• Nie Znaleziono Wyników

Aus der Heimat, 1932, Juni, Nr. 2

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Aus der Heimat, 1932, Juni, Nr. 2"

Copied!
16
0
0

Pełen tekst

(1)

QIM

fotHMfMueifr, 2. g&w^WwwwMW, 20. 1932

Slatfibritcf ber Otiftinol-SUiffätje oerboten.

21 mb bet Scanjofenjcit.

1922 1932 .

Set 19. unb 20. 3uni finb roidjtige Sage in bet ©efdjidjte Jlreugburgs unb Oberfdjlefiens. ©m 19. 3uni 1922 gog bie 3nteralliierte itommiffton bio flaggen ber Entente ein, unb mäljrenb in Slreugburg bie alte, fjeilige fdjmarg.

weife ©reufjenfafjne gegißt würbe, entfalteten bie SjSolen in ber bcutfdjen Stabt ilattomitj il)t ©anner. ©m 20. 3uni gegen in Slteugburg beutfdje, in Rattoroitj polnifcfje Sruppen ein. ©Säljrenb mir nacfj foft 2vhjähriger ©e=

latjungsgeit eitblidj toieber tperr im eigenen fianbe mürben, rifj ber Sdjanb=

fprudj oon (Senf Saufenbe beutfdjer ©rüber oom beittfdjen ©aterlanbe los unb lieferte fie polnifdjer ©SiHfürfjerrfdjaft aus.

©Is bie Teilung Oberfdjlefiens betannt mürbe, fanbte ber beutfdje ©us=

fdjufj folgendes Selegramm an bas ©üro bes ©ölferbunbes in (Senf:

„Wit tiefer Stauer unb ungeheurer (Empörung fjat bie getarnte

©euölterung bes rein beutfd)en Greifes ^reugburg oon ber (EntfdjeU bung über bas Gdjidfal Oberfdjlefiens Kenntnis genommen.

Sen burdj bie ©bftimmung flar ausgefprodjenen ©Sillen ber

©eoölferung fjat bie (Entente in feiner ©Seife berüdfitätigt. Saufenbe nuferer oberfdjlefifdjen ©olfsgenoffen werben polnifdjer Unfultur,

©Siftfür unb ^nedjtfdjaft überantwortet. Saufenbe werben, wie bas

©eifpiel in ©Seftpreufjen unb Sßofen beweift, oon tßaus, £>of unb tpeimat oertrieben werben. Sie wirtfdjaftlidje (Einheit bes 3nbuftriegebietes wirb gerriffen unb bamit bie ©lüte bes Banbes gerftört. Sie ben %SoIen ausgelieferte 3nbuftrie wirb ber ©Sirtfdjaft biefes Banbes nidjt auf=

helfen, ihr ©erluft bringt aber bie beutfdfje ©Sirtfdjaft an ben ©anb bes gufammenbrudjs.

©egen biefe unerhörte ©ergewaltigung erheben mir oor aller

©Seit lauten unb feierlichen ißroteft. Seutfdjlanb Ijot an bie ©eredjtig=

feit bes ©ölferbunbes geglaubt; biefer ©laube ift für immer gerftört.

©Sir finb ber feften Uebergeugung, bafj biefe ©eugung bes ©edjts, biefe Wifjadjtung bes ftaren ©Sillens ber ©eoölferung, biefes ©erfdjachern oon ßanb unb Beuten ftdj an ber (Entente unb an gang (Europa rädjen wirb.

Ser Seutfdje ©usfdjufj für ben Hreis ßreugburg OS.

unb bas ©amslauer ©bftimmungsgebiet.

Sr. ß. Weng, ©orfitjenber,"

(2)

$Bas roir Seutfdje batnals norausfagten, ift eimjetroffen. Sie 9Buitbe, Die bent Seutfd)tutn gefdflagen ift, brennt fjeftig rote ant erften Sag unb roirb erft tjeilen, roenn biefes Unrecf)t roieber gutgemadft ift. Sie ©eltgefdjidjte ftelft nicfyt ft iii. Ser Sag roirb fommen, roo roir uns roieber eines ftarfen, ftoijett Seutfdjen iReictjes roerben freuen tönnen. Sis bat)in:

„Seutfd)lanb, Seutfcfjlanb über alles llnb im Ungtüä nun erft recfjt!"

Der „feierliche“ (Empfang ber 3tan)ofen.

Son SBürgermeifter 9t e d) e.

2lm Wittmod), ben 4. gebruar 1920 batten bie lebten beutfd)en 2rup= » pen unter ©eneral 2 e q u i s Rreugburg oerlaffen, unb am Slbenb biefes Sages bie Rreugburger beim „Seutfcßen 9lbenb" im Hongerthaufe ihrer Sreue gum Saterlanbe unb ihrer (Entfchloffenßeit gum Surchhalten bts }um lebten übermältigenben 2lusbrud gegeben. 9tun mürbe es füll im Stäbtcfjen. Ohne furcht, bod) mit geroiffer Spannung fah man bem (Einzüge bes geinbes ent*

gegen. Wenn er aud) nid)t als Sieger unb (Eroberer unfer 2anb betrat, fonbern, roie es amtlich hie6/ »als Sreuljänber bes 93ölferbunbes", fo ließen bod) bie 9Rad)rid)ten über bas Auftreten ber Jrangofen am 9tl)dn aud) für uns nidjts ©utes ermatten, ^ebenfalls maren roir uns barüber flar, baß roir fcßroeren geilen entgegengingen.

©ang Hreugburg roartete, bod) bie Jeinbe tarnen noch nid)t; „militä-- rifdje ißünftlichfeit" fd)ien nicht ihre ftarfe Seite gu fein! Sa immer roieber

©eriidjte oon geplanten polnifdjen Ueberfällen umliefen, halten roir bie etroa 80 bis 90 Wann ftarfe „93ürgerroel)r", bie insbefonbere ben näcfjtlidjen Wadjtbienft oerfah, nod) unter ben Waffen. (Es ftellte fid) fpäter heraus, baß bies ein fyeßler roar. (Denn nun fielen biefe ©eroefjre in bie tpanb ber gran*

gofen, bie fie natürlich gu gelegener geit ben fßolen in bie ipänbe fpielten.

Wie haben uns biefe Waffen bann beim ^Beginn bes Slufftanbes gefehlt!

gr eitag, ber 6. gebruar brach an; nun füllten bie geinbe roirflid) fominen. Sa bie Hreugburger feine Steigung hatten, biefe „33e=

freier" — roie fie beftimmt ermattet hatten — feftlicf) gu empfangen, hatten bie Sßolen eine fleine Schar polnifd) ©efinnter aus ber Umgegenb gufammen*

getrommelt, um an ber 58af)n einen „begeifterten" (Empfang bes „bantbaren polnifdjen Golfes" gu fteHen. Sa bie grangofen aber einige Stunben fpäter eintrafen, hatten fith bis bahin bie 2eute roieber oollfommen oerlaufen, fo*

baß tatfäd)lid) n i e m a n b bie „^Befreier" ermattete als bie h'ei8u amtlich beftimmten Sßerfönlitihfeiten. Sie Oppelner Regierung hatte angeorbnet, baß bie iBefaßungstruppen an ber ©aßn „oom 2anbrat ober ©ürgermeifter ober beten Sßertreter" begrüßt roerben füllten. Sa roeber ber 2anbrat nod) id) Steigung hatten, ben 2euten biefe (Eßre gu erroeifen, roaren in meiner 93er*

tretung bie Herren Stabtrat S f a l e ß unb Stabtbaurat § e n t f d) f e (ber für bie (Einquartierung gu forgen hatte) beim (Empfang anroefenb, außerbem nur noch ber iBahnhofsoorfteher. Sie grangofen füllen lehr erftaunte ©e--

(3)

liebtet gemacht ßaben, als fie fid) in einer fold) „ßerglußen" 5Beife non einet Seoölferung begrüßt faßen, oon ber man ißnen gejagt batte, baß fie bie Se=

faßung „als Sefreier oon unerträglicher preußifeßer gierrjdßaft" mit offenen 91rmen aufneßmen mürbe. 3ßre (Enttaufcßung, ja (Empörung über einen folbßen (Empfang roar ben Herren beutlicß angumerfen, als fie — meiner aiiv roeifung gemäß — gu mir auf’s Satßaus gefaßten mürben. 3roei Offiziere traten bei mir ein, unb, oßne ben angebotenen anguneßmen ober fid) oorgufteHen, fprangen fie mir mit ber erregten forage in’s ©efießt: „giert Sürgermeifter, warum roaren Sie nießt an ber 33aßn?" — 3d) erroiberte in aller Süße, baß id) bas nidßt für erforberlid) gehalten unb fogar über meine ainroeifung ßinaus geßanbelt ßätte, inbem id) nid)t nur, roie oorgefeßen — einen, fonbern fogar groei Vertreter an bie 93aßn gefdßicft ßätte. (Ein roenig aus ber Raffung gebraeßt, berußigten fie fid) feßließließ unb naßmen nießt" nur %Maß, fonbern fteHten fieß fogar oor: Ser Weitere: Oberftleutnant S u p u i s — gu beutfeß, roie er felbft fagte: „non Srunn" — unb (Eapitain be Setmont. (Elfterer roar ber uns gubiftierte „Hreisfontrolleur", alfo ber tätfädßlicße üüadßtßaber im Greife ^reugburg, leßterer feine „redßte gianb"

