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Philosophie und Leben. Jg. 6, H. 7 (1930)

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Academic year: 2022

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6. J A H R G A N G + ? . H E F T + J U L I 1 9 3 0

3m D t e n f t e btt I D o l f e ö e t n ^ c t t e r f t r e b t » n f r r e 5tit(d)vi(t e i n e f a $ * lic^e a u s f p r a ^ e btv ö e r f c ^ t e b e n e n t o e l t a n f d j a t t l t c f c e n S t i f t u n g e n . “

3ur t>on Subnrig ^ages

‘öon ?> a n 5 S? e r n

2>er 3lamc 2 u b tt> i g SS l a g e s , oor Oahren oon nur wenigen ge=

fannt, toietoohl aufs höchfte gefd>äfet, beginnt in unferen lagen fid> eine große geiftige ©eltung 3u erobern. f)eute toeift jeber, ber mit ben ^ro=

blemen bes „ 2 ebens" gebanflicf) ringt, toer eigentlich hinter bem „be=

fannten Slusbrudsforfcher unb ©raphologen" verborgen ift; ober benn:

er [ollte es tpiffen! — Sin ungemeiner SERenfd), ernft unb einfam toie bie 33ergtr>elt, in ber er lebt, f)at aus bem ilrerlebnis rr>eltfd>affenber Siebe ein „ ‘Silb bes 2ebens" 3U entwerfen gerou&t, oon beffen 3Tiefc unb 3Beite toir einen ^Begriff hier allerbings faum geben Jönnen.

‘Dies aber fei gefagt: eine höchft feltene ©abe ber efotertfcf>en 2Ius=

beutung rein bilbbafter ßmpfängniffe, gepaart mit t)aarfd)arfer (£rfennt=

nisfritil (an 9tieöfche gefault unb 3. 2 . an feine 2 ehren anfnüpfenb), bat 3U einer burchaus neuartigen pt)i!ofopI>ifd)en 2 eiftung geführt.

2Bir wollen auf ben wenigen Seiten, bie uns 3ur Verfügung ftehen, bas Äernftücf ber Sllagesjcben ©ebantenwelt, bie 2ehre oon ber „3Birt- licf>Ieit ber 33ilber" erörtern. Sllages felbft wirb biefe 2et>re im noch nid)t erfchienenen britten <23anbe feines fmuptwerfs „'Der ©eift als 3ßiber=

facher ber Seele" ausführlich behanbeln. 5öir hoffen aber fchon jefct burch einige 33orblicfe, foweit fich folche aus bem bisher t>orliegenben Slagesfchen Schrifttum1) gewinnen laffen, 3ntereffe für bas grofee ©e*

famtwerf erweefen 3U fönnen.

2Bir fnüpfen an ein ßrlebnis an, bas jeber feelifch noch nicht oer=

flachte SEUenfch wenigftens ahnungsweife irgenbwie einmal gehabt hat,

0 5Bir nennen: SDtenfö unb Gerbe, 33om fosmogoni(d?en (Eros ((Eugen $ieberid)5 Verlag, <3ena); 3Iusbrucfsbett>egung unb (öeftaltungsfraft, 93om SBefcn bes 93en>ufet- feins, $>ie (Srunblagen ber S^arafterfunbe, $)ie p|pd)ologifd)en (Errungenföaften

^tiefeföes, ?>anbfd)rift unb C^arafter (fämtlid) bei 3ofj. 3lmbr. ’öartf), ßeipjig); gur

‘Slusbrucfslebre unb (Ebarafterfunbe (Äampmann, §>eibelberg); enblicfc: S)er ©eift als

‘2Biberfad)er ber 6eele, 1. 33anb 2eben unb S>enft>ennögen, 2. w£anb $)ie Sebre t>om SBitlen (3o&. 3lmbr. Bartb, ßeipjig).

^Pbilojopbie unb Cebcn. VI. 13

(2)

182 g u r ^ ^ i l o f o p ^ i c ßon ß u b r o i g S U a g e s

wenn er mit bem itberfcbwang [)ctfecftcn f)eraens einem geliebten 2Befen

(gleich, ob menfd)lid)er ober aufeermenfd)licber 2Irt) fid) gab. 3öir meinen bas (Erlebnis bes oon rnelen ®id)tern befangenen „leuc^tenben (Schauers", ber bas ©eliebte in 2Iugenblicfen inbrünftiger (Entrücfung geheimnisreich umgibt, ^lato oor allem mürbe es aum metaphpfifchen Problem, bas wir in R ü r^e fo formulieren wollen: 2Bof>er ftammt ber

„9ltmbus", ber im SOtoment erotifcher (Efftafe überwältigenb erfahren roirb? ^lato antwortete: 33on ber nachabmenben Seilbaberfchaft bes geliebten SBeJens an ber weltüberbobenen 3 b e e (bes 6 d)önen ober

©uten), an welcher ber „(Eros" red>t eigentlich fid) entaünbe. SOlit biefer 2lntwort erweift er firf) als ein Opfer bes fofratifchen 33erhängniffes, bas in bem ©lauben an bie i)öl>ere ober gar alleinige 3öirtlid)feit ber 3bee befteht. ©elangt er bod> unoerfennbar au einer ert>eblid>en ©ering=

fchäfeung ber finnlid)=lebenbigen (Erfcheinungswelt, ber fchöpferifd) „wer=

benben" 9tatur, bie für it>n gegenüber bem abftraften ©efefe aum blofeen

€>d)ein fcerabfinft. ©erabe biefe 3Belt ber finnlicb=lebenbigen (E r f i ) e i * n u n g e n aber ift es, auf welche ber (Strahl bes (bialeftifd) unt>cr=

fälfebten) (Eros unmittelbar fid) richtet, ohne bafe er abgebogen würbe in Dichtung auf bie (Erfenntnis allgemeiner begriffe! ®en ^ol nun, an bem ber (Eros fid) erfüllt, nennt Älages bie „3Birflid)feit ber Silber". 2Bas finb aber im ©enaueren biefe “Silber? (Sie finb bie immer flie&enben, ununterbrochen fid) toanbelnben ( E r f c h e i n u n g e n bes ß e b e n s . ©elänbe, SBolfenfpiel, Wanaenhülle unb ©efchäftigfeit ber 3Tiere wirfen ein „tieferregenbes ©anae", bas in jebem Slugenblicf immer wieber anbers fid) geftaltet unb ein neues, nie fid) wieberbolenbes 33ilJ> (allen 6 innen) offenbart, in welchem ber fcf>öpferifd)e ^uls=

fd)lag bes „ßebens" erfcheint. Sin anberes ift bas „finnlid)=feelifd)e"

23ilb ber 9tatur an jebem einaelnen Orte, ein anberes am Sage ober in ber 9Zad)t, ein anberes im Kreislauf ber 3ahresaeiten. 2lud) bas leib=feelifcf)e 33ilb bes 3Kenfd)en t>eränberf fid) unabla'ffig. 60 nun ift bie oon Älages gegebene Söfung bes oben aufgeworfenen Problems:

in ber magifchen Berührung ber erlebenben Seele mit biefer ftrömenben 33ilbwelt (gana unb gar nicht alfo Iraft Sinbung abftrafter (Schönheit

„an fid)") leuchtet ber 3limbus auf, ein 3 eid)en unb 6 iegel bes 3Tiefen=

gehaltes ber toebenben 9?atur. 2 >er 9tomantifer 9tot>alis hat bas ge=

wufet, als er fagte: „$ as Säufeere ift ein in ©eheimnisauftanb erhobenes 3nnere"; b. b- ba, wo bas Säufeere aum 3nneren roirb, maltet ber „© e =

h e i m n i s a u f t a n b". gür 9tot>alis ift baher fchlechthin jeber g c = l i e b t e ©egenftanb ber in ben abfoluten ©eheimnisauftanb erhobene

©egenftanb. 5)amit ift anbeutungsweife ausgefprochen, was bie 33efunbe oon Blages erweifen. 3nbeffen, ein febr wichtiger Umftanb blieb noch

(3)

8 u r spi>iiofopt>ic oon ß u b t o i g B l a g e s 183

unerwähnt, wiewohl er bereits „awifefeen ben % t\ k n " lesbar würbe.

