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Die Zukunft, 17. Juli, Jahrg. XXIII, Bd. 92, Nr 42.

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..xxm. zoykg.zka dku17.Inn1915. Ir.42.

Heraus-geben

Maximilian Kardm

Inhalt-

Selt-

wkrEngland denKriegnetztVonUrthur Zulllard ......... 61

Erlksnigø Tochter. VonMax steht-S..·.....·......... 75

Doselahadrmw VonKarl Thema lt ................ 80

DrutscixeGesinnung. VonEugen Viederichz ............ 87

Kriegghvnjunktur. Voncadon .. .·............... 89

Uachdruck verboten.

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Erscheint jedenSonnabend.

Preisvierteljäljrlich5Mark,dieeinzelne Nummer 50Pf.

pp-

Berlin.

Verlag der Zukunft.

WilhelmstraßeZa.

1915.

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Aas und Verkauf von Wertpapiere-n im treten Privatveklcehn

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Grundstücke-Konto . . . . . . . . . . . . . . . 8 94953380

strassenbawKOUtO . . . . . . . . . . - . - 91025229

Hypotheken- und Bauge1d-Fordetungen . . . . . . 869029—-

Kassa-Konto . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 26078

dummer-Konto . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Debitoren . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 55094

strassenbau- und Hypotheken-AND . . . . . . . . . 2085300

Kautionen-I(onto . . . . . . . . . . . . . . . 75—-

Gewinn- undVerlust-Konto . . . . . . . . . . . . 147304715

1431504996

Passiva. M. ·-pk

Aktien-Kapitai-Konto . . . . . . . . . 7 000000j

Hypotheken-schu1den-Iconto . . . . . . . . . . 2000 Kredjtoten einschl. Bankschulden . . . · . . . . . . Z 229749196

Avale . . . · . · . . . . 2 085300

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AllgemeineBoden-Aktiengesellsehait.

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Verlin, den 17.Juli 1915.

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Wie England den Krieg sieht.’k)

ergroße KriegkammirinLondon nichtzum Bewußtsein.Er schienmir garnichtzusein,bevor ich aufsLand kam.Dort aber, in« denenglischen Dörfem,schließtJsichder Spalt zwischen dem täglichenLieb-enund der Zeitgeschichte. «

Unseremodernen Städte sind aufdieGrundlage desFrie- dens gebaut und London ist (einige altmodischeWinkel aus- genommen, dienur von Touristenausgesucht werden) eine mo- derne Stadt. Das Telephon, derAutobus, dieMenschenmassen, die injeder Tageszeit dieUntergrundbahn benutzen,die locken- -denSchaustellungeneiner weitverzweigten Jndustrie indenLa- densenstern: Alles verleugnet den Krieg,an den nur dann und wann derSchalleiner Trompete erinnert. Und immer wieder bringt derGedanke anden Kriegmirdas Bild grellsten Gegen- satzesvors Auge: »DerBulle im Porzellanladen«.

V)DieVölker derErde lebenheute hinterMuerm deren Höhe demNach-bar den Einblick sperrensoll. EinVolkweiß kaum,was das andere will,zuwelch-er Leistungesrüstet, nochgar,wienebenan die HitrtworstellungdieGefühlsstimmungderMenschenundGruppen ist.

Der Erkenntnißquell,deraus Vertraulichen l(.5)"esprä-chenund Vriefen Mun- ist seit einem Jahr eingetrocknet. Doppeltwillkommen ist in solcherZeitdasZeugnißErnster,Unbefangener,die aussprechen,was sie gesehen- gehörtund-hinter demBild unddemWort geahnt haben.

Das hat »HerrBullards,einAme-rikaner, indiesem Aufsatzversucht,

iderfür den newyorker ,,0utlook«geschriebenwurde,aber,in seinem be- däch.tigen,svonmännlich-anmuthigem Humordurchwärmten Ton, über Empfindung und Wollen dreier inEnglands Gesellschaftlebenwich- tigenTypenauch Deutsch-enVeträchtliches sagen kann.

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62 DieZukunft-

JnLondon geltendie Begriffe ,,Krieg«und »Civilisation«

als einander ausschließend,alsvom Geist nicht zugleich festhalt- bar; man mußentweder den Kriegoder dieCivilisation beim

Denken ausschalten. ,

Wer nur die Oberfläche sieht, findet das Leben der Stadt unverändert DieLeute kaufenund verkaufen,trinken Thee,ver- heirathen sichund leben,ganz wiesonst, nach ihrer Gewohnheit.

