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Die Zukunft, 10. November, Bd. 33.

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Academic year: 2022

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Berlin, den 10.November 1900.

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Der Reichstag.

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mvierzehntenNovember wird, nach langer,anEreignissen reicher Pause,derReichstagwiederversammelt sein.GroßeErwartungen begrüßendiesmaldievom deutschenVolkabgeordneten Männer,größere alsseit Jahren.Manhofft auf sieundMancherneidetihnendasRecht, frei reden,unter demSchutzdesimdreißigstenArtikelderReichsverfassung ikmenverbürgtenPrivilegsdieStimme erhebenzu dürfen.Dennsoweit findwirnun in demReich,dessenGruudmauer mit demBlutderdeutschen Stämme gekittetward, daßnuraneiner Stättenoch ohne Furchtvordem Büttel ausgesprochenwerdendarf,wasist.UndinsolcherNoth erwacht wiedereineHoffnung,dieschonfürimmereutschlummert schien.Wohldenken auch jetztvon denErnsthaften Viele:Was hofft Jhr Thorenvondiesem Reichstag?Den kennen wirja.Erhat sichkraftlosundunernst, weichund lustiggezeigt.Seine Mitglieder machen sichdasLebensoleicht,wieessich eben machen läßt, sind zufrieden,wennsiepersönlichartig behandeltwerden, Undereifern sichhöchstensfürdieGeschäftsinteressendesBezirkes,der sie ge- Wählthat.Bebel wird eineleidenschaftlicheRedehalten,überdietraurigeRolle, die wir in denneusten Welthändelngespielt habenundweiterspielen,über dieHochsommergeräuscheundWaldersees TriumphatorenreisedasNöthige sagenund dieGespensterausdenfinsterstenTagenalterKaisereien heraus- befchwörenDasselbeLiedwird,inbürgerlichgediimpfterTonart,Richter, werdennochein paar Andereblasen.DerKanzlerwirdbeweisen, daßim

DemschenReichAlles ganzvortrefflichbestellt ist, daßereinetapfere Politik klugerMiißigungtreibt, daßDeutschlands Ansehenbeständigwächstunddie BeziehungenzusämmtlichenGroßmächtenüberjeden Lobsprucherhaben

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sind.Unddannwerdendieerprobten Patrioten,dieseit zehn Jahrenalle schlimmenFehler mitgemachtundmeistmitJubelgesängenbegleitethaben, sichinschönerWallungumdieStandarte schaaren,die derbehendeManager SeinerMajestätimrechtenAugenblickschwenkenwird.VergißtEuerNarren- wahn denn, daßdieEntscheidungüber dieHandelsverträgenaht?Da will vondenParteien,dieEtwaszugewinnenund zu verlieren haben, dochkeine sichobenunbeliebt machen.DieKonservativenwerden füreinenum zwei Mark undfünfzigPfennige höherenKornzoll fürAlles zuhaben sein, für Weltpolitiknach ostasiatischemMuster, fürneueKriegsschiffe,wahrschein- lichsogar fürdenKruppkanal.DieLiberalenwerdenihreKulturideale in Seidenpapier wickeln,so lange sie hoffen dürfen,dieadeligen Gunstwerber unterbieten undfürGroßhandelundBörse bessereLebensbedingungener- listenzukönnen.Und das Centrum wirdsichhüten,ausdersicherenPo- sitionzuweichen,in deres vonallenSeitenundbesonderseifrigvomGenius derRegirendenumworben wird. Nein:wenn Jhr nicht tröstlichereHoff- nungen fürunshabt,dannlaßt Euch begraben! HatdasIntermezzo Po- sadowsky-BueckEuchnochnicht gelehrt,wasdieGlockegeschlagenhat?Das Entrüstungstürmchenhat nicht langegedauert undheutekönnenschonLeute, die mitEhrenhaftigkeitundRittertugend prunken,die ganzeSachemit eisernerStirn alseineaufgebauschteVagatellebehandeln.Wirsind soab- gebrüht,unser Rechtsgefühlist so stumpf geworden, daßwirdieseunerhörte Geschichte,dievorein paarJahren nochdiebequemstenGeister aufgerüttelt hätte,geduldigundfast ohneStaunen hinnehmen.UnddiesemVorspiel wirdauchdieHaupt-undStaatsaktion imReichstag entsprechen...Mög- lichists,leider; dochnicht gewiß.ZulautistseitdemLenzderUnmuthge- worden,zuallgemeindieSorgeumdieGesundheit,dieZukunftdes Reiches.

