aussprache -einzm-reten. DerSchriftleiter.
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Z.
Neben derEberswalder Tagungselbst ist füralle auswärtigen Teilnehmerdas größte Erlebnis wohl dieReichshauptstadt gewesen. DiesesErlebnis hat tiefere Beziehungen zudemaufderTagungbehandelten Thema»JugendundPolitik-Calsdenmeistenzum Bewußtsein gekommen seinwird.
Den größtenEindruck hatsicherder VerkehrBerlins hinterlassen.Alleswas sichan Baudenkmälern und sonstigenSehenswürdigkeitendarbot, trat zurück hinterdem am Tage rastlosflutenden, den fremde-n Beobachterfast unheimlichanmutenden Verkehrin denHauptstmsåmUndaufdenPlätzen,imStadt-, Hoch-unduntekgkundbahnnetzsowie hinterdemmondänen Treiben,dasam Abendingewissen Stadtteilen denGeschäftsverkehr ablöstund dieNachtzumzweitenTagemacht.UndmitRechttratdahinterallesandere zurück. Dennhier zeigt sich Berlin,derMittelpunktdespolitischenund wirtschaftlichen Lebens Deutschlands,alsStadt der Arbeit und alsWeltsstadt. Diewenigen Tage,die zurBesichtigungBerlins verwandt wurden, habennicht ausgereicht,um denGegensatz von ProvinzundWeltstadt tief genugempfindenzulassen. DasLieddieser entseelten, abervon gespanntem Geiste beherrschten Steinwüste,mitderformlosen Massedereigent- lichenGroßstadtmenschen,einerArtneuer Nomaden, traditionsloser, irreligiöser,intelli- genterund unfruchtbarer Tatsachenmenschen;das Bildeines künstlichen Zustandesdes Lebens,dassichdauernd weiter entwickelt undnoch lange nicht seinen Höhepunkterreicht hatund einedämonischeAnziehungskraftaufdasLandausübt. Eswird nicht jedemge- geben sein,wieOswald Spengler,mitdenAugendesGoetheschenTürmers die»fünd- hafteSchönheit« dieses Schauspieleszuempfinden.Aber obman es gutoder schlecht findet,niemand kannan derTatsache vorbei,daß diese Weltstadt zusammenmitden andern, wie Paris, London, Newyork,insteigendem Maße.die Welt bedeutet,der gegenüberallesandere ebeninur Provinz ist.Hierfallenallegeistigenund zdamitalle politischenEntscheidungenunsererZeit,von hieraus werden Zieleund sormender Politikbestimmt.
Jugend, diezurPolitikdrängt, muß sich daher nicht»nurdessen bewußt sein, daß Politikvon jehereineschwere Kunst ist, daßmitBegeisterungfür Idealeoder garmit religiösen Gefühlen so gutwiegarnichtsgetanist, daßesvielmehr auf nüchterneiTar- sachenkenntnis,auf große Erfahrungenund vor allemaufpraktischenInstinktankommt.
Sondern sie muß heutezunächst überhauptderWeltstadtundihrer Zivilisationgewachsen sein.DasistaberdieeigentlicheJugendbewegungnicht.DerWandervogel, ihreursprüng- liche Erscheinung, ist jaaus derFluchtvor derGroßstadt geboren,und»die Jugend- bewegimgistintiefem Sinne provinzial. Das zeigt sich geradeanden Menschender Bewegung,dieinderGroßstadtleben: sie sind dieser innerlichnichtgewaschfem »Heute wird nun zwar inderJugendbewegungbereits erkannt undausgesprochen-daß sie lich aufdieGroßstadt einstellenund siemit ihrenProblemenbejahen müsse.Dasbedeutet aber inWirklichkeit,daßdieJugendbewegungihreneigentlichenCharakteraufgeben, daß
jederin sich das Wesen der Jugendbewegusng ubektpinden muß.
DieseBedeutungwird nochnichtklarerkannt. DieJugendbewegungisteine Uebergangs- erscheinunggewesen,diesnochvon seel-isch-kulturellen,aberebenlangst provinziellenKräften lebte,undhatalssolcheaus sich herausnichtszurZukunftunserer»Nation,zUkM Neubau unseresReiches beizutragen. Sie verändert auchvon selbstallmahlichihren Charakter.
