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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1862, No. 5.

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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt Brranggegrllrunun E. L.Roßmäßlrr.

AmtlichesOrgan desDeutschenHmuboldt-Vereins.

41

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

.

Inhalt: AusderTagesgeschichte—·DaöAufrechtsehc11.VonBertboldSigismund Lopanibes Calodjcty0n, einbotanischcsModenbild.

No. 5.

ciugegangcue Bücher-. Berichtigung.

Mit Abbildung EinStorch-Gericht. Musikalische Fische. Kleincre Mittheilungcn. Für HansundWust-statt Verkehr. BeiderRedaetion 1862.

Aus der Tagesgeschichte

Bei dergroßenWichtigkeitderWitterungsbeobachtun- gen, obendrein einesZweigesderNaturwissenschaft,an dessen dankenswerther BeförderungsichJeder betheiligen kann, bedarfes keinerRechtfertigung,daß wirvon jetzt

andentäglichenWärmegradvon 15

europiiischenStädten (einschl.desafrikanischenAlgier) mittheilen. Jch benutze dazudiegünstigeGelegenheit, daßin derMontagsnum-

mer desLeipzigerTageblattesaus demPariser tele-

graphischen Wetterbülletin einAuszug gegeben wird,welcherdie Temperatur innachfolgendenOrten um 81.Uhr Morgens mittheilt. Für heute hole ichdasseit

Januarversäumte nach. Die 15Städte sind soge- wählt,daß sie,ungefähringleichenAbständenauseinander liegend,einBilddertäglichenWärmevertheilungin Eu- ropageben.

c- .3.an. 4.Jan. 5.Jan.’6. an· 7.Jan. 8.Jan. 9.Jan 10Jan.11.Jan.l2.Jan.13.Jan-14.Jan.15.Jan.16. a

in 1·.«’F"·TIan Fis-NO RO Fi»NO NO NO NO NO NO NO

4-9i»No 9?.,"

- - 2,1—2,34— 2,6-s-2,5-I— 1,8—I- 2,3-I— 3,04— 2,94- 8,54— 8,04—3,-s-3,9 4,2-k 2,0— 2,9

Z:Z·7Ils:ich—ZJTT1,5-I-1,24- »H- 3,5—F 0,4—I- 2,7—I—6,2-1— 6,6-4- Zka 8,54— 1,:H— 1,34- 3,E) 2,(3 » Paris 2».H, 0»4- 2,H- 2,H- 2,04- 1,1-I— 1,0—1- 1,8-1- 2,(3—I—9,iH-8,7-s-4,0—I- 4,04— 2,--I—1,2-

Ozarseille J- 2,()

Markid -I- 6,54— 3,0Jr 1-2 -t- 2-2-i— 0-TH- 0-ö—l-1-?—0-2—l- 2H—l-I-()1L 7-Z-i-3-2—i—3-1-l-3-27L2,9

Arie-mi- —I-11,0-I—9,2—I—7-24- 8-8 -i-6-«—i- 8-0—i-10-6—i-«-0—i—5-«-l- 9-1-l—9-:1—i-9,4—I—Mk 8,5

Algier —I-13,8—I—10,5—I-10-7—i—10-24—9-34- 8-3—l- 9-0-l-9-I—i—9-9—i-10-5—l-10-8-I-10-1Jl—10,.)—i—10,44-6,8-I-4,5 Rom H- 0,H- 3,4—I—6,4 -l— 3,6— 0,6—— 0,2— 2,- —I—0-6—I—4-8-i— 4-2 —I—4,2-j—0,4 «—

Tukin 3,6.- 40 0,0—— 0-4 1-2— 0,8—— 1,6— 3,2 —»— 2-0 2-0— 1-2— 1,2-—4,8— 5,6— 1,2

Wien 4,0— 2«0-- 2,4— 5,4—i—0,3— 0,7— 7,6 0,0— 5,v—4-1 —I—4,8—I—3,2— 3,4— 3,2 :Moskau —-

3,9-13«7—15,0—16,3—- 6,6—11,4—11,7 —13,0 —22,2—24-I—24,4—19,9—20,9—23,5 —24,5

TVstctsbi 5,7 12,9—16,8—9-0— 8-7—14-4 —21-5—13-7—23-6—22-4—19-d—22,7—18,7—22,6—26,0—20,4

