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Philosophie und Leben. Jg. 6, H. 6 (1930)

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Academic year: 2022

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6.J A H R G A N G + 6. HEFT 4- J U N I 1930

* 3 m £ ) t e n f t e öer O o l b ö e t n i j e t t e r f t r e b t uttfere 3 e t t f $ r t f t eine fach*

liebe ^ t i a f p r a t b e öer ü e r f d j t e ö e n e n t o e i t a n f d j a u l t d j e n H t d t f u n g e t t . “

D i e n e u e © r a f e b o f j c f ^ a f f 1) 33on u g u ft StR e f f c r

I. $>er religiöfe Sljarafter ber 33ofjd)aft

3)er Träger unb 33er!ünber ber fog. „9leuen © raIöbotfd> aft" ift ber Verleger unb Sd)riftfteller Osfar (Srnft 33ernbarbt in Jutaing. S r bat ficf) bas ‘’Pfeubonpm 2Ibbrufd)in beigelegt. Sine ‘©egrünbung bafür babe id) nid>t gefunben. Sin sSilb t>on (in Jpeft 8/9 bes „9tufs") 3eigt bas

fpmpatl)ifd)e, intelligente Slntlitj eines nad)ben!lid)en 9Renfd)en mit ein=

brudsoollem, oerfonnenem 331 i cf ton leiebt }emitifd)em Tpp, etwa gegen

£nbe ber 53ieraig, bartlos, mit ©lat3e, in ©efellfd)aftstoilette. £ r bat feine 33otfd)aft bisher oerfünbet burd) Vorträge in grofeen Stäbten, roie Stuttgart, 3Bien, unb burd) feine 33üd)er unb 3 eitfd>riften. Vereins?

grünbung toirb abgelefynt; bie ©otfcfyaft toenbe ficb an ben Si^elnen als folcben. 3mmerf)in rourbe eine „§reie Bereinigung 3ur pflege ber 2Ib=

brufd)infd)en ©ralsbotfd)aft" in Öfterreid) begrünbet. ®ie 2Int>änger fol=

len aber nur in beftimmten 3 ^iten 31t „ S r b a u u n g s f t u n b e n " 3u=

fammenfommen. Sbenfo f)ören rc>ir oon „©ralsgemeinfcbaften" in 6 tutt=

gart unb £felingen.

6 prid)t bies Moment fd)on für ben r e l i g i ö f e n £t>ara!ter ber„33ot=

fcf>aft" unb ber burcb fie angeregten 53eroegung, fo nod) beutlicber ber 3nl)alt ber 33otfcbaft felbft unb bie 2lrt, wie il)r Träger fie unb ficb

ebarafterifiert.

$ie 53otfd)aft toirb be3eid)net als o o l l l o m m e n e i n s mit b e m

■Jßorte, bas ber ©ottesfobn 3efus oon 9ta3aretf) brachte, ©er 3Iufforbe=

rung, fie mit inbifd)en Sehren ober fold)en ber Offultiften, ßpiritiften ufnx 3U Dergleichen, loirb bie Cfrfla'rung entgegengefet3t: „® a s tr>irb nirf>t gefebe^en. ©ie ©ralsbotfcbaft ftel)t l e b e n b für ficb! ‘2ßer fie erfaffen

*) 3lus ßeferfreifen erging an micf) bie ^lufforberung, baju 6 tcllung 311 nehmen,

‘öon bem Verlag ber ©ralsblätter, Sufcing, O.-'öapern, Osfar (£rnft Bernbarbt tüurben mir in fef)r banfenswerter Söeife Schriften jur Orientierung aur Verfügung geftellt. 3d) nenne bier bas 3Birf>ligfte aus ber Literatur, bie fämtlid) in bem gen.

Verlag erfebienen ift: 5 I b b r u f d ) i n : 3m £id)te ber 3Babrbeit, 1926; 3llfreb *23 ö r - f e i : Denfft <Du baran?; ^Baufteine aus 5lbbrufcf)tns Werfen, 1927; ©ralsblätter:

Vorträge; enblid) „D er 9tuf" (3 eitfd>rift für alles fortfd)rittlid)e Riffen [feit $Iuguft 1927]).

1>t>ilofopbie unb ücben. V I. 11

(2)

152 5) i c n e u e © r a l s b o t f d > a f t

toiU, ber muß suerft einmal a l l e s 33isl)erige hinter fid) 3urüdlaffen,

oi)M 2Iusnabme." 9Jur (o rt>irb er fie richtig oerfte^en lernen, unb 311=

gleid) alles Sllte; benn t>on btefem toirb nur für ibn abfallen, tuas uned)t rt>ar, unb nur bas ßd)te n>irb bleiben. „3eber 33ergleict>sDerfud> mufe Reitern an ber ßebenbigfeit bes 3ßortes btefer ©ralsbotfd>aft, bie ftärfer ift als b a s b u r d> S 5 l e n | d ) e n f i n n © e t r ü b t e , j efct 33e=

fte^enbe." On ben (t>on mir) gefperrten 2ßorten ift gefagt, bafe bieje 53otfcf)aft nid)t aus bem „9Kenfd)enfinn", fonbern eben unmittelbar aus

©ott ftammt.

6 0 ftcllt firf> benn aud) ber Präger ber 55otfd)aft 3. 33. über <23ubbl)a.

(£r mar fein „©ottgefanbter", fonbern nur ein „Snttoidelter", b. i). er ging ben normalen Snttmdlungsgang bes 2 rbenmenfd)en. (Seine 2 et>rc

ift barum aud) feine „ l33otfd)aft", fonbern fie enthält nur — fel)r be=

gren3te — Srfenntniffe. 2Bo er nid)t roeiter tonnte, fefcte er bas 9th>

roana ein, „ein offenes 33etenntnis feines weiteren geiftigen Unt)er=

mögens". Sntfpred^enbes gilt für bie 2 el)ren 9Kol)ammebs unb ber

$l)eofopl)en.

6 0 roirb es aud) oerftänblid), bafe bie Sln^änger fold)er 2 el)ten eine tt>irflid[)e ,,©ottesbotfd)aft" edE)ter „©ottgefanbter" (tr>ie 3efus unb 2lb=

brufd)in) nid)t oerfteljen, ja läcf)elnb barüber f)intt>eggel)en, ba eine fold>e 25otfd)aft „aus einer §)öl)e tommt, oon ber nur mit gan3 befonberer, roirllicf) bemutsooller ßinftellung empfangen toerben fann". greilid) be=

roeift it)re ablel)nenbc Haltung nur „bte eingeengte 33efd)affenl)ett i t) r e r

©eifter!

®er Slnfprud) 33ernl)arbts, Präger ed)ter ,,©ottesbotfd)aft" 3U fein,

fd)eint aud) bei feinen 2lnl)ängern (unter benen fid) aud) afabemifd) ©e=

bilbete beftnben1)) SInerfennung 3U finben. 60 fd)reibt ein 2Bürttem=

berger „afabemifd)er ^rioatle^rer": „Saufenbe unb aber Saufenbe fud)en l)eute nad) einer tieferen Erfaffung ber religiöfen 5ßal)rl)eiten, nad) einer lebenbigen ®urd)bringung mit ber Äraft t>on oben. 2Iber aud) bie ©e=

faf)r bes 3rrens ift bei ben Dielen fgüf)rern‘, bie fid) ber ratlofen SÖtenge anbieten, faurn einmal fo grofe getoefen wie jefct. ©arum galten toir es gerabesu für unfere ^flid)t, bie ,©ralsgemeinfd)aft‘ l)icr in SBürttemberg

3U begrünben.

