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Die Zukunft, 18. Juli, Jahrg. XXII, Bd. 88, Nr 42.

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xxa. zsykg. kein-»dku 18.Yuu1914. yk.42.

Herausgehen

Maximilian Hardew

Inhalt:

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Rauchemäuler .. ....... . . ..... .·... 69

Psychologm undPhilosoph-m VonIvillxelm Jerusalem ......

DiekrälxenStand-w vonKarl Sahn ................ 97

Revanche voncadon .....«........-......... 99

Unchdruck verboten.

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Erscheint jedenSonnabend.

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Berlin, den 18. Juli 1914.

7 M As

FalscheMäuler.

Hartwig

Musderseimathund ausderFerne bringenBriefeernsthafter, uin ihres Vaterlandes SchicksalbesorgterDeutschenmirdie Frage,wiederWirbelsturmblendender Tollheitzu erklärensei, derseitdemersten MorgendesJulimonats durchdasDeutsche ReichfegeundalleBleibselruhiger VernunftundwägenderUrs theilskrastwieschmierigen KehrichtindieLatrine peitsche; welche Machtunsinruchlosdummen Leichtsinn schwatzen,unszu dem GrollderWestmächtejetztznachdenValkankriegen,vorderStunde, die über dieEngungoderLockerungdesanglo-russischenBundes entscheidenkann,denunversöhnlichenHaßderSlavenwelt auf- ladenwolle. DieFragekommtaus demEkelandereben sothörich- ten wieniederträchtigenSerbenhetze.diedurchweite Provinzen unsererPressetobt.Und die Antwort ist nichtschwerzufinden.

DerWahnsinnswind ist nichtdieFolgeverschiedenen, durchdie Wärmedisferenzbedingten Luftdruckes,nichteinElementarvors gang, denderBewohnerderErdoberflächefromm,alsdenWil- lenderNatur, hinnehmen muß,sonderndas Ergebniß listiger Mächlerei. JnderTollheitkönnteschoneinesPolonius dürftiger ScharfsinndieMethodewittern. Fehltunssolche Schranze so- gar? Lebtsieirgendwoundist noch nicht solahm, daßdesKurials stils steileHöheihrunersteigbarward, dannmagsiesichtummeln.

EinenFoliobogeninder Mitte kniffenund in denFormelnhöfis scherUnterthänigkeitdemKaiser melden, daßer, wiedereinmal,

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70 DieZukunft.

belogenwerden soll:There’s theruh.Wilhelmhat, nichtnur vom Schwager Konstantin,über dieStimmungen,diesichtbarenund unsichtbarenKräftederValkanvölker Manches gehört,was die mitPreßkonserven gesütterteMengenicht weiß;demWahnges spinnst,in dasdieBerichtedesewigblinden Marschallundder Epigonenvom KnirpsmaßdesbelgraderSchwaben ihn gittern wollten, hatteersich schon entrasft,als erdie wiener Regirung durchsein BeispielzurAnerkennungdes VukaresterFriedens zwang; unddas zornigeMitgesühl,das dieTrauerpostausSa- rajewoinihm ausschürte,hemmte nicht langedieErkenntniß,daß derVersuch,Serbien,denheutewichtigstenBorposteneuropäischer Russenpolitik,derMitschuldandemDoppelmordzuzeihen,nur imHirnunbelehrbarerNarren odereitlerSchwächlingereifen konnte. Nun isterfern:und seine Abwesenheitwirdzuhastigek MassenfabrikationvonOeffentlicherMeinung ausgemünzt.Das Ding istinmanchem Hochsommer gedrehtworden undhatdie Schiebergelöhnt.Was justin denKrampaßt,wirdindie3eitung geschmuggelt,dasBlätterbündeldannnordwärtsgeschicktunddem Allergroßmächtigsten,Allerdurchlauchtigstenzugewinselt: »Ge- ruheAllergnädigst,die Stimme derNation zuhören!Dieseswill sie.Bliebe sieunbeachtet, so entstündederGlaube,desKaisers Empfindentrenne sichvon demEinmuthderNation. Und dann pfiffebaldvielleichtwiederNovemberwind«DahabtJhrAntwokt«