(fpäter, in ber Sßutfcßgeit, felbft „ßreisfontrolleur"). g>etr Supuis, ber ben (Einbrucf eines eßrlicßen, alten giaubegens maeßte — er foH in ben Kolonien gefoeßten ßaben —, erflärte gunäcßft: ,,3d) oerfteße beutfd), aber icß fpredje es nidßt", root auf icß tßm erflärte: „3<ß oerfteße frangöfifeß, aber icß fpred)C es nidßt". Unb fo fpielten fid) tatfädßlicß unfere ißerßanblungen ftets fo ab, baß er frangöftfeß, unb icß beutfd) fpraeß. 9Bo einem oon uns etwas unflat blieb, ßalf giert be Vermont aus, ber — lange 3ußre in beutfeßer ©efangetv feßaft geroefen roar unb fließenb beutfeß fpraeß. giert Supuis erflärte mir noeß offen unb eßrlidß: „Sie fönnen fid) ja benfen, auf roeffen Seite unfere Spmpatßien finb, aber icß roerbe mieß bemüßen, mein aimt g e r e dß t gu oer=

malten." Sr ßat — bas muß anerfannt werben — biefes 2Bort aucß maßt gemaeßt, foroeit bas überßaupt einem ^rangofen in feiner Cage mögließ roar.

Son feinen Sacßfolgern, insbefonbere betn $Rajor Äiißnmüncß unb gierrn be Sermont, ber — gum rülafor beförbert — ber „Srcisfontroöeur" im brit=

ten rßolenaufftanb roar, fann man bas leibet nießt beßaupten. Siefe beiben ßaben bie Solen begünftigt, roo fte nur irgeitb fonnten.

Ser fiißle (Empfang ßätte bie gierten fyrongofen etwas ernücßtert unb feine ©irfung nidßt oerfeßlt. Sie merften halb, baß fie fid) inmitten einer ißnen bureßaus f e i n b l i dß gefinnten Seoölferung befanben, unb baß — in ißrem eigenften 3ntereffe — in oielen Singen gurücfßaltung geboten roarl

aim näcßftcn Sage famen bie beiben gierten in großer Uniform gu mir unb maeßten mir in aller Q-'orm ißren aintrittsbefudß; fie mußten, was fid) fd)icfte. $err be Vermont blieb gleicß ftunbenlang bei mir unb ließ fid) oon mir — foroeit icß es für nötig ßieltl — in bie „©eßeimniffe" ber beutfeßen Serroaltung einroeißeit. Sein ßödjftes ßrftaunen erregte es, als icß ißm barlegte, baß mir Seutfeßen audß feßon unter ber früßeren monareßijeßen Staatsform eine im guten Sinne bemofratifd)e unb oiel freißeitlicßere Stäbte=

oerfaffung geßabt ßätten, als fie in ißrer frangöfifeßen Sepublif. Sie gierten gaben fieß {ebenfalls roirflidß 2Rüße, fieß bie notroenbigften ^enntniffe ber Serfaffung unb Serroaltung bes Canbes angueignen, bas fie regieren feilten.

So begann in Hreugburg bie ßeit ber feinblidßen Sefeßitng, bie etwa groei unb einßalb 3aßre bauern follte. Siefe „aiera ber ffreißeit unb ©eredß«

(4)

tigfeit", bie untere „45el)ertfd)er", mie fie prahlten, bem „armen gefned)teten obetfd)Iefifd)en Ńolfe" bringen roollten, brad)te ben Seutfdjen Unfreiheit unb Itngeredjtigfeit, ben 33ef)örben (bie oielfad) — mie ber ßanbrat o. SBacren»

fprung, ausgeroiefen routben) gahUofe Unannefymlidjfeiten unb ÜBiberroärtig»

feiten, ber SBenölferung im allgemeinen gurüdfettung unb 6d)ifanen aller 2m unb fd)Iie§Iid), mie befannt, bie furchtbare Not ber non ben Srangofen offen unb betmliä) begünftigten unb geförberten bret Sfßolenputfdje mit ihren fchroeren Kämpfen unb Neriuften an 93]enfd)en unb ©iitern.

3Bir Streugburger finb ft 0 l g auf biefe geit. §at fie uns bod) (Belegen»

heit gegeben, unfer Seutfchtum, bas mir fo oft mit ben Sippen befannten, burd) bie S a t gu erroeifen.

Die (Srünbung

ber „äreuiburger 3tact)rid)fen“.

Non 5) r. $. 9Jł e n g.

Ser (Sntrourf bes ffriebensoertrages oom 7. 3Jtni 1919 fal) bie 2Ibtre=

tung oon gang Dberfqjlefien an bie Nepubtif ißolen oor. Ungeheure (Empörung ergriff bie Neoölf'erung unferes Greifes. 91m 11. Ntai mürben im gangen Greife iOlaffenproteftfunbgebungen oeranftaltet. an benen ftd) bie Nenölferung ohne Unterfchieb bes Staubes, ber Sßartei unb bes ©Iaubensbefenntniffes beteiligte.

(Einmütig mürbe auf ©runb ber 14 fünfte NMlfons bas Selbftbeftimmungs»

recht für Oberfdjlefien geforbert. Siefer machtnollen SBiHensfunbgebung ber Beoölferung magte fid) bie (Entente bod) nicht gu roiberfehen. Oberfchlefier mürbe bie Bolfsatftimmung gugebiUigt.

Sie Sßolen festen fofort mit intenfiofter Sßropaganba ein. 9Bir Seut»

fchen befanben uns in ber 2tbroef)rftellung; aber es galt auf ber £>ut gu fein, benn bie polnifdfe Agitation arbeitete nicfjt ungefd)idt.

3n Hrcugburg muffte gunächft bie eingige am Ort erfefjeinenbe geitung in fidjere £>anb gebracht roerben. Sie „ffreie Bereinigung gum Schuhe Ober»

fd)Iefiens" pachtete bem bamaligen Befitger ber geitung, ffrang Shi^tmann, in beffen gomilie bie geitung fief) feit bem 1. Januar 1860 befanb, bie Nebaftion ab unb betraute mid) mit ber Sd)riftteitung. Später löfte bie ffreie Berei»

nigung eine anbvre Stelle ab. Shietmann ging es bamals roirtfd)aftlid) nicht befonbers gut. 9J}ef)tmaIs taud)te bas (Beriecht auf, er motte feine geitung oer=

taufen. 2tts ich bas erfte Ntal baoon hörte, — es mar im Nooember 1919 — machte id) ihn auf bie ©erücfjte aufmerffam unb erflärte ihm, baft id) ihm einen gahtungsfähigeit Käufer befolgen mürbe. (Er nannte bamals als Kaufpreis bie Summe oon 550 000,—Ji, erflärte aber, baft er oorläufig nicht baran benfe, bas (Erbe feiner Bätet gu oerfaufen. Sie ©erüd)te tarnen aber nicht gum Sdhroeigen. ©egen (Enbe Segember oerhanbelte id) erneut mit Shietmann unb bot ihm an, baft mir ihn unter beftimmten gufidjerungen begüglid) ber potr»

tifd)en Gattung ber geitung oon beutfd)er Seite aus fanieren roollten. St)iet»

mann erflärte bamals, baß er feine Berfaufsabfichten habe, (Sr habe feinen Soljn ins ©efd)äft genommen unb biefer folie fein Nachfolger merben. (Er

(5)

bäd)te nid)t baron, ben väterlichen 33eft^ aus ber ßanb gu geben, 3d) bat ba=

mals Ghtelmann, mir, roenn er bod) oer£aufen wollte, Mitteilung gu madjcn, ba bas Seutfdjtum an ber ßeitung naturgemäß bas größte 3ntereffe habe.

Wie fid) nachträglich ßerausftellte, ftanb Sßielmamt troß feiner gegentei=

Itgen ^Behauptungen bereits in IBerfaufsoerßanblungen. ^Bereits am 1. ge«

bruar 1920 ging bas gange Unternehmen in bie §änbe eines gewiffen 91. 9t o t«

ßeim in ©tod'holm über. SUjtelmartn verließ angeblich gu einer ©efd)äftsreife Hreugburg unb ift nicht mel)r gurüdgetehrt. 9Jtir hat er oon bem 93er£auf nie«

mais etmas mitgeteilt.

91m G. gebruar 1920 gogen bie frangöfifd)en Gruppen in hreugburg ein, unb bie 3nteraöiierte Hommiffion übernahm bie IBerroaltung bes Hreifes.

©leid)geitig erfdjieneu brei Ißolen, barunter Ißan ißampud), in ber Hreugbur«

ger geitung, unb Hurt Gl)ietmann erflärte mir, baß fein 93ater bas ©efd)öft oertauft habe, unb [teilte mir bie neuen 93efißer aor. 3d) machte barauf auf«

merffam, baß mir vertragsmäßig bie Stebaftion ber geitung guftänbe unb mir ber Vertrag bisher nicht gefünbigt wäre. Sie poInifd)en Herren fdjlugen mir ocr, unter ißter Leitung weiter für bie geitung gu arbeiten, was id) natürlich mit ©ntritftung ablehnte. Sie 9lufred)terßaltung meines Vertrages etwa ge«

ridjtlid) burd)gufeßen, war ausßd)tsIos. 3d) mußte bas gelb räumen.