2Bas fie ift, unfere ©ralsgemeinfd)aft? Sin gels im SSKeer, trot^cnb allen 6 türmen unb 2Bogen, ein gels, auf bem toir feftftefcen tonnen in ber 2 el)re £f)rifti, toie fie 2lbbrufd)in fo natürlid) unb bod) fo einleud)=

tenb erflärt. 2ftag aud) bie 5Belt in krümmer ge^en, bas Slreus,3U bem

1) 3u ben SOtitarbettern 5ct 3eit[d>rift „$ e r 9tuf" actylcn 6 <f)riftfteUcr toie Dr.

3Rid)ael ©eorg (£onrab, 9Rüncf>en (+ 20. 5)ej. 1927), §>ofraf ^rof. 5Ilfreb 93örtel,

mam ( t 1929).

(3)

$) i c n e u e © r a I 5 b 0 1 \ d) a f t 153

toir aufbliden, roirb bas fein, in bcm allein §>eil ift — für Äörper, (Seele unb ©eift."

3cf) I>abe ben Etnbrud: ^>ter rebet totrfltcher, religiöfer ©laube, ber aud) fid) verbreiten totU, um möglichft Dielen 'bas „§>cil" 3U bringen.

(„ 2Bir finb bereit, bie ^8 otfcf>aft allüberallbin 3U tragen, tt>o nach ihr verlangt toirb.")1)

2)cn Religionspfpcbologen tt>irb es aud) nicf)t überragen, baß biefer neue ©laube fid) als ben allein richtigen gibt. 9tid)t nur moberne religiöfe

©trömungen, aud) bie alten groben Religionen toerben verworfen. 2Iuf

fie aüe ift bas <£F)riftustr>ort antoenbbar: „Cafet bie Joten ihre Soten begraben." ©amit roirb bie SKabnung oerbunben: ,,§>öret 3 b r aber, bie

dt)x ernftbaft fucf)t, n i d) t auf biefe!" ®enn „es ift 3ur ^c\t W ne ©e=

meinbe, roeId)c ben tvirflicf) tv a f) r e n 5öeg oerfolgt", gür alle anberen religiös ©laubigen gilt bas 5ßort: „21 r m e , b e b a u e r n s r o e r t e

© l a u b i g e n ! Es wäre ihnen beffer, noch Ungläubige 3U fein, bann fönnten fie ungehemmt unb leichter ben 2ßeg finben, ben fie fchon 3U

haben wähnen." Rettung liege für fie nur im S^eifeln, prüfen unb bem Verwerfen bes „bogmatifchen 33allaftes".

®ie ©ralsbotfchaft bagegen roill oon jebem „geprüft" fein, „bamit er aus innerer Überaeugung banach leben fann". greiltd) toirb gleich hin3U=

gefügt: „ p r ü f e n i ft n i d) t f r i t i f i e r e n , fonbern es ift etwas, bas bem 3ftenfd)en weit fchwerer fällt: 3 n n e r e 5 9 t a d ) e m p f t n b e n ! "

2Tber toenn man nun auch 3ugeben fann, bafe gar manche fchon 3U

fritifieren anfangen, wenn fie noch gar nicht recht oerftanben höben, toas ber anbere eigentlich will, fo ift bod) anbererfeits 3U fagen, bafe eine mirflid) ernfthafte „Prüfung" (tote fie 3U wahrhaft wiffenfcbaftlicbem unb phtlofophifchem ®enfen geforbert werben mufe) burch bie h^r oerlangte

„bemutsoolle Einteilung" 3um minbeften fehr erfchwert toirb. 2luch würbe ber, ber 3u echter „Prüfung" aufforbert, nicht fagen bürfen: „f>öret auf bie anberen nicht!", fonbern: „f>öret aud) auf fie! prüfet alles, nur bas 33efte behaltet." (fr würbe fid) enblid) auch nicht ffrtfif verbitten,

fonbern gerabe3U barum erfuchen.

2ßie gan3 anbers aber lautet ba bie Mahnung 2lbbrufcf)ins: „ 6 s gilt

biesmal enttoeber . . . ober! Unb fofort! S a s 3aubern, Kritifieren, 33cffer=

toiffentoollen hat ein Enbe. 2ßas nicht gan3 unbebingt im Etnflang mit bem neuen 2Bort ,2ßort‘ fteht, toirb fallen! Ein f)erüber3tcben oon 123e=

ftehenbem ift gan3 unmöglich, folange noch ein (Stäubchen baran haftet, bas 3)tenfchenflugheit fd)uf, unb bas nicht übereinftimmt mit ber 33ot=

fchaft (bie alfo ficbtlid) nicht oon 2Renfd)cn, fonbern bireft oon ©ott

*) 5Iusfunft bietet an: 3obannes 5Inton 9teitf>arbt, (Sfjlingen, 9?., SDtartinftrafee 17.

93ei Anfragen bitte 9tücfporto beilegen.

11*

(4)

154 5) i c n e u e © r a l s b o t ] cf) a f t

ftammt!). ©an3 unbetaftet, unt>erftellt imb unoerbogen mufe bas ,<3Bort‘

neu aufgenommen fein. ,35erftänbigungen‘ gibt es n i d) t mit anberen

^Begriffen! ßbenfott>enig ,2lusfprad)e‘; benn bas ?öort ,ift‘!"

3Ran mufe „gan3 t>on oorn beginnen", toerben „tote bie Slinbcr". „Sin

£>crübcrfül)rcn aus ben jefeigen 3rrtümern ift unmöglid). S s mujj ein t»olIftänbig 9Z c u c s toerben t>on ©runb an, bas aus ber ginfalt unb

ber ®emut auftr>äd)ft unb erftarft."

9tur burd) einen „Sprung" fann ber SKcnfd) fid) auf bcn ©runb ber neuen 33otfd)aft ftelten; alles „2llte" mufe er babei jurüdlaffen; benn

„bas 51 i d) t i g e aus allem 2llten ift im neuen .‘JBort* fotoiefo ent=

galten, ba biefes bireft aus ber 2Bal)rl)cit fommt. . . $arum öffnet bie Ol)ren Sures ©eiftes!. . . (£rtt>ad)et, ef>e es 31t fpät!"

2lus all bem flingt bie für r e l i g i ö f e n ©lauben rf>arafteriftif(^)e itberjeugung: ir>ir, unb 3tt>ar tr>ir allein, I)abcn bie abfolute, bie l)eil=

bringenbe 2Bal)rl)eit.

3 ugleicf) mad)t fid) nod) ein fpeaififd) religiöfer 3 ug gcltenb, ber e s c b a t a l o g i f c b e1).

2lls beberrfd)enb tritt biefer l)ert»or in einem 2Iuffat$ 2lbbrufd)ins: „Sin letztes 2ßort!", ber mit ben 6 äften beginnt: „ ‘JBaljre ®id), SQlenfd)cn=

geift; benn ©eine 6 tunbe ift gelommen! %um gret>el nur benüljeft ®u bie S eit, bie 3u ker ßnttoidlung bewilligt ift, nad) ber ®u fef>n=

fud)tsr>oll oerlangtcft! f>ütc $id) in ©einem fo Dermeffenen 33erftanbcs=

bünfcl, ber $td) bem Dunfel in bie 2lrme ir>arf. . . <23lirfe auf! ©ein

£>err ift nalje! ®u ftefcft im göttlid)en ©crid)t!"

greilid), © 0 11 allein barf richten. 2Iber ber — Don (£l>riftus t>er=

t>eifeene, aber nid>t mit tl)m ibentifcfye — „SEJtenfd)enfof)n" bringt nod)=

mals ©ottes „ ‘JBort", unb „ in bem C0 r t c l i e g t b a n n bas

© e r i d) t ! 2Bie biesmal ein SKcnfd) bas Sßort aufnimmt, fo rid)tet er fid) felbft. Sin jeber Sinjelne l)at nod) einmal bie freie <2Bat>l burd>

©ottes ©nabe. 2lllerbings aum l e {3 1 e n mal . . . Slbroarten ift 2Iblel)=

nung; benn weiteres 3 utoarten ift unmöglid)".