I

»Daßin dengrößtendeutschenZeitungen,derenLeitersich hundertmal sürG istessreiheit,feineMenschlichkeit,Weltsrieden heiser schrien, hundertmal, mitRecht, zeterten,wenn einesSemiten schmählichesHandelnder ganzen Judenheitals Sündeaufgebür- detward,jetztPeterundPaschitsch,Nikolai undszolskij, Süd- undNordslaven als Mitthäter,AnstifterodermindestensVe- günstigerdesPrinzenmordes gemeinemMassenhaß empfohlen werden,hastetals einSchandfleckandemGewand derdeutschen Presse.«Als ich,vorvierzehnTagen,diesenSatzschrieb,warnoch Hoffnung, daßderWuthrauschrasch weichen werde. Von zehn Schwadronirern waren achtja derThatfachefWh- daßFranzFek- dinand,der»Erzklerikalea,der»schwarzrotheReaktionär«,densie stetsals einen CzechenbegünstigerundJudenhasserverdächtigt hatten,insSchattenreich niedergestiegenwar. Einminderleidiges Endehätten sieihmfreilichgegönnt;undmeinten-nachsograusem

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FalscheMäuler-. 71 CGeschehendürfederAbonnentEmpörung undThränenstrommit demselbenRechtwiedenfälligenBilderbogenfordern.Würden geschwindaberin nüchterneRuhe zurücksinden.DieHoffnungtrog.

Amneunten Juliabendwurde imVerlinerLokalanzeiger einArs tikelveröffentlicht,derdieSätze enthielt:»IstzwarderKönigs- mord in Serbien keinunmöglichesEreigniß,so hatman dort bis- herdochnicht gewagt, Spießgesellenzudingen,um siein einer benachbartenMonarchie blutigeArbeit fürgroßserbischeZwecke verrichtenzulassen. GegeneinesolcheSchamlosigkeiteines Rach- barstaates, vorausgesetzt,daß sie erwiesen wird,würde sich die ganzegesitteteWeltmitAbscheuwenden. Hiermüßte sichunsere NibelungentreueaufsNeue bethätigen.«Das sinnlosalberne Spielwortdurfte nicht fehlen.WeraberistderOffzielleoderOffis .ziöse,der»hier«,trotzdemerselbst zugebenmuß,daß fürdie Mit- haftungserbischerStaatsm ännernoch nichtdasAllergeringstebe- wiesen ist, hinterdemZauneinesheuchlerischen Konditionalsatzes einalstapfer,alstüchtig,alsdemDeutschenNeich freundlichbe- währtesVolkinfamenHandelns beschuldigt?Dersicherdreisten darf,verblendetenOesterreichern für denjämmerlichdummenBers such,aus einemUnglückeinpolitisches Geschäftzumachen,das deutscheSchwertanzubieten? Nur einem OsfiziellenoderOffi- ziösenwürde inderAugust ScherlG.m.b.H. solchesZeugab- genommen. Nur alsOffiziösenleistungistderArtikel inOstund

"Westerörtert worden. Wositzt,auf welchem Stuhl,derMensch, Edem wir dieSchandesolcherErörterungzudankenhaben?Könnte HerrGottlieb vonJagow,Staatssekretär, Staatsminister, Ex-

·-cellenz,vorGewissenundAmtspflicht verantworten, daßersolü- drianischerPsuschereinichtnachsorschtunddenderSchuldUeber- führtennocham selben Tagvor dieThür setzt?»Istzwarder KönigsmordinSerbien keinunmöglichesEreigniß«:riechtJhr diefeigeNiedertrachtausdemWortgestümper2AuchinEngland, Frankreich, Rußland, Oesterreich, Italien, Spanienwar derKös nigsmord nie»einunmöglichesEreigniß«; auchinDeutschland Iister,mehralseinmal,versuchtworden. Dochnur Serbien wird genannt ;kannnur genanntwerden,weiles, nachJahrhunderten treuer HingabeanwechselndeHerrschergeschlechter,einenJrren, dereineHurezurKönigingemachthatte, gewaltsambeseitigen Mußte·ZweiTagespäterwirdindemselbenLokalanzekger(neben

sc

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72 DieZukunft.

derJnterviewmiteinem»besonderszuständigenundgeistvollen«

deutschen Diplomaten, den dasGefaselalseinen senilen Hans- wurst erweist)aus derselbenKücheeinneuer Brei angerichtet.