Stach biefer Unterrebung mit ben po!nifd)en StebaHeuren begab id) mid) in bie Seßerei, um mich von ben ©eßern unb Srudern gu oerabfd)ieben. Sas gefamte ißerfonal war bereits in ber großen ipanbfeßerei Bereinigt. 9lufgeregt fragte man mid), was nun werben folie. 3d) teilte bem Ißerfonal bie Gatfadße, baß bie geitung polnifd) geworben fei, mit, worauf mir alle erklärten, baß fie bie 9lrbeit fofort nieberlegen wollen. Wir war fofort Har, baß wir mit mög«

lidjfter ©ile eine neue geitung grünben unb bogu eine SrucEerei fcßaffen müß«

ten. Sas tjierfonal, mit bem id) eingearbeitet mar, mußte erhalten bleiben.

3d) riet baher Srudern unb Seßern, bie 9lrbeit nicht nieber gu legen, fie foil«

ten ruhig weiter arbeiten, id) mürbe fie in türgefter geit rufen. Sas gefamte Sßerfonal ging auf meinen 9Śorfd)lag ein.

9tod) an bemfelben Gage machte id) bem Sanbrat, <perrn oon 93aereit«

fprung, unb bem IBürgermeifter 9ted)e oon ber Sage Witteilung unb bat um ihre Unterftüßung bei ber Steugrünbung ber geitung. gerner wankte id) mid) an ben 6d)Iefifd)en 9tusfchuß in 93reslau, beffen SBorfißenber bamals ber jeßige Dberpräfibent oon Oberfdjlefien Sr. Üutafdjet mar. Ueberaü mürbe bie Stot«

menbig£eit ber Schaffung einer neuen bcutfd)en geitung anertannt unb Unter«

ftüßung gugefngt.

gttnäd)fi mußte für bas neue Unternehmen ©elb befdjafft werben. 3d) arbeitete einen Hoftenooranfd)Iag aus, unb Canbrat oon Baerenfprung lub gu«

nädjft bie länblidhen 93efißer bes Streifes gu einer 33erfammlung in bas Spotei

„gürft 93ismard" ein. 91 m nädjften Gage folgte eine gufammentunft von $er«

ren aus ber ©labt. 3n beiben ißerfammlungen würbe einftimmig bie ©rün«

bung einer neuen geitung befdjloffen unb eine Summe oon runb 180 000 Ji gegeichnet. Weitere Unterftüßung fagte ber ©d)Ießfcße 9lusfd)uß gu. 3# galt es fieberhaft gu arbeiten, beim ©ile war geboten. ^Bereits am 27. gebntat 1920 gingen bie erften gegeicßneten ^Beträge ein. 3n Hreugburg mürbe ber 2a=

ben bes gieifd)ermeifters 2efd)e£, Sting Sir. 29, gemietet, um bort bie ©efdjäfts«

fteüe ber neuen geitung unb eine beutfdje 93ud)= unb Ißapierhanblung eingu«

(6)

ridjten. Ser Budjßänbler Kinblet, ber bis baßin bie Shielmannfcße Bud)=

ßanblung geleitet hatte, würbe nad) öeipgig gefdßidt, um bie notwendigen ©in=

laufe für bie neue Budjßanblung gu tätigen. 3n ißitfdjen war ber Befißer ber bortigen Sruderei Wegeßaupt geftorben. Sie Sruderei würbe oon feinem Sd)wager ocrroaltet unb ftanb gum Sßertauf. Hurg entfcßloffen taufte id) am Vormittag bes 8. Wärg bie Sßitfcßener Sruderei, urn bort bas Streisblatt, beffen Srud bas beutfd)» Unternehmen übernehmen füllte, unb 91fgibengen gu brudem Bei biefeit gangen Berßanblungen f)at fid) aufs regfte Sr. Sudermann, bet bamalb bie Staatsbomäne in ©djmarbt gepadjtet hatte, beteiligt. Um eine täglich erfdjeinenbe geitung ßerausgugeben, war bie ‘Pitjcßener Sruderei gu Hein. 21m 8. SCRärg fanb nachmittags im ©aale bes Bereinsßaufes bie ©rün=

bungsoerfammlung ber neuen geitung ftatt. gahlreid) waren Herren unb Sa=

men aus ©tabt unb 2anb erfcßtenen. Sie Seitung tag in ben £>änben bes 2llterspräfibenten, bes bamals bereits über 80jährigen iperrn oon Sorbon, 3or-- banhof. ©s war eine ßrenbe, mit welcher jugenblidjen Begeiferung ber wür=

bige alte $err bie immerhin etwas aufgeregte Berfammlung leitete. 2lls 9to=

tar beurfunbete 3uftigrat 9lnbreas ben C5efellfdjaftsoertrag ber Slreugburger ülacßricßten ©efellfdjaft mit befcßräntter tpaftung. ©s würbe ber 2lufficßtsrat gewählt unb gwei C&e[d)äftsfü^rer, 3äßner unb id), unb ein Sßrofurift, Hinbier, beftellt. 9hm hatten wir wenigstens eine rechtsgültige gwrm unb tonnten wei--

ter arbeiten.

Bor altem galt es ja aber, eine neue Sagesgeitung ßecausgugcbett, unb bagu fehlte uns gunäd)ft bie Sruderei. Wir waren besßalb gegmungen, mit bem Berlag Stirfd) & Wüller in Beutßen einen Vertrag abgufcßließen, monad) unfere „Strengburger 9lad)rid)ten" als innere 'Beilage ber „Oftbeutfcßen Wcr=

genpoft" erfd)ienen. Sie bamals täglid) erfeßeinenbe „Slreugburger geitung"

foftete monatlid) 2 Wart, währenb bie „Oftbeutfcße Worgenpoft" bamals be-- reits 4 Wart Begugsgebühr forberte. Wir burften mit unferen „Streugburger 9tacßrid)ten" eiitfdfießlicß „Oftbeutfd)er Worgenpoft" nicht teurer fein, als bie

„Rreugburger geitung", unb fo mußten mir wohl ober übel ben Sifferengbetrag gmifd)en Begugspreis ber „Slreugburger geitung" unb „Oftbeutfcßer Worgen=

poft" auf eigene 9recßnung übernehmen. Stoß biefer erheblichen Weßrbelaftung mußte aber bie beutfeße geitung ßerausgebraeßt werben. Unb es gelang. Sie erfte 9iummer tonnte bereits am 15. Wärg erfd)einen. Slreugburg hatte alfo roieber eine beutfdßc geitung. Säglid) fußt ein Bote mit bem 6 Ußr=ßuge nad) Beutßen itnb brad)te bie Wannftripte für bie „Rrengburger 9ladjricßten" m bie Sruderei, wartete bort ben Srud ab unb brachte bie fertige geitung bereits um 7 Ußr früh roieber nad) Slreugburg, oon wo fie weiter oerteilt würbe. Sa ja ber Seil bes Streifes 9latnslau, ber ber 9lbftimmung unterworfen war, ber Bermaltung bes Greifes &reugburg unterftellt mürbe, flieg bie Begießergoßl bet neuen geitung halb auf über 5000.

91m 15. Wärg mürbe auch bie Sruderei in 5ßitfd)en übernommen unb nun tonnte idß mein ben Sßielmannfcßen Srudern unb Seßern gegebenes Ber=

fpreeßen einlöfen. Bis auf einen Wafcßinenfeßer ßolte idß bas gefamte Sßerfonal aus ber polnifdjen Sruderei gu ben 9!ad)ticßten nad) tßitfäßen. Sowoßl für unfere Sruderei als auch m ber Bürgerfcßaft mad)te es fid) unangenehm be=

merfbar, baß and) bie Sßielmannfcße Budßbinberei in polntfcßen Rauben war.

Wir mieteten ben Baben bes Storbmacßers 21ulicß gegenüber ber ßefeßetfeßen Steifcßerei (in ben gmölf 2lpofteIn), tauften bie Bucßbinbereimafcßinen ber $ir--

(7)

ma Geeliger, bie bert Betrieb eingeftellt lyatte, gölten ben 2ßolen ben beutfdjcn Bucßbinber roeg unb eröffneten am 1. Bpril eine eigene Budjbinberei.

Bereits am 31. StRärg fdjloffen mir mit bem Btagiftrat Streugburg ben Beitrag ab, monad) er ben Streugburger Bad)rid)ten bie Beröffentlid)ung ber amtlichen Bngeigen übertrug. Sen gleichen Beitrag fdjloffen mir am 27. Bpril mit bem Blagiftrat Stonftabt ab. Bereits am 15. Ćlpril mürbe uns ber Sind bes Streisblattes unb par nad) ber ^orberung ber SnteraCiierten Stommiffion in beutfcfjer unb polnifdjer ©praĄe burd) ben Streisausfdjuß übertragen.