2Ber nämlich ben metaphpfifchen Ort für ben ilrfprung bes Nimbus in ber polaren Serührungsaone 6 eele: Silbwelt erblidt, unb biefe 33ilb=

weit ferner als eine in jebem Slugenblid e i n m a l i g e , fortwährenb fief) w a n b e l n b e erfc^aut, ber mufe Don höchftem 2Irgtr>ot>n erfüllt werben gegen bie aus bem erfaffenben ^3etr>uf3tfein ftammenben a 11 * g e m e i n e n unb f e l b i g e n begriffe, welche bie werbenbe 2Belt ber

Silber aur „feienben" 5) i n g weit gefrieren machen! ®ie Dom ©eifte aus bem ^anbämonium flutenber Srjcheinungen ober Silber l)eraus=

geholte, gebanflicf) „fixierte" 5Belt ber ®inge ift nid)t mehr „Statur", wiewohl fie meift bafür gehalten wirb, benn ber in ben Sewufetfeins*

ferfer ßingefperrte nimmt burd) bie ©itter bes ©elftes nurmehr ifolierte Tatfachenfompleje wahr, bie l>erausgeriffen finb fowohl aus bem 3ns=

gefamt ber lebenbigen <3Bir!lid)feit tote aud) aus bem Serbanbe mit ber erlebenben 6 eele. 2lls (Erfennenbe unb „Srfaffenbe" finb wir l)eraus=

gehoben aus bem SRagnetismus bes all&erbinbenben ßebens unb ftehen a u ß e r h a l b feiner. ®amit erweift fid> bas benfenbe <25err>ufetfein, bas nach Äant bie „Statur" allererft fonftituiert (!), genau umgefehrt als eine g e g e n bie 9Zatur, b. h- bie ßebenswirflichfeit ber Silber fid>

wenbenbe, „entaaubernbe" 3Kad)t. 3l)re burchaus anal pt i f cf >e (Eigen*

art fübrt überbies, wenn fie in ben 'Sienft eines hemmungslofen 9led)en«=

unb SDlachtwillens aur „§>errfd)aft" über bie SKatur tritt, au beren wirf=

lieber „ 3 crglieberung", wie benn auef) in ber $at 3Berfaeug unb

2Rafd)ine (bie ^robufte unb 6 pmbole bes ©elftes nad) feiner w i l l e n t l i c h e n 6 eite) „bas 9leid) bes ßebenbigen mörberifd) be=

fef)ben, bie Organismen in riefiger 3<*f)l vertilgen unb bas Slntlifc bes Planeten in immer rafenberem Sfempo oerwüften". ®er nachgoethifche 9iaturphilofoph (Earus umreifet biefen 6 ad)t>erhalt einmal mit ben 2Borlen: „2Bie in ber (Seele bes SKenfchen ein fortwährenbes 6 cf)wan=

fen gefunben wirb a^ifchen bem 9leid)e bes Unbewußten unb bes Se=

wufotfeins, oon benen bas lefetere um fo mehr fid) ausbreitet, je mehr bas erftere aurüdweid)t unb befd)ränft wirb,. . . fo ge ht bur d) bi e ©efcf>id>te b e r SK e n f cf) h e 11 ei n a u s b a u e r n b e r Ä a m p f a^ifchen bem, was wir natürlich unb offenbar, unb bem, was wir geheimnisvoll, wunberbar, mit einem SBorte m a g i f d) au nennen pflegen. — 2Bo ber 6 inn flar erfennt unb unterfcheibet, wo bas Se=

wufotfein fcharf unb beutlich feine Folgerungen oon llrfache unb 5Bir=

fung fortaugliebern Dermag, ba hört bas 9teid) ber StRagie auf, ber 9teia bes 2Bunberbaren fchwinbet, unb ber 6 d)leier bes ©eheimniffes ift ge=

fallen." (Über ßebensmagnetismus, 1925*.)

sffiir ahnen je^t ben ©runb ber Klagesfchen ©egnerfchaft gegen ben 13*

(4)

184 3 u r I H t l o f o p f e i e Don ß u b t o i g B l a g e s

„©eift" ober bas „3cb" als ein bem „ßeben" ober ber „(Seele" entgegen gefegtes metapbpfifcbcs ^rinaip. 3)abei ift Älages in ber Sage, bis in (Einaelbeiten genau bie Unterfcbeibungsmerfmale t>on (Seift unb ßeben bato. Don Setoufttfein unb (rein feelijcbem) (Erlebnis anaugeben! (Sr über=

roinbet bamit auf bas ßntfcbeibenbfte bie gefamte <Sc^ulpfpd>ologie feit

©escartes, beren 33egriff bes „^Jpcbifcben" in ^eillofer 33ertmrrung fotoobl bas (Erleben meint als auch bas SSetou&tfein Don ihm, alfo 3.33.

jeelifcbe 33ilbempfängnis unb fiyierenben ‘Seroufetfeinsaft hoffnungslos r>errr>ed)felt. ®te golge baoon ift, bajj biefe ^fpcbologie nid)t mehr toeife, to i e in aller SBelt fie bie fogenannten „(Elemente bes ^etoufotfeins"

((Empfinbungen, 33orftellungen, ©efüble ufto.) eigentlich aufammenleimen foll unb auefe mit noch fo baarfpaltenben Unterfcheibungen atoifchen

„^eraeption" unb „Slpperaeption", „flberbetoufotfein" unb „Unter=

beroufetfein" im ©runbe feinen einaigen Schritt toeiterfommt. 3?on gerabeau umftüraenber *23ebeutung ift in ber f>inficbt bie Älagesfche Sonberung ber i n ft a n t a n e n Sktoufetfeinsafte oon ben aeitlich fliefeenben, rbptbmifcb pulfierenben (Erlebnisftrömen, auf welche bie gei=

fttgen 2lfte fich allererft erfaffenb beaiehen (ßebre oon ber 3 n t e r m i t * t e n a bes ‘Seroufetfeins im ©egenfafe aur bisherigen Äontinuitätstbeorie).

liefen Sonberungen aufolge ift bie immertoäbrenb flutenbe, roaebfenbe, fid) enttoicfelnbe 6 eele (beren (Erfcbeinung ber 2 e i b ift) bas SKebium aller (Erlebniffe, bas niemals fich toanbelnbe, immer felbige geiftige 3cf), bas ber ftrßmenben Seele als aufeeraeitliche Sichle gleichfam dngepflanat ift, ber Urfprungsort unb Präger ber inftantanen 33en>uj3tfeinsafte. ‘öon hier aus toar es nur ein Schritt bis aur ßebre t>on ber Ontermittena auch bes ?ö i 11 e n s , ber in bas lebenbige ©efüge ber ßetbesfeele „regelnb"

einbricht, bie natürliche ^Ballung unb ihren 2Iusbrucf h e m m e n b ! 3öelche ungeheuren Konfequenaen biefe ßehre für bie Bereiche ber 2lus=

bruefsroiffenfehaft, (Ebarafterfunbe unb ©raphologie befafe, fönnen toir hier nicht enttoideln. 9Zur auf bas (Eine fei bingetoiefen: Blages unter*

fcheibet (Ebaraftere, Slusbrucfsbetoegungen unb f>anbfcbriften nach bem

©rabe ihrer ßebensfülle („gormnioeau") unb ihrer bureb bas 53etou6t=

fein mehr ober toeniger geregelten ober burch geiftige 2BillensanIpan=

nung gehemmten ober gebrochenen 3tb9tbmif. ©aber auch ift es ab- toegig, bie aufeerorbentlichen 33efunbe etroa ber Älagesfchen (Ebaraftero=

logie ober ber ©raphologie alaeptieren au toollcn, bie metapbpfifeben

©runblagen aber auglcid) abaulebnen (toie manche möchten), ©ie oer=

fchiebenen Greife bes weiten Älagesfcben gorfchungsgebietes beftünben nicht ohne bas beberrfchenbe metapbpfifche 3 entrum.