»Es ist fast,alsob dieAllmachtvorSerbien drohendundwar- nenddenFinger hob,alssiedenrussischenGesandtenVonHart-- wigimbelgrader GesandtschaftpalastderDonaumonarchie durch einenSchlaganfallniederstreckte. Nichtnur derAberglaubeist heute geneigt,zuflüstern, daß zwischen diesemTodunddem des- ErzherzogseingeheimnißvollerZusammenhangist.Hartwig,der·

ProtektorSerbiens,führtefast täglichdenNamen desErzherzogs,, indemerdengewaltigsten Feind großserbischerJdeen glaubte,im Mund. Seine Gedanken beschäftigtensichmitihm,seineAugen waren beständig auf ihn gerichtet undesistnicht unbekannt, daß erihn hassenzumüssenwähnte.DerDiplomat,der Diener eines Fürstenund einer Monarchie war,begriff, daßerseine saubere Handeiner Rotte vonFürstenmörderngeliehen hatte.Das war eswohl,wasseinBlutinWallung versetzte« Laß Deins,Leser, nicht wallen;sonst drohtauchDir,trotzDeinem frischgewaschenen Gewissen,amEnde dergehobeneFingerderAllmacht,dieDich durcheinen Schlaganfall niederstreckenwill.Jn demGroschen- heft(,,SerbischeMordbubenoderDie SchändungimKonakoder DerblutigeJuchtenstiefel«),vordessenAnkaufdieKöchinzaudert, stehts leidlicher? Stimmtz merkeaber,wennDu gespienhast,daß derSchwindel schonum einehübscheStrecke weiter gediehenist.

Daß inVelgrad ,,eineNotte vonFürstenmördernunistet, braucht nicht mehr erwiesenzu werden;ist längst erwiesen. Undebenso klippundklar, daßHartwigdenNamen desErzherzogs fasttäg- lichim Mund führteunddenTrägerdesNamens haßte.Wäh- renderderNotte dieHandleiht(inder,sollstDuergänzen,Nuhel klimpern), hebtdieAllmacht drohenddenFinger. Zu dieserAll- macht hätte,ausfrommemMitleid (dochvonVerachtungnicht freien)mit derThorheitdesMenschenschwariiies, Hartwigdas Augegehoben,wennnochvor seinem wachen Ohrerzähltworden wäre,er., einernsterMann niichterner Arbeit,»sührefasttäglich den Namen desErzherzogsiniMund.« El· hatteinPetersburg aufdemwichtigsten PostengefcsskllsseitdekNÜckkehkausPersim alleirgendwelcherBeachtung würdigen Diplomatens undKon- sularberichteaus Wien undVudapestgelesenund niemals ein

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FalscheMäuler 73 Wort,einWarnungzeichengefunden,dasihn bestimmen konnte, Franz Ferdinand zuhassenoderauchnur mehrzufürchtenals jedenanderen Vertreter habsburgischerMacht.Denzärtlichsten Ehemann einer slavischfühlendenFrau? DenThronfolger, der 1908 denKrieggegenSerbien gehindert hatUndstetsvon den zweiNothwendigkeitensprach:mitJtalirn »abzurechnen«und, durchdieStärkungder inUngarn wohnendenSlaven undRu- mänen,dieMagyarenkraftzubrechen2WennHartwiggefragtwor- denwäre,oberglaube,baßderToddesErzherzogsderSlavens

fachenützen werde, hätteersichernichteineSekunde vor der Ver- neinung gezögert.Weil inihmdieUeberzeugungfestwar, daß zwischen VrnogratschunddenBocchediCattaro das Besitzrecht nur durcheinen Kriegindauerbare Ordnunggebrachtwerden könne,undweildieser Krieggegenein denJtalienern verfeindetes, demMagyarengefühlentfremdetes Oesterreich leichterzuführen wäre alsgegen eins,das alsseineAufgabeerkennt,Mitteleuropa gegen denEinbruchAsiens zuschützen,demAdriauachbar sichzu befreunden und, nochum hohenPreis,inUngarn dengegenTas taren undTürken bewährten Deich auchgegen dieSlavenfiuth sichzuerhalten.Einerlei: derLeichnam desRussenmuß,alsdes Vegünstigerseiner Rotte vonFürstenmördern,an denPranger.

