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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1862, No. 34.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlichenMolkgblattsMinutennrtt RedakteurE. Rohmäsjlern AmtlichcsOrgandesDeutschenHnmboldt-Vereins.

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämterfürvierteljährlich15»Sgr.zubeziehen.

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Inhalt: AusderTagesgeschichte Nosophthorie.VonDr.OttoDemanten DieAlpem«ose.

MitAbbildung DieDenkutcilcr desVulkanistuus ec.

Not 34stheiluugcn. —FürHausnndWerkstatt Verkehr-·—Witterungsbcobachtnngen. Bekanntmachunchi Von Franz Roßtnäßlcr· Kleiner-eMit-

undMittheilnngendesDeutschen Humboldt-Vereius·

Aus der Tagesgesctsichta

Vorbotcn einer neuen Zeit.

EsistandieserStelle schon mehrmalsdieRede ge- wesenVonjenen LeistungenderChemie,diemitWöhler’s DarstellungdesHarnstoffsaus denElementen 1828 be- gannenundseitdemvon JahrzuJahranUmfangzu- nehmend, jetztunsindenStand gesetzthaben,einegroße Zahlvon Stoffenkünstlichdarzustellen,dieman sonst alsProduktedesLebensund, alsdurchdie,,Lebenskraft«

erzeugt,zubetrachten gewohntwar. Wirwürdenauch heutehierauf nicht zurückkommen,wenn diese Angelegen- heitnicht in ein neuesStadium getretenwäre.Esistbe- kannt,daß Berthelot dasölbildendeGas aus seinen Elementen darzustellen lehrte, daßesgelang,diesGas mitdenElementen-des Wasserszu verbinden Undsp Ak- koholzuerzeugen; durch Vermittelung einfacherVerbin- dungengelangteman dann zurMilchsäure,zumGallen- stoff,zurAmeisensäure,Essigsäure2c.Diesebeidenletzten Körper abersinddieerstenGliederjenerSäurenreihe,die die Säuren derFetteinsich begreift,Undjeder Chemiker weiß,wieeinfachdieBeziehungen derselbenzueinander sind, sodaßnichtsleichtererscheintalsausderEssigsäure diehöherenFettsäurenzugewinnen. Glyeerin versteht man ausdenGrundstofer auszubauen,undGlyeerinmit Fettsiiurenbildet dienatürlichenFette:Oel,Talg,Butter n.s.w. GanzkürzlichhateinChemiker zuckerartigen

StoffausdenElementen gebildet unddurch Verbindung von Zuckermit Ammoniak haben schonviele Forscher eiweißähnlicheStoffe hergestellt. Also:EiweißartigeKör- per,zuckerartigeKörperundFettekönnen wiraus Luft undWasser bilden; Salze sind reichlichim Bodenvorhan- denundsoistdieAufgabe gelöst,dieNahrungsstoffeaus LuftundWasserzubereiten. Das aberistdasneue Stadium,inwelches diese Frage getreten ist,daßman zu fragenwagt:ob diesrentabel fei. AufderLondoner Jndustrie-Ausstellungsteht1LiterAlkohol,ausLeucht- gas gewonnen,undfranzösischeJournale behaupten, solcher Alkohol seium 750X0billiger herzustellenalsAlkoholaus Zucker (resp. Stärkemehl).Wir wollendieWahrheitdie- ser Behauptung nicht verbürgen,esgenügtuns, anzu- deuten,daß diese wichtigstenErrungenschaftenderChemie sosicherbegründetsind,daßman jetzt schondarandenken darf, obman nichtaus LuftundWasser Alkohol, javiel- leichtsogar Zucker,FettundEiweißr entab elherstellen könne.Gewißist,daßwiresfheutenochnichtkönnen,aber wie vieleStoffe gieres- dlenochvorkurzer Zeitals theure SeltenheiteninchemischenVorlesungenparadirten undjetztinJedermannsHänden sinds DerWegvom KathederinsLebenistin derChemie nicht lang. Unsere Leser aufmerksamzumachen an Fragen,die dieWissen- schaft beschäftigen-dasistderZweck dieserZeilen.O. D.