2Bir febren aurücf aum Problem ber „SBirflicbfeit ber Silber", nach bem ©efagten bereits au febärferen Formulierungen übergebenb. ‘Jßar

(5)

8 u r ^3 f) U o j o p f) t e oon ß u b tr> i g B l a g e s 185

IX

nad) Äant bie „üftatur" ber Onbegrtff ber Dom (Seift (anläfelid) getoiffer (Empfinbungsreiae) gefegten „Objefte", fo ift nad) Älages „Statur" ber Inbegriff ber im (Eros aufleud)tenben Silber. Sein größerer ©egenfafe liefee firf> benfen! Völlig unoertaufcfjbar ftnb bie 2Birflid)feit ber ‘Silber einerseits unb bas an i^re (Stelle gebaute 6 pftem ber Singe anbrerfeits.

Klages formuliert einmal folgenbermafoen: „S a s S ilb fliefet mit bem immerfliefeenben (Erleben; bas ®ing bel)arrt, ftet)t in lebensfrember Un=

entmifd)barfeit. . . Sa s Silb lüirb Don ber 6 eele empfangen, bas Sing auf ©runb bes (Empfangenen burd) bie urteilenbe Tat bes ©eiftes ge=

leiftet — bas S ilb t)at betoufetfeinsunabljängige 2öirHid)feit. . . bas 2)ing ift in bie 2ßelt Dom <23err>ufetfein f)ineingebacf)t unb ejiftiert nur f ü r eine 3nnerlid)feit p e r f ö n l i d ) e r 2ßefen." (‘Som fosmogonifdjen (Eros.) 9tur burd) 2Iuff)ebung bes Setou&tfeins aus ßebensfteigerung ift es möglid), bie auseinanbergeriffenen ^ole ber SBelt (6 eele unb Silb ) abermals „im glü^enben 9ting unabläffig erneuerter Umarmung au binben." Sarum: „533er bie ^erfonfjaftigfeit in ber (EJftafe jerfprengt, für ben get>t im felben Slugenblide bie 2Belt ber Tatfad)en unter, unb es auferftet)t it)m mit alles Derbrängenber 3BirfIirf>feitsmacf>t bie 533 e it b e r S i l b e r . Sie fd)auenbc 6 eele ift beren innerlicher, bie geflaute irtlid)feit ihr äufterer ^ o l . . . 2Ius ber polaren S e r ü l ) r u n g Don 3nnen unb Slufeen gebärt fid> unabläffig bas felber befeelte Silb . ®as 2Iu&en seugt, bas 3nnen empfängt, unb aus ber Umarmung if>rer betber brid)t ber fingenbe geuerftrom ber Silber bes 2111s . . . " (ebb.) 5)a ber Nimbus alfo nur in ber 6 d>auung, ber feurigen Sinbung ber 2ebens=

pole im 3uftanb ber (Efftafe, aufbliftt, ift er ein niemals au „ginbenbes", oom Seroufetfein au „gifierenbes", fonbern ein nur au erlebenbes etoig

„gernes". ©omit toirb ber S?lagesfd)e fosmogonifd)e (Eros (tote m it ift er entfernt Don Platons im ©runbe päbagogtfd)em (Eros!) d>arafterifiert als ein „(Eros ber g e r n e". Seine erfcf)ütternben Tiefenausmafee muffen ungefagt bleiben, ^ebenfalls aber gelingt es Älages nirf>t nur, Don feinem Srlebnisbereid) aus (über ben, übrigens Don il)m allein erft fruchtbar gemachten S a d) o f e n l)inausfül)renb) bie erftaunlid)ften (Ein=

blttfe au eröffnen in bie ©pmboItDelt ber frühen, Dom 3rrlid)t bes ©eiftes nod) nid)t Dcrfüf)rten 2Renfd)l)cit, beren 53orftcllungen er auf ben ©lau=

ben an bie <2Birflid)feit ber Silber aurücffüf>rt, fonbern er gibt uns aud) bie 2ßaffen in bie frnnb, mit benen jener ^fpcfyologie entgegengetreten tüerben fann, bie fogar im flammenben Überftrömen ber menfd)lid)cn

6 eele nid)ts roeiter au fef)en Dermag als fublimierten Seyus. — (Eben barum ift Blages bie ©efolgfd)aft berer gerntfe, in benen ber Traum nod) roebt Don einer tieferen 2Belt als berjenigen bes Dorbergrünbigen Seroufetfeins ober raufd)lofen „Triebes".

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186 6 e e l e unb ©e i f t

© ßck unb (§>dff (nad) Subroig Blages1)

W o n s2l u g u ft e f f e r

3m populären rote im ir>iffenfd>aftlid>en 6 pracbgebrauch ift es noch meift üblich, als bie beiben STeile bes SKenfchen „ 6 eele" unb ,,2 etb" ober

„Oeift" unb „Slörper" ju nennen unb fomit „ 6 eele" unb „©eift" als im loefentlicben gleid)bcbeutenb 3U gebrauchen, daneben finbet fid) frei*

lieb auch bie 35ertoenbung biefer 5Borte in oerfebiebenem 6 inn. 60 toill

man offenbar mit bem Slusbrucf: „ein SJlann oon ©eift" ettoas gan3

anberes fagen als mit ber Sßenbung: „eine 6 eele oon einem SKenfcben".

2lud) in ber ©efd)id)te ber sl)bilofopbie begegnet nid>t feiten eine mehr ober minber fd>arfe Unterfcbeibung 3tr>ifd>en „ 6 eele" unb „©eift" unb in 33erbinbung barnit bie 2lnfd)auung, bafe in bem 9Renfcf)en=2Befen b r e t gaftoren 3U unterfcheiben feien: 2 eib (ober Äörper), 6 eele, ©eift.

Schon bei Slriftoteles, bem 33egrünber bcr ^fpcbologie, finbet man manches, toas für biefe Sluffaffung fprid)t. 3n befonbers nacbbrüdlicber 3Beife vertritt fie neben anberen in ber ©egentoart 2 u b t o i g Ä l a g e s . 3a, er fteigert bie Unterfd>eibung 3U einer febroffen ßntgegenfefcung.

3Bäbrenb Slriftoteles unb mit ibm 6 pätere ba3U neigen, im 2 eib gleicbfam ben ©runbbau, in ber 6 eele bas 3RitteIgefd>of3, im ©eift ben Oberftocf bes SKenfchen 3U erbliden, toill Blages 3eigen, „baß 2etb unb 6 eele

untrennbar 3ufammengebörige ^ 0 l e ber 2 ebens3elle finb, in bie Don a u f e e n b ^ t b e r ©eift, einem Seil oergleicbbar, fid) einfebiebt, mit bem 35eftreben, fie untereinanber 3U ent3toeien, alfo ben 2 etb 3U entfeelen, bie 6 eele 3u entleiben unb bergeftalt alles ibm erreichbare 2 eben 3U er=

töten" (I, 7).

®abei gilt ibm bas erlebenbe 3cb fotoobl bes 2ebens (mitbin attcb ber

6 eele) toie bes ©elftes (I, 68).

® a 5 2eben ift bas „Vermögen 3U u n u n t e r b r o c h e n e m (£r = l e b e n " (I, 251). ®as bebeutet: bas Sebenbigfetn ftellt fich im Sin 3el=

leben toie in bcr ©cfchlcchtcrreihc als eine Slbfolge oon Srlebniffcn bar, bie an feiner ©teile eine Unterbrechung burch ettoas erlitte, bas nicht C£rlebnis toäre. 5)er 6 i n n bes (Erlebens (unb bamit aller „ 6 inn")

liegt in ben 3 llfammenbängen ber einanber bebingenben ^ole oon toir=

fenber SBclt unb erleibenber 6 eele. Silles, toas im eigentlichen 6 inne

ben 9lamen „ 2Birflid)feit" oerbient, muß als 2eben gefaßt toerben (I, 243). ®ie „Sßelt" ift für bie erlebenbe 6 eele eine golge oon 33ilbern, bie oermöge ihrer „grembbeit" oon ber 6 eele „erlitten" toerben unb barum ben Sharafter ber SBirflichfeit tragen. 3m 3uftanb bloßen (00m

*) 33fll. befien 3Berf: „'Der ©eift als ‘©iberfadper bcr ( S e e l e " , I, II. Ceipaig,

‘öartl) 1929.

