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Berlin, den 25.Juli 1914.
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Morgen.
In Chersones,wo,an derSüdwestküstederKrim, jetztdas JStädtchenJnkermannebenNuinen schlummert, ließ Wlas dimir,derSohndestapferenVulgarenbesiegers Swjätoslaw,sich imJahr988taufen. AlseinTürkenstammdenVater gemordet hatte,war derjungeRussenfürstnachSchweden geflohen.Mit skandinavischenHelfern,die derSlaweWarjaeger nannte, kehrte ernachNowgorod zurück;sichertesichdieHerrschaftüberKiew;
folgtedemRufdesKaisersvonByzanz,gegendenSwjätoslaw Vulgarien nichtzuhalten vermocht hatte,ins Donauthal und wurde für seinen Siegüber dieTatarensprossen mitderHand Annas,derzweitenTochterderKaiserinTheophano,belohnt.Anna
war die Enkelin eines lakedaimonischenVergschankwirthes, galt aber alsdieSchwesterdes KaisersVasilius; undhathadimir sammt seinemVolkindieChristenheitorthodoxenGriechenglaus bens überredet.JhrEheherr,der zuvor ein wilderGesellundLüst- linggeweerfeinsoll-Wandeltesichnach derTaufe ineinenfroms menMann ernstenWollensz baute derHeiligenMutter Gottes Kirchenundschickteaus Kiewundanderen Städten dieKinder derWohlhabenden inSchulen,damit sie lesenund das Wort Christibegreifenlernten. DieMütter beweinten ihr Kleinvolk wieTote,fürimmer Verlorene: dochWladimir stand auf seinem Willen undwankte nichtvondemVersuch,ausBarbarenfromme, gesittete Menschenzumachen.Ohne siezuzerweichennoch ihren
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Sinn zuumdüftern; trotzdemdieGeschichteihn Wladimir den Heiligennennt, haternochfiegreicheKriegegeführtundmitseinen Aussen,nichtnur, wie dieVorgänger,nur mitdenBojaren,in fröhlicherKraftsichdesLebens gefreut. Erstunter Jaroslaws, feines Sohnes,Regirungnistete dermönchischeGeistderGriechen- kirchesichinRußlandein. DieVorstellung,daßder munter ins LebenBlickende einTeufelsknecht,demHerrndesHimmelsnur derLeidende,imLeidSeligeeinwohlgefälligerAnblicksei.Weh Jedem,der in undmitder»Welt« haustlDerErlösunggewißist nur derEinsiedler,der ineinerHöhleoderengenZelle, aufeinem SteinpfeileroderineinemhohlenBaumstammdieTage verbringt, dem Leib niemehrals dieunentbehrlicheNahrungbietet,oftfastet, Gebete himmelansendetund vom Band derEhe (dievonder Kirchedochals eineheiligeEinrichtung anerkannt ward)sichnicht fesseln läßt.DerOrient,mitseinemaus derHitzedesLebensge- nusses inEnthaltsamkeit,alsin dieBereitung aufdenWeltunter-.