1862.

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Aosophthoriefs

VonDr.Otto Vnmmer.

Jedermann wirdwohl,denkeich,derBtlzaupthgbei-

stimmen,daßeseinungleichhöheresVerdienstist,den Verhältnissennachzuforschen,welchedleAVMUlhbedingen- UnddieGesetzezusuchen,unter denen Armuthindem Sinne einesunbefriedigten Bedürfnisses unmöglichwird, als demArmen einAlmosendarzureichemwelchesihm vielleichtdoch nicht hilft·Ganz ähnlichstehenDr. Aug- Theod.Stam m’sBestrebungen,alsderenErfolgder ersteTheildesunten genanntenBuchesvor unsliegt,der ThätigkeitunsererAerztegegenüber.Wir wollen sicher nichtdasVerdienstwackererAerzte schmälern,aberwir könnenuns derThatsachenichtverschließen,daßimAllge- meinen dieHeilkundedenMenschen nichtsosehrviel mehrgenuht alsgeschadet hat.Aufjeden Fall giltdas StrebendesArztesnur demEinzelnen,erwillseinen Pa- tientenvon einerKrankheit befreien, währendDr.Stamm dieungleich höhereAufgabe sich gestellt hat,dieKrankheit selbstzu vernichten und so der ganzen Menschheit Wohl- fahrtzubefördern. Gestüht auf zahlreiche Erfahrungen undeigene Anschauung spürterdenUrsachenderKrank- heitennachundzeigt,wiediese Ursachenund folglichdie Krankheit selbstfür immerzubeseitigensind.Jndemvor- liegendenerstenTheildesBuches sind diePest,dasgelbe Fieber, die.ostindischeCholeraunddietyphösenFieberbe- sprochen, währendeinfünfter Abschnittdie Solidarität des MenschengeschlechtsinBetreff epidemischer Krankheiten behandelt.

DiePest, welche seitnun mehrals 17Jahrenver- schwundenist,wareinevornehmlichinSyrien, Kleinasien, indereuropäischenTürkei,in derBerberei undAeghpten vorkommende Krankheit,diesichübrigensoftübersämmt- licheKüstenländerdesMittelmeeres undselbst über ganz Europafortausdehnte,nichtverschonenddastieflandein- wärtsliegendeMoskau,undunaufgehalten, nachdemein- maldort, in denkünstlichgegendie KältegeschütztenHäu- sernwuchernd,selbst durchdensieumtobenden nordischen Winter. SeitderjustinianischenPest,welchevon542 bis594 infastallen TheilendesRömerreichs wüthete, hatdiePest wiederholentlichweiteLändermassen,undfast denganzenbekannten Raum deralten Weltheimgesucht.

Vielleicht schon früheringleicherFormvorhanden,ge- staltetesiesichdoch erstseitdieserZeitzu eineranscheinend unzerstörbaremdurchmehralseinJahrtausendregelmäßig fortwüthenden,ineinzelnenLändernununterbrochen Jahr für Jahr einheimischenoder doch sporadischundinver- wandten FormenvorkommendenKrankheit. Niewohl zeigte ärztlicheBehandlungeine in die Augenspringendere Ohnmachtalsbei denHeilversuchenderPest. Mitwah-

rem Wahnsinn pfuschteund probirteman umher,keine Heilmethodewurdeunversuchtgelassen, doch mochteman

greifenwozuman wollte, ungefähr zweiDrittel derEx- kranktenerlagenderSeuche. Welcher glänzendeBeweis, daßdieverderblicheKrankheit nicht durchMittelund Mit- telchenzubesiegengewesenist!