S ic ©ottesbotfd)aft ift für a l l e beftimmt, aber it>te einft 3uerft an

bie 3uben, fo tv>cnbct fie fid) biesmal „in e r f t e r ß i n i e an bcn b e u t = f d) e n © c i ft, ber 3ur 2lufnal)me bafür am reifften ift" (beutfdjer ©eift nid)t unbebingt im 6 innc beutfdjer Nation gemeint). 2lud) bcn 3ubcn fann biesmal nod) „Srlöfung unb Befreiung t>on bem 3od)e fommen, bas fie fid) burd) bamaliges Skrfagcn auferlcgten. Söenn fie cs jebod) biesmal tmeberum Derfäumen, bann ift es aus für immer. SXlic toieber toirb il)nen ©elcgcnl)eit ba3u".

2lber nid)t nur tr>irb uns mfünbet: ®as Snbc ift nabe, fonbern es

‘) 33on bem griecj>i[cf)en „Esch ata", bie „lebten ^incjc"; bas 3BeItcjericbt am ,Jünö- ften'7 Jag .

(5)

D i e n e u e © r a 1 5 b o t [ d) a f t 155

xoixb nod) l)in3ugefügt: „S s toirb halb ©rofocs aud) unter b cn 3ubcn gefd>el>en, tote unter ber ganaen 2Renfd)l)eit!"

6 o tmrb angefünbigt bas 9Zaf)cn bes „großen Kometen", oon bem

„3Btffenbe" fd)on feit 3al)rcn fprecf)en unb ber „in 3Birflid)feit xooi)l (!) aud) balb 3U ermarten ift". S r ift „oon gans gleicher 2lrt" tr>ic ber <33ctlc=

l)emftern . . . Sßie biefer löfte er fid) oon bem ewigen 9ieid)e bes rein ©ci=

ftigen au einer %zit, baß er auf btefer Srbe genau gum 5ßirfen fommt, tt>enn bie 3al>re geiftiger (Srleud)tung über alle SDZenfd>t>eit geben fallen".

„$)er 6 tern l)at feinen 2Beg in g e r a b e r ßinie Don bem ewigen SReidje bis 31t biefem 5öeltenteiP). 6 ein Kern ift mit f)of)cr, geiftiger (aber bod) raumcrfüllenber!) Kraft gefüllt; er umhüllt fid) mit ber 6 toff=

Iid)feit unb tmrb baburd) tt>at>rfd)einlid) (!)2) aud) ben 2 rbenmenfd)en fid)tbar roerben3). 6 id)er unb unentwegt verfolgt ber Komet Jeine 33al)n unb roirb 31t rechter 6 tunbe auf bem ^lane fein, toie fd)on 3a^)rtaufenbe Dorier beftimmt gercefen ift. S ie erften unb bireften ßintmrfungcn haben in bem lebten 3at)re4) bereits begonnen." (2Bie?!)

„3Benn aber ber Komet — nad) 3al)rcn! — bie Srbe roicber aus (einem Sinfluffe entläßt, bann ift fie gereinigt in jeglicher <23c3iel>ung..

9lie toar fic fd)öner, als fic bann fein toirb, „bcst)alb foll jcber ©laubige mit ruhigem Vertrauen in bie Sufunft bilden, nid)t erfd)rcdcn, toas aud) in ben näcbftcn 3al)rcn fommen mag (toas nad) SInbcutungen fe^r fd)limm fein roirb). 5öenn er ocrtrauensDoll 3U ©ott aufblirfen fann, tmrb il)m fein 2 eib gejd)ef)en."

2Ber ift nun biefer „SWenfd)enfof)n", beffen „SBort" 6310. „55otfcbaft"

3uglcid) bas ,,©erid)t" bringt? S ic it)n anfünbigenbe ^ropl^ciung 3efu bat man entroeber ntd)t beamtet ober Döllig mifperftanben. „S ie furd)t»

bare golge baoon rcirb fein, baft ein großer Seil ber 9Kcnfd)cn an ber einigen SDZöglid)Ieit it)rer Rettung t>or bem 33erit>orfcnrc>crbcn t>orüber=

taumeln, ber Vernichtung entgegen."

3eber „Senfenbe" muß nun fd)on burd) „eigenes prüfen" barauf gefommen fein, bafe „©ottesfobn" unb „ 2Rcnfd)enfol)n" n i d) t eins fein fönnen! „S e r Unterfd)ieb ift in ben ‘JBorten fclbft (!) gana bcutlid) aus=

gebrüdt."

®er „©ottesfofcn" 3efus als „ r e i n göttlich" mufete toieber eins tt>cr=

ben mit bem „33ater". (Seine SDliffion als SRittlcr 3tt>ifcben ©ottf)eit unb

6 d)öpfung fonntc barum nur eine ^eitlid) befd>ränltc fein.

J) $)as „eroige 9ieid) bes rein Oeiftigen" muß aljo banad) irgenbtuo im Flaume liegen, unb oon if)m fönnen fid) ©ebilbe roie Kometen loslöfen.

2) SOtan beachte bas ,,n>af)rld)einlid)" tote oorber bas „toof)!".

3) ^ebenfalls roirb er ficf> itjnen fef>r unangenehm bemerfbar machen: „©eine Straft faugt 3Baffer bod) empor, bringt 3Betterfatafitropf)cn unb nod) mefjr. $ ie (£rbe bebt, roenn [eine 6 traf)len fie umfängt" (fo!).

4) 1926 (Das §>eft (öralsblätter, II. Serie 3.— 5. §>eft ift batiert oon ^fingften 1927.)

(6)

156 3) t e n e u e © r a l 5 b 0 t f d) a f t

Ocfus t)at nun aber bas kommen bcs „99tenfchcn|ohns" r>crfünbet.

®iefer tt>irb ber „e to i g e" SDtittlcr bleiben. S r ift atoar auch aus bem

„3flcin=©5ttlirf>en'/ geboren, aber gleichseitig mit bem „ ‘öctoußt-

©ciftigen" oerbunben, fo bafe er oon jebem ein Seil ift unb fo „bie un=

oergängliche 55rütfe jmtfeben bem ©öttlichcn unb bem ©ipfel" ber Schöpfung (bem rein ©eiftigen) bilbet. „$ e r g e i ft i g e Sufat} 3U bem

©örtlichen oerhinbert nur eine 2ötcbereinstr>erbung, bie fonft unaus=

bleiblid) tt>äre." 6 eine Aufgabe toirb fein, „bie gortfeßung unb 3M=

enbung ber SKtffion bes ©ottesfohnes" 3cfus. ß r muf3te freilich t>or feiner SRiffion „einen toeit gröberen Ureis burebmeffen" als 3cfus; er mufete auch ,/frie tiefften liefen burchlaufen", um „bas ganje 2 eib ber

SDtcnfchen an fid) felbft ,erlebcn‘ au fönnen". 2lber gerabe biefe feine

„ßehracit" toerben bie befd)rän!ten SKcnfchen, benen bas 33crftänbnis für „höhere gührung" abgebt, ihm sum 33ortt>urf machen, um ihm tt>ie einft St>riftus) feine 2Iufgabe 3U erfd)tt>ercn.