Aber auftausenderlei Art, manchmal leise, manchmalschroff,er- zwingt derKriegsich Beachtung. Die Bedienung imHotel ister- bärmlich, weil,wie ein großes Plakat im Korridor verkündet, keine ,,alienenemies« indiesem Hausangestelltwerden. Aufeine Kabeldepeschekommtaus·derHeimathkeineAntwort: underst nach Tagen erfährtman, daßderCensorsieaufgehalten hat-

Fastallemeine londoner Bekannten sindmitihrenGedanken Lauf demMeer. Die Dinge,diesie währenddesletztenSommers inAnspruch nahmen, dieBücher,diesieschrieben,dieLabora- toriumsarbeit, diesie beschäftigte,die,,gserech.teSache«,dieEiner verfocht: nichtsdavon scheint ihnennochderMühe werth.

Und inihrer»Arbeitlosigkeit« haben diese geistigenArbeiter den früheren Reiz ihrer Umgangsart eingebüßt.Sie verstellen sich, mehroderweniger, tragen eine gekünstelteLebhaftigkeitoder iDüsterkeitzurSchauoderstreben nachder»heroischenPose«, nach einer Haltung, dieeinem inKrieg gerathenen Bolk wohl ansteht, diesieaber inden langenFriedensjahren verlernt haben.

Der Krieghatallen Sinn fürdas Wesentlicheaus ihren Köpfen verscheucht. Einer, zum Beispiel,regtsichfürchterlichauf, weil.nach seinerMeinung die Nahrung der britischen Armee einen vielzuhohen Prozentsatzan Kohlehydraten enthält. Spricht iman ihmvon denOperationen vorWarschau, soantwortet ermit Kohlehydraten. Welches Themaman anschlägt:erkommt immer wieder auf seine fixe Jdee zurück.Seine Ueberzeugung mag ja richtig sein;abererist unfähig, einzusehen, daßeranUnbeträcht- lichem haftet. Erwar tief gekränktundverdächtig-temichderSym- pathie mitDeutschland,als ich sagte, daß CaesarSiege erfochten habe, ohnezuwissen,was einKohlehydrat sei.

Oft,wenn ich, entmuthigt von so unfruchtbarem Gespräch, fortgegangen war, kamicham Kriegsminifterium vorüber und sagtemir: Jn diesem mürrischdreinblickenden Gebäude arbeiten Männer mit kühlen Köpfen,die gelernt haben,diegroßeWirk- lichkeitdesKrieges zubegreifen. Aber ich traf seltenLeute dieser

"Art. DieBerufs-sundGeschäftsmenfchen,mitdenen ich sprach,die Zeitungleute,Ladsenbesitz.er,sogardieReinmachefrauem Allegaben

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Wie EnglanddenKrieg sieht. 63 sichMühe,denKriegzuignoriren,oderschienen durch ihnausaller Fassung gebrachtworden zusein. AberderKrieg isteineaufdring- licheundunausweichliche DhatsacheIMan kann ihn nicht langever- gessen. Truppen ziehenvorbei. Das Augefällt aufeinen derben Rekrutenwerberrus. Oder aufeinefrischin Trauer gekleideteFrau.

Und dastehter wieder vor Augen, derKrieg. Stadt, Menschheit-, invilisation schrumpfeninBedeutunglosigkeit zusammen. Der Vernunftgedanke entflieht und der Glaube an kynischeUnver- nunst, höhnischen Zufall setzt sich fest.Aber auf dieserGrund- lagekann derVerstand nicht arbeiten, kannsichkeinZiel stecken.

".Manmuß sichmitWillenskraft vortäuschen, daßder Krieg nicht sei.Man muß sich belügenoder man muß entsagen.

Dieserunlösbare Widerspruch schienmirderGrundton alles Treibens inLondon zusein.Es war unmöglich,indieserStadt richtigzudenken. Jch verließdieStadt: und auf irgendeine my- stische Weisebrachteder Anblick des freienFeldes,der sich bot, nachdem-der dahineilende ZugdieVorstädte hinter sich gelassen hatte, das Gemüthwieder inRuhe.

