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Die Zukunft, 18. Juli, Jahrg. XVI, Bd. 64, Nr 42.

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XVI. Jahrg. Ettlin, den18.Juli1908. III-.42.

Heraus-geben

Maximilian Kardew

Inhalte

Seite

piewällth Vonsindqu outkitt ......... ..,..... 83

Institut-kann. voi-Oup Humm- .................. 92

Wes Ictnllicheg Wahl-weht vonfmikkcomfen ......... 97

Halm-. VonZieh-Zweig ........· ............100

Uns-wem Vpa Inn-strit« stöfsinset undMaske-ftp . ..... ..111

DerUvrmalarbtikpiag dir Auristiw vonanyztiedkaendet ......113

Ragkvlnilwun Voapmitrii Resefchsnwfhki ............116

Unchdrnck verboten.

f Erscheint jedenSonnabend.

Preisviertetjiihccich5Makr,dieeinzelne Nummer 50Pf;

Berlin.

Verlag der Zukunft.

Wilhelmstraßesa.

1908.

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glücktienstevonleistet.dem2.ermutigenden,lhreeigenartigefesselnden,Wissenschaftgedankenreichenstehtfreilich hochcharakterbild,überderlandesüblichendasmirgute Graphoogie.Dievon lhnen gezeichneten cliiirahter-P0rtraits verhalten sichzudenErzeug-

nissen jener.wiedieMeisterwerke eines bildenden Künstlers zu denMachwerken eines

stümpers. s.lhreKunstistdurchaus Original. seleuchten gleichsamwiemiteinein Schein- wcrfer indiedunkelsten Tiefen desseelenlebens. 4.Voretwa7Jahren hattensiedieGüte, eineReihevonpsychographologischen Arbeiten für michanzufertigen .·.siesind mir-alle—

zeittröstende. mahnende. stärkende.belehrende Freunde gewesen ..P.P.L.liefertseit 1890 grosszügigeSeelen-Anal sen,»Deutungen«improfanen sinne schliesst seine durchaus vor-

nehme psychologische raxis aus. Denkende Menschen, die Nützliches tieer verstehen

undgerne dern,empfangen gegen20 Pf.PortoimDoppelbriefz »Broschüse undllonorar- bedingungen fürcharakterbeurteilungen nach einzusendendeu stellt-ilistüehen von eingenerodervon Freundeshand etc.Adresse P.l)au11«iebe,sehr-it'tetellek, Augsbukg l.

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Berlin, den 18.Juli 1908.

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Die Mütter.

WehhabediePflichtübernommen,eineErziehunglehrczuschreiben.Bei der Eck:«Frage: »Wer soll erziehen!«kam ichvon selbst zu derNöthigung,mir über Recht undBefähigungder MütterundLehrerinnenzudiesemBerufe Klar- heitzuschaffen.Weilich nicht gernnur auseigene Beobachtungund Em- pfindungvertraue, hielt ichUmschauinderweitenWeltderGegenwartund Vergangenheitnach erziehendenMütternundsonstigenweiblichenWesen.Das Themawar soverlockend,daß ichdarüber meineHauptaufgabe fastganzaus denAugenverlor undnurscheverderVersuchungwiederstand,vorersteinBuch über»Die FraualsErzieherin«zuschreiben,ein ganzes Buch, dasgewißoiel Werthoollesbietensollte,aus alterundneuer Zeit ausgegrabenundzusammen- getragen. Dieser Versuchung mußte ichaber widerstehen;das ,,Buchder Mütter«sollalsonochgeschriebenwerden(von mir odervon wemsonst):nicht alseineAnleitung fürMütter,«wie siePestalozzi gab, sondernalsein Archiv, eineRuhmeshallederMütter undErzieherinnen,derenVerdienst ostganz imVerborgenenbliebund denen Denkmale aufunseren oftvielzureichlich geschmücktenöffentlichenPlätzenbisher noch nieerrichtetwurden.

Umandeutend zuzeigen,wasbei einersolchenUntersuchungzufinden wäre, gebe ich hier eine Probe, einenersten Entwurf,deralleFehler,viel- leicht aberaucheinigeVortheile derSkizzeansichhabenmag.