Jndenentlegensten,stillstenGegendenist sie erwachtundvonBlättern weitergetragenworden, dieJahre lang jedenSchritt derRegirendenpriesen.

UndinsolcherZeit solltendievom VolkAbgeordnetennur ihrelokalen SchmerzeninsReichshaus bringenundnichtfürchten,auchvonihnenkönne einstdasWort desSeneca gesagtwerden: Departibusvitae quisque deliberat, desumma nem0? Wirwollensnicht glauben.DerReichs- tag muß fühlen,wasfür ihn ausdemSpiel steht.ErhatdieHoffnungen, dieihnbei derGeburtbegrüßten,nichterfüllt;abererkann dasgeschwun- dene Vertrauen miteinemSchlag jetztwiedergewinnen. Enttäuschterdies- mal,dannist seinPrestige vernichtet,dannistauchimdeutschenLand der GlaubeandieHeilkraftdesParlamentarismus unwiederbringlichdahin.

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DassolltendiebürgerlichenParteienbedenken.DieKonservativenwer- den,wennnichtalleZeichentrügen,künftigbesserbehandeltwerdenals in den TagendeszweitenUnddrittenKanzlers.Undgute Behandlung scheintVielen vonihnendieHauptsacheDieselbenLeute,die,solange sievomHoslebenaus- gefchlossenwaren undvonStaatssekretärenheruntergeputztwurden,denUn- tergangdesReichesprophezeitenund, ohneselbstjeeinoffenesWortzuwagen, mündlichundbrieflichdiesonstgemiedenenZeitungschreiberaufhetzten,sehen nunAlles inRosenfarbe,seit siewieder mit denMaßgebendenbeiTischsitzen dürfen.WennsiegarnochhöhereZölle erstreiten,wirdihrtreuesAugein Wonne glänzen.NurwirddieFreude nicht lange währen.EinePartei,die sorücksichtlos,mitsooffenemHohnAllesablehnt,wasdieVolkskulturfördern könnte,mußdieWuthderunaufhaltsam wachsendenDemokratie gegensich

-Wuffnen Schon habendieKonservativen,denenein in der Markwie ein Wunder wirkenderGlückszusalleinenBismarck bescherte,dieGebildetenfast bisaufdenletztenMannverloren. AufdemWege,densie beschrittenhaben, drvhtihnenderAbfallderLandarbeiter undkleinenBauern, diedurch billige ZeitungenundsozialdemokratischeFlugblätter ausgescheuchtsindundnicht lcIngemehrmiteinergouvernementalenPartei marschiren werden.Kann solcheVerlustedieGunsteinerRegirung ersetzen,die zwarnochPfründen wegzuschenkenunddiegesternwegenUngehorsamsBestraftenmorgenfür löblicheUnterwerfungzubelohnenvermag,die aberrathlos ausdunklen Pfadenumhertastet,mitihren hallendenReden im Volke keinEchoweckt und

felbftnichtweiß,obsieübermorgennochlebenwird?...Es giebt ja außerden Zvllstagennoch einzelnewichtigeDinge.DieJahre,dieseitdenHandels- vertragenWilhelmsdesZweiten verstrichensind,kann keineMacht jewie- deraus derdeutschenWirthschaftgeschichtetilgen.Das wissendie Libera- len.SiemachenLärm Undsuchen,nach RechtundPflicht, fürdenBor- tlJeilderHändlerklassesoviel wiemöglichherauszuschlagen,sindaber im Innersten,trotzderwildenGrimasse, ihrer Sache gewiß.Siehabendas FürchtenvordenAgrariern verlernt,derenWünscheeinReichandie Dauer dochnicht erfüllenkann,wenn essicheinmalaufExportpolitik,Jmperialis- UmsundExpansionnach britischem Muster eingerichtethat. Schon jetzt wird demVersuch,dieLebensmittelzöllewesentlichzuerhöhen,leidenschaft- licherWiderstandbegegnenunddaslange hochundhöchstgerühmteMo- mIrchenwortvomBrotwucherwirdin derAgitationkeinekleine Rollespielen.