Stockholm 8«8-10,6 3,0—13,2— 9,8— 5,4— 5,7

1,1—2,8—10,0—«8,6—11,7—14,6

Kote-ou f 1,0— 2j4 -. 4-0,2 7,4 —I—1-7—l—1-(»)-i—2-3 0,2— 1,7— 3,4— 3,5— 5,5

Leipzig 2,2—4,0— 0,8 0,9—l-0-1— 8-3—«-4-l— 0-6-l-O-«-l—2-9—l- 1,1H—3,4— 2,0— 5,0— 9,8—10,6

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pag Aufrechtselsen

VonRecihold Sigismund.

Einwerther Freund,derMitleserund Mitarbeiter dieser Zeitschriftist,schriebmir neulich,ervermissein mei- nem Büchlein:KindundWelt (welches diekörperlicheund geistige EntwicklungdesMenscheninseinenerstenzwei Lebensjahren schildert),dievon ihm beobachteteThatsache, daß ,,Kinderanfangsverkehrt greifen,weilsie dieDinge verkehrt sehen,bisdieErfahrung ihre optische Täuschung ebensocorrigireszwiedas oergebliche Greifen nachdem Monde.«

Jcherlaubemir,dieseStelle einesfreundschaftlichen Briefes hiermitzutheilenundeinigeBemerkungendaran zuknüpfen,weildieanund für sich interessante Frage derMensch ist jaimmerderedelsteGegenstandderNatur- forschung—— deneinenTheildesLeserkreisesganzbesonders angeht,die VäterundMütter nämlich,welchederüberaus dankbaren Aufgabe,diegeistige Entwicklung ihrerKinder zubeobachten, ihre Muße-Minutenwidmen.

Daßdie Kinder beiderBeurtheilungderräumlichen Verhältnissehäufigirrenund erst durchErfahrungzum richtigenVerständniß mancher Raum-Anschauungenkom- men, istbekannt·Der Säugling langtnachderMond- scheibe,als wenn sie aufderFensterscheibeklebte, undgreift zuweilen fehl,h.zunahe,wenn ereinSpielzeug fassen will;seltenlerntein Kindvordem4.Jahre Rechtsund Linkssicher unterscheiden, mancheKleine verwechselndie BezeichnungenVorn undHinten;einfünfjährigerKnabe wähnte noch, die ferneren Bäume einerAlleeseienjunge Stämmchen,weilsieimVergleichzu dennahensoklein aus- sehen,auchjubelteervor Verwunderung,alsdie Bäume

«vor uns »vorbeitanzten«,währendwirdieStraßeent- langliefen.

DieUrsachen dieser Jrrthümer liegen nahe.Amleich- testenbegreiftsichdasNichtunterscheidenvon Rechtsund Links. DiesebeidenSeiten desRaumes werdenblosdurch dieHände erkannt, diese sind abersowunderbar gleich- förmig gebildet, daßsie keineleicht faßlichenUnterschei- dungsmerkmalebieten. Jchbrachte ein Kind,dasdiese beidenOrtsbegriffe lange verwechselte, raschdadurchzum Behalten derselben, daß ichaufdemRückenseinerrechten Hand einekleineHautstellemitHöllensteinbräunte-,da- durchwurde ihmdiefleckigeHandalsdie rechteleichter- innerlich.

Die Täuschung, welcheuns denbewegtenKörper als ruhig,denfeststehendenaberalsbewegterscheinenläßt, werden wir bekanntlich auch alsErwachsenenicht los,wenn wirauch durchErfahrungvom wahren Sachverhalteun- terrichtet sind. Stelle ichmichauf die Brücke einesrasch- stkömendenFlussesUndbeschaueunverwandten Blickesdie sicham obern BrückenpfeilerbrechendenWellen, sostellt sichnachhöchstenseinerMinute dieTäuschungein,als fahredieBrückestroniaufwärtsundderEisbkecherdurch- schneidedieFluthen,wiederSchnabeleinesSchiffes.Ein starres Beschauersderstromaufwärts gerichteten Pfeiler vonderBrückeaus erzeugtdenWahnvom Rückwärts- gleitendesStandortes. Aehnlich sindmancheandere Täuschungen,diewirvielleicht einmalspäter nähererör- tern,wenn dieBesprechungsolcherphysiologischenFragen gestattetwird. *)

DiegrößteSchwierigkeitsindetaberdasKind imVer-

It)Versteht sich! D.H.