Jnsbesondere diejüngere, heute heranwachsende Generation erlebt den ursprünglichen GehaltderJugendbewegunggarnichtmehrinseiner Tiefe. Siesind vielmehr von Kind- heitanderGroßstadt gewachsen. Diese Tatsachewird schon erkannt undfestgestellt.Aber von dieserFeststellungbis zureigenenvollenBefahungder Großstadt,biszurE nt-
wicklun zum wirklich modernen Menschen isteinweiter Schritt. Hier
liegteine renze,diefürvieleunüberschreitbar ist. Sie ist ohneweiteres aucheineGrenze fürdiepolitische Betätigung. Erwachsene Jugend,dieunter sich Volkstänze, Sing-und Laienspiele veranstaltet,ist fürdieheutigen MächtederWirtschaftund derPolitik»harm- los« und kannsnieselbsteineernstzunehmendePolitiktreiben. Dasmußeinmal ausge-
·spro-chenwerden, so hartesauch klingt.
MagBerlin alsTatsacheundSymboldaran mahnen, daßdieZukunft nichtdereigent- lichen Jugendbewegung gehört, sondernanderer Jugendund denen,diedieJugendbe-
wegung insichüberwinden. KurtKoeppe.
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z.
NichtdurchVermeidungjeder Tatwird wahrhaftman vom Tun befreit, NRkannMan freivon allemTunaucheinenAugenblicknur sein.
, Bhaavat ita,Z.Gesan—.
Heitmami»h«dUkchaUSrecht,Wenn ersagt, daß gerade unserevgrantrgvortungsbewuszsten
Aelteren mit Sorge·inunserem«Bundestehen. Allerdingstuterselbst auch nichts,umdiese SorgezUbeimertmGegenteil,»dieFolgerung,dieeraus derSchau derevangelischen thmdhaitung zieht-Mußvon diesenAelteren geradezuals einvernichtender Schlagin ihrerverantwortunjgsbewußtenArbeit im LebendesStaates empfundenwerden. Stärker nochaisUnsereBruderin denReihendernationalen Verbande triffterjenevon Zweifeln UUPaUßerenundInneren Anfechtungen geplagtenmutigen KämpferimLagerdesProle- tariats. Dienationalen Kreisenehmensolche Aeußerungennicht sehr ernst, sind sie sich doch dessengewiß,daß euer-,wes zur Kirche heilt— undfiie sie ist Kircheund Evangelium eins —- ObPfarreroderLaie,ohne weiteres aber mindestenszu900XoinFragendes
StaatetzUnd«derLebensäußerungendesdeutscanVolkesihrer Fahne nachlauft.Unsanderen aber,diewir,imsozialistischenLager stehend, sowiesomitkritischen, manchmal mißtrau- lschenBlickenbetrachtetwerden, wenn wir fürdieKirchealsVerkündigerindesEvan- geliums,als Kulturfaktor usw.eintreten, wird jetztmit Rechtvorgeworfen werden kostan »Ihrverkündet Abkehrvom politischen,vom gewerkschaftlichen Leben,mithin auch Wahlenthaltung,mithin StärkungderGegenseite. Jhr seid somit offenzu den FeindendesProletariats übergegangen.«Das bedeutet füruns nichtnur Erschwerung, sonder-n geradezudieVernichtungderArbeit vieler Jahre. Undunsere politischen Freunde habenrecht. NichtgegendenMißbrauchdesKapitals, mitdenWaffen, die derMassezu Gebote stehen, kämpfen, heißt Millionen von Menschender rücksichtslosestenAusbeurung ausliefern.Mit derPredigt: »Wir stehenalleunter dem Gericht«und Mahnungzur Bruderliebe anjene NutznießerderArbeitskraft ihrerMenschenbrüder,ist nichtsgetan.
Achselzuckendwenden sie sichvon denVerkündernderevangelischenBotschaft:»Wasver- stehendieschonvon derWirtschaftl« NichteineMinute wird der Frondienstunserer Brüderunter Tagehierdurch kürzer, nichteineTräne derFrauen,derKinder derMil- lionenArbeitslosen getrocknet. Soll eswirklich wahrwerden,daßdieReligionin der Wir- kungnur OpiumfürdasVolkist, daßesgeduldig jedem Streichegegensein Menschen- tum stillehält? Nein,zum Christentumgehört auchderMut zurSchuld,wenn siedem WohlederBrüder,derGerechtigkeitdient.Sind wir nicht auchmitschuldigamElend der Millionen,wenn wir ,,unpolitisch«und ,,wesentlich«uns demKampfe entziehen mitder schönenGeste »Schafft ZentrendesLebens,diedieFragenunseres Gesamtlebensvon einer anderen Tiefe her angreifen«,wo wir genau wissen,daßwir diesgar nichtmachen können, selbstwenn wir es wollten. (Jstes.hiernichtbeidem TTTJdealismus angelangt?)