3n Sonftab: beftanb eine Heine Sruderei, bie bie groeimal möd)entlid) erfdjeinenbe „Sonftäbter Leitung" berausgab, unb einem gemiffen SJSauIfc ge=

Ijörte. Sa bas ©erücfjt auftaud)te, baß bie Sßolen um biefe Leitung fjanbelten, tauften bie „Streugburger Badjricfjten" bie Sruderei auf. 91m 1. Blai 1920 mürbe ber Btietsoertrag mit ber §ausbefißerin abgefdjloffen.

Sie „Streugburger Badjricfjten" befaßen nun gmar 2 Heine Srudereien, in 5ßitfd)en unb Stonftabt, beibe reid)ten aber nidjt aus, um eine täglich erfdjet- nenbe geitung gu bruden. gmmer lauter aber mürben bie Silagen über ben fdjledjten Srucf ber „Dftbeutfdjen Blorgenpoft" mit ber inneren Beilage, ben

„fireugburgev Badjricfjten". Bor allen Singen befdjroerte fid) bie ßanbbeoölfe«

rung barüber, baß ber Srucf oiel gu Hein fei. Budj fonft ergaben ftd) burd;

ben Begug ber „Dftbeutfdjen Btorgenpoft" Gcfjmierigfeiten, bie ben Stampf für bas Seutfdjtum erfd)roerten unb behoben roerben mußten. 3mmer bringenbei ergab fid) bie Botroenbigteit, in Streugburg felbft eine Sruderei gu fdjaffen, bie in ber Cage mar, eine Sagesgeitung herguftellen. Bad) oielen Berhanblungen gelang aud) bas. Sas ©ebäube, in bem heute bie ^irma Boroomiefsti ihre Butoreparaturroerfftatt untergebracfjt haH mürbe für bie Unterbringung bet Srudereimafdjinen unb ber Geßeret umgebaut. Bm 1. Btäg 1921, alfo nod]

nor ber Bbftimmung, erfdjiert bie erfte Busgabe ber „Streugburger Bacfjridjten", in eigener Sruderei hcrgeftellt. Sie Badjricfjten erfcfjienen bamals ais 9Jlor=

genblatt, mürben alfo in ber Badjt gebrudt. Sa bie Söhne für ben Badjtbrud aKmählid) gu hoch mürben, mußte bagu übergegangen merben, am Sage gu feßen unb gu bruden, fobaß bie „Streugbitrger Badjridjten" am Badjmittag gut Ausgabe gelangten.

Sie Bud)hanblung am Binge erroies fid) als oiel gu Hein, gumal bet nur ber gaben ohne jebeit Bebenraum gur Beifügung ftanb. Budjbinberei unb Sruderei maren gubem räumlid) getrennt, roas naturgemäß ben Betrieb erfd)roerte. 6s mußte banad} geftrebt roerben, bas gange Unternehmen in einem

©ebäube gu Bereinigen. Sas gelang, als nach bem britten Bolenaufftanb im Btai 1921 bie Bolen einfaljen, baß Streugburg für fie oerloren fei. Sie bauten ihre Srudereimafd)inen aus bem alten Shielmannfcßen ©ebäube aus, fdjaffter fie nad) B°Ien unb fdjloffen auch bie Budjhanblung. 9Bie mir erfuhren, maren bie B°Ien bereit, bas ©runbftüd gu oerfaufen. lieber fanben fich oine große Bngaljl beutfdjer Btänner, bie bas ©elb gttm Bntauf bes alten geitungsgrun^

ftüdes aufbradjteu. Ser oerftorbene Saufmann Bobert Galomon fuhr nad Stattoroiß unb taufte im $oteI ßomniß oort Sorfantt) bas Srudereigrunbftüd Bing Br. 14. Bm 19. Segember 1921 mürbe eine ©efeüfdjaft mit befchränftet Haftung „Budjfjnnblungshcms Streugburg 06." gegrünbet, bie bas ©runbftüd non Galomon übernahm unb oon ba ab oermaltet. 3m 3anuar 1922 fiebelten

(8)

bie „Sreugburger Nadjricßten" in bas (Srunbftüä ber alten beutfdjen geitung über. 9Bir Seutfcßcn ßaben bas gelb beßalten, unb fo muß es autß in gu=

Eunft bleiben.

IHeittc (Erinnerungen

aus ber Befo^ungsjeit Oberfdßiefiens.

Bon N. Bieber man n.

3luf (örunb eines (Entwurfs für bas griebensbittat oom 7. 5. 1919 feilte Oberfdjlefien oßne Boüsabftimmung an 5ßoIen fallen. Ueberwöltigenbe Hunb-- gebungen Anfang Niai 1919 in gang Dberftßlefien, in welchen fid) bie Beoöl=

Eerung gegen biefe broßenbe Bergewaltigung oerwaßrte, ßatten ben (Erfolg, baß Der griebensoertrag oon Berfailles am 28. 6. 1919 beftimmre, baß Dberftßle=

fien über fein ferneres Gißidfal felbft entftßeiben follte. Siefe Bolfsbefragung lag aber bureaus nicf)t im Ginne bes beutelüftenien ißolens unb fo oerfueßte es, oollenbete Satfacßen ju feßaffen, eße noeß bie Gtimme bes Bottes gefproeßen ßatte, inbem es am 19. 8. 1919 einen Nufftanb, ben erften, invertierte. Sem oberftßleftfdjen ©rengfdßuß gelang es aber, biefen im Meinte gu erftiefen. Un=

fere ipeimatftabr ^reugburg blieb baoor gänglicß oerfdjont.

Nacßbem ber beutftße ©rengftßuß, bem Siftat bes griebensoertrages fid) beugenb, Oberfißlefien oerlaffen ßatte, gogen an feine ©teile bie interaL liierten Sruppen ein, roeliße angeblitß für eine unbeeinflußte Bolfsobftimmung Gorge tragen füllten. 2lm 31. i. 1920 tarnen bie erften Befaßungstruppen naiß Oberfdjlefien. Nm 2. 2. 1920 traf bie gnteralliierte Hommiffion in Oppeln ein. Gie oertünbetc großfpurig eine Nera ber greißeit unb (öeredjtigfeit. Bon biefent geitpuntt an feßte aber unerßörter Serror gegen alle, bie beutfeß füßl*

ten unb bies autß geigten, ein. Balb ftellte es fitß ßeraus, baß alle Berfprecßun=

gen oon Neutralität ßoßle Sßfjrafen waren. Sie einfeittge (Stellung geigte fid) befonbers bei ber Nusgabe oon 2Baffenfißeinen. Nn ißolen würben biefe oßne febe Brüfung ber Notwenbigfeit ausgegeben, wäßrenb an beutfdjgefmnte Bür=

ger nur in Den äußerften Notfällen folcße oerabfolgt würben. Sie golge biefer einfeitigen ipanblungswetfe war, baß bie Berfammlungen ber Bereinigten Ber=

bänbe ßeimattreuer Oberftßlefier oft in wilbe Gtßlägereien ausarteten, in benen ber Neooloer eine ausftßlaggebenbe Nolle fpielte.

Sie fdjamlofe Bcgünftigung ber B°len bureß bie grangofen gab ben B°*

len gerabegu einen Nnreig gur (Entfacßung eines gweiten Butfcßas, ber am 20.

8. 1920 losbrod), aber ebenfalls fläglid) gufammenbratß.

Nm 20. äRärg 1921, am Sage ber Nbftimmung, geigte es ft iß, baß alter Serror es nidjt oeitnoißt ßatte, bie beutftße ©efinnung aus ber oberftßleftfdjen Beoölferung ausgurotten. Sas (Ergebnis biefer Nbftimmung war für Bolen ein oernidjtenbes. 709 348 Gtiminen würben für Seutftßlanb unb nur 497 797 Gtimmen für Bolen abgegeben. Natß biefent Bolfsentftßeib ßatte Oberftßle*

[ten ungeteilt bei Seutftßlanb bleiben miiffcn. Sies lag aber nießi im Ginne ber Bolen unb ber 3nteralliierten Hommiffion, insbefonbere lie Nonbs, unb fo oerfutßte man burd) einen neuen, britten Bolenputfiß oollenbete Satfacßen

(9)

gu fdjaffen. Saß ein folget beabsichtigt rourbe, roar ein offenes ©eßeimnis.

Sie Vorbereitungen für biefen rourben nicEjt nur in Oberfd)lefien getroffen, fonbern and) in $oten felbft. Vis geitpuntt für ben Veginn bes Sßutfdjes roar ber 3. 3Nai, ber Nationalfeiertag ber Sjßolen, auserfcßen.