Jetztist diePest,wieschon erwähnt, seitetwa 17 Jahren Verschwunden,aberwieman inderZeit ihres

l)Mögllchstklett-zum großenTheilmitdesAutors eigenen Worten,gebe Ich hiereinReferataus demBuche:Dr.Aug.

Theod. Stamm, VojvpbthorieDieLehrevom Vernichten derKrankheiten. Leipzlg 1862,beiE.Kollmann.

Wiithensdaran nichtdachte,dieseschrecklicheKrankheitzu vernichten,so hatman sich bisjetztmitdergewiß nicht genügendenErklärung ihresAusbleibens beruhigt,daß dasselbemitdenimtürkischenReichgetroffenen gesund- heitspolizeilichen Maaßregelnzusammenhängenmöge.

Folgenwiralso unsermAutor inseiner glänzendenDar-

legung weiter. O

Eshatnichtdaran gefehlt,dasAuftretenderPestmit ungünstigen Witterungsverhältnissen,mit Hungersnoth undHeuschreckenschwärmeninVerbindungzubringen,doch vernichtetenschneidendeGegensätzeinihremAuftreten,in- demsieauchbeiheiteremHimmel,nichtvonHeuschrecken begleitetundunter einer sichgutnährendenBevölkerunger-

schien,alleTheorien,dieman sichüberdasEntstehender Pest gemachthatte,undindenZeiten,wo sie über fast alleTheile EuropasinlängerenoderkürzerenZwischen- räumen verbreitet war, verlor man fastjedenAnhalts- punkt.Endlichvereinte sichdieMeinungdergebildeteren Nationen Europas dahin,daßderOrient derHauptheerd derPest sei,indemsiedaselbstauchdann einheimisch,wenn dascivilisirtereundreinlichere Europa verschontblieb.

Danun dieintensive Mittheilungskraft dieserKrank- heitnur allzufürchterlichsichoffenbarthatte,und fort- währendPestfälleam häusigstensich kundgabeninden Hafenstädten,andenGrenzen,undüberhauptimGefolge

von ausländischemHandelsverkehr, so beschloßman, sich durcheinenSicherheitscordonvonpestinsicirten Gegenden abzuschließen,unddas Sperr-oder Quarantainesystem wurde aufdringendes Anrathenvieler Aerzteundunter derBeistimmungderBevölkerungen eingeführt.Seitdem hatessich aufdasentschiedenste herausgestellt,wieimmer- dardiePestvom Orient hergegen dieSperrgrenzean- drang,während vorherdieKrankheit Europa nachallen Richtungen hin durchzogenhatte.

NachdemnunsodereigentlichePestwirkungskreis auf denOrient,d.h. aufdastürkischeReichzusammengedrängt war, in dem keinegegenseitige Absperrung stattfand, ent- standwiederum dieStreitfrage,wo indiesemReichder HauptentstehungspunktderSeuche sei.

Die Donauniederungen,Konstantinopel, Smyrna, Trapezunt, Aleppo,dieHauptstädtederBerberei undCairo zeichnetensichalsFleckenaus,wodiePestameinheimisch- sten blieb,undeinerdieserOrteklagte oftdenandern als denSeuchengebäreran. DieVolksansichthatte zwarseit langer Zeit schon Aegypten,dasinseinenNaturverhält- nissen sovielEigenthümlicheshat,alsdenAusbrütungs- ortderPest angesehen, docherklärtensichselbst gediegene SchriftstellergegendieseAnsicht.WennAnderedeneigent- lichen SitzderPestnach Konstantinopel verlegenwollten, wo dieseKrankheitsozuHausewar, daß manche annah- MM-diePest sterbedortniemals gänzlichaus,so beachte- tensie wohlnicht,daßdasschonansich so schmutzigeKon- stantinopel durch schmutzige orientalischeSchiffeimaus- gedehntestenHandelsverkehrmitAeghptenstand.Endlich vereinigten sichdiegroßeMehrzahlderAerzteundNicht- ärztedahin, Aegyptenals dasLandanzunehmen,vonwo diePestamhäusigstenverbreitetworden.