SohatHeitmannmitderLosung:,,Werdetunpolitisch«,meines Erachtens sehr aktiv- Politikgetrieben.— DerNachsatz »unddamit wesentlich«ist wohletwas inderForm Entgleist- Wahrscheinlich auch nicht so gemeint,wieerdasteht,sonst müßten sich diesenSatz alleimpolitischenLebenstehenden Bundesbrüder und-schwestern entschiedenverbitten.
«H.behauptet,hinter jeder Politik steheeinsatanischer Grundwille undfährt fort:,,Wo Immer politische Entscheidungen fallen..., stehtder Wille, der sichdurchsetzen, siegen UU»dherrschen will.«Wer gibt H.das Recht,diese einfache Lebenstatsache,dengeben-s- willenselbst,dasRecht auf Existenz,um dessen sormungessichimGrundeimpolitischen Lebenjanur handelt,alssatanischzubezeichnen? JstdasLebenundseineGesetzeals
VttaieTatsacheüberhauptmitKlassifizierung nach »VonGott oder vom Satan«ZU be- ATMZPIIZJst»diesesUnterfangennicht aufdentheologischen Einfluß zurückzufuhren,den SiemsgeZeilenvorher mit »leider« bezeichnet? Woher nimmts.denMut, zusagen-
»allePaitttkOhne Ausnahmeerwächst heuteaus einem letzten gottwidrigenWillen.«Jst dasmchtHochmut-von demWissenum Gottes Willen inbezug aufandere alsUns stspstZUsprachen?Ich vermisse sehrdasZitternund Zagen,von demimmer gesprochen UNDdas dieSeeleunserer theologischen Gottsucher ergreift,wenn sie vomletzten Willen,vom WillenGottes zeugen dürfen. Das SchweigenunsererAelteren indiesen FestenFragen tst gerader beredt. SiewerfennichtmitsolchenUrteilen umfich-Weilsp in letzterVerantwortungebenmitZittern und Zagen stehen,undnichtWagenzdas an sieergangkneWartZUeinemGesetzüberalleund überalles zumachen—Woistdadie OberflachltchkettP Doch wohlbeidenen,diedavon ihremmitNotwendigkeitbegrenzten Kreisaus vorgeben,-.Tiefenschauzubesitzen, ihre SchaualsMaßstabMögitchstfürdie ganzeWelt zumachen.
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Leiderwehrensich unsereAelteren vielzuweniggegendieseArt ,,Führung«,nur ab undzuvernimmt man einenmehroder weniger heftigen Protestgegen »Pharisäismus«,
»TheologischeArbeitsweise«oderähnliches.Man verschone dieAelteren mitDingen,die sieganz persönlichmit sich auszumachen haben,oder sprechedarüber inder Jchform, alsBekenntnis, nichtals Richtschnur,Undgebe ihnenHandreichungen,sichindenver- wirrenden ErscheinungendesTagesklarzuhalten.
Erfrischendgegenüber HeitmannsAusführungen, die, so sehr sieimeinzelnen berech- tigtsein mögen, dochimGrunde einemüdeResignationgegenüberdem Gestaltungs- willen unseresVolkes sind,und schließlich romantisch ausklingen, sinddieZeilenvon Otto Roland, besondersalsersprichtvom Artikel 355derReichsverfassung,daß solche großenGedanken keineRuhekissen,sondernKampfzieleundKraftquellenfürdas Ringen
von Generationen sind.Also doch Politik. Ja, und hätteimgleichenHeftüberhaupt von denstaatsbürgerlichenAufgabender FraugesprochenWerden können,Wenn nicht ebenverantwortungsbewußteMänner für dieses RechtderFrauSeite anSeite mitder Fraupolitisch gekämpft hätten?Und wären nichtWilli ObländersAusführungenim letztenSatzeUnsinn,wenn sie nicht,durchpolitische Macht gestützt,einmal zur Tat werden würden?Ja,selbst Jörg Erb, derdenAusführungenvon Heitmannzustimmt, fragtinderBesprechungdesAufrufes von Adolf Damaschke: ,,Woist unsere Front?«
oder garimNachdruckdesArtikels überKolonien? »
Hoffentlichbringendienächsten Heftevon »Unser Bund« indieser entscheidenden Fragemehrsachliches Material, nichtnur Proteste,wiesiezunächst H.sAusführungen
mit Notwendigkeitauslösen mußten. Riedel Platz.