Vis ber groeite Vufftanb bereits im ©ange roar, erfcßien Sonntag, ben 22. 8. 1920, ber 2anbarbeiterfetretär 9Jl ü et e bei mir unb machte uns auf bie befteljenbe ©efaljr aufmerffam. Noch am felben Sage rourbe für abenbs 8 Ul)r im 33aI)nl)ofsI)cteI eine geheime gufammentunft aller Vereins, unb 3nnungs- oorfißenben etnberufen, um bie Stimmung feftftellen gu tonnen, roie fid) bie Ve- oölferung bei einem ©infall burd) %lolen oerhalten roürbe. ©inmütig oertraten alle bie Vnficßt, VMberftanb bis gum Veußerften gu Ieiften. 3n Oerfelben Stacht nod) fuhren 9 Nabfahrer in brei ©ruppen bie Sreisgrengen ab, um feftguftellen, ob alles ruhig ift. Von biefer gal)rt bürften außer ben Veteiligten nur roeoige Vürger Rreugburgs etroas roiffen. Sie fd)liefen rußig, roährenb Ntitgliebfr ber ©eI)eimotganifalion in felbftlofer 28eife machten. Obrooßl biefe Süßung unter allen Umftänben geheim bleiben follte, hatte aud) fperoon bie interalliierte

^ommiffion Kenntnis erlangt. Sen roafjren ©runb biefer gufammenfunft bürfte fie aüerbings nie erfahren haben.

Sie gdge ber broßenben Unruhen roar, baß fid) ber beutfdje Selbftfcßub immer meßr ausbaute, oßne ber ©efaßr gu ad)ten, bie ihm burd) bie inter- alliierte Rommiffion broljte. Vitf Vnregung ber Verbänbe heimattreuer Ober- fdjlefier rourben oon einer gangen Vngai)l oberfdjleftfchec Stabte ^Delegierte nad) Verlin gefanbt, um im Namen ber ©efaintbeoölferung bei ben Vertretern ber interalliierten 9Näcf)te auf bie brohenbe ©efatjr eines brüten Vufftanbes auf­

merffam gu machen. Vud) ber Hreis Hreugburg entfanbte eine fold)e Selega- tion, beftehenb aus: $etrn oo. iorban auf iorbanhof, $errn 2el)rer Sunfel unb mir oon Ärcugburg, foroie jpetrn Vurmann, Ronftabt. Siefe Selegation fuhr Sonntag, ben 1. Ntai, abenbs nad) Verlin. Ser erfte ©ang am Ntontag roar nach bent Vusroärtigen Vmt, roo fie oon perrn oon 2 i e r e s empfangen rourbe. £ert oon 2ieres machte bei biefer Unterrebung bie Ntitteilung, baß ber

©eneralftreif io. Oberfd)Iefien ausgebrodjen fei. Sief er ©cneralftreif roar ber Vnfang bes britten Vufftanbes. |>err oon 2ieres hatte bie Vborbnung umge­

he nb bei ber italieniftijen ©efanblfcßoft foroie bei bem amerifantfd)en Votfdjaf- ter angemelbit. fobaß bereits am Nachmittag bes 2. 3Nai bie ÜBünfdje unb Ve- feßroerben bei biefen Stellen oorgetragen roerben tonnten. Ser amerifanifdje Votfd)after erflärte. baß er nid)t befugt fei, eine ©rtlärung entgegen gu nehmen, roeil ber güiebenscertrag gmifd)en Seutfdßlanb unb Vmerita nod) nicht rati­

fiziert roar. Sie fdjriftlichen Unterlagen nahm er jebod) entgegen. Vm Siens- tag, ben 3. Niai, oormittags, rourbe bie Seputation bei ber englifcßen Votfchaft oorfteUig. £ier traf fie aud) mit einer Selegation aus Natibor gufammen.

Vm felben Sage mittags begegneten mir bem 2eiter bes im ©eheimen gebil- beten 6clbftfd)ußes für Srcugburg, ępetrn 2 e n g, roeläjer nichts abnenb ge- fd)äftlid) in Verlin fid) aufl)ielt. Noch am felben Sage traten $err 2eng unb id) bie £eimreifc an, ba roir aus ben geitungsnaeßrießten erfahren hatten, baß ber Vufftanb nid)t tneßr aufgußalten roar. 3n Vreslau erhielten roir bie erften Nod)rid)ten über ^reugburg, bie äußerft ungünftig lauteten, litten bod) btc

^olen in ber Nacht oom 3. gum 4. 9Nai oerfud)t, bie Vabnftrede groiftben Sreug- bürg unb Hcnftabt gu fprengen, roas aber nur gum Seil gelungen roar. Ser Verlebt tonnte eingleifig aufrecht erhalten roerben. Nod) am felben Sage oor-

(10)

mittags fanb im Sanbratsamt eine Vefpredßung mit ber 3nteraKiierten Korn- miffion ftatt, in meiner es mir gelang, 30 Waffenfdßeine für bie Gifenbaßnet, roeltiße ben Vrüdenfcßuf) gu leiften Ratten, p erhalten. An biefer Vefpredßung nahmen and) ber Vorfißenbe bes Seutfcßen Ausfcßuffes, £>err © r. 9JI e n 5, fo­

rme $err Seng teil. 3n biefer Unterrebung erflärte ber frangöfifcße Kreis- fontrolleur Hauptmann be Vermonb, baß er mit feinen ©ruppen ben Kreis Kreugburg fcßüßen roerbe unb baß, folange bie ©ruppen ßier feien, fein ißole ben Kreis betreten roerbe. Aber fäßon in ber Aadßt rourben bie Ießten frangö­

fifcßen ©nippen nacß Oppeln abfommanbiert, fo baß ber Kreis für o?n Gin- marfd) ber polnifdjen 3nfurgenten frei roar. Vormittags gegen 6 Ußr gab ber Kreisfontrolleur bie Grtlärung ab, baß er nun nicßt meßr in ber Sage fei, ben Kreis gu fcßüßen.

Aadßbem bereits bie frangöfifcße 3nfanterie am 5. Wai 1921 abgerücft roar, folgte biefer am näcßften ©age aud) bie Artillerie, gut gleidßen geit fämpfte aber an ben ©tengen bes Kreifes bereits ber im ©eßeimen organifierte beutfcße Gelbftfcßuß gegen bie V°len* ®utdß Vermittlung bes Oberbaßnßof- oorfteßers A p e 11 ßatte ber Gelbftfcßuß Kreugburg 200 ©eroeßre oon bet ©reu- ßanb-©efellfdßaft in Vreslau erßalten, roelcße in groei 3. Klaffe-Wagen ßier ein­

gingen. ©iefe Waffen rourben am £immelfaßrtstage mittags gegen 11 Ußr am Vaßnßof oerteilt. Gs roar ein erßebenbes Vilb, gitfeßen gu fönneit, roie frd) bie Geminariften, ©pmnafioften, Arbeiter, oßne Unterfcßieb ber Sßartei, gum Gdjuße ißrer £eimatftabt bem Gelbftfcßuß Kreugburg gut Verfügung ftcKten.

©ie erfte Arbeit, roelcße £>err Seng II oornaßm, roar bie Gntroaffnung ber 2lpo. Wie befannt, roar bie Apo mit polnifdßen Glementen burcßfeßt, fo baß ßier erft eine Gäuberung oorgenommen roerben mußte. Sie 2lbftimmungspo- Iigei, roelcße am Vaßnßof untergebradßt roar, ßatte bie Wacße bereits geräumt unb fid) nacß ber Soge, too fid) bie £auptroad)e befanb, begeben. Aunmeßr rücfte Seng II mit feinen Seuten nadß ber Soge, um bort bie Apo gu entwaffnen. Sie polnifdß gefinnten Gelmente flößen burd) bie ^enfter nacß bem Waifenßausgar- ten, rourben aber bis auf oier Wann reftlos feftgenommen. gut gleichen ge it rücfte Vanfbeamter, $err © ß a I ß e i m, mit feiner 2lbteilung in Gtärfe non ebenfalls etroa 60 Wann bie Vaßnßofftraße entlang. An ber Sßoft begegnete er einem ©ransport ber frangöfifcßen Vagage. Als ber Müßtet bes Gelbft- fcßußes anficßtig rourbe, griff er nacß feinem Aetroloer. 3m felben Woment ricßteten aber fämtlicße Seute bie ©eroeßre auf ißn, fo baß er es oorgog, unter Vorßalten ber jpanb, roaßrfcßeinlicß gum Gcßuße gegen beutfcße Kugeln, feinem Gcßimmel bie Gporen gu geben unb mit feinen groei ©efpannen in ber Aicßtung nacß bem Vaßnßof baoongufprengen. Gtroa eine ßalbe Gtunbe fpäter rourbe icß gut $eil- unb Sfßflegeanftalt berufen, roo angeblicß ein ^rangofe oom Wa­

gen gefäßoffen roorben roar. Als icß bort eingetroffen roar, ßatte bereits bie Veoölferung einen ber frangöfifcßen Vagageroagen bis gur öälfte cntlaben.

Kodßfiften, Keffel unb anbere Utenfilien lagen auf ber Gtraße. ©er ©rund ßier- gu roar ber, baß ber Gelbftfcßuß beobaäßtet ßatte, baß ficß auf bem Wagen ein beutfcßes Wafcßinengeroeßr befanb. Um gu oerßinbern, baß beutfcße Waffen feitens ber fVrangofen mitgenommen roerben, roäßrenb fie ßier oom Gelbftfdpß bringenb gebraucht rourben, rourbe bem Kutfdßer bedeutet, fteßen gu bleiben.