2luf bie grage, ob Slbbrufchin mit feinen Srflärungen über ben

„SKcnfcbenfobn" auf eine beftimmte Perfon hinroetfen wolle, antwortet er: „9tcin." „ 2llle meine Slbhanblungen finb r e i n f a c h l i c h e r 2Irt,

aufgebaut auf mcnfchlid)=logifcbcm ©enfen, wobei ich mich bemühe, ben feften 33oben nüd)terner golgericbtigfeit nid)t au oerlaffcn. 6 ie beruhen nid)t auf mcbialen Slunbgebungcn ober äbnlid)cn Vorgängen. . . 3d) felbft gebe auf Propheaeiungcn nicht Diel."

®as berührt feltfam, wenn man an bie Prophezeiung oon bem bal=

bigen kommen bes „©roften Kometen" unb bcs 3üngftcn „©eriebts"

benft. S^bem toirb an einer anberen (fpäteren) (Stelle erflärt: „S cr

2Renfchenfohn toirb nicht erft geboren, fonbern er ift lange fd)on mitten unter SOtenfchcn, toie fo mand)er reltgtöfc Slünber bereits richtig empfanb. (Steht boch bie h^tte %c\t, in ber er für geiftige unb irbifche 91öte als ber etnaige wirflid) §>elfenfönnenbc unter allen falfcben1) Propheten unb gübrern übrigbleibt, Di e l n ä h e r b e o o r , als felbft bie heute noch als febwarafeberifebe Phantaftcn beaeiebneten 9Rcnfd)en cs fid) benfen. S r fann alfo fein Slinb mehr fein, noch erft geboren werben.

$as wäre oiel au fpä't für eine rechtaeitige f>ilfe."

2Ilfo ift ber „SERcnfcbenfobn" boch ein beftimmter fd)on lebenber, unb

3tt>ar unter ©cutfchcn lebenber, ihnen feine „33otfd)aft" anbietenber SWenfch.

9lun fommt biefe „23otfd)aft" oon Jufeing in Ober=33apern aus bem Verlag bcs f>errn Osfar Srnft ‘Bernharbt, gen. 2Ibbrufd)in. Gs bürfte alfo boch tr>oh! übergrofjc <23efcheibcnheit fein, tt>enn er nid)t offen fagen will, baft er ber „SDtcnfcbenfoljn" fei baw. bafe er fich bafür halte.

$as liegt auch in ber Sharafterificrung, bie er oon bem echten ,,©ott=

*) 2Us ein [old>er ir>irb an biefer (Stelle aud) ^rifönamurti be^eic^net (f. u. <5. 173).

(7)

i e n e u e © r a l s b o t f d j a f t 157

gefanbten (in Unterfd)ieb t>on allen „enttoidelten" SOtenfcben, tote 3. 23.

53ubb^a) gibt: ©er ©ottgefanbte wirft betoufot, aus fief) felbft heraus,

b a er bie (göttliche) Quelle in fid> trägt." Eben bas gilt aber für 2lb=

brufd)in, benn auf bie grage: „3ft 2lbbrufd)in ein 6 el)er ober fd>öpft er aus fremben Quellen?" antrr>ortet er: ,,3d) bin fein 6 el)er in bem be=

fannten 6 inne, fd)öpfe aber ebenforoenig aus fremben Quellen. 33 e i = b es i) ab e i d) n id ) t n ö t i g . . . 1) 3 cf) f rf> ö p f e f e l bf t unb ftelle nid)t aufammen."

2ßoraus fann er feine 33otfrf)aft ju fd)öpfen meinen, wenn nid)t un*

mittelbar aus ©ott?!

II. 9Jietap^fifd)=reUgtöfer 3nf>alt ber 33otfd)aft

3öenn 2lbbrufd)in im ©eleitwort feines f)auptwer!s („Om 2 id>te ber

2Babrf)eit") erflärt, bafe er „nid)t eine neue 9teligion" bringt, fo liegt für il)n ber 9tad)brud tt>ol)l auf bem begriff „neu". S r ift ja überzeugt,

nur bie richtige ©eutung ber 2el)re 3efu ju bringen.

Religiös aber ift betber 2 el)re. „Religion'" bringt alfo aud) 2lbbrufd)in.

®as betr>ies fd)on bas bisher über il>n unb feine ©laubigen ©efagte.

$ as beftätigt aud) ein 3Mid auf ben 3nl)alt feiner 2ef)re. ©iefer fann — mit einem pl)üofopf)ifd)en Slusbrud — als „metap^pfifd)" beseid)net toer=

ben, weil barin bie lefete unb tieffte 2Birflid)feit enthüllt werben foll, um beren benfenbe Ergrünbung fid> ja aud) bie pl)ilofopf)ifd)e ©ifsiplin ber

SERetapl)PfiI mül)t.

2Bas offenbart uns nun barüber 2lbbrufd)in?

„2115 Qberftes unb f)öd)ftes ift ©ott felbft in feiner ©öttlid)=5Befen=

lofigfeit. ©ann fommt als 9^äcf)ftes etwas tiefer bas ©eiftig=2Befenl)afte.

^Beibes ift ewig. ©iefem fd)liefet fid) bann erft tiefer unb tiefer gebenb bas ftoffiid)e <3d)öpfungswcrf an, mit ber gafigen geinftofflid)feit be=

ginnenb, in abwärtsfteigenben Ebenen ober 6 pl)ären bid)ter unb bid)ter werbenb, bis jur enblid)en ben 2Jtenfcf)en fid)tbar werbenben ©robftoff=

lid)feit. ® as §einftofflid)e in ber ftofflidjen @d)öpfung ift bas t>on ben 2Renfd)en genannte 3enfeits. 2llfo bas 3enfeits it)res irbifcf>en, grob»

ftofflid)en 6 ef)Oermögens. 53eibes aber gehört aum 6 d)öpfungswerfe, ift in feiner gorm nid)t ewig, fonbern ber 3?eränberung jurn 3 tt>ede ber Erneuerung unb Erfrifd)ung unterworfen "

3Beit über bem ewigen Kreislauf ber 6 d)öpfung fd)webt wie eine Krone in ber SDtitte eine „Slau e 3nfel", bie ©efilbe ber 6 eligen, ber gereinigten ©elfter, bie fd)on in ben Legionen bes 2 id)tes weilen bürfen!

©iefe 3nfel ift t>on ber 6 d)öpfung, ber 3Belt, getrennt. (Sie mad>t ben Kreislauf (ber 23eränberung) besbalb aud) nid)t mit, fonbern bilbet trofo

*) ‘öon mir gejperrt.

(8)

158 D i e n e u e © r a I s b o t ] cf) a f t

if)rcr f)öbe über ber freifenben ©chöpfung ben §alt unb ben 3 cntral=

punft ber ausgehenben geiftigen Kraft. Es ift bas Eilanb, bas auf feiner

£)öf)c bie viel gerühmte ©tabt ber golbenen ©affen, bas I>xmmlifd>e 3erufalem trägt. f)ier ift nichts mehr ber 33eränberung unterworfen.

Kein 3üngftes ©erid)t mehr 3u befürd)ten. ®ie bort weilen fönnen, finb in ber „Heimat". 2Xls ßefetes aber auf biefer „23lauen Snfcl", als f)öd)ftes bann, unnahbar ben ©chrittcn Unberufener, bie . . . „© r a l s b u r g".