Z.
DemFischer gleich,der fischendvon BrückezuBrücke,von
Strom zu Strom und von OzeanzuOzeanziehtund dabei
Erfahrungen sammelt,ohne sichweder miteinemeinzigenkleinen nochmit einem einzigen großen Fisch zufriedenzugeben, müßt auchIhr dieverschiedenen Arten, Farbenspieleund Ausdrucks- formendesGöttlichenaus allen Meeren desLebens sammeln
und bewahren. »KönigreischGlück«.-
Eswird allgemein zugegebenwerden müssen, daßindem Schriebvon Heistmannin
»Unser Bund«,Heftz,dieLagedesBundes inallseiner Unentschiedenheitund Unklar- heit richtig gesehenunddaßesunsere Aufgabe ist,zurvollenKlarheithindurchzudringen.
Mögeuns dasinernsterArbeitgelingen.Unsere Mühewird nicht vergebenssein,wenn unserKampfwille aus heiligerUnruh’entspringt.—- Allein diegenannten Ausfüh- rungen gipfelninderart überspitztenBegriffssetzungen,daßeingegenseitigesVerstehen erschwert,wen-n nichtgar unmöglichgemacht wird. Dies alles inden nachstehenden kurzenSätzen erschöpfendzubehandeln, istunmöglich.Soseinur einigesgestreift.
Man hatuns vom Bund aus auchzudenzurDebatte stehendenFragenbishernicht sagen können,»was wir tun sollen«. Jstdasanund für sichnotwendig?Wird das hochgesteckte Ziel imSatzungsparagraphen z,daßwir eine Lebensgemeinschaft sein wollen, aus letzterkWahrhaftigkeitherausundinallseinem-Ernstvon uns verstanden (werdenwir dasje ganzkönnen·?), so istdamit dieVerpflichtunggegeben,gemeinsam unserenWegzu suchen.Wenn wir dann sehen,daßsich»allepraktischenAnliegen unseresLebens heutemiteiner unheimlichenZwangsläufigkeitinpolitische Anliegenver- wandeln, wenn wir von einer Politisierung allerLebensgebietesprechenmüssen,so scheint esmir allerdingsdochsozusein, daßalleunserekünftigenHandlungenpolitische sein müssenund wir uns einepolitische Haltung zuerarbeiten haben.Wir können uns, aus unsererevangelischen Haltungheraus, diekeineUnentschiedenheit duldet,nichtaus derZeitentwieklungherausstellenund dabeimeinen, wesentlichenEinflußzugewinnen.
Wohlsehenwir und mituns weite KreisederjunenGeneration,dieeinunübertreff- liches Sprachrohr inderbekannten Zeitschrift»Dieat«(Monatsschriftzur Gestaltung
neuer Wirklichkeit)besitzt,allepolitischenParteihaltungenfür erschüttertan, und eser-
scheintmir dringend geboten,einmal daszuhören,was nebenuns gesagtwird. Ein kurzes Wort, das Eugen Diederichs,derHerausgeberder,,Tat«,am TagdesBuches inBerlin sagte,gehörthierher: »WirhabendenWegvon Besinnung zuGesinnung zugehen.Dannkommen wirzuguterletztzueinersozialen Volksgemeinschaft,dieweniger aufeinem äußeren, gut konstruierten Mechanismus fußen wird,alsaufder Gesinnung desMenschen.Sisekann sichnur verwirklichen durcheinevorhergehendeVergeistigung
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imreligiösen Glauben.«Jstman imBund mitmirderMeinung,daßuns Besinnung nottut? (Siehe auch:Aufrufinder»Tat«: Achtung, junge sront, draußen bleibenlz katholische Aktion;lungdeutsche Aktion u.a.mehr.)
Wir erleben heuteeineJnflationdesStaates, desstaatsbürgerlichenVertrauens. Der Glaube an denStaatin seinerheutigensorm ist erschüttert.Es wird derRufan Uns ekgeizenVesp;wir werdenuns veranlaßt sehen, selbstlosimDienstedesVolkes im Staat mitzugtbeitemund immer wird dahinterderwiiie stehen, sich sind-zusetzen-zu siegen,die vielleichtauchzu,,herrschen«.Wenn seitmann sagt, daßsichallePolitik gegen TiefenichouPehlshso glaube ich,dasdahineinengenzusollen, daßsich Pakteipoiiiik unserer Tage vielleichtsoanläßt. Meines Erachtens nachistes geradeAufgereder jungen GenekatiomZu demeinenGrundgesetzdesLebens,von dems.spricht-dukch3u- stoßen-um dekgegenwärtigenGesetzlosigkeit wirksamzubegegnen. ErichSchöne.