2lnftatt bem 2lnruf ^olge gu leiften, oerfudßte biefer fdjleunigft ßinroeggulom- men. Gin Vegleiter, roelcßer ficß auf bem Wagen befanb, pendelte mit bem Sauf bes W.-©. ßin und ßer, fo baß der Gelbftfcßuß annaßm, er beabficßtige gu fcßie-

(11)

ßen. Sie 5oIge bacon roar, ba# ein Selbftfdßußmann einen Sdjuß abgab, mel­

ier ben fyrangofeit in ben Stücfen traf. ©leidjgeitig roar and) jperr Sr. 39t e n g, ber iBorfißenbe bes beutfdjen geßnerausfcßuffes, foroie iperr $rofeffor 2111 i = neg, ber Vertreter Italiens, gerufen roorben, wcldje ebenfalls am Satort ein»

trafen. Um weitere groifißenfälle gu uermeiben, erfudjte mid) iperr Sr. tOieng, ben Silagen nad) bent 93aßnßof gu begleiten. Sa ben grangofen bie ^ferbe be=

reits ausgefpannl unb biefe im ©oangelifdjen Slereinsßaus untergebracßt roaren, mußten fie erfi roieber ßerbeigeßolt werben. SBäßrenb biefer geit ßatten bie beutfdjen Selbftfcßußleute bie beutfĄen Söaffen oon ben frangöfifdjen SBagen abgelaben unb in Sidjerßeit gebracht. 93ei Eintreffen bes Rutfdjers jammerte biefer baumlange ^rangofe nur immer bie SBorte: »Stein, aber mdjt fcßießen."

©s beburfte aller Ueberrebungsfunft, ißn gu oeranlaffen, bie Sßferbe roieber uor ben SBagen gu fpannen. Surdj bie Slrmenßausftraße, 33aßnßofftraße transport tierte id) bann ben SBagen nad) bem Sktßnßof. Stuf bem SBege bortljin traf id) am Stongertßaus ein oerlaffenes Saftauto mit Slagage ber gxangofen, roeldjes oon einem polnifdjen Sipo gefteuert roorben roar, um ben fidj eine große Slolfsmett»

ge gcfdjart ßutte. ©s gelang mir jebodj, ben SBagen unoerfeßrt gum 93aßnßof gu bringen, oljne baß fid) weitere groifcßenfälle ereignet ßätten. Ser gtiljrer ber frangöfifdjen Slrtillerie, £>err Oberleutnant Offe, broßte, falls er nidjt fämtlicße ©cfpanne umgeßenb unoerfeßrt nad) bem Slaßnßof befomme, feßrt gu madjen unb bie ©efd)üße gegen Rreugburg gu rid)ten. Sies oeranlaßte mid), um weitere groifißenfälle gu oermeiben, ben weiteren Slbtransport gu über»

roadjen. gu meiner $ilfe naßrn id) mir einen ^oligeiroadjtmeifter (©gufa), fo baß wir abroecßfclnb immer einen SBagen nad) bem Slaßnßof begleiteten. Sie Sdjmacß. baß bie frangöfifdjen Sruppen unter bem Srßuße eines beutfdjen gioiliften Strcugburg räumen mußten, biirften biefe Herren fo halb nidjt ocrgeffen.

Samit roar bie Siaßn für ben beutfdjen Selbftfdjuß frei,

ftolgenöet Slufruf gur SMIbung einer beutfdjen ^ßoligei würbe er*

taffen:

Sie frangöfifdjen 93efaßungstruppen bes Streifes finb gut Slieberfämp»

fung bes Slufftonbes ins gnbuftriegebiet abtransportiert roorben.

gum Scßuße bes Streifes für bie Sauer ber Slbroefenßeit ber Slefaßungs»

truppen wirb auf 23efeßl ber ^ommiffion bie Slbftivnmungspoligei um 300 bcutfdje iötann oerftarft.

©ingeftellt werben nur ^erfonen, bie gebient ßaben, minbeftens 21 ßaßre alt unb unbeftraft finb. SBer in bie Slbflimmungspoltgei eintreten roili, melbe fid) fofort auf bem SMiro ber ^unbertfdjaft Streugburg „$otel gur Sßoft". 391ili-- tärpapiere, ©eburtsurfunbe unb anbere Slusroeife finb mitgubringen.

Siefe oerftärfte Slbftimmungspoligei übernimmt fortan ben Sdjuß bes Greifes unb forgt für Slufredjterßaltung ber Stuße unb Orbnung. Sie ift ftarf genug, um etwaige Uebetfalle polntfdjer Banben auf ben Slreis abguroeßren.

©ine ©efaßr für ben Streis befteßt besßalb nidjt rneßr. 3d) forbere bie Sleool»

lerung auf, unbebingt fRuße gu beroaßren, eigenmädßtige Staublungen gu untere laffen, insbefonbere fidj in feiner SBeife an ben Beamten unb Solbaten ber 3n»

teralliierten Stommtfjton gu oergreifen unb fidj polntfdß geftnnten Ißerfonen ge»

genüber jeher ©eßaffigfeit gu entßalten.

(12)

Sen 91norbnungen ber ®ei)örben unb ber äRannftihaften ber Slbftim*

mungspol^ei Iff unbebtngt ßolge 3U (elften.

Ser Banbrat.

3. 93.: (Ebbinghaus.

golgenbe 93efanntmad)ung mürbe erlaffen, ais ftd) bie 21njeicE)en bes Bluffianbes am 5. im Greife bemerfbar gemadft fatten.

Sie 9iatfjt ift rutyig oerlaufen. 3m Streife Rreuąburg 06. finb poluifdje Panbon nie gcroefett. Sie oerftärfte 9Ipo jufammen mit ben Einwohnerwehren ift §err ber Bage unb imftanbe, jeben Sanbenangriff abgnmebren. (Sine ©efaßr für Stabt unb Breis Hreugburg befteljt niĄt. 93el)örben unb 5üi)ter arbeiten im oollften Einoernehmen mit bem ipertn Breisfontrolleur.

Sie Sßecölferung roirb baljer nodfmals ermahnt, unbebingt Stube 3u bewahren.

Stur bann fönnen bie führet, bie ihre Städjte opfern, ilfre Aufgaben ooH erfüllen. 93or allem finb

Slnfammlungen 3u oermeiben unb Binber oon ben Straßen 3U halten.

Unfinnigen ©erüdjten ift entgegen 3U treten.

B r e u 3 b u r g OS., ben 6. SOtai 1921.

Ser Banbrat.

3. 'S.: (Ebbinghaus.

Stach bem 2lb^ug ber Jranjofen mürbe int Banbratsamt eine Sefpre»

djung ber 93orfißenben aller po!itifd)en Parteien abgehalten unb ber 95efd)Iuß gefaßt folgenben Blufruf 31t erlaffen.

"Jlufruf!

Ser Breisforttrolleur hat erftart, baß er nid)t mehr in ber Sage fei, ben Breis mit feinen ißm 3ur 93erfiigung fteßenben Kräften gegen Einfall unb iBefeßuitg burd) bie polnifĄen Snfurgcnten 3U fdjüßen.

Um ©efal)ren an Beib unb (Eigentum, bie uns burd) ©eroalttätigfeiten ber polnifcljen 93anbcn brohen, redljtgeitig 31t begegnen, finb mir aus Stotmeßr genötigt, ben Sdfuß bes'Streifes felbft in bie >)anb 3a nehmen, tpiersu treten bie früheren (£inroof)nerroehren mieber ins Beben. Siefelben bleiben nur fo=

lange befielen, bis bie Snteralliierte Bommiffion ben Sdjuß bes Streifes wie«

ber übernimmt.

93tir forbern bie 93et»ölferung auf, Stuße 3U beroahren, eigenmächtige

§anbhmgen 3U unterlaffen, insbefonbere polnifd) gefilmte perföntidjfeiten gegenüber fid) jeber ©epffigfeit 3U enthalten unb ben Blnorbnungen ber 93e- hörben roie bisher unbebingt ßolge 3U leiften.

Breu3burg OS., ben 6. źDtai 1921.

Ser Banbrot. Sudermann. Siebermann.

3^3. Ebbinghaus. Scutfcßnation. 93oIfspartei. Seutfdje f03ialbem. partei.

9tid|ter. piodforoieß. Sr. Preibifd).

Bath. 93olfsp. (ßentrum) Scutfdje 9SoIfspartei. Seutfdjbemofr. ‘Partei.

Um ben Selbftfdjuß 3entral leiten 31t fönnen, mürben im §otel »Pis«

mard" bie 93üros für bie fieitung eingerichtet unb bie Arbeit an bie $ül)rer

(13)

oerteilt. Sie militärifd)e Seitung lag in ben ipänben bes jpetrn Oberleutnant a. S. Sieng, £auptmann a. S. Stßneiber unb Seutnant a. 5). Sens II. 3d, erßielt bie Settling bet ©ifenbaßn unb Berfeßrsabteilung gugewiefen.

Sußerbem mürbe eine politifcfjc Seitung unter Seitung bes £>errn Sr.

$. 3J?ens eingeridjtet.

