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Oberschlesien, 1903, Jg. 2, H. 7

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2. Jahrgang. « Bcfi 7. « Oktober 1903.

bericblciien

Zeitschrift zur Pflege der Kenntnis und Vertretung der Interessen Oberschlesiens.

fierausgogeben von Dr. pbil. e. Zivier.

D ie § e i t f d ? r i f t „ ( D b e r f c h l e f i e n " e r f d ? e i n t m o n a t l i c h e i n m a l ( j u A n f a n g j e b e n I T l o n a t s ) . A b o n n e m e n t s p r e i s v i e r t e l j ä h r l i c h O T arF 3 , — .

( E i n j e l n e f ? e f t e I H a r F \ ,2 5.

B e f i e l l u n g e n n e h m e n a l t e B u c h h a n b l u n g e n n n b p o j ł a n j t a l t e n , f o t v i e b ie D e r l a g s b u c h h o n b l u n g v o n ( g e b r u b e r B ö h m , K a t t o r o i ß <Z).=5., e n t g e g e n ,

p o j l g e i t u n g s l t j l e ZTr. 5 8 9 9.

Oberschlesische Bäder und Kuranstalten.

Dott

D r. ^ r a n z C h u l t u i ß e r , p leß .

io reich Shlefien an Bäöerrt aus älterer <?jeit unö an K ur- anftalten au s jüngerer g e lt ift, fo fpärlicb ftnb 6leje D nftalten in (Dberfchlefien.

D as Kleinoä 5d?Iefiens, 6er l ü a r m b r u n n beihivfhberg, genoß fdjon im \ 5. 3a brb unbect einen U M truf, roenn auch 6ie in B e tra g t kommenbe IDelt öam ats noch recht klein war, einen größeren Buf, als in unferen Cagen, roo öie Konkurrenz 6er B döer in ungeahntem © raöe fdjärfer geworben ift Schon früher galt, roie heute, öie Beobachtung, öaß ein B ab um jo größere Anziehungskraft ausübt, je längere Beifen zu ißm erforberlid) waren. 5o treffen w ir in K arlsbab in früheren ^jahrhunberten unuer«

hältnism äßig niel mehr S hlefier unter ben Kurgäften an, als im hetmab lid?en ID arm brum t, ber fid? unter ber p e rrfh a ft ber Schaffgotfdj, benen ID arm brunn nod] X^eute gehört — f377 würbe ber berühmte fhlefifhe Bitter (Dotjcße 5d)af m it bem Babe belehnt — feinerfeits wieber namentlich burch feine Zugkraft auf „A uslänber^ zu fto^ec B lüte hob. (Es ift nicht uninterejjant, an ber (Befdächte lü a rn tb ru n n s bie jeweilige Auffaffung ber IDifjenfhaft unb bes Dolkes non B äbern überhaupt zu ftubieren. Urfprüng=

(2)

D r. J r a r t 3 ü f y a l r o i ^ e r ,

lid? waren öte ©efunbbrunnen gewiffermaßen äußerlid? fid?tbare fird^

lidje ©nabenmittel. B atb nad? feiner ©ntbedung, welche fo genau a la K arlsbab unb anberen berühmten B äbern burd? einen dürften — B olesław

© rispus — gelegentlich ber J a g b gefd?al?, baß t?ier wie bort an ber rein fagent?aften Z iatur biefer €rzäl?lung ein ^w eifet nicht obwalten fann, würbe ber W a rm b ru n n bem heiligen J o h a n n e s geweift. B is in bas fpäte (7. Ja h rh u n b e rt beftanb im P o lfe bie Pnfd?auung, feine fjeilfraft fd?reibe fid? bal?er, baß ber Heilige gleid? bem (Engel $u Bett?esba ((En. Jo h a n n e s 5, bas Waffer bewegte unb fräftig machte. B a s gefdjat? befonbers w irffam am ©age bes bfeiligen, am Jo h an n istag e, wo bann ein großer S n b ra n g ju bem B runnen, m an fann fagen eine W allfahrt ftattfanb. Babei würben fird?lid?e bfanblungen norgenommen in ber Brunnenfapelle, weld?e hier wie anberenorts urfprünglid? nicht fowohl )um Sd?uße bes B runnens gegen P erunreinigung als fpeziell K ultusjw eden gebient hat. Bie Haupteinnaf?me non einer Heilquelle hatte babei junäcbft nid?t bie befißenbe I^errfchaft, fonbern in ©eftalt non (Opfern bie Kirche. Unb ba bie Babeeinrichtungen, fpejiell 5. B . in W a rm b ru n n n u r (0 — (2 perfonen ben © enuß bes Babes gleichzeitig geftatteten, fo mögen infolge bes Wettbewerbes einer größeren W enge biefe (Einnahmen nid?t gering gewefen fein, zum al ba nad? bem citierteu (Enangelium bem erften, ber, wenn bas Waffer fid? bewegte, hin»

einftieg, bie ©efunbl?eit zu teil würbe. (Erft im \ 6, Jat?rt?UTibett partizipiert bie perrfdjaft wefentlid? an ben (Einnahmen, unb im (7. Ja h rh u n b e rt Zahlte m an in W arm b ru n n für fid? unb fa m ilie außer bem ©rinfgelb bes Babemeifters zu Beginn ber K u r unb bann wöchentlich je einen Bufaten an bie E)errfci?aft. 3n bas (7. unb (8. Jal?rhunbert fallen fd?üd?terne Perfud?e, bie W irfung ber Charme auf d?emifd?em Wege zu erflären; man fd?rieb bie W irfu n g „einem flüchtigen ZUineralgeift, einem zarten P itrio l unb fehr fubtilen Schwefel/z zu- Bie moberne Balneologie hat anbere C erm ini; zu behaupten, baß ihr bie W irfu n g ber B äber uiel flarer geworben wäre, als ihren P orgängern m it bem flüchtigen ZUineralgeift, liegt fein Zureid)enber © runb uor.

Ber S a l z b r u n n , im Befiße ber ©rafen pochberg, heute bes dürften non pieß, ift erft ©nbe bes (7. Jat?rl?unberts auf „© inraten berer m edicorum "

Zur B lüte gelangt, hat alfo — weil jüngeren B atu m s — bie (Entmicflung aus bem fird? liehen heraus nid?t erlebt.

Pud? B ab S a n b e c f , obwohl lange befannt unb fd?on \ 2 \2 einm al burd? K aub unb B ran b uerwüftet, hat bis zum (7. Ja h rh u n b ert eine befd?eibene ©piftenz gefriftet. puffitifdje Unruhen (428 unb (4 5( unb Peftnot (4;67 haben uerfpred?enbe W ieberanfänge im mer wieber uernid?tet. ©rft ©nbe bes (7. unb (8. Jat?rl?unberts nad? ber preußifd?en Befißnahme, nid?t

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(Dberfdjleftfdje B ä b e r uttb K u r a n f t a t t e n .

5 u ni wenigften burd? ^tiebrtdi II. eigene, non politifĄen (Erwägungen unterftüßte 3nitiative — 6er Honig g eb rau ste {766 felbft bie H u r in

£anbed — tjaben bas B ab £;od)gebrad)t. 5o wie ^riebriĄ feine breßt«

haften unb bleffierten Solbaten bes brüten fdjlefifcE^en Krieges ju ben

£anbeder Thermen fd?icJte, bringen bie ZTEititärbehörben noch t^eute ihre franfen unb genefenben ZITannfdiaftcn unb ©ffijiere in bas jeßt ftattticbe ZTüilitärfurhaus bafelbft.

Bevor w ir von £anbed aus uns bem nat?e gelegenen ©berfchlefien Zuwenben, fei es erlaubt, einer alten f<hlefifd?en S o m m e r f r i f d j e ein Denfm al ju feigen. Die Somm erfrifdje ift als P ro b u lt bet Perfdjiebung ber Bevölkerung in ftäbtifd?e unb großftäbtifche XDoljnpläfee bei leichterer Keifegelegenheit unb intenfiver geworbener E rw erbstätigfeit ein K inb ber neueren gett. 3n bem Q uedbrunnen bei B u itjlau am Bober hat fie einen B orläufer. E r hatte zwar fein faures, ober heilfantes K) aff er, aber feiner angenehmen unb „luftigen" (Begenb wegen, machte m an in ber erften pälfte bes \ 7. gahrh u n b erts in Sdjlefien „ein großes ZDerf" von ihm unb er würbe au s „ p ia ifir" im j r ü h j a h r unb Som m er von vielen befucht, bie bafelbft einige g e il wohnten. ZTIartin © piß hat biefe Sommerfrtfche befungen. Sd?ön fann auch bie bam alige g e it biefe Perfe bes berühmten Dichters unmöglich gefunben haben; ber £ofa!patriotism us — © p iß w ar Bunz lauer K inb — entfd)ulbigt fie aber.

IDie umftänblich foldze Sommerfrtfche unb auch ber Befud? fchlefifcher B äber früher, noch Dor f50 g a ß re n , war, fei ben Schwärm ern für bie gute alte g e lt m it folgenbem 511 (Semüte geführt: nad? £anbed,:) bem bam als fd?on gut bekannten Sanbecf, mußte ber Babegaft fogar bie nötigen Küchengeräte mitbringen, benn es waren höchftens bas leere g im m e r unb Küche m it Tifd?, Bettftatt unb Schemeln für einen fd?lefifchen Taler wöchentlich ju ermieten. „glnnerne Teller, 5Rüffeln, (Babel, ZTfeffer, Söffel, Salzfaß, feuchter, piettfcheeren, Bier- unb lüetngläfer, Teezeug, IDafd?«

beden unb Kanne, panbquälen, Tifchtüd)er, Servietten, Babemantel, ^enfter«

Vorhänge, Bratfpieß, pademeffer, Spidnabeln, Keibeifen, Kochlöffel, KafferoIIe, B ratpfanne, Kellen, ZHörfer, ^euerforge unb g a n g e u. bergl," würben mit«

gebracht, besgleidjen Betten, ebenfo ließ „bas Frauenzim m er ihren Ztacßt«

tifdj, Poubre, Sdjeere, ZZäh« unb Steänabdn, g w irn , piätteifen ia " nid?t 511 paufe. „Spielkarten, nebft zugehörigen Tellern unb ZKarguen-Käftgen, wären wohl fo unum gänglich nicht nötig, bo<h aber, ba fie bei einigen Zum unentbehrlidjen p a u sra te gehören, gleichfalls m it in ben Koffer zu

r) Cf. B u r g w a r t : flbl;artblimg von bert w a rm en B ä b e r n bei £anb=£ife. B r e s l a u tr eu p. 99. ss.