Jchzeigeauf diesen Schwatzschweif nicht,umeinengewiß durch- aus ehrenwerthen Schreiberzukränken, sondern,um aus nach- prüfbaren Textenzuerweisen,was imDeutschen Reichmöglich geworden ist.Undstatteinesvon hundertBlättern,indenen die Hetze nochtoller getriebenward, wähle ichdas demEinflußdes Regirungwillens zugänglichste:damit überallerkanntwerde,wo- herdieWinke undStichwöxterzudenPreszspektakelnkommen, die unsausallen ZonenGroll, Mißtrauen,Haßeintragen.

Gewiß (schreibtmir eindeutscherKatholik) »ist skandalös, was inVerlin undWienjetztdie PresseleistetzaberhatJhr großer Vismarcknichtanno Kullmann dasböseBeispielgegeben?«Nein.

VorvierzigJahren,am dreizehnten Juli1874, schoßder einund- zwclnzigjährigeVöttchergeselleKullmann inKissingenaufden KanzlerdesjungenReichesz verwundete ihnnebenderPulsader undantwortete aufBismarcks FragenachdemMotiv zumMords Versuch:»SiehabenmeineFraktion,dasCentrum,beleidigtund dieKirchengesetzegemacht.«VierStunden danach spricht,zu der

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74 Die Zukunft.

Menge,dieseine Rettungmit einemFackelzugfeiert,Bismarckh

»Wenn ichfürdiegroßeSachederEinheit,Unabhängigkeit,Frei- heitDeutschlandshätte sterbenmüssen,waswäre es weitergewes--r.

sen,als wasTausendenunsererLandsleute passirt ist,die vordrei Jahrenihr Leben ausdemSchlachtfeld ließen?Das großeWerk wirddurchdieKraftdes geeintendeutschenVolkesvollendet wer-- den.«Erstals derbayerische Centrumsführer JörgimReichstag-.- dasAttentat erwähntundbetonthat,eshabe»einen guten Theil der deutschenDenkernation in Delirien gebracht«,spricht auch Vismarck darüber;citirtdensranzösischenSatzvondemMörder,.

dersichanEines Rockschößehängtundnichtabzuschüttelnistzwie- derholtKullmanns Worte undhörtaus demMunde desGra- senVallestremdenRuf »Psui!«Zweimal widerlegterdieBe- hauptung,erhabe »eine Parole ausgegeben«.Eininländischer Vorgang stehtimStreit,nichtdasGesüthremder istzuschonen; undderAngeschossenespricht(demKullmanns KugeldieSchreib- sähigkeitbisan desLebens Ende geminderthat).Dennoch sagt

ernicht:»Siesind mitschuldig«;sondern:»DerMann giebtsich für JhrenRächeraus.« Kann aberaus derCentrumspresse(i1x deren dunkelstemWinkel angedeutetwird,das Ganzeseieine Polizeikomoedie gewesen,diedemKanzlerdiezerrinnende Po- Pularitätzurückbringensolle)undausWindthorsts RedeSätze vom Kaliber desfolgendenanführen: »Wennderpolitischeoder kirchlicheStreit aneinen Siedepunktgelangt, darfman sichnicht darüberwundern, daß hierund daunglücklicheMenschenzueinem- wahnsinnigen Unternehmen hingerissenwerden«Das liegteben an derunglücklichenKonstellation;und dieLeute,die sie herbei- geführt haben,mögensichs zuschreiben.«Sopflegt,nochheute, derMund derParteien zusprechen,die einen inihremDunstkreis geschehenenoderversuchtenMord erklären,dem MörderimUr- theildesVolkes mildernde Umständeerwirken möchten.GUer haben, ehedieHetze begann,auchdiewildesten Serbennichtge.

sagt.) Daß derKanzlek-dek-WährendekalsVokkämpfetdesKö- nigthumswiderPriestermachtinsFeldzog,auchimHauseseines KaisersderChristenfeindschaft verdächtigtwurde, solcheSätze illuminiren ließ,istbegreiflich. Daßetaberdas kissingerAttentat benutzthabe,um dieGegnerals Mördergenossenschaftzu ver- schreien,kannnur einvom GedächtnißschlechtVedientererzählen.