(7)

6 e e l e un b ©e i f t 187

„©eift" gleicbfam nocb freien) (Erlebens fet>en toir garben, ßinien, ©e=

ftalten, forme ©eräufefje, Älänge, Sone, riechen Süfte ufto., aber xoix {el)en nicf>t unfer Sehen, hören nid)t unfer §)ören, riechen nid)t unfer 5tied)en (I, 100). Önfofern ift bas (Erleben ber Seele ein in ber % t\t ab=

laufenbes paffioes (tatlofes) Schauen Don Silbern (bas feine „Singe"

im ftrengen Sinne au finben vermag, ja überhaupt nicf)t bie gäbigfeit bes „ginbens" befifct I, 159).

S ie beroufttfeinsunabhängig rt>irflicf>e, t>on 5lugenblid ju Slugenblid oollenbete ©efamtheit 3eitlid) Derfetteter Slnfcbauungsbilber ift bas im wahren Sinn „©egebene". Sa s „Schauen" biefer Silber ift bie „fee=

Hfd>e", bas „(Empftnben" bie leibliche (Seite bes CebensDorgangs (I, 197).

Sa s 2lnfd)auen ift ber s33ergegentt>ärttgungs=s33organg, bas (Empfin=

ben ber Serförperungsoorgang (I, 498). (Die bisherige „(Empfinbungs=

forfchung bat eigentlich nur bie SOtechanif ber Sinnesoorgänge aufgehellt, b. i). bie Sinnlicbfeit a b 3 ü g l i cb \ i ) x t x Sefeeltbeit". I, 204.)

“Jßas aber finb jene „Silb er", bie bie Seele febaut? Sie finb (£rfd>ei=

nungen „lebenber unb fomit befeelter 9Räcf)te: in ber ‘JBelt ber 2In=

febauungsbilber e r f rf> e i n t eine Sßirflicbfeit ber 3öefen" (I, 181). 3n ben Silbern febaut bie Seele bas 3Befen ber <2öirflicf)feit (I, 370).

S a s ift bie Überaeugung ber ^rimitioen, tt>ie fie nod) melfad) in ber Sprache fid> befunbet; barin ftimmen überein Sage, 2Jtpthos unb Sid)=

tung bes Altertums toie bes SDZittelalters, ebenfo in ber neueren 3 eit bie

„toahrbaft infpirierte 9lomantif, bie fid> bis 311 Dölligen Sämonologien

3urüdfanb. 2Ille bie ^erfönlicbfeit irgenbtme überfommenben Biegungen, eingerechnet 3umal bie erotifchen, gelten für Sßirfungen bä'monifcber 9ERächte auf bie Seele bes SDtenfchen" (I, 235 ff.).

Siefe bämontfehen 3Befen galten txoax als iebenbig, aber n i cf) t als

„ s7)erfonen". „(Erft infolge ber Serfelbftänbigung bes Serouj^tfeins (b. i.

©elftes) gegenüber bem (Erleben unb ber bamit einbergebenben (Ein=

engung bes ßebens b e g r i f f e s auf 2Renfcf)en unb STiere erhielt bas roirfenbe SBefen bes aufoermenfcblicben ©efcf>et>ens ben (Eharafter jener fomobl allgemeinen als insbefonbere aud) gefd>lecf)tlid>en Unbeftimmtheit, für bie bas in jeber |)infid)t neutrale ,(E s‘ fid> 3um fprad>licf>en 2lus=

brud bietet" (I, 241 f., Dgl. es bonnert, blifct, febnett, raucht, glüt>t ufto.).

„Siefes „(Es" ift nun für bie „g e i ft i g e" Sluffaffung 3um Unterbau bes me d >a n i f t i f d ) e n Senfens geworben. (Es beroabrte babei Don feinem urfprünglicben Sinn begrifflich nur beffen ©egenfat5 3um 3d). SKit bem Snnfcbtmnben ber bämoniftifeben Unbebeutung mufeten aud) bie ‘Serben ibre Sebeutung bes tätigen S e tt> i r f e n s einbüften unb 3ur S e 3eid)=

nung blofoer „Vorgänge" toerben. „S e r mecbanifd)e Vorgang ift intran=

fioer (Es-^organg". S ie (ber primitiven ^Infcbauung nabeftebenbe)

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188 6 e e l e unb ©ei ft

SBenbung: bcr (Stein hat („tranfitiD" b. h- übergreifenb) ein ©efäfe 3er*

trümmert, tt>irb in ber ftreng mechaniftifchen ©enftoeife burch bie 2Ius=

fage erfeftt: 3nfolge bes gallens bes 6 teines ift bas ©las aerbrodjen.

©ie „mechaniftifche Kraft" entbehrt nicht nur bes fonbern auch ber gähigfeit bes Betoirfens (I, 243).

SBie in bem Begriff bes mechanifchen Vorgangs ber „© e i ft" bas

©efchehen aller 2 ebenbigfeit entfleibet hat, fo aerftüdt er aud) bie 6 tetig=

feit ber Don ber 6 eele erlebten 333irflid>feit burd) feinen ©ingbegriff, tn=

bem er bie SBelt in eine Unzahl t)on (Einselbingen (Iet3tlid> Sltome b^xo.

(Eleftrone) auftcilt.

©er „©eift" ift ber Urfprung ber erfaffenben (begreifenben, urteilen=

ben) unb 3ugleidj ber tDoilenben Sitte (I, 60, 70). 3ft bie 6 eele paffit),

aufnehmenb, fo ber ©eift aftio; ift bas feelifche (Erleben seitlich, fo ift ber ©eift mit all feinen Sitten aufoerseitlich; fchaut bie 6 eele bie Bilber unb in ihnen bie 3Birflicf)feit, fo feft1 ber ©eift bie „©inge" unb bamit bie ©enfgegenftänbe, benen feine „3Birflid)feit", nur (ibeelles) „©ein"

Sufommt.

(Es gibt alfo ein „aufeerraum=3eitlich Seienbes", ben ©eift, Dermöge beffen alle urteilsfähigen SBefen su bcmfelben Begriff Don (Einheit, 3ahl, SRafe, ©ing, mechanifchem Vorgang uftD. gelangen unb ber allgemein Derbinblichen „SBahrheit" fähig tDcrben.

©as ^ineintoirfen bes außerseitlichen ©eiftes in bas seitliche (Er=

leben forbert beren Skrbunbenheit, alfo bie „SIntDcfenheit bes einen unb felbigen ©eiftes in fämtlichen auffaffungsfähigen Slugenbliden bes 2ebensträgers". 3n bas unaufhaltfame 6 trömen ber Don ber 6 eele ge=

fchauten Bilber toerben bie bauernben „Dinge", ja bie ©enfgegenftänbe überhaupt Don ben erfaffenben Sitten bes ©eiftes erft hineingelegt. SBas aber fo „© auer" unb „©afein" erft erfinnt, bas muß biefe felbft befiften.

„Sß ir nennen es bas 3ch ober 6 elbft unb feinen Präger nicht mehr nur ßebensträger, fonbern perfönlichen 2ebensträger" (I, 63).

„© er ©eift ift außerraum^eitlid), ber D e r l e b e n b i g t e ©eift, toeil im seitlichen 2eben DertDurselt, räumlich unb 3eitlid); bas 2eben ift gren3cnlos, bas p e r f o n l i d > e 2eben, tDcil an bcr geiftigen ©chranfc gebrochen, enblich unb gcfchichtlich. 3m ©egenfaß 3um organifchen SBachstum bes unbegeifteten 2ebensträgers (tDie bes Bieres) hat ber ge=

fchichtliche gortfehritt bes begeifteten ben <£{>arafter ber ©elbftDermeh*

rung burch gleichfam Derftcinenbe Slufbetoahrung" (I, 445).