(4)

^ 8 D r . ^ r a n j C f y a l m i ß e r ,

fdjmeißen." D a bcibe (Defddechter zufammen babeten, maren einige völlige Anzüge für bas B ab erforberlid?. ZtTänner brauchten „einen guten Sd?lafrod ober C afaquin, ein p aa r Beinfleiber, ein K am ifol nebft einer fauberen 5d?lafm ü|e, bie m an uon K anenas, Barcßenb ober ^m illid? machen läßt".

„Die Frauenzim m er fyaben einen Bod, Korfett ober Contouche unb ein artig Bad?tzeug, ober anberen mot?lanftänbigen Kopfzierart nötig." A n bem B od maren unten etliche Stüde B lei uon l/ t — '/2 p fu n b befeftigt, bam it „ber B od im B runnen unten bliebe unb nidjt uom ID aff er getrieben mürbe". So moljlgef leibet faß m an felbanber bis felbftzefynt 1/2 — { Stunbe bis an ben p a l s im B runnen; aisbann mürbe in einer IDanne bas Bad?bab gehalten. Die (E^effe, bie leiber zur polizeilichen (£infd)ränfung unferes im ZTTittelatter fo tjodjentmidelten ftäbtifd?en Babemefens geführt hüben, ftnb bem gemeinfamen Babebetrieb fdjlefifdjer B äber ferngeblieben, eine gemiffe pifante parm lofigfeit fpridjl aber bod) aus bem £anbeder Babe<

(ßemohnheitsrecht, „baß jeberm ann, ber fich gelüften läffet, mäßrenb ber Babezeit in bas (Demach bes anberen <0efchIe<hts (b. h- mährenb ber IDannem bäber), ohne befonbere bazu erbetene (Erlaubnis, ober unumgängliche Bot=

menbigfeit, zu treten, aufs hefte gebabet, b. i. m it ID aff er begoffen unb befprißet merbe, folglich uid?t uiel trodene F&ben am £eibe herausbringen unb alfo feinen Dorroiß büßen müffe; miemohl herinnen bie Zllanns=

perfonen gegen bas Frauenzim m er nicht fo ftrenge, als roie biefe gegen jene verfahren".

B ad ; biefer furzen Abfd)tveifung zu (Dberfd?lefien!

IDer fid? über bas frühere (Dberfdjlefiert in hvßienifcher unb fozialer Beziehung ein fchnelles Urteil bilben roill, ber nehme bie feiner g e it fe£?r beachtete A rbeit Dirchoms uom 3al?re f8^8 mieber v o r.1) Selbft menn man von ben bortigen Angaben abzieht, mas politifdje ITenbenz unb regierungs«

feinbliche ZTiärzftimmung bem bam als 26 jährigen heiffpornigen A utor in bie F^ber gab, bleibt bod? nod? ein B ilb übrig grau in grau.

Die troftlofen Derhättniffe in (Dberfd?Iefien riefen bam als im übrigen Daterlanbe fo tiefgehenbe (Empörung mach, baß es nid?t nerrounberlid?

erfd?eint, menn bas trübe unb für heutige Derhältniffe falfdje B ilb nocß nid?t hat verblüffen fönnen. Die inzroifd?en faft amerifanifd? erblühte 3nbuftrie l?at bei beftehenbem D orurteil n u r vermocht, im Bilbe, bas man fich „braußen" von (Dberfd?lefien mad?t, ben Sümpfen ber „IDafferpolafei"

nod? Dunft unb K ohlenruß hiuzuzufügen.

l ) Z ttiite ilu n g ü b e r bie in © b e rfd jtefien t?errfd;enbe (Eppt)uS'<£pibem ie. Sep.= £lbbr.

a u s D ird jo tn s A r d p o I I . v S i n . H e im er ?8<t8.

(5)

®tarfcfy(eftfd)e S ä b e r u n b K u r a u f t a l t c n .

D as B ilb ift falfd?. (Es ift fjeute anbers geworben. Ztaturfchönheiten finb freilich ungleich verteilt im Begierungsbesirke (Dppeln, aber einige Ceile 5. 8 . 5er Kreife Zceiffe ober p ie ß ober Bybnik galten einen üergleid) m it märfifdjem S anbe ober pommerfdjem ^lachlanbe root^l aus. Bei bet mangelhaften K om m unikation, bie bis in bie fed^iger J a h r e nötigen Jah rh u n b erts in ©berfcßlefien 51t beklagen mar, roirb m an B äber nicht vermuten, itn b bod? können mir aus bem 18. Ja h rh n n b e rt pietätvoll eines jeßt toten Babes gebenden.

3n ( £ 3 a r k o m unroeit p ie ß befanben ftdj unb befinben ftcb? noch heute 3 Quellen, meldje ein eifenhaltiges lüaffer liefern. B ort beftanb im Anfchluß unb in erfter Einte für bie gm ede ber Anhalt=Cöthen=pieffifchen pofhaltung ein B ab m it vier Baulichkeiten, barunter einem maffinen Babe»

häufe. Bie im ^ürftlich pieffifchen Archive erhaltenen "Kohlenrechnungen bejeugen, baß bas B ab fleißig benußt mürbe. (Es gehörte — f 796 — ficherlich m it 511 ben erften Konfumenten oberfĄlefifĄer Steinkohlen. Bie Babelifte roeift ( f8f3) Perfoneu von B ang unb S tanb a ls ©äfte auf. A u s welchem ©runbe bas B ab unb 5U welchem Zeitpunkte (in ben vie^iger Ja h re n vorigen Jah rh u n b erts?) eingegangen ift, weiß ich nicht. Bie

©ebäube haben barnach in bunter Abwechslung einer Blechlöffelfabrik, einem (Safthaufe, einem BTilitärlasarett, einem IDaifenhaufe unb juleßt pobjarbeitern 3um ©bbacß gebient.

Auch bn fitblichften Ceile (Dberfchlefien lag bas B ab K o k o f c h ü ß , eine halbe ZTTeile meftlich von Eoslau, bei welchem heute bie p ro v in siab üolksheilftätte für Eungenkranke gelegen ift. Bie (Eutbecfung von 3 fdnvefel- haltigen Quellen brachte ben Befißer bes © utes Kokofchüß, Bittmeifter von Zaroabski auf ben ©ebanken, an n o ( 8 © ein Schmefelbab 511 eröffnen, welches nicht n u r au s CDbcrfci?lefien, fonbern au s ber gan;en Provin3 befuciń mürbe. 3m benachbarten Z om aba erbaute ber Eanbrat von 28rod)em bei einer gleichen Quelle eine anfangs ebenfalls florterenbe A nftalt Sophienthal.

A n n o f 826 babeten in 28 Babeftuben 120 Kurgäfte in 2398 Bäbern.

1831 übernahm bas B ab ein P artikulier S alom on ^reunb, in beffen Befiße es abbrannte, ;m ar roieber erbaut mürbe, aber unter verfd)iebenen Zcadp befißern nicht recht vorw ärts kam, bis ihm fdjließlid? burch bie (Eröffnung bes Soolbabes Ja ftq e m b , von bem unten berichtet wirb, gan; in ber Bähe, ber Cobesftoß verfeßt mürbe. Auch eine 1877 verfuchte BDieberbelebung bes lüilhelm sbabes in Kokofcßüß m ar von kur3er Bauer. Ber A nalyfe nad) hatte bas Kokofcßüßer lüaffer einen ftarken Schwefelgehalt unb hat fpejiell bei pautleiben gute (Erfolge erjielt.

1819 eröffnete Juft^kom m iffarius ©örlich in Beiffe bas norböftlich von ber S tabt gelegene B ab p e i n r i d j s b r u n n ; bas lüaffer ber bortigen

(6)

450 Dr. j r a tt 3 € a 1 w t ß e r ,

Quelle begutachtete bas C olleg iu m m edicum in B reslau fo günftig, baß fd)on in ber streiten Saifott 62g Babegäfte gejähtt werben tonnten, „unter welchen fid? auch eine junge Dame aus ben norbameritanifchen ^rei- ftaaten befanb". D as eifenhaltige lüaffer, ein „ZTiineralwaffer", galt als befonbers hetlfam bei Zteroenleiben, (Epilepfie ic.

(Eine gute ZTTeile fübweftlid} pon ^alfenberg, an ber ©rübemZTtüchelauer Straße, lag im C ale bas 23 a b ( g r ü b e n , beffen fchwefeb unb eifenhaltige Quellen unb beffen ZTtoor» unb Schlamm bäber feit ben fiebriger Ja h re n porigen Jah rh u n b e rts nergeffen finb.

Die bisher genannten oberfcßleftfchen B äber finb an £ebensfd)wäihe eingegangen, bie folgenben befielen noch heut£ unb follen chronologifch auf»

geführt werben.

ZD a ch t e 1«14 u n 5 e n b o t f , füböftlich Zleuftabt, an ben B usläufern bes ntebrigen ©efenfes — in bem naturfcßonen Ceile (Dbetfdüefiens — gelegen, fielet bas ©efenfe pon ber 15 k m entfernten Bifcßofsfoppe (886 m) m it ber ^infenfuppe (438 m) unb bem £inbenberge (370 m) allmählich in bas ^lachlanb übergehen. Dem Confdjiefer, a u s bem neben ©raumacfe bas

©ebirge befiehl, entfpringt eine (805 erfcbloffette fchmefelige eifenhaltige falte ZTIineralquelle. Die fjerrfdjaft Kmtjenborf (Bittergut) gehörte feit (670 öurch Vermächtnis bem Kreujftift bes h^ligen P eter unb p a u l 3U Zteiffe bis 31« Säfularifierung (8(0, wo bie 3iir Verwertung ber fäfularifierten

©i'iter eingefeßte Königliche pauptfom m iffion 5U B reslau bie V erw altung übernahm.

Durch K abinettsorbre pom ((. ZTiätß (8(3 gab ^riebrid? ZVilhelm III.

bas © u t m it allen ©erechtfamen als (Entfchäbigung für eine Präbenbe beim Domftift B ranbenburg unb für anbere rüdftänbige Z ahlungen an ben

© eneral ber K auallerie p o u Blücher, welcher 3U gleicher J e it, ber ängft»

lidjen S tröm ung am £)ofe weicßenb, au s bem aftiuen Dienft ausfcßieb.