UndHerrvonMiauel, der,wie ein freilichauch nichtimmerganz zu- Veklässiger—Barometer,dasWetterdesnächstenTagesanzuzeigenpflegt,

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hat erstebengesagt,dieDeutschenhättenzweihundertJahre geschlafenUnd esseiZeit, daßsie endlicherwachen.Dasheißt,ausdernTafelrednerischen insPolitische übersetzt:essei Zeit, daßdieDeutschensichaufdemErdball die bekanntenherrlichen »Plätzeander Sonne«erobern. Vielleicht lockt, nach Allem,waswirindiesemSommer undHerbsterlebthaben,diesesZiel dieLeute,dieso pathetischvonderNothwendigkeitreden,eineernsteundstille

»Heimathpolitik«zu treiben. Vielleicht ziehen siedieThatenderGrafen Walderseeund BülowdenenFriedrichsundVismarcks vorundfinden,die KulturKantsundGoethes sehekümmerlichaus,wennmansiedervergleicht, die aus denBrieer derinChina kämpfendendeutschenSoldaten spricht.

DieHerrenamVundesrathstischwerdensichnatürlichsehrkultivirt zeigen.SiewerdenJndemnitäterbittert unddendurchdiespäteEinbe- rufung des-Reichstages Geärgertensagen,man habe siein derHitzenicht bemühenwollenundübrigensseiwegenTse-SiundTuan auchkein ande- resParlament versammeltworden.Dasklingt richtig, trotzdeminEng- landdie LordsundGemeinenüber diechinesischePolitik Auskunfterhalten haben.Nurläßt sichaufdenEinwand leichtMancherleiantworten. Erstens habendie anderen Länder,die alleingemeint sein können,parlamentarische Regirungen;dieMinistervertreten in derExekutivedieMehrheit, sichern derMehrheit ihren Theilan derLeitungderStaatsgeschäfte.Zweitens habendie anderenLänder einefreiePresse,dieohne FurchtvorAnklagenpoli- tischeEntschlusserückhaltloskritisirenkann. Unddrittens hatkeinsdieser Ländersichso jähvonden altenWurzeln seiner Kraft gelöst,keinssounge- ftümundgeräuschvollsichin denVordergrund gedrängtwie dasDeutsche Reich,dasinChina nichtszusuchenhatteundschwerlichvielfinden wird.Mandarf neugierig sein, auf welcheAutoritätensichdieRegirenden berufen werden,umihreThatenzurechtfertigen.SirRobertHart,derbeste europäischeKennerChinas, hatdieunter deutschenAuspiziengetriebenePo- litik alsfalschundschädlichverurtheiltundvorausgesagt, siewerdezuAus- brüchennationalerLeidenschaftführen,gegen die inspätestenszwanzig JahrendieschonjetztvonJnteressengegensätzengelähmtenEuropäermacht- losseinwerden«HerrvonBrandt,derfrüherDeutschlandinPekingver- trat,dessenRathnun abernicht gewünschtworden ist, hat demEngländer beigestimmt.Derdeutsch-britischeVertrag istinParisundPetersburgvon derPressemitwüstenSchmähungenundvondenOffiziellenmit einer be- sonders seierlichenBekräftigungdesfranco-russischenVündnissesbeant- wortet worden. Das sinddiepolitischenErfolgederSommereampagne.

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Diewirthschaftlichenwerdennicht lange auf sichwarten lassen.Wirdder Reichstagfür solcheLeistungenleichtenHerzensJndemnität gewähren?

