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Die Zukunft, 26. September, Jahrg. XVI, Bd. 64, Nr 52.

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XVL Jahrg. Berlin,den26.Yeptemlier1908. Alt-.52.

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Herausgehen

Maximilian Kardew

InhaIt:

Seite

DiePolikisirung derResu. VonJurist Dota Frost ...........455

Glüelwlpiel immillelalker. VonHart Zentfch . ............462

'Di- Verachtung derMaue. VonEduard sechs-d ........ ...467

Bullyprudlxvmmr. Vonsind-via von Hatt-any ............471

DesUnmut-allwer wonnig-up VonJohannes II.Harnisch .....476

pag BuchderDiebe. VonAugust zttkndhetq .............480

»DieDividende derReich-bank. VonJason ............«...490 Nachdrnck verboten.

f Erscheint jedenSonnabend Preisvierteljährlich 5 Mark, dieeinzelneNummer 50Pf.

Berlin.

Verxagder Zukunft

Wilhelmstraßesa.

1908.

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Berlin, den 26. Hiepkember1908.

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Die Politisirung der Frau

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urchdieAnnahmedesneuen VereinsgesetzesistdiePolitisirungderFrau

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inDeutschlandlegitimirtworden« Sie zuoerurtheilen, hatkeinenZweck mehr; sie istderWillederRegirung,demalleParteien,von denKonserva- tiven biszudenSozialisten, zugestimmthaben.NiemandscheintdiesenSchritt andersdennalseinenAnfang aufzufassen,alseineAufforderung, sichaufdie weiterenpolitischen »Rechte«vorzubereiten.Undwenn esetwanichtsoge- meintwar, wirdman sehen, daßeinsolchesProoisorium aufdieDauernicht haltbarist.Halbe Maßregeln sterbendaran, daß siekeineFreunde haben;

und derFortschritt istauf derschiefenEbenebequemeralsderRückschritt Eins istnun wohlklargeworden: daßnicht dieFrauen dieseBewe- gungfördern, sonderndie Männer.HabendieFrauen-daspolitischeVereins- rechtgefordert? Dochnur eingeringer Theil.AberdieMänner waren einig.

So wirdesweiter gehen. Selbstwenn dieFrauenaufs Stimmrechtver-

zichten sollten,wird man esihnen ausdrängen.Eines Tageswerden wiris haben;und derweitaus größteTheilwirddavon ebenso überraschtwerden, wieeresjetztvom Vereinsrechtwar, undnichtwissen,wieerzudiesemRecht- gekommenist.DieEinigkeitderMännerindieserAngelegenheitist aussallend.

Mit derAusdehnungdespolitischen Vereinsrechtesaus dieFrauenwurdedoch eineMaßregelvon tiefgehenderWirkung beschlossen.Abersiewurdemiteiner Gemüthlichkeiterörtert, diebefremdlichund beängstigendwar. Keinebängliche undbellommene Stimmung umflortedieBerathungen,wieetwa dieEnteig- nungdebatteimHerrenhaus, sonderndieTagungwar von einemGlanzhei- tererundsestlicherZuversicht übergossen;man sprach ausgeräumtundtrennte sichrebepegesta,erfreut, daßgerade dieFraues war, derdieersteSegens- fruchtderBlockpolitikzusiel·Aber derWillezum Blockalleinhätte vielleicht einederRegirung günstigeAbstimmung gezeitigt, nicht sonnige Zufriedenheit;

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auchdieschönenAugenradikaler Frauenführerinnenwirdman aus derBe- rechnung lassen dürfen;esmüssenstärkereKräfte sein,die diePolitisirungder Fraubetreiben. Wersind dieInteressenten?

DreiGruppenkönnten einInteresseanderPolitisirungderFrau haben:

dieRegirung,dieParteienunddiepolitischeIndustrie.DieAbsichtenderRe- girung sind fchwerzuenträthseln;man kannsienichtberechnen,weilman nicht weiß,wieweitundwas sie voraussieht.BeidenParteien liegteseinfacher;

für sie bestehteineVerbindlichkeit zurVoraussicht nicht; sie handeln nach ihrem nächstenJnteressezaberhier ist Spielraum sürMißverständnisseGanzein- deutig istderWillederpolitischenIndustrie: siewillverdienen; ihr Handeln isteinseitig bestimmt, läßt sich leichterklären,leicht voraussagen.