Esisterfreulich,daßdieFrauen anfangen,sich wiedermitgrößerem EiferdenErziehungsragen zuzuwenden. DasKindbiszumschulpflichtigen Alteristansichfast ausschließlichausdiePflegeundErziehungdurchweih- licheWesen angewiesen:und soruht in derenHandderschwierigsteundve--

antwortungvollsteTheilderganzenArbeit. »VondemAugenblickan,andem die Mutter ihrKindaufdenSchoßnimmt,unterrichtet siees, indemsie Dir-,

,- l

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84 DieZukunft.

was die Natur demKindezerstreut,ingroßen Entfernungenund verwirrt darbietet,seinenSinnen näher bringt, ihmdieHandlungdesAnschauensund folglichdie davon abhängigeErkenntnißselbst leicht, angenehmundreizvoll macht. Krastlos,ungebildet,derNatur ohneLeitungundohne Nachhilfehin-«

gegeben,weiß dieschlichteMutter inihrer Unschuldselbst nicht,was sie thut- Siewillnichtunterrichten,sie willihrKindnur beruhigen,willesbeschäfti- gen;trotzdem geht siedenhohen GangderNaturrnseinerreinsten Einfach- heit, ohne daß ihr bekanntist,wasdie Natur durchsie thut. Und die Natur thut doch sehroiel durch sie:sie eröffnetan diese WeisedemKinde dieWelt;

siebereitet-es sozumGebrauch seinerSinnevorundzurfrühenEntwickelung seiner Aufmerksamkeitundseines Anschauungvermögens·«Also sprachPeftalazzi.

UndWilhelmRaabeerzähltinseinem,,Hungerpastor«von einer Mutter,die ihr Kindsäugte,esauf dieFüße stellteundfürdasganze LebendasGehen lehrte. ,,Das«, fügterhinzu, ,,isteingroßerRuhmunddiegebildetsteMutter kannnichtmehrfür ihrKindthun.« Frauen haben auch mehr natürlicheAn- lage fürdieErziehungaufgaben.SiehabenLiebefürdiebeweglichenliebens- rrürdigenPuppen;undLiebeistdochwohl dasAund0allererziehlichen Weisheit. Siestehenmitihren NeigungenundEmpfindungendenKindern auch näherals wirMänner,habenmehrGeduld,mehr Lustam Spiel,an derJllusionund amäußerenSchein,verstehenihre Kinder,denen sie nicht sowohlmitdemprüfendenVerstandals-rnit empfindenden Herzen begegnen, atchbesseralswirsogargischeitemernsten Männer. Deshalb sagt schonder kluge Rousseau: »DieMütter verziehen,wieman behauptet,ihre Kinder.

Darin thun sieohneZweifelUnrecht, abervielleicht in nichtso hohemGrade wieJhrVäter, dieJhr sieverderbt. Die Mutter willihrKindglücklichsehen, willessogleichglücklichsehen.Darinhat sieRecht:wenn sie sichinderWahl ter Mittel irrt,so mußmansie belehren.DerEhrgeiz,dieHabsucht,die Tyrannei.diefalsche VorsorgederVäter,ihre Nachlässigkeit,ihre harteGe- fühllosigkeitsinddenKindern hundertmalunheilvollerals die blindeZärtlich- keitderMütter.«Das halte ichfür zutreffend.DieVätermachenvielmehr Erziehung-Dummheitenalsdie Mütter.«Dasläßtsich historisch belegen.Wir findenesauchin decDichtung bestätigt,wowirinFragenderErziehung fastregelmäßigder Mutter die höhere Einsichtzugemrssen sehen; Beispiel:

,,HermannundDorothea«,wo esdie Mutter ist,nichtderVater,dieGoethes Erziehungsgrundsätzevertritt. DerVaterinseinem ungeduldigen Ehrgeiz ist tem Sohn gegenübervon Kleinauf ungerecht, auchzukurzsichtrggegendessen l.ngsam scheue,aberdochtüchtigeEigenart.Die Mutter pflegtund hegt,wie un Gärtnerdiejunge Pflanze pflegt,mitweiserVorsichtund Geduldihres KindesNatur, gewinnt dadurch seinVertrauen,seinevolleHingabeundden beitimmenden Einfluß Jch berufe michgernauf Dichter,weilsiemirdurch

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DieMütter. 85

ihre feineSeelenanalyse oft selbstdietüchtigstenPädagogenanBeobachtung- schärfezuübertreffenscheinen. Besonders hoch stehenmirdiepsychologischen Kinderstudien,die wir Goethe,Dickens undGottfriedKellerverdanken. Diese Poetenwußten, wieesineinemKinderherzen aussieht,und lehrenuns die BedürfnissederkindlichenNatur verstehen.