Er kannGefchehenesnicht ändern, muß sogar,wenn ermehr erstrebt alsoratorischeWirkung,mit einmalgeschaffenenThatsachenrechnen.Aber erkann diewünschenswertheKlarheitdarüberbringen,obdiesemit untaug- lichenMitteln unternommcue Wectpolitik wirklichdemWillen der Volks- mehrheitentspricht.UnderkanndiedeutscheZukunftvorähnlichenUeber- rafchungenschützen.Ein Volkist frei,wennseineEinrichtungen seinenBe- iIürfnissengenügen.Bisher glaubteman,esseieinVedürfnißdesdeutschen Volkes,seinSchicksalselbstzubestimmen.Will essich,wie in denTagen vordengroßenKämpfenum VerfassungundFreiheit,amLeitseillenken lassen,willesin blindem Vertrauen abwarten,waseinhochoben waltender Wille beschließt,undaufdasRecht verzichten, ohne MenschenfurchtKritik übenzudürfen,—gut; dannmachteseinendickenStrichdurch dieEntwickelung des zurRüste gehendenJahrhundertsundrettetsichindenFrieden derPatri- cItchalzeitzurück.Dann aberbrauchtesauchkeinenReichstagmehr.Dann sollendieMänner,dieesabgeordnethat, schleunigftdasReichshausräumen.

DazuwerdensiekeineLust haben. Dochmit demScheinwerdendie Wählersichnicht längerbegnügen.Auch siehaben nachgerade erfahren,wie Manim Ausland unsere Zuständebeurtheilt,wieschnellderNimdus

schwindet,derzweiJahrzehnte hindurchdasjunge Reich umgab, auch sie fühlen,wieschonimJnnernderVau derVerwaltungbröckelt. Und da und dortlebendochEinzelne,denenauchderNiedergangderKultur,diefreche GeringschätzungallergeistigenGüter einAergernißgiebt«Deutschland ist nichtso raschzu ruiniren wie einRittergut.Millionen fleißigerMenschen Müssenersteine ganze Weileschlechtregirt werden, ehesieameigenenBeutel dasUnheil spüren. Auch dieseStunde wirdkommen,—- frühervielleicht, aisman währenddeswundervollen Aufschwunges wähnte.Dievonge-

schäftigerHand hingepinseltenHerrlichkeitenaberwerdenschon heutenur Uvchmißtrauischbetrachtet.Manmöchtewissen,anwenman sichzuhalten hat,undmit denGeschäftsführernoffeneinernstesWort reden.Manmöchte nichtlängeringroßenundkleinenDingen hören,dieInitiative gehevom Kaiseraus,mit demman nicht hadern,denman für Fehler nichtverant- wortlichmachenkann. DerPartei,diesolchenWünschenzum Ausdruck hilft,winkt,undwäresienoch so winziganZahl,einungeheurerErfolg.

UnddiebürgerlichenParteienwerdensichnichtbeklagendürfen,wennvonder reichenErnte,diediesmaleinzuheimsenist,keinKörnchenaufihreTenne fällt.

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228 DieZukunft

Roy DevereuxN

WerSchönheit,Sage nachdaswarWeibdieKöniginsonderMakel,vonSabaanVorzügenüberreich,dasJdealallerweiblicheninjeder HinsichtdasbezauberndsteWesenund, obauchSalomon alleihre Räthsel errieth,ebenso klugwieschön. Jm erstenBuchvon denKönigenerscheint sie aufeinemHintergrundevon hundertundzwanzigCentnern Goldes und wieineinerWolkevonWohlgerüchen:»Eskamnicht mehr so vielSpezerei, wiedieKöniginvom ReichArabien demKönigeSalomo gab.«Die Araberwollenwissen, daß sieValkisoder Velkishieß,undunter diesem Namenwurdesiezu einerFee,dievieleDichter,unter ihnen CharlesNodier, befangen. Jn Flauberts ,,VersuchungdesHeiligenAntonius« trittsieals derInbegriffberückenderSchönheitauf.