DieRegirunzkönnte diePolitisirungderFrauzunächstauspolitisch- technischenErwägungenheraus wünschen:sie istmitderparlamentarischenSi- tuation, wiesieistoderinnächsterZukunft bevorsteht, nicht zufriedenund glaubt, daßdieFrau ihrzu einerannehmbarenSituation oderzueinemnoch lenksameren Parlamentverhelfenwird. Sieerhofft Schwächunglästigerund schädlicherParteienoderhofft einfachnur,durchdieMitwirkungderFraudas parlamentarischeLebenvielfältiger,anKombinationmöglichkeitenreicherundda- mitleichter beherrschbarzu machen.Außerdiesen technischenErwägungenkönnen aberauchprinzipielleGründe sie bestimmen. Solche sachlichenGründewürden besagen:dieRegirung istmitderökonomischenEntwickelung,welchedieFrau ausdemHaustreibt,ihrdieKindernimmt, dieFamilie auflöstunddieEhe zum Mindestenüberflüssigmacht, einverstandenSielehne die Rolle der Vor- sehung ab,haltedieneue Gesellschaftfürunabwendbar unddenAugenblick für gekommen,sichmitihrabzufinden,um siesichnichtzuentfremden.Viel- leicht sinddieeuropäischenRegirungen überhauptkeineaktivenRegiiungen mehr, sondernnur MitläuferderZeitundsind froh, sich demokratischtreiben lassenzudürfen.

DieParteien erhoffenrelativen Stimmenzuwachs; jede einzelne. Nicht allesindalsovor Enttäufchungensicher. Jede fühlt sichzuschwach,merkt entweder einenRückgangoder fürchtetihn.Darum istesnatürlich,daßsich allenach Hilfskräften umsehen.Und jedeistihrerVerführungskunstsicher, jede begierig, ihren Apparat aufdieFrauen loszulassenund diepolitisch unbeschriebenenBlätter zubeschreiben,bevorderGegneresthut.Diefort- schrittlichenParteien gründen ihre Hoffnung darauf, daßdieFrauen,diesich jetztam Lautesten äußern, fastallefortschrittlichgesinnt sind.Diezurückhal- tenden ParteienerhoffendieWirksamkeit konservativer Jnstinkte,diesiein denFrauen nachalterGewohnheit vermuthen,undübersehen,daßdieserJnstinkt ja nicht unversehrtbleibtunddaß dieUngebundenenundUnzufriedenenimmer diegrößteEnergieund auchdiegrößte Unbesonnenheitzeigenwerden. Aber

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man kannzugestehen:imUngeschehenenhatJedereinRecht, für sichzuhoffen«

Unddeshalb sindsie aucheinig.DieTaktik derFrauensührerinnenist,die SacheimUngewissenzulassen;man spielteine Parteigegendie andere aus und versichert,dieFrauenbewegungwerde derzufallen,die dasMeiste für sie leistet.Und dieZerrissenheitundUnklarheit,die innereZiellosigkeitderFrauen- bewegungmachtdasArgument wirksam.