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ständnißdesHintereinanderliegensderDingeim Raume oderderPerspektive.Wir lernen blos durchErfahrung, die Entfernungender Gegenstände abzuschätzemDem Naturkind erscheint jeder großeund besonders jeder helle Gegenstand nahe;erst dieBewegungdereignen Augen«

Arme undBeine lehrt dasselbe,dieAbständedurchdas Augenmaßzubeurtheilen. AuchindieserHinsichtkommen wir-nie ganzausdenKinderschuhenheraus. Sehenwir inderFerneeinenunbekannten Menschen,so wissenwir nicht sicher,ob es ein KindodereinErwachsener sei; sitzen wirimTheater,soerscheintunsdieHinterwandderBühne, aufdereingeschickterMaler einenMarktplatzdargestellt hat,wirklich einenEinblickindieTiefeeinesweitenRau- meszueröffnen.

AlledieseErfahrungen lehren,wieschweressei, unsere SehempsindungeninGedanken so nachAußenzu verfol- gen(zuprojiciren),daß unsereVorstellungenderWahrheit entsprechen.Und zueiner solchen Projektion fühlen wir unsdoch stetsdurch einenunbesieglichenNaturtrieb ver- anlaßt.· Wenn unsereNaseeinenDuft, unser Ohreinen Schall,unser AugeeinenLichtscheinwahrnimmt,soem-

pfangenwirdoch eigentlichnur denEindruck,dendie be- treffendenSinnesnerven erlitten,undkönntenuns nun be- gnügenzuwissen, daßeinangenehmeroderwidriger Reiz aufunseingewirkt habe.JndeßimNu entsteht zugleich eine,oftgar unrichtige, VorstellungvondemOrte,von welchemjenerSinnenreiz ausgegangenzuseinscheint;wir bilden unsein, dieduftigeBlume müssesichhier,derrol- lendeWagendortbesinden·UeberdasVerfahren, durch welches wirnachundnach leidlich korrektprojicirenlernen, ausführlich zusprechen,würdehierzuweitführen;es ge- nügederHinweis, daßdemKinde, dawiraltenexpekti Rupcrtinoch sooft irren, beiseinenerstenVersuchenman- cherJrrthum zustoßenmüsse.

Soweit sind dieThatsachendesSehenlernens,wenn auch nichterklärt, dochfestgestellt.Aber nun kommtder Punkt,denmeinFreund erwähntunddenich nicht fassen kann,dasanfänglicheVerkehrtsehen.

Jchhabe mehrereKinderaufihrem Entwicklungsgange so vollständigbeobachtetund allenur irgendwichtigen Vorfälle ihresLebens sopünktlichaufgeschrieben, daß ich glaubeeshättemirnichtentgehenkönnen,wenn dieselben jeeinenJrrthumbegangen hätten,deraufdemVerkehrt- sehen beruhte· Jehhabenieeinen Säugling,dernach demMonde langte, nachunten greifensehen, nie ein Kind gefunden,das, um einenrechtsgelegenenGegenstandzu betasten, nach linksgegriffen hätte,niegehört, daßKinder beimSprechenObenund Unten verwechseln. Auch fand ichin allenBerichten überBlindgeborene,diedurch eine OperationimreiferenAltersehendwurden,keinenFall, dereineVerwechslungdervier RichtungendesRaumes (Oben,Unten,RechtsundLinks)AUVEUMT

IndessenkenneichmeinenFreundalseinenzuscharf- sinnigenBeobachterderNatur, alseinenzugeübten Bo- taniker,alsdaß ich bezweifelnsollte-erhabe Erscheinungen beobachtet«dieaufeinen solchen Jrrthum hinzudeuten scheinen,undichersucheihn—-spWiejeden Leser,derin diesem FeldederAnthwpologlekhiitig ist seineBe- obachtungenmitzutheilen.