(Eine §auptleiftung bes „©elftes" ift bie 30 i f f e n f ch a f t , ins=

befonbere bie mechaniftifd) benfenbe SlaturtDiffenfchaft. 6 ie baut aus ben in ftetiger golge gegebenen SInfchauungsbilbern auf ©runb nie 3u

Dollenbenber S^Q Ü^^ung bie gegenftänbliche (Erfahrungstoelt ber

(9)

6 e e l e unb (Sei ft 189

„$)inge" auf. tiefer 2lufbau gefcf>ieht alfo nicht (tote 3. 33. ber Sen»

fualismus unb meift ber ^ofitioismus meint) aus einem 9tohftoff ge=

ftaltlofer ‘Dingelemente b3W. bloßer ßmpfinbungen, oielmebr „aus ber 55ollfommenbeit ber ßrfcheinung (b. h- ber ‘Silber) finb fchon h e r a u s = g e f d) n i 11 e n bie urfprünglid)en ©inge, bie 3um 33ehuf planmäßiger

SBeiteqerlegung bie finnlid)e Erfahrung ber SBiffenfchaft an bie £>anb gibt, ©as bewußte unb gewollte Srfennen fefct nur fort, was bie unwiü=

fürliche Erfahrung oor ihm begonnen hat: ben 2lbbau ber 33ilber."

Silles „Erfahren" leiftet nie etwas anberes als bie Übertragung ber an fich „un3erteilbaren, weil ohne Beharrung ftrömenben 23ilber in bie Sprache bes (3erlegenben) ^erftanbes" (I, 197).

60 ift es ber „bilbentfrembete unb bilbburchbohrenbe © e i ft", ber ben unmittelbaren 3 ufanimenhang oon „ 6 e e l e" unb 2öelt 3erreißt,

auf bem auch ölles pfpchologifche Durchfchauen, alle f)oroffopie, £>ell=

fehen, Telepathie unb anbere (offulte) <23efunbungen urwüchfigen Sd)auens beruhen (I, 205).

freilich befchenft uns ber ©eift bafür mit ber oerftanbesmäßigen

„(Srrechenbarfeit 3War nicht bes ©efchehens fchlechthin, boch aber einer

©eite baran". ®iefer aber oerbanfen wir einen gewaltigen 9Rad)t3UWacbs

in ber ‘öeherrfchung ber ©inge.

<Damit fommen wir auf bas, was bem ©eifte neben bem 23erftanbe innewohnt, nämlich ben SB i 11 e n. Der ©eift als unjerem 2 eben einge- pflan3t ift Söille. 2lber wie im Skrftanb, fo fiebt fflages auch im ‘Jßillen bes „2ebens unerbittlichen SBiberfacher" (II, 758).

3n biefem (oermeintlichen) ©egenfat3 aber ergreift er entfehieben bie Partei bes 2 ebens. 60 ift es oerftänblich, baß feine B e w e r t u n g bes ©elftes unb feiner gewaltigen 2 eiftungen auf theoretifchem wie auf praftifchem ©ebiet burchaus negatio ausfällt.

6 eine ^hilofophie ift 2 ebenspf)ilofophie, fofern fie als urfprünglichen grunblegenben 3Birflid)feitsbeftanb bas 2eben, nicht bas unbelebte mecha=

nifche ©efcheben annimmt. „ 2Ius ber ilrwirflichfeit bes lebenbigen 2llls

läßt fich 3war a u ch t>erftef>en ein mechanifiertes 2111, nicht aber aus bem Sein bes mechanifierten 2111s, ob wir es gleich nach Taufenben t>on 2id)tjahren meffen, bas wichtigfte 2ebewefen" (I, 389, II, 775).

2Iber er begnügt fich nicht bamit (Eigenart unb 33ebeutung bes 2ebens

3U wahren, er befämpft aufs fchärffte moberne 9taturwiffenfd)aft unb Technif. „D ie neuzeitliche 91aturwiffenfd>aft ift bas (Ergebnis einer lebensfeinblichen Haltung" (II, 776).

„S ie Söeltmafchine (als bie ber 23 e r ft a n b bie 2Birflid)feit benft) . . . ift gleichfam ber an ben f>immel geworfene Schatten bes feelenlofen unb oerruchten Treibens ber SKenfchen Don heute" (II, 725).

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190 6 e e l e un b Cd cift

©ie 2BirfIirf)feitsfeinbfrf>aft bes ?ö i 11 e n s befunbet fid) barin, baß aus ber SRechanif eine Secfcmif herauswucbs, als beren 3iel fid) immer beutlid)er bie Vertilgung unaähliger 3Tiergefd)lerf)ter, ja fd)ließlid) aller 2ebewefen bes ßrbballs herausfchält (II, 724).

®enn wohin treibt ber immer erfolgreichere 2Rad)twille ber 2Jten=

fd)en unb feine ftolae Selbftherrlichfeit? „3)er oermeinte Befifcer bes SBillens ift in 2Birttid)feit ber Sefeffene bes 2Bitlens geworben, gana=

tifer bes 9teforbwefens, 9Jlarionette am ®raf)t ber 3Jlarf>tfurf)t, üftarr ber Srfolgsraferei, 9taummafd)ine, geheilt unb getrieben t>om 3rrfinn bes ©laubens an bas 3bol ber größten (II, 764).

Zugleich aeigt ber „Slmerifanismus", bem wir immer mehr oer=

fallen, eine ans 3biotifcf)e ftreifenbe f)örigfeit ber ßinjelgeifter gegen bie öffentliche SOleinung, bie ihrerfeits hergeftellt tr>irb oon ber ^reffe ...

6inb bie SRarionetten oerblenbet aus Borniertheit, fo finb es bie

©rahtaieher aus böfem SBillen (II, 767).

(£5 fei uns geftattet, an biefer 3ßiebergabe einiger f>auptgebanfen oon Älages ein paar fritifche Bemerfungen anaufd)ließen.

©ewiß läßt fid) für bie Untertreibung atütfchen „©eele" unb „©eift"

fachlich Beachtenswertes anführen, aber bas berechtigt noch nicht, fie als awei befonbere, ja einanber feinbliche 5Befen au beuten. Soweit ber Sprachgebrauch jene beiben unterfcheibet, fönnte ihm aud) baburch 9tecf)=

nung getragen werben, baß man gewiffe 2 eiftungen ber (einheitlichen)

6 eele wie bas „Senfen" unb „SBollen" als „geiftig" beaeichnet.

Jßenn nun gar Älages ben ©eift als etwas „Slußeraeitlicbes" faßt, fo ftcht bem alles entgegen, was bafür fpricht in ber 3 ^itüchfeit ein wefensnotwenbiges 2JZerfmal ber 20 t r f l i ch f e i t au fehen.

Blages begrünbet feine 2lnficf)t bamit, baß etwas, was bie gä'higfeit haben folle, Sinfchnitte in bie au machen, a u ß e r ber fich be=

finben müffe (I, 13, 29 f.).

f>ier fcheint mir bas ©nofeologifche (b. h- bas im ©enfen ©emeinte) unb bas Ontologifche (bas wirtliche ©enfgefchehen) felbft oerwechfelt.

3ch fann alles SRögliche meinen (benfen): SBirfliches wie Unwirtliches,

3 eifltche5 wie 3^iHöfes; alfo aud) Sinfchnitte in ber 2Iber meine

®enfafte oerlaufen beshalb boch in ber %<>it unb haben eine, wenn auch noch fo geringe ©auer.

3m ©runbe gibt Älages bie Behauptung oon ber S e itk fa W t

©elftes unb feiner 2lfte felbft auf, inbem er augefteht: „® e r ©eift ift außerraum=aeitlid), ber oerlebenbigte ©eift, weil im amtlichen 2eben t>er=

wuraelt, räumlich unb aeitlid)" (I, 445). 2lls w i r ! I i ch fönnen wir eben nur ben „oerlebenbigten ©eift" anerfennen; ber 00m 2eben getrennte

©eift an fich ift boch nur eine 2lbftraftion baw. giftton.