DiepolitischeIndustrie istmitdemgrößtenEiferbei derSache.Und ihreMachtist nicht gering; ist auchimWachsen.DenKern derpolitischen IndustriebildetdiePresse.Wenn sie einsteineUnternehmungderParteien war, sowirddas Verhältniß allmählichumgekehrt;und dereinstmagwohl derReichstageinKollektivunternehmenderZeitungenwerden. Dieser Jn- dustrieist natürlichdiePolitisirungderFraudasAngenehmste,was ihrbe- gegnenkann. EinestärkereBetheiligunganderPolitikbedeutet für sieEr- höhungdesUmsatzes,SteigerungderEinnahmen,dieauspolitischerJnfors mation, Belehrung, UnterhaltungundAufregungzuerzielen sind.Diepoli- tischeIndustrieriskirtnichts beidiesemFortschritt, sondernkannmitSicher- heit aufeinenGewinn rechnen. Währenddiepolitische Parteien verlieren, wenn ihrZuwachs nichtrelativ größeristalsderdesGegners, mußinder politischenJndustrie jede Richtung gewinnen. Deshalb ist hier auchdieEinig- keitbesonders schön,dieGeschäftigkeitbesonders ungeduldig.Weresnöthig hat,von demGlauben geheiltzuwerden,daßdiekonservativenZeitungen hiereineAusnahme machenundkonservativePrinzipieninsolchemKonflikt einOpferbringen,DerlesedieKreuzzeitung. »Einnormaler Zustand istes nachkonservativenAnschauungennicht,«standdaindendasBereinsrechtent- scheidendenTagen, »daßdieFrau politisch thätig ist. Aberdieser Zustand istnun einmaldurchdiewirthschastlicheEntwickelunggegeben-«Dannbrachte sie tiefeKlagen,bittereWehmuthund eineunrichtige Angabevor (,,Nurdie HälftederFrauentritt indieEhe«)undempfahl schließlichdieAnnahmeder Politisirung,derenGefahrensiedurchsoziales Nachflickenund,,Ritterlichteit«

zumildern versprach: »Liebertot alsunhöflichgegeneineFrau.« Solche Tartufferie ist natürlichimKampfums DaseinunvermeidlichAndereZei- tungenhabenesbequemer:sie befreien einfachdieFrauenundverhelfenihnen zu ihremRecht.AlstreibendeKräftewirdman aberweder Rechtsgefühlnoch Ritterlichkeit anzusehen brauchen.UnddiePresse ist ja auchnur das Skelet der politischenJndustriezes sitzt nochvielFleischund Fett herum,das wachsen möchte-

So sindan derPolitisirungderFrau starke Mächte interessirt,von denen jede für ihre eigenenJnteressenarbeitet, die getrenntmarschirenunddoch dasselbe Ziel haben. Die parlamentarische RegirungtechnikundderPartei- betriebsind aufeinemtoten Punkt angekommen,diepolitische Industrie ist

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hungrigundaufderJagd nachneuen Einnahmen.Esist zu erwarten, daß diepolitischeGleichstellungderFraumitEnergiebetriebenwird·Deshalb ist esauchnichtrichtig,zuhoffen, daßdieBerechtigungzupolitischenVereinen undVersammlungen nichtsändernwerdeundanderpolitischen Jndolenzder FraueingenügendesGegengewichthabe. Vielleicht einige Jahre lang. Auf die Dauer stehtesnicht frei,voneinemRechtkeinenGebrauchzumachen.Und einallgemeines Recht fordert allgemeine Benutzung schon,um einseitigeBe- nutzungabzuwehren.Geradedienatürlicheund gesunde JndolenzderFrauen istindiesem FalldasGefährliche.Dennsie zwingtdieInteressentenander politischenErweckung, starkeMittel zugebrauchen.Manwirdalsokeine Ver- sprechungensparenunddieschönstenProspekte malen;man wirddieFrau durchdieSchaustellungneuer, ausregender Zieleerwecken. Wasliegtanden wahren Interessen? Diesind nicht brauchbarzurErweckungSo istesbei derPoliiisirungimmerzugegangen. Washatte wohlderkleine Mannnöthiger zum Glück alseinkleinesEigenthummitetwas Spielraum,eszuverbessern?

Und wohinhatihn diePolitik getrieben? DaßerPrivatbesitz verwerfeund einenLohnarbeiterstaat fordere. DieZeitenderSelbständigkeitseien dahin, eshabekeinenZweck, sichgegendieheilige Entwickelung auszulehnen,oder dasGlück werde sich nacheinem großenZusammenbrucheinstellen.Daran ist nichts ZufälligeszAllesfolgteausderErlaubniß, denpolitischTrägenzu erwecken. So wirdman sichauchjetzt nichtdiegeringste Mühe geben,die wahren InteressenderFrauenzuerkennen odergarzufördern, sondernnur Dasbegünstigen,wasLebenindaspolitischeTrachten bringt.Man istalso,