Aber— so dürfteein Leierfragen,dem diePhysiologie desGesichtssinnesnichtbekannt ist wiekommt man

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dennüberhauptaufdenGedanken,daßdie Kinderverkehrt elen?

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Jenun, geneigter Leser,vieleNaturforscher behaupten, daßnichtnur daslallendeKind, sondern auch dersilber- haarigeGreisdieDingealleumgekehrt erblicke,daßwir

vallerecht eigentlichimmerineinerverkehrtenWeltleben- DerGrund dieserseltsam erscheinenden Ansicht liegt ineineroptischenBeobachtung,dieman amtodten Auge derThiereundMenschengemachthat. Jchwillzum BestenderNicht-AnatomeneinVerfahren mitt"heilen,durch welchesJederohne besondere GeschicklichkeitundMühe einenBlick indiese verkehrteWeltthunkann. «

AmbestenzumVersuchegeeignetsind dieAugen weißer Kaninchen·Diese Thiere haben bekanntlich gleichan- derenKakerlaken,z. B.denweißenMäusenunddenlicht- scheuenweißhaarigenAlbino-Menschen,diesichöfterauf JahrmarktenundMessenzurSchaustellen rotheAU- gen; d.h.dieRegenbogenhautihres Auges(die beiandern Wesen ihrerArtblau,grau, grünlichoderbraunaussieht) istblaßröthlich,diePupilleaber,die beidemnormalen Auge lichtschwarzerscheint, schimmertimtiefen Blutroth.

Undzwar rührtdiesdaher,daßihrenAugen(eigentlich derAderhaut derselben)derschwarzbraune Farbstoffman- gelt,derunsereAugeninnen auskleidet,sodaßbeiihnen dasBlut derfeinen,dieinneren Augenhäute nährenden Aederchenhervorscheint.Gerade wegendiesesFarbstoff- mangelsnun eignensichdieAugeneines weißen Kanin-·

chensso trefflichzuunseremZwecke,denn,umdieErschei- nunganeinemnormalen Augezusehen,mußman erst dieHinterwanddesAugapfels durch vorsichtige Präpara- tiongrößtentheilsabtragen, eheman indasInneredes wunderbaren ,,sonnenhaften«Gebildes zu blicken vermag, währendman dasKakerlaken-Augeunmittelbar brauchen kann.

Man löstdenAugapfeleinestodten weißenKanin- chens durch sanfteMesserzüge(derenFührungman bei jedem Fleischersiehhwenn erdieAugendesSchlachtviehes heransnimmt) ausderAugenhöhledesSchädels,indem man zuerstdieBindehaut ringsaufschlitzt,dann dieAugen- muskeln abtrenntundzuletztdenSehnerven,der demAug- apfelalsStiel dient,quer zerschneidet, ohnedaß beiall diesemThunder übrigensvon einerzähledrigen,nicht so leichtzubeschädigendenHaut umschlossene Augapfel verletztwerden darf,dersonst seinendünnenEiweiß ähn- lichen Inhalt hervorpressenwürde.

Diesauf solcheArtfreigemachte Kaninchen-Augehält

man nun so gegeneinFenster, daßseinePupille diesem, sein SehnervaberdemBeobachter zugewendet ist.Daer- blicktman denneine wunderbare Erscheinung,die meine Schüler immermiteinemstaunendenAh!begrüßen.Auf derdurchscheinendenRückwandjenes Augapfelsnämlich erscheinteinniedlichesAbbild desFensters,einLichtbild- chen, das, wenn derAugapfelingehöriger,leicht durch Probirenzu ermittelnder Entfernungvom»Fen-stergehal-

kmwird,fastsoscharfundnettausfällt,wiedas»Bildchen in derdunkelnKammerdesPhotogkaxjhmMIt dIeieM hatesübrigensdiesonderbareAehnlichkeit,daßesverkehrt erscheint;imApparatedesDagUekWtyPisteUUschkmtUe abzubildendePersonmitdemKopf-eUachUnten-IIUKa- ninchenaugedasFenster ebenfallsMledekHinsichtVer- kehrt.Diegrauen FensterstäbemalensichsoMUandem hellenGrundederGlasscheibeab, und doch Allesverkehrt!