(»Ils’attacl1e ävos pans«:Erläßt Jhre Rockfchößenichtlos.)

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FalscheMäuler-. 75 HerrvonHartwig nanntesichgern einenVerehrerBismarcks unb wiederholteimGesprächmitDeutschen oft zweiStellen aus den»GedankenundErinnerungen«.Die über das Rechteines Gesandten,seinem Chef nichtimmer Alles zu melden (wennder Gesandte»sichfürebenso einsichtighältundeinentieferenund ge- wissenhafterenAntheilandemSchicksaldesVaterlandesnimmt«);

unddieSätze:»Nichtblos derPanslavismus undVulgarien oderBosnien,sondern auchdieserbische,die rumänische,diepol- nische,dieczechischeFrage,ja,selbst noch heutedieitalienischeim Trentino,inTriest undanderdalmatischen Küste,können zu Kri- stallisationpunktenfürnichtblos österreichische,sonde«rnauchento- päischeKrisen werden,von denendiedeutschenInteressennurin- soweitnachweislichberührt werden,als das Deutsche Reichmit OesterreichineinsolidarischesHaftverhältnißtritt.Jn der Beur- theilungOesterreichsistesauch heute nocheinJrrthum,dieMög- lichkeiteinerfeindsäligenPolitik auszuschließenKannsichnichtdie PolitikfürPflichtgehaltenerUndankbarkeit,derenSchwarzenberg sichRuszland gegenüberrühmte,inanderer Richtungwiederho- len ?«DerRusse(dieHartwigssindvorhundertJahreninsZarens reicheingewandert)fühlte sichseit191 1 inBelgradungesährso,wie Vismarck sichinFrankfurt,als zumVundestag Bevollmächtig-

«ter,gefühlthatte: aufeinerHauptwacht,dochohnedieMöglichkeit, denWillens ofortzurnothwendigscheinendenThatzurüsten,und unter demzerreibendenDruckderPflicht, nichteinen Kaisernur, sondernzuvornocheinen Ministerfür dieAusführungdesPla- neszugewinnen,dessenWirksamkeitvielleichtschon durch solchen Zeitverlust gefährdetwurde.RikolaiHartwig,derfrühSerbienund Montenegro, dieTürkeiund Rumänien kennen lernte,war,unter demGrafen Lamsdorf,LeiterderPolitischenAbtheilungimAus- wärtigenAmtanderSängerbrückeundhatte, daLamsdorf immer Tshinownik, bequemerBureaukratmitengemGesichtsfeld, blieb, dortnichtgeringereMachtalsvon 1890bis1904Holsteinin der Wilhelmstraße.ErzfeindOesterreichs?ErhatdasProgrammver- faßt,dasdieMinisterGoluchowskiundLamsdorfamzweitenOktos ber 1903 inMützstegunter-schrieben;dessenGrundrißfreilichvom LordLansdownevorgezeichnetwordenwar,das aberfür einpaar JahredieKluftzwischenOesterreichundRußlandüberbrückte und inWien alscinSymptom freundlichchusscnstimmung gerühmt wurde. HartwigsWerk. Dergehtals Gesandter nach Petsien.

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»

Die Zukunft.

Deutschenhasser?Erkommt mitszolskij, demneuen Chef,in Meinunghändel,weilderMinisterRußlandsPalaeologenadler von Asien nach Europa zurückwenden,derGesandtedenBor- marschgenOstsichern,weilewolskieritanien versöhnenHartwig mitDeutschland, demVereiter destrockenenWeges nachIndien, sichgegenEnglandverständigenwill.(Noch jetztwarauslondoner NekrologenderGroll gegenHartwighörbar,derdemPlan,Per- sienmitEnglandzutheilen,widerstrebthatte.)DerMinisterist stark, hatNikolai Alexandrowitschund Eduard denSiebenten seinemweitsichtigen Unternehmenverlobt undschicktdenschwie- rigenMann vonTeherannachBelgrad.Schwärmer,heißblütiger Phantast,der denStrom derLeidenschastniemalsdämmen lernte?