umdieFrauenzueinträglichenKunden zumachen, durchaus daraufange- wiesen, sieaus ruhigen, zufriedenen Zuständen,aus dem,,Schlaf« herauszu- reißenundjede Maßregelzuunterstützen,diesie ,,selbständig«machtunddie alteGesellschaft auflöst.Wasaberanderneuen LebensformderFrauwirk- lichist,Dasistnicht Bildung, nicht Freiheit, nicht ZuwachsanRecht, auch nichtArbeit (denn Arbeit hat sieimmergeleistet, soweitesihre Hauptbe- stimmungerlaubte),sondern: daß sie prinzipiell, systematischundinweitestem UmfangzuBerufsarbeiterzogen, dressirtundinihr festgehaltenwird. Und Das istnur möglichauf KostenderGeneration. Vonwelchen Absichten auch immer dieFrauen selbstinihren Bestrebungen ausgingen:dieWirkungist immer dieselbe.DiePolitisirung istindieserKettevon ,,Erfolgen«nur ein Glied und nur besonders gefährlich,weildieBeschäftigungmitPolitikden Organismus jederAnsteckungzugänglichmacht.

DaßdieReformbestrebungenan derFraueinenökonomischenFortschritt bedeuten, die nationale LeistungfähigkeitimAnfang erhöhen,istleiderun- zweifelhaft.SiehabeneineTemperaturerhöhungim ganzenVolkskörperzur Folge;wasauch späterdarauskommen mag:zunächstkommt einAufschwung;

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derKreis desUeberflüssigsUnentbehrlichenwird erweitert,derWagenrollt, dieVolkswirthschaftbekommteineMorphiuminjektion.Unddieistnöthig; sie istdaran gewöhnt.DerForschritt hat seine Nothwendigkeiten.DieKuroe derWirthfchast steigtundfälltundhat aufsteigendeTendenz:Daslehrtder Augenschein,dieTage du nombre und diePlaufibilitätdesDiagrammes Man kannesaberauchanders ansehen: daß nämlichdieWirthschaftder Ci- vilisationdiebeständigeTendenz habe,zusinken, undnur durchimmer neue Auffrischungen, erst harmlose,dann bedenkliche,schließlichgefährliche,zumAuf- steigen gebrachtwerden kann. JnZeitenderStockungtreten automatischMe- thodenderErsparnißein, undwenn diedauerhaften erschöpftsind,entschließt sichdasaugenblicklicheBedürfnißzusolchen,diewenigstens füreine Weile helfen. Jn diesemZusammenhang erscheintdie moderne FraualseinOpfer dersinkenden TendenzdereuropäischenKonjunktur.Undzwaralseinnutz- loses Opfer;dennausdieser AusnutzungeinerMöglichkeitmuß späternoth- wendigderAnstoßzumNiedergangwerden.

WennalsodieFrauendemSchicksal entgehenwollten, dasihnen(und derAllgemeinheit)dieökonomischeRothwendigkeitbereitet,so müßtensie zu- erstdenGründennachgehen, durchdieunsere europäischeWirthschaftgezwungen ist, ihreChancen so unvernünftigaufzubrauchen.Einer dieserGründeistdie KonkurrenzderVölker, diejedes zwingt,nichtnur seineArbeitzusteigern, sondernauch dieSchutzmaßregelnundAufwendungen fürdieSicherungderAr- beitmöglichkeiten,dieumso dringenderwird,jeentwickelterund alsoempfind- licherdieWirthschaft ist.EinzweiterGrund istDas,wasman die,,Erhöhung derLebenshaltung-«nennt;diesegeprieseneRechtfertigungdesFortschrittesSie bedeutet vor Allem,daßderSchwerpunktdesLebensvon demNothwendigen aufdasUeberflüssigeverschobenwird. Reichthum erweckt,wenn ereinBe- dürfniß befriedigt, zweineue. Jereicherwir werden,destoärmerwerden wir fürdasNothwendige,dasNatürliche. DiesesGleitendesSchwerpunktes nach oben,daspsychologischeUrsachenhat,istvonunheimlicherBeständigkeit.Die Pyramide unserer Wirthschaftwirdobenbreiterundunten schmaler.Schließ- lich kannsie einmalumkippen