gang, strebendenBüßerwahn,erobertdie kältereZone derjungen Slawenwelt. DerPopeHilarion gräbtsichbei Kkew eineHöhle, dienachihm,daerin dieWürde desMetropoliten aufsteigt,der- jungeAntonius bewohnt. Derwar bisaufdenBerg Athosge- pilgert,dortMönchgeworden; undlebt in derHeimathnun noch kümmerlicherals inSüdoftdieSchülerdes Athanafios. Nur von WasserundBrot;und auchdamit quicktersichnur an je- demzweitenTage. Ihm,von dessenRuhm dieGegendwider- hallt, gesellt sich zuerst Nikon,dannTheodosivs«Der hat schon alsKnabe,wider den Willen derharten Mutter, dasKleid der Sklaven angethanundmitihnengearbeitet;jedeUnters cheidung, inGewand,inSpeiseundBettstatt,von denAermstenalsTod- sünde betrachtet;eineFluchtinsHeilige Land versucht;dann,da die Mutter ihn zurückholenund einsperren läßt,versprochen,in Kursk,derHeimath,zubleiben,sichbaldaber indieWeihbrot- bäckerei verdingt.Das Stadthaupt findetan demJünglingGe- fallen,nimmt ihnzusich,giebtihm reiches Gewand; siehtihn ahek bald wieder inBettlerstracht, unter der eineEisenkette den Leib einschnürt. EndlichgelingtdieFluchtMit derKarawaneeines WaarenhändlersentschlüpftTheodosiosnach Kiew.Dokt,hater gehört, sind Klöster.Dieabernehmenden Armen nicht auf.Ni- konsHöhleöffnetsichihm. Erst nachvierJahrenentdeckt ihndie
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Mutter: undwird,weilerihremFlehentaubbleibt,selbstNonne,
um denSohn,dernichtindieHeimathzurückkehrenwill, manch- maldoch sehen, hören, streichelnzu können. AusderEinsiedelei entsteht, nachderAufnahmeeines Vojarensohnes, dersichWar- laam nennt,einKlostermitgeräumiger Höhlenkirche;undTheo- dosioswird derVrüderschaft zweiterAbt. Weil erdergütigste Bruder gewesenwar. Niemals müde; stets willig,Allezu bedie- nen,Vrennholzheranzuschleppen,beimVermahlen desKornes, beiderFlechtsundStrickarbeit,von derenErtragdieKlosterleute lebten,einenschwächerenoderträgerenGefährtenabzulösen;wäh- renddesGottesdienstes unbeweglich auf seiner Steinplatte. Die LinsenoderKräuter, die,nur anSonntagen, aufdenTischkamen- dünktenihn schoneinallzuleckererBissen;undWonne warihm, den nacktenOberleib vonFliegenund Mückenzerstechen zulassen.
Ueber demblutrünstigen Rumpf sangder Mund dann mitdop- pelterInbrunst diePsalmen. Als Abtwurde erdertreusteund klügsteVerwalter ;doch auchderstrengste Hirt.Neben der alten Höhle Hilarions baut ereinezweite Kirche, weiht stederJung- frau,umringtsiemitsellewDiesen Ring schreiteterinjeder Nacht ab, horchtan denPförtchenundklopftmitseinemStab daran, wenn erGeflüster erlauscht. Denn dieMönchesollennichtmit einander plaudern; sollen beten, arbeiten,imSchlafzu neuerArs beit ausruhen. HärenistseinHemd,über demernur einen schlich- tenKittel,niedesAbtes Ehrenkleid,trägt; undinseinerHeerde duldet ernur Geräth,das Allen zugleich angehört. Nährt sich
vonRoggenbrot undfettlosem Kräutersud, ist unsauber(nurdie Hände reinigt er), dochmilden Herzens fürAnderer Nothdurft:
Blinden und Krüppeln läßtereine Herbergezimmern,giebt ihnendenzehnten TheilderKlostereinkunftundschicktvorjedem Sonntag auchindieGefängnisseBrot. Und sogewaltigwar dasAnsehendesAbtes, daßderstolzeFürstvonKiewGesang undSaitenspiel sofort verstummenhieß,als erinseinemvon fröhlichenGästen gefülltenFestsaal, plötzlich,Theodosioserblickte.