Hiermit jedoch nicht zufrieden, sah sichDr.Stamm bei seinen ForschungeninAegypten1844—45 derFrage gegenüber,ob diePestursachemiteinem Mal, etwa nach RücktrittderUeberschwemmungenüberdas ganzeLand

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fortentstanden, oderob diePestvielleicht vorzugsweise

von gewissenPunktendesLandes aus erzeugtund ver- breitetworden. ErfandausBeobachtungenundUeber- lieferungenüber dieVerbreitungundAbnahmederPest, daßEairounddiezunächstliegenden DörferdesDelta sehr oftzuerstergriffen gewesen seienundammeistenzu leiden hatten,so daß dieVeranlassung nahe lag, hierdeneigent- lichen EntstehungsheetdderPestzusuchen.Wenn dem abersogewesenwäre, wie kommtes dann,daß dieseVert- lichkeitdiefurchtbareKrankheit heutenichtmehr erzeugt?

Die Stadt hat einigehunderttausend Einwohner.

Bevor man SprengenundFegenderStraßeneingeführt hatte,warsie voller SchmutzundUnrath.Das Begraben derLeichen fand,eheman inEairo einebessereGesund- heitspolizei eingeführthatte,inUnerhörtlüderlicherWeise statt«es war sogar ziemlich allgemein,dieLeicheninden Häusern selber,nichtwirklich tiefin die Erdezubringen, nein,nur oberslächlichzuverscharren. EinKanal zieht sichdurchdie Stadt, dervielAbgangaufnimmt unddessen Nähevonjeheralsamungesundestenundammeistenvon derPestheimgesuchtbetrachtetwurde. Ueberreichlichistnun dieErfahrung gemachtworden,daßbeidenPestepidemien dieSeuchemitdemRücktritt desWassers,welches für mehrereMonate durchUeberschweinmungendas Land be- deckt,imAnfangdesJahreszubeginnen pflegteund in derMitte undzuEndedesJunimitdereintretenden aus- trocknenden Soinmerhitze aufhörte.

NachdemnämlichderFluß zurückgetreten,bliebviel verderblicheMaterie vonanimalischerundvegetabilischer Natur zurück,die,vonderSonne zerfetztundinFäulniß übergehend,Miasmata erzeugte.Dazukamendiedenein- geweichtenschlechtbegrabenen LeichenentströmeiidenDünste.

—- Sehr natürlichwar derGedanke,daß namentlichdas bessereBegrabenderLeichen inderHauptstadtdenGe- sundheitszustand verbesserthaben müsse.Aberweder für das Entstehen noch fürdasgraduelle Verschwindender Pestgabdiesirgend welchenfestenAnhaltspunkt,dennes hat Pestepidemiengegeben,nachdem dieGesundheitspolizei schon Jahrelangihre MaaßregelninderHauptstadtnach Kräften durchgeführthatte. Daßdas oberflächlicheBe- grabenderLeichen allein diePestin Aegypten nichter- zeugen konnte,erhellte fernerklarunddeutlichdaraus, daßdiesschlechteBegrabennoch1844 und 45inden meistenkleinenStädten undDörfern bestandunddennoch diePest schonsomerkwürdigabgenommen hatte,jaschon mitEndedesJahres1844 alsverschwundenzubetrachten war.

DieWüste,welchedasschlammige Nilthal begrenzt,

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enthälteinemerkwürdigreine,DunstundFeuchtigkeit schnellaufsaugendetrockneLuft,unddort,wodasNilthal schmal ist,existirtein sotrefflicherGesundheitszustand,wie sonstbeigleicherWärme, Niederungslandund Ueber- schwemmung,nirgends aufderganzenErde. Aegypten ist inderThatvon allentiefliegenden,unter gleichen Iso- thermen belegenen,derUeberschwemmungausgesetztenNie- derungsthälerndasnatürlich gesundestederErde, undDr.