DerVorhangspanntsichimBildeüber dasuntere Fen- sterbretund kehrt seinenSaum nachoben;del-»rechts stehendeBlumentopf erscheintlinksoben und dieinihm wurzelnde Pflanze wächstnach unten;läßtMan denRoll-

70· vorhangdesFensters langsam herab,sosiehtman ihnim BildedasFensterleinvon untennach oben zubedecken,so- wie im antikenTheaterbeimAktschlussederVorhangnicht fiel, sondernvon untenaufstieg,um dieBuhnezuver-

hüllen. « »

Einanderer hübscherVersuchwirdambestensiachts angestellt.Man hältineiniger Entfernungvom Kaum- chenaugeeine brennende Kerze aufrechtundgewahrt sieM demselbenmitderFlammenspitzenachunten.

Solassensichnochmehrere hübscheExperlmeake machen- beidenen aberimmer einhellbeleuchteterGegenstandge- wähltwerdenmuß,damatt erhellteKörpernurblasseoder garnicht erkennbareAbbilder erzeugen. .

DieUrsachedieserUmkehrungdesBildes liegtindem optischen Gesetze,nach welchem eineerhabene Linse von entferntenGegenständen verkehrteBilder«entwirft.Ein hübscherGegenversuch läßtsich mit einerLoupeodereinem Brennglaseanstellen,dasman sovor einsenkrechtesBlatt Papier hält,daß dieLichtwellen, welchevonhellen Gegen- ständen,z. B.von besonnten Häusernoder voneinerKer- zenflanime, ausgehen,daringesammeltwerden. —-

Nun wohl,wirdman ausrufen, dadurchistjader Thatbestand völlig gesichert.DieAußenweltmalt sichim Auge verkehrtab,alsosehenwirverkehrtunddasKind lernt erst durch ErfahrungdieBilder inGedanken um- drehen·EswirdEinem,fügtman wohl hinzu, ordentlich schwindligzuMuthe,wenn man sichvon dieserThatsache überzeugt.—-

Nun,würdeich einwenden, die Sacheistsoschlimm nicht,wiesie aufdenersten Blickerscheint. Wenn wir Allesverkehrt sehen,soerblickenwirauchunsereKörperin jedemSinne umgedreht, nichtwieimSpiegel,woblos rechtsundlinksverwechseltist,sonderninvölligerUm- kehrung.Die tastendeHand,dieunsüber diewahre Lage derDinge Gewißheit bringt, erscheintunsalso auchver- kehrt,undsogleichtsichdas scheinbare Mißverhältniß ebensozurHarmonieaus, wiewenn ich erstdasBuch mit verkehrter Schrift l)inlege,dann aber aufdie entgegenge- setzte Seite desTischestrete,um zulesen-

Aberdann kannauchdasKindundderBlindgeborene nicht irren,beidebrauchennichtsdurch Jrrthumklugzu werden, dieKunst,dieDingeinrichtiger Lagezusehen,«

mußihnen angeborensein.

Außerdieser optischen Thatsache lehrtuns auch ein physiologischisExperiment, daßdieAuffassungderAußen- weltin ihren richtigenräumlichenVerhältnissennichtge- lerntzuwerden braucht,sondernangeboren sei.Drückt manmiteinemFinger sanftdieäußereSeite desvonden Lidernbeschatteten eignen Augapfels,so nimmt man einen

hellenLichtscheinim innerenAugenwinkel wahr; reiztman dieobereSeitedesAugapfelsdurch Druck,so erscheintuns die,,Drucksignr«unten u.s. Man brauchtdasAuge

nur ganzsanftzupressen, sodaßeskaumschmerzt,um die Ueberzeugungzugewinnen,daß.wir-die Sehempfindungen allemal andieentgegengesetzteStelle desRaumes projici- ren,welchederjenigen,anwelcher derReiz wirklichstatt- fand,diametral gegenüberliegt.