Sd]on einmal, (770, hatte ihn ber große K önig m it ber freunblichen Banb=

bemerfung uerabfd)iebet: „Der Bittmeifter Blücßer m ag fid? ;um Ceufet fcßeren!" ^ u r (Eharafteriftif 6es ©enerals pon Blücher, ber (8(5 feinem Vaterlanbe unfchäßbare Dienffe leiftete unb als ^elbm arfchall unb ^ürft pott ZVahlftatt, als ZTTarfchall V o rw ärts in ber ©efchichte fortlebt, fei eines gw iefpaltes jwifchen ihm unb ber erwähnten pauptfom m iffion in B reslau gebucht, weil er auch auf Kunjenborf B ejug tjat 6300 Caler pYpothefenpfanbbriefe follte ber neue Befißer, als auf bem © ute einge*

tragen, mitübernehmen. D as w ar ihm R n la ß 3U folgenbem energifdjen Schreiben:

„Der Koeniglichen p a u p h t commiffion ermiebere in ganß (Ergebenfter

„antw ohrt, wie alle Beferoate, fo genannte Kom miffion in ber geehrten

(7)

(Dberfcfytefifdje B ä b e c u n b tt u r c m f t a l t e n . 4 5 1

„3u Schrift vom 3 f. ITEaerz, m agt, m i d ) g l e i d ) f a l ) t n ei l t

„ 8 o el) m i f d) e r ID a 1 b f t rt 5; id) fyaUte mid? an bas, w as id?

„bud?ftäblig in bet Cafdte tjabe, get?e nad? Kunßenbotff unb evroahrte

„bie Übergabe bes gul?ts. Sd?ulben übernehme id? nid?t, bie fönnen

„ja auf bie an beten gütter übertragen werben, id? Ijabe ein freies

„(E ig e n tu m ju er wahrten; wenn bie Übergabe bes gut?ts m it fo will

„Sdjwierigfeit, m it fo wit)t tfeUb ju IDeitläufigfeiten uerbunben fein

„foll, fo reil?fe id? lieber nad? B erlin ; w as meine 3urisbictions unb

„ P a tro n a tu s betrifft, fo unterwerfe id? mid? gan% bas in bet P ro v in ß

„i'tblig unb will nul?r als ein (Etjbellmann bes Eartbes betrad?tet fein;

„übrigens bitte Id) ganz Ergebenft mid) in bet vorerwähnten Sad?e

„nid)t wie einen d ie n te n anju fefy en unb ju betrad)ten, bie Befehle bes

„K önigs unb bie Verfügung bes p errn Staaßfanzlers fpred)en ganz

„beuttlig. B lüd?er/'

A m {2. A p ril f812 fanb bie Übergabe m i t ben 5d?ulben ftatt, bod) würbe bas D orw erf 2TTüt)lsborf bajugefd)Iagen. Der S treit um bie Koften ging nod? weiter, bis eine Kabinettsorbre f8f6 bie 5ad?e 5ttr ^ufriebenl?eit nieberfd)lug. f8f7 verkaufte B lüdjer ben Befiß an ben bisherigen päd)ter.

So fdjön bie Umgebung Kun^enbotfs aud) w ar unb nod? ift, fo t?ut B lü h e t bod? bie <5eit bet gezwungenen Untätigfeit bafelbft a ls bie fd?recf=

lid)fte <5eit feines Eebens bezeichnet. Sdjon im ^ rü b ja h r {8{3 rief ihn bas D aterlanb ju neuem Bul?mel

IDährenb bes B lüd)er’fd)en Befißes würbe nahe bem Schloßgarten bie heute nod) benutzte 8 1ü d ) e r q u e l l e gefunben. Sie lieferte ein „alfaltfd?-- erbig=falinifches Eifenwaffer". Bie täglid)e IDaffermenge ift n u r 50000 Eiter, fo baß fd?on barin eine 8efd?ränfung für bas B ab gegeben ift. Bie Babe«

preife finb billig; es finbet fid) an bet 81üd)erquelle ein (leinet, aber ge­

treuer S tam m von Kurgäften ein. Eujusbab ift U)ad?tebKunzenöorf nid)t unb ftrebt aud) unter bem jetzigen Befißer bet perrfd?aft, (ßrafen ^riebrid?

von P rafd)m a, nid)t barnad) es zu werben. A ls C afelgetränf wirb bas IDaffer in Sdjlefien viel getrunfen.

© o c z a l f o w i ß verbanft, wie feine Sd)wefterquelle Jaftrzem b, feine Entftet)img einem Derfud? bet preußifd?en Bergbehörben, im füblid?en Ceile bet Kreife p ie ß unb U ybnif Steinfalzlager zu erhöhten, welche bie geo!ogtfd)e E eftaltung bei bet B äh e von IDieliczfa bei K ra fa u hude vermuten laffen.

U tit einem p erfo n al von 33 Köpfen würbe mehrere 3af?re gebohrt, bis bei 766 m Ciefe bie Derfud?e aufgegeben würben. Sd)on bei Ą00 m w ar m an auf eine fd)wäd)ere, bei 6 \6 m auf eine 4 % h^^enbe Soole geftoßen.

f8 6f verfaufte bet B etgfisfus bas Bohrlod) m it bei* Soolquelle an ben K aufm ann ü^'urid? Schiller unb Baum eifter IDilhelm Ezed) in pieß,

(8)

4 5 2 Dr. ^ r a n 3 C C f y a lr o t t ^ e r ,

welche unter B etrat 6es fpäteren, f895 »erftorbenen, ©efjeimen Sanitäts«

rates Dr. B abel fcfjon 1862 bie erfte Babefaifon m it 262 Kurgäften er«

öffneten. Die Quelle unb bas heutige B ad liegt an 6er Cfjauffee pieß«

Djiebiß un6 an 6er (Dberfchlefifchen (gifenbahn, an 6er es S tatio n 6er S trafe Kattoroiß-Dhebtß ift, im füööftlidjen iP tn fel von (Dbevfd/leften, 800 m uon 6er £an6esgrenje, welche durch 6ie IDeid)fel gebildet wirb. Die Eanbfdjaft ift burd? bie Busficht auf bie näßen Bestiben unb bie ^ürftlich P le ß ’fcßen ©eiche, forcie bie baum« unb ftraucßbewacbfenen, ju Spa;iergängen locfenben Weichfelöämme mcßt oßne Bei). Sonnenauf« unb «Untergänge geben namentlich über bem großen ZUacjefteidje außerordentlich ftimmungs«

»olle unb farbenprächtige B ilber unb gute Sujets für UTaler beiderlei (Sefdjledjts. (Eine Öen Um wohnern recht unerroünfd)te, den Babegäften aber, ba bas B ad felbft feine Belüftigung erfährt, lediglich intereffante Bb«

roechfelung bietet bie Beobachtung des gelegentlichen XDeicßfelhochwaffers, bei bem bas faum 3 m breite, fo friedlich ausfehenbe B innfal der U)eichfel fidj in wenigen Stunden )u einem »ernidjtenben Strom e auswachfen fann. Die Soolquelle, welche außer S a l) auch j^ob« unb Brom uerbinbungen ohne Bei«

tntfchung »ott Sd)wefel»erbinöungen führt, ha* f # von B nfang an bei ffrophulöfen £eiben, bei tuberfulöfen Knocfjenleiben, fowie bei Bheumatismen, 3schias unb ©id?t von fo »ortrefflicher W irfm tg gezeigt, baß bie ^frequenj des Bades bauernd geftiegen ift. 3m 3a ^re 1880 wurde eine Kinberheil«

herberge Bethesba in © ocjalfow iß eröffnet, unb durch energifdje £iebes=

arbeit des f903 »erftorbenen Superintendenten D. Koelling in p ie ß f889 in einen ftattlid)en maffioen U eubau untergebracht. D ort werben in »ier Serien je fO O Kinder je »ier Wochen lang durch 6en erften Badearzt S a n itä tsra t D r. K raßert behandelt. Seit f892 fdjicft bie (Dberfd)Iefifche Knappfchaft, auf Betreiben des »erftorbenen p ro f. Wagner«Königshütte ihre franfen Bergleute jur K u r nach © oqalfow iß. Die guten (Erfolge haben jum B a u eines eigenen Knappfd)afts=Kurhaufes geführt, welches jeßt in monatlichen Serien 65 Knappfchaftsangeßörige als Kurgäfte beherbergen fann. Der Befuch des Bades w ar fg0 3: jSgg Kur« unb f278 Erßolungs«

gäfte. Die K urm ittel (Sal), Soole) wurden \905 bis jum j5, September, auch über bie (Brennen Schießens h ^ a u s , unb )w ar Babefafj \2 099 k g unb ca. 29OO Eiter fonjentrierte Soole, »erfcßicft.

K ö n i g s b o r f f «3 a f t r j e m b . 3n Uieber=3aftr)emb, einem Dorf im füböftlidjen ©eil des Kreifes B ybnif, wurde bei einem Bohroerfuche

»on P ri»atleuten auf Steinfohlen bei 300 ^ u ß ©iefe eine fcßwache Soole getroffen. D as Bohrloch wurde m it fisfalifchen ITTitteln in der E rw artung von SteinfaI3 ober einer ftärferen, 51t falinifchen ^wecfen geeigneten Soole auf 470 ^ u ß »erlieft. B is bie Derfucße aufgegeben wurden, erwarb \859,

(9)

(Dberfdjlefifcfle Bćibe r u n b K u r a n f t a l t e n . (^ 5 5

jugleid} m it dem R ittergut Aieber-Jaftr^emb, Bohrloch unó Quelle © raf non Königsborff. Zttai 1861 rourbc bereits B ab Jaftr^em b, beffen Soole (job=bromhaItig) ficß bei B heum atism us urtb ©icßt als fyeilfräftig er triefen Ijatte, m it fird jli^ er ^eierlidjfeit eröffnet unb hatte in ber folgenden Saifon bereits f08 Babegäfte. f862 murbe bas B ab in „K önigsborff-Jaftr%emb"

um genannt unb erfreut fidj befonbers bei B heum atism us, Frauenleiden unb Kinberfranfheiten (Sfroplnilofc) einer großen Beliebtheit, ermangelt aber nod) eines bequemen Bahnanfd}Iuffcs. C s liegt 280 m hoch ht ftarf coupiertem, beroadtfenent C errain unb hat einen fchönen P a r ! von etroa 20 ha. B on ben umgebenben t^öhen (300 m) hat m an lohnende Ausfid^t auf bie Besüben. C s finb auch hier brei Kinberlfeilftätten erftanben, bas ZTtarienheim, B ethanien unb bie 3sraelittfche Kinberheilftätte. Bie leiste Saifon hat m it f3^5 Kurgäften abgefchloffen.

B ab C a r I s r u h e (D .«5. im "Kreife (Dppeht ift ZTiitte bes uorigen Jah rh u n d erts non Dr. fre u n d erbaut morden, fpäter an ben % r;o g non W ürttem berg übergegangen unb heute Königlich ZDürttembergifcher Befiß.