Derverdammt Geselligkeitund Musik nichtminder schroffals ZinsundWucher,Trunksuchtundden»Heidenbrauch,während undnachderMahlzeitdieWeiber zuküssen«.Duldsamkeitpre- digter;willsieabernichtdenFeindenGottes gewähren.»Wer Dir,vorDeinem Auge,denBruder,denSohngetötethat, istDein
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Feind. JhmsollstDuverzeihen. NimmermehrEinem,dernicht denrechtenGlaubenhat,einemJuden,Ketzer,Lateiner,Sarazenen, Armenier.« »WennEiner zu Dirspricht,diesenundjenenGlau- benhabeGottgegeben,sofrageihn,ob Gottetwa wankelmüthig sei,undweise ihn aufdieSchrift,diesagt:EinGott,einGlaube- eineTause«Das Gefäß,ausdem ein Lateiner gespeistoderge- tränktworden ist, mußgespültunddurchGebetgesäubert werden, eheeinRechtgläubigerwieder daraus ißtodertrinkt.Theodosios legt noch selbstdenGrundsteinzu derdritten Kirche,derersten ganzausStein zufügenden. Hört nochdieersterussischeHeiligen- bildlegende(vondenvier byzantischenBaumeistern, denendie Mutter Gottes,mitihrem Wunder wirkenden Bild undmit den Gebeinen vierheiligerMänner,denAuftraggiebt,über demHöh- lenklostervon KiewdieKathedralezubauen).Amzweiten Mai- tagdesJahres 1074istergestorben.Sein letzterWille war,daß seinLeichnam,ungewaschen,in demabgetragenenKittel,der den Lebenden deckte,in einer Erdhöhleruhe· Hunderttausende um- knien injedemJahrandächtigdieWeihstätte dieses Grabes.
UndderGeistdesEhrwürdigen Theodosiosvon Petscheksk wirktfort.Jm zwölften Jahrhundert rufteinBischof vonWladi- mirdemHöhlenmönchPolykarpios zu, allePracht seinerKathes drale,allerGlanz seineskirchenfürstlichenLebensdünke ihn nicht edleralsKothunderwürdeAlles gernhinwerfen,wennerdamit dasGlück erkaufen könnte,alseinBettler vomHöhlenklosterAl- mosenzuempfangen. Armuth, Mißgeschick,Schmerz,derSeele unddesLeibes,wirdalsdieKrone frommenLebens gepriesen; Leidals diewahre Wollust, dieSeligkeitverheißt,empfunden;
dieNatur, dasUrwesenderMenschlichkeit,dieWelt mitihren KräftenundstählendenKämpfen,wiederErzfeindverabscheut«
JnderBrunstsolchen Wahnes verdorren diespärlichenKeime derVolksbildung,welktmuthigerWille zuschöpferischerThat, Heiligzuscheinen,wirddasZielDerer,die in derGemeine Gel- tungheischen.WergesternmitWeibernpraßte,Knabenschändete, ausRachsucht oderGoldgierMännermordete, krümmtsichheute vordemMarienbild undbadetdieWange inThränen. Undwek sichzuvölligerAbkehrvon derWelt undihremsüßenGraus im Innersten nichtentschließenkann,heucheltwenigstensHeiligkeit undsprichtvorSeinesgleichen: »Nicht,zugenießen,noch,das
Lawra. 107 GewichtdesLeides zumindern, sindwirgeschaffen, sondern,in nieendendemWeh unszu läutern.«Jsterreich genug,sostifteter einKlosteroderköstlichesKirchengeräth:unddarfdann hoffen,als einHeiligeroderEhrwürdigerMann imGedächtnißderNach- weltzuleben. Bis insvierzehnteJahrhundert bleibt Kiewdie Glaubenshauptstadt derAordslawen. Da die moskauer Großsür- stendieDonprovinzgrausamdrücken,wandertvondortaus,was denZehrgroschen erschwingenkann.JndemSchwarmistder Bojar Kyrill,der mitseinem Weib unddreiSöhnenaus Rostow nach Nadoneshzieht.Der ältesteSohn geht, nachdemTodederEltern, insKloster;denzweiten, Bartholomaeus, lockt dashehreVorbild desTheodosios Als EinsiedlerlebterimWald, zimmertein Holzkirchlein,läßtsichscheerenundwirdderMönchSergius.Das Gerücht, daßdichtbei Moskau einFrommerlebe,der den Leib kasteie,mitdemWink seines AugesRaubthiere bändigeundin VerzückungdenHeilandund die Gnadenmutter schaue,wirbtihm GefährtenundruftWallerins Dickicht.DiefindenarmsäligeHerrs lichkeit.ZwölfMönche,dieinDürftigkeitihremGotte dienen;
mit einemBirkenspahnihrAltärchenbeleuchten; dieLiturgiever- tagen,wenn derKelchleeristzund doch nichtbetteln dürfen.Einen Abt,Sergej,derschustert, backt,Wasservom Quellherbeischleppt, Holzspaltet,denelfBrüdern daskarge Mahlbereitet undselbst nieAnderes als Brot undWasserzusichnimmt. EinHeiliger?