Über ihre Sage hören wir Näheres: „3rbtfcb betrachtet, geht cs bem O ft e n 3U nach bcm §)öhcpunftc bcs ganzen fficltalls, nach bex geiftigen Urfchöpfung, alfo nach bem lebten Reiche, unb bcs böd)ftcn fünftes (fo!) barin: ber ©ralsburg. 3m hohen Oftcn ift alfo ber Stusgangspunft ber ©chöpfung, ber ©ipfcl alles ©eiftigen . . . Sßcftcn ift bagegen ber unterfte ©runb, wohin bas ©ehwere, ©td)tc, unb fomit auch ©unfle finfen mufe."

®ie ©ralsburg, oon geiftig=wefcnhaftcr 2lrt, birgt einen Raum, ber wicberum an ber äufeerften ©ren3c nach bcm ©öttlichcn 3u liegt, alfo noch ätherifierter ift als alles anbere ©etftig=2Befenhafte. 3n biefem Raum befinbet fid) als Untcrpfanb ber ewigen ©üte ©ottoaters, unb als ©pmbol feiner reinften göttlichen Siebe fowte als biretter 2lusgangs=

punft göttlicher Kraft: b e r e i l i g e © r a l !

S r ift eine ©d)alc, in ber cs ununterbrochen wallt unb wogt wie rotes 3Mut, ohne je übersufliefeen. 2?om lichtcftcn 2 id)tc umftrahlt, ift cs nur ben Reinften aller ©ciftig=2Bcfenhaftcn oergönnt, in biefes 2icht 3u

fchaucn. S a s finb bic frnter bcs ^eiligen © rales!. . .

s23on 3^it 3U 3cit crfcheint an bcm Jage ber ^eiligen 2aube bic Jaubc (b. i. ber f>eiltge ©eift) über bcm ©cfäfe als erneutes ber un=

wanbelbaren göttlichen 2tebe bcs 3?atcrs. Es ift bie ©tunbe ber 33er=

binbung, bie Krafterneuerung bringt. . . „ S a r a n h ä n g t b a s 33 e * ft e h e n b e r g a n 3 e n © ch ö p f u n g."

Rod) oieles anbere weife uns 2lbbrufd)in 3U berichten, fo oon ber Sreieinigfcit ber ©ottheit, oon ber ©chöpfung, oon ber Entftehung ber S5lcnfd)cn, oon ber Erbfünbe, ber ©enbung Ehrifti, von bem ©chicffal ber ©eelen, ihren SBiebcrgeburtcn, ihrer ©eligfeit unb ihrer 33cr=

bammnis ufw.

3nbcffcn, wir müffen uns s33efchränfung aufcrlegcn; wir fönnen barum auch nicht auf bie Deutungen etngehen, bic er oon chriftlichen 2 el)rcn

gibt unb bie 3um Seil fchr ftarf oon ben in ben Kirchen üblichen ©eu=

tungen abweichcn. 211 s 33eifpicl hierfür fei nur erinnert an feine Unter=

fcheibung 3wifd)en „©ottesfohn" (3efus) unb „SDtcnfchcnfohn" (2lb=

brufchin?).

Erwähnt fei nur noch, bafo er oor SDZpftif, f)ppnofe, sT3fpd)oana[pfe, 2lftrologie, Spiritismus, f)ellfehen überhaupt ber 23efd)äftigung mit bcm

(9)

' Di e n e u e © r a l s b o t i d j a f t 159

Offulten immer wieber aufs einbringlid)fte warnt. (£r beftreitet nid)t, bafe auf biefen ©ebieten 3Tatfäd)lirf>es oorliege, hält aber bie sBefd)äf=

tigung bamit für fef)r gefährlich.

5?on befonberem Ontereffe bürfte es fein, bafe er über ein offultes

©efebeben, bas ja in ben Ictßten 3abren fo t>iel Stuffeben erregte, bie

6 t i g m a t i f a t i o n ber jb ^ f e 9teumann in Konnersreutf), eine Don ben fonftigen Grflärungsoerfucben1) oöllig oerfebiebene ©eutung mit ber gröftten 33eftimmtbeit r>orträgt.

©egenwärtig finb „alle ©eelen wieber auf ber Erbe, welche bie

©ottesbotfdjaft (3efu) nid)t annabmen, 3ur letzten Abrechnung". ©olcbe nun, bie bamals „aus freien ©tüden, alfo freiem 3Bollen, ohne S^ang burd) 33orgefet$te ober bie Regierung" ben ©ottesfobn läfterten, oer=

fpotteten unb perfönlid) anfeinbeten, müffen nun in ihrer 2ßiebert>er=

förperung bie 2 eibensmale (£f)rifti tragen. „ 2llle ©tigmatifierten waren nur ©eaeiebnete, bie eine perfönlidje 6 d)ulb bem ©ottesfobne gegen=

über trugen."

2Iuf bie grage: Kann 2lbbrufd)in auch fagen, w a s bie ©eele 3Tt>erefes früher war unb woraus ibr Karma ftammt, wirb 3unäcbft nur geant=

wortet: „©elbftüerftänblid). ©afe icb barüber febwieg, liegt lebiglid) baran, weil ich bei f a d) l i cb e n Grflärungen bleibe, unb nichts in

^erfönltcbes binüberaiel)e."

©päter aber erflärt 2lbbrufd)in: „'JBenn id) fage, bafe 3Tt>crefe 9teu=

mann einft ber © cb ä cb e r a n bem K r e u 3 e war, ber £f)riftus läfterte, unb b e s b a l b in ber 3iüdwirfung nod) heute biefe 3Bunbmale au tragen bat, bis bie Srfenntnis in ibr baoon fommt aur Slblöfung ber

6 d)ulb, fo werben 3war nid)t alle, bod) febr Diele, wobl bie meiften SDtenfcben baran aweifeln, es als ^bantafterei betrachten. Unb bocb ift es nid)t 3U lange mebr bin, bafe man bie ®abrbeit barin wirb erfennen m ü f f e n ! "

III. ©er etbifdje ©et>alt ber 25ot[d)aft

©ie Über3eugung, bafe ber menfd)lid)c ® ille frei unb barum t>erant=

wortlid) fei, wirb feftgebalten. .^gleich wirb oerfuebt, biefe greibeit metapbpfi}cb 3U begrünben: „©er freie 'Jßille ftet>t in feinerlei 35er=

binbung mit bem irbifcb=grobftofflid)en Körper, alfo aud) nid)t mit bem

©ebirn. Gr rubt lebiglicb im ©eifte, ber aud) allein mafegebenb ift für eines SQtenfcben ©ein."

Eine 33rüde 3Wtfd)en bem ©eift unb ber ibm gan3 fremben ©tofflicf)=

feit bilbet im SERenfcben bie 6 e f u a l f r a f t (nicht 3U oerwechfeln mit bem nieberen ©efd)led)tstrieb). ©ie hat bie Aufgabe, „bas geiftige Smp=

‘) 33gl. .bie ^luffäfee im SCRärabcft 1928 t>on „ ‘•Pbil. u. 2eb.", bie alle biefer grage getoibmet maren.

(10)

160 ' Di e n e u e O r a l s b o t f c ^ a f t

finben bcs 3Rcnfd)cn irbifd) 3U burchglühen". S r fönnte fonft im 3rbifd)cn gar feine ^ßirffamfeit entfalten.

„3ebe 6 cf)ulb unb alles Harma ift n u r in bem ftofflicf)en Seil ber

6 d)öpfung oorhanben, fann auch nie auf ben ©eift felbft übergehen, fonbern h a f t e t i h m n u r an tote eine 23ürbe. deshalb ift auch ein 9ietntt>a}d)cn t>on aller ©chulb möglich. 33eoor bies nicht gefchehen ift, fann ber ©eift nicht aus ber 6 tofflid)fcit h^aus, ber auch ber mit

,3enfeits‘ beacichnctc irbifch unfichtbare Seil ber (Schöpfung gehört."