Mein Freund -Merrit istzwarnichtdertypische Engländer, dochvon einer Art,dieman nirgends alsinEngland findet. Er hateinleidliches Einkommen, geradeso viel, daßerseinenLieb- habereien nachgehenkann. Erhat etliche dickleibigeund gelehrte Bücherüberdie Troubadours undValladendichter desMittel- alters geschrieben. JchkamzumerstenMal mitihminRußland zusammen, wo er auf diesem Gebiet, wiein fastallen Ländern Europas, alsForscherarbeitete. Eristvon zarterGesundheitund ließ sichvon irgendeinem verschrobenenArzt überreden, daß für seine Lungen dasKlima von Oxfordshire das beste sei. Deshalb ließersichmitseiner reizenden Frau indemkleinen Dorf Pesles ton Moore nieder, ineinem uralten Haus,daseinstdasWirth- schafthausderPsarre gewesenwar-

Erholte micham Vahnhosab. Währendwirnach seinem zwei Meilen entfernten Hausfuhren,fragte ich ihn,obindieser Gegend vielgekämpftworden sei.

»Nichtseit den Vürgerkriegen. Diese Gegend war damals dem Königtreu. Das Königliche Hauptquartier war inOxford.ü

»Undinden Kriegender Weißenund der RothenRose?«

»Dawaren dieKämpfeweiter westlich.DerKrieghat also

auchvon JhnenBesitzergriffen,« fügteerhinzu, »wievon Allen, dieaus der Stadt kommen.«

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64 DieZukunft.

»Ja. Wie kann man jetzt ÜberhauptanAnderes denken?«

»Ichkanns.«

»Siekönnen ruhig weiterarbeiten?«

»Ja.Warum auchnicht?Jch glaubte, alsDolmetsch einige Diensteleistenzukönnen,und meldete mich,aber derArzt war nacheinem Blickaufmich fertig. Und warum soll ich nichtinge- wohnterWeise sortarbeiten?«

Er sah mich herausfordernd an. Jchkonnte keine höflich klingende Antwort finden. Seine Liebhaberei war mir immer sehr kleinlich vorgekommen; jetzt,im Angesichtder Tragoedie Europas,schien siemir erst recht nichtig.

»Sehen Sie,« sagteer, aufeinen Bauer weisend, der sein Feld bestellte, »derMann bleibt auchbeiseinerArbeit. Wünschen Sie, daßersich hinsetzeund dieHänderinge? Er hatteauch einen Sohn dabei. Derliegt jetztimLazareth inAldershot; das halbeGesicht ist ihmbeiYpern weggerissenworden«

DerBauer, dersichmitseinerArbeit plagte, seiner so noth- wendigen Arbeit,botmeinem Freunde den Text süreine kleine Predigt. Währendwirdurchdie schöneLandschast fuhren, ent- wickelte ermir inseiner ruhigen Sprechweise,dienichtsvon der Aervositütder Stadtmenschsen an sich hatte, seineMeinung-

,,Jeden Tag,wenn ichmein Pensum abgearbeitet habe, gehe ichüber dieFelder und unterhalte michmit den Leuten; und jedesmal bringe ichden selbenEindruck heim: unsere Bauern erregt noch·derUebiersall auf Scarborough. JhreBäter undGroß- väter hatten niemals über Aehnlicheszusprechen. SelbstRa- poleon war nichtim Stande, unseren Leuten den Kriegsozum Bewußtseinzubringen,wie dieser Angrifs aufdieOstküstethat.

Biele Geschlechter hindurch sind unsereBauern hier in Oxford- shire ihrer jährlichenSäe- und Erntearbeit inFrieden nachge- gangen; seitdenTagen desBürgerkrieges. Und vordiesem Krieg war lange (aber nichteben so lange) FriedebiszurückindieZeit derKriegederbeiden Rosen. Jeweiter rückwärts man geht, desto kürzerund unsichererwerden diePerioden desFriedens.