So ward erOesterreichernund Ungarn gemalt. Unbefangene Augensahen ihnanders. Einen nüchternenArbeiter,dessenGe- stalt, Antlitz, Denkforman denTypus desdeutschenGelehrten erinnerten ; einen staatsmännischenGeist,derbedachtsamwog,ehe erWagnißempfahl.ErhattedenWeg nichtgewählt,denszolskij beschritt.Rückwärts? Unmöglich;selbstwenn derZar, wennHerr Sasonow für solchenEntschlußzuhabengewesenwäre. Der Ge- sandte durftenurtrachten, ausdemneuen Pfadsoweitzugelangen, wie,zumNutzenderHeimath,demfurchtlos Kühlenmöglichwar.

Hartwigistweit gekommen.Wers leugnet, istblind oder möchte sich selbstund Andere täuschen.Aus Tscharykowsver- spätetemPlaneinesdieJunge TürkeiumfassendenValkanbundes hat Hartwig (der schon deshalbnieneidisch nachdemkonstantis noPler Votschafterhaus schielen konnte)dieWaffegemacht, die das Osmanenreich insHerztraf.Er warzuklug,um sichjeinTriumph zubrüsten.WieSirEdward Grey,der imMai,öffentlich,seuszte, ihm werde einScharssinn,eineStrategensähigkeitzugetraut, die er,leider, nichtbesitze,so pflegte auchHartwigzustöhnen,ihmsei, trotzredlich«erMühe,Allesmißlungen.Harmlose Seelen,die im- mer nur GeckenundPrahlerinExcellenzerblickten, trugen dann dieKunde umher,derRusseseivöllig enttäuscht,sei sastverzweifelt.

Lächelndlasers.Gewißwars ihmein bittererTag,als diehun- nischeUntreue derBulgaren dasSerbenheer, demsiesichwenige Stunden zuvornochinFestlustverbrüdert hatten,inneuen Krieg zwang ; alsinSüdostderKnoten desBundes sichlösteund,wäh- renddieerstenbulgatischenGefangenen durchVelgradzogen,dek GesandtedesZarenFerdinand Armin ArmmitdemMilitärs

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FalscheMäuler. 77 sbevollmächtigtenOesterreichsUngarns sichaufdemTennisplatz desDiplomatenklubs zeigte. DochderRusse hattedieMöglich- keiteinesAbfalls (Griechenlands oderBulgariens, derenuralte Erbfeindschaftnichtschnellauszujäten sein konnte) früh infeinen Kaikulaufgenommen.Undfür VulgarienErsatzinRumänienge- funden.Ersatz?Was ergewann, war imWerthumsZehnfache, mindestens, höherals das verlorene Land(das,weilesohne Nuß- land verkümmert,inden Arm desBefreierszurückkehrenmuß).

SoUngemeines wäre demMann, aus dem niemals die SchöpfergewaltdesGenius leuchtete, nicht gelungen,wenn die wiener Politik imReich derNemanjiden stetsmitklugemTaktges waltet hätte.VerständigeLeuteberichten,mehralsHartwigsum-