®ie fittlichen ©ebote finb für SIbbrufchin religiös begrünbet. „g o r = b e r n b fteht ©ott oor ber 9Jtcnfd)heit, nicht lodenb unb bittenb." Sben barum gibt cs feine mühelofe ©ünbenoergebung: bic et>angelifd>e 5led)t=

fertigungslehre („allein burch ben ©lauben") wirb abgelehnt. „,5Berfet auf ihn alle 6 d)ulb‘ . . . benfen Diele ©laubige mit inbrünftiger 2lnbad)t,

unb wiffen nicht, was fie eigentlich tun. 6 ie fchlafcn, aber ihr Srwachen wirb einft furchtbar fein! 3hr anfeheinenb bemütiger ©laube ift nichts als ©elbftgefälligfeit unb grenaenlofc f>offart, wenn fie fich einbtlben, bafe ein ©ottesfohn h^abfommt, um bauernb für fie ben 2ßeg ju be=

reiten, auf bem fie bann ftumpffinnig bireft in bas Himmelreich trotten fönnen."

Shrifti Sob hat nicht bie 33cbeutung einer Srlöfungstat, feine Äreu=

jigung war SKorb; bamit lehnten bie SQtenfchen ben ©ottesfohn unb feine 55otfchaft ab. 3n biefer lebten allein ruht bie Srlöfung, fofern fie ben bis bahin nicht gefommenen 5ßeg jeigt 3U bem lichten 9ied)t bes rein geiftigen Seils ber ©chöpfung „bem Parabtefe".

„® e r befte irbifche Jßegweifer 3um 2lufftiege für bie 9Jtenfd)cn ift ber bei reiner ßiebe erwachenbe 2Bunfd), bas w i r f l i ch oor fich felbft fein

3U fönnen, was fie oor benen gelten, oon benen fie geliebt werben" (ein feiner ©ebanfe!).

Srot$ ihrer religtöfen ®egrünbung unb Umrahmung hat biefe Sthif nichts 2Beltabgewanbtcs. 6 ie forbert vielmehr „ 2 ebet ber ©egenwart!"

freilich nicht, um jeben Slugenblitf äußerlich aus3ufoften unb 3U gentefeen.

Vielmehr muft „jebe 6 tunbe ber ©egenwart 3U wirflichem Srleben für ben SKenfchen werben! ®as 2eib wie auch bie greube. S r foll mit feinem gansen ©innen unb ®enfen, mit bem Smpfinbcn jeber ©egen=

wart geöffnet fein, unb bamit w a ch ! 9tur fo hat er ben ©ewinn oom Srbenfein, ber barin für ihn oorgefehen ift". ©ewifo ift biefes Srben=

bafein nur eine 6 tufe in feinem gan3en ©ein, aber eine 6 tufe, bie nicht überfprungen werben fann.

33ei allem Stampf gegen ben praftifd>en SKaterialismus mahnt 2lb=

brufchtn boch auch 3U einer rechten (Schätzung ber irbifchen ©üter.

3n ben 33eftrebungen nach „SXtacftfultur" unb Slblegung aller „Prü=

berie" erblidt er „bie oerblümte görberung gröfeter ©chamlofigfeit".

(11)

D i e ne u e ( ö r a l s b o t f c f j a f t 161

„S ie 6 chamempfinbung ift bie erfte gorberung ber in bem 9Jtenfd)en erwachenben Sejualfraft; fie foll als Übergang 31t bem nicberen ©e=

frf)led)tstriebe bie H e m m u n g bilben, bamit ber SKenfd) auf feiner

£öhe fid) nicht tierifd) ber ©efd)lecf)tsausübung hingibt."

STroö biefer fonferoattoen Haltung ift aber 2lbbrufd)in fern baoon, bie trabitionelle chriftliche, befonbers fatholifche Sejualethif reftlos 3U be=

jahen. £ r betont: „SBenn fid) bie SETtenfc^en erft t>on bem 3rrtum ber SJoraüge fejueller Snthaltfamfeit werben losgerungen haben, wirb auch otel Unglüd weniger fein. Srstoungene ßnthaltfamfeit ift ein Übergriff, ber fid) bitter rächen fann. S e r 2Renfcf) foll b a r ü b e r ftehen, nicht Snthaltfamfeit erswingen, fonbern mit innerer, reiner SOtoral Kontrolle

ausüben, bamit anberen baburch nicht Übel wiberfahre."

„Äeufchheit ift eine rein geifttge Qualität, leine förperliche. (Es ift barunter bie Feinheit ber ©ebanfen 3U oerftehen, aber in a l l e n Singen/7

2ßas aber bie ( Ehe angeht, fo ift „ftaatliche £hcfd)liefeung n(d)ts anberes als ein ©efchäftsalt". „S o rt, wo geiftige Harmonie nicht oor=

hanben ift, wirb gortfe^ung einer (Ehe 3ur abfoluten Unfittlid)feit."

Sarum, wehe ben (Eltern, bie ihre Hinber burd) Überrebung, 2 ift ober

3toang aus 33ernunftgrünben in falfche (Ehen treiben. S ie 2ßud)t ber geiftigen Verantwortung fällt früher ober fpäter fo nachhaltig auf fie, bafe fie wünfehen, nie auf folche „glän^enbe ©ebanfen" gefommen 3U

fein.

IV. Äritifche 3öürbigung ber ,,©ralsbotfd)aft"

2Benn man oon ben fittlichen Mahnungen, bie aunächft ben (Einbrucf bes 2ßirflichfeitsnahcn, SKaftoollen, ‘Sefonnenen machen unb oon jeber

2?erftiegenheit fid) freihalten, jurüdblidt auf bie religiös=metaphpfifchen Sehren, oon benen 2lbbrufd)in bod) felbft gelegentlich äufsert, bafe fie ben meiften als ^hantafterei erfcheinen müffen, fo fteht man oor bem pfpcho=

logifchen Problem: 2Bie tann fo 33erfd)iebenartiges in einem ©eift 3U=

fammenwohnen? 2Bie ift es insbefonbere möglich, baft moberne 9Jten=

fchen, bie boch wohl fom fritifch-wiffenfchaftlichen unb phtlofophifchen Senfen gefoftet haben, 3U jener inneren ©ewißheit gelangen fönnen,

gleichfam bie tiefften Tiefen ber 2Birflichfeit burchfchaut 3U haben. Solche fubjeftioe ©ewifeheit fcheint mir noch eher bei folchen begreiflich, bie — wenn fie einmal aus ber naioen ©läubigfeit bes Äinbesalters erwacht finb — an ber Autorität einer uralten firchlichen Überlieferung einen

§>alt finben. 2Iber folche neue Propheten, bie biefen §alt oerfchmähen?!

es müffen boch roohl urfprüngliche religiöfe (Erlebniffe in ihnen oorliegen, benen fie biefe Sicherheit oerbanfen, benen analog, wie wie fie etwa bei ben Propheten unb großen 9teligionsftiftern an3unehmen haben.

(12)

162 D i e n e u e © r a l s b o t j d) a f t

gretlid), wer folche religiöfen (Erlebniffc nid)t hat, aud) nid)t ber — augenfcheinltcb mächtigen — Suggeftiofraft berartiger Präger rcligiofer

„33otfd)aft" unterliegt, ber wtrb in ihrer fubjeftioen Überzeugtheit nod) nid>t ben Beweis objeftir>er ffiahrheit it>rer 2 ehren erblidcn.