Also?NichtdieErfahrung, nichtdiedurchJnduction schließendeVernunft lehrtunsdas»Auskechtsehen«,son- dern einunbewußt wirkendes,instinktartigesEtwas im Sinnesorgane (so meinenViele),in derSeele·—so glau- ben Andere-zUdel-ZUAnsichtichmich bekenne regeltdie optischeVerkehrtheltHurpsychoiogischenWahrheit

»Kurz-»IchMagmir diesonderbare Einrichtungdeuten, wie ichwill,ich findekeineMöglichkeiteinzusehen,wie das Kindanfangs verkehrtsehen, d.h.dasoptischeBildchen,so

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wieesimKaninchenaugeerscheint, alssolcheswahrnehmen solleund seine Sinnesempfindung erst durchSchlüssebe- richtigenmüsse,Undkannnichtumhinzuvermuthen, daß meinFreund gewissemirunbekannte Erscheinungenzwar

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treu und scharf beobachtet,aber nichtganzrichtigge- deutethabe.Mögeeruns baldvon seinen Forschungen inKenntnißsetzen! .

W

Mknntites Culotlietyou,

einbotanifkhesModenbild.

Schoninunserem ersten Jahrgange(1859, Nr.33) konnteund,ich.glaubte dazu berechtigtzusein,wollte ich nichtunterlassen,die bekannteLieblingsfamiliederGärtner, dieOrchidee n,einmalvon einerkomischenSeite zu be- trachten.EinBlickauf unserBildwird fast mehrnoch alsaufdasdamaligedenScherz rechtfertigen, daßman dendeutschenNamenderOrchideen:Knabenkräuter viel angemessenerinDamen- oder Mädchenkräuter um-

ändernkönnte. .

AuchderNaturforscher,vorallenderPflanzenkundige istoft inderLage,dieGegenständefeinesgeistigen Auf- fassenseinmal reinvon derSeite desGeschmackesander FormundFarbezubetrachten,und esgeht sichervielen Botanikern wie mir,daßsiegewissemitbunten Bildern ausgestattetewissenschaftlicheZeitschriften,wenn ihnen

neue Heftezukommen, zunächstmit ästhetischemAuge durchblätternunderst dann anfangen,darin zustudiren.

Dies giltnamentlichvon deminLondon erscheinenden Botanjcal Magazine vonCurtis, welchesdieneuen inden berühmtenköniglichenGärtenvonKew undanderen eng- lischenGärten zumerstenMaleblühendenPflanzenarten beschreibtundinprachtvollenBildern vorführt;esgilt reichlichebensosehr auchvon dem-französischenJournal Flore desserres etdesJardins, welches anPtachtder Bildermitjenem wetteifert.

Auseinem derneuestenHeftevon Eurtis Magazin (Band XVILJuli1861)habe ichdiebeistehendeAbbil- dungentlehnt,undwenn esmöglichgewesenwäre,siein Farbendruckwiederzugeben,so würdeohneWiderrede der EindruckunsererFigur3anersterStelle dereinespariser Modenbildes understdann dereiner botanischenAbbil- dung gewesensein.Daherwerdelichmeinen Lesernund namentlichmeinen überraschtenLeserinnen-die Farbenver- theilungauchverständlicherbeschreibenkönnen,wenn ich dieeinzelnen BlüthentheilenachihrerfrappantenAehnlich- keitmitdenchamäleontischenTheilenderDainengarderobe benenne,alswenn ichdieKunstausdrückedafür brauchen würde.

Obenanfangend, so sinddie breitenEpauletten,unter denenblosnoch einPaar langeUnterärmel fehlen,pur- purroth; dasherzförmigeBrustlätzchenist rosaundgelb gesäumt;diebreitschößigeenganliegendeTaille,welcheoben das Brustlätzchenhält,undunten fürbreiteHüftenoder für eineüberschwänglicheCrinoline zugeschnittenzusein scheint,hateinegoldgelbe Farbe,oben miteinemschmalen«

rosenrothenSaum undeinerebenso gefärbtenMittellinie, währenddiebeiden ausgezacktenRänder derSchößedie FarbederEpaulettenzeigen. Zwei Paare ebenfalls rother bandartigerabernichtflatternder,sondernsteifer Anhäng-

»selkreuzen sichdas einevorn und das andere sonderbar aufrechtstehendaufdem Rücken.Wenn fürletzteresnach dem gegenwärtigenGesetzdesfeinen Geschmackeseine

ModistinzurZeitnoch keineVerwendunghabenmag, so berechtigen dochdieWandlungenderMode vollkommen zu derBehauptung, daßwirkeineswegs sicher sind, daß nichteinesTagesrubans croises ä.laLepanthesbeliebt werdenkönnten. Ueber denfehlendenRockfälltingra- ziösemSchwungeeinausdreischürzenartigenTheilenzu- sammengesetzterUeberwurfvonmatt apfelgrünerFarbe.