sichtigeValkandiplomatie habedenOesterreichernihr Gesandten HerrvonUgron,geschadet.Derwurde von jedemEreigniß,auch demvoraussehbaren, überrascht.Schwor zuerst,wiederKollege undFreundinderDeuts chenGesandtschaft(deralsMitgliedder FinanzkommissionfürMakedonien dochManches gelernt haben konnte) aufdenSiegderTürken.Ließdann bis in dieBeletage OeffentlicherMeinung dasGerücht klettern,Oesterreich-Ungarn wolleSerbieninPersonalunion mitVulgarien zwingen,dieDy- nastie Karageorgewitsch wegjagen,demPrinzen Voris, Ferdis nands Sohn,von dereingeschüchtertenSkupschtinadieRegents fchaftanbieten lassenundRumänien mitserbischem Land,zunächst dem negotinerBezirk,fürdie Neutralität belohnen. DerPlan wäre aberwitzig gewesen:weileinGroßbulgarienden rumänis fchenNachbar mit Lebensgefahr bedrohen müßtezdochbot in So- siaderOesterreichische Gesandte seine Vürgschaft dafüran,daß auchimzweiten Krieg,in demgegenSerbien zuführenden,Ru- mänien stillbleiben werde. DessenbelgraderVertreter, HerrFi- lality, hatteinzwischenwichtige GesprächemitdemMinisterpräs sidentenPaschitsch begonnen; undantwortete aungronsFrage, zuwelchemZweckPaschitschihngesternaus dem Kinonochins Ministerium geladenhabe,vor Ohrenzeugem»Erwollte wissen, beiwelchem Schneider icharbeiten lasse.«AussolchemHohnwar zuerkennen,wiefrostig auchzwischenWien undVukarest schon imJuliderVerkehrston gewordenwar. HerrvonUgronaber meinte, nachdemVulgarensieg,derja völlig sicher sei,werdesich Alles wenden. Von einem Franzosenerfuhrdiebelgrader Jn- telligenz,nachdemEinbruchderBulgarenin dieserbischeZone

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78 DieZukunft.

habe Oesterreichs ungarischer Gesandter ihm zugerufen:»Dies- malentschlüperdieSerben uns nichtwieder!«Einem Franzo- sen.AlsdieBasis,vonderOesterreichsOperation ausgehensollte, heimlich schon ausallenSeiten unterhöhltwar unddas verbün- deteJtalienseinenGeschäftsträgervorjeder»d6marche«erklären ließ,derMinisterSan Giuliano wollenichtetwaderserbischenRes girungHindernissebereiten, sondernnur gegenwienerAnschläge Italiens Jnteressenziel sichern.DieseUndihnenähnlicheVor- gängemeidet keinRothsoderGrünbuch.Dennoch sind sieerweis- lich;und erklären das AufslackernderSerbenwuth gegen das Habsburgerreich DaßHartwigsie ausnützte,war seine,des Nussen,Pflicht.DaßseineArbeit,seitderSanktiondesVukarester Friedens, derEinungderzweiSerbenstaaten galt,kannnur be- staunenUndverdammen,wer weder dieValkangeschichtenoch RußlandsAbsicht aufdenVordrangslavischer Christenheitkennt.

Das Serbische Piemont.

DerMeldung,Hartwig,derflüchtigemHinblickgesundschien, seiinderWohnung desOesterreichischen Gesandtengestorben,

antwortete ausdemMassenpserchdasGeraum »Den habendie Wiener vergiftet!«AlbernerWathmmerhin nochverzeihlicher alsdieLosung,Serbiens Negirung und VolkseianderThatder Knaben KabrinowitschundPrinzipmitschuldig zhabedieErmor- dungdes Erzherzogs gewollt, begünstigt,vorbereitet (und,viel- leicht,nur diepariser Sibyllein das Geheimnißzugelassen,dievor siebenMonaten denTodFranzFerdinands weissagte).Dei-Ort derThatwar österreichischerBodenzbeideThätersindOesterreicher, alsodemKaiserunterthan,dennur einNebentitelGroßwojwoda

von Serbien nennt. Beidewaren,wiediemeisten jungenBos- niaken, eineWeile inBelgrad. Unsere Polizei,sagtHerrPaschitsch,

»hättesiebeobachtet,wennsieunsjemalsalsverdächtigbezeichnet worden wären;als wiraber Kabrinowitsch ausweisen wollten, brachteervonseinerheimathbehördeeinso günstiges Leumunds- zeugniß,daßwirihninRuheließen.«DerVeweis serbischerMit-, schuld istunsseit sechzehnTagenverheißen,nochabernichtge- liefert worden.Und wenn erwiesen würde,daßeinpaarbelgrader Narren, Strolche, VerbrecheranderAusheckungdesPlanes mit- thätigwaren: könnteselbst solche GewißheitdenVer-rufeiner ganzenNationbegründen? Serbienbrauchtund"willRuhe.Vor-

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