Einige meiner Freunde schreibenmir aus London imTon tiefstenBedauerns darüber, daß dieser Kriegall unsere Hoff- nung aufFortschritt begrabe. Sie verstehen nicht,imBuchder Geschichtezulesen.Jn London wird man in denSturmwirbel derGegenwart hineingerissen; thier,im:Freien,sgiewsinneich (viel- leicht,weil ich·das Mittelalter ein Wenig studirthabe)den nöthigen perspektivischenAbstand.JchdenkeandielangenJahr- hunderte dervorgeschichtlichen Zeit,als die Menschen mit den

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WieEnglanddenKrieg sieht. 65 mächtigen Schädeln,dienoch manchmal in den Flußbettenge- fundenwerden,keine Ahnung von Dem hatten,waswir,Frieden«

nennen. Jchdenkean dieunzähligen Kriegeinden altenZeiten;

wieschließlichAlfredder GroßedieDänen vertrieb, einen Ge- fammtstaat errichtete und,zum erstenMal inderGeschichte, Eng- land denFrieden brachte. Ein kurzlebigerFriedescheinteruns; und doch:wie frohmögendie Landbewohner gewesensein,da sie fünfErnten hinter einander einheimsen konnten,ohne daß

ein Heerraubend und plündernd durchmarschirte! -

Der Bauer, den wirvorhin sahen,wundert sichüberden Krieg. JstDas nichtder besteBeweis fürden Fortschritt des Friedens? Jst nicht auchdieThatsache, daß Jhr Menschenfreunde, alle,von demKriegüberrascht,verblüfftworden undaufgebracht seid,einBeweis dafür? Jnalter Zeitwar Jedermann Soldat.

Betrachten Sie,zum Beispiel,dieLiteratur, und gehenSie zwei Jahrhunderte zurück: Jeder, dessenName unsüberliefert ist, nahm irgendwie Theil am Krieg. SelbstGoethewar, erstvor einem Jahrhundert, mit beiBalmy. Und dann blicken Sie auf unsere englischenLiteraten von heute. Jch weiß nicht,obKiplingjemals imFeuergewesenist;sicher isterderEinzigevon unserenSchrift- stellern,derbehauptet, denKriegauseigenerErfahrung zukennen.

England war, alsJnsel,ineiner besseren LagealsdasFestland.

Aber seit1870 hat jakeins derwestlichen Reicheeinen Krieg gehabt. Der letzte langwierige Krieg, der gegen Napoleon, war vor einem Jahrhundert. So weit geschichtliche Aufzeichnungen reichen, gabesvorher keinen hundertjährigen Frieden. Krieg isteinsengender, verwüstenderKomet. Aberseine Bahn istoffens bareine Spirale und erentferntsichweiter undweiter. Erscheint schrecklicherzuwerden; scheintaber nur: weilerseltener wird.«

Als wirdurchdas vom Alter benagteThordesPfarrgutes schritten, sagteer: »DiesesGutstammtaus derZeitdesBürger- krieges. DerBau, vervorher hier stand,war mehreine Festung alseinWohnhaus Dreimal istervon Eromwells Leuten geplün- dertund dann dem Erdboden gleich gemachtworden. SehenSie die dickenMauern, die engenFenster! DerMann, derdieses Haus erbaute, rechnete damit, esvertheidigenzumüssen. Jch zweier mächt,daß Viele,diees bauen sahen,dieKöpfe schüttelten,weil sie meinten, esfei nicht starkgenug. Aber esistniemals ange- griffenwordien. Dies istein weiterer Beweis fürdenFriedens- fortschritt:dasZeugnißderArchitektur. Jahrtausende langleb- ten dieMenscheninHöhlen, ihrer Sicherheitwegen. Dann kam dieZeit,dasie sichinHäusernmitsechsFußstarkenWändensicher

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66 DieZukunft

genug fühlten. Als die Kultur erstarkte,wurden dieMauern immer dünner,dieFenster immer größer.Die Stufe-der Glas- häuser habenwirnoch nicht erreicht,werden sieaber erreichen.«

JndemWohnzimmer desHaus-es (mein1Freundhatteesin einVüchserzimmserverwandelt) trafen wir seine Frau mit dem TheiegeräthEswar anheim-elndfriedlichund wirsprachen nicht mehrvom Krieg,bis nach-der Hauptmahlzeit dieZeitung kam·

»HörenSiezu,lieber Freund-,« sagtederhinterder Saints JamesisGazette verborgene Merrit, ,,hier istwieder ein Brief vom Oberst Batesby:

GeehrteRedaktiont Ich protestiregegen denerschrecklichenKom- merzialismus des Schlagwortes: ,Businessas usual«und denbreiten Raum, dendieTagespresse dem,Wirtschaftkri-eg« widmet. DieFeind-e desbritischenlReicheswerfenunslvorz wirseien ein VolkvionKrämer-n.