Stamm schreibtdiesderreinigendenKraftderWüstenluft zu.DiesereineLuft isteswohl auch, welchedie durch die Ueberschwemmungenentstehendenunddenfaulenden Leichen entströmeudenGase schnell unschädlichmacht.Jedenfalls erzeugten jene Gaseanundfür sichalleinNichtdiePest- weilletztere sonstbisjetztnichtverschwunden seinkönnte.

AberauchbeiEairo anderSüdspitzedesDeltabelegen istdieWüstenach Ostenwienach Westen hinnicht fern, undwenn sichfrüherdortmehrMiasmata erzeugten wie jetzt,solltedieWüstenlufthier nicht,wiejetzt nochanders-

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wo imNilthal ihre segensreiche Wirkung geübt haben?

EinFelsenvorsprungdesMokattam-Gebirgesundsich anreihende HügelverhindernzwargroßentheilsdenZutritt derWinde, aberwenn siedenZutritt derWindefrüher

verhinderten,somußtensie ihn auchnoch 1845, wo die Pest schonverschwundenwar, undselbst heutnochver- hindern.Soweitinseinen Erwägungen gekommen,und

nun fast rathlos, fandDr. Stamm denplötzlichauftauchen- denGedanken bestätigt,daßsichetwassehr Wesentliches, die Oertlichkeit Eairo’sbetreffend, geänderthaben müsse.

Eairowar nämlichbisaufwenige JahreVor 1844 außer demFelsenvorsprungdesMokattam-Gebirgesunddensich jetzt nochdaran reihendenErdhügelnvon einem fast vollständigen Gürtel von ea. 150—200 Meter hohenErd-und Schutthügeln umgeben gewesen, so daß luftreinigendeWinde garkeinenZutritt hatten, zudem war früher Sumpfland innerhalb diesesGürtels inun- mittelbarer NähederStadt. DerGedankeliegtalsonahe, daßdasAbtragen dieser HügelundderZutritt derWinde unddertrocknenWüstenluftdiePest vernichtet habe.

Jbrahim Pascha, MehemedAlisSohn, beganndie Hügel abtragenundmitdemgewonnenen Material die Sümpfe ausfüllenzulassen;dieArbeitdauerte füanahre undkonnte nur unterAnwendungvon Zwangvollendet werden;aberaus miasmatischenSumpffeldernwurden späterunter MehemedAliselbst wahrhaft paradiesische Oliven- undFruchtgärten geschaffen. Zwar hatteman auchgehofft,daß derallgemeine, sehr unbefriedigendeGe- sundheitszustandEairo’s sich-durchdieseArbeiten verbessern werde,abersiewaren alseinreinlokalesUnternehmenbe- trachtet worden. AbermitdemfortschreitendenAbtragen derHügel,demAusfüllenderSümpfeundeinerbesseren BestattungderLeichenin derHauptstadtwurde diePest nichtnurin Eairo,neinin ganzAegyptenundim ganzen Orient immerseltener.Mit demJahr 1843kamennur

noch vereinzeltePestfällevor,inKonstantinopelundallen außerägyptischenOrtenverschwandsie ganz; vom Ende desnächstfolgendenJahres,sicherjedochvomAnfang1845 bisaufdenheutigen Tagist aber keineinziger wirklichfest- gestellter, echterBubonenpestfall vorgekommen.

Mit vollerSicherheitdürfte demnacherwiesensein, daß dieOertlichkeit,wojetztEairo liegt,derwahrePestkessel gewesensei.