Eines Propheten ist seineNede.Aus SmolenskkommtderArchi- mandrit Simon undbringtsein VermögeninsengeHolzkloster.
Reicherefolgen ihm; KaufleuteundFürsten,Bettler undWoj- wodendrängensichindieGemeinschaftdesFrömmstenpDerWald wirdgerodet,dasNeulandbeackert,BauernhöfeundDörferent- stehen.SoweitistdieKunde vonSergejs Wirken gedrungen, daß derPatriarch vonKonstantinopelihm einKreuzund einMönchss gewand schicktundihmdieGründungvonKlostergemeindenew laubt. AbtSergiusversöhntdieFürstenvonMoskau undRjäs san;ruftdenGroßfürsteanitrij vonMoskau, rustAllrußlands VolkzumKriegwider denMongolenkhan Mamai auf; prophe- zeitdenSieg aufdemGefildvonKulikowzundweistdieWürde desMetropoliten von sich.Er hat nochvieleKlöster gegründet undjedesunter dieHuteines Schülersgestellt.Nieaberwollte ereinGoldkreuz tragenundnieausseinerersten Schöpfung,dem
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KlosterderHeiligenDreifaltigkeit, weichen(dasjetztTrokzkosSer- gejewskaja-Lawra heißt).Dortister, vorderSchwelledes achten Lebensjahrzehntes,1397gestorben.Undlebt nun, derSohneines ausdemBezirkmoskowitischerGewaltherrschaft Entslohenen,als SchutzheiligerMoskaus undseinerZareninhundertMillionen Hirnen.Sein Kloster hatmitdemRuhm wunderthätigenSegens sogardas theodosischeüberstrahlt.AnjedemPfingstsonntagum- fängtes dieSelbstherrscherundderen Familie.Und inmancher SchicksalsstundeisteinZarzuFußins Dreifaltigkeitklosterge- Pilgert,uminderSeelensphäreSergejs Erleuchtungzufinden.
Mittag.
DerJudenglaube, denSergejsstarr frommeSeele wie ein GiftkrautausüberhitzterErdegehaßthat, bedkäut,hundertJahre nachdemTodedes Ehrwürdigen,das alteKirchengebäudemit tiefem Grundmauerspalt. GossudarJwan Wassilijewitsch(dek VyzanzmitAsien vermählte,dieVorstellungwelt oströmischer KaiserandenWillensfels mongolischerHordenkhane band, durch diese Vereinung fürzweiJahrhunderte einRussenreich schufund oft drum,trotzseinerfeigenGrausamkeit,derGroszegenannt wurde) möchtedieHerrschaftderweltlichenüber diegeistlicheMachtjedem Auge beweisen. Metropolit Gerontios hat sichwiderspenstigge- zeigt:undsollgeduckt werden.Als erdieKathedrale zurhimmel- fahrtMariae weihte, schritterimRundgang von WestgenOft.