Was kann diesen Vorwurf besserbegründen als derBeschluß des Handelsamtses,eine Sonderkommission, eineArt kaufmännischenGe- neralstab-es,zuschaffen,umeinenFeldng gegen die deutscheIndustrie zubeginnen? Daß unserenKaufleuten derKriegnützen wir-d,wenn wirgewinnen, istziemlichsicher.Das indsen Vordergrund zustellen, ist aber unter derWürde eines großen Reiches, dasum sein Leben kämpft.IchemPsfehle Jhnen, die neusten Verlustlisten anzusehen.

Wie viele dieserHelden,Offiziere und Soldaten, gabenihrLeben hin,um dendeutsch-en lHandelzuerraffen2 Das annehmen, heißt:

unsere Toten beleidsigen. HörenwiraufmitdemwiderlichenStreben, Geldaus diesem Kriegherauszuschilagen! Wir hab-en nicht die Kauf- leute Deutsch-lands,sondern dessenHeerzubekämpfen,dsasbeste, das dieWelt jegesehenhat.NichtsistgefährlicheralsdieUnterschätzung unseres Gegners. Dsaß wir die deutsch-eHandelsflottevsondenMeer-en Verjagsen, wird unserenHändlern wenignützen,wsenn wir nichtzu- gleichdaslHeerunddie Kriegsflotte besiegen. Das istdieAusgabedes Reiches. Alles handelswirthschaftliche Geschwätz ist nichtnur verächt- lich,sondern geradezugefährlich-. Jn einem groß-en Kriege müssens großeTriebkräfte thätig sein. ,Businessasusual«gehört nicht dazu.Es giebt noch andere Elemente inunserem Volk alsLadenbesitzer;um allezueinen,müssenwireinenmächtigeren Sammelruf haben.Mein Vorschlagist:Das Reich-, seine Erhaltung- sein Nuhm!«

»IstderBrief nichtderMann?« fragte FrauMerrit.

»Wer istdenn Oberst Batesby?«fragte ich.

»Eine unserer lokalen Berühmtheiten. Jchwerde Sie mor- genfrühzuihmzuführsen,«sagteMerrit »Erwird Sie inter- essiren. Es istwieder einer der Vortheile des Landlebens, daß;

man die Typen rein-er ausgeprägt findet als in der Stadt.

Männer wiefVatesbymag sesauchinLondon »geben;aber inder

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Wie EnglanddenKrieg sieht. 67 groß-en Masseverschwinden sie.Er ist ein pensionirter Offizier derindischenArmee underwarb sein ViktoriakreuzimselbenFeld- zug-e wieLordRoberts, »der,nebenbei ges agt, sein Abgottist.Jhms fehltnur Verstand. Mit Verstand wäre er weit gekommen;so aber ister nur ein guter Soldat, seinObersta. D-.Wie SJise aus seinem Brief ersehen,isterJmpersialist und Aristokrat. Er stammt vom alten OxfordshiresLandadeL Seine beiden Söhne brachten glücklichallseinGelddurch,bevor sieinAfrikafielen; erselbstlebt hier sehr bescheiden zauf seinem HerrensitzspVor dems Kriegschrieber Vriefean die Zeitungen, um fürden Wunschs des Lords Robserts nach- allgemein-er WehrpflichtStimmung zu mach-en.Ein beschränkter Fanatiker; aber das Material, aus demWeltreiche gezimmert werde-n. Ein englischer Vernhardi.«

»Wie kannstDuihnmitBernhardi vergleichien?« rief Frau Merrit. »Erist die Güte selbst!«

»Ich zweifl-egar nicht,« sagtederMannlachend, »daß auchs Herr Viennhardi zärtlichzu denKindern ist,beisichdaheim nämlich.

Und esistnicht verbrieft, daß.dieAfghanen, gegen dieBatesby seine Auszeichnung verdiente, besonders zartbehandelt wurden.