Zeichnenwir nun noch einKöpfchen daraufundein Paarnachlässig aufderTailleruhenderunde Arme,und fügenwir denvonderNatur wievergessenenRockhinzu

was fehltdann nochzu einemModenbilde? Jawas fehltdannnoch zu dem GedankeneinerTojlette irlaLe- panthes?

Doch leider fehltEtwas allerdings, nämlichesist schade,daßdie Blume nicht sö groß ist wieFig.2,sondern nur soklein wieFig.lzeigt.

So istdenn dieseszierliche Gewächswiederum ein Beitragzu demHeer »der Koketten unterdenPflanzen-C wiewirin demangeführtenArtikeldieOrchideennannten, undeinFall mehrzu den vielen, indenendieNatur durch die Launenihrer Formen unser Lachenerregt·

Esist aber einegewöhnlichunbeachtet bleibendeSeite derNatur, daßsie invielfältige Beziehungtritt zuden doch unzweifelhafterst Aeonenspäter entstandenen mensch- lichenWerken,GewohnheitenundAnschauungen, daß sie miteinemWorteuns, odervielmehrwirihr durch tausend Fäden innig verknüpftsind.

Wirerinnern unshierwiederder,,hühnerologischen Studien-«in Nr. 45·desvorigenJahrganges, durch welche wiraufdieAehnlichkeitendesmenschlichenAntlitzesund derganzen menschlichenPersonmitgewissen Thierener- innertwurden.

UnsereZeitschrifthatniederempfindsam schwärmen- denNaturanschauung gedient,aberwohl hatsie in dieser die Wärme derEmpfindung oftgenughervorgekehrt.Die Grenze zwischen diesenbeidenAnschauungsweisen istaller- dings sehr fein,istfastnur persönlicherNatur,so daß hier- indemEineneinZuwenig,demAndernschoneinZuvielist.

Esistdarum einederschwierigstenSeiten derschweren Aufgabe unseres Blattes, hierindierechteMittelstraßeauf-

«zusinden.

WahrscheinlichwirddieWahrheitinderSacheDas fein, daß sich diese Mittelstraßegclrnichteinmal wie ein Weg absteckenläßt,aufwelchemWegweiserund Grenz- maleanzubringenwären. AUf Seiten derVerfasserdes Blattes ist eineüberempfindsameDarstellUNgstVmNicht zubefürchten,weilihnen umsichtige Naturkenntnißbei- thnt, welcheebensovor jFMVschützt,alssie dasrichtige MaaßderGemüthsbekheJlIgUIIgUndzwar dann um so mehr hervorruft,wenn PleAuffassungderNaturgeschichte alsHeimathsgeschilihtemeaus denAugenverloren wird.

Je nachdem aber esunsererZeitschriftaufderanderen

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Seitegelungen seinwird,inihremLeserkreiseudieAuffas- sungder Natur alsunserer,,Hei.rna·th«,gegrundet auf Erkenntniß ihres gesetzmaßlgen Waltens, her- auszubilden,wirdsie injenem gerade soviel odersowenig GemüthsbeigabezurNaturanschauUng hervorgelockthaben, alsebenjeder Einzelneentwedervorwaltend Gemüths-oder Verstandesmenschist.Sicheraber wird unsindiesemAu- genblickerechtklar,daßder TitelunseresBlattes eindurch- ausrichtigerist;dennwennwir die unsinihrem Schooße tragendeNatur als unsere Heimath auffassen,wie wires mitderpolitisch abgegrenztenScholle thun,woUnsere Wiege stand, sowirdfür jeneeineweichlicheEmpfindsam- keitebensowenigin unsPlatz greifen,alswirauchdiese·

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nennen undalssolcheszulieben,«wiederMensch,als