SeitderZeit,wodie RömerdieOertlichkeit,wojetzt Eairo steht,zu einerHauptmilitairstation gemacht,und vieleauchwiederum mitMauern umgebeneKlösterdort angebautworden,fingdieBubonenpest regelmäßiganzu wüthen.WoaufderErdewäreauchdieErzeugungvon Krankheitsgiftmehr begünstigtgewesen,wiehierunter dengeschildertenVerhältnissen,woderSchmutz des-Kanals, derNilschlammund dienicht mehrnachaltägyptischer Sitte einbalsamirten, sondern meist schlecht begrabenen LeichendieLuftmitGiftdunst füllten,welcherohneAb- zugdumpfunter der warmen Sonnebrütete,bis er Krankheitenerzeugte,jabisdasPestgifkdaraus hervor- ging,unddannoftwiemiteinemZauberschlagTausende ergriff,die balddaraus alsPestkeichetidieCvrtuptionder Luftnur noch vermehren halfenunddemPestgiftselbst noch mehr Nahrung gaben-

DiefürchterlichsteallerSeuchemwelchejedieMensch- heit geplagt,wurdealso gewissermaßenkünstlicherzeugt durch diesystematischeUnachtsamkeitundNachlässigkeit desMenschenselbsttm einerschonanundfürsichUnge- sunden Stelle. DieMenschen schuer sich selbstdieseent- setzlichsteallerKrankheiten!Könntenwohl fürdieWich- tigkeitderReinhaltungderMenschenwohnungsatmösphäre

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inVerbindungmitderVernichtungderSumpfluft schla- gendereErgebnissevorliegenalsdiejenigen, welchehierin BetreffvonCairo angeführtsind!—- Wekchgroßartlges Bild! welche großartigeLehre!Sollten denAerzten nicht endlichüberdaswahre Ziel ihrer WissenschaftdieAugen aufgehen?Wie aufdemreligiösenundphilosophischen,wie aufdemRechtsgebieteeineneueZeit naht, jasogar schon beginnt,so in der Medicin. Dieseneue Zeitwirdaberin derMediein begründetwerden durch dieLehrevom Ver- nichtenderKrankheiten,ebendadurch istderGrundstein fürdieZukunft gelegt.

DiePestbedarf zuihrerEntstehungundFortpflan- zungeineanhaltendeWärmevon 22—270E» doch wird durch eineHitzevon 400dasPestgiftUnddessen Fort- pflanzungsfähigkeitvernichtet· NachNubienist die Krank- heitniemals vertragenworden,undPestkranke,dienach Assuankamen,theiltendieKrankheit nichtmit. Fassen wireinweiteres,wie esscheint bedingendesElement beim EntstehenderPestinsAuge, soisteseingewisserGrad vonFeuchtigkeit.Deshalb verschwanddiePeststets nach- dem der Nucta (ein starker Thau) gefallenwar Unddie Sommerhitzeeintrat,welchedieWasserdünstegänzlichauf- trocknetundallefauligen Stoffeso abdorrt, daßderFau- lungsproceßschnellganzverschwindet.Obohne Berührung desSchweißes,desBuboneneiters odereinerSchleimhaut diebloßeBerührungeinertrocknenHautstelle Pestkranker dieKrankheit mitzutheilenvermochte, scheintimhöchsten Gradezweifelhaft.Wieohnmächtigaberverhältnißmäßig dieWirkungendesSchweißesundanderer Ausscheidungen sind,wenn nicht durchdasPestmiasma selber unterstützt, ergiebt sich schondaraus, daßes immerLokalitätengegeben hat,wo trotzallenBerührensderfürdiePestkranken Sorgenden sichdennoch dieKrankheit nichtverbreitet hat, eben weil,z.B.beihoher freier Bergeslage,diedemKran- kenentströmendeAusdünstung sofortdurchdie reineBerg- luftverdünntundunschädlichgemachtwurde.