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6 e e l e unb (Seift 191

als eine folche muffen toir aud) bas „Don allem ©eift", alfo aud) 33erftanb, begriff, Urteil, ablaufenbe (Erleben ber anfchaulichen Silber erflären. Samit ift natürlid) nid)t geleugnet, bafo es für bie pfpd)olo=

gifche Slnalpfe unb 23efd)reibung burchaus gerechtfertigt ift, Slnfchauung unb 33egriff, Sinnltd)feit unb 23erftanb in ber 2lbftrattion au trennen.

2Iber bas bebeutet nid)t, bafe fie auf atoci oer|d)iebene Jöefen „Seele"

unb „©eift" au verteilen feien, bie für fid) toirfltd) fein tonnten.

2lud) bi** fönnen mir uns auf ein 3 ugeftänbnis oon Älages felbft berufen; er gibt au, bafo fchon in ber o o r ir>iffenfrf>aftlid>en finnltchen (Er=

fabrung „bie urfprünglid>en S i n g e" aus ben anfchaulichen ‘Silbern berausgefchnitten finb; biefes „§erausfchneiben" tme aud) alles Senfen oon „Singen" ift aber nad) ibm Sache bes 33erftanbes, alfo bes ©eiftes.

Samit ift gejagt, bafe fchon bie gctt>öhnlid)ften Verrichtungen bes pra!=

tifd)en ßebens nid)t ohne 23erftanb au oollaiehen finb.

S ie Derbammenben Urteile, bie Blages über ben „©eift" unb feine grofeen ßeiftungen ‘ffiiffenfchaft unb Technif fällt, t>erfef)len m. (E. ihr 3iel. SRan fann fehr roobl gerciffe (Erfcheinungen ber neuaeitlichen (Ent=

roidlungen, bie fein SRifefallen erregen, ablebnen, aber bie grage ift, ob ber „©eift" es ift, ber fie t>erfcf)ulbet.

Ser „©eift" — tr>ie ihn Älages fafot — als bie blofte gäbigfeit au benfen unb au roollen, roäre ja leer, xoenn ibm nid)t oon ber Seele fycx ber 3nbalt fäme: in ben 2lnfd)auungen, ber Stoff für bie benfenbe Seu=

tung, in ben Trieben ber Stoff für bie hewmenbe ober aulaffenbe Stellungnahme bes 2öollens. Ser 2Renfd) roürbe nicht in ben 91e!orb- roabn oerfallen ober aum 2Raffenmenfd)en entarten, roenn nid)t mächtige T r i e b e ihn in biefe 33abn ftiefeen. Triebe finb es auch, bie ihn baau bringen, fein Slaturroiffen unb feine Technt! au mißbrauchen, 9Jtenjd)cn unb Tiere au morben. Älages’ 23erbammung bes 2Billens als bes 3er- ftörungstmllens mutet um fo feltfamer an, als er felbft ben ^aaifismus ablehnt, mithin ben Slrieg mit feinem 2Raffen=töten bejaht.

2Benn tt>ir bem „©eift", als Träger bes SBollens, greiheit unb fittliche 23erantrr>ortlid)feit aufchreiben, fo toerben toir ihm freilich auch Schulb beimeffen an neuaeitlichen Cöerfallserfcbeinungen. 2tber Rettung oor ihnen wirb uns nid)t fommen baburch, bafe mir etwa ben abfurben 23er=

fuch unternehmen, ben „©eift" ausaufchalten unb lebigltcf) „feelen"haft au erleben. „SKorben" fich eftt>a bie Tiere nicht unb aeiöen fie nicht aud) ben Stumpffinn bes fjerbenmäfoigen?!

(Es ift im ©runbe bie in ben Späten ber ©egenroart toieber fo er- ftartte romantifche Sehnfucht nach einer Traum» unb 2Bunfcf)tt>elt, bie Älages feine leibenfchaftlichen Slnflagen gegen ben „©eift" eingibt. So febnt er fich aurüd in bie 2Rpthemoelt ber Sämonen, macht er fid) benn

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192 ( S e i n unb 3 * i t

auch §>ölberlins 3Bort 3u eigen: „(Ein ©ott ift ber 3TCenfch, wenn er träumt, ein Settler, wenn er nachbenft" (I, 448).

2lber wollen wir wirflich in eine 3eit aurücf, ba man 3. 53. meinte,

Ä ran tyeiten feien Söirfungen oon ©ämonen unb ba man bie Kranfen mifohanbelte, um bie <£ämonen aus ihnen aus3utreiben?! Ober meint man, bafo burch blofees SCräumen ober Schelten über ben „©eift" unb ben „Verftanb" 2lbhilfe 3U fchaffen fei gegen bie 9töte ber 3eit?! 3ft nicht Älages* Such felbft ein Söerf bes — ©eiftes?!

(Es ift ein 3öahn, 3U meinen, ber „©eift" fei in fich ein geinb bes

„ßebens" unb ber „Seele". 3m 2eben felbft, in ber Seele felbft, wuseln neben Trieben, bie 3um f>öd)ften unb (Ebelften hinanführen fönnen, auch folche, bie 3U brutaler Selbftfucf)t, 3U rücffid)tslofer Konfurren3, 3U

graufamer Vergewaltigung unb aum SERorben hinbrängen unb bie auch ben Slnftoft ba3u geben, bafe 3Biffenfd)aft unb STechnif in ben ©ienft ber

2 ebens3erftörung geftellt werben.

3m Kampf bagegen unb im ®ienfte ber 2ebenserhaltung unb Sebens*

erhöhung wollen wir freilich auch alle eblen f e e l i f c h e n Kräfte auf=

rufen. 2Btr wollen aber auch bas greiheits= unb Verantwortungsgefühl bes ©eiftes ftärfen; benn t>on feiner (Entfcheibung hängt es lefclid) ab, welchen 2Beg bie Sötenfchheit einfehlägt.

©ein unb 3 ^ (nac^ -Öefbeggcr)

33on 31 u g u ft SDleffer

(Fortsetzung aut Heft 1, 2, 3 und 4).

X I. *n ü)x*x 25cjichung ju r ©rfchloHenhcif bes Safeina unb ju r 3BeH

®en Nachweis, wie bie Seinst>erfaffung bes 5)afeins auf bem ©runb ber 3eitlid)!ett möglich ift nennt f>. bie „ 3eitliche 3nterpretation" (331).

(Er beginnt fte bei ben Phänomenen, in benen bie „(Erfchloffcnheit" bes

©afeins befteht: V e r f t e h e n , 9 3 e f i n b l i < $ f e i t , V e r f a l l e n unb 91 e b e . Von ba aus läfet fich &ann bie 3eitlid)fcit bes 3 n = b e r = 3B e 11 = f e i n s beftimmon. (Es gilt alfo jeftt bie bcbeutcnbften biefer Phänomene in ihrer ‘Z ieh u n g 3ur 3 eitlicbfeit au erörtern.

„ V e r ft e h e n" ift (wie fchon f>. II, S . 42) gemeint als ein Ur=

fprüngltches, bas allem (Erfcnncn, begreifen, (Erllären augrunbe liegt.

®ies primäre Verftehen erfchliefet bas eigene Setnfönnen berart, bafe bas $)afein oerftehenb je irgenbwie weife, woran es mit ihm felbft ift (336). ® a |3 es aber Seienbes überhaupt gibt, bas oerftehenb in feinem SeinJönnen au ejiftieren t>ermag, bas ift möglich bureb bie 3 u f u n f t.