Dasdünkt denGossudarwider denSinn derHeiligenSchrift·
Wandert nicht auchdieSonne vonOst nach West? Sosei fortan derWegjeder Prozession. Dieganze Geistlichkeit zeugt fürGe- rontios; nur derWladika vonRostowundGennadios,derAr- chimandritdesTschudowoklostersimKreml, lassenimmerhindie Möglichkeitgelten, daß Jwanrichtig geurtheilt habe. Dermuß nachgeben,denGerontiosselbstins Metropolitenamt,demer grollend entflohen ist,zurückholenzbleibt aberdem Helfer Gen- nadios dankbar und machtihnzumErzbischof(Wladika)vonAow- gorodHier stehtdergelehrteMann vor derPflicht,den Keim der Ketzerei auszujäten.SinddieHeiligenBücher so,wiesiegeschrie- benwurden, uns,ohne Entstellung,vondenAbschreibernüber- liefertworden?DarfdiePriesterweihehandlungalsVor-wand für eine Steuer genommen, dieSeelenmessebezahlt,demPopenfür
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besonderenEiferGeldgegebenwerden? Kanndas vonunwürdis genPriestern,Säufern, Lüdrianen,Erpressern,gespendeteSakra- ment Heil bringen?SolcheFragenwaren gestelltundvon rasch ans chwellenden Volkshaufen verneint worden. DerRaskohdie -Glaubensspaltung, hattebegonnen. Aus offenemMarkt wurde, von Männern undFrauen, Satzung undBrauchderKircheer- örtert. Aus Kiew kommtderJudeScaria nachNowgorod,streut seinesGlaubens Saat indasDunkel derwirrenKöpfe, ruftaus derHeimath zwei kluge Stammesgenossennordwärts,wirbtsei- nerLehre sogar Priester, verpflichtet sie aber,die Wandlung ihres Sinnes zubergenundsicham Altar als rechtgläubigeChristen zugeben«Zweidieser innerlich Abtrünnigenwerden dennauch inwichtigeHirtenämternachMoskau berufen.Gennadios fin- detdas Unkraut »jüdischerAsterweisheit«indicken Bündeln.
Alles mönchischeLeben wirdverdammt; Paulus selbsthabean Timotheus geschrieben, daßnur LügnerundTeufelsknechtedas ehelicheLeben und denGenußderNahrung, die Gott wachsen ließ, verbieten. DerGlaube andieDreieinheit, anChristiGott- heitzerbröckelt.DieBilder derHeiligen,derAllerreinstenJungs frauumjauchztfrecher Spott.Und dievonScariaverführtenPrie- sterhabendasGiftnachMoskau geschleppt,indasHerzRußlands geträufelt.JhrAnhangerreicht,daßeinihremStreben günstigge- stimmter Mann, Sossima, ausdenMetropolitensitz erhöhtwird.
1490. NochimselbenJahrgerätherinStreit mitGennadios Derfragt,in einem vonZorn glühendenBrief,wieSossimadul- denkönne, daßJwanmorsche Kirchen niederreißenundFriedhöfe inGärten wandeln lasse.»Wo Gotteshaus ragte,woAltar und Opfertisch standen,dahindert jetztnichtderdünnsteZaundenZu- laufderHunde!Das isteineNeichsschmach KennetJhr nichtdie demLeichenausgräberangedrohteStrafe?Wohl wurdedasGe- beinderTotenweggeschafftzdarfaufder Stätteaber,woihrFleisch inStaub zerfiel,einLustgarteninBlütheprangen?«Wider die Ketzer,die derMetropolit allzu freundlich schone, fordertGen- nadios das strengsteGericht. Sossimakann dieErfüllungdes Wunsches, dendieMehrheit derBischöfeunterstützt,nichtweis- gern; ruftaber Gennadios, denFeind, nichtinsKonzil.Dasver- urtheilt neunPriester, weilsiedasSakrament desAbendmahles gehöhntunddieHeiligenbilder geschmähthaben,zumVerlustdes
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Amtes undweist ihnen fernvonihrenGemeinden denWohnort an.DennachNowgorodVerschicktenschärftGennadiosdieStrafe.
Läßtsievierzig WerstvordemStadtthorvonHäschernempfangen; ihnendasKleidfutter nach außen wenden,Strohkränze,darüber HeimeausVirkenrinde mitVastzottelnaufsHauptstülpen,Ta- felnmit derInschrift»SatansKriegsheer« umhängenund sie- rücklings,mitdemSchwanz zugekehrtemAntlitz,aufgemeineZug- pferde setzen.Soreitensie inNowgorodein ;jeder wird,alsFeind Gottes, vomVolkangespienundmuß,mitgefesseltenHänden,still.
auf feinemGaul hocken,bisderangezündeteHolzhelmverkohlt ist. DerWladika haterlangt,was erwollte.Darfernun ruhigim VorrechtseinesOberhirtenamtes wohnen?Nein« Denn aufdem sichtbarstenStuhl thront,inderHauptstadtdesGossudars, Einer, derdemFrommenvonJahrzuJahrverdächtigerwird.