C s liegt an der © ppelu—ZZamsIauer C ifenbahn in ebener ©egend, mitten im Walde. Seine K urm ittel finb Kiefernabelbäber, Kiefernabelbampfbäber unb andere fo rm e n non W afferapplifationen unb ZHaffage. (Dime die am (Drt ju r Sommerfrifdje roeilenben frem den beträgt bie ^requenj 300 Perfonen.

W enn m ir nun )ur Betrachtung der oberfdjlefifchen K uranftalten (priuaten Sanatorien) übergehen, fo ergibt fid? au s ihrer ©ntmidüungs«

gef deichte, baß m ir folcße aus älterer 3 eit nicht anführen fönnen. tfür fd)lefif'd)e Sefer roirb bie Catfache befonberes 3ntereffe hüben, baß unfere jeßt fo entmidelten unb auf dem pöhepunft der C ntroidlung noch gar nid}t angelangten S anatorien (b. h- für beftimtnte K ranfheitsgruppen unb beftimmte Heilmethoden eingerichtete — priuate — Cjeilanftcilten), a ls deren jüngfte Biefenfinber m an bie Bolfsheilftätten fpe^iell für Cuberfulofe be=

trachten muß, ihre U rheim at auf fcblefifdjem Boden haben.1) ©uftar» Adolf Bobert p erm an n B rehm et hat m it feinen großartigen Schöpfungen in

© örbersborf ben Weg für ihre © ntroidlung freigemacht. Bie ©eredjtigfeit erfordert aitjuführen, baß bie A nregung non dem ©räfenberget B auern unb „Kurpfufcher" B incen; P rieß n iß ftammte. C r ift der erfte geroefen, der

— f822 — für feine W affetheipmede eine priuate X^exlanftalt eröffnet hat.

C roß aller Anfeindungen hat p rie ß n iß ©roßes gefcßaffen unb der gering«

fdjäßige S pott der uierjiger J a ß r e ift uerftummt. Bie S ituation entbehrte

’) Cf. p a g e l : § ü t (Sefdßdjte ber mobernen prioatljeUanftalten im Ja^ rb u d ; her heil«, pflege« unb K uranftalten. B erlin ;go3.

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D r. ^ i' a u 5 C l ^ a l r o i t j e r ,

ja öam als einer geroiffen K om if nicht: in ©räfenberg prleßnlß, 6er im IDaffer óas p eil aller Dinge erblicfte unö feine K ranfen 5U „B m phibien"

mad)te — fo fpottete öle ZHitroelt —, ein p aa r taufenö Schritte öauon in Stinöemiefe Schrott?, 6er in 6er „Stufdje" (im fcpleftfcpen Dialeft für eine l?ypotl/etifd?e, im K örper angefammelte, alles K ranfbafte entfyaltenöe unö 6arftellen6e ^eud?tig!eit) alles Übel fafj un6 feine K ranfen roie „Kameele"

ausöiirftete. Daneben nod? 6er balö mieöer oergebene B auer Schnabel in IDeiöenau, 6er feine K ranfen m it ausfd)ließlicher reiner paferfütterung auf 6ie Beine bringen mollte. p rte ß n iß ' m it Ked)t öanfbare, aber überfpannt begeifterte Schülerin ZTTarie uon C olom b errichtete, nad p em fieim 3a Pre f849 mährenö 6er Cholera in B erlin für ihres ZTieifters 3 6een, ohne fonöerlid^en B n fla n g 511 finöen, geroirft patte, f850 auf einem ZTfiihlengrunöftücf in

© örbersöorf eine p eilanftalt ä la Prleßniß. D ort verfet^rte 6er Stuöent 6er ZÜathematif Bremmer, 6er $ur ZTTe6i;in umfattelte un6 ftcp m it einer jüngeren 5d)roefter 6er Befitserin uerlobte. B is 6ie B nftalt (85^ troß 6es „fad}»

männifd)en" B eirates 6es stud. m ed. Brefjmer auf 6as unangenehmfte uerfrad)te un6 ZHarie uon C olom b als ZTfärtyrerin iprer 3öee in ZBalöen»

bürg in ScpuI6paft faß, m ar 6er 5tu6ent geraöe approbierter Br^t gemoröen, 6er 6as Befißtum feiner 5d)tt>ägerin übernehmen fonnte. 3n ©örbersöorf hat B tehm er m it bemunöernsroerter ^ äh ig feit troß anfänglicher großen Schmierigfeiten feine Schroin6fuchtsbehan6lung jum Siege gebracht. Ztnfere gefamte moöetne Phthifeotherapie — uon 6en p la n e n B ehrings aus 6en leßten Cagen abgefehen — beruht auf B re n n e rs Bnfcßauungen. So ift 6er lücfenlofe S ufam m enhang ^mifd^en Öen moöernen peilftättenpaläften (3. 8 . Beeliß bei B erlin) unö Öen prim itiuen popbaracfert öes Saienfünftlers in

©räfenberg.

B on priuaten K uranftalten finöet ftd) in (Dberfdjlefien roenig. Die Sungenheilftätte in Stoslau ift bereits ermähnt, fan n aber nicht hinunter rubriziert roeröen. B isher m ar öas B eöürfnis auch noch nid)t fo örlngenö mie es heute ift. Der junge 3nöufiriebe3irf hat erft angefangen, ZTTenfchen»

fräfte auf3ufaugen, uon 6er gmeiten (Generation roirö er mehr (Dpfer foröern.

Seit mehr als 20 3a hren beftept in R i e g e n h a l s eine K uranftalt, öas

©uppebaö, öem f882 öas roefentlich größere ^eröinanösbaö gefolgt ift.

D as ^tat^ens» unö ZDilhelmsbaö finö als P fa rre r K neipp’fche peilanftalten bejeichnet. 3n Öen B äöern meröett feit einiger 3 eit alle moöernen bab neologifdjen peilfaftoren, eleftrifcpe Bäöer, Sidjtbäöer, ^reiluft», Sonnen»

bäöer ic. ju r B nm enöung gebracht. Der p auptheilfaftor öürfte öie fyen*

liehe Sage öes (Drtes 3 i e3enf?als am jm ße öer Borberge öer podjgebirgs»

fette fein m it roeiten ^ern flehten in öas Biele» bis 5U 111 ZMffetal. Der m it prächtigem Zcaöelßop beftanöene popberg m it bequemen, fchattigen

(11)

©be rfd jlcftfdj e S ć t b e r uitb K u r a u f t a t t e n . ^ 5 5

Spajiergangen, laufcßigen Bußepläßen unö prächtigen Ausblicken ift ein 5d ) a | für Öen © rt.

(Eine ßalbe Stunöe non Beiffe liegt bas B o c ß u s b a b , öeffen Waffer«

ßeilanftalt unö £?übfd?er P a rk in freunölidjer ruhiger Sage eine noch leb«

haftere (Entwicklung neröient, a ls öie A nlage fchon genommen hat.

3n öiefem J a h r e ha ^ Dampfmolkerei«<0enoffenfhaft 5U ^ a b o rje eine K u r « u n ö B a ö e a n f t a l t ju a b r 5 e eröffnet, in welcher B äöer aller A rt, einfcßließlih Sonnen« unö Sicßtbäbern, nerabfolgt tneröen unö W oßnräum e für Kurgäfte oorgefehen finö. D aß öie Anftalt, öeren Preife öem Perm ögen auch öer ZTiinöerbemittelten angepaßt finö, einem Bebürfnis entfprochen hat, geht fchon ö araus ßervor, öaß feit ihrer (Eröffnung am 8. J u l i bis 511m 18. September \ 905 außer ärztlich neroröneten Waffer«

projeöuren 2^09 B äöer aller A rt nerabfolgt finö.

3n getniffer pinficßt ftehen mir noch im Beginn öer Sanatorien«

(Entwicklung, nämlich bezüglich öer S anatorien für Berventranke; insbefonöere für folche är^ tlih als fchon nervenkrank ju begeichnenöe Seiöenöe, welche im praftifchen Geben für ;m ar „nervös", aber noch arbeitsfähig gelten, (ßeraöe öiefe Kategorie non Kranken ftellen öie A n w ärter für fdjwere, fpäter irreparable Berven« unö pirnleiben. ^ ü r fie ßanöelt es fich nicht fo fehr um eine fpe^ialiftifhe ä r ß lih e B ehanölung, als um öie bloße Kläglichkeit „ausfpatm cn" ju können, ausfpannen n i h t n u r aus öer Cret«

müßte öer Arbeit, fonöern a u h aus öer forgennollen BTifere öes alltäg«

lih en (Einerlei, ^ ü r fie ift bistjer keine S tätte bereitet, wie öer A rjt in öer Großftaöt fhm erjlicß empfinöet. Bernen« unö 3rrenärße weröen n i h t müöe, peim ftätten für fie ju foröern unö ö a ö u rh Öen © runöfaß öer Prophylaxe a u h tn öer p fy h ia trie ju r G eltung ju bringen. S ta tt öie geiftigen Buinen m it großem A ufw anö ju pflegen, fcßaffe m an m it geringen Dlitteln Porkeßrungen ju r Perm eiöung fo lh er Siehtum sjuftänöe. Die Kanöiöaten für fothe A nftalten liefert öer 3nöuftriebejirk unö wirö fie n o h meßr liefern in betrübenöer A njaßL ^ ü r folhe Anftalten, öie ß h größtenteils ö u rh eigene Arbeitskräfte erßalten follen, öa m an öie Arbeit, öie gielbewußte unö W erte fhaffenöe gefunöe förperlihe A rbeit in gefunöer Cu.ft, n ih t öie fpiel« unö fpo rtsäß n lih e B efhäftigungstßerapie, als paupt«

ßeilfaktor ßeran^ießen wirö, ift in ©berfcßlefien uiel unö fhöner p l a | . Bequeme ^ u g än g lih k eit von Öen (Erfrankungscentren (3nöuftrieftäöten) uer«

binöen n o h uiele fhöne unö billige p iä ß e in ©berfhlefien m it öer Buße vor öem paß en unö (Treiben, wenigftens n o h au f Generationen. So viel S eit wirö woßl vergeßen, bevor 5. B . öie Kreife p ie ß unö Bybnik in Koßleninöuftrieftätten fich gemanöelt ßaben weröen.

W enn w ir jum S h tu ß n o h öer jungen 3nftitution öer Sommer«

(12)

456 ZÜi 11;e 1 m K a m m e r ,

frifdjeii gebenfert wollen, fo fönnen einige ber angeführten B äbet als folctje betrachtet werben, nicht am wenigften auch bie (Begenb bei giegenhals unb Zceiffe; als Schöpfungen ad hoc feien n u r erw ähnt bie Sommerfrifchen B ó r = Z l e u b o r f (Befifer J u l i u s W a in fa) unb P a n e w n i k (Befifer Sd?werbtfeger) im nörblichen Ceile bes Kreifes p ie f , welche namentlich aus bem 3nbuftriebcjirfe befucht werben.