EineReorganisationderWirthschaftwärealso nöthig,eineFestigung derCivilisation(einstKultur genannt); dazu Beseitigunginternationaler Stör- ungrnöglichkeiten.EinBischen viel,abernicht mehralsnöthig. Jede Gegen- bewegung, die Dasnicht wollte,wärezurUnfruchtbarkeit verurtheilt. Die Mittel zurDurchführungsolcherAufgabenkönntenaberzumTheilvon einer Artsein, daß unsereNaturdasRecht vermissenwürde, siezuempfehlen. Tiefe instinktiveLiebezumSoliden undMißirauengegendenökonomischenOpti- mismus wärenerstdieVoraussetzungenderEinsicht. Mächte, aufdiesicheine solcheGegenbewegungstützenkönnte,sind überhauptnicht mehr vorhanden, seit

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460 DieZukunft-

(Das istdasSchlimmste)dieRegirung ihren Standpunkt gewechselthat.Und woraus rekrutiren? DieFrauenbewegung selbst freut sichihrer Erfolge.Die entsprechenzwarnichtganzDem,wasman sichunterseinen Forderungenvor-

gestellthatte. Statt BildungwirdBerussdressur erreicht, statt HeilungBe- täubung,statt FreiheiteineTretmlihle, stattzuEinflußundMachtkommt man ineineOrganisation,woNiemand Macht hat. AberalsErfolgwird dasAllesdoch noch gerechnet;-undman fährt fort,Linienzu entwickeln,be- vor man rekognoszirthat.

Charlottenburg z

Lucia Dora Frost.

Die Natur hatdieFrauenzimmer so geschaffen,daß sie nicht nach Prinzipien, son- dernnachEmpfindung handeln sollen...WennmandieGeschlechter nichtanden Klei- dungenerkennenkönnte,überhauptdieVerschiedenheitdesGeschlechteserratbenmüßte, sowürde eineneueWeltvonLiebeentstehen.Diefes verdiente,ineinem Romanmit Weis- heitundKenntnißder Weltbehandeltzu werden...Gottschufden Weibern dieHaare langundumdieSchultern hängend;abereinPerrückenmacherfand fiir gut, Dieseszu ändern undsie hinaufzukämmen...Selbstdiesanftesten, bescheidenstenundbestenMäd- chen sindimmersanfte-,bescheidenerundbesser,wenn sie sichvordemSpiegel schöner gefunden haben...WenneineBetschwestereinenBetbruder heirathet, so giebtDas nichtimmereinbetendes Ehepaar... Wennmanmanche Histörchengenauuntersucht, sowirdmanimmerfinden, daßetwas Wahres daruntersteckt,undzuweilenetwas ganz Anderes,alsman sich anfangs vorstellte.Sosind,zumBeispiel,dieHexen,dieman ehemals so sehrmitFeuerundWasser verfolgt hat,gardieGeschöpfenicht gewesen, dieman sich gemeiniglich vorstellt; auch hatman dasVerbrennen einWenigzufrüh eingestellt. JchhabeandiehundertfünfzigStellen gesammelt,woraus ich beweisen kann, daßdieHeerdervorigen WelteigentlichdieKaffeefchwesternder jetzigen sind.

UnterdemNamen Kaffeeschwesternverstehe ichalle altenFrauen, die inihrer Jn- gend sovielgelernt haben, daß siedieBibel,bisauf einigenomina propriaim Alten Testament,ziemlich fertig wegleseuund alleZahlen aussprechen können-,wennsiemit Worten geschrieben sind;unddie, nächstdenbiblischenGeschichten,sichhauptsächlichauf diePrivatgefchichteallerFamilieninihrem Städtchen gelegt habenund überSchwan- gerschaftenAEheverlöbnisse,HochzeitstageundKopfzeugeRegister halten;die injeder Krankheiteinesjungen MädchensdenBastard reifen sehenund den MannunddenBall errathen,derdieUrsacheunddieGelegenheit dazu war;diehypothetifche Ehen zwi- schen ledigen Personenundnicht seltenreelleEhescheidungenmitihremGefchwätzstif- ten,—-turz:alleunverständigenplappernden,besuchen gehendenaltenWeiber, sosehr diePestunddasVerderben dergutenGesellschaft,wiedieverständigeMatrone und ehrwürdigeMutter derenZierde ist.DieHexen schwammen aufdemWasser: Das ist einblossigürlicherAusdruckundsollnurheißen,daß eigentlich TheeundKasseeihr Elementsei.Undich glaubeimErnst, daß unsereneuen HexenimKasseenicht ersäuft werdenkönnen;dennich habe selbsteinmalEinevierundzwanzig Tassentrinkensehen- dadiefrischestenwestfälischenViehmägdeanvierensterben...DieGriechen, nichtallein dasweisesteundtapferste sondern auchdaswollüstigsteVolkanderWelt,hielten wahr-