»Ichwar«,läßt Dickens denkleinenDavid Coppersield sagen,»zum Lernengeschicktundwilliggenug, solangeich alleinmitmeinerMutter zu- sammen lebte. Jchkannmich dunkelerinnern,daß ichsdasABC auf ihren Knien lernte. Noch heute,wenn ich aufdiefetten,schwarzenBuchstabender Fibel sehe, scheintdieverblüffendeNeuheit ihrer Gestaltenund diebequeme GutmüthigkeitdesO,desQundSwieder,wiedamals,vor mirlebendig zu werden. Aber sieerwecken in mirkeinGefühldesWiderstrebensunddes E.kels. Jm Gegentheil:mirist,alswäreich durchdasKrokodilbuch(die Fibel)einenBlumenpfad entlang gewandelt,ermuntcrt aufdemganzenWeg

von meinerMutter mitderganzenSanftmuth ihrerStimme undihresWe- sens.AberdesfeierlichenUnterrichtQderdannfolgte, gedenke ichalseiner täglichen«kummervollen Quälerei-«Dickensgiebtunsdas düstereGegenbild zu diesersanften mütterlichenErziehung. Festigkeit, Charakterstärke:Dassind ja auch diegroßen Eigenschaften,ausderMr. und Mstr. Murdstone,die Peinigerdesarmen kleinenDavid Copperfield, fußten.Dererkannte sehr richtig,daßdieseFestigkeitnur einanderer Namefür Tyrannei sei, füreine gewissedüstere,arrogaiite, teuflischeGemüthsart,die in beidenErziehern steckte.

Das Glaubensbekenntniß,wieesvon Mr. Murdstone festgesetztwurde und vor undnach ihmbisaufden heutigenTagbeivielenstrengen Erziehern

inKraft ist, dieses Bekenntnißlautete: »NiemandinderWeltdarf so fest seinwieich. Ueberhaupt darfkein Anderer in derWelt fest sein; Jeder hat sichmeinerFestigkeitzubeugen«

Herder rühmt seinerMutter nach, daß sie ihn ,,beten, fühlenunddenken«

gelehrthabe. Dasist wahrhaftig nicht wenig.Seumesagtinseinem ,,Leben«

beiallerdankbarenAnerkennungderTüchtigkeitundRechtlichkeitseines stren- genVaters: »Was ichaber Gutes anund inmirhabe,verdanke ichmeiner Mutter und demGriechischen.«Wilhelmvon Kügelgen berichtetinseinen

»JugenderinnerungeneinesaltenMannes«: »Meineliebe Mutterstrebtenach tiiner anderen Ehrealsdereinerguten FrauundMutter. MitihrenKindern beschäftigtesie sichtreu und unablässigund war gewissenhaftbemüht,nichts zuversäumen,was zuunserer Menschenbildungdienlichschien.Ausdiesem Grunde studirte sie auch fleißigdiegepriesenstenpädagogischenWerkeihrer Zeit,aus denen sie freilich wenig Nutzen ziehen mochte;denn einehalbwegs gescheiteMutter weiß schonallein, wiesie ihreKinderzieht;wonicht,so lernt sieesschwerlich,wedervonCampe nochvonPestalozziWas siekonnte, that

Jst-·

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siemit Treue.Sielehrteuns dieHände faltenundbeten,leiteteuns zuge- wissenhaftester Wahrheitliebean,beloguns nie, auch nichtimScherzund Spiel,undließunsganzbesondersniemals müßiggehen.«WohlderMutter, derdurch KindesdankeinsolchesDenkmal errichtet wird!

PauldeLagardeerklärtsich seinetrübeLebensanschauungaus dem frühen Verluste seinerMutter:

»O Mutter,selbsteinKind,alsDugebarst, Warum bliebstDumiralsGespielin nicht?