O b m cb k siscb es UoiKstutti in der Literatur.

D o n

ID il he Im K a m m e r , B reslau.

^as w eif uns bie heimatliche Dichtung non oberfchlefifchem Bolfs«

tum 511 erjählen? W ie fpiegelt fi<h bas oberfcffefifche £anb m it feinen Ceuten unb allen feinen (Eigentümlichkeiten, feinen Gebräuchen, Sitten unb Sagen in ben Seelen unferer Dichter?

W ie finb bie G efallen befchaffen, bie in ben Schöpfungen unferer Poeten unb 5<hriftftetlcr b e f o n b e r s in ben Borbergrunb treten unb a ls Bepräfew tanten oberfĄlefifchen Wefens gelten m olIen?.'\

Berfuchen mir, auf biefe fra g e n bie rechten A ntw orten 511 finben.

Durchwanbern w ir in furjen S tre ifig e n bas eng begrenzte unb bennocb reiche unb h ^ t i c h 12 Gartengebiet ber Dichtung, bie im Bobert unferer peim at wurzelt! Solche W anberungen finb furjmeilig, unterhaltfam , Ie£)r=

reich, erquicfenb unb erhebenb. W a n m u f jm ar m anchm al partieen machen, bie feine fonberlichen Beije barbieten, unb bie uns fogar anöben;

boch w ir fönnen uns jebet J e i t feitmärts in bie BüfcJje fchlagen unb in Wilbniffe einbringen, in benen bas fuchenbe G em üt frifche Blütenmunber, neue Schönheiten unb liebliche Busblicfe entbecft. W enn mir nebenher auch manche föfttiche Jru d )t als S abfal bes Geiftes finben, fo werben mir non nuferen W anberungen befriebigt fein. D a w ir leibet ber feligen Kinber-- eigenfĄaft, ;u genießen unb 5U betrachten, ohne babei ju fritifieren, längft nerluftig gegangen finb, werben wir, bem jwingenben Criebe folgenb, l f n unb wieber auch ein fritifches W o rt reben.

G in arger feh ler m är’s, wenn w ir unfere Betrachtungen auf foldje

£iteraturfchöpfungen befchränfen wollten, bie fojufagen burch ben Buchbinber funktioniert worben finb. W it aller Deutlichkeit lehrt uns ja bie Wonats*

fchrift „©berfchlefien", ( b a f w ir Dichter befifen, bie jtd) m it Borliebe unb fruchtbarem jte if e m if unferem oberfchlefifchen B olfstu m befd]äftigeiv\aber

(13)

© b e rf djlef if dj es D o l f s t u m trt b er S i t e r a t u r . 4 5 7

nod? gejöged haben, óie ^m d /te óiefes ^leißes in Buchform 3U veröffentlichen.

XDir rechnen óie oberfddefifdien (Erzählungen von p a u 1 S i l b e r s , K a r l K I i n g s imó artóerert — nid?t 311 pergeffert, óie eigenartigen poefie=

reidjen unó non ftarfer. Didjterfraft seugenóen Bovellen Z1T a r i e K l e r l e i n s . (Ebenfo óarf óer £)eló eines in einem H am burger B latte erschienenen K om ans non P a u l B a r f d? nicht unberüdfidjtigt bleiben, óa jener manóernóe Kunóe an £eib unó Seele ein unverfennbarer Sprößling (Dber=

fdjlefiens ift.

* *

*

B is óie Beiffer £et?rer vor einem 3afyre ihrem nad? B reslau berufenen Kollegen ' P h i l o c o m XD a I Ó e ein Bbfd?ieósfeft gaben, fprad? einer óer

^eftreóner vom arm en XDeberhanfel aus óem Dialeft=(£pos „Ceutenot" unó behauptete: óie 3ugenógefd?i(hte óiefes K naben fei óes Derfaffers eigene Kinóheitsgefd?id?te. 3n feiner B n tw o rt betonte P h ilo vom XDalóe, 0aß er in óer „£eutenot" fid? unó feine Knaben3eit, forvie feine 0örflid?e p eim at unó óie Dorfbewohner getreu gefd?ilóert 1?abe. D as Bud? fei ihm ans per5 geroad?fen, weil es óie <0efd?id?te feiner ^ugenó bilóe. V

[XDir hnben es alfo l?iei' i'iit einem oberfd?Iefifd?en Buche 3U tun, óeffen Berfaffer uns óie X)erfid?erung gibt, 0aß feine Dichtung wal?rheits=

getreu óem £eben abgelaufdit fei. Der Dichter ift in Kreu5enóorf bei

£eobfd?üß geboren; er führt u ns m ithin nidjt in óas polnifd?e, fonóern in einen tEeil óes óeutfd?en 0 berfd?Iefiens«3 B n irgenó einer Stelle fdjrieb er óen S ag : 'i^ B u f óem Untergrunóe óer p o l i i i fd? e n £eutenot fyabe id?

verfudjt, óie verfd?ieóenften £eibes= unó Seelennöte 5U fd?ilóern . . /M S d jau en w ir 51t, w as er uns vom oberfd?Iefifd?en P o lfstu m 3U fmtóen weiß.

B aló 3U B n fan g óes ftarfen Bud?es erblicfen w ir ,,^ie0Ier«XDäberfd?

Sdjobenhaus" im XDinterfd?mucfe. ©leid? óen anóeren Käufern liegt es eingemummelt „eim metert?ud?en ^afd?ingsfd?nie". Die Bbenórote verflärt óie ^enfter. Die alte Köhrenbütte fann nicht plaufd?en, wie fonft; óie 3unge ift il?r angefroren. BUe gaunftaud?en tragen weiße Kappen, unó vom Dad?e „glungeln" (Eis5apfen. jieó ler legt fein IDebetfd?iffeI nieóer unó óehnt fid? unó ftredt fid?. (Er t?at óen gan5en C ag fd?wer gefdjuftet;

jeßt m uß er fid? 3ur Bad?twad?e rüften. (Er ift näm lidj, óa er von óer IDeberei allein nicht leben fann, nebenbei Bad?twäd?ter. 3l?n überfom m t óie Sel?nfud?t nad? B uße; er möd?te fidj hin legen unó träum en. B ber óie B ot, óie fd?recflid?e B o t jagt óen armen bfungerleióer hinaus in óie eifige Bad?t. ^ieóler ift ein (ßrübler unó Hebeil. XDenn er fönnte, wie er gern möchte — Donnerwetter, er würbe m it óem verfoffenen S dju^en unó m it óen reichen ge^tgen B auern abred?nen! Dod? er óarf es nid?t tun. (Er

(14)

. ^ 5 8 C P t l l j e l m K a m m e r ,

m u f bucfen, tveil er arm uttb fra n f ift. H u r feiner R iten gegenüber läßt er 5uroeilen feine jornige JDeltveracftung ausbrecfen:

„3cf f a bie Scfinberei iß foat!

R cf, müßt icf fa lb ig mer an Boat, 3cf roötlbe nid) am Buben fnußen iln b anbern od be S cfu fe pußen!

5u ta r ma, tutts een no fo galten, Be ^au ft ocf ei ber Cafcfe ballen."

Bie ^ieblern fantt foldje Bebensarten nicft uertragen. Sie Hingen if r fiinbfaft. ID er m urrt, anftatt gebulbig unb ergebungsvoll auf beit fimm«

lifcfen D ater 51t vertrauen, barf ficf nidß rounbern, roentt’s if m fcflecft ergebt, B as ift ifre £ebettspfilofopfie. B afü r nennt ^iebler fie „eene reene ^um m elbufe". (Er verteibigt ft dt gegen ben Dortvurf, ein fdiledtter (Efrift 511 fein; er f ä tt 311m lieben (Bott, fan n aber bie Sorte nicft leiben, bie vor bem fferrgott auf ben Knieen rutfdjt, ben BTenfcfen gegenüber jebod) ftol3 unb foffärtig ift. B a jam m ert bie ^ieblern:

„B u tuft bicf fügen (Bot verfünbgen — B ä r m uß ü ns vutlt be ^reunbfcfaft fiinbgen!

B oas Biffel Segen vu meint B äten IDirb reen ocf ein a Brecf geträten."

(Er aber, in beffen Seelentiefen ein S tr a f t vom £icfte freigeiftiger 2Delt=

erfcnntnis gebrungen ift, f a t von (Bott unb vom IDettall einen unfäglicf fofett Begriff. (Bott ift gtvar ein liebreicher P a te r, bocf um alles unb jebes fann er fid? nidjt füm m ern, tveil bie IDett gar ju groß ift. Bie (Erbe unb alle bie ZtTitlionen Sterne finb vor feinen R ügen nur xviujige pirfeförncfett. R n ben Sternfcfnuppen fan n m an erfefen, baß viele Sterne 511 (Brunbe gefeit, tveil ber fferr ber IDett fie auf R ugenblide außer adß ließ. IDie fann m an ba verlangen, baß er ficf um bie vielen „verbuttert"

Seelen fümmert, bie vor ifm auf ber (Erbe friecfen. (Er läßt bie Sonnetu fuget taugen, baut bie IDolfen tnie golbene Sdfneegebirge auf unb f cf lägt bann m it bem „piirbel" brauf, baß es borniert unb bie B ü ß e ftieben. Ben (Teufel f a t er als IDiberfacfer.

Bo feeßts toullb: fcfirgeti, bremfen, ram m en — Suft gieft bär K räntpel gacf au sfam m en ! Uttb m uß ficf (Eener, m ücft m a fprecfen, 3a fra u s, ja fre i a K upp gerbrecfen:

Bo mil a fitter feilger ZHan

Bod) m ancfm al 0 ang S un n tig fan!

(15)

(DberfĄtefifdpes D o l f s t u m in b er S t e r a t u r .

B oas ciele Bitten, ciele B am m eln,

B oas Klinfeln, Samentiern unb S tam m eln 3fps reen cerfäfplt.

B oas fpeeßt a fperrgott ocf gequält!

Bie ^ieblern ift entfett über foldpe gottfträflidpe IBorte. Sie „plubert"

auf ifpn ein:

B oas Eimmt cum cielen R ettung läfen.

3dp näfpm tcafprfpaftig no a Bäfen Unb fefpt bau P ra ß t $ur (Türe nau s — B ä r bringt ocfs Ungelild eis p a u s .