Für die Ehr-edesKönigreichswürde ereben so grausam ver- fahren wieein Preuße;nur würde ernichtdarüber sprech-en.«

Jch fandVatesby mindestens so interessant, wie ihnmein Freund geschildert hatt-e.Das Alter schienAlles an ihmunan- greifbar gefunden zuhab-en, außerdem Haar. Das war voll- kommen weiß;aber die Schultern waren nicht eingesunken und die Aug-ennoch· hell. Er empfing uns ineinem Raum, dener seinStudirzimmer nennt. Es war klein unddieWände waren mitKriegskartien bedeckt. JndenAegalenstandenskriegsgeschicht- lich-eWerke und solch-eübe-rTaktik und Strategie. Wir trafen ihn,wie ersagte,am Balkankrieg J,arbeitend«.Eine Karte der Valkanhalbinsel lag aufdem Tisch ausgebreitet Als ich ihmt sagte, daß ichden letzten Valkankrieg als Berichterstatter mit- gemacht hab-e,wurde ermittheilsam. Erwußte noch nichtgenau, was mitderKavallserie Radkos Dimitrijew zwischensdenSchlach- tenvon Kirkkilissseund LüllesVurgas geschehen sei.

Jelewürde nicht behauptet haben, daßesihman Verstand fehle;nur, daß sein Verstand ungemein ,,spezialisirt« sei.Sein Gehirnwar vollgestopstmit militärischer Wissenschaft. Jch merkte, als er gesprächiger wurde, daßer den Feldzug eines britischen Corps zur Erobierung derValkanländser ausarbeite.

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68 DieZukunft.

»Wenige Menschen biegreifen,« sagteer, »was der Krieg von heutebedeutet. Wenn ervorbei sein wird,werden wir,zum- ersten Mal in der Geschichte,ein starkes Heer haben. Weit- blickende Männer wieRoberts habenlängst eingesehen, wiesehr esuns nöthig ist.-Ein Reich-,das sichnicht mehr ausdehnt, ist;

schonim Niedergang Beinah-e waren wir an diesemPunkt.

Gott seiDank: Deutschland griffuns zurechter Zeitan! Daßs wirunvorbereitet Jwar-en,kostetuns bereits einJahr. SechsAto- nate langsaßenwir hier zitternd, weil nur unsere Flotte undi dieHeere unsererVerbiindeten uns schätzten. Noch sechsMonate wird esdauern, biswirvoruns selbst Achtung habenkönnen. Es ist ein-e Schande: Großbritaniens Sicherheit abhängig von Frankreich! Aber Kitchener istein Mann von Energie. Erwird den Fehl-erwieder gutma-ch.en.Und wenn Alles erschöpft sein wird, wird unsere Musikanfangen, zuspielen. Habenwir ersif zwei Millionen Mann aufdem Festland, dann wird Deutsch-- land nicht mehrlang-edauern. Dort wird es für unsereneues Arme-e sehr wenig zu kämpfen geb-en.Und liegt Deutschland!

unten, dann wollen wirnichtden Fehler Wellingtons wieder- holen,die Armee zuentlassen. HättenZwir 1815 ein Bischens Energie gehabt,dann wär-edas Reich- aufeine feste Grundlage gestelltworden. Diesmal wollen wirs thun-.Wir wollen den Fehler nicht wiederholen. Ende 1915wird ganz Europa erschöpft seinundstir swerden fastzweiiMillionen Mann frischerTruppen imFeld haben.Ein-eViertselmillion wird genügen, unsereStel- lung aufdem Kontinent zusichern. Dies-er Krieghatuns ge- lehrt,wiegefährlich-eswar,nur dieeineSeite unseresFestungs- grabens zubesitzen. Wir müssen,um zihnzusichern,Außerh- werke vorschieben.«

»Aber hörenSiedoch aus-, Oberst,« warfMerrit ein;»wir zogen indiesen Krieg,um dieUnabhängigkeitderkleinen Staa- ten zuschützen;wir können doch Velgien nichtannektirent«

»Gewißl hätten Ewireinso-kleines Landtin Friedenszeit nicht angegriffen. Aber Belgien lebtnicht mehrf.Wir werden dieses Land nichtvon den Velgiern, sondern»vonden Deutschener- obern. DieBelgier werden überfroh sein,inunser Reichs einzuss treten; es istihreeinzige Hoffnung zaufSicherheit. Vielleicht wird eskein-eeigentliche Annexion sein.Das Wort bedeutet ja;

nichts. Wahrscheinlich werden wir den Vielgiern eine gewisse Unabhängigkeit lassen,wieJhrLand« (Dasl galt mir) »derRe- publik Panama Unabhängigkeit gewährt hat. Aber es wäre äußerste Narrheit, denStützpunktganz aufzugeben, denwir auf

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