Kommtnun, wenn sodie Männer unter sichsind, die Redeaufdie Königinvon Saba —- was zugeschehenpflegt—, soisteseingroßes Vergnügenfüreinenarmen Sterblichen, sagenzu können:»Ichkennesie;ich habe sie gefehen.«In LondonsinddieHerrenaus demBekanntenkreiseder FrauRoy Devereuxdaran zuerkennen,daß siebeisolchenGelegenheiten sichganzindiesemSinne äußernundnachher ihrenNamennennen. Sind Damen zugegen, so spielen siezwarauchdaraufan, daß sieeinmal das Glückhatten,dieKöniginvon Sabazuschauen; doch lassen siedannwohl- -weislichden Namen inblanco, um derPhantasie freien Spielraumzu eröffnen,dieMöglichkeitdurchschimmernzulassen,daßbesagteKönigin nicht fern sei,undsoderGefahrzuentgehen,zukränken, zubeleidigen.

FrauRoy DevereuxisteineEngländerin,halb schottischer,halb spanischer Abkunft;undkeinZweifel, daßdieBlutmischungäußerstglücklichaussieL Die Dame hatzuvielenTräumereienundSchwärmereienAnlaß gegeben;

sie selbstaberistgarweitdavonentfernt,eineTräumerin oderSchwärmerin zusein.Magessichübrigensbei densehr schönenFrauen nicht fastimmer so verhalten?SiesindgewöhnlichdienüchternstenGeschöpfeaufder weiten Welt. DiepoetischeSchwärmerei schlägtihrenSitzmitVorliebe inder Seeleirgendeiner kleinenUnholdin auf. Die Töchter Aphrodites haben kalteKöpfeundfesteHerzen.DieKöniginvonSaba desAlterthumswar, nachdemZeugnißder Bibel,selbst nichts wenigeralsetotischzeinePallas AtheneanScharfsinn,eineSphinx,dieRäthselzurathen gab,eine Dame, die denKopf aufdemrechten Fleckhatte. Die späterenKöniginnenvon Saba habendieGabevonihrgeerbt.

Jnihremersten Buchüber dasEmporkommender Frauhat Frau V) Roy Devereux:Theascent ofwoman. sidelights onSouthafrjea.

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Roy Devereux. 229

Devereuxihr innerstes Wesenerkennbar enthüllt.DerKern desBuches ivitddurchdasMottoangedeutet,dasdenzweiten Theileinleitet: »Einer IIIdieTiefe tauchenden Philosophie istdieSchönheitnichtetwa einober- fliichlicherVortheil,eineGefahr,einmißlicherUmstand, sonderneine Gabe Gotteswie dieTugend.Sie hatdenselbenWerthwiediese;dasWeib, dasschönist, bringteinsderZielederGottheitganzeben»sozum Ausdruck Wie dergenialeMann oderdas tugendhafteWeib. DasWeib,dassich»

schmückt,übt einePflicht,einefeine Kunst,ingewissemSinne diehin- FeißendsteallerKünste.« Jn diesemWorte desfrommenaltenZweiflers istdieReligionderFrauDevereux ausgedrückt

Soselbständigsie ist,kannsie,wiealleweiblichenSchriftsteller,die Überihr eigenes Geschlechtschreiben, natürlich doch nicht umhin,mitder

Erklärungzubeginnen, daßdie Männer keineAhnungdavonhaben,was ein Weibseiundwas wirklichimWeibevorgehe. Schriebendie Männer ÜberFrauen, so hättensienieeine andereQuellealsjene Frauen,diesie kennenlernten, wasnichtvielsagen wolle,undschnapptensiejaeinmal, dankdemseltenenZusammentreffeneinesgewissenZugesvonWeiblichkeit Und einesschlichtenmännlichenHerzens,etwasRichtigesundWesentliches über das Weibaus,soprauderten sieesnichtaus—odeehöchstensvielleicht nacheinemgutenDiner—und schriebenesunter keinenUmständennieder.