Sie greift 511m ©ebetbudp unb lieft ein (Bebet. B an n fom m t ber p a n s 5ur ©üre Iperein. Sie fäfprt auf ifpn los, gibt ifpm „an fanften peinridp ein a Bilden unb „p ä ft":

„. . . „bu gan; infam er Bange, l ü u bleibft Be tpinte bennt fu lange?"

Se fdpuppft'n baß a c u r ’r turEelt."

B a fpaben mir ein B ilb ber päuslidpfeit, in ber ber Eieine p a n s gebeifpt unb fperanroädpft. Soldpe ^am ilienjuftänbe finb überall 5U finben, nidpt bloß in ©berfdplefien; aber jeber Stridp ber liebecolfen unb trefffidpern geidpnung m utet uns fpeimatlidp an. ID ir füfplen uns mitten fpinein cerfeßt in bas Borf ber Seobfdpilßer (Begenb; alle bie (Beftaften Eommen uns allbe- Eannt cor; (Erinnerungen an bie Kuabenjeit roerben tcadp. ID ir Eennen ben börflidpen Kaftengeift, fdpauen in (BebanEen bie unüberbrücfbare Kluft, bie ben armen Eieinen panbroerEer con bem B auer fdpeibet, bem fein £anb=

befiß bas (Befüfpl ber ZUadpt unb (Erfpabenfpeit cerfetfpt. B ußenbm al finb uns foldpe Börgler, foldpe un^ufriebene auffäffige arm e Sdpluder begegnet, bie fidp oft erbreiften, bie B afe in bie g ettung 511 fteden, bann Eiliger fein mollen a ls bie reidpften €eute, fidp einbilben, baß fie ben lieben perrgott beffer als ber p e rr P farrer Eennen, aber con Eläglidpfter Unterroürfigfeit finb, menn fie (Belegenfpeit fpätten, ifpr rebellifdpes Iper; ;u offenbaren. Sie bucEen fidp fdpeu unb Eriedperifdp bei ben (Beißelfpieben ber Sorgen.

panfel, ber im ZTTittelpunEte ber pfptlo'fdpen (Er;äfplung ftefpt, leibet an einem g rciefpalt in feiner Seele unb gefpt baran 5U (Brunbe. B on feiner nüdptern ceranlagten, ergebungscollen unb gutgläubigen ZTEutter fpat er bie ^rom m gläubigEeit ererbt; con feinem gutherzigen, freigeiftigen unb cerbitterten B ater ben B rang 511m ptpantafieren unb 511m (grübeln. Biefe beiben grunbcerfdpiebenen (Erbfdpaften Eönnen fidp m iteinanber nidpt cer«

tragen; fie befämpfen einanber, unb bie junge ZUenfdpenfeele reibt fidp babei

(16)

X D i l t j e l m K a m m e r ,

auf. Die P ßantafie Iäßm t ißm bie © atfraft, fann fieß aber ni<ßt frei unb feßön entfalten, roeil fie fieß bem B anne einer niebrigen unb engherzigen Sebensauffaffung nießt 511 entroinben vermag. Dem p anfel macht es, rote jebem richtigen Dorfjungen, ßelles Bergnügen, bie © loden 5U läuten. Da bet Seßrer feßon ju alt unb fchroach ift, bie Schulmagb aber feine Suft Zum Sauten ha h barf p an fel jeben Abenb am ©lodenftrange ziehen. Ber junge (Träumer ift non bem © lauben burchbrungen, baß bas ©lodengeläut ben armen Seelen im ^egfeuer von großem B ußen fei. 3ßrn grufelt ;roar, unb er ängftigt fi<ß m anchm al ßalb zu ©obe, roenn er an finftern IBinter»

abenben ganz mutterfeelenallein über ben Kirchhof gehen unb in bie Kirche eintreten m uß; er hot auch fchon bie fchaurigften Dinge babei erlebt, unb oft feßon hot es ihn verjagt; aber au s Zltitleib m it ben armen Seelen geht er im m er roieber hin, holt fich von ber Schulmagb ben Schlüffel unb läutet, aller ^ureßt zum ©roße faft ungebührlich lange, roeil er in ber ZHeinung lebt, baß jebet einzelne ©lodenfeßlag ben arm en Seelen zu gute fomme. Bei feiner peim feßr roerben ihm von bet ZButter bie geroohnten Püffe verabfolgt, fobaß er von einer ID anb zur anbern taum elt. Durch folche B ehanblung, foroie bureß eine feßr m angelhafte (Ernährung leibet fein Bervenfyftent; ber p a n g zur ©räumerei bilbet fich im m er weiter bei ihm au s; er fließt bas © lü d im pßantafieren unb roirb fogar zum Scßlaß roanbler. Der Dicßter ßat uns ßier m it liebereicßem p u m o r ein graufiges unb bennoeß ungemein anzießenbes ^am ilienbilb entworfen. 3nbem er uns weiter erzählt von ben Scßidfalen ber brei Perfonen,|_Iernen w ir bureß ißn bie ganze Anfcßauungsroelt, bie Sitten unb Sagen, ben Aberglauben unb bie B aturpßilofopßie ber Dorfbevölferung fennen. 3n ber ganzen fcßlefifcßen Siteratur gibt es fein zweites Buch, bas in folcßem ZHaße, wie P ß ilo ’s

„Seutenot" eine ^unbgrube bilbet für Seute, bie bas Bolfsleben in Ober»

fcßlefien ftubieren roollen.\ lü e n n fieß ber alte ^ieblerroeber bes Bacßts in feiner ©obmübigfeit bureß bas Dorf fcßleppt, v erfü g t er fieß bie g e lt mit ber Betrachtung ber ©eftirne unb m it bem Saufcßen auf geheimnisvolle Bacßtftimmen. perrgott, w as ßat biefer ZTiann in ber Bacßt fißon alles erlebt! E r weiß Befcßeib von bem verrounfeßenen Scßloffe im ZDalbe; er weiß, baß fieß bort Scßlag g ro ö lf ein © or öffnet unb ein B itter oßne Kopf m it feinem ©roffe als roilber Beiter ßerausgefprengt fom mt. E r fennt ben Särm , ben blefe ©eifterfippfeßaft verurfaeßt, roenn fie in ber finftern is burd; bie Süfte fauft. B on ber „S pillagritte", von ber „ZlTida»

brülle", befonbers aber vom ^euerm ann weiß er zu erzäßlen, baß einem bie p a a re zu Berge fteßen fönnten. Der Scßulze ift ber ZHeinung, baß ber Bacßtroäcßter nie bie ©ebanfen bort habe, roo er fie ßaben folle; bie näcßtlidje Unfittlicßfeit im Dorfe werbe im m er feßlimmer, unb bie Spiß»

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CDbcrfcfjtcftfdjes Z M f s h t t u ttt b er S i t e r a t u r .

buben gälten freies Canjen. Der IP äd ß e r finbet bert 2.1 tut, betn reichen Dorfbeherrfd)er 3U entgegnen, baß es m it 6er llnftttlid)feit i m m e r fo geroefen fei. (Er behauptet: „bferr S.djulje, mir traben’s grabe fo gemacht/z, p ier ftoßen mir auf ein Ctjema, bei öem mir einige Augenbücfe verweilen muffen. IDenn ein Stäbter, ber bas £anbleben nod) nid)t grünb- lid) fennen gelernt tjat, in ein oberfd)Iefifd?es beutfd)es D orf gerät, fo farm es üorfommen, baß er in bem © tauben non bannen jiel^t: bie Bewohner feien in geroiffer E)infid?t fittlid] verroal?rloft. (Er vernim m t jaßlreicße Ausbrücfe, bie ifynt h°d)ft urtanftänbig erfdjeineu; er t)ört, mie (Eltern im Beifein ihrer "Hinber allerlei Derbheiten ausfpred?en, vor betten fid) ein feingebilbeter ZHenfd) entfeßt, fein äfthetifd)es Empfinben fühlt fid? verleßt, unb er menbet ftd? ab von fo!d?er vermeintlichen © em ütsroheit Die Dorfberoohner aber benfen fid? bei berartigeu Ausbrücfen unb Bebensarten nichts Schlimmes; fie finb mie Kinber, bie in Unfdjutb reben. ID er unfer

£anbvo!f als ein ITEufter von ©ugenb unb S itte hinftellt, ber irrt fid?, ober gibt falfdjes Z eugnis; anberfeits aber fattn nicht behauptet merben, baß bas £anbvo!f in biefer £?inft d?t fdjlimmer fei als bie Stäbter. E s fom m t überall auf E ines heraus: S tab t unb £anb h^^en einanbet nidjts vorju-- roerfen, unb im allgemeinen l?a l,en w ir feine Urfadte, über bie fittlichen guftänbe unferer ^eim atp ro v in j ein £amento an^uftimmen. 3n ©ftpreußen, in p o m m ern unb in ZTtedlenburg foll es trauriger ausfehett — menigftens

fd?eint bies au s ben A ntw orten hervor3ugel?en, bie vor einiger <3eit auf eine Bunbfrage ber evangetifd?en ©eiftlid?en erfolgten. D as fittiiche Gemußt,

fein ift im oberfd?lefifd?en £anbnolfe fd?arf ausgeprägt. ID ehe bem ZHäbchen, bas ihr Kammerfenfter unb ihre K am m ertür nicht feft genug verfdtloffett hielt 1 3n ben melften fä lle n mirb es jahrelang, menn nid?t burchs ganje

£ebett, mie eine Perftoßene behanbelt merben. D as arm e ©efdjöpf mirb ih r Dergehen im m er mieber „vorgefd?mlffenzz befommen. Die brutalfte

Bel?anblung burd? E ltern unb ,©efd?wifter, bie fid? mitgefdjänbet erachten, ift nur 311 oft ihr £os. A u f bem Eanjboben barf fie ftd? nicht mehr fel?en

laffen; aud? in ber Kleibung m uß fie geigen, baß fie eine B üßerin ift.

Einen IH aun aber friegt fie mie jebe anbere; bie E?auptfad?e ift, baß fie ein p aa r Pfennige ©elb hol! Dod? bas gan;e Dorf mürbe in Entrüfiung geraten, menn fie magte, als „"Kransbraut" vor ben A lta r 511 treten. Der Bannßud?, ben bie Dorfgetneinbe gegen ein gefallenes 2Häbd?en ausfpri d?t, trifft 3ugleid? bas Kinb, beffen P ater, rote ber P o lfsm u n b fagt, „in ber Butterm ild) erfoffen" ift. A ls Sittenrichter ift bas £anbvolf 3umeilen graufam . Die tragifdje fra g e t „ID as merben bie £eute fagen?" ift auf bem

£anbe oft furd)tbar inhaltsfd?roer.