Snfongs ftanben mir nur einige tßerfoneuautos jur Berfügung, idß mußte, um ben Berfeßr einigermaßen bewältigen gu tönnen, mid) mit ben Brioatautobefißern in Berbinbung feßen, bamit mir biefe ißre ©agen gur Verfügung ftellten. 3Hit wenigen Susnaßmen finb biefe meiner Sitte gern nacßgefcmmen. (Erft fpäter erßielt idß nocß einige ißerfonen« unb Safttraft«

wagen non ber Zentrale in Breslau gugeteilt. Sie (Sifenbaßner ßatten unter Seitung bes £errn Segierungsrat Sromsti einige ©agen mit Sd)iffsplatten angeßalten unb ficß brei prooiforifdße B^ngergüge gebaut, welcße uns bei ber Sluftlärung unb Berteibigung ber Baßnlinien feßr gute Sienfte leisteten, jperoorßeben mödjte idß n'ocß, baß mid) bei meiner Slrbeit $err Qberbaßnßofs«

oorfteßer Spelt in jeher ©eife unterftüßt ßat.

Bereits in ben erjten Sagen bes Sufftanbes geigte es ficß jebocß, baß ber ftd) freiwillig gemelbete Selbftfcßuß aus bem Greife Creugburg gur Ber- teibigung feiner ©rengen nidßt ausreidßte, aucß ßatten wir nid)t einmal ge«

niigenb ©affen, um bie Seute genügenb ausrüften gu tönnen. Sie fort=

gefeßten Snforberungen oon ©affen, Munition unb 9Jlannfdßaften gur Ser«

ftärtung tonnten bei weitem nidßt erfüllt werben. Sie Seitung trug ficß be­

reits mit bem ©ebanten, wenn uns aus bem Seid) teine jpitfe fommt, ben Carnpf abgubredßen. Stuf unfere Hilferufe an bie oerfcßiebetten maßgebenben Stellen traf bann eine Compagnie non Soßbacßleuten ein unter fjüßrung bes

$errn Sittmeifters oon Soßen. Ser Creugburger Selbftfcßuß ftanb bamals unter güßrung bes tperrn Sittmeifter oon Srnim. 3ngwtfcßen waren in Breslau ©erbebüros eingerichtet worben, weltße jeben einzelnen prüfte, ba­

mit nidßt unlautere (Elemente in bas Sbftimmungsgebiet abreiften. Soßbadh traf bann fpäter mit feinen Seuten felbft ßier ein unb ßatte einige Büro«

räume im „Bismardt" inne, fpäter fiebelte er in bie SergteoiHa ber ißrooinjial- ipeilanftalt über. 91us ben guerft gebilbeten Compagnien würben Iangfam Bataillone. Sas Bataillon Creugburg ftanb unter bem Commanbo bes tperrn Oberleutnant a. S. Sift. Bon biefem Bataillon würbe and) Sanbsberg ge­

räumt. Ser Stab ber ©ruppe Sorb lag in Conftabt unb ftanb unter ber Seitung bes trierrn Oberleutnant ©rüßner, bie gefamte Seitung bes Oberfcßle- ftfdßen Selbftfdßußes würbe §errn ©eneralleutnant a. S. §> o e f e r übertra­

gen. Sie politifdfje Seitung für gang Oberfcßlejten würbe einem in Ober-

©logau gemäßlten fogenannten gwölferausfdßuß übertragen, in weldßen oon Creuzburg iperr ©pmnafialbirettor Sßreibifcß entfanbt würbe. Bis nun bie gange Organifation aufgebaut war unb Slannfcßaften unb ©affen genügenb oorßanben waren, um Dberfdßleften oon ben polnifdßen Snfurgenten räumen gu tönnen, würbe eine Semartationslinie gefdßaffen, weltße oon Snteraüiier«

ten Sruppen befeßt würbe. ■ Buf Befeßl oon oben würbe jebe Campfßanblung unterfagt unb bie Suflöfung unb (Entwaffnung angeorbnet. Surd) biefe be=

ßörblitße (Einmifdßung tonnte ber Selbftfcßuß feine fidß gefteüte Sufgabe nidßt gang erfüllen, benn er tonnte nur bas weitere Borbringen ber ßnfurgenten oerßinbern, aber Oberfd)Iefien nicht meßr oon ben polnifcßen Banben fäubern.

(14)

Sieje Einniifcßung löfte unter äRannfcßaften unb ^ii^rern ollgemcine Erbitterung aus, unb nur roiberroiüig fügten fie fuß ben non oben gegebenen Slnorbnungen. ©eneralleutnant a. S. Hoefer erlies folgenden Aufruf, um bie Füßrer unb Sftannfdßaften bes Selbftfdßußes gu beruhigen, roeldßen xd) im Original roiebergebe:

Aufruf Hoefers an ben Selbftfdjuß.

Kameraden oom Selbftfcßuß!

Obrooßl idß faft täglid) in ber furgen geit, ba id) an Eurer Sptße ftcf)e, Formationen bes Selbftfdpßes aufgefudßt I)abe, damit 3ßr mid) unb idß End) fennen lernte, roar es mir boä) leider unmöglich, mit Eud) allen gu jprecßen.

3d) fjabc deshalb das Bedürfnis, Ijeute in defenders ernfter Stunde burd) biefe Kundgebung p Eud) p reden.

Por allem möd)te id) Sucß allen nocßmals meinen Sanf fagen, baß 31)0 gefemmen feib, um nufere heißgeliebte oberfd)lefifcße §eimat ber ütäuber- fjanb bes freeßen polnifcßen Slufrüßrers p entreißen und 9tedßt unb Ord­

nung roieber an Stelle oon (Seroalt unb ©raufamfeit p feßen.

Es liegt an ber Ungunft ber iBerßältniffe, in der unfer Oberfcßtefien, in ber unfer armes beutfeßes Vaterland fid) befindet, baß 3ßr bisßer Euren felbftlofen Opfermut nidßt burd) die fießtbaren Erfolge beloßnt feßt, die mir pm 2BoßIe unferer immer nodß unter Korfontys Panben feßmatißtenben beut- fdjen Prüder und Scßroeftern erßofft ßatten. Socß deffen feib geroiß, Euer einmütiges Eintreten für nufere geretißte Sacße ßat mittelbar boeß fdßon feine Frücßte gezeitigt. Ser macßtooll und fcßnell aufgeworfene Samm nuferes oberfdßlefifcßen Selbftfdßußes ßat dem polnifcßen SRäuber ein weiteres Por- bringen oerroeßrt, ßat ben beutfeßen Polfsgenoffen innerßalb unb außerhalb bes Slbftimmungsgebietcs gegeigt, baß wir boeß nod) einig und opferbereit fein fönnen, wenn allp freeßes ilnrecßt uns bebroßt, ßat die 3nteraHiierten aus ber Untätigfeit, mit ber fie Korfanty ißre eigenen lpoßeitsred)te mit Füßen treten ließen. Unb wenn bie 3interalliierten fid) jeßt endlich pm Einfaß ftarfer Kräfte pr Säuberung nuferes armen Sandes entfeßließen, fr ift bas nitijt pleßt Euer Perbienft.

Sie 3nteralliierten ßaben weiter erfannt, baß wir oom S. 6. troß unferer jungen, rafd) aufgebauten Drganifation nodß alte beutfeße gudßt unb Ordnung p halten roiffen — im ©egenfaß p der gügellofigfeit ber pol­

nifcßen Räuber.

©erode aber, weil wir uns fo oorteilßaft unterfdjeiöen oon ben ‘polen, oerlangen wir feßt aud) oon ben 3nteralliierten eine entfpreeßenbe Pcßtung unferer Stellung unb unferer ©efüßle. 9öir legen nidßt eßer unfere im hei­

ligen gorn ergriffenen ©affen nieder, wir laffen uns nießt eßer pr 9Iuf- gabe unferer oberfcßleßfcßen Heimaterde groingen, eße nidßt bie polnifcßen Eindringlinge Oberfcßtefien roieber geräumt ßaben und eße wir nidßt bie

©eroißßeit feßen, baß bie g. gt. gefeßmäßigen ©eroalten in Oberfcßtefien, nämlidß bie interalliierte Kommiffion, aueß roirftidß entfcßloffen und ftarf genug find, um Pedßt unb Ordnung für bie Sauer gu fid)ern.

Sdßroere Entfdßeibitngen werben in biefen Sagen über uns, über unfer Heimatland fallen. 3e gefcßloffener, je einiger 3ßr jeßt ßinter mir fteßt, je meßr 3ßr bureß befonnene Selbftbeßerrfcßung den interalliierten beroeift, baß 3ßr als gute beutfdße Soldaten nodß Wannesgucßt in ben Knocßen ßabt,

(15)

unb baß 31)r nid)t aus (5elbft|ud)t, [onbern aus Siebe pm ©aterlanb Omi) guiammengefcßloffen ßabt, befto leicßter macßt 3ß_r mir, Ourem erroäßlten t^üßrer, bie ©ufgabe, Ouee 3nte3effen unb bamit bie 3nte3effen unferer ober- fößleftfcßen ipeimat unb unferes großen ©aterlanbes 3103 ben 3nteralliierten gu oertreten. Oie Sage, in benen roi3 feßt leben, ber ©oben, auf bem mir fampfbereit fteßen, fie finb oon roeltgefcßicßtlid)er ©ebeutung. fließt bie eßr=

geigigen unb abenteuerlid)en ©elüfte unb 2Bünfcße eines eingelnen, nid)t bei Orang einer (leinen Sruppe bürfen fid) ba oorbrängen; fonbern nur bie ©üd- fici)t auf bas ©efamtrooßl Oberfdßlefiens unb Oeutfd)Ianbs barf für unfer Sun unb nufere Ontfcßlüffe maßgebettb fein. Ouer ©ertrauen ßat mieß an Oure Spiße berufen. Oas ©ertrauen müßt 3ßr mir nun and) in biefen fdjroeren Stunben, bie gum §>eil ober Unglüd oon Speimat unb ©atertanb ausfdjlagen tonnen, öaburd) beroeifen, baß 3ßr bis gum leßten Sreiroiüigen 6ucß ben oon mir gegebenen ©Reifungen unbebingt fügt.