Jchkonnte ja nicht wachsen,dennmitwem

GottfriedKellerhatallseinenHaltanderMutter gefunden,wieers so tief ergreisendim,,GrünenHeinrich«erzählt:WodiePädagogikderweisen Männer versagte,datriumphirte allzeitdieunerschütterlicheTreueund Liebe dergeistigarmenMutter,dieihrKindnichtfallenließ.JhreGeduld und ihrstillesVertrauen auf seine guteNatur leuchtenihmwieeinlichterStern durchalleJrrungenderNachtvor. Wieaberergingesdemarmen Sechs- jährigeninderSchule?»Nun sollte ich«, erzählter,,,plötzlichdasgroßeP benennen,welchesmirinmeinemganzenWesen äußerstwunderlichundhu- moristischvorkam, undesward inmeinerSeele klarundichsprachmit Ent- schiedenheit:,DasistderPumpernickel·.Jch hegtekeinenZweifel,wederan derWelt nochanmirnochamPumpernickel,undwar frohinmeinemHerzen;

aberje ernsthafterundzuversichtlichermeinGesichtindiesemAugenblickwar, destomehr hielt michderSchulmeister füreinen— durchtriebenen undfrechen Schalk, dessenBosheit sofort gebrochenwerden müßte,underfielübermich herundschütteltemicheineMinute langandenHaaren, daßmirHören und Sehen verging.. .AlsderSchulmeister sah, daß ichnur erstaunt nach meinem Kopf langte, ohnezuweinen, fielernoch einmalübermich her,um mirdenvermeintlichenTrotzunddieVerstocktheitgründlichauszutreiben«Nun folgtenweitereStrafen; undderLehrerbliebdabei,daßderkleineHeinrich einverstockter Bösewichtsei;denn,,stille Wasser seien ties«.Dahabenwir einStückhartherziger SchulmeistereiundalsUrsache: völligesVerkennender kindlichenNatur.DieMutter wußteesnatürlichbesser.Sie sagte, Heinrich sei eindurchausstilles Kind, dasbisher nochnieausihrenAugengekommen seiundkeinegrobenUnarten gezeigt habe.Allerlei seltsame Einfälle habeer

allerdings manchmal;abersie schienen nichtauseinemschlimmenGemüthzu kommen, und ermüßte sich wohl erstan dieSchuleundihre Bedeutungge- wöhnen. Natürlich hattedie Mutter Recht.

Dassind soeinige typischeFälle,diedasLebentausendfachbestätigt.

Jch selbsthabehundertfach unsereMütter ebcnsoalsAnwälteihrerKinder sprechenhören.

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DieMütter. 87

WodieMutter ihrer erstenund beglückendstenLebensaufgabe,der WartungundErziehungderKleinen,nichtdienenkann,damüßteeinan- deresgebildetesundliebevollesweiblichesWesen ihreStellevertreten Finden wireinesolche Erzieherin,dann istkeinLohnzuhoch für fie. Pestalozzi hat einEhrendenkmaldemwackerenDienstmädchengesetzt,dasihn erziehen half. Lassenwiruns Dasvon ihmselbst erzählen:

»DerVaterrief siean seinTotenbett undsagtezuihr: ,Babeli,UmGottes undallerErbarnier willen, verlaßmeineFraunicht!Wennichtotbin, so ist sie verloren;meineKinderkommen inharte, fremde HändeSie ist ohneDeinen Beistand nichtimStande,meineKinderzuerhalten«Gerührt,edel undinUn- schuldundEinfaltbiszurErhabenheit großherzig,gab siemeinemsterbendenVater dasWort:.Jch verlasse Ihre Frau nicht,wenn Siesterben. Jchbleibebeiihrbis xn denTod,wenn sie mich nöthig hat.·JhrWort beruhigtemeinen sterbenden Vater; sein Auge erheiterte sich,undmitdiesem TrostimHerzen schieder. Sie hielt ihr VersprechenundbliebbeimeinerMutter bisanihren Tod. Siehalf ihr ihre«dreiKinder,die damals arme Waisenwaren,durchalleNoth durchschleppcn unddurchallenDrangderschwierigsten Verhältnisse,diesichnur denkenlassen.

SiehalfmiteinerAusdauer, miteiner AufopferungundzugleichmiteinerUm- sichtundKlugheit,dieumso bewunderungwürdigerist,dasie,alleräußerenBild- ungbar,vorwenigenMonaten erstvomDorfewegnach Zürich kam,umda einen Dienstzusuchen.DieganzeWürdeihres BenehmensundihrerTreue wardie Folge ihres hohen, einfachenundfrommen Glaubens. Soschwer auchimmer die gewissenhaste Erfüllung ihres Versprechenswar,sokamihrniederGedankein dieSeele, daß sieaufhören dürfeoderaufhören wolle, dieses Versprechen ferner zuhalten. DieLagemeiner verwitweten Mutter erfordertedieäußerste Spar- samkeit·AberdieMühe,dieunser Babelisich gab, deshalb beinahedasUnmög- lichezuleisten, ist fast unglaublich-«