Der S ch u le fd)impfte ben IDäd)ter aud) aüs, meil biefer 311 wenig

(18)

t D i l t j e t m K a m m e r ,

auf bie Spißbuben adjte. - (Er m ag mot)I babei nicht fo feEjr an (Einbrecher, als vielmehr an Diebe anberer Sorte gebaut haben, J u ben fchlimmften Krebsfdjäben auf bem £anbe gehört ber Diebftahl im e i g e n e n p a u f e .

© anje ZDirtfdjaften, große unb Meine, gehen baran 5U ©runbe. Dean hat in ben verfdßebenen ©egenben verfdjiebene H am en bafür. ZTlan nennt es

„A uffaden", „etw as auf bie Seite machen", „K atern", „Katerpadfel machen", „einen ^ u d js machen" unb fo weiter. ZTlan »erfteht barunter, baß ber ZTTann bie ^ ra u , ober bie ^ ra u ben ZtTann, ober bie K in ber bie (Eltern beftef^Ien. DTitunter halten bie ©öeßter ju r ZTiutter, bie ZTtägbe jur

^ ra u , bie Söhne sum Dater, bie Knecßte jum p e rrn ; boeß fom m t es auch uor, baß ber D ater unb bie (Töchter, ober bie ZTTutter unb bie Söhne ge«

meinfam ftehlen. Alles, w as nicht niet= unb nagelfeft ift, fann leicht )um fe h le r manbern. ZTtit Dorliebe werben ©etreibe, ©arben, peu, ^lacßs, CDbft, ©eflügel unb B ro t entwenbet. Situationen tollfter K om i! gibt es babei. Schon fo mancher B auer hat für einen guten B efannten fein eigenes ©etreibe 511 ZDarfte gefahren, ohne es 5U wiffen. Alle ZVtittel ber £ift werben jum gm ede bes Betruges angewenbet. D as ©elb für bie geschienen Sachen wirb entweber „verfchafft" ober „verjupt". D aß über foldj einer ZDirtfchaft fein Segen ruht, ift erflärtid). Den Unfegen aber fudjt man ftdi nid)t auf natürliche, fonbern auf unnatürliche ZDeife ju erflären. Balb entfteht bas ©erüd)t, baß es beim K ird)bauer nicht m it richtigen Dingen äugeße; baß bie Biebermühle in © runb unb Boben verhept fei; baß beim.

Pappelgärtner ber Böfe bie p a n b im Spiele höbe; baß es auf bem Sdjobjem hofe umgehe . . . Züas will m an ba nicht alles 5U mitternächtiger Stunbe gefehen unb gehört hoben I Unb fein ZTTenfch hot ben ZTEut, foldze ©elfter am Schlawittel 311 faffen unb foldje Zfepen honbfeft 3U paden. So hot ber Aberglaube feine wirtfchaftlichen Schattenfeiten.

^ iir foldje Dorfommniffe macht ber allgewaltige S ch u le ben armen Zxad^twächter verantwortlich. ,5um Schluß forbert er, ba fo große Seutenot im Dorfe fjerrfche, ben panfel als pütejungen. D a ^iebler nidjt £uft hat, ben Ju n g e n jum Schuljen ;u geben, brofd biefer, bie pypothe! 311 fünbigen unb bas morfd?e päuseben ^ieblers fubhaftieren 3U laffen.

hDie Eeutenot! D as ift eine ber traurigften Zxotlagen auf bem £anbeA Über ihre Urfad)en unb Zündungen 3U fpreeben,' ift hier nicht bie rechte Stelle. 3m britten Kapitel bes P h ilo ’fdjen Buddes wirb viel barüber gerebet. Die B auern erörtern bas ©hema ' m ©erid}tsfretf<ham. fjeiß unb leibenfehoftlid) geht es babei her. [D er S chule meint, an all bem Unglüd fei n u r bie Sd^ule fcßulb. Die Kinber lernen 3U viel; es wirb ihnen vor«

gefdjwäßt, wie fdjön es braußen in ber Züelt fei. D a gefällt es ihnen im Dorfe nid)t mehr, unb fie sieben in bie Stabt, j ZDenn ber S chule meint,

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©be rfdjfeftfdjes D o l f e t u m i n ber f i t e r a t u r .

bas Dorfleben fei 6er 3^genb ju langweilig, fo I?at er nid?t gan; unrecht Die Langeweile ift gewiß n i d? t fd?ulb baran, öaß fo piele junge Dorf«

mäbcßen unö börflicße A rbeiter il?r B ro t in 6er 5ta6t fucßen; aber m an 6arf moßl anneßmen, 6aß manches junge B lu t baßcim bleiben mür6e, wenn 6as £ a n61eben ein flein wenig am üfanter wäre. 3n ben meiften oberfd?lefifd?en Dörfern perfteßt m an ßeutsutage nicßt meßr fo piel Spaß, wie in früßern fe ite n . Allerßanb m utwillige S treike, öie eßemals oßne

©efaßr perübt würben, werben ßeute burd? ben Am tsporfteßer ober burd?

bas ©ericßt ftreng geaßnbet. (Es liegt m ir fern, bie roßen unb gefät?rlid?en Späße, bie früßer oft perübt würben, in Scßuß ju neßmen; etwas meßr

^reißeit unb Ungebunbenßeit aber wäre bem Laube fd?on 511 münfcßen.

B u r bie A rbeit bietet bem Dörfler reid?ließet A bw edjslung als bem Stäbter;

bie (Erßolungstage bagegen oetgeßen in feßleppenber (Einförmigfeit. W enn Sonntags bie Arbeit unb ber ©ottesbienft porüber finb, miffen bie 2Ttäbd?en nießt piel anberes 511 tun, als por bem bjoftore ;u fteßen, ober ein p aar Scßritte aufs ^elb 31t fpa5ieren. Die Burfd?en fteßen ebenfalls por bem Qoftore unb geßen bann auf ein p aa r Stunben ins W irtsßaus, wo fie Scßnaps trinfen unb m it fd?inußigen K arten fpielen. W äßrenb ber ftäb«

tifd?en Ju g en b überm äßig piel Vergnügungen befeßieben finb, ßat bie Sittenpoli5ei unb ber © elotism us bem Lanbuolfe faft alles genommen, w as ißm eßemals bas größte Vergnügen bereitete. ID er ©eifi ber A ufflärung w ar in oieler pinfießt ßöd?ft fegensreid?; bod? bas Lanbuolf ßat für alles bas, w as er ißm raubte, feinen (Erfaß 5U fd?affen gemußt. Solange ber Xcaturfultus bie V olfspßantafie nod? meßr beßerrfeßte, feierte bas V olf bas gan;e Werben unb Vergeßen in ber B a tu t fymbolifd? m it.\ 3n biouyfd?em Baufcße füßlte es fid? eins m it ber Seßöpfung unb brad?te bem ewig wed?«

felnben ITIyfterium bes Dafeins in weeßfelnbeu fo rm e n feine (Dpfer bar.

3ebe 3aßres3eit ßatte ißre befonbern ^eft ließ feiten, auf bie fid? alle freuten.

Wollte ber W inter 31t (Enbe geßen, fo würbe ber „Cob ausgetrieben", unb es begann bas Sommerfingen, freute wirb biefes Singen als eine luftige Bettelei ber Kinber betrad?tet; früßer erfcßatlte bas gan5e Dorf pon Liebem unb 3aud?3ern. D ann fam bas „3ubenfeßen", gaw; nad? A rt ber ^oßanrtis«

feuer, bas „Sd?macfoftern", bas „S prißen" unb „B aben". W a r bas eine Luft für alle! Denn alle waren in irgenb einer Weife baran beteiligt:

gebenb unb neßmenb. K am ber ^rüßling, fo ßolte m an bas erfte © rün aus W alb unb Bufd? unb fd?rniidte bam it bie ^enfter unb Cüren 5um Sd?uße gegen Qejen unb Unßolbe. Bicßt lange nacßßer feßte m an ZTtai«

bäum e unb pfingftftangen. W a r bie S 0mmerfonnenmenbe ßerbeigefommen, fo leueßteten pon allen Bergen unb pügeln ßerab bie 30fyani™5feuer- Bepor biefe tjeuer angejünbet würben, gabs im Dorfe ein großes Kran3«

(20)

I V i l t j e l m K a m m e r ,

winben. A m anbern Zttorgen fab m an alle (Giebel, ^enfter, ©üren, ffoftore m it Som m erblum enfränjen unb "Kronen gejiert. Q uer über bie Dorfftraße hingen lange © uirlanben, als follte ein feftlicfjer (Einzug ftattfinben. IDo ift bas alles hingefom m en? D as £anbnolf t}at feine g e il unb feinen redeten S in n mehr jum Kränjem inben.

3n ber E rnte m uß ha r* gearbeitet werben. H a d d e r aber gab es Sd)nitterfud)en, unb bie ZHufifanten bliefen )um ZDeijen» unb ffaferfranje.

ZTEit bem leßten ^uber einer jeben ©etreibeart flang ein Ju b e ln unb Jauchten Dom ^etbe herein unb bas Dorf entlang, als wäre biefer Ernte»

wagen ein ffod^eitswagen. ffeute geht alles ruhig, ernft unb anftänbig ;u.

Der K am pf in ber Z latur bei B eginn bes IDiitters bot wieber A n la ß ju fymbolifdjem ZHummelfchanj. ID er benft ba nid)t an ben S c h i m m e l » r e i t e r unb an ben E r b f e n b ä r ? Die Z T E a r t i n s g a n s unb bas ZTta r t i n s horn (fd)lefifd) ZTtärtat)örnla) hüben fid) noch am längften erhalten. A llerbings jumeift n u r in ben Stabten. 3n ben fferbft unb in bie J e i t bes erften Schneefalles fielen auch bie K i r m f e n . Sie werben heute noch gefeiert. A ber w as ift eine heutige K irm eß im Dergleid) 511 einer frühem ? Zferr bes Rimm els, w as würbe früher in (Dberfchlefien bei einer K irm eß getollt unb getankt 1 Selbft ber © roßuater unb bie ©roß»

m utter mußten m it — ba ha lf alles nichts. Jrn e i — brei ©age lang famen bie £eute au s bem ©rubel nicht heraus, unb bie ganje IDod)e lßn=

burd) fteefte ihnen bie K irm es in ben ©liebem. (D, wie puritanifd) ift bas £anbnoIf geworbenl ZTTit ber harten ZDinterfälte fant ber K n e c ß t B u p p r e d) t a ls ZTifoIaus unb 50g als Dertreter ber ftrafenben ©ered)tig»

feit üon f)au s )u Ifaus, m it unfidßbarer ffanb Äpfel unb ZZüffe werfenb.