Oberglogau, ben 31. ©Rai 1931.

spoefer,

©eneralleutnant unb ftüßrer bes S. 6. 0.-6.

Os roar ein erßebenbes ©ilb, roie oor ber ©uflöfung, beoor bie ÜBaffen abgegeben mürben, ©ataiüon auf ©ataillon in Dreugburg nod) einmal bei ißren ßüßrern oorbeimarfdßierten, um fid) bann aufgulöfen unb roieber nad) ber jpeimat gu reifen in bem ©eroußtfein, feine SßfIidE)t als Oeutfcßer ben ober*

fcßlefifcßen ©rübern unb 6d)roeftern gegenüber getan gu ßaben.

Oaß in ber bamaligen geit bas Oenungiantentum feine ©tüte trieb, fei noeß nebenbei ermäßnt. Um fieß oor ©errat einigermaßen gu feßüßen, mußten btejenigen ©erfonen, bie insbefonbere in öffentlidjen ©emtern tätig maren, unfcßüblicß gemaeßt roerben. ©Rußten mir bodß halb bie ©Saßrneßmung maeßen, baß telefonifcß burdßgegebene ©Reibungen unb Carolen bem ©egner ftets befannt maren. 3n Dreugburg mürbe bas gefamte ©oftamt für ben öffentlichen gernfpreeßoerfeßr gefperrt, ©efprädje burften nur im ©üro bet Dampfleitung oon ©rioatperfonen gefüßrt roerben. ©eamte foroie aueß ©ri=

oatperfonen, roelcße im ©erbaeßt ftanben, ©errat gu üben, mürben einem Unterfucßungsausfdpß oorgefüßrt, roelcßer feben Jall eingeßenb prüfte, um feftguftellen, ob bie gemaeßten ©Reibungen and) gutrafen. 333urbe bie Scßulb nccßgeroiefeit, fo mürben biefe Beute in ber alten eoangelifeßen 6tßule inter­

niert ober nad) ben 3nternierungslagern abtransportiert. Oie Unterfud)ungs=

ausfd)üffe beftanben aus einem ©orfißenben, roelcßer 3urift mar, unb groe;

©eifißern.

©aeß ©eenbigung bes ©ufftanbes follte ber Dteis Dteugburg nocßmals oon Sruppen ber 3nteraIIiierten ©Räcßte befeßt roerben; bie ©eoölferung roollte aber unter feinen Umftänben etroas baoon roiffen. Oer geßneraus- feßuß rief bureß folgenbeit ©ufruf gu ©roteftfunbgebungen auf:

Sonntag, ben 19. b. ©Rts.

finben

Oeffentl. ©Roffenoerfommlungett ftatt

groeds Stellimgnaßme gu einer eoentuellen ©efeßung bes Dreifes Dreugburg bureß frangöfifeße Sruppen

unb gmar

(16)

12 Ufjr mittags auf bent 91inge in Kreugburg 3 Ul)r nad)m. auf bem SRinge in gMtfd)en 6 Ufjr nadjm. auf bem 9tinge in Konftabt

Mitbürger, Mitbürgerinnen aus Stabt unb ßanb erfdjeint in MuffenI Siiemanb barf gu §>aufe bleiben!

Ser 3cl>nerattsfd)u&.

Sr. £>. Meng, Sorfißenuer

Sr. Sudermann, Seminarbireftor Sr. jpübler, tReftor 9tid)ter, gimtsgeridjts- rat ©rütjner, Mafdjinenauffeher Siebermann, Colomotiofiitjrer König, ©qm- nafialbireftor Sr. Sßreibifd), gteifĄermeifter Karl Sßlocfjotüiefe, ©emerffchafts-

fefretör ©lutf).

9lntreten eine Stunbe oorljer an ben burd) gingeige in ben gedungen befannt gegebenen Stellen.

Jür bas üRantslauer gibftimmungsgebiet fanb biefe Kundgebung erft am Sonntag, ben 26. 3uni ftatt, wobei id) bie §>auptrebe I)tclt.

Sie Kunbgebungen Ratten ben (Erfolg, baff ber Kreis Kreugburg unb ber 9teftfreis Mtmslau nidjt met)r non ^rangofen, fonbern gunäd)ft non ©ng- länbern unb bann oon Italienern befeßt würben.

Menn Oberfdjlefien trot) Serfpredjungen, wie folgenbe Sefanntmadjung beweift, bereit Sejt id) im Original folgen laffe, nicht ungeteilt bei Seutfä)=

tanb oerblieben ift, fo ift es nid)t bie Śdjulb ber Seoölferung, fonbern bie oberfd)lefif<he Seoölferung ift um bie $rüd)te ber gibftimmung in gang ge­

meiner 3Beife betrogen worben.

Sefaitntmadjung.

Sie JnteraHticrte iRegteruugs- unb Sßlebtfgtt-Kommiffion bringt gut Kenntnis ber SeoBIferung OBerfĄlefiens folgenbe Mitteilung, bie tljr oon bem Sotf^aftcrrot aus ^ßaris gngegangen ift:

Sie 3nteralliierten Mächte ftimmten in ber Serurteilung ber in Ober»

fdjlefien oorgcfommenen Unruhen oollfotnmen überein. Sie oon ben 3nter=

alliierten Möchten gu treffenben ©ntfdjeibungen werben burd) bie ©reigniffe in Oberfdjlefien in feiner 3Beife beeinflußt.

Sie 3nteraIIiierten Mädjte werben gu gegebener geit gur ßöfung ber oberf^Ieftfdjen fyroge fdjreiten unb fid) hierbei ausfdjließlid) oon ben ©rgeb- niffen ber gibftimmung unb ben ^eftfefjungen bes Jriebensoertrages leiten laffen.

©egeben gu Oppeln, ben 9. Mai 1921.

Ser Vertreter gdanfreidjs: gkäfibent Se 9tonb.

Ser Vertreter 3taliens: gi. Se Marinis.

Ser Sertreter ©roß=Sritanniens: §. g. Sfl. Sßercioal.

Mürbe bie ©ntfdjeibung nad) bem ©rgebnis ber SBolfsabftimmung ge­

fällt worben fein, fo Ijätte Oberfdjlefien, welches hunderte oon 3af)ten eine wirtfdjcftliche ©infjeit bilbete, niemals gerriffen werben dürfen; aber man hat in ©enf einen Madjtfprud) gefällt, welcher fid) über alles ^Rechtsempfinden hinwegfeßt.

Cytaty

Powiązane dokumenty

^ Sie große Surre bes 3aßres 1834 ßatte Stißroacßs unb Neuerung gut (Folge. Sad) einem feßr gelinben 3anuar, einem froftigen gtbruar, einem fcßnceigen Stärg unb einem meift

mögen gurüdgefeßrt iff. Ser 5ßrogeß ßot biefe tpauptfafe fanm angeftreift, bem gengen o. ipeHborf mürbe burd) ben Verteiöiger u. ben gefälligen Sßrä- fibenten bas

6) gJiarfctjall Sa,mine, geb. 1833 in Algerien, mürbe 1863 Oberbefehlshaber ber franjöf. Sruppen in SÖtejiko unb mar 1870 Kommanbant non SOieß, bas er am 27. Oktober an bie

roärtige Gcßönfeiber Rircße 1623 erbaut mürbe, ©ie bereits in ber erften Abteilung aufgefüßrte Snfdßrift aus leßterer Rircße madjt biefen ©entließen ausbriidlid)

Nnbers war es nocß mit Vürgsborf. Siefes Sorf geßörte ßum ßerßog-- lidjen 21mt in Rreußburg, Rreußburg aber wieber war ein Seil bes fierßogtums Vtieg. $ier ßätte bie

Stun würbe fa pans oon Borfcßniß im 3aßre 1461 bureß ein peer ber Breslauer mit llntcrftüßung bes Delf er pergogs Conrad aus feinem SRaubneft ausgeräueßert unb oertrieben.

tergüter oon 3eroltfcßüß unb 9ßunbfcf)üß in ^rage. Run ift ja in 3eroltfd)üß bas Heine Kirdjlein urfprüngltd) nur eine Pegräbnisfapede geroefen, zu bereit Unterhaltung

©ie näcßfte 9Botiße oerging oßne befonbere Sorfommniffe. Sur auf ber burd) bie Stabt fiiljrenben ©tappenftraße flutete ber Serfeßr. ^reiltd), baß roir gefäßrbet roaren, baß