Soll dieStellvertreterin derMutter Segensreiches leisten,dannmuß sieaberauchimHauseinegeachteteStellung einnehmen. Hörenwir darüber wiederDickens: »Ich solltemeinen«,sagter,»daßeinKindgutgenugbe- obachtetunderkennt,wem esnachzuahmen hat.Wieaberundweshalb soll eseinenMenschen achten,vor demkeinAndererRespekt hat,denJederüber dieAchsel ansehenzudürfen glaubt?WiesolleszuseinenStudien Lustbe- kommen,wenn essieht,wieniedrigseine Gouvernante eingeschätztwird, die esdochgeradedurch Fleißin ebendiesenStudien dahin gebracht hat,Gou- vernante

zusein?«

DochdieZeit,dawiederdasEvangeliumderMüttergepredigtwird, kehrt zurück.ManleseEllenKeyunddazuRousseaus ,,Emile«!Dahaben wirdenselben Geist.Auch unser JahrhundertsollwiedereinsderKinder werden. Manbesinnt sichdeshalbwieder ausdasRechtderMütter, alsder birufensten FürsprecherinnenderKleinen,undsprichtwiedereinmalvon einem RechtderKinder- HundertJahre lang hatderStaat inderGestaltder

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k8 DieZukunft.

Schulmännerfast ausschließlichbestimmendüberdasKindgesprochen. »Die Mütter«, sagten fie, »sindzurErziehung weniger geeignet,dennsie sindblind gegendieFehler ihrerKinder. JedeMutter siehtinihremKindein Wunder, etwas nieDagewesenes«.Ja, frage ich, hatdie Mutter damitnicht Recht?

Jst nicht jedesKindeinNeues,ein Unikum, eine Weltfür sich,eineräthsel- hafteGottesgabe?NurderdurchdesDienstesBürde abgestumpfteSchul- mann kanninihmeine Nummer erblicken. »DieMüttersind allestolzaus ihre Kinder.«Gewiß findsie es;sollen sieetwalieberihre eigeneBrutver-

achten?Dasmuthet diegutealteBolksdichtung nichteinmalderAffenmutterzu, diedenplumpenJsegrimmmitzerzaustemFell heimschickt,weilerihre Jungen junge Teufel,einHöllengefindelgenannt hatte, garstige, schmutzigeRangen, Moorafsen,dieman amBesten ersäufensollte. Entrüstet schreit sie ihnan:

»Welcher Teufel schicktunsdenBoten? WerhatEuch gerufen, Hierunsgrobzubegegnen?Undmeine Kinder? WasdenktIhr, Schönoderhäßlich,mitihnenzuthun?«

ReinekeFuchswußtesie besserzubeurtheilen;undermußesverstehen:

»Meine Kinder, betheuerterhoch,erfinde sie sämmtlich Schönundfittig,vonguter Manier: ermochtemitFreuden Siefür seineVerwandten erkennen.«

SosinddieMütter. Man sprichtdeshalbwohlvon Affenliebeund machtsich darüberlustig.Esgiebt natürlichauchkrankhaft ausgeartete,weich- licheundsündhastschwacheMutterliebe,diedemKindeschädlichist,eine»salsche Naturliebe«,wieLuther sagt,die die Eltern verblendet,daß siedasFleisch ihrerKindermehrachtendenndieSeele,eine Liebe, diejeder kindlichenLaune und Schwäche,jederBitte,jedem TrotzundEigensinn nachgiebtund dadurch daskleineWesenzu einemunglücklichenGenußmenschen,-EgoistenundTyrannen großzieht.DasistaberehereinAusflußvon Dummheitalsvon Liebe.Selbst eineweichlicheFrauenerziehungkannnochthen großenSegen stiften,wie das BeispielvonPestalozzilehrt, der auchschwerlichsein zartes Kindergemüthbis inseinMannesalter, derMenschheitzumSegen,bewahrthätteIwennernicht ,,anderHandderbestenMutter ausgewachsenwärealseinrechtesWeibes- undMutterkind,wienichtbaldinallenRücksichteneingrößeresseinkonnte-«

Jn unserer Zeithatman auchdenGemüthsreichthum,dersichbesonders eindringlichinderMuttergottesmitdemKindeausspricht,alsminderwerthig bezeichnet. JchdenkedabeiandieSchriftdesunglücklichenDr.OttoWeininger ,,GeschlechtundCharakter-Cderdem Weibdie Seele abspricht, deshalbauch die Mutterliebe füreinminderwerthigesGefühl erklärt,dasman zuUnrecht sittlich hoch einschätze.Hörenwirihn selbst:.