3n uerfd)iebenen ©egenben begann bann aud) bas allabenblid)e P e i t f d) e n » f I t a l i e n , an bem fid) Knaben, Burfcben unb ZTiättner beteiligten. Jeber freie p l a n unb Efügel im Dorfe, wo ein Zxad)t)all ober Ed)o 511 weefen war, würbe )um B aum e harmlofefter £uft. ZDar ber frohe Peitfd)enfna(l nad) bem Abenbfäuten uorüber, fing bas (£l)nfifhtö an, ben l) au fern feine Befudje 511 machen, © h r i f t f i n b e l f p i e l e würben aufgeführt. 11 nb bann ber h ^ tg e A benbl Sd)on am ZTlotgen uor bem hefffsen Abenb w ar Peitfcßenfnall 5U hören, nachmittags würbe er lebhafter, gegen Abenb fnallten Sd)üffe burd) ein ZDagenrab brein. D as Knallen unb Sd)ießen wäßrie fort, bis 311m Abenbläuten ber £) i r t e n u tn 5 u g burdjs Dorf ftatt»

fattb. A n blefem Hntjuge beteiligte fid) alles, w as n u r eine Peitfdje fdjwingen fonnte. ZTTufifanten sogen mit, bie B äuerinnen brachten ben pflid)tmäßigen Kudjen hrrausgetragen, unb bie flirten hatten wochenlang baran 311 effen. ID aren in ben w ö 1 f » ZX ä d) t e n " bie ©hriftfiubel»

fpiele uorüber, fo begannen bie Zlmgüge ber h a l l i g e n b r e i K ö n i g e

(21)

©b e tf d ß e f tfd je s ü o l f s t u m trt b er K i i e r a t u r . ^ 6 5

m it intern Stern. Unb allmählich geriet m an in bie ^afcßing — unb aus jebem p aufe ftrömte "Kaffee-, pflaum ettflößel- unb "Krapfenbuft. Alle Der- manbten, H ad)barn unb guten ^reunbe gingen ;u r ^afd)ing ßtieinanber.

Das p a h n f c ß l a g e t t an bett letzten brei ^afcßingtagen bilbete ben Abfcßluß.

D om B eginn bes Spätl)erbfles bis tief in bie ^afcßing tjineirt fdjnurrten an ben langen Abenben bie Spinnräbd)en unb Hangen bie Eieber ber 2T(äbd)en. grauen, © roßm ütter unb © roßväter erjätjlten Sagen unb

©efd)id)ten. Diefe Bodenftubett maren Pflegftätten ber Dolfspoefie. H u r roer in folcßer länblid)cn W elt groß geworben ift, fennt ben märd)en haften S auber ber Bodenftuben. <£r w irft burdjs gan;e Eebert in ber Seele fort.

HTit ber fogenannten langen H ad)t einer feftlicßen Abenbm ahpeit, an ber fid) aud) bie „fre ie r" ber Spinnerinnen beteiligten, hörten bie Spinn- ober

£id)teabenbe auf. Die Dorfßod^eiten mürben in ber alten S eit uiel feier­

licher als tjeut abgehalten. p eu t entbehren bie podjjeiten jeglidjer (Eigenart unb laufen jumeift nur aufs (Effen unb ©rinfen hinaus. t© s ift langmeilig geworben im oberfd)lefifd)en Dorfe, unb baßer ßört m an bas junge D olf fagen unb fragen: w as ßab’ id) beim ßier auf bem Eanbe'L.b

jD a s fcßlefifcße D olf bat einen tiefen p a n g ju r ZTifftif. D as Bätfel«

pafte, pßantaftifcße, Scßauerlicße locft es an. <£s will im m er roieber bas

©rufein lernen.1. Heben ben Spufgeftalten ber uralten Dolfsfagen befdjäftigt es ftd? feßr gern m it © e u f e l unb p ö l l e . Die pölle weiß es m it bantefdjen fä rb e n ju malen. <£s hat ftarfe Heroen unb empfinbet bei folcßen Sdjilberungen bie W olluft ber © raufam feit. Den leibhaftigen ©eufel, für bett es bie A usbrüde „ber Biefe" ober „ber © ottfeibeiuns" bat, läßt es fid) burd) feinen A ufflärungsapoftel rauben. (£s meint, ber liebe © ott fönne m it ber fcßlecßten UTenfd)heit allein nicßt fertig werben. D on S eit 311 S eit gab’s in ©berfcßleften im m er mieber uon ©eufelserfcßeinungen ju berichten. D o r einiger S eit erft mußte bie poli3ei in Heiffe ben ©aftßof

„ S u n t ©iger" unb bie angren;enben S traßen fperren, weil viele Zltenfcßen behaupteten: ber Eeibßafte fei bort abgeftiegen, unb weil fid) baraufßin große BTenfchenmaffen jufammenrotteten. Uur3 vorher m ar ber ©eufel in

©berfcßlefien einem P fa rre r begegnet, ber 5U einem K ranfen ging. Die A u f­

regung, bie fid) b am als vieler © emüter bcmäd)tigte, wirb nod) in lebhafter (Erinnerung fein. B alb )eigt fid) ber ©eufel ben 2TEenfd)en als bodbetniges Ungetüm m it Uuhfd)watt3 unb pferbefuß, balb aud) als feiner W eltm ann, ber einen langen ZTtantel trägt unb barunter ben pferbefuß fcßlau verbirgt.

A ud) ber W eberhanfei hat viel von pölle unb ©eufel e^ählen hören.

Seine glüßenbe P hantafie m alt ftd) bie Q ualen ber ewigen D erbam m nis in ben fd)redlid)ften fä rb e n aus. A u s Angft, baß er einft ttad) feinem

©obe ins höllifdje ^euer fomtnen werbe, bereiten ißm alle Sünben, beren

(22)

Z V i ( t ] e [ ttt "Kam m e r ,

et ftcfj fd)ulbig füfjlt, bie gräßlid)fte ©eroiffensnot. (Er etnft au s bem

© arten eines B auern einen K arnidel, nad) bem er fdjott längft ein Reifes Begehren empfunben batte. B is ber V a te t bas erfuhr, würbe er febr 50tnig unb befahl bem ju n g e n , bas geftoßlene E ier ^urüd^utragen unb ben B auer um B etreibung 311 bitten. Die fromme ZUutter £?atte in foldjen gälten ein weites ©eroiffen. B rgerlid) rief fie:

„ . . . ffetrjeferfd), ZTian —

l ü a s giefyt Bid) bennt ber p a u e r a ß n ? J u , roärfd) a Kalbet, roärfd) a § \d z ll W a s m ad)t ’m p a u e r a K a rn id e l? "

^iebler uerßarrt jebod) auf feinem ftrengen Befehle. „3t)S ’s 0 gering

— boas (Eier bleibt a geftut)lben Bing, unb Steßlben it)s ’ne grüße Sünbe."

Bern eigenen Kinbe bürfe m an feinen Biebftat)! Betreiben. Efanfel muß ben fdjroeren B ittg an g ;um B auern tun. (Er gebt roie auf tcabeln. Aber bie fdjlimmfte Strafe erleibet er burd) bas eigene ©eroiffen. W enn in ber Sd)ute nom Isafen bie Bebe ift, erbebt bie Seele bes K naben in ber ^urd)t, baß ber £et)rer nun balb uom Karnicfel fprecßen roerbe.

„ B m ag be B i Iber nid) beguden, W u bjafen unb K arnidel l)uden —

Unb roenn fd)unt Ees boas W u rt ausfprid)t:

Bo roirb a roie a 3nfeltlid)t."

B u f bas rarte © em üt biefes fonberbaren Knaben, ben bie eigene ZTTutter fopffd)üttelnb einen „gan; uerbreßten W ed)felbaIg/; nannte, roäl;te bas Sd)idfaI eine rerm almenb fcßroere Sd)uib. Zcur rroei Perfonen finb im Botfe, bie bem panfel ein ftetes Woblroollen bezeigen: ber P farrer unb ber Sd)uIIebrer. Bem P fa rre r m uß er a ls ZTTiniftrant am B ltare bienen; bem alten £ef)rer läutet er au s ©efätligfeit bie Bbenbglode, ba bie Sdjitlm agb aus ©efpenfterfurd)t nidjt gern allein in bie Kird)e gebt. Ber junge Sobn bes Sdju^en, ein nidßsnußiges Kerldjen, ift aus irgenb einer Urfad?e ber Sd?ulmagb fpinnegram unb roill ibr einen Poffett fpielen. B is er eines B benbs m it bem W eberbans nom B benbläuten ans Kird)ßof=

türdien Bommt, m ad)t er einen teufHfdjen Dorfd)lag, D on ber Sdjule aus fübrt ber nädjfte Weg nad) bem Kird)bof über einen ©raben. Ber Sd)ul3enjunge roar auf ben E in fall geraten, gemeinfam m it ben Weber«

banfel ben fteinernen ©rabenfteg an eine anbere Stelle ;u rüden, bamit bie Sdjulm agb, roenn fie bie ZUorgenglode läuten ging, baneben treten unb in ben © raben fallen folie, ifa n s roill nid)t mitmacßen, aber ber ©efäbrte

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EDenn man bebeuft, baß bie foeben ausführlicher gefc^ilberien ober nur aufge3ählten S a u te n , bie allein in ben lebten 3 ahren in Heubecf entftanben finb,

bung ber Sterbefafram ente fogar auf ben genannten Sonntag ober einen noch früheren Term in anfetjen, alfo bie g a fjl ber ficE? miberfprechenben Datierungen um

©ualrn, nidjt Sdjm u^ unb S ta u b , nid}t £ärm unb IDofjnungsmifere, nid/t H atu ra rm u t unb C eu eru n g, nidjt ungünftige wirtfd?aftlid?e unb gefunbfyeitlicfye,'

Die ITIonatsfdjrift „(Dberfcfjlefien&#34; erfdjeint im Anfänge eines jeben OTonats. ftbonnenientspreis uierteljät)rlidj Ularf 3 ,—... (Soetbe itt

Z u bebauern ift, baß Derfaffer biefen anerfennensw erten A usführungen, eine Abf?anblung über bie © rtsnam en ber Umgegenb von B euthen hat folgen laffeuy bie

feit tnaren ZTTomente, roeldje ju r Aufnahm e in öie Heif)eu öer seniores berechtigten. S ie perftanöen es aud), öie ganje ftäötifdje Perroaltung, fogar öie

Sie begruben einen Setbftmöröer. Daßer trugen bie euer C räger Öen Sarg nidjt auf ben Sdjultern, fonbern fo, baß er ßödjftens eine Spanne über bem Cröboöeit

Zeitschrift zur Pflege der Kenntnis und Vertretung der Interessen Oberscblesiens. Dcrausgegeben von