FMU Devereuxwillunsdenndasneue Weib(wieman imEnglischensagt) das WeibunsererTage,dasWeibderjüngerenGeneration offenbaren,wie eswirklichist,undsiethutDasineinemvortrefflichenStil, indemklarsten, ichneidigstenEnglisch,miteiner durch Feinheit gedämpftenKühnheitund eiULMWitz,wieerindieserArt aufdemFestlandegarnicht vorkommt;

erist durchausnational. SiemeintzumBeispiel,eswäreebenso noth- Wendig,eineFrau anzustellen,umeineFrauzuerfassen,wiees(zuweilen) mithigist,einenDiebanzustellen,um einenDiebzu ertappen.

ObgleichRoy Devereuxzu denunbedingtenAnhängerinnenderFrauen- befreiungzählt, entwirft sie dochkein idealesBildvon demneuen Weibe, Wieesheutzutageist.DiesemWeibebedeutet,ihrer Ansicht nach,die Liebe nicht mehrdasSelbe wiedem früherer Zeiten.DerMann habe ihrem AppetitnachLiebenur dieselbeKostzu bieten, dieervonje her stetsund mmerwiederbot. Sieistdieeinzige,dieerzu bereitenverstehe;undnun habedasWeibzumerstenMaledaraufkeinenAppetit.DaßxdasGericht schlechtgekochtsei, daßesallzu lange gekochthabe, falledemManne gar nichtein.ZudereinenSchwierigkeit,demGeliebten zu trauen, einerSchwierig- keit,dieauchvergangeneZeitennur zuwohlkannten,"sei fürdieFraunun - dieneueerstanden, noch weniger sich selbsttrauen zukönnen. Siefühle keinenTreueinstinktmehrinsich,wie diefrühereFrau. Was steiunter-

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halte, ist, angebetetzu werden. Daran erquickesie sich,wie eineKatze,die sich sonnt. Roy Devereux zeigt ferner, daßdasneue Weibden Männern immermehr zuwiderwird,je Hmehresseine LasterundRedeweise,seinen Gangundseine Kleidung annimmtundparodirtz deshalb möchtenselbstdie einst begeistertstenVerfechterderFrauenrechtedasWeibjetztlieberholdselig alsfrei sehen.

Jnihrem letzten, werthvollerenundäußerstlehrreichenBuchüberSüd- asrika entfaltet Roy DevereuxalleGabenihresreinmännlichenGeistes.

Man glaube nicht, hiereineempsindsameReisebeschreibung,Schilderungen landschaftlicherSchönheiten,statt praktischerBeobachtungenzusinden.Sie bietetzwarab undzumeisterlicheStimmungbilder,wiedas,wo siedie SchönheitderNächteam Mozambiqueschildert;imGanzenaberist diese Schriftstellerin praktischwieselteneinMann. Sieverstehtsichauf Zahlen undGeldundFinanzoperationenwieder geriebensteBankier. Werden Mund,mit demsie spricht,dieHand,mitdersie schreibt, gesehenhat,wird nichtgenugdarüberstaunenkönnen, daßSteuetberechnungenundVergleiche verschiedenerSteuersystemeausdiesemMundehervorgingen, diese Handdie Zahlen niederschreibenkonnte,diejunsüber dieGeldspekulationenundAktien- unternehmungenderChartered Company belehren.Diesie näher kennen, waren freilich nichtdavonüberrascht;istesihnen doch nichts Neues, daß die londoner Börse so wenig Geheimnissefür diese merkwürdigeFrau habe wie dieausgesuchtfeinsteDamentoileite.

Mrs. Devereux istimGefolgevonCecilRhodesalsSpezialkorrespon- dentinderMorning Post nachAfrika gereist.Siehat dasCapland,Trans- vaal, denOranjefreistaat,dasBechuanaland, Rhodesia,dasportugiesische Territorium kennengelernt, hat sichaufdemvondenFranzoseneroberten undverwüstetenMadagascar,indembritischenunddemdeutschenOstafrika aufgehalten. Nicht ihren glänzendenEmpfehlungennur: auch ihrer Schönheit öffnetensichdortunten allePforten.EsgiebtindiesenStaaten keinen bedeutendenMann, er seieinEngländeroderHolländer,einDeutscher, AraberoderPortugiese,mit demsie nichtgesprochen,densie nicht beschrieben hätte.EinebeigegebeneKartebezeichnetihre Reiseroute.