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DiePolitisirungderFrau. 461

lichdieMädchennicht fürGöttinnenoder denUmgangmitihnen für Paradiesoderihre Liebefiirunwiderstehlich.Sieerzeigtenihnen nichteinmaldieAchtung,diemanwenig- stensvoneinemfreienVolk(ichwillnicht sagen:voneinemgefühlvollen)gegenein schwachesGeschlechthätteerwarten sollen.Siebrauchtensie,dieorganifirten Fleisch- massenzuerzeugen,ausdenensie selbst nachher Helden, WeiseundDichter formten,und ließen sie übrigens gehen.Die WeiberwohntenimInnerstendesHauses,kamennicht inMännergesellschaiten,wodurch ihnendennfreilichallerWeg abgeschnitten ward, sich für so klugeKöpfe gehörigauszubilden; daher sieimmerschlechterundverächtlicherwer- denmußten. Daß ihnen wahrhaftig großeMännerdenHof machten: diese Achtung mußtensie sicherst durchbesondere auszeichnende Geistesgaben erwerben;unddieseBe- suchew treunichtvonder verliebten Art...Herz verschenken, Gunst verschenken: diese Ausdrückesind poetische Blümchen.KeinMädchen schenktihr Herzweg;sie verkauft esentweder sür Geld oderEhreodervertauschtes gegen einanderes,wobeisieVor- theil hatoderdochzuhaben glaubt...Viele Männerhaltendasweibliche Geschlecht für so schwach,eitel, leichtgläubigundeingebildet, daßesAllesglaubt,wasman ihm sagt, sobaldesdieMacht seiner Reize angeht.DieseMänner (wennman sie so

nennen kann)irrensichabergarsehr. Nicht wahr, Madame? ...JnPersien sinddie

Damen vonderPoesie ausgeschlossen.Die Perser sagen:WenndieHenne krähenwill, mußman ihrdieKehle abschneiden...DieseFrauwar miteinerZunge schoneine Fama;waswürdesie erstgethan haben,wenn sie tausendzüngiggewefenwäre!..Esist sehr reizend,einausländisches Frauenzimmer unsere Sprache sprechenund-mit schönen LippenFehler machenzuhören·Bei Männernistesnicht so...DasSystemdesHel- vetius, daßdieMenschenanAnlagenalle einander gleichseien, stößtallePhysiognonuk über denHaufen. Woherkommtesdoch, daßmanbeiähnlichenGesichtern so oft ähn- liche Gesinnungen findet?...Laß Dich nicht anstecken!GiebkeinesAnderen Meinung, eheDusieDiranpassend gefunden hast, fürDeineaus;meinelieberselbst...DerVa- ter:»Mein Töchterchen,Duweißt,Salomon sagt:WennDichdiebösenBubenlocken, so folge ihnen nicht«DieTochter: »Aber, Papa,wasmuß ichdannthun,wenn michdie gutenBubenlocken ?«..EinMädchen,hundertfünfzigBücher,ein paarFreundeund ein ProspektvonetwaeinerdeutschenMeileimDurchmesser-:Daswardie Weltsiirihn». VomWahrsagen läßt sichin der Weltwohl leben,abernichtvomWahrheit sagen... Einjunger starker Kerl,derschonalsReitknechtgedient, ocrtreitiapeurs undMutter- zufälleinkurzer Zeit...Siekennennurzwei Gattungenvom anderenGeschlecht,die inder WeltLieblosungender Männermitdenihrigenerwidern: EheweiberundKom- mißnickel...DieBauernmädchen gehen barfußund dievornehmen barbrnst...Jhr Unterrockwar rothundblausehrbreitgestreiftundsah aus,alswenn erauseinem Theatervorhang gemachtwäre.Jch hätte fürden ersten Platz vielgegeben;aberkswurde nichtgespielt...Es wareineZeitinRom,daman dieFische bessererzogalsdieKin- der.Wir erziehen diePferde besser.Esist doch seltsamgenug,daßderMann,deramHof diePferde zureitet, TausendevonThalernzurBesoldunghatund dieMänner,die dem HofdieUnterthanenzureiten, hungernmüssen...Einer,der einetatholischeAufwärterin l)atte,sagteeinmalganzbonafidezu mir:»Die Person istzwar katholisch,aberichkann Dich versicheru,esisteineehrliche-,gute Haut; siehat neulichmirzu Liebesogareinen falschenEidgeschworen.«(Georg Christoph Lichtenberg·)