B e i ben meiften biefer 2 et)ren xoixb er fid) unwillfürlid) fragen: 3Bie follte bas ein SDcen(d) überhaupt wiffen tonnen. SSTCan benfe etwa an bie

2 ehren t>on ben t>erfd)iebenen Siegionen ber ?ßir!lid)feit, t>on ber

„blauen" 3nfcl ber ©ralsburg,bem ©ral unb ber Jaube, oon ben Äome=

ten (ober oon ber Seele ber $hcrefe Reumann!).

Offenbarung! xoixb man fagen.

3Iber erlebten nid)t anbere ganz anberes als Offenbarung?!

Selbft gegenüber fold)en metaphpfifchen 2ehren, bie nid>t ben Sl)araf=

ter bes ^l)antaftifd)en tragen, roirb man bod) bei philofophifeber ^rü=

fung höcbftens zugeben bürfen: ßs t o n n t e vielleicht fo fein; es tonnte aber aud) anbers fein. 3öie rechtfertigt fid) alfo bie Beftimmtheit ber

2 ehre?

®iefe ir>irb aber um fo bebenflid)er, als mir aud) Behauptungen hören, bie fachliche ßinweinbe gerabezu hcrausforbern. 6 0 tmrb 3. “23. bas

©eiftige als ewig, b. h- als zeitlos unb bamit allem 2lnberswerben ent=

hoben bejeichnet1), gIeid>tr>ohI mirb bei ber <33efd)rctbung ber ©ralsburg t>on Jagen unb 6 tunben gefprochen unb t>on ©efchehniffen berichtet, bie boch ein SInberswerben unb eben bamit ein zeitliches 9Iacheinanbcr (erft fo, b a n n anbers!) oorausfeften.

gerner werben 3ß i r f l i cf) f e i t s unterfchiebe wie ber bes ©ei=

ftigen unb bes Stofflichen ohne weiteres oermifcht ober gar gleichgefet^t mit 2B e r t unterjehieben. 6 0 h^if3t es 3. 33.: „Silles 9liebrige unb alles i'tble, alfo alles was man bas ®unfel (Unwert!) nennt, ift nur in ber Stofflichfeit!" „Sow ie ber SDtenfd) übel ober auch niebrig benft...

Zieht er bas ©ichtere unb burd) bie Dichtheit bunflere geinftoffliche an, woburch ber SKenfchen g e i f t , von bem bas 2Bollen ausgeht, mit biefer

bichten 2Irt ber Stofflichfeit umhüllt wirb."

2Ilfo rein naturhafte Unterfchiebe t>on unförperlid) unb förperlid) fliefeen (wie in alten orientalifd)en 2 ehren) ohne weiteres zufantmen mit ben moralifchen Unterfchieben t>on gut unb böfe.

3luf ber gleichen 2inie liegt, baft „Schulb" — etwas bod) rein 3Dlo=

ralifches! — als „n u r in bem ftofflichen Seile ber Schöpfung t>orhan=

ben" bezeichnet wirb. 2lls ob wir einem anberen ?BeJen „Schulb" bei=

legen fönnten, als einer (geiftigen) ^erfon unb ihrem freien ^Bollen!

2lngefid)ts biefer Unflarheit über bas ‘ffiefen bes Sittlichen wirb es uns nicht weiter wunbern, wenn wir aud) Sä't$e lefen wie bie: ,,©as 33öfe wirb mit ber gleichen, reinen, göttlichen Slraft bewirft wie bas

!) „D as ©eiftigfeinftoffüd)e (!) fennt roeber 9taum nod) Seit."

(13)

$ i e n e u e © r a l 5 b 0 t f d) a f t 163

©utc", ober: ,/©as 3i)x 9rlaturgefct3e nennt, finb bie göttlichen ©efet5e,

finb bes 6 d)öpfers ffiille" — wobei gar fein Unterfchieb 3wifd)cn ben eigentlichen SJlaturgefefcen, ausnahmslos geltenben Seinsgcjcken unb ben — fo melfacb nicht mwirflichten — moralifchen ©efe^en, b. b- 9? 0 r m gefeßen, ©ollcnsgefeften gemacht wirb!

6 0 finben wir benn auch inr Sthifchen, obwohl wir siel t>on bcn f 0 n =

t r e t e n 33orfd)riften 2Ibbrufd)ins billigen fönnen, bod) rccht 2lnfed)t=

bares, fobalb wir 3U ben abftraft=prin3ipicllcn 2luffafjungen uns wenben.

©as gilt insbefonbere auch für feine Sehre t>on ber Urfünbe, bem eigentlichen Quell alles l25öfen. ©tefen erblicft nämlich 2lbbrufd)in in bem — 5 5 e r f t a n b e !

,,2ßelch’ tiefer 6 inn liegt in ber biblifchen Stählung t>on bem 9lafd)en oon bem 23aume ber Erfenntnis! 2Bie bas 3Betb, burd) bie 6 d)lange

ba^u angeregt, bem SDtannc ben Slpfel reicht!. . . ©ies war bas 6 id)=

bewufetwerben bes Sßeibes ihrer 9ici3c bem SOianne gegenüber unb bas g e w 0 111 e 35 e n ü e n besfelben. ©as 9iafd)cn unb Sffen bes SSJtannes aber war beffen ^Reagieren barauf mit bem erwachenben

©ränge, bie Slufmerffamfcit bes 2öeibes nur auf fich 3« lenfen, inbem er begann, fid) burd) Slnfammeln oon Sd)ät3cn unb Aneignung oerfd)ie=

bener ‘Jßerte begehrenswert 311 machen. Sam it begann bas ©rofotehen bes 35erftanbes mit feinen 9tebenerfd)cinungen ber ©ewtnnfucht, 2 üge,

Unterbrüdung, bem fid) bie SJtenfchen 3ulet$t völlig unterwarfen unb fo=

mit fich freiwillig 311 6 flat>en ihres 3Berf3cugs machten. 2Rit bem 3kr=

ftanbe aber als f)crrfchcr fetteten fie fid) in unoermeibbarer golge nad) beffen 'Befchaffenheit auch feft an 9taum unb 3 eit, unb verloren bamit bie gäl)igfcit, etwas 3u erfaffen unb 3U erleben, was über 9laum unb Seit erhaben ift, wie alles ©eiftige, geinftoffliche. S a s war bie t>ollftän=

bige A b t r e n n u n g t>on bem eigentlichen ^arabiefe."

©ie an 3ahl immer mehr 3unehmenben SUlaterialiften lachten über bie 3bealiften, bie noch etwas oon jener feinftofflichen ‘Jßelt ahnten, jd)altcn

fie Sräumer, Darren, 35etrüger.

Nunmehr aber ftehen wir bid)t t>or ber 6 tunbe, wo ber nächfte 2lb=

jehnitt in ber Schöpfung fommt, ber bie ©eburt ber „burd)geiftigten

^ollmenfchcn" bringt. —

©er Slampf gegen bcn ,/ßerftanb" unb beffen überfchäfoung, bcn fog.

„Ontelleftualismus", ift ja fchon einige 3 eit SKobc. §)ier wirb btefer Äampf fosufagen 3um eigentlichen 3nhalt ber SDtenfchheitsentwidlung gemacht, ©enn bic einfeitige pflege bes 33erftanbes gilt hier als „bic grofee Sünbc wtber ben ©eift", als ber „eigentliche Sünbenfall", ber bann 3ur „ßrbfünbe" würbe.