„2lls Sorge ift bas ®afein wefenhaft fich=fcorweg" (337). „® as 53er=

(13)

6 e i n unb S e i t 193

ftehen ift als (Ejiftieren im wie immer entworfenen 6 ein!önnen primär aufünftig", aber es ift gleichurfprüngltd) burch ©ewefenheit ((Erfolg, SOtifoerfolg) unb ©egenwart (Sein b e i m 33e|orgten) beftimmt. —

©as 33erftehen ift immer augleicf) „33 e f i n b 1 i d) f e i t", b. h- ©e*

ftimmtheit; biefe bringt bas ©afein t>or fein ©a, r>or feine ,,©cwefen=

heit", fofern biefe am urfprünglichften fich erfd>Iiefet barin, „wie einem ift" (fcf)on t)or jebem eigentlichen „(Erfennen". ©iefes „ ‘©ringen oor bas

©ab ber eigenen ©eworfenheit — ob .eigentlich* cnthüllenb ober ,un*

eigentlich* oerbeefenb — " ift aber nur möglich auf ©runb t>on ,,©ewefen=

heit"; was man felbft „ift", ift man ja g e w o r b e n ! ) . 9ticf)t barum hanbelt es fich hier, bafe bie Stimmungen als mehr ober minber flüch­

tige (Erlebniffe „in ber Seit" ablaufen, fonbern es foll aufgewiefen werben, bafe fie in bem, was fie b e b e u t e n, nur möglich finb auf bem

©runbe ber Seitlichfeit. §). verflicht bics näher baraulegen burch 2lnalpfe

oon Stimmungen wie gurd)t, 3lngft u. a. So führt er 3. 33. beaügltch ber gurcht aus: ©ie gurcht beruht auf einem Sicf)t>ergeffen (431 f.);

nämlich fich t>ergeffenb unb barum feine beftimmte SERöglichfeit ergrei=

fenb, fpringt man oon ber nächften 3ur nächftcn. ©aher 3. 33. bie 33e=

wohner eines brennenben Kaufes oft bas ©Icichgültigfte „retten". 33er»

geffen aber fefct ©ewefenheit voraus, ©ie Slnalpfe ber 21 n g ft ergibt:

,,©as Sich=ängften" t>or.. t)at weber ben (Eharafter einer Erwartung noch überhaupt einer ©ewärtigung. ©as 3Bot>or ber Slngft ift boch fchon „ba", bas ©afetn felbft. . . ©ie 2Ingft ängftet fich um bas naefte

©afein als in bie ilnheimlichfcit geworfenes (alfo eine „©ewefenheit").

Sie bringt aurücf auf bas pure ©afe ber eigenften, Dereinaelten ©e=

worfenheit. . . als mögliche wicberholbare (343) „Sufunft unb ©egen=

wart ber 3lngft aeitigen fich aus einem urfprünglichen ©ewefenfein im Sinne bes Surücfbrtngens auf bie 3ßieberholbarfeit" (344).

3115 weiteres 33cifptel bient bie „fahle Ungeftimmtheit, bie ben grauen

2llltag burchherrfcht". ©as barmt gegebene ©ahinlebcn, bas alles „fein läfet", wie es ift, „grünbet in einem üergeffenben Sichüberlaffen an bie

©eworfenheit", h^it alfo ben Sinn einer („uneigentlichen") ©ewefenheit.

Übrigens fann biefe ©leichgültigfeit mit fich überftür3enber ©efd)äftig=

feit aufammengehen. —

3ßie bas „25 e r ft e h e n" primär burch bie 3ufunft, bie „33cfinblicf)=

feit" burch bie ©ewefenheit möglich ift, fo bas „ V e r f a l l e n" burch bie ©egenwart, ©as „Verfallen" enthüllt fich nach feiner 3 eitlict)feit befonbers beutlich in ber Neugier. Sie enthält ein „Vernehmen", bas

— wie alles 23ernehmen — bas S^hanbene unb 33orhanbene „leibhaft"

hinfichtlich feines 3lusfehcns begegnen läßt, ©iefes 23egegnenlaffen grünbet aber in einer ©egenwart, greilich „gegenwärtig*" bie 9teu=

gfer bas 33orhanbenc nicht, um es, bei ihm mweilenb, au mftehen,

(14)

194 © e i n unb S e i t

fonbern fic fudjt gu {eben, nur um gu feben unb gefeben au haben. „Un- oerroeilen" fenngeichnet bie 9leugier. $am it ift ihre 23egiebung gut 3 «- ftreuung gegeben. Siefe bem ©egenroärtigen (bem 9leueften unb SRobernften) nacbfpringenb „gegenroärtigt" um ber ©egenroart roillen.

„60 fief) in fid) felbft perfangenb, wirb bas gerftreute Unoerroeilen gur Slufentbaltslofigfeit" (347). ®iefe 2lrt „©egenroart" ift (in ihrer „Un=

eigentlichfeit") bas äujjerfte ©egenpbänomen gu bem, roas £. im 6in-

flang mit Slierfegaarb ben „2t u g e n b I i cf" meint (im 6 inne einer

„eigentlichen" ©egenroart, t>gl. 338).1) 2lud) in jenem uneigentlid>en

„©egenroärtigen" »erftebt ficb bas 3)afein nocb, aber als alltägliches, bem „ 2Ran" oerfallenes, fo bajj es feinem „eigenften ©eintönnen, bas primär in ber .eigentlichen’ 3 ufunft unb ©eroefenbeit grünbet", ent- frembet ift (348). —

$ie 91 e b e enblicb, bie es ermöglicht, bafe bie Srfcbloffenbeit bes

®afeins fic^> ausfpridjt, beoorgugt bas „©egenroärtige", roeil fie gunäcbft in ber 5Betfe ber beforgenb=berebenben 2lnfpradi>en ber „Umroelt"

fpridjt. —

2lus bem ©efagten ergibt fid>, bafj bie ( Er f c^I of f en^>ci t bes

® a (rote auch bie ejiftentiellen ©runbmöglicbleiten bes ©afeins: Sigent*

liebfeit unb Üneigentlidjfeit) in ber 3 e i 11 i cb f e i t griinben. *3Me Sr=

fd)loffenheit betrifft aber aud? Pon oornberein bas oolle 3 n - b e r -

20 e 11 - f e i n. Oft bie (Erfcbloffenbdt nur auf ©runb ber 3 cttli<^)fcü möglich, fo mufe bies auch für bas 3n=ber=2ßelt-fein gelten. ‘Seffen

3 eitlid)feit läßt fid) befonbers beutlicb aufroeifen, roenn man ficb flar macht, roie bas „t b c 0 r e t i f cb e" Verhalten bes (Srforfcbens unb €r- fennens oon bem „p r a f t i f cb e n" bes umfichtig hantierenben unb gebrauebenben SBeforgens ficb abbebt. ®ie ben [enteren gugehörige „Um=

fid)t" beroegt fid) in bem 3 euggufammenhang. 6 ie ift felbft geleitet oon einer SJberfirfjt über bas 3eu90ange. 5)iefe flberficht ift primäres ‘33er- ftetjen ber ‘33eroanbtnisgangbeit, innerhalb berer bas faftifebe ‘Seforgen jeweils anfefot. ®ie „überfidE)tlicf>c" Umficbt bes 33eforgens bringt bem

‘Safein im jeweiligen ©ebraueben unb hantieren bas 3 uhanbene näber in ber Ü b e r l e g u n g . „® a s fo eigentümliche Schema ift bas ,roenn=

fo‘: roenn bies ober jenes 3. '23. b « 9eft<M/ in ©ebrauch genommen, per- hütet roerben foll, fo bebarf es biefer ober jener SERittel, 5Bege, Umftänbe,

©elegenheiten . . . ®as 9täherbringen ber Umwelt in ber umfichtigen Überlegung hat ben ejiftentialen (Sinn einer © e g e n r o ä r t i g u n g "

(359). ®iefe grünbet ihrerfeits in einem G e h a l t e n bes3euggufammen- hangs, ber beforgenb bas $>afein einer Sftöglicbfeit g e w ä r t i g ift, fefet

alfo ihrerfeits ©ewefenheit unb 3 “ funft ooraus.

') % I . Sierfegaarb V II, 1 u. 2 (Seft II, 6 . 50).