»Es frage sich Jeder aufrichtig,oberglaubt, daß ihn seineMutter nicht eben so lieben würde,wenn erganzanders wäre,alserist, ob ihre Neigungge-

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DieMütter. 98

ringer würde,wenn ernichter,sondernein ganz anderer Menschwäret Hierliegt derspringende Punktundhier sollenDieRedestehen,welchevondermoralischen HochachtungdesWeibesum derMutterliebe willennicht lassenwollen. DieJn- dividualität desKindes istderMutterliebe ganzgleichgiltig; ihr genügtdiebloße ThatsachederKindschast;undDies istebendasUnsittlicheanihr. Jn jederLiebe vom MannzumWeib, auchinjederLiebeinnerhalbdesgleichen Geschlechtcskommt essonstimmer aufeinbestimmtes Wesenmitganzbesonderen körperlichenund psychischenEigenschaftenan;nur dieMutterliebe erstreckt sich wahllosauf Alles, was dieMutter jeinihrem Schoß getragen hat. EsisteingrausamesGeständniß, dasman sich macht, grausamgegenMutter undKind,dasgerade hierin sich offen- bart,wievollkommen unethischdie Mutterliebe eigentlich ist, jene Liebe,dieganz gleich fortwäbrtobderSohneinHeiligerodereinVerbrecher,einKönigoder einBettler werde,einEngelbleibeoderzumScheusalentarte.«

Wiefalschund schiefdasAllesist, brauchtman einemnatürlichempfin- denden Menschennichterstzubeweisen. Auch nicht,daß mancher Vater noch blinder alsseine FrauindieKindervernarrt ist. WenigekanntendasLeben sogutundwußtenessomitdemGriffelzumeisternwieHonorådeBalzae Beiihm mußeinVaterdasBeispielverblendeter Elternliebe geben,diezu allseitigemVerderben führt:VaterGoriot. Und erbemerkt dazuinseiner großartigenSchöpfung: »DieseHandlungist keineErfindung, istkeinRoman!

Allistruez esist so wahr, daß Jederdie ElementedavonbeisichzuHaus«

vielleichtinseinem eigenen Herzenerkennen kann.«WährendesMüttergiebt.

dieausEitelkeitihrhäßlichesKindversteckenundverleugnen,giebtesVäter, diegeradeinihre mißrathenenKindervernarrt sindAdolf Matthias, dessen KapitelüberAssenliebe(inseinembekanntenBuch »Wie erziehenwirunseren SohnBensamin3«)fastüberall meinenBeifall hat, berust sichmitRecht aus Horaz,bei demesheißt-:

»Den schielenden Jungen

NenntseinVäterchen,Blinzler«,denzwerghaft gewachsenen Burschen ,Püppchen«;und,Teckelchen«rufterdasKerlchenmitsäbelgekriimmtenBeinen;

Undsteht sein Jungeaufschwulstig verwachsenen Knöcheln, Lallterihn ,Humpelchen«an«

Jm UebrigenzeigtmirMatthiaszu vielNeigung,dieAnsprücheundWerthungen derSchuleren MütterngegenüberzuüberschätzenundihrEintreten für das Recht ihrer Kinder nichtgenügendzuwürdigenMan vertrat injüngerer Zeit diese fast unbegrenzteHochachtungvon denStaatsschulen,diedasgute-, eingeboreneRechtderKindespersönlichkeittausendfach mißverstehinznichtvor--

sätzlichund nicht durchrieSchuld irgendeines Einzelnen, sondernunterder Gewalt erstarrterlJnstitutionenundgefrorenerSchuldogmatik. Matthiasliebt esnicht,wenn Mütter,,lästigfallen«durchErzählungenvon,,meinemJungen«, von ,,unseremChristianundKurt«,undruftdabeiaus: »Wenn solcheEltern

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er nicht: »Sie sind mitschuldig« ; sondern: »Der Mann giebt sich für Jhren Rächer aus.« Kann aber aus der Centrumspress e (i1x deren dunkelstem Winkel angedeutet wird, das Ganze

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