©a in ber heute üblichen 35efämpfung bes ‘Serftanbcs auch t>iel be=

griffliche Unflarheit mit unterläuft, mufe 3unäd)ft feftgeftellt werben, was

(14)

164 3) i e n e u e © r a l s b o t j d> a f t

benn eigentlich 2lbbrujd)in unter bem „Verftanb" r>erftet>t unb welcher

©ünbe er ihn aeiht.

ß r erflärt: „S e r 53 e r ft a n b ift an 9iaum unb gebunben, wie alles 3rbtfche, bemnach nur ein ^robuft bes ©ehirns (eine matcriali=

ftifche, unhaltbare mctaphpfifchc 23ehauptung!), bas 3um grobftofflichen Körper gehört. . . (£r ift t>ollfommen erbgebunben."

„S ie ß m p f i n b u n g aber ift raum= unb 3citlos, fommt beshalb aus bem ©eiftigen."

®er SDZenfd) war geschaffen als „(Empfinbungsmenfd)". ©ein ©ünben=

fall beftanb barin, bafe er ben Verftanb, ber nur fein 2Bcrf3eug für bie grobftoffliche 2Bclt fein follte, 3U feinem f)errn machte. ® as führt baju, baft rein matcrialiftifd)e, alfo erbgebunbene, tiefftehenbe ©ebanfen ihn 3U

ßrwcrb= unb ©ewinnfucht, 3u 2 ügc, 9taub unb Unterbrüdung führten.

50tan erfennt leicht, ber „Verftanb" ift hier nicht nur gefafet als ein t h e o r e t i f e b e s Vermögen 3ur Srfcnntnis bes ©eienben (unb 3War ber grob=firtnlichen 2Bir!lid)feit), fonbern 3ugleich als ein p r a f = t i f d) e s Vermögen, ein SBcrtfinn, ber aber nur Verftänbnis b ai für

bie materiellen ©üter, unb ba3U völlig egoiftifd) eingeftellt ift.

„ßmpfinbung" aber heifet bas (theoretifche unb praftifche) Organ für bas .geinftoffliche* unb ,©eiftige‘ unb bamit auch für bie geiftigen, übcr=

felbftifchen unb überinbimbuellen *JBerte.

Ss 3eigt fid) in biefem pfpchologifcben Sprachgebrauch berfelbe SKangel an Unterfd)eibung für bas ©eienbe unb bie Sßerte, roie mir ihn oben (©. 162) bereits hcroorgehoben haben.

® a bas ©eiftige unb geinftoffliche — ein ©einsbeftanb — 3ugleich

als h*>h*r pofitioer SBert, bas ©robftoffliche 3ugleid) als nieberer Viert ober völlig als Unwert gefafet wirb, fo tt>irb jenem erften ‘Bereich als aufnehmenbes Organ bie „Gmpfinbung" 3ugeorbnet, bem 3Weitcn ber Vcrftanb.

9Zun ift aber bie „Unterfcheibung" 3toifd)en ©ein unb VBert auf ber ob=

jeft:r>en ©eite unb theoretifch unb praftifchen Verhalten auf ber fubjef»

tioen fo bebeutfam, bafe fich wohl ein anberer Sprachgebrauch empfiehlt, ber — foroeit ich fehe — auch in befferem (Sinflang mit bem SBiffen- fchaftlichen fteht.

31 ach biefem ift bas Organ für bie Erfenntnis bes ©eienben, gleid)=

gültig, ob es ftofflich ober geiftig ift, als „Vcrftanb" (populär: Kopf), bas Organ für bas gühlen1) t>on Vierten (pofitfoen tt>ie negativen,

*) 3n ber popu!är-pfpcf)ologi[cf)en 6pracbc, ber fid) % bier anfdjliefet, nennt man bas „Süblen" t>on 5Berten aud) „(Empfinben". 3cbocb bat fid) ber (Sprachgebrauch ber tt>ifienjd)aftlicben ^focbologie [o geftaltet, bafe „(Empfinben" bas ^tufnebmen ein*

faebfter 6inneseinbrüde roie rot, grün, falt, roarm ufto. bebeutet. 33gl. meine „^[pcbo- iogie", ßeipaig, deiner. 4. Auflage. 6 . 69 ff.

(15)

33 o m g e i f t i g e n 3 B e r b e nm 165

hohen wie nieberen) als „©efühl", „SBertfinn" (populär: §>cr3) 3U bc=

3eichnen.

©er prafttfrf>e SQtaterialismus — ben wir genau fo wie 21bbrufd)in belämpfen — beruht bann nid)t auf einem Überftarfwerben bcs 5Ser=

ftanbes, fonbern auf einer 23erberbnis bes f)er3ens.

9Ran meine nun nid)t, bas fomme ja auf basfelbe heraus, unb es fei bocf) im ©runbe gleichgültig, welchem 6 prad)gebraud) man folge. 3cben=

falls lommt es mir nicht fowohl auf bie 33e3cichnungcn an, als vielmehr auf bie f a ch l i ch fo bebeutfame Untcrfcbcibung von 6 ein unb 2ßert, unb bemnach auch unferer Organe für biefe beiben Sphären.

©aburch, baß 2lbbrufd)tn im 5Serftanb bas Organ fieht, bas nur auf bie materielle SBirllichfeit unb bic materiellen ‘JBertc eingeengt ift, wcr=

ben ihm auch bie geiftungen bcs 25erftanbes, bic in 2ßiffcnfd)aft unb STechnif vorliegen, entwertet, ©aber harte Urteile über beibe als „erb=

gebunben, niebrigftchenb, hohl unb tot."

3n SBirflichfcit ift gegen beibe wie gegen ben 33crftanb, ber fie er=

3eugt, gar nichts ein3uwenben. ©as ßntfeheibenbe ift, in ben ©ienft welcher 2Bertc unb Siele fie gcftellt werben, ©arüber entfeheibetaber nicht ber 23erftanb, fonbern ber 2ßertfinn. ©er „ ‘öerftanb" als folcher f a n n gar nicht bie f>errfcf)aft an fich reifeen, weil wir immer von irgenb=

welchen 2ßertfd)äftungen, höheren ober nieberen, unegoiftifchen ober egoiftifchen beherrfcht finb. ©iefe aber wuseln nicht im Äopf, fonbern im fersen.

3 3 o m g e if ü g e n 2 8 e r 5 c n 55on ^ a u l a 50leHer-^)l<ife

©ie S?ulturgefd)id)te ber 2ETtenfd>hcit läfet fich unter ben e i n e n grofeen

©ebanfen bringen: bafe ber SDlenfd) verfudht, bie Ratur um3uwanbeln.

3mmer ftanb ber SKenfcf) oor einem ©egebenen, unb immer war er fo weit $ier, als er bas ©egebene ftumpf hinnahm, unb fo weit SDtenfd), als er veränbern wollte. 2ln feinen 53eränberungen, an biefer wunber=

vollen Slette fleinfter ©lieber taftet ber Urmenfd) herauf, unb führt fid) ber SDtenfd) ber ©egenwart weiter 3U einem 2Befen ber 3 ufunft, an bas er glaubt. 3a, biefer ©laube unb biefe gähigfeit umsuwanbcln, ift in ihrem höchften Slusmafe bas, was wir als „©enie" be3eichnen. ©er SBilbe fd)uf feine (Streitaxt aus bem gleichen Triebe, ber heute bie Rächte bes Erfinbers fchlaflos macht. Rieht Rotlage unb Rü^lichfeit, nicht Sh^9ei3 wirft hier im tiefften ©runbe, fonbern ber Prometheus*

funfe bes W illens, ber einfach organifieren mufo unb ber bie Ratur

3wingt, fo 3U wollen, wie er will.

3n unferer mobernen 2 e d) n i f unb SBirtfchaft ift biefer 2Bille am

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