DasgrößteInteressewirdjetzt wohl sinden,wassieüber die lebenden Persönlichkeitensagt,überMänner wiePaulKrügerund CecilRhodes.

Roy Devereux isteineunbefangenurtheilende Engländerin.Sienennt den JmperialismuseineMischung erhabenen Jdealsundalbernen Trugs (that blend ot« subljme ideal and fatuous sham), sie hat überhaupteinen

-scharfenBlickfüralleschwachenSeiten derEngländer; doch theilt sievoll- kommendieGrundanschauungihrerLandsleute vomWesenderBuren und jede Beobachtung,diesieunmittelbar vorAusbruchdesKriegesanOrtund

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Ray Devereux. 231 Stelle machte, bestärktsiedarin. NurineinemPunkt macht sieeinZu- geständnißDieAusländer imTransvaal haben ihreinstimmigerklärt,daß ikinennichtdasMindesteandemStimmrecht gelegensei,daszwischenBriten undBuren zumZankapfelwurde ;ihr einzigerGedankesei,Geld zuver- dienen undalsNabobs heimzukehren.JnallenanderenBeschwerdepunkten giebt sie England Recht. Jhr verfeinerterSinn für SchönheitundEleganz hat sicherlichvieldazubeigetragen, ihr Krüger so antipathischzumachen.

SieschildertmitAbscheudasgroße,kahle Gemachmitdengarstigen,mit RoßhaargepolstertenMahagonimöbeln,wo ersie empfing.Amäußersten EndedesZimmers kam,ineinemArmstuhl sitzend,dieschwerfälligeGestalt eines alten Mannes, dieAugenvonriesigenblauenBrillen bedeckt,zum Vor- schein.ErbegrüßtesiemiteinemHändedruck,botihreinenharten Sitzan seinerSeite und das Gesprächbegannunter Beihilfevon Dolmetschern.

Das isteineschlechteArt,sichzuunterhalten. DaßOhm Paul so oftden Spucknapfbenutzte,hat ihmindenAugenvonRoy Devereux sicherlicheben fv sehr geschadetwienur irgendeinederausweichenden Antworten,dieer gab—Jhm fehlt jedeWürde undFeinheit, sagt sieundschildert ihnals eineuunwissendenBauern,derüberwohlerzogeneLeute einunleidliches,kleinlich UötgelndesRegimentführte.Seineganze Stärkeschienihrdarinzuwurzeln, daßerftillsitzenundausharrenkonnte, weilesihmebenanKenntnissen Undan beweglicherEinbildungskraft fehle.Dasieuns aber auchallerlei vetbürgteAnekdotenvon der wahrhaft abenteuerlichenVerwegenheitseiner Jugend,von seinerFertigkeitinallenLeibesübungenundbeimWaidwerk erzählt,mußman sichwundern,daß sie sogarkeinenBlickfürdiegroßen EigenschaftendieserGestalt hat,um so mehr,alssiemitförmlicher·Be- SeisterungvonSteijn, demPräsidentendesOranjestaates, spricht. Dessen lMkulischeGestalt, patriarchalischeWürdeundvollendeteBildunghabeneinen starkenEindruckauf sie gemacht.

Beträchtlichwerthvoller,ja,inihrerArtmeisterhaftist ihre Charakteristik vonCecilRhodes,densie allerdings auch ungleichgenauer kennt. Sie beurtheiltihn unparteiisch,so sehr sieauchseineThatkraftundseineBegabung

·

bEwundert Zur Unparteilichkeitmagwohl aucheinUmstandbeigetragen haben,denihre schönen Lippeneinmal soanzudeuten versuchten: »Eecil RhodeshatnichtsvonAlledem, womitman Frauengefällt.«Siehört ihn VPVeinerSchaar politischerGegner,ja,vorerbittertenFeinden,imBechuanalande eineRedehalten. Oratorisch ist sie so schlecht,wiesichnur denkenläßt.Er hatkeineSpur,keinenFunkenvon BeredsamkeitzwederSatire nochBe- Seistetungstehen ihm-zurVerfügung Dennoch strömtEtwas von derKraft UndEnergiedesMannes indiesenStaccato-AusbrüchenüberdieVer- sammlunghin.