Sossima.EinSchlemmerundGenüßling,der imUebermuth des Weines undgeilerUnzuchtdas Kreuzbespöttelt,dieGlau- benssatzungalsUnsinnverschreitunddieSeelen seinerGästemit Lästerrede striemt.»Auferstehung?Keinerkehrtaus dem Grab zurück.Wergestorben ist,liebeLeute, bleibt totund allesvonJer Wiederkunft Erzählteistnur fürdie Dummen.« Soll erKetzek verfolgen? Richtetnicht:derheiland selbsthatsgesagt.Wer sich offengegen denKirchenbrauchauflehnt,mag vorsweltlicheGe- richt gestelltwerden. »Schnüffeln,wie Einer imInnerstendenkt?
Nichtmeine Sache.«DerWiderhall solcherleichtfertigenWorte sickertinsVolk. Und dertapfereAbtJosephus vonWolokolamsk ruftalle Diener Gottes gegenSossima auf.»EinJudas,einErz- ketzer,wiedie Sonne nochkeinenärgeren sah,einWolfimPriester- klejd sitztauf demThronderHeiligen Petrus undAlexius Wird- dieserJudas nicht raschvernichtet,nichtjederRechtgläubigemor- genermahnt,alleGemeinschaft,desEssensundTrinkens sogar, mitdiesemunfläthigenTeufelsknechtzu meiden undseinenSegen wiePestzufliehen, dann, seidgewiß, frißtdas GiftderKetzer- lehredie ganzeHeerde«SogelltdasWortJosephs,derimVund mitGennadios ist:undSossimamußdem Sturm weichen,dendie beiden Frommenentfesseln.Seine Gesundheit, stöhnter,seizer- rüttetzentbindet,vorderGemeinde,seinerBrustdas Omophorion,
diemitEdelsteinen geschmückteSchärpe, legt sie UdeenAltar der DreifaltigkeitkircheundentschlüpftdenNächerninsKloster. Zehn
’Lawra. 111 Jahre danachmuß auch Gennadios dieWiirde desWladika ab- thun ;seiner unerbittlichen Strenge sindallzuvieleFeindeerstan- den. JnderKirche:weilerdieUnwissenheitUnd denschlechten Wandelder Popen oft gerügtundlautgesagthat,imZungenstreit gegen so unwürdigeBurschenmüsse jederJudaistoderandere Ketzersiegen.»DakommteinKerl und bittetmich,ihnzumPriester zuweihen.JchfrageihnnachderApostelgeschichte:erweißnichtdas Geringstedavon. ErsollmirPsalmen vorlesen: mühsam stolpert seine Zungevorwärts-Jchjage ihnweg:undhöredann,ichseigar zustreng.Wirhaben, sagt man,nichtgenug Leute,dielesenkönnen.
Gewiß: ich·habedas ganze LandabgesuchtundnichtEinen ge- funden,denichmitgutem GewissenzumPriester weihen dürfte.
DeshalbmußderGossudarüberallSchuleneinrichtenunddieKin- derzuerstdas ABC lehrenlassen,damit sienachher jedesBuch undinsbesonderedieHeilige Schrift lesenkönnen.« Erhat auch, 1503,dieKonzilsbeschlüssedurchgedrückt,daß fortanMöncheund Nonnen nicht mehrimselben Haus wohnen, fürOrdination und PfründenvergebungnichtAbgabengefordert nochangenommen werden dürfenunddaß jedem unkeuschlebenden Priester schleu- nig,ohne Erbarmen, dasAmtsrechtzuentziehensei.Jmnächsten Juniwar Gennadios, derUnbequeme, selbstaus dem Amtge- ärgert. Jm Tschudowokloster ister, imDezember1505, gestorben.
Durfte sichabernochin derletztenStunde sagen,daßergegendie (von Jwans, des Herrschers,Zweifelsuchtgeförderte) Ketzerei mehrerwirkt habealsvorihm irgendeinAnderer. DenJudaiss mus haternichtvölligauszuroden vermocht. Dochersah noch dieFlamme,in derdieHäupter dieserSekte verbrannten, und hörte noch dieKündungdesFluches,deranjedemSonntag Jn- vocavit inallenKirchendesRussenreichesdasAndenken derUn- sauberen Peitschen sollte. Zwei Jahrhunderte haterdurchdröhnt.
ObDostojewskijan denmoskauer Metropoliten undKetzer dachte,als erdemStaretz, dessenLebensbahnervon AlexejKas ramasownachzeichnenliesz,denNamenSossimagab? Derspricht:
»WeilunterdenMönchenübleGesellensind,TagdiebeundPras- ser,LüstlingeundStrolche, nehmendieweltlichGebildeten sichdas Recht,alleMönchealsvonfremderArbeit lebende Schmarotzer, alsunnützlicheGlieder desVolkskörperszuverrufen.Sie wollen diefromme Demuth nichtsehen,diesichinEinsamkeit birgtUnd
112 DieZukunft.
imGebet desHerzens Heimathfindet. JndiesenEinsiedlernaber, diesendemüthigenBetern,wirdRußlandeinst seineRetter er- kennen.Denn siesinddieechtenFolgerdesHeilands,sie erhalten derMenschheit seinBild inunbefleckterReine und werden esihr vorsAuge zwingen,wenn diegottloseWeltmitihremWahn von wissenschaftlich verbürgterWahrheitund AlleningleichemMasz gewährter Freiheit zusammenbricht.Abermals kommtdanndas LichtvonOst.Was erblicken wirheute?DerWollustunddes HochmuthesHerrschaft-UeberzeugungundEhre, Selbstzuchtund Nächstenliebe:das edelsteSeelengutwird,wieeinwerthloser Fetzen, weggeschleudert,wenn es dieJagdnach Vergnügen,ir- discherMachtundWeltranghindert.Jnwahrhaft christliche Frei- heit weistdas mönchischeLeben denWeg. Gehorsambändigtden selbstherrischenWillen, Fastenentwöhntden Leibanerzogenem VedürfnißundGebetruft Gottes Hilfe herbei. Entsteht sonicht,nur soFreudigkeitdesGeistes,die dauern kann? Diestillen Beterund FasterrüstenzugroßemWerk. MitihnenistdasVolk,das alleun-
gläubigenKräfte, auchdievomGenius beflügelten,ablehnt. Deren Nahenweckt dasrechtgläubigeNußlandzuthätigerEinheit.«Der geschändeteName ist entsühnt. NochaberschlägtdiesesSossima Stunde nicht«Noch schwanktzwischen dreiLagerndasKriegsglück DerkühneAbtJosephushatdas Wort gesprochen, derZar gleicheinseinem Wesen zwar anderen Menschen,rage mitseiner Machtaber-in denBereich derGottheit undseidrum verpflichtet, dieKirchedes Heiligen Nußlandgegen alleFeinde,vonaußen drohendeundinnenwühlende,zuschützen.DieJosephinerhäufen undvermörteln dieSteine, aufdenen dieTheokratieruhenkann.
Mutter Moskau wird dasDritte Rom undnebenseinem Sohn Michael,demersten Nomanow, hebtderPatriarch Philaret sich inNegentengewalt.Vyzantion ist tot,inKonstantinsStadt haust derTürke:soll RußlandsMannheit sichnun Europen vermäh- 1en2Schon hat dasNeicheinThokspältchen deszremden geöff- net,Handwerker,Kaufleute, Baumeister, Techniker,Massenwaare undLuxusgerätheinzulassen.Datost PeterAlexejewitsch heran, stößtdas Thor aufundöffnetalleFenster-durchdie dasAuge Europaerblickenkann.Mitder,,Biehheerde«,die zumKampfge- genTataren tauglichwar;kann ernichts ausrichten. Erbraucht einHeer,eineFlotte, also Drillmeister undWaffenausdem We-