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DieNotwendigkeitzur Besinnung aufunsere politischeVerantwortung entspringt unsererEinordnungindendeutschenStaat. Wir sindals Christendamit ineinStück derSchopfungswelthineingestellt.Eine»Neutralität«unseremVolk— und damit auch oem Organgegenüber, durchdas»Volk« füruns Gestaltwird —, demStaat gegen-
gzberisftnichtmöglich. WelcheStaatsform uns entgegentritt, istgleichgültigfür diese rund rae.
DerStxiiiathat— dawird man sich sraglosaufdasNeueTestamentundauf Luther berufenkönnen— seine Macht nichtzufällig.Ein machtloserStaat ist nicht,was er sein soll.Nun istabermit demWorte »Macht« nochgar nichtsgesagt.Und ganz fraglosgibtesStaaten, deren MachtganzindenDiensteiner einzelnenGruppegestellt ist. MachtindenHändenvon Interessengruppen wird stetsdieZerstörungdesStaates alsLebensformdesVolkesmitsich bringen.
Wo einVolkdenWillen zurMacht, — zurSelbstbejahungund Selbstbehauptung hat,wird auchvom Christentumaus einProtestnichtmöglichsein.
Politikalseinesorm derBetätigungdesstaatsbejahendenWillens kann auf Macht nichtverzichten.Vom Evangeliumherwird es nichtmöglich sein, diesen Willen zur politischen Machtüberha up tabzulehnen.Wenn man ,,allePolitikalsmitsatanischem Machtwillen« verbunden ansieht,so trifftdas zu,weil alles menschlicheTun unter diesUrteil fällt.Aber überdieses Urteil hinaus, istvon Gott aus zuunserem Han- deln nochmehrgesagt:Daßwir Gottes Willen stunsollen,d.h.indiesem Falle ganzkonkret: Obfüruns heutedieinnereNotwendigkeitzurAuseinandersetzungmitder Politikbesteht.
DaraufhatHeitmannsoklargeantwortet wieRiedelPlatzund Karl Auras. Alle habenmir gezeigt,daßwir mitdempolitischenLebenunserer Zeit verknüpft sind. Und nichtnur wir.
Nichtnur in»Unser Bund«wird über diepolitischeHaltung geschrieben;inGoslar beider TagungdesReichsausschussesderDeutschen Jugendverbände hat das Thema Vom, politiscan Wollen nichtzufälligimVordergrund - anden. Der, ,,H,annoversche Kurier«bringtinseinerJugendbeilagezudemgleichen hemaeineReche,Von»Muße- kkmgemund inwelcheBlätter man auchschauenmag, immer wieder·tritt dieFrage Meinentgegen: Wie stellenwir uns zurPolitik?Wir teilen hierin derTat das
SchicksslUnserer Zeit.— Mir kamesvor allenDingen daraufan, daßwirerkennen, daß Wkrinmt»undsondersindaspolitischeLebenhineingestellt sind.Mir liegtdaran, PaßVIU,endgultigdaraufverzichten,von einerpolitischenNeutralität zureden,diees mWirklichkeitgarsnicht gibt, heute nicht mehr gebenkann. » »
Himmeifahkt »hattendieKölner ihren Gautag.Jn derAussprache stellt einerdie FWAU »WasKampf ·hllftuns dasEvangelium, wenn· dieLeuteeines Bundes impolitischen
gegeneinondekstehenunddieWaffen gegeneinander führen?«Wir mussenUns WohlhUten,diesalseineUebertreibunganzusehen.DerBriefvon Karl Auras inder Juni-Nummer hatdochwahrhaftigdeutlich genug zuuns gesprochen.»Istdas noch BundesbwdekthofhWenn sie jeden Augenblick durch unsere politische Stellung Zetstoft werden kann?Es»gibtinderheutigen ZeitkaumeineschwerereBelastungsprobefuk
emm Kreis-EisdiedurchdiePolitikgeschaffene Spannung. — Nun ist«ladie,Tat- sachegdaß wiruns überhauptüber diesragederPolitikinoch unterhaltenkönnen,inder heimgen ZeitschoneinhoffnungsvollesZeichen.Allerdingssoll darübernichtvergessen Wekden,daßWie ineinerZeitpolitischer Hochspannunglebenund esjedenAugenblick
JOZ