H

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462 DieZukunft

Glücksspielim Mittelalter.««)

Æsisteineeigene Sacheum denFortschritt;dieMenschennaturmitihren BedürfnissenundLeidenschaftenbleibtdie alte,undwas fortschreitet, isteigentlichnur dietechnischeVollendungderBefriedigungmittel. Selbstin denAuswüchsendes Kulturlebens: welcheAehnlichkeitderZeitalter!Mit der Spielsucht,zumBeispiel, findenwirdieTugendunddieObrigkeit seit Jahr- hunderten imStreit,ohnedaßsicheinnamhafter FortschrittderhohenVer- bssndetennachweisen ließe.

Jkn Jahrgang1887des Archjvio Storico Italiano veröffentlichteLudwig ZvekauerUrkunden, dieerindenStaatsarchivenvonSienaundFlorenzge- sundenhatte. Dieältestedermitgetheilten senensischenprovvjsioni (so nannten dietoskanischen Republiken ihre obrigkeitlichenVerordnungen) istvom vier- zehntenJanuar 1249· Darin heißtes: Wenn einBürgervon Siena in

einem Versteck innerhalb derStadt oderimUmkreisvon zweiMiglienbeim

Spiel betroffenwird,so strafenwirihnumzehn Pfund’"«),denVerleiher (desSpielgeräthes)umsünsundzwanzigPfundunddenHauswirthumhundert Solidi;straffreibleibtdas öffentlichbetriebeneBrettfpielunddasSpielder PersonenUntervierzehn Jahren. JmJahr1262 wird bestimmt, daßdie Bummler,Spielerundanderes Gesindel (ulluspoltronus velbiscacerius volatius male)dasWürfel-undsonstigeSpielnur sechzigEllenvon jeder Kircheentferntundinoder beiderSchänke,nicht aberinPrivathäusern betreiben dürfen. AußerderGeldstrafe drohtderVerfügende(Namenund Würdesind nicht angegeben), daßerdasSpielgeräthzerbrechenwerde. Auch wird dergestrengeHerrnicht dulden,daßdieBürgerinHäusern, Weingärten undanderen Kulturen beiNachteinemsonsterlaubten Spiel obliegen;nur

auf öffentlicherStraßeund an anderen allgemein zugänglichenund sichtbaren

t) Im Märzwurde inBrüggegegendenPächterderSpielbankdesBades Ostende verhandelt. DaserinnertemichandiesesAufsätzchen,dasichvorzwanzig Jahren geschrieben,aber nicht veröffentlicht hatteund dasmireinpaarTage vorherzufälligindieHände gefallenwar

") Diehiervorkommenden Geldsummeninheutige Münze umzurechnen,ist auszcveiGründen Unmöglich. Erstens läßt sichderdamaligeWerth («dieKauf- kraft)dirEdelmetalle imVerhältnißzumheutigen nicht leicht angeben. Zweitens war dieGeltungdesPfundes (1ibra,1ivre.lira) großenSchwankungen unterworfen Einefeststehende Größe istderflorentiner Goldftorin,dessen WerthvonFachautoris tätenauf11Franes70Centimes, also nichtganz10Mark, berechnet wird;1291 hatteer30solidi (sous).DasPfund galtimAllgemeinen wenigeralsein Gold- slvrin;inPisa,zumBeispielsauiAnfangdesvierzehnten Jahrhunderts nuretwa einDrittel davon;inFlorenzwirken späterbeideAusdrückeg'eichbedeutcnd.

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