EinwesentlicherUnterschied besteht übrigens zwischen denSumpf-MiasmatenunddemPestgiftmiasma. Erstere erzeugen sichallerWahrscheinlichkeitgemäß,und wieauch ziemlichallgemeinangenommen wird,durchdiefeuchteVer- wesungvegetabilischer Stoffe, doch strebensie nicht, sich weiter zuerzeugen undfortzupflanzenzvom Winde ver- wehtundzerstreutmodifieirtsichihre Wirkungskraft sehr bedeutend. Pontinische Sumpf-,Esdraälon-, Megidda-, Missouri-Niederungsfiebererzeugensichnur in dem Men- schen,derdiese Gegenden berührt,undwerdensich-niemals von diesemausauf andereMenschen fortpflanzen,diemit demMiasma selbst nichtindirekteBerührungkamen.

Höchstwichtigaberistes,daß diese Sumpf-undNiede- rungsmiasmata ohnedenEinfluß menschlicher Woh- nungen entstehen. Ganz entgegengesetztistesmitdem Pestmiasma. Dies vermag sich selbst fortzupflanzen,und niemals hateinPestmiasma abgeschiedenvonmenschlichen WohnungenodermenschlichenCadavern sicherzeugt,hat niemals existirtundexistirt nirgends. EsbedarfdesVer- wesungsdunstes,esbedarfeinerzusammengedrängtenVolks- meUge, esbedarfeiner mehroderwenigerverdorbenen Menschenatmosphäre,um imVereinmitandern Ursachen

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dieepidemischeEntstehungderPestzuermöglichen.Die Natur ohnedas ZuthundesMenschenerzeugtnirgends Bubonenpest,derMenschselbstmuß alsodiePesterzeugen helfen.Nun istesklar,daß,wenn man bei Cairodie alten«

Verhältnissewieder herstellenwürde, diePest nachder

·

erstengroßenUeberschwemmuugbeiihr günstigerWitterung unddengeeigneten Volkselendsverhältnissenvon Neuem beginnenwürde. Jstaber ferner auchEairo derHaupt- entstehungsheerdderPest gewesen,so kanndochdamitnicht behauptetwerden, daßdiePest sichniemals anderswo autochthonerzeugthabe.Wounter denderPestentwick- lung günstigenWitterungs-undOertlichkeitsverhältnissen einescheußlichverdorbene Menschenatmosphärehervorge- brachtwird,z. B.ineinem von hohenMauern umgebe- nen,denWindennicht zugänglichenOrte, in dem vieleder schmutzigstenund unwissendsten Subjecte zusammenge- drängt sind,die bei ElendundschlechterNahrung,bei einer wochenlang anhaltendenetwas feuchten Schattenwärme von22—270 C.ihrevielen Leichengeradedaoberfläch- lich einscharren,wodie Lebendenwohnen,woAngstund BelagerungsnothdenJammer nochvermehren,damöchte allerdingsdieMöglichkeitderEntstehungdesBubonen- pestgiftsvorhanden sein. EntstehtdieBubonenpest jemals wieder an irgend welchem Punkte Aegyptensoder des Orients oderderErde, sowird sie entstehe nunterVer- hältnissen,die dengeschildertenähnlichsind,alsogewisser- maßen künstlicherzeugt durch dieDummheitundSorg- losigkeit, durchdie VerbrechenderMenschen.Beidemjetzt so gesteigerten Verkehrundderbewiesenen Verschleppbar- keitderPest dürfteaberdanndieGefahrfür dieohnehin sorglosenfernen Völkerumso gefährlichersein. Gerade auch dieKrankheiten zeigendiegegenseitigen Verpflich- tungendesMenschengeschlechts.KeineeinzelneBevölke- rung kanninBedrückunglebenoderdurchSchmutzverun- glimpftwerden unddieGesetzedesMenschengedeihens vernachlässigen, ohne daßdieNachbarbevölkerungenund dieMenschheit selber dafür büßenmüssenunddurch die Ereignissedaran erinnertwerden: dieMenschheitsolleins, ihrallesollt verschwistertsein, seid verschwistertmitoder ohneeuren Willendurch Leid undFreude.