(15)

© e i n unb S e i t 195

2In einem 23eifpiel [oll nun geaeigt werben, wie bie umfichtige Über*

legung ber r a £ i s" in bas „t h e 0 r e 11 f ch e" (Entbeden unb (Er=

fennen „umfd)lägt". 3m unwichtigen 2Berfaeuggebrauch fönnen wir lagen: S e r Jammer ift fchwer, unb wollen bamit ausbrüden, er ift au fchwer für bicfcs hantieren, wir legen ihn weg unb nehmen einen anberen. 60 in ber ‘’Prayis! Theoretifd) oerftanben würbe ber (Safe:

®er Jammer ift fchwer, befagen: ©iefes oorliegenbe Seienbe („f)ammer"

genannt) h^t bie „(Eigenfchaft" ber Schwere: es übt einen ®rud auf feine Unterlage aus; bei ihrer (Entfernung fällt es. 31 u n mehr bezieht fich alfo ber Safe nicht mehr auf ben Jammer als SBerfaeug, fonbern auf ihn als „Störperbing", bas bem ©efeft ber Schwere unterliegt. 5)ie ber ^ rajis augehörige 5Hebe: er ift „au fchwer" i)at jefct feinen Sinn mehr, ba hier nichts mitoerftanben ift, in beaug worauf ber Jammer

„au" fchwer fein fönnte. SBoran liegt bas? ©er f>ammer aeigt fich jefct anbers, nicht fchon beshalb, weil wir t>om hantieren ober t>on bem

3 eugcharafter a b fehen, fonbern weil wir bas 3 uhanbene „neu" a n « fchen, nämlich als „23 0 r hanbenes". ,,©as Seinsoerftänbnis, bas ben beforgenben Umgang mit bem innerweltlichen Setenben leitet, hat um- gefchlagen" (361). 3 u hanbenes wirb nicht mehr umfichtig überlegt, fonbern als 23 0 r hanbenes aufgefafet. 3n ber theoretifd), nämlich php*

fifalifch genannten 2lusfage: „©er Jammer ift fchwer" wirb aber nicht nur beffen 233erfaeugcharafter überfehen, fonbern augleich bas, was au jebem auhanbenen 3 eug gehört: fein ,/^lafe". ©tefer wirb „gleich*

gültig"; er wirb au einer 9{aumaeitftelle, au einem „ 2ßeltpunft", ber fich t>or feinem anberen ausaeichnet. ©arin liegt: bie unweltlich um*

fchränfte <;piat3mannigfaltigfeit bes für bie ^ rajis auhanbenen 3 eugs,

wirb für bies theoretifche 23erhalten „e n t fchränft"; bas 2111 bes 23or=

hanbenen wirb Thema, ©egenftanb (362). —

2Bte es au einer 2B i f f e n f ch a f t fommt, aeigt fid> befonbers beut=

lieh an ber mathematifchen ^hpfif- (Entfcheibenbe für ihre 2lus=

bilbung liegt weber in ber höheren Schäftung ber 23eobad)tung ber .latfachen* noch tu ber 2lnwenbung oon SSRathematif in ber 23eftimmung ber SHaturoorgänge — fonbern im m a t h e m a t i f c h e n ( E n t w u r f ber 3 l a t u r f el bf t . "

©tefer (Entwurf entbedt oorgängig ein ftänbig 23orhanbenes (SMaterie) unb öffnet ben f>oriaont für ben leitenben f)inblid auf feine quantitatio beftimmbaren fonftitutioen SDtomente (23ewegung, Slraft, Ort unb 3eit).

(Erft „im £id)t" einer bergeftalt entworfenen 9tatur fann fo etwas wie eine „Tatfache" gefunben . . . werben. ©ie „23egrünbung" ber „Tat=

fachenwiffenfchaft" würbe nur baburch möglich, baß bie gorfcher t>er- ftanben: cs gibt grunbfäfelid) feine „blofeen" Tatfachen. 2lm mathe*

matifeben (Entwurf ber 9tatur ift wieberum nicht primär bas SRathe*

(16)

196 0 e i n unb S e i t

matifrf)c als folches entfeheibenb, fonbern baß er ein 21 p r i o r i e r*

f d) I i e 6 t. Unb fo befteht benn auch bas 33orbtlbliche ber mathema*

tifchen 9tatunmffenfd)aft nicht in ihrer fpeaififchen (Ejaftheit unb 33erbinblid)feit für „Sebcrmann", fonbern barin, baß in ihr bas thcmatifchc Scienbe f o entbedt ift, toie 6eienbes einaig entbedt toerben fann: im oorga'ngigcn (Entwurf feiner Setnsocrfaffung (362).

Solchcs tmffenfchaftltche (Entwerfen nennt f>. „X h e m a 11 f i e =

r u n g". ©urd) fie f^nn fid) innertoeltlich begegnenbes Seienbes einem puren (Entbeden „entgegentoerfen", b. h- es fann „Objeft" (wörtlich:

(Entgcgengctoorfencs) werben, womit es ben Shorafter einer ausgeaeich=

neten ©egenwärtigung getoinnt. „S ie unterfcheibet firf> oon bcr ©egen=

toart bcr „llmficht" oor allem baburch, baß bas (Entbeden bcr betrcffen=

ben 2Biffcnfd)aft cinaig ber (Entbcdtheit bes 33orhanbenen gewärtig ift."

(Es ift aber leicht au ocrftchcn, baß ebenfo tr>ie bas 33cforgen bes 3u=

hanbenen, fo auch b it „^hematifierung" (363) bes innertoeltlich Seicn=

ben, bcr tmffenfchaftltche (Entwurf ber Sftatur, bas 3 n=ber=3Belt=fein bes

©afeins aur S3orausfcßung hat. ®as Sein bes ©afctns beftimmten wir je als 6 orgc — unb als beren ontologtfchcn „S in n " btc 3ettlid>fcit.

(Es würbe auch baß unb toie bie 3^itlichfcit btc (Erfchloffenheit bes ® a möglich macht. 3n bcr (Erfchloffcnheit bes ©a ift bie 2BeIt mit»

erfd)loffcn. „® ie ejiftential=3eitltd)e 33ebingung bcr SWöglichfeit bcr

2BeIt liegt barin, baß bie 3 ettlicf)fcit als efftatifche (Einheit fo ettoas toie einen fwriaont hat-" „©er §>oriaont bcr ganacn 3 eitlichfeit beftimmt bas, woraufhin bas faftifch cjiftierenbe Seienbc wefenhaft e r = f ch l o f f e n ift. 3Rit bem faftifchen Sa=fetn ift je im £oriaont bcr 3 «=

lunft je ein Scin=fönnen enttoorfen, im ^oriaont bcr ©ctocfcnhcit bas ,Scf)on fein* crfchloffen, unb im f)oriaont ber ©egenwart 33eforgtes entbedt." „Sofern ©afein firf> aeitigt, ift auch eine SBelt." Sßenn fein

© a f e i n ejiftiert, ift auch feine 2Bclt ,ba/x). ©ieSBelt ift weber oorhan- ben noch auhanben, fonbern aeitigt fid) in bcr 3eitlid)fcit. Sie „ift" mit bem 2lußer=fid) ber „(Efftafcn" (f. §>eft IV , S . 110) „ba" (365) unb eben baburch auch „tranfaenbent". ©ie Sßelt ift glcichfam oon oornheretn

„weiter braußen", als es je ein „Objeft" fein fann. ©as „$ranfaenbcna=

Problem" barf nid)t fo formuliert toerben: tüte fommt ein Subjcft hinaus au einem Objeft? (wobei bie ©efamtheit bcr „Objeftc" als bic „SBclt"

gefaßt toirb), fonbern fo: tooburd) ift es möglich, baß Seienbes tnncr=

weltlich begegnen unb als „25egcgnenbcs" objeftioiert werben fann?

©te Antwort barauf ift in unferen lebten Slusführungen gegeben. — 2luf ben nahclicgcnbcn (Eintoanb: bcbcutct bas nid)t „ S u b j e f * t i o i e r u n g " ber SBelt, ift au antworten: „SBcnn bas ,Subjeft‘ onto=

*) (£s gibt aber ©rünbe, ben 5(n*fid)-^3eftanb bcr ‘JÖclt a h unabhängig feienb ton allem ,/Daiein" $u benfon. [$>. S>g.]

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