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DiewiderdenEroberervonRhodesia erhobenenBeschuldigungensind seiner ReisebegleiterinnatürlichzurGenügebekannt. Alleinsiewarnt ihre Landsleute davor,einenGroßenderThatmitdemMaßedesMoralisten undnichtmitdem desPhilosophenzumessen,undsagt, daßkaumein einziger großerEroberer oderPolitiker vertragenwürde, mitjenem Maße gemessenzu werden. Siemeint,daßderEngländerganzbesonders geneigt sei,die Männer kleinlichzubeurtheilen,dieEnglands Größe schufen;und ingewisserBeziehung hat sie Recht,denneineschändlichereunddümmere Haltung,alssie EnglandMännern wieLordElive,wiespäterWarren Hastings gegenüber-,alssieausIndienzurückkehrten,annahm, ist höchstens nochbeikleinenNationen zusinden.Sie zeigt, daßdas englischeVolk zuletzt doch stets dahin gelangte, solcheMännerzurühmenunddenWahl- spruchdesenglischenWappens»GottundmeinRecht«desLöwen und des Einhorns RaubthierinstinktenalsSchild vorzuhalten, Jnstinkten,diedochnun einmalausgesprochenenglischseien. Jn ihrer CharakteristikvonCecilRhodes hebt sienebenseinem unstreitigen sinanziellenTalent einElementvon wirk- licher Größe hervor:derGedanke, EnglandsNamen einstquerüberAfrika hingeschriebenzusehen, ist für ihnein Kultus,nichteinSteckenpferd.Erhat einungeheuresVermögengesammelt,um esseinem Ehrgeizdienen zulassen, um dasGoldalsWaffezugebrauchen,wokeine andere Waffe hindringen würde.Er bekenntsichzu dertief wurzelndenUeberzeugung,·daßdieMenschen

amLeichtestendurch ihreLaster zuregiren sind,undmitHilfevonAnderer Lastern regirtdennaucherselbst.SeinGeist ist nichtoriginal;alleseine Ideen hatervonAnderen übernommen.Roy Devereuxabersindet,echtenglisch,daßeine originelleJdee wenigbedeute imVergleichzu derKraft, sieauszuführen,unddiese wirksameKraft besitzeRhodesinso hohem Maße,daßsiebeiihmeinen drama- tischen,beinahe heroischenCharakter annehme.Siegiebtzu,daßbeiihmder ZweckdasMittelheiligt, daßihmdieGabe, Sympathienzugewinnen,fehlt, ihm Anmuth, Humor vollständigabgeht, daßdieleisesteKritikihnpeinlichberührt undervon seinerUmgebungdenGlauben anseine unbedingteUnsehlbarkeit fordert. Doch behauptet sie,dasSchlimmste,wasdieHistorikerderZukunft ihmnachsagenkönnen, werdesein, daßernichtnach rechtsnochlinksgeschaut habeundgegen diemoralische BeschaffenheiteinerHandlungvollkommen gleichgiltiggewesensei,wenn sienur dazubeitrug, AsrikaEnglandzuunter- werfen.Darin sieht sieeinstarken Mannesehrgeizesnicht unwürdigesZiel;

unddiesem Ziel habeRhodesmiteinerSeelen- undWillensstärkeentgegen- gestrebt,dieman inErmangelungeinesbesserenNamensGenie zunennen pflege.

«- WieheißtesdochindemBuchderKönige? »DaaberdieKönigin vom ReichArabien sahealleWeisheit Salomons, unddasHaus,daser

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