DiePest durchwüthetedieMenschheitdurchmehrals einJahrtausend, siezerstörte Menschenglückund Men- schenlebenmitunerhörterWuth,alleMethodenvieleredlen nur allzuhäufigselberder SeucheerliegendenAerzteblieben unzulänglich, ja unnütz,denJammernicht stillend,oft mehrSchaden wieNutzenstiftend,nichtselten fehltees selbst anHänden,dieLeichenzubegraben,unddieAasvögel verschmähtendasFleischderPestleichen,das Pfaffenvolk machteseine ProcessionenundEharlatanerien,abereshalf nichts, EntsetzendurchwehtedieLüfte,unddieMenschheit möchte ihreverschiedenenGottheiten anklagenundsiehe da,nimmer durch so vieleJahrhunderteklagteman das an,was allein anzuklagen gewesen,dieUanrsichtigkeit, dieNachlässigkeit,diekolossaleDummheitdesMenschen selber.

Je freierdie Völker injederBeziehung,jehöherstehend im materiellen undsittlichen Fortschritt,umso mehrwer- dendieKrankheitenverschwinden.

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Yie Alpenrose

Unter denPflanzen,anwelchesichfürUnsirgendeine symbolische,geschichtlicheodersonstige Bedeutung knüpft, nimmt dieAlpenroseeinenhervorragenden Platzein, wir können diemajestätischeAlpemveltnicht ohnedieAlpen- rosedenken, undwenn wirdiesenennen, denkenwirstets anihre erhabene Heimath

WirbeneidetendenSchweizerum diesen lieblichen Schmuckseines Alpenlandesund konntendabeivergessen, daß auchnochauf deutschemBoden Berge wurzeln, hoch

Festeindruckeerheimkehre:»Ja!dasläßt sich nichtaus- sprechen! wirSchweizer sindindenpaarTagen euchDeut- schenumfünfzig Jahre näher gerückt.«

Unddasist als zweiter Festpreis derersteistdie ErstarkungdesEinheitsdranges wahrlichkeinkleiner Preis! BeidePreise ruhetennicht in demreichgefüllten Gabentempel, sieschwebteninderLuftüber demFest- platze,derzweitezuuns herübergewehtvon demwarmen FöhnderSchweiz.

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Die behaarte Alpenrose, Rhododendron liirsutum L.

Btüheuder Ast. 2.Die10Staubgefäßeund derStempel. Z. Derletztereallein. 4.5.Derselbequer-Undlängs- durchschnitteu. 6.Kelch. (Nur Fig.1innat.Gr.)

genug, um diesemhochstrebendenPflanzenkindeHeimath zusein, ja daßsie fast überall vorkommt,wo dasechte Knieholz,Pinus Pumilio Hänke,auf felsigemBodenden tieferunten zurückbleibendenWaldvertritt.

Jndenletzten Tagen hat auch fürunsdieAlpenrose einevertraute Bedeutunggewonnen, indem sieselbstmit demSchweizervolke,welchessiealsblühendeWappendecke aufseineMünzen setzte,unsnähergetretenist. Alsich miteinigenSchweizernvomFrankfurterSchützensestenoch eine StreckeweitnachdemdeutschenSüdenreiste,erwie- derte mireinerderselben aufmeineFrage, mitwelchem

x

Dieser Schweizerwindist esauch,derimFrühjahrdie Schneedeckevon derAlpenrose zieht,daß sie wiederihre glühendenAugen«dem»blauen Himmelsgewölbezuwendet undSchrittfür SchrittdenBoden wiedergewinnt,wie diesenderschmelzendeSchnee frei giebt.

Eswar einelieblicheZugabezu demFestschmucke,daß täglichgroßeMassenvon frischenAlpenrosenaufdemFest- plakie für WenigeKreuzeringroßenSträußenfeil geboten wurden. Eswar eintäglichsicherneuernder Blüthengruß, welchendes freieAlpenvolk uns sendeteUndbaldsah

Man auf deutschenHütendielebendigeWahrheitneben den

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