SohnderNatur, überseiner »heimischenNatur«,wenn

«erdiese kennt, diegesammteErdnatur nichtvergißt, onderndannum oinniger sichanletztereanschließtJje mehr

ierin beiden diseselbenGesetze, dieselbe Geschichteer-

kannt at. »

Dkßjetztunserbotanisches Modenbil»dchen,unddoch gewißohne gewaltsame Heranziehung,unszusoernsten und demnebeneinemklarenVerstandewohnendenem- pfänglichenGemüthedochsowohlthuendenErwagungen geführthat,dasistsicheransichschon einBeweis,wie segensreicheineVersenkungdesMenschenineine-Anschau-

ungder Natur alsunserAllergemeinsamen Heimath sei.

2 i

IXMXEI; « FTXEXXXM Se-.

Lepnnthes Caloclictyon.

Stenelau derWurzelinnat. Gr. 2.StengelspitzeiniteineinBlatteund einemBlüteiibü«el,d ltG«e.

Lunge g f

. 3· EineBlüthe stark vergrößert h lch Loppee

nicht «empfindsam schwärmend,sondernmittreuerAnhäng-

e.

llchkågeiiieibtbirnachlängererAbwesenheitinfremdemLande oderwohlgar ausderVerbannungwiederheimkehren,so gehtmitUeberschreitungderLandesgrenzein«unserem Augeeine Sonne auf, welcheallesmiteinemLichteund einerWärmebestrahlt,inwelchemunsdieFremde nichter- schren.

WohldemMenschen,demes mitseinerNaturheimath

ebenso ergeht.Diesistfreilichinsofernnichtmöglich,als

erdieseja nicht verlassenundalsokeinefremdenVerglei- chUUSZPUUkkegewinnen kann-, aberdieseNaturhefimathist

·ielbstso großUndmanchfaltig, daßderMenschmIhrsich einengeres Vaterlandwie derDeutschebildet, derdabei ebenso wenigverlernt Deutschland seinVaterland zu

Wer gedächte hierbei nichtder unwilligenAntwort Goethe’s:

« »Jn’s JnnrederNatur—«

OduPhilister!

,,DriiigtkeinerschaffnerGeist?«

MichnndGeschwister Mögt ihransolchesWort Nurnichterinnern- Wirdenken:Ortfür Ort Sind wiriniInnern.

WäkesUm öUUnserer Blume zurückzukehren,dieseso großwieunserevergrößerteAbbildung,sowürde der in demWCNPEFVeIchEUGebiete derBlumenformen nicht Hei- mischebeiihremAnblick miteinemWas-ist-dasstutzen.

Suche erdocheinmaldaran die bekannten vierBlüthen- kreise:Kelch,Krone, Staubgefäß,Pistillzlja sucheerein-

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Um die Bewegungserscheinungen in ihrer großartigen Mannigfaltigkeit besser überblicken zu können, ist es ange- messenzwei Arten von Bewegung zu unterscheiden, die sich in

Sind sie doch auf eine Weile in einer reinen Freude ge- wesen; und hat doch unsere Mutter Erde viel Kraft und viel Lust wieder wachsen zu lassen, wo Menschenhand ge- brochen

Ende, so daß sie den Querarm eines Wegweisers oder Galgens darstellen, und belastet das freie Ende; oder man unterstütztbeide Endpunkte und bringt die Gewichte in der Mitte ihrer

nicht sein, weil sich dieses Gelenk hinterwärts beugt· Es ist vielmehr das Fersengelenk, und der bei manchen Vögeln sehr lange Knochen zwischen ihm und den Zehen ist der nur

So weit Quetelet. Es ist eine unbestreitbare That- sache, daß selbst die scheinbar zufälligstenPhänomene durch feste Gesetze beherrscht werden. Welche unvorhersehbaren kleinen

griffen und Gewohnheiten hierin sehr entgegen, daß hier ein durch seine Schönheit und Größenverhältnissc in Er- staunen setzendesGewächsgeopfertwerden muß, um einigen Menschen, die

·Dauerhastigkeit auszeichnen, sondern auch durch verschiedene Kurzem bringt Herr Vöeklcr Matten oder Lauftepviche in den Handel, welche